Liebe ist eine Schwäche von abgemeldet (Shulla) ================================================================================ Kapitel 19: Wo die Träume enden und die Realität beginnt -------------------------------------------------------- Ich habe keine Ahnung, wie lange ich gerannt bin. Die Straßen ziehen endlos an mir vorbei, die Dunkelheit der Nacht weicht noch nicht dem Tag. Es ist fast leise, der Asphalt und der Schnee schlucken meinen Schritte. Zurück bleiben nur Spuren – Abdrücke meiner Schuhe. Aber auch sie werden bald verweht sein. Vergangen und vergessen. Straßenlaternen spenden spärliches Licht. Ich sehe es nicht. Eigentlich sehe ich gar nichts. Meine Gedanken haben schon längst Überhand über mein Dasein genommen. Und während die Gegenwart an mir vorbeizieht, lebe ich noch immer in meinen Gedanken den verlorenen Traum. Mein Herz raste, als ich anhielt, mich keuchend an eine kalte Mauer lehnte. Ich schloss kurz die Augen, nur um für ein paar Sekunden Luft zu holen. Luft holen für was? Während mein Herz hart pochte und ich fühlte, wie sich Kopfschmerzen anbahnten, versuchte ich, mich selbst wieder etwas zu beruhigen. Ich kam so nicht weiter. Ganz egal, wie dumm ich war und auf welch gemeine Art das Schicksal zugeschlagen hatte; wenn ich wie ein Idiot durch die Gegend rannte, änderte sich dadurch auch nichts. Nach einigen Sekunden der mühevollen Versuche, mich auf den Boden der Tatsachen zu bringen, war ich im Kopf zumindest soweit wieder fit, dass ich fähig war, die Lage etwas distanzierter zu betrachten. Nagi war weg. Nagi liebte mich, wusste aber nicht, dass seine Gefühle die ganze Zeit erwidert worden waren. Beziehungsweise er wusste es doch und jetzt war er verschwunden. Meine einzige Schlussfolgerung war, dass er mit seinen Schuldgefühlen nicht klar gekommen war und jetzt den Weg der Flucht gewählt hatte. Fast hätte ich gelacht. Wie ähnlich mir Nagi war. Erneut brach eine Welle des Schmerzes über mich herein und übermannte mich in ihrer Wucht. Ein Schluchzen unterdrückend lehnte ich meinen Kopf an die kalte Mauer. „Kann ich Ihnen helfen?“ Die Stimme von hinten durchbrach meinen Anfall und ließ mich meinen Kopf drehen. Verdatter blickte ich in ein Gesicht, das mir nichts sagte. „N-nein..“ Zu mehr ließen sich meine Beißwerkzeuge nicht bewegen. Der Mann blickte etwas verstört, öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, ließ es jedoch schlussendlich.Stattdessen senkte er seinen Kopf vor der Szenerie, die vor ihm stattfand. Ich erkannte nicht gleich, dass er sich meinetwegen schämte. Als ich schließlich den Hintergrund seines Tuns erkannte, biss ich mir verschämt auf die Lippen. In mir wurde der Gedanke frei, sich zusammenreißen zu müssen. Nach einem letzten verunsicherten Atemzug drückte ich den Klingelknopf. Eine Glocke erklang, widernatürlich in der morgendlichen Stille der Gegend. Es rührte sich nicht gleich jemand, erst nachdem ich einige Zeit leise vor mich hin gewartet hatte, wurde an der Tür gezogen. „Yuuichi..? Was...“ Kaito blickte mehr als verschlafen zu mir herab, er trug nur Boxershorts und ein T-Shirt und seine Augen waren leicht rot und verquollen. Irgendwo in meinem Kopf machte es „pling“, aber ich konnte nicht feststellen, was genau mich an dem Anblick von Kaito beunruhigte. „Kann ich reinkommen..?“, murmelte ich zaghaft und kam mir dabei mehr als dumm vor, zumal man niemanden um so eine Uhrzeit herausholte. „Klar.. komm rein..“ Kaum die Tür geschlossen, spiegelte sich ein gespenstisch besorgter Ausdruck auf Kaitos Gesicht wieder. „Was ist passiert..?“ Ich schüttelte meinen Kopf, wie um mich selbst zu überzeugen und trat näher an ihn heran. „Es ist nichts“ In Kaitos Augen blitzte es kurz ungläubig auf, aber er fasste sich sofort wieder, bevor er mich an sich heranzog und in seine Arme schloss. „Man würde meinen, es sei einfacher für dich, wenn Nagi weg ist; aber das ist es nicht, oder?“ Ich schüttelte erneut den Kopf und versuchte seine Wärme auf mich zu übertragen. Ich brachte es nicht fertig, ihm die Wahrheit zu sagen. Das, was passiert war. Von dem Tagebuch, von Nagis Worten. Wenn ich es einfach für mich behielt, würde alles gut werden, oder? So standen wir eine Weile, schweigsam, ohne, dass einer noch mehr sagte, als das ohnehin schon Gesprochene. „Du bist ziemlich kalt, lass uns ins Bett gehen. Ich bring dir einen Tee“ Anstatt wegen des plötzlichen Durschneidens der Stille zu erschrecken, nickte ich einfach. Kein Gedanke war in meinem Kopf, nur das Bedürfnis, jetzt endlich zu schlafen, dem kleinen Bruder des Todes einen Besuch abzustatten. Und womöglich nie wieder aufzuwachen. Nagis Wahrheit für die Ewigkeit zu wahren. ~~+~~ [Anmerkungen der Autorin] Heute habe ich irgendwie nichts zu sagen.. Außer, dass mir Yuuichi mehr als leid tut. Es tut mir auch leid, dass ich ihn so leiden lasse, aber irgendwie macht es das Leben einem ja auch nicht leicht, oder? Als ich dieses Kapitel geschrieben habe, hatte ich etwas ganz Bestimmtest im Kopf - so wie immer. Aber leider weiß ich nun nicht mehr, was ich euch sagen wollte. Hm.. ich kann euch raten, bei der Fanfiction den "Candidate for Goddess"-Soundtrack zu hören. Der ist wirklich schön und so stimmig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)