Liebe ist eine Schwäche von abgemeldet (Shulla) ================================================================================ Kapitel 15: Abel und Kain ------------------------- But unto Cain and to his offering he had not respect. And Cain was very wroth, and his countenance fell. And the LORD said unto Cain, Why art thou wroth? and why is thy countenance fallen? If thou doest well, shalt thou not be accepted? and if thou doest not well, sin lieth at the door. And unto thee shall be his desire, and thou shalt rule over him. And Cain talked with Abel his brother: and it came to pass, when they were in the field, that Cain rose up against Abel his brother, and slew him. Dass Nagi sich nicht meldete, hatte ich angenommen. Trotzdem verletzte es mich. Ich wusste, dass ich anderen Menschen nicht so viel bedeutete, wenn sie mich denn überhaupt wahr nahmen, aber ab und zu wünschte ich mir, dass wenigstens die wenigen Freunde, die ich hatte, mich nicht wie alle Welt behandelten. Naja. Meine Wünsche werden gewohnterweise nicht erhört. Also fand ich mich damit ab, dass eben wieder eine Freundschaft zerbrochen war. Dass es dieses Mal mein bester Freund war, bestätigte mich nur in meiner Einstellung, die ich irgendwann begonnen hatte, anzunehmen. Alles mit einem Schulterzucken abzutun, weiter zu machen und nicht zurück zu sehen. Ich hasse meine Vergangenheit. Es gibt nichts darin, an das ich mich erinnern möchte. Mit viel Mühe hatte ich Kaito davon überzeugen können, dass ich mich nicht für ihn und uns schämte. Jetzt galt es nur noch, meine Worte in die Tat umzusetzen. Da Nagi mein kleines Geheimnis, das von meiner Abnormität zeugte, nun ja kannte, konnte ich getrost meine Schwulheit auch in der Öffentlichkeit zeigen. Wen interessierte denn schon, was Yuuichi tat? Was Yuuichi fühlte? Wer Yuuichi in Wirklichkeit war? Einige Tage nach unserer Begegnung im Park hatte ich Kaito von Zuhause abgeholt und ihn in die U-Bahn gezerrt. Mein Vorwand: Ich wollte ins Einkaufszentrum. Auf halber Strecke, als gerade sehr viele Leute zugestiegen waren, hatte ich Kaito geküsst. Oder besser ausgedrückt; ich hatte ihn im wahrsten Sinne des Wortes überfallen. Mein Freund hatte mich mindestens so entgeistert angeschaut, wie die umstehenden Leute empört gewesen waren. Aber ich hatte nur gelächelt und mich an ihn geschmiegt. Frei nach dem Motto: Ich fühle mich wie Zuhause. „Wenn ich jetzt diesen Schritt mache, bespringst du mich dann wieder?“, grinste mich Kaito von der Seite an und blieb demonstrativ vor der U-Bahntüre stehen. Ich wurde zugegebenermaßen etwas rot – so wie ich das eben immer wurde – und grinste zurück. „Ich kann's auch gleich tun“ Damit hauchte ich ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und trat schnell in das Abteil. Ein lachender Kaito folgte mir. Ich blickte zum Fenster hinaus, schaute den Häusern zu, wie sie vor der Scheibe vorbeizogen, sich mit ihrer grauen Fassade vom Boden abhoben. Ab und zu störte kurz ein Strommast die Monotonie und hinterließ das Gefühl, als hätte sich ein toter Baum an dieser Stelle befunden. Tote Bäume brauchen kein Wasser. Es war ein trauriges Bild, dass sich mir bot, und meine Laune befiel etwas Melancholisches, während ich weiterhin die triste Landschaft betrachtete und Gedanken nachhing. Heute war das erste Mal wieder Probe. Es war schon zwei Wochen her seit dem letzten Mal und ich fragte mich, wie es sich anfühlen würde, meine geliebten Drum Sticks wieder in der Hand zu halten. Als mir Nagi in den Sinn kam, verdüsterte sich meine Stimmung um einige Nuancen. Natürlich. Ihn würde ich heute auch sehen. So wie meine anderen „Freunde“, die nur noch Augen für sich selbst hatten, wo sie sich erst einmal gefunden hatten. Na wenn schon. Im Grunde genommen konnte mir das alles sowas von egal sein.. Vor Nagi brauchte ich mich nicht schämen, weil ich für ihn eh nicht von Bedeutung war und die anderen zwei waren stockschwul, da war's dann keine große Neuigkeit, dass ich zu ihrem „Kreise“ gehörte. Nichts desto trotz entfuhr mir ein Seufzer und mit einer langsameren Bewegung als sonst strich ich mir das Haar aus der Stirn. Für mein künftiges Leben würde ich mir ein dickes Fell zulegen. Oder wohl eher mir einen Panzer umschnallen. Mein leises „Yo“ ging fast unter in dem Begeisterungssturm, den Ren, Sae und Kaito aufführten. Nagi grinste nur vor sich hin. Was er wohl dachte? Ich zuckte imaginär mit den Schultern und betrat das Gebäude – wenn die anderen sich ihre Geschichten noch zu erzählen hatten, konnten sie das ruhig, sofern sie nicht damit rechneten, dass ich mich daran beteiligen