Feuermond von Arianrhod- (Adieneira-Saga I) ================================================================================ Kapitel 4: Empfang ------------------ Titel: Feuermond Teil: 5/ ~ 45 Autor: Lady Silverwolf Anime: Beyblade Warning: OOC Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. "..." reden //...// denken ~~~~~~~ Das Kapitel habe ich schneller fertig bekommen als die anderen. ^.^ Ich habe zu meiner Schande festgestellt, dass ich nur ein Kapitel pro Monat hochgeladen habe und da will ich jetzt halbieren. Ob das klappt, weiß ich nicht(ehrlich gesagt, ich glaub's auch nicht, dass ich's schaffe), aber ich werd's auf jeden Fall probieren. Mit diesem Kapitel bin ich auf der einen Seite nicht so zufrieden, vor allem nicht mit dem Mittelteil, auf der anderen Seite gefällt es mir. Ich weiß noch nicht, in welchem Maße ich es ändern will oder werde, aber einen Teil werd ich wohl doch noch umschreiben. Weil ich der Meinung bin, dass in Beyblade die Mädchen zu kurz kommen, hab ich bei den Sheyai Mao sozusagen die 'führende' Rolle zugeschoben. Das heißt, ich schreibe Sheyai-Passagen aus ihrer Sicht, nicht aus Reis oder so. ** @ are: Du musstest sogar zu so dratischen Mitteln greifen und die Charabeschreibungen kopieren? Oh je, und es kommen noch mehr... Nein, es ist kein Zufall, dass das Suathisch ans Gälische angelehnt ist, ich habe doch gesagt, das sind die Kelten von Adieneira. Ich setzte jetzt einfach mal voraus, dass du weißt, dass die Schotten, Iren, Waliser und Betronen von den Kelten abstammen. Das war kein Tanz, das war ein Kampf. Zumindest eine Waffenübung. Egal, es ist zu lang geworden. Klar wird Kai ein guter Than sein, vor allem, weil sein Klan bis jetzt nur aus seiner Familie besteht. *drop* Oo Ich soll Kai eine Frau verpassen?! Nee, du, das arme Ding müsste ganz schön leiden. Außerdem hab ich nicht die Zeit dafür, der Zeitraum der Story wird höchstens ein Jahr sein. @ Sesshi-chan: Schön, dass dir Feuermond auch gefällt. ^------^ Öhm, ja, so kompliziert, dass selbst ich manchmal nicht mehr durchblicke. @.@ Darum hab ich mir auch alles aufgeschrieben, damit am Ende doch was richtiges rauskommt. Die Weihen wurden im Einfluss des Zeremonien-Abends geschrieben. XD Das war so richtig schön stimmungsvoll. Allzuviel Mitglieder wird Feuermond nicht bekommen, aber es kommen noch ein paar dazu. Kai und Yuriy treffen sich frühestens im 9. Kapitel. Ich bitte deswegen um ein bisschen Geduld. XD Charas tauchen noch sehr viele auf. ** Pairings Ich hab ganz am Anfang gesagt, dass ich noch mehr Pairings reinbringe, und jetzt hab ich mir sogar überlegt, welche. Inwieweit ich auf jedes Pairing eingehe und ob alle davon wirklich rüberkommen, weiß ich noch nicht. Yuriy x Kai <--- mein Hauptpairing, hab ich ja schon gesagt Rei x Mao <--- besteht bereits und die zwei sind total ineinander verschossen, also werde ich sie nicht auseinander reißen Takao x Hiromi Lai x Salima Bryan x Jonny Mingming x Gailanna(<- das ist Yuriys ältere Schwester, 'n OC, ich hoffe, ihr habt nix dagegen) Wenn irgendwer noch ein Pairing drin haben will und ich noch keine der Personen verplant habe, könnt ihr euch ruhig melden, okay? Ich bin für jeden Vorschlag offen. In Feuermond tauchen die meisten Blader auf, also tut euch keinen Zwang an. ~~~~~~~ Empfang Mao war schlecht. Das stetige Schaukeln der Sänfte brachte sie fast um. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie sie die Reise von der Stadt des Himmels bis hierher geschafft hatte. Tausende Meilen hatten sie zurückgelegt von der Krone des Himmels bis zu dem Hafen in Symanien, von dem aus sie mit dem Schiff weiter bis zu Serals Hafen in Thissalia gefahren waren. Leider hatten die Schiffe in Sachen Schaukeln den Sänften an nichts nachgestanden. Auf der Fahrt durch den Golf von Venera war ihr es gleichfalls nicht gutgegangen, nein, eher im Gegenteil, noch schlechter. Vielleicht konnte sie die Karawanenführer auf dem Rückweg dazu überreden, den gesamten Weg zu Land zurückzulegen und ihr ein Pferd zur Verfügung zu stellen. Noch einmal würde sie die Reise in der Sänfte und auf dem Schiff nicht überstehen. Käseweiß im Gesicht hing sie in den Kissen und beneidete ihren Bruder und ihren Verlobten um die Möglichkeit, reiten zu dürfen. Ihr hatte man es verboten, weil sie eine Frau war, und stattdessen hatte man sie in eine der Sänften verfrachtet. Auch die anderen hochrangigen Frauen, die die sheyaianische Abordnung begleiteten, hatten ihren Platz in den zahlreichen Sänften gefunden, ebenso wie viele der bedeutenden Männer. Die Tatsache, dass Mao bei Ankunft in Rhiawen sicher ein schlechteres Bild bieten würde, als wenn sie ritt, hatte man einfach ignoriert. Auf der Reise hatte sie versucht, sich mit Büchern oder Musik oder Gesprächen abzulenken, sie hatte sich sogar zu Mingming gesetzt, aber viel hatte es nicht genutzt. Und dass sie sich mit der