Angels fall first von abgemeldet ================================================================================ Schattentanz ------------ Fifth Chapter - Schattentanz Alucard stand an einem der hohen Fenster der Bibliothek und sah hinaus in die Nacht. Sein Körper hatte sich mittlerweile vollständig regeneriert, jede Spur seines verlorenen Kampfes war verschwunden. Äußerlich war er ganz der Alte. Innerlich kochte er vor Zorn und fletschte leicht die Reißzähne. Verloren… es war schon ein paar Jahrhunderte her, solange, das er sich kaum noch daran erinnern konnte, das er das letzte Mal gegen einen Gegner verloren hatte. Und wieso, zum Teufel, war ihm diese uralte Legende nicht schon viel früher eingefallen? Der Blutengel… Er schnaubte ungläubig. Genau deshalb. Weil es eine Legende war, eine Geschichte, ein Mythos aus einer Zeit, in der die Menschen die Nächte noch gefürchtet hatten, in der die Welt noch jung gewesen war, so wie er selbst auch, in der die Vampire als wahre Fürsten der Dunkelheit geherrscht hatten. So lang … so lang war das jetzt schon her… So vieles hatte sich verändert. Er sah seine blonde Herrin aus seinem Augenwinkel. Alles… hatte sich verändert. Alucard neigte den Kopf, sah wieder aus dem Fenster. "Komm zu mir... Komm zu mir, kleiner Vampir..." Am Anfang war es nicht mehr als ein leises Säuseln, ein Flüstern in seinem Hinterkopf, auch nicht störender als all die anderen Geräusche um ihn herum. Das Surren des Computers, an welchem Integra saß und im Internet nach Indizien für ihre Vermutungen suchte. Seras leise Worte, die sie mit Walter wechselte, das Rauschen des heftigen Windes um das Haus. Doch aus dem Flüstern wurde mehr. Bald formte sich aus dem leisen Wispern ein Raunen, drängend, fordernd, eine Stimme, der er sich nicht wiedersetzen konnte. Eine Stimme, die er schon einmal gehört hatte. Und auch der Raum schien sich zu verändern. Alles um ihn herum schien aus den Konturen zu laufen. Er sah auf, seine roten Augen funkelten vor Unglauben und Verwirrung. Die Schatten bewegten sich. Wie lebendige Wesen waren sie aufeinmal, glitten langsam auseinander und kamen leise wispernd auf ihn zu. Alucard schloß die Augen und fasste sich an die Stirn. Hinter ihr schien mit einem Mal die pure Dunkelheit zu toben. Eine Dunkelheit, die alles andere ausblendete, ihn tief hinab stieß. "Alucard?" Wer sprach da? Er kannte auch diese Stimme, die einer Frau. Aber er konnte sich nicht erinnern ... Doch, er konnte! Blitze flackerten durch die betäubende Dunkelheit, leuchtende Bilder seiner Erinnerungen. "Integra...?" Er sah sie vor sich, seine blonde Herrin. Sie sah merkwürdig blass und verzerrt aus, wie ein altes, zerknülltes Foto aus längst vergangener Zeit. So unwirklich. Weitere Bilder, diesesmal von Seras, seine kleine Polizistin, sie lächelte ihm scheu entgegen, sagte etwas, doch er konnte sie nicht verstehen. Und Walter, tief versunken in seine Arbeit, ein Mann, mit dem er in tiefer Freundschaft verbunden war, auch wenn er es sich niemals eingestehen würde. Die lockende Stimme schoss wieder durch seinen Kopf, dieses Mal mit fast schmerzhafter Intensität: *Komm, Alucard. Ich warte auf dich...