Sugarcube von RedSky ================================================================================ Kapitel 20: After two bottles of wine... ---------------------------------------- hide zog eine Augenbraue in die Höhe, als die Tür vor seiner Nase sich öffnete und ihn ein Taiji mit violettverfärbtem Auge begrüßte. "In welche Schlägerei bist denn diesmal reingeraten?" Der langhaarige Gitarrist trat in den Wohnungsflur Taiji´s hinein. Taiji schloß die Tür wieder, nachdem sein Freund die Wohnung betreten hatte. "Mmmh....nix Großes..." Er winkte ab und begab sich in sein Wohnzimmer. hide folgte ihm und erst jetzt fiel ihm auf, dass Taiji seinen linken Arm angewinkelt an den Körper hielt. "Hey...." Er tippte ihm sachte auf die Schulter. "Hat dein Arm was abbekommen?" Taiji blickte ihn kurz an, bevor er sich dann doch zum Kopfschütteln entschied. "Is´ nicht schlimm", versicherte er in seiner typischen Art. Taiji gab eigendlich nie von sich aus zu, wenn er Schmerzen hatte. Ob sie nun körperlicher oder seelischer Natur waren. Und hide wusste, dass Taiji sowieso einen zu großen Sturkopf hatte, als dass Dieser jemandem seine Probleme auf dem Silbertablett presentieren würde. Somit war das Thema auch schon automatisch beendet. hide ließ sich auf das gemütliche Sofa im Wohnzimmer plumpsen und sah den Bassisten an. "Ich wollt´ kucken was mit dir los ist. Du warst heute nicht bei den Proben und aus Yoshiki war kein Wort rauszukriegen, warum du nicht da bist." Er machte eine kurze Pause, bis Taiji sich neben ihn auf´s Sofa gepflanzt hatte. "Zwischen euch ist doch irgendwas vorgefallen..." Der Lockige wendete seinen Blick von hide ab. Zwischen ihm und Yoshiki war schon unzählige Male 'was vorgefallen', hatte es schon dauernd heftigere Meinungsverschiedenheiten gegeben. Aber wegen soetwas besuchte hide ihn seltend innerhalb eines Tages. Ausser er hatte ihn darum gebeten. Warum musste der Gitarrist auch nur so ein verdammt feines Näschen haben? Oder war der Krach zwischen ihm und Yoshiki doch schon so offensichtlich...? "Wir hatten nur mal wieder ´ne kleine Meinungsverschiedenheit, nix besonderes", versuchte er hide verbal abzuwimmeln. Doch kannten sich der Gitarrist und der Bassist schon zu gut, weshalb hide sich in diesem Falle nicht so leicht abwimmeln ließ. "Ging es wieder um irgendwelche Songs?" "Ehrlich hide-" "Dann sei auch ehrlich!", unterbrach hide ihn recht energisch, als der Jüngere gerade zur Abwehr ausholte. "Mag ja sein, dass du deine Gefühle gut verstecken kannst. Aber deine Lügen sind viel zu offensichtlich." Taiji seufzte, wusste er doch, dass hide sowieso wieder Recht hatte. Er ließ den Kopf hängen, schwieg einige Momente. "Es.....ging nicht um die Band oder die Musik....", gab er schließlich leise zu. Den Blick auf seine Knie geheftet. hide nickte sachte. "Etwas Persönliches also...", schlußfolgerte er daraus. Taiji nickte nun auch. "Es.........es gab einen Vorfall.....der dumm gelaufen war und.............und........" Er spührte, wie seine Kehle zugeschnürt wurde, sein Hals knochentrocken wurde, seine Augen brannten. Es schien alles zu viel zu sein, diese Entführung die Hiroki - wie auch immer - eingefädelt hatte, der heftige Streit mit Yoshiki.... "Ich glaube, er hat mir den Arm gebrochen...", schluchzte er entkräftet. Taiji konnte seine Fassade nicht mehr aufrecht erhalten, lehnte sich zur Seite an hides Schulter und schloß die Augen. Es war zu viel. Die letzten zwei Tage waren einfach zu viel für ihn. hide blickte ihn an. Die Verzweiflung und Hilflosigkeit Taijis war nicht mehr abzustreiten. So aufgelöst wie jetzt sah er ihn bisher seltend. Die Kraft und scheinbar unbendige Energie, die der Bassist sonst immer ausstrahlte, war in diesen Momenten erloschen. Jetzt war er nur noch ein schluchzendes Häufchen Elend, Welches fürsorglich von hide in die Arme genommen wurde. Taiji erlaubte sich selbst normalerweise fast nie, sich seiner Trauer und Verzweiflung so hinzugeben und sich so schutzlos zu zeigen. Es hatte in seinem bisherigem Leben kaum Menschen gegeben, die ihn so erlebt hatten. Doch auch er war nur ein Mensch und auch er konnte sein Schutzschild nicht auf Ewig aufrecht erhalten. Irgendwann war die gegnerische Macht einfach zu gewaltig und das Schild zerbrach. Doch er wusste, dass er sich bei hide gefahrenlos gehen lassen konnte. Er hatte seltend so eine feste und innige freundschaftliche Bindung verspührt wie zu hide. Es war bereits das dritte Glas Wein, Welches er sich einschänkte. Warum hatte er auch ausgerechnet nur Wein im Haus? - Egal, die Flaschen die er gelagert hatte, würden schon ausreichen. Zumindest für diesen Tag. Yoshiki führte das gefüllte Glas mit der großzügigen Rundung zu seinen Lippen und leerte es mit einem Zug zur Hälfte. Er verzog ansatzweise das Gesicht, als er die rote Flüssigkeit so hastik hinunter