türkishaarigen, eitlen Sängerin und Hofdame abgegeben hatte, hatte einiges zu bedeuten. Sonst gingen sie und Mingming sich so weit wie möglich aus dem Weg. Sie waren einfach zu verschieden. Während Mingming sehr auf Äußerlichkeiten bedacht war, ihr Aussehen und ihren Ruf mehr pflegte als alles andere - bis auf ihre, zugegeben, wunderschöne Stimme - und für Macht und Reichtum ihre Seele verkaufen würde, war Mao eher, und das zum Ärger ihrer Familie, ein burschikoses, dreistes Mädchen, dem der Übermut und die Keckheit aus den goldenen Augen sprang. Als kleines Mädchen war Mao lieber hinter ihrem älteren Bruder und ihrem Verlobten hergelaufen als brav bei ihrer Mutter zu bleiben und zu lernen, was eine gute Ehefrau alles wissen musste. Nur bei wenigen dieser Lektionen hatte das pinkhaarige Mädchen aufmerksam zugehört und diese hatten nicht zu den bevorzugten ihrer Mutter gehört. Mao wusste nicht, wie und wo Mingming aufgewachsen war, aber sie glaubte nicht, dass die Sängerin wie sie selbst lieber auf Bäume oder Felsen geklettert war, statt sticken und singen zu lernen. Kein Wunder, dass sie sich nicht gut verstanden. Trotzdem waren beide auf dieser eintönigen Reise nicht abgeneigt gewesen, sich gegenseitig Gesellschaft zu leisten. Immerhin hatte Rei seiner Verlobten am Vortag gesagt, dass sie heute gegen Mittag endlich Rhiawen erreichen würden. Sie war ihm unendlich dankbar um den Hals gefallen. Jetzt zählte sie die Minuten und schob - entgegengesetzt ihres sonstigen Verhaltens - immer wieder die Vorhänge an den Fenstern ihrer Sänfte zur Seite um hinauszusehen. Die zauberhafte Landschaft veränderte sich nur langsam, aber dafür auch deutlich. Die sanften Hügel, die ihren Weg von Serals Hafen begleitet hatten und zwischen denen versteckt Dörfer, Felder, Weiden, Wälder und sogar große, prächtige Herrenhäuser lagen, wurden niedriger und öffneten sich schließlich zu der Tiefebene des Yaivor, die sich entlang des Flusses quer durch das westliche Thissalia südlich des Nachtgesangs zog. Diese Hügel hatten Mao vom aller ersten Augenblick in Thissalia fasziniert. Man brauchte nur einige Meter weit zu gehen und schon verschwand man aus dem Blickfeld der Leute, mit denen man gereist war. Man verschwand einfach hinter dem nächsten Hügel. So tauchten plötzlich vor ihnen Dörfer auf, Felder, Weiden, auf denen jede Menge Tiere grasten. Und sie hatten es erst gemerkt, als sie schon beinahe darin gestanden hatten! Jedes Mal! Das war einfach verrückt. Noch dazu lieferte so gut wie jede Stelle einen hervorragenden Platz für einen Überfall. Glücklicherweise war auf der gesamten Reise durch die Hügellandschaft nichts geschehen. Anscheinend räumten die Soldaten Thissalias sehr gut auf oder die Wegelagerer hatten entschieden, die Gesandtschaft aus Sheyai sei eine zu große Beute für sie. Kein Wunder, begleiteten doch über Hundert sheyaianische Soldaten den Tross, dazu die persönlichen Leibgarden diverser Fürsten und Damen und die gut ausgebildeten Edelleute des Himmelsreiches, die weit über ihre Grenzen hin für ihre hervorragende Kampfkunst bekannt waren. Mao fürchtete keinen Überfall, denn sie wusste, dass sie sich ihrer Haut erwehren konnte. Jede sheyaianische Dame aus hoher Familie wurde in Kampfkunst unterrichtet. Zumindest sollte es so sein, es war eine uralte Tradition. Man hatte damit nachgelassen, wusste Mao, denn ein zartes, weiches Mädchen war auch den Sheyai lieber, nicht nur den Thissaliern. Für Mao war es ein Segen, dass weder ihr Vater noch ihre konservative Mutter so dachten, denn die Kampfkunst war eine ihrer liebsten Beschäftigungen an langen, eintönigen Nachmittagen. Nach Osten hin erstreckte sich die Ebene von Llathwen, die sich direkt an die Tiefebene anschloss. Sie zog sich südlich des Nachtgesangs hin bis zum Rajanënis, einem Fluss, der im Nachtgesang entsprang und nach Süden floss, durch Thissalia und Symanien, den See Saleenas bis hinunter zum Meer. Aber Mao wusste das nur aus ihren Büchern, die sie - in Ermangelung von anderer Lektüre - auf der Reise regelrecht verschlungen hatte. Normalerweise war sie nicht die große Leserin, aber wenn sie etwas las, vergaß sie es nur selten. Sehen würde sie die Llathwenebene nur, wenn der thissalische Hochkönig für sie einen Ausflug dorthin plante. Immerhin war es seine Pflicht, die Begleitung der Abgesandten aus Sheyai und Shinazu zu beschäftigen, während die Diplomaten über den Friedensvertrag diskutierten. Das würde Monate brauchen, wusste Mao, und in dieser Zeit mussten die hochrangigen Begleiter der Gesandten beschäftigt werden. Diese Begleiter waren immerhin die Garantie für den Waffenstillstand zwischen den beiden Parteien. Beide Länder schickten ihre Diplomaten mit einem Gefolge von Edelleuten, die nicht ernsthaft an einen Kampf mit Waffen denken würden. Niemand würde einen Mord, einen Überfall oder einen offenen Kampf riskieren, wenn er wusste, dass er