Der Meisterdieb von Cat_in_the_web (Seto Kaiba + Joey Wheeler / u.a.) ================================================================================ Kapitel 1: In den Schatten der Nacht... --------------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Teil: 1/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 Warnung: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Yami + Tristan / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Kommentar: Das hier ist eine AU-Fanfic (Alternatives Universum)! Kaiba ist Eigentümer einer Firma, die Sicherheitssysteme herstellt, und zwar die Besten der Welt! Aber es gibt einen Dieb (Joey Wheeler, YEAH!), den anscheinend keines seiner Systeme aufhalten kann. Und das passt Kaiba ganz und gar nicht! Dies ist eine AU-Fanfic (Alternatives Universum), die ich schon vor einiger Zeit angefangen habe zu schreiben. Ich weise vorsorglich darauf hin, dass in dieser Fanfic einiges anders ist als im Manga oder im Anime! Es taucht zum einen das Spiel Duel Monsters nicht auf, zum anderen sind alle Charaktere wesentlich älter! Und auch sonst sind einige Sachen anders, geblieben sind lediglich unsere jetzt erwachsenen Yu-Gi-Oh-Charaktere. Hier ist meine neueste Fanfic mit dem Pairing Seto + Joey, und ich habe mir mal was ganz neues einfallen lassen. Genießt die Abenteuer eines unserer Lieblingscharaktere, wie wir ihn bisher nicht kannten! Denn Joey Wheeler ist... der Meisterdieb!!! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 1: In den Schatten der Nacht... Domino City war eine große Stadt mit einem recht aktiven Nachtleben. Aber um drei Uhr nachts an einem Werktag waren selbst die aktivsten Nachtschwärmer entweder bereits zu Hause oder in einer Disko, wo die Nacht durchgefeiert wurde. Und in dem Teil der Stadt, wo das städtische Museum stand, war ohnehin nichts los. Niemand interessierte sich um drei Uhr nachts noch groß für Kultur. Oder sagen wir besser fast niemand. Eine ganz in schwarz gekleidete Gestalt huschte durch die Schatten am Rand des Museumsgebäudes. Sie verschmolz so perfekt mit den Schatten, dass man nur einen Meter von ihr entfernt vorbeigehen konnte, und man hätte sie nicht bemerkt. Hätte sie doch jemand bemerkt, hätte er im ersten Moment sicherlich gedacht, er stände vor einem Ninja, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Aber das war natürlich nicht der Fall, und bei genauerem Hinsehen hätte man auch gleich gesehen, dass die Person nicht gekleidet war wie ein Ninja. Es handelte sich um einen Mann, und er trug knöchelhohe Schuhe, eine eng anliegende Hose, einen ebenso eng anliegenden Pullover und Handschuhe. Außerdem wurde sein Kopf von einer Tuchmaske komplett eingehüllt, die nur die Augen frei ließ. Und die ganze Kleidung war schwarz. Da die Kleidung so eng anlag, konnte man den durchtrainierten Körper darunter erahnen. Doch der Blick eines eventuellen Beobachters wäre vor allem von den Augen des Mannes eingefangen worden. Sie waren von einem warmen Braun und enthielten ein humorvolles Funkeln, als ob der Mann sich heimlich über etwas lustig machte, von dem nur er wusste. Der Mann kletterte gewand am Gebäude hinauf und erreichte sein Ziel, ein kleines Fenster auf dem Dach. Schnell griff er in eine natürlich ebenfalls schwarze Tasche an seinem Gürtel und holte sein Werkzeug hervor - Einbruchswerkzeug! Leicht strichen seine Hände über den Fensterrahmen, während wachsame Augen überprüften, ob und wenn ja in welcher Weise das Fenster gesichert war. Er fand schnell, was er suchte. Das Fenster zu öffnen war kein Problem. Er schob es einen Spalt auf und schnitt dann mit einem Messer, das aussah wie ein langes schmales Skalpell, ein Kabel durch, das kaum sichtbar am inneren Fensterrahmen entlang führte. Erst dann öffnete er das kleine Fenster ganz und stieg hindurch. Im Inneren des Gebäudes eilte er weiter durch die abgedunkelten Gänge. Er kannte das Innere des Museums gut. Er wusste, wo die Kameras waren und wo er was für Sicherheitssysteme zu erwarten hatte. Er hatte das Museum genau ausgekundschaftet. Und er hatte die richtigen Kontakte, um noch mehr über die Sicherheit im Museum zu erfahren, als mit bloßem Auge bei seinen Besuchen zu erkennen gewesen war. Er wusste, wo er das finden würde, was er suchte. Im Schatten einer der Gänge hielt er an und schob den Ärmel seines Pullovers ein Stück zurück, um einen Blick auf seine Uhr werfen zu können. Wenn er die Routine der Wachmänner richtig kannte, müsste gleich einer an seinem Versteck vorbei gehen, um seine übliche Runde zu machen. Schon hörte er die Schritte des Wächters. Der schwarz gekleidete Mann verhaarte regungslos. Die Schritte wurden lauter. Der grelle Strahl einer Taschenlampe erhellte für einen Moment den Gang, in dem sich der Eindringling verbarg, doch er streifte nicht einmal sein Versteck. Nur eine Minute später war der Wächter wieder verschwunden. Es würde eine halbe Stunde dauern, bis wieder ein Wächter auf seiner Runde hier vorbei kam. Mehr als genug Zeit für ihn, sein Ziel zu erreichen. Schnell glitt der Mann aus seinem Versteck und eilte zu einem kleinen etwas abseits gelegenen Gang. Bevor er ihn betrat, setzte er eine Spezialbrille auf. Jetzt konnte er sie sehen, die Laserstrahlen, die den Gang durchzogen wie ein Netz. Doch die Maschen dieses Netzes waren groß, groß genug, damit er zwischen ihnen hindurch schlüpfen konnte. Vorsichtig betrat er den Gang. Wenn er einen der Laser berührte, würde sofort Alarm ausgelöst werden. Und das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Der Mann bewegte sich geschickt durch die Laserstrahlen und hielt schließlich vor einem kleinen unscheinbaren Gemälde an. Es war von einem neumodischen Künstler und nicht besonders viel Wert, aber es versperrte in gewissem Sinne den Weg zu der Sache, hinter der er wirklich her war. Vorsichtig machte sich der Mann an die Arbeit und deaktivierte das System, welches dieses Gemälde sicherte. Dann hob er es von der Wand und stellte es neben sich auf den Boden. Dahinter kam einer der Sicherungskasten des Museums hervor. Im Museum waren mehrere solcher Kästen verborgen, die in die Wände eingebaut waren. Über sie wurden die Sicherheitssysteme in den verschiedenen Teilen des Gebäudes kontrolliert. Das gesamte Sicherheitssystem wurde vom Wachraum aus überwacht, aber die Manipulation, die der schwarz gekleidete Mann vornehmen wollte, würde von dort nicht bemerkt werden. Wieder griff der Mann in seine Tasche und holte sein Werkzeug hervor. Es