Brüder auf Reisen von Mondvogel ================================================================================ Kapitel 6: Im Team gegen eine Riesenlibelle ------------------------------------------- Bin so froh, dass ihr beim letzten Kapitel nichts merkwürdig gefunden habt! *euch alle umarmt* Und nun, Vorhang auf für das sechste Kapitel! Jetzt müssen unsere zwei Helden gegen einen starken Gegner kämpfen. Ganz unverletzt gehen sie dabei nicht hervor und Sesshomaru zeigt sich mal von einer ganz anderen Seite.... aber lest doch selbst! Viel Spaß dabei! Die Nacht schritt schnell voran. Bei Tagesanbruch erreichten die Hundebrüder eine weite Ebene, die sich durch kleine Büsche und trockenen Boden kennzeichnete. Inuyasha atmete befreit auf. Endlich wieder saubere Luft, frei von Pollen. Sie waren bereits ein ganzes Stück gegangen, als Sesshomaru plötzlich stehen blieb, sodass Inuyasha fast gegen ihn geprallt wäre. "Was ist?" fragte er und trat neben seinem Bruder. "Hörst du nichts?" sagte dieser und blickte zum Himmel. Inuyasha wollte in seinen Fähigkeiten nicht beleidigt werden, folgte seinem Blick und spitzte die Ohren. Jetzt hörte auch er es. Ein fernes Geräusch, das rasch zu einem lauten Summen anschwoll. Myoga regte sich verschlafen. Er war auf Inuyashas Schulter eingedöst ohne es zu merken. "Was´n los?" nuschelte er. Er rieb sich die Augen und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Fluchtbereit blickte er sich um. "Oh je. Ich mache mich besser aus dem Staub. Viel Glück!" Hastig sprang er auf und davon. "Myoga!" rief Inuyasha. Aber es war zwecklos. Dieser Feigling suchte stets das Weite wenn Gefahr drohte. Daran würde sich nie etwas ändern. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der nahenden Gefahr zu. Das Summen wurde immer lauter und bedrohlicher. Am Himmel zeigte sich bereits ein kleiner Punkt. Er kam rasend schnell näher. Inuyasha versuchte etwas zu erkennen und kniff die Augen zusammen. "Das... das sieht aus wie eine Riesenlibelle!" rief er aus. Er hatte Recht. Und die Libelle flog entschlossen auf die Hundebrüder zu. Ihre Augen glitzerten gierig, das konnte man sogar aus dieser Entfernung sehen, und sie stieß klickende Laute aus. Die Brüder zogen gleichzeitig ihre Schwerter und wappneten sich zum Kampf. Sie ließen ihren neuen Feind nicht aus den Augen. Die Libelle näherte sich ihnen unaufhaltsam. Ihre Flügel dröhnten wie Propeller und bewegten sich so schnell, dass man sie nur als verschwommene Linien wahrnahm. Das noch frühe Sonnenlicht ließ ihre Augen wie Lampen leuchten. "Sie ist sehr stark!" bemerkte Sesshomaru. Er musste schreien, um gegen den Lärm der Flügel anzukommen. "Wir müssen vorsichtig sein!" "Ja!" Das brauchte sich Inuyasha nicht sagen zu lassen. Er hatte längst bemerkt, dass mit diesem Gegner nicht gut Kirschen essen war. Der Insektendämon war jetzt so nahe, dass er den Brüdern fast von den Füßen riss. Die kräftigen Flügelschläge erzeugten heftige Windstöße und ließ die langen, silbernen Haare flattern. Staub wurde aufgewirbelt. Inuyasha hielt sich schützend den Arm vors Gesicht. Der Staub drang in seine Augen ein und brachte sie zum tränen. Blinzelnd musterte er das Scheusal. Es war eine Libelle, kein Zweifel. Aber der aufmerksame Beobachter entdeckte viele ungewöhnliche Dinge, die eine normale