Folgenschwere Kindheit von Mondvogel (Inuyashas Zeit nach dem Tod seiner Mutter) ================================================================================ Kapitel 3: Dämonenblut ---------------------- So, das dritte Kapitel ist da! Ich bedanke mich bei euch allen für eure liiiiiiiieben Kommis und hoffe, dass ihr mir weiterhin treu bleibt. *knuddel* Und jetzt viel Spaß beim Lesen: Finsternis hüllte den großen Wald ein. Zwischen den Bäumen wisperte es und viele Augen lugten aus schwarzen Löchern hervor. Inuyasha fröstelte. Er fühlte, wie er von seltsamen Wesen beobachtet wurde. Das machte ihm Angst. Was wenn ein Dämon unter ihnen war? Was sollte er dann tun? Er konnte sich doch nicht verteidigen. Er war vollkommen hilflos. "Mama." schniefte der Kleine und ließ seinen Blick ängstlich durch die Gegend steifen. Viel konnte er nicht erkennen, dazu war es viel zu dunkel, aber er spürte etwas... Eine bedrohliche Anwesenheit. Wenn doch bloß seine Mutter hier wäre, um ihn zu beschützten. Aber hatte sie nicht gesagt, dass sie immer bei ihm sein würde, auch nach ihrem Tod? Dieser Gedanke gab Inuyasha neue Hoffnung. Etwas mutiger ging er weiter. Er beschloss ein sicheres Plätzchen zu suchen und dort bis am Morgen zu bleiben. Und dann.... Ja, was dann? Wenn er ins Dorf zurückging würden ihn die Menschen dort töten. Er wollte aber Alina noch einmal sehen. Es gab nur einen Ort, wo das möglich war: Beim kleinen Schrein. Die Dorfleute trauten sich dort nicht hin und Alina würde wissen, dass Inuyasha am Schrein auf sie wartete. Das hatten sie vor langer Zeit so vereinbart. Es war ihr geheimer Treffort für Notsituationen. Entschlossen drehte sich Inuyasha um und ging wieder den ganzen Weg zurück. Der Schrein lag ziemlich weit entfernt, aber der Junge wollte ihn unbedingt so schnell wie möglich erreichen. Er war der sicherste Ort den er sich vorstellen konnte. Um ihn herum huschten allerlei Geräusche hin und her. Der Ruf eines Waldkauzes ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Noch viel unheimlicher waren diese schmatzenden und knurrenden Laute an seiner rechten Seite. Inuyasha schluckte schwer. Seine Füßen fühlten sich plötzlich an wie Blei. Er vermied es tunlichst den Blick nach rechts zu wenden. Immer mit den Augen starr geradeaus, nach dem Prinzip "Wenn ich ihn nicht sehe, sieht er mich auch nicht." Eine zeitlang funktionierte diese Taktik tatsächlich. Dann aber wurde es wie auf Knopfdruck vollkommen still. Inuyasha sog entsetzt den Atem ein. Es war so leise, als ob jegliches Leben, von einem Wimpernschlag auf den anderen, verschwunden wäre. Es gab nur noch ihn und dieses ETWAS hinter ihm, welches tiefe, gurgelnde Laute ausstieß. Es war ein hässliches Geräusch. Mit schlurfenden Schritten kam es näher. Es hörte sich so an, als ob etwas Schweres am Boden geschleift würde. Inuyasha hielt nicht an. Wie in Trance setzte er einen Fuß vor den anderen. Er vermied es laut zu atmen und bewegte sich so vorsichtig, als ob er in einem zerbrechlichen Porzellanhaus wäre. Schließlich begann das Wesen hinter ihm zu laufen. Es brüllte laut auf und steuerte direkt auf Inuyasha zu. Dieser wurde sofort von nackter Panik ergriffen und ließ alle Vorsicht fallen. Er schrie laut auf und sprintete durchs Gebüsch. Sein Verfolger blieb ihm dicht auf den Fersen. Jetzt, wo er sein Opfer gefunden hatte, würde er es nicht mehr so schnell entkommen lassen. Der Junge war schon bald außer Puste. Er keuchte und stolperte immer wieder. Der reine Überlebenswillen hielt ihn noch auf den Beinen. Äste peitschten ihm ins Gesicht und zerrten an seinen Kleidern, wie um ihn