dauerte nur ein paar Minuten, und mehrere der Kabel in dem Sicherungskasten waren über ein paar spezielle Klammern mit einem weiteren Gerät verbunden, das er für genau diesen Zweck mitgebracht hatte. Auf diese Art überbrückte er einen Teil des Sicherheitssystems, ohne dass jemand im Wachraum es bemerkte. Trotzdem hatte er keine Zeit zu verlieren. Er hängte das Gemälde wieder an seinen Platz und eilte weiter durch die dunklen Gänge, ohne noch einen weiteren Gedanken an den Sicherungskasten zu verschwenden. In der völligen Dunkelheit des Kastens erzitterte eine der Klammern und schien ein wenig zur Seite zu rutschen, dann verhielt sie wieder. Der Mann erreichte sein Ziel. In einem kleinen Saal stand auf einem Podest in der Mitte des Raums eine kleine bunt bemalte Vase aus solch feinem chinesischen Porzellan, dass es fast aussah, als würde schon ein Lufthauch sie zerbrechen lassen. Auf einem Schild darunter standen einige Informationen, unter anderem wurde mitgeteilt, dass diese Vase aus der Ming-Dynastie stammte. Für den Mann waren diese Informationen jedoch nur nebensächlich. Er machte sich an die Arbeit. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatte er die restlichen Sicherheitssysteme ebenfalls ausgeschaltet. Vorsichtig hob er die kleine Vase von ihrem Podest und hüllte sie in ein weiches Tuch, das er aus seiner Tasche holte. Die Sensoren, die im Podest untergebracht waren, registrierten das Fehlen der Vase sofort und leiteten eine Nachricht weiter, doch die Überbrückung im Sicherungskasten verhinderte, dass die Nachricht im Wachraum ankam und ein Alarm ausgelöst wurde. Fast schien es so, als surrten die Kabel im Sicherungskasten wütend auf, weil sie die Nachricht nicht weiterleiten konnten. Wieder erzitterte die Klammer. Der schwarz gekleidete Mann eilte zurück zu dem Fenster, durch das er eingedrungen war. Jetzt, wo er hatte, was er wollte, wollte er keine Zeit mehr verschwenden. Die Wächter würden bei ihrem nächsten Rundgang das Fehlen der Vase bemerken. Und bis dahin wollte er so viel Abstand wie möglich zu diesem Ort haben. Durch das Fenster kam er aufs Dach und vom Dach kletterte er wieder auf den Boden, immer sorgsam darauf bedacht, die Vase nirgends anzuschlagen und sie dadurch zu beschädigen. Seine ganze Arbeit wäre umsonst gewesen, wenn dieser kleinen Vase etwas passierte. Kaum hatte er festen Boden unter den Füßen, eilte er auch schon durch die Schatten davon. Die Distanz wuchs schnell - einhundert Meter, zweihundert, fünfhundert... Die Klammer im Sicherungskasten erzitterte erneut. Nicht ganz korrekt angebracht, konnte sie zwar ihre Funktion erfüllen, jedoch besaß sie keinen richtigen Halt an dem Kabel, an das der Mann sie gesteckt hatte. Schließlich verlor sie den Halt und fiel mit einem "Ping!" zum Boden des Sicherungskastens. Informationen, die vorher durch sie gestoppt worden waren, schossen nun ungehindert durch die Kabel des Sicherheitssystems. Einen Sekundenbruchteil später ging der Alarm los! In einer dunklen Seitenstraße hörte der schwarz gekleidete Mann, wie im städtischen Museum von Domino City ein paar Straßen weiter ein lauter Alarm losging. Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass das ein paar Minuten früher als erwartet war. Nun, es spielte keine Rolle mehr. Er hatte was er wollte und war bereits so gut wie aus dem Stadtteil verschwunden. Mit einer Hand hielt er das Tuch, in dem die Vase eingewickelt war, mit der anderen zog er sich die Maske vom Kopf. Blondes Haar und ein gutaussehendes Gesicht kamen darunter zum Vorschein. Joey Wheeler steckte die Maske in seine Tasche und eilte dann weiter durch die dunklen Straßen. Er wollte gewiss nicht in der Nähe sein, wenn die Polizei hier ankam und feststellte, dass er, der goldene Dieb, wie ihn die Presse bereits nannte, wieder einmal erfolgreich gewesen war. *** Inspektor Tristan Taylor, Polizist in Domino City, war alles andere als begeistert, als man ihn praktisch mitten in der Nacht zum Tatort eines Diebstahls bestellte. Seiner Partnerin, der Polizistin Tea Gardener, ging es auch nicht anders. Aber alles sprach dafür, dass der so genannte goldene Dieb wieder zugeschlagen hatte, und sie beide waren mit der Vorgehensweise dieses Meisterdiebes am Vertrautesten. Tristan verfluchte den Tag, als dieser Dieb in Domino City aufgetaucht war. Die Polizei wusste praktisch nichts über ihn. Nur zwei Sachen waren einigermaßen sicher: dieser Dieb stahl in erster Linie Kunstgegenstände, und er verstand sein Geschäft besser als jeder andere Dieb in Domino City. Um fünf Uhr in der früh lehnte Tristan vor dem Museum an seinem Streifenwagen, strich sich mit einer Hand durch sein braunes Haar und beobachtete, wie die Sonne aufging. Seine braunen Augen zeigten deutlich, wie müde er war. Die Spurensicherung war immer noch an der Arbeit, aber Tristan bezweifelte, dass sie etwas finden würden. Abgesehen von einem elektronischen Gerät, dass in einem der Sicherungskästen des Sicherheitssystems gefunden worden war, hatte der Dieb nichts dagelassen, schon gar keine Fingerabdrücke. Dafür war eine kostbare chinesische Vase aus der Ming-Dynastie verschwunden. Tea kam aus dem Museum und trat an die Seite ihres Partners. Die zierliche Frau mit den kurzen braunen Haaren und den freundlichen braunen Augen sah überhaupt nicht wie eine Polizistin aus, und die Uniform, die sie trug, wirkte irgendwie fehl am Platz. Doch dieser Eindruck täuschte. Tea war eine fähige Polizistin. "Die Jungs von der Spurensicherung haben nichts Neues gefunden, aber wir können wohl davon ausgehen, dass dieser Diebstahl auf das Konto vom goldenen Dieb geht. Es fehlt nichts weiter außer der Vase." teilte sie Tristan mit. "Wahrscheinlich wieder ein Auftragsdiebstahl. Irgendso ein reicher Kunstsammler will etwas haben und sich nicht damit abfinden, dass es nicht zu kaufen ist. Also beauftragt er jemanden im kriminellen Untergrund, es ihm zu beschaffen. Dieser wiederum, wahrscheinlich ein Hehler, setzt sich mit dem goldenen Dieb in Verbindung, und einige Zeit später haben wir den Salat." Tristan seufzte und schüttelte den Kopf. "Wir hätten weniger Arbeit, wenn alle Leute das Wort nein akzeptieren könnten. Lass uns zum Revier fahren, Tea, hier können wir ohnehin nichts mehr erreichen." "Guten Morgen, Inspektor Taylor!" rief in diesem Moment eine weibliche Stimme. Tristan drehte sich um und stöhnte auf. "Oh nein! Nicht die!" Tea folgte seinem Blick und sah eine blonde Frau in einem Minirock und einer modischen