Libelle nicht aufwies. Zum Beispiel die großen breiten Zangen vor dem Mund, die kontinuierlich klickende Laute erzeugten. Stinkender Geifer tropfte von ihnen herunter. Noch abschreckender wirkten die Augen. Sie waren nicht etwa Facetteaugen oder rot gefärbt wie bei einem Dämon, sondern erstrahlten in einem reinen weiß. Es lag keine Gefühlsregung in ihnen. Man könnte meinen sie wären einfach nur zwei große Teller. Die Libelle musterte ihrerseits ihre Kontrahenten mit einer gewissen Neugierde. Sie legte zu diesem Zweck den Kopf mal auf die eine dann auf die andere Seite, erweckte somit einen harmlosen Eindruck. Interessiert betrachtete sie die Brüder. Anschließend klackerte sie aufgeregt und griff unerwartet an. Ihre Zangen schnappten ins Leere, da die Brüder rechtzeitig ausgewichen waren. Blitzschnell wendete sie sich Sesshomaru zu nur um dann sofort umzudrehen und Inuyasha anzugreifen. Mit so einer Finte hatte der nicht gerechnet. Schnell riss er Tessaiga vor seinem Körper, aber die Libelle griff ihn von hinten an. Ehe Inuyasha verstand was eigentlich geschah, lag er bereits am Boden. Der ganze Ablauf des Angriffs hatte nur zwei Sekunden gedauert. Die Wucht des Schlages hatte Inuyasha die Luft aus den Lungen getrieben. Keuchend stemmte er sich auf die Knie. Er war entsetzt über die Schnelligkeit des Gegners. So etwas hatte er noch nie gesehen. Wie sollte man Schnelligkeit besiegen? Die Libelle drehte einige Runden in der Luft. Es sah ganz danach aus, als ob sie Inuyasha Zeit ließe sich zu erholen. Anscheinend hatte sie es nicht eilig. "Mistvieh." Der Hanyou erhob sich und warf dem Insekt einen trotzigen Blick zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sesshomaru in einer Angriffsposition überging. "Sie ist unglaublich schnell." sagte er. "Das habe ich gemerkt." stieß Inuyasha gepresst hervor. Der Youkai überhörte den Sarkasmus geflissentlich. "Wir teilen uns auf. Ich greife von vorne an, du von hinten. Diesmal sei gefälligst vorsichtiger. Du bringst uns noch um den Sieg." Inuyasha knirschte mit den Zähnen. Sesshomaru ließ keine Gelegenheit aus ihm zu zeigen wer hier der Bessere war. Immer diese Arroganz. Er überlegte, ob er nach eigenen Regeln kämpfen sollte, nur um diesem Angeber zu zeigen, dass auch er zu etwas fähig war. Als ob der Ältere eine Gedanken gelesen hätte, warf er ihm einen warnenden Blick zu, in dem etwas Gefährliches lag. Inuyasha fröstelte und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. "Es wäre besser du tust was ich dir sage. Sonst passiert wieder so etwas wie im Wald." Der Jüngere schluckte und sagte nichts. Er dachte nicht gern an diesen Wald zurück. Den ganzen Ärger hatte er sich nur eingebrockt, weil er Sesshomarus Befehle in den Wind geschlagen hatte. Resigniert schlug er die Augen nieder. Ihre kleine Debatte wurde augenblicklich unterbrochen. Die Libelle hatte genug gewartet. Sie flog zielstrebig auf die Hundebrüder zu, die auseinender sprangen, um sich nicht gegenseitig im Weg zu sein. Inuyasha hielt es für besser seinem Bruder zu gehorchen. Er lief zielstrebig auf das Hinterteil der Libelle zu, das sich als ein riesiger Stachel entpuppte. Er ließ ihn nicht aus den Augen. An seinem Ende tropfte eine grünliche Flüssigkeit heraus, die dampfende Schwaden auf dem Boden hinterließ. "Kaze no kizu!" rief