Brüder auf Reisen von Mondvogel ================================================================================ Kapitel 12: Unter Harpyien -------------------------- Nun geht es weiter, mit unseren zwei Helden. ^^ Danke, für eure Kommis und für euer Interesse zu meiner FF! *euch alle umarmen tu* Sesshomaru ließ seinen Blick aufmerksam über das weite Meer schweifen. Auf der anderen Seite erkannte er einen braunen Küstenstreifen. Sie hatten Glück. Das hier war eine Meeresenge, also kein großes Problem sie zu überqueren. Inuyasha stand auf und schüttelte sich wie ein Hund, um das Wasser aus Kleider und Haare loszuwerden. Anschließend trat er neben seinen Bruder und blickte ebenfalls nach Osten. "Man sieht ja schon die andere Seite." stellte er verwundert fest. Suchend schaute er sich um. "Aber es gibt hier keine Bäume. Ohne ein Boot kommen wir wohl nicht rüber." "DU kommst nicht rüber." betonte der Youkai. Inuyasha blinzelte ihn verwirrt an und zog schließlich eine wütende Grimasse, als er verstand. "Na klar! Du kannst ja fliegen. Aber was ist mit mir?" brauste er auf. Sesshomau warf ihm einen gelangweilten Blick zu. "Lass dir was einfallen." "Pah!" Der Hanyou funkelte ihn an und verschränkte wütend die Arme. Sein Bruder war aber auch wirklich egoistisch. Er würde ihn doch nicht einfach dalassen? Nein, das würde er bestimmt nicht. Schließlich begann er gerade etwas netter zu Inuyasha zu werden und Inuyasha seinerseits fing auch gerade an seinen großen Bruder etwas mehr zu respektieren und zu achten. Trotzdem blickte er sich aufmerksam um und suchte nach einer Möglichkeit doch noch irgendwie selbst rüberzukommen. Vielleicht wollte ihn Sesshomaru ja auf die Probe stellen? So leicht wollte sich Inuyasha nicht blamieren lassen. Er raffte sich zusammen und schlenderte den Strand entlang, auf der Suche nach etwas Brauchbarem. "Inuyasha." Der Youkai sprach in einem angespannten, aber ruhigen Ton. Der Jüngere drehte sich fragend zu ihm um. Was hatte er denn jetzt schon wieder? Er wollte sich schon danach erkundigen, als sein Blick auf etwas im Wasser fiel. Stirnrunzelnd kam er näher und rümpfte die Nase. Im Wasser trieb die kalte Leiche einer Frau. Ihre Augen fehlten, ansonsten sah sie unversehrt aus. Inuyasha fischte sie heraus und legte sie vorsichtig auf den Boden. Die leeren Augenhöhlen starrten in den Himmel. Vom blassen Gesicht stachen sie regelrecht hervor. "Wer macht so etwas Grausames?" fragte sich Inuyasha leise. Er war froh, dass Kagome das nicht sehen konnte. Sie hatte mittlerweile schon viele Tote gesehen, aber das hier löste sogar bei Inuyasha eine Gänsehaut aus. Die zwei Löcher im Gesicht sahen einfach erschreckend aus. Gerade diese "Löcher" schienen Sesshomaru besonders zu interessieren. Er beugte sich zur Leiche hinunter und musterte sie eingehend. Nachdem er kurz an ihr gerochen hatte, richtete er sich wieder auf. "Ich habe es gewusst." sagte er. Inuyasha stand ebenfalls auf. "Was?" fragte er, ohne den Blick von der Toten zu wenden. "Das waren die Harpyien. Nur sie stehlen Menschenaugen." "Harpyien? Hier?" Er blickte sich sofort instinktiv um, als ob er damit rechnete, dass im nächsten Moment ein solcher Vogel vom Himmel stürzen würde. Eigentlich hätte er gedacht, dass der Youkai vom Osten diese Frau so zugerichtet hatte. Das würde zu ihm passen. "Die Dämonischen Harpyien." wiederholte Sesshomaru. "Sie werden von einem Youkai angeführt, der über den Osten herrscht." "Also so, wie du über den Westen