Jacke auf sie zukommen. Sie war sehr hübsch und sah fast so aus, als wäre sie einem Modemagazin entsprungen. Tea sah die Fremde fasziniert an. "Wer ist denn das?" "Mai Valentine, Reporterin bei der Zeitung Domino News. Sie gab dem goldenen Dieb seinen Namen. Sei vorsichtig, Tea, alles was du ihr sagst, kannst du unter Umständen morgen in der Zeitung lesen." Tristan wandte sich Mai zu und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. Irgendwie musste er die Reporterin abwimmeln, aber er wusste aus Erfahrung, dass dies bei Mai Valentine nicht leicht werden würde. *** Tristan hatte Recht behalten. Alles, was Mai Valentine über den Diebstahl im Museum in Erfahrung bringen konnte, war am nächsten Tag in der Zeitung Domino News nachzulesen. Genau dieser Bericht war der Grund, warum in einem Büro in einem Hochhaus im Geschäftsbezirk von Domino City ein junger Mann mit braunen Haaren und saphirblauen Augen wütend auf und ab schritt. Es handelte sich um Seto Kaiba, seines Zeichens Präsident und Eigentümer einer Firma namens Kaiba Security Systems, die in dem Ruf stand, die besten Sicherheitssysteme der Welt herzustellen. Inzwischen war dieser Ruf allerdings gefährdet, und Kaiba war natürlich nicht erfreut darüber. "Es ist ein Skandal, dass eines unserer Sicherheitssysteme einfach so umgangen werden kann! Woher wusste dieser unverschämte Dieb eigentlich, wo er den Sicherungskasten finden würde, den er brauchte?! Woher hatte er seine Kenntnisse?! Ich kann nicht zulassen, dass ein dahergelaufener Straßenköter den guten Namen meiner Firma in den Schmutz zieht! Unsere Konkurrenz wartet doch nur darauf, dass eines unserer Systeme versagt!" Zwei weitere Personen waren mit Kaiba im Zimmer. Sein Sekretär, ein junger Mann namens Ryou Bakura mit sanften braunen Augen und trotz seiner Jugend weißen Haaren, rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Es kam selten vor, dass Kaiba seiner Wut nachgab. Normalerweise war er ein sehr kontrollierter Mann, und das war auch gut so, denn ein wütender Kaiba war nicht gerade eine angenehme Gesellschaft. Der andere Mann mit den rubinroten Augen und den ungewöhnlichen Haaren, die schwarz waren mit blonden und roten Strähnen darin, blieb dagegen völlig ruhig. Yami Muto war Chefprogrammierer in Kaiba's Firma und ließ sich so leicht durch nichts aus der Ruhe bringen. Tatsächlich wirkte er eher ein wenig amüsiert. Kaiba beendete sein auf und ab marschieren und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. "Ich gehe davon aus, dass ihr die Zeitung schon gelesen habt. Falls nicht, informiere ich euch hiermit darüber, dass in das städtische Museum von Domino City eingebrochen wurde. Eine kostbare Vase wurde gestohlen. Das Sicherheitssystem hat anscheinend erst Alarm geschlagen, als der Dieb bereits mit seiner Beute geflohen war!" "Ist dieser Diebstahl nicht eher Sache der Polizei?" wagte Ryou zu fragen. "Das Sicherheitssystem des Museums stammt von unserer Firma. Dieser so genannte goldene Dieb hat es einfach umgangen, und das ist nicht das erste Mal, dass er eines unserer Sicherheitssysteme knackt." Kaiba's Augen blitzten vor Wut auf, und er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, das dadurch in Unordnung geriet, doch das kümmerte Kaiba zurzeit nicht. "Und du bist jetzt stocksauer, weil er der einzige Dieb ist, dem dies bisher gelungen ist, und das nicht zum ersten Mal." erkannte Yami. "Du nimmst das ja sehr gelassen auf, Yami." bemerkte Kaiba, "Ich mache mir ernsthaft Sorgen über unseren Ruf. Ich bin nicht bereit, einen einfachen Dieb den Ruf meiner Firma zerstören zu lassen. Wenn das so weitergeht, verlieren unsere Kunden ihr Vertrauen in unsere Firma." "Aber sie würden trotzdem weiterhin zu uns kommen. Es gibt keine Alternative. Unsere Sicherheitssysteme sind weltweit die Besten. Keine andere Firma reicht an unsere Standards heran." sagte Ryou. "Trotzdem ist die Leichtigkeit, mit der dieser Dieb anscheinend unsere Sicherheit lahm legt, ein Affront gegen mich, ich meine, gegen meine Firma und die Arbeit, die hier geleistet wird." Yami rollte mit den Augen, als er Kaiba's kleinen Versprecher hörte. Wenn Kaiba sich persönlich angegriffen fühlte, würde er keine Ruhe mehr geben, bis die Sicherheitssysteme perfektioniert worden waren. Das würde eine Menge Arbeit für sie alle bedeuten, denn Kaiba's Standards waren hoch, sehr hoch. "Und was sollen wir jetzt unternehmen? Die Entwicklung neuer Sicherheitssysteme vorantreiben?" Die Antwort Kaiba's überraschte sowohl Yami als auch Ryou: "Nein, ihr werdet Informationen sammeln. Ich will alles über diesen Dieb wissen, was ihr nur herausfinden könnt." *** Es wurde bereits wieder Nacht, als sich Joey Wheeler auf den Weg machte. Diesmal trug er jedoch nicht seine schwarze Kleidung, die er zu tragen pflegte, wenn er als Dieb unterwegs war, sondern braune Wildlederstiefel, eine schwarze Lederhose, ein blaues Shirt und eine grüne Lederjacke. Locker über die Schulter geschlungen führte er einen kleinen Rucksack mit sich, in dem sicher verpackt die gestohlene Vase ruhte. Er war unterwegs zu einem Treffen. Er brauchte nicht lange, um den Nachtclub mit Namen ,Nightshades' zu erreichen. Der Türsteher nickte ihm freundlich zu, und Joey erwiderte das Nicken. Es war noch recht früh am Abend, daher war noch nicht sehr viel los. Joey ging direkt durch den Raum zu einer Tür neben der Bühne, die zu den privaten Räumen des Clubs führte. Von dort ging es weiter in das Büro des Mannes, dem der Nachtclub gehörte. Joey klopfte und trat ein. Sein Blick begegnete den grünen Augen eines hochgewachsenen Mannes, dessen schwarzes Haar im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden war. Der Name des Mannes war Duke Devlin. Duke war allerdings mehr als nur ein Nachtclubbesitzer. Er war unter anderem auch ein Hehler, der Joey seine Aufträge übermittelte. Allerdings war das für Duke nur noch ein Nebenberuf, nachdem er sich den Nachtclub aufgebaut hatte. Der Club brachte genug Geld, um ihm einen aufwendigen Lebensstil finanzieren zu können, doch Duke liebte ein wenig Spannung und Spaß nebenher. "Hi, Duke. Hier bringe ich dir, was dein Kunde begehrt." Joey ließ sich ohne auf eine Aufforderung zu warten in den Stuhl vor Duke's Schreibtisch plumpsen und reichte ihm den kleinen Rucksack. Duke nahm ihn schweigend entgegen, packte die Vase aus und drehte sie vorsichtig zwischen seinen Händen hin und her, während er sie auf mögliche Beschädigungen und auf ihre Echtheit überprüfte. Er