er laut. Mit aller Kraft schlug die gelbleuchtende Energiewelle auf das Ziel ein und riss dabei den Boden mit auf. "Volltreffer!" Das war leider zu früh gefreut. Als sich der Staub legte tauchte der Stachel unversehrt wieder auf. Kein Kratzer war auf der glatten Oberfläche zu sehen. Sesshomaru kämpfte inzwischen mit dem vorderen Teil der Bestie. Dieser erwies sich als genauso hartnäckig wie der Hintere. Immer wieder hieb er mit Tokejin auf den großen Kopf ein, aber er fügte ihm nicht einmal die kleinste Wunde zu. Sogar die Augen schienen aus Stahl zu sein. Die Libelle selbst schien nichts zu spüren. Sie betrachtete ihre Angreifer eher wie zwei lästige Fliegen. Sie schüttelte sich verärgert und schnappte nach Sesshomaru. Die Zangen streiften seine Schulter und hinterließen eine blutige Spur. Sesshomaru sprang zurück. Es war besser von einer sicheren Entfernung aus anzugreifen. Er hob sein Schwert und schlug zu. Tokejins Energiewelle prallte funkensprühend auf den Dämon. Gleichzeitig griff Inuyasha mit einer zweiten Kaze no kizu an, sodass die beiden Attacken miteinender verschmolzen und doppelte Kraft hatten. Geblendet vom grellen Licht sahen die Brüder zunächst nichts. Inuyasha blinzelte gegen die Helligkeit und blickte sich nervös um, konnte aber noch nichts erkennen. Allmählich kehrte Ruhe ein und die Sicht wurde klarer. Überall lagen Erdbrocken herum und der Boden war aufgewühlt. Das einzige Geräusch waren kleine Steinchen, die in die Luft geflogen waren und nun zu Boden fielen. Von der Libelle keine Spur. "Ist sie etwa schon tot?" fragte Inuyasha hoffnungsvoll. "Nein." Sesshomaru blickte sich aufmerksam um. Von seiner Wunde tropfte Blut, aber das nahm er kaum wahr. Sie begann sich außerdem bereits wieder zu schließen. Der Youkai konzentrierte sich darauf den Feind aufzuspüren. Er setzte dafür alle seine Sinne ein und stand vollkommen reglos. Inuyashas Blicke huschten währenddessen angespannt hin und her. Er knurrte ungeduldig. "Wo ist dieses Biest? Na los komm schon raus!" Die Libelle ließ sich allerdings Zeit. Sie hatte nicht die Absicht gleich wieder aufzutauchen. Es gefiel ihr, ihre Opfer im ungewissen zu lassen und somit zu verunsichern. "Sie spielt mit uns." stellte Sesshomaru sachlich fest. "Keh! Wenn sie auftaucht mache ich diesem Spiel ein Ende." Wie auf Knopfdruck riss plötzlich die Erde auf und Gesteinsbrocken flogen durch die Luft. Als nächstes schoss die Libelle aus dem Boden heraus, direkt auf Sesshomaru zu. Sie flog so schnell, dass man nur einen grünlichen Schemen von ihr wahrnahm. Siegesbewusst "zückte" sie ihren spitzen Stachel, zerbrach damit Sesshomarus Rüstung und durchbohrte seine Brust. Der Getroffene rutschte vom heftigen Schlag etwas nach hinten, aber er war keineswegs außer Gefecht gesetzt. Er packte den Stachel und zog ihn mit einem Ruck aus seinem Körper. Aus dessen Spitze floss eine übelriechende Flüssigkeit heraus. "Mist!" fluchte Inuyasha und sprang auf die Libelle zu. Tessaiga sauste auf den Rücken der Bestie hinab und traf einen ihrer Flügel. Das einzige was passierte war, dass das Schwert dröhnte und die Klinge hin und her schwang. Ein stechender Schmerz schoss Inuyasha den Arm hoch. Die Libelle beachtete ihn gar nicht. Sie flog gleichgültig in den Himmel hinauf, von wo sie die Brüder fest im Auge