I want to heal you! von Silverdarshan (Seto/Joey) ================================================================================ Kapitel 13: Confusion at home! - Oder: Kein Herz für Faulpelze -------------------------------------------------------------- Wieder einmal ein ganz liebes Hallo alle miteinander und nachträglich Frohe Weihnachten! Ich hoffe, ihr habt es einigermaßen gut überstanden?! Hm... Frohes Neues wünsche ich euch auch, ich befürchte, dass mein Kapitel nicht mehr vor Neujahr freigeschalten wird ^^; Aber bald habt ihrs ja geschafft. Ja, meine Fanfic neigt sich langsam aber sich dem Ende zu *wehmütig guck* Aber keine Panik, 2 Kapitel werden noch folgen, evntl. noch ein Extra-Kapitel... Und nun zu meiner Frage: Extra-Kapitel ja oder nein? Es liegt an euch! Ich werde nicht verraten, worum es geht (ein bisschen Überraschung soll ja noch vorhanden sein) aber es lohnt sich (denk ich mal xDDDD) gut, gut, genug geredet. Ihr habt mal wieder viel zu lange auf ein neues Kapitel warten müssen. Viel Spaß mit Kapitel 13! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 13.Kapitel: Confusion at home! -Oder: Kein Herz für Faulpelze Schrill nach Aufmerksamkeit schreiend, klingelte jenes Telefon penetrant weiter, nicht gewillt aufzuhören, ehe jemand das verlangte Gespräch annahm. Jenes Geräusch zerriss, ähnlich eines Gewehrschusses, die so friedlich wirkende Idylle in Setos Schlafzimmer auf einen Schlag. Aufgeschreckt ruckte Joey, erschüttert über sein eigenes anhängliches Verhalten nach oben und distanzierte sich mit hochroten Wangen sogleich einige Zentimeter von seinem Gegenüber. Was hatte er sich dabei gedacht? >Ich schmeiß mich einfach mal Kaiba in die Arme? Bin ich noch zu retten?< Nicht minder überrascht, wurde auch Seto sich seiner momentanen Situation schlagartig bewusst. Joey hatte sich wirklich an ihn gedrückt! Vor allem jedoch: Er hatte es erwidert!!! Gerne sogar, wie er sich unbewusst eingestand. Diese warme Umarmung… Es war wie bei seinem Bruder… und doch so verschieden. Seto konnte sich dieses Gefühl, welches er mit dem Blondschopf verband nicht erklären, doch dessen war er sich sicher: Es war definitiv nicht unangenehm! Doch noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, vernahm er wieder das drängende Klingeln des Telefons. Seufzend erhob er sich, warf Joey noch einen kurzen, nicht identifizierbaren Blick zu und machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. >Wer kann das sein? Die Polizei? Der Amtsarzt?< Doch um genau dies herauszufinden, betrat der brünette Jungunternehmer nun sein “Zweites Zuhause“, wie Mokuba es immer nannte und nahm den Hörer ab. ~~~~~ Zurück blieb Joey Wheeler, derzeit völlig mit sich und seinen Gefühlen, die Wellen in ihm schlugen, überfordert. So schnell er sich eben Kaiba noch um den Hals geworfen hatte, so schnell war auch jener eben aus dem Raum gerauscht. Amseln zwitscherten eifrig um die Wette, Äste bogen sich geschmeidig im sanften Morgenwind und mitten drin saß er. Verdutzt, geschockt und unfähig sich zu rühren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er an die Wand, doch eigentlich nahm er sie gar nicht wahr. Seine Gedanken kreisten ausschließlich um einem gewissen Jungunternehmer. Einem ziemlich muskulösen Jungunternehmer … Sein markanter männlicher Duft lag Joey noch immer in der Nase und die starken Arme, die ihn umschlossen hatten, hatten kribbelnde Stellen auf seiner Haut hinterlassen. Wie aus einer Trance erwacht schlug der Blonde entsetzt die Hände vor den Mund. Er hatte in SETO KAIBAS ARMEN gelegen!!! Ein Zittern ergriff von ihm besitz, ohne dass er es hätte verhindern können. Nicht aus Angst… oder? Was war das für ein Gefühl? Eine