Liebe ist eine Schwäche von abgemeldet (Shulla) ================================================================================ Kapitel 2: Damit leben? ----------------------- Einige Zeit war vergangen seit dem Tage, an dem mir klar geworden war, dass ich mich in Nagi verliebt hatte. Und ich hatte Stück für Stück begonnen, es zu akzeptieren. Allerdings machte das meine Lage nicht unbedingt einfacher. War es zuerst das Problem gewesen, dass ich mich in meinem Körper fremd gefühlt hatte, so war es jetzt die erneut sehr grausame Erkenntnis, dass meine Liebe unerwidert bleiben würde. Warum sollte Nagi just in dem Moment, wo ich mir über meine Gefühle zu ihm bewusst geworden war, seine Neigung über Bord werfen und es mir gleich tun? Das wäre absurd. Und wer sagte denn, dass er sich dann auch noch in mich verliebte? Es war hoffnungslos. Dennoch blieb in mir dieser kleine Funken Hoffnung, der genährt wurde durch Aussagen, Taten seinerseits, die ich vielleicht falsch, vielleicht richtig interpretierte. Diese Ungewissheit und das Tag für Tag wachsende Verlangen nach ihm machten mich schier verrückt. Aber ich versuchte stand zu halten. "Hey, kommst du?" Ich nickte, begann hastig in seine Richtung zu laufen und stolperte. Er musste es wohl kommen sehen haben, denn als ich einen Aufprall erwartete, kam keiner. Stattdessen fand ich in seinen Armen wieder. Mir wurde heiß und ich spürte, wie sich eine peinliche Röte in meinem Gesicht ausbreitete. Gleichzeitig klopfte mein Herz wie wild, zu nahe war ich der Vorstellung, von der ich immer träumte. Vor meinem inneren Auge zogen Bilder vorbei, wie er mich jetzt küssen würde, wie er mir seine Liebe gestand, wie er mich hochhob.. Der Moment war vorbei. Er hatte mich von sich geschoben und mir auf den Kopf gepattet. "Yuu-chan, alles OK?" "Hai..", stammelte ich verlegen, während ich versuchte, mich wieder zu beruhigen, was jedoch nicht einfach war, da ein erneutes Glücksgefühl mich zu überlaufen drohte, als ich "chan" vernahm. Nagi verwendete es nur selten, sonst pflegte er mich "kun" zu nennen. Vielleicht war dies ein Zeichen? Ich schüttelte innerlich den Kopf. Man sollte nichts überbewerten. Nagi legte seinen Arm um meine Schulter. "So. Ich pass' jetzt auf, dass dir nicht weitere schier unbezwingbare Steinchen zum Verhängnis werden" Er zwinkerte mir zu und ich lachte. Ich musste mich wohl sehr dumm angestellt haben. Da wir heute wieder Probe hatten, hatte mich Nagi wie üblich von zuhause abgeholt, damit wir zusammen hingehen konnten. Er wohnte ja nicht weit weg. Drei Straßen und 14 Häuser um genau zu sein. Wir schlenderten also weiter zur nächsten U-Bahn Station, um diese Art von Zug zu benützen. Während des ganzen Marsches ergab sich keine Gelegenheit, ihn zu betrachten. Zu auffällig wäre es gewesen, ihn jetzt verstohlen anzuschielen, wo sein Arm immer noch über meiner Schulter hing. Vielleicht würde sich ja in der U-Bahn eine Gelegenheit anbieten.. "Hast du am Wochenende eigentlich schon etwas vor?", begann ich nach einiger Zeit ein Gespräch. Nagi überlegte kurz und starrte dabei Richtung Himmel. "Nein", kam es dann von ihm. "Warum hast du was geplant?" Er lächelte mich an dabei. Innerlich zerfloss ich und klebte bereits als Matsch-Yuuichi am Boden. "Hai!" Ich smilte zurück. "Wir könnten alle zusammen für zwei Tage ans Meer fahren.." Sein viel zu schönes Lächeln, dass mich jedes Mal Hunderte von imaginären Ohnmachtsanfällen erleiden ließ, begleitete seine Antwort. "Gute