selbst wehrlose, verletzliche Leute zu schützen hatte. Mao gehörte zwar nicht dazu, aber sie wusste, dass das auf viele Leute - Männer wie Frauen - in der sheyaianischen Gefolgschaft zutraf. Diese Leute hatten die Gesandten nicht nur aus Spaß begleitet, sondern zeigten dem Gegner und auch Thissalia, dass von dem anderen Land keine Gefahr ausging. Auch jetzt war da draußen in der Landschaft keine große Veränderung zu erkennen. Seufzend lehnte Mao sich zurück und schloss die Augen. Durch das Hämmern ihres Kopfes, das sie schon auf der gesamten Reise begleitete, wann immer sich die Sänften in Bewegung gesetzt hatten, konnte sie die Geräusche der Karawane vernehmen. Das Schnauben der Pferde, das helle Klacken ihrer Hufe auf dem Stein der befestigten Straße, das Klirren der Waffen und Rüstungen der Soldaten, deren laute Stimmen, das Geflüster und Getuschel der anderen Adligen, die zu Pferde oder wie sie in einer von Pferden getragenen Sänfte reisten, das Knarren der Wagen, die ihr Gepäck geladen hatten und das von Sattelleder. Ihre Ohren waren dank ihrer Abstammung schärfer als die normaler Menschen, aber manchmal wünschte sie sich, es wäre nicht so. Der Lärm außerhalb ihrer Sänfte verstärkte nur noch den Druck hinter ihrer Stirn und am liebsten würde sie den Kopf gegen die hölzernen Seitenwände ihres Gefängnisses schlagen. Aber sie ließ es besser bleiben, sonst machten Lai oder Rei sich noch Sorgen um sie. Um nichts in der Welt würde sie ihrem Bruder oder gar ihrem geliebten Verlobten absichtlich Sorge bereiten. "Mao!" Reis sanfte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie hob den Kopf und schob den Vorhang rechts von ihr zur Seite. Neben ihrer Sänfte ließ der junge Mann, dem sie schon seit ihrer Geburt versprochen war und den sie nur unwesentlich kürzer liebte, sein Pferd mit schwungvollen Schritten traben. Rei saß lässig auf dem Rücken des prachtvollen Tieres, gekleidet in Seide und feines Leinen, einen weiten, gegürteten Mantel aus Fell um die Schultern. Es war doch schon recht kühl hier in Thissalia, vor allem für eher an Hitze gewöhnte Sheyai. Sein langer, schwarzer Zopf tanzte bei jedem Schritt des Pferdes und sein Pony, dass sein katzenhaftes Gesicht umrahmte, wippte ebenfalls mit. An der Seite trug er ein kurzes, gekrümmtes Schwert, weitere Waffen hingen am Geschirr seines Pferdes und in der Hand hielt er eine mit roten Puscheln geschmückte Lanze. Rei stammte aus dem gleichen Volk wie sie, sie kamen auch aus der selben Gegend, den Kean-Shan-Wäldern. Die Verbindung von ihnen beiden sollte das Bündnis zwischen den beiden eins verfeindeten Neko-jinsippen stärken. "Was ist?", fragte sie und fragte sich, wie er nur so verboten gut aussehen konnte. "Schau!" Er deutete nach Westen. "Rhiawen!" "Was?!" Sie fuhr auf und krachte mit dem Kopf gegen den Fensterrahmen ihrer Sänfte, aber das störte sie nicht. Nicht jetzt, wo sie vor sich, die Stadt sehen konnte, die ihr Ziel war. Eine riesige Fläche voller Häuser und Bauten, davor die Zelte und Wagen eines Jahrmarktes, weiter im Osten lag der Blaue Palast und über allem erhob sich Thuan Rhiawen. Der Anblick der Weltstadt verschlug Mao den Atem. Die Stadt des Himmels, auch die Verbotene Stadt genannt, war kein Ort, in dem sich alle Welt traf, in die Händler und Fahrende kamen und Bauern von weit her, die ihre Waren verkaufen wollten. Die Verbotene Stadt war, wie der Name schon sagte, abgeschnitten von der Welt. Ausländer durften sie nicht betreten, nicht einmal um den Kaiser zu sprechen; Bedienstete und Bauern, die dort lebten, verließen sie niemals; für Adlige war es eine besondere Ehre, dorthin eingeladen zu werden. Selbst Ishainu, die Hauptstadt Shinazus, war besser besucht als die Stadt des Himmels. Rhiawen aber war ungleich größer und bedeutender als Ishainu und das erkannte man auf den ersten Blick. Zwar war Mao nie in Shinazu, geschweige denn in Ishainu gewesen, aber auch sie sah es. Rhiawen war wahrlich eine prächtige Stadt. Sie wusste, sie hätte begeistert, ergriffen, ehrfürchtig sein sollen und im ersten Augenblick war sie das auch, aber das verflog schnell. Im Moment war sie nur erleichtert, endlich das Ziel der langen, qualvollen Reise erreicht zu haben. Mit einem freudigen Seufzen ließ sie sich in ihre Kissen zurücksinken und ließ sich bis zu den Toren des Blauen Palastes schaukeln. Da die sheyaianische Karawane nicht den Weg durch die Stadt direkt nahm, sonder außerhalb der Mauern entlang zog, begegneten sie relativ wenigen Menschen. Doch die Straßen waren trotzdem voll und die Stimmen so laut und so durcheinander, dass Mao kein einziges Wort verstand. Zwar sprach sie - wie die meisten sheyaianischen Adligen - fließend die Sprache des Landes, aber trotzdem... es redeten einfach zu viele Leute aufeinander ein. Außerdem interessierte sie nicht, was das Volk von Thissalia über sie zu sagen hatte. An den Toren des Palastes