regierst." stellte Inuyasha sachlich fest. Gleich darauf runzelte er verwirrt die Stirn. "Aber... im Osten ist doch dieser Youkai. Hat er die Harpyien vielleicht vertrieben?" "Es würde nicht schaden etwas darüber in Erfahrung zu bringen." meinte Sesshomaru und ging bereits los. Inuyasha zögerte und sah noch einmal zur Leiche. "Wir können sie nicht da liegen lassen." sagte er. Sein Bruder ging unbeeindruckt weiter. "Sie ist doch nur ein Mensch." entgegnete er kalt. Der Halbdämon schnaubte zornig. "Dann geh halt! Ich werde sie auf jeden Fall begraben!" "Mach was du willst, Inuyasha." Damit war das Gespräch für beide abgeschlossen. Der Hanyou begann ein Loch im Sand zu graben, während sich sein Bruder immer weiter von ihm entfernte. Wie kann er nur so gefühllos sein, dachte Inuyasha bitter. Er wusste, dass seine Freunde wert darauf legten tote Menschen zu begraben. Er machte das eigentlich nur ihnen zuliebe. Wenn es nach ihm ginge, hätte er die Frau einfach an irgendeinem geschützten Ort hingelegt und wäre dann gegangen. Was wollte man schon mehr tun? Aber sie hier im nassen Sand zurückzulassen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. In diesem Punkt sahen sich die Brüder sehr unähnlich. Irgendeinen Grund musste es jedoch geben, dass Sesshomaru Rin mit sich schleppte. Vielleicht ist er gar nicht so ein Eisklotz, wie er immer tut, vermutete der Hanyou. Um das genau zu wissen müsste er allerdings seinen Bruder fragen und das würde er bestimmt nicht tun. Eine bessere Selbstmordvariante würde es wohl kaum geben. Er hatte das Loch nun fertig und legte die Leiche, vorsorglich, ins provisorische Grab. Anschließend buddelte er es wieder zu. Das würde reichen müssen. Mehr konnte er wirklich nicht tun. Nach verrichteter Arbeit lief er schnell seinem Bruder hinterher. Immer diese Gefühlsduselei, dachte der große Youkai abfällig. Wegen einem Menschen muss er gleich so viel Aufhebens machen. Das ärgerte ihn. Man konnte doch nicht jeden gefallenen Menschen, den man fand, auch begraben. Außerdem, was hatte das für einen Sinn? Was erhoffte man sich dadurch? Die Menschen sind wahrlich seltsame Wesen. Was sie sich nur alles einfallen ließen. Sesshomaru schüttelte diese Gedanken ab. Er hatte jetzt keine Lust über diese schwachen Lebewesen nachzudenken. Viel wichtiger waren die Harpyien. Es war üblich, dass sie Menschenaugen stahlen und aufaßen, aber das war es nicht, was Sesshomaru zu denken gab. Viel mehr fragte er sich, was die Anführerein der Harpyien gegen diesen mächtigen Youkai unternommen hatte. Immerhin hatte er sich in ihrem Land niedergelassen. Das war sicher nicht kampflos vonstatten gegangen. Der Name der Anführerin war Payia, wenn sich Sesshomaru nicht allzu sehr täuschte. Er kannte sie als eine furchtlose Kämpferin, die nicht so leicht aufgab und schon gar nicht ihr Gebiet an jemand anderen abgab. Sesshomaru musste herausfinden, was da passiert was. Er war sich sicher, dadurch auch mehr Informationen über den fremden Youkai zu bekommen. Es war gut über den Feind so viel wie möglich bescheid zu wissen. Dadurch würden sie vielleicht seinen Schwachpunkt ausfindig machen können. Sesshomaru hatte schon seit Anfang an so ein seltsames Gefühl, was ihren Gegner betraf. Er hatte bestimmt nicht ohne Grund Inuyashas Freunde töten lassen und anschließend sein Tenseiga gestohlen. Er wollte die Brüder zu sich locken, das war Sesshomaru schon mal klar. Aber warum? Was wollte er von ihnen? Ein Laut von obern riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Er zog reflexartig Tokejin und blickte aufmerksam in den Himmel. Über ihm kreisten fünf Harpyien. Gut, er hatte sie also schon gefunden. Sie beobachteten Sesshomaru eingehend und stießen dabei schrille Rufe aus. Der Youkai ließ die Dämonenvögel nicht aus den Augen. Er wusste, dass sie bei der ersten verdächtigen Bewegung, sehr schnell angreifen konnten. Ihre Schnäbel und Krallen waren scharf wie Dolche. Sesshomaru musste unbedingt mit Payia reden. Er holte tief Luft, um den Harpyien nach ihrer Anführerin zu fragen, als sie plötzlich alle auf einmal herabstürzten. Sie flogen direkt auf Sesshomaru zu, der kampfbereit und etwas verwirrt sein Schwert hob. Er hatte doch nichts verdächtiges gemacht. Wieso griffen sie ihn an? Da merkte er, dass nicht er das Ziel war, sondern jemand hinter ihm. Entsetzt wirbelte er herum und starrte entgeistert zu Inuyasha, der gerade Tessaiga zog und auf die Vögel zielte. Nein, er durfte sie nicht angreifen, sonst hätten sie keine Chance mehr die Anführerin zu sehen. Solange man friedfertig mit den Harpyien umging, konnte man auch mit ihnen reden. Wurde ihnen jedoch Gewalt angetan, dann musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Sesshomaru lief auf seinen Bruder zu. "Inuyasha, halt!" rief er befehlend, aber seine Stimme ging im lauten Tosen der Flügelschläge unter. Der Hanyou hörte ihn nicht und aktivierte Tessaiga. Er holte Schwung und jagte seine Kaze no Kizu auf die Angreifer zu, die innerhalb weniger Sekunden zu Staub zerfielen. Sesshomaru erreichte seinen Bruder wenige Augenblicke später und funkelt ihn wütend an. "Du törichtes Halbblut! Denk doch mal nach, bevor du etwas tust!" knurrte er. Man sah ihm deutlich an, dass er sich nur mühsam unter Kontrolle hatte. "Was soll das heißen?" fragte Inuyasha aufgebracht und schob Tessaiga in die Scheide zurück. "Sie haben mich angegriffen. Sollte ich mich etwa zerfleischen lassen?" Sesshomaru sagte nichts. Er atmete tief ein und zwang sich zur Ruhe, das sich schwerer erwies als angenommen. Innerlich bebte er vor Zorn, aber langsam erkannte er, dass Inuyasha wirklich keine Schuld traf. Schließlich hatte er sich ja nur verteidigt. Sesshomaru hätte ihm sagen sollen, wie man sich gegenüber Harpyien benahm. Er hatte nicht mit der Unwissenheit seines Bruders gerechnet und es war somit wohl sein Fehler gewesen. Sesshomaru knirschte, über diese Erkenntnis, verärgert mit den Zähnen. "Schau mal!" rief Inuyasha plötzlich und deutete in den Himmel. Sesshomaru hob den Blick und erkannte viele schwarze Punkte, die rasend schnell näher kamen. Es waren Harpyien. Jede Menge. "Na toll. Jetzt haben wir die ganze Meute am Hals." sagte Inuyasha. Er klang etwas bedrückt , da er jetzt erkannte, was für einen großen Fehler er gemacht hatte. Er hätte diese fünf Harpyien nicht leichfertig töten sollen. Aber woher sollte er das schon wissen? "Sesshomaru ich..." begann er, wurde aber sofort von einer scharfen Handbewegung, seines Bruders, unterbrochen. "Das ist jetzt egal, aber lass mich mit ihnen reden und sei du am besten still." sagte er eindringlich. Inuyasha nickte nur verdutzt. Das klang fast so, als ob sein Bruder ihm verzeihen würde. Das würden ihm seine Freunde wohl niemals glauben, wenn er ihnen DAS erzählte. Jetzt konnte er bloß hoffen, dass Sesshomaru sein Missgeschick auch wieder zurechtbiegen konnte. Die mächtigen Vögel landeten anmutig auf den Boden und nahmen unverwandt menschliche Gestalt an. Inuyasha konnte nicht umhin: Er musste diese Neuankömmlinge bewundern. Sie hatten alle seidene Gewänder, die mit Federn geschmückt waren. Den Brüdern entging nicht, dass viele von ihnen bewaffnet waren. Hauptsächlich mit Lanzen. Die Blicke der Hundebrüder wanderten nun zu einer großen Frau mit einem wunderschönen Antlitz. Sie war in blau und weiß gekleidet und hatte einen Kranz aus prächtigen Federn um den Hals. In ihren perlweißen Haaren steckten ebenfalls zwei große, braune Federn. Sie funkelte die Brüder aus ihren grünen Augen wütend an. Es war nicht zu übersehen, dass sie kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. Inuyasha schluckte und schielte behutsam zu seinem Bruder. Wenn er beeindruckt was, so ließ er sich das auf jeden Fall nicht anmerken. Ruhig und gelassen stand er vor der Anführerin der Harpyien. Ungerührt hielt er ihren kalten Blick stand. "Na sieh mal einer an." sprach sie nun. "Wenn das nicht Lord Sesshomaru höchstpersönlich ist." Ihre Augen blitzten und huschten kurz zu Inuyasha. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie hob unwillig die Stirn in Falten. "Ein Hanyou? Hier?" Auffordernd blickte sie zu Sesshomaru. "Das ist mein Halbbruder Inuyasha." erklärte der Youkai schlicht. Payia schnaubte verächtlich. "Und er hat meine Leute getötet, wenn mich nicht alles täuscht. Das erfordert eine harte Bestrafung!" Sie bebte regelrecht vor Zorn und winkte sogleich zwei aus ihrem Gefolge herbei, die sofort mit erhobenen Lanzen zu ihr traten. Inuyasha legte schnell die Hand auf den Schwertgriff. "Wartet, Payia- sama." sagte Sesshomaru und ging einen Schritt auf sie zu. Inuyasha blinzelte überrascht. Er hatte noch nie gehört, dass sein Bruder jemanden mit "sama" ansprach. Die Anführerin war anscheinend ein ziemlich hohes Tier. Diese wandte sich jetzt widerwillig dem Youkai zu und warf ihm einen fast gelangweilten Blick zu. "Was ist? Ihr könnt mich nicht aufhalten Eurem Bruder eine gerechte Strafe zu geben." "Ich bitte um Entschuldigung für sein Benehmen. Er ist noch jung und unerfahren. Ich werde ihn natürlich zur Rechenschaft ziehen, aber jetzt gibt es etwas Dringenderes zu besprechen." Inuyash glaubte sich verhört zu haben. Die Kinnlade klappte ihm herunter und ihm fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er Sesshomaru so sprechen hörte. Er entschuldigte sich für ihn? Spielte jetzt die ganze Welt verrückt oder hatte Inuyasha Halluzinationen? Fassungslos starrte er seinen großen Bruder an und versuchte das eben Gehörte auf irgendeine Weise zu verdauen. Payia betrachtete Sesshomaru auch aufmerksam. Sie sah nicht recht überzeugt aus und verzog unwillig das Gesicht. "Was gibt es wichtigeres, als den Tod meines Gefolges zu rächen, Lord Sesshomaru?" fragte sie kalt. Sesshomaru blickte sie unbeeindruckt an. "Dieser Youkai, der sich auf der anderen Seite des Meeres befindet." sagte er langsam. Sofort wurden Payias Gesichtszüge härter und ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Man sah ihr deutlich an, dass ihr dieses Thema missfiel. "Was wollt ihr von ihm?" fragte sie schließlich ziemlich skeptisch und in einem schärferen Tonfall als gewollt. "Er hat jemanden getötet und mein Schwert gestohlen." "Ach? Und jetzt wollt Ihr Rache und das Schwert zurückholen, nehme ich an?" "Ja." Payia war immer noch recht misstrauisch. Sie blickte Sesshomaru tief in die goldgelben Augen. "Und was wollt Ihr denn wissen?" "Wer dieser Youkai ist und wieso er einen großen Teil des Ostens eingenommen hat. Ein