verstand etwas davon. Joey mochte es gar nicht, wenn er einfach ignoriert wurde. Daher ahmte er Duke's Stimme so gut es ging nach und sprach zu sich selbst: "Guten Abend, Joey. Na, wie war der Einbruch, lief alles glatt?" Dann fuhr er in seinem normalen Ton fort: "Aber sicher, Duke, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es war ein Kinderspiel." Noch immer nahm Duke ihn nicht zur Kenntnis, und Joey griff zu drastischeren Maßnahmen: "Hey, Duke!" "Hm." kam es von Duke, aber dann warf er Joey doch einen amüsierten Blick zu und bemerkte: "Wenn die Sache nicht glatt gelaufen wäre, wärst du wohl kaum mit der Vase hier." "Es wäre trotzdem nett, wenn du mich zumindest begrüßen würdest, bevor du dir das Teil unter den Nagel reißt." maulte Joey. "Du brauchst Aufmerksamkeit wie ein Kind." Duke stellte die Vase vorsichtig zur Seite, dann griff er in eine der Schubladen seines Schreibtisches und warf Joey einen prall gefüllten Briefumschlag zu. "20.000,- Euro, wie abgemacht." Joey machte sich nicht die Mühe, das Geld nachzuzählen. Er wusste, Duke würde ihn nicht betrügen. Sie waren Freunde, und außerdem würde er sonst keine Geschäfte mehr mit Duke machen. Und dieser verdiente gut an ihm. "Besten Dank." "Bevor du wieder gehst, um die Kohle auf den Kopf zu hauen, hätte ich noch einen neuen Auftrag mit dir zu besprechen." Joey sah überrascht auf. "Schon wieder ein neuer Auftrag?" Dann grinste er. "Na, was soll's. Scheffel Kohle im Sommer, dann hast du Feuer im Winter." Duke verzog schmerzlich das Gesicht. "Oh, bitte, Joey. Erfinde keine Sprichwörter. Du bist lausig darin." "Schon gut, schon gut. Was für ein Auftrag ist das denn?" "In der privaten Kunsthalle eines Kunsthändlers namens Marik Ashum soll demnächst eine Pegasus-Figur ausgestellt werden. Sie ist nicht viel größer als diese Vase und von einem bekannten Künstler. Einer meiner Klienten will sie haben und hat 20.000,- Euro geboten. Abzüglich meiner Provision von 25 % wären das 15.000,- Euro für dich." "Marik Ashum? Ist das nicht dieses berühmte männliche Fotomodell?" überlegte Joey. "Das ist er." "Und der handelt mit Kunst?" "Das tut er. Was ist jetzt mit dem Job?" "Hm, was weißt du über das Sicherheitssystem?" "Dann bist du also interessiert?" fragte Duke. Joey grinste fröhlich. "Interessiert bin ich immer." Sie unterhielten sich eine Weile über den Auftrag und die Details. Schließlich sagte Duke: "Nach dem was ich weiß, wird dieses Sicherheitssystem über einen zentralen Computer gesteuert. Es ist eine Neuentwicklung. Du solltest Malik fragen, ob er dir hilft. Seine Talente als Hacker könnten sich als recht nützlich erweisen." "Gute Idee. Hat er heute Dienst?" fragte Joey. "Ich werde meinem besten Barkeeper nicht so einfach frei geben. Malik kann meinen Umsatz allein durch seine Anwesenheit verdoppeln." entgegnete Duke. "Sklaventreiber." Joey verabschiedete sich von Duke und ging wieder in den Club, den Umschlag mit dem Geld sicher in einer Innentasche seiner Jacke verborgen. Inzwischen war etwas mehr los, vor allem an der Bar, aber Joey hatte trotzdem keine Schwierigkeiten, Malik zu entdecken. Malik Ishtar war ein Ägypter, dessen Familie nach Domino gekommen war, als er noch ein ganz kleiner Junge war. Die Eltern starben jedoch früh, und so kamen er und seine große Schwester Isis in ein staatliches Waisenhaus. Nach dem, was Malik ihm so erzählt hatte, war es dort nicht gerade toll gewesen, und die Ishtar-Geschwister hatten sich aus dem Staub gemacht, sobald Isis volljährig wurde. Malik war Barkeeper in diesem Nachtclub geworden, und auf Grund seines exotischen Aussehens zog er Verehrer beiderlei Geschlechts an, sobald er auftauchte. Wo gab es schon sonst einen Ägypter mit blonden Haaren und amethystfarbenen Augen? Aber obwohl Malik sehr charmant sein konnte, interessierte er sich nicht für die Leute. Entweder er mixte Drinks, oder er arbeitete am Computer. Er war ein wahrer Zauberer mit der Tastatur und hatte Joey schon so manches Mal Rückendeckung gegeben bei einem seiner Jobs - gegen Bezahlung, versteht sich. Joey brauchte nicht lange, um Malik für den Job zu interessieren. Tatsächlich zeigte sich das Interesse von Malik schon, als er von der Kunsthalle hörte. "In dieser Kunsthalle ist das neue System von KSS eingebaut worden. Es würde bestimmt interessant sein, die Fähigkeiten von deren Programmierern zu testen." meinte er. "KSS?" fragte Joey verständnislos. Malik sah ihn kopfschüttelnd an. "Kaiba Security Systems, du Idiot. Die Firma, die die weltbesten Sicherheitssysteme herstellt." *** Erneut neigte sich die Nacht ihrem Ende zu, und das erste Licht des Tages zeigte sich am Horizont. Im Dunkel eines Raumes lagen zwei Gestalten miteinander im Bett, doch sie schliefen nicht. Hände strichen über warme Haut, Lippen folgten ihnen. Ein leises Keuchen war zu hören, gefolgt von einem Stöhnen. Der Atem beider Männer ging schneller, der Herzschlag beschleunigte sich. Und doch... irgendetwas fehlte. Hände strichen über erogene Zonen, lösten ein wollüstiges Schaudern aus, doch diese Schauder liefen nur durch den Körper, sie fanden keinen Widerhall in den Herzen der beiden Männer. Ein hungriger Kuss folgte, voller Begehren für den Augenblick, doch ohne jede Leidenschaft. Körper wanden sich in Ekstase, strebten den Höhepunkt entgegen, aber die Herzen sträubten sich, und emotionale Pein mischte sich mit körperlicher Lust. Ein unterdrückter Aufschrei, ein lautes Stöhnen, doch als sie den Höhepunkt erreichten, trugen sie die Flammen ihrer Ekstase nicht wie früher in den Himmel hinauf. Stattdessen blieben sie allem Irdischen verhaftet, als wären ihre Herzen in Ketten gelegt. Stille folgte. Die beiden Männer lagen nebeneinander, ohne sich zu berühren. Früher hätten sie sich eng aneinander geschmiegt, hätten sich zärtliche Worte ins Ohr geflüstert und die Nähe des anderen genossen. Doch diese Zeit war vorbei. Und sie wussten es beide. Schließlich sagte einer der beiden leise: "Ich gehe." Der andere warf ihm einen traurigen Blick zu. "Für immer." Es war keine Frage gewesen, sondern eine Feststellung, doch er hielt es trotzdem für nötig zu antworten: "Ja." Er stand auf und zog sich im Halbdunkel des Zimmers an. "Wir können doch trotzdem Freunde bleiben." sagte der Mann im Bett, nur um wegen seiner eigenen Worte zusammen zu zucken. Sie klangen so unglaublich dumm und abgedroschen, und er wünschte sich, er hätte nichts gesagt. Doch der andere sagte nur ruhig: "Vielleicht können wir das, aber sicher