wurden sie nicht aufgehalten. Man ließ sie sofort passieren. Mao hatte nichts anderes erwartet. Immerhin waren sie eine offizielle Abordnung Sheyais! Man erwartete sie auf einem großen Hof am Fuße eines riesigen, schlanken Turmes aus blauem Stein. Alles schien hier aus diesem blauen Stein gebaut zu sein. Das war wohl der Grund, warum die Bauten den Namen ,Blauer Palast' trugen. Rei half ihr aus ihrer Sänfte und sie war wahrlich froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und hätte es der Anstand nicht verboten, hätte sie sich von Rei tragen lassen, so wackelig fühlten sich ihre Beine an. Aber sie riss sich zusammen und hackte sich nur bei ihrem Verlobten unter wie es die Etikette wollte. "Geht es dir besser?", fragte Rei besorgt, während er starr den kleinen, dicken Mann an der Treppe im Blick hielt, der sie eben mit umständlichen Worten begrüßte. "Ja. Viel besser. Vor allem, da ich weiß, dass ich nicht mehr so schnell in das blöde Ding steigen muss! Wo ist Lai?" "Hier, Schwester." Sie drehte den Kopf nach links, wo gerade ihr Bruder auftauchte. Er war ähnlich ausstaffiert wie Rei und sein langes, schwarzes Haar hatte er mit einem breiten Band im Nacken zusammengefasst, so dass es bei jedem Schritt um seine Hüften wallte. "Lai, versprich mir, mir für den Rückweg ein Pferd zu besorgen. Ich werde nie wieder in so ein Ding steigen!" "Mao. Du weißt, dass das nicht geht." "Aber ich werde es trotzdem tun! Wer hat diese blöde Regel aufgestellt, dass Frauen nicht reiten dürfen?!" Lai hob hilflos die Schultern und wechselte einen raschen Blick mit Rei, ehe er von dem Thissalier unterbrochen wurde, der an der Treppe stand und eben verkündete, man würde sie auf ihre Gemächer führen. Erleichtert winkte Lai seine Schwester und ihren Verlobten vorbei, glücklich über die Ablenkung. "Mao, wie wäre es, wenn du dich erst einmal ausruhen würdest? Ich denke, hier im Palast werden wir mehr als zufrieden gestellt werden." "Lai! Schieb mich nicht einfach so ab!" Rei zog sie unerbittlich weiter und sie musste ihm folgen, wenn sie nicht gezogen werden wollte. "Mao, können wir das nicht später bereden? Ich finde, dein Bruder hat Recht. Wir haben viel Zeit bis zur Rückkehr.", redete er auf sie ein, aber Mao beachtete ihn nicht und rief über die Schulter zurück: "Lai, wir sprechen uns noch!" Lai ignorierte sie unverschämterweise und sie ließ sich von Rei mitziehen. "Takao, hast du gesehen?" "Was?" Max blieb verdutzt stehen und starrte den dunkelhaarigen Jungen an. Sie befanden sich auf einem der kleinen Übungshöfen, die im ganzen Palast zu finden waren und wo Platz genug für Waffenübungen war. Takao befand sich jeden Tag mehrere Stunden auf einem solchen Hof und fuchtelte mit seinem Schwert herum. Max hatte der Kampfkunst noch nie besonders viel abgewinnen können, aber er respektierte Takaos Verlangen danach. Genauso wie dieser ihn bei seinen Magierstudien alleine ließ und nicht störte. In manchen Dingen waren die beiden Freunde grundverschieden. "Also, was?" Takao ließ sein Katana sinken und erhob sich aus der geduckten Kampfstellung. Max blinzelte und fragte sich, wie das Ereignis an seinem Freund hatte vorbeigehen können ohne das dieser etwas gemerkt hatte. Takao war doch sonst so neugierig und der, der immer als erstes bescheid wusste. Diesmal schien er aber so sehr auf seine Kampfübungen konzentriert zu sein, dass er gar nichts mitbekommen hatte. "Die Sheyai sind da!", erklärte Max und deutete aufgeregt in die Richtung, in die er die Reisegesellschaft aus ihrem Feindesland vermutete. Vermutete deswegen, weil sich noch keiner der beiden so gut im Palast auskannte, dass er wusste, wo welche Himmelsrichtung lag ohne die Sonne zu sehen. Ishainus Palast war ebenso verwirrend aufgebaut, wenn nicht noch verwirrender, aber Ishainus Herrscherhaus kannten sie. Den Blauen Palast nicht. "Echt? Na endlich!", freute sich Takao und hüpfte auf und ab. Sie befanden sich schon fünf Tage in Rhiawen und dass hatte an Takaos Nerven gezerrt. Für ihn gab es hier nichts interessantes zu tun und Hitoshi hatte ihnen verboten, allein in die Stadt zu gehen. Auch wenn Takao sich nicht gerne an die Gebote seines Bruders hielt und sie nicht selten auch übertrat, dieses hier übertrat er nicht. Rhiawen war keine Stadt wie Ishainu, in der man kurz durch die Straßen spazieren konnte. Takao hatte seinen Bruder und seinen Großvater zwar beinahe angefleht, ihn in die Stadt gehen zu lassen oder mitzukommen, aber die beiden hatten beides ausgeschlagen. Und auch sonst hatte sich niemand bereit erklärt, sie zu begleiten. "Dazu ist später noch Zeit.", hatte Hitoshi gesagt und er hatte zweifellos recht. Sie würden den ganzen Winter über in Rhiawen bleiben. Warum sich die Stadt schon in den ersten Tagen anschauen? Sie hatten später Zeit genug. Max hatte die letzten Tagen in der Gesellschaft von Olivier verbracht. Der junge LesDemondes war