Liebe ist eine Schwäche von abgemeldet (Shulla) ================================================================================ Kapitel 4: Dunkelheit --------------------- Als ich das Geräusch zum ersten Mal hörte, dachte ich zuerst, ich träumte. Durch Nagis leichtes Rütteln an meiner Schulter und seiner Stimme, die scheinbar versuchte, Worte zu bilden, die ich aber nicht verstand, wachte ich ganz auf und realisierte, dass die Töne unmöglich aus einem meiner Träume stammen konnten. Endlich registrierte ich auch, was mein Angebeteter mir zuflüsterte. "..du wach?" Leichtes Nicken meinerseits. "Hörst du das auch?" "Hai-" Nagi kletterte aus dem Bett und ging, oder vielmehr schlich ungeschickt durch den Raum. "Ich werde nachsehen", flüsterte er mir zu. "Dann komme ich mit!", sagte ich entschlossen und kroch aus dem Bett. Irgendwie konnte ich Laute hören, wie wenn.. wie wenn jemand leise schrie.. Es machte mir Angst und so beeilte ich mich, Nagi nachzuhuschen. "Yuuichi..?" "Kaito?" Ich dreht mich um und sah, wie unser Vocal ebenfalls aus dem Bett stieg und sich unserer kleinen Gruppe anschloss. "Ich weiß zwar nicht, war ihr vorhabt und was das für Geräusche sind, aber ich werde auf jeden Fall mit euch gehen..", murmelte er schlaftrunken. Also öffnete Nagi die Tür und schlich äußerst vorsichtig auf den Gang. Dicht gefolgt von uns anderen zwei. Die Laute, die wir gehört hatten, waren jetzt lauter und kamen direkt von der rechts an unser angrenzenden Tür. Ren und Sae schliefen dort drinnen! Vielleicht waren sie in Gefahr! Nagi schien ganz ähnlich zu denken, denn er wandte sich leise an uns und flüsterte: "Wir werden die Räuber überraschen. Wenn wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben, werden wir vielleicht auch mit einer Überzahl fertig!" Damit machte er einen Schritt, wir ihm auf den Fersen, und stieß verheißungsvoll die Türe auf. Was ich dann sah, ließ mir die Scham ins Gesicht schießen. Ich hätte mich förmlich am liebsten selbst auf den Mond bugsiert. Nagi hatte immer noch seine Hand and der Türklinke und war mitten in der Bewegung wie von der Tarantel gebissen stehen geblieben. Kaito war schlicht und einfach sprachlos mit weit herunter gelassener Kinnlade. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so geschämt. Sae saß auf Rens Schoß, seine Händen hinten am Laken abgestützt, während Ren sich rhythmisch bewegte und keuchte. Die Laute, die wir gehört hatten, waren Rens Stöhnen gewesen.. Entsetzt hielten sie nun inne und starrten und mit einer Mischung aus Panik und tiefer Verlegenheit an. Ich murmelte ein noch peinlicheres "Gomen Nasai" und drehte mich um. Als Kaito sich immer noch nicht vom Fleck rührte, zog ich ihn kurzerhand mit. Nagi hatte eine ganz andere Reaktion; er tat das einzig Richtige; er sprach: "Lasst euch nicht stören" und schloss die verhängnisvolle Tür. Mit einer Miene, von der ich nicht den kleinsten Funken einer Emotion oder eines Gedankens ablesen konnte, ging er zurück in unser Zimmer. Kaito hinter mir herzerrend, folgte ich ihm. Was er wohl dachte? Ob es ihm so peinlich war, wie mir? "Ich schätze, wir sollten jetzt alle ins Bett gehen und schlafen", war alles, was er leise und sachlich sagte. Ich kroch in mein Bett zurück und hoffte inständig, dass Nagi sich wieder neben mich legen würde. Meine Hoffnung erfüllte sich nicht, der Platz neben mir blieb die ganze Nacht über leer. Licht. Unweigerlich musste ich blinzeln. Die Sonne schien direkt ins Zimmer und hatte mich, der nahe an der Balkontür lag, geweckt. Einige Augenblicke lang genoss ich das dumpfe, träge Nachgefühl des Schlafes, bevor ich zu Nagi schielte, um zu schauen, ob er schon wach war. Er starrte an die Decke. Ich ließ meinen Blick nach links schweifen und sah Kaito noch vor sich hin dösen. "Nagi..?", sagte ich leise. "Ja..?" "Was denkst du über gestern Nacht?" Er zögerte, bevor er antwortete. "Ich denke, es ist ihre Sache." Plötzlich kam mir ein Gedanke. In seiner Absurdität war er schon fast wieder denkbar.. Ich musste meinen ganzen Mut zusammen nehmen. Das war eine Gelegenheit, die nie wieder kommen würde. Zitternd überlegte ich innerhalb von