nicht sofort. Wir brauchen beide Zeit." Einen Moment lang sah er auf seinen einstigen Freund und Geliebten hinunter, nahm das Bild in sich auf, doch dann wandte er sich zur Tür. "Leb wohl." Die Tür schloss sich hinter ihm. "Leb wohl, Tristan." sagte Yami, und eine Träne lief seine Wange hinab. *** Yugi war in der Küche und machte das Frühstück. Er stand immer schon früh auf, sogar früher als sein großer Bruder Yami. Sie lebten zusammen in einer geräumigen Wohnung in einem der besten Wohnviertel der Stadt. Nun, als Chefprogrammierer von Kaiba konnte sich Yami so etwas leisten, und auch Yugi würde seine Ausbildung zum Programmierer bald beenden. Yugi sah auf, als er hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er ging in den Flur und entdeckte Tristan, den Freund seines Bruders, wie er sich die Schuhe anzog und nach seiner Jacke griff. "Nanu, Tristan, bleibst du nicht zum Frühstück?" fragte er erstaunt. Zwar hatte Tristan seine eigene Wohnung, aber er übernachtete häufig bei Yami, schließlich waren die Beiden ein Paar. Tristan drehte sich um und sah Yugi in der Tür zur Küche stehen. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem großen Bruder war unverkennbar. Yugi war lediglich ein wenig kleiner und zierlicher gebaut als Yami, seine Augen waren violett und sein Haar weniger wild. Tristan hatte Yugi so gern, als wäre er sein eigener kleiner Bruder, doch im Moment tat ihm der Anblick fast weh. Trotzdem versuchte er, Yugi anzulächeln. "Sorry, Yugi. Ich werde eine Weile nicht mehr mit euch frühstücken." Yugi sah das traurige Lächeln, und sein Instinkt sagte ihm, dass etwas nicht stimmen konnte. "Ist etwas passiert?" fragte er besorgt. Tristan überlegte für einen Augenblick, was er Yugi sagen sollte. Doch dann entschied er sich für die Wahrheit. Früher oder später würde es Yugi ohnehin erfahren. "Yami und ich haben uns getrennt, Yugi. Sei mir nicht böse, aber ich werde eine Weile nicht mehr zu Besuch kommen." Yugi sah ihn geschockt an. "Aber... ihr wart doch so glücklich miteinander." "Wir waren es, Yugi, aber da liebten wir einander noch. Ich habe Yami immer noch gern, und ich bin sicher, er mag mich auch noch. Aber wir lieben einander nicht mehr. Und es ist besser, eine Beziehung zu beenden, wenn die Liebe nicht mehr besteht." Yugi schwieg. Was sollte er schon sagen? Tristan hatte sicherlich Recht. Und wenn sein großer Bruder es genauso sah... Schweigend beobachtete er, wie Tristan seine Jacke anzog und zur Tür ging. Dort drehte er sich noch mal um. "Auf Wiedersehen, Yugi." "Auf Wiedersehen, Tristan." ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Diese Fanfic hier soll ziemlich lang werden. Und es soll auch noch die eine oder andere Überraschung im Verlauf der Story geben, außerdem massenhaft Pairings! Allerdings glaube ich fast, ich kann hören, wie einigen von euch ein Stein vom Herzen fällt, dass Yami und Tristan nicht zusammen bleiben (ich glaube, Tristan ist nicht so beliebt, es gibt kaum Fanfics, wo er einer der Hauptcharaktere ist). Tja, dieses Pairing galt nur für das erste Kapitel. Euch dürfte auch aufgefallen sein, dass ich eine kleine Namensvariante eingeführt habe. Ich weiß, es heißt eigentlich Marik Ishtar, aber ich werde auch die dunkle Seite von Marik eine Rolle spielen lassen (richtig, es handelt sich bei seiner dunklen Seite in meiner Fanfic um Marik Ashum). In vielen Fanfics, wo beide auftauchen, aber man verständlicherweise verschiedene Namen für sie braucht (weil es sonst so verwirrend ist), wird die dunkle Seite häufig Marik genannt, und der andere heißt dann Malik. Ich habe das auch übernommen. Da ich in der eigentlichen Story nicht alle Informationen über die Charaktere unterbringen kann (das hier ist ja eine AU, also gibt es natürlich ziemliche Unterschiede zum Anime), habe ich mich entschlossen, unter einige Kapitel Hintergrundinfos zu den einzelnen Charakteren zu setzten. Und ich fange gleich mal mit den zwei Hauptcharakteren an. Hintergrundinfo zu: Seto Kaiba Alter: 26 Jahre Status: Präsident und Eigentümer der Firma Kaiba Security Systems Die Story hinter Kaiba ist wie sonst auch: er wurde zusammen mit seinem Bruder adoptiert, befreite sich von seinem Stiefvater und übernahm dessen Firma. Jetzt stellt Kaiba Security Systems (kurz KSS genannt) die besten Sicherheitssysteme her, die es weltweit gibt. Banken, Museen, Firmen, Prominente, reiche Leute, alle lassen sich und ihre Besitztümer von diesen Systemen schützen. Kaiba akzeptiert nur die besten Leute in seiner Firma, und ständig entwickeln er und seine Leute neue Sicherheitssysteme. Da stört es natürlich, wenn es plötzlich einen Dieb gibt, der an diesen Systemen nicht scheitert. Joey Wheeler Alter: 25 Jahre Status: Meisterdieb (Der goldene Dieb) Joey wuchs praktisch auf der Straße auf, in einem Viertel der Stadt, das die ehrlichen Leute meiden. Sein Vater war ein Alkoholiker, aber nicht so schlimm wie im Manga. Wenn sein Paps nüchtern war, war er ein guter Vater und auch ein guter Dieb und Einbrecher, der Joey alles beibrachte, was er weiß. Er entdeckte, dass sein Sohn ein besonderes Talent für Diebstahl hatte, und förderte dieses Talent. Leider kam er von seiner Alkoholsucht nicht los, und es wurde schlimmer. Schließlich starb er an den Folgen seiner Sucht. Glücklicherweise war Joey zu dieser Zeit bereits volljährig, daher musste er nicht ins Waisenhaus. Joey tat sich mit Duke Devlin, einem Freund aus seiner Kinderzeit, zusammen. Duke nimmt Aufträge entgegen und gibt sie an Joey weiter. Nimmt dieser an, kassiert Duke Provision. Da es sich dabei immer häufiger um Kunstgegenstände handelte, erhielt Joey irgendwann von der Presse den Spitznamen ,der goldene Dieb' verpasst, obwohl es nie Beweise gab, dass diese Diebstähle von ein und demselben Dieb durchgeführt wurden. Es bleibt auch ein Rätsel, warum man ihn unbedingt als ,goldenen' Dieb bezeichnet, aber den Leuten schien der Name zu gefallen, also wurde er von der Presse beibehalten. Kapitel 2: Unerwartete Begegnung -------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Teil: 2/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 Warnung: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Besten Dank für eure Kommentare! Da ich diese FF schon vor einiger Zeit angefangen habe, sind bereits einige Kapitel fertig, die ich posten kann. Ich möchte aber keinen Massenupload der Kapitel machen, das ist bei Animexx nicht gern gesehen. Aber ich bemühe mich darum, dass ihr die Kapitel bald lesen