ein sehr angenehmer Gesprächspartner, aber er verbarg seine wahren Gedanken geschickt hinter einem Lächeln. Trotzdem wusste Max, dass der junge Magier ihn mochte und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Olivier hatte ihm angeboten, ihn im später einmal - wenn sie Zeit hatten - auf den Familiensitz der LesDemondes zu begleiten, zusammen mit seiner Mutter. Judy wie Max hatten begeistert zugesagt. Max wollte schon immer einmal die Familie seiner Mutter kennen lernen und wo konnte er das besser, als auf deren Besitz? "Wo sind die?" Takao riss ihn aus seinen Gedanken. Er zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Sie werden wahrscheinlich direkt zu ihren Zimmern gebracht. Morgen werden wir offiziell vom Hochkönig begrüßt werden. Dann werden die Verhandlungen beginnen." "Endlich!" "Sag mal, Takao, bereust du es schon, dass du mitgekommen bist?" "Öh...natürlich nicht! Ich will aber nicht mehr hier herumsitzen, sondern Rhiawen sehen! Und den Rest von Thissalia!" "Kleiner Drache, das braucht noch einige Zeit.", unterbrach Takerus Stimme vom Eingang her. "Ojiisan!", rief Takao erfreut aus und lief seinem Großvater entgegen. "Was ist los? Warum bist du hier?" "Nichts. Darf ich nicht einmal mehr meinem Enkel bei den Waffenübungen zusehen?" Der Langhaarige verzog das Gesicht. "Wie kommt es nur, dass ich nicht glaube, dass es beim Zuschauen bleiben wird?" Takeru klopfte ihm auf die Schulter. "Weil du noch viel lernen musst, mein Junge, um ein guter Samurai zu sein. Aber jetzt ein anderes Thema. Morgen Abend wird man uns offiziell in Thissalia und Rhiawen begrüßen. Ich möchte, dass ihr eure beste Kleidung anzieht und euch anständig betragt. Ich erwarte höchste Selbstbeherrschung von euch, insbesondere von dir, Takao, und werdet nicht ungeduldig. Das wirft ein schlechtes Licht auf uns." Takao senkte schuldbewusst den Kopf. "Ja, Ojiisan." Er erinnerte sich noch gut genug das letzte Desaster. Ein relativ kleines Fest zu Neujahr am Kaiserhof. Wegen Takaos Ungeduld hatte man hinterher den gesamten Saal renovieren müssen. Dabei hatte er doch gar keine Schuld gehabt! Nun, zumindest nicht viel. Er hatte die Katastrophe nur ins Rollen gebracht, der Rest war von ganz allein geschehen. "Ich verlange untadeliges Betragen von euch beiden." "Natürlich, Takeru-sama.", antwortete Max, von dem alle wussten, dass er sich zu beherrschen wusste, zumindest bei solchen Gelegenheiten. "Ja, Ojiisan." "Gut. Ach ja, und Takao, Hiro erwartet dich für deine Lektionen auf dem hinteren Hof, den ihr an den letzten Tagen auch schon genutzt habt." "Ja, Ojiisan." Takeru drehte sich um und ging wieder. "Na, dann, geh ich auch mal.", murmelte sein Enkel und winkte noch kurz Max zu, ehe er sich auf den Weg machte. Der Blonde blieb verdutzt zurück. Jetzt war er zu Takao gegangen und dann verschwand dieser einfach! Takao stapfte missmutig durch die langen Gänge des Blauen Palastes. Die Stunden bei seinem Bruder waren die schlimmsten des Tages für ihn, denn Hiro kannte keine Gnade und vor allem kannte er keine Pausen. Er liebte es, seinen jüngeren Bruder über den kleinen Übungshof zu hetzen, mit einer oder zwei Waffen hin den Händen und auf ihn einzudreschen. Und er verlange obendrein, dass Takao sich wehrte! Wie konnte er, der Jahre jünger war, sich gegen einen erwachsenen Samurai durchsetzen? "...und ich will, dass es sorgfältig ausgeführt wird!" Takao stutzte und sah sich um. Wo war er denn hier gelandet?! Diesen Gang kannte er ja gar nicht! Er war nicht so reich ausgestattet wie die, die Takao sonst nutzte, anscheinend ein Flur für die Diener. Aus einem kleinen Fenster konnte in einen Hof sehen, den er ebenfalls nicht kante, aber auf dem reges Leben herrschte. Nur wenige Meter von ihm entfernt machte der Gang einen scharfen Knick nach rechts und von dort her war die Stimme gekommen. Anscheinend war er irgendwo falsch abgebogen, weil er so in Gedanken versunken gewesen war. Nächstes Mal musste er besser auf den Weg achten. "Sorgfältiger als letztes Mal. Der Kerl ist nicht einmal über die Mauern gekommen!" Von was sprachen die da? Neugierig schlich sich Takao näher. Die Stimme kannte er. Es war die volle, dunkle Stimme eines Mannes. Jetzt antwortete ein zweiter Mann, rau und viel tiefer und dem unbeobachteten Lauscher vollkommen unbekannt. "Man hat ihn mir empfohlen! Ich kenne mich damit auch nicht aus. Einen M..." Er wurde abrupt unterbrochen. Anscheinend hatte der Erste ihm die Hand auf den Mund gelegt. "Still! Es muss nicht gleich der gesamte Palast über unsere Pläne bescheid wissen!" "Jaja, tut mir Leid." "Wenn man weiß, was wir vorhaben, wird dir gar nichts mehr Leid tun. Dann bist du nämlich tot! Vergiss das nie!" "Ja, Meister." Meister? Takao stutzte. Entweder der erste Mann war der Lehrer des zweiten oder... Er war ein Magier! Alle ausgebildeten Mager wurden mit ,Meister' angesprochen! Im selben