Flüstern im Morgenwind von Amunet ================================================================================ Kapitel 4: „Jagd“ ----------------- Zwei Wochen waren bereits seit unserer Flucht vergangen. Die Todesser verfolgten uns, sobald wir das Grundstück der Dursleys verlassen hatten. Doch wir konnten sie innerhalb von nur zwei Tagen geschickt abhängen. Obwohl ich es ursprünglich nicht so geplant hatte, waren wir beim Orden des Phönix untergekommen. Es war Draco, der mich durch seine bloße Anwesenheit dazu veranlasste, noch vor meiner großen Suchaktion einen weiteren sicheren Hafen anzulaufen. Sie waren erstaunt gewesen, als ich nicht alleine, sondern mit Draco kam und hatten ihn zuerst einer quälend langen Befragung unterzogen. Doch ich blieb die ganze Zeit über bei Draco und drückte heimlich unter dem Tisch seine Hand, während er mit eiserner Miene von seiner Zeit bei den Todessern erzählte. Draco ließ nicht zu, dass jemand anderes als ich, seine momentane Empfindsamkeit zu sehen bekam. Es verwunderte mich mitnichten, denn schließlich war Draco mit dem Gedanken aufgewachsen, sich keine Blöße geben zu dürfen. Und gerade diesen Menschen gegenüber zu treten, die er Jahre lang als minderwertig angesehen hatte, machte Draco zu schaffen. Sie schließlich um Hilfe zu bitten, war sowohl bitter, als auch schwer für ihn. Er erzählte davon, wie er von Lord Voldemort persönlich mit dem Crutiatus bestraft worden war für seinen Verrat. Doch Draco ging nicht ins Detail seiner Bestrafungen, denn die Erinnerungen daran zerrten noch tief an ihm. Sie waren, bedingt durch die Vergewaltigung, so persönlich, verletzend und demütigend, dass ich seine Scham durchaus verstand. Es fiel ihm bei diesem Teil seiner Erzählung sehr schwer, seine Maske zu bewahren und ich fragte mich unwillkürlich, ob die anderen diese Tatsache ebenso leicht durchschauen konnten, wie ich. Draco wusste nicht, wo das neue Quartier der Todesser lag. Doch er beschrieb es von Innen so gut er konnte. Er erzählte von hohen, kalten Räumen, welche wie Felsen wirkten, aber keine waren. Einmal hatte er die Wände berührt und festgestellt, dass sie sich warm anfühlten. Fast so, als wäre das raue Aussehen nur eine Fassade. Immerzu schien es an diesem Ort Nacht zu sein. Kein einziges Mal hatte er das Licht der Sonne zu sehen bekommen. Sehr schnell hatte er die Tage vergessen und bis heute wusste er nicht, wie lange er dort gefangen war. Die Mahlzeiten waren so unregelmäßig gebracht worden, dass auch dieses einfache Grundbedürfnis ihm nicht beim Zählen der Tage und Nächte geholfen hatte. Ich war fasziniert von Dracos Bericht, denn in der Zeit, in welcher er bereits bei mir war, hatten wir nie über die Details seiner Gefangenschaft gesprochen und so war mir jede Einzelheit wichtig. Mir war bewusst, dass jedes unbedachte Wort von ihm ein Stück des Puzzles sein könnte, dass uns der Vernichtung Voldemorts näher brachte. Meine Gedanken rasten alleine schon bei der Vorstellung, Voldemort endgültig besiegen zu können. Das Misstrauen meiner Freunde und der Mitglieder des Ordens konnte ich förmlich spüren. Viele waren neu zum Orden hinzugekommen und kannten seine Familie und ihn, ebenso, wie sich die Malfoys schon immer präsentiert hatten – arrogant, herzlos und immer auf den eigenen Vorteil bedacht. In unserer Position war es nicht gerade von Vorteil und doch ich konnte sie verstehen. Wäre in meinem