* "Nein..." Er spürte, wie die Dunkelheit in ihm wieder größer wurde. Unaufhaltsam. Sie bäumte sich in ihm auf wie gigantische, drohende Gewitterwolken. Alucard wollte schreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Ein tiefer Schmerz durchfuhr ihn, als die lebendige Finsterniss in ihm alles verschlang, jeden Gedanken, jedes Gefühl aus seinem Gedächtniss wischte und die Bilder regelrecht aus seinem Herzen riss. Und dann war sie fort, wirbelten noch den Bruchteil einer Sekunde in den düsteren Wolken, wie vertrocknete Herbstblätter im Wind, dann endgültig verblasst. *Wo bleibst du denn? Kleiner Vampir ... Komm zu mir.* Er stolperte rückwärts, die Kontrolle über seine Gliedmaßen, seine Bewegungen völlig verlierend. Jemand umfasste seinen Arm, aber er riß sich ohne weiteres los, sah zur Seite. Die Schatten im Raum tanzten jetzt einen grotesken Reigen, schienen ganz aus ihren ursprünglichen Formen zu laufen. Alle schienen sie ihm zuzuflüstern, ihn zu locken, mitzukommen, weit weg von hier. Wo war er hier überhaupt? War das denn noch wichtig? War überhaupt irgendetwas noch wichtig, außer dieser süßen Stimme die ihn rief? Er folgte den schmeichelnden Aufforderungen. Dunkelheit umfing ihn, als er in die lebenden Schatten trat. Und als er sie wieder verließ empfing ihn diese bekannte Stimme. Er sah auf, seine roten Augen waren seltsam trüb und wie von der Sonne gebleicht. Dort stand ein Schatten zwischen den Bäumen, er löste sich von ihnen und kam auf ihn zu. Dieses blasse Gesicht... Es kam ihm immer näher. "Da bist du ja endlich... Ich habe schon lange genug gewartet." Schlanke Finger tasteten nach seiner Schulter, in seinen Nacken. Schwarze Obsidiane glühten ihm entgegen, trafen auf sein verlischendes Feuer. Ein stechender Schmerz an seinem Hals ließ ihn leise stöhnen, aber er wehrte sich nicht, konnte es nicht. Gleichzeitig spürte er, wie ihn eine Kälte umfing, eine eisige Kälte, die von seinem schmerzenden Hals auszugehen schien, sich in ihm ausbreitete wie Eisblumen auf kaltem Glas. Er verlor das Gefühl in seinen Beinen, sackte weg, doch zwei Arme hielten ihn plötzlich fest, eine nasse, weiche Wärme fuhr über die Wunden an seiner Halsschlagader und die Schmerzen verschwanden. "Komm... Es ist an der Zeit zu gehen." Er sah auf, in die schwarzen Edelsteine. Und er wusste, er würde diesen Augen überall hin folgen. ~oOo~ Gabriel lächelte und leckte sich das Blut von den Lippen, als der Vampir sich aus eigener Kraft wieder aufrichtete und ihn erwartungsvoll ansah. Seine roten Augen, die noch in der letzten Nacht vor Feuer gesprüht hatten, waren nun getrübt und blass, sie waren es schon, als er unvermittelt aus den Schatten vor ihm getreten war. Er wusste, das das an seinem Bann lag. Die kleinen Menschenfreunde Alucards' hatten versucht, sein Gift zu entfernen, das Gift, das er ihm bei dem ersten Biß verabreicht hatte, er konnte riechen, dass es fast aus dem Körper des Vampirs verschwunden war. Gabriel musste lächeln. Wie dumm und einfältig von ihnen. Aber sie konnten ja nicht wissen, das es längst zu spät gewesen war, das sein Gift schon längst den Geist des Vampirs vernebelt hatte. Zugegeben, Alucard war sehr stark, auf körperlicher und auch mentaler Ebene, er hatte es gerade wieder gespürt. Solange, wie er sich gewehrt, sich an die Bilder seiner kleinen Freunde geklammert hatte, solange hatte sich ihm noch nie einer dieser untoten Brut widersetzt. Und da war noch etwas anderes gewesen, eine Art magische Fessel, die auf ihm gelegen hatte und die ihn mit einer der Menschen ganz besonders stark verband ... Aber für ihn war es