Idee" Der Himmel leuchtete blauer, als je zuvor, als wir die U-Bahn bestiegen. Zumindest für mich. Ich musste zuerst realisieren, dass ich ein Wochenende mit meinem Angebeteten verbringen konnte. OK, die anderen waren auch da.. Aber das war egal, dachte ich mir. Hauptsache, er war dabei. Es würde sicher toll werden! Ich fühlte mich, wie in Watte gepackt, viel zu glücklich in dem Moment. "Ich will die ganze Welt umarmen" hätte mich wohl passend beschrieben. "Hey, du strahlst ja wie ein Atomreaktor", grinste mich Nagi an. Ich lachte und zog eine gespielte Schnute. "Ich freue mich eben auf das Wochenende" Damit handelte ich mir ein Lachen seinerseits ein. Er stupste mich leicht in meinen Bauch. "Ich mich auch" Als wir ein wenig später beim Proberaum ankamen, warteten Sae und Ren schon davor. Sie konnten uns nicht sehen, da sich zwischen ihnen und uns eine Art Zaun aus mannsgroßen Sträuchern befand. Nagi blieb plötzlich stehen und ich kam verwundert dicht neben ihm auch zum Stillstand. "Was ist denn los?", wisperte ich, unbewusst wissend, dass es wohl gerade besser war, meine Stimmlautstärke auf niedrigem Level zu halten. Als Antwort legte er einen Zeigefinger an seine Lippen und deutete auf die sich vermeintlich hinter dem Gebüsch Befindenden, Sae und Ren. Ich verstand nicht, was er meinte. "Sieh hin", flüsterte er mir nach einem Augenverdrehen zu. Das tat ich dann auch und keuchte laut auf. Sah ich, was ich sah? Oder besser; waren das wirklich gerade eben Sae und Ren, die vor der Tür des Proberaumes einen langen Kuss austauschten? "Deiner Reaktion zufolge wusstest du es genauso wenig, wie ich" Ich nickte nur mit ausgefahrenem Mundwerk. Nagi übernahm diese Aufgabe für mich und klappte ihn mir wieder zu, während er leise weitersprach: "Jetzt krieg dich wieder ein. Sie küssen sich ja nur. Hast du noch nie zwei sich küssende Männer gesehen?" Doch. In Gedanken Tausende Male. Vor dem Einschlafen, wenn ich an dich dachte, das Erste, was ich geistig sah, wenn ich aufstand am Morgen.. "Nein" Ich schüttelte den Kopf. Es war ja auch sehr unüblich hier. "Uh uh Kleiner, dann war's mal höchste Zeit, ne?" Mit einer Hand wuschelte mir Nagi durchs Haar. Beschämend für wie naiv er mich hielt. Aber trotzdem wunderte ich mich, wie locker er mit dem Thema umgehen konnte. "Lass uns zu ihnen gehen jetzt. Wir tun einfach so, als hätten wir nichts gesehen. Wenn es an der Zeit ist, sagen sie uns das sicher von selbst" Damit ging er zielsicher los und ich hinter ihm her. "Hey Leute!" Nagi mimte perfekt den Unwissenden. Ich bemühte mich einfach, es ihm so gut es ging nachzutun. Ren und Sae grüßten nicht im geringsten überrascht zurück, allerdings war mir nicht entgangen, dass der Abstand zwischen den beiden um ein großes Stück gewachsen war. Ob das Nagi wohl auch aufgefallen war? Wir warteten zusammen auf Kaito, der wie immer den Schüssel bei sich hatte. Die Hände lässig in den Hosentaschen kam er daher und grüßte. "Konnichi wa minna-san" Mit den Worten verbeugte er sich und wir taten es ihm gleich. Manchmal wusste ich einfach nicht, ob er wirklich so traditionell höflich war oder uns einfach nur auf intelligente Weise auf den Arm nehmen wollte. Wenn ich so nachdachte, war er mir eine durch und durch undurchsichtige Person. Und das, obwohl er so was wie meine Familie war. Ich stimmte den Takt an und begann zu spielen. Nagi stand rechts vorne, so dass er schön in meinem Blickfeld war. Das hieß, ich konnte ihn grandioserweise beobachten.. Wie er seine Gitarre hielt.. Seine Finger waren richtig filigran hatte ich letztens bemerkt, als ich ihn genauer gemustert hatte, während er den Kopf in eine andere Richtung gestreckt hatte. Jetzt schloss er die Augen und.. "Yuu-kun!" Ich wurde unsanft von Kaito aus meinen Gedanken gerissen. "Hast du vor, heute noch zu spielen?" Meine Augen weiteten sich, als ich auf meine Finger guggte, die sich keinen Millimeter von der Stelle bewegten. Ich hatte vor lauter Konzentration auf Nagi, das Spielen vergessen! Gott, war die Situation peinlich.. Ich senkte schuldbewusst den Kopf und murmelte: "Gomen nasai.." Kaito zog seine Augenbraue hoch. "Er ist in letzter Zeit öfters auf Sondertrips", witzelte Nagi von der Seite und Sae kicherte, ganz bestimmt etwas Zweideutiges denkend. Jedoch Kaito war anzusehen, dass er es nicht sonderlich lustig fand. Ich starrte scheinbar interessiert auf meine Drumsticks und hoffte innigst, man möge mir meine Röte nicht ansehen und vor allem man würde nicht zwei und zwei zusammen zählen.. Deshalb bekam ich auch nicht mit, dass Ren mir einen äußerst merkwürdigen Blick zuwarf. Ich nahm mir fest vor, dass ich mich jetzt aufs Spielen konzentrieren würde. Musste ich Nagi eben in der Pause anschielen. Kein weiterer Aussetzer passierte mehr und die Probe verlief somit gut. Nach dem Üben setzten wir uns zusammen, so wie wir es immer taten, und besprachen unsere Eindrücke. "Yuu-kun, du musst besser auf deine Konzentration achten. So etwas! - er betonte dabei "etwas" wie wenn er über eine Kakerlake spräche - "wie heute darf auf einem Konzert auf keinen Fall passieren, hörst du?", wandte sich Kaito an mich. Erneut auf meinen Fehler hingewiesen, nickte ich schuldbewusst. Warum war er so streng zu mir? Ich wusste doch bereits, dass ich ein Versager war.. Ich durchstand noch das Geplänkel der anderen und erhob mich dann, um mich zu verabschieden. Mich förmlich verbeugend verließ ich das Gebäude und trat in die Nacht hinaus. Es war kühl durch den Wind, der jetzt ging. Ich fröstelte und versuchte, mich in meinem Pullover zu nesteln. "Warte Yuu-kun!" Die Stimme vernehmend blieb ich stehen. Nagi. "Was rennst denn so?", keuchte er, als er nach seinem Sprint neben mir zu stehen kam. Ich zuckte mit den Schultern, handelte mir einen besorgten Seitenblick von Nagi ein. "Du nimmst das doch nicht so bitterernst, was Kaito sagt, oder? Er meint es sicher nicht so.. Hey, weißt du, was braun ist und am Straßenrand steht?" Gespannt blickte Nagi in mein Gesicht, natürlich darauf wartend, dass ich "Ich weiß nicht" antwortete. "Ich weiß nicht..?" "Ein Erdnüttchen" Er lachte laut los. Ich grinste. "Und was ist schwarz und klopft an eine Scheibe?" Wieder schüttelte ich mein Haupt und deutete mein Unwissen damit an. "Ein Kind im Backofen.." Nagi musste stehen bleiben, um den erneuten Lachanfall zu überdauern. Ich stimmte ein. Er war wirklich unverbesserlich. Wenn auch nicht Meister der tröstenden Worte. ~~+~~ Anmerkungen der Autorin: Hah vollbracht. ^^V Endlich ist auch mal das Kapitel länger. [das nächste ist noch länger] Danke für die Kommis ^__^ Es ist toll, dass ich es anscheinend gut so gemacht habe. Hoffentlich seid ihr bei dem Kapitel nicht enttäuscht <_< Aber was Sae und Ren da anstellen hat auch noch seine Gründe. Zumindest für den Weiterlauf der Geschichte. Ich hoff ma, ihr lest schön brav weiter.. *verheißungsvoll verheißungsvoll* *lach* eure Shiya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)