Moment, in dem Takao das erkannte, wusste er auch, wer der erste war: Raphael Hiwatari, Magiermeister eines höheren Grades. Was suchte ausgerechnet der in den Gängen der Diener? An den letzten Tagen hatte Takao oft genug mitbekommen, dass Raphael keiner war, dem alle Menschen gleich waren. Er war jemand, der einen höheren Stand hatte und dies auch ausnutzte. Er war besser als die anderen und er hatte auch nicht vor, das in irgendeiner Weise zu ändern. Und eben dieser Raphael Hiwatari stand nun hier in den Gängen der Diener und unterhielt sich mit...ja, mit wem eigentlich? "Gut, ich sehe, du hast verstanden, Kleiner. Wenn dein Kerl das dieses Mal nicht hinbekommt, wirst du das büßen, verstehst du mich?" "Ja, Meister." "Gut. Der Prinz wird sich hoffentlich nicht mit seiner Rückkehr beeilen. Sonst fallen all unsere Pläne ins Wasser." Es kam keine Antwort. Takao rutschte näher an die Ecke heran. Vielleicht konnte er einen Blick auf die beiden Männer erhaschen? "Worauf wartest du noch? Hast du nicht irgendetwas zu tun?", herrschte Raphael seinen Gegenüber an, der hörbar zurückzuckte. "Äh, jaja." Hastige Schritte näherten sich dem Eck, hinter dem Takao stand und dieser zuckte zurück. Wohin jetzt? Wenn der Kerl ihn bemerkte? In seiner Eile, nicht gesehen zu werden, quetschte er sich einfach in das nächste Versteck: die Fensternische. Keinen Moment zu früh, denn schon kam der Mann um das Eck gestürzt. Takao versuchte, einen Blick auf ihn zu erhaschen und er wurde belohnt. Es war ein großer, schwarzhäutiger Junge, wahrscheinlich aus Rhamadi oder der Al Kharmit-Wüste. Sein Haar war kurz geschoren und er trug die ärmliche Kleidung der Diener. Takao wusste, dass Rhamadi ein Land war, in dem der Sklavenhandel blühte. Wahrscheinlich war der Junge ein Geschenk des rhamadischen Kalifen an den Hochkönig, der ein solches Geschenk natürlich nicht ablehnen durfte, auch wenn Sklaverei in Thissalia verpönt war. Er war schlank und muskulös und sein schmales Gesicht wirkte nicht besonders glücklich. Dann war er vorbei und Takao atmete auf. Er hatte ihn nicht gesehen. Hoffentlich würde Raphael ihn nicht bemerkten. Mit schief gelegtem Kopf lauschte er kurz, aber von dem Magier war nichts zu hören. Leise schlich er den Weg zurück, den er gekommen war und folgte damit dem Schwarzen. Erleichtert atmete er auf, als er in den großen Hauptgang zurückkam. Raphael hatte ihn nicht gesehen. //Was war denn das?//, fuhr es ihm durch den Kopf. //Von was haben die da gesprochen? Pläne? Tot?// Die hatten doch nicht vor, ihren König zu verraten, oder? Nein, es musste sich um etwas anderes handeln. Irgendetwas harmloses. Vielleicht war es ein Spiel. Ja, genau, so musste es sein! Ein Spiel! Takao wusste selbst, dass es vollkommener Blödsinn war, was er dachte, aber er wollte nichts anderes glauben. Er wollte nicht der sein, der eine thissalische Verschwörung als erster aufdeckte. Es war nicht sein Reich, er kam aus Shinazu, außerdem war es nicht seine Aufgabe, er war noch ein halbes Kind. Für viele Abenteuer war er zu haben und auch dafür, Dutzende Regeln zu brechen. Aber er war niemand, der sich wissentlich in eine tödliche Gefahr ohne Chance stürzte. Außerdem...wer würde ihm glauben? Robert machte sich Sorgen. Er hatte von Anfang an gewusst, dass es ein riskantes Spiel war, Rhiawen als Verhandlungsplatz für die Shinazuki und Sheyai anzubieten. Nicht wegen den beiden Reichen, nein, es war wirklich eine gute Entscheidung von Eskander, die beiden Länder an einen Tisch zu zwingen und diesen unsinnigen Krieg zu beenden. Nein, das war nicht der Grund, warum der Ritter sich Sorgen machte. Es war einfach nur der Zeitpunkt, der denkbar schlecht gewählt war. Ausgerechnet jetzt, wo sie in Thissalia sowieso Probleme hatten. Da brauchten sie nicht noch zwei verfeindete Parteien im Blauen Palast. "Sir Robert? Ihr seht so nachdenklich aus?" Oliviers helle Stimme riss ihn aus den Gedanken. Er schüttelte den Kopf und blickte den jungen Magier direkt an. "Meister?" "Ich sagte, Ihr seht nachdenklich aus." "Ich sehe immer nachdenklich aus, Olivier." Abrupt wechselte Robert ins persönliche ,Du'. "Das stimmt auch wieder. Aber ich weiß, wann du wirklich nachdenkst und wann du nur Löcher in die Luft starrst. Worüber machst du dir Sorgen?" "Über dasselbe wie in den letzten Wochen." "Oh. Ich verstehe." Mit Olivier hatte er sich schon öfter über Thissalias Probleme beraten. Die beiden so unterschiedlichen Männer waren Freunde, gute Freunde und das schon seit Jahren. Sie wussten, dass sie einander vertrauen konnten. "Du solltest dir nicht immer darüber den Kopf zerbrechen, Robert. Lass es zumindest heute bleiben und genieß das Fest." Robert schnaubte. "Wie sollte ich das Fest genießen, wenn ich doch weiß..." Er verstummte und sah sich um. Sie befanden sich in dem größten Festsaal des Palastes, der nur selten genutzt wurde. Sein Dach war eine riesige Kuppel, die