Schrei wenn du kannst! von Weissquell ================================================================================ Kapitel 1: Eine alte Bekannte ----------------------------- Er ist tot! Das kann nicht sein! Das Gesicht des Jungen mit den langen weißen Haaren und der blauen Mondsichel auf der Stirn zeigt seit langem einmal wieder unverkennbar eine Emotion. Es ist Fassungslosigkeit. Nein, diese Nachricht kann unmöglich stimmen. Wer, und sei er noch so mächtig, wäre in der Lage Inu Taishou zu töten? Einen Dämonenfürst! Den mächtigsten Hundedämon seit langem! Einen Dämon der wahrlich seinesgleichen sucht! Das muss einfach ein Irrtum sein! Wie sollte so etwas schließlich möglich sein? Der hochgewachsene, junge Dämon mit dem feingeschnittenen Gesicht und den spitzzulaufenden Ohren bemüht sich seine Erschütterung nicht anmerken zu lassen. Noch immer versucht er sich einzureden, dass diese Neuigkeit nicht den Tatsachen entspricht, doch in seiner Hand hat er den unumstößlichen Beweis; das Schwert, dass ihm sein Vater vererbt hat. Erst nach seinem Tod solle Tensaiga in den Besitz seines Sohnes Sesshomaru übergehen, hat der Dämonenfürst Inu Taishou festgelegt. Und hier ist es nun! Tensaiga, ein Schwert von dem man sagt, dass es unvorstellbare und beängstigende Kräfte besitzen soll. Sesshomarus Hand schließt sich fester um das Schwert in seiner Hand. Oh, wie hat er sich immer nach diesem Schwert verzehrt, wie sehr wollte er es besitzen! Doch er sollte es erst nach dem Tod seines Vaters erhalten. Nie hätte er gedacht, dass er diesen Tag erleben würde. Wie hätte er auch darauf abzielen können? Sein Vater war einfach unbezwingbar... so dachte er! Nun ist er tot! Sesshomaru weiß es. Kein Zweifel besteht. Tensaiga gehört nun ihm. Doch noch immer kann er nicht verstehen, wie das möglich gewesen ist. Das ergibt keinen Sinn. Sein Vater war... unbesiegbar! Wie konnte er ausgerechnet an den einzigen Dämonen geraten, der ihm überlegen war? Er blickt auf das Schwert hinab. Hier ist es, sein Erbstück! Aber um es endlich zu erhalten, musste sein Vater sterben. Sesshomaru ruft sich innerlich das Gesicht seines Vaters vor Augen und hebt überrascht die Brauen, als er spürt, dass sich zu der Fassungslosigkeit noch ein anderes Gefühl gesellt: Bedauern! Er atmet einmal tief durch; das Gefühl verblasst. Nein, sich zu gestatten über den Tod seines Vaters zu trauern, währe eines Dämonenprinzen unwürdig. Es beweist nur Schwäche. So ist es ihm all die siebzehn Jahre eingetrichtert worden. Nun, er wird keine Schwäche zeigen. Entschlossen ergreift er den Griff des Schwertes und zieht es aus der Scheide. Matt schimmert die Schneide des Schwertes auf. Und in dieser Klinge soll solch unvorstellbare Macht liegen? Er wird es herausfinden. Der Überbringer dieser Unglücksnachricht kommt ihm in diesem Punkt gerade gelegen. Mit ausdrucksloser Mine holt er aus und nur einen Herzschlag später, lässt er die Klinge herniedersausen. Sesshomaru schlägt die Augen auf. Es ist heller Tag. Er lehnt mit dem Rücken am Stamm eines großen Baumes. Der Schatten des nahen Waldes fällt auf ihn herab. In ein paar Metern Entfernung versucht sich gerade Jaken daran, ein Feuer in Gang zu bringen, während das kleine Menschenmädchen Rin im flachen Wasser des nahen Flusses versucht ein paar Fische für das Mittagessen zu fangen. Der Dämonenprinz betrachtet nachdenklich das Treiben seiner zwei Begleiter. Es war nur ein Traum! Aber schon lange hat er nicht mehr an die damaligen Ereignisse gedacht. Wie kommt es dann, dass sich die Vergangenheit gerade jetzt wieder bemerkbar macht? Aufmerksam wirft er einen Blick in die Runde. Aus irgendeinem Grund ist ihm unbehaglich zumute. "Oh, ihr seid wach, mein Herr?", unterwürfig wie eh und je läuft Jaken auf ihn zu, "Ich hoffe, ihr hattet einen erholsamen Schlaf. Es wird nicht mehr lange dauern, bis das Essen fertig ist. Diese Rin kann manchmal ganz brauchbar sein." Würdevoll erhebt Sesshomaru sich. Aber obwohl seine Mine Gelassenheit ausdrückt, ist er noch immer äußerst wachsam. Seine Instinkte versuchen ihn auf etwas aufmerksam zu machen. Langsam tritt er auf das Lagerfeuer zu. Sein kleiner, koboldartiger Diener Jaken beobachtet ihn verwundert. "Mein Herr, habt ihr irgendetwas? Ist etwas nicht in Ordnung?" Sesshomaru beschließt, sich zu einer Antwort herabzulassen: "Ich bin mir nicht sicher. Ich habe ein seltsames Gefühl." Gerade kommt Rin freudestrahlend aus dem Wasser gesprungen. In der Hand hält sie einen großen, selbstgefangenen Fisch. "Schau mal, Meister Sesshomaru! Ist das nicht ein riesiger Fisch? Den habe ich nur für dich gefangen!" Der hochgewachsene Dämon blickt von oben auf das kleine Mädchen hinab, dass ihm nicht einmal bis zur Hüfte reicht und ihm mit einem warmen Lächeln und kindlicher Begeisterung den Fisch entgegenstreckt. Schließlich meint er: "Mach damit was du willst! Aber besser du machst es gleich, ehe dieses glitschige Ding noch anfängt zu riechen." "Ok!", strahlt Rin und macht sich auch sogleich daran mit einem scharfen Messer den Fisch auf einem großen, flachen Stein, neben der Feuerstelle, auszunehmen. Sogleich beginnt Jaken zu zetern: "Hey du, mach das gefälligst woanders! Auf den Steinen wollten wir eigentlich noch sitzen!" "Oh, Entschuldigung!", meint Rin mit einem verlegen Lächeln, während sie von Jaken ein Stück beiseite gescheucht wird. "Du denkst aber auch nie vorher nach, du kleine Nervensäge! Versuch doch mal deinen Kopf zu benutzen, bevor du etwas tust!" Unverblümt streckt Rin Jaken den halbausgenommenen Fisch entgegen: "Und wohin soll ich dann damit?" Angeekelt zuckt Jaken zurück: "Hey, nimm das Ding weg! Mach das da drüben! Da fällst du uns nicht auf die Nerven. Und überhaupt..." Sesshomaru ignoriert die Schimpfkanone die Jaken über das kleine Mädchen hereinbrechen lässt und die sie ihrerseits nur mit Nichtbeachtung straft, wie sie es immer tut wenn Jaken sich wieder wichtig zu machen versucht. Die Aufmerksamkeit des Dämonen ist auf andere Dinge gerichtet. Dieses seltsame Gefühl, lässt ihm keine Ruhe. Schließlich zieht er eingehend seine Sinne zu Rate. Forschend lässt er seine feinsinnige Nase die Witterung der Umgebung aufnehmen. Da, auf einmal riecht er es! Unvermutet überrascht reißt er die Augen auf. Fast traut er seinen Sinnen nicht. Diesen Geruch hat er hier am wenigsten erwartet. Aber er kennt ihn nur allzu gut. Nein, auf seine Nase ist Verlass, diese Witterung ist unverkennbar. Aber wenn es stimmt, was sein Geruchssinn ihm sagt, muss er der Sache unbedingt auf den Grund gehen. Er muss Gewissheit haben. "Rin, Jaken, ihr bleibt hier!", befiehlt er in scharfem Ton, "Ich will, dass ihr euch nicht vom Lager wegrührt, verstanden?" Ohne eine Antwort abzuwarten verschwindet er auch schon zwischen den Bäumen. Verwundert blicken ihm Jaken und Rin hinterher, doch ihr Herr ist schon längst außer Sichtweite. Hastig eilt Sesshomaru unter den Bäumen dahin, immer seinem Geruchssinn folgend. Seine Gedanken sind in Aufruhr und das behagt ihm gar nicht. Ich muss diesen Geruch bereits im Schlaf wahrgenommen haben; daher also die Träume, denkt er bei sich. Oder bildet er sich diese Witterung nur ein, weil ihn der Traum so beschäftigt hat? Bisher hat ihn seine Nase nie im Stich gelassen. Doch im Grunde, hätte er nichts dagegen, wenn er sich dieses eine Mal täuschen würde. Nur kurz darauf hat er eine kleine Waldlichtung erreicht. Er ist nicht außer Atem; es bedarf mehr als nur einen kleinen Dauerlauf um ihn außer Puste zu bringen. Nun richtet er sich erhobenen Hauptes auf der Lichtung auf und blickt aufmerksam in die Runde. Da, auf einmal hat er entdeckt was er sucht. Dort oben, im Schatten der oberen Äste eines Baumes verbirgt sich eine Gestalt. Mit blitzenden Augen schaut sie auf ihn hinab und er erwidert ihren Blick. "Du?!", seine Stimme verbirgt seine Überraschung nicht, jedoch auch nicht seinen Unwillen. Nun erklingt von oben eine sanfte Frauenstimme: "Ich wusste, dass du hierher kommen würdest, sobald du merkst, dass ich in der Nähe bin. Aber eigentlich habe ich dich schon viel früher hier erwartet." Sesshomaru wirft einen abschätzenden Blick hinauf in die Zweige: "Ich hätte nicht gedacht, dich jemals wiederzusehen. Und eigentlich war mir das auch ganz recht so", fügt er kalt hinzu. "Na na, was ist denn das für eine Begrüßung, nach so langer Zeit?", kommt es süßlich von oben, "Wirklich, ich hätte mehr von dir erwartet, Sesshomaru. Gerade du solltest doch wissen, wie sehr mich unsere Trennung geschmerzt hat." Verächtlich stemmt der Dämonenprinz seinen Arm in die Seite: "Glaubst du wirklich, dass ich dir das abkaufe? Erwartest du etwa, dass ich dich mit offenen Armen willkommen heiße, nach allem was geschehen ist?" Die Stimme aus dem Baum klingt nun etwas reumütiger: "Du hast recht! Ich gab dir damals ein Versprechen, dass ich nicht eingehalten habe. Aber du sollst wissen, dass ich das all die Jahre sehr bereut habe. Ich möchte, dass diese Sache nicht mehr zwischen uns steht. Und heute bin ich gekommen, um mein Versprechen von damals einzulösen." Misstrauisch, aber interessiert blickt Sesshomaru zu der Gestalt im Schatten hinauf: "Und wie willst du das bitte anstellen? Es ist ja nicht so, dass ich es nicht bereits selbst versucht hätte." Ein leicht herablassendes Schnauben ist von oben zu hören: "Mir sind deine kläglichen, gescheiterten Versuche nicht verborgen geblieben! Und genau aus diesem Grund sollte dir klar sein, dass du meine Hilfe brauchst." Mit einem raschen, grazilen Satz springt die Gestalt vom Baum herab. Eine unverkennbar weibliche Silhouette zeichnet sich im Schatten unter dem Baum ab. Zwei leuchtend rote Auge blitzen Sesshomaru entgegen: "Glaub mir, wenn du dich genau an meine Anweisungen hältst, wird Tessaiga in spätestens zwei Tagen dir gehören!" Kapitel 2: Fußballspiel im Mittelfeld...äääh -alter --------------------------------------------------- "Na warte, Miroku! An mir kommst du nicht vorbei!" Hämisch grinsend sprintet Inu Yasha auf den jungen Mönch zu. "Ha! Das glaubst du vielleicht!", mit einem herausfordernden Grinsen läuft Miroku ihm entgegen. In den Gesichtern der beiden liegt wilde Entschlossenheit. Nur noch wenige Meter trennen die beiden jungen Männer voneinander. Keiner von beiden macht Anstalten auszuweichen. Eine Kollision ist unvermeidbar. In diesem Moment flitzt eine weitere Person auf Miroku zu und nur einen Augenblick später ist sie an ihm vorbei. Miroku, der sich voll auf Inu Yasha konzentriert hat, ist irritiert und stolpert. Lang schlägt er hin. Als er wieder hochkommt blickt er verdutzt um sich. In ein paar Metern Entfernung steht erhobenen Hauptes Sango und grinst ihn triumphierend an. Ihr Fuß ruht lässig auf einer kopfgroßen, schwarzweiß karierten Kugel. Inu Yasha schaut etwas beleidigt drein: "Hey Sango, ich wollte ihm den Ball abnehmen. Warum musstest du dich einmischen?" Sango hebt die Brauen: "Ich dachte wir beide sind in einer Mannschaft, oder wie das heißt. Es ist doch egal wer den Ball bekommt." "Wirklich gut gemacht, Sango!", hört man nun von Kagome, "Du hast das Spiel wirklich schnell begriffen." Nun ist Miroku etwas eingeschnappt: "Kagome, wieso bist du auf ihrer Seite? Ich dachte du bist in meiner Mannschaft." "Ja schon", meint Kagome und schenkt ihm ein freundliches Lächeln, "Aber ich bin wirklich erstaunt wie schnell ihr euch mit dem Fußballspiel angefreundet habt." Ihre Gedanken gehen zurück zum Vormittag. Zur allgemeinen Überraschung hat sie diesmal aus ihrer Zeit einen Fußball mitgebracht, den sie sich von ihrem Bruder Sota ausgeliehen hat. Der Ball ist sein ganzer Stolz, aber als sie ihm erzählt hat, was sie damit vorhat, ist er einverstanden gewesen. Natürlich waren ihre Freunde zunächst äußerst skeptisch, was das runde, schwarzweiße Ding anging. Keiner konnte sich vorstellen, wozu es dienen könnte. Als dann Kagome begann zu erklären, dass es sich dabei um ein Spiel handelt, dass sich in ihrer Zeit großer Beliebtheit erfreut, wich jedoch die anfängliche Skepsis einer kleinen Spur von Neugierde. Natürlich wieder nicht bei allen. Inu Yasha weigerte sich zunächst strikt, etwas so sinnloses auszuprobieren. Aber da Mirokus und Sangos Interesse an dieser neuen Sportart bekundeten, und sie im Grunde ja auch nichts anderes vorhatten, gab er sich geschlagen und ließ es mit sich geschehen, dass Kagome sie in zwei Mannschaften einteilte. Zusammen mit Sango und Kirara bildete Inu Yasha das eine Team, während Miroku mit Kagome und Shippo die Gegenpartei darstellen sollte. Anfänglich erwies es sich als schwierig, ihre mittelalterlichen Freunde mit den komplizierten Spielregeln vertraut zu machen. Keiner von ihnen schien so recht zu begreifen, wozu eine Seitenlinie gut sein sollte, oder worum es genau bei einem Abseits geht. Auch den Unterschied zwischen einem Eckstoß und einem Einwurf war für sie nicht verständlich. Nachdem Kagome das Spiel immer wieder unterbrechen musste, weil mal wieder eine Regel verletzt worden war und Inu Yasha sich daraufhin frustriert weigerte weiterzuspielen, gab Kagome seufzend nach. Man einigte sich darauf, dass der Ball nicht mit der Hand berührt werden durfte, und dass der Körperkontakt zwischen den Spielern auf ein Minimum begrenzt werden sollte. Ansonsten galt nur die Regel, dass die Mannschaft, die die meisten Tore schoss, gewann. Damit zeigte sich auch Inu Yasha einverstanden und von da an, begann das Spiel den jungen Leuten sogar Spaß zu machen. Ja, es dauerte gar nicht lange, da waren sie alle mit Feuereifer dabei. Zwar gab Kagome zu bedenken, dass dieses Spiel normalerweise mit jeweils elf Spielern gespielt wurde und nicht mit je drei, aber diese Tatsache, machte es in keinster Weise weniger spannend. Im Gegenteil. Inu Yasha und Miroku erwiesen sich als äußerst torgefährlich und Shippo und Kirara, die das Tor zu verteidigen hatten, bekamen alle Pfoten voll zu tun. Kagome und Sango dagegen, behaupteten sich nach besten Kräften als Verteidiger und auch wenn das Spielgeschehen ein wenig konfuser war, als man es von Kagomes Zeit her gewöhnt währe, büßte es dennoch nichts an seiner Spannung ein. Das jedenfalls fanden Kaede und einige Kinder aus dem Dorf, die am Rand des Spielfeldes saßen und das Treiben beobachteten. "Wirklich ein interessantes Spiel!", murmelt die alte Priesterin, "Sogar Inu Yasha hat seinen Spaß, und das will was heißen." In der Tat! Der junge Halbdämon läuft mit schnellen Schritten über das Feld. Ein Stück vor ihm dribbelt Sango. Inzwischen hat sie langsam den Dreh heraus, wie man das Feld entlang laufen kann und gleichzeitig den Ball nicht zu weit vom Fuß verliert. Sie ist flink und steuert direkt auf das Tor zu. Dort steht Shippo und beginnt zu schwitzen beim Anblick der Dämonenjägerin, die sich ihm rasch nähert. Er kann gar nicht mehr zählen wie viele Bälle er schon durch das improvisierte Tor aus Stöcken und Tüchern gelassen hat. Zwar haben sie aus Rücksicht auf seine Größe das Tor nicht besonders groß gemacht, aber Sango und Inu Yasha sind einfach zu geschickt mit dem Ball und die Wucht die hinter den Schüssen steckt, macht ihm doch etwas Angst. Aber der kleine Fuchsdämon ist entschlossen sein Bestes zu geben. Mutig lässt er die Angreiferin auf sich zukommen, jederzeit bereit sein Tor nach besten Mitteln zu verteidigen. Doch Inu Yasha kommt ihm zuvor. Schon hat er Sango eingeholt und nur einen Augenblick später hat er ihr den Ball abgeknöpft, so dass sie ins Leere läuft. "Hey!", ruft Sango empört, "Was soll das? Wir spielen doch in der selben Gruppe." Doch Inu Yasha achtet gar nicht auf sie. Triumphierend sprintet er auf Shippo und sein Tor zu. "Haha! Jetzt pass auf, Shippo! Den hier wirst du nicht mal sehen!", ruft er begeistert. Der kleine Fuchsdämon bekommt ängstliche Augen. Doch Inu Yasha hat die Rechnung ohne Kagome gemacht. Zwar ist sie bei weitem nicht so stark und schnell wie ihre Freunde, aber sie bemüht sich trotzdem einigermaßen mit ihnen Schritt zu halten. Da Miroku ein solches Engagement für den Angriff an den Tag legt, hat sie beschlossen, sich eher um die Verteidigung zu kümmern. Und diese Rolle wird sie sich nicht nehmen lassen. Nicht umsonst hat sie die beiden Mannschaften auf diese Weise aufgeteilt und sie weiß genau, was sie zu tun hat. "SITZ!", ruft sie. Um ihre Mundwinkel liegt ein spitzbübisches Grinsen. Im selben Moment als Inu Yasha zum Schuss ausholt, wird die magische Kette um seinen Hals von Kagomes Befehl aktiviert und reißt den völlig überrumpelten Hundedämon der Länge nach zu Boden. Sofort ist Kagome bei ihm und schnappt sich den Ball. Lachen dribbelt sie damit in die entgegengesetzte Richtung. Empört rappelt Inu Yasha sich wieder auf. "Das war unfair!", beschwert er sich aufgebracht. Kagome hastet grinsend weiter. "Nimms leicht, Inu Yasha!", ruft sie ihm zu ohne sich umzudrehen, "Schließlich bist du viel stärker als wir alle zusammen. Da brauchen wir doch etwas als Ausgleich." "Oh, na warte!", grollt Inu Yasha und setzt ihr sofort nach. Doch Kagome hat das andere Tor schon fast erreicht. Neben ihr haben sich bereits Sango und Miroku zu ihr gesellt. Schon versucht die Dämonenjägerin ihr den Ball abzunehmen, doch Kagome kann sich vor ihren gefährlichen Attacken retten und spielt den Ball hinüber zu Miroku der ihn erfreut in Empfang nimmt. Schon ist er in Position und setzt zum Schuss an. Gerade in dem Moment hat Inu Yasha ihn erreicht. Schon will er den Mönch beiseite stoßen um ihn am Schuss zu hindern, doch Miroku ist schneller. Geschickt duckt er sich unter ihm hinweg setzt erneut an und diesmal gelingt ihm der Abschuss. Doch auch Kirara versteht ihr Handwerk. In ihrer Katzendämonengestalt steht sie vor dem Tor. Sie reagiert blitzschnell, springt und blockt den Ball mit ihrem Körper ab. Enttäuscht sieht Miroku den Ball abprallen. Doch wieder hat er nicht mit Kagome gerechnet. Noch immer steht sie neben ihm vor dem Tor und der zurückprallende Ball landet geradewegs vor ihren Füßen. Jetzt oder nie!, denkt sie sich, schließt die Augen und schießt. Tatsächlich, wie durch ein Wunder segelt der Ball direkt über Kiraras Kopf hinweg, die sich in eben dem Moment auf dem Boden abfängt. Jubelnd springt Kagome in die Höhe. "Hey, das war mein allererstes Tor!", strahlt sie. "Ja, wirklich ein glücklicher Schuss!", meint Miroku anerkennend. "Gratuliere!", kommt Sango zwinkernd auf sie zu, "Jetzt steht es nur noch 7:36 für euch." "Pah!", lässt sich Inu Yasha eingeschnappt vernehmen, "Dieses Tor habt ihr doch nur durch Schummeln erlangt. Sagtest du nicht etwas davon, dass wir fair spielen sollen?" Kagome macht einen Schritt auf ihren mürrischen Freund zu: "Ach, Inu Yasha! Was beschwerst du dich denn? Ihr liegt doch sowieso weit vorne. Da könnt ihr uns doch wenigstens dieses Tor gönnen, oder?" Inu Yasha blickt noch immer verdrießlich drein, so leicht ist er nicht bereit sich wieder zu versöhnen. "Außerdem", fügt Kagome hinzu, "So ganz fair war das was du gemacht hast aber auch nicht." "Groß schaut er sie an: "Wie?" "Na ganz einfach!", erklärt Kagome, "Du und Sango seid doch in einer Mannschaft. Es gab überhaupt keinen Grund ihr einfach den Ball wegzunehmen. Du bist ja vielleicht der Stärkste und Schnellste von uns, aber das ist noch lange kein Grund, sich um jeden Preis in den Vordergrund zu spielen. Wir spielen doch hier nur zum Spaß, und das heißt, dass jeder mal drankommen sollte. Also kannst du Sango den Ball doch ruhig mal überlassen." Beleidigt verschränkt Inu Yasha die Arme und dreht sich weg. Kagome seufzt. So ein Sturkopf! "Na komm schon, Inu Yasha!", ermuntert Sango ihn, "Lass das Gebrummel und lass uns lieber weiterspielen. Du darfst auch den Anstoß machen, in Ordnung?" Missmutig gesellt Inu Yasha sich wieder zu den anderen, die bereits Aufstellung für den nächsten Spielzug nehmen. Eigentlich hat er ein wenig die Lust an der Sache verloren. Warum muss sie das immer wieder mit ihm machen? Sie weiß doch ganz genau, dass er es nicht leiden kann, wenn sie ihn mit ihrem Kommando zu Boden zwingt. So gern er sie auch hat, aber ihre Sitz-Attacken treffen ihn doch immer wieder völlig überraschend. Immer wenn er denkt, dass sie beide sich etwas näher gekommen sind, tut sie wieder so etwas völlig Unerwartetes. Innerlich seufzt er. Irgendwie weiß er nie woran er bei ihr ist. Das zehrt allmählich an seinen Nerven. Noch immer etwas verstimmt schnappt er sich den Ball und legt ihn sich für den Anstoß zurecht. Kagome und Miroku stehen in ihrer Spielfeldhälfte und machen sich bereit. Hinter ihnen steht Shippo in seinem Tor und grinst ihm entschlossen entgegen. "Na los Inu Yasha!", ruft er herausfordernd, "Mal sehen ob du noch ein Tor schaffst." Mit diesen Worten ist ein leises "Puff" zu hören und im selben Moment hat sich Shippo in einen großen Ballon verwandelt, der das gesamte Tor verstellt. Kagome und Miroku grinsen. Inu Yashas Mine verfinstert sich etwas. Offenbar schrecken die drei wirklich vor nichts zurück. Sie wollen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln kämpfen? Nun, das können sie gerne haben! Er nimmt einen kurzen Anlauf und dann drischt er den Ball mit aller Kraft Richtung Tor. Mit rasendem Tempo sieht Shippo den Ball auf sich zukommen. Vor Schreck kann er sich nicht mehr konzentrieren und mit einem "Puff" verwandelt er sich wieder zurück. Doch seine Furcht ist unbegründet. Zwar steckt eine enorme Wucht hinter dem Schuss, aber er ist schlecht gezielt und saust ein ganzes Stück über den oberen Torpfosten hinaus. Doch durch die Kraft, die hinter dem wütenden Tritt gesteckt hat, wird der Ball immer weiter getragen bis er in einem hohen Bogen schließlich in dem Waldstück niedergeht, dass ein ganzes Stückchen entfernt liegt. Die Fußballspieler sehen ihm betreten hinterher. "Na großartig, Inu Yasha!", meint Sango, "Das hast du wirklich unnachahmlich hinbekommen!" Ein wenig schuldbewusst schaut Inu Yasha dem längst entschwundenen Ball hinterher. Das hat er nicht gewollt. Shippo macht ein enttäuschtes Gesicht: "Jetzt können wir nicht mehr weiterspielen. Inu Yasha, warum musstest du auch so doll zutreten?" "Du hättest ihn ja auffangen können, Shippo", versucht er sich zu verteidigen. "Bist du verrückt?", ereifert sich Shippo, "Ich hätte mich verletzen können." "Hört auf zu streiten!", versucht Miroku zu schlichten, "Das ändert doch nichts an der Tatsache, dass der Ball nun weg ist. Also können wir auch nicht mehr weiterspielen." Kagome macht ein besorgtes Gesicht: "Wir müssen ihn suchen gehen! Der Ball gehört meinem kleinen Bruder und er bedeutet ihm sehr viel. Ich durfte ihn nur ausleihen unter der Bedingung, dass er ihn auch bald wiederbekommt. Soll ich ihm etwa sagen, dass ich ihn hier verloren habe?" Ihre Freunde werfen sich unbehagliche Blicke zu. Schließlich strafft Inu Yasha sich: "Keine Bange, ich bring euch das Ding zurück. Es soll schließlich keiner von mir behaupten, ich sei wieder an allem Schuld." Schon will er sich auf den Weg Richtung Wald machen, als ihn Kagome zurückhält. "Warte, wir kommen mit dir! Gemeinsam finden wir ihn schneller", aufmunternd lächelt sie ihn an. Inu Yasha hebt überrascht die Brauen: "Na, von mir aus!" Eilig machen sie sich auf den Weg in Richtung Wald. Kagome beobachtet nachdenklich den jungen Halbdämon, der vor ihr geht. Das war das erste Mal, dass er einen Fehler zugegeben hat und bereit ist ihn auch wieder auszubügeln. Darum hat sie auch ihren guten Willen gezeigt und ihm ihre Hilfe angeboten. Außerdem weiß sie, dass sie auch ein bisschen Schuld daran hat. Eigentlich war es ja wirklich nicht fair von ihr, ihre Kontrolle über ihn so schamlos auszunutzen. Kein Wunder, dass er so stinkig gewesen ist. Eigentlich kann sie es gar nicht leiden, wenn sie mit ihm streitet. Aber aus irgend einem Grund geraten sie immer wieder aneinander. Vielleicht weil sie sich beide einfach nicht eingestehen wollen, wie sie wirklich übereinander denken. Kagome schüttelt innerlich den Kopf. Was sollen diese Gedanken schon wieder? Immer wieder ertappt sie sich dabei, wie sie über so etwas nachdenkt. Ob Inu Yasha solche Dinge auch durch den Kopf gehen? Schließlich haben sie den Wald erreicht. "Ok, wir teilen uns auf!", meint Miroku, "Jeder nimmt sich eine Richtung vor und durchkämmt die Gegend. Wenn wir den Ball bis Sonnenuntergang nicht gefunden haben treffen wir uns hier wieder." Eifrig macht sich jeder in seine Richtung davon und schon nach kurzer Zeit haben sie einander aus den Augen verloren. Mit raschen Sprüngen eilt Inu Yasha durch den Wald. Wo kann dieser blöde Ball bloß abgeblieben sein? Aufmerksam sieht er sich um. Hier irgendwo muss er doch heruntergekommen sein. Er muss ihn einfach wiederfinden, schließlich hat er großspurig behauptet, dass er ihn zurückbringen wird. Ungeduldig durchforscht er das Unterholz, doch der Fußball bleibt unauffindbar. "So ein Mist!", schimpft er laut. Warum hat er das blöde Ding auch so stark getreten? Daran ist nur Kagome schuld, schließlich hat sie ihn mit ihrer Schummelei so provoziert. Es ist doch ihre Schuld, oder? Ach, wie dem auch sei, er ist jedenfalls fest entschlossen diesen Ball wiederzubeschaffen. Sinnend zieht er die Luft ein, vielleicht ist irgendwo eine Spur von diesem schwarzweißen Lederding zu entdecken. Da, auf einmal riecht er es. Seine Nase hat eindeutig eine Spur des Balles entdeckt. Doch das ist nicht das einzige, was er entdeckt hat. Seine Mine verfinstert sich, als ihm ein anderer wohlbekannter Geruch in die Nase steigt. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden folgt er mit hastigen Schritten seiner Nase, bis er zu einer kleinen Lichtung kommt. Äußerst wachsam sieht er sich um. Niemand ist zu sehen. Doch er traut dem Frieden nicht. "Suchst du zufällig das hier?", ertönt plötzlich eine überhebliche Stimme hinter ihm. Inu Yasha fährt herum. In einigen Metern Entfernung entdeckt er den Verursacher der Witterung, die er aufgenommen hat. "Sesshomaru!", zischt Inu Yasha. Der weißhaarige Dämon mit der Mondsichel auf der Stirn schaut herablassend zu ihm hinüber. In seiner Hand hält er den vermissten Fußball. "Was willst du schon wieder von mir?", ruft Inu Yasha verärgert, "Hat man denn niemals Ruhe vor dir?" Sesshomaru bedenkt ihn mit einem geringschätzigen Blick: "Ich fürchte, du leidest unter Selbstüberschätzung, kleiner Bruder! Du denkst wohl, ich hätte nichts besseres zu tun, als mich ständig mit dir zu beschäftigen. Glaub mir ruhig, so wichtig bist du nicht." "Und was willst du dann hier?", kommt es zurück. Der hochgewachsene Dämon hebt eine Braue: "Seit wann bin ich dir Rechenschaft schuldig?" Inu Yasha strafft sich: "Pah, wenn das alles ist, was du zu sagen hast, dann gib mir den Ball wieder und verschwinde!" "Du meinst dieses Stück aufgeblähtes Leder?", entgegnet Sesshomaru gelassen, "Gehört der vielleicht deiner kleinen Freundin? Ich kann einfach nicht glauben, dass du dich immer noch mit diesen Menschen abgibst. Findest du das nicht langsam irgendwie beschämend?" "Das kann dir doch völlig egal sein", brummt Inu Yasha, "Kümmere dich gefälligst um deinen eigenen Kram und gib mir den Ball wieder!" "Soll das ein Befehl sein?", kommt es gelassen zurück. "Das kannst du halten wie du willst!" Mit diesen Worten springt Inu Yasha wie von der Sehne geschossen auf seinen Bruder zu. Mit einem raschen Griff will er den Ball an sich reißen. Doch Sesshomaru ist schneller. Mit einer eleganten Bewegung weicht er seinem Bruder aus und Inu Yasha greift ins Leere. Doch so schnell gibt dieser sich nicht geschlagen. Rasch ist er wieder auf den Beinen um gleich noch einmal zuzugreifen. Aber sein Bruder scheint jede seiner Bewegungen vorherzuahnen und noch ehe Inu Yasha zugreifen kann ist er wieder ausgewichen. "Meine Güte, Inu Yasha!", tadelt er, "Du bist ja noch immer so langsam. Ich hatte eigentlich gehofft, dass du irgendwann mal Fortschritte machen würdest, aber scheinbar ist das bei einem wie dir einfach zu viel verlangt." Die spöttischen Bemerkungen seines Bruders versetzen Inu Yasha immer mehr in Rage. "Hör gefälligst auf, dich über mich lustig zu machen!", grollt er. "Und wenn nicht, was dann?", meint Sesshomaru belustigt. Lässig springt er mit einem Satz aus Inu Yashas Reichweite. "Sieh es endlich ein, Inu Yasha! Du wirst mir nie das Wasser reichen können. Wozu also dann die Mühe?" Inu Yasha hebt trotzig das Kinn: "Wenn du ein solcher Könner bist, wie kommt es dann, dass ich dich bisher immer besiegt habe?" Sesshomarus Blick wird eisig: "Das verdankst du einzig und allein dem Schwert, dass dir unser Vater vererbt hat. Mach dir nichts vor. Tessaiga ist der einzige Grund weshalb du noch unter den Lebenden weilst. Und wer weiß wie du das bisher angestellt hast, so stümperhaft wie du immer damit umgehst. Du weißt doch gar nicht zu schätzen, was du da besitzt. Du kannst ja nicht einmal vernünftig damit umgehen." "Pah, du bist doch bloß neidisch!", meint Inu Yasha großspurig. "Neidisch?", kommt es erbost zurück, "Etwa auf dich? Nicht in tausend Jahren! Du bist eine Schande für jeden Tropfen Dämonenblut, das durch deine Adern fließt, und ich muss mich wahrlich schämen, dass du zu meiner Familie gehörst." Mit diesen Worten packt er den Fußball in seiner Hand fester. Seine Klauen bohren sich gefährlich stark durch die schwarzweiße Lederhülle. "Hey!", ruft Inu Yasha aufgebracht, doch es ist zu spät. Die scharfen Klauen seines Bruders durchstoßen die Hülle und mit einem leisen Zischen entweicht die Luft aus dem Fußball bis er völlig in sich zusammengesackt ist. "Du Dreckskerl!", funkelt Inu Yasha seinen Bruder an, "Das war nicht nötig! Das wirst du mir büßen!" Mit diesen Worten zieht er entschlossen an seinem Schwertgriff. Schon hat er Tessaiga in der Hand. Die Gewaltige Klinge des Schwertes leuchtet gefährlich auf, während er sie bedrohlich seinem Bruder entgegenstreckt. Sesshomaru schüttelt abfällig den Kopf: "Also bitte, wegen einem Stück Leder? Besitzt du denn überhaupt keinen Stolz?" "Ich werde mir das nicht länger anhören!", wettert Inu Yasha, "Behalt deine Beleidigungen gefälligst für dich!" Mit diesen Worten stürmt er auf seinen Bruder zu, der ihm gelassen entgegensieht. Mit einer geschmeidigen Bewegung zieht Sesshomaru nun sein Schwert Toukijin aus der Scheide. "Du wirst es wohl nie lernen, oder?" Kapitel 3: Erste Konfrontation ------------------------------ Wo kann dieser blöde Ball nur stecken? Kagome durchsucht Strauch um Strauch, doch sie hat kein Glück. Sie seufzt. So finde ich ihn bestimmt nicht. Mit seiner feinen Nase hat Inu Yasha da sicher mehr Erfolg. Wahrscheinlich hat er ihn schon längst gefunden. Ob sie zurückgehen soll? Nein, wenn er ihn gefunden hätte, währe er doch sicher schon längst hier aufgetaucht um ihr bescheid zu sagen. Oder ist er vielleicht noch immer sauer auf sie wegen vorhin? Hoffentlich nicht. Diese dauernden kleinen Streitigkeiten mit ihm sind so schrecklich ermüdend. Nein, sie wird weitersuchen. Schließlich hat sie ihre Hilfe angeboten und sie wird zu ihrem Wort stehen. Das letzte was sie will, ist eine weitere Barriere aus Missverständnissen und Streit zwischen ihnen. Schließlich hat sie doch aus genau diesem Grund den Fußball mitgebracht. Die letzten Abenteuer waren wirklich nervenaufreibend und kräftezehrend, und das sicher nicht nur für sie. Bestimmt auch für ihre Freunde und besonders für Inu Yasha. Er will es sich zwar nicht anmerken lassen, aber sie spürt ganz deutlich seine Anspannung in letzter Zeit. Darum war sie sicher, dass ihm ein wenig Abwechslung gut tun würde. Er muss einfach lernen sich auch mal zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Ja, sie macht sich etwas Sorgen um ihn. Bei all den Kämpfen, Verletzungen und Gefühlswechselbädern die er in der letzten Zeit durchgemacht hat, ist es wirklich ein Wunder, dass er noch nicht übergeschnappt ist. Aber vielleicht liegt es daran, dass er ein Halbdämon ist. Sein Dämonenblut schützt ihn wohl davor, sich die Dinge allzu sehr zu Herzen zu nehmen. Wahrscheinlich sähe die Sache ganz anders aus, wenn er ein richtiger Mensch währe. Im Grunde kann er dankbar sein für das Erbe, das er von seinem Vater mitbekommen hat. Sie stutzt. Aber ist nicht das immer sein größter Wunsch gewesen, ein vollwertiger Dämon zu werden? Wie leicht man das doch wieder vergisst, wenn man ihn etwas näher kennt. Dabei hat sie die wenigen Male, wo das Dämonenblut ihn ihm die Überhand gewonnen hat, in keiner sehr schönen Erinnerung. Und so wie es aussah, war auch Inu Yasha selbst nicht gerade angetan davon, wie sehr er sich da verändert hatte. Sie wehrt den Gedanken entschieden ab. Nein, inzwischen beherrscht er Tessaiga wieder so, dass er nicht Gefahr laufen muss, es wieder zu verlieren. Es gibt also keinen Grund anzunehmen, dass er noch einmal diese Verwandlung durchmachen muss. Sie lässt einen umgebogenen Busch wieder in die Höhe schnellen. Welche Chancen rechnet sie sich eigentlich aus, den Ball in diesem riesigen Wald wiederzufinden? Im Grunde sind sie sehr gering. Wenn die Anderen keinen Erfolg haben, wird sie wohl oder übel zu ihrem Bruder gehen und den Verlust des Balles beichten müssen. In diesem Augenblick hält sie inne. Eine ungute Ahnung beschleicht sie. Die Geräusche um sie her sind verstummt, und trotzdem hat sie das Gefühl beobachtet zu werden. "Hallo, ist jemand da?", ruft sie. Zu dumm, dass sie ihren Bogen nicht mitgenommen hat. Sie macht sich selbst Vorwürfe für ihre Nachlässigkeit. Da plötzlich hört sie in den Bäumen über sich etwas Rascheln. Sie schaut auf und auf einmal sieht sie zwei leuchtend rote Augen, die auf sie hinabblicken. Kagome läuft es kalt den Rücken hinunter. Augenblicklich ist ihr klar, dass sie sich in Gefahr befindet. Sofort macht sie auf dem Absatz kehrt und läuft davon. "Inu Yasha! Miroku, Sango! Wo seid ihr?", ruft sie ängstlich während sie rennt. Doch sie kommt nicht weit. In diesem Augenblick springt eine grazile Gestalt von einem der Bäume herab und versperrt ihr den Weg. Furchtsam betrachtet sie die Fremde vor ihr. Sie ist etwa einen Kopf größer als sie und ihre Körperhaltung