kein Problem gewesen diesen Zauber soweit zu unterdrücken, das der Vampir frei war zu tun, was er von ihm wollte. Dieser Vampir war wirklich etwas Besonderes. Viel zu schade, um ihn einfach zu verschwenden, viel zu mächtig, um ihn hier zurückzulassen, bei diesen jämmerlichen Sterblichen. Ein kaltes Lächeln zierte seine hübschen Lippen. Alucard würde der Erste sein, der Erste seiner Diener. Gabriel hatte selten einen so starken Vampir gesehen. Und jetzt gehörte er ihm. Für immer. "Komm..."sagte er leise und wandte sich halb um, wohlwissend, das jeder seiner Schritte von nun an von dem blassen, hochgewachsenen Untoten begleitet werden würde, ohne das dieser noch soetwas wie einen eigenen Willen hätte. Er lächelte wieder und sah aus schwarzschimmernden Augen in die Dunkelheit über ihm. Düstere Wolken brodelten dort ineinander, der eisige Wind ließ sie sich immer wieder gegenseitig verschlingen und neu gebähren. Es war an der Zeit. Sie mussten sich auf den Weg machen. Denn dieser war weit und Gabriel wollte nicht mehr warten. Dieses kalte Land war schon viel zu lange seine unfreiwillige Heimat gewesen. Und der glühende Durst leuchtete in ihm, brannte sich seinen Weg durch sein unheiliges Fleisch. Jeder Faser seines Seins schrie danach. Er musste es endlich finden... Koste es, was es wolle. Ohne ein weiteres Wort verschwand Gabriel gemeinsam mit seinem neuen Diener in die Nacht. ~oOo~ Integra jagte den Gang entlang, fiel beinahe die Treppe herunter und rannte durch die Vorhalle, die trüben, tranceähnlichen Augen ihres Vampirs noch in deutlicher Erinnerung, als er einfach, ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwunden war. Eisiger, starker Wind begrüßte sie, als sie die große Holztüre aufriss und in die Dunkelheit stürmte. "ALUCARD!" Der Sturmwind riß ihr die Schreie von den Lippen. Sie lief die Zufahrtsstraße herunter, wohlwissend, das Seras und Walter immernoch hinter ihr waren. Im Laufen zog sie einen Revolver und entsicherte ihn. "Alucard! Komm zurück! Das ist ein Befehl, hörst du?! Hörst du mich, du dreimal verfluchter Vampir?! Komm zurück!" Verzweiflung durchströhmte sie. Er war nicht mehr da. Sie wusste es ... Es konnte nicht sein! Wieder schrie sie seinen Namen in den heulenden Wind. Er schien sie auszulachen. Schwer atmend blieb sie stehen, drehte sich hilflos im Kreis, konnte ihn nirgendwo entdecken, schrie in die Dunkelheit. "Alucard, komm zurück! ... Verdammt, komm zurück!!" Tief in ihr wusste sie, das sie umsonst nach ihm rief. ~oOo~ Maxwell knirschte leise mit den Zähnen. Er hatte mittlerweile ein wenig Zeit gehabt und so erfahren, das die Erzählung Integras', zumindest in dem einen Punkt, gestimmt hatte: Die mysteriösen Morde in dem Museum in England waren geschehen. Außerdem hatte er im Fernsehen auch nocheinmal den Steinsarg mit dem lateinischen Spruch gesehen, von dem seine 'Erzfeindin' gesprochen hatte. Und so langsam erschien ihm diese ganze Geschichte nicht mehr ganz so unglaublich, wenn auch die Tatsache, das Integra außgerechnet 'ihn' angerufen hatte, Maxwell immernoch zum Schmunzeln brachte. Jetzt stand der Pater in der vierundzwanzigsten Foliantenabteilung der Katakomben des Vatikans und war endlich fündig geworden. Wenn er nicht explizit danach gesucht hätte, wäre ihm der braune, unscheinbare Brief mit dem Siegelkeuz der Templer niemals aufgefallen. In den Kellergewölben des