Liebe ist eine Schwäche von abgemeldet (Shulla) ================================================================================ Kapitel 13: Wann das letzte Mal? -------------------------------- Als ich zuhause ankam und den Schlüssel ins Loch der Eingangstür steckte, war meine Laune etwas besser. Ich drehte ihn um und betrat meine kleine Wohnung. Auf dem Heimweg hatte ich mit mir und den Tränen gekämpft, weil ich mich geschämt hatte, auf der Straße vor Fremden zu weinen. Zusätzlich war ich ja auch ein Mann. Nicht, dass das ein Grund für mich gewesen wäre, aber Schwäche in der Öffentlichkeit oder generell vor anderen Menschen zu zeigen, war mir ein Gräuel. Die Schwächeren fraß eben das Leben und ich hatte nicht sonderlich Lust, zu den Gefressenen zu gehören. Auch wenn mich ab und zu der Gedanke befiel, dass vielleicht gerade diese Leute, die glücklicheren waren. Durch die ganze Bekämpferei hatte sich auf den letzten paar Metern bis vor eben meiner Haustüre ein neues Gefühl dazugesellt; Abgeschlossenheit. Die Sache war vorbei. Ich brauchte keine Hoffnungen mehr in Nagi zu setzen. Nagi war ver-ge-ben. Kaum zwei Minuten wieder in den gewohnten vier Wänden, klingelte es. Ich schaltete den Herd aus, stellte den Topf auf eine der kalten Platten und trottete in den Wohungsflur. Es war Kaito. "Hi.." Etwas unbeholfen stand er auf dem Teppich vor der Schwelle und machte den Anschein, als läge ihm noch Weiteres auf dem Herzen. Ich beäugte ihn fragend. "..Schatz" Von der einen auf die andere Sekunde wurde ich rot und wusste nicht mehr, was darauf sagen. Aus meinem Verlust der Worte heraus, entschied ich mich für das Erstbeste: ich zog ihn schnellstens herein und schloss die Tür. Was, wenn die Nachbarn das jetzt gehört hatten? "Ich.." Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffnete ich meinen Mund auf und zu, gab dabei aber nicht wirklich etwas Produktives von mir. "Schon okay.. ich sag's nich wieder..", erwiderte Kaito beschwichtigend und machte sich daran, seinen Mantel abzustreifen, um die Situation zu lockern. "Nein, das.. ich mag das eigentlich.. ich.. es hat mich nur verlegen gemacht..", murmelte ich hastig vor mich hin, fügte hinzu: "Das sagt nur niemand zu mir.. Ich muss mich zuerst daran gewöhnen" Kaito drehte sich um. "Dann gewöhn dich schnell daran.. Ich glaube, ich will es sehr oft sagen" Sein Lächeln ließ mich ganz mulmig fühlen; hatte ich eben gerade das Verlangen, ihn zu küssen? Er schien wohl den Gedanken geteilt zu haben, denn ohne noch weiter seine Schuhe auszuziehen, blickte er mich kurz an und überbrückte dann den minimalen Abstand zwischen uns und legte seine Lippen auf meine. In der Perplexheit ganz anders reagierend, als ich gedacht hatte, schloss ich einfach nur meine Augen und nach kurzem Zögern schlang ich auch meine Arme um seinen Hals, schmiegte mich merklich an ihn. Seine Hände um meine Hüften fühlend genoss ich den Augenblick, dachte keine Sekunde an Nagi. Warum auch? Hatte das denn schon jemals Sinn gemacht? "Gott.. es fällt mir so schwer, von dir abzulassen - es fällt mir überhaupt so schwer, dich nicht dauernd zu berühren", seufzte Kaito leise vor sich hin, als er den Kuss gelöst hatte. Er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sie rutschte zurück. Ein erneutes Seufzen entwich seiner Kehle, als er den Blick in die Fernen des Spiegels schweifen ließ. Was er auf der glatten Oberfläche wohl sah? "Warum quält er sich eigentlich so?", schoss mir durch den Kopf. Und dann