unglaubliche Last schien in seinem Magen zu rebellieren und sein Herz schlug wie verrückt gegen seinen Brustkorb, als wolle es einen Marathon gewinnen. Auch die verräterische Röte, die noch immer seine Wangen überzog, sprach Bände. Er hatte es genossen. So lange hatte er sich danach gesehnt, doch nie hätte er sich träumen lassen, diese Zärtlichkeiten bei Kaiba zu finden. Aber eine viel wichtigere Frage war: Wollte er es überhaupt? Sicher, es war ein schönes Gefühl, aber konnte er alles einfach so vergessen? Die Vergewaltigung… die Schläge seines Vaters… seine Streitereien mit Kaiba… der Tod seiner Schwester und seiner Mutter? War es ihm wirklich möglich dies alles zu verdrängen, um sich wieder dem Leben da draußen anzuschließen? Sehnsüchtig warf er einen Blick durch das Fenster, aus dem ihn der Tag, die Sonne und alles was dazugehörte, strahlend zu begrüßen schien. Aber die Narben auf seinem Körper sprachen eine andere Sprache. Jeden Tag, jede Minute und Sekunde erinnerten sie ihn an alles, was man ihm angetan hatte. Es hatte keinen Sinn es zu verleugnen, dass sah Joey nun endgültig ein. Er war ein Wrack! Nichts von seinem alten Ich war mehr übrig… und es würde nie wieder zurückkehren. Aber würde das nicht auch heißen, dass er nun, dank Kaiba, die Möglichkeit hatte neu anzufangen? Sein Vater war in Haft und hier, in Setos Villa, war er sicher. Sein neues Zuhause… Doch was, wenn Seto einfach nur Mitleid hatte? Verständlich wäre es ja… Wer würde bei seinem Anblick nicht Mitleid empfinden? War er am Ende nur eine Last für Seto? Behielt er ihn nur hier, weil er sich für Joey verantwortlich fühlte? So gänzlich… ohne… Zuneigung für ihn? Warum es ihm so wichtig, dass Kaiba ihn mochte? Mochte er ihn denn überhaupt? Doch darüber musste unser Blondschopf nicht lange nachdenken. Ja, er mochte Seto! Er liebte auch die kleinen (nun ja, wohl eher großen) Streitereien zwischen ihnen, sie gehörten einfach dazu! Auf irgendeine weise war es Amüsant zu sehen, dass er, Joey Wheeler, es bis dato immer geschafft hatte den allmächtigen Kaiba auf die Palme zu bringen. Nun jedoch schlichen sich langsam aber sicher weit mehr Empfindungen dazu, ohne dass er es hätte beeinflussen können. Empfindungen, die größer waren als bloße Freundschaft… Und sie machten Joey angst… große Angst! Wie auf einen unwillkommenen Befehl hin, öffnete sich just in diesem Moment wieder die hölzerne Tür des Schlafzimmers und ein wütend dreinblickender Seto stand im Türrahmen. Verschüchtert sah Joey zu ihm auf, doch traute er sich nicht, etwas zu sagen. Was war nur geschehen, dass Seto so wütend war? ~~~~~ „Seto Kaiba, hier. Was gibt es?“ Stille... „Hallo?“ Nichts. Gäääähnende… Stille. Wütend knallte er den Hörer auf die Gabel. Was sollte dieser Scheiß? Nur wegen diesem unwichtigen, veräppelnden Anruf musste er- … Einen. Moment. Hier lief gerade was ganz und gar schief! Langsam lies Seto sich in seinen Sessel sinken und rieb sich müde die Schläfen. Das hatte er eben nicht wirklich gedacht?! Und doch war es so. Er hatte sich doch glatt darüber aufgeregt, sich umsonst von Joey gelöst haben zu müssen! Gleichzeitig erinnerte er sich an das Versprechen, dass er sich in der Nacht in der der kleine Blondschopf fiebrig in seinem Bett gelegen, gegeben hatte: //Ich lass dich nie wieder gehen, hörst du?