Vatikans herrschte schlicht und einfach Anarchie, was die Prinzipien eines geregelten Systems anging, wenn auch alle Bücher, Schriftrollen und Testamente ordentlich verpackt hinter Sicherheitsglas ruhten. An eine Sortierung nach dem Alphabet jedoch hatte hier anscheinend noch niemand gedacht. Nach der fünften Übersetzung war jeder Irrtum ausgeschlossen. Es handelte sich eindeutig um die hinterbliebenen Schriften Francescos' de Lyonell, Tempelritter der Kompturei zu Rom, der im Jahre 1276 n.Chr. mit mehreren Gefolgsleuten von Calais nach Britannien übergeschifft war, um im Namen Gottes und des Vatikans einen Krieg gegen einen schwarzen Teufel zu führen, der, nach den Aussagen der Schriften, ganze Landstriche im Süden der Inselmonarchie ausgedünnt und schlimmer als die Pest unter den dort lebenden Menschen gewütet hatte. *Im Name der Kirche? Aber warum das denn? Die dreizehnte Division hatte es schon in jener mittelalterlichen Zeit gegeben. Warum war dieser Templer dann in einen Kampf geschickt worden, dessen Rahmenbedingungen ganz offensichtlich nicht aus dieser Welt stammten, die ganz klar nach dem Wissen, der Erfahrung und dem Können der Kampfpriester Iskariots' verlangten?* Er runzelte verwirrt die Stirn. Maxwell wusste nichts über die damaligen Beziehungen zwischen dem Iskariot-Orden und dem der Tempelritter, es gab so gut wie keine Überlieferungen darüber, doch das wenige, was man aus den alten Schriften erfahren konnte, war die Tatsache, das es in dieser Hinsicht zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Orden und offenen Konfrontationen gekommen sein musste. Nicht ohne Grund hatte sich die Kirche schließlich vom, so weltlich gewordenen Templerorden abgewandt und ihn damit zum Untergang verurteilt. Denn ohne die helfende Hand des, heute nicht mehr in den Dimensionen vorstellbar mächtigen Vatikans war diese Vereinigung einfach in den Wirren der damaligen Zeit erstickt. Die dreizehnte Division war verblieben und in der Geheimhaltung verschwunden. Nichtsdestotrotz, diese Texte, die er in der Hand hielt, waren schlicht und einfach unglaublich. Er hatte sie noch nie gelesen, dafür lagerten hier unten in den weitläufigen, ausgebauten Katakomben einfach viel zu viele Schriftstücke und seine Freizeit war zu 'begrenzt', aber selbst wenn er sie schoneinmal gelesen hätte, wäre ihm der Bericht warscheinlich wie ein Märchen vorgekommen. ~ ~ ~ ~ ~ ~ 17 Juli im Jahre des Herrn 1276 Grafschaft zu York, England Mit zittriger, schwacher Hand schreibe ich, meine treuen Freunde in der heiligen Stadt, diesen Brief, der zugleich das Letzte sein wird, was ihr von mir hört. Ihr die ihr nichts wisst von den Schrecken, die meine treuen Gefolgsleute und ich in den letzten Monaten erlebten, euch will ich mitteilen, das es vorbei ist. Das Grauen ist besiegt. Ich bin der Letzte. Der Letzte der Ritter der Compturei zu Rom, die ihr hierher entsandtet, auf das sie das Grauen beenden. Wir haben unseren Auftrag erfüllt und bald werde ich zu meinen Brüdern zurückfinden, in das Himmlische Königreich. Ich fürchte den Tod nicht. Er wird eine Erlösung sein, eine gnädige Umarmung unseres Herren. Ich, der ich zwei Kreuzzüge überlebt habe, der soviele Schrecken in seinem Leben sah, ich finde die Gnade in meinem Tod und ich bin froh darüber. Es war ein harter Kampf, oh meine Brüder. Aber letzendlich gewannen wir ihn, auch wenn wir dabei sterben