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Liebe ist eine Schwäche

Shulla
von

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Die Wahrheit, die alles gut macht

Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass die letzten zwei Wochen schön gewesen wären. Auf einer Skala von eins bis zehn verdienten sie eine glatte Vier. Immerhin zwei Punkte besser als die Zeit davor. Ehrlich, ich hatte mich bemüht. Mein Körper schaffte nur die Umstellung schneller als mein Kopf.

Wenn ich aufwachte, versuchte ich, Kaito in meinen Gedanken zu haben und mich daran zu erfreuen. Vielleicht hätte es besser geklappt, wenn er neben mir gelegen hätte. Die Tatsache, dass er seine Eltern in Osaka besuchte, hinderte ihn allerdings daran, bei mir zu sein.

Und es stand noch immer ein Outing aus. Keiner meiner Freunde der Band wusste von uns. Nagi auch nicht..

Vielleicht war gerade deshalb der letzte Donnerstag, so schlimm gewesen. Wenn ich daran zurück dachte, zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen und ich versuchte mit aller Kraft, jede Erinnerung schnellstens wieder zu verscheuchen.
 

"Da bist du ja!"

Nagi strahlte mich an, die geöffnete Tür in der Hand.

"Komm' rein!"

Ich trat über die Schwelle und schlüpfte aus meinen hohen Schuhen, folgte ihm ins Innere des Hauses. Der gewohnte Geruch von Räucherstäbchen schlug mir entgegen, so wie jedes Mal, wenn ich sein Heim betrat. Nagis Vorliebe für die kleinen Holzdinger grenzte manchmal richtig an einen Fetisch; aber so wie alles andere an ihm, störte es mich nicht im Geringsten und ich bewunderte ihn für seine Einmaligkeit.

Wenn er etwas tat, dann war es für mich immer ein Zeichen seiner Persönlichkeit, seines Einfallsreichtums. Der Gedanke, dass meine rosa Brille ihm gegenüber diese Einstellung enstehen lassen hatte, schob ich hartnäckig in die hinterste Schublade meines Bewusstseins ab, so wie manch andere Dinge, die ich zwar wusste, dass sie existierten, aber einfach nicht akzeptieren wollte.

Selbstschutz.
 

"Playstation? Ich hab ein neues Spiel und es ist DER Hammer! Die Grafik ist unglaublich.."

Die weiteren Worte hörte ich nicht. Irgendwie drangen sie nur in mein Bewusstsein ein, um dann so schnell wie möglich wieder aus einem imaginären Loch an meinem Hinterkopf zu verschwinden. Wie wenn sie erkannt hätten, dass mein Hirn auf Stand-By war, wenn ich in Nagis Gegenwart war.

Zumindest funktionierten meine Sinne sonst einwandfrei. So sog ich jede Bewegung, jeden Gesichtsausdruck von ihm in mich auf, ich kam mir fast wie ein Ertrinkender, der ein Stück Land sieht, vor. Dabei war es nur die logische Reaktion meines Unterbewusstseins, dass sein Programm auf Entzug geschalten hatte.

All die Zeit hatte ich krampfhaft versucht, Nagi aus dem Weg zu gehen. Es hatte sich nicht einfach gestaltet, immerhin sollte es ihm nicht auffallen, denn ich wollte nicht, dass er mich fragte, warum ich seinen Kontakt mied.

Dass mich diese Querdenkerei ganz schön beansprucht und ich vor lauter psychischem Stress zeitweise nicht einmal mehr Hunger verspürt hatte, bemerkte ich jetzt durch den Stein, der mir vom Herzen fiel, als Nagi arglos und ohne etwas zu bemerken neben mir auf dem Boden saß und seinen Controller in der Hand hielt. Ich hatte meine Sache bist jetzt gut gemacht.

Höchst konzentriert ließ ich meinen Charakter durch die virtuelle Welt streifen. Höchst konzentriert deshalb, weil ich wusste, dass wenn ich es nicht war, ich meine Gedanken nicht länger im Zaum halten konnte.