schluckte. Wein auf ex war halt doch nicht das Wahre. Er behielt das Glas in seiner Hand, sein Blick verlohr sich in dem tiefem Rot des Weines. Noch nie in seinem Leben war er so sehr auf eine Person reingefallen. Noch nie in seinem Leben fühlte er sich so hintergangen..... Taiji...ausgerechnet mit seinem Bruder! Yoshikis Hand, die das Glas hielt, zitterte. In seinem tiefsten Inneren brodelte ein kochendheißer Vulkan. Ein Vulkan aus Wut und Enttäuschung. Er WUSSTE, dass er ihm damit weh getan hatte! Er WUSSTE es! Warum wollte der Jüngere ihm damit bloß wehtun...? Was hatte er, Yoshiki, verbrochen, dass er so tief verletzt werden musste...? Gedankenverlohren schwenkte seine rechte Hand immer und immer wieder monoton das Glas in Kreisform. Hatte er Taiji nicht deutlich genug gemacht, wie wichtig er ihm war...? Mal abgesehen von den ganzen Jahren der Mißverständnisse, bevor er keine Kraft mehr hatte und es Taiji im Badezimmer gestand.... Yoshiki seufzte wehleidig. Das waren jetzt ein paar Wochen her.......ein paar Wochen..... Sicher, dies war eigendlich kein langer Zeitraum für eine Beziehung, aber ihm kam es schon wie eine halbe Ewigkeit vor. Nur......vielleicht kam es Taiji anders vor...... Vieleicht sah er dadrin nur...... - Yoshiki schüttelte energisch seinen Kopf, dass die wirren Haare nur so flogen. Er wollte nicht wahr haben, dass er Taiji womöglich nicht so viel bedeutete wie Taiji ihm! Das konnte nicht sein, das konnte einfach nicht sein! Es durfte nicht möglich sein!! Nun zitterte schon Yoshikis gesammter Körper. Rasch ließ er den Rest des Glases durch seine Kehle fließen. Ohne das Glas abzusetzen, füllte er gleich wieder nach. Er hatte es doch in Taijis Augen gesehen.....er hatte dieses Verlangen gesehen.......diese Sehnsucht........ Er hatte sie schon vor dem Geständnis in seinen Augen gesehen. Er musste ihm etwas bedeuten! Yoshiki ließ keine andere Möglichkeit zu; jeder Gedanke, der auch nur ansatzweise an seinen Ansichten kratzte, wurde sogleich mit den nächsten Schlucken Wein erstickt. Mitlerweile hatte er schon eine ganze Flasche intus und wie es Yoshikis Art nunmal war, machte sich dieser drastische Alkoholkonsum auch schon deutlich bemerkbar. Er kniete in einer völlig schiefen Körperhaltung auf dem Fußboden, sein Oberkörper schwank wie eine vom Sturm befallene Palme ständig hin und her und er brauchte ewig Zeit, bis er die zweite Weinflasche geöffnet bekam. Warum er das alles hier tat? Pure Flucht aus der Realität. Natürlich wusste er, dass solche Aktionen nie gut gingen, natürlich wusste er, dass er später einen mächtigen Kater bekommen würde. Natürlich wusste er, dass er wieder zurück auf den harten und kalten Boden der Tatsachen geholt wurde, sobald die Wirkung des Alkohols nachließ. Doch für ein paar Stunden wollte er einfach nur allem entfliehen. So gut es eben ging. Wein landete auf dem Teppich, als er versuchte mit zitternden Händen das Glas neu zu befüllen. Die Flecken registrierte er nicht. Er wollte nur an das rote Gift.... Im nächsten Augenblick floss es wieder durch seinen Hals, hinterließ einen unangenehmen Nachgeschmack, der jedoch auch Schluck für Schluck an Kraft verlohr. Irgendwann waren auch die Geschmacksnerven betäubt. In diesen Momenten wünschte er sich, auch sein Herz würde betäubt werden. Betäubung der Trauer und Enttäuschung..... Yoshikis glasiger Blick starrte resigniert auf den Boden, starrte auf irgendeinen fiktiven Fleck auf dem hellen Teppich.... Die Zeit mit Taiji hatte er sich anders vorgestellt... Und länger... Und................ . . . . . . . . . . . . . Er hob den Kopf. Eine gewaltige Energie schoss durch seinen ermüdeten Körper und er schleuderte das noch halbvolle Weinglas im großen Bogen gegen die gegenüberliegende Wand! Das dünne Glas zersprang auf der Stelle als es den Wiederstand der Wand erreichte, die rote Flüssigkeit war für wenige Momente frei - endete dann aber doch an der hellen Wand und lief dort langsam und melancholisch über seine zu kurze Freiheit hinunter. Der Pianist lag zusammengekrümelt auf dem Boden, sein Gesicht in seinen Händen verborgen. Der viel zu dünne Körper zitterte unregelmäßig, Schluchtzen drang durch die trübe Stille. "..............warum.........Hiroki.....?" Sein hilfloses Winseln klang in den höchsten Tonlagen. Dass sein Bassist, Taiji, der ihm doch so wichtig war, ausgerechnet mit dem Menschen rummachte, den er am meißten verabscheute, zerris ihm das Herz. Es war purer Verrat! Er verschluckte sich in den darauffolgenden Minuten noch einige Male an seinen eigenen Tränen, bis er sich schließlich wieder aufrappelte. Seine Sicht war durch die Tränen getrübt. Dennoch krabbelte er zum Telefon, nahm den Höhrer in die bebende Hand und wählte mit dem ebenso bebenden Zeigefinger der anderen Hand eine Nummer... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)