Feuermond von Arianrhod- (Adieneira-Saga I) ================================================================================ Kapitel 6: Gefahr aus dem Norden -------------------------------- Titel: Feuermond Teil: 7/ ~ 45 Autor: Lady Silverwolf Anime: Beyblade Warning: OOC Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. "..." reden //...// denken ~~~~~~~ So, hier kommt wie versprochen das 1. Suatha-Kapitel, schnell und kostenlos ins Haus geliefert. XD Also schön, ich sitz hier und schwänz diesen blöden Studientag, während hinter mir Rhapsody aus den Lautsprechern dröhnt(May your fire burn in our hearts... *.*), da hab ich gedacht, laden wir dieses Kapitel jetzt schon hoch, vielleicht kann man es heute Abend schon lesen. Das Kapitel war ziemlich schnell geschrieben(ganz im Gegensatz zu dem, an dem ich jetzt schreib. -.- Das sollte eigentlich auch schon fertig sein.) Außerdem ist es viel zu lang geworden, wie ich ja schon gesagt habe, darum kommt die zweite, längere Hälfte erst nächste Woche. ** @ Sesshi-chan: Am Schluss? Mir kam es so vor, als wäre der Anfang action-reicher. Na ja, so kann man sich irren >.< Kann man wohl sagen. Bei Yuriy war es einfach, aber bei Kai nicht, vor allem nicht bei diesem Volk. -.- Ich hab versucht das einzubauen, so gut es ging, aber es ging nun mal nicht gut. *drop* 'Bald' ist gut, das sind noch einige Kapitel bis dahin. Und sie treffen sich nur kurz. v.v Ich selbst weiß von King und Queen nicht besonders viel. ^^'' Ich wäre dir dankbar, wenn du mich auf eventuelle Fehler in ihren Charas hinweisen könntest. Ich denke, das nächste Kappi wird dir gefallen. Wo dir die Klanwechsel-Zeremonien so gefallen haben. Wer Kais Vater ist, wirst du in diesem Kapitel zwar nicht erfahren, aber ich denke, dass du nach den ersten paar Absätzen eins und eins zusammenzählen kannst und es dann weißt. @ are: Raymond Feist? Nein, ich hab sogar nachgeschaut. Vielleicht sollte ich mir mal ein Buch von ihm besorgen. Soll ich dir was sagen? Ich kenne von Beyblade nur ein paar Folgen, vier oder fünf, wenn's hochkommt. Und ich erinnere mich eigentlich an nix mehr. ^^'' (Muss ich mich jetzt in Grund und Boden schämen?) Hehe, gut gemacht. XD Letztendlich ist es aber doch eine Erinnerung, so wie Kais Traum in KMuD. (Wäre mir die Sache mit den Geistern nicht eingefallen, hätten sich die beiden Szenen ziemlich geähnelt. Aber beim Schreiben ist mir dann die Idee gekommen...) Die Treffen sich beim Schmied. XD Aber erst im zehnten Kapitel, das hat sich alles noch einmal nach hinten verschoben. Da ich jetzt weiß, dass du Gründer Reiter gelesen hast, kann ich dir ja sagen, dass ich das Prinzip der Waffen weiterentwickelt habe. Ja, Sergej hat geschlafen(er darf das sogar), aber er ist durch Magie mit seinem Schützling verbunden, so dass er weiß, wenn dieser in Gefahr ist - sofern Yuriy es auch weiß(meistens zumindest). Wenn du Des Königs Klingen gelesen hast, so ähnlich wie die ist auch mein Prinzip, wenn das auch entstanden ist, bevor ich das gelesen habe. Eines der wenigen Dinge, die ich über King weiß, ist, dass er sehr hinterhältig ist. Das lass ich jetzt einfach mal so im Raum stehen und du kannst dir selbst deine Meinung bilden. Das mit der Sprache ist mir erst aufgefallen, als Yuriy mit den Wachen geredet hat und da war es zu spät, irgendetwas zu ändern. Aber die müssen sich verstehen, also hab ich mir das so gedacht: Die kommen ja von dem gleichen Kontinent. Und als alle noch friedlich zusammenlebten, da war thissalisch die Hauptsprache. Und das hat sich halt auf den verschiedenen Kontinenten verschieden weiterentwickelt, aber nicht so sehr, dass die sich nicht mehr verstehen. Das Gespräch und die Ankunft haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Alles Zufall. XD Übringens was ich vergessen habe, bei meinem Kommi zu Adlerfeder zu erwähnen(deine Kommi-Schreib-Methode ist doch besser XD): Ich hab nix dagegen, dass du den Namen Takeru verwendest, ich habs dir nur gesagt, damit du's weißt, dass der Kerl eigentlich ganz anders heißt. ** ~~~~~~~ Gefahr aus dem Norden Mit einem leisen Säuseln fuhr der Wind durch die Äste der Bäume und brachte die Blätter zum Summen. Irgendwo zwitscherte leise eine Amsel und hin und wieder erklangen die Rufe anderer Vögel. Ansonsten war es still, obwohl Kai sich nicht weit entfernt von dem Dorf befand, in dem die Kinder kreischend um die Beine der Erwachsenen rannten. Selbst die Hunde verhielten sich still. Kai wusste, dass es zum Teil mit dem Wolfsblut in ihren Adern zusammenhing, zum anderen Teil aber auch, weil sie in letzter Zeit so faul waren. Er sollte wirklich mal wieder Jagen gehen, das würde ihnen Beine machen. Aber dazu war auch er viel zu faul. Das war auch einer der Gründe, warum er sich diesen ruhigen Flecken unter der großen, alten Eiche ausgesucht hatte. Seine drei Hunde Flammenfeder, Winterlilie und Schattentänzer lagen um ihn herum, den Kopf auf den Pfoten, beziehungsweise in Flammenfeders Fall, alle Viere von sich gestreckt auf dem Rücken. Kai liebte seine Hunde und er war stolz auf sie. Sie waren Geschwister, die Kinder seiner ersten eigenen Hündin und eines wilden Wolfes, dessen Erbe man