mit roten Mosaiken ausgelegt war. Wände und Boden waren weiß gefliest, auch wenn man das bei dreien der Wände kaum sah. Genaugenommen bestanden sie aus schlanken, schmalen Säulen und riesigen Bogenfenstern aus gelblichem Glas, die vom Boden bis knapp unter die Decke reichten. Jedes dritte davon führte auf einen großen Balkon hinaus, vier in den Garten, der den Saal umgab. Die vierte Wand war direkt an den Blauen Palast angeschlossen und darin waren drei Türen eingelassen. Eine für die Diener, eine für die Adligen und eine für die Gäste, von der eine breiter werdende Treppe auf den Boden führte. Gegenüber dieser Treppe befand sich der Thron des Königs, aus dem blauen Stein des Palastes gebaut. Eskander saß darauf und sprach leise auf Fürst Crain ein. Der Saal war brechend voll. Adlige in reich verzierter, teurer Kleidung standen in Grüppchen zusammen oder bei dem Buffet in der Ecke und tuschelten miteinander. Keiner von ihnen sah in die Richtung von Robert und Olivier. Dann sprach Robert mit gesenkter Stimme weiter: "...wenn ich doch weiß, dass sich Verräter unter uns befinden?" "Vergiss es." "Vergessen!? Wie kann ich das vergessen?! Olivier, ich dachte, du..." "Für heute Abend. Vergiss es einfach. Du hast später noch genug Zeit, dich darüber aufzuregen. Also, warum sich einen angenehmen Abend verderben?" "Weil..." "Nun?" Olivier zog eine Augenbraue hoch. "Du lässt mich ja noch nicht einmal ausreden." "Weil es nichts zu bereden gibt." Robert blickte seinem Freund kurz in das Gesicht. Mit dem Magier war heute wohl nichts mehr anzufangen. Olivier war nun mal jemand, der gern auf solche Feste ging. "Also gut.", seufzte er. "Sie werden sowieso gleich anfangen." Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Blick über die versammelte Menge der Adligen und Diener schweifen ließ. Wer von ihnen plante insgeheim, den König zu stürzen? Diese junge Frau dort hinten? Der alte Fürst? Der Knabe dort oder das Mädchen in der Nähe? Die Matrone, der Ritter? Es konnte jeder sein. Nur wenigen traute Robert so vollkommen, dass er sie von jedem Verdacht freisprechen würde. Olivier natürlich, Ivan, einer der Knappen, und Brooklyn aus der Magierschule der Hiwataris. Auch außerhalb Rhiawens gab es nur wenige, die er dieser Kategorie zuordnen würde. Der Kronprinz zum Beispiel, der seinen Vater zwar hasste, so inbrünstig und fanatisch, dass Robert sich fragte, was Eskander ihm nur angetan haben konnte. Aber er wusste, dass Yuriy nur eine Sache mehr verabscheute als seinen Vater und das war der Königstitel. Auch die Vertrauten des Prinzen traute er den Verrat nicht zu, Bryan von Falkenburg und Sergej, den Leibwächter, der nur auf Yuriys Befehle hörte. Sonst wäre da noch Voltaire Hiwatari, das Oberhaupt des Hauses Hiwatari, und auch Dickenson, der engste Berater Eskanders. Ansonsten würde Robert es nicht verwundern, wenn sich jemand als Verräter herausstellen würde. Zwar traute er es nicht allen zu, aber man konnte nie wissen. "Ah, Sir Robert, ich freue mich, Euch einmal wieder zu sehen." "Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Lady.", antwortete Robert und drehte sich zu der Dame um. Sie war zwei Köpfe kleiner als er, trug ihr orangerotes Haar bis auf die Schultern und war in ein weites, reich besticktes Kleid gewandet. In der Hand trug sie einen grünen Fächer, passend zu ihrem Kleid. Robert verbeugte sich leicht vor dem jungen Mädchen. "Lady Emily." "Ich sehe, Ihr zieht immer noch ein Gesicht, als würden die Lasten der Welt auf Euren Schultern ruhen." "Die Lasten der Welt sind es nicht gerade, aber die Lasten meines Fürstentums und das ist schon genug." "Aber, aber, deshalb müsst Ihr trotzdem nicht so ein Gesicht machen. Das steht Euch gar nicht." "Es interessiert mich nicht, ob es mir steht." "Das weiß ich bereits. Teilt Ihr nachher einen Tanz mit mir? Ich habe Euch als perfekten Tänzer in Erinnerung." "Wie Ihr wünscht, Lady Emily." Roberts Stimme klang kühl. Er legte es nicht gerade darauf an, mit Damen wie Emily ins Gespräch zu kommen und nach Möglichkeit ging er ihnen auch aus dem Weg, aber hin und wieder schaffte es doch eine, ihn zu stellen. Er musste dann wohl oder übel mit ihr sprechen und tanzen und tun, was auch immer sie noch wollte, denn alles andere wäre unhöflich gewesen. Und jemand wie Robert war nicht unhöflich, niemals. Emily zog eine Schnute. "Ihr klingt nicht gerade begeistert." Ertappt wich der Ritter einen Schritt zurück. "Es hat nichts mit Euch zu tun, Lady. Ich bin in Gedanken. Natürlich werde ich nachher mit Euch tanzen. Ihr seid eine hervorragende Tänzerin." Das Mädchen lächelte wieder und wollte noch etwas sagen, als die Tür am oberen Ende geöffnet wurde und der Herold heraustrat. Er klopfte zweimal mit dem Stab auf den gefliesten Boden, so dass alle Anwesenden aufmerksam wurden. Rasch verstummten alle Gespräche und alle Augen wandten sich dem Herold zu, der