tat ich etwas, wovon ich der Annahme gewesen war, es sicherlich nie zu machen. Ich hob zögerlich meine Hand, strich ihm das lästige Haar aus der Stirn und beugte mich langsam näher zu ihm. So nahe, bis ich knapp vor seinen Lippen war und uns so gut wie nichts mehr trennte. Ich ließ diese Milimeter hinter mir und küsste ihn sanft. So fühlte sich also die Initiative an.. Es dauerte nur kurz, aber als wir uns trennten, wirkte er mehr als erstaunt. Erstaunt und zufrieden zugleich. "Wenn du das öfter machst, werde ich dich gar nicht mehr in Ruhe lassen können.." "Will ich auch nicht", hörte ich meine Sprechorgane erwidern. Ja? War dem so? "Ich liebe dich", war das Letzte, das Kaito zu mir sagte, bevor er mich und meinen Mund erneut zu akrobatischen Meisterleistungen herausforderte. Dieser Kuss dauerte sehr viel länger, als die vorherigen. "Hey, hör' mir zu, wenn ich mit dir rede!" "Tu' ich doch", murmelte ich zurück und verfolgte weiter gebannt das Schauspiel, welches mir der Fernseher bot. Der Held stand gerade mitten im Raum, von der Waffe seines Feindes bedroht. Jedoch zuckte er nicht ein Mal mit der Wimper, stattdessen zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab. "Nein, tust du nich!", hörte ich Kaito dumpf irgendwo murren. "Doch.." "Und was hab' ich dann gesagt..?", erwiderte er mit genervter Stimme. Ich drehte mich um. Kaito hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und starrte mich nun mit trotzigem Gesicht an. "...Warte.." Angestrengt versuchte ich mich daran zu erinnern, was mein Freund mir gerade noch mal erzählt hatte. Leider war nicht ein Fünkchen von seiner Erzählung hängen geblieben. "..du hast von dir erzählt..?", versuchte ich es deshalb mit einem relativ sicheren Satz, wie es mir zumindest schien. "Daneben" Seine linke Augenbraue zog sich bedrohlich hoch, während ich seine Beleidigkeit fast schon fühlen konnte. Wie Nebel schwebte sie imaginär auf mich zu und erstickte mich fast. "Es tut mir leid..", beeilte ich mich zu sagen, wirkliche Reue darüber empfindend, dass ich mich von dem Film so hinreißen hatte lassen und Kaito ignoriert hatte. "Das zählt nicht als Entschuldigung", kam die schnippische Antwort. "Es tut mir aber wirklich leid..", erwiderte ich etwas hilflos. Was erwartete er denn? Dass ich mich vor ihn hinkniete? Ihm die Füße küsste? Wobei.. Gar keine so schlechte Idee.. Noch bevor Kaito protestieren konnte, war ich zu ihm gerobbt und hatte meine Lippen auf seine gelegt. Widerstand zwecklos. Ein paar Minunten und einige tiefe Atemzüge später war Kaito schon um einiges besser gelaunt. "Bist du jetzt noch böse..?", traute ich mich ihn erneut zu fragen, während ich, etwas verunsicherte von meinem erneuten Ergreifen der Initiative, meinen Freund nervös musterte. "Gleich noch mal.." Mit meiner Aktion hatte ich dann wohl das Tier in Kaito hervorgerufen, denn ohne sich weiter mit Schmollen zu beschäftigen, klebte er munter an meinen Lippen und, nebenbei bemerkt, seine Hand unter meinem Shirt. "Was hast du mir eigentlich erzählt..?", fragte ich ihn, nachdem er sich wieder von mir gelöst hatte. "EIGENTLICH hab' ich dich nur gefragt, ob ich 'was für uns kochen soll", kam es von Kaito zurück. "Und nur weil ich diesen Satz nicht gehört hab' - boah, du bist sowas von fies!", erwiderte ich mit weit geöffneten Augen. Immerhin erkannte ich gerade, dass Kaito mich ganz schön hintergangen hatte. "Klar bin ich das", grinste er zurück. Ich warf ein Kissen nach ihm. Er fing es geschickt