mussten. Der schwarze Teufel, wie ihn die gottesfürchtigen Menschen hier nennen ist sicher eingesperrt für all Zeit. Der Blutengel aus der Johannesprophezeiung liegt nun für alle Zeit sicher unter dem Bann der Templer. Es war nicht leicht für uns, den Bann auszusprechen, den das Wesen, mit dem wir es zu tun hatten, war von urgewaltiger, satanischer Natur, stärker als jeder Mensch, dem ich auf meinen weiten Reisen jemals begegnet bin. Anbei werdet ihr einen Bericht meines Bruders Nikodemus finden. Darin steht geschrieben, wie der Bann auferlegt wurde, wie wir es taten um den gefallenen Engel einzusperren. Oh meine Brüder, wie sehr ich hoffe, das ihr diese Instruktionen niemals gebrauchen müsst! Das keine Macht der Welt dieses Grauen erneut herauf beschwört, meine Seele würde dann selbst im Paradis oder in der Hölle, wohin ich auch gelangen mag, keine Ruhe finden können! Aber was die Zeiten und die Menschen nach uns bringen werden, wissen wir nicht. Wie die Zukunft aussieht, vermögen wir nur zu raten oder vage in den Sternen zu deuten. Nichteinmal die Bibel hat darauf eine Antwort außer dem Jüngsten Gericht. Und das gerade dieses aus der Feder des Johannes stammt, ebenjener, welcher auch die Schriften um den Blutengel Gabriel niederlegte ... es läßt meine schwache Hand nur noch mehr zittern, meine Brüder. Der, der gefangen und gebannt, Der Teufel der Nacht, Engel des Blutes, einst Gabriel genannt, Dieses Siegel über ihn wacht Ich hoffe, das unser Bann, unser Siegel die Ewigkeit überdauert und das der Schrecken niemals wieder befreit wird! Ich hoffe, selbst jetzt noch, in der Stunde meines Todes. Für alle, die nach uns kommen mögen. In aufrichtiger Freundschaft, Francesco Elijas de' Lyonell Templer der geheiligten Kompturei zu Rom ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Die Unterschrift war leicht krakelig und deutete darauf hin, das der Schreiber hier mit seiner letzten Kraft geschrieben hatte. Maxwell war etwas seltsam zumute. Dieses Schriftstück war so uralt und doch waren es immernoch die letzten Worte eines Sterbenden gewesen. Auch wenn dieser Francesco schon seit Jahrhunderten tot war... seine Worte machten ihn wieder lebendig. Vor seinem Inneren Auge hatte Enrico ihn fast gesehen, wie er, mit schweren Verletzungen an sein Bett gefesselt beim schwachen Schein der Kerze diesen Brief verfasste, mit seiner letzten Kraft, den sicheren Tod vor Augen. Es schüttelte ihn in der Kälte der niedrig temperierten Katakomben. Dann wischte er die Gedanken fort. *Andersen...* Er musste ihn von diesen Dingen in Kenntniss setzten. Sofort. Der Paladin würde es überprüfen müssen. Wenn Gabriel, der Blutengel, wirklich wieder auferstanden war, dann musste die dreizehnte Division handeln. Enrico fuhr auf dem Absatz herum und schritt aus dem Katakombengewölbe heraus in einen langen, mit rotem Teppich ausgelegten Gang, der auf eine Treppe zuführte. Er wusste nicht genau, was Gabriel eigentlich war. Johannes sprach in seinen Texten von einem gefallenen Engel, aber Maxwell bezweifelte diese Gegebenheit. *Eher ein Vampir. Ein sehr mächtiger Vampir, wenn er Hellsings' Schoßhund besiegen konnte...* Das Bild seines besten Mannes, Paladin Alexander Andersen, schob sich vor seine Überlegungen und wieder begannen diese mentalen, dunklen Wolken sich über ihm zusammenzubrauen, ohne das Maxwell wusste, warum. Irgendetwas sagte ihm einfach, das etwas nicht in Ordnung war und mit jedem Schritt, den er die Treppe hinauftat, wurde dieses Gefühl stärker. *Verdammt...