Schrei wenn du kannst! von Weissquell ================================================================================ Kapitel 9: Schwere Entscheidungen --------------------------------- Hastig laufen Miroku, Sango und Shippo zu Inu Yasha hin. Der junge Halbdämon steht noch immer da wie vom Donner gerührt. Er scheint gar nicht fassen zu können, was gerade geschehen ist. "Inu Yasha!", ruft Shippo aufgeregt, "Was ist denn los? Steh doch nicht einfach so in der Gegend herum! Wir müssen Kagome befreien!" Doch Inu Yasha sagt kein Wort. Noch immer blickt er in die Richtung in die Miwaru mit Kagome verschwunden ist. "He, Inu Yasha!", meint nun auch Sango, "Komm wieder zu dir! Kagome ist in ernster Gefahr, wir haben wirklich keine Zeit zu verlieren. Diese Miwaru ist wirklich unglaublich mächtig, aber irgendetwas muss uns doch einfallen, um Kagome zu retten." Behutsam tritt Miroku an seinen schweigsamen Freund heran: "Wir verstehen ja, dass dir die Sache mit Kikyo, die sie wieder aufgerollt hat, zu schaffen macht, aber jetzt geht es hier um Kagomes Leben. Also bitte reiß dich zusammen und lass uns gemeinsam überlegen, wie wir sie zurückholen können!" "Miroku hat recht!", fügt Sango hinzu, "Wir haben auch gesehen, dass diese Miwaru das alles nur gesagt hat, um dich zu demütigen. Und bestimmt hofft sie, dass dich die Sache so verunsichern würde, dass du es nicht wagst zu ihr zu kommen. Aber sie hat nicht mit uns gerechnet! Wir sind deine Freunde und halten zu dir, egal was passiert. Sie mag ja schrecklich stark sein, aber gemeinsam können wir sie besiegen, ich bin ganz sicher!" Doch Inu Yasha wendet sich von ihnen ab. Nein, das können sie nicht verstehen. Es ist nicht Demütigung was er empfindet, es ist Angst! Angst vor der schrecklichen Stärke seiner Gegnerin! Angst vor ihren Worten, die mit triumphierender Treffsicherheit, jede kleine Wunde seiner Seele wieder aufreißen! Angst um Kagome, die ihm mehr bedeutet, als er sich noch vor kurzem einzugestehen bereit war! Angst vor dieser absoluten Hilflosigkeit! Sie hat recht. Sie ist zu stark für ihn! Sie hat ihn mehrmals verletzt und er konnte sie nicht einmal berühren. Gegen Sesshomaru hatte er zumindest noch eine kleine Chance und er hat ihn bisher immer besiegt, aber diese Frau spielt in einer anderen Liga; er riecht es, er kann es fühlen! Und sie weiß über ihn Bescheid! Es kam ihm so vor, als würde sie ihm direkt in die Seele sehen und jeden wunden Punkt aus seiner Vergangenheit noch einmal mit giftigen Pfeilen durchbohren. Und das was sie eben gesagt hat, war noch lange nicht alles! Wenn er jetzt zu ihr geht, wird sie ihm weiter zusetzen, das spürt er. Und er fürchtet sich davor, was er dann vielleicht zu hören bekommt. Ist er wirklich bereit das in Kauf zu nehmen... für Kagome? Aber genau so wenig, wie er sich wieder ihrem Spott aussetzen will, könnte er es mit seinem Gewissen vereinbaren, dass Kagome etwas geschieht nur weil er zu feige war um sie zu befreien. Er schluckt schwer. Diese elende Miwaru wird ihrem Namen wirklich gerecht. Es ist eine grausame Wahl vor die sie ihn stellt. Hätte er früher von ihrem Hass gewusst, dann wäre alles vielleicht anders gekommen! Inu Yasha hebt den Kopf. "Myoga?", sagt er, "Warum hast du mir nie zuvor von dieser Frau erzählt? Warum hast du mir nie gesagt, dass es jemanden gibt, der mich so sehr hasst?" Der kleine Flohdämon wirkt sichtlich schuldbewusst: "Verzeiht mir, Inu Yasha-sama! Es hieß lange Zeit, dass Mimaru... äh Miwaru nach dem Tod eures Vaters das Land verlassen hätte. Niemand hatte damit gerechnet, dass sie jemals zurückkommen würde. Mir war zwar bekannt, dass sie eure Mutter gehasst hat und euch ebenfalls, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass sie so weit gehen würde. Ihr habt Recht, ich hätte euch davon erzählen sollen. Es ist alles meine Schuld!" "Ja ganz recht, es ist deine Schuld!", platzt Inu Yasha wütend heraus, "Wenn wir früher von ihr gewusst hätten, dann hätten wir uns darauf einstellen können. Aber stattdessen konnte sie uns überrumpeln und nun hat sie Kagome in ihrer Gewalt! Wenn ihr auch nur das kleinste bisschen passiert, mache ich ganz allein dich dafür