würde. Langsam ließ ich die Vier hinter mir und betätigte den Lichtschalter. Es wurde nicht gerade hell, eher etwas schummrig, aber trotzdem strahlte die Lampe etwas Warmes, Gelbes aus. Ich fühlte mich fast ein bisschen wohl in dem Raum. Vor allem als ich mein geliebtes Schlagzeug erblickte, hob sich meine Stimmung merklich. Ohne noch weiter zu zögern, näherte ich mich ihm und setzte mich schließlich dahinter, ließ meine Fingerspitzen kurz über die Flächen der Trommeln gleiten. Fühlte sich immer noch gleich an, wie vor zwei Wochen. Ich grinste innerlich; natürlich hatte sich das Gefühl nicht verändert. „Lass' mich an deinen Gedanken Teil haben – ich will auch lachen“ Ich hob meinen Kopf, sah Nagi vor mir stehen. Was wollte er jetzt noch von mir? Wo er sich so offensichtlich in keinster Weise für mich interessierte? „Ich lache nicht“, erwiderte ich leise und suchte nach meinen Drum Sticks. Wo hatte ich sie bloß das letzte Mal hingelegt? „Bist du böse auf mich?“, ließ die Stimme nicht locker. „Nein. Du bist kein Freund von mir, also bin ich nicht sauer auf dich“, nuschelte ich irgendwo vom Boden hinauf, während ich immer noch nach den schmalen Dingern suchte. Dabei schlug mir mein Herz bis zum Hals und meine Hände waren schwitzig. Mir wurde eben klar, dass meine Aussage kein bisschen logisch gewesen war. Verdammt! Ich hätte mich würgen können. Warum sagte ich bloß das Falsche in so einem wichtigen Moment? Er musste mich ja für völlig dumm halten! Warum lachte er nicht? Hätte doch wirklich gepasst. Nagi hatte jedoch meine Worte so verstanden, wie sie gedacht gewesen waren. Oder zumindest war er auf die Aussage dahinter, „Du bist nicht mein Freund“, angesprungen. „Warum bin ich nicht dein Freund?“, kam es etwas verwundert von ihm. „Hah, gefunden!“, rief ich, hielt zugleich die Drum Sticks glücklich in der Hand und richtete mich auf, krabbelte unter dem Schlagzeug hervor. Nagi sah mich wartend an. „Weil du dich nicht für mich interessierst. Aber mach' dir keine Sorgen – ich bin das gewohnt“, lächelte ich ihn an. Meine enorme äußerliche Selbstbeherrschung war gigantisch im Vergleich meiner Krise, die ich in dem Moment psychisch gerade austrug. Ich hätte gedacht, dass Nagi vielleicht sauer sein würde, oder eventuell beleidigt; aber nichts Dergleichen geschah. Stattdessen blinzelter er nur ein, zwei Mal, schaute mir weiter ins Gesicht, ganz so, als hätte er gehört, was ich gesagt hatte, aber verstünde es einfach nicht. Meine Enttäuschung wuchs. Dies war seine letzt Chance gewesen, die ich, ohne es mir eingestehen zu wollen, ihm gegeben hatte. Aber er tat nicht das, was er tun hätte sollen. Keine Reue. Keine Entschuldigung. Kein „Doch, du bist mir wichtig“. Ich wandte mich ab und spielte ein Mal probeweise auf dem Schlagzeug. „Vergiss' es. Es ist nicht so wichtig. Leb' dein Leben weiter und kümmer dich nicht weiter um mich. Das ist okay für mich. Wirklich.“ Ende. Schon als ich die Worte ausgesprochen hatte, hätte ich heulen können. Alles in mir schrie danach, sie nicht von mir zu geben oder zumindest zurück zu nehmen, aber meine Lippen blieben versiegelt. Sie ehrten zumindest dieses eine Mal meinen Stolz. Ich war der Überzeugung, dass ich es mir mit Nagi nun entgültig verbockt hatte, dass ich das Ende, welches er eingeleitet hatte, selbst vollführt hatte. Natürlich. Ich durfte mir nicht erlauben, es mir mit anderen zu verscherzen. Denn wenn ich es tat, zuckten sie mit den Schultern und gingen weg. Ließen mich alleine. Kamen nicht wieder. Dann war ich noch einsamer, als ich es ohnehin schon war. Ich wurde nur geduldet. Und nicht mehr. Aber wenn ich solche Worte von ihnen hörte, blieb ich an ihrer Seite. Ich war ja ihr Freund, ich war ja für sie da. „Jeder hat 'mal einen schlechten Tag“ Der Gedanke, der mir die Augen verschloss für so lange Zeit. Aber jetzt hatte mein Abel meinen Kain erschlagen. ~~+~~ [Anmerkungen der Autorin] Hey, ganz ehrlich, irgendwie verhaltet sich Yuuichi sehr shiyahaft; soll heißen, er nimmt merklich meine Charakterzüge an. Ich bin auch so schnell dabei, alles abzubrechen und alle Brücken hinter mir abzureißen und dabei das nicht mal wirklich zu wollen. Yuuichi ist gerade sehr verletzt, er erwartet eine Reaktion, die ihm beweist, dass Nagi ihn liebt. Durch seinen Bruch der Freundschaft versucht er Nagi für sich zu gewinnen. Sein innerer Kampf nimmt ziemliche Dimensionen an. Es ist ziemlich kompliziert, das alles darzustellen. Meine inneren Kämpfe und meine Erfahrung mit solchen Dingen helfen mir, das einigermaßen hinzubekommen. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)