Sekunden, ob ich es tun sollte oder nicht. Ich wusste ja die Folgen nicht. Was tat ich, wenn er mich nachher für einen Homo hielt? Was ich ja war, aber eben nicht zugeben würde? Ich musste es trotzdem wagen.. Mit heiserer und noch leiserer Stimme als zuvor stellte ich die Frage, die mir im Moment so sehr auf der Zunge lag. "H-Hat es dich angemacht?" Die Zeit schien sich kurzzeitig entschlossen zu haben, sich endlos zu dehnen, denn es kam mir wie Stunden vor, bis er antwortete. "Warum fragst du mich das?" Mein Unbehagen wuchs, während ich nach einer plausiblen Erklärung suchte. Ich fand keine. "Weil mir gerade der Gedanke kam.." "Nein", erwiderte er "Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich keiner von beiden sein musste. Und du?" Ich antwortete nicht. In mir war eine niemals vorhandene Welt zusammen gebrochen. Ein riesengroßes, schwarzes Loch tat sich in meinem Kopf auf und verschlang alles. Auf einmal. Jedes Gefühl, dass ich für Nagi empfand, hatte einfach kein Recht zu existieren, hatte es niemals gehabt. Schwärze und dieser unsägliche Schmerz, etwas verloren zu haben, das unsagbar wichtig war. Ich hatte meine Hoffnung verloren. Ich wollte weinen, ich wollte sterben, wenn jemand gekommen wäre und mir gesagt hätte, dass er mich erschießt, ich hätte einfach ohne zu zögern genickt. Wie sollte ich damit fertig werden? Dieses unmenschliche Verlangen von ihm geliebt zu werden auf der einen Seite und auf der anderen Seite zu wissen, dass es nie, nie geschehen konnte, weil ich nur ein kleiner, dreckiger, schwuler Versager war? Ich spürte, wie sich Tränen ihren Weg über meine Wangen bahnten.. Wenn er mich für jede einzelne Träne nur ein bisschen geliebt hätte, ich hätte geweint, bis sie versiegt wären, meine Augen außerstande, noch das kleinste Tröpfchen von sich zu geben. Ich hätte in Kauf genommen, dass ich für den Rest meines Lebens nicht mehr weinen hätte können.. Ich hätte damit leben können, am Rande der Gesellschaft, als Schwuchtel zu existieren.. Wenn er dabei gewesen wäre.. Aber mein Leben war kein Film und Nagi nicht der Prinz, der einen rettete. In der Realität gab es kein Happy End, die Realität brachte es einem auch nicht schonend bei. In der Realität bestand das Glück auch nicht daraus, dass man mit der großen Liebe bis ans Ende der Tage zusammen war, sondern aus den kurzen Zeitspannen zwischen dem ganzen Unglück, dass man ertragen musste. Durch die ganzen Rückschläge, die man einkassierte, erfreute man sich schon daran, wenn man an einem Tag, nicht wieder an den Anfang zurückgeworfen wurde.. Und ich hatte den größten Fehler gemacht, den man machen konnte: Ich hatte mir die Frechheit heraus genommen, mich zu verlieben. Dabei wusste ich doch, dass mir die Menschen, die ich liebte, nicht vergönnt waren. Wahrscheinlich würde ich den Fehler immer wieder machen, bis ich daran zugrunde ging. Vielleicht würde es so das Beste sein. Ich hatte es nicht verdient, geliebt zu werden. Ich hatte es nicht einmal verdient, von ihm beobachtet zu werden, geschweige denn wenigstens jetzt, wenn auch nur für Sekunden, das Glück zu fühlen. Ja, gewiss, mein Leben würde weiterverlaufen. Ohne Freude, ohne Hoffnung, ohne etwas, dass mich fröhlich gemacht hätte. Ich würde jeden Morgen alleine aufwachen, alleine den Tag verbringen, alleine versuchen, mich davon abzulenken, dass ich eigentlich schon seit langem Selbstmord begehen wollte. Genauso wie immer. ~~+~~ Anmerkung der Autorin [heute über die Inspiration]: Eigentlich kann ich mich ab allem inspirieren lassen O_ô dabei.. kann ich mir allerdings nicht selbst aussuchen, von was. Schräg eigentlich - mein Kopf sucht sich selbst aus, was er nützlich findet und was nicht o_ô.. Naja. Das war der kleine Teil, von dem meine "Werke" [im Moment fällt mir kein besseres Wort ein -gomen] ihren Inhalt beziehen. Der weit größere Teil kommt von mir. Ich glaub, so ziemlich jeder Charakter in meinen Geschichten bekommt Charaktereigenschaften von mir *lach* [Arme Leser.. ^^"] Oh und dann hängt's noch davon ab, wann ich schreibe. Ab und zu hab ich wahre Höhenflugtage xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)