Herzen nicht inzwischen diese unsagbare Liebe für Draco erwacht und wüsste ich nicht von der Zerbrechlichkeit seiner Seele, so würde ich ihn ebenso verachten. Wie all die anderen auch. Mir tat es dennoch weh, als ich all die finsteren Blicke auf seiner schmalen Gestalt sah. Für ihn musste es besonders hart gewesen sein, denn er war nirgends willkommen. Weder auf der Seite der Todesser, noch auf der Seite der scheinbar Guten. Es war Professor McGonagall, welche das Verhör über das Hauptquartier Voldemorts abbrach, als sie bemerkte, dass Dracos Erzählungen sie bei ihrer Suche nicht weiterbringen würden. Sie schnitt ein Thema an, das in mir Übelkeit aufsteigen ließ. Ich hatte versucht, es zu verdrängen. Doch meine Hauslehrerin schaffte es mit einem einfachen Satz, all diese Erinnerungen und Emotionen wieder an die Oberfläche zu bringen. „Weshalb haben Sie sich bereit erklärt, Professor Dumbledore zu töten?“ Draco wurde ganz blass und hielt den Atem an, kaum, dass diese Frage an ihn gerichtet wurde. Seine Hand in der Meinen zitterte stark und wurde ganz kalt und feucht. Nun hatte er einen Grad an Nervosität erreicht, der ihm anzusehen war. Unruhe kam in sein Wesen, doch dann drückte er meine Hand fester und blickte Professor McGonagall in die Augen. Es schien, als hätte er erneut Mut gefunden. „Man sagte mir, man würde meine Eltern und mich töten, wenn ich es nicht tue.“ Seine Stimme klang fest und dennoch nahm ich das unmerkliche Zittern darin wahr. „Aber haben Sie nicht daran gedacht, dass Professor Dumbledore Ihnen Schutz bieten könnte, Mr. Malfoy?“ „Der Dunkle Lord findet immer einen Weg, um Verräter zu bestrafen und wenn es Jahre dauern sollte. Er vergisst niemals.“ „Professor Dumbledore war der Einzige, vor welchem Voldemort Angst hatte, Mr. Malfoy. Nun gibt es niemanden mehr, der Voldemort noch einschüchtern kann!“ Professor McGonagall war wütend über so viel scheinbare Torheit, die sie in Draco fand. Und dennoch ließ ihre erhabene Haltung keinen Moment die Illusion zu, dass sie Dumbledores Tod verkraftet hatte. „Ihr irrt euch!“, sagte Draco zu aller Überraschung plötzlich in die Runde. „Es gibt jemanden, vor dem fürchtet sich der Lord noch mehr, als vor Dumbledore und er sitzt hier direkt neben mir.“ Sämtliche Augen wanderten auf mich. „Seien Sie nicht kindisch, Mr. Malfoy. Mr. Potter mag schon Großes geleistet haben, aber er wird sicherlich…“ Draco unterbrach sie geradezu hitzig: „Nein! Harry wird ihn besiegen! Er muss nur finden, was ihm fehlt. Severus sagte, das fehlende Puzzleteil läge in ihm und nicht in den Ho…“ Meine Hand schnellte hervor und legte sich auf Dracos Mund. Wieder waren alle Blicke auf mich gerichtet. Doch ich hatte nur Augen für Draco, der leicht rosa anlief, als er meine Warnung bemerkte. Es war nicht die richtige Zeit, um die anderen über die Horkruxe aufzuklären. Lediglich Ron und Hermine, welche ebenfalls anwesend waren, dürften die Andeutung von Draco verstanden haben. Ich wusste, ich würde ihnen später so einiges erzählen müssen. Nach diesem Gefühlsausbruch von Draco ging das Verhör wieder sachlicher zu und er konnte dem Orden noch ein, zwei Fragen beantworten, allerdings ohne tatsächlich hilfreich zu sein. Dann durften wir gehen. Sie hatten uns ein gemeinsames Zimmer zugeteilt, da das Misstrauen gegenüber Draco ungebrochen war. Insgeheim waren wir sehr froh darüber, denn so mussten wir niemandem