Das, was dann geschah, passierte ohne Vorwarnung. Mein Leben hatte einfach einen Haufen unangenehmer Überraschungen parat.
 

"Bin gleich wieder da"

Mich erhebend, war ich gerade im Begriff zu stehen, als mich die Hand packte und zurück zog.

"Halt warte, du kannst nicht einfach mitten drin aufstehen!"

Ich knallte bereits auf den Boden, als mich die Worte erreichten.

Nicht auf das gefasst gewesen, hatte ich keine Gelegenheit den Fall abzuschwächen oder gar abzustützen und schlug frontal mit dem Gesicht auf.

Mir wurde schwarz vor Augen und mein Atem verwandelte sich in ein ersticktes Keuchen. Ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen schossen und schloß schnell die Lider, um innerlich fest auf die Zähne zu beißen. Ohne einen Ton von mir zu geben lag ich da, umgekippt, wie ein gefällter Baum.

Ich hörte Nagis erschrockenen Ausruf. Sekunden später fühlte ich seine Hand an meiner Schulter, die Stimme, die erschüttert "Yuuichi! Es tut mir so leid! Yuuichi, alles OK?" sprach und der Atem, der sanft mein Ohr berührte.

Ich konnte nicht sprechen.

Nagi deutete mein Schweigen ganz falsch.

"Ich rufe den Arzt!"

Damit sprang er auf.

"Nein, bleib da.." Mühevoll hatte ich mich zu einer Antwort durchgerungen, setzte einen weiteren, noch leiseren Satz nach.

"Bleib bei mir.."

Nagi hielt inne, kam zurück und setzte sich neben mich, legte wieder seine Hand auf meine Schulter. Ich wusste nicht, ob er meine letzten Worte gehört hatte, insgeheim hoffte ich, dass sie nicht zu ihm vorgedrungen waren.

"Geht es..?"

Seine Stimme klang schuldbewusst, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass mir ein Schauer über den Rücken lief, als sein Atem mich wieder traf, diesmal im Nacken.

Meine Gedanken schoben den Schmerz schneller beiseite, als alles andere es vermocht hätte.

"Ich lebe noch..", murmelte ich zu ihm hinauf.

"Es tut mir wirklich leid..."

Die Betroffenheit, die von ihm ausging, schlug förmlich wie Wellen gegen meinen pochenden Körper.

"Schon OK.. Es hört langsam eh schon auf, weh zu tun.."

"Kann ich etwas für dich tun?", kam es weiter von ihm, meine Beschwichtigung ignorierend.
 

"Umarm' mich"

Noch bevor ich mir der Worte bewusst war, hatte ich sie ausgesprochen. Dass ich in dieser Sekunde mein ganzes Hab und Gut verschenkt hätte, wenn irgendjemand meine Aussage rückgängig gemacht hätte, brachte mir leider auch nichts.

Über mir hörte ich, wie scharf die Luft eingezogen wurde.

Ich wollte gerade eine meiner zig Ausreden anbringen - im Ausreden erfinden war ich mittlerweile spitze - als Nagi leise sprach.

"Yuuichi.. warum willst du, dass ich dich umarme..?"

Sein Tonfall verriet, dass sich gerade viele Zahnräder in seinem Kopf drehten.

"Weil mir kalt ist..", nuschelte ich nach oben, hoffend, dass er mir das abkaufte.

Warum musste ich auch so blöd sein und das sagen?!

Wenn er jetzt eins und eins zusammen zählte..

"..Wirklich nur das..?"

Ich nickte.

"Ja ich beginn' jeden Moment zu zittern.. Du kannst mir aber auch eine Decke bringen.."

Hoffentlich sah er nicht, wie rot mein Gesicht war. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte er gerade beschlossen, der Sonnenoberfläche Konkurrenz zu machen.

"OK.."

Schon hatte ich seinen Körper auf mir. Er fühlte sich warm und weich an und ich revidierte meinen Gedanken mit der Sonnenoberfläche. Mittlerweile hätte ich der Hitze in meinem Inneren nach auch getrost die ganze Sonne verschluckt haben können.