zurückzuhalten. Schließlich passierte es: Inuyasha fiel hin und klemmte sich den Fuß zwischen zwei Wurzeln ein. Verzweifelt zerrte er daran, aber er steckte fest. Hastig begann er an den Wurzeln zu kratzten und sie entzwei zu reißen. Er war jedoch viel zu langsam. Das Wesen hatte ihn bereits erreicht und baute sich unheilverkündend vor ihm auf. Inuyasha schrie wiederum. Er war froh seinen Verfolger in dieser Dunkelheit nicht sehen zu können. Entsetzt kniff er die Augen zusammen und wartete auf den tödlichen Schlag. Er blieb aus. Ganz unerwartet brach ein weiteres Ungeheuer aus dem Dickicht hervor und stürzte sich gierig auf das andere Wesen. Die beiden brüllten und verbissen sich ineinander. Inuyasha nutzte diesen Moment, um sich zu befreien. Schnell sprang er auf und rannte weiter, ohne noch einen Blick auf die Kämpfenden zu werfen, die sich gegenseitig zerfleischten. Lin saß auf einem einfachen Holzstuhl und blickte betrübt aus dem Fenster. Draußen war es dunkel. Wo mochte Inuyasha jetzt sein? Die Herrin hatte ihr verboten ihn jemals wieder zu sehen. Das würde nicht schwer sein, jetzt wo er nicht mehr hier war. Verzweifelt verbarg Lin ihr Gesicht in den Handtellern und schluchzte leise. Inuyasha würde da draußen nicht überleben. Auf keinen Fall. Er war ja noch ein kleines Kind. Sie würde ihn nie wieder sehen. Niemals wieder. Inuyasha hatte inzwischen ohne weitere Ereignisse den Schrein erreicht. Nicht weit entfernt erkannte er die blassen Lichter des Dorfes. Er würde jedoch nicht hingehen. Alina würde bestimmt zu ihm kommen, dessen war er sich sicher. Er würde dann für den Rest seines Lebens hier bleiben. Vielleicht würde es dann irgendwann einmal diesen Ort auch verlassen. Wer weiß. Erschöpft machte er die Tür zum Schrein auf und setzte sich erleichtert auf den Boden. Hier war er sicher. Hier konnte er in Ruhe leben. Er seufzte glücklich und schloss die Augen. Mit dem Gedanken an seine Mutter schlief er schließlich ein. Am Morgen stand Inuyasha schon sehr früh auf. Er gähnte müde und streckte seine müden Glieder. Es war das erste Mal, dass er aufwachte und ihn niemand begrüßte. Traurig rappelte er sich auf und ging nach draußen. Der Tag war noch jung und frisch. Tautropfen hingen wie kleine Perlen an den Grashalmen. In den Bäumen sangen die Vögel. Sie klangen so unbekümmert und fröhlich, dass es Inuyasha schier das Herz zusammenschnürte. Er konnte diese Heiterkeit nicht ertragen. Nicht wenn seine Mutter vor kurzem gestorben war und er kaltblütig davongejagt wurde. Er schniefte und versuchte die Tränen mit allen Mitteln zurückzudrängen. Jetzt durfte er nicht weinen. Er musste zusehen wie er überleben konnte. Dazu brauchte er zuallererst einmal etwas zu essen. Er schnüffelte in der Luft. Ganz in der Nähe nahm er den Duft von Beeren wahr. Erfreut folgte er der Witterung und stürzte sich hungrig auf die Stauden. Er stopfte sich die Beeren gleich haufenweise in den Mund. Sie schmeckten etwas bitter, aber er wagte es nicht sich zu beschweren. Es hätte auch schlimmer sein können. Zum Beispiel könnte er schon tot sein. Diese unheimliche Begegnung in der Nacht trieb ihm immer noch einen kalten Schauer den Rücken herunter. Als er endlich satt war, stand er auf und setzte sich auf einen modrigen Baumstumpf. Die Sonne schickte ihre leuchtenden Strahlen durch das dichte Blätterdach. Inuyasha genoss ihre wärmenden Berührungen. Sie tauten seine klammen Glieder langsam wieder auf. Noch nie hatte er es in der Nacht so kalt gehabt. Immer hatte er eine Decke gehabt. Dieses neue Leben strapazierte ihn jetzt schon. Er war es nicht gewöhnt auf sich allein gestellt zu sein. Irgendwann würde ihn bestimmt so ein Monster aus dem Wald auffressen. Oder mächtige Youkai bekamen ihn in die Finger. Als dritte Möglichkeit könnte er den Menschen in die Hände fallen. Keine dieser Perspektiven gefiel ihm. Er war nirgends willkommen. Niemand wollte ihn haben. Warum nur? Inuyasha stieß einen tiefen Seufzer aus. Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihm aus. Seine Mutter hatte ihn tapfer genannt. Sie hatte gesagt er würde all das durchstehen, aber er selbst glaubte längst nicht mehr an diese Worte. Der Nachmittag nahte und es wurde wärmer. Eine laue Briese wehte durch die Felder. Inuyasha hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er saß noch immer auf den Baumstumpf und wartete auf Alina. Er wurde nicht enttäuscht. Sobald die Sonne schon fast im Zenit stand kam eine kleine Gestalt schüchtern zu ihm gelaufen. Sie blickte sich immer wieder ängstlich um und duckte sich ab und zu hinter einem Strauch. "Inuyasha? Bist du da?" fragte sie leise. Der Junge sprang sofort auf. "Ja, Alina. Ich bin hier!" Kaum hatte er ausgesprochen lief das Mädchen hastig zu ihm und umarmte ihn stürmisch. Inuyasha taumelte etwas zurück. "Inuyasha! Ich bin ja so froh!" schluchzte sie und drückte ihren Freund an sich. Der Junge errötete leicht und löste sich sanft von ihrer Umklammerung. Alina blickte ihn aus großen feuchten Augen an. "Ich hatte so große Angst." gestand sie ihm ein. "Ich dachte mein Vater und die anderen hätten dich getötet." Sie wischte sich über die Augen. In diesem Moment sah Inuyasha es. Er näherte sich Alina und blickte ihr fest aufs linke Auge. Es war blau und geschwollen. Das Mädchen wich hastig zurück und bedeckte sich die wunde Stelle mit einem Tuch. "War das... dein Vater?" fragte Inuyasha, obwohl er die Antwort bereits wusste. Alina nickte zögernd. "Dieser verdammte..." Er ballte wütend die Fäuste. Schnell packte Alina sein Handgelenk und blickte ihn scharf an. "Komm jetzt nicht auf dumme Gedanken, ja? Wenn du ins Dorf gehst wirst du getötet!" "Niemand darf dir weh tun!" entgegnete der Junge zornfunkelnd. "Ich weiß, dass du das nicht gern siehst." sagte Alina leise und ließ ihren Freund los. "Aber du darfst nicht zurück." Sie blickte ihn bittend an. Diesem Blick konnte Inuyasha einfach nicht nein sagen. Wiederwillig nickte er. Alina lächelte ihn glücklich an und setzte sich aufs Gras. Sie strich gedankenverloren über einige Blumenköpfe. "Das muss alles so entsetzlich für dich sein, Inuyasha." sagte sie plötzlich. "Du musst dich ja furchtbar einsam fühlen. Bestimmt hast du geweint, stimmts?" "Nein. Ich weine nie." antwortete er tapfer und zog eine grimmige Miene. Alina lachte leise, verstummte aber sogleich wieder. Die Situation wirkte irgendwie gespannt. Etwas hatte sich zwischen den Kindern geändert. Es würde nie mehr so sein können wie früher. Sie spürten das und wussten nicht so recht wie sie damit umgehen sollten. Schließlich setzte sich Inuyasha neben seiner Freundin. Verlegen schwiegen sie eine Weile. "Ich werde dich nicht mehr sehen können." sagte Alina unerwartet. Inuyasha hob entsetzt den Kopf. Alina sah ihn nicht an, als sie weitersprach. "Es ist zu gefährlich, weiß du. Wenn mir jemand folgt und dich hier sieht dann..." Sie schniefte und blinzelte sich die Tränen aus den Augen. "Niemand wird mich hier sehen." versicherte ihr Inuyasha. "Ich bin hier sicher." Alina schüttelte den Kopf. "Es ist mir egal was du sagst. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn du wegen mir getötet wirst!" Sie starrte ihn scharf an. Ihre Augen funkelten. "Wenn überhaupt, dann kann ich dich nur mehr selten sehen. Es tut mir leid." Sie senkte wieder den Kopf und zeichnete sinnlose Kreise in die weiche Erde. Inuyasha sagte nichts. Im Grunde wusste er, dass sie Recht hatte. Wieder schwiegen die beiden. Schließlich erhob sich Alina und klopfte sich den Dreck aus der Kleidung. "Ich muss gehen." sagte sie. Inuyasha sprang auf. "Schon?" Sie nickte. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Sie schluckte schwer. Schnell drehte sich um und wollte gehen, aber Inuyasha hielt sie noch am Ärmel zurück. "Wann kommst du wieder?" fragte er eindinglich. Er wollte nicht, dass sie jetzt schon ging. Er fühlte sich so einsam. Alina drehte leicht den Kopf und lächelte ihn warm an. "So bald wie möglich." versprach sie und schüttelte seine Hand ab. Vorsichtig schlich sie zum Dorf zurück und winkte Inuyasha noch schnell zu, bevor sie zwischen den Bäumen verschwand. Alina war sich sicher, dass niemand sie gesehen hatte. Doch so sehr sie auch aufgepasst hatte, jemand hatte sie beobachtet. Sie befand sich gerade auf dem steinigen Weg, der zum Dorf führte, als eine kräftige Hand sie am Arm packte. Erschrocken wirbelte sie herum und riss entsetzt die Augen auf. Hinter ihr stand niemand anderes als Rigon. Er grinste hämisch. "Na, wen haben wir hier?" sagte er und zog Alina näher zu sich heran. "Die kleine Freundin von diesem Versager. Hast wohl geheult, was?" Das Mädchen zerrte an seinem Arm und versuchte vergeblich sich zu befreien. "Lass mich los!" zischte sie wütend. "He, nicht so hastig! Zuerst will ich wissen, wo du warst." "Das geht dich nichts an!" Rigon richtete einen finsteren Blick auf sie. "Ich bin nicht blöd, weißt du." sagte er mit bedrohlicher Stimme. "Ich habe gesehen, wie du in den Wald gegangen bist. Du hast dich ständig umgeschaut. Hattest wohl Angst, dass dich jemand sieht, wie?" Alina schnaubte zornig und kratzte über Rigons Hand. Er ergriff ungerührt ihren freien Arm und hielt diesen auch fest im Griff. "Versteckt ER sich vielleicht dort?" fragte er in befehlenden Ton. Alina presste die Lippen aufeinander. "Wie kommst du darauf? Er wurde fortgejagt." sagte sie fest und blickte Rigon unerschrocken in die Augen. Er lächelte breit. "Ach ja? Und was ist das?" Er griff auf Alinas Schulter und pflückte ihr zwei Haare aus dem Stoff. Das Mädchen keuchte entsetzt. "Haare." verkündete Rigon und betrachtete sie sorgfältig. "Ich würde sagen sie sind so... silbrig- weiß. Und wer hat solche Haare?" Er grinste Alina an und versetzte ihr einen Stoß, der sie zu Boden fallen ließ. Er drehte sich um und schlug die Richtung ein, aus der Alina gerade gekommen war. "Nein!" rief das Mädchen. "Warte!" Sie sprang hastig auf und rannte dem Jungen hinterher. Er wandte sich ihr im Laufen zu und schlug sie ohne Vorwarnung wieder auf den Boden. "Lass mich, du blöde Ziege!" rief er und verschwand im nächsten Moment zwischen den Bäumen. Alina versuchte ihren Sturz abzufangen, aber stattdessen fiel sie mit ihrem ganzen Gewicht auf ihren linken Fuß. Ein hässliches Knacken war zu hören. Das Mädchen schrie schmerzerfüllt auf und rollte sich schnell auf die Seite, um ihren Fuß freizulegen. Er stand in einem seltsamen Winkel ab. Alina wimmerte entsetzt, als sie ihn so sah. "Mein... mein Fuß..." Tränen des Schmerzes füllten ihre Augen. "I... Inuyasha..." Ich muss zu ihm und ihm helfen, dachte sie fieberhaft. Rigon wird ihm weh tun. Mit zusammengebissenen Zähnen kroch Alina über den Boden. Ihren gebrochenen Fuß schleifte sie einfach hinter sich her. In der Zwischenzeit war Rigon schon längst im Wald und blickte sich suchend um. Die Dorfleute werden sehr stolz mit mir sein, wenn ich ihnen sage, wo