erklären, weshalb wir gerne beieinander bleiben wollten. Wir waren noch nicht bereit, zu unserer Beziehung zu stehen. Alles war noch so neu und es gab so viele Gründe, es zu verschweigen. Immerhin waren wir bis vor kurzem noch erklärte Feinde gewesen. Und dann war da noch die Sache mit Ginny... Ich sah Ginny zum ersten Mal seit unserer Trennung wieder und in ihren Augen konnte ich ihren Zwiespalt erkennen. Sie wusste scheinbar nicht, ob sie mich umarmen oder Distanz halten sollte. Wir hatten uns getrennt, damit meine süße, nach Blumen duftende Ginny nicht zur Zielscheibe der Todesser wurde. Nun, da ich sie vor mir, und Draco neben mir stehen hatte, wusste ich, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Mein Herz hatte sich wirklich für Draco entschieden. Natürlich liebte ich Ginny noch sehr, aber Draco weckte in mir etwas, das so intensiv war, dass ich mich ihm näher fühlte, als irgendwem sonst. „Hi, Harry“, sagte sie schließlich und ihr Blick glitt von mir zu Draco. Erst da fiel mir auf, dass ich viel zu nahe an Draco stand, als es Freunde oder Bekannte taten, denn unsere Schultern berührten einander. „Hallo, Ginny“, entgegnete ich und versuchte unauffällig, den Abstand zwischen mir und Draco zu vergrößern. Doch ich musste dabei so ungeschickt gewesen sein, dass Ginny es mir sofort ansah, dass etwas nicht stimmte. Abermals schweifte ihr Blick von mir zu Draco und wieder zurück und ich sah, wie verschiedene Emotionen sich auf ihrem hübschen Gesicht ausbreiteten. Zuerst wirkte ihr Gesichtsausdruck fragend, dann erkennend und geschockt zu gleich, doch am Schluss wirkte sie nur noch verletzt. Abrupt drehte sie sich um und rannte die Treppe des Hauses hoch. Kurz darauf konnte man das Knallen einer Tür hören. „Was war das denn?“ fragte Ron, welcher mit Hermine die ganze Zeit die Szenerie beobachtet hatte. Ich sagte kein Wort... oooOOOooo Gemeinsam mit Ron und Hermine saßen wir in dem kleinen Zimmer, das man Draco und mir geteilt hatte. Draco hatte sich auf sein Bett gelegt und tat so, als ob er unserer Unterhaltung nicht lauschen würde. Trotzdem wir wussten alle, dass er jedes unserer gesagten Worte hörte. „Du hast dich verändert, Harry.“ „Bin ich schon wieder gewachsen, Hermine?“ Sie schmunzelte und sagte dann: „Das auch. Aber du weißt, was ich meine.“ Ich nickte. Natürlich wusste ich, worauf sie anspielte. Und auch Ron, der einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Hermine aufgesetzt hatte, schien voll im Bilde zu sein. Die Situation, mit welcher ich mich konfrontiert sah, wirkte einstudiert und es wäre nicht das erste Mal, dass Ron und Hermine so etwas taten... „Habe ich mich negativ verändert?“ hakte ich, nur zur Sicherheit, nach. „Nein“, beschwichtigte Hermine mich. „Nur...“, fiel Ron ihr ins Wort, „Was zum Teufel tut Malfoy hier?“ In Rons Stimme konnte ich den unterdrückten Zorn durchaus wahrnehmen. Scheinbar brodelte es die ganze Zeit schon in ihm. Doch ich wollte es ihm nicht so einfach machen und seine ganzen Vorwürfe hören. „Was meinst du, Ron?“ „Du… Er… Verflucht, er ist das Frettchen! Hast du vergessen, wie er uns die letzten Jahre behandelt hat?“ Ich konnte Rons Zorn verstehen und dennoch... Etwas in mir drängte mich, Draco selbst vor meinem besten Freund zu beschützen. „Würdest du ihm vergeben? Mir zuliebe?