behielt. "Was zum...." Inuyasha rieb sich den Ellebogen. "Ihr ganzer Körper ist gepanzert." erklärte Sesshomaru unerwartet. Er stand gerade und hatte offenbar keine Schmerzen, aber er atmete schwer. "Was war das für eine Flüssigkeit, die aus dem Stachel tropfte?" wollte der Hanyou wissen. Er warf einen skeptischen Blick auf die Verletzung seines Bruders. "Gift." antwortete er knapp. "Und es macht dir nichts aus?" "Ich konnte es neutralisieren." Ach ja. Sesshomaru konnte selbst Gift produzieren, deshalb kam er auch mit fremdem Gift klar. Diese Heilaktion schien ihm aber viel Kraft gekostet zu haben. Hoffentlich wirkte sich das nicht auf den Kampf aus. "Sie kommt wieder." rief der Ältere warnend. "Wir müssen ihren Schwachpunkt finden. Benutze die Wunde des Windes!" Inuyasha blickte ihn verständnislos an. Sie hatten ja schon vorhin gesehen, dass solche Attacken nichts nützten. Er verstand zwar nicht was das jetzt bringen sollte, aber er befolgte dennoch Sesshomarus Befehl. Gleichzeitig sprangen sie auseinander und attackierten die herannahende Libelle mit ihren Energiewellen. Aber diesmal war sie darauf vorbereitet. Mit gelassener Ruhe wich der Dämon den Attacken einfach aus und ging in einen Sturzflug über. Sie verfehlte die Brüder nur ganz knapp, da sie versehentlich einen Baum streifte und aus der Bahn geriet. Sie hatte sich schnell wieder im Griff und bereitete sich auf einen erneuten Angriff vor. Da stutzte sie plötzlich und stieß ein enttäuschtes Heulen aus, als sie Sesshomaru sah. Er müsste eigentlich tot sein! Stattdessen stand er gelassen da und maß die Libelle mit einem kalten Blick. Unsicher zog der Insektendämon einige Kreise und starrte Sesshomaru unverwandt an. Noch kein einziger Gegner hatte ihr Gift überlebt. Die Tatsache, dass es jetzt dennoch einen gab brachte sie kurz aus dem Konzept. Diese Gelegenheit nutzten die Hundebrüder. "Jetzt!" befahl der Ältere und sprang los. Inuyasha folgte ihm und suchte sich den erstbesten Angriffspunkt. Sein Blick fiel auf den Bauch. Ohne zu zögern schwang er Tessaiga. Die Klinge schlitzte den Bauch so mühelos auf wie Butter. Blut quoll aus der tiefen Wunde. Zum ersten Mal brüllte die Libelle schmerzerfüllt auf. Ihr Schrei klang wie aus tausend Kehlen. Inuyasha zuckte mit den Ohren. "Sesshomaru! Der Bauch ist ihre Schwachstelle!" rief er über den Lärm hinweg und machte sich dann bereit noch einmal zuzuschlagen. Die Libelle war jetzt zwar verletzt, aber sie hatte nicht an Schnelligkeit eingebüßt. In diesem Punkt war sie dem Hanyou um Meilen voraus. Blitzschnell drehte sie sich um, sodass sich Inuyasha verdutzt Auge im Auge mit der Bestie sah. Die Libelle klackte mit den Zangen und ehe es sich Inuyasha versah, sah er sich plötzlich von ihnen am Oberkörper gepackt. Unbarmherzig drückten die Zangen zu. Der Hanyou keuchte. "Ver... dammt! Blödes Mistvieh!" Er versuchte sich zu befreien, aber kaum bewegte er sich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz. Warmes Blut floss an ihm herab. Die Libelle zischte zufrieden und verstärkte den Druck, sodass Inuyasha die Luft wegblieb. Sollte er Tessaiga fallen lassen, damit er sich verwandelte? Das war wohl die einzige Möglichkeit. Gerade als ihm schwarz vor Augen wurde und er den Griff um sein Schwert lockerte, spürte er sich ruckartig losgelassen. Er fiel schwer auf den Boden und blieb stöhnend liegen. Als nächstes nahm er einen qualvollen Schrei wahr, gefolgt von einem Geräusch eines großen hinfallenden Körpers. Was war da los? Mühevoll hob er den Kopf und sah die Libelle verkrümmt am Boden liegen. Sie war tot. Sesshomaru stand neben ihr, Tokejins Klinge blutverschmiert. Er wischte sie zufreiden am toten Körper ab und steckte das Schwert weg. Langsam ging er auf Inuyasha zu und blickte auf ihn hinab. Der wollte nicht als schwach dastehen und versuchte sich in die Höhe zu stemmen. Es gelang ihm aber nur, sich mehr schlecht als recht hinzusetzen. "Kannst du aufstehen?" fragte der Ältere und musterte seinen Bruder.... besorgt? Oder verärgert über seine Unvorsicht? Vielleicht beides. Nun, eigentlich war sein Gesicht ausdruckslos und gab keine Gefühle preis, erkannte der Hanyou bei näherem Betrachten. "Ja." log er, machte aber keinen Versuch der Forderung nachzugehen, vorsichtig betastete er seine Wunden. Er hatte kein gutes Gefühl. Sie bluteten noch immer, aber dank seiner dämonischen Kräfte fühlte er sich allmählich etwas besser. Schon bald würde er wieder fit sein. Hoffentlich. Im Moment sah das aber anders aus. Schwankend stand er schließlich doch auf. Er musste dabei die Zähne zusammenbeißen. "Du bist schwer verletzt." sagte der Youkai ernst. "Wir bleiben vorerst einmal hier." "Was?" Inuasha hob den Kopf und sah seinen Bruder scharf an. Meinte er das etwa ernst? Aber Sesshomaru würde niemals Rücksicht auf ihn nehmen! So etwas hatte er nie getan. Also was sollte das jetzt? Er schien es aber wirklich ernst zu meinen. Sesshomaru machte keine Scherze. Trotzdem versuchte Inuyasha einen Einwand zu erheben. "Aber ich... " "Ich habe gesagt wir bleiben hier. Du kannst ja kaum auf den Beinen stehen." In seiner Stimme lag etwas, das keinen Widerspruch duldete und Inuyasha war viel zu müde, um mit ihm darüber zu streiten. Außerdem war er seinem Bruder dankbar sich ausruhen zu dürfen. "Na gut. Ist... mir eh lieber." ächzte er und presste die Hand auf die Wunde. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Langsam taumelte er auf einen Baum zu und ließ sich erschöpft am Stamm hinabgleiten. Das Letzte was er sah war sein Bruder, der dicht neben ihm stand und finster nach Osten blickte. Sesshomaru verharrte eine ganze Weile in dieser Position und genoss erst einmal das Ende des Kampfes. Diese Libelle war bestimmt eine Untergebene vom Youkai im Osten gewesen. Wenn sie schon so stark war, dann musste es ihr Herr erst recht sein. Ein Leichtes würde er nicht werden, das gab sogar Sesshomaru zu. Es nützte aber nichts sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Er drehte sich um und musterte Inuyasha. Seine Wunden gefielen ihm nicht. Er bückte sich, um sie besser zu betrachten. Geschickt huschten seine Finger über die zerfetzte Kleidung. Die Zangen der Libelle hatten tief ins Fleisch geschnitten. Wenigstens bluteten die Verletzungen jetzt nicht mehr, das war schon einmal ein Anfang. Inuyashas Augenlider zuckten. Langsam zog Sesshomaru seine Hand zurück und setzte sich neben ihn. Vielleicht würden sich die Wunden bald schließen. Wenn nicht, sah es schlecht aus. Sesshomaru konnte keinen verletzten Halbdämon mit sich herumschleppen. Das würde zu viele Feinde anlocken. Mal sehen, wie er sich erholen