jetzt begann die Gäste anzukündigen. Nacheinander traten erst die Shinazuki, dann die Sheyai nach unten vor den König, der jeden von ihnen einzeln begrüßte. Die Zeremonie zog sich lange hin, so dass Robert genug Zeit hatte, jeden einzelnen von ihnen eingehend zu mustern. Die meisten gehörten zu dem üblichen Rattenschwanz an Höflingen und Begleitpersonen eines hohen Würdenträgers, der in ein Nachbarreich gesandt wurde und deren alleinige Aufgabe es war, zu zeigen, dass die Gesandten in friedlicher Absicht kamen und nicht danach strebten, irgendwelche überraschenden Angriffe zu starten. Aber wie bei all diesen Rattenschwänzen gab es Personen unter der Begleitung der beiden Gesandten, die ins Auge sprangen. Jene bei den Shinazuki hatte er schon bei deren Ankunft am Hafen gesehen, aber jetzt hatte er mehr Zeit, sie einzuschätzen. Da wäre erst der Gesandte selbst, ein alter Mann, dessen beiden Enkel ihn herbegleitet hatten. Doch so alt wirkte er gar nicht, denn der alte Samurai hielt sich gut, besser als viele andere Leute. Er wirkte vor dem Hochkönig mehr als würdevoll und stark. Auch seine Enkel gehörten auf die eine oder andere Art zu den auffallenden Persönlichkeiten. Der Ältere, weil er seinem Großvater sehr ähnelte. Ein starker Samurai, den man als Gegner nicht unterschätzen durfte. Der Jüngere trug diesen Eindruck ebenfalls zur Schau, aber auf der anderen Seite machte er einen etwas chaotischen Eindruck. Auf der Treppe wäre er beinahe gestolpert und kopfüber hinuntergefallen, wenn sein Bruder ihn nicht im letzten Augenblick gehalten hätte. Auch die Familie Mizuhara war eine Erwähnung wert, vor allem weil Judy eine LesDemondes war und alle drei mächtige Magier. Die letzte Person, die Robert auffiel, war ein Mädchen und er fragte sich, warum sie ihm auffiel. Sie hatte nichts außergewöhnliches an sich, eher im Gegenteil, sie wirkte schüchtern und verschreckt, wie sie da an der Seite ihres Vaters die Treppe herabspazierte. Ihr Name war Mathilda und ihre schmale Figur in dem reich verzierten Kimono wirkte zerbrechlich. Das Haar von der Farbe der Morgenröte war sehr kurz, nur zwei lange Haarsträhnen standen von ihrem Kopf ab. Bei den Sheyai waren es vor allem drei Leute, die ihm ins Auge stachen. Robert hatte schon von diesem Volk gelesen, halb Mensch, halb Katze, aber es war das erste Mal, dass er Nejo-jin zu Gesicht bekam. Ihre Namen waren Lai, Mao und Rei und ihr Aussehen war fremdartiger als das aller anderen Anwesenden. Die goldenen Augen, die spitzen Ohren, die Fanzähne, das lange, dicke Haar, die geschmeidigen, sicheren Bewegungen, die Kraft, die dahinter steckte, all das unterschied sie von den Anwesenden im Saal. Fasziniert sah Robert zu, wie erst Lai die Treppe hinunterstieg, gefolgt von Rei und seiner Verlobten Mao, die zugleich auch Lais Schwester war. Graziös und stolz wie Katzen schritten sie auf den Hochkönig zu, sprachen ihre Ehrerbietung aus, ehe sie sich zu ihren Landsleuten stellten und der Herold den nächsten ankündigte. Zwei weitere Personen, die Robert bei den Sheyai auffielen, waren die Dame Mingming, von deren göttlicher Stimme man sogar in seinem abgelegenen Fürstentum gehört hatte, und der junge Magiermeister Kenny, der als Koryphäe auf seinem Gebiet galt und ebenfalls über die Grenzen Sheyais heraus bekannt war. All diese Leute gaben eine interessante Mischung in Rhiawen ab. Robert fragte sich, wie weit sich die beiden verfeindeten Parteien annähern und ab welchem Punkt sie aufeinander losgehen würden. Ob es überhaupt ein friedliches Nebeneinander geben konnte? Aber der Krieg zwischen Sheyai und Shinazu herrschte noch nicht besonders lange, nur ein paar Jahre. Die Feindschaft konnte noch nicht so tief sitzen wie...wie die zwischen den Thissaliern und den Klanen. Jedoch konnte keine Feindschaft so tief sein wie diese letztere. Niemand konnte so tief hassen wie die Klankrieger und sich so sehr nach Freiheit sehnen. Und nie reichten die Wurzeln der Feindschaft so tief. Ein weiteres Problem Thissalias. Robert schnaubte. Wie viele Probleme hatten Thissalia und sein König denn? Nicht nur, dass im Norden die Norag wieder Rabatz machten, nein, auch die Adligen Thissalias selbst stellten sich gegen Eskander und Robert wartete jedes Jahr darauf, dass auch die Klane wieder begannen, ihre Freiheit auszurufen und nach Streit suchten. Robert seufzte. Vielleicht sollte er doch nicht mit Emily tanzen. Vielleicht sollte er doch nicht auf Olivier hören. Vielleicht sollte er sich zurückziehen und sich überlegen, wie er den König unterstützen konnte. ~~~~~~~ Jetzt hat die Story richtig angefangen, wenn auch noch nicht viel passiert ist. Zum Teil diente das Kappi auch noch dazu, die Sheyai einzuführen, aber egal. Im nächsten Kapitel geht's wieder in den Nachtgesang(und ich lass noch mehr Personen auftreten *drop*). Bye Silberwölfin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)