“ Ron schnappte sichtbar nach Luft. Mir war bewusst, dass meine Bitte auf ihn wie ein Peitschenschlag wirkte, aber ich wollte nicht, dass meine Freunde und Draco sich weiterhin im Streit befanden. Selbst Draco würde ich noch dazu bekommen, netter zu Ron und Hermine zu sein. „Warum, Harry?“ „Weil ich ihn liebe, Ron.“ Sie waren entsetzt von meinen Worten. Weder Ron noch Hermine konnte ein Wort sagen. Draco, der bei meinem letzten Satz aufgehorcht hatte, kam zu uns herüber und setzte sich neben mich auf das Bett. „Wir lieben uns, Ron, und ich versichere dir, dass es nicht an einem Zaubertrank liegt.“ Ich sah Draco zärtlich an und zog ihn an seiner Hand näher an mich heran. Mir war es in diesem Augenblick egal, was Ron und Hermine von uns denken mochten, auch wenn ich selbst von meinem Mut verblüfft war. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so leicht fallen würde, zu einer Beziehung mit Draco, zu einem Mann zu stehen, doch es war so. Bei Dracos Anblick konnte ich nicht anders. Mein Herz fühlte so sehr für und mit ihm, dass ich ihn um keinen Preis der Welt hätte verletzen wollen und können. Meine freie Hand streichelte über Dracos Wange und ich hatte das dringende Bedürfnis, ihn zu küssen. Ihn vor ihren Augen zu küssen. Damit sie wussten, dass nur ich dieses Privileg hatte. Meine Freunde sollten vor Neid erblassen, weil sie niemals etwas so Schönes wie Draco berühren durften. Aber gerade, als ich mich zu ihm beugen wollte, hielt Draco mich mit einem gehauchten „Nicht“ auf. Er wollte nicht gesehen werden, wenn wir uns Zärtlichkeiten schenkten und ich begriff allmählich. Nachdem wir miteinander geschlafen hatten, dachte ich, er hätte den Missbrauch verkraftet, aber seine Seele war nach wie vor verletzt. Nach wie vor brauchte er Balsam für seine Wunden. Draco war zu Handlungen und Dingen gezwungen worden, welche mir Brechreiz verursachten, sobald ich daran dachte. Und ich vermutete, dass sie ihn vor aller Augen dieser Entwürdigung unterzogen hatten. Seine Zärtlichkeiten sollten nur mir gehören – mir ganz allein. Er war noch nicht soweit, dass andere ihn dabei sehen sollten, und mein Herz wurde wieder einmal, dank ihm, schwer vor Liebe. „Harry?“ Es war Hermine, die sprach. „Seit wann?“ Ich sah meine beste Freundin an und lächelte sanft. „Seit Beginn der Ferien.“ „Das kommt so schnell und viel zu kurz, bist du dir sicher?“ Scheinbar fand sie es missbilligend, denn ich kannte das Zusammenziehen ihrer Augenbrauen nur zu gut. „Kann sein, aber ich fühle nun mal so. Noch nie hat sich etwas richtiger angefühlt als das hier“, sagte ich, während Draco sich enger an meine Seite schmiegte. „Ich wünschte, ihr könntet mich verstehen.“ „Lass uns noch eine Nacht drüber schlafen, Harry. Es war gerade etwas viel für uns.“ Hermine nahm Ron am Arm und zog ihn aus unserem Zimmer. Bei Hermine machte ich mir keine großen Gedanken. Sie würde meine Beziehung mit Draco mit der Zeit sicherlich billigen können, aber bei Ron… oooOOOooo In der Nacht lagen Draco und ich einträchtig nebeneinander und keiner von uns sagte ein Wort. Wir waren beide erschöpft von den Strapazen der letzten Tage und wollten nur noch schlafen, doch unsere Gedanken kreisten unaufhörlich. Schließlich war es Draco, der sich zu mir umdrehte. „Harry, bist du noch wach?“ „Ja.“ „Bist du mir böse?“ Erstaunt blickte ich zu ihm. „Warum sollte ich?“ „Wegen deinen Freunden. Sie… Sie werden dich jetzt sicher anders behandeln.