ihnen deutlich ansah. Das dicke Nackenfell, das sich wunderbar dazu eignete, Hände und Gesicht darin zu vergraben, die langen, muskelbepackten Läufe und die Schnauzen mit den riesigen Zähnen, die kompakten Körper aus Muskelmasse, Knochen und Sehnen, das Aussehen im Ganzen hatten sie sicher nicht von der schlanken, langbeinigen Jagdhündin, die ihre Mutter gewesen war. Alle drei sahen sich sehr ähnlich, doch in der Fellfarbe unterschieden sie sich alle. Während Winterlilie weißgrau war, hatten Flammenfeders Pelz die Farbe von Feuer und Blut und Schattentänzer war schwarz wie die Nacht, doch mit grauen Färbungen, die nur bei einem bestimmten Licht auffielen. Alle drei hatte Kai mit der Hand aufgezogen, weil die Mutter bald nach der Geburt gestorben war, und sie gehorchten ihm aufs Wort. Wenn er im Dorf war, folgten sie ihm meist auf Schritt und Tritt, es sei denn, er befahl ihnen etwas anderes. Jedem seiner Befehle wurde bedingungslos Gehorsam geleistet, aber nur seinen und keinem anderen. Dazu waren sie viel zu stolz und zu wild. Aber er war ihr Rudelführer und darum gehorchten sie ihm. Mit einem leisen Brummen rollte sich Flammenfeder herum, so dass sie auf der Seite lag. Kai lächelte kurz und richtete sich auf, so dass er nicht mehr direkt auf dieser unbequemen Wurzel saß. Schattentänzer hob kurz den Kopf, senkte ihn aber rasch wieder auf die Pfoten als er bemerkte, dass es nicht um ihn ging. Kai hatte im Moment ganz andere Sorgen als seine Hunde. Nachdenklich starrte er auf den Boden, beobachtete das Spiel der Schatten der Blätter, die die Sonne auf die Erde zeichnete und betrachtete fasziniert das Schimmern der Lichtstrahlen im Fell der Wölfe. Von wegen Sorgen. Er konnte sich ja noch nicht einmal konzentrieren. Auch auf dem Amulett, das unweit von ihm auf dem Stein lag, blitzte die Sonne rot und golden. Das Amulett des Thans von Feuermond. Sein Amulett. Allzu viel verändert hatte sich bis jetzt nicht, noch nicht. Das würde noch kommen, das wusste Kai, aber nicht zu bald. Noch befanden er und sein Klan sich im Dorf von Nachtsturm und das würde so bleiben bis Feuermond etwas größer geworden war. Es wäre zu gefährlich gewesen, fünf Leute alleine loszuschicken, vor allem so knapp vor dem Winter und ohne Klanhaus oder Dorf. Wie hätten sie überleben sollen? Auch seine Beziehung zu dem Rest der Suatha hatte sich nicht - oder zumindest kaum - verändert. Warum auch? Er war noch immer derselbe wie vor seiner Weihe. Der einzige Unterschied war, dass Kai jetzt die Klanzeichnung Feuermonds trug und das beinahe ständig. Er wusste nicht wieso - nicht einmal Charya tat es - aber es fühlte sich richtig an. Nun, zumindest war es der einzige äußere Unterschied. Für Kai selbst hatte sich viel geändert und es würde sich noch mehr ändern. Kai hatte nichts gegen Veränderungen und auf diese konnte er sich lange genug vorbereiten. Er hatte immerhin einen ganzen Winter Zeit. Dieses Jahr würde nicht mehr sehr viel geschehen, es neigte sich ja bereits dem Ende zu. Demnächst würden sie mit den großen Jagden beginnen und bald konnte man damit anfangen der Ernte einzuholen. Und dann kam auch schon Samhain, das Fest der Toten und der Beginn des Winters. Danach zogen selbst Norag nicht mehr in den Krieg, vor allem nicht in die Nachtgesangberge, die teilweise aufgrund ihrer hohen Lage noch mehr von dem Winter geplagt wurden als die nördlichen Karglande. Mindestens bis hin zu Imbolc würden sie Ruhe haben, wahrscheinlich aber eher zur Frühlingstagundnachtgleiche aus dem einfachen Grund, dass Kämpfe und Kriegszüge einfach nicht möglich waren, weil der Schnee zu hoch lag und man nicht genug Nahrung hatte. "Bist du schon wieder hier?" Ozumas Stimme riss ihn aus den Gedanken. "Was willst du?", fragte Kai und sah zu seinem Blutsbruder auf. "Nichts." "Und darum bist du hier." Der Nachtsturmthan ließ sich neben seinen Freund auf den Boden sinken. "Was bist du in letzter Zeit so nachdenklich? Mit dir kann man kaum mehr ein vernünftiges Wort wechseln seit Alban Elued." "Hn.", schnaufte Kai und drehte den Kopf weg. "Siehst du?" Ozuma lachte leise. "Ich muss nachdenken." "Und worüber? Über Feuermond?" "Nein, über deine Großmutter." Kai sah Ozuma wieder an. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Ich habe auch gelernt, Than zu sein." "Aber du hattest genug Zeit. Du standest schon Monde vor Mawrighs Tod als Than fest und er hat dich sozusagen ausgebildet." "Na und? Dein Klan besteht gerade mal aus deiner Familie. Du wirst ja wohl wissen, wie du sie zu führen hast. Und ehe noch jemand dazukommt, ist der Winter vorbei und du hast genug Ehrfahrung als Than. Außerdem hast du ja mich." "Das beruhigt mich ja ungemein." "Ich wäre froh, wenn du die Ironie mal sein lassen könntest. Ich meine das ernst." "Ich weiß. Aber du kennst mich." "Genau das war auch der Grund, warum ich dich zum Than vorgeschlagen habe. Ich kenne dich und ich weiß, dass du die Aufgabe gut ausführen wirst. Also? Gibst du dir eine Chance als Than von Feuermond?" "Wer sagt, dass ich mir keine Chance gebe? Ich...habe nur Angst, ich könnte versagen. Meine Mutter wäre enttäuscht." "Natürlich." Ozuma lehnte sich an den Stamm