// Was hatte er sich dabei bloß gedacht? Das Fieber, das von Joey besitz ergriffen hatte, war in dieser Zeit wohl auch auf ihn übergesprungen… Und dennoch. Diesen Teil hatte er bereits wahr gemacht. Joey blieb hier. Einhergehend mit seinem inneren Versprechen ihn zu beschützen hatte er ihn bei sich aufgenommen. Er war nun… ein Bestandteil der Familie. Konnte er soweit gehen und dies behaupten? Mit seinem nachdenklichen Blick schien er regelrecht den Stift, welcher auf seinem Arbeitstisch lag zu erdolchen. Gehörte Joey zur Familie? Hieß das nicht auch unweigerlich, dass Seto mehr für den Blonden in seinem Zimmer empfand, als er sich einzugestehen bereit war? Ein heißer Kloß in seinem Bauch, der sich rasend schnell ausbreitete und bis in die winzigsten Winkel seines Körpers vordrang, verwirrte ihn nun umso mehr. Die kurze und doch herzliche Umarmung, die Joey ihm eben im Affekt geschenkt hatte, hatte den sonst so berechnenden Kaiba ganz schön aus der Bahn geworfen. Frustrierend lies er seinen plötzlich viel zu schweren Kopf auf die kühle Tischplatte sinken. Dieses Gefühlschaos brachte ihn noch um den Verstand! Und das binnen weniger Tage! Seit wann genoss er so engen Körperkontakt? Er war nie ein Mensch gewesen, der (ausgenommen seinen kleinen Bruder natürlich) sich groß um soziale Bindungen geschert hatte. Und dann auch noch Wheeler! Wüsste Seto es nicht besser, würde er glauben auf dem besten Weg zu sein, sich zu verlieben! Ein leises Gelächter erfüllte daraufhin den Raum. >Verliebt? In soll mich in Wheeler verliebt haben? …< … „VERDAMMT!!“, fluchte er erbost, es hatte doch alles keinen Zweck! „Was mach ich denn jetzt? Ich kann ja schlecht zu ihm gehen und sagen: //Hallo Wheeler! Ich hab dich mein Leben lang gehasst aber jetzt hab ich mich plötzlich in dich verliebt?!// Wie absurd! Warum lasse ich nicht gleich einen Brief der Presse drucken, mit der Schlagzeile //SETO KAIBA-MÄCHTIGSTER FIRMENCHEF JAPANS VON EINEM TAG AUF DEN ANDEREN SCHWUL!//“ >Wie konnte es nur so weit kommen?<, schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf. Gut, dass er Wheeler von Anfang an gehasst hatte war übertrieben. Er hielt ihn für eine Nervensäge. Nicht ganz unberechtigt, wie sich im Nachhinein ja immer wieder herausstellte. Und dennoch. Zwischen Freundschaft und Liebe stand doch ein himmelweiter Unterschied! Zumal Seto bis vor wenigen Tagen weder das eine, noch das andere für Wheeler übrig hatte! Lag es letzten Endes daran, dass Kaiba in den letzten Tagen einen erschütternden Einblick in Joeys wahres Wesen werfen konnte? Dieses ganze überhebliche Theater von Joey, als auch von ihm war schließlich nicht echt. Schien der zweite Mensch, der in dem zerstörten Panzer des Jungen hauste, ihn so aus der Fassung zu bringen? Es schien keinen Zweifel zu geben. Sämtliche Wege führen nach Rom. Und Joey saß mitten im Zentrum der Stadt! „Wo hab ich mich da bloß wieder reingeritten?“, murmelte er erschöpft und verärgert zugleich. Und dass alles nur wegen diesem nichtsnutzigen Anruf! Nur deswegen saß er hier und zerbrach sich den Kopf über solch einen Blödsinn! Knurrend erhob er sich, seine Schritte führten ihn wieder dahin zurück, wo das Bindeglied seiner unterdrückten Begierde sicher fröhlich und unbekümmert in seinem, ja seinem Bett lag… saß, was auch immer! ~~~~~ Etwas härter als zunächst beabsichtigt schloss Kaiba die Türe hinter sich und erblickte sogleich zwei braune Augen, die ihn verwirrt und unsicher musterten. Sah man ihm so deutlich schon seine Launen an? „Ist… ist was nicht in Ordnung?“, fragte Joey zögerlich und erhielt prompt einen genervten Blick. „Nein, alles in Ordnung.“ Skeptisch verfolgte der kleine Blondschopf die schwerfälligen Schritte, die Kaiba auf seinen Sessel zumachte, ehe er sich scheinbar völlig erschöpft in jenen fallen lies. „Wer hat denn angerufen?“ Entsetzt schlug Joey die Hand vor den Mund, doch noch bevor er sich aufhalten konnte, hatten seine Gedanken schon seine ehemals große Klappe verlassen. >Es gehört sich nicht, so etwas zu fragen!