verantwortlich! Dann sind wir auf ewig geschiedene Leute! Dann brauchst auch gar nicht jemals wieder angekrochen kommen, du miese, kleine Laus du!" Verwundert starren Miroku, Sango und Shippo ihren aufgebrachten Freund an. So wütend haben sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Der kleine Flohdämon hat sich ängstlich in Mirokus Gewandfalten versteckt. Inu Yasha holt mehrmals tief Luft. Dann steckt er entschlossen sein Schwert zurück in die Scheide. "Na warte!", grollt er, "Diese Miwaru wird mich kennen lernen! Nichts was sie tut wird mich davon abhalten können, Kagome zu befreien!" "An deiner Stelle würde ich mir das noch einmal gut überlegen!", ertönt plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Sämtliche Köpfe fahren herum und entdecken ein wohlbekanntes Gesicht. "Sesshomaru!", funkelt Inu Yasha, "Was hast du hier schon wieder zu suchen? Bist du gekommen um die günstige Gelegenheit zu deinem eigenen Vorteil auszunutzen, oder hat Mama dir wieder irgend einen kleinen Auftrag gegeben?" "Weder noch!" Der schlanke Dämonenprinz sitzt gelassen auf einem der Felsbrocken die in der Nähe liegen. "Ich bin nur vorbeigekommen um mit eigenen Augen mitzuerleben, was Mimaru Schönes mit euch anstellt", lässig erhebt er sich, "Und wie ich sehe, ist ihr kleines Spiel bereits in vollem Gange." "Spiel?", empört Sango sich, "Das nennst du ein Spiel? Was bist du bloß für eine gefühlskalte Kreatur?" "Ach ja, ich vergaß!", meint Sesshomaru ruhig, "Einige von euch finden die Sache sicher nicht so amüsant wie ich, nicht wahr Inu Yasha?" Der junge Halbdämon funkelt seinen Bruder bitterböse an: "Halt bloß die Klappe! Auf deine blöden Sprüche bin ich heute gar nicht gut zu sprechen! Ich dachte eigentlich immer, dass du dich nur um deine eigenen Interessen kümmerst. Warum lässt du dich dann von dieser Hexe für ihre Zwecke einspannen?" Sesshomaru hebt geringschätzig die Brauen: "Also du kannst Fragen stellen! Ich bin ihr Sohn, schon vergessen?" "Pah, wie könnte ich das? Aber eines sage ich dir: Ich werde dieses Weib eigenhändig auseinandernehmen!" "Und ich sage es dir noch einmal: Das solltest du dir noch einmal gut überlegen! Mimaru hat dich schon immer gehasst. Seit sie von deiner Geburt erfahren hat, gab es für sie nur noch ein einziges Ziel: Sie wollte dich erledigen! Nein nicht nur töten, das wäre zu einfach gewesen, sie wollte dich zerstören, Stückchen für Stückchen! Etwas anderes spielte keine Rolle mehr für sie. Weder ich, noch mein Vater noch irgendetwas anderes! "Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, dich zu vernichten. Ich weiß, dass sie das schon eine ganze Weile geplant hat und nun hat sie zum endgültigen Schlag ausgeholt und du kleiner Dummkopf läufst ihr genau in die Falle! Das Intrigespiel und das Ränkeschmieden, waren schon immer ihre Stärke und damit hat sie noch stets ihr Ziel erreicht. Nun hat sie ihre Köder nach dir ausgeworfen und du bist gerade dabei ihr ins Netz zu gehen. "Mimaru mag vieles sein, aber eine Lügnerin ist sie nicht! Sie wird genau das tun, was sie angedroht hat. Wenn sie sagt, dass sie die kleine Menschenfrau töten wird, dann wird sie das tun. Wenn sie sagt, dass sie dich leiden lassen wird, dann wirst du auch leiden, verlass dich drauf! Du hast im Grunde nur noch eine Wahl: Vergiss deine kleine Freundin! Wenn du heute Abend da hingehst, spielst du Mimaru direkt in die Hände und dann kann dir keiner mehr helfen! Dies ist deine allerletzte Chance ihr zu entgehen. Halt dich von ihr fern! Du wirst schon über den Verlust deiner kleinen Freundin hinwegkommen. Schließlich bist du ein halber Dämon! Dein Dämonenblut wird dir helfen das Ganze zu verkraften. Wenn du aber so blöd bist und versuchst den Helden zu spielen, wirst du es dein Leben lang bereuen, das schwör ich dir!" Entgeistert starren die Umstehenden ihn an. So gesprächig ist der stolze Youkaiprinz doch sonst nie. In Inu Yashas Mine sieht man deutlich wie er mit sich ringt. Schließlich meint Sango zu Sesshomaru: "Du warst doch immer Inu Yashas ärgster Gegner. Warum hilfst du ihm auf einmal? Warum versuchst du ihn zu warnen? Was versprichst du dir davon?" Doch der Dämon schüttelt