Teil Eures Landes." Die Anführerin der Harpyien sog die Luft mit einem zischenden Laut ein. Ihr Gesicht verdunkelte sich noch mehr vor Zorn und auch unter ihrem Gefolge entstand Unruhe. Offensichtlich hatte da Sesshomaru einen empfindlichen Punkt angesprochen. Inuyasha ahnte nichts Gutes. Die Harpyien sahen ziemlich erbost aus. Na, wenn das mal gut gehen würde. Der Hanyou blickte gespannt zu seinem Bruder, der die Ruhe in Person war. Irgendwie beeindruckend. "Ja, er hat mir mein Land gestohlen." schnappte Payia. "Aber damit kommt er nicht durch! Wir werden ihn stellen und eigenhändig das Handwerk legen!" "Ich schlage Euch einen Kompromiss vor." sagte Sesshomaru plötzlich und beachtete Payias Wutausbruch gar nicht. Die Anführerin runzelte die Stirn. Sie sah ein bisschen erzürnt und beleidigt aus. Jemand wagte es tatsächlich mit ihr einen Handel einzugehen? Allerdings war Sesshomaru vom gleichen Rang wie sie, also konnte er sich so etwas durchaus erlauben. Widerwillig nickte Payia. "Ihr erzählt uns alles über diesen Youkai und wir erledigen ihn dann für Euch." erklärte Sesshaomaru. Die Harpyie blickte ihn etwas stutzig an. Ihr Blick huschte kurz zu Inuyasha. "Mit ,wir' meint Ihr bestimmt Euch und Euren Bruder?" "Ganz recht." "Aber wie kann ein Hanyou gegen so einen mächtigen Youkai kämpfen? Der wird ja gleich beim ersten Angriff sterben. Wir wissen doch alle, dass Halbdämonen zu nichts taugen." Sesshomaru spürte wie sich Inuyasha hinter ihm anspannte und leise knurrte. Seine Aura stieg an und er hatte sich nur mehr mühsam unter Kontrolle. Sesshomaru konnte seinen Zorn sogar verstehen, aber er hoffte, dass er sich zurückhielt. Stell jetzt bloß nichts Dummes an, Inuyasha, dachte der Youkai inbrünstig und fixierte Payia mit wachsamen Augen. "Wir sind stark und haben gute Schwerter. Das Kämpfen ist nicht unser Problem. Wir müssen nur so viel wie möglich über unseren Feind in Erfahrung bringen." Payia machte einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Sie musste nachdenken. Als Harpyie war man stets wachsam und misstrauisch gegenüber Fremden. Man wusste ja nie ob da ein Hinterhalt drohte. Außerdem war sie sich gar nicht so sicher, ob die beiden Brüder diesen Youkai besiegen konnten. Payia hatte selbst gesehen, wozu er imstande war. Allerdings war da noch dieser Hanyou... Sein Schwert schien eine große Macht zu besitzen. Payia hatte sie gespürt, als er ihr Gefolge getötet hatte. Vielleicht konnte dieses Schwert tatsächlich etwas gegen den Feind ausrichten. Und Sesshomaru war als vollwertiger Youkai bestimmt noch viel stärker als sein Bruder. Zusammen könnten sie es möglicherweise schaffen. Payia öffnete wieder ihre strahlend grünen Augen und richtete sie auf die Brüder. "Ich bin einverstanden." teilte sie ihnen mit. "Ich erzähle euch alles was ich weiß." Sie warf den Kopf mit einer heftigen Bewegung zurück, sodass ihre schönen Haare schwungvoll nach hinten flogen und fing an zu erzählen: "Vor einer Woche spürte ich eine dunkle Anwesenheit. Sie näherte sich meinem Land und überall, wo sie sich niederließ wuchs nichts mehr. Die Pflanzen verdorrten, alles Leben floh oder wurde getötet. Die Menschen, die dort lebten wurden als Gefangene genommen." Das klang nicht recht bedauernd, aber Inuyasha verstand nun, wieso dieser Youkai auch "Schatten des Todes" genannt wurde. Wo er auftauchte, lebte praktisch nichts mehr. "Ich ging sofort los, um nachzusehen, wer dieses Unheil verbreitet." fuhr Payia fort. "Aber es war zu