auf und schnappte sich zugleich auch noch mein Handgelenk. "Und soll ich jetzt 'was kochen, Süßer?" "Ja" Dass ich sehr, sehr rot wurde, konnte ich leider nicht vermeiden. "Seit wann kannst du kochen?", fragte ich mein Gegenüber, nicht ganz ohne sarkastischen Unterton, während ich mit den Stäbchen nach den Nudeln langte. "Ziehst du gerade meine Kochkünste herunter?", antwortete ein kauender Kaito. "Nein, wie käme ich darauf", grinste ich zurück und schob mir Ramen in den Mund. "Will ich auch hoffen - ansonsten wird's heute nichts mit romantischem Spaziergang" Voll und ganz mit essen beschäftigt, fiel Kaito nicht auf, wie rot ich ab seiner Aussage schon wieder geworden war. Verdammt, warum konnte man mich mit Worten so leicht verlegen machen? Als wir gegessen hatten, zogen wir uns unsere Mäntel an und verließen Kaitos Wohnung. Der Spaziergang, von dem mein Freund gesprochen hatte, stand mir also kurz bevor. Während ich noch nervös vor der Haustüre stand und meine Hände in meiner Manteltasche knetete und dabei Kaito betrachtete, wie er abschloss, begann es wieder zu schneien. Die Flocken fielen weich und flaumig auf mein Haar. Ich drehte meinen Kopf dem schon dunklen Himmel zu und beobachtete, wie die kleinen, weißen Dinger scheinbar aus dem Nichts kamen. Eigentlich war das wirklich schön.. "Hier" Ich drehte mich zu der Stimme um und sah, dass Kaito mir seine Kappe entgegenstreckte. Als ich nicht antwortete, fügte er betreten hinzu: "Damit du nicht ganz nass wirst.." "Das ist süß..", hörte ich mich sagen. Im Begriffe dessen, was mir herausgerutscht war, sah ich verlegen auf meine Schuhspitzen. Ich hatte mich nicht im Zaum. Schon fühlte ich seine Hand an meiner Wange. Sie war warm, im krassen Gegensatz zu meiner kalten Haut. Ob es ihn fröstelte, wenn er mich berührte? "Und auch wenn uns jetzt Nachbarn sehen, wenn sie empört über uns sind, wenn sie sich Dinge zuraunen, die einfach nur gemein sind, es ist mir egal. Jetzt, in diesem Moment möchte ich nichts mehr, als dich berühren" "Kaito..", flüsterte ich mit heiserer Stimme, während ich das Gefühl hatte, mein Herz überschläge sich sicher jeden Moment vor Schnellligkeit, mit der es klopfte. Warum musste er nur so etwas sagen..? Es machte mich so verlegen, es überforderte mich schier. Was sollte ich denn darauf antworten? Und überhaupt, wie meinte er das? Was war an mir denn schon so besonders? Jeder andere Mensch musste sich doch gleich anfühlen.. Es gab nichts, was mich vom Rest der Welt unterschied. Ich tat das Einzige, was mir einfiel. Ich lächelte unsicher und schlich seiner Hand davon, betrat die Dunkelheit jenseits der Straßenlaterne, unter der wir uns befunden hatten. Noch ganz peinlich berührt, versuchte ich nicht daran zu denken, was passiert war. Es brachte mein Herz so aus dem Takt, dass ich Angst hatte, dass ich vom Weg abkommen würde. Von welchem Weg? Seit wann gab es einen Weg in meinem Leben? War ich denn schon jemals einer Richtung gefolgt? Einer Richtung, die ich wirklich wollte? Einer Richtung, die mir nicht mein Schicksal aufgezwungen hatte? Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas bekommen hatte, dass ich mit ganzem Herzen gewollt hatte. ~~+~~ Anmerkungen der Autorin [heute]: Ach du liebe Zeit~ Ich hab schon bis Kapitel äh.. wartet.. 18? Geschrieben~ Es wird noch was auf euch zukommen. Jedes Mal, wenn ich zuhause bin, kann ich nichts hochladen. Das kackt mich entschieden an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)