drückt überlegene Würde aus. Ihr Haar ist schneeweiß und fällt in weichen Wogen über ihren Rücken hinab, auf dem Kopf nur zusammengehalten durch einen schmuckvollen, schlanken Haarreif. Sie trägt ein helles, weitgeschnittenes Kleid das um ihren Brustkorb etwas straffer geschnürt ist und unter dessen lockeren, leichten Stoffen zwei weite Beinkleider hervorragen. Ihr Gesicht ist erstaunlich ebenmäßig und wirkt fast kindlich. Ihre schmale Nase und die großen, bernsteinfarbenen Augen mit den langen Wimpern scheinen diesen Eindruck abzurunden, doch der stechende, berechnende Blick den die Frau Kagome zuwirft, vertreibt auch noch den letzten Funken Kindlichkeit. Kagomes ist irritiert. Sie ist dieser Frau noch nie zuvor begegnet, aber sie ist fast sicher, dass sie dieses Gesicht schon einmal irgendwo gesehen hat. Die spitzzulaufenden Ohren, die purpurfarbenen Streifen an ihren Wangen und nicht zuletzt der blaue Halbmond der auf ihrer hohen Stirn prangt; das alles kennt sie irgendwoher. Auf einmal weiten sich ihre Augen. Natürlich! Sie kennt nur einen einzigen Dämonen mit diesem Gesicht und das ist Inu Yashas großer Bruder Sesshomaru. Diese Frau hier sieht ihm fast zum Verwechseln ähnlich, nur die Mondsichel auf ihrer Stirn ist etwas voller, stellt Kagome fest. "Wer sind sie?", stößt Kagome ängstlich hervor. Doch die große Frau vor ihr sagt kein Wort. Stattdessen verziehen sich ihre feingeschwungenen Lippen zu einem eigentümlichen Lächeln. Nun hebt sie ihre Hand. Irgendetwas hält sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Kagome kann es nicht erkennen. Im diesem Augenblick schnippt die Fremde den kleinen Gegenstand in ihre Richtung. Kagome zuckt zusammen als sie spürt, wie sich das kleine Ding mit seiner winzigen Spitze in ihren Hals bohrt. Überrascht schreit sie auf. Es tut zwar nicht sehr weh, aber irgendwie wird ihr komisch zumute. Ihre Zunge wird auf einmal ganz pelzig und sie hat einen komischen Geschmack im Mund. Auch spürt sie plötzlich wie ihr das Atmen immer schwerer fällt und sich ein Kloß in ihrem Hals bildet. Eine Spur von Panik überfällt sie plötzlich und ihr wird abwechselnd heiß und kalt. Sie versucht etwas zu sagen, doch ein Krächzen ist alles was sie hervor bringt. Ungläubig starrt sie zu der fremden Frau hinüber. Diese betrachtet sie mit sichtlichem Genuss. Dann auf einmal perlt ein verächtliches Lachen aus ihrer Kehle und im nächsten Augenblick hat sie sich auch schon wieder hinauf in die Zweige des Baumes geschwungen und ist aus Kagomes Blick verschwunden. Nur ihr Lachen tönt noch immer an Kagomes Ohren, doch auch das wird allmählich immer leiser. Kagome fällt es immer schwerer Luft zu holen. Sie will um Hilfe rufen, doch ihre Kehle ist wie zugeschnürt. Fieberhaft überlegt sie was sie tun kann. Oh, warum ist ausgerechnet jetzt keiner ihrer Freunde bei ihr. Unwillkürlich fängt sie an zu laufen. Irgendwo müssen die Anderen doch stecken. Hoffentlich findet sie sie noch rechtzeitig bevor ihr völlig die Luft ausgeht. Schon jetzt wird ihr langsam schwindelig und ihre Lungen scheinen zu bersten. Sie hat keine Ahnung wohin sie läuft, also stolpert sie einfach vorwärts in der Hoffnung die Anderen irgendwo entdecken zu können. Oh, Inu Yasha wo steckst du? Auf der kleinen Lichtung ist der Kampf zwischen Sesshomaru und Inu Yasha inzwischen in vollem Gange. Mit wuchtigen Hieben schlägt Inu Yasha nach seinem Bruder, doch dieser weicht den Schlägen nur entweder geschickt aus oder pariert sie mit seinem Schwert Toukijin. Jedes Mal wenn die beiden Schwerter aufeinander treffen ist ein wütendes Knistern zu hören, dass zwischen den beiden mächtigen Klingen hin und her springt. Inu Yasha ist nicht zu bremsen. Die Wut auf seinen Bruder wächst mit jedem Schlag der ins Leere geht. Außerdem ärgert er sich. Bisher ist es ihm nicht einmal gelungen die Windnarbe anzupeilen und zu seinem "Kaze no Kizu" anzusetzen. Sesshomaru gibt ihm einfach keine Gelegenheit dazu. Immer im letzten Moment stößt er Tessaiga mit seinem Schwert beiseite oder springt selber aus dem Weg, als wüsste er genau was sein Bruder vorhat. Das stachelt Inu Yasha aber nur immer weiter an, jedoch es irritiert ihn auch ein wenig. Bisher sieht es nämlich eher so aus, als ob sein Bruder seine Angriffe nur pariert und sich mit eigenen Angriffen eher zurückhält. Das ist ein sehr untypisches Verhalten für seinen Bruder, findet Inu Yasha. Wie auch immer, ihm soll es nur recht sein. Das macht es nur einfacher mit ihm kurzen Prozess zu machen. Wieder holt er zu einem heftigen Schlag aus, doch Sesshomaru pariert auch den. Inu Yasha wirbelt herum um erneut zuzuschlagen, doch sein Bruder fängt den Schlag mit seinem eigenen Schwert auf. Ihre Blicke treffen sich. Kalter Hass springt zwischen ihnen hin und her. "Deine lächerliche Fuchtelei ist wirklich ermüdend und langsam nicht mehr witzig!", zischt Sesshomaru. "Also von dir hab ich heute auch noch nichts Vernünftiges gesehen!", gibt Inu Yasha bissig zurück. Mit einem heftigen Ruck seines Schwertes stößt Sesshomaru seinen Bruder von sich. "Du kindischer Narr!", funkelt er erbost. Entschlossen richtet er sein Schwert auf den am Boden liegenden Inu Yasha. Ein gefährliches violettes Glühen hüllt nun die Klinge ein. Inu Yasha bekommt große Augen. Noch ehe er reagieren kann, trifft ihn auch schon ein mächtiger Energiestrahl der von der Spitze des Schwertes ausgeht. Die Attacke trifft Inu Yasha mit voller Kraft und für einen Moment bleibt ihm die Luft weg. Niedergestreckt von Toukijins Macht bleibt er für einen Moment am Boden liegen. Er fühlt sich geschunden und auf seiner Zunge schmeckt er sein eigenes Blut. Nun sieht er seinen Bruder hoch aufgerichtet neben ihm stehen und auf ihn hinabsehen. "Wenn ich wollte, könnte ich dir auf der Stelle den Rest geben. Dein Glück, dass ich andere Pläne habe." "Ach ja?", quetscht Inu Yasha hervor, "Du spuckst doch bloß immer große Töne, aber wie üblich steckt nichts dahinter." Sesshomarus Blick wird ernst. Mit entschlossener Mine streckt er Inu Yasha Toukijins Klinge entgegen und setzt seinen Fuß hart auf Inu Yashas Arm, mit dessen Hand er noch immer fest Tessaigas Griff umklammert hält. Wütend funkelt der Halbdämon zu seinem Bruder hinauf. "Schau dich doch nur mal an!", sagt Sesshomaru ruhig, "Du bist mir doch hilflos ausgeliefert. Ich brauche keine Hilfe um dich zu erledigen. Was sollte mich hindern, dich ein für alle Mal auszuschalten und mir zu nehmen, was mir eigentlich von Rechtswegen zusteht?" Verbissen starrt Inu Yasha seinen Bruder an. Das kann doch noch nicht das Ende sein. Aber dennoch, die Mine seines Bruders hat so etwas Endgültiges. Was wird er tun? Nun, er wird sich nicht kampflos geschlagen geben, obwohl ihm jede einzelne Gliedmaße schmerzt. Doch in diesem Moment hebt Sesshomaru auf einmal den Kopf. Man sieht ihm an, dass er mit sich ringt. Schließlich nimmt er sein Schwert beiseite und tritt einen Schritt zurück. Dann meint er: "Du hast Glück, ich bin heute nicht in der Stimmung dich zu töten." Er steckt sein Schwert wieder zurück in die Scheide. Inu Yasha sieht ihn mit großen Augen an. Er versteht die Welt nicht mehr. Sesshomaru wendet sich nun zum Gehen. "Ich gebe dir noch einen guten Rat, kleiner Bruder: Halte dich in Zukunft besser fern von mir, denn das nächste Mal bin ich ganz sicher nicht so nachsichtig mit dir!" Gemächlichen Schrittes geht er davon, doch dann dreht er sich noch einmal um: "Und noch etwas. Du solltest besser langsam wieder auf die Beine kommen. Wenn mich meine Vermutung nämlich nicht täuscht, währe es besser, wenn du mal nach deinen kleinen Menschenfreunden Ausschau halten würdest. Kann gut sein, dass ihnen etwas zugestoßen ist, während du dich hier zum Narren gemacht hast. Der Wald ist längst nicht mehr so ungefährlich wie er mal war. Da kann alles Mögliche passieren." Mit diesen Worten verschwindet er zwischen den Bäumen. Verständnislos blickt Inu Yasha ihm hinterher. Seit wann schert Sesshomaru sich um das Wohlergehen seiner Freunde? Doch dann wird ihm klar was sein Bruder da gesagt hat. Inu Yashas Augen weiten sich besorgt. Könnte ihnen wirklich etwas zugestoßen sein? Was weiß sein Bruder, was er nicht weiß und was hatte er eigentlich hier so dicht beim Dorf zu suchen? Inu Yasha kommt wieder auf die Beine. Eine seltsame Furcht beschleicht ihn. Eilig steckt er Tessaiga zurück in seine Scheide. Er muss herausfinden was hinter Sesshomarus Andeutungen steckt. Mit hastigen Schritten läuft er den Weg zurück den er gekommen ist. Aufmerksam hält er die Augen offen. "He, Inu Yasha!", hört er plötzlich jemanden rufen. Es ist Sango. Hastig läuft er zu ihr hin. Neben ihr steht auch Miroku und schaut ihm entgegen. "Sango, Miroku! Da seid ihr ja!", meint er erleichtert. "Inu Yasha, wie siehst du denn aus?", wundert sich Miroku, "Du siehst aus, als ob du gerade gekämpft hättest. Ich dachte du wolltest nur den Ball suchen. Hast du ihn denn gefunden?" "Vergiss doch diesen blöden Ball einmal!", wehrt Inu Yasha hastig ab, "Habt ihr Kagome irgendwo gesehen?" "Nein, seit wir uns aufgeteilt haben, haben wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wieso, stimmt etwas nicht?", fragt Sango beunruhigt. "Keine Ahnung!", erwidert Inu Yasha, "Aber ich kann nur hoffen, dass dieser elende Mistkerl nicht doch Recht behält." Miroku und Sango sehen sich verwundert an, doch ihr halbdämonischer Freund ist bereits wieder außer Sichtweite. Inu Yasha läuft was seine Lungen hergeben. Seine Sinne sind aufs Äußerste angespannt. "Kagome!", ruft er. Doch er erhält keine Antwort. Hoffentlich ist ihr nicht wirklich etwas zugestoßen. Der Gedanke daran schnürt ihm innerlich das Herz zusammen. Er könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas passiert ist. Aber was ist wenn Sesshomaru ihn nur verunsichern wollte? Miroku und Sango waren schließlich auch in Ordnung. Macht er sich nicht lächerlich, wenn er so völlig kopflos bei ihr auftaucht und sie ihn mit einem belustigten Lächeln kopfschüttelnd ansieht, weil er sich wieder völlig unnötig Sorgen gemacht hat? Doch was, wenn sein Bruder die Wahrheit gesagt hat? Nein, er kann es nicht riskieren. Lieber macht er sich vor seinen Freunden zum Gespött, als Gefahr zu laufen, dass Kagome etwas geschieht. Da, jetzt hat er ihre Witterung entdeckt! Sie ist gar nicht weit von ihm entfernt. Hastig bricht er durchs Gesträuch und nur wenige Sekunden später hat er sie entdeckt. Was er sieht lässt ihm das Herz bis zum Hals schlagen. Mitten auf dem Weg liegt Kagome. Sie bewegt sich nur noch schwach. Es sieht aus als ob sie Schmerzen hat. "Kagome!", stößt Inu Yasha erschrocken hervor. Schon ist er bei ihr und hebt sie auf. Als er in ihr Gesicht sieht fährt er erschrocken zurück. Ihre Haut hat eine bläuliche Färbung und ihre Augen sind angstgeweitet. Fast scheint sie ihn nicht zu erkennen. Ihr Mund geht hilflos auf und zu und sie greift sich immer wieder an den Hals. Sie kann nicht atmen!, erfasst Inu Yasha die Situation. Fast überwältigt die Panik auch ihn. Was soll er tun? Was kann er tun? Irgendwie muss er ihr helfen. Wenn er nur wüsste wie. Krampfhaft zwingt er all die Gedanken nieder die ihn zu übermannen suchen. Er weiß, er hat keine Zeit zu verlieren. Ihm muss rasch etwas einfallen, oder es wird zu spät sein. Dann kommt ihm eine Idee. Kaede! Bestimmt weiß die alte Priesterin was zu tun ist. Sofort hebt er Kagome vom Boden hoch und mit fliegenden Schritten hastet er dem Waldrand entgegen. Kapitel 4: Ohne Stimme ---------------------- Mühsam schlägt Kagome die Augen auf. Sie hat das Gefühl, als würde sie nach einem langen, unbequemen Schlaf erwachen. Dicht über sie gebeugt sieht sie mehrere bekannte Gesichter die besorgt auf sie hinunterschauen. "Sie kommt wieder zu sich!", hört sie Miroku sagen. Kagome versucht herauszufinden wo sie sich befindet. So wie es aussieht nicht mehr im Wald. Dann fällt ihr wieder ein was passiert ist. Die fremde Frau, der Stachel an ihrem Hals und ihre kopflose Flucht, während ihr immer mehr die Luft ausging. Jetzt kann sie wieder problemlos atmen. Schwach erinnert sie sich noch, wie sie hochgehoben und irgendwohin getragen wurde. War es Inu Yasha gewesen der sie gefunden hat? "Alles in Ordnung mit dir, Kagome?", fragt Sango sie nun. Ja danke, ich bin in Ordnung!, will sie sagen, doch zu ihrem grenzenlosen Erstaunen bringt sie keinen Ton heraus. Was ist mit meiner Stimme los?, stößt Kagome hervor, doch wieder kommt kein Laut über ihre Lippen. Verwundert schauen ihre Freunde sie an. "Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Kagome?", fragt Miroku, "Deine Lippen bewegen sich aber wir können nicht hören was du sagst." Hastig setzt Kagome sich auf. Ich kann nicht mehr sprechen! Was ist den bloß los? Was hat das zu bedeuten? Doch wieder verlassen ihre Worte nicht den Mund. Ihre Freunde blicken sie noch immer verständnislos an. "Anscheinend, kann Kagome nicht mehr sprechen!", stellt Shippo fest, "Ob das was mit ihrer Verletzung am Hals zu tun hat?" Kagome nickt heftig. Mehr kann sie nicht tun. "Was?", stößt Inu Yasha hervor, "Wie kann denn das sein?", er wendet sich an Kagome, "Was ist denn passiert?" Doch Kagome zuckt nur hilflos mit den Achseln. Auf einmal bemerkt sie Kaede, die ein paar Schritte entfernt auf dem Boden sitzt. "Immer mit der Ruhe, Inu Yasha!", meint die alte Priesterin, "Im Moment wird Kagome deine Fragen nicht beantworten können. "Was, wieso nicht?", kommt es aufgebracht zurück. "Nun", die alte Frau beschäftigt sich mit ein paar Heilkräutern, "Wenn mich nicht alles täuscht, dann stammt die kleine Stichverletzung an ihrem Hals von den Dornen einer Mokuhana. Das ist eine Pflanze deren Stich augenblicklich heftige Atembeschwerden hervorruft. Kagome hat Glück gehabt. Offenbar hat sie nur einen Stich abbekommen. Deshalb waren die Atembeschwerden zwar heftig, aber nur von kurzer Dauer. Vielleicht hätte sie auch überlebt, wenn du sie nicht so rasch gefunden hättest." "Du meinst, sie hätte wirklich davon sterben können?" Inu Yasha bekommt große Augen. Man spürt einen sehr beunruhigten Tonfall in seiner Stimme. "Wie gesagt, sie hat Glück gehabt", fährt die Priesterin fort, "Aber leider hat diese Pflanze auch einen sehr unangenehmen Nebeneffekt. Wenn die Schwellung der Atemwege abgeklungen ist, hat der Betroffene noch einige Tage unter kompletter Stimmlosigkeit zu leiden. Darum wird diese Pflanze auch die Blume des Schweigens genannt." "Ich kenne diese Blume", mischt sich nun Sango ein, "Als Dämonenjägerin hat man mir auch beigebracht, mich vor einigen gefährlichen Pflanzen in acht zu nehmen. Aber diese Pflanze wächst eigentlich nur hoch in den Bergen und ganz sicher nicht hier in der Nähe. Wie kommt es dann, dass Kagome von einem ihrer Dornen gestochen worden ist?" Alle Augen gehen nun zu Kagome hin. Ich würde es euch ja gerne sagen, meint Kagome, doch wieder bewegen sich nur ihre Lippen. "Ich glaube wir haben ein kleines Verständigungsproblem!", stellt Miroku fest. Ratlos schauen sich alle an. Auf einmal hellt sich Kagomes Mine auf. Sie hält ihre Handfläche vor sich und wedelt mit dem Finger der anderen Hand darüber hinweg. "Ich glaube, sie versucht uns irgendetwas mitzuteilen", stellt Shippo aufmerksam fest. "Ja, aber was?", meint Sango ratlos. Kagome verdreht die Augen und wiederholt ihre Geste eindringlicher. Plötzlich hebt Miroku den Kopf: "Ich glaube sie meint, dass sie das was sie sagen möchte, aufschreiben will." Erleichtert schaut Kagome ihn an. Er hat es erraten! Sogleich organisiert Kaede ein wenig Tinte, einen Schreibpinsel und Papier. Behutsam nimmt Kagome die ungewohnten Schreibwerkzeuge in Empfang. "Nun sag schon, was ist passiert?", meint Inu Yasha ungeduldig. Mit einigen zögerlichen Strichen beginnt Kagome zu schreiben. Als sie schließlich fertig ist streckt sie Inu Yasha den Zettel hin. Irritiert schaut er sie an. "Was soll ich denn damit?" Schief guckt Kagome ihn an. Etwas verlegen schaut Inu Yasha zu Boden: "Ich kann doch nicht lesen." "Gib mal her!", kommt Miroku ihm zu Hilfe und nimmt das Blatt von Kagome in Empfang. Einen Augenblick studiert er es, dann sagt er: "Hier steht, dass sie von einer Dämonin angegriffen worden ist. Und die hat ihr auch den Stich mit dem Dorn verpasst." "Eine Dämonin?", ruft Sango erstaunt. "Und nachdem sie ihr den Stich verpasst hat, hat sie nur gelacht und ist dann verschwunden", liest Miroku weiter. "Das ist seltsam!", meint Sango misstrauisch, "Nachdem Kagome durch das Gift außer Gefecht gesetzt worden war, hätte diese Dämonin doch leichtes Spiel mit ihr gehabt. Warum ist sie dann geflohen, anstatt Kagome zu töten?" "Hey, pass lieber auf was du da sagst!", braust Inu Yasha auf. "He, beruhig dich wieder Inu Yasha!", versucht Miroku ihn zu beschwichtigen, "Natürlich sind wir alle auch froh, dass es nicht dazu gekommen ist. Aber es ist trotzdem sehr eigenartig." "Vielleicht dachte die Dämonin, dass das Gift ausreichen würde, um Kagome zu töten", stellt Shippo die Vermutung an. "Aber das erklärt noch immer nicht, warum sie überhaupt Gift benutzt hat", wendet Miroku ein. "Also ich weiß nicht wie es euch geht", meint Inu Yasha, "Aber mir gefällt die ganze Sache überhaupt nicht. Irgendetwas ist da faul, ich spüre es." "Ja, das Gefühl habe ich auch", bestätigt Miroku, "Ich glaube, da steckt noch wesentlich mehr dahinter." "Wenn wir wenigstens wüssten wie diese Dämonin ausgesehen hat", meint Sango. Kagome setzt sich kerzengrade auf. Eifrig schnappt sie sich ein weiteres Blatt Papier und schreibt etwas drauf. Neugierig beobachten ihre Freunde sie. Schließlich reicht sie Miroku das Blatt Papier. Aufmerksam liest er was sie geschrieben hat. Auf einmal weiten sich seine Augen. "Was, ist das wirklich dein Ernst? Bist du dir da ganz sicher?", platzt es aus ihm heraus. Kagome nickt bestimmt mit dem Kopf. "Was hat sie denn geschrieben?", will Shippo ungeduldig wissen. Auch die anderen sehen ihn erwartungsvoll an. Miroku erwidert ihren Blick: "Sie schreibt, die Dämonin hätte genau so ausgesehen wie Sesshomaru!" Kapitel 5: Klare Verhältnisse ----------------------------- "Mein Herr, ihr seid endlich zurück! Was für eine Freude!", eifrig läuft Jaken auf Sesshomaru zu, um ihn gebührend willkommen zu heißen. Gerade betritt der hochgewachsene Dämon die Lichtung auf der sich sein Lager befindet. "Meister Sesshomaru!", ruft Rin freudig zu ihm hinüber, während sie artig auf einem Stein am Feuer sitzt und genüsslich einen knusprigen Bratfisch verspeist. Ein weiterer brutzelt noch über dem Feuer. "Schau mal, ich habe dir einen aufgehoben!", strahlt sie. "Du kannst ihn essen!", meint er nur, dann scheint er wieder in Gedanken versunken zu sein, während Rin sich über den letzten Bratfisch hermacht. "Habt ihr gefunden was ihr gesucht habt?", reißt ihn Jaken erneut aus seinen Gedankengängen. Leicht verstimmt schaut er auf seinen kleinen Diener herab. "Belästige mich jetzt nicht!", sagt er. Sofort duckt Jaken sich etwas. Er weiß, es ist nicht klug seinen Herren jetzt weiter mit Fragen zu löchern. Sicher wird er noch früh genug erfahren, was hinter dieser Angelegenheit steckt. Doch gerade in diesem Moment wendet Sesshomaru sein Gesicht wieder dem Wald zu. Nur wenige Momente später merkt Jaken, dass sich jemand zwischen den Bäumen nähert. Sein Blick geht zurück zu seinem Herren. Dieser wirkt äußerst angespannt und wenig begeistert. Ein äußerst ungewöhnliches Verhalten für seinen Herren, findet Jaken. Doch da hat die fremde Person schon die Lichtung erreicht. Es ist eine fremde Dämonin. Sesshomaru blickt finster drein. "Was willst du hier? Ich habe dir nichts zu sagen!", meint er. Die Frau baut sich erhobenen Hauptes vor ihm auf. Ihr Gesicht ist ein Musterbeispiel an Selbstbeherrschung, doch ihre Worte sind eisig: "Oh, das denke ich aber schon! Ich habe dir doch wohl klar gemacht, dass du dich an unsere Abmachungen halten sollst. Was sollte dann der Unsinn vorhin?" Sesshomaru erwidert ihren Blick mit gleicher Entschlossenheit. "Unsere Abmachung? Vielleicht sagst du mir lieber, warum du mich davon abgehalten hast Inu Yasha zu erledigen?", seine Stimme wird ärgerlicher, "Du sagtest, du wolltest mir Tessaiga beschaffen. Und gerade, als ich kurz davor war es endlich zu bekommen, tauchst du da auf und hältst mich davon ab. Sag mir gefälligst was ich davon halten soll!" Im nächsten Augenblick ist ein heftiges Klatschen zu hören. Mit flammendroten Augen steht die Dämonenfrau vor ihm. Noch immer ist ihre Hand zur Ohrfeige erhoben. "Sprich gefälligst nicht in diesem Ton mit mir!", ruft sie wütend, "Ich hatte dir ganz genau gesagt was du zu tun hast. Du solltest nichts weiter tun, als den kleinen Bastard eine Weile zu beschäftigen, während ich mich um seine Menschenfreunde kümmere. Von einem Kampf habe ich nichts gesagt. Wer weiß, was du gemacht hättest, wenn ich nicht rechtzeitig dort aufgetaucht währe? Es war Glück für dich, dass schon ein Blick von mir genügte um dich wieder zur Vernunft zu bringen. Ich hätte es sehr bedauert, mich dem kleinen Hanyou schon zeigen zu müssen. Du enttäuschst mich, Sesshomaru! Und obendrein hast du ihm auch noch verraten, was ich mit diesen kleinen Menschen vorhatte. Was fällt dir eigentlich ein?" Mit großen Augen starren Jaken und Rin zu ihrem Herren hinüber. Jaken kann es nicht fassen. Wer ist diese Frau die es wagt die Hand gegen seinen erhabenen Herren zu erheben und in solchem Ton mit ihm zu sprechen? Ist ihr nicht klar, dass sie diese respektlose Handlung in jedem Fall ihren Tod bedeutet. Vorsichtshalber geht er schon einmal in Deckung. Sesshomaru hat es demonstrativ unterlassen sich die Wange zu halten, aber sein Blick ist tödlich. "Du wagst es mich zu schlagen?", grollt er gefährlich, "Glaubst du wirklich, ich lasse mir das auch nur einmal noch von dir gefallen?" Mit einer blitzartigen Bewegung greift er zu und seine Klauen schließen sich entschlossen um ihre Kehle. Doch die Fremde funkelt ihn noch immer unbeeindruckt mit leuchtendroten Augen an. "Du hättest mich fast verraten!", zischt sie, "Das hätte ich dir nicht zugetraut." Ein messerdünnes Lächeln legt sich um ihre Mundwinkel und ihre Augen nehmen wieder ihre Bernsteinfarbe an. Mit festem Blick trotzt sie der mörderischen Entschlossenheit in Sesshomarus Augen. Sanft legt sie ihre Hand auf seinen kräftigen Arm an ihrem Hals. "Du hast mich tatsächlich überrascht, Sesshomaru. Das gelingt nicht oft", meint sie ruhig. Einen Augenblick lang scheint der erboste Dämon zu zögern. Dann zieht er missmutig seine Hand von ihrer Kehle weg. "Mach einfach, dass du verschwindest!", sagt er kalt. "Ich fürchte, das kann ich nicht", erwidert sie, "Ich habe immer noch das Versprechen, das ich einhalten muss! Und das werde ich auch, trotz deiner Stümperei!" Sesshomaru blickt sie nun verächtlich an: "Ich fürchte, da kennst du Inu Yasha aber schlecht. Er mag vielleicht nur ein kleiner, wilder Halbdämon sein, aber bisher hat er sich als eine ziemlich lästige Plage erwiesen. Was auch immer du mit seinen Menschenfreunden angestellt hast, er wird bestimmt nicht Ruhe geben, bis er dich dafür zur Verantwortung gezogen hat, oder es zumindest versucht hat. Ich hoffe also für dich, dass du wenigstens ganze Arbeit geleistet hast", fügt er noch hinzu. "Oh, mach dir mal keine Sorgen!", erwidert sie mit einem boshaften Lächeln, "Auch wenn er seine kleine Freundin noch rechtzeitig gefunden hat, es läuft alles genau nach Plan!" "Was für ein Plan?", kommt es kritisch von dem Dämonenprinzen zurück. "Das erfährst du noch früh genug, Sesshomaru. Alles was du wissen musst, ist dass ich dafür sorgen werde, dass dir bald Tessaiga gehört. Diesen kleinen Halbdämon und seine Menschenfreunde kannst du getrost mir überlassen." Der hochgewachsene Dämon wirft einen langen, abschätzenden Blick auf die Frau ihm gegenüber. Schließlich meint er: "Ich hätte es wissen sollen! Du hast dich wirklich kein bisschen verändert, Mimaru!" Die Dämonin schüttelt nur missgestimmt den Kopf: "Ich bitte dich, Sesshomaru, was sollen diese Förmlichkeiten? Nenn mich doch einfach Mutter!" Verächtlich schnaubt der Dämonenprinz auf: "Hmh! Damit habe ich bereits vor 55 Jahren aufgehört. Weshalb sollte ich das ändern?" Rin und Jaken bekommen große Augen. Dem kleinen Kobold fällt beinah die Kinnlade herunter als er es hört. Diese Frau soll die Mutter seines Herren sein? Er kann es gar nicht fassen. Sein Herr hat sie nie erwähnt und wie Jaken die beiden jetzt erlebt, wird ihm auch klar warum nicht. Offenbar sind die beiden nicht besonders gut aufeinander zu sprechen. Aber wenn das stimmt, dann müsste diese Mimaru eine eben so mächtige Hundedämonin sein wie sein Herr Sesshomaru. Oder ist sie vielleicht sogar noch stärker? Hat er deshalb davon Abstand genommen sie zu töten? Oder ist es wirklich deshalb, weil sie seine Mutter ist? Irgendwie wird ihm unbehaglich zumute. Eigentlich möchte er gar nichts Näheres über diese Frau herausfinden. "Wie du meinst!", meint die Dämonin nun, "Ich werde mich jedenfalls um den kleinen Halbdämon und seine Menschenbande kümmern. Dabei brauche ich dich nicht. Am besten du wartest hier auf mich. Ich werde es dich wissen lassen sobald ich Erfolg gehabt habe." Mit diesen Worten wendet sie sich um und verschwindet mit gemächlichen Schritten wieder zwischen den Bäumen. Schweigend blickt Sesshomaru ihr hinterher. "Mein Herr, was hatte das eben zu bedeuten?", wagt Jaken neben ihm zu fragen. Sesshomaru beachtet ihn nicht. An seiner Seite taucht nun auch Rin auf, noch immer hält sie den Rest vom Bratfisch in der Hand. "Meister Sesshomaru, war die hübsche Frau eben wirklich deine Mutter?", fragt sie. "Ja!", sagt Sesshomaru, "Das war sie." "Ihr habt nie von ihr erzählt", setzt nun Jaken nach, "Sie scheint eine mächtige Dämonin zu sein. Können wir ihr trauen?" Einen Momentlang herrscht Schweigen dann antwortet Sesshomaru schließlich: "Nein!" Jaken blickt verwundert drein: "Aber mein Herr, sie ist doch eure Mutter!" Sesshomarus Blick wird ernst: "Gerade deshalb ja!" Kapitel 6: Miwaru! ------------------ "Ihr könnt gleich wieder zurückgehen! Den Mistkerl knöpf ich mir alleine vor!", stellt Inu Yasha klar. Kagome stemmt entschieden die Arme die Seite und schüttelt heftig den Kopf. "Ich glaube das soll heißen: Kommt nicht in Frage!", übersetzt Miroku. "Soviel hab ich auch noch verstanden, Miroku!", brummt Inu Yasha. Sie befinden sich bereits ein ganzes Stück vom Dorf entfernt auf einer weiten Wiese. Um ihn her stehen Sango, Miroku, Shippo und Kagome und schauen ihn entschlossen an. "Inu Yasha!", will Sango erklären, "Ich kann Kagome gut versehen. Mit Sesshomaru ist noch nie zu spaßen gewesen. Wir haben wirklich bessere Chancen, wenn wir ihm gemeinsam gegenübertreten. Allein schon, dass er diesmal so dicht beim Dorf aufgetaucht ist, bedeutet nichts Gutes. Was immer dein Bruder auch vorhat, es ist besser wenn du Unterstützung hast." Inu Yasha knirscht mit den Zähnen. "Außerdem", gibt Miroku zu bedenken, "scheint er sich diesmal nicht auf dich zu konzentrieren. Du sagtest doch selbst, dass er sich bei eurem Kampf sehr zurückgehalten hat. Offenbar waren wir anderen diesmal sein vorrangiges Ziel, weshalb auch immer. Wenn wir im Dorf bleiben würden, und er es noch mal versucht, bringen wir die Leute dort nur unnötig in Gefahr." "Pah, trotzdem!", meint Inu Yasha, "Kagome ist noch immer stumm und Sesshomaru ist gefährlich. Ich habe keine Lust mich mit jemanden zu belasten, der nicht einmal um Hilfe rufen kann. Und wenn ihr euch nützlich machen wollt, solltet ihr lieber bei ihr bleiben und aufpassen, dass diese fremde Dämonin nicht wieder zuschlägt. Sesshomaru überlasst ihr besser mir!" Die Blicke gehen nun hinüber zu Kagome. Man sieht ihr an, dass es in ihr brodelt. Hastig kritzelt sie etwas aufs Papier und gibt es Miroku. "Ich weiß mir schon zu helfen, du Angeber! Dich hat eine kleine Einschränkung oder eine Verletzung bisher auch noch nie vom Kämpfen abgehalten!", liest der junge Mönch. "Das ist doch etwas ganz anderes!", ereifert sich Inu Yasha. Groß baut er sich vor Kagome auf. "Ich bin schließlich ein Halbdämon. Du weißt doch genau, dass Wunden mir nicht so viel ausmachen. Bisher hab ich mich noch von jeder Verletzung erholt. Bei euch Menschen sieht das aber anders aus. In deinem Zustand ist es viel zu gefährlich, dass du mitkommst!" Kagome schnauft verächtlich. Mit eifrigen Pinselstrichen schreibt sie ihre Antwort. "Du tust ja grade so, als währe ich schwer verletzt. Ich kann im Moment nicht sprechen, das ist alles! Mach dir also keine Sorgen!", liest Miroku. "Was soll das denn heißen?", braust Inu Yasha auf, "Von mir erwartest du, dass ich vernünftig sein soll, und selber kommst du mit solchen dummen Ideen an!" Entrüstet schreibt Kagome ihre Antwort und reicht sie Miroku. Doch ehe er sie ergreifen kann geht Inu Yasha dazwischen und schnappt sich den Zettel. "Schluss damit!", stellt er entschieden klar, "Ich werde alleine gehen und ihr bleibt hier. Ende der Diskussion!" Mit diesen Worten zerreißt er den Zettel in kleine Fetzen. Bestürzt blicken Miroku und die anderen auf die Papierschnipsel. Im gleichen Moment kommt Bewegung in Kagome. Mit zwei Schritten ist sie bei Inu Yasha, packt ihn am Kragen und zieht ihn zu sich herum, so dass er sie ansehen muss. In ihrer Mine liegt Ärger und wilde Entschlossenheit. Unbehaglich erwidert der junge Halbdämon ihren Blick. Tonlos formen ihre Lippen eine Botschaft. Wenn er die Worte auch nicht hört, die Bedeutung erkennt er trotzdem: Wir kommen mit, basta! Doch dann schüttelt er sie energisch ab: "Vergiss es! Das ist viel zu gefährlich!" Kagomes Mine zeigt Ärger und Betrübtheit. Wieder schreibt sie etwas auf. Diesmal erreicht der Zettel Miroku. "Für dich ist es ebenso gefährlich. Du wirst unsere Hilfe brauchen. Wir sind doch alle auf deiner Seite. Ich kann vielleicht nicht sprechen, aber wehrlos bin ich deshalb noch lange nicht. Diesmal habe ich meinen Bogen mitgenommen." Inu Yasha ringt einen Moment mit sich. Es stimmt, mit ihrem Bogen und den besonderen Kräften, die sie als die Reinkarnation von Kikyo geerbt hat, hat sie ihm schon so manches Mal aus der Patsche geholfen. Aber trotzdem kann er es nicht über sich bringen sie diesmal mitzunehmen. Er mag es sich nicht eingestehen, aber als er sie vorhin so hilflos auf dem Waldweg gefunden hat, so blau angelaufen und röchelnd, da hat er auf einmal Angst bekommen. Ihm war klar geworden, wie oft sie bisher nur knapp dem Tode entkommen war und ihn packte die Angst davor, dass sie diesmal diesen Todeskampf vielleicht verlieren könnte. Nur ungern erinnert er sich an die Gefühle die ihn in diesem Moment überkommen hatten. Schon viel zu oft hat er sie in Gefahr gebracht mit seiner aufbrausenden Art. Auch diesmal hat er sich zu einem Kampf mit seinem Bruder hinreißen lassen, ohne einen Gedanken an seine Freunde oder ihre Sicherheit zu verschwenden. Hätte Sesshomaru nicht diese Bemerkung über seine Freunde fallen lassen, währe er sicher nicht rechtzeitig bei ihr gewesen und sie währe vielleicht... Nein, allein dieser Gedanke lässt ihn schon erschaudern. Er macht sich heftige Vorwürfe. Er hätte bei ihr sein müssen. Er hätte sie beschützen müssen! Sie ist doch schließlich nur ein Mensch. Ein tapferer Mensch, aber eben nur ein Mensch. Mit nur einem Hieb könnte ein Dämon wie Sesshomaru Kagome zerfleischen. Das darf auf keinen Fall geschehen! Niemals könnte er es sich verzeihen, wenn Kagome etwas zustoßen würde. Niemals! Dazu bedeutet sie ihm einfach zu viel. Und nun, wo sie nicht einmal um Hilfe rufen könnte, wird er alles tun um sie aus dem Gefahrenbereich zu halten. Sein Entschluss ist gefasst. Er hebt den Blick. Seine Mine ist entschlossen. "Von mir aus, wenn du es auf diese Art habe willst, bitte!" Mit diesen Worten schnappt er sich Kagomes Bogen und noch ehe einer von seinen Freunden reagieren kann, hat er ihn auch schon übers Knie gebrochen. Fassungslos starren sie ihn an. Demonstrativ lässt Inu Yasha die Bruchstücke fallen. Kagomes Gesicht spiegelt unverhehlte Empörung wieder. Ihre Lippen formen nur ein Wort und die Lippenbewegungen sind absolut eindeutig! "Pah, nenn mich wie du willst!", meint Inu Yasha gelassen, "Aber mitnehmen tu ich dich trotzdem nicht." Kagome ballt entrüstet die Fäuste. Doch dann schnaubt sie verächtlich und dreht sich um. Erhobenen Hauptes will sie davon stolzieren, doch in diesem Moment vernimmt sie eine Stimme neben ihrem Ohr: "Inu Yasha-sama ist heute anscheinend schlecht gelaunt!" Sie hält inne. Hat sie sich das nur eingebildet? Sie dreht sich wieder um. Gerade sieht sie wie Inu Yasha sich mit der flachen Hand gegen die Halsseite patscht. Einen Moment später trudelt eine kleine, zerquetschte Gestalt vor ihm zu Boden. "Myoga!", meint Shippo verwundert, der nun auch den kleine Flohdämon entdeckt hat, der sich einmal mehr an Inu Yashas Blut gütlich getan hat. "Myoga!", meint nun auch Inu Yasha überrascht, "Lässt du dich auch mal wieder hier blicken?" "Du kommst gerade recht!", meint Sango mit einem schiefen Grinsen, "Inu Yasha ist gerade wieder dabei sich in Gefahren zu stürzen. Jetzt ist die beste Gelegenheit sich wieder feige davonzustehlen!" "Ein schöner Ruf ist das ja, den ich bei euch genieße!", empört sich der alte Flohdämon, "Dabei bin ich diesmal gekommen um euch zu warnen." "Uns zu warnen? Wovor denn?", fragt Sango zurück. "Pah, das ist ja mal was ganz Neues!", kommt es unbeeindruckt von Inu Yasha. Eifrig hüpft der kleine Floh vor Inu Yasha auf und ab: "Inu Yasha-sama, Ich hoffe doch stark, dass die Gefahren von denen eure Freunde da reden, nichts mit eurem Bruder Sesshomaru zu tun haben." Inu Yasha hebt erstaunt die Brauen: "Woher weißt du denn davon?" "Soll das etwa heißen, dass du weißt was hier eigentlich los ist?", fragt nun Miroku. Doch Myoga geht gar nicht darauf ein. "Inu Yasha-sama, ihr müsst euch sofort in Sicherheit bringen!", ruft er aufgeregt. "In Sicherheit?", meint dieser verwundert, "Was soll der Unsinn? Rück endlich mit der Sprache heraus!" Myoga hat inzwischen wieder seine Schulter erklommen. "Mir sind sehr