könnt. -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 2: Unerwartete Begegnung Es war am Abend des gleichen Tages um acht Uhr. Obwohl Yami so kurz nach der Trennung von Tristan gerne nach Hause gegangen wäre, um den Abend mit seinem kleinen Bruder Yugi zu verbringen, musste er leider noch arbeiten. Ein neuentwickeltes und vor kurzem erst installiertes Sicherheitssystem in einer privaten Kunsthalle sollte heute noch ein letztes Mal überprüft werden, und so war Yami mit Kaiba und Ryou zu der Kunsthalle gefahren. Marik Ashum, der Eigentümer der Kunsthalle, erwartete sie bereits. Yami betrachtete ihn neugierig. Er hatte Marik schon auf dem Titelbild vieler Zeitschriften gesehen, aber ihn noch nie persönlich kennen gelernt. Der Ägypter aus reichem Hause war wirklich eine exotische Schönheit. Das blonde Haar und die amethystfarbenen Augen standen in einem äußerst reizvollen Kontrast zu der gebräunten Haut. Doch es war ohne Zweifel in erster Linie Marik`s Ausstrahlung, die ihn so weit gebracht hatte. Der Ägypter besaß ein anziehendes Charisma und war doch gleichzeitig umgeben von einer irgendwie gefährlich wirkenden Aura, als wenn man mit dem Feuer spielen würde. Yami konnte durchaus nachvollziehen, warum diesem Mann Frauen und Männer dutzendweise zu Füßen lagen. Marik begrüßte sie freundlich und betonte nochmals: "Ich bedaure wirklich, Ihnen Umstände zu machen, in dem ich Sie um diese Zeit hierher bitte, aber meine Termine wurden kurzfristig umgelegt." Kaiba nickte und sagte höflich: "Das ist gar kein Problem für uns, Herr Ashum. Wir werden das System nur ein letztes Mal überprüfen. Das ist reine Routine." "Oh, bitte, nennen Sie mich Marik." bat Marik mit freundlichem Lächeln. Kaiba erwiderte das Lächeln, doch innerlich war er auf der Hut vor diesem Mann. Er hatte nur wenige Minuten in Marik`s Gesellschaft gebraucht, um festzustellen, dass Marik ein äußerst gefährlicher Mann war. Marik war es gewohnt, dass er bekam, was er wollte, und zu diesem Mann sagte man nicht einfach nein. Aber das war nichts, was Kaiba beunruhigte. Es zeigte ihm lediglich, dass Marik vom gleichen Schlag war wie er selbst. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock des Gebäudes und gingen in den Kontrollraum, wo Yami seinen Laptop an den Computer des Sicherheitssystems anschloss, während Kaiba sich mit Marik unterhielt. Ryou stand ein wenig hinter Kaiba und hörte einfach nur zu. Als Kaiba`s Privatsekretär war es seine Aufgabe, seinen Boss zu begleiten für den Fall, dass er benötigt wurde. Doch heute Abend sah es nicht so aus, als würde er etwas zu tun bekommen. Yami dagegen war gut beschäftigt. Er startete seine Kontrollprogramme und ließ sie das Sicherheitssystem ein letztes Mal überprüfen. Er rechnete nicht mit Problemen, denn Kaiba und er hatten das neue System selbst programmiert. Daher war er überrascht, als seine Programme ihn in zwei Bereichen leichte Unregelmäßigkeiten anzeigten. Bei den letzten Tests war doch noch alles in Ordnung gewesen. Yami startete seine Kontrollprogramme neu und ließ sie erneut das System checken, und wieder war das Ergebnis das Gleiche. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Aber es schien nicht unbedingt am System selbst zu liegen. Yami runzelte nachdenklich die Stirn. Ein Eingriff von außerhalb des Systems vielleicht? Eine Hand legte sich auf Yami`s Schulter. "Stimmt etwas nicht?" fragte Kaiba ihn. "In diesen zwei Bereichen gibt es Unregelmäßigkeiten." antwortete Yami und deutete auf den Bildschirm seines Laptops. "Ich bin mir nicht sicher, aber das könnte das Werk eines Hackers sein. Das System hat eine Direktverbindung zur Polizei, um einen Einbruch sofort dorthin weiterzumelden. Diese Verbindung ist zwar gesichert, aber einem fähigen Hacker könnte es vielleicht gelingen, darüber ins System einzudringen." Kaiba nickte grimmig. "Ich gehe in die Kunsthalle und überprüfe die dort installierten Systemteile." entschied er. Ohne ein weiteres Wort verließ Kaiba den Kontrollraum, um sich zur Kunsthalle zu begeben, die sich im Erdgeschoß befand. Anstatt mit dem Fahrstuhl hinunter zu fahren, nahm Kaiba die Treppe. Irgendetwas sagte ihm, dass die Treppe besser sein würde als der Lift, obwohl er nicht sagen konnte, weshalb. Er hatte so ein unbestimmtes Gefühl im Bauch, das er nicht analysieren konnte. Doch er vertraute seiner Intuition. Kaiba erreichte die Kunsthalle und wollte gerade aus dem Gang auf die Galerie, die an der Wand entlang lief, einschwenken, als er eine Bewegung in den Schatten sah. Sofort blieb er im Gang stehen und beugte sich nur leicht vor, um in die Kunsthalle spähen zu können. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er die schwarz gekleidete Gestalt bemerkte, die nur ein paar Meter entfernt von ihm stand. Der Eindringling war ohne Zweifel ein Dieb. Weshalb sonst würde er eine Maske tragen, die außer den Augen den gesamten Kopf verhüllte? Der Dieb musterte etwas in der Halle sehr intensiv. Kaiba folgte seinem Blick und sah die Pegasus-Figur, die unterhalb der Galerie auf einem Podest stand, gesichert durch unsichtbare Laserstrahlen, die sie wie ein Käfig umgaben. Der Dieb wandte sich in Kaiba`s Richtung. Kaiba zog sich sofort in den Gang zurück, damit er nicht gesehen wurde, und wartete. Es war kein Laut zu hören, aber er war sich sicher, dass der Dieb sich in seine Richtung bewegte. Ein paar Meter von ihm entfernt war die Treppe, die von der Galerie hinunter in die Halle und somit zur Pegasus-Figur führte. Und Kaiba hatte keinen Zweifel, dass diese Figur das Ziel des Fremden war. *** Das Eindringen in die Kunsthalle war ein Kinderspiel gewesen. Dank Malik`s Künsten als Hacker war es diesem gelungen, in das System zu hacken und wenigstens einige Sicherheitssysteme lahm zu legen. Allerdings erwies sich das System als eine harte Nuss, wie Malik ihm mitgeteilt hatte, und es war nicht möglich, das ganze System lahm zu legen. Im Moment arbeitete Malik an den Lasern, die die Pegasus-Figur sicherten. Joey schlich leise weiter. Die Treppe, die von der Galerie in die Halle führte, war nur wenige Meter entfernt. Aber irgendetwas schien nicht zu stimmen. Er spürte so ein unruhiges Gefühl in der Magengegend, und das kam nicht, weil er was Falsches gegessen hatte. Seine Intuition sagte ihm, dass irgendetwas nicht so ganz stimmte. Oder war er einfach nur nervös, weil er so früh am Abend anstatt erst spät in der Nacht hierher gekommen war? Er hatte sich nicht viel Zeit genommen, den Ort zuerst