Unistress der Extraklasse von Nightprincess (Oder wenn Joey Wheeler auf die Uni geht!) ================================================================================ Kapitel 7: Nachmittagsgespräch ------------------------------ ~~~~~ ~13:45 Uhr Mittwoch 5. Oktober 2005~ ~~~~~ Joey saß unruhig auf seinem Platz und lauschte den Worten von Seto, der einen Vortrag über die verschiedenen Anwendungsgebiete von virtuellen Simulationen hielt. "...Ein wichtiges Einsatzgebiet für Simulationen ist die Einstellung von so genannten Mensch-Maschine-Systemen. Die Bedienung komplexer technischer Systeme durch Menschen wird, wie etwa im Flugsimulator, mit Hilfe von Simulationen eingeübt. Außerdem wird in simulationsgestützten Versuchen das menschliche Verhalten untersucht, um die technischen Systeme bedienergerecht auslegen zu können..." Joey lächelte ein wenig. >Hm, Flugsimulatoren! In so einem Teil würde ich gern mal drin sitzen, wäre sicher interessanter, als nur darüber zu diskutieren!< "...In der Automobilindustrie ist die virtuelle Simulation ebenfalls von großer Bedeutung. Virtuelle Simulationen von Zusammenstößen sind wesentlich genauer, allerdings sind die Möglichkeiten der virtuellen Crashtests noch nicht voll ausgeschöpft..." Joey knabberte angespannt auf seinem Bleistift herum und beobachtete Seto, wie er mit Hilfe eines Projektors verschiedene Abbildungen an die Leinwand projizierte. >Wie zum Teufel schafft der Kerl das? Gibt es eigentlich nichts, was der Typ nicht weiß?< Etwas nachdenklich kniff er die Augenbrauen zusammen. >Es muss doch irgendetwas geben, was Kaiba nicht kann, irgendetwas!< "...Windkanalsimulationen können zum Beispiel durch neue Verfahren in Sekundenbruchteilen durchgeführt werden..." Joey seufzte leise. >Man, der Typ ist einfach zu intelligent für diese Welt!< "...Simulationen finden sich aber auch in medizinischen Bereichen wieder. Die enorme Rechenkapazität heutiger Computersysteme gekoppelt mit Techniken der virtuellen Realität und neuartigen Simulationsmethoden ermöglicht ein Aufkommen VR-basierter Trainingssysteme seit Beginn der 90er Jahre als Alternative zu traditionellen Trainingsmethoden..." Ein wenig ungläubig zuckte Joey mit den Augenbrauen und ließ seinen Kopf ziemlich niedergeschlagen auf den Tisch fallen. >Warum kann ich nicht so sein, wie er? Warum ist er immer in allem besser, als ich? Ich bin so blöd! Wie bin ich bloß auf die bescheuerte Idee gekommen, dass ich genauso intelligent sein kann, wie Kaiba, wenn ich mich nur ein bisschen mehr anstrenge und auf die Uni gehe?! Das ist so deprimierend!< ~~~~~ Müde und deprimiert packte Joey seine Sachen zusammen, ließ sich aber erstaunlich viel Zeit. "Komm schon, Köter, beeil Dich mal ein bisschen!" Joey zuckte mit den Schultern und warf Seto, der auf dem Gang stand, einen emotionslosen Blick zu. "Fahr doch! Ich nehm die Metro." Er ging an ihm vorbei, ohne auf den etwas irritierten Blick Setos zu achten. "Was ist los?" "Nichts." "Lüg mich nicht an, irgendetwas stimmt nicht mit Dir!" Seto ging neben Joey durch den Gang. "Mit mir ist alles in Ordnung, ich hab nur keine Lust in Deiner bescheuerten Limo mitzufahren!" Ein wenig beleidigt verschränkte Seto die Arme. "Das hat Dich vorher auch nicht gestört." "Na und? Jetzt stört es mich, also lass mich in Ruhe!" "Was zum Kuckuck ist Dein Problem?" Joey blieb ruckartig stehen und starrte Seto wütend an. "Du willst wissen, was mein Problem ist?" Seto blieb ebenfalls stehen. "Ja verdammt!" Joey zog seine Augenbrauen zusammen und strich sich wütend ein paar Haare aus der Stirn. "Fein! Mein Problem bist Du! Du tauchst hier auf und ruinierst mein Leben! Das ist mein Problem!" Seto schüttelte müde den Kopf. "Ist das alles?" "Was soll das heißen: ,Ist das alles'? Ist das nicht genug? Gibt doch zu, dass Du nur hierher gekommen bist, um mir zu zeigen, wie dumm ich im Gegensatz zu Dir bin. Du willst beweisen, dass Du in allem besser bist als ich, dass Du alles kannst und alles bekommst, was Du willst. Warum gibst Du Dich eigentlich mit mir ab? Für Dich bin ich doch nur ein bescheuerter Idiot, der nichts im Kopf hat und auf der Uni überhaupt nichts zu suchen hat! Setz Dich in Deine verdammte Limousine und fahr nachhause in Deine Riesenvilla und kümmere Dich um Deine billionenschwere Firma und lass mich verdammt noch mal einfach in Frieden!" Wütend marschierte Joey an Seto vorbei in Richtung Ausgang, während Seto nur etwas überrascht stehen blieb und den Kopf schüttelte. >Shit! Was ist bloß los mit mir, wieso hab ich Kaiba jetzt so angeblafft? Er kann doch nichts dafür, dass er so scheiß intelligent ist, oder? Ach verdammt, er hat's nicht anders verdient, er hätte halt nicht in der Uni auftauchen sollen! Blöder Idiot!< Wütend verließ Joey den Campus und marschierte in Richtung Ookayama Station der Tokyu Oimachi Line. Er achtete nicht auf die Limousine, die hinter ihm vom Gelände fuhr. In Gedanken versunken wollte Joey eine Kreuzung überqueren, als er von der Limousine daran gehindert wurde, als diese direkt vor seinen Füßen zum Stehen kam. "Was zum Teufel?" Die hintere Tür wurde geöffnet und bevor Joey sich dazu entschließen konnte, wegzurennen, wurde er mit einem stahlharten Griff am Arm gepackt und auf die Rückbank gezerrt. "Lass mich los, Du arroganter Affe, das ist Kidnapping!" "Mach Dich nicht lächerlich, Wheeler, wer würde Dir schon glauben?" Wütend befreite sich Joey aus Setos Griff und starrte ihn hasserfüllt an. "Warum tust Du das?" "Warum tu ich was?" "Warum bist Du so ein verdammtes Arschloch?" "Bin ich das?" Joey knurrte wütend. "Antworte auf meine Fragen nicht ständig mit Gegenfragen, das nervt!" "Tut es das?" "Scheiße, Kaiba! Du machst mich echt krank! Ich hasse Dich!" "Erzähl mir mal etwas, das ich noch nicht weiß!" Joey verschränkte beleidigt die Arme und drehte sich zum Fenster. "Lass mich einfach nur in Ruhe! Bitte." Seto hob irritiert eine Augenbraue. "Geht es Dir wirklich so sehr auf die Nerven, dass ich besser bin als Du?" Joey schnaubte leise, antwortete aber nicht. "Ist das der Grund dafür, dass Du auf die Fachhochschule gehst? Nur um mir zu beweisen, dass Du nicht dumm bist?" Seufzend schloss Joey die Augen. "Und wenn's so wäre?" "Ist es so?" "Was interessiert es Dich? Du musst den Grund nicht wissen, warum ich hier bin, ich weiß ja auch nicht, warum Du hier bist!" "Willst Du es wissen?" Etwas verwirrt drehte Joey sich um und starrte Seto an. "Willst Du mir den Grund sagen, ich mein, den wahren Grund?" "Vielleicht?" "Das ist keine Antwort!" "Verrat mir Deinen Grund und ich verrat Dir meinen!" Joey schüttelte den Kopf. "Vergiss es, Du zuerst und dann ich!" Seto grinste überlegen. "Soll ich das Spiel der Mittagspause wiederholen?" Irritiert griff sich Joey an's linke Ohr und lief knallrot an. "Nein!" "Gut, dann machen wir einen Deal. Du erzählst mir, warum Du unbedingt studieren wolltest und ich sage Dir, warum ich den Job als Professor-Assistent angenommen habe und im Gegenzug dazu lasse ich Dich in Ruhe. Deal?" >Verdammt, irgendwo ist da doch der Wurm drin!< "Okay, Deal!" Seto grinste leicht. "Dann fang an. Warum das Studium?" Joey seufzte schwer. "Weil ich es satt hatte, ständig als Loser abgestempelt zu werden! Zufrieden?" "Also wirklich wegen mir?" Joey antwortete nicht. "Fein, dann nicht!" "Warum hast Du den Job angenommen?" Seto drehte sich um und starrte aus dem anderen Fenster, um Joeys Blick auszuweichen. "Ich wollte etwas Nützliches tun, das ist alles." Joey stand für ein paar Sekunden vor Überraschung der Mund offen. "Du wolltest etwas Nützliches tun? Das ist alles?" "Das ist alles." "Aber das hast Du doch sonst nie getan, zumindest nicht, wenn nichts für Dich dabei herausspringt. Woher dieser plötzliche Sinneswandel?" Seto zuckte mit den Schultern. "Kann man nicht mal seine Meinung ändern?" Joey schüttelte den Kopf. "Man schon, aber nicht Seto Kaiba, der ändert nie einfach so seine Meinung." Seto drehte sich ruckartig zu Joey um. "Was weißt Du schon über mich? Gar nichts weißt Du, gar nichts!" Joey seufzte leise und nickte leicht. "Du hast Recht, ich weiß gar nichts über Dich, aber Du redest ja nie über Dich. Woher soll ich denn wissen, was in Dir vorgeht? Ich kann keine Gedanken lesen, Kaiba!" Seto erwiderte nichts darauf und drehte sich wieder zum Fenster, Joey seufzte erneut und starrte auf seine Finger, die sich etwas nervös in den Stoff seiner Hose krallten. "Weißt Du, ich würde wirklich gerne wissen, wie Du bist, also wie Du wirklich bist. Den eiskalten Geschäftsmann Seto Kaiba kenn ich, ich kenn auch den Duell Monsters Profi Seto Kaiba oder den Professor-Assistenten Seto Kaiba, selbst den Bruder Seto Kaiba kenn ich, aber den Mensch Seto Kaiba, den kenn ich nicht, den zeigst Du nämlich nie. Ich weiß nicht, wovor Du solche Angst hast, aber vor mir brauchst Du den wahren Seto Kaiba nicht verstecken. Ich mag zwar nicht so intelligent sein, wie Du, aber von zwischenmenschlichen Beziehungen hab ich gewiss mehr Ahnung und ich hab garantiert nicht vor, Dir irgendwie in den Rücken zu fallen, wenn Du mir etwas mehr von Dir erzählst. Yugi hat mir schon vertraut, als ich noch ein Schlägertyp war, der nichts von Freundschaft hielt, dann kann es nicht so schwer sein, wenn Du mir jetzt ebenfalls vertraust, oder?" Joey starrte unruhig und hoffend auf Setos Rücken. Seto rührte sich nicht, bis er seufzend den Kopf hängen ließ und die Augen schloss. "Fein, was willst Du wissen?" Joeys Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. "Wer oder was hat Dich so verändert?" Seto öffnete etwas erschrocken die Augen und ein etwas trauriger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. "Mokuba." Joey zuckte kurz mit den Augenbrauen und seine Augen weiteten sich leicht. "Mokuba hat Dich verändert? Wie?" Seto seufzte leise und wagte nicht, sich zu Joey umzudrehen. "Ich hab mich mit ihm gestritten." "Worüber?" "Über die Gästeliste für seinen 14. Geburtstag." Joey seufzte und nickte leicht. "Lass mich raten, Mokuba wollte ein paar Leute einladen, die Du nicht sehen wolltest. Hab ich Recht?" Seto nickte nur. "Und weiter?" "Er hat darauf bestanden, dass er euch ebenfalls einladen darf, ich habe es ihm nicht erlaubt, dann hat er mich angeschrieen, dass ich kaltherzig wäre und dass es kein Wunder wäre, dass ich keine Freunde habe, ich habe darauf geantwortet, dass ich keinerlei Wert auf seine Freunde lege und dass ich überhaupt niemanden brauche." "Nicht mal Mokuba?" Seto ließ für ein paar Sekunden die Schultern hängen. "Das Gleiche hat Mokuba mich auch gefragt." "Und was hast Du geantwortet?" Seto schwieg und Joey hielt erschrocken die Luft an. "Sag jetzt nicht, Du hast in Deiner Wut ,Nein' gesagt?!" Seto schwieg weiterhin, während sich Joey seufzend durch die Haare strich. "Was hat er dann gesagt?" Seto schloss die Augen und schüttelte den Kopf. "Komm schon, sag's mir. Was hat Mokuba gesagt?" Seto atmete einmal tief durch. "Er hat gesagt, dass er mich hasst und ist einfach aus meinem Büro gestürmt." Joey starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Setos Rücken. >Scheiße!< "Was ist dann passiert?" Seto schüttelte den Kopf. "Nichts." "Wie ,nichts'?" Seto drehte sich wütend zu Joey um. "Eben nichts, ich habe ungefähr eine viertel Stunde lang ungläubig und wie hypnotisiert auf meine Bürotür gestarrt, bevor ich ihm hinterher gerannt bin! Was glaubst Du denn?" Joey hob abwehrend die Hände. "Hey, nu mal langsam, ja? Ich hab doch bloß gefragt! Mach mal hier nicht so ein Aufstand!" "Halt einfach die Klappe!" Joey verschränkte etwas gekränkt die Arme. "Hast Du Dich wenigstens mit ihm ausgesprochen und Dich bei ihm entschuldigt?" "Habe ich versucht, aber Mokuba hat zwei ganze Wochen lang nicht mit mir geredet, er hat mich komplett ignoriert, das ging so weit, dass ich drei Nächte hintereinander nicht geschlafen habe und aussah, wie ein verdammtes Nachtgespenst. An Mokubas Geburtstag lag ich mit Fieber im Bett und er hat sich nicht einmal in meinem Zimmer blicken lassen, um zu sehen, wie es mir geht. Als es mir dann wieder besser ging, habe ich ihn regelrecht angefleht, wieder mit mir zu reden, was er dann glücklicher Weise auch getan hat." Joey lächelte leicht. "Habt ihr euch wieder vertragen?" Seto erwiderte das Lächeln zaghaft und nickte leicht. "Ja, haben wir, erwarte aber nicht von mir, dass ich Dir die ganze rührselige Geschichte erzähle. Das kannst Du vergessen!" Joey grinste breit. "Ich hätte die Versöhnung zu gerne live gesehen!" "Pff, kümmere Dich lieber um Deine Familie!" Joey nickte eifrig. "So oft ich kann. Viel Zeit hab ich neben der Fachhochschule und meinen zwei Jobs zwar nicht, aber meine Schwester versteht das." "Weiß die den wahren Grund, warum Du auf die Uni gehst?" Joey schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich, eigentlich weiß nur Tristan den wahren Grund, die Anderen ahnen zwar etwas, aber gesagt hab ich ihnen nichts. Ich hab nur gesagt, dass ich etwas aus meinem Leben machen will, was im Grunde genommen ja auch der Wahrheit entspricht, auch wenn's nur die halbe Wahrheit ist." "Ich hätte nicht gedacht, dass Du Dir meine Beleidigungen so zu Herzen nimmst, dass Du deswegen Dein ganzes Leben umkrempelst." Joeys Augen verengten sich zu Schlitzen. "Bild Dir nicht zu viel darauf ein, Eisdrache!" Seto grinste amüsiert. "Tu ich aber, Schoßhund! Irgendein Problem damit?" Joey knurrte böse. "Ich bin kein Schoßhund, Du eingebildeter Halbaffe!" "Tztz, Deine Beleidigungen waren auch schon mal besser." "Darf ich Dir noch eine Frage stellen?" "Nur zu, es hindert Dich niemand daran, erwarte aber keine Antwort auf Deine Frage." "Hast Du gewusst, dass ich in Ookayama auf die Tokyo Fachhochschule gehe?" "Du meinst, bevor ich das Angebot für den Job bekomme habe?" Joey nickte. "Nein, habe ich nicht, ich habe erst davon erfahren, als mir Professor Nakajima zwei Wochen vor Semesterbeginn die nötigen Unterlagen inklusive einer Namensliste mit sämtlichen Studenten seines Kurses zukommen ließ, zu dem Zeitpunkt hatte ich aber bereits fest zugesagt." Joey seufzte ein wenig erleichtert. "Du bist also nicht meinetwegen hier?" Seto schüttelte den Kopf. "Aber wieso gerade Professor-Assistent an einer Fachhochschule? Und warum gerade Tokyo Tech?" "Der Präsident der Tokyo Tech, Dr. Masuo Aizawa, ist ein wichtiger Geschäftskunde von mir, sämtliche Computer und Computerprogramme sind von der Kaiba Corporation. Da ich mich ziemlich gut mit virtueller Technik auskenne, hat Aizawa mich gefragt, ob ich im nächsten Semester den Platz als Professor für die Abteilung Informatik übernehmen möchte, da Nakajima in den Ruhestand geht und ich habe zugesagt, der Job als Assistent dient lediglich zur Vorbereitung, da ich den Titel eines Professors nicht einfach so bekommen kann. Wie gesagt, ich wollte etwas Nützliches tun und was ist nützlicher, als die Förderung neuer Talente an einer Uni?" Joey kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf. "Hhm, wenn man das so betrachtet, hast Du durchaus Recht. Trotzdem, irgendwie kann ich mich nicht damit anfreunden, dass Du im nächsten Semester mein Professor bist. Ich mein, überleg doch mal, wie hört sich das denn an: Professor Seto Kaiba." Joey schüttelte lachend den Kopf. "Was gibt es da bitte zu lachen?" "Sorry, aber bei dem Titel Professor stell ich mir immer einen alten Mann mit grauen Haaren und Brille vor und keinen sexy Kerl, wie Dich!" Seto zog etwas überrascht die Augenbrauen hoch. "Sexy Kerl?" Joey hörte schlagartig auf zu lachen und lief knallrot an. "Ups, hab ich das eben grad laut gesagt?" >Shit, da war mein Mund mal wieder schneller, als mein Gehirn!< ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)