beunruhigende Neuigkeiten zu Ohren gekommen. Kaum dass ich sie vernommen habe, habe ich mich auch schon auf den Weg zu euch gemacht!" Skeptisch blickt Inu Yasha ihn an: "Myoga, du hast vergessen zu sagen worum es geht!" "Verzeiht!", meint der Floh, "Aber die Sache hat mich so in Aufregung versetzt, dass ich..." Doch er kommt nicht mehr dazu seinen Satz zuende zu bringen. In diesem Augenblick heben sich sämtliche Köpfe. Inu Yasha blickt sich alarmiert um. "Ich rieche einen Dämonen! Und er nähert sich mit rasender Geschwindigkeit." "Ja, ich spür es auch!", bestätigt Miroku, "Es muss eindeutig ein Dämon sein.", seine Stirn legt sich in Falten, "Und wenn ich mich nicht täusche ein sehr mächtiger." Sango blickt beunruhigt in die Runde: "Sesshomaru?" Inu Yasha wehrt ab. "Nein, er ist es nicht. Ich kenne seinen Geruch und dieser hier ist anders." "Aber wer kann es denn sonst sein?", meint Sango. Nur wenige Momente später erhält sie die Antwort auf ihre Frage. Sämtliche Köpfe fahren herum. Bei den Felsbrocken auf dem Hügel ein kleines Stück entfernt steht jemand. Eine fremde, hochgewachsene Frau. Kagomes Augen weiten sich. Aufgeregt packt sie Miroku am Gewand und zeigt dann auf die Frau und dann an ihren Hals. Inu Yasha ist das nicht entgangen. Sein Gesicht verfinstert sich. "Also du warst das! Du hast Kagome angegriffen!", ruft er der Fremden aufgebracht zu. Die Dämonin sagt darauf kein Wort. Sie steht nur schweigend da und blickt mit einem geringschätzigen Lächeln zu ihnen hinüber. Auf einmal ertönt eine äußerst besorgte Stimme von Mirokus Schulter her: "Oh nein! Das ist Sie! Sie ist also schon hier. Ich bin zu spät gekommen." Alle Augen gehen jetzt zu Myoga der zitternd versucht sich in einer Falte von Mirokus Gewand zu verbergen. Inu Yasha reißt die Augen auf: "Du kennst sie? Wer ist das?" Myoga schwitzt noch immer. Dann meint er: "Das ist Mimaru!" Nun kommt doch Leben in die fremde Dämonin. "Myoga!", sagt sie und hebt ihre Brauen, "Ich hätte mir eigentlich denken können, dass ich dich hier bei diesem kleinen Bastard vorfinden würde. Deinem Herren treu bis noch nach seinem Tod. Er währe sicher stolz auf dich gewesen!" Die Verachtung, die in ihrer Stimme liegt, ist nicht zu überhören. "Hey du!", ruft Inu Yasha ihr zu, "Ich hab zwar keine Ahnung wer du bist, aber du sagst besser was du hier willst, sonst werde ich ungemütlich!" Entschlossen greift er nach seinem Schwertgriff. "Was denn?", meint sie geringschätzig, "Hat der kleine Quälgeist euch etwa noch nicht erzählt wer ich bin? Sieht ihm gar nicht ähnlich. Er plaudert doch sonst immer alles aus", sie wendet sich an Myoga, "Na los, sag es ihnen schon!" "Das ist Mimaru!", sagt Myoga kleinlaut, "Sie ist die Mutter von Sesshomaru!" Fassungslos reißen die Anwesenden ihre Augen auf. "Seine Mutter?", ruft Miroku. Selbst Inu Yasha schaut verblüfft drein. Auch Kagome ist erstaunt. Deshalb sieht sie ihm also so ähnlich, oder besser gesagt er ihr. Da ergreift die Dämonin wieder das Wort: "Ja, es stimmt! Mimaru war einmal mein Name, doch inzwischen ziehe ich einen anderen vor. Für euch bin ich Miwaru, damit das klar ist!" "Es ist mir gleich wer du bist oder wie du heißt!", grollt Inu Yasha, "Und mich interessiert auch nicht, warum Sesshomaru dich für seine Zwecke einspannt, aber ich werde dich für das was du mit Kagome angestellt hast büßen lassen!" Kapitel 7: Kleine Gemeinheiten ------------------------------ Wütend zieht er sein Schwert aus der Scheide und streckt es ihr entgegen. Gefährlich leuchtet die mächtige Klinge auf. Doch zu seiner Verblüffung fängt Miwaru nun an zu lachen. Die anderen sind ebenso verwirrt. Abfällig schüttelt Miwaru mit dem Kopf: "Du dummer, kleiner Welpe! Wie kommst du denn darauf, dass ich unter dem Befehl meines eigenen Sohnes stehe? Sesshomaru hat mir einen kleinen Gefallen getan, aber mehr hat er mit der Sache nicht zu tun." "Und was willst du dann?", ruft Inu Yasha ärgerlich. "Oh, das wirst du noch früh genug herausbekommen!", meint sie kalt lächelnd. "Bedaure, aber so lange warte ich nicht!", ruft Inu Yasha und im gleichen Moment stürzt er sich mit Tessaiga auf seine Gegnerin. Doch Miwaru ist schneller. Mit spielerischer Leichtigkeit weicht sie seinen Schlägen aus. Selbst Inu Yasha kann ihren Bewegungen kaum folgen. Entgeistert beobachten auch die anderen das Treiben. "Unfassbar!", meint Sango, "Sie bewegt sich so schnell, dass man ihr kaum folgen kann. Selbst Kouga hätte Mühe da mitzuhalten." "Wenn sie so weitermacht, wird Inu Yasha sie nie erwischen", bemerkt Miroku. "Dabei hat sie noch nicht mal eine Waffe", fügt Shippo mit großen Augen hinzu, "Sie weicht Inu Yashas Schlägen einfach nur aus. Ich glaube, sie macht sich über ihn lustig!" Den Eindruck hat Kagome auch. Oh, Inu Yasha, gib bloß acht!, denkt sie. Sie kann es in jeder Faser ihres Körpers spüren: Diese Frau ist gefährlich. Noch gefährlicher als es bis jetzt den Anschein hat. Es ist nicht nur ihre körperliche Überlegenheit. In ihrem Blick entdeckt Kagome eine Boshaftigkeit, bei der mit allem zu rechnen ist. Diese Frau führt etwas Schlimmes im Schilde und irgendwie hat sie den Eindruck, dass Inu Yasha ihr gerade direkt in die Falle läuft. Inu Yasha! Ach, könnte sie ihn doch nur warnen. Aber würde er überhaupt auf sie hören? Er steigert sich immer mehr in diesen Kampf hinein. Wie wird das bloß ausgehen? Immer wilder schlägt Inu Yasha um sich, doch die Dämonin weicht nur immer wieder aus. Dabei grinst sie über das ganze Gesicht. Dies ist auch Inu Yasha nicht entgangen. "Hör auf herumzuspringen! Kämpfe gefälligst richtig, oder bist du zu feige dazu?" "Tststs!", lässt Miwaru sich vernehmen, "Was ist denn das für eine Art? Einfach eine Fremde völlig ohne Grund anzugreifen. Hat dir deine Mutter denn kein Benehmen beigebracht?" In diesem Moment unterbricht sie sich selber: "Oh, ich vergaß! Deine Mutter ist ja tot! Sie starb als du noch klein warst, nicht wahr?" Ein abfälliges Lächeln liegt auf ihren Lippen. Inu Yasha hält inne. Ein wenig ist er bereits außer Atem. Ärgerlich schnauft er aus: "Glaub ja nicht, dass mich dein Gelaber irgendwie beeinflusst! Mit solchen Sticheleien wirst du bei mir nichts erreichen. Außerdem, wer sagt denn, dass ich keinen Grund hätte dich zu erledigen? Das was du mit Kagome gemacht hast, sollte ja wohl reichen!" Wieder schlägt er wütend mit dem Schwert nach ihr, doch wieder ist sie vorher ausgewichen. "Du meinst meinen kleinen Trick mit dem Mokuhana-Dorn?", erwidert sie amüsiert, "Das war doch nur ein kleiner Test um dich einschätzen zu können. Sag bitte nicht, dass du dich so aufregst wegen dieser kleinen Menschenfrau da! Also das kann doch unmöglich der Grund sein. Was kann sie dir denn schon groß bedeuten? Sie ist doch nur ein Mensch!", ihre Bemerkungen sind der blanke Hohn. Inu Yasha fletscht die Zähne. "Halt die Klappe!", meint er grimmig. Wieder schlägt er nach ihr. "Oh, sollte ich da etwa einen wunden Punkt getroffen haben?", kommt es gespielt überrascht zurück, "Dann bedeutet sie dir vielleicht doch etwas?" Mit einem Wutschrei schlägt Tessaiga auf dem Boden auf und hinterlässt eine lange Furche. Doch wieder ist Miwaru nur geringfügig ausgewichen. Kopfschüttelnd blickt sie zu dem erbosten Halbdämon hinüber: "So was! Solltest du sie vielleicht sogar lieben? Meine Güte, wie überaus beschämend!" In den letzten Worten liegt tiefste Verachtung. Inu Yasha kann nicht verhindern, dass er errötet. Zum einen, weil er sich diese Tatsache bisher selbst nicht eingestehen wollte und zum anderen weil diese widerliche Miwaru es gerade vor all seinen Freunden hinausposaunt hat. Auch vor Kagome! Was mag sie jetzt denken? Sie wird das doch nicht etwa glauben? Das währe ja schrecklich! Wie soll er ihr da jemals wieder ins Gesicht sehen können? Bewusst vermeidet er jeden Blickkontakt mit ihr. Kagome sieht zu ihm hinüber, doch er wendet sein Gesicht ab. Inu Yasha! Sollte das wahr sein? Könnte diese Miwaru wirklich recht haben mit ihrer Vermutung? Zumindest scheint ihm diese Äußerung peinlich zu sein; sie sieht es an seiner Körperhaltung. Oh Inu Yasha, warum nimmst du dir Gefühlsdinge immer so sehr zu Herzen? Doch wie auch immer, diese Miwaru hatte es genau darauf angelegt. Sie wollte ihn mit dieser Bemerkung verletzen. Ihre Augen weiten sich. Diese Frau wusste ganz genau wie sie Inu Yasha treffen konnte! Sie scheint viel mehr über ihn zu wissen als wir angenommen haben. Auch wenn wir sie heute erst kennen gelernt haben, scheint diese Dämonin gut über uns bescheid zu wissen. Irgendetwas ist da faul! Ich muss Inu Yasha warnen; sie hat irgendetwas mit ihm vor! Aber wie, wenn ich noch immer nicht sprechen kann? "Sag bitte nicht, dass dich der Kampfgeist bereits verlassen hat, kleiner Welpe!", kommt es nun herablassend von Miwaru. Inu Yasha wirft ihr einen bitterbösen Blick zu. "Na schön, dann werde ich dir eben einen richtigen Grund geben mit mir zu kämpfen", meint sie hämisch, "Vielleicht bringt dich das ja mal ein bisschen in Schwung. Deine lächerlichen Attacken bisher waren ja schließlich kaum eine Anstrengung wert. Sesshomaru hat wirklich übertrieben, als er deine Fähigkeiten beschrieben hat." Grimmig packt Inu Yasha sein Schwert fester. "Dein Gelaber nervt!", schreit er, "Warum kämpfst du nicht richtig? Lass das Herumgespringe und stell dich zu einem richtigen Kampf!" "Sei nicht albern, kleiner Welpe! Wenn du mich schon nicht besiegen kannst, wenn ich nur ausweiche, was willst du dann gegen mich ausrichten, wenn ich zum Angriff übergehen würde?" Wütend springt Inu Yasha auf sie zu; Tessaiga hoch über dem Kopf zum Schlag erhoben. Mit einem Donner geht das Schwert nieder. Wo es auftrifft entsteht eine weitere Bodenfurche, doch diesmal ist Miwaru nur einen kleinen Schritt zur Seite gegangen. In ihren Augen blitzt wilde Entschlossenheit auf. Direkt vor Inu Yashas überraschten Gesicht ragt sie auf. Blitzartig hebt sie ihre Hand, an der fünf scharfe Klauen sitzen, und mit einem mächtigen Hieb schlägt sie den Halbdämon hart zu Boden. Inu Yasha rappelt sich wieder auf. Ungläubig fasst er sich an die Wange; Blut läuft ihm am Gesicht herab wo ihre scharfen Klauen mehrere tiefe Furchen hinterlassen haben. Besorgt verfolgen seine Freunde das Geschehen. Kagomes Herz schlägt bis zum Hals. Dieser Hieb hat ihren Freund wirklich überrascht. Man sieht es ihm an. Diese Frau scheint tatsächlich noch stärker zu sein als Sesshomaru, wenn das überhaupt möglich ist. Schon gegen seinen Bruder hatte Inu Yasha es nicht leicht, doch was kann er jetzt gegen diese Dämonin ausrichten? Auf einmal überfällt sie eine schreckliche Angst, dass ihrem Freund etwas Schlimmes passieren könnte. So wie es aussieht, hat Inu Yasha nur geringe Chancen diesen Kampf relativ unbeschadet zu überstehen. Sie muss etwas unternehmen! Besorgt zupft sie an Mirokus Gewand. Ihre Augen sprechen Bände. Der junge Mönch nickt: "Ja, du hast recht! Wir müssen ihm helfen!" "Genau!", meint nun auch Sango zu allem bereit, "Diese Miwaru wird ihr blaues Wunder erleben!" Schon nimmt sie ihren Bumerang von der Schulter. "Nein! Miroku, Sango, haltet euch da gefälligst raus!", kommt es nun von Inu Yasha. Sein Blick ist fest auf seine Gegnerin gerichtet: "Dieses Weib nehme ich ganz alleine auseinander!" "Sei nicht dumm, Inu Yasha! Wir können dir doch helfen." "Hör auf deine Freunde, kleiner Welpe!", meint Miwaru, "Ich garantiere dir, du wirst jede Hilfe brauchen die du kriegen kannst!" Mit einem weiteren harten Schlag schickt sie ihn erneut zu Boden. Dann richtet sie sich hoch auf und meint zu Miroku: "Nur zu kleiner Mönch! Ich bin wirklich gespannt was du dir für Chancen ausrechnest." "Das wirst du gleich erleben!", mit diesen Worten windet Miroku seine Gebetskette von seiner rechten Hand, "Mal sehen ob du noch immer so überheblich bist, wenn du mit meinem schwarzen Loch Bekanntschaft gemacht hast!" Geringschätzig schaut sie zu ihm hinüber: "Soll mir das vielleicht Angst machen, kleiner Mönch? Glücklicherweise habe ich für diesen Fall eine kleine Vorsorge getroffen!" Mit diesen Worten holt sie eine kleine, handgroße Kugel aus ihrem Gewand hervor. Nur Augenblicke später ist die Luft erfüllt von dem bekannten und ebenso verhassten Summen eines großen Schwarms bienenartiger Insekten. Mirokus Augen weiten sich. "Das sind die giftigen Bienen von Naraku!", ruft Shippo erstaunt. "Naraku, dieser Dreckskerl!", hastig wickelt Miroku die Kette wieder um sein Handgelenk. "Sie arbeitet also für Naraku!", sagt Sango, "Wir hätten uns denken können, dass er wieder dahinter steckt. Nun beginnt Miwaru wieder zu lachen: "Und schon wieder liegt ihr völlig daneben! Nie im Leben käme es mir in den Sinn für diesen eifrigen, kleinen Halbdämon zu arbeiten. Zugegeben, er ist wenigstens jemand der etwas aus seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten macht und verdient meinen Respekt, aber für ihn arbeiten...?" Wieder lacht sie laut auf. "Aber die Bienen...!", meint Sango irritiert. Miwaru grinst hämisch: "Sagen wir einfach mal, er schuldete mir noch eine kleine Gefälligkeit und da hab ich mir diesen Schwarm von ihm ausgeborgt." Verwirrt starren Miroku und die Anderen sie an. Woher weiß diese Frau so genau über sie bescheid? Anscheinend hat sie sich sehr genau über sie und ihre Fähigkeiten informiert. Was hat das zu bedeuten? "Das spielt keine Rolle!" Inu Yasha ist wieder auf die Beine gekommen. Eine weitere Schramme verziert nun auch seine andere Wange. Sein Blick ist grimmig "Ich sagte bereits, dass ich dich auch allein erledigen werde. Dazu brauche ich Mirokus Hilfe nicht!" Mit festem Griff hebt er sein Schwert. Ja, genau so! Bleib genau da stehen!, denkt er bei sich. Direkt vor sich erkennt er die Windnarbe. Alles was er tun muss ist zuschlagen und die Sache hat sich erledigt! "Mach dich bereit zu sterben! Kaze no Kizu!" Mit diesen Worten saust sein Schwert hernieder und zerteilt genau die Stelle wo sich die beiden Windströmungen reiben, um damit Tessaigas verborgenen Kräfte freizusetzen. Eine mächtige Welle aus Energiestrahlen rollt über die Ebene und hinterlässt mehrere tiefe Furchen im Erdboden. Von seiner Gegnerin fehlt jede Spur. Verwirrt blickt Inu Yasha sich um. "Du kleiner, ahnungsloser Wicht!" Im gleichen Moment trifft ihn von hinten ein mächtiger Hieb ins Genick, so dass er einige Meter weit fliegt. Benommen hebt er den Kopf: "Wie kann das...?" Vor ihm steht erhobenen Hauptes Miwaru. Ihre Augen leuchten feuerrot auf und in ihrer Stimme liegt blanker Hass: "Was glaubst du eigentlich mit wem du es zu tun hast? Ich bin nicht irgendein dahergelaufener Dämon. Ich bin Miwaru! Mein Mann war Inu Taishou, einer der mächtigsten Dämonenfürsten die je gelebt haben. Glaubst du wirklich, seine Frau wäre nicht zumindest beinah so stark wie er? Wenn du mit mir kämpfst legst du dich mit einem wahren Dai-Youkai an, das müsste dir eigentlich klar sein! Ich bin eine Dämonenfürstin! Selbst Sesshomarus Kräfte sind fast lächerlich gering im Vergleich zu mir. Wie kommst du also darauf, dass eine so schwächliche Attacke wie dein Kaze no Kizu mir etwas anhaben könnte?" Kagomes Herz rast. Diese Miwaru ist wirklich stark und Inu Yasha hat das erkannt, sie sieht es in seinen Augen. Dort drüben steht er und starrt wie vom Donner gerührt zu der mächtigen Dämonin hinüber, als hätte ihn auf einmal jeder Mut verlassen. Lass dich von ihr nicht einschüchtern! Du schaffst das!, will sie rufen, doch noch immer kriegt sie keinen Ton heraus. Verdammt! Nicht einmal Mut machen kann sie ihm. Aber was will diese Frau eigentlich von Inu Yasha. Wenn sie ihm doch so überlegen ist, warum greift sie ihn dann nicht ernsthaft an? Was hat sie vor? Irgendwie will sie die Antwort nicht wissen. Doch nun strafft Inu Yasha sich wieder: "Pah, glaub nur nicht, dass du schon gewonnen hast. Ich habe nämlich noch mehr auf Lager!" "Mit diesem Schwert?", meint Miwaru spöttisch, "Ich kannte es schon, als es noch dein Vater benutzte. Eine wirkliche Schande, dass er es gerade dir vererbt hat. Aber er hatte schon immer eine Schwäche für Menschen und dreckigen Abschaum wie dich!" Ihre Stimme klingt bitter. "Was sagst du da?", quetscht Inu Yasha zwischen den Zähnen hervor. In ihm brodelt es vor Wut. "Sag bloß nicht du bist auch hinter Tessaiga her! Aber ich sage das jetzt nur einmal: Tessaiga gehört mir und ich werde es niemals wieder hergeben, klar?" "Schon wieder missverstehst du alles, kleiner Welpe!", meint Miwaru, "Ich habe keinerlei Interesse an deinem Schwert." "Was willst du dann von mir, verdammt noch mal?", platzt Inu Yasha laut heraus. Miwaru atmet einmal vernehmlich ein: "Was ich von dir will? Das werde ich dir sagen: Ich hasse dich! Ich hasse dich mit jeder Faser meines Körpers und ich will dich leiden sehen! Und ich werde erst zufrieden sein, wenn du den Schmerz, den ich wegen dir erdulden musste, nicht mindestens um das zehnfache selbst zu spüren bekommen hast!" Kapitel 8: Der Grund, zu hassen ------------------------------- Die Umstehenden blicken äußerst verwirrt drein. Wovon redet diese Frau? Fest steht doch wohl, dass Inu Yasha ihr nie zuvor begegnet ist. Wie soll er ihr da irgendwelchen Schmerz zugefügt haben? Inu Yasha richtet sich auf: "Du spinnst doch! Ich habe nicht die leiseste Ahnung wovon du sprichst!" Miwaru schnaubt verächtlich: "Oh, das ist mir durchaus klar! Deshalb werde ich es dir ja auch erklären. "Dein Vater war ein mächtiger Hundedämon. Ein Fürst! Und ich war seine Frau. Wir waren für einander geschaffen und ich habe ihn über alles geliebt! Er war alles für mich; mein Leben! Aber er hatte schon immer eine Schwäche für Menschen!" Sie speit das Wort förmlich aus. "Er hatte alles was er wollte: Eine Frau, die ihrem Namen nur zu gerecht wurde, einen stolzen Sohn, eine Familie! Wir hätten so glücklich werden können. Doch dann verliebt er sich eines Tages in diese abscheuliche, kleine Menschenfrau!" Miwaru ballt die Fäuste: "Kann man sich das vorstellen? Ich war seine Gemahlin und er läuft zu einer Menschenfrau! Wie konnte sie ihm etwas bieten, dass er nicht von mir bekommen konnte? Wie konnte er mich nur so entsetzlich demütigen? Er zog eine gewöhnliche Sterblich mir vor! Mir! Und nicht nur das: Er zeugte mit ihr ein Kind! Einen kleinen, dreckigen Bastard! Als ich das herausbekam, brach für mich eine Welt zusammen! Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht! "Und du fragst, warum ich dich hasse? Allein die Tatsache, dass es dich gibt, erinnert mich immer wieder an die Demütigung die ich durch deinen Vater erdulden musste. Du bist der lebende Beweiß für seine Untreue und allein der Gedanke daran, dass noch ein Teil dieser dreckigen, kleinen Schlampe munter durch die Weltgeschichte spaziert, ist für mich so unerträglich wie du es dir nur in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst!" Fassungslos starren die Umstehenden sie an. Mit allem haben sie gerechnet, aber nicht damit! Doch Inu Yasha fasst sich wieder: "Ist das dein Ernst? Deshalb veranstaltest du hier diesen Wirbel? Aus purer Eifersucht? Eins sag ich dir: Ich kannte meinen Vater nicht und deshalb ist es mir auch ziemlich egal was er gemacht hat. Aber wenn das Ganze ein solches Problem für dich ist, hättest du das mit ihm klären sollen, statt jetzt mir dafür die Schuld zu geben." "Oh, du siehst das völlig falsch!", erwidert Miwaru mit einem boshaften Blitzen in den Augen, "Ich gebe dir doch nicht die Schuld! Du kannst nichts dafür, dass du bist was du bist! Aber diese Hure, die meinem Mann schöne Augen gemacht hat und es geschafft hat ihn um den Finger zu wickeln, der gebe ich die Schuld! Und sie habe ich auch dafür büßen lassen. War mir eine ungeheure Genugtuung die kleine Schlampe umzubringen!" "Was?", entgeistert starrt Inu Yasha zu ihr hinüber, "Du bist das gewesen?" "Nun, sagen wir, ich trage die direkte Verantwortung für ihren Tod." Inu Yasha lässt ein wütendes Knurren vernehmen. Belustigt schaut sie auf ihn hinab: "Seltsam! Ich hätte nicht gedacht, dass du dich daran wirklich stören würdest, da du doch bisher alles versucht hast, um die Erinnerungen an deine Mutter zu verdrängen." Inu Yasha der gerade wieder zum Angriff übergehen wollte hält verdutzt inne. Wie kann sie das wissen? Woher weiß sie überhaupt so viel über ihn? Langsam bekommt er den Eindruck als wolle sie ihn bewusst provozieren. Jede ihrer Bemerkung gräbt sich wie ein kleiner Nadelstich in sein Herz. Er weiß nicht recht was er von dieser Taktik halten soll, aber eines weiß er genau: Es gefällt ihm gar nicht! "Das war alles vor langer Zeit!", erwidert er, "Mag sein, dass ich mich nicht mehr allzu sehr an meine Mutter erinnere, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich ihren Mörder ungeschoren davonkommen lasse!" Mit einem lauten Kampfschrei stürzt er sich erneut auf sie. Doch Miwaru duckt sich erneut unter seinem Schlag weg und versetzt ihm einen heftigen Hieb ins Kreuz, so dass er lang hinfällt. "Wann siehst du es endlich ein, dass du mir nicht gewachsen bist?" Noch ehe Inu Yasha sich wieder aufrappeln kann, ist sie schon bei ihm und verpasst ihm einen harten Schlag mit ihren Klauen in den Rücken. Inu Yasha schreit auf. Diesmal kann er den Schmerz nicht ignorieren. "Inu Yasha!", schreit Sango. Auch Mirokus Augen sind vor Besorgnis erweitert. Neben ihnen steht der kleine Shippo und beobachtet ängstlich das Treiben. Ihm ist nur zu klar, dass er dieser wütenden Dämonin nichts entgegenzusetzen hat. Warum sieht das nicht auch Inu Yasha ein? Kagome zittert auch. Aber nicht aus Angst um ihr Leben, sondern um das von Inu Yasha. Sie wird ihn umbringen! Diese Miwaru wird ihn umbringen! Und wir können nichts dagegen tun. Ach Inu Yasha, warum, musstest du meinen Bogen zerbrechen? Nun kann ich dir nicht mehr helfen. Das hast du nun von deinem falschen Stolz! Tränen steigen ihr in die Augen. Nur zu gerne würde sie ihm helfen. Ihn ermutigen. Wenn sie doch nur sprechen könnte! Sie würde versuchen diese Miwaru von ihrem Irrtum zu überzeugen. Sie würde alles tun um Inu Yasha zu retten! Alles! Gerade kommt Inu Yasha wieder mühevoll auf die Füße. Tessaiga liegt längst nicht mehr so sicher in seinen Händen. Doch sein Siegeswille ist noch immer ungebrochen. "Pah, diese paar Kratzer stören mich doch nicht weiter. Wenn du ernsthaft glaubst, dass das Bisschen mich schon aufhält, dann wirst du gleich eine Überraschung erleben!" Er streckt sich: "Du willst mich töten? Dann versuch es doch ruhig! Ich werde es dir sicher nicht leicht machen!" Miwaru hebt eine Braue: "Nicht? Ich garantiere dir: Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich leichtes Spiel mit dir haben!" Inu Yasha spuckt verächtlich aus. "Hör endlich auf, solchen Blödsinn zu reden und komm einfach her! Ich werde dich wärmstens empfangen!" Miwaru wendet sich ab. "Nein! Das währe witzlos!" "Was?", empört Inu Yasha sich. "Ganz einfach!", erklärt Miwaru, "Wenn ich dich tot sehen wollte, hätte ich schon unzählige Male die Gelegenheit dazu gehabt!" Überrascht lässt Inu Yasha sein Schwert sinken. "Wie?" Die hochgewachsene Dämonin schaut ihm direkt in die Augen: "Nachdem ich deine Mutter erledigt hatte, fühlte ich mich so gut wie schon lange nicht mehr. Ich dachte es würde mir reichen, wenn ich wüsste, dass sie tot ist. Doch ich konnte einfach nicht vergessen, dass auch du noch existiertest. Ich wusste, ich würde einfach keine Ruhe haben, bis ich dich vom Angesicht der Erde getilgt hätte. Also machte ich mich auf die Suche nach dir. "Doch du bliebst spurlos verschwunden. Nirgendwo war eine Spur von dir zu entdecken, und glaube mir, ich habe mich umgesehen! Du hast es wirklich gut verstanden, unauffällig zu bleiben. Doch dann eines Tages hörte ich ein Gerücht von einem Halbdämon und einer... Priesterin!" Ein boshaftes Lächeln spielt um ihre Mundwinkel. Inu Yashas Mine verfinstert sich. "Du wirst meine Überraschung und Enttäuschung verstehen, als ich erfuhr, dass du an diesen Baum gebannt wurdest. Jemand war mir zuvor gekommen. Eine Menschenfrau! Eine Priesterin! Kannst du dir vorstellen wie mir zumute war als ich dich dort an diesen Baum geheftet sah?" Ein kalter Schauer läuft Inu Yasha über den Rücken und seine Ohren zucken nervös. Diese Frau war wirklich dort, als er all die Jahre ohne Bewusstsein überdauerte? Doch Miwaru fährt schon fort: "Ich stand keine zwei Meter von dir entfernt. Du warst mir völlig hilflos ausgeliefert! Ich hätte nur einen einzigen Schlag gebraucht um deinen Körper ein für alle Mal zu zerschmettern! Es wäre nicht einmal eine Anstrengung gewesen! Doch gerade als ich mich deiner endgültig entledigen wollte, ist etwas mit mir geschehen!" "Ja, du hast völlig den Verstand verloren!", grollt Inu Yasha. "Nein!", tadelt die Dämonin, "Wir wurde etwas klar! Nämlich, dass mir dein Tod, so bewusstlos wie du warst, keinerlei Genugtuung verschaffen würde. Was hätte ich dann mit all meinem aufgestauten Hass anfangen sollen? Die Erinnerung an meine Schmach würde nicht weniger werden und es gäbe niemanden mehr der dafür bezahlen würde. Ich würde es niemals vergessen können. "Mir wurde klar, dass ich nur Genugtuung erfahren würde, wenn ich dir den selben Schmerz zufügen würde, wie den, den ich durch dich erlitten hatte. Nur das hätte alles wieder ausgeglichen. Doch das würde ich nicht können, solange du dort hängst. "Eine Weile tröstete mich aber dieser Anblick! Solange du aus dem Verkehr gezogen warst, konnte ich wenigstens so tun, als währe alles wieder in Ordnung. Doch das sollte sich als ein trügerischer Irrtum herausstellen! Kannst du dir auch nur annähernd meine Wut vorstellen, als ich eines Tages zu meinem Lieblingsdenkmal zurückkehrte und feststellen musste, dass du verschwunden warst? Es hat mich ganz krank gemacht zu wissen, dass du wieder unter den Lebenden weilst." "Doch schon bald wurde mir klar, welche Gelegenheit sich mir hier bot. Endlich würde ich meine Rache bekommen können! Dein Tod reichte mir nicht mehr, ich wollte dich leiden lassen! Ich würde dich leiden lassen! Und ich würde es genießen! Das war mein fester Entschluss! Also begann ich Nachforschungen anzustellen." Nachforschungen?, denkt Kagome, deshalb weiß sie also so gut über uns bescheid. Dies hier ist eine sorgfältig geplante Racheaktion und Inu Yasha ist das Ziel. Wenn sie wirklich so gut über uns bescheid weiß, wer weiß was sie sich dann ausgedacht hat? Vielleicht ist es wirklich besser wenn wir versuchen würden zu entkommen. Miwaru ist uns klar im Vorteil. Sie weiß eine Menge über uns und wir wissen fast gar nichts über sie. All das was sie uns jetzt an den Kopf wirft, ist genau geplant und wir können nichts weiter tun, als diese Fülle an neuen Informationen so schnell wie möglich zu verarbeiten, sonst sehe ich schwarz für uns. Wir sollten uns beraten was zu tun ist, aber wird sie uns Gelegenheit geben? Außerdem wie soll ich das den Anderen sagen? Und wird Inu Yasha überhaupt auf mich hören? Er ist schon jetzt so wütend auf sie und gleichzeitig verunsichert, dass er bestimmt für kein vernünftiges Argument mehr zugänglich ist. Aber in seiner jetzigen Verfassung wird er sie nicht besiegen können, und wer weiß was sie sich noch für ihn einfallen lässt? "Was für Nachforschungen?", fragt nun auch Inu Yasha. Miwaru lächelt kalt. "Ich begann damit, herauszufinden weshalb du überhaupt an diesen Baum gebannt wurdest und stieß dabei auf ein paar hochinteressante Dinge. Damals erfuhr ich zum ersten Mal von diesem Naraku und seinen unablässigen Bemühungen, dich klein zu kriegen. Also suchte ich ihn auf und von ihm erfuhr ich alles über seine alles verzehrende Leidenschaft zu dieser Priesterin und diese tragische Liebesgeschichte, die sich zwischen dir und dieser Kikyo abgespielt hat!" Inu Yasha reißt die Augen auf. "Kikyo!", flüstert er. Wie ein Phantom aus der Vergangenheit taucht dieser Name immer wieder auf und mit ihm der Schmerz der untrennbar mit ihm verbunden ist. Allein der Gedanke an die Frau, die er einmal so verzweifelt geliebt hat, schnürt ihm das Herz zusammen. Er schluckt schwer. Miwaru breitet die Arme aus: "Weißt du, dass ich Tränen gelacht habe, als ich davon hörte? Ein Halbdämon wie du verliebt sich unsterblich in eine Menschenfrau. Und nicht nur eine gewöhnliche Frau; eine Priesterin! Die Priesterin, die das Shikon no Tama, das Juwel der vier Seelen bewaren sollte. Nicht nur das, du warst sogar bereit um ihretwillen dein Dämonenblut aufzugeben und ein Mensch zu werden, mit Hilfe des Juwels, und das alles nur um mit ihr zusammen zu sein! Wie erbärmlich! "Doch daraus wurde ja nichts. Diese ach so unsterbliche Liebe zwischen euch, war dann wie zu erwarten war, nicht von langer Dauer. Es bedurfte nur eines kleinen Eingriffs durch einen gestaltwandelnden Halbdämon und ihr beide seid euch gegenseitig an die Gurgel gegangen! Zwar war es Naraku, der diese Kikyo so schwer verwundete, dass sie ihren Verletzungen schließlich erlag, doch vorher brachte sie es noch fertig, dich voller Hass und Enttäuschung an den Baum zu bannen, in dem Glauben, du währst es gewesen. Wenn das nicht wahre Tragik ist!" Miwaru beobacht Inu Yasha aufmerksam. Tessaiga liegt nur noch schwach in seinen Händen. Er scheint unfähig sich zu rühren. Sein Gesicht ist ein reges Wechselspiel an Gefühlen. Man sieht ihm direkt an, wie schwer es ihm fällt all diese Erinnerungen, die durch ihre Worte wieder hochsteigen, zu verarbeiten. Ein heimtückisches Funkeln liegt in ihren Augen, als sie sagt: "Und trotzdem liebst du sie immer noch, nicht wahr? Trotz allem was gewesen ist. Mit ihrem Hass brach dein Herz, aber du gibst sie nicht auf, so ist es doch, oder? Aber ich will dir was sagen: So, und noch schlimmer habe ich damals empfunden, als mein Ehemann mich so schamlos betrogen hat. Du wirst also meinen Hass auf dich nachempfinden können. Ich habe mir vorgenommen, dich leiden zu lassen. Wirklich ein Jammer, dass diese Kikyo damals gestorben ist, ich bin sicher, ich hätte viel Spaß mit ihr gehabt!" Kagome reißt die Augen auf. Sie weiß es! Sie weiß, dass Kikyo wieder lebt, da ist sie sich ganz sicher. Sie sieht es an ihrer Überheblichkeit, an ihren kleinen Nebenbemerkungen, an der Kälte ihres Blickes. Sie weiß davon, und es gehört zu ihrem Plan dazu. Auf irgendeine Weise, will sie Kikyo benutzen um Inu Yasha fertig zu machen. Schon jetzt steht er dort völlig neben sich. Inu Yasha, nimm dich in Acht! Sie lockt dich in eine Falle! Sie will dich zermürben, du darfst nicht auf sie hören. Fliehe! Oh bitte flieh, nur dieses eine Mal! Doch ihre Worte bleiben ungehört. Auch der Dämonin ist Inu Yashas Verwirrung nicht entgangen. "Oh, nimmst du dir meine Worte etwa so sehr zu Herzen, dass du nicht einmal mehr in der Lage bist zu kämpfen? Setzen dir die Erinnerungen an deine verflossene Liebe wirklich so sehr zu? Dabei dachte ich, dass du inzwischen einen Ersatz gefunden hast. Dieses junge Menschenmädchen da!" Sie weist mit dem Finger auf Kagome. Inu Yashas Kopf geht hoch. Besorgt blickt er zu Kagome hinüber. Seine Ohren zucken unruhig. Was hat sie jetzt vor? Seine Mine wird grimmig. "Wehe du krümmst ihr auch nur ein Haar!", droht er gefährlich. Doch Miwaru schaut ihn nur verächtlich an: "Wie wolltest du mich daran hindern?" Nur einen Augenblick später springt sie los und schon steht sie direkt hinter der völlig überrumpelten Kagome und packt sie am Arm. Ihre andere Hand schließt sich um ihre Kehle. "Nein, Kagome!", ruft Inu Yasha aufgebracht. Schon will er ihr zu Hilfe eilen. Auch die Anderen stehen da zum Kampf bereit, um ihrer Freundin beizustehen, doch Miwaru schiebt dem einen Riegel vor: "Oh nein, ihr bleibt alle schön da wo ihr seid! Besonders du, kleiner Welpe! Wenn ihr auch nur einen Schritt näher kommt, werde ich die kleine Kagome in Stücke reißen, das ist mein Ernst!" Bestürzt hält Inu Yasha inne. Aber die Sorge in seinem Blick ist unverkennbar. Kagomes Herz klopft bis zum Hals. Dicht neben sich spürt sie die kräftige Dämonin. Mit der gefährlichen Klaue an ihrer Kehle fällt es ihr schwer zu schlucken. Sie schwitzt und sie hat Angst. Was geschieht nun mit ihr? Was hat die hochgewachsene Dämonin vor? Hat sie überhaupt eine Chance mit dem Leben davonzukommen? Und dennoch hat sie weiterhin das Gefühl, dass nicht sie das Ziel der ganzen Sache ist, sondern eigentlich Inu Yasha. "Was willst du?", Inu Yasha gibt sich gefasst. "Das ist ganz einfach!", erklärt Miwaru, "Ich werde die kleine Kagome jetzt mitnehmen und wenn du sie wirklich wiederhaben willst, dann wirst du heute Abend zu den Felsklüften dort hinten kommen!", sie zeigt Richtung Horizont, "Ich habe mir geschworen dich leiden zu lassen, und das werde ich auch tun! Aber das ist für dich der einzige Weg, deine kleine Kagome wiederzubekommen! Überlege es dir also gut, wie viel sie dir wert ist!" Inu Yasha beißt die Zähne zusammen. Er bebt am ganzen Körper. Tessaiga liegt nur noch kraftlos in einer Hand. Nun erhebt sich Miwaru in die Luft empor. Mit einem letzen spöttischen Blick schaut sie auf die Umstehenden herab: "Ich warte auf dich, kleiner Welpe! Wenn du bis Sonnenuntergang nicht da bist, werde ich Kagome töten! Sie verlässt sich auf dich! Es wäre doch wirklich furchtbar, wenn du wieder jemanden enttäuschen würdest, den du liebst." Kaum hat sie das gesagt, schwingt sie sich auch schon durch die Luft davon und ist nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. Kapitel 9: Schwere Entscheidungen --------------------------------- Hastig laufen Miroku, Sango und Shippo zu Inu Yasha hin. Der junge Halbdämon steht noch immer da wie vom Donner gerührt. Er scheint gar nicht fassen zu können, was gerade geschehen ist. "Inu Yasha!", ruft Shippo aufgeregt, "Was ist denn los? Steh doch nicht einfach so in der Gegend herum! Wir müssen Kagome befreien!" Doch Inu Yasha sagt kein Wort. Noch immer blickt er in die Richtung in die Miwaru mit Kagome verschwunden ist. "He, Inu Yasha!", meint nun auch Sango, "Komm wieder zu dir! Kagome ist in ernster Gefahr, wir haben wirklich keine Zeit zu verlieren. Diese Miwaru ist wirklich unglaublich mächtig, aber irgendetwas muss uns doch