der Eiche. "Aber weißt du, die Aufgabe, an der Kai Feuervogel scheitern wird, gibt es noch nicht." Kai lachte leise. "Danke, Ozuma, für dein Vertrauen." "Wo kämen wir hin, wenn ich nicht an dich glauben würde?" Einen Moment schwiegen sie, den Winterlilie nutzte, um auf Kais Schoß zu klettern. Natürlich war sie schon lange viel zu groß dafür, aber das hatte sie noch nie gestört. Ozuma streckte die Hand aus und kraulte die Hündin am Kopf, was ihr ein wohliges Brummen entlockte. "Das macht sie ja immer noch. So wie früher." "Hn." Kai strich dem großen Tier über das weiche Rückenfell. "Aber früher war sie noch so klein, dass ich sie auf den Armen tragen konnte. Inzwischen würde ich kaum fünf Schritte weit kommen." "Sie müsste es sein, die dich trägt. Du bist immer noch so schlank wie eine Birke. Gestern, als ich dich auf dem Hügel gesehen habe, habe ich mich erst gefragt, wer das wohl ist." Kai zog eine Augenbraue hoch. Ozuma grinste ihm frech ins Gesicht. "Du standest stocksteif wie eine Statue und ich habe dich erst für ein Mädchen gehalten." Er erhielt ein ärgerliches Stirnrunzeln als Antwort. Bei den Màn Suatha herrschte zwar Gleichberechtigung zwischen den beiden Geschlechtern, aber trotzdem existierte eine klare Grenze. Keiner wollte als jemand angesehen werden, der zum anderen Geschlecht gehörte. "Ich hab dich erst an deinen Bewegungen erkannt. Du bist wirklich viel zu schmal." "Das hab ich von meinem Vater.", murmelte Kai bitter. //Genau wie der Rest meines Aussehens, bis auf die Augen.// Er sprach den Gedanken nicht aus, denn Ozuma wusste genau wie der Rest der Suatha, wie sich die Sachlage verhielt. Kai war der Sohn eines thissalischen Soldaten, das Ergebnis einer Vergewaltigung und das letzte Geschenk, das die Vernichtung Feuermond gebracht hatte. Gezeugt an dem Tag, an dem sein Klan vernichtet worden war. Paradox, oder nicht? Ozuma schwieg, denn er wusste genau, worüber sein Blutsbruder nachdachte. Er selbst konnte sich in dieser Beziehung glücklicher schätzen, auch wenn seine Eltern beide tot waren. Er war der Sohn eines Schäfers und seiner Frau; seine Mutter war im Wochenbett gestorben, noch ehe Ozuma fünf Tage alt gewesen war, und sein Vater an einer Lungenentzündung in dem Winter, der für Ozuma der zwölfte gewesen war. Seitdem lebte der junge Than bei seinem Klan und nicht mehr in den Bergen. "Mach dir keine Gedanken darüber. Niemand macht es dir zum Vorwurf. Ich bin sicher..." Der Ältere verstummte mitten im Satz und richtete sich auf. "Was ist?", fragte Kai und folgte seinem Blick. Ozuma sah zum Waldrand hinüber, wo gerade einige Reiter auf Ponys aufgetaucht waren, die im raschen Tölt auf das Dorf zuhielten. Anscheinend waren es Suatha, aber Kai konnte sonst nicht viel erkennen. "Was...?" Er runzelte die Stirn. "Wir bekommen Besuch? Um diese Zeit?" "Welcher Klan?" "Keine Ahnung. Ich sehe auch nicht weiter als du. Aber ich denke, es ist wichtig. Komm mit. Anscheinend wirst du deine Tätigkeit als Than doch früher aufnehmen als gedacht." Kai schnappte sein Amulett und weckte die Hunde mit einem Pfiff, ehe sie sich rasch erhoben und auf das Tor zuliefen, durch das die Reiter inzwischen verschwunden waren. Sie sahen die Ponys auf dem Dorfplatz wieder, wo sie von einigen Nachtsturmleuten weggeführt wurden. Mit einem Blick erkannte Kai die gut ausgebildeten Tiere der Speerreiter, die einen besonderen Zaum trugen und ein ledernes Geschirr um Brust und Hintern, statt nur der sattelähnlichen Decke aus Fell und kariertem Stoff, die die Suatha normalerweise beim Reiten nutzten. "Nebelblutreiter?", fragte Ozuma verdutzt und starrte auf die Ponys. Kai interessierte eine ganz andere Tatsache. Es waren viel zu viele Tiere. Viele von ihnen waren nicht gesattelt, sondern sahen eher so aus, als sollten sie auf den Markt getrieben werden. Aber dazu waren sie noch etwas zu früh dran. Ozuma wandte sich an den Nächstbesten, der daneben stand: "Sind sie drin?" Der Mann nickte. "Sie warten auf dich. Oder auf euch, um es genauer zu sagen." "Danke." Die beiden Thane verschwanden im Haupthaus. Im Versammlungsraum trafen sie auf jede Menge Nachtsturmleute und eine Gruppe erschöpft wirkender Nebelblutkrieger in staubiger, verdreckter Reisekleidung. Kai zählte sieben Speerkrieger, drei Hammermänner und einen Schwertheiligen, der zu dem schlanken Katana ein riesigen Schwert auf dem Rücken trug, dessen Klinge zu einem Fuß aus der passend gefertigten Scheide ragte. An der freigelegten, sichtbar stumpfen Klinge zeigten sich grausam aussehende Zacken. Der Schwertheilige selbst war ein schlanker, hochgewachsener Junge mit einem anziehenden Gesicht und wirrem, blondem Haar, höchstens zwei, drei Jahre älter als Kai. Die drei Hammermänner hatten den kennzeichnenden massigen Körperbaum, mit Muskeln wie das Nachtgesanggebirge, Schultern breit wie eine Tür und Händen groß wie die Köpfe der schweren, mit Ketten behängten Kriegshammer, die sie auf den Rücken trugen. Einer von ihnen musste Anfang zwanzig sein, die anderen mindestens zehn Jahre älter. Die Speerreiter - Männer wie Frauen - waren zwischen zwanzig und fünfzig und alle schlank und athletisch wie es sich für einen Krieger