<, schallt er sich selbst. Ja, auch wenn man es kaum glauben mag, auch Joey Wheeler kannte Etikette. Ob er sie allerdings einsetzte war eine andere Sache… Aber bekannterweise stand sein Mundwerk seinem formellen Verhalten in nichts nach. So auch jetzt gewann der vorlaute Charakter kurze Zeit die Oberhand und stellte, die in Joeys Augen, so unpassende Frage. Wie würde Kaiba darauf reagieren? Nun, der einfachste Weg hieß beobachten und abwarten. Genau das tat der Blonde nun, wenn auch mit einem flauen Gefühl im Magen. Zugegeben, der junge Firmenchef war von dieser dreisten Frage mehr als überrascht und zog, für einen Moment aus seinen Gedanken gerissen, die Brauen gen Decke. Die vorlaute Klappe Wheelers war also schneller wieder zum leben erwacht, als er angenommen hatte. Doch er schien ihn zu überschätzen. Etwas amüsiert nahm er zur Kenntnis, wie Joey beinahe ängstlich zu ihm rüber schielte und seine Reaktion abzuwarten schien. Na ja, der Tag war eh im Eimer, da machte ein bisschen Freundlichkeit auch nichts mehr aus. „Niemand.“, war seine knappe und ehrliche Antwort. Joey hingegen hatte einen undurchdringlichen und nachdenklichen Blick angenommen. Regelrechte Denkfalten erschienen auf seinem Gesicht. Mit ein bisschen Fantasie konnte Kaiba regelrecht die kleinen Zahnrädchen in seinem Kopf arbeiten sehen. >Will der mich für blöd verkaufen?< Enttäuscht und eine Spur beleidigt schob Joey leicht seine Unterlippe etwas vor, ehe er leise fragte: „Was soll das heißen? Wenn niemand angerufen hat, warum hat dann das Telefon geklingelt?“ Mit allem hatte Kaiba scheinbar gerechnet, jedoch nicht mit dieser (sehr intelligenten) Frage. Ein sichtliches Grinsen machte sich in Setos Gesichtszügen breit. So… selten dämlich konnte auch nur sein Wheeler sein! Von wegen Naivität macht niedlich! Nein, niedlich war so eine eingeschränkte Denkensweise nicht mehr! Nicht, wenn man Seto Kaiba hieß! Um das Spielchen allerdings noch etwas anzutreiben, setzte er sein typisch arrogantes Wesen ein. „Tja, warum könnte es niemand gewesen sein?“ Ein herausforderndes Blitzen in den braunen Iriden des Blonden zeigten Seto, dass er Joey wieder einmal an der Leine hatte. >Jetzt reichts! Zumindest kann es nichts schlimmes sein, wenn Kaiba hier schon so eine Show abzieht. Dieser… dieser…< Doch ehe er zu Ende denken konnte, hatte sein Mundwerk mal wieder die Führung übernommen: „Du Blödmann! Willst du mich veräppeln? Wenn du mir nicht sagen willst wer dran war, dann lass es einfach! Meinst du ich hab nichts Besseres zu tun, als mich von dir wieder reinlegen zu lassen? So blöd bin ich nicht!“ Empört und um seine Meinung deutlich zu machen verschränkte der kleine Blondschopf seine Arme vor der Brust und blies seine Backen entrüstet auf. Wenn nun einer denken sollte, dass dieses Bild von Joey auf jemanden einen gefährlichen Eindruck machte… lassen wir das lieber. Kaiba zumindest hatte erhebliche Schwierigkeiten seine ernste Miene zu wahren, um sein nächstes Vorhaben möglichst ernst in die Tat umzusetzen. Geschmeidig erhob er sich von seinem Platz und schlenderte leichtfüßig Richtung Bett, behielt Joey jedoch mit seinen saphirblauen Augen scharf im Auge und schüchterte den Jungen so sichtlich ein. Joey wurde merklich unbehaglich, rutschte stückchenweise zurück, und harrte nun mehr oder weniger gefasst auf den Wutausbruch, der unweigerlich kommen würde. >Das war ja wieder einmal typisch. Nie kann ich die Klappe halten!