sich dieser Hanyou versteckt hält, dachte er und grinste breit. Wenn er doch nur wüsste, wo er war... Bestimmt hatte er sich irgendwo verkrochen. An einem Platz, wo es für ihn sicher war. Natürlich! Der Schrein. Rigon hatte davon gehört, dass Inuyasha und seine Mutter sich oft dort aufgehalten hatten. Er wusste auch, dass er verflucht war, aber er würde ja nicht zu nah ran gehen. Nur soweit, bis er Inuyasha sah. Geduckt schlich er zum besagten Ort. Immer wieder blickte er sich aufmerksam um und passte auf, nicht versehentlich auf einen Ast zu treten. Er sah bereits das kleine Gebäude zwischen den Bäumen. Langsam trat er darauf zu und blieb in sicherer Entfernung stehen. Inuyasha war nirgends zu sehen. "Komm raus Hanyou! Ich weiß, dass du da bist!" rief er laut. Aufmerksam ließ er seinen Blick umherstreifen. Da tauchte Inuyasha so lautlos neben dem Schrein auf, dass Rigon erschrocken zusammenfuhr. Er hatte sich schnell wieder im Griff und grinste Inuyasha mit seinen gelben Zähnen an. "Ich weiß jetzt, wo du dich versteckst. Den anderen wird das bestimmt interessieren!" Inuyasha blickte ihn entsetzt an. Er würde doch nicht... Oh doch er wird, sagte eine Stimme in Inuyashas Kopf. Sie dir nur seine Augen an. Er tat es und was er darin las, beunruhigte ihn noch mehr. In den Augen funkelte eine böse Vorfreude. Kein Erbarmen spiegelte sich darin. Inuyasha schluckte. "Du wirst ihnen nichts sagen, klar? Sonst..." "Sonst was?" äffte er und stemmte die Hände selbstsicher in die Hüften. "Was willst du denn schon tun?" "Das wirst du schon noch sehen!" "Ohhhh! Ich hab ja solche Angst!" Er setzte eine erschrockene Miene auf, die vor Spott nur so triefte, und lachte dann brüllend auf. "Erzähl du mir nicht, wie du gegen mich ankommen willst!" rief er mit sich überschlagender Stimme. Inuyasha ballte die Fäuste und machte einen Schritt auf ihn zu. Er hielt aber sofort wieder an. Rigon schien sich nicht näher an den Schrein zu wagen. Vorerst einmal war Inuyasha also sicher. Das gab ihm neuen Mut. "Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?" fragte er, um dem Lachanfall von Rigon endlich ein Ende zu bereiten. Der Junge richtete sich wieder gerade hin und wischte sich einige Tränen aus den Augenwinkeln. "Du wirst es kaum glauben!" kicherte er. "Alina hat mir freundlicherweise gesagt, dass du dich hier irgendwo noch aufhältst." Inuyasha blickte ihn ungläubig an. Alina sollte ihn verraten haben? Nein, niemals. Das konnte nicht sein! "Ich glaube dir nicht. Du hast ihr irgendetwas angetan!" sagte er und funkelte Rigon zornig an. Der erwiderte seinen Blick ungerührt und grinste noch breiter. "Oh nein. Sie hat ganz freiwillig...." "AHHHHH!! HILFE!!" Ein entsetzter Schrei zerriss plötzlich die Luft und brachte Rigon aprupt zum Verstummen. Die Beiden Jungen wandten sich gleichzeitig der Richtung zu und blickten mit erschrockenen Gesichtsausdrücken in den Wald. Inuyasha fuhr ein Schauer den Rücken herunter. Ihm wurde abwechselnd warm und kalt. "D- das war A- Alina." stammelte er und stürzte an Rigon vorbei. Der schaute ihm erstaunt nach. "Was? Alina?" Entsetzt dachte er daran, wie er sie zu Boden gestoßen hatte. Da war doch nichts schlimmes passiert, oder? Plötzlich hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen. Am liebsten würde er einfach weglaufen, aber stattdessen rannte er Inuyasha hinterher. Er musste wissen, was da passiert war. Alinas Schrei hatte ja grauenhaft geklungen. Inuyasha lief so schnell er nur konnte. Alina war in Gefahr, das spürte er ganz genau. Er roch ihr Blut und ihre Angst. Was hatte dieser verdammte Rigon nur mit ihr gemacht? Dafür