einfallen, um Kagome zu retten." Behutsam tritt Miroku an seinen schweigsamen Freund heran: "Wir verstehen ja, dass dir die Sache mit Kikyo, die sie wieder aufgerollt hat, zu schaffen macht, aber jetzt geht es hier um Kagomes Leben. Also bitte reiß dich zusammen und lass uns gemeinsam überlegen, wie wir sie zurückholen können!" "Miroku hat recht!", fügt Sango hinzu, "Wir haben auch gesehen, dass diese Miwaru das alles nur gesagt hat, um dich zu demütigen. Und bestimmt hofft sie, dass dich die Sache so verunsichern würde, dass du es nicht wagst zu ihr zu kommen. Aber sie hat nicht mit uns gerechnet! Wir sind deine Freunde und halten zu dir, egal was passiert. Sie mag ja schrecklich stark sein, aber gemeinsam können wir sie besiegen, ich bin ganz sicher!" Doch Inu Yasha wendet sich von ihnen ab. Nein, das können sie nicht verstehen. Es ist nicht Demütigung was er empfindet, es ist Angst! Angst vor der schrecklichen Stärke seiner Gegnerin! Angst vor ihren Worten, die mit triumphierender Treffsicherheit, jede kleine Wunde seiner Seele wieder aufreißen! Angst um Kagome, die ihm mehr bedeutet, als er sich noch vor kurzem einzugestehen bereit war! Angst vor dieser absoluten Hilflosigkeit! Sie hat recht. Sie ist zu stark für ihn! Sie hat ihn mehrmals verletzt und er konnte sie nicht einmal berühren. Gegen Sesshomaru hatte er zumindest noch eine kleine Chance und er hat ihn bisher immer besiegt, aber diese Frau spielt in einer anderen Liga; er riecht es, er kann es fühlen! Und sie weiß über ihn Bescheid! Es kam ihm so vor, als würde sie ihm direkt in die Seele sehen und jeden wunden Punkt aus seiner Vergangenheit noch einmal mit giftigen Pfeilen durchbohren. Und das was sie eben gesagt hat, war noch lange nicht alles! Wenn er jetzt zu ihr geht, wird sie ihm weiter zusetzen, das spürt er. Und er fürchtet sich davor, was er dann vielleicht zu hören bekommt. Ist er wirklich bereit das in Kauf zu nehmen... für Kagome? Aber genau so wenig, wie er sich wieder ihrem Spott aussetzen will, könnte er es mit seinem Gewissen vereinbaren, dass Kagome etwas geschieht nur weil er zu feige war um sie zu befreien. Er schluckt schwer. Diese elende Miwaru wird ihrem Namen wirklich gerecht. Es ist eine grausame Wahl vor die sie ihn stellt. Hätte er früher von ihrem Hass gewusst, dann wäre alles vielleicht anders gekommen! Inu Yasha hebt den Kopf. "Myoga?", sagt er, "Warum hast du mir nie zuvor von dieser Frau erzählt? Warum hast du mir nie gesagt, dass es jemanden gibt, der mich so sehr hasst?" Der kleine Flohdämon wirkt sichtlich schuldbewusst: "Verzeiht mir, Inu Yasha-sama! Es hieß lange Zeit, dass Mimaru... äh Miwaru nach dem Tod eures Vaters das Land verlassen hätte. Niemand hatte damit gerechnet, dass sie jemals zurückkommen würde. Mir war zwar bekannt, dass sie eure Mutter gehasst hat und euch ebenfalls, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass sie so weit gehen würde. Ihr habt Recht, ich hätte euch davon erzählen sollen. Es ist alles meine Schuld!" "Ja ganz recht, es ist deine Schuld!", platzt Inu Yasha wütend heraus, "Wenn wir früher von ihr gewusst hätten, dann hätten wir uns darauf einstellen können. Aber stattdessen konnte sie uns überrumpeln und nun hat sie Kagome in ihrer Gewalt! Wenn ihr auch nur das kleinste bisschen passiert, mache ich ganz allein dich dafür verantwortlich! Dann sind wir auf ewig geschiedene Leute! Dann brauchst auch gar nicht jemals wieder angekrochen kommen, du miese, kleine Laus du!" Verwundert starren Miroku, Sango und Shippo ihren aufgebrachten Freund an. So wütend haben sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Der kleine Flohdämon hat sich ängstlich in Mirokus Gewandfalten versteckt. Inu Yasha holt mehrmals tief Luft. Dann steckt er entschlossen sein Schwert zurück in die Scheide. "Na warte!", grollt er, "Diese Miwaru wird mich kennen lernen! Nichts was sie tut wird mich davon abhalten können, Kagome zu befreien!" "An deiner Stelle würde ich mir das noch einmal gut überlegen!", ertönt plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Sämtliche Köpfe fahren herum und entdecken ein wohlbekanntes Gesicht. "Sesshomaru!", funkelt Inu Yasha, "Was hast du hier schon wieder zu suchen? Bist du gekommen um die günstige Gelegenheit zu deinem eigenen Vorteil auszunutzen, oder hat Mama dir wieder irgend einen kleinen Auftrag gegeben?" "Weder noch!" Der schlanke Dämonenprinz sitzt gelassen auf einem der Felsbrocken die in der Nähe liegen. "Ich bin nur vorbeigekommen um mit eigenen Augen mitzuerleben, was Mimaru Schönes mit euch anstellt", lässig erhebt er sich, "Und wie ich sehe, ist ihr kleines Spiel bereits in vollem Gange." "Spiel?", empört Sango sich, "Das nennst du ein Spiel? Was bist du bloß für eine gefühlskalte Kreatur?" "Ach ja, ich vergaß!", meint Sesshomaru ruhig, "Einige von euch finden die Sache sicher nicht so amüsant wie ich, nicht wahr Inu Yasha?" Der junge Halbdämon funkelt seinen Bruder bitterböse an: "Halt bloß die Klappe! Auf deine blöden Sprüche bin ich heute gar nicht gut zu sprechen! Ich dachte eigentlich immer, dass du dich nur um deine eigenen Interessen kümmerst. Warum lässt du dich dann von dieser Hexe für ihre Zwecke einspannen?" Sesshomaru hebt geringschätzig die Brauen: "Also du kannst Fragen stellen! Ich bin ihr Sohn, schon vergessen?" "Pah, wie könnte ich das? Aber eines sage ich dir: Ich werde dieses Weib eigenhändig auseinandernehmen!" "Und ich sage es dir noch einmal: Das solltest du dir noch einmal gut überlegen! Mimaru hat dich schon immer gehasst. Seit sie von deiner Geburt erfahren hat, gab es für sie nur noch ein einziges Ziel: Sie wollte dich erledigen! Nein nicht nur töten, das wäre zu einfach gewesen, sie wollte dich zerstören, Stückchen für Stückchen! Etwas anderes spielte keine Rolle mehr für sie. Weder ich, noch mein Vater noch irgendetwas anderes! "Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, dich zu vernichten. Ich weiß, dass sie das schon eine ganze Weile geplant hat und nun hat sie zum endgültigen Schlag ausgeholt und du kleiner Dummkopf läufst ihr genau in die Falle! Das Intrigespiel und das Ränkeschmieden, waren schon immer ihre Stärke und damit hat sie noch stets ihr Ziel erreicht. Nun hat sie ihre Köder nach dir ausgeworfen und du bist gerade dabei ihr ins Netz zu gehen. "Mimaru mag vieles sein, aber eine Lügnerin ist sie nicht! Sie wird genau das tun, was sie angedroht hat. Wenn sie sagt, dass sie die kleine Menschenfrau töten wird, dann wird sie das tun. Wenn sie sagt, dass sie dich leiden lassen wird, dann wirst du auch leiden, verlass dich drauf! Du hast im Grunde nur noch eine Wahl: Vergiss deine kleine Freundin! Wenn du heute Abend da hingehst, spielst du Mimaru direkt in die Hände und dann kann dir keiner mehr helfen! Dies ist deine allerletzte Chance ihr zu entgehen. Halt dich von ihr fern! Du wirst schon über den Verlust deiner kleinen Freundin hinwegkommen. Schließlich bist du ein halber Dämon! Dein Dämonenblut wird dir helfen das Ganze zu verkraften. Wenn du aber so blöd bist und versuchst den Helden zu spielen, wirst du es dein Leben lang bereuen, das schwör ich dir!" Entgeistert starren die Umstehenden ihn an. So gesprächig ist der stolze Youkaiprinz doch sonst nie. In Inu Yashas Mine sieht man deutlich wie er mit sich ringt. Schließlich meint Sango zu Sesshomaru: "Du warst doch immer Inu Yashas ärgster Gegner. Warum hilfst du ihm auf einmal? Warum versuchst du ihn zu warnen? Was versprichst du dir davon?" Doch der Dämon schüttelt nur abfällig den Kopf: "Ihr irrt euch! Ich helfe Inu Yasha nicht! Ich will ihm nur ganz klar vor Augen führen, worauf er sich einlässt, damit er seine Entscheidung hinterher bereut, ganz gleich wofür er sich entscheidet!" Mit diesen Worten wendet sich Sesshomaru ab. "Aber so wie ich ihn kenne, wird er ja doch versuchen seine kleine Freundin zu retten! Nun ja, es wird mir ein Vergnügen sein, ihn am Boden zu sehen!" Nun hebt auch er sich in die Luft empor. "Ich bin schon gespannt auf unser nächstes Zusammentreffen, Inu Yasha! Ich denke, ich werde es genießen!", ruft er noch und dann ist auch er aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Schweigend steht Inu Yasha auf der Wiese. Er steht ein wenig abseits von seinen Freunden und schaut zu Boden. Keinen Muskel rührt er. Er scheint tief in Gedanken versunken. Auf einmal ertönt ein entrüstete Stimme zu seinen Füßen: "Inu Yasha, wie kannst du darüber überhaupt noch nachdenken? Wir müssen Kagome auf jeden Fall retten! Wir können sie doch nicht einfach so im Stich lassen!" Shippo schnaubt vor Wut. "Kagome würde keine Sekunde zögern, wenn es dabei um dich ginge. Sie würde alles versuchen um dich zu retten. Also hör mit der dummen Grübelei auf und tu endlich was!" Verstimmt kickt Inu Yasha den kleinen Fuchsdämon ein Stück beiseite. "Aua!", lässt sich Shippo empört vernehmen. "Shippo hat recht!", mischt sich jetzt auch Sango ein, "Wir können nicht einfach so tatenlos hier sitzen bleiben, während diese Miwaru Kagomes Leben in ihrer Hand hält. Das können wir doch nicht zulassen!" "Du hast leicht reden!", meint Inu Yasha unwirsch, "Es bist ja nicht du, den sie will!" "Na hör mal!", entrüstet sich Sango, "Ich wäre bereit mein Leben zu opfern um einen von euch zu retten. Auch für Kagome würde ich das tun, das ist das Mindeste was ich ihr schulde! Ich habe immer geglaubt, dass du genau so denken würdest." "Lass ihn!", versucht Miroku die Dämonenjägerin zu beruhigen, "Diese Entscheidung ist nicht leicht für ihn. Miwaru ist kein gewöhnlicher Gegner. Sie ist uns in vieler Hinsicht überlegen. Sie scheint das alles gut geplant zu haben und wir sollten ebenfalls nichts überstürzen. Nur so haben wir eine Chance." "Aber uns läuft die Zeit davon!", gibt Sango zu bedenken, "Bis Sonnenuntergang ist es nicht mehr lange hin." "Und wenn wir nicht rechtzeitig da sind, wird sie Kagome töten!", fügt Shippo hinzu. Inu Yasha atmet einmal tief durch: "Sie erwartet nur mich dort. Deshalb werde ich auch alleine gehen! Ihr braucht euch nicht unnötig in Gefahr bringen." "Sei doch nicht so dickköpfig!", schimpft Sango, "Gemeinsam haben wir doch viel eher eine Chance." Inu Yasha dreht sich zu ihr um. Fest schaut er ihr in die Augen: "Und was glaubt ihr, was ihr gegen sie ausrichten könnt? Miroku kann sein schwarzes Loch nicht einsetzen, wegen der Insekten die sie von Naraku hat und mit deinem Hiraikotsu wirst du ihr auch nichts anhaben können, von Shippo mal ganz zu schweigen! Nein es ist besser, wenn ich ihr alleine gegenübertrete." "Hast du Angst, Inu Yasha?", fragt Miroku. Der junge Halbdämon zögert einen Momentlang, dann meint er: "Ja, ein wenig! Aber das spielt keine Rolle! Immer wieder hat man mir gesagt, dass jemand wie ich es nicht verdient hätte zu leben. Was macht es dann schon, wenn es mich letztendlich doch erwischt? Aber wenn meine einzige Existenzberechtigung die ist, dass ich Kagomes Leben retten konnte, ...dann soll es so sein!" Entschlossen ballt er die Faust. Sprachlos schauen seine Freunde ihn an. Solche Worte sind sie von ihm gar nicht gewohnt. Schließlich ergreift Sango seine Faust und schließt ihre eigene darum. "Du hast recht! Kagome ist es wert, dass wir unser Leben für sie riskieren. Wir werden mit dir kommen! Egal was uns dort erwartet, wir schaffen das, gemeinsam!" Auch Miroku legt seine Hand auf ihre: "Ja, wir werden sie besiegen und Kagome retten, das wäre doch gelacht!" "Genau!", ruft Shippo und patscht seine Pfote ebenfalls auf ihre Hände. Inu Yasha blickt ein bisschen verdattert drein. Dann zieht er hastig seine Hand weg: "Nehmt eure Hände weg, das sieht ja albern aus!" Kapitel 10: Pfeile für die Seele! --------------------------------- Die Abendsonne senkt sich hernieder. Schon berührt sie den Horizont. Der tiefe Canyon in ihrer Nähe wirft bereits unheimliche Schatten. Kagome steht angebunden am Stamm eines Baumes. Über ihrem Kopf hört sie das fiese Summen von Narakus giftigen Insekten. Ihre Fesseln bestehen aus harten, biegsamen Ranken. Sosehr sie sich auch abmüht, die Ranken geben kein Stück nach. Ja, sie kann sich wirklich kaum rühren. Außerdem bohrt sich ihr schon die ganze Zeit ein kleiner Zweig in den Rücken. Diese ganze Position ist äußerst unbequem. Doch das ist noch ihr geringstes Problem. Viel mehr Sorgen bereitet ihr ihre Wächterin. "Zwecklos!", die schlanke Dämonin beugt sich zu ihr hinab, "Was diese Winde einmal umklammert hat, lässt sie nicht mehr freiwillig los. Aber keine Bange, du wirst nicht bis in alle Ewigkeit hier hängen, obwohl mir der Gedanke irgendwie gefällt." Kagome funkelt ihr trotzig entgegen. Ihre Lippen formen einen Fluch. Miwaru kommt näher an sie heran: "Was sagtest du? Ach, ich vergaß, du bist ja noch immer stumm wie ein Fisch. Die Wirkung meines Giftdorns, hält offenbar noch immer an." Wieder formen Kagomes Lippen eine eindeutige Botschaft, während sie Miwaru mit einem vernichtenden Blick bedenkt. Die Dämonin richtet sich wieder auf. "Erstaunlich, du scheinst tatsächlich eine kleine Kämpfernatur zu sein. Ehrlich gesagt, ich war wirklich überrascht, dass du meinen Angriff überlebt hast. Ich kannte manchen kräftigen Kerl, der von nur einem Dornstich bereits das Zeitliche gesegnet hat. Aber nach dem was ich von dir gesehen und gehört hatte, war ich doch recht zuversichtlich, dass du es schaffen würdest." Verwundert schaut Kagome sie an. Gesehen und gehört? Hat sie uns etwa beobachtet, ohne dass wir es bemerkt haben? Weiß sie deshalb so viel über uns? Als hätte sie ihre Gedanken erraten fügt Miwaru hinzu: "Schau nicht so ungläubig! Du hast richtig gehört! Ich behalte euch schon eine ganze Weile im Auge. Nicht immer persönlich, aber ich habe genug andere Möglichkeiten um über alles auf dem Laufenden zu bleiben, was ihr macht! "Ich weiß alles über euch! Eure Stärken, eure Schwächen, eure Sehnsüchte und Ängste!", sie streicht Kagome mit dem Fingerrücken über die Wange, "Ich habe nichts dem Zufall überlassen und mich sehr gründlich auf den heutigen Tag vorbereitet. Und nun habe ich zum letzten Schlag ausgeholt und sobald die Sonne untergeht, wird der entschiedenen Schritt zu meinem entgültigen Triumph seinen Lauf nehmen." Wütend zerrt Kagome erneut an ihren Fesseln, doch noch immer geben sie kein Bisschen nach. Miwaru ist es nicht entgangen. "Unruhig, kleine Kagome? Bist du dir auch ganz sicher, dass dieser liebeskranke, kleine Welpe hier auftauchen wird? Kann es nicht vielleicht sein, dass er nach unserem kleinen Geplänkel vorhin doch den Mut verloren hat? Vielleicht hat er ja eingesehen, dass er mich unmöglich besiegen kann und lieber beschlossen seine eigene Haut zu retten, was meinst du?" Kagome schüttelt entschieden den Kopf. Miwaru blickt sie gelassen an: "Nun, ich will es hoffen, für dich! Sollte er nämlich nicht auftauchen, werde ich nicht zögern meine Drohung wahr werden zu lassen. Ob es ihm dann wirklich so leicht fällt dich zu vergessen, wie er vielleicht angenommen hat? Oder wird er sich nicht doch ein Leben lang Vorwürfe machen, dass er seine große Liebe erneut im Stich gelassen hat, weil ihm sein eigenes Leben wichtiger war als deins? "Wenn er kneift, muss er mit dieser Schuld ein Leben lang weiterleben. Ein Gedanke, der mir nicht unangenehm ist. Wenn er auftaucht muss er sich nach meinen Spielregeln richten. Dann werde ich mein anderes Versprechen einlösen. Ich werde ihn quälen, bis er um Gnade winselt und damit erreiche ich genau das was ich bezweckt habe. Also, wie auch immer er sich entscheidet, ich kann nur gewinnen!" Selbstgefällig steht sie vor der angebundenen Kagome in deren Gesicht sich jetzt Wut mit ernster Besorgnis mischt. Sie weiß wirklich nicht, welche von beiden Möglichkeiten sie sich lieber wünschen soll. Oh Inu Yasha, ich hoffe du hast noch einen dritten Weg gefunden! "Eigentlich hatte er bereits in dem Moment verloren, als er aus seinem fünfzigjährigen Schlaf erwacht ist", fährt Miwaru nun fort, "Mir ist übrigens durchaus bekannt, dass du dafür verantwortlich bist, kleine Kagome. Du magst ihn doch, nicht wahr? Ich weiß, dass du es tust! Ob du ihn auch befreit hättest, wenn du gewusst hättest, welches Leid du damit über ihn bringen würdest? Solange er dort hing, hatte er nichts von mir zu befürchten, aber nun wo er wieder lebt, werde ich nicht ruhen, ehe ich ihn vollkommen zerbrochen habe", mit hartem Griff packt sie Kagomes Kiefer, "Niemand zieht meinen Zorn auf sich und kommt ungeschoren davon! Niemand, verstehst du?" Kagome schwitzt. In ihr tobt ein Wirbelsturm der Gefühle. Oh, wie sehr sie sich jetzt ihre Stimme zurückwünscht! Dieser aufgeblasenen Ziege würde sie etwas erzählen! Oh ja, der würde sie was erzählen! Ihr selbstgefälliger Ton und ihre so kalt berechnende Art reizen sie bis zum Äußersten. Wie kann diese Frau nur so selbstgefällig mit Inu Yashas Leben spielen? Wie kann sie nur so boshafte Pläne schmieden gegen ihn? Wie kann sie nur so fanatisch hassen? Wenn es doch nur irgendetwas gäbe um sie aufzuhalten! Natürlich möchte sie nicht sterben, aber ebenso wenig möchte sie, dass Inu Yasha vor ihren Augen gequält wird. Sie presst die Lippen aufeinander und versucht die Wuttränen zurückzuhalten die in ihr aufsteigen. Nein, sie wird ihr nicht die Genugtuung geben, sie zum Weinen gebracht zu haben! Von der Sonne ist nicht mehr viel zu sehen. Die letzten Lichtstrahlen fallen über den Horizont. Miwaru nähert sich Kagome. "Es scheint, dass er sich wohl doch nicht blicken lässt!", meint sie bedauernd, "Nun ja, das war es dann für dich, kleine Kagome! Ich denke ich werde dich vermissen, du warst solch ein guter Gesprächspartner!" Schon hebt sie eine Hand, die Klauen sind gefährlich gestreckt. Kagome schließt die Augen. "Miwaru, lass sie auf der Stelle in Ruhe!", ertönt es plötzlich laut hinter ihnen. Die Dämonin fährt herum. Vor ihr steht, vor unterdrücktem Zorn bebend, Inu Yasha. Hinter ihm treten jetzt auch Miroku, Sango und Shippo auf die Lichtung. Überrascht hebt Miwaru die Brauen: "Na so was! Du bist ja tatsächlich gekommen, wer hätte denn das für möglich gehalten? Du bist ja noch dümmer als ich dachte!" Doch Inu Yasha lässt sich diesmal nicht so leicht provozieren. "Du wolltest, dass ich komme, nun hier bin ich! Also lass Kagome schon frei!" Miwaru schüttelt tadelnd den Kopf: "Na na, nicht so hastig, kleiner Welpe! Die Angelegenheit zwischen uns ist doch noch gar nicht geklärt. Das wäre doch etwas vorschnell, sie jetzt schon freizulassen, meinst du nicht auch?" "Nein, meine ich nicht!", Inu Yasha ist nicht zu Scherzen aufgelegt. "Immer mit der Ruhe!", meint Miwaru sanft, "Ich werde sie zu gegebener Zeit losschneiden. Nur keine Sorge, du bekommst deine kleine Freundin schon wieder!" Inu Yasha wird ungeduldig: "Also was willst du von mir? Sag schon!" Miwaru reckt den Hals: "Wie ich sehe, hast du deine anderen Menschenfreunde auch mitgebracht. Glaubst du wirklich, dass diese jämmerliche Unterstützung dir irgendetwas bringen wird?" "Hör auf abzulenken!", platzt Inu Yasha heraus, "Sag einfach was du von mir willst! Ich habe keine Zeit für deine Spielchen!" "Du wirst dir Zeit nehmen müssen!", kommt die ernste Antwort. Inu Yasha grinst: "Deine kleinen Psychotricks haben keine Wirkung mehr auf mich. Ich gebe ja gern zu, dass du mich vorhin überrumpelt hast. Dein Gerede über meine Mutter und Kikyo haben mich tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt. Aber jetzt kenne ich deine Strategie und noch einmal wird es dir nicht gelingen mich zu verunsichern!" "So, wirklich nicht?", meint Miwaru verwundert. "Ganz recht!", bestätigt Inu Yasha, "Ich weiß, dass ich eine Menge Fehler gemacht habe in der Vergangenheit, aber das ist alles längst vorbei! Diese Wunden verheilen ebenso schnell wie die an meinem Körper. Glaub also nicht, dass du mich durch weitere Geschichtchen irgendwie einschüchtern kannst!" In seinen Augen funkelt es entschlossen. Einen Augenblick sagt Miwaru gar nichts, sondern blickt ihn nur überrascht an. Dann plötzlich beginnt sie leicht in die Hände zu klatschen. "Tapferer, kleiner Welpe! Wirklich gut gesprochen! Nur leider glaube ich dir kein einziges Wort!" "Dein Problem!", meint Inu Yasha hämisch. Belustigt wendet sich Miwaru an Kagome: "Schau in dir an, kleine Kagome! Wie verwegen er dasteht! Er glaubt wirklich, er könnte sich mit dieser Einstellung noch retten! Beachtlich, er ist noch immer bereit zu kämpfen! Doch ich fürchte diese Hoffnung muss ich ihm nehmen." "Lass das dumme Gelaber!", meint Inu Yasha gereizt, "Es beeindruckt mich kein Stück!" Miwaru lächelt. "Wenn es dich stört, dann zieh doch dein Schwert und versuch mich zum Schweigen zu bringen!" "Pah, das hättest du wohl gerne, dass ich mich auf einen Kampf mit dir einlasse! Aber ich sage es dir noch mal: Ich spiele dein Spiel nicht länger mit! Du wirst mich nicht provozieren können! Darauf legst du es doch bloß an. Ich soll mit dir kämpfen, damit du es rechtfertigen kannst mich zu töten, doch was machst du wenn ich mich nicht darauf einlasse? Bereitet dir mein Tod noch immer soviel Genugtuung, wenn ich mich nicht wehre?" Seine Freunde werfen ihm beeindruckte Blicke zu. Inu Yasha scheint diesmal tatsächlich seinen Kopf zu benutzen. Ob es die Tatsache ist, dass Kagomes Leben in Gefahr ist, oder nur sein fester Entschluss seine Gegnerin zu besiegen, aber diesmal versucht er wirklich das Beste was ihm möglich ist, aus der Situation zu machen. Miwaru blickt ihn sprachlos an. Doch dann lacht sie anerkennend: "Das war gut! Wer hätte das gedacht? Wirklich sehr schlau eingefädelt, du denkst ja tatsächlich mit! Das kam selbst für mich unerwartet! Das passiert nicht oft!" Dann wird ihr Blick wieder ernst: "Doch das wird dir alles nichts nützen! Du kannst mir nicht mehr entkommen!" "Das werden wir ja sehen!", erwidert Inu Yasha, "Du glaubst mich genau zu kennen, aber du weißt nichts über mich!" Die Dämonin richtet sich hoch auf. "Und du glaubst meine Strategie zu kennen, doch du weißt absolut nichts darüber! Aber da ich dich ja nicht dumm sterben lassen will, werde ich dir ein bisschen davon erzählen!" Sie macht ein paar Schritte auf Inu Yasha und die anderen zu. Sofort nehmen sie eine Verteidigungshaltung ein, doch Miwaru ignoriert es. "Weißt du, mein erster Gedanke, als ich von dir und Kikyo erfahren habe war, wie ich die Sache zu meinem Vorteil nutzen konnte. Ich habe es wirklich bedauert, dass sie bereits tot war. Ich habe mich gefragt, was wohl geschehen würde, wenn ihr beide euch jemals wiederbegegnet wärt. Wäre eure Liebe neu entflammt, oder wäre die Begegnung nur weiteres Salz in der Wunde? "Hätte Kikyo dir verziehen, dass du sie umgebracht hast, wie sie glaubte? Hättest du ihr verziehen, dass sie dich gebannt hat so völlig ohne Grund; sie die du so geliebt hast, dass du bereit warst alle Vorzüge eines Dämonendaseins für sie aufzugeben? Wäre es möglich, dass ihre Seele, die im Hass auf dich von ihr ging, jemals wieder lieben könnte? Glaubst du, du hättest ihren verzehrenden Hass auf dich besänftigen können? Und wenn nicht, hättest du weiterleben können, in dem Wissen, dass sie dich von ganzem Herzen verachtet und sich deinen Tod wünscht?" Inu Yasha starrt sie nur sprachlos an. Doch dann schüttelt er sich, als wolle er einen unliebsamen Gedanken loswerden. "Lass es bleiben! Das funktioniert nicht mehr bei mir!" Nun kommt Miwaru noch einen Schritt näher: "Sag mir, was hast du empfunden, als sie dir nach all der langen Zeit wieder gegenüberstand; sie die du für tot gehalten hast?" Inu Yashas Augen weiten sich: "Du... weißt davon?" Miwaru lacht auf: "Aber selbstverständlich weiß ich davon! Ich weiß alles was ihr bisher gemacht habt und besonders dieses Ereignis ist mir in besonders schöner Erinnerung geblieben. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als dir klar wurde wen die Hexe Urasue da wiederbelebt hatte!" Sie schaut ihn prüfend an. "Ja, genau so wie jetzt hast du damals geguckt! Also hör auf mir zu erzählen, diese Geschichte würde dich völlig kalt lassen!" Ärger steigt in Inu Yasha hoch. "Wie willst du davon wissen? Du warst nicht dabei!" "Doch, das war ich!", stellt Miwaru klar, "Es gibt mehr als eine Möglichkeit von unliebsamen Augen gänzlich unbemerkt zu bleiben. Und diesen schicksalhaften Moment wollte ich doch um nichts in der Welt verpassen!" "Aber wie konntest du überhaupt davon wissen?", mischt sich nun Miroku ein, "Selbst Kagome und Inu Yasha sind nur durch Zufall darauf gestoßen." Verächtlich schaut Miwaru zu ihm hinüber: "Ach ihr Ahnungslosen! Ja, was glaubt ihr denn, wer diese machtgierige Hexe auf die Idee gebracht hat, sich eine mächtige Priesterin als Dienerin zu erschaffen?" Kapitel 11: Rache! ------------------ Inu Yasha steht da wie vom Donner gerührt und auch die Anderen können nicht fassen was sie gerade gehört haben. Kagome blickt besorgt zu ihren Freunden hinüber. Sie hatte also recht! Miwaru hat es gewusst, dass Kikyo wieder lebt. Und nicht nur das, sie ist sogar dafür verantwortlich! All die Probleme die sie seither mit der ruhelosen Priesterin haben, verdanken sie also ihr. All die Angriffe auf Inu Yashas Leben. Sein Schmerz, der daher kommt, dass zwischen ihm und seiner großen Liebe eine unüberwindbare Wand des Zwietrachts steht. Die Tatsache, dass Kikyo sogar mit Naraku gemeinsame Sache gemacht hat und ihm einen großen Splitter des Juwels der vier Seelen überlassen hat, was ihn noch mächtiger werden ließ. Das alles hat Miwaru eingefädelt. Und das nur um Inu Yasha zu schaden? Ihr Hass auf ihn muss wirklich gewaltig sein. Inu Yasha steht mit gesenktem Kopf da. Er bebt am ganzen Körper. Schließlich zischt er leise: "Du hast das getan?" "Worauf du dich verlassen kannst!", meint Miwaru kalt, "Naraku war übrigens sehr angetan, von der Tatsache, dass die Frau nach der sich sein menschlicher Wirtskörper einst verzehrt hatte, nun wieder in greifbare Nähe gerückt ist, nicht zuletzt, weil er ja von ihr einen großen Teil des Shikon no Tama erhielt! Deshalb war er auch nur allzu bereit, mir für eine Weile seine Insekten zu überlassen." Sie kommt noch ein Stück näher, "Ach ja, war es nicht so, dass Kikyo diesen Splitter von euch bekommen hat, nachdem sie euch alle mit euren schlimmsten Ängsten konfrontiert hatte? Sag mir was ist es für ein Gefühl, von der Person verraten zu werden, die man einmal über alles geliebt hat? Willst du noch immer behaupten, dass meine Geschichte dich kalt lässt, kleiner Welpe?" Das ist zu viel für Inu Yasha. Mit wütendem Griff reißt er an seinem Schwertgriff. "Das reicht! Halt gefälligst deine Klappe!" Schon liegt Tessaiga in voller Größe in seiner Hand und bereits im nächsten Augenblick lässt er es auf seine Gegnerin niedersausen. Geschickt weicht sie aus. "Hast du dich also letztendlich doch entschieden zu kämpfen? Anders hätte ich es von dir auch nicht erwartet. Ein kleiner Heißsporn bis zuletzt!" Grimmig fährt Inu Yasha herum. Zorn blitzt in seinen Augen auf. Mit einem kräftigen Hieb schlägt er nach seiner Gegnerin und gleich darauf wirbelt er erneut herum um eine ganze Serie von kraftvollen Schlägen nachzusetzen. Diesmal scheint es Miwaru schon mehr Anstrengung zu kosten um ihm auszuweichen. Ihr Blick wird ernst. "Nicht schlecht! Anscheinend wirst du tatsächlich schneller wenn man dich ein bisschen reizt. Dieser Kampf könnte noch recht interessant werden." Um ihre Hand bildet sich eine Art Energiepeitsche, wie sie auch Sesshomaru manchmal benutzt. Damit beginnt sie nun die Schläge von Tessaiga abzuwehren, während sie ihm weiter ausweicht. Doch während sie sich nun ganz auf ihren Kampf mit Inu Yasha konzentriert, bemerkt sie anscheinend nicht was sich hinter ihrem Rücken abspielt. So unauffällig wie möglich schleichen nun Miroku und die anderen auf den Baum zu an den Kagome angebunden ist. "Es scheint zu funktionieren Miroku!", raunt Sango, "Er lenkt sie ab. Dadurch hat sie Kagome ganz vergessen." "Ja!", meint Miroku leise zurück, "Aber ich hätte es trotzdem lieber gesehen, wenn Plan B nicht nötig gewesen währe. Eigentlich wollten wir den Kampf doch so weit wie möglich vermeiden, und irgendwann hätten wir schon eine Möglichkeit gefunden um Kagome zu befreien. Inu Yasha wusste doch, dass sie vorhatte ihn mit Worten zu verletzen. Was sind denn schon Worte? Die bringen einen nicht um." Unbemerkt haben sie Kagome erreicht. Erleichtert schaut ihre Freundin sie an. "Du kennst doch Inu Yasha!", sagt Shippo nun, "Er lässt sich doch leicht provozieren." "Mag sein!", meint Miroku während sie versuchen die Ranken zu lösen die Kagome festhalten, "Aber er wusste doch genau, dass das zu ihrer Strategie gehört. Er hätte sich zusammenreißen müssen und nur wenn ein Kampf unvermeidlich ist zum Angriff übergehen sollen." "Na ja", erwidert Sango nun, "wenigstens lenkt er sie jetzt soweit ab, dass wir Kagome unbemerkt befreien können." Mit aller Kraft versucht sie eine Ranke über Kagomes Schulter abzureißen, doch die Pflanze erweist sich als äußerst robust. "Hmmm!", meint Miroku, "Wenn ich mir ihn so ansehe, habe ich nicht den Eindruck, dass er sie nur abzulenken versucht." In der Tat! Inu Yasha hat nur Augen für seine Gegnerin. Schlag um Schlag prasselt auf sie nieder und es scheint nichts anderes für ihn zu existieren. Ein zorniges Flackern liegt in seinen Augen. Lautes Knistern zischt über den Platz wenn sein Schwert an ihrer Energiepeitsche abprallt. Noch immer versucht sie es überlegen aussehen zu lassen wenn sie ausweicht, doch er spürt, dass sie langsam anfängt ernsthaft zu kämpfen. Soll sie ruhig! Es ist ihm nur recht! Soll sie doch ins Schwitzen kommen, er wird ihr ihre Überheblichkeit schon austreiben, ganz gleich was es ihn kostet! Ein Kampf bei dem er an seine Grenzen gehen muss, kommt ihm gerade gelegen. Irgendwie muss er den stählernen Knoten in seiner Brust ja loswerden. Aber auch wenn er langsam außer Atem kommt, die Gefühle in ihm lassen sich nicht länger unterdrücken. Wie eine kalte Woge stürzen sie über ihn hinein und wollen ihn unter sich begraben. Er braucht ein Ventil ehe sie ihn überwältigen und sie ist genau die Richtige dafür! Miwaru! Wie konnte sie das tun? Warum musste sie unbedingt Kikyo zurückholen? Warum sie? Warum war es ihm nicht einfach vergönnt sie irgendwann zu vergessen? Warum durfte er sie nicht so vollkommen in Erinnerung behalten, wie sie war bevor sie starb? Warum wurde er gezwungen zu sehen, wie sie ihn nun hasst und ihm nach dem Leben trachtet? Warum musste sie aus seiner geliebten Kikyo eine Person machen die nur ihren Frieden findet, wenn sie ihn tot weiß? Und warum ist es ihm noch immer nicht möglich auf gleiche Weise zu empfinden? Warum musste sie das alles wieder aufrollen? Warum? Oh er weiß es! Sie hat es ihm gesagt: Sie hasst ihn! Sie will ihn leiden lassen! Gratuliere, das ist ihr gelungen! Aber das wird er sich keine Sekunde länger gefallen lassen! Nein, jetzt wird er ihr eine Lehre erteilen! Sie glaubt, sie hätte alles so perfekt geplant. Sie wollte den Kampf mit ihm. Sie wird ihn kriegen! Endlich, nach so langer Zeit weiß er endlich wen er für all seinen Schmerz verantwortlich machen kann, und das auch noch zurecht! Ja, sie kommt ihm genau recht. Nun muss er sich nicht länger selbst Vorwürfe machen; er hat hier ein viel besseres Ziel gefunden, und nun wird sie für das was sie getan hat bluten! Tessaiga blitzt gefährlich auf in seiner Hand. Mit einem Grollen in der Kehle stürzt er sich auf sie, doch ihre Energiepeitsche hält ihn weiter auf Abstand. Zwar gibt sie sich noch immer überlegen, aber das triumphierende Lächeln ist von ihrem Gesicht verschwunden. Stattdessen wirkt sie eher überrascht über seine beharrliche Kampfeswut. Wieder schleudert sie ihn zu Boden, doch sogleich ist er wieder auf den Beinen und greift erneut an. Finster blickt sie ihm entgegen. Schon ist er bei ihr, doch noch ehe er seinen Hieb ausführen kann, trifft ihn ein heftiger Schlag ihrer Klaue und wirft ihn nochmals zu Boden. Ächzend versucht Inu Yasha sich wieder aufzurappeln. Sein Gesicht und sein Gewand sind mit Blut verschmiert und er fühlt sich benommen. Hochaufgerichtet steht Miwaru in einiger Entfernung und blickt zu ihm hinüber. "Warum gibst du es nicht auf, kleiner Welpe? Mit deinen geringen Kräften richtest du nichts gegen mich aus! Warum also weiterkämpfen? Etwa für Kikyo? Oder doch vielleicht für die kleine Kagome? Sag mir, wenn du dich heute entscheiden müsstest, auf wen würde deine Wahl fallen? Auf die Priesterin nach der du dich verzehrst und die dich hasst, oder auf das Mädchen aus einer fremden Zeit, die trotz allem was du ihr antust zu dir hält. "Eigentlich wirklich tragisch! Ich denke, sie ist tatsächlich ein wenig in dich verknallt und wie dankst du es ihr? Du hängst noch immer an deiner Kikyo und das obwohl du in die kleine Kagome ebenfalls verliebt bist! Eine solche Triangelbeziehung ist für keine Frau sehr schmeichelhaft, selbst wenn sie davon weiß. Meinst du nicht, dass du der kleinen Kagome damit wehtust? Ich frage mich: Bist du einfach nicht Manns genug dich für eine zu entscheiden, oder hast du wegen der Sache mit Kikyo einfach Angst dich auf eine neue Beziehung einzulassen?" Mit diesen Worten blickt sie zu Kagome hinüber. Ihre Augen weiten sich. Miroku, Sango und Shippo haben bereits die meisten Ranken über Kagomes Körper abgeschnitten. Fast ist die junge Frau wieder frei, doch nun halten sie inne. Ihre Blicke werden zunehmend beunruhigt. Sie sind ertappt! Miwarus Blick wird feurig. "Ihr dreckiges Menschenpack!", kreischt sie, "Was nehmt ihr euch eigentlich heraus? Niemand befreit die kleine Kagome, ehe ich es nicht sage! Niemand!" Schon in der nächsten Sekunde ist sie bei ihnen. Miroku und die anderen haben kaum eine Chance sich darauf einzustellen. Mit nur drei mächtigen Hieben fegt die aufgebrachte Dämonin sie beiseite, so dass sie ein ganzes Stück weiter unsanft zu liegen kommen. Ächzend versuchen sie sich wieder aufzurappeln. "Verdammt!", stöhnt Sango, "Fast hätten wir es geschafft!" Miroku versucht sich aufzurichten. "Sie ist einfach zu mächtig, wir haben keine Chance gegen sie!" Mit