nur abfällig den Kopf: "Ihr irrt euch! Ich helfe Inu Yasha nicht! Ich will ihm nur ganz klar vor Augen führen, worauf er sich einlässt, damit er seine Entscheidung hinterher bereut, ganz gleich wofür er sich entscheidet!" Mit diesen Worten wendet sich Sesshomaru ab. "Aber so wie ich ihn kenne, wird er ja doch versuchen seine kleine Freundin zu retten! Nun ja, es wird mir ein Vergnügen sein, ihn am Boden zu sehen!" Nun hebt auch er sich in die Luft empor. "Ich bin schon gespannt auf unser nächstes Zusammentreffen, Inu Yasha! Ich denke, ich werde es genießen!", ruft er noch und dann ist auch er aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Schweigend steht Inu Yasha auf der Wiese. Er steht ein wenig abseits von seinen Freunden und schaut zu Boden. Keinen Muskel rührt er. Er scheint tief in Gedanken versunken. Auf einmal ertönt ein entrüstete Stimme zu seinen Füßen: "Inu Yasha, wie kannst du darüber überhaupt noch nachdenken? Wir müssen Kagome auf jeden Fall retten! Wir können sie doch nicht einfach so im Stich lassen!" Shippo schnaubt vor Wut. "Kagome würde keine Sekunde zögern, wenn es dabei um dich ginge. Sie würde alles versuchen um dich zu retten. Also hör mit der dummen Grübelei auf und tu endlich was!" Verstimmt kickt Inu Yasha den kleinen Fuchsdämon ein Stück beiseite. "Aua!", lässt sich Shippo empört vernehmen. "Shippo hat recht!", mischt sich jetzt auch Sango ein, "Wir können nicht einfach so tatenlos hier sitzen bleiben, während diese Miwaru Kagomes Leben in ihrer Hand hält. Das können wir doch nicht zulassen!" "Du hast leicht reden!", meint Inu Yasha unwirsch, "Es bist ja nicht du, den sie will!" "Na hör mal!", entrüstet sich Sango, "Ich wäre bereit mein Leben zu opfern um einen von euch zu retten. Auch für Kagome würde ich das tun, das ist das Mindeste was ich ihr schulde! Ich habe immer geglaubt, dass du genau so denken würdest." "Lass ihn!", versucht Miroku die Dämonenjägerin zu beruhigen, "Diese Entscheidung ist nicht leicht für ihn. Miwaru ist kein gewöhnlicher Gegner. Sie ist uns in vieler Hinsicht überlegen. Sie scheint das alles gut geplant zu haben und wir sollten ebenfalls nichts überstürzen. Nur so haben wir eine Chance." "Aber uns läuft die Zeit davon!", gibt Sango zu bedenken, "Bis Sonnenuntergang ist es nicht mehr lange hin." "Und wenn wir nicht rechtzeitig da sind, wird sie Kagome töten!", fügt Shippo hinzu. Inu Yasha atmet einmal tief durch: "Sie erwartet nur mich dort. Deshalb werde ich auch alleine gehen! Ihr braucht euch nicht unnötig in Gefahr bringen." "Sei doch nicht so dickköpfig!", schimpft Sango, "Gemeinsam haben wir doch viel eher eine Chance." Inu Yasha dreht sich zu ihr um. Fest schaut er ihr in die Augen: "Und was glaubt ihr, was ihr gegen sie ausrichten könnt? Miroku kann sein schwarzes Loch nicht einsetzen, wegen der Insekten die sie von Naraku hat und mit deinem Hiraikotsu wirst du ihr auch nichts anhaben können, von Shippo mal ganz zu schweigen! Nein es ist besser, wenn ich ihr alleine gegenübertrete." "Hast du Angst, Inu Yasha?", fragt Miroku. Der junge Halbdämon zögert einen Momentlang, dann meint er: "Ja, ein wenig! Aber das spielt keine Rolle! Immer wieder hat man mir gesagt, dass jemand wie ich es nicht verdient hätte zu leben. Was macht es dann schon, wenn es mich letztendlich doch erwischt? Aber wenn meine einzige Existenzberechtigung die ist, dass ich Kagomes Leben retten konnte, ...dann soll es so sein!" Entschlossen ballt er die Faust. Sprachlos schauen seine Freunde ihn an. Solche Worte sind sie von ihm gar nicht gewohnt. Schließlich ergreift Sango seine Faust und schließt ihre eigene darum. "Du hast recht! Kagome ist es wert, dass wir unser Leben für sie riskieren. Wir werden mit dir kommen! Egal was uns dort erwartet, wir schaffen das, gemeinsam!" Auch Miroku legt seine Hand auf ihre: "Ja, wir werden sie besiegen und Kagome retten, das wäre doch gelacht!" "Genau!", ruft Shippo und patscht seine Pfote ebenfalls auf ihre Hände. Inu Yasha blickt ein bisschen verdattert drein. Dann zieht er hastig seine Hand weg: "Nehmt eure Hände weg, das sieht ja albern aus!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)