würde er büßen. Als er durch eine dichte Wand aus Sträuchern brach, vergaß er allerdings sofort seine Wut auf Rigon. Alina lag wimmernd auf den Boden. Über ihr stand ein grässlicher Dämon, der gierig auf das Mädchen hinabblickte. Sein Mund war sperrangelweit offen und schien den ganzen Kopf einzunehmen. Messerspitze Zähne saßen, unordentlich aufeinandergestapelt, darin. Blut klebte an ihnen und Inuyasha registrierte mit wachsenden Schrecken, dass Alina an der Seite stark blutete. Sie hob den Kopf, als sie das Knacken der Äste hörte und lächelte erfreut auf. "Inuyasha!" rief sie und schrie sofort wieder auf, als der Dämon zu einem weiteren Schlag ausholte. Inuyasha hob schnell einen Stein auf und lief auf den Dämon zu. "He, du Fettsack! Ich bin hier!" rief er herausfordernd und warf den Stein mit aller Kraft auf den Kopf des Dämons. Dieser grunzte und ließ von Alina ab. Er wandte sich langsam Inuyasha zu, der ihn nun entsetzt anstarrte und seine prekäre Lage erkannte. Ängstlich wich er zurück. "Lauf Alina!" schrie er, während er noch einige Steine aufhob. Der Dämon kam sabbernd auf ihn zu. "Ich... ich kann nicht!" antwortete das Mädchen. "Mein Fuß ist gebrochen." "Was? Wie denn?" Das war keine gute Neuigkeit. Er würde Alina wohl wegtragen müssen. "Rigon hat mich gestoßen und da ist es passiert." "Was sagst du da!?" Er traute seinen Ohren nicht. Also war doch Rigon an allem Schuld. Er würde nachher sein blaues Wunder erleben. Inuyasha knurrte und begann mit seiner lächerlichen Munition den Dämon zu bewerfen. Er nahm die Steine kaum wahr. Sie prallten wirkungslos von ihm ab. Schon viel zu bald stand Inuyasha mit leeren Händen da. Jetzt konnte er nur noch weglaufen. Aber er durfte Alina nicht im Stich lassen. Was sollte er bloß tun? Bevor er eine Entscheidung treffen konnte schlug ihn der Dämon mit seiner gewaltigen Pranke zu Boden. Inuyasha rollte über den holprigen Waldboden und blieb etwas benommen liegen. Der Dämon brüllte auf und stürzte sich mit seinen vielen Zähnen auf ihn. Er erreichte sein Opfer jedoch nicht, denn plötzlich flog ihm ein Tannenzapfen direkt ins Auge. Er knurrte wütend und wirbelte herum. Alina blickte ihm unerschrocken entgegen. "Lass meinen Freund in Ruhe, du Monster!" rief sie erbost. Inuyasha richtete sich entsetzt auf. Der Dämon grollte und stapfte hungrig auf Alina zu. "Nein!" Inuyasha sprang ihm auf den Rücken und kratzte wie wild auf seiner harten Oberfläche. Der Dämon brauchte sich nur einmal heftig zu schütteln und der Junge flog in hohem Bogen von seinem Rücken. Unbeeindruckt ging das Scheusal weiter und packte Alina grob. Er hob sie zu seinem stinkenden Mund. Das Mädchen schrie wie am Spieß und fing gleichzeitig an zu weinen. Ihr Gesicht war blass vor Angst. Inuyasha kreischte ebenfalls und rannte auf sie zu. Er war nicht schnell genug. Der Dämon schloss seine Zähne um Alinas rechten Arm und biss zu. "ALINAAAA!!!" brüllte der Junge und sprang hoch in die Luft. Er ballte die Faust und schlug dem Dämon ins Gesicht. Er ließ Alina überrascht fallen und taumelte zurück. Polternd fiel er zu Boden. Inuyasha nahm alles nur mehr verschwommen wahr. Ein roter Schleier hatte sich vor seinen Augen gelegt. Er stürzte sich wiederum auf seinen Gegner und hieb wie wild auf ihn ein. Dieser schrie nun, mehr vor Schmerz denn als Überraschung, auf. Er versuchte sich immer wieder aufzurichten, aber Inuyasha nagelte ihn mit seinen Schlägen regelrecht auf den Boden fest. Der Dämon blutete bereits aus zahlreichen Wunden. Schließlich ließ Inuyasha kurz von ihm ab, um Atem zu schöpfen. Diese Gelegenheit nutzte sein Gegner. Er sprang hastig auf und torkelte blutüberströmt davon. Inuyasha verfolgte ihn nicht. Er wusste, dass er sowieso bald sterben würde. Mit diesen Verletzungen würde er nicht weit kommen. Er schnaufte schwer und sprang mit einem Satz zu seiner Freundin. Fassungslos kniete er sich neben sie hin und streckte eine zitternde Hand nach ihr aus. "Nein... Alina...." Tränen rannen ihm unkontrolliert die Wangen herunter. Er Schluchzte laut und ballte so fest seine Hand, dass die Krallen in sein Fleisch schnitten. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn knurrend herumfahren. Es war Rigon, der angesichts Inuyashas Gemüt erschrocken zurückwich. Er hatte ihn noch nie so rasend erlebt. Inuyasha stand auf und ging mit festen Schritten auf ihn zu. Er schnaubte schwer. "I- Inuyasha...." stotterte der eingeschüchterte Rigon und nannte seinen Gegenüber zum ersten Mal beim Namen. "Ich habe alles gesehen. Ist... ist Alina... ich meine... sie..." Inuyasha gab ihm keine Antwort. Er sprang auf ihn zu und schleuderte ihn gegen einen Baum. Rigon keuchte überrascht und schnappte nach Luft. Woher hat er plötzlich diese Kräfte? dachte er entsetzt. Inuyasha ließ ihm keine Zeit sich aufzurappeln. Er packte ihn mit einem kräftigen Griff am Hals und zog ihn unsanft hoch. "Rigon." flüsterte er leise. Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang. "Alina ist tot und es ist deine Schuld." "Was? Nein! Nein, das ist nicht wahr!" schrie der Junge mit weinerlicher Stimme und zappelte wild. Inuyasha funkelte ihn kalt an. "DOCH DU BIST SCHULD! DU HAST ALINA DEN FUß GEBROCHEN, SIE KONNTE NICHT WEGLAUFEN!!" Er brüllte diese Worte so laut, dass seine Stimme ganz rau davon wurde. Rigon begann nun zu weinen. Angst und Schuldgefühle brachten ihn dazu. "Das... das wollte ich nicht. Ehrlich!" schluchzte er, aber Inuyasha hörte gar nicht hin. Er warf Rigon gegen einen anderen Baum. Der Junge flog mit dem Kopf hart gegen den Stamm. Es knackte und er blieb reglos liegen. Erst jetzt klärte sich Inuyashas Sicht wieder auf. Er starrte entgeistert auf Rigons Leiche. Tränen der Verzweiflung füllten seine Augen. Er begann am ganzen Leib zu zittern. "Was... was habe ich getan?" sagte er leise und starre auf seine Hände. Plötzlich erklangen laute Rufe und eilende Schritte kamen näher. "Die Schreie kamen aus der Richtung." rief jemand. Inuyasha fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. Oh nein! Die Dorfleute. Sie kamen hierher! Hastig wirbelte der Junge herum. Mit einem letzten Blick auf Alinas blutigen Körper lief er in den Wald. Er schlug nicht die Richtung zum Schrein ein, sondern steuerte auf den Herzen des Waldes zu. Alina, dachte er weinend. Es tut mir so leid. Mit gesenkten Kopf stürmte er Hals über Kopf ins Dickicht. Er würde nie wieder hierher zurückkehren. Er würde nie wieder unter Menschen gehen. Nie wieder. Er war eine Bestie. Ein wildes Tier. Er hatte sogar getötet. Bevor ihr mich alle erwürgt und verwünscht, muss ich euch sagen, dass Alina NICHT tot ist. Das kann ich euch doch nicht antun^^ Sie ist bloß bewusstlos und wird wieder gesund gepflegt. Ich denke jedoch nicht, dass Inuyasha je davon erfahren wird, da ich sonst in den folgenden Kapiteln einiges umändern müsste. Außerdem brauchte es etwas Erschütterndes, damit seine Kräfte erwachen. :) Vielleicht kommt Alina noch kurz einmal vor, sicher ist das aber nicht! Dafür verspreche ich euch, dass der tragischste Teil jetzt vorbei ist. Inuyasha fügt sich langsam in sein neues Leben ein und kommt immer besser damit klar. ^^ Das nächste Kapitel heißt: "Weg ins Ungewisse" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)