“ Seine Stimme klang bedauernd und er erweckte wieder einmal das Bedürfnis in mir, ihn zu umarmen und nicht mehr loszulassen. „Sie werden sich dran gewöhnen.“ „Meinst du?“ „Ja. Sicher.“ Ich hatte nicht die Befürchtung, dass meine Freunde meine Beziehung nicht akzeptieren könnten. Nein... Mir bereitete etwas ganz anderes Sorgen. Mein Zugeständnis zu Draco war unüberlegt gewesen. Nicht, dass ich ihn verleugnen wollte, es war nur… Hatte ich mich nicht aus dem Grund, den Menschen, der mir am meisten bedeutete, zu schützen, von Ginny getrennt? Ursprünglich war das meine Motivation gewesen. Natürlich hatte ich nicht ahnen können, dass Draco dann auftauchen würde. Mich lehren würde, dass es eine innigere und tiefere Form der Liebe gibt. Jetzt, im Nachhinein, sah ich meine impulsive Handlung als töricht an. Was, wenn Voldemort und seine Anhänger hinter das Geheimnis von Draco und meiner Beziehung zueinander kamen? Wenn sie ihn benutzten, um gegen mich zu agieren? Wenn sie ihn noch mehr verletzten, weil ich ihn liebte? Mir wurde eiskalt ums Herz bei diesem Gedanken. Ich wusste, Draco würde es nicht verkraften können, noch ein weiteres Mal geschändet zu werden. Und egal, wie sehr ich ihn liebte... Ich wusste nicht, ob ich in der Lage war, ihn tatsächlich zu schützen. Erst, als Dracos Arme mich umschlangen, holte er mich aus der düsteren Welt meiner Gedanken heraus. Ich lächelte ihn an. „Hör auf zu Grübeln, Harry. Ich weiß, was du denkst und glaub mir, du brauchst dir keine Sorgen machen. Morgen werden wir mit Granger und Weasley einen Plan ausarbeiten, wie wir die Horkruxe am Besten zerstören können. Schon bald wird dieser schreckliche Krieg Vergangenheit sein.“ Ich wünschte, ich hätte seinen Worten glauben schenken können, doch irgendwie hatte ich die dunkle Ahnung, dass dieser Krieg gerade erst begonnen hatte. „Harry, du machst es immer noch.“ „Tut mir Leid.“ „Komm her, ich werde dich auf andere Gedanken bringen.“ Mit diesen Worten zog Draco mich noch fester an sich heran. Sanft legte seine Lippen auf die Meinen, während seine Finger unter das Oberteil meines Schlafanzuges glitten… oooOOOooo Draco und ich hatten uns in diesen zwei Wochen, die wir jetzt schon beim Orden waren, gut eingelebt. Morgens nahmen wir an dem Spezialtraining für Verteidigung gegen die dunklen Küste mit sämtlichen Neuzugängen teil. Auch wenn er und ich nicht sonderlich viel Neues lernten, gerade diese durch das Sondertraining entstandene Routine würden wir in Zukunft gebrauchen können. Nachmittags stöberten wir gemeinsam mit Ron und Hermine in allen möglichen Berichten und Zeitungsartikel, immer auf der Suche nach einem Hinweis über einen der Horkruxe. Außerdem hatte mir Professor McGonagall das Denkarium von Dumbledore überlassen. Tatsächlich fanden wir die meisten Hinweise in den weißen Nebeln seiner Erinnerungen. Inzwischen waren wir soweit, dass wir uns über den Aufbewahrungsort eines Horkruxes sicher waren. Es würde keinen Aufklärungstrupp vom Orden geben. Der Orden brauchte sämtliche Mitglieder an der offenen Front, da immer mehr Berichte über Angriffe auf Muggel am helllichten Tage eingingen. Außerdem wusste niemand von der Suche nach den Horkurxen. Von Draco, Ron, Hermine, Snape und mir abgesehen... Zwei Tage später ging ich. Ron, Hermine und Draco wollten mich begleiten. Ich hatte ihnen gesagt, dass sie im Stützpunkt bleiben sollten, doch sie ließen sich nicht davon abbringen. Die bloße Vorstellung, dass einem von ihnen etwas zustoßen