* Hoffentlich schaffte er es jetzt, den Paladin zu erreichen. Er hätte immoment alles dafür gegeben, dessen Stimme zu hören und zu wissen, das seine Sorge völlig unbegründet war. ~oOo~ An einem anderen Ort, viele tausend Kilometer weit weg, ahnte Alexander Andersen nicht, auf welche Weise sein Vorgesetzter von ihm dachte. Er blies den Qualm der Zigarette aus, hustete leise und verzog kurz das Gesicht. Er hatte noch nie wirklich geraucht, nie ernsthaft ... aber immomet war ihm danach. Nur aus dem Grund heraus, das es ihn ablenkte, die Spielerei mit seinen Fingern, der beißende Rauch in seiner Kehle. Ihn ablenkte von diesen verfluchten Gedanken, Bildern, Gefühlen... Hätte ihm jemand etliche Stunden zuvor gesagt, er würde diesen Ort nocheinmal freiwillig in naher Zukunft aufsuchen, er hätte ihn mit einem sanften, mileidigen Lächeln gesegnet und aus seinem Blickfels verscheucht. Dabei war er gestern abend erst hier gewesen. War das wirklich gestern gewesen? Ihm kam es vor wie eine Ewigkeit. Wieviel doch in so kurzer Zeit geschehen konnte. Seine grünen Augen glitten durch die Gitterstäbe über das erleuchtete Anwesen. *Alucard...* Es war einfach gewesen, die logischste Alternative zum blinden Suchen. Und zugleich endlos schwer für ihn hierherzukommen. Aber jetzt hatte er nichtmehr vor umzukehren. Er würde diesen Nosferatu fragen, ihn notfalls zwingen, ihm den Weg zu Gabriel zu zeigen. Alucard war sicher in der Lage, ihn aufzuspüren. Andersen wusste noch nicht wie er das mit dem Zwingen anstellen sollte, aber er wusste, wenn Alucard heute Nacht noch auf die Jagd nach diesem Monster gehen würde... dann würde er mitkommen. Und diese gottlose Kreatur vernichten. Kurz kam ihm der Gedanke an Enrico, an Sir Hellsing, die gleich sicher sehr verschreckt dreinschauen würde, und die beiden Organisationen... Aber er schob ihn energisch beiseite. Nein... Das hier war nur noch seine Sache. Er würde Gabriel töten. Koste es, was es wolle. Und wenn das auch die Todsünde Rache in seinem Herzen war. Oder der Verrat an der dreizehnten Division... der Verrat an Enrico. Alexander Andersen schnippte den Rest der Zigarette weg, die im schneidenden Wind davonrollte und sah nocheinmal hinauf zum Anwesen. Und dann nahm er den einfachsten Weg, den es gab. ~oOo~ "Wir werden ihn finden, Sir Integra..."Walter lud gerade eine der Waffen nach:"Hören sie auf, sich Vorwürfe zu machen." "Woher willst du wissen, das ich das tue?" Die Stimme der blonden Frau klang schneidend in dem Raum und Seras zuckte fast erschrocken zusammen. "Ich kenne sie."antwortete Walter einfach und reichte jetzt eine der Waffen an Seras weiter, die diese stumm entgegen nahm. "Die Männer sind schon ausgeschwärmt. Sie durchkämmen ganz London nach dem altbewährten Netzshema. Wenn einer der Trupps etwas findet, melden sie sich sofort hier."Walter lud eine weitere Waffe nach und Seras sah aus den Augenwinkeln, das es seine eigene war. Sie würde sich also gleich nicht alleine auf den Weg machen. "Es ist aber meine Schuld."sagte Integgra jetzt ganz plötzlich, als hätte sie Walters Rede garnicht gehört und die anderen sahen sie etwas irritiert an. "Ich habe ihn immer für unbesiegbar gehalten. Er war eben Alucard. Auf ihn konnte man sich immer verlassen. Ich