< Setos Knie berührten bereits die Kante des Bettes, als er sich langsam zu Joey hinunterlehnte und seine Arme jeweils links und rechts von seinem Schützling abstützte. Zu Joeys entsetzen beließ er es jedoch noch nicht dabei, sondern lehnte sich derart weit nach vorne, das nur noch wenige Zentimeter die Nasenspitzen der beiden trennte. Der warme Atem des Brünetten schlug ihm sanft ins Gesicht und jagte einen Schauer nach dem anderen durch Joeys Körper. Gemischte Gefühle durchströmten jede Faser und lösten eine Gänsehaut aus. Angst… Neugierde… und ein Hauch Erwartung erfüllten ihn. Und diese tiefgründigen Seen, aus denen rein gar nichts zu lesen war… „So? Was hast du denn noch so wichtiges vor, hm? Flusen auf der Bettdecke zählen? Und warum so unhöflich? Ich habe dir doch gesagt, was du hören wolltest!“ „Wa…? Glaubst du ich bin bescheuert? Das Telefon klingelt und du erzählst hier, das nichts war?“ >Das darf ja wohl nicht wahr sein! Was bildet dieser Schnösel sich ein?<, dachte Joey, dessen altes Feuer für kurze Zeit wieder voll entfacht war. „Wer sagt denn, dass nichts war?“, erwiderte Kaiba trocken. „Hä?“ Spätestens jetzt wurde klar, dass ein Wheeler nicht für etwaige Denkspielchen geeignet war. Das stellte auch Seto gerade fest, der ein Glucksen nicht länger zurückhalten konnte. Joey hatte derart viele Fragezeichen im Gesicht stehen, man hätte beinahe schon Mitleid haben können. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht (eben typisch Kaiba) löste er das Schauspiel auf. „Ach Wheeler! Das Telefon hat zwar geklingelt, allerdings war niemand dran. Welcher Idiot mich auch immer angerufen hat, er hat aufgelegt. Hast du das jetzt verstanden oder soll ich es dir noch einmal erklären?“ Erdboden tu dich auf! So oder so ähnlich waren in jedem Moment sicher Joeys Gedanken. Knallrot im Gesicht wandte er den Blick ab und beschäftigte sich eindringlich mit dem eintönigen Muster der Satinbettwäsche. Wieder einmal war es Kaiba gelungen Joey kräftig ins Fettnäpfchen treten zu lassen! >Verdammt! Kaiba ich hasse dich! Womit habe ich das verdient?< Der Brünette unterdessen amüsierte sich mal wieder prächtig auf Kosten seines Gastes. Er konnte es einfach nicht lassen. Der Blonde bot eben ein zu gutes Ziel. „Du bist fies!“, moserte Joey kleinlaut und zwirbelte immer noch peinlich berührt die Decke zwischen seinen Fingern. „Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Das ist Intellekt und der ist angeboren und Mokuba ist auch nicht besser. Entweder lernst du von uns, oder du gehst in diesem Haushalt unter.“ „Sehr lustig! Hör auf zu lachen du blöder Schnösel!“ Wie auf einen Befehl hin verstummte Angesprochener augenblicklich und sank auf die Bettkante nieder. Völlig verdutzt starrte der Blondschopf auf sein Werk. Seit wann hörte der abgebrühte Firmenchef auf seinen Erzfeind? Und dieser Ausdruck… so… Todernst. Gut, das war er ja gewohnt, aber diese Folgsamkeit? Da war doch was faul! „Kaiba?“, versuchte Joey es zaghaft, erhielt außer eines standhaften Blickes jedoch keine Reaktion. „Du machst mir Angst…“ „Na da bin ich ja beruhigt.“ „Haha! Sehr witzig.“ „Nein, das ist eine Tatsache. Also?“ „Also was?“ „Was hast du Besseres zu tun, hm?“ „… na ja…“ „Du hast also nichts zu tun?“ Worauf lief denn das nun wieder heraus? Dieser Kaiba war undurchsichtig wie ein Buch mit sieben Siegeln! Und mindestens genauso gefährlich! „…ähm… nicht direkt. W… wieso?“ Doch ohne jegliche Auskunft erhob sich Seto so schnell von seinem Platz, dass Joey vor Schreck kurz zusammenfuhr. Eilig verließ er abermals den Raum (das schien bei ihm noch zur Gewohnheit zu werden) und ließ seinen Gast allein. >Was.geht.hier.vor?< DAS war auf keinen Fall Kaiba! So… so dreist und… seltsam… das konnte doch nicht Kaiba sein! Und wo war der Kerl überhaupt schon wieder hin? Doch bevor sich Joey weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, stand dieser “Kerl“ auch schon wieder im Türrahmen. An seiner Seite eine Tasche baumelnd. >Moment mal…< „Hey! Das ist doch meine!“, entfuhr es Joey empört. „Das weiß ich Wheeler.“ „Und was wird das Ganze, wenns fertig ist?“ „Hier.“, antwortete Seto kurz angebunden und warf die Tasche auf das Bett. „Was soll ich denn damit?“ „Geht das schon wieder los?“ Oha. Hier schien nun wirklich jemand genervt. Fragend starrte Joey auf seine Schulutensilien. Er wollte ihn doch nicht wieder auf die Straße setzen oder? Aber warum sonst, sollte er ihm seine Tasche zurückgeben? Der beinahe feindselige Ton sagte es doch schon oder? Verletzt sah der Blonde auf, versuchte die aufkommenden Tränen zu verbergen und schlug langsam die Decke zurück. In seinem Zustand hatten unkontrollierte Stimmungsschwankungen eingesetzt. Die Füße über der Kante baumelnd wollte er sich gerade auf die Beine kämpfen, als zwei warme Hände ihn bestimmt wieder auf die Matratze drückten. Verwirrte Augen begegneten… ebenso verwirrten. „Was soll das?“, fragte Seto und versuchte eindringlich etwas in Joey zu lesen. „Aber… die Tasche… ich… ich dachte ich sollte gehen…“ „Gehen? Joey, du kannst kaum stehen! Denkst du ich setz dich so vor die Tür?“ „Aber die Tasche…“ „Du sollst deine Hausaufgaben machen!“ „Was?“ Aus einem Reflex heraus schlug der Brünette die flache Hand gegen seine Stirn. Dieser Junge würde ihm noch einige Nerven kosten… „Herrgott Joey! Du bist nicht mal eine Woche auf der neuen Schule! Du kannst es dir nicht erlauben Stoff zu verpassen. In deiner Tasche ist doch alles was du brauchst. Ich sage dir, was du verpasst hast und kannst es nachholen!“ „Oh… Tut mir leid. Ich bin irgendwie ganz durcheinander…“ „Schon gut. Schieben wir es darauf, dass du noch ziemlich angeschlagen bist. Können wir anfangen oder hast du doch noch etwas vor?“ Ein kleines Lächeln erschien auf Joeys Lippen. Es bestand also kein Grund für Zweifel. Seto wollte ihm helfen. Er vertraute ihm! Er wollte ihm vertrauen! „Nein, für heute noch nicht denke ich.“ „Sehr gut.“ Zaghaft rutschte der Blondschopf etwas zur Seite und schuf so einen Platz für seinen vorübergehenden Lehrer. Seto ließ sich nicht lange bitten und ließ sich mit einem kribbelnden Gefühl im Bauch (welches er gekonnt ignorierte) neben seinem “Schüler“ nieder, achtete jedoch darauf, ihm nicht allzu nahe zu treten. Auch wenn der Moment friedlich war, wollte er kein Risiko eingehen, seinen Schützling in irgendeiner weise zu bedrängen. Auch wenn er selbst ihn lieber… ja, auch wenn er selbst ihn lieber dicht an sich haben wollte. Je mehr er in seiner Nähe war, desto deutlicher traten seine Gefühle zu tage. Aber die eben gezeigte Reaktion bewiesen deutlich, dass Joey noch lange nicht soweit war, wie Kaiba es sich vielleicht erhofft hatte. So saßen beide eine Zeit lang einfach nur da, registrierten den anderen neben sich, mieden jedoch direkten Augenkontakt und versanken in ihren Gedanken über den jeweils anderen. Der eine mehr zielsicher orientiert, der andere… ziemlich verwirrt und aufgewühlt. Kaiba räusperte sich schließlich und griff nach der ledernen Schultasche. Mit einem leisen Klicken öffnete er geschickt die Schnalle und hielt kurz inne. „Irgendwelche Vorlieben?“, fragte er keck und grinste Joey verschmitzt von der Seite an. Mit hochroten Ohren schüttelte Angesprochener den Kopf und fixierte scheinbar voller Interesse seine Tasche und deren Inhalt. „Wie du meinst. Was nehmen wir denn… allzu viele Fächer sind es nicht, du hast schließlich nur knapp zwei Tage verpasst…“ >Ehe dein elender Vater dich vergewaltigt hat<, setzte er noch in Gedanken kochend hinzu. „…was haben wir denn alles… ah ja! Mathe. Verstehst du den Stoff einigermaßen?“ „Kommt drauf an. Ableitungen versteh ich noch, aber Wendepunkte und Extrema kapier ich nicht so ganz.