gehörte, sehnige Körper, die Kraft und Geschick versprachen. Einer von ihnen trug eine seltsame Frisur zur Schau, die Haar an den Seiten abrasiert, so dass nur ein wirrer Haarkamm stehen geblieben war, der ihn größer machte, als er sowieso schon war. Und dieser rothaarige Junge dort war sicher jünger als all die anderen, gleichzeitig aber schien er ihr Anführer zu sein. Sein braunrotes Haar wurde von einem breiten, violettblauen Tuch aus dem Gesicht gehalten und seine violetten Augen blitzten wild in dem hübschen Gesicht. "Hu. Das ist ja Jonny.", murmelte Ozuma, als er den Rothaarigen entdeckte. Kai kannte den Namen. "Gordons Sohn?" "Aye." Die beiden Thane traten an die Gruppe heran. "Ich grüße euch, Krieger von Nebelblut, und heiße euch bei Nachtsturm willkommen." Kai nickte den Kriegern nur zu. Da Ozuma hier die Hoheitsrechte hatte, stand es ihm nicht zu, die Neuankömmlinge ebenfalls zu empfangen. Jonny richtete sich auf und antwortete mit einer leichten Verbeugung: "Wir danken für die Begrüßung, Than von Nachtsturm, und wir grüßen dich und auch dich, Than von Feuermond." Kai erwiderte den Gruß kurz und Ozuma lud die Gruppe auf ein Essen und einen Schlafplatz ein, was beides dankend angenommen wurde. Mariam und ihr kleiner Bruder Yusuf wurden mit der Aufgabe betraut, die Nebelblutkrieger zu versorgen und sie zu der heißen Quelle hinter dem Dorf zu bringen, wo sie sich waschen konnten. Bevor Jonny der dunkelhaarigen Schönheit und ihrem Bruder nach draußen folgte, bat er Ozuma und Kai um ein Gespräch. Er sei aus einem wichtigen Grund hier. Die Thane nickten nur zur Antwort. "Was da oben wohl passiert ist?", sinnierte Ozuma. "Nun, ich denke, wir werden es bald erfahren." Kai verschränkte die Arme vor der Brust. Nebelblut war der nördlichste Klan der Màn Suatha, und der einzige, der auf der Nachtgesangebene lebte. Sie waren auch die einzigen, die Reiterkrieger hatten, denn für das hügelige Hochland der Ebene waren Ponys besser geeignet als wenn man nur zu Fuß ging. Von Nebelblut kamen auch die einzigen gezüchteten Ponys der Màn Suatha, robuste, kleine Tiere mit langem Fell und dickem Haar, die den ganzen Tag über laufen konnten ohne müde zu werden. Selbst Leute, die keine Suatha waren schätzten diese Ponys als genügsame, kluge Packtiere und als Reitpferde für ihre Kinder. Jahr für Jahr wurde eine Auslese dieser Ponys nach Süden getrieben, wo sie in Rhiawen verkauft wurden. Nebelblut war der Klan, der beim Frühlingsmarkt am meisten verdiente. "Vielleicht haben sie wieder Ärger mit den Norag. Gordon hat auf der Thanversammlung so etwas verlauten lassen. Allerdings meinte er, sie würden zurecht kommen." Kai zuckte die Schultern. "Vielleicht hat sich das geändert. Soll ich die Räte holen?" "Aye. Wenn du sie findest." Kai hob erneut die Schultern und ging. Er brauchte eine Weile, ehe er alle Mitglieder der beiden Klanräte zusammen hatte, aber er war wieder in der Versammlungshalle, noch ehe Jonny und seine Begleiter zurück waren. Er ließ sich neben Ozuma auf die Bank sinken. Kais Hunde machten es sich unter dem Tisch bequem und Winterlilies Kopf beanspruchte den Platz auf Kais Schenkeln, während Flammenfeder sich als ein schweres Gewicht auf seine Füße legte. Die anderen vier Ratsmitglieder verteilten sich um sie herum und Hiromi quetschte sich auf den Platz zwischen Kai und Llynas. Viele andere Mitglieder Nachtsturms hatten sich ebenfalls hier versammelt. Solche Boten waren immer ein öffentliches Ereignis. Vor allem, wenn ihr Auftauchen so rätselhaft war wie das der Nebelblutkrieger, die Ponys mit sich führten, als wollten sie zum Markt. Mariam brachte die Gäste wieder herein, denen respektvoll auf den Bänken des Haupttisches Platz gemacht wurde, natürlich nahe der beiden Klanräte. Erst wurde ihnen etwas zur Stärkung vorgesetzt und sie aßen, während alle anderen mehr oder weniger nützlichen Tätigkeiten nachgingen. Niemand wollte verpassen, was die Nebelblutkrieger zu sagen hatten, denn jede Neuigkeit war interessant in der Abgeschiedenheit der Nachtgesangberge. Auch Kai brannte darauf, zu erfahren was die Gäste an Berichten mitbrachten, aber er zügelte seine Neugier. Darin, seine Gedanken und Gefühle zu verstecken, war er schon immer gut gewesen. Er wusste, meistens war sein Gesicht eine undurchdringliche Maske, in der noch nicht einmal seine Mutter lesen konnte. In solchen Augenblicken war das einzige, was seine Gedanken verraten konnte, seine Augen, die - wie Ozuma einmal gesagt hatte - die Fenster zu seiner Seele waren. Konnte man in seinen Augen lesen, kannte man all seine Geheimnisse. Kai hasste es, wenn ihm Leute in die Augen sahen, eben aus diesem Grund. Als der letzte der Gäste seinen Teller wegschob, richtete sich die Aufmerksamkeit aller im Raum auf den Tisch. Jonny erhob sich und ergriff das Wort. "Ich danke euch, auch im Namen meiner Begleiter, für den freundlichen Empfang. Wir sind auf dem Weg nach Rhiawen, um die Ponys zu verkaufen." Ein Raunen ging durch den Raum. Jetzt schon? Es war doch erst Herbst, noch nicht die Zeit für den Frühlingsmarkt. Normalerweise zogen die Suatha nur für diesen Markt in die Länder, wo die Thissalier in Scharen