war so leichtsinnig, verdammt... Immer habe ich ihn alleine losgeschickt, ohne auch nur einmal daran zu denken, was passieren könnte, wenn er es einmal nicht alleine schafft... Ich habe sein Leben aufs' Spiel gesetzt...":Integra drückte die Zigarre mit einer Bewegung aus, als wolle sie sie erwürgen:"Es ist meine Schuld, das er halb tot hier ankam. Das er den ganzen Tag über an einer Dialyse hing. Das er jetzt weg ist. Das ihm was weiß ich was passieren könnte... Weil ich ihn behandelt habe wie den typischen Bauern, den ein Spieler ins Feld schickt ohne auch nur einen Gedanken an seine mögliche Opferung zu vergeuden... Weil er mir egal war." "Nein!"Seras ballte die Fäuste, sie hörte, das ihre Stimme zitterte. Aber es musste aus ihr raus, sie konnte nicht anders:"Wie können sie nur so von sich denken! Sie wissen ganz genau, das dass nicht stimmt! Alucard hätte niemals geduldet, das ihn auch nur einer der Männer auf irgendeinen Einsatz begleiten würde um auf ihn aufzupassen wie auf ein kleines Kind. Er hat ja noch nichteinmal mich mitnehmen wollen! Also ist es nicht ihre Schuld! Und allein die Tatsache, das sie sich um ihn sorgen, zeigt doch, das er ihnen nicht egal ist! ... Und es niemals war..." Seras spürte, wie ihr bei den letzten, ersterbenden Worten die Tränen über die Wangen liefen. Es war ihr so egal, ob sie respktlos gesprochen hatte, so verdammt egal. Sie konnte das alles nicht ertragen. Wenn ihr Herr doch nur wieder da wäre... Sie sah auf, blickte direkt in ein eisblaues Augenpaar, das sie von oben herab betrachtete. Sir Integra war vor sie getreten, ohne das sie es gemerkt hatte. Es schien, als wolle sie etwas sagen, sie öffnete die Lippen, aber ein schriller ton ließ alle zusammenfahren und sich umsehen. "Die Alarmanlage!"stellte Walter feste, griff sich seine Waffe und war auch schon aus der Türe raus. Integra kniff sie Augen zu Schlitzen zusammen, dann folgte sie dem Mann rasch, ebenso wie Seras, wobei auch sie ihre Waffe hob. Sir Integra hatte ihre nicht dabei, hielt sich dennoch vor der Vampirin. Walter war schon in der Vorhalle angekommen, schlich sich jetzt an der Wand entlang in Richtung der Eingangstüre. Integra sog scharf die Luft ein. Die Türe stand offen. Doch sie waren die Einzigen hier in der Halle, die beinahe direkt an den Konferenzsaal angrenzte, in dem sie sich bis gerade eben aufgehalten hatten. Alle Soldaten der Hellsing-Organisation waren auf der Suche nach Alucard über ganz London verteilt, da niemand damit gerechnet hatte, das er zurückkommen würde. Aber in Integra stieg plötzlich der nagende Verdacht auf, das es garnicht Alucard war, der zurückgekehrt war. Irgendetwas ... Fremdes war hier, in der immer nur spärlich beleuchteten Eingangshalle. Etwas, was hier nicht hingehörte. Bevor sie ihre Gedanken gänzlich sortieren konnte, spürte sie schon die scharfe Klinge an ihrer Kehle und Seras entsetzten Aufschrei. Als sie den Kopf soweit zur Seite wand, wie es ihr mit dem Metall an ihrer Haut möglich war erkannte sie den Eindringling. Ihr Blick schoß sofort Eispfeile in die Richtung des in weiß gekleideten Mannes ab, der etwas mehr als zwei Meter von ihr weg stand und ihr das Schwert an die Kehle drückte. "Paladin Alexander Andersen von Iskariot." Der Blonde erwiederte ihren Blick ausdruckslos:"Guten Abend, Sir Hellsing..." ~oOo~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)