“ Eigentlich erwartete Joey den typischen „Dummer Köter“ Spruch. Er blieb jedoch aus. Stattdessen schlug Kaiba das Buch auf, zog einen Block und einen Stift heran und gab es Joey in die verdutzten Hände. „Also gut, pass auf. Wendepunkte und Extrema sind im Prinzip ganz einfach, wenn du erst einmal die Ableitungen beherrschst. Du musst nur eine einfache Formel dazu wissen und sie etwas abändern. Darf ich?“ Ohne murren oder sonstige Kommentare übergab der Blonde ihm den Stift und sah gespannt zu, wie sein “Erzfeind“ eine Musteraufgabe aufschrieb. >Ich kanns kaum glauben. Ich sitze hier in Kaibas Bett und lasse mir von ihm Mathe erklären!< Völlig in die Aufgabe vertieft bemerkte der Brünette das braune Augenpaar nicht, dass ihn sorgsam beobachtete. >Er ist wirklich ganz anders, kennt man ihn mal besser. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass er mir mal helfen würde… ausgerechnet Kaiba! Niemand hat sich um mich gekümmert und jetzt kommst du! Ausgerechnet du!< „Kaiba?“ „Hm?“, fragte er ohne aufzusehen. „Und du willst das wirklich?“ „Was denn?“ „… Mir helfen?“ Doch als Joeys Gegenstück aufblickte und ihm die pure Ehrlichkeit entgegensah, erübrigten sich alle Worte. Nun wissend nickte er langsam. Ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen verband sich mit einem Lächeln, das so strahlend, schon vor langer Zeit verloren geglaubt war… …Und raubte Seto glatt die Sprache. Nur noch wenige Augenblicke und er wäre in diesen rehbraunen Augen versunken. Räuspernd riss er sich von jenem Anblick los und widmete sich wieder seinen Aufgaben. „Gut. Wo… wo waren wir?“ „Extrema.“, gab der Blonde konzentriert zurück und beugte sich voll entflammten Tatendranges über die Herausforderung seines Lebens: Der gefürchteten Kurvendiskussion. „Nun, um Extrema zu berechnen benötigst du zuerst die ersten beiden Ableitungen der Originalgleichung. Rechne sie mal aus.“ Seto drückte ihm den Stift in die Hand und sah zufrieden zu, wie der Blondschopf ohne große Probleme die Ableitungen aufstellte. Verstohlen registrierte er jede noch so kleine Bewegung seiner Mundwinkel. Beinahe verzückt entdeckte er, wie Joey immer wieder nachdenklich auf seine zarte Unterlippe biss und schließlich den Stift beiseite legte. „Hier. Ich denke so stimmt es.“ Kurz überflog Sensei Kaiba die Zeilen und war nicht überrascht, dass diese richtig waren. Joey war eben nur faul gewesen und nicht dumm (auch wenn es immer wieder den Anschein machte). Anerkennend nickte der Jungunternehmer und fuhr fort. „So. Jetzt nimmst du die erste Ableitung und setzt diese gleich Null. Dann hast du das notwendige Kriterium. Du musst allerdings aufpassen, es können Polynomdivisionen und Substitutionen enthalten sein. Hast du die x-Werte berechnet, setzt du diese in das hinreichende Kriterium ein. Die Formel dafür lautet: Die zweite Ableitung muss ungleich Null sein. Soweit verstanden?“ „Ich denke schon.“ Doch verlassen wir hier an dieser Stelle die beiden, denn so spannend Kurvendiskussionen auch sein mögen, Kaiba brauchte am Ende doch noch starke Nerven und viel Geduld, um Joey ein weiters Mysterium der Mathematik nahe zu bringen. Ein paar Stunden später lagen beide völlig erschöpft in dem ausreichend Platz bietenden Bett und lauschten der angenehmen Stille. Einer Stille, die ausnahmsweise nicht unangenehm sondern erwünscht war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das wars mal wieder. Seto und Joey knabbern ganz schön an ihren Gefühlen, doch was wird noch alles ihre zerbrechliche Freundschaft in Frage stellen? Ich hoffe es hat gefallen und denkt bitte an meine Frage, ja? eure Hieads_Angel P.S.: So viel zum Telefonanruf, was? xDDDDDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)