spät. Alles war wie ausgestorben. Das ganze Gebiet, auf der anderen Seite des Meeres, ist tot. Ich selbst habe den Verantwortlichen dafür nie gesehen, aber er ließ Hunderte von meinem Volk töten. Sein Gefolge ist schon sehr stark, welche Kräfte hat dann erst er selbst?" "Ihr habt ihn also nie zu Gesicht bekommen?" fragte Sesshomaru nach. Die Harpyie schüttelte den Kopf. "Nein, noch nie. Aber ich weiß, dass er nicht von dieser Welt ist. Er ist bereits tot und ins Reich der Lebenden zurückgekehrt, als welchem Grund auch immer." Den Grund konnte Sesshomaru bereits erahnen, aber er sagte nichts dazu. Nur Inuyasha runzelte verwirrt die Stirn. Ihr Feind war ein lebender Toter? Er wollte eine Frage dazu stellen, fing aber den warnenden Blick von Sesshomaru auf, der ihm sofort den Mund versiegelte. "Auf jeden Fall hat er mich bis hierher zurückgedrängt." berichtete die Harpyie weiter. "Ich konnte nichts machen. Seine Insektendämonen haben alle sehr starke Gifte, denen wir nicht lange standhalten können. Er jagte uns einfach fort. Aber wir geben nicht auf! Wir sind gerade dabei ihn erneut anzugreifen." Man sah ihr jedoch die Mutlosigkeit an, die sich nach diesen Worten in ihren Augen spiegelte. Ihre Krieger ließen ebenso betrübt die Köpfe hängen. Sie waren zwar alle entschlossen ihr Land zu verteidigen, aber kaum einer dachte wirklich daran, lebend aus der Schlacht zurückzukehren. "Wisst Ihr vielleicht wie er heißt?" fragte Sesshomaru und unterbrach somit die unangenehme Stille. Payia schüttelte lediglich den Kopf. "Alles was ich weiß habe ich bereits gesagt." erklärte sie. Sie hob die Augen und funkelte ihren Gegenüber etwas herausfordernd an. "Na? Wollt ihr immer noch gegen ihn antreten?" "Ja. Und wir werden ihn besiegen." Payia kniff die Augen zusammen. "Was ist mit dem Tod der fünf Harpyien? Wie ihr bestimmt bemerkt habt, habe ich bereits viele Krieger verloren. Ich kann es mir nicht leisten auf noch mehr zu verzichten!" Sesshomaru blieb weiterhin ruhig und blickte die Anführerin kühl an. "Wir töten den Youkai und befreien somit Euer Land. Dafür vergesst Ihr diesen bedauernden Zwischenfall." Payia riss ungläubig die Augen auf. Dieser Hundejunge war ja recht dreist. Genau wie sein Vater. Dieselbe sture Zielstrebigkeit. Der Apfel fiel eben nicht weit vom Stamm. Inutaisho...., dachte Payia. Wie oft hast du mir schon geholfen? Und jetzt ist dein Sohn da und hilft mir wiederum, wie es du einst immer getan hast... "Gut. Eine andere Möglichkeit bleibt mir wohl kaum." sagte sie schließlich mit einem leisen Seufzer. "Wir bringen euch hinüber." Zum ersten Mal in diesem Gespräch war es an Sesshomaru verblüfft zu sein. Hinüberbringen? Als ob er so etwas nötig hätte. Aber er wusste auch, dass es sehr unhöflich wäre diesen Gefallen abzulehnen. Von seinem Vater hatte er bereits viel von Payia gehört und am besten reizte oder beleidigte man sie nicht. So warf er nur einen mahnenden Blick zu seinem Bruder und nickte der Harpyie zu. Inuyasha hatte verstanden und zog es vor, auch weiterhin still zu sein. Bis jetzt schien das gut funktioniert zu haben. Payia winkte zwei kräftige Krieger zu sich. "Nehmt sie auf den Rücken und setzt sie drüben wieder ab.... Gibt es ein Problem?" fragte sie verärgert, als die beiden Harpyien ihr Gesicht verzogen. "Nun, Herrin... Der Hanyou. Es ist eine Schande so jemanden wie ihn auf dem Rücken zu tragen." sagte einer von ihnen. Unsicher blickte er seine Herrin an, deren Augen jetzt gefährlich funkelten. "Wollt