könnte, machte mir Angst. Und egal, wie sehr ich mir Gedanken um Ron und Hermine machte, meine Besorgnis für Draco war noch stärker. Obwohl das zarte Band zwischen uns noch so neu und verletzlich war, zitterte mein Herz vor Angst, dass ich ihn hätte verlieren können. Ich wusste, ich musste mich auf das Kämpfen konzentrieren. Aber immer wieder schlich sich Draco in meine Gedanken. Er hielt mich gefangen. Sein ganzes Sein prägte mich. Für immer... Es erfüllte mich mit Zärtlichkeit, wenn ich ihn beobachte. Auch wenn es nur die Art war, wie er sein Haar aus dem Gesicht strich. Wenn er sich mit mir unterhielt, war es die Sanftheit in seiner Stimme, die mich innerlich schaudern ließ. Nachts, wenn er in meinen Armen lag und schlief, fühlte ich seinen kräftigen Herzschlag beruhigend unter meiner Handfläche. Ich wusste, dass ich dieses Gefühl nie mehr missen wollte. Ich wollte Draco niemals mehr missen, aber ich musste gehen. Und so wie die Chancen standen, würde ich es sein, der den Krieg nicht überleben würde. Vielleicht war es für Draco besser, wenn ich ihn verlassen würde. Auch wenn Draco kein Wort sagte, merkte ich, dass er litt. Als wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten, hatte ich es aus Unerfahrenheit nicht erkannt. Doch dann, als wir schon einige Male beieinander waren, fiel es mir auf - dieses unmerkliche Flackern in seinen Augen, wenn ich in ihn drang... Wenn der Schmerz der Vereinigung über ihn rollte, bevor diese Qual von der Süße des Liebesspiels hinfort gerollt wurde, konnte ich die Angst in seinen schönen Augen sehen... Ich fragte mich wirklich, weshalb er sich das antat, ich würde doch warten, bis er bereit sein würde. Mehrmals hatte ich schon versucht, ihm zu sagen und zu zeigen, dass wir nicht miteinander schlafen müssten. Doch sobald ich mich von ihm abwandte, holte er sich meine Nähe auf eine fast schon kindliche und besitzergreifende Weise. Mir schien, dass er in meinem Armen etwas suchte und möglicherweise sogar fand, von dem ich nicht erkennen konnte, was es war... Manchmal in der Nacht, da wachte ich auf, weil er unruhig schlief und von seiner Folter träumte. Sein hilfloses Wimmern in der dunklen Nacht zerriss mich fast, da ich ebenso hilflos war, wie er. Dann festigte sich mein Entschluss, diesen schrecklichen Krieg so schnell wie möglich zu beenden, immer mehr. Ich konnte dieses Leid um mich herum nicht ertragen. Es zerfraß mich innerlich. Draco, an meiner Seite, schlief bereits. Ich hatte ihm und den anderen Beiden einen leichten Schlaftrunk in ihr Abendessen gemischt. Er wirkte nicht lange. Trotzdem lange genug, dass er mir einen großen Vorsprung verschaffte. So sehr ich ihre Hilfe schätzte, meine Besorgnis war so groß, dass sie mich wahnsinnig machte. Nun, da ich wusste, wo sich einer der Horkruxe befand, wollte ich ihn selbst holen und zerstören. Danach wollte ich zurück ins Hauptquartier. Nachdem ich mir die Vorwürfe meiner Freunde angehört hatte, konnten wir die restlichen Horkruxe suchen. Es war das Flüstern des Morgenwindes, das mich unweigerlich an meine Flucht aus dem Haus der Dursleys erinnerte, welches mich begrüßte, als ich mich heimlich aus dem Haus schlich und drei Straßen weiter zum Versteck des Horkurxes apparierte. Nun war ich der Jäger und mein Erfolg oder meine Niederlage konnte über das Schicksal unzähliger anderer entscheiden. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)