würde und ob er würdig war das Blut seines Vaters zu tragen. Nun, er hat sich immerhin gut geschlagen, dachte der Youkai. Irgendwo im Osten, weit weg, stand ein schwarzes Schloss. Es war nicht einfach nur irgendein Schloss. Dieses hier verströmte eine derartige Kälte, dass alles Leben davor floh. Es wuchsen sogar keine Pflanzen, obwohl der Boden sehr fruchtbar wäre. Stattdessen war er trocken und von einer kranken grauen Farbe. Das Schloss selbst war von so einem intensiven Schwarz, dass es alles andere rundherum zu verschlucken schien. Auch das Licht der Sonne versuchte diesen Ort zu umgehen. Sogar die Luft sah fahl und trüb aus. Es war ein durch und durch verdorbener Teil des Landes. Die Form des Schlosses war das einer heruntergebrannten Kerze und ragte wie ein drohender Finger in die Höhe. Es gab sehr viele Räume und in einem von ihnen saß ein großgewachsener Youkai. Man konnte nichts genaueres von ihm erkennen, da er sich in völliger Dunkelheit befand. Nur seine Konturen zeichneten sich schwach von der schwarzen Wand ab. Nachdenklich stützte er das Kinn in der rechten Hand und betrachtete einen großen, kunstvoll verzierten Spiegel, der vor ihm stand. Er zeigte verschiedene Szenen eines Kampfes. "Hm. Die Söhne von Inu Taishou haben also mein Libellendämon besiegt." murmelte er. Seine Stimme war staubtrocken, als ob der Mund die Freuden des Speichels schon seit langer Zeit vergessen hatte. Es war eine tote Stimme. "Ich gebe zu, ich bin überrascht." fuhr sie fort. "Sie sind stärker als ich dachte." Stumm blickte er vor sich hin. "Akanu!" rief er Sekunden später gebieterisch. Augenblicklich huschte eine gebückte Gestalt in den Saal. Es war ein seltsamer Dämon, der irgendwie verkrüppelt wirkte. Seine langen, lederartigen Ohren zitterten. "Ihr wünscht, mein Gebieter?" sagte er mit brüchiger Stimme. "Schick sofort die Spinnenreiter los. Sie sollen die Hundebrüder angreifen." "Jawohl mein Gebieter." Akanu verbeugte sich unterwürfig und bewegte sich rückwärtsgehend zu Tür. Der Youkai lehnte sich zufrieden zurück. Er glaubte zwar nicht, dass die Reiter die Brüder aufhalten konnten, aber er wollte sehen was sie noch so alles draufhatten. Leichtes Spiel würden sie mit den Reitern auf jeden Fall nicht haben. Sie wussten ja nichts über sie bescheid. Ein schwerwiegender Nachteil, der den Brüdern bestimmt Ärger bescherte. Vielleicht starb sogar einer von ihnen. Immerhin war mit den Spinnenreitern nicht zu spaßen. Wenn die beiden dann tatsächlich überlebten, müssten sie immerhin ziemlich geschwächt sein. Und wenn sie erst das Schloss erreichten.... dann würde der Spaß erst recht anfangen. Der Youkai lachte leise. Ja, dann würde er sich endlich rächen können. Seine Finger strichen gedankenverloren über eine schmale Schwertklinge. Es war schon merkwürdig, dass die Brüder so viel Aufhebens wegen einem einzelnen Schwert machten. Es verlief alles genau nach Plan. Tja, das wärs wieder! Ich hoffe der Kampf war nicht langweilig. Jetzt habt ihr auch mal den Feind unserer beiden Helden kennen gelernt. Von dem werdet ihr in den nächsten Kapiteln noch hören! Das siebte Kapitel wird etwas länger sein und "Neumondnacht im Moor" heißen. *gg* Ihr könnt euch vielleicht schon so einiges denken.... Bis zum nächsten Mal! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)