lebten. Jonny wartete, bis alles wieder ruhig war, ehe er weitersprach: "Ich weiß natürlich, dass es etwas früh dafür ist, aber wir benötigen Waffen, denn die Norag sind doch gefährlicher als wir angenommen haben." Wieder das Raunen. "Was ist geschehen?", wollte Ozuma wissen. "Wir wissen nicht genau, was sich bei den Norag abgespielt hat, aber anscheinend haben sie mal wieder einen Führer gefunden. Jedenfalls sind ziemlich viele von ihnen auf dem Weg in die Nachtgesangebene. Es war ein Zufall, dass wir das überhaupt mitbekommen haben." ~~~~~~~Flashback~ ~ ~Anfang~~~~~~~ Von seinem Aussichtspunkt konnte Jonny meilenweit sehen, bis hin zum Horizont und darüber hinaus. Sanfte Hügel erstreckten sich nach allen Seiten hin und verschluckten alles in ihren Tälern. Hin und wieder erkannte man auf ihren Kuppen ein Hünengrab oder einen Runenstein, errichtet von Norag oder von Suatha, oder der Steinkreis auf der Plattform unweit von ihm. Er befand sich hier weit im Norden an der Grenze, wo sich das Gebiet beider Völker vermischte und keine klare Linie mehr bildete, auch wenn die Thissalier sich das auf ihren Karten einbildeten. Aber Jonny wusste es besser. Die Grenze war nie klar gewesen und sie würde es auch nie sein. Sie war so verwischt und verschwommen wie eine Klanzeichnung, mit der man durch den Regen geritten war; an manchen Stellen gar so, wie als wäre man sich noch zusätzlich mit der Hand durch das Gesicht gefahren, so dass es blau verschmiert war, statt von Dreiecken gezeichnet. Die Hügel waren hier flacher als weiter im Süden und das Heidegras blühte nicht blau, sondern violett oder gar leuchtend rot. Von Blüten war freilich nicht mehr viel zu sehen, neigte sich das Jahr schließlich schon dem Ende zu. Das bewies auch der scharfe Wind, der um die Steine pfiff und das fallende, bunte Laub der knorrigen, krummen Bäume des Haines in der Nähe aufwirbelte. Jonny war froh um seinen warmen, weiten Umhang aus weichem Wolfspelz, für dessen Beschaffung und Herstellung er ein ganzes Jahr gebraucht hatte. Es war auch zu schwer, die scheuen, gefährlichen und klugen Hügelwölfe aufzuspüren und zu erlegen. Mehr als einmal war ihm seine Beute entwischt, oft noch ehe er sie überhaupt bemerkt hatte. Aber die Anstrengung hatte sich gelohnt und das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen, denn die Hügelwölfe waren schneeweiß und hatten den prächtigsten Pelz der Umgebung. Noch einmal ließ er seinen Blick über die Ebene schweifen. Keine Anzeichen von Ponys? Außer dem endlosen Land und dem von weißen und schmutziggrauen Wolken verhangenen Himmel, der sich darüber spannte, konnte er nicht viel entdecken. Weit über ihm zog ein riesiger Wolkenadler seine Kreise, den er beinahe nicht gesehen hätte, so sehr ähnelten seine Federn ihrem Hintergrund. Weit entfernt heulte ein einsamer Wolf, einige Vögel sangen in ihren Verstecken im Gebüsch und die Insekten gaben ihr bizarres Lied zum Besten. Jonny klopfte seinem Pony leicht auf die Schulter und trieb es an, so dass es sich in Bewegung setzte. Es war kohlschwarz bis auf einen kleinen, weißen Fleck auf der Stirn und sein ganzer Stolz. Als Füllen hatte er seine schöne, schwarze Stute gefangen und gezähmt und eigenhändig ausgebildet. Selten fand man ein solches Pony wie Nachtstern und überall im Klan hatte sie Anerkennung gefunden. Den Namen trug sie nach dem weißen Fleck auf ihrer Stirn und der ungewöhnlichen Farbe ihres Fells. Schwarz war nun mal nicht häufig, sondern im Gegenteil eher selten. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich um zugerittene Tiere Gedanken zu machen. Viel interessanter waren um diese Jahreszeit die wilden Herden, denn das Treiben stand wieder an. Die Reiter suchten sich Ponyherden um sich von dort die besten Füllen herauszusuchen. Diese würde im nächsten Jahr gezähmt und zugeritten werden und im übernächsten Jahr würden sie auf den Frühlingsmarkt verkauft werden. Oder aber man würde sie für einen Speerreiter im Klan behalten. Sieben Tage war Jonny schon unterwegs um eine geeignete Herde zu finden und er war schon viel zu weit nach Norden vorgedrungen. Er wusste, dass er eigentlich nicht hier sein sollte. Immerhin lagen die Suatha und die Norag in letzter Zeit im Krieg miteinander, so dass eine Begegnung sicherlich nicht gesund wäre - wenn sie nicht sogar tödlich verlief. Für Jonny natürlich, der allein unterwegs war und nur sein Pony hatte. Er hatte sich nur so weit vorgewagt, weil Nachtstern eines der Ponys war, dass schneller lief als der Wind - und ganz sicher schneller als Norag. Also, warum sich Sorgen machen? Die Norag ritten selten, da sie zu groß für Ponys waren und ihre Heimat zu ungemütlich und unwegsam für Großpferde. Jonny wusste das und nutzte diese Tatsache ungeniert aus. Außerdem war er nicht nur mit dem Ziel hierher in den Norden gekommen, eine Ponyherde zu finden, sondern auch um die Feinde ein wenig auszuspähen. Wer wusste schon, wofür das gut war? Sein Vater würde zwar furchtbar wütend werden, wenn er von Jonnys Ausflug in die Grenzgebiete erfuhr, aber er musste davon ja nicht unbedingt erfahren. Der Rothaarige würde hier oben wahrscheinlich sowieso nichts