stechendem Blick schaut Miwaru Kagome an: "Oh nein, kleine Kagome, so leicht wirst du mir nicht entkommen! Nicht, solange ich hier noch etwas zu sagen habe, und das habe ich!" "Dann solltest du deinem Gegner nie den Rücken zudrehen!", ertönt plötzlich ein wütender Ruf hinter ihr. Ruckartig geht Miwarus Kopf herum und entdeckt Inu Yasha der rasch auf sie zukommt. Sein Gewand ist über dem Oberkörper völlig zerfetzt und hängt an ihm herunter. Über seine Brust verlaufen mehrere Schnittwunden und sein Blut vermischt sich mit dem rot seines Gewandes. Grimmige Wut liegt in seinem Blick. Mit einem Wutschrei holt er aus und lässt Tessaiga niedersausen. Miwaru duckt sich. Der Energiestoß, der den Felsboden mit mehreren tiefen Furchen versieht, verfehlt sie nur um Haaresbreite. Ärgerlich fährt sie herum: "Du gibst einfach nicht auf, was? Ich fürchte ich muss dir mal Manieren beibringen!" Mit einem harten Stoß schubst sie ihn zurück, doch Inu Yasha bleibt aufrecht. Miwarus Schritt ist fest und entschlossen als sie auf ihn zukommt. Rot glühen ihre Augen auf und scharfe Fangzähne zeichnen sich unter ihren Lippen ab. Ihre Stimme ist eisig: "Bis hierher hab ich deine lächerlichen Attacken mitgemacht, aber nun ist Schluss! Deine Gewedel mit diesem Schwert wird mir allmählich lästig! Mal sehen ob du genau so geschickt ohne das Ding bist!" Mit diesen Worten holt sie mit ihre Energiepeitsche aus und lässt sie blitzschnell niedersausen. Das Ende der Schlinge wickelt sich mehrmals um Tessaigas Klinge. Inu Yasha reißt die Augen auf, doch im selben Augenblick zerrt Miwaru mit einem scharfen Ruck an der Klinge und durch die explosionsartige Kraftentwicklung die dahinter steckte, gelingt es ihr tatsächlich Inu Yasha das Schwert aus der Hand zu reißen. Fassungslos muss Inu Yasha mit ansehen wie sie die Klinge in großen Kreisen mehrmals über ihren Kopf schwingt, dann urplötzlich die Energieschnur fahren lässt und Tessaiga mit einem hohen Bogen in den unergründlichen Tiefen der nahegelegenen Schlucht verschwinden lässt. "Nein, Tessaiga!", ruft Inu Yasha, "Du Miststück, was hast du getan?" "Was ich schon längst hätte tun sollen!", kommt die Antwort, "Ich werde dir den Rest geben, und dieses Schwert wird bald einen neuen Besitzer haben, genau wie ich es meinem Sohn einst versprochen habe. Und ich halte meine Versprechen immer!" Mit diesen Worten stürmt sie auf ihn zu; ihre Hand hoch zum Schlag erhoben. Inu Yashas Augen weiten sich. Doch auf seine Reflexe ist verlass. Im letzten Moment kann er ausweichen und der Hieb geht ins Leere. Miwaru fährt herum. Ihre Augen leuchten noch immer gefährlich rot. Schon springt sie erneut auf ihn zu. Inu Yasha hat kaum seine Balance wiedergefunden, als er auch schon wieder in Deckung gehen muss. Doch Miwaru ist ihm direkt auf den Fersen. Noch einmal setzt sie zum Hieb an und diesmal kann er ihr nicht ausweichen. Scharfe Krallen bohren sich in seine Brust. Er beißt die Zähne zusammen, doch den Schmerz kann er nicht ignorieren. Ihre Klauen fühlen sich an wie glühende Klingen. Mühsam springt er aus ihrer Reichweite, aber die zornige Dämonin folgt ihm auf den Fuß. Verdammt, sie lässt mich keinen Augenblick zu Atem kommen, denkt er bei sich. Ich muss furchtbar aufpassen, sonst hat sie mich! In diesem Moment ist sie schon wieder bei ihm, doch diesmal reagiert er blitzschnell und weicht ihr mit einem großen Satz aus. Na warte, dir werd ich's zeigen! Auch ohne Tessaiga bin ich nicht wehrlos! Schon hat er sich wieder nach ihr umgedreht. Sein Blick zeigt wilde Entschlossenheit. Vernehmlich lässt er die Knöchel knacken. Nun holt auch er zum Schlag aus. "Sankontessou!", ruft er und schon saust seine alles zerfetzende Klaue hernieder, direkt in Miwarus Richtung. Diese Attacke trifft sie scheinbar unerwartet. Erst spiegelt ihr Gesicht Überraschung wieder, doch dann bildet sich augenblicklich eine blassblau schimmernde Kugel um sie herum, an der die scharfen Krallen des jungen Halbdämons abprallen. Dann verblasst die Schutzblase wieder und Miwaru funkelt Inu Yasha finster an. "Du kleiner Bastard!", faucht sie, "Das wirst du bitter bereuen!" Inu Yasha grinst hämisch: "Offenbar bist du doch nicht ganz so überlegen wie du die ganze Zeit tust. Wenn dich diese Attacke schon in die Defensive zwingt, dann habe ich durchaus eine Chance gegen dich!" Ohne einen weiteren Moment zu zögern, stürzt er sich erneut auf seine Gegnerin, die ihn schon begierig erwartet. Kagome verfolgt das Ganze mit großer Besorgnis. Die meisten ihrer Fesseln sind bereits verschwunden, aber noch immer hat sie schwer damit zu kämpfen auch noch die restlichen abzustreifen. Fast hat es den Anschein, dass die Ranken sie sogleich wieder um sie schlingen, wenn sie sie abgeschüttelt hat. Aber im Augenblick kann sie ihre Augen nicht von Inu Yasha und seiner Gegnerin lassen. Ihr Herz schlägt bis zum Halse. Dieser Kampf ist doch Wahnsinn! Diese Miwaru ist einfach zu mächtig. Zwar hat Inu Yashas Sankontessou sie gezwungen ihren Schutzschild zu errichten, aber das war sicher nur, weil er sie überraschen konnte. Noch einmal wird ihm das nicht gelingen. Wenn noch nicht einmal das Kaze no Kizu ihr etwas anhaben konnte, welche Chancen rechnet sich Inu Yasha dann mit bloßen Händen aus? Kagome bekommt es mit der Angst zu tun. Hat Inu Yasha überhaupt eine Chance um diesen Kampf zu überstehen? Ach, wenn sie ihm doch nur helfen könnte? Wenn sie doch nur von diesem Baum loskäme und ihren Bogen hätte! Ihre anderen Freunde liegen noch immer am Boden; von ihnen ist keine Hilfe zu erwarten. Überhaupt ein Wunder, dass sie noch leben. Sie haben wirklich ihr Leben riskiert um sie zu retten. Oh, wie sehr sie wünschte ihnen das vergelten zu können! Wenn doch nur diese dummen Ranken nicht währen! Wieder versucht sie sich freizustrampeln. Wenn sie freikommen kann, haben sie vielleicht eine Chance zu entkommen und auch Inu Yasha muss nicht mehr gegen diese Dämonin kämpfen. Inu Yasha, du bist meinetwegen gekommen. Und das obwohl du wusstest, dass sie dir wieder so zusetzen würde. Hast du das nur für mich in Kauf genommen? Ihre Mine wird finster. Miwaru wusste wie sehr sie Inu Yasha verletzt, wenn sie ihm das mit Kikyo erzählt. Wie grausam von ihr! Inu Yasha hat schon genug durchgemacht, das hat er nicht auch noch verdient! Das wird sie mir büßen! Ihr Entschluss ist gefasst. Inzwischen geht der Kampf zwischen Inu Yasha und Miwaru weiter. Gerade will Inu Yasha wieder zu seinem Schlag ansetzen, als er stutzt. Seine Gegnerin ist plötzlich verschwunden. Verwirrt blickt er sich um. "Hier bin ich!", tönt es plötzlich spöttisch hinter ihm. Im selben Moment spürt er einen stechenden Schmerz im Rücken. Er schreit auf. Tief graben sich ihre Klauen in sein Fleisch. Seine Knie knicken ein. Ein weiterer Hieb schleudert ihn herum, so dass er auf dem Rücken zu liegen kommt. Sofort ist sie über ihm: "Bis hierher ganz tapfer, aber nun ist Schluss!" Gnadenlos gehen ihre Klauen auf ihn nieder. Inu Yasha hat keine Chance. Ein regelrechtes Trommelfeuer an Hieben geht auf ihn nieder und zerfetzt Haut und Fleisch an Brust und Armen. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt. Dieser Attacke hat er nichts entgegenzusetzen. Wehrlos muss er sie über sich ergehen lassen. Nicht einmal mehr schreien kann er. Schreien kann auch Kagome nicht, obwohl sie sich verzweifelt wünschte sie könnte es. Fassungslos muss sie mitansehen wie ihr Freund von Miwaru zerfleischt wird. Das kann nicht sein! Das muss ein Alptraum sein! Das darf nicht passieren! Das kann doch nicht das Ende sein! Inu Yasha hat doch noch immer einen Ausweg gefunden. Es muss doch auch hier einen Ausweg geben! Tränen steigen ihr in die Augen. Inu Yasha, du darfst nicht sterben! Währenddessen setzt Miwaru ihr grausiges Werk fort. Fast sieht es so aus als währe sie in eine Art Blutrausch verfallen. Doch gerade als sie einen Augenblick inne hält, fliegt ein kleiner Gegenstand auf sie zu. Er landet direkt auf ihrem gebeugten Rücken. "Tsubushigoma!", ertönt eine helle Stimme und im nächsten Augenblick entpuppt sich der winzige Gegenstand als ein gewaltiger Kreisel der rasch an Größe und Gewicht zunimmt und die verblüffte Dämonin zu Boden drückt. Mit einem hohen Summen rotiert der Kreisel und für einen langen Augenblick scheint es, als währe die Dämonin unfähig sich davon zu befreien. Doch dann nehmen ihre Augen erneut eine rote Farbe an und mit einem mächtigen Ruck richtet sie sich auf, wobei sie den Kreisel energisch abschüttelt. "Verdammte Fuchsmagie!", funkelt sie. Mit gefährlich forschendem Blick sieht sie sich um. Da hat sie auch schon den Verursacher des kleinen Intermezzo entdeckt. Ängstlich zitternd steht Shippo in einiger Entfernung und starrt der wütenden Dämonenfürstin fast panisch entgegen. Gerade hatte er noch allen verbleibenden Mut zusammengenommen und versucht mit seiner magischen Kreiselillusion die Dämonin daran zu hindern, Inu Yasha endgültig zu massakrieren. Nun ist er gar nicht mehr so selbstsicher. Zwar hat die Dämonin nun von Inu Yasha abgelassen, aber dafür hat sie nun ihn als neues Ziel auserkoren. Shippo ist sich klar, dass sein letztes Stündchen geschlagen hat und die Angst lässt ihn kreidebleich werden. Miwaru funkelt ihn tödlich an. "Du lausiger, kleiner Fuchs! Du versuchst allen Ernstes deine lächerlichen, kleinen Tricks bei mir anzuwenden? Das wird dich teuer zu stehen kommen!" Doch gerade als sie auf ihn losgehen will, hält sie inne. Etwas Neues hat ihre Aufmerksamkeit eingefangen. Langsam dreht sie sich um. Ihr Blick fällt auf Inu Yasha. Er kniet auf dem Boden; am ganzen Körper mit tiefen Wunden übersät. Sein Blick ist gesenkt und seine blutverklebten Haare hängen ihm ins Gesicht. Seine Arme zittern und er atmet tief ein und aus. Miwaru legt die Stirn in Falten. Da ist etwas, das in ihm pulsiert. Sie kann es deutlich hören; es ist sein Herzschlag! Überrascht hebt sie die Brauen: "Sieh mal an, du bist ja noch immer am Leben! Du bist ja wirklich ein zäher, kleiner Bastard!" Ein wütendes Schnaufen ist nun von Inu Yasha her zu hören und ein tiefes Grollen erklingt aus seiner Kehle. Dann hebt er den Kopf. Seine Augen haben ein flammendes Rot angenommen und über seine Wangen ziehen sich mehrere purpurne Linien. Die Blutungen seiner Wunden scheinen bereits zum Erliegen gekommen sein und seine gebleckten Lippen entblößen gefährliche Reißzähne. Alle Vernunft scheint aus seinem Blick verschwunden zu sein. Mit einem wilden Wutschrei springt er auf und stürmt auf Miwaru zu. Geschickt weicht sie aus, doch schon ist er wieder herum und setzt ihr nach. Mit bloßen Klauen versucht er sie zu fassen zu bekommen und bei jedem Versuch entgeht sie ihm nur um Haaresbreite. Er ist schneller, stärker und gefährlicher und er wird nicht halt machen bevor er sie nicht in Stücke gerissen hat, das ist ihm deutlich anzusehen. Kagomes Augen weiten sich vor Schreck. Oh nein! Es ist wieder geschehen! Da Inu Yasha wieder sein Schwert verloren hat, dass ihm sein Vater auch vermacht hat, um sein mächtiges Dämonenblut unter Kontrolle zu halten, hat er sich wieder in seine dämonische Form verwandelt, als sein Leben durch die schweren Wunden in Gefahr geriet. Nun wird er alles und jeden angreifen und solange kämpfen bis ihn irgendetwas wieder zur Vernunft bringt oder es ihn zerreißt. Diese Miwaru hat ja keine Ahnung was sie da entfesselt hat! Oder? Die Dämonenfürstin ist im Moment jedoch eifrig damit beschäftigt Inu Yashas Attacken aus dem Weg zu gehen, während der völlig kopflose Halbdämon nur noch ein Ziel zu haben scheint: Ihr Blut fließen zu lassen! Miroku und Sango, die sich inzwischen wieder aufgerappelt haben schauen ihnen besorgt zu und auch Shippo, der froh ist, dass er gerade noch mal mit dem Leben davon gekommen ist, verfolgt das Treiben mit großer Besorgnis. "Inu Yasha hat wieder völlig die Kontrolle über sich verloren", stellt er ängstlich fest. "Ja!", bestätigt Miroku, "Sein Dämonenblut hat wieder die Oberhand gewonnen." "Können wir denn gar nichts tun?", fragt Sango. "Wir könnten höchstens versuchen in den Canyon hinabzusteigen und Tessaiga wiederzubeschaffen. Aber vielleicht sollten wir damit noch warten." "Ist das dein Ernst?", ruft Sango. "Überleg doch mal!", versucht Miroku zu erklären, "Vielleicht schafft er es in diesem Zustand tatsächlich Miwaru zu besiegen. Selbst Sesshomaru hat bisher davor zurückgeschreckt, ihm in dieser Verfassung gegenüber zu treten. Vielleicht kann er es so schaffen." Währendessen weicht Miwaru Inu Yasha weiter aus. Es hat den Anschein, als müsse sie sich gut konzentrieren um seinen Schlägen zu entgehen, doch auf einmal hellt sich ihre Mine auf und verzieht sich zu einem boshaften Grinsen. "Oh, wütender, kleiner Welpe!", meint sie belustigt. Nun bekommen ihre Bewegungen wieder etwas federndes. Je wilder Inu Yasha zuschlägt um so lässiger weicht sie ihm aus, was ihn noch mehr in Rage versetzt. "Es scheint, dass das Blut eines Dai-Youkai in dir, wohl zu stark ist für einen kleinen Bastard wie dich ist. Du greifst ja nur noch planlos an. Auf diese Art wirst du mich nie besiegen! Es ist wie ich dachte: Du bist nicht in der Lage mir irgendwelchen Schaden zuzufügen!" Mit wütendem Schnaufen schlägt Inu Yasha nach ihr, doch sie entgeht seinem Hieb erneut. "Scheinbar bekommst du noch nicht einmal mehr mit, was ich dir sage", stellt sie fest, "Wie bedauerlich! So macht der Kampf mit dir ja gar keinen Spaß mehr! Ich denke, wir sollte ihn jetzt endlich beenden!" Mit einem langen geschmeidigen Satz springt sie aus seiner Reichweite und landet direkt neben dem Baum an den Kagome angebunden ist. Mit einer blitzschnellen Bewegung durchtrennen ihre Klauen die zähen Ranken und geben Kagome frei. Miwaru packt nun die völlig irritierte Kagome fest am Arm. Ein boshaftes Lächeln liegt auf ihrem Gesicht. Ganz dicht kommt sie an die verängstigte, junge Frau heran: "Und nun kleine Kagome, schrei wenn du kannst! Schrei um dein Leben!" Mit diesen Worten gibt sie Kagome einen kräftigen Stoß der sie direkt in Inu Yashas Richtung befördert. Fassungslos müssen Miroku, Sango und Shippo es mit ansehen. Kagome steht mitten auf dem Plateau, unfähig sich zu rühren. Mit entgeistertem Blick starrt sie ihrem entfesselten Freund entgegen. Seine rotglühenden Dämonenaugen und sein tödlicher Blick jagen ihr einen kalten Schauer über den Rücken und sie beginnt zu schwitzen. Beinah wie in Zeitlupe sieht sie ihn auf sie zukommen. Er erkennt mich nicht mal!, stellt sie vor Entsetzen fest, als sie ihm direkt in die Augen schaut. Da ist kein Fünkchen Vernunft mehr übrig. In dieser Verfassung ist er nur noch eine alles zerfetzende Tötungsmaschine. Er wird alles niedermachen was ihm in den Weg kommt, und diesmal bin ich das! Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen. Einem Reflex zufolge will sie "SITZ!!" rufen um das Unheil noch im letzten Moment abzuwenden, doch kein Ton kommt über ihre Lippen. Sie ist ja noch immer stumm! Die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag: Das war alles geplant! Genau hierauf hatte Miwaru es die ganze Zeit über abgesehen! Der Dorn der mich verstummen ließ, so dass ich mich nicht mehr mit meinem Sitzbefehl schützen kann! Die Sticheleien die ihn reizen sollten! Der Verlust von Tessaiga, wofür sie uns extra in diese schluchtenreiche Gegend gelockt hat! Und schließlich die schweren Verletzungen, die sie ihm zugefügt hat um sein Dämonenblut hervorzulocken, das alles war sorgfältig von ihr geplant und wir haben es bis jetzt nicht erkannt! Das ist also ihr letzter Schlag: Inu Yasha soll mich mit eigenen Händen ermorden! Und er wird es tun! Sie weiß es! Sein Blick ist eindeutig! Schon ist er bei ihr, seine Hand mit den scharfen Klauen daran hebt sich zum endgültigen Schlag. Mit großen Augen starrt sie ihm bewegungsunfähig entgegen. Wie durch einen Schleier hört sie hinter sich Miroku, Sango und Shippo aufschreien. Die rotfunkelnden Dämonenaugen sind das einzige was sie noch sehen kann. Ihre Lippen formen noch einmal: Inu Yasha! Dann saust seine Hand hernieder und alles wird endgültig schwarz! Kapitel 12: Verzweiflung ------------------------ Ein schallendes Lachen tönt über den Platz. Hochaufgerichtet steht Miwaru da und ihre Augen glänzen vor Freude und Genugtuung, während sie beobachtet wie Inu Yashas Klauen den Körper von Kagome zusammenklappen lassen, als wäre sie eine Marionette, der man die Fäden gekappt hat. Fast scheint es, als hätte er nicht einmal gemerkt, was er da gerade getan hat. "Oh, das ist köstlich!", ruft sie genüsslich, "Einfach zu köstlich! Er hat es wirklich getan!" Wieder überfällt sie das Bedürfnis laut heraus zu lachen. Schon steuert Inu Yasha wieder auf sie zu. Eilig springt sie aus dem Weg. "Jetzt bleibt nur noch eines zu tun!", sagt sie wie zu sich selbst, "Nämlich den Kleinen wieder zur Vernunft zu bringen!" Mit diesen Worten geht sie zum Angriff über. Direkt steuert sie auf den wutschnaubenden Halbdämon zu. Kurz darauf treffen die beiden aufeinander. Inu Yasha zückt seine Klauen, doch Miwaru holt mit der bloßen Hand aus und mit einem kraftvollen Schlag schickt sie ihn zu Boden. Doch Inu Yasha ist nicht aufzuhalten; schon springt er wieder auf. Aber Miwaru ist sogleich wieder bei ihm. Erneut schlägt sie ihn nieder. Inu Yasha trifft hart auf dem Boden auf. Nun steht sie direkt über ihm und versetzt ihm einen Schlag nach dem anderen. Schließlich kann Inu Yasha ihre Faust abfangen und zurückwerfen. Mühsam kommt er wieder auf die Beine. Er wirkt schwer angeschlagen. Mit einem wütenden Blick fixiert er Miwaru. In eben diesem Moment zückt diese erneut ihre Energiepeitsche. Mit einem geschickten Schwung schleudert sie sie ihm entgegen und noch ehe Inu Yasha sich versieht, hat sie sich bereits um seinen Hals geschlungen. Mit einem kräftigen Ruck reißt sie ihn von den Füßen. Dann holt sie noch einmal mächtig aus und schleudert ihn erneut hart zu Boden, und dann noch einmal und noch einmal, bis Inu Yasha sich nicht mehr rührt. Erst dann lässt sie von ihm ab und behält ihn aus einiger Entfernung genau im Auge. Zunächst liegt er ganz still da, doch dann kommt langsam wieder Leben in ihn. Mit zittrigen Bewegungen, versucht er sich wieder aufzurichten. Er atmet schwer und sein Gesicht ist schmerzverzerrt, aber seine Augen haben wieder ihre Bernsteinfarbe angenommen. Eine unheilsvolle Stille liegt über dem Platz. Benommen beginnt er sich umzusehen. Am Rande des Plateaus steht Miwaru und blickt regungslos zu ihm hinüber. Sie macht keinerlei Anstalten weiter mit ihm zu kämpfen. Sie steht nur da und schaut ihn an, aber um ihre Mundwinkel liegt ein unheimliches Lächeln. Verwirrt bemüht er sich wieder auf die Füße zu kommen. Alles tut ihm weh. Die vergangenen paar Minuten erscheinen ihm wie ein dichter Nebel, wenn er sich zu erinnern versucht. Was ist gerade geschehen? Ratsuchend schaut er nun zu seinen Freunden hinüber. Doch als er ihre Blicke sieht, gibt es ihm doch einen Stich. Blankes Entsetzen und Fassungslosigkeit ist in ihre Gesichter gemeißelt und ihm wird klar, dass er das Ziel dieser Blicke ist. Hat er etwas Falsches gemacht? Sein Blick geht suchend zu dem Baum an dem Kagome angebunden war; der Baum ist leer! Kagome! Wo ist sie? Hastig sieht er sich um. Nackte Furcht kriecht ihm den Rücken hoch. Ist ihr etwas zugestoßen? In genau diesem Augenblick sieht er sie und seine Augen weiten sich vor Schreck. Sie liegt da in der Mitte des Platzes mit dem Gesicht zum Boden und bewegt sich nicht. Ihre Kleidung ist zerrissen und mit Blut getränkt; ihrem Blut! "Kagome!", schreit er entsetzt und sofort läuft er zu ihr hin. Neben ihr fällt er auf die Knie und packt sie mit zittrigen Händen um sie behutsam herumzudrehen. Was er sieht, verschlägt ihm den Atem. Ihre Brust ist von mehreren tiefen Klauenspuren aufgerissen und ihre leeren Augen starren ziellos zum Himmel. Inu Yasha erbleicht, alle Farbe weicht ihm aus dem Gesicht. Ein dicker Kloß im Hals schnürt ihm die Luft ab und ein paar Sekunden ist er unfähig sich zu bewegen. "Kagome...!", quetscht er schließlich leise heraus, "Aber wie...?" Dann bricht ihm die Stimme. "Du hast sie umgebracht!", quietscht es nun aus Schippos Richtung her. Inu Yashas Kopf fährt herum. Noch immer schauen seine Freunde fassungslos zu ihm hinüber. "Was, ich...?", seine Worte sind fast ein Hauchen. Aber dann trifft ihn die Erkenntnis: Es stimmt! Er weiß es, er sieht es in ihren Gesichtern. Ein namenloser Schrecken kriecht in ihm hoch. Sein Blick geht zurück zu dem leblosen Mädchen vor ihm. Sein Herz klopft so heftig, dass er glaubt es würde gleich zerspringen. Unfähig sich zu rühren starrt er auf die am Boden liegende Kagome. Mit weitaufgerissenen Augen, versucht er zu erfassen was er vor sich sieht, aber alles was er tun kann ist nur kraftlos den Kopf schütteln. Er versucht zu schlucken doch eine stählerne Klaue scheint seine Kehle zu umschließen; die gleiche die ihm gerade schmerzlich das Herz zusammenpresst. Völlig schockiert sitzt er da. "Das habe ich nicht gewollt!", flüstert er, "Das wollte ich nicht!" Wie in Zeitlupe schaut er auf seine Hände hinab; sie sind blutverschmiert. Es ist Kagomes Blut, er riecht es genau. Er hat es getan, er weiß es! Und die Erkenntnis dessen, will ihn schier zerreißen. Erschüttert weicht er vor ihr zurück. Wie durch einen Schleier nimmt er wahr, dass nun Miroku und die anderen auf ihn zulaufen. Schon sind sie bei ihm und umringen ihn und ihre tote Freundin. "Inu Yasha, wie konntest du nur!", jammert Shippo aufgelöst. Tränen stehen in den Augen des kleinen Fuchsdämon. Zittrig steht Sango vor ihm: "Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich getan hast!" Miroku beugt sich zu Kagome hinab. Sein Gesicht ist eine Maske der Selbstbeherrschung, aber man merkt ihm doch deutlich an, wie tief er über den Verlust betroffen ist. "Sie ist tot, daran besteht kein Zweifel!", bringt er mühsam gefasst hervor. Shippos Pfoten trommeln nun auf Inu Yashas Brust ein. Der kleine Fuchsdämon schluchzt und versucht seiner Trauer Luft zu machen: "Du hast sie getötet! Ich hasse dich, Inu Yasha! Ich hasse dich, hasse dich, hasse dich!" Doch der junge Halbdämon steht völlig neben sich. Mit gesenktem Kopf kniet er noch immer reglos an der selben Stelle. Seine Haut ist blass und alles was er tut, ist tief ein und aus zu atmen, während er vor sich zu Boden starrt. Shippos Schläge spürt er nicht, seine Worte dringen nur undeutlich zu ihm durch. Du hast sie umgebracht! Ich hasse dich! Ja, Kagome ist tot, und er ist es gewesen! Er verdient diesen Hass. Er verdient überhaupt alles was jetzt noch mit ihm geschieht. Immer hat er sie beschützen wollen, und jetzt ist er für ihren Tod verantwortlich! Mit seinen eigenen Klauen hat er sie aufgerissen! Oh Kagome, vergib mir! Sie hat immer zu ihm gehalten. Und obwohl er sie immer wieder in Gefahr gebracht hat, war sie immer bereit ihm beizustehen. Und ja, trotz allem was zwischen ihm und Kikyo gewesen ist, er hat Kagome geliebt! Mehr als er sich vorstellen konnte. Der Gedanke nun auch sie verloren zu haben, trifft ihn bis ins Mark. Seine erste Liebe hat er damals nicht retten können, und nun ist er selbst für den Tod seiner zweiten verantwortlich! Die Gefühle die ihn nun überwältigen sind nahezu unerträglich. Es ist als würde man ihm einen glühenden Schürhaken ins Herz rammen. In diesem Moment kommt Miwaru auf die kleine Gruppe zu. Ihr Gang ist würdevoll und gemächlich. Alarmiert weichen Miroku und die anderen zurück. Inu Yasha rührt sich nicht. Ein paar Schritte vor ihm bleibt sie stehen. "Armer, kleiner Welpe!", sagt sie gespielt mitfühlend, "Das muss ein schwerer Schlag für dich sein! Es muss wahrlich schmerzvoll sein, seine Geliebte im Blutrausch mit eigenen Händen umgebracht zu haben." Inu Yashas Schultern zittern. Doch Miwaru fährt schon fort: "Wirklich ein Jammer, dass sie dich mit ihrem Sitz-Kommando diesmal nicht wieder zur Vernunft bringen konnte!" Inu Yasha hebt den Kopf. Seine Augen sind geweitet, seine Lippen beben. "Das hast du von Anfang an geplant!", sagt er leise. Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. "Selbstverständlich!", kommt es verächtlich zurück, "Endlich hast auch du es herausgefunden." Inu Yasha starrt sie regungslos an. Sie kommt noch ein Stück näher und dann fährt sie ihm sanft mit der Hand durch die Haare. "Weißt du, zuerst wollte ich dich dadurch quälen, dass ich dich mit deiner verstorbenen Liebe konfrontiere und eine Zeitlang schien das auch zu funktionieren. Kikyo verstand es gut, deine alten Wunden immer wieder aufzureißen. Doch mit der Zeit schien es so, als würden sich deine Gefühle immer mehr auf diese kleine Menschenfrau verlagern, mit der du ständig zusammen warst. Und nicht nur das. Irgendwie gelang es der kleinen Kagome, die von mir so sorgfältig aufgerissenen Wunden wieder zu verarzten. "Immer wieder hat sie dir Mut gemacht und neuen Rückenhalt gegeben. Das konnte ich doch nicht länger zulassen!" Sie lächelt ein genüssliches Lächeln. "Ich dachte mir also, dass es das beste wäre, wenn ich sie mir aus dem Weg schaffen würde. Ich überlegte mir, dass du wahrscheinlich ebenso sehr um sie wie um Kikyo trauern würdest, wenn ich sie töten würde. Und ich wollte dich ja leiden lassen, wie ich schon sagte." Würdevoll richtet Miwaru sich wieder auf. "Aber dann ist mir noch etwas besseres eingefallen. Ich erkannte nämlich, dass es noch ein schlimmeres Gefühl als tiefe Trauer gibt, nämlich Schuldgefühle! Also schmiedete ich einen Plan, bei dem ich dir die größten Schuldgefühle zufügen könnte, die mir möglich waren. Mein Ziel war es dafür zu sorgen, dass du diese Schuld niemals im Leben wieder vergessen würdest. Nichts was du tust, wird das jemals wieder gutmachen können. Mit diesem Schmerz wirst du nun bis zum Ende deiner Tage leben, genau wie ich es ursprünglich geplant hatte. Und jetzt sag mir: Findest du nicht auch, dass ich erfolgreich war?" "Du Monster!", platzt Miroku nun heraus. Auch Sango und Shippo werfen ihr bitterböse Blicke zu. Miwaru hebt die Brauen: "Ihr seid noch hier? Nicht zu fassen, haltet ihr etwa noch immer zu ihm? Gerade erst hat er im Blutrausch eure Freundin umgebracht. Euch müsste doch klar sein, dass nun wo Kagome fort ist, niemand mehr da ist, der ihn beim nächsten Mal zurückhalten kann. Jeder von euch könnte dann der Nächste sein. Schließlich haben wir gerade erst gesehen, dass der kleine, wilde Welpe hier, in diesem Zustand nicht Freund von Feind unterscheiden kann." Unbehaglich blicken die drei sich an. Doch dann werden ihre Minen wieder ernst. "Das könnte dir so passen!", funkelt Sango, "Du glaubst, dass du uns genau so manipulieren kannst wie Inu Yasha. Aber wir haben etwas von dem du gar nichts verstehst: Freundschaft! Wir halten zu ihm, trotz allem was er getan hat, und das wirst auch du nicht ändern können!" Die beiden anderen nicken, wenn auch ein wenig unsicher. "Sie hat recht!", hört man auf einmal Inu Yasha leise sagen, "Ich bin gefährlich, ihr solltet euch so weit wie möglich von mir fern halten!" "Kommt nicht in Frage, Inu Yasha!", erwidert Miroku entschieden, "Wir werden dich nicht im Stich lassen." "Aber... ich habe es verdient!", murmelt er. "Inu Yasha!", meint Sango leise. "Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt verschwinden!", schreit Inu Yasha nun, "Haut ab!" Ratlos schauen seine Freunde ihn an. "Schau an!", stellt Miwaru boshaft fest, "Fühlst du dich wirklich so schrecklich, dass du die Anwesenheit deiner Freunde schon nicht mehr erträgst?" "Halt... doch deinen Mund!", quetscht Inu Yasha mutlos hervor. "Oh, ganz sicher nicht! Dazu habe ich viel zu lange darauf gewartet!", nun beugt sie sich zu ihm hinunter, "Aber ich sage dir was ich tun werde! Von diesem Tage an werde ich dich beschützen!" Die Umstehende schauen sie sprachlos an. Was hat sie da gesagt? Sie will Inu Yasha beschützen? Doch Miwaru fährt schon fort: "Wo immer du hingehst, da werde ich in der Nähe sein. Ich werde dich auf Schritt und Tritt begleiten und wann immer du in Gefahr gerätst, werde ich für dich kämpfen. Niemand wird dir jemals wieder ein Haar krümme", ihre Mine wird hart, "Denn so wahr ich hier stehe, ich werde dir nicht gestatten zu sterben, bis du nicht so sehr gelitten hast, dass du es einfach nicht länger erträgst! Und ich werde dich immer wieder an die heutigen Ereignisse erinnern, bis zu dem Tag an dem dir der Tod als willkommene Erlösung von deiner Qual vorkommen muss. Dann wirst du mich darum anflehen deinem Leiden ein Ende zu machen und ich werde dir diesen Wunsch nur allzu gerne erfüllen! Niemand soll das Vergnügen haben dich zu töten, außer mir! Oder ist es vielleicht schon soweit?" Prüfend betrachtet sie ihn. "Hör nicht auf sie!", ruft Sango energisch, "Diese Genugtuung darfst du ihr einfach nicht geben, allein schon um Kagomes Willen!" Inu Yasha schlägt die Augen nieder. "Kagome...!", flüstert er. "Genau!", fügt Miroku hinzu, "Sie würde nicht wollen, dass du ihr in den Tod folgst! Da bin ich ganz sicher!" Inu Yasha schüttelt abwehrend den Kopf. "Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!", es ist fast ein Aufschrei. Nun richtet Miwaru sich hoch auf. "Ich werde dir eine Weile Gelegenheit geben darüber nachzudenken!", erklärt sie, "Außerdem habe ich noch ein Versprechen einzuhalten, dass ich meinem Sohn gegeben habe. Aber sei dir dennoch gewiss, von nun an, werde ich immer in deiner Nähe sein! Und solltest du der Meinung sein, genug gelitten zu haben, dann brauchst du mich nur zu rufen!" Mit diesen Worten dreht sie den Anwesenden den Rücken zu, hebt sich in die Luft empor und nur kurz darauf verschwindet sie in der tiefen Schlucht die sich gar nicht weit von ihnen befindet. Kapitel 13: Ich kann nicht atmen! --------------------------------- Ich kann nicht atmen! Ich kriege keine Luft mehr! Kagome hilf mir, ich kann nicht atmen! Inu Yashas Brust fühlt sich an, als würde eine zentnerschwere Last darauf liegen. Mühevoll versucht er Luft zu holen, doch seine Kehle ist wie zugeschnürt. Sein Blick geht wieder hinunter zu Kagome und den grausamen Wunden die sich über ihren Körper ziehen und die sie das Leben gekostet haben. Der Geruch ihres Blutes steigt zu ihm auf und nimmt ihm den Atem. Zaghaft streckt er seine blutverkrustete Hand aus und streicht ihr über das blasse Gesicht. Doch kaum hat er ihre kalte Haut berührt, zuckt er auch schon wieder zurück. Immer wieder muss er sich klar machen, dass sie tot ist. Diese Augen werden ihn nie wieder freundlich anlächeln oder auch nur mit einem wütenden Blick fixieren. Sie ist tot! Tot! Und er hat sie umgebracht! An etwas anderes kann er einfach nicht denken. Seine Freunde die um ihn herumstehen bemerkt er nicht einmal. "So habe ich ihn noch niemals erlebt!", sagt Sango besorgt, "Es scheint, dass ihm auf einmal alles egal ist. Glaubst du, er wird auf Miwarus grausiges Angebot eingehen?" Miroku zuckt nur leicht mit den Achseln: "Keine Ahnung. Aber es sieht ganz so aus, als hätte ihn mit Kagomes Tod jeder Lebenswillen verlassen." "Soll er es doch ruhig machen!" grollt Shippo mit noch immer geröteten Augen, "Er hat Kagome kaltblütig umgebracht, da verdient er selber nichts anderes!" "Shippo!", tadelt Sango, "Du weißt doch genau, dass er nichts dafür kann. Wenn du jemanden dafür verantwortlich machen willst, dann Miwaru! Sie hat ihm eine ganz heimtückische Falle gestellt und seine Schwächen ausgenutzt. Von sich aus hätte er Kagome niemals etwas angetan, das weißt du genau! Dass diese Miwaru ihn dazu gezwungen hat, muss für ihn ein schwerer Schlag sein. Sieh ihn dir doch an! Er ist doch völlig mit den Nerven fertig!" "Aber trotzdem!", gibt Shippo erbost zurück, "Kagome ist tot, und nichts wird das je wieder ändern! Wenn Inu Yasha sich nicht immer so provozieren lassen würde, könnte Kagome noch leben. Es ist alles seine Schuld!" "Shippo, wie kannst du...", will Sango erwidern doch eine schwache Stimme unterbricht sie: "Lass ihn! Er hat ja recht!" Alle Köpfe gehen zu Inu Yasha, der noch immer vor Kagome am Boden kniet. Er atmet einmal tief durch, dann sagt er: "Ich hätte mich niemals auf einen Kampf mit ihr einlassen sollen! Aber ich habe mich zu sehr auf ihre Sticheleien eingelassen und die Beherrschung verloren. Ich dachte, wenn ich meine Wut an ihr auslassen würde, könnte ich all das abschütteln, was mir immer zu schaffen gemacht hat. Ich habe dabei nur an mich gedacht und nicht an Kagome. Ich war ein Egoist und Kagome musste dafür bezahlen!" Mit steifen Bewegungen kommt er wieder auf die Füße. "Miwaru fragte mich, für wen von beiden ich mich heute entscheiden würde, aber Tatsache ist..., dass ich heute beide verraten habe! Vielleicht verdiene ich es wirklich nicht zu leben. Egal wem ich begegne, egal für wen ich... etwas empfinde, ich füge ihnen nichts anderes als Leid zu!" Mit großen Augen schauen die anderen ihn an. In seinem Blick liegt eine solche Hoffnungslosigkeit, wie sie sie noch nie zuvor bei ihm gesehen haben. Eine ganze Weile sagt keiner von ihnen etwas. Dann meint Miroku zögerlich: "Ich könnte mir denken, dass Miwaru gerade dabei ist Tessaiga zu suchen, um es Sesshomaru zu bringen. Sollten wir nicht vielleicht versuchen, das Schwert zuerst zu finden? Ich meine... damit so etwas wie heute nicht noch einmal passiert?" Inu Yasha strafft sich: "Es wird nicht noch einmal vorkommen! Ich werde auf keinen Fall riskieren, dass jemals wieder einer meiner Freunde durch mich in Gefahr gerät!" Unbehaglich schauen die anderen ihn an. "Was soll das bedeuten?", wagt Sango zu fragen. "Das bedeutet, dass ich will, dass ihr euch in Zukunft alle von mir fernhaltet!" Inu Yashas Mine ist eisern, "Ich will nie wieder einen von euch zu Gesicht bekommen! Verstanden?" "Aber Inu Yasha...!" "Kein ,Aber', Miroku!", stellt Inu Yasha klar, "Solange mir diese Miwaru im Genick sitzt, ist keiner von euch mehr bei mir sicher! Wer weiß, zu was sie mich noch zu zwingen versucht?" Betreten schauen seine Freunde ihn an. "Trotzdem solltest du dir dein Schwert zurückholen!", versucht Miroku es erneut, "Das bietet dir doch zumindest etwas Schutz vor ihr." Inu Yashas Stimme ist bitter: "Hast du denn nicht gehört was sie gesagt hat? Sie wird mir nichts tun! Sie will mich sogar beschützen! Vor ihr habe ich nichts zu befürchten, es sei denn... ich bitte darum!" Seine Stimme bricht ab. Er schlägt die Augen nieder. Sango bekommt große Augen: "Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein! Ziehst du ihr Angebot, tatsächlich ernsthaft in Erwägung?" "Was geht es dich an?", murmelt er, "Das wäre vielleicht nicht das Schlimmste!" Fassungslos starren seine Freunde ihn an. Inu Yasha atmet einmal tief durch. "Für Tessaiga habe ich keine Verwendung mehr! Soll Sesshomaru es ruhig habe! Vielleicht wird er ja endlich glücklich damit!" Plötzlich stutzt Inu Yasha. Er scheint auf einmal angestrengt zu grübeln. Dann schließlich scheint er zu einer Erkenntnis gekommen zu sein. Ernsthaftes Unbehagen spiegelt sich auf seinem Gesicht. Dann geht sein Blick einmal mehr hinunter zu Kagome die noch immer leblos zu seinen Füßen liegt. Seine Lippen sind fest aufeinander gepresst und seine Hand ist so sehr zur Faust geballt, dass seine Knöchel weiß hervor treten. Sein Herz klopft so heftig, dass es schmerzt. Schließlich hat er sich zu einer Entscheidung durchgerungen. Sogleich geht er in die Hocke und mit behutsamem Griff, hebt er Kagomes erschlafften Körper auf. Dabei muss er die Augen zusammenkneifen, als sein Blick auf ihr Gesicht fällt. Sanft zieht er sie ein wenig dichter an sich, und hebt dann den Blick. Eiserne Entschlossenheit liegt in seinen Augen. Dann wendet er sich zum Gehen. "Hey Inu Yasha!", ruft Shippo ihm aufgeregt nach, "Was hast du denn jetzt mit Kagome vor? Wo willst du denn mit ihr hin?" Inu Yasha bleibt noch einmal stehen. Dann sagt er ohne sich umzudrehen: "Wenn Miwaru mich in die Hölle schicken will, dann wende ich mich eben direkt an den Teufel!" Kaum hat er das gesagt, nimmt er auch schon Anlauf und mit einem weiten Satz ist er auch schon fast aus dem Blickfeld seiner Freunde verschwunden, die ihm verständnislos hinterher sehen. Kapitel 14: Erinnerungen ------------------------ Die Sonne ist schon lange untergegangen und färbt den Wald in düstere Grau- und Schwarz- Töne. Am Himmel sind bereits die ersten Sterne zu sehen und der Mond zeigt seine schmale, silberglänzende Sichel. Auf der kleinen Lichtung brennt noch schwach ein Lagerfeuer. Das meiste Holz ist bereits heruntergebrannt, aber die rote Glut spendet noch immer Wärme. Direkt daneben hat sich das kleine Mädchen Rin in ihre dünne Decke gekuschelt und schläft friedlich. Auf der anderen Seite des Feuers liegt Jaken mit offenem Mund auf seinem Lager und schnarcht leise vor sich hin. Sein Kopfstab liegt gleich neben ihm. Doch auf einem der flachen Steine dicht am Feuer sitzt noch immer der Herr und zugleich Beschützer der beiden und blickt mit gleichmütigen Augen in die leise züngelnden Flammen des Lagerfeuers. Sesshomaru schläft nicht. Er hat momentan keinen Bedarf danach und er will es auch nicht. Dazu geht ihm zu viel im Kopf herum. So nutzt er die stillen Stunden des Abends um nachzudenken. Die Tatsache, dass seine Mutter nach so langer Zeit wieder aufgetaucht ist, lässt ihm einfach keine Ruhe. Eigentlich hätte er nie damit gerechnet sie wiederzusehen. Nach dem Tod seines Vaters, hatte er wie vorgesehen, das Schwert Tensaiga erhalten. Als er feststellte, dass es völlig unbrauchbar war, war er schwer enttäuscht gewesen. Seine Mutter war darüber gleichermaßen betrübt gewesen. Mehr noch, sie schäumte vor Wut! Sie versicherte ihm, dass sie herausfinden würde, was aus dem anderen Schwert geworden war, aus Tessaiga. Ja, sie brachte es in Erfahrung. Aber als sie ihm dann mitteilte wer zum Erben dieses mächtigen Schwertes bestimmt war, packte ihn erst richtig der Zorn. Inu Yasha! Dieser miese kleine Halbdämon, dieser schreckliche Missgriff der Natur! Er sollte Tessaiga erben! Was hatte das zu bedeuten? Sesshomaru verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte sein Vater ihm ein solch nutzloses Schwert vermachen und Inu Yasha Tessaiga überlassen? Inu Taisho muss doch gewusst haben, dass, wenn überhaupt, allenfalls Inu Yasha Verwendung für Tensaiga hätte. Warum gab er es dann seinem eigenen Sohn und nicht dem Ergebnis seines kleinen Fehltritts? Hatte er sich irgendwie den Zorn seines Vaters zugezogen? Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Wie oft hat er sich nun schon diese Frage gestellt? Lag es daran, dass sich mit der Zeit das Verhältnis zwischen Inu Taisho und seiner Frau abkühlte? Es hatte zur Folge gehabt, dass nun hauptsächlich seine Mutter für seine Erziehung zuständig war, während sein Vater sich kaum noch bei ihnen blicken ließ. Noch sehr gut hat Sesshomaru den Tag in Erinnerung, als zu ihm und seiner Mutter die Nachricht gelangte, dass die Menschenfrau Izayoi ein Kind zur Welt bringen würde; einen Halbdämon, ein Kind des mächtigen Hundedämons Inu Taisho. Für seine Mutter brach an diesem Tag eine Welt zusammen, dass weiß er. Lange Zeit musste er mitansehen, wie sie diese Tatsache immer mehr quälte. Er sah ihren Schmerz; sah sie immer mehr vor Gram vergehen. Er hielt sie nicht auf, als sie es dann eines Tages nicht mehr ertrug und losging um diese Frau umzubringen. Doch auch danach schien die Sache sie noch immer zu beschäftigen. Ja, es wurde zu einer wahren Besessenheit. Sie konnte an nichts anderes mehr denken. Und er konnte es irgendwann nicht mehr verstehen. Wieso ließ sie es zu, dass eine gewöhnliche Sterbliche sie so gefangen nahm, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte? Warum erlaubte sie ihr, in ihren Gedanken so viel Raum zu erlangen. Und dieser fanatische Hass auf den Halbdämon Inu Yasha, der sich in ihr entwickelte, warum schenkte sie ihm nur so unerklärlich viel Beachtung. Hatte sie ihm nicht immer wieder eingetrichtert, dass Menschen und Halbdämonen nur niedere Lebewesen und kaum einer Erwähnung wert waren? Warum verhielt sie sich nun eines Dai-Youkai so unwürdig? Erst als er erfuhr, dass sein Vater nicht ihm, sondern seinem Halbbruder Inu Yasha das Schwert Tessaiga vermacht hatte, konnte er in etwa nachfühlen, wie sie empfand. Noch immer hat er ihre Mine vor Augen, als sie ihn beruhigen wollte und ihm mit zornesroten Augen zusicherte, dass sie ihm das Schwert Tessaiga schon besorgen würde. Er hatte ihr blind vertraut. Sie war seine Mutter! Er liebte sie über alles, er vertraute ihr. Sie schaffte immer alles was sie sich vornahm. Sie würde ihm das Schwert verschaffen, das stand für ihn fest! Doch wie groß war seine Erschütterung, als er herausfand, was hinter ihren scheinbar noblen Absichten wirklich steckte. Nachdem er lange Zeit nichts von ihr gehört hatte, machte er sich schließlich selbst auf die Suche. Durch eigene Bemühungen fand er schließlich heraus, was sich zugetragen hatte. Dass das Schwert inzwischen unauffindbar war und dass seine Mutter heimlich, ohne ihrem geliebten Sohn ein Wort zu sagen, das Land verlassen hatte. Und er fand auch heraus warum!" Von diesem Tage an war er vollkommen auf sich allein gestellt gewesen. Aber das hatte ihn nicht geschreckt. Immerhin war er eines Dai-Youkais Sohn! Ein Dämonenprinz! Und er war fest entschlossen sich dessen würdig zu erweisen! Anders als sein Vater, der mit den Menschen auf freundlichem Fuß stand und anders als seine Mutter, die einem Halbdämon gestattete ihr gesamtes Denken zu vereinnahmen. Nein, diesen Fehler würde er nicht machen! Er würde sich nur noch um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und den Menschen und seinem halbdämonischen Bruder gerade mal die Aufmerksamkeit entgegenbringen, die ihnen zustand; eine geringe! Und er würde sich von nun an selbst um das kümmern, was er haben wollte, und dazu gehörte noch immer Tessaiga! Um dieses Schwert zu bekommen, brauchte er seine Mutter nicht! Und seinem Vater würde er schon zeigen, dass er als sein Erstgeborener als einziger das Recht besitzt dieses Schwert zu führen. Wenn sein Vater ihn zu Lebzeiten dessen nicht werterachtete, würde er es sich eben nach seinem Tod besorgen! Doch nun ist seine Mutter wieder aufgetaucht, noch immer besessen von ihren Rachegedanken für Inu Yasha. Innerlich schnaubt er verächtlich. Die Behauptung, dass sie ihm Tessaiga besorgen will ist doch nur ein Vorwand! In Wirklichkeit geht es ihr nur um Inu Yasha. Ihr eigener Sohn spielt in ihren Plänen keine große Rolle mehr. Solange sie ihn noch als Aushängeschild für sich benutzen konnte, solange war er noch gut genug für sie. Doch heute ist er für sie nichts weiter als eine Spielfigur auf ihrem ganz eigenen Spielfeld der Rache. Ein leichtes Lächeln legt sich um Sesshomarus Mundwinkel. Inu Yasha hat keine Ahnung worauf er sich einlässt. In ihr hat er eine erbitterte Gegnerin gefunden. Er kennt seine Mutter gut. Tückische Pläne sind ihre Stärke, auf diese Weise hat sie bereits ihren allergrößten Feind besiegt und Inu Yasha wird ihr erst recht nichts entgegenzusetzen haben. Zu gerne wüsste er wie weit sie schon mit ihm ist. Ob sie ihren ganzen Plan schon in die Tat umsetzen konnte? Sicher hat sie nicht unnötig Zeit verloren. Wahrscheinlich winselt er schon längst bei ihr um Gnade. Zu gerne möchte er jetzt das Gesicht seines Bruders sehen. Bestimmt würde es ihn angenehm aufheitern. Der kleine Dummkopf wird seines Lebens nicht mehr froh werden und ist auch noch selber Schuld daran! Kann es eine schönere Vorstellung geben? Das Feuer brennt langsam nieder. Sesshomaru nimmt es schweigend zur Kenntnis. Schließlich erhebt er sich um einen weiteren Scheit nachzulegen. Nicht, dass er ein Feuer nötig hätte, aber er verspürt wenig Lust sich mit einer ständig schniefenden und hustenden Rin abfinden zu müssen. Das kleine Mädchen ist bedauerlicherweise auf ein warmes Nachtlager angewiesen. Gerade will er sich wieder auf den Stein niederlassen, als er innehält. Er hebt den Kopf und spitzt die Ohren. Jemand nähert sich dem Lager. Ein kurzes Einziehen der Nachtluft und sein Verdacht bestätigt sich. Kapitel 15: Niemals! -------------------- Sesshomaru hebt leicht die Brauen. Er kommt her! Was hat das zu bedeuten? Ist sie etwa schon fertig mit ihm? Was hat sie ihm wohl erzählt? Ob er deshalb hierher kommt? Mit regloser Mine blickt der Dämonenprinz seinem unerwarteten Besucher entgegen. Es dauert nicht lange und zwischen den Bäumen taucht die Gestalt von Inu Yasha auf. Noch immer ist er am ganzen Körper mit Blut beschmiert. Sein Gewand hängt in Fetzen an ihm herunter. Mehrere tiefe Wunden bedecken seinen Körper und seine blutverkrusteten Haare hängen strähnig über seinen Rücken hinab. Auf seinem Arm trägt er den reglosen Körper eines jungen Mädchens. Auch ihr Oberkörper ist mit tiefen Wunden überzogen. Als er seinen Bruder entdeckt, bleibt er unsicher am Rand der Lichtung stehen. Einen langen Moment ist kein Laut zu hören. Dann schließlich geht er in die Hocke und legt die junge Frau überaus behutsam vor sich auf den Boden. Nun erhebt sich Inu Yasha wieder und schaut zu Sesshomaru hinüber. Der hochgewachsene Dämon hat ihn dabei die ganze Zeit wachsam im Auge behalten. Mit kritischem Blick mustert er den jungen Halbdämon. Der Aufzug seines Bruders ist ihm nicht entgangen, doch viel interessanter findet er seine Mine. Inu Yashas Gesicht ist kalkweiß und in seinen Augen liest er Furcht, Scham und Verzweiflung. Es überrascht ihn. Es ist ungewöhnlich für Inu Yasha sich ganz offen eine solche Blöße zu geben. Mit Sicherheit steckt Mimaru dahinter! "Inu Yasha!", sagt er nun, "Du hast wirklich Nerven, hierher zu kommen! Wer hätte gedacht, dass du einmal freiwillig zu mir kommen würdest, um dir eine Abreibung verpassen zu lassen? Oder gibt es einen anderen Grund weshalb du so unangemeldet hier auftauchst?" Inu Yasha schweigt und senkt den Kopf. Sesshomaru wird ungeduldig: "Besser du rückst bald mit der Sprache heraus. Meine Geduld ist nicht unerschöpflich!" Inu Yasha schweigt weiter. Er weiß nicht wie er beginnen soll. Er kam hierher mit einem großen Anliegen; einem innigen Wunsch. Aber wie soll er diese Bitte vorbringen? Ja, wie soll er auch nur den Sachverhalt schildern? Auf einmal sind alle Worte verschwunden, die er sich auf dem Weg hierher zurechtgelegt hat. Unbeabsichtigt kommt ihm Sesshomaru zu Hilfe. Sein Blick geht hinunter zu dem leblosen Mädchen. "Sieh mal an! Du hast noch jemanden mitgebracht. Ist das etwa deine kleine Menschenfreundin?" Er mustert sie abschätzend. "Sie sieht ziemlich tot aus!" Inu Yasha ballt die Fäuste. Sesshomaru ist das nicht entgangen. Nun liegt ein belustigter Zug um seine Mundwinkel. "Und wenn ich ehrlich sein soll, ganz taufrisch siehst du auch nicht mehr aus. Lass mich raten: Obwohl ich dir gesagt habe was auf dich zukommen würde, bist du auf Mimarus Forderungen eingegangen und hast sie aufgesucht." Lässig setzt er einen Fuß auf den kleinen Felsen. "So wie du aussiehst, muss sie ja einiges mit dir angestellt haben. Was hat sie gemacht? Hat sie deine kleine Freundin umgebracht und dich halb niedergemetzelt als du versucht hast, sie zu rächen?" Aufmerksam verfolgt der hochgewachsene Dämon die Reaktion seines Bruders. Inu Yasha senkt den Kopf und schaut betreten an sich herunter. Es hat den Anschein, als würde ihm erst jetzt klar werden wie er aussieht. Doch Sesshomaru fährt schon fort: "Der Tod dieser kleinen Menschenfrau scheint dich wirklich schwer getroffen zu haben. Ich habe dir immer schon gesagt, dass du dich besser nicht mit Menschen abgeben solltest. Das sorgt nur dafür, dass man verweichlicht." Inu Yasha beißt die Zähne zusammen: "Du bist genau so grausam wie deine Mutter! Von einem wie dir Mitgefühl zu erwarten, ist offenbar zuviel verlangt!" Sesshomaru hebt geringschätzig die Brauen: "Mitgefühl? Mit dir? Oder vielleicht mit diesem toten Mädchen da? Bitte, Inu Yasha, sei nicht albern! Warum sollte ich mich zu dermaßen menschlichen Gefühlen herablassen? Sag bitte nicht, dass du deshalb hergekommen bist! Wenn du dir Mitleid und Verständnis erhoffst, dann bitte nicht von mir! So tief reichen unsere Familienbande nun doch nicht." "Nein... deshalb bin ich nicht gekommen", sagt Inu Yasha nun zögernd. Der Dämonenprinz schaut verächtlich auf ihn hinab: "So, und weshalb sonst? Was auch immer der Grund ist, ich hoffe es ist ein guter! Ich habe dir gesagt, was passiert wenn du mir das nächste Mal unter die Augen trittst. Glaub nur nicht, das wäre nur leeres Gerede gewesen! Wenn du nicht schleunigst Land gewinnst, kenne ich keine Gnade mehr mit dir!" Inu Yasha blickt auf. In seinen Augen liegt ernste Entschlossenheit. "Sesshomaru!", sagt er ruhig, "Von mir aus kannst du mit mir machen was du willst! Ich werde mich nicht mal wehren, wenn du wirklich vorhast mich zu töten! Aber ich habe dafür eine Bitte an dich: Mach Kagome wieder lebendig!" Sesshomarus Augen weiten sich vor Überraschung. Einen Momentlang bleibt er sprachlos, dann fragt er: "Ist das dein Ernst? Deshalb bist du hergekommen? Damit ich deine kleine Freundin wiedererwecken soll? Mimaru muss deinen Verstand ziemlich verwirrt haben. Warum kommst du ausgerechnet zu mir damit?" "Weil du der Einzige bist, der das tun kann!", erwidert Inu Yasha fast verzweifelt, "Du besitzt doch das Schwert Tensaiga mit dem man Menschen wieder zum Leben erwecken kann, statt sie zu töten." Mit diesen Worten geht er ein paar Schritte auf seinen Bruder zu. "Sesshomaru, nur dieses eine Mal! Was aus mir wird ist mir gleich! Ob du es bist oder Miwaru die mir das Leben nimmt, das spielt für mich keine Rolle mehr, solange Kagome... nur wieder lebendig wird!" Er schluckt schwer. Noch immer beobachtet Sesshomaru seinen Halbbruder skeptisch. "Die Kleine scheint dir tatsächlich viel bedeutet zu haben, aber deshalb dein Leben bereitwillig wegwerfen? Wirklich Inu Yasha, du enttäuschst mich! Aber das beweist nur wieder, dass du nichts weiter als ein dummes, kleines Halbblut bist. Wenn mir danach wäre, könnte ich mir Tessaiga gleich holen und dich sofort ins Jenseits befördern. Auch so wärst du dann mit deiner kleinen Geliebten wieder vereint. Wozu sie dann noch wiederbeleben?" In diesem Moment fällt Sesshomarus Blick auf die leere Schwertscheide von Tessaiga. "Wo ist dein Schwert geblieben?", fragt er erstaunt. Nun kommt wieder Leben in Inu Yasha. Aufgebracht springt er auf. "Also Sesshomaru, was ist nun?", ruft er ärgerlich, "Ich biete dir eine einmalige Gelegenheit! Benutze Tensaiga um Kagome wieder lebendig zu machen und gleich darauf dein anderes Schwert Toukijin um mir den Todesstoß zu geben!", wütend springt er auf seinen Bruder zu und gibt ihm einen Schubs, "Na komm schon! So eine Gelegenheit kommt nie wieder!", wieder schubst er ihn, "Na los doch! Tu es! Tu es endlich, du Mistkerl!" Sesshomaru wird durch die Attacken seines Bruders Schritt für Schritt nach hinten gedrängt. Aber er lässt ihn gewähren und zeigt sich wenig beeindruckt, von den halbherzigen Versuchen seines Bruders ihn zu reizen. Stattdessen ist er ein wenig verwundert. Warum scheint sein Bruder so drängend den Tod zu suchen? Das macht keinen Sinn! Es sei denn...! Mit einem präzise gezielten Schlag stößt Sesshomaru seinen Bruder von sich. Ein paar Schritte entfernt landet Inu Yasha unsanft auf dem Boden. Obwohl es ihm kaum geschadet haben durfte, ist der Blick den er nun seinem Bruder zuwirft voller Schmerz. Sesshomaru richtet sich hoch auf. Ein boshaftes Lächeln liegt um seine Mundwinkel. "Du bist es gewesen, nicht wahr? Du hast das Mädchen umgebracht!" Inu Yashas Kopf fährt erschrocken hoch. Der Dämon mit der Mondsichel lacht leise, "Es stimmt also! Ist das zu fassen? Wie hat sie es bloß geschafft, dich dazu zu bringen? Wie gerne wäre ich dabei gewesen, das hätte ich zu gerne gesehen!" Inu Yasha blickt zu Boden. Seine Schultern zittern. "Ich hatte dich davor gewarnt, dich mit Mimaru einzulassen, aber du wolltest nicht hören!", spottet Sesshomaru nun, "Ich sagte dir du solltest dich von ihr fernhalten, und dass du es bereuen würdest; du hast mir nicht geglaubt. Lass mich raten! Sie hat dir Tessaiga abgenommen und dein ungezügeltes Dämonenblut hat dann den Rest erledigt!" Er lacht auf. "Wirklich beeindruckend! Ich kenne nur eine Person, die so etwas einfädeln könnte, und das ist Mimaru! Ja, sie versteht es wirklich gut mit den Gefühlen von anderen zu spielen. Es muss ein schwerer Schlag für dich gewesen sein, als du erkannt hast, was du da getan hast! Zweifellos hat sie das bezweckt gehabt, aber dass du diesem Mädchen so bereitwillig in den Tod folgen würdest, damit hat sie sicher nicht gerechnet!" Inu Yasha schnauft verächtlich auf. Seine Stimme ist bitter als er sagt: "Und ob! Das Ganze hat sie doch überhaupt nur veranstaltet, damit ich sie irgendwann bitte, mich ,zu erlösen'. Ja, sie will sogar dafür sorgen, dass niemand außer ihr das Vergnügen hat, mich zu töten. Wenn du mich also erledigen willst, entscheide dich schnell!" "Das hat sie gesagt?", staunt Sesshomaru. Sein Blick wird finster. Hinter seiner Stirn scheint es zu arbeiten. "Wie auch immer!", meint er schließlich, "Ich sehe absolut keinen Grund weshalb ich dir helfen sollte. Du bist Mimaru mit offenen Augen in die Falle gegangen und hast die Kleine umgebracht! Also benimm dich wie ein Mann und leb damit! Von mir hast du keinerlei Mitleid zu erwarten! Das wäre ja noch schöner!" Mit diesen Worten wendet er ihm den Rücken zu. Inu Yashas Augen weiten sich vor Schreck. Eine Spur von Panik liegt in seiner Mine. "Sesshomaru!", ruft er flehend, "Tu mir das nicht an!" Mit abfälligem Blick dreht der Dämonenprinz sich wieder um: "Weißt du eigentlich wie peinlich du dich benimmst? Und du erwartest von mir, dass ich dir einen Gefallen tue? Dir hätte doch von vornherein klar sein müssen, dass du damit bei mir auf taube Ohren stößt", er schmunzelt verächtlich, "Es macht mir nämlich viel zu viel Spaß, dich so am Boden zu sehen. Tiefer kannst du ja schließlich nicht mehr sinken! Wenn du mich schon als deine letzte Hoffnung ansiehst, musst du ja wahrlich verzweifelt sein! Zu dumm nur, dass ich diese Hoffnung platzen lassen muss!" Wie vom Donner gerührt, steht Inu Yasha da und starrt seinen Bruder an. Er will einfach nicht glauben, was er schon die ganze Zeit geahnt hat. Warum ist er überhaupt hergekommen? Warum hat er nur jemals zu hoffen gewagt, dass sein Bruder ihm helfen würde? Er weiß es: Weil es die einzige Chance war! Natürlich war ihm klar, dass sein Bruder sich niemals darauf einlassen würde, aber er musste es zumindest versuchen, dass war das Mindeste was er in dieser Situation tun konnte. Ganz gleich was es ihn gekostet hätte, er musste es einfach versuchen, um Kagomes Willen! Doch wie zu erwarten war, ist von seinem Halbbruder kein Erbarmen zu erwarten. Nun wird Miwarus Rechnung aufgehen und er weiß, nun gibt es keine Möglichkeit mehr ihr zu entkommen. Der Schmerz, der ihn an diesem schrecklichen Abend ereilt hat, wird bis zum Ende seines Lebens sein ständiger Begleiter sein... genau wie die Erlösung davon, in Form einer rachsüchtigen Dämonin! Mit bleichem Gesicht, lässt Inu Yasha den Kopf hängen. Plötzlich wendet Sesshomaru den Kopf. Doch nicht Inu Yasha ist das Ziel seines Blickes; seine Augen gehen über dessen Kopf hinaus. Seine Stirn legt sich leicht in Falten. Nur wenige Augenblicke ist zwischen den Bäumen ein Ruf zu hören. "Inu Yasha, wo bist du?" Kaum merklich zucken die Hundeohren des jungen Halbdämons. Doch eine andere Reaktion ist ihm nicht anzumerken. Teilnahmslos und geschlagen steht er auf der Lichtung. In diesem Moment tauchen vier bekannte Gestalten zwischen Bäumen auf. Es sind Miroku, Sango und Shippo auf Kiraras Rücken. Mit beunruhigten Gesichtern platzen sie auf die Lichtung hinaus. "Inu Yasha!", ruft Sango aus, als sie ihn entdeckt. Nun dreht sich Inu Yasha zu ihnen um. "Was habt ihr hier zu suchen?", ruft er ärgerlich. "Das möchte ich auch wissen!", ergänzt sein Bruder finster. "Das ist ja Sesshomaru!", quietscht Shippo, der nun auch den mächtigen Dämon entdeckt hat, und versteckt sich sicherheitshalber hinter Sangos Rücken. Miroku steigt vom Rücken der großen Katzendämonin. "Soll, das heißen, dass du mit Kagome zu ihm gegangen bist?", fragt er ungläubig. Sango legt sicherheitshalber ihre Hand an ihr Hiraikotsu; sie will dem gefährlichen Dämonenprinz nicht unvorbereitet gegenübertreten. "Was hat das zu bedeuten, Inu Yasha?", fragt sie alarmiert. "Ich sagte doch, ich will euch nie wieder sehen!", grollt Inu Yasha, "Macht gefälligst, dass ihr wegkommt!" "Das könnte euch so passen!", erwidert Sesshomaru kühl, "Ihr kommt nicht einfach hierher zu meinem Lager, richtet törichte Bitten an mich und verschwindet wieder unbehelligt. Was glaubt ihr eigentlich mit wem ihr es zu tun habt?" "Was denn für Bitten?", will Sango wissen, "Um was sollten wir dich schon...?" Auf einmal hebt sie die Brauen: "Oh...!" Miroku wirft ihr einen bedeutsamen Blick zu: "Ist es das, was ich denke?" Auch Shippo scheint die Lage nun verstanden zu haben. Aufgeregt reißt er die Augen auf: "Ich glaube Inu Yasha ist wegen Tensaiga hergekommen! Sesshomaru soll Kagome wieder lebendig machen." Alle Blicke gehen nun zu dem weißhaarigen Dämon hinüber. Sesshomarus Mine ist regungslos. "Wie ich bereits sagte: Das steht absolut außer Frage! Wozu sollte ich meinen Bruder noch darin bestärken, seinen jämmerlichen, menschlichen Neigungen nachzugeben? Er sollte lieber seinen Dämoneninstinkten vertrauen und das Mädchen vergessen. Aber stattdessen suhlt er sich lieber in Selbstmitleid. Einfach erbärmlich!", geringschätzig schaut er auf seinen Bruder herunter, "Mimaru hatte recht, eine solch verachtenswürdige Kreatur, verdient keinerlei Erbamen, und von mir wird er ganz sicher keines bekommen. Er widert mich an!" Inu Yasha hat den Kopf gesenkt. Im ersten Moment ist er unfähig sich zu rühren. Dann macht er ein paar langsame Schritte auf Sesshomaru zu. Seine Bewegungen sind steif und seine Arme zittern leicht. "Sesshomaru!", sagt er und hebt den Kopf. Er schaut dem großen Dämon nun direkt in die Augen. Einen langen Augenblick ringen die beiden Blicke miteinander. Dann gibt Inu Yasha den stillen Kampf auf. Seine Beine knicken ein und er lässt sich kraftlos auf seine Knie sinken während sein Bruder noch immer hochaufgerichtet vor ihm steht. Schwer stützt er sich auf seine Arme und lässt den Kopf hängen. Mehrmals holt er tief Luft. Dann sagt er mit hohler Stimme: "Sesshomaru, ich bitte dich! Ich flehe dich an! Bitte mach Kagome mit Tensaiga wieder lebendig! Ich weiß, du kannst es, es kostet dich noch nicht mal eine Anstrengung! Hilf mir nur dieses eine Mal! Ich werde auch alles tun was du von mir verlangst! Alles! Ich biete dir sogar mein Leben! Aber bitte mach sie wieder lebendig!" Flehend blickt er hinauf zu seinem Bruder. In seinen Augen schimmert eine Spur von Feuchtigkeit. Sehnsüchtig sucht er eine Spur des Einverständnisses in dem regungslosen Gesicht seines Bruders. Viele Herzschläge vergehen, in denen Sesshomaru scheinbar überlegt, wie er auf das Betteln seines Halbbruders reagieren soll. Einen langen Moment herrscht Schweigen auf der kleinen Lichtung. Dann strafft sich Sesshomaru und hebt das Kinn. Eiskalte Berechnung liegt in seinem Blick als er ruhig sagt: "Niemals!" Kapitel 16: Alles aus? ---------------------- Fassungslos reißen Sango und die anderen die Augen auf. "Wie kannst du nur so hart und gefühlskalt sein?", braust die Dämonenjägerin auf, "Inu Yasha fleht dich auf Knien an! Er liefert sich dir völlig aus und du hast noch immer den Nerv, ihm seine Bitte abzuschlagen. Das ist absolut herzlos von dir!" In ihren Augen glitzert eine Träne. Auch die Anderen sind wütend und bestürzt zugleich. Sie fühlen mit ihrem Freund, der noch immer mutlos auf dem Boden kniet; Gewand und Oberkörper noch immer blutverschmiert und stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie können zumindest erahnen, was nun in ihm vorgehen muss. Seine letzte Hoffnung darauf, dass sich doch noch alles zum Guten wendet, wurde gerade zerschlagen von den hartherzigen Worten seines älteren Bruders. Kagome wird für immer verloren sein. Niemals wieder werden sie ihre Gesellschaft genießen können. Sango schüttelt den Kopf. Nein, so darf es nicht enden! Sie wird alles tun um das zu verhindern. Mit einem entschlossenen Funkeln nimmt sie ihren Bumerang vom Rücken. Grimmig blickt sie Sesshomaru an: "Na schön, wenn du es lieber auf die harte Tour willst, dann werde ich dich eben zwingen uns zu helfen!" Mit überheblicher Mine erwidert er ihren Blick. "Nein Sango! Lass es bleiben!", kommen nun die mutlosen Worte neben ihr. Sango und die Anderen fahren herum. Inu Yasha hebt den Kopf. Er wirft seinen Freunden einen schmerzvollen Blick zu. "Ich habe es versucht. Mehr konnte ich nicht tun." Fassungslos starrt Sango ihn an. "Das kann nicht dein Ernst sein, Inu Yasha!", ruft sie aufgebracht, "Wie kannst du ausgerechnet jetzt wo es um solch eine wichtige Angelegenheit geht, ich meine eine wirklich wichtige Angelegenheit, einfach so aufgeben? Es geht hier um Kagome, hörst du, um Kagome! Wenn wir nichts unternehmen, wird sie für immer tot bleiben. Kapierst du das?" Doch Inu Yasha scheint mit den Gedanken ganz woanders zu sein. "Du verstehst das nicht", sagt er leise, "Sesshomaru wird mir niemals helfen, das war mir von vornherein klar. Diesmal ist wirklich alles zu spät und ich mache mir nur selbst etwas vor, wenn ich denke ich könnte etwas daran ändern. "Ich... selbst habe Kagomes Tod zu verantworten, das ist eine Tatsache die ich nicht länger von mir schieben kann. Sesshomaru hat recht. Ich muss mich dieser Schuld stellen. Ich kann nicht erwarten, mich einfach so entlasten zu wollen, indem ich versuche meinen Fehler ungeschehen zu machen. Ich werde mich den Tatsachen stellen und es einfach akzeptieren! Aber ihr habt euch dabei nichts vorzuwerfen. Ich muss mit der Sache alleine fertig werden!" Mit diesen Worten steht er schwerfällig auf, geht langsam auf Kagome zu und kniet neben ihr nieder; sprachlos beobachtet von seinen Freunden. Behutsam nimmt er sie in den Arm. "Kagome...", flüstert er, "Vergib mir!" Mit zittrigen Händen zieht er ihren leblosen Körper ein wenig dichter an sich und kneift die Augen zusammen. Seine Freunde, die fassungslos neben ihm stehen, beachtet er nicht. In diesem Moment spürt er nichts weiter als eine tiefe, bodenlose Leere die sich unter ihm aufzutun scheint und er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie ihn für immer verschlingen möge. "Ist das hübsche Mädchen wirklich tot?", ertönt auf einmal eine unschuldige, helle Stimme. Sämtliche Köpfe der Umstehenden fahren herum. Ein paar Schritte entfernt auf einem der Steine beim Lagerfeuer hockt ein kleines Mädchen und schaut neugierig zu ihnen hinüber. Miroku und die anderen heben überrascht die Brauen. "Das ist doch ein Menschenmädchen, wenn ich mich nicht täusche", meint der junge Mönch verwundert. "Ja", bestätigt Sango, "Aber was macht sie hier?" Ihre Blicke gehen fragend zu dem hochgewachsenen Dämonenprinz hinüber. In Sesshomarus Gesicht spiegeln sich Unbehagen und Ärger. "Rin, geh auf der Stelle wieder ins Bett!", funkelt er die Kleine finster an. Doch das Mädchen lässt sich nicht beirren. "Meister Sesshomaru, wer sind denn diese Leute? Kennst du die?" "Das hat dich nicht zu kümmern! Geh schlafen!", seine Stimme klingt nun schon um einiges bedrohlicher. "Gehört die Kleine etwa zu dir?", Sango fällt aus allen Wolken. Sesshomaru ignoriert sie. "Jaken!", ruft er scharf. Sofort schreckt der kleine Gnom aus seinem Schlaf hoch. "Mei... Mein Herr?", brummt er verschlafen und versucht seine Gedanken zu ordnen. Dann entdeckt er den ungewöhnlichen Besuch und ist mit einem kleinen Schrei sofort hellwach. "Wa... Was haben die hier verloren?", will er wissen. Doch Sesshomaru wehrt ab: "Ich kümmere mich bereits darum. Schaff mir Rin wieder zurück ins Bett, aber plötzlich!" "Jawohl mein Herr!", meint Jaken und will sofort das kleine Mädchen am Arm fassen, doch Rin ist schneller. Einem plötzlichen Impuls folgend springt sie auf, so dass Jaken ins Leere greift und zu Boden fällt. Mit fassungslosem Blick muss er mit ansehen, wie Rin jetzt zu dem am Boden knienden Halbdämon hinüberläuft um sich das Mädchen in seinen Armen näher zu betrachten. Sprachlos beobachten die Umstehenden das kleine Mädchen, dass sich nun zu ihm hinunterbeugt und mit großen Kinderaugen die beiden in Augenschein nimmt. "War das deine Freundin?", fragt sie unschuldig. Langsam hebt Inu Yasha den Kopf und schaut dem Mädchen ins Gesicht. In ihrer Mine liegt nichts als arglose Neugierde. Gerade will er den Mund öffnen um ihr eine Antwort zu geben, als es um seine Mundwinkel merklich anfängt zu zucken. Sein Gesicht verzieht sich zu einer schmerzvollen Grimmasse und er wendet den Blick ab. "Rin, komm auf der Stelle da weg!", kommt der energische Befehl ihres Herren hinter ihr. Sogleich springt sie auf und läuft zu dem weißhaarigen Dämon hin. Mit großen Augen blickt sie ihn an. In seinem Gesicht spiegelt sich Ärger. Ihm ist nur allzu klar, dass er die Anwesenheit dieses Mädchens bei ihm, keinesfalls irgendwie plausibel erklären kann. Aber warum er diesem schwächlichen, kleinen Menschenkind noch immer gestattet ihm Gesellschaft zu leisten, weiß nur er allein und er hat bestimmt nicht vor es jemals irgendwem zu erklären. Doch allein die Tatsache, dass Inu Yasha und seine Menschenfreunde nun von dem Mädchen wissen, bringt ihn in eine höchst peinliche Situation, und das gefällt ihm gar nicht. Sein Blick wird finster. Wenn sich die Angelegenheit herumsprechen sollte, könnte es fatale Folgen für seinen Ruf haben. Im Grunde gibt es nur eine Möglichkeit: Diese Leute dürfen niemals die Gelegenheit bekommen, anderen davon zu erzählen! Missbilligend blickt er auf das Mädchen hinab, doch sie erwidert seinen Blick wieder einmal mit völliger Arglosigkeit. Doch dann sagt sie: "Meister Sesshomaru, kannst du das Mädchen nicht wieder lebendig machen mit deinem Schwert, so wie du es damals bei mir gemacht hast?" Sesshomaru hebt erstaunt die Brauen. Doch auch Miroku und die anderen blicken verblüfft drein. "Deshalb ist sie also bei ihm!", meint Sango zu dem Mönch. "Aber das erklärt noch immer nicht warum er es überhaupt getan hat,", gibt Miroku zu bedenken. "Vielleicht ist er doch nicht so hartherzig wie er uns glauben machen will", raunt Sango zurück. "Nein, das kann ich nicht!", stellt Sesshomaru nun klar, "Außerdem geht dich das nichts an!" "Warum kannst du das jetzt nicht mehr?", will die Kleine wissen, "Du bist doch der Stärkste von allen! Wenn du dich anstrengst, kannst du das bestimmt! Bitte versuch es doch mal!" Mit großen Augen guckt sie ihn an. Sesshomaru merkt wie nun alle Blicke auf ihm liegen. Er fühlt sich in die Enge getrieben und das behagt ihm gar nicht. "Schluss jetzt!", sagt er entschieden, "Es bleibt bei ,Nein' und nichts auf der Welt wird das jemals ändern können!" In diesem Augenblick ist plötzlich zwischen den Bäumen ein Lachen zu hören. "Gut gesprochen, mein Sohn! Anders hätte ich es von dir auch nicht erwartet!" Alle Blicke fahren herum. Gerade tritt mit leichtem Schritt Miwaru aus dem Wald heraus auf die Lichtung. "Oh nein, die schon wieder!", ruft Sango ärgerlich, "Sie muss uns gefolgt sein!" Miwaru hat sie gehört: "Nicht doch! Ich war ohnehin auf dem Weg zu meinem Sohn. Da ist noch immer dieses Versprechen, das ich ihm gegeben habe und ich möchte ja nicht als wortbrüchig gelten." Mit diesen Worten marschiert sie direkt auf Sesshomaru zu. Vor ihm bleibt sie stehen. "Verzeih mir, dass du so lange warten musstest, mein Sohn! Doch es hat bedauerlicherweise ein wenig gedauert um ausreichendes Dämmmaterial für das Schutzsiegel an diesem Schwert zu besorgen. Nun fördert sie unter ihrem Gewand einen länglichen Gegenstand zutage. Er ist umwickelt mit einer dicken Binsenmatte und unter der Matte ragen mehrere Zweige und Stofffetzen hervor. Mit einer eleganten Geste überreicht sie das dicke Bündel an den schweigenden Dämon vor ihr. Langsam streckt Sesshomaru die Hand