auszukundschaften. Aber die Eröffnung der neuen Ausstellung in der Kunsthalle würde schon bald sein, und Joey wollte die Pegasus-Figur unbedingt schon vorher stehlen, solange die Kunsthalle noch wegen der Installation des neuen Sicherheitssystems geschlossen war. Außerdem sollte dieser Marik Ashum heute auf einem Fotoshooting sein, also war praktisch niemand hier außer den regulären Wachmännern, und die waren kein Problem für ihn. Warum war er also nervös? Joey schüttelte über sich selbst den Kopf und beschleunigte seine Schritte. Das hier war ein Einbruch wie jeder andere auch. Warum sich also unnötig Sorgen machen? Es war besser, er konzentrierte sich auf seine Arbeit. Er verdrängte die innere Stimme, die ihn zu warnen versuchte, in den hintersten Winkel seines Geistes und konzentrierte sich stattdessen auf seine Umgebung, um nicht in irgendeine Falle des Sicherheitssystems hinein zu laufen. Es war diese Wachsamkeit, die ihn rettete! Als er eine Bewegung am Rande seines Gesichtsfeldes bemerkte, ließ sich Joey instinktiv zu Boden fallen. Der Angriff der anderen Person schlug fehl, doch er taumelte gegen ihn, und das brachte sie beide für einen Moment ins Taumeln. Der Fremde versuchte ihn festzuhalten, und er schien kein Anfänger im Nahkampf zu sein, aber auch Joey kannte einige Tricks, die ihn das Leben auf den Straßen von Domino City gelehrt hatte. Es gelang ihm, den anderen von sich zu stoßen. Unglücklicherweise hatte sich die Hand des anderen im Stoff seiner Maske verkrallt, und als er zurücktaumelte, wurde Joey die Tuchmaske vom Kopf gerissen. Für einen Moment trafen kalte saphirblaue Augen auf ihr warmes braunes Gegenstück. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. *** Als der Dieb an seinem Versteck vorbei kam, hatte Kaiba versucht, ihn zu ergreifen. Doch der Fremde war wachsam und ließ sich zu Boden fallen. Kaiba wurde von seinem eigenen Schwung vorwärts gerissen und prallte gegen ihn, wodurch sie beide kurz aus dem Gleichgewicht gerieten. Kaiba hatte als Jugendlicher ein paar Unterrichtsstunden in Selbstverteidigung gehabt und wusste das Gelehrte auch anzuwenden. Doch der Dieb war selbst kein schlechter Kämpfer. Kaiba versuchte noch einmal, ihn zu packen, und seine Finger krallten sich im Stoff der Maske fest, als der Fremde ihn plötzlich von sich stieß. Kaiba musste zurück weichen, doch er ließ die Maske nicht los, und plötzlich hatte er diese in der Hand, während er wie gebannt auf das Bild vor ihm starrte. In einem attraktiven Gesicht, umgeben von blonden Haaren, die durch das Herunterreißen der Maske ein wenig zerzaust waren, leuchteten zwei Augen, in deren warmen braunen Tiefen kleine Splitter von Gold zu funkeln schienen. Für einen Moment war Kaiba aus der Fassung gebracht. Der Dieb war ein gutaussehender junger Mann, der in etwa so alt sein dürfte wie er selbst. Der Fremde erholte sich als erster von seiner Überraschung. Er entriss Kaiba die Maske und stieß seinen Fuß in den Bauch des überraschten Firmenpräsidenten. Kaiba klappte zusammen und taumelte zurück, doch es gelang ihm, sich auf den Beinen zu halten. Wütend über den Fremden und seine eigene Unachtsamkeit richtete er sich wieder auf und rannte hinter dem Flüchtenden her. Doch der blonde Dieb war flink und entkam durch ein geöffnetes Fenster, bevor Kaiba ihn erreichen konnte. Keuchend blieb Kaiba stehen. Jetzt wusste er wenigstens schon mal, wo der Dieb hereingekommen war. Auf diesem Weg würde er nie wieder eindringen können, dafür würde Kaiba sorgen. *** Joey rannte so schnell er nur konnte. Es war sicher nicht das erste Mal, dass er von einem Wachmann gesehen wurde. Es war auch nicht das erste Mal, dass er in einen Kampf geriet und flüchten musste. Aber zum ersten Mal hatte jemand ihm die Maske vom Kopf gerissen und sein Gesicht gesehen! Als Joey der Ansicht war, weit genug von der Kunsthalle entfernt zu sein, hielt er an einer Telefonzelle an und rang keuchend nach Luft. Er kramte eine Telefonkarte hervor, steckte sie in den Schlitz des öffentlichen Kartentelefons und wählte hastig eine Nummer. Während es tutete, rieb er mit einer Hand über eine schmerzende Stelle an seinem Kopf. Als ihm der Fremde die Maske vom Kopf riss, hatte er auch gleich ein paar Haare erwischt. Doch das war nicht weiter schlimm. Schlimm war, dass der Fremde sein Gesicht kannte! Am anderen Ende wurde abgenommen. "Ja?" fragte eine angenehm klingende männliche Stimme. Es war Malik. "Brich sofort ab! Ich bin erwischt worden und musste flüchten!" sagte Joey. "Okay. Sonst noch was?" antwortete Malik. "Nein. Bis nachher." Joey legte auf, bevor Malik noch etwas erwidern konnte. Nachdenklich machte er sich auf den Weg nach Hause. Dieser Typ, der ihn in der Kunsthalle gesehen hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf, und das lag nicht nur daran, dass er eine Gefahr für ihn darstellte, weil er wusste, wie Joey aussah. Er kam ihm auch irgendwie bekannt vor, so als hätte er ihn schon mal gesehen. Hm... Ein Prominenter vielleicht? Doch dann fiel es ihm wieder ein! Am Kragen des Trenchcoats von diesem Typen waren drei Buchstaben zu sehen gewesen: KSS! Kaiba Security Systems! Der Typ war der Firmenpräsident, Seto Kaiba persönlich! Erst vor ein paar Tagen hatte es einen ausführlichen Bericht über ihn gegeben, wie erfolgreich er mit seiner Firma war, und wie gut er sie führte, obwohl er mit gerade mal 26 Jahren noch verdammt jung war für einen Firmenpräsidenten. Nun, nach Joey`s Meinung hatte man eines in diesem Bericht vergessen zu erwähnen, nämlich wie verdammt gutaussehend dieser Kaiba war. *** Währenddessen war Kaiba in den Kontrollraum zurückgekehrt und hatte berichtet, was vorgefallen war. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, aber innerlich kochte er vor Wut. Es war schon wieder einem Dieb gelungen, in ein Gebäude einzubrechen, das durch seine Sicherheitssysteme geschützt war! Und er wettete darauf, dass es sich bei diesem Dieb um den goldenen Dieb handelte! Es warf sicher kein gutes Licht auf die Arbeit seiner Firma, doch glücklicherweise schien Marik das Ganze für recht amüsant zu halten. Jetzt besprach er eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen mit Kaiba. Ryou wurde angewiesen, eines der Notfallreparaturteams von Kaiba`s Firma sofort hierher zu beordern, um das Sicherheitssystem zu überprüfen und jeden eventuellen Schaden zu reparieren, den der Eindringling angerichtet haben könnte. Yami war es unterdessen gelungen, das System von der Arbeit des Hackers zu reinigen und alle still gelegten Komponenten zu reaktivieren. Außerdem hatte er einen weiteren Schutz gegen Hacker eingerichtet. Als sie schließlich spät am Abend in Kaiba`s Mercedes zur Firma zurückfuhren, wo Yami und Ryou ihre Autos stehen hatten, waren alle drei recht müde. Doch was an diesem Abend geschehen war, beschäftigte sie noch immer. "Sollten wir nicht die Polizei informieren?" fragte Ryou vom Rücksitz. Yami mochte es nicht, hinten zu sitzen, und Kaiba fuhr seinen Wagen selbst, daher saß Ryou immer hinten, wenn sie zu dritt im Wagen waren. "Nein! Das würde sehr schlechte Publicity geben, falls die Medien davon Wind bekommen würden. Wir werden versuchen, diesen Dieb selbst zu fangen." entschied Kaiba. Ryou warf Kaiba einen überraschten Blick zu, sagte aber nichts mehr. Stattdessen ergriff Yami das Wort: "Ich habe den Hacker bis in einen bestimmten Bezirk zurückverfolgen können. Er war irgendwo im südwestlichen Teil der Stadt. Allerdings ist das immer noch ein ziemlich großer Bereich, außerdem nicht gerade die beste Gegend. Es wimmelt dort von halbseidenen Geschäftemachern und anderen nicht vertrauenswürdigen Leuten." "Wir haben immerhin eine Spur." Kaiba dachte kurz nach und fuhr dann fort: "Du kennst dich doch sehr gut aus im Internet, Yami, noch besser als ich. Du weißt auch, in welchen Chaträumen sich die Hacker treffen und wo man Informationen bekommen kann, die eigentlich keiner haben sollte. Ich möchte, dass du das Internet nach Infos zu diesem Dieb durchsuchst. Vielleicht findest du sogar den Hacker." "Na dann, gute Jagd." kommentierte Yami. Aber Kaiba hörte ihm schon nicht mehr zu. Er war mit seinen Gedanken bei jenem blonden Dieb mit den warmen braunen Augen, dem er heute Abend begegnet war. *** Am nächsten Tag saß Kaiba wieder in seinem Büro hinter seinem Schreibtisch und sah einen Ordner durch, den Ryou mit Yami`s Hilfe zusammengestellt hatte. Dieser Ordner enthielt alles, was die Beiden über den so genannten goldenen Dieb finden konnten, und das war um die Wahrheit zu sagen nicht gerade viel. Tatsächlich listete der Ordner eigentlich nur eine Serie von Diebstählen von Kunstgegenständen auf, bei denen der Täter nie gefasst worden war, die Vorgehensweise aber dafür sprach, dass es sich vermutlich um denselben Täter handelte. Bei drei Einbrüchen hatte ein Wachmann eine schwarz gekleidete Gestalt gesehen, die vom Tatort flüchtete, und ein Wachmann war sogar einmal nah genug an den Dieb herangekommen, um mit ihm zu kämpfen. Doch war der Täter auch bei diesem Vorfall mit seiner Beute entwischt. Der Wachmann konnte lediglich sagen, dass die Person braune Augen hatte und männlich war. Doch die Beschreibung der schwarzen Kleidung und der Maske, die der Dieb getragen hatte, stimmte immerhin bei allen Wachmännern überein, so dass zumindest diese Diebstähle dem goldenen Dieb zugeordnet werden konnten. Kaiba hatte keine Zweifel, dass es sich bei diesem Dieb um die gleiche Person handelte, der er gestern Abend gegenüber stand. Er konnte sich immer noch sehr genau an die funkelnden braunen Augen erinnern. Tatsächlich gingen ihm diese Augen die ganze Nacht lang nicht aus dem Sinn. Sie hatten ihn selbst noch in seine Träume verfolgt. Die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch gab ein Klicken von sich, und dann ertönte die Stimme von Ryou, der im Vorzimmer zu Kaiba`s Büro saß: "Kaiba, Yami ist hier, um mit dir zu sprech... Hey, Yami! Nun warte doch, bis er dich herein bittet!" Und schon ging die Tür zu Kaiba`s Büro auf, und Yami trat unaufgefordert ein, während er über die Schulter zu Ryou sagte: "Nur keine Umstände, Ryou. Er sagt doch sowieso, ich soll reinkommen." Damit schloss er die Tür hinter sich und setzte sich gegenüber von Kaiba in den Sessel für Besucher. Die Sprechanlage klickte noch einmal, als Ryou sie wieder ausschaltete. Kaiba schüttelte nur den Kopf über dieses Verhalten. Er war mit Ryou und Yami jahrelang in eine Klasse gegangen, und sie waren praktisch seine einzigen Freunde gewesen. Zumindest waren sie die Einzigen, die sich durch sein abweisendes Verhalten nicht in die Flucht schlagen ließen. Sie hatten sich aus den Augen verloren, als Kaiba die Universität besuchte, doch dann hatte er eines Tages ihre Namen auf der Liste der neu eingestellten Personen entdeckt, die ihm sein Personalchef vorgelegt hatte. Zu dieser Zeit suchte Kaiba nach einer neuen Besetzung für sein Vorzimmer, da seine damalige Sekretärin in den Ruhestand ging, und obwohl es viele Frauen gab, die diesen Job sehr gern gehabt hätten, hatte Kaiba auf einer männlichen Person für diesen Job bestanden. Die ständigen Flirtversuche des weiblichen Personals gingen ihm furchtbar auf die Nerven. Und so hatte Ryou, obwohl noch neu in der Firma, den Job bekommen. Und was Yami anging, so konnte man nur sagen, dass seine Leistungen als Informatiker so hervorragend waren, wie es seine Zeugnisse bereits vermuten ließen. Er hatte daher auch nicht lange gebraucht, um in der Firma aufzusteigen. Es war sicherlich ungewöhnlich, wenn zwei Untergebene ihren Boss duzten, aber Kaiba sah keine Veranlassung, zu seinen Freunden auf Distanz zu gehen, nur um den Schein zu wahren. Er war Chef dieser Firma, und wenn es ihn nicht störte, hatte es auch keinen anderen zu stören. "Ich nehme an, du hast neue Informationen über diesen Dieb, die noch nicht im Ordner enthalten sind, oder warum kommst du zu mir?" Kaiba klappte den Ordner zu und legte ihn auf seinen Schreibtisch. Er hoffte, dass er Recht hatte mit seiner Vermutung, denn die Informationen in diesem Ordner waren leider ziemlich dürftig. "Ich habe den Bezirk, in dem sich der Hacker gestern Abend aufgehalten hat, mal genauer unter die Lupe genommen. Es ist wirklich keine feine Gegend, aber wenn es um Diebesgut im großen Stil geht, gibt es dort eigentlich nur drei wirklich interessante Plätze, die der Polizei bekannt sind. Die Diskothek Trance, das Café Dope und der Nachtclub Nightshades. Diese Einrichtungen werden von Personen betrieben, die Hehler sind, oder zumindest verdächtigt werden, Hehler zu sein." berichtete Yami. "Interessant. Du nimmst also an, dass unser Dieb einen dieser Plätze aufsucht, um sein Diebesgut loszuschlagen? Woher stammen deine Informationen?" Yami`s Antwort ließ Kaiba aufstöhnen: "Ich habe in den Polizeicomputer gehackt." "Lass dich bitte nicht erwischen. Das gäbe einen hübschen Skandal." ermahnte Kaiba seinen Chefprogrammierer. "Nur keine Sorge, dafür bin ich viel zu gut." winkte Yