Weinende Seele von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 36: Todesengel ---------------------- Todesengel "Tetei." Das Sprechen kostet Zadei sichtlich Kraft. Zitternd griff der Geflügelte nach der Hand seines Liebsten. Fest umschlossen seine schlanken Finger die schwache Hand Zadeis. Sein Körper bebte. "Was ist passiert?" Traurig blickte Zadei in das schöne, doch schmerzverzerrte Gesicht über ihm. "Laures, er hat..." seine Stimme versagte ihren Dienst. Tränen füllten Teteis grüne Augen, ließen sie zu Seen werden. Wild schüttelte er seinen Kopf. "Nein, sag mir, dass das nicht wahr ist! Nicht jetzt. Bitte." Flehend blickte er in die bernsteinfarbenen Augen seines Liebsten. "Das Gift...es ist zu stark" brachte Zadei stockend hervor. Teteis Körper verkrampfte. "Ich liebe dich" flüsterte er. "Hörst du, ich lieb dich. Und ich brauche dich. Für immer. Du darfst mich hier nicht alleine lassen! Tu mir das nicht an!" Die letzten Worten waren geschrien. Tief schnitten sie in Zadeis Seele. "Es tut mir leid" erwiderte der Shogun mit sanfter Stimme, während seine kühlen Finger, Teteis feuchte Wange liebkosten. Ein wilder Strudel aus bitteren Gefühlen schien Tetei zu verschlingen. Er wollte das nicht hören. Nicht länger dieses Bild, des Kummers vor seinen Augen sehen. Sein Herz diesem Schmerz aussetzen. Seine Seele nicht dem Feuer der Verzweiflung übergeben. Warum konnte er die Realität nicht einfach in weite Ferne bannen? Wut überzog sein schreiendes Herz. Es war ungerecht. Inakzeptabel. "Es tut dir leid? Glaubst du etwa es genügt, dass du dich jedesmal wenn du mir weh tust, entschuldigst und dann alles wieder in Ordnung kommt? Du hast es mir versprochen! Dein Wort gegeben, dass es diesmal anders wird. Willst du mir jetzt allen ernstes sagen, dass du nicht ein einziges mal ehrlich zu mir sein konntest? Steh wieder auf!" drang es hysterisch in Zadeis Bewusstsein. Unter schmerzen, versuchte Zadei sich aufzurichten. Krampfhaft kämpfte er mit der Schwerkraft, um ein bisschen Wärme seines Engels, während seine Augen bittend in verzweifeltes Grün blickten. Behutsam stützte die Engelsgestalt ihn. Hüllte seinen brennenden Leib, in zarte weiße Federn. "Ich habe nie gelogen. Ich liebe dich" flüsterte Zadei zart seinem Liebsten zu. Ein Wimmern entrann dessen Kehle. Warmer Atem streifte Teteis Gesicht und ein leichter Hauch legte sich sanf auf seine Lippen. Eine schillernde Perle glitt seiner eröteten Wange entlang, zur Erde hinab. Zitternd erwiderte er den Kuss seines Shoguns, in dem Wissen, dass es der letzte ist. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Zärtlich schimmernde Augen blicken mich an, sanft flüstert mir eine dunkel, doch helle Gestalt, so bekannte Worte in mein Ohr. Von ihrem Klang bewegt, formen sich meine Lippen, doch sinnlos - ich schweige still. So viel was ich sagen will, zu viel was im Verborgenem schlummern soll. Die Sinne schwinden - ich fühle eine behagliche Wärme, welche mich umgibt, meinen Körper in Zufriedenheit wiegt. Ich glaube Rauschen zu vernehmen, Federn zu spüren, reine Luft einzusaugen. Süße, weiche Lippen zu schmecken und - Kann es sein? Einen Engel, so lieblich und rein, im vollkommen Glanz erstrahlen zu sehn? Oder ist es nur eine Illusion? Wie alle hier, an diesem Ort? Warum spüre ich nichts mehr? Ja, selbst mich nicht? Schwebe ich - fliege ich? Falle ich - stürze ich? Lebe ich - sterbe ich? Nein und dennoch ja! Die Wärme schwindet, das Licht in Dunkelheit getaucht. Eine unsagbare Leere erfüllt meinen Leib, und ich sinke in einen endlosen Traum. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fassungslos starrte er auf den leblosen Körper in seinen Armen. Beharrlich weigerte sich sein Verstand die Situation anzuerkennen. Das ist nicht wahr. Das darf einfach nicht wirklich sein. Nur ein Traum, der jeden Moment endet, mich wieder in der zärtlichen Umklammerung meines Shogun aufwachen lässt. Doch erbarmungslos kroch die Wirklichkeit in seinen Geist. Kratzte scharf an seinem Bewußtsein. Niestet sich tief in sein Herz. Es war vorbei. Sein Traum von Glück, von Freiheit und Liebe. Sein Schutz aus Geborgenheit und Zuneigung glitt wie ein schwerer Mantel zu Boden, zerfallen zu Staub, als ob es ihn nie gegeben hätte. Seine Stütze aus Hoffnung und Zuversicht, gebrochen unter dem Schmerz der Wahrheit. Schluchzend bedeckten seine zitternden Lippen, das Gesicht seines Liebsten. Fest schloss er seine brennenden Augen, als ob er dadurch die qualvolle Realität in Nichts tauchen könnte. Weshalb war das Schicksal nur so grausam zu Ihnen? Ein Schatten legte sich auf Teteis geschlossene Augen. Schicksal. Nein, nicht das Schicksal zerriß ihre Zweisamkeit. Lediglich Eifersucht, Machtgier und Mißgunst, waren dafür verantwortlich. Haßerfüllt blickte er in die dunklen Augen über ihm. "Es ist vorbei, Tetei." Angewidert wand er seinen Blick ab. "Ich weiß, dass du jetzt leidest, dein Geist mit Schmerz beseelt ist. Aber ich weiß, dass ich ihn dir nehmen kann, den Schmerz." Zornig erhob Tetei seine Stimme "Vielleicht will ich, das aber gar nicht!" Mit einem sanften Blick ging der Fürst um Tetei herum, beugte sich über ihm nach unten. Zärtlich legten sich kraftvolle Hände auf Teteis Schulter. Gaben ihm, in seinem Strudel aus Verzweiflung halt. Flüsterten verführerisch Geborgenheit, Wärme zu. "Meinst du nicht, dass du deine Starrheit zur Seite schieben solltest? Sei zornig auf mich, so lange du willst, aber steh wieder auf. Erhebe deine schwachen Schwingen und komm zu mir zurück." Bitter erwiderte Tetei "Ihr konntet mir Zadei nehmen, doch nicht meine Liebe zu ihm, seine zu mir. Niemals. Und wenn Schmerz und Verzweiflung das Letzte sind, was mir aus unserer Verbindung bleibt, dann werde ich diese Gefühle mit Freude in mir tragen, zum Gedenken an unsere Liebe! Also verschwindet jetzt, lasst uns allein!" "Nun, so wie ich das sehe, gibt es nur noch dich" gab Laures spitz zurück. Wutentbrannt riß sich Tetei von seinem Liebsten los, stürmte auf seinen Herrn zu, schlug, schrie, beschimpfte. Er wollte dass er endlich schwieg, aus seinem Leben verschwand. Dass er ebenso leidete, wie er selbst gerade. Dass er für Zadeis Tod büßte. Er ihn wieder zurückbrachte. Schweigend erduldete Laures die ihm beigebrachten Wunden und Teteis Verfluchungen. Ignorierte den Impuls Tetei mit Gewalt zur Räson zu bringen. Als er merkte, dass die Engelsgestalt an Kraft verlor, griff er barsch nach den zierlichen Handgelenken. Tetei stöhnte auf, als er grob in die Knie gedrückt wurde. "Es reicht. Akzeptiere wie es ist und hör endlich auf, wie ein wild gewordenes Weib um dich zu keifen." Stumm richtet Tetei seine Grüne in Laures Gesicht. Die einzige Antwort, die er seinem Fürsten gab, war Verachtung. Sanft lösten Laures Hände den Griff an Teteis Handgelenken. Vorsichtig näherten sich schlank Finger dem verweinten Gesicht. Strichen nasse Spuren hinfort. "Weißt du denn gar nicht, warum ich so gehandelt habe?" Gleichgültig starrten trübe Seen in die Ferne. Laures beugte sich nach unten. Streifte mit seidigen Haaren, Teteis erhitzte Wangen. "Ich liebe dich, Tetei. Und ich will, dass es wieder so wird, wie früher. Bleibe bei mir und akzeptiere mich als dein Schicksal." Schrilles Lachen durchschnitt die Luft. "Früher hätte ich mir vielleicht gewünscht, diese Worte aus eurem Munde zu hören, doch jetzt klingen sie wie ein schlechter Witz in meinen Ohren. Ich habe euch als mein Schicksal abgelegt, als sich mein Herz endgültig für Zadei entschied." Stolz richtet sich Tetei auf. Ging wehmütig zu dem leblosen Körper und schloss ihn liebevoll in seine Arme. "Ich habe nicht mehr dass Geringste für euch übrig. Selbst meinen Hass auf euch, werde ich zu Zügeln wissen, weil ihr keinerlei Gefühl von mir verdient. Einzig Verachtung werde ich euch noch zukommen lassen. Ich hoffe, dass euch alle erdenklichen Qualen dieser Erde heimsuchen und dass eure Seele auf ewig in Einsamkeit verweilen muss. Ohne Licht, ohne Wärme und ohne Hoffnung." Leise und dunkel erwiderte der Dämonkaiser "Wenn du gehst, dann wirst du diesem Wunsch näher sein, als du dir vorstellen kannst." "Umso besser" spie ihm Tetei entgegen. "Ist es denn wirklich das, was du willst? Ein Leben in Erinnerung? Ich kann dir so viel mehr geben, Tetei. Und ich weiß, dass du dich danach sehnst. Nach Wärme, Liebe und Hoffung." "Leere Worte und der einzige, der sie für mich zu füllen vermag, habt ihr mir genommen." Damit breitet er seine weißen Schwingen aus und flog sehnsüchtig der warmen Sonne entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)