danach aus. Dann ergreift er es und nimmt es an sich. Miwaru lächelt. "Nun mein Sohn, gehört Tessaiga endlich dir, wie ich es dir vor Jahren versprochen habe!" Nachdenklich blickt der Dämonenprinz auf das Geschenk hinab, doch er sagt nichts. Nun wendet sich Miwaru wieder den Anderen zu. Ein triumphierender Blick fällt auf Inu Yasha. "Wie ich sehe bist du auch schon hier. Das erspart mir doch sehr die Mühe dich wieder suchen zu müssen. So wie es aussieht hast du dich nun endlich mit der Tatsache abgefunden, dass diese kleine Schlampe tot ist. Ich gebe zu, es war ein wahrlich tollkühner Versuch meinen Sohn zu bitten, dich von deiner Schuld zu befreien, indem er die kleine Kagome wieder lebendig macht. "Aber wie du selbst siehst, nützt dir das nichts. Sesshomaru handelt genau so wie ich es ihm beigebracht habe und wie ich es auch von ihm erwartet habe! Er ist mein Sohn und würde niemals gegen meinen ausdrücklichen Wunsch handeln. Schließlich verdankt er mir alles, ja sogar das Schwert, dass er nun besitzt. Du glaubst doch nicht wirklich, dass er mir in den Rücken fallen, und aus einem schwächlichen Anflug von brüderlicher Nächstenliebe, meinen langvorbereiteten Racheplan zunichte machen würde, indem er dein jüngstes Opfer wieder zum Leben erweckt. Komm schon kleiner Welpe, so naiv wirst du doch nicht wirklich sein! Mein eigener Sohn würde mich niemals so schmählich verraten, was für eine lächerliche Vorstellung!", wieder lacht sie auf. "Ja, Sesshomaru kann sich wirklich glücklich schätzen eine Mutter zu haben, die eine solch hohe Meinung von ihm hat!", grollt Sango grimmig. Miwaru richtet sich hoch auf. "Doch genug von ihm! Nun, da ich meine Pflicht erfüllt habe, kann ich mich wieder ganz auf dich konzentrieren, kleiner Welpe. Du weißt doch noch, was ich dir versprochen habe. Ich weiche nicht mehr von deiner Seite!" Sie macht ein paar Schritte auf ihn zu. Inu Yasha blickt ihr schweigend entgegen. Miroku und die Anderen bekommen besorgte Blicke. Doch auf einmal hört sie hinter sich eine ruhige Stimme: "Eine Pflicht? Mehr bin ich nicht für dich?" Miwaru hält inne und dreht sich um. Sesshomaru sieht ihr direkt in die Augen. Seine Mine ist ausdruckslos. "Was erwartest du, Sesshomaru?", meint sie leichtfertig, "Du besitzt nun das Schwert, das du wolltest. Das Schwert deines Vaters. Ja, du besitzt sogar beide. War es nicht das, was du immer wolltest? Was verlangst du noch von mir?" Sesshomaru hebt eine Braue. "Du weißt es wirklich nicht, nicht wahr? Es kümmert dich nicht einmal! Interessiert dich eigentlich noch irgendetwas anderes außer Inu Yasha?" Miwarus Mine wird ernst. Dann lächelt sie und geht auf ihn zu. "Sesshomaru! Mein Sohn! Bist du etwa eifersüchtig auf diesen kleinen Hanyou? Glaubst du etwa, ich müsste dir mehr Aufmerksamkeit widmen? Soll ich etwa wieder anfangen dich wie ein kleines Kind zu bemuttern? Das kannst du doch nicht wollen! Du hast doch jetzt was du begehrt hast, also überlass nun mir, wonach mein Herz sich sehnt!" Sesshomaru blickt sie regungslos an. Sein Blick ist hart. "Und das ist Inu Yasha? Wie tief bist du nur gesunken?" Das Lächeln verschwindet augenblicklich. "Achte auf deinen Ton, Sohn!", meint sie kühl, "Es steht dir in keiner Weise zu, so mit mir zu sprechen! Aus reiner Herzensgüte, sehe ich dir deine eigene kleine Vernarrtheit nach! Dieses kleine Haustier, das du dir da hältst; dieses Menschenmädchen da!" Sie zeigt auf Rin, die sich vor dem boshaften Blick der großen Frau lieber hinter Sesshomaru versteckt. Miwaru redet schon weiter: "Also erzähl du mir nichts von tief sinken! Schon schlimm genug, dass du das Schwert deines Vaters dazu benutzt hast, sie wiederzubeleben, aber du lässt sie auch mit dir reisen. Das kann doch nur bedeuten, dass diese abartige Menschenliebe deines Vaters sich bei dir eingeschlichen hat. Aber solange du ansonsten noch einigermaßen brauchbar bist, werde ich dir diese kleine Verspieltheit durchgehen lassen!" Sesshomarus Blick ist kalt geworden. Kein Wort kommt über seine Lippen, aber seine Haltung zeigt deutlich, dass er wütend ist. Doch Miwaru fährt schon fort: "Du hast was du wolltest. Nun ist es endlich so, wie es von Anfang an sein sollte, bevor dein Vater seinen Verstand verloren hat. Kaum zu glauben, was für ein schwachsinniges Arrangement er für euch Beide wegen der Schwerter getroffen hat. Aber seine Gefühle sind ihm schon immer zum Verhängnis geworden, dem Schwachkopf!" Sesshomaru schaut irritiert. "Gefühle? Was meinst du damit? Was hat das damit zu tun?" Miwaru schaut ihn spöttisch an: "Das solltest du doch eigentlich wissen! Dein Vater hat dich geliebt! Sehr sogar! Er wollte nicht, dass dir etwas zustößt! Aber bedauerlicherweise hat er auch seinen anderen Sohn, also diesen kleinen Bastard da, über alles geliebt! Als seine Untreue herauskam, befürchtete er, dass ihr beide euch bekriegen könntet, sobald ihr voneinander erfahrt", sie lacht bitter auf, "Er befürchtete, dass ich dich dazu anstacheln könnte, deinem Halbbruder den Garaus zu machen. Und ganz unrecht hatte er damit auch nicht. Aber das wollte er um jeden Preis verhindern. "Also hat der schlaue Hund kurz vor seinem Tod die beiden Schwerter so verteilt, dass ihr euch unmöglich gegenseitig bezwingen könnt. Der kleine Bastard erhielt Tessaiga, um sein Dämonenblut unter Kontrolle zu halten und um zu gewährleisten, dass er sich niemals gegen Menschen wenden würde, da er sonst die Kräfte des Schwertes nicht nutzen kann. Er sollte sein menschliches Erbe akzeptieren und er sollte als der Schwächere von euch beiden in der Lage sein, sich verteidigen zu können. "Dir hinterließ er Tensaiga. Ein Schwert des Lebens. Dazu geschaffen um Personen wieder lebendig zu machen. Es sollte dir als Schutz dienen, falls dein Bruder auf die dumme Idee kommen sollte, dich mit Tessaiga anzugreifen. Solange du dieses Schwert trägst, kann dein Bruder dich nicht töten. "Aber dein Vater hatte noch einen anderen Hintergedanken. Er hoffte, dass du durch dieses Schwert gezwungen worden wärst, freundliche Gefühle gegenüber Menschen zu entwickeln. Er traute mir nicht. Er erriet völlig zurecht, dass ich dir beibringen würde Menschen zu verachten, wie sie es auch verdienen. Das versuchte er mit diesem Schwert zu verhindern. Er war der Meinung ich würde einen schlechten Einfluss auf dich haben, der Narr! "Als ich von seinem ach so raffinierten Plan erfuhr, war es als würde er mich erneut verraten. Er hat euch beide so sehr geliebt, dass er den Gedanken nicht ertragen konnte, dass ihr euch gegenseitig umbringt, ja er räumte damit seinem anderen Sohn sogar den gleichen Stellenwert ein, wie einem vollwertigen Dämon aus seiner eigenen Familie. Doch mir misstraute er. Er versuchte meinen Einfluss auf dich zunichte zu machen. Er wollte einen Keil zwischen uns treiben. Und es verletzte mich zutiefst, dass er einmal mehr bewies, wem seine Liebe galt und wem nicht!" Einen langen Augenblick sagt niemand ein Wort. Dann sagt Sesshomaru nachdenklich: "Inu Taisho hat mich geliebt?" "Das kannst du laut sagen!", blitzt Miwaru finster, "Er hat euch alle beide geliebt, der dreckige Köter! Die Einzige die er nicht geliebt hat, war ich, und dafür habe ich euch gehasst! Als ich dann herausfand, dass er nach seinem Tod, seinen Plan in die Tat umgesetzt hat, wollte ich alles hinter mir lassen und verließ das Land. Doch die Vergangenheit holte mich immer wieder ein. Ich konnte nicht vergessen. Und schließlich kehrte ich zurück, um es zu Ende zu bringen. "Es hat mich viel Zeit und Arbeit gekostet, aber letztendlich hatte ich Erfolg! Am Ende bin es doch ich die triumphiert hat. Letztendlich habe ich gesiegt, und daran ist nicht mehr zu rütteln!" Befriedigt schaut sie in die Runde. Miroku und die Anderen haben sprachlos zugehört. In der Tat sieht es so aus, als hätten sie diesmal wirklich verloren. Kagome ist tot, Inu Yasha ein gebrochener Mann, Sesshomaru nun der Besitzer von drei mächtigen Schwertern und Miwaru, die das alles verursacht hat, kann ihre Rache nun genüsslich in allen Einzelheiten auskosten. Was können sie da noch tun? Betrübtes Schweigen ist ihre einzige Antwort. Miwaru wendet sich nun wieder Inu Yasha zu, der noch immer neben Kagome auf dem Boden kniet und teilnahmslos auf sie herunterblickt. "Ich sehe dir an wie du leidest. Sicher hättest du es gerne ungeschehen gemacht, aber glaubst du denn, dass das etwas geändert hätte? Du wirst auch dann nie vergessen können was du getan hast. Du wirst für immer daran denken müssen. Du hast Kagome umgebracht; es würde niemals wieder zwischen euch so sein wie vorher, und du weißt das! Du hättest sie für immer als Freundin verloren." Die Dämonin blickt aus den Augenwinkeln zu Miroku und den Anderen hinüber: "Das bringt mich auf eine gute Idee. Was wirst du tun, wenn du auch noch deine anderen Freunde verlierst?" Inu Yashas Kopf geht erschrocken hoch. Furchtsam starrt er zu seinen Freunden hinüber. "Nein, das wagst du nicht! Halt sie aus der Sache raus! Ich bin es doch, den du willst. Lass sie in Ruhe!" "Oh, noch immer bereit zu kämpfen, kleiner Welpe?", meint sie boshaft, "Hast du noch nicht verstanden, dass ich mit dir alles machen kann, was mir in den Sinn kommt?" Sie wendet sich zu dem weißhaarigen Dämon hinter sich um: "Sesshomaru, tu mir den Gefallen und erledige diese lästigen, kleinen Menschen für mich! Sei ein braver Sohn und gehorche deiner Mutter! Nun wo wir wieder zusammen sind, haben wir die Macht alles zu erreichen was wir wollen. Mutter und Sohn vereint! Wir werden ein unbesiegbares Paar sein!" Zunächst sagt Sesshomaru gar nichts. Mehrere Herzschläge verstreichen, ehe von ihm eine Reaktion kommt. Dann richtet er sich auf. "Ein unbesiegbares Paar klingt gut!", sagt er, "Es würde manche Vorteile mit sich bringen." Langsam geht er auf seine Mutter zu. Sein Blick ist entschlossen. "Du meinst also, indem ich diese jämmerliche Menschenbande erledige, qualifiziere ich mich dafür, deine Gesellschaft genießen zu können?" "So ist es, mein Sohn!", meint Miwaru mit einem sanften Lächeln, "Nimm dein Schwert und erledige sie, und dann schließe dich mir an! Töte sie und mach damit deine Mutter stolz auf dich!" Sesshomarus Mine ist ausdruckslos. Dann wendet er sich Inu Yashas Freunden zu. Alarmiert gehen sie in Verteidigungsposition. Sango macht ihren Bumerang bereit. "Glaub ja nicht, dass wir es dir leicht machen werden, Sesshomaru!", ruft sie drohend. Auch Miroku scheint entschlossen. Er greift nach der Kette an seinem Handgelenk: "Ich warne dich! Eher sauge ich dich mitsamt Narakus Insekten ein, als dass du den Anderen ein Haar krümmst!" Doch Sesshomaru zeigt sich von der Drohung gänzlich unbeeindruckt. Mit festen Schritten geht er auf die kleine Gruppe zu. Nun steht er direkt vor Inu Yasha. Er wirft einen verächtlichen Blick auf ihn hinab. Dann sagt er: "Steh endlich wieder auf, verdammt noch mal! Zeig doch wenigstens ein bisschen Würde!" Inu Yasha hebt den Kopf. "Wenn du mich eh töten willst, wozu dann noch aufstehen?" Sesshomarus Mine verfinstert sich: "Du jämmerlicher Waschlappen! Du machst mich ganz krank! Benimm dich doch einmal im Leben wie ein echter Dämon und steh wieder auf!" Irritiert schaut Inu Yasha seinen Bruder an. Zunächst zeigt er keine Reaktion, doch dann kommt er zögernd wieder auf die Füße. "Schon besser!", Sesshomaru blickt ihn mit einem belustigten Lächeln an. "Sesshomaru!", kommt es auf einmal hinter ihm, "Ich wünsche nicht, dass du ihm auch nur ein Haar krümmst!" Miwarus Stimme ist eisig. "Diese Menschen dort drüben sind dein Ziel. Also tu endlich was ich dir gesagt habe und erledige sie!" Sesshomaru dreht sich nicht um zu ihr, aber nun richtet er sich zur vollen Größe auf. "Nein!", ist alles was er sagt. Sein Ton lässt keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit zu. "Was hast du gerade gesagt?", faucht Miwaru gepresst. Nun dreht er sich zu ihr um. Er schaut ihr direkt ins Gesicht als er sagt: "Niemand schreibt mir vor was ich zu tun habe und du schon gar nicht!" "Was fällt dir ein?", schnaubt Miwaru. Ihre Haltung wird bedrohlich. Doch Sesshomaru bleibt gelassen. "Wie großartig du auch sein magst, du hast eine entscheidende Sache bei deinem Plan außer Acht gelassen!" Mit diesen Worten wendet er sich wieder zu Inu Yasha um, der ihm nur gefasst entgegenblickt. Mit einer schnellen Bewegung zieht Sesshomaru sein Schwert. Inu Yasha schließt die Augen. Mit einer blitzschnellen Bewegung saust die Klinge nieder. So schnell ist der Schlag, dass man einen scharfen Luftzug spürt. Inu Yasha öffnet die Augen wieder. Er lebt noch. Der Schlag ging an ihm vorbei. Er hat ihn nicht getroffen. Seine Augen weiten sich. Er war nicht einmal das Ziel des Schlages! Sein Blick ist gebannt auf Kagome gerichtet, die noch immer vor ihm auf dem Boden liegt. Was er nun sieht, verschlägt ihm die Sprache. Die schrecklichen Wunden auf ihrer Brust sind verschwunden und ihre Haut hat wieder einen rosigen Farbton angenommen. Ja, nun hört er sogar wieder einen gleichmäßigen Herzschlag und kann sehen wie sich ihre Brust sanft hebt und senkt. Fassungslos reißt er die Augen auf. Sie... sie lebt wieder! Sie lebt wirklich wieder! Es ist kein Traum, es ist Realität! Sein Herz schlägt auf einmal bis zum Hals. Und seine Hände beginnen vor Aufregung zu zittern. "Kagome...!", flüstert er. In seinen Ohren pocht sein Herzschlag wie Trommelschläge. "Kagome!", ruft er noch einmal. Ungläubig geht sein Blick zu seinem Bruder. Gerade steckt Sesshomaru Tensaiga zurück in seine Scheide. "Soviel dazu!", sagt er trocken. Kapitel 17: Mutter gegen Sohn ----------------------------- Rasch beugt sich Inu Yasha zu Kagome hinab. Sanft streicht er ihr über das Gesicht. Er kann es fast nicht glauben, dass sie wieder lebendig ist. Ein erleichtertes Lächeln liegt auf seinem Gesicht und er muss tief einatmen. Durch die Berührung verzieht Kagome etwas das Gesicht. Dann schlägt sie die Augen auf. Irritiert schaut sie auf. Da erkennt sie ein vertrautes Gesicht über ihr. "I... Inu Yasha?", meint sie zögernd. Der junge Halbdämon atmet erlöst auf. Sein Gesicht ist noch immer bleich, aber eine unendliche Erleichterung liegt in seiner Mine. "Ein Glück, du lebst!", flüstert er. Dann wird ihm plötzlich etwas klar. "Kagome, du kannst ja auch wieder sprechen!", meint er überrascht. Natürlich, Tensaiga belebt nicht nur sondern heilt ja auch! Langsam richtet Kagome sich auf. "Was... was ist denn passiert?", fragt sie unsicher. Bei diesen Worten gefriert augenblicklich Inu Yashas Lächeln auf seinem Gesicht. Einen Augenblick hält er wie erstarrt inne, dann zuckt er wie von einer Wespe gestochen vor ihr zurück. Verwirrt blickt Kagome ihn an. "Inu Yasha..." Auch die anderen haben es fassungslos mitangesehen. Shippo strahlt über das ganze Gesicht. Sango schießen die Freudentränen in die Augen und Miroku lächelt wie ein Honigkuchenpferd. Doch eine Person ist mit dieser Wendung der Dinge absolut nicht einverstanden. "Sesshomaru!", kreischt Miwaru vor Wut schäumend, "Du dreckiger, verlogener Sohn eines räudigen Köters! Was hast du getan?" Nun wendet sich Sesshomaru ihr wieder zu. Sein Blick ist unmissverständlich. "Ich durchkreuze deinen wunderschönen Plan!", funkelt er tödlich zurück, "Dachtest du wirklich, ich würde noch einmal deinen Wünschen gehorchen? Warst du dir wirklich meiner uneingeschränkten Loyalität so sicher? Nein, dazu hast du mir zu viel über Intrigen und Hinterhältigkeiten beigebracht. Und obwohl ich es gehasst habe, bin ich dir ein guter Schüler gewesen. Jetzt schmecke die bitteren Früchte deiner eigenen Saat, Mimaru!" Bedrohlich kommt Miwaru nun auf ihn zu. Ihre Augen leuchten gefährlich rot auf. "Wie kannst du es wagen! Dieser Verrat wird dich teuer zu stehen kommen, verlass dich drauf!" Doch Sesshomaru erwidert ihren Blick ungerührt. "Und was willst du nun tun?", fragt er böse, "Willst du mich wirklich eigenhändig töten? Oder lässt du wieder Andere die Drecksarbeit für dich machen, so wie du es damals bei meinem Vater getan hast?" Mitten in der Bewegung hält Miwaru inne. Entgeistert starrt sie Sesshomaru an. "Du weißt es?", fragt sie fassungslos. Der Dämonenprinz reckt sich. "Selbstverständlich weiß ich davon! Das weiß ich schon seit fast zweihundert Jahren Jahren. Du konntest Inu Taisho nie verzeihen was er getan hat und dafür hast du ihn gehasst. Glaub nur nicht, dass ich das nicht mitbekommen habe. Aber erst nachdem du verschwunden warst und ich mich selbst auf die Suche nach Tessaiga machte, fand ich heraus, wer hinter dem Tod meines Vaters die Fäden gezogen hatte. Ich fand heraus, wer den Ryokossei auf ihn gehetzt hat!" Mit eisiger Mine funkelt er sie an. "Sag mir, was hast du ihm dafür geboten? Womit hast du dir seine Dienste erkauft?" Ein bösartiges Funkeln liegt auf Miwarus Mine: "Ryokossei hatte keinen Preis. Allein meine Bitte und die Aussicht auf einen würdigen Gegner und die Gelegenheit auf Mord und Verwüstung, reichte aus um ihn aus seinem Unterschlupf zu locken!" Sesshomaru schnauft verächtlich. "Deine Überlegenheit gründet sich allein auf Intrigen und Drahtzieherei. Du hast noch niemals offen und ehrlich gekämpft. Du bist kein bisschen besser als dieser verschlagene Naraku. Und so etwas wie du beansprucht den Titel Dai-Youkai für sich? Wie beschämend! Ich verachte dich!" Nun kann man sehen wie sich Miwarus Gesicht in eine wutentbrannte Grimmasse des Zorns verwandelt. Eine leuchtende purpurne Aura umhüllt sie und ihre Augen funkeln feuerrot. Lange Reißzähne schieben sich unter ihren Lippen hervor und mit festen Schritten kommt sie auf Sesshomaru zu. "Du verachtest mich?", schnaubt sie, "Ich werde dir die Macht eines wahren Dai-Youkais zeigen! Dann werden wir ja sehen wer hier verachtenswürdig ist! Ich werde dich zerreißen!" Mit diesen Worten beginnt sich ihre Gestalt zu verzerren. Ihr Gesicht zieht sich in die Länge und ihr Körper nimmt rapide an Masse zu. Ihre Arme und Beine werden zu mächtigen Pfoten und auf ihrer Haut sprießt langes, weißes Fell. Ihr ganzer Körper nimmt die Gestalt eines gewaltigen, weißen Hundes an, mit messerscharfen Reißzähnen und einem beängstigenden, rotglühenden Blick. Miroku und die anderen fahren erschrocken zusammen. "Unglaublich! Sie ist wirklich riesig!", stellt Miroku alarmiert fest. Shippo versteckt sich zitternd hinter seinem Gewand: "Sie ist bestimmt doppelt so hoch wie die Bäume!" Sango macht ihren Bumerang bereit. "Bringt euch lieber in Sicherheit! Ich decke unseren Rückzug! Gegen sie haben wir keine Chance!", ruft sie. Nur Sesshomaru steht noch immer aufrecht um ihr die Stirn zu bieten. "Auf diesen Tag warte ich schon seit zweihundert Jahren!", murmelt er. Und dann beginnt auch er sich zu verwandeln. Sein Körper wächst und verwandelt sich schließlich ebenfalls in einen gewaltigen, weißen Hund. Doch zu ihrem Entsetzen müssen Sango und die anderen feststellen, dass selbst Sesshomaru mit seiner gewaltigen Macht und unglaublichen Stärke ihr letztendlich in dieser Gestalt kaum bis zur Brust reicht; mal ganz abgesehen davon, dass ihnen nun schmerzlich bewusst wird, dass dem Youkaiprinzen noch immer ein Arm fehlt. "Sie.. sie ist fast doppelt so groß wie er!", zittert Shippo. Auch Miroku und Sango stehen schreckensbleich da und beobachten fassungslos die beiden mächtigen Hundedämonen die sich mit einem gefährlichen, tiefen Knurren gegenseitig belauern. Ein paar Schritte weiter steht Inu Yasha und starrt regungslos zu den beiden riesigen Gestalten hinüber. Er scheint unfähig sich zu bewegen oder auch nur den Blick von den Beiden zu wenden. Neben ihm steht Kagome. Sie ist noch ein wenig irritiert, aber so langsam erfasst sie die Situation und Furcht spiegelt sich auf ihrem Gesicht. Miwaru und Sesshomaru belauern sich gegenseitig. Ein grimmiges Knurren dringt aus ihrer Kehle. Dass er größenmäßig unterlegen ist und zudem ein nicht unerhebliches Handycap besitzt, scheint Sesshomaru nicht zu kümmern. Dann plötzlich, wie auf ein unsichtbares Startzeichen springen die Beiden mit ohrenbetäubendem Bellen aufeinander los. Augenblicke später haben sie sich zornig ineinander verbissen und beginnen nun alle umstehenden Bäume in einem wütenden Ringkampf wie Streichhölzer platt zu walzen. "Achtung!", schreit Miroku, "Wir müssen hier weg! Wenn wir bleiben, zerquetschen sie uns!" "Los! Shippo, Kagome, springt auf Kiraras Rücken! Wir müssen fliehen! Inu Yasha, beweg dich endlich!", ruft Sango hastig. Eilig springt Shippo auf Sangos Rücken und auch Kagome hat reagiert. Sogleich steigt die Katzendämonin in die Luft empor. Gerade im letzten Augenblick springt auch Inu Yasha beiseite, bevor sich die beiden gigantischen Hundedämonen über die Stelle wälzen, an der die kleine Gruppe eben noch gestanden hat. "Das war ganz schön knapp!", meint Sango erleichtert. Doch plötzlich schreckt Kagome auf. "Da unten!", ruft sie und zeigt mit dem Finger, "Das kleine Mädchen!" Unter sich sehen sie wie die kleine Rin verzweifelt versucht den beiden kämpfenden Gestalten zwischen den Bäumen zu entkommen. "Inu Yasha!", schreit Kagome, "Du musst sie retten, schnell!" Sofort hat der junge Halbdämon das kleine Mädchen erspäht. Nur einen Satz später ist er bei ihr und hat sie sich geschnappt. Eine Sekunde später sind auch Sango und Kagome auf Kirara zur Stelle und angeln sich mit einem geschickten Griff den verstörten Jaken vom Waldboden auf. Keinen Augenblick zu früh! Kaum sind sie außer Reichweite als das Kampfgeschehen der beiden Dämonen die Stelle niedermäht an der die Beiden sich gerade noch befanden. "Das war jetzt aber mehr als knapp!", pustet Sango aus. In einiger Entfernung entbrennt noch immer ein wütender Kampf. Der Krach den die beiden Youkais veranstalten ist ohrenbetäubend. Das Knurren und Keifen der Beiden ist meilenweit zu hören, aber noch will sich keiner von ihnen geschlagen geben. Sesshomaru hat bereits viele Bisswunden einstecken müssen, aber noch immer fletscht er entschlossen die Zähne. Mit angelegten Ohren und gebleckten Lefzen bietet er seiner Mutter die Stirn. Miwaru ist jedoch nicht minder aggressiv aufgelegt. Zwischen ihren gebleckten Zähnen tropft Blut hervor, das Blut ihres Sohnes. Es steht außer Frage, dass sie bereit ist ihn zu töten. Kagome und die Anderen haben auf einer kleinen Anhöhe Zuflucht gesucht. Von dort beobachten sie nun mit großer Besorgnis das Geschehen. Gebannt blicken sie zu den beide gewaltigen Gestalten hinüber. Erst jetzt bietet sich Kagome die Gelegenheit die gerade vergangenen Ereignisse zu überdenken. Ihre Augen gleiten kurz über die kleine Menschengruppe um sie herum. Neben ihr stehen Sango, Miroku und Shippo und blicken ängstlich zu dem Kampfgeschehen hinüber. Hinter ihnen stehen der fast panisch dreinblickende Jaken und das kleine Menschenmädchen, dass nun mit angstvollem Blick beobachtet was sich ein Stück weiter abspielt. Diese Kleine, gehört sie etwa zu Sesshomaru? Kagome spürt, dass dieses Mädchen sich nicht so sehr Sorgen um ihre eigene Sicherheit macht, sondern mehr um den hochgewachsenen Dämonenprinzen, der gerade in seiner wahren Gestalt um sein Leben kämpft. Kagome weiß zwar nicht in welchem Verhältnis die Beiden miteinander stehen, aber sie spürt, dass der hellhaarige Dämon einen wichtigen Platz im Herzen dieses kleinen Mädchens einnimmt. Kagomes Blick geht weiter und bleibt nun an Inu Yasha hängen. Der junge Hanyou beobachtet das Treiben ebenfalls mit leichter Besorgnis. Seine Kleidung ist noch immer zerrissen und hängt zerfetzt an ihm hinab. Sein sonst so weiches, weißes Haar ist blutverklebt und strähnig, und über seinen ganzen Körper ziehen sich unschöne Wunden die mit Dreck und Blut verkrustet sind. Inu Yasha sieht wahrlich geschunden aus, dessen wird sie sich erst jetzt bewusst. Doch nichts gibt ihr so sehr einen Stich ins Herz wie der Blick in seinen Augen. Kein Funken Kampfeslust ist dort zu sehen, nicht das kleinste bisschen Anspannung. Stattdessen liegt tiefe Besorgnis und resignierte Akzeptanz darin und unter seinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab. Er macht den Eindruck, als hätte ihn jede Lebenslust verlassen. Kagome fühlt ihr Herz schwer werden. Was hat der junge Halbdämon bloß durchmachen müssen, dass er in solch einer Verfassung ist? Was hat diese Miwaru ihm bloß angetan? Doch dann fällt es ihr wieder ein. Dieser hinterhältige Plan, den diese Dämonin ausgeheckt hat, um Inu Yasha fertig zu machen. Ja, sie erinnert sich an alles! Und im gleichen Augenblick wo Kagome die gesamte Tragweite dieses diabolischen Planes bewusst wird, spürt sie plötzlich ein ganz neues Gefühl in sich aufsteigen: Wut! Sie zögert keine Sekunde länger. "Shippo!", sagt sie entschlossen, "Komm mit! Ich brauche deine Hilfe!" Verwirrt starrt der kleine Fuchsdämon sie an, doch Kagomes Worte lassen keinen Widerspruch zu. Schon hat sie seine Pfote ergriffen und im nächsten Augenblick springt sie den Hang hinunter und hetzt mit voller Geschwindigkeit die Anhöhe hinab und direkt in den Wald vor ihr. "Kagome!", schreit Inu Yasha, "Was soll das? Komm zurück!" Auch Sango ist aufgebracht: "Kagome, wo willst du denn hin? Was hast du vor?" Doch Kagome läuft weiter ohne sich umzudrehen, den quiekenden Shippo wie eine Fahne hinter sich herziehen. Nur Augenblicke später ist sie zwischen den Bäumen verschwunden. Kapitel 18: Büßen! ------------------ "Warum tut sie das?", fragt Inu Yasha beunruhigt. "Steh nicht so dumm herum!", schimpft Miroku hinter ihm, "Besser du folgst ihr und passt auf, dass ihr nicht wieder etwas passiert!" Auch Sango ist bereits auf Kiraras Rücken gestiegen um ihrer Freundin beizustehen. "Krieg dich endlich wieder ein, verdammt noch mal!", meint sie erbost zu Inu Yasha, "Was ist denn bloß mit dir los? Wenn wir nichts unternehmen, wird sie garantiert von diesen beiden Irren da zerquetscht, also beweg dich endlich!" Diese Worte zeigen Wirkung! Erst steht Inu Yasha da wie vom Donner gerührt, doch dann wird seine Mine ernst. Er ballt die Fäuste und dann stößt er sich mit einem gewaltigen Satz vom Boden ab und setzt ihr nach. Nein, er wird auf keinen Fall zulassen, dass Kagome noch einmal etwas passiert. Solange noch ein Fünkchen Leben in ihm ist, wird er sie beschützen. Um keinen Preis der Welt wird er sie jemals wieder zu Tode kommen lassen! Inzwischen hat Miwaru die Oberhand gewonnen. Sesshomaru blutet aus vielen Wunden und es gelingt ihm immer schwerer ihrem todbringenden Biss in seine Kehle zu entgehen. Sein Atem geht schwer keuchend und roter Schaum tropft ihm aus dem Rachen. Auch Miwaru hat einige Bisswunden abbekommen, aber sie sind lange nicht so ernst wie die ihres Sohnes. Sesshomaru humpelt bereits und seine Bewegungen zeigen deutlich, dass er Schmerzen hat. Es scheint, als hätte er kaum noch genug Kraft den Kampf fortzusetzen. Hoch aufgerichtet steht Miwaru vor ihm. Ein tiefes Grollen dringt nun aus ihrer Kehle und formt Worte mit gefährlich, schaurigem Klang: "Jeder der mich herausfordert, bezahlt dafür mit dem Tod, auch du mein Sohn! Jetzt wirst du sterben!" Mit diesen Worten will sie sich auf ihn stürzen um ihm endgültig den Rest zu geben. In diesem Augenblick ertönt hinter ihr ein lauter, zorniger Ruf: "Miwaru, du Miststück, dreh dich um!" Irritiert wendet die gewaltige Hundedämonin sich um. Ein kleines Stück entfernt steht hoch aufgerichtet Kagome! In ihrer Hand liegt ein Bogen mit Pfeil der bis zum äußersten gespannt ist. Grimmige Entschlossenheit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Die Hundefratze der Dämonin verwandelt sich in ein abscheuliches Grinsen. Es sieht wahrhaft furchtbar aus. "Was willst du denn hier, kleine Kagome? Glaubst du wirklich dein Pfeil könnte mich aufhalten? Mich? Selbst deine Macht ist dafür nicht groß genug!" "Das werden wir ja sehen!", Kagomes Stimme ist eisig. Miwaru lässt nun von Sesshomaru ab und wendet sich Kagome zu. Ihre mächtigen Pfoten lassen bei jedem Schritt die Erde erbeben. "Närrin!", faucht die Dämonin, "Du bist für mich kaum eine Anstrengung wert, aber wenn du darauf bestehst werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, dich als Erste zwischen meinen Kiefern zu zermalmen!" "Kagome!", ertönt es nun zwischen den Bäumen. Im selben Moment bricht Inu Yasha zwischen den Bäumen hervor. Sofort erfasst er die Situation und augenblicklich baut er sich schützend vor Kagome auf. Seine Körperhaltung ist aufs Äußerste angespannt und seine Mine ist grimmig. Herausfordernd funkelt er Miwaru an. "Da bist du ja wieder, kleiner Bastard!", grollt die mächtige Hundedämonin. Doch der junge Halbdämon funkelt nur ebenso grimmig zurück. "Mein Name ist Inu Yasha!" Angewidert verzieht die gewaltige Gestalt ihr Gesicht: "Wie ich diesen Namen verabscheue! Dann werde ich mir eben zuerst dich vornehmen, bevor ich deiner Freundin den Garaus mache!" "Nur über meine Leiche!", erwidert Inu Yasha und fletscht die Zähne. Letztendlich hat er seinen Kampfwillen zurückgewonnen und nun ist er entschlossener denn je. "Eher friert die Hölle zu, als das ich zulasse, dass du ihr auch nur ein Haar krümmst!" Ein tödliches Lachen wie ein Gewitter dringt aus der Kehle der Dämonin: "Du weißt doch genau, dass du mir nicht gewachsen bist!" "Pah, sei's drum!", meint Inu Yasha und ein verwegenes Kampflächeln legt sich auf sein Gesicht. Vernehmlich lässt er seine Knöchel knacken. "Inu Yasha, geh aus dem Weg!", die Worte lassen keinen Widerspruch zu. Verwirrt dreht der Halbdämon sich um. Hinter ihm steht mit erhobenem Haupt Kagome. Noch immer hat sie ihren Bogen straf gespannt und zielt mit tödlicher Entschlossenheit auf Miwaru. "Aber...", will er erwidern, doch sie schneidet ihm das Wort ab: "Kein ,Aber'! Diesmal gehört sie mir!" Erschrocken weicht Inu Yasha zurück. Nie zuvor hat er eine solche gnadenlose Kälte in Kagomes Stimme gehört. Verstört macht er einen Schritt zur Seite. Unbeeindruckt und äußerst bedrohlich kommt Miwaru näher: "Tapfer, aber absolut töricht und völlig nutzlos, kleine Kagome! Glaubst du dir könnte etwas gelingen, dass einem Halbdämon und einem geringen Dai-Youkai misslungen ist? Du wirst schneller wieder tot sein als du glaubst!" Doch Kagome lässt sich davon nicht beeindrucken, im Gegenteil. "Mach dich nur weiter lustig!", funkelt sie böse, "Aber diesmal wirst du nicht gewinnen! Du bist ein boshaftes Biest und ich werde endgültig dafür sorgen, dass du nie wieder jemandem schaden kannst!" Kagomes Stimme zittert vor krampfhaft unterdrückter Wut. "Meinen Tod hatte ich dir zu verdanken und bestimmt haben noch unzählige andere durch dich ihr Leben verloren, und allein schon das ist genug um dich endgültig auszuschalten. Aber das was du Inu Yasha angetan hast, ist absolut unverzeihlich! "Du hast ihn gequält und leiden lassen! Du hast alles getan, damit er sich sein Leben lang schrecklich fühlt und das nur um dein persönliches Ego aufzubessern! Inu Yasha hat in seinem Leben schon genug erdulden müssen, auch ohne dass du dich eingemischt hast und wahrscheinlich weiß nur er allein, wie hart das für ihn gewesen ist! Das was du ihm heute angetan hast, hat er auf keinen Fall verdient und ich kann und werde dir das niemals verzeihen! Hast du gehört? Niemals!!!" In diesem Augenblick bildet sich eine leuchtend rote Aura um Kagomes Pfeil. Doch damit nicht genug, die Aura weitet sich aus und hüllt nun die gesamte Gestalt des Mädchens ein. Gerade erreichen auch Sango und die anderen die Lichtung. Erschrocken beobachten sie was hier gerade vor sich geht. Ein gleißendes, rotes Licht hüllt Kagome ein und die wabernden Energiemassen züngeln um jedes ihrer Gliedmaßen. Kagomes gesamter Körper ist in eine gewaltige Aura aus Energie eingehüllt und ihr Gesicht spiegelt eine solch wilde Wut wieder, wie ihre Freunde es bei ihr noch nie zuvor gesehen haben. Beunruhigt weichen sie zurück. Auch Inu Yasha ist völlig überrascht über dieses so vollkommen untypische Verhalten seiner Freundin. Aber nicht nur das, auch Miwaru scheint dies auf einmal zu bemerken. Verwirrt hält sie inne. "Was zum...?", ruft sie. Doch in diesem Augenblick konzentriert sich die gewaltige Energiemenge um die Spitze von Kagomes Pfeil und eine mächtige Kugel aus grellem, roten Licht entsteht. Gleichzeitig bemerkt auch Miwaru den tödlichen Blick in Kagomes Gesicht und augenblicklich wird ihr klar, dass sie sich in Gefahr befindet. Doch sie hat keine Gelegenheit mehr, dagegen etwas zu unternehmen. In diesem Moment flammt Kagomes Aura noch einmal wütend auf und die rotschimmernde Energie hüllt die gesamte Lichtung ein. "Und jetzt fahr zur Hölle!", schreit Kagome und im gleichen Moment lässt sie den Pfeil von der Sehne schnellen. Scharf durchschneidet der grell leuchtende Pfeil die Luft und nur einen Herzschlag später findet er sein Ziel direkt in der Brust der gewaltigen Hundedämonin. Augenblicklich wird die Getroffene in ein gleißendes Licht getaucht, das die Lichtung mit einer Welle aus purer Energie überzieht. Ein schriller Schrei dringt aus Miwarus Kehle und wie ein gewaltiger Felsbrocken stürzt sie nach hinten über und schlägt mit einem mächtigen Donnern auf der Erde auf. Geblendet müssen die Anwesenden die Augen schließen. Es dauert mehrere Augenblicke ehe das Licht soweit verschwunden ist, dass sie wieder gucken können. Blinzelnd schauen sie sich um. Alles scheint ruhig zu sein. "Sie ist nicht mehr zu sehen!", stellt Sango fest. In diesem Augenblick hört man ein leises "Puff" und der Bogen in Kagomes Hand nimmt wieder die Gestalt des kleinen Fuchsdämons an. Noch immer zitternd plumpst Shippo auf den Boden. "Haben wir es geschafft? Haben wir sie endlich besiegt?", fragt er bebend. "Es sieht fast so aus!", stellt Miroku vorsichtig fest. Alle Blicke gehen nun zu Kagome hinüber. Wie erstarrt steht sie da, den Blick noch immer nach vorne gewand. Dann plötzlich beginnt sie am ganzen Körper zu zittern und plötzlich geben ihre Beine nach und sie plumpst auf den Boden. "Kagome!", ruft Inu Yasha aufgebracht und nur wenige Augenblicke später ist er schon bei ihr. Rasch kniet er bei ihr nieder und schaut sie mit großen Augen besorgt an. "Alles in Ordnung bei dir?" Nun