entdecken. Keine Ponys und erst recht keine Norag. Aber das war ihm egal. Die anderen würden schon genug Ponys finden, da musste er nicht noch mit einer Herde kommen, die in der entgegengesetzten Richtung lebte. Er würde einfach den Ritt genießen und die wunderbare Zweisamkeit mit seiner Stute. Langsam ließ er das Pony zwischen den Hügeln entlang traben und fragte sich, wo er demnächst sein Lager aufschlagen wurde. Die Sonne würde in weniger als eine Stunde untergehen und bis dahin wollte er schon am Lagerfeuer sitzen. Aber er fand nichts und schließlich entschloss er sich dazu, einfach eines der Hünengräber als Unterstand zu nutzen. Er hoffte nur, dass es nicht zu windig werden würde, denn Schutz vor einem Sturm gaben die drei Steine natürlich nicht. Nachtstern war damit zufrieden, willig ließ sie sich absatteln und versorgen. Leise klirrten die Ketten des Geschirrs, als er es auf dem Boden unter dem Hünengrab ablegte. Ein kleines Feuer war ebenso schnell entfacht, wie das Fleisch des kürzlich erlegten Fasans auf die Stöcke gespießt, wo sie über den Flammen vor sich hinbrutzelten. Das war das einzige, was Jonny auf den Reisen allein nicht besonders gefiel. Das Essen war echt miserabel. Er war nun mal ein grottenschlechter Koch und begnügte sich damit, nur leicht gewürztes, aber frisches Fleisch und diverse Wurzeln oder Früchte und altes Fladenbrot, das man den Reitern als Proviant einpackte, zu kauen. Nachtstern graste in der Nähe, ohne Seil um den Hals oder Fesseln um die Füße. Sie würde nicht weglaufen oder wenn, dann auf einen Pfiff von ihm zurückkommen. Sie würde ihn erst bei ihrem Tod verlassen. Langsam ging die Sonne unter und tauchte den Horizont in ein rotes und goldenes Licht, so dass es aussah, als würde der Himmel brennen. Jonny liebte solche Schauspiele, auch wenn es seiner Meinung nach viel zu früh geschah. Aber das war nun mal das Los derjenigen, die im Norden lebten. Das Himmelsfeuer verblasste langsam und es wurde dunkler, so dass nur noch sein Feuer Helligkeit spendete und das Zwielicht erhellte. Nicht einmal die Sterne oder den Mond konnte er sehen, denn der Himmel zog immer mehr zu. Plötzlich blinzelte er. Dort hinten... waren noch mehr Lichter. Er konnte den goldenen Schein von Dutzenden von Lagerfeuern hinter der Hügelkuppe erkennen. Waren das Norag? Jemand anderes viel ihm nicht ein. Hastig löschte Jonny sein eigenes Feuer und suchte im Halbdunkel der hereinbrechenden Nacht sein Gepäck zusammen. Nachtstern war schnell aufgezäumt und beladen und sie verhielt sich mustergültig still. Wenn die Norag ihn entdeckten, würden sie kurzen Prozess mit ihm machen und seinen abgeschlagenen Kopf als Trophäe auf ihre Speere stecken und ihrem Kriegszug vorantragen. Sein Onkel war von diesem Schicksal ereilt worden und Jonny hatte noch drei Tage später von dem bleichen, verzogenen Gesicht auf der Speerspitze geträumt. Er verspürte nicht das Bedürfnis, ebenfalls so zu enden, außerdem wollte er seinem Vater das nicht antun. Rasch warf er einen weiteren Blick in die Richtung des goldenen Feuerscheins hinter der Hügelkuppe. Anscheinend hatte ihn niemand bemerkt, was ein Glück! So eine große Gruppe Norag hatte meistens ein oder zwei Pferde dabei. Großpferde wohlgemerkt, die ihn auf Nachtstern unweigerlich einholen würde. So eine große Gruppe... Große Gruppe? Norag zogen nie in großen Gruppen über das Land. Der einzige Zeitpunkt, bei denen man sie in Gruppen von mehr als zwanzig Leuten sehen konnte, war, wenn sie sich zu Raubzügen in ihren Häfen sammelten. Dann brachen sie mit drei oder vier mit schwer bewaffneten Männern beladenen Drachenschiffen auf um die Häfen Thissalias, Marenas und Symaniens oder sogar Sheyais und Shinazus zu plündern. Mit ihren flachen, schnellen Schiffen waren sie die Geisel der Meere, denn zu Wasser gab es niemanden, der es mit ihnen aufnehmen konnte. Und auch die überraschenden Überfälle auf die Hafen konnte niemand vorhersehen und daher konnte sich auch niemand darauf vorbereiten. Hier an Land aber waren die Norag nahezu hilflos. Jedenfalls zogen sie nur in kleinen Gruppen herum um einsame Höfe zu plündern. Aber da die Màn Suatha ihre einzigen Nachbarn waren, war ihre Beute meist recht mager, da die Suatha selten in kleinen Gruppen lebten und sie alle Kämpfer waren. Aber dort hinter dem Hügel, dass waren keine zehn Leute, nein, das waren viel mehr. Jonny schauderte. Hin und wieder unternahmen die Norag einen Kriegszug nach Süden und zwar zu Fuß und zu Pferde, jedenfalls auf dem Land. Diese Kriegszüge endeten jedes Mal in einem blutigen Gemetzel zwischen Suatha und Nordmänner. In Jonnys Leben hatte es bereits dreimal diese Kriege gegeben. Einmal als er sieben gewesen war. Damals kam seine Mutter um, als sie versuchte ihn zu schützen. Sie hatte es geschafft und Jonny, wutentbrannt und blind vor Trauer und Zorn hatte dem Mörder seiner Mutter mit einem zerbrochenen Tischbein getötet. Sein Vater war so stolz auf ihn gewesen, wenn auch sein Gesicht mit Tränen und dem Blut seiner Frau verschmiert. Beim zweite Mal war er elf gewesen und ihm war der bestialische Brauch aufgefallen, die Köpfe der gefallenen Feinde auf ihre Speere, Schilde und Schwerter zu spießen. Selbst den Suatha, die ihre Häuser mit den Knochenschädeln ihrer Feinde schmückten und bei besonderen Anlässen sogar daraus tranken, trieb diese Tradition den Brechreiz hoch. Beim dritten Krieg hatte Jonny neben seinem Vater gesessen im Sattel seiner Stute und hatte darauf gewartet, Norag zu töten. Keine zwei Jahre war das her. Und jetzt rüsteten sie schon wieder? Er führte Nachtstern in das Tal hinter dem Hünengrab, so dass sie von den Hügeln der Norag aus unmöglich zu sehen war, und kehrte wieder um. Er musste unbedingt sehen, wie viele es waren. Wenn sie wirklich in den Krieg zogen, war jede Information wichtig. Seine Füße verursachten kaum ein Geräusch, als er durch das niedrige Weidegras durch das Tal und die nächste Hügelkuppe schlich. Ein leiser Käuzchenruf ließ ihn erschaudern und ein Hase, der von ihm aufgeschreckt davonrannte, ließ ihn zusammenzucken, aber er erreichte unbehelligt die Hügelkuppe. Die Norag hatten keine Wachen aufgestellt. Das bedeutete, dass sie sich sicher fühlten und keine Gefahr zu fürchten brauchten. Es mussten wirklich viele sein. Als er das Lager schließlich sah, stockte ihm der Atem. Es mussten...Dutzende Lagerfeuer sein, alle umgeben von einem Ring Zelten, in die mindestens drei oder vier Männer passten. Das Tal vor ihm war riesig und er konnte kaum den Boden sehen vor lauter Zelten, Norag und ihrem Gepäck. Am hinteren Ende grasten einige große, schwere Pferde auf einer primitiven, kümmerlichen Koppel, die sehr hastig gebaut worden war. In der Mitte war ein größeres Zelt errichtet. Jonny erkannte, dass die Planen einst Blau gewesen sein mussten, aber nun waren die Außenhäute verwaschen und man konnte hinter dem Grau die einst leuchtende Farbe nur noch erahnen. Daneben war ein riesiger Speer in den Boden gerammt worden an dessen Spitze ein dunkles Tuch hing. Als der scharfe Wind hineingriff und es öffnete, erkannte Jonny das mit dem Wolfskopf geschmückte Banner der Sippe von Erik dem Schwarzen Wolf, einem Norag, der den Suatha schon öfter das Leben schwer gemacht hatte. Das letzte Mal vor zwei Jahren. Jonny war ihm im Kampf begegnet und der Rotschopf konnte von Glück reden, dass er dieses Ereignis auch überlebt hatte. Er trug noch immer die Narbe, die das scharfe Schwert des Norag auf seiner Brust hinterlassen hatte. Jetzt war er anscheinend wieder auf dem Weg nach Süden um die Suatha erneut in einen Krieg zu stürzen. Und das so knapp vor dem Winter! In dieser Zeit waren eigentlich alle damit beschäftigt, Vorräte anzulegen, die Ernten einzubringen und die Ponys zu treiben, dass man nicht so sehr auf die nördlichen Grenzen achtete. Die Nordmänner aber waren auch nicht mit etwas anderem beschäftigt. Auch sie mussten sehen, dass sie genug für den Winter zusammenbekamen, der in Kargland ungleich grausamer war als im Nachtgesang. Zwar war auch die Ebene und damit das Klangebiet Nebelbluts den scharfen Nordwinden ausgesetzt, im Gegensatz zu den anderen Klanländern, aber sie lag weiter im Süden, wenn auch nur wenig. Im Herbst hatte man keine Zeit in den Krieg zu ziehen. Im Herbst holte man die Ernten ein. Im Winter konnte man auch nicht Krieg führen - da saß man in seinen Hütten und Häusern und fror, während sich draußen der Schnee meterhoch türmte. Im späten Frühling kam die Zeit, die Kämpfe wieder aufzunehmen, und im Sommer krachten die Waffen aufeinander und das Blut tränkte den Boden. Bis zu Alban Elued, wenn man sich wieder seinen Ernten und dem kommenden Winter zuwandte. So war der Jahreslauf der Suatha und der Norag immer gewesen, schon seit Jahrtausenden. Früher waren es nicht nur die Norag gewesen, gegen die man gekämpft hatte, sondern auch all die anderen Völker, die in Adieneira lebten. Aber die Thissalier und ihre Verbündeten, die Sheyai und Shinazuki, hatten diesen Kreislauf unterbrochen, indem sie aus Feinden Freunde gemacht hatten, die gemeinsam gegen die Eindringlinge vorgingen. Zu spät zwar, aber das hatte Völker geeint. Nur die Suatha und die Norag lagen nach wie vor im Zwist miteinander. Vielleicht lag das auch daran, dass sie keine ,zivilisierten' Völker waren, ohne Regierung und Oberherrscher wie in den anderen Ländern, vielleicht auch nur an ihrer Art, die so rau, unzugänglich, feindlich und wild war wie die so unterschiedlichen Landschaften, in denen beide Völker lebten. Woran auch immer - die Norag gaben niemals Ruhe und die Suatha weigerten sich stur, auch nur ein Stück zurückzuweichen. Den Thissaliern waren die ständigen Kämpfe an der nördlichen Grenze ein Dorn im Auge, aber weder die Norag noch die Suatha scherten sich darum. Die Kämpfe waren Tradition, fest verwurzelt mit der Geschichte beider Völker. Ob die Thissalier auch diesmal kein Stück von diesem Krieg mitbekommen würden? Das letzte Mal, Jonny erinnerte sich noch genau, waren die verhassten Feinde im Süden vollkommen ahnungslos gewesen. Was wäre geschehen, wenn die Suatha die Norag hätten durch ihr Land ziehen lassen? Sie würden es nie erfahren, denn kein Norag betrat ungestraft suathisches Land. Genauso wenig wie diese hier. Rasch schätzte Jonny die Menge der Krieger ab - vielmehr, er hätte es gern getan, aber er konnte nicht weit genug zählen. Viel mehr als bis ,eins, zwei, viele' reichten seine Zählkünste nicht. Aber es waren viel zu viele, dass erkannte sogar er. Lautlos wich er wieder zurück und rannte, als er das Tal erreicht hatte, so schnell wie möglich zu Nachtstern. Den Ritt zum Nebelblutdorf legte er innerhalb von drei Tagen zurück, ein Ritt, für den er normalerweise mindestens die doppelte Zeit gebraucht hätte. ~~~~~~~Flashback~ ~ ~Ende~~~~~~~ "Mein Vater hat uns beinahe sofort losgeschickt. Wir sollten nach Rhiawen reiten um Waffen und Vorräte für den Winter zu kaufen. Wahrscheinlich werden wir nicht mehr dazukommen, die Ernte einzubringen. Gleichzeitig sollten wir die Thane von Nachtsturm, Blitzwolke und Erdwind verständigen, und natürlich auch Kai von Feuermond, und um Hilfe bitten.", beendete Jonny seinen Bericht und setzte sich wieder. Ozuma nickte. "Wir werden euch natürlich unterstützen. Wie viel Zeit bliebt uns noch?" "Wir schätzen, etwa drei bis vier Wochen.", erklärte einer der anderen Speerreiter, ein alter Veteran mit graumeliertem Haar und einer hässlichen Narbe im Gesicht. "Sie brauchen einige Zeit sich zu sammeln und dann gemeinsam gegen uns vorzurücken. Außerdem wissen sie noch nicht, dass wir von ihrem Angriff wissen. Jonny hat seine Entdeckung erst vor wenigen Tagen gemacht und wir haben sofort gehandelt." "Aye. Wir werden euch nach Rhiawen begleiten.", erklärte Ozuma. "Und dann nach Nebelblut rüber." Nachdenklich trommelte er mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. "Wir werden morgen losziehen. Eivora, wie sieht es mit unseren Handelswaren aus?" Er wandte sich direkt an die Lagermeisterin seines Klans. Die kleine, zierliche Frau mit dem braunen, von silbernen Fäden durchzogenem Haar hatte diese Stellung schon seit Jahren inne und sie kannte alle Lagerbestände auswendig. Sie nickte und lächelte. "Wir haben genug, um jetzt die Hälfte nach Rhiawen zu tragen und dass es nächstes Jahr noch genug für den Frühlingsmarkt ist." Ozuma runzelte die Stirn. "Gut. Wir werden zwei Drittel der Handelswaren mitnehmen und sie im Winter wieder aufstocken." "Hältst du das für klug?", fragte Llynas, während Eivora nur die Stirn runzelte, aber schwieg. Der Than zuckte die Schultern. "Ich fürchte, auch wenn es nicht klug ist, es ist notwendig. Kai, wie steht es mit deiner Entscheidung?" Der Angesprochene schnaubte. "Allzu viel kann ich nicht tun. Wie du vielleicht bemerkt hast, mein Klan besteht aus fünf Personen. Aber ich werde euch nach Rhiawen begleiten. Hiromi und Charya ebenfalls." Ozuma nickte, während Kais Mutter nur eine Augenbraue hochzog und seine Cousine sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen konnte. Sie war erst einmal in Rhiawen gewesen und das war vor ihrem zehnten Geburtstag. Die Erinnerungen an die beeindruckende Stadt waren längst verwischt und verschwommen. Auch für Kai war die Stadt der Suatha nur noch ein ferner, verblichener Gedanke, acht war er gewesen, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Viel zu lange her, dafür, dass Rhiawen die Stadt ihrer Ahnen war und von Suatha erbaut. Jetzt würde er sie wiedersehen, wenn auch unter denkbar ungünstigen Umständen. Egal. Die Norag würden schon sehen, was sie davon hatten, die Suatha anzugreifen. "Wir ziehen morgen los, Eivora, ich verlasse mich darauf, dass alles gerichtet ist." "Es wird alles bereit stehen.", antwortete sie und erhob sich. "Ich brauche Helfer." Sie winkte einigen Halbwüchsigen, die ihr sofort nach draußen folgten. An der Tür bliebe sie noch einmal stehen. "Jonny, wir werden die Ponys als Packtiere nutzen." Der Rothaarige nickte. "Aye." Das war immer so. Wenn Nebelblut mit ihren Ponys durch den Nachtgesang zog, so ritten sie an mehreren Klanhäusern vorbei, wo die Ponys mit den Gütern der anderen Klane beladen wurden. "Schön." Ozuma erhob sich und sah sich im Raum um. "Ich brauche ein paar Krieger. Rick, kümmere dich darum." Der große Weißblonde mit der dunklen Haut nickte zustimmend. Ozuma nahm ihn meistens mit oder übergab ihm ganz die Führung der Karawane, wenn es nach Rhiawen ging. Er kannte den Weg besser als jeder andere und er hatte die Krieger immer unter Kontrolle. Der riesige Axtkrieger war der perfekte Anführer für Kriegszeiten oder Kämpfer, die über etwas wachen sollten. "Gibt es noch etwas zu sagen?" "Ja." Charya erhob sich und alle Blicke richteten sich auf sie. Kai zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Seine Mutter war schon immer für eine Überraschung gut gewesen. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, streifte kurz Ozuma und dann Kai und Jonny, sah Igraine und dann Tanor an. "Ich fordere einen Schicksalsspruch." ~~~~~~~ Nächste Woche kommt der Rest und dann sehen wir weiter, ob ich das achte auch schon fertig hab. >.< Und jetzt habe ich noch eine Bitte an euch: ich suche Fantasy-Klischees. Sowas wie 'Drachen fressen Jungfrauen' oder 'Jungfrauen zähmen Einhörner' oder so. Wenn euch dazu was einfällt, könnt ihr mir dann das sagen? Bitte, bitte! *lieb schau* Und vergesst die Kommis nicht! Bye Silberwölfin Hosted by Animexx e.V. 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