Eine unbehagliche Stille legte sich in den Raum, während Nagi mich mit seinem Körper bedeckte.

Die Situation hätte nicht unangenehmer sein können. Das Störende dabei war, dass wenn die Umstände anders verlaufen wären, ich mich wie der glücklichste Mensch der Welt gefühlt hätte.

Wenn mir nicht im Nacken gesessen wäre, dass ich fast aufgeflogen war. Dass Nagi mich fast enttarnt hatte.

"Nagi.. ich glaube, ich gehe jetzt besser.. Mir ist gerade eingefallen, dass ich die Wäsche in der Waschmaschine gelassen hab. Ich bin ab und zu so ein Schussel.."

Ich quälte mir ein Lächeln ab, versuchte mich unter ihm hochzurappeln, was gar nicht so einfach war, wenn man bedachte, dass mir noch immer alles weh tat vom harten Aufprall von vorhin.

"Okay.."

Er lächelte schwach zurück und gab den Weg frei.

"Komm gut nach Hause.."

Seine Worte begleiteten mich bis ich zuhause ankam und die Wäsche in die Waschmaschine gab.
 

~~+~~
 

[Anmerkungen der Autorin] diesmal:

Im Moment hab' ich das Gefühl, die FF wird noch sehr lange sein, aber wie ich mich kenne, kann sich das auch schlagartig ins Gegenteil umkehren. Man weiß eben nie, wie die Dinge dann tatsächlich laufen.

Kaito und Yuuichi teilen auf den ersten Blick mehr miteinander, aber die Beziehung zwischen Nagi und Yuuichi ist viel tiefer.

Ab und zu ist es so schwer, dass rüber zu bekommen.

Aber wenn man's recht versieht; manchmal merkt man gar nicht, wie nahe man einem Menschen eigentlich steht, weil solche Prozesse so langsam voran gehen, dass es wie beim Wachsen ist; plötzlich ist man groß; plötzlich kann man sich ein Leben ohne den anderen nicht mehr vorstellen.

Also hab' ich doch wieder eine Entschuldigung dafür, dass man vielleicht nicht so gut sehen kann, wie nahe sich Yuu und Nagi stehen.

Im nächsten, beziehungsweise übernächsten Kapitel wird das deutlicher zu merken sein.

Ich will bis zum Ende durchhalten.

Da hab ich mir wohl was Ordentliches vorgenommen..



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2006-02-07T17:36:01+00:00 07.02.2006 18:36
Toooool *--------*
Ich les mir jetzt alle Kapitel durch und schreib dir zu jedem einen Kommi ne,nicht wundern wenn ich weiter hinten bin^^
Ich liebe deine FF*gar nicht oft genug sagen kann*
Von: abgemeldet
2005-11-13T00:28:28+00:00 13.11.2005 01:28
so ich hab mir alles durchgelesen, was ich bis jetzt noch nicht gelesen hatte
und es ist guuuut
mehr!
*lach*
ich bin ja schon soooo urgespannt wie du das ganze weiterführst ^^
Von: abgemeldet
2005-11-12T19:31:52+00:00 12.11.2005 20:31
ich glaube, ich schreibe in jedem kommentar das selbe, aber was soll ich machen... ^^°

ich schliesse mich adritha an... ich habe keine ahnung, was ich besser finden würde...

diese fanfiction nimmt mich wirklich mit... ich finde sie einfach unglaublich...

nja... ich weiss, meine kritik ist nicht wahnsinnig konstruktiv...

katsu
Von:  toto-Ro
2005-11-12T16:00:21+00:00 12.11.2005 17:00
Wahhh....>.<
ich glaub nagi merkt was, neee?
*nervös desu*
uuh...ich weiß nich was ich besser find...wenn kaito und yuu zusammenbleiben oder...wenn nagi und yuu zusammenkommen. Oder nachher passiert was ganz anderes @.@

Na ja...ich werds sehen/lesen, nee? XDDDD
Also schreib schnell weiter, hai? War wieder sehr scön zu lesen ^^


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