wendet ihm Kagome ihren Kopf zu, über ihre Wangen laufen dicke Tränen. "Oh Inu Yasha!", ruft sie und schlingt ihre Arme fest um seinen Hals um ihr Gesicht an seiner Schulter zu vergraben, "Ich hatte solche Angst! Hab ich das wirklich eben getan? Ich bin noch nie so wütend gewesen, fast hatte ich schon Angst vor mir selbst!" Zögernd erwidert Inu Yasha ihren Griff, aber er ist sich sehr unsicher. Ja, er hat sie wirklich noch nie so wütend erlebt. Die Kräfte die sie dabei entfesselt hat waren sogar für ihn beängstigend. Und das nur für ihn? Hat sie sich Miwaru nur entgegengestellt um ihn zu rächen? War sie tatsächlich wütend, wegen dem was Miwaru ihm angetan hat? Das kann doch gar nicht sein! Wie kann sie jetzt noch so empfinden, nachdem er sie...? Nein, solch ein Mitgefühl verdient er überhaupt nicht. Kagome ist einfach zu gutherzig, er verdient sie gar nicht. Vorsichtig aber bestimmt entzieht er sich ihrer Umarmung. "Schaut mal, da drüben!", ertönt es in diesem Moment aufgeregt von Shippo. Alle Augen gehen in die angegebene Richtung. "Das ist ja Sesshomaru!", ruft Sango überrascht aus. Tatsächlich, zwischen den Bäumen nähert sich mit schleppenden Schritten eine Gestalt. Der hochgewachsene Dämon ist am ganzen Körper mit Blessuren überzogen und ist offensichtlich bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass er humpelt. "Er hat sich wieder zurückverwandelt!", stellt Miroku verwundert fest, "Wahrscheinlich hatte Kagomes Pfeil eben, nicht nur allein Auswirkungen auf Miwaru." Die Umstehenden lassen den sich nähernden Dämonenprinzen nicht aus den Augen. Er blutet aus mehreren Wunden aber es scheint ihn nicht zu kümmern. Unverwandt blickt er zu der kleinen Gruppe hinüber, doch seine Mine ist nicht zu deuten. Plötzlich ertönt hinter ihnen ein lauter Ruf: "Mein Herr! Seid ihr in Ordnung?" Im nächsten Moment eilt eine kleine Gestalt zwischen Inu Yasha und den anderen hindurch und steuert direkt auf den verwundeten Dämon zu. Jaken hat die Gelegenheit ergriffen um seinem Herren sogleich wieder zur Seite zu stehen. Doch nur wenige Augenblicke später ertönt ein weiterer Schrei: "Meister Sesshomaru!" auch das kleine Menschenmädchen Rin taucht nun zwischen den Bäumen auf und rennt mit Tränen in den Augen aber mit einem strahlenden Lächeln auf den weißhaarigen Dämon zu. Leicht überrumpelt weiten sich Sesshomarus Augen als er mit ansehen muss, wie die kleine Rin ihre dünnen Ärmchen um seine Beine schlingt und sich an ihn drückt. "Dir ist nichts passiert, ich bin so froh!" Schweigend lässt Sesshomaru sie gewähren. Völlig perplex beobachten die Anderen diese eigenartige Szene, doch sie sind taktvoll genug um kein Wort darüber zu verlieren. Doch auf einmal hebt Sesshomaru den Kopf und seine Mine verfinstert sich. Auch Inu Yasha schreckt hoch und Miroku fährt ebenfalls zusammen. In eben diesem Moment taucht zwischen den Bäumen eine weitere Gestalt auf. Es ist Miwaru. Sie hat wieder Menschengestalt angenommen und sie schwankt. Mit schmerzvoller Mine hält sie sich die Brust in der ein langer Pfeil steckt. Blut quillt ihr zwischen den Fingern hervor und sie atmet schwer. Augenblicklich gehen alle Anwesenden in Verteidigungsposition. "Das darf doch nicht war sein!", keucht Sango, "Sie lebt immer noch!" Miwaru spuckt verächtlich einen Schwall Blut aus. "Pah, es bedarf mehr als den Pfeil dieser widerlichen, kleinen Hexe um mich zu besiegen!" Mit einem gequetschten Schrei, zieht sie sich den Pfeil aus der Brust. Kagomes Augen weiten sich vor Furcht. "Du dreckiges Menschenweib! Das wirst du mir büßen!", Miwaru kommt immer weiter auf sie zu, obwohl sie stark angeschlagen aussieht, "Ich werde dir das Genick brechen! Ich reiß dir das Herz raus! Niemand besiegt mich, hörst du? Niemand besiegt Miwaru!!!" Hochaufgerichtet baut sie sich vor ihnen auf und hebt eine ihrer Klauen. Um ihre Fingerspitzen bildet sich ein giftgrüner Schimmer. "Jetzt werde ich euch alle zur Hölle schicken!" "Inu Yasha!", ertönt es auf einmal hinter ihr. Inu Yasha fängt den Blick seines Bruders ein. Mit einer geschmeidigen Bewegung, greift Sesshomaru unter sein Gewand und fördert, das eingedämmte Tessaiga zutage. "Hier fang!", ruft er. Dann wirft er das Schwert direkt in Inu Yashas ausgestreckte Hand. Vollkommen verblüfft starrt der junge Halbdämon ihn an. Doch Sesshomaru wirft ihm nur einen undeutbaren Blick zu, dann meint er: "Na los, mach sie endlich fertig!" Obwohl er das Verhalten seines Bruder nicht begreifen kann, lässt Inu Yasha sich das nicht zweimal sagen. Mit einem triumphierenden Grinsen zieht er sein Schwert. Augenblicklich liegt Tessaiga groß und mächtig in seiner Hand. Ein helles Glühen geht von der Klinge aus. Miwarus Augen gehen ruckartig auf. Auch sie kann das grad Geschehene nicht fassen. "Nein das kann nicht sein!", stößt sie hervor, doch Inu Yasha ist bereits in Position gegangen. "Diesmal rettet dich absolut nichts mehr!", ruft er gefährlich. Mit einer sicheren Bewegung holt er zum Schlag aus. Miwaru bleibt nicht einmal mehr Zeit, um zu reagieren. Mit einem gewaltigen Hieb saust das Schwert hernieder und trifft perfekt gezielt die Windnarbe. "Kaze no Kizu!", schreit Inu Yasha und nur wenige Augenblicke später rollen die tödlichen Energieentladungen über die gesamte Lichtung und walzen alles nieder, was ihnen im Weg steht. Die Anderen können sich gerade noch in Sicherheit bringen. Nachdem das Licht sich verzogen hat, blicken die Anwesenden sich vorsichtig auf der Lichtung um. Von Miwaru ist keine Spur mehr zu entdecken. "Diesmal, scheinen wir sie endgültig besiegt zu haben!", wagt Miroku zu vermuten. "Yippie!", schreit Shippo erleichtert auf, "Endlich sind wir sie los!" Ganz begeistert springt er auf Kagomes Schulter und strahlt über das ganze Gesicht. Gemächlich, steckt Inu Yasha sein Schwert zurück in die Scheide. Dann hebt er den Kopf und schaut zu seinem Bruder hinüber. Ihre Blicke treffen sich. Einen Momentlang verharren sie schweigend. Dann sagt Sesshomaru: "Zieh nur keine falschen Schlüsse aus dem was ich getan habe! Das bedeutet nicht, dass ich dich weniger verachte, es bedeutet nur, dass ich sie noch weniger leiden konnte als dich!" Nun geht Kagome ein paar Schritte auf den blessierten Dämon zu. "Trotzdem danke für alles!", sagt sie. Sesshomaru antwortet nicht, er wirft ihr nur einen nachdenklichen Blick zu. Dann sagt er: "Jaken, Rin, wir gehen!" Mit diesen Worten wendet er sich um und verschwindet mit würdevollem Schritt zwischen den Bäumen. "Den soll einer verstehen!", meint Miroku verwundert. "Na ja, er ist eben sehr stolz!", bemerkt Kagome. "Trotzdem seltsam", erwidert Miroku, "Ich hätte nie gedacht, dass er mal etwas für Menschen überhaben würde. Aber diese Rin, sie scheint ihn wirklich gern zu haben. Es ist wirklich schwer vorstellbar! Und dass er dich wiederbelebt hat... ich glaube, wir werden niemals völlig schlau aus ihm werden!" Kagome seufzt. "Vielleicht! Aber weißt du, Miroku, im Augenblick will ich mir darüber keine Gedanken machen. Am liebsten möchte ich die heutigen Ereignisse so schnell wie möglich vergessen!" "Du hast recht Kagome!", sagt Sango, "Wir sollten nach hause gehen. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich bin geschafft!" Zustimmendes Nicken ist die Antwort. Kagome tritt an Inu Yasha heran. "Ja, lass uns nach hause gehen! Du siehst wirklich furchtbar aus! Deine Wunden müssen gereinigt werden." Behutsam legt sie ihm die Hand auf die Schulter. Inu Yasha erstarrt. Dann fegt er ihre Hand beiseite. "Mir geht's prima!", meint er patzig, "Die Wunden sind schon fast alle verheilt. Es ist nicht nötig, dass du schon wieder an mir rumfummelst!" Verwirrt zuckt Kagome zurück. "Ich meine es ja nur gut! Aber du kannst mir viel erzählen, und deine Wunden sind noch lange nicht ausgeheilt! Dazu hab ich dich schon viel zu oft zusammengeflickt! Was du brauchst ist erst mal ein paar Tage Ruhe, um dich zu erholen. Es muss erst einmal richtig abheilen, ehe du dich wieder in neue Abenteuer stürzen kannst!" Inu Yasha wendet sich trotzig ab. "Pah, so ein Blödsinn! Ich weiß ja wohl am besten was ich mir zumuten kann. Du behandelst mich immer wie ein kleines Kind! Hör gefälligst auf mich immer zu bemuttern! Ich bin viel härter im Nehmen, als du glaubst!" Kagome stemmt die Arme in die Seite: "Du bist so ein Sturkopf! Warum musst du bloß immer den starken Mann spielen? Niemand hier würde dir einen Vorwurf deswegen machen, wenn du zugeben würdest, dass du dich, nach dem was heute war, erst mal wieder erholen musst." Inu Yasha fährt herum: "Ich muss mich nicht erholen!", giftet er, "So leicht lass ich mich von niemandem unterkriegen! Nicht von Sesshomaru und auch nicht von dieser Miwaru, nur das du es weißt! Die paar Kratzer sind nur halb so schlimm und ansonsten geht es mir prima, besonders jetzt da ich diese miese Intriegentante ins Jenseits befördert habe! Dein Mitgefühl, kannst du dir also schenken!" Inu Yasha ballt die Fäuste. Ihm gegenüber steht Kagome und schaut ihn mit großen Augen an. Von diesem Blick krampft sich ihm erneut sein Herz zusammen. Sie sieht traurig aus. Nun, sie hat ja auch allen Grund dazu. Wie sollte sie auch nicht traurig sein, nach allem was heute passiert ist. Sie hat jedes Recht traurig, enttäuscht und wütend auf ihn zu sein. Aber diesen Blick erträgt er nicht länger. "Ihr solltet zurück zum Dorf gehen!", sagt er, "Und ich werde inzwischen diesen verdammten Fußball suchen gehen! Immerhin hab ich's ja versprochen!" Mit diesen Worten dreht er sich um, nimmt Anlauf und mit dem nächsten Satz ist er auch schon aus ihrem Blickfeld verschwunden. Betreten schauen die anderen ihm hinterher. Obwohl er längst nicht mehr zu sehen ist, blickt Kagome ihm immer noch nach. "Wie um alles in der Welt kommt er gerade jetzt auf diesen Fußball?", murmelt sie nachdenklich. Kapitel 19: Familienstolz ------------------------- Sesshomaru wandert gemächlich unter den dunklen Bäumen dahin, seine zwei Begleiter noch immer im Schlepptau. Kein Wort ist aus ihm herausbekommen. Weder über das Ziel ihrer Wanderung noch eine Klage über die vielen Wunden an seinem Körper. Ein paar Mal hat Jaken ihm seine Hilfe angeboten, doch Schweigen ist die einzige Antwort die er bekommt. Der kleine Gnom, der seinen Herrn nun schon eine Weile kennt, spürt sehr wohl, dass der hochgewachsene Dämon Schmerzen hat, doch da er bemüht ist, es sich nicht anmerken zu lassen, beschließt auch Jaken es erst einmal zu ignorieren. Neben ihm schlendert Rin. Das kleine Mädchen gähnt ausführlich und ihre Augen scheinen ihr beinah zuzufallen. Sesshomaru nimmt darauf keine Rücksicht. So laufen sie immer weiter durch die Dunkelheit, immer hinter dem stolzen Dämonenprinzen her. Schließlich bleibt Sesshomaru stehen. Erwartungsvoll behalten die Beiden ihn im Auge. Ja, es scheint, als sei ihr Herr endlich zu einer Rast bereit. Eilig macht sich Jaken daran ein Feuer zu entzünden und Rin trägt etwas Feuerholz zusammen. Die Beiden sind ein eingespieltes Team. Sesshomaru lässt sich mit dem Rücken zu einem großen Baum nieder. Mit einem leichten Ausatmen schließt er die Augen. Doch nur einen Augenblick später fliegen seine Lider wieder auf. Rasch kommt er wieder auf die Beine und wendet seinen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Jaken und Rin blicken ebenfalls verdutzt in diese Richtung. Auf einmal schiebt sich eine torkelnde Gestalt aus dem Schatten der Bäume und stürzt auf der Lichtung lang hin. Es ist Miwaru. Sie ist am ganzen Körper mit schweren Wunden übersät und ihre gesamte Kleidung ist mit Blut verschmiert. Ihre Bewegungen sind zittrig und ihr Atem geht stoßweise. Langsam tritt Sesshomaru an sie heran. Sie hebt den Kopf und schaut zu ihm hoch. Ihr Gesicht ist bleich und verschmiert von Schweiß und Blut. Ihre Lippen beben. "Du bist ziemlich zäh!", bemerkt Sesshomaru, "Soweit ist es also mit der legendären Mimaru gekommen. Von deiner Schönheit ist nicht mehr viel geblieben." Miwarus Mine spiegelt Schmerz und Qual wieder. "Bitte... mein Sohn... hilf mir!" Sesshomaru hebt das Kinn: "Warum sollte ich dir helfen, nenn mir nur einen Grund!" Miwarus Bewegungen zittern. Sie schlägt die Augen nieder. "Ich weiß, ich habe dich enttäuscht, Sesshomaru. Ich war dir nicht die Mutter, ...die du dir gewünscht hast, und ich habe wohl eine Menge Fehler gemacht, aber... du musst es verstehen, auch ich habe gelitten. Ich... hatte keine andere Wahl! Bitte vergib mir! So darf es zwischen uns nicht enden! Ich kann so nicht sterben... nicht so..." "Es stimmt du hast Fehler gemacht!", sagt Sesshomaru unbeeindruckt, "Drei um genau zu sein. Erstens, du hast Vater getötet! Das ist etwas, das ich dir niemals vergeben kann, was auch immer der Grund war. Inu Taisho war vielleicht ein Menschenfreund und zu weichherzig für einen Dai-Youkai, aber er hat seine beiden Söhne geliebt. Ich war ihm wichtig! Doch du liebst ausschließlich dich selbst! "Zweitens, du hast die kleine Kagome unterschätzt. Für dich war sie nur eine kleine Marionette in deinem perfekten Plan. Deine grenzenlose Arroganz hielt dich davon ab, in ihr irgendeine ernstzunehmende Bedrohung zu sehen. Nun bezahlst du diese Leichtfertigkeit mit deinem Leben. "Und drittens, du hast mich unterschätzt. Du warst so sehr daran gewöhnt in mir nichts weiter als dein williges Werkzeug zu sehen, dass du nicht einmal auf die Idee gekommen bist, ich könnte deine Pläne durchkreuzen. Gib es zu, du hättest es niemals für möglich gehalten, dass ich das Mädchen wiederbeleben und Inu Yasha freiwillig Tessaiga zurückgeben würde. Du dachtest, du hättest alles perfekt geplant, doch du hast mich völlig falsch eingeschätzt, und das hat deinen gesamten Plan zunichte gemacht. Und weißt du was, das war es mir wert!" Miwaru ist bei diesen Worten noch bleicher geworden. Dann flüstert sie: "Bitte Sesshomaru, du hast recht! Ich habe mich in dir geirrt. Ich habe dich schlecht behandelt und übergangen, das mag stimmen. Aber ich habe dich trotzdem immer geliebt! Du bist mein einziger Sohn und ich bin stolz auf das was aus dir geworden ist. Auch ohne meine Führung hast du dich eines wahren Dai-Youkais für würdig erwiesen! Ich könnte nicht stolzer auf dich sein! Ich möchte..., dass du das weißt!" Mit diesen Worten sinkt Miwaru kraftlos in sich zusammen. Ihre Brust hebt und senkt sich nur noch schwach. Ihre Wunden haben erneut zu bluten angefangen. Sesshomaru blickt schweigend auf sie hinab. "Sesshomaru... mein Sohn... du kannst mich noch immer... mit Tensaiga retten. Bitte lass mich so nicht sterben! Nicht durch die Hand dieses widerlichen, kleinen Bastards!", kommt es flüsternd von der Sterbenden. Zögernd greift Sesshomaru nach seinem Schwertgriff. Ein dankbares Flackern fliegt über Miwarus brechende Augen. "Selbst jetzt denkst du noch an ihn!", sagt Sesshomaru ruhig. Es ist eine einfache Feststellung. "Ein Dai-Youkai hat es nicht nötig sein gesamtes Leben nach einem einfachen Hanyou auszurichten. Wenn ich für mich den Titel Dai-Youkai beanspruchen will, muss ich dafür sorgen, dass unser Geschlecht nicht verraten wird. Du hast mir und meiner Familie Schande bereitet! Du verdienst den Tod!" Entsetzen spiegelt sich nun auf Miwarus Gesicht, doch sie ist bereits zu schwach zum sprechen. So kann sie nur mit angstgeweiteten Augen beobachten, wie Sesshomaru sein Schwert zieht. Bösartiges Flackern umzüngelt die Klinge von Toukijin. "Du hast mich wirklich unterschätzt, Mutter!", sagt er kalt. Dann holt er rasch aus und mit einem mächtigen Hieb saust das magische Schwert nieder. Kapitel 20: Was am Ende übrigbleibt... -------------------------------------- „Will er immer noch nicht reinkommen?“, fragt Kagome. „Sieht nicht so aus!“, antwortet Miroku, „Er hockt noch immer auf dem Baum und starrt vor sich hin.“ Drei Tage sind nach den jüngsten Ereignissen vergangen und bei Kagome und ihren Freunden kehrt ganz allmählich wieder Normalität ein; mit einer Ausnahme. Inu Yasha lässt sich kaum noch bei den Anderen blicken. Wann immer einer seiner Freunde in seine Nähe kommt, sucht er sofort eine Ausrede um zu verschwinden. „Ich mache mir allmählich Sorgen um ihn!“, sagt Sango, „Er lässt sich kaum noch bei uns blicken, nicht einmal um seine Wunden versorgen zu lassen.“ „Und seine Wangen sind ganz eingefallen. Ich könnte wetten, dass er kaum etwas isst!“, fügt Miroku hinzu. Kagome senkt den Kopf und beginnt damit einige Heilkräuter in Kaedes Apotheke einzusortieren. „Sag mal, Kagome“, fragt Sango nun, „Lässt dich das denn völlig kalt? Was es auch ist, das Inu Yasha im Moment beschäftigt, ich bin sicher, er könnte jetzt ein paar aufmunternde Worte von dir gebrauchen.“ „Das hätte keinen Sinn!“, meint Kagome bekümmert, „Er will ja nicht einmal mehr mit mir reden. Jedes Mal wenn er mich kommen sieht, läuft er weg.“ „Wahrscheinlich ist es noch immer wegen der Geschichte mit Miwaru von neulich!“, lässt sich nun Myoga der Floh vernehmen. Sogleich lässt ihn das Patschen von Mirokus flacher Hand zu Boden segeln. Etwas benommen liegt der alte Floh nun vor ihnen. „Sehr scharfsinnig, Myoga!“, bemerkt Sango kühl, „Als ob wir das nicht selbst wüssten!“ „Ich wollte doch nur behilflich sein!“, ächzt der alte Floh. „Pff, du bist schon hilfreich genug gewesen!“, mosert Shippo, „Du hättest ihm wirklich früher von dieser Miwaru erzählen sollen!“ „Ich wollte mich ja schon dafür entschuldigen!“, verteidigt Myoga sich, „Aber Inu Yasha-sama redet ja noch immer nicht mit mir.“ „Tja, was erwartest du denn?“, gibt Shippo zurück, „Schließlich hat Miwaru ihm ganz schön zugesetzt. Das war bestimmt selbst für ihn zuviel.“ „Jedenfalls kann das so nicht ewig weitergehen!“, bemerkt nun die alte Kaede, die gerade die Hütte betritt. „Was meinst du damit?“, fragt Kagome. „Ich meine, dass Inu Yasha einen Weg finden muss, über das Ganze hinwegzukommen, sonst wird er nie wieder der Selbe sein“, erklärt die alte Priesterin, „Sein Dämonenblut beschützt ihn zwar davor, die Dinge allzu sehr an sich heranzulassen, doch da er nur ein Halbdämon ist, wird er seinen seelischen Wunden irgendwann erliegen, wenn er alles immer nur in sich hineinfrisst.“ „Können wir denn gar nichts für ihn tun?“, fragt Kagome nun besorgt. „Da gibt es nicht viel was ihr für ihn tun könnt. Letztendlich muss er sich seinen Phantomen selbst stellen“, sagt Kaede, „Aber ich könnte mir denken, dass es ihm schon helfen würde, wenn er weiß, dass er nicht völlig alleine ist, sondern dass er Freunde hat.“ Kagomes Augen schimmern. „Wenn ich doch nur mehr für ihn tun könnte!“ Betreten schauen die anderen sich an. „Vielleicht solltest du doch noch mal versuchen mit ihm zu reden, Kagome“, schlägt Miroku vor. Kagome wirkt unbehaglich: „Warum denn ausgerechnet ich? Ich bin doch scheinbar die Letzte die er im Augenblick sehen will!“ „Das glaube ich irgendwie nicht!“, meint Sango, „Er war ziemlich verzweifelt als er merkte, dass du tot warst.“ „Wirklich?“, fragt Kagome verwundert. „Ja!“, bestätigt Shippo, „Man konnte nicht einmal mehr mit ihm reden.“ „Das Einzige woran er denken konnte, war, dass du tot bist“, fügt Miroku hinzu, „Ich glaube mit dieser Vorstellung ist er nicht fertig geworden. Deshalb ist er auch zu Sesshomaru gegangen, und das obwohl die beiden erbitterte Feinde sind.“ „Ihr habt mir nie erzählt, was in der Zeit geschehen ist, als ich tot war“, meint Kagome nachdenklich, „Ich möchte, dass ihr mir alles erzählt was danach passiert ist. Und ich möchte wirklich alles wissen!“ Trübsinnig sitzt Inu Yasha in der Gabel des hohen Baumes und starrt vor sich hin. Es ist der selbe Baum, an den ihn Kikyo damals geheftet hat. Zwischen seinen Fingern schlenkert er lustlos die schlaffe Lederhülle des Fußballs. Schon seit Tagen versucht er den Mut aufzubringen um Kagome gegenüberzutreten und ihr den kaputten Ball zurück zu geben. Aber er kann sich einfach nicht dazu durchringen. Sein Magen knurrt aber er beachtet es kaum. Unter seinen Augen liegen dunkle Ringe; die letzten beiden Nächte hat er kaum geschlafen. Sobald er die Augen schließt, sieht er wieder diese schrecklichen Bilder und hört diese verhasste Stimme, dessen bösartige Worte ihn einfach nicht zur Ruhe kommen lassen. Er seufzt schwer. Allmählich ist er es leid, den anderen immer wieder aus dem Weg gehen zu müssen. Können sie ihn nicht einfach ganz in Ruhe lassen? Schon schlimm genug, dass er ihnen nicht mehr unter die Augen treten kann, müssen sie ihn auch noch ständig mit geheucheltem Mitgefühl zu ködern versuchen? Das macht seine Situation in keiner Weise besser, im Gegenteil! Dadurch wird ihm nur immer wieder schmerzlich bewusst wie einsam er nun ohne die anderen ist, und besonders ohne Kagome. Sein Herz krampft sich bei dem Gedanken an sie zusammen. Wie könnte sie ihm jemals verzeihen was passiert ist... wenn er es sich noch nicht einmal selbst verzeihen kann? Eine Stimme schreckt ihn aus seinen Gedanken hoch. „Inu Yasha?“ Er reißt die Augen auf, es ist Kagome! Er war so in sich vertieft, dass er sie nicht einmal kommen gehört hat. „Ich weiß, dass du da oben bist!“, sagt die Stimme entschlossen, „Komm runter, wir müssen reden!“ „Ich hab dir nichts zu sagen!“, gibt Inu Yasha zurück. „Lass doch das alberne Schmollen und komm runter!“, Kagome lässt nicht locker. „Pah!“, kommt es trotzig zurück. Leicht gereizt blickt Kagome den Baum hinauf: „Diesmal kommst du mir so nicht davon! Ich werde hier nicht weggehen bevor wir nicht miteinander geredet haben!“ „Was willst du denn schon wieder von mir?“, tönt es genervt von oben. Kagome schüttelt den Kopf: „Ich rede nicht mit Ästen! Komm runter!“ Doch von oben kommt keine Antwort. „Bitte, du hast es nicht anders gewollt!“, sagt Kagome energisch, „SITZ!“ Einen Augenblick später ist von oben ein Rauschen und Knacken zu hören und im nächsten Moment schlägt eine Gestalt direkt vor ihr mit einem Krachen auf dem Waldboden auf. Für einen kurzen Moment rührt Inu Yasha sich nicht von der Stelle. Sein Gesicht ist tief im Sand vergraben. Dann rappelt er sich zögernd wieder auf. Seine Bewegungen sind steif. Dann hebt er den Kopf. „Verdammt noch mal! Warum zwingst du mich dazu?“, ruft er. In seinen Augen liegt echte Qual. Kagome weicht einen Schritt zurück, auf diesen Anblick war sie nicht gefasst. Der junge Halbdämon trägt noch immer das zerrissene Gewand von neulich. Auf seinem entblößten Oberkörper zeichnen sich mehrere unschöne Narben und halbverheilte Wunden ab. Noch immer verzieren Blutflecken seine Haut und sein Gewand. Inu Yashas Wangen sind tatsächlich eingefallen und seine Rippen treten bereits hervor. Und dann noch dieser Schmerz in seinen Augen, der von einer furchtbaren Seelenqual herrühren muss. Nein, damit hat sie wirklich nicht gerechnet! Missmutig klopft sich Inu Yasha den Schmutz vom Gewand. „Was starrst du mich denn so an? Du wolltest reden, also bitte hier bin ich! Dann rede mal!“ Unsicher steht Kagome da. Was soll sie ihm sagen? Kann sie überhaupt irgendetwas sagen, das ihrem Freund helfen kann? Schließlich fasst sie sich ein Herz. „Miroku und Sango haben mir erzählt was passiert ist nachdem ich...“, beginnt sie. Inu Yashas Herz klopft bis zum Hals. Panik steigt in ihm auf. Doch Kagome fährt schon fort. „Sie haben mir erzählt welches Angebot Miwaru dir gemacht hat, und dass du Sesshomaru aufgesucht hast damit er mich wieder lebendig macht.“ Inu Yasha senkt den Kopf und wendet sich ab. Kagome kommt einen Schritt näher. „Sie haben mir auch gesagt, was du ihm dafür bieten wolltest.“ Inu Yasha ballt die Faust. Er ist so angespannt, dass er fast bebt. Da plötzlich legt sich eine Hand sanft auf seine Schulter. Der junge Hanyou erstarrt. „Ich möchte dir dafür danken!“, sagt Kagome, „Dafür, dass du bereit warst alles dafür zu tun, um mich zurückzuholen.“ Fassungslos fährt Inu Yasha herum. „Wie kannst du das sagen, Kagome?“, ruft er aufgebracht, „Wie kannst du dafür dankbar sein? Hör auf Spielchen mit mir zu spielen, dazu bin ich jetzt gar nicht in der Stimmung!“ „Spielchen?“, fragt Kagome, „Wie kommst du denn darauf? Ich meine das todernst! Ich bin dir dankbar!“ Inu Yasha schaut gequält zu ihr hinüber. „Sag das nicht! Wie kannst du dafür dankbar sein?“, braust er auf, „Ich habe dich mit meinen eigenen Händen umgebracht! Ich war völlig außer Kontrolle und habe dich ohne mit der Wimper zu zucken aufgeschlitzt! Und ich habe es noch nicht einmal bemerkt! Das Letzte was ich verdiene ist ein Dank!“, er speit das letzte Wort förmlich aus. Sprachlos steht Kagome vor ihm. Ihre Mine drückt tiefe Traurigkeit aus. Inu Yasha ist nicht länger in der Lage, ihrem Blick standzuhalten. Schon wieder drückt ihm eine eiserne Klaue die Kehle zu. Jetzt ist es heraus! Nun hat er sie auf jeden Fall für immer verloren. Seine Hände werden taub und jeder Atemzug schmerzt. Nein, er hält das keinen Augenblick länger aus! Mit zwei Schritten ist er um den Baum herum. Bloß weg von ihr, weg von diesen traurigen Augen, die ihm das Herz zerreißen. Bekümmert hockt er sich hin, die Arme um seine Knie geschlungen. Seine Hundeohren hängen freudlos herab. Betrübt starrt er vor sich zu Boden. Auf einmal geraten zwei Füße in sein Blickfeld. Jetzt hockt sich Kagome vor ihm hin und schaut ihm ins Gesicht. Ihre Augen schimmern feucht. „Inu Yasha, du konntest doch nichts dafür! Wie du schon sagtest, hast du gar nicht bemerkt was passiert ist. Die Schuld hat ganz allein Miwaru, die dich soweit getrieben hat. Du musst dir keine Vorwürfe machen, hörst du?“ Inu Yasha dreht den Kopf zur Seite. „Wenn das nur so einfach wäre!“ Sein Blick geht starr zu Boden. „Tatsache ist und bleibt, dass ich es war der dich umgebracht hat, und nicht Miwaru. Sie hat vielleicht die Fäden gezogen, aber letztendlich habe ich es getan!“ Seine Stimme wird bitter. „In einem Punkt hat Miwaru Recht gehabt. Sie sagte, selbst wenn du wieder lebendig wärst, ich würde niemals vergessen was ich getan habe, bis ans Ende meiner Tage nicht! Sie sagte, es würde zwischen uns niemals wieder so werden wie vorher und sie hatte recht! Ich kann es nicht vergessen! Absolut nichts kann diese Schuldgefühle jemals vertreiben. Letztendlich, hat Miwaru doch noch gewonnen!“ Wortlos kniet Kagome vor ihm. Dann hebt Inu Yasha den Kopf und schaut sie an. Der Schmerz in seinem Blick ist unverkennbar. „Weißt du, als du da so leblos und von meinen eigenen Klauen aufgerissen vor mir lagst, da brach für mich eine Welt zusammen. So vieles in meinem Leben ist chaotisch und durcheinander, und als ich dich so tot dort liegen sah, hatte ich das Gefühl, dass mir nun auch noch die eine Sache genommen wurde, von der ich dachte, dass sie unumstößlich feststünde. Ich hatte geglaubt, dass, was immer auch passiert, ich dir niemals etwas antun würde. Das war ein schwerer Irrtum! Mit dir starb auch mein einziger Halt in diesem beschissenen Leben!“, seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, „Viel hätte nicht mehr gefehlt und ich hätte Miwarus Angebot angenommen. Und... ich weiß nicht ob ich es... auch jetzt noch ausschlagen würde!“ Auf einmal spürt er Kagomes Arm der sich um seine Schultern legt. Sie sitzt neben ihm und hat sich leicht an ihn gelehnt. Diese vertrauliche Nähe ist fast mehr als er ertragen kann. Wie kann sie nur so einfach über das was geschehen ist hinwegsehen? Wie kann sie seine Nähe ertragen? Er erträgt ja ihre kaum. Er ekelt sich ja fast vor sich selbst. Warum versucht sie noch immer ihn zu trösten? Er versucht zu schlucken, aber seine Kehle ist wie zugeschnürt. Eisige Klauen pressen sein Herz zusammen und rauben ihm den Atem. Ich kann nicht atmen, Kagome! Hilf mir! „Inu Yasha!“, sagt sie jetzt sanft, „Hör mal, was Miwaru getan hat war wirklich schrecklich! Aber pass bitte genau auf, was ich dir jetzt sage: Dich trifft keine Schuld! An dem ganzen Schlamassel ist Miwaru Schuld und nur sie allein mache ich dafür verantwortlich! Ich kann mir gut vorstellen wie du dich nun fühlen musst. Als ich den Pfeil auf sie abschoss, da hatte ich mich auch nicht mehr unter Kontrolle. Ich habe eine solche Wut empfunden, dass ich sie nur noch tot sehen wollte. Ich konnte es einfach nicht ertragen, wie grausam sie zu dir war. Ich wurde so wütend, dass ich sogar vor mir selbst Angst bekam. „Sie hat schließlich bekommen was sie verdient hat, aber bei all ihrer Bosheit und bei all dem was sie von uns wusste, gibt es doch eine Sache von der sie keine Ahnung hat. Und das ist Freundschaft und... Liebe! Sie ging davon aus, dass es uns auf ewig entzweien würde wenn du mich tötest. Aber sie konnte nur von dem ausgehen was sie selber kannte. Und in ihrem Herzen war nichts übrig außer Hass und Verbitterung!“ Kagome beugt den Kopf vor und versucht Inu Yashas Blick einzufangen. Ihr Arm liegt noch immer um seine Schulter. Mit bleichem Gesicht erwidert der junge Hanyou ihren Blick. „Kagome, ich... ich...“, stammelt er. Er scheint nach Luft zu ringen. Ein sanftes, warmes Lächeln legt sich auf Kagomes Lippen. Dann sagt sie: „Inu Yasha, du darfst und du musst unbedingt glauben was ich dir jetzt sage: Ich vergebe dir, und zwar alles!“ Einen Augenblick lang bringt Inu Yasha kein Wort heraus. Kagomes verzeihendes Lächeln ist einfach mehr als er ertragen kann. Einen Momentlang versucht er noch vergeblich um seine Fassung zu ringen, doch dann verzieht sich sein Gesicht und Tränen treten ihm in die Augen. Wie ein Ertrinkender schlingt er seine Arme um Kagomes Hals und vergräbt sein Gesicht an ihrer Schulter. Heiße Tränen laufen ihm über die Wangen und werden vom Stoff ihrer Kleidung aufgesogen. All der verzehrende Kummer drängt jetzt auf einmal an die Oberfläche und bahnt sich mit einem heftigen Schluchzen seinen Weg. Inu Yasha weint! Er weint so sehr, dass es ihn schüttelt. Seine Schultern beben und bis auf diese unendliche Flut aus Tränen, scheint seinen Körper jede Kraft verloren zu haben. Schwer lehnt er an Kagome und gibt sich in ihrer sanften und verständnisvollen Umarmung seinem Kummer hin. Kagome lässt ihn gewähren! Wie sollte sie auch nicht? Nie zuvor hat Inu Yasha sich ihr so sehr geöffnet; nie zuvor war er so verletzlich! Oh Inu Yasha, was musst du durchgemacht habe? Welchen Schmerz musst du immer wieder in dich reingefressen und mit dir rumgetragen haben? Sie kann nicht anders, sie empfindet nur tiefes Mitgefühl mit ihm; Mitgefühl und... Liebe! Ja, sie liebt ihn! Mehr als sie sich vorstellen kann! Dieser wilde und rüpelhafte und zugleich so sensible und verletzliche Hanyou! Ihr Inu Yasha! Sie spürt seinen Schmerz in jeder Faser ihres Körpers und auch dieses so sehnsüchtige Bedürfnis nach Erleichterung. Hier liegt er in ihren Armen und weint wie ein Kind um all das, was er verloren hat. Behutsam gleiten ihre Finger durch eine Locke seines weichen, weißen Haares. Sein Kopf ist noch immer in ihrer Schulter vergraben und er schluchzt vom Grunde seiner Seele. Sie spürt seinen warmen Körper und fühlt wie heftig sein Herz pocht. Sanft zieht sie ihn noch ein bisschen dichter an sich. Tränen stehen auch ihr in den Augen aber sie lächelt milde. Fast eine Ewigkeit scheint zu vergehen, bis Inu Yasha sich wieder etwas beruhigt hat. Nur ab und zu überkommt ihn noch ein Schluchzer. Nun lehnt er still an Kagomes Schulter und lässt nur die heißen Tränen still weiter fließen. Um sie herum herrscht Stille im Wald. So sitzen sie beide nur nebeneinander unter dem Baum wo alles angefangen hat und halten sich gegenseitig im Arm. Kagome hat ihre Wange auf Inu Yashas Kopf gelegt und hat die Augen geschlossen, während ihre Finger gedankenverloren mit einer Locke von Inu Yashas Haar spielen. „Kagome...?“, kommt es auf einmal weinerlich. „Hmh?“ „Es tut mir alles so wahnsinnig leid!“ Wieder läuft ein Schluchzen durch Inu Yashas Körper. „Schon in Ordnung!“, sagt sie versonnen, „Ich verzeihe dir wirklich!“ Einen Augenblick lauscht sie nur auf den gleichmäßigen Atem ihres Freundes. Dann meint sie: „Irgendwie tröstlich... Miwaru hat uns wirklich das Schlimmste was denkbar war angetan. Sie hat alles getan um uns vollständig zu zermürben und auseinander zu bringen. Sie hat wirklich alles versucht und letztendlich hat sie doch nicht gewonnen!“ Nun spürt sie wie etwas Bewegung in Inu Yasha kommt. Zögernd legt er seine Arme um sie und dann zieht er sie behutsam, aber bestimmt an sich, als hätte er Angst sie je wieder loszulassen. „Kagome?“ „Hmh?“ „Du darfst mich nie wieder so alleine zurücklassen, versprich es mir!“ Es klingt wie ein Flehen. Sanft streicht sie ihm über den Rücken, dann sagt sie: „Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass sie doch noch gewinnt! Ich werde immer für dich da sein! Das verspreche ich dir! Ich lass dich nie wieder allein!“ Ein unendlich erleichtertes Aufatmen geht durch Inu Yashas Körper dann drückt er sie noch einmal an sich und dann verlieren seine Arme an Kraft. Völlig erschöpft sinkt er an ihr herunter bis sein Kopf auf ihrem Schoß zu liegen kommt. Es vergehen nur wenige Momente und Kagome stellt fest, dass er eingeschlafen ist; erschöpft und müde von all dem Weinen und von all den anstrengenden Dingen die hinter ihm liegen. Zärtlich streicht sie ihm über den Kopf. Ein sanftes Lächeln liegt auf ihrem Gesicht. Schlaf Inu Yasha! Schlaf gut, du hast es nötig! Schlaf, und vergiss all das was dich bedrückt, und wenn du aufwachst, dann bin ich hier und warte auf dich! In einem Punkt hat Miwaru doch recht gehabt!, fügt sie in Gedanken hinzu, Von nun an wird es zwischen uns nicht mehr so sein wie vorher! Begriffe: Inu = Hund Sesshomaru = (in etwa) Zerstörer des Lebens Shippo = Schwanz Tessaiga = (in etwa) Eisenbrechender Stoßzahn Toukijin = (in etwa) Ehrenvoller Gott des Kampfes Tensaiga = (in etwa) Heilender Stoßzahn Kaze no Kizu = (wörtlich) des Windes Wunde Kaede = japanischer Ahorn Moku = Schweigen Hana = Blume Mimaru = (in etwa) vollendete Schönheit -sama = eine Ehrenbezeichnung Miwaru = (in etwa) schönes Übel Sankontessou = (in etwa) Seelenzerschmetternde Eisenklaue Tsubushigoma = magischer Quetschkreisel Hiraikotsu = große, bumerangähnliche Waffe Hanyou = Halbdämon Dai = mächtig, groß Youkai = Dämon Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)