ihr, dass unser ganzes Volk ausgelöscht wird? Die beiden da sind unsere letzte Hoffnung! Keinen Widerspruch mehr!" Hastig nickten die zwei und verwandelten sich sogleich in riesige Vögel. Sie wollten lieber nicht Bekanntschaft mit Payias Wut machen, von der sie schon allerlei finstere Gerüchte gehört hatten. Sesshomaru und Inuyasha stiegen auf die breiten Rücken und hielten sich an den Federn fest. Dem Hanyou sah man deutlich an, dass er recht verärgert war und man liebsten von seinem Schwert gebrauch gemacht hätte. Diese Harpyien würde er bei der nächsten Gelegenheit in Stücke hauen. Dann würden sie sehen, dass man einen Hanyou lieber nicht verärgern sollte. Er war jedoch klug genug sich vorerst einmal zurückzuhalten, worüber Sesshomaru sehr erleichtert war. Wenige Augenblicke später erhoben sich die Vögel, mit rauschenden Schwingen, in die Luft. "Ich hoffe ihr werdet uns nicht enttäuschen Lord Sesshomaru!" rief ihnen Payia hinterher. Der Youkai antwortete nicht. Er wusste ja selbst noch nicht, wie der Kampf aussehen würde. Zwar wusste er nun etwas mehr über den Gegner, aber die meisten Informationen waren recht unbrauchbar. Nun, besser als nichts. Inuyashas Gedanken gingen in die gleiche Richtung. Für ihn war eigentlich nur interessant, dass dieser Youkai anscheinend tot war. Konnte er so ähnlich wie Kikyou sein? Aus Ton und Graberde wieder zum Leben erweckt. Aber Inuyasha konnte sich nicht vorstellen, wer so etwas tun würde. Als einziger kam Naraku in Frage, aber der hatte mit der ganzen Sache ja nichts zu tun, wie Myoga bereits gesagt hatte. Weitere Gedankengänge wurden nun unterbrochen, denn die Harpyien landeten anmutig auf den trockenen Boden. Inuyasha stieg vom Rücken und blickte sich entsetzt um. Es sah genau so aus, wie Payia es beschrieben hatte. Tot und verlassen war dieser Ort. Und still. Sogar der Wind hielt sich zurück. Hier trauerte, im wahrsten Sinne des Wortes, die Einsamkeit. "Wir zählen wirklich darauf, dass Ihr uns helfen könnt, Lord Sesshomaru." sagte einer der Krieger höflich. Inuyasha schnaubte. Er wurde ja vollkommen ignoriert. Irgendwann riss auch sein Geduldsfaden. "Ich bin auch noch da, zur Information." bemerkte er trotzig und verschränkte finster die Arme. Die Krieger warfen ihm einen schnellen Blick zu, sagten jedoch nichts. Sie nickten bloß Sesshomaru zu und stießen sich schwungvoll vom Boden ab. Schweigend flogen sie zurück. Inuyasha knurrte ihnen drohend nach. Er war es ja gewohnt von Youkai ignoriert zu werden, aber das hier ging eindeutig zu weit. Diesem Federvieh würde er es schon noch zeigen. "Idioten." murmelte er verächtlich und drehte sich abrupt weg. Sesshomaru war über seinen Bruder angenehm erstaunt. Er wusste über das hitzige Temperament Inuyashas bescheid und hätte nie gedacht, dass er sich bei diesem Gespräch so gut beherrschen konnte. Mal sehen, wie er sich beim Kampf mit dem Gegner anstellte. Sesshomaru kehrte nun dem Meer den Rücken zu und ging entschlossen ins Landesinnere. Inuyasha schloss schnell zu ihm auf. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Jetzt war es nicht mehr weit, bis zu ihrem Feind. Meine Freunde, dachte der Hanyou kummervoll. Habt noch ein bisschen Geduld. Bald werdet ihr wieder leben. Kein Cliff diesmal! :) Endlich haben die Brüder das feindliche Gebiet betreten. Aber es ist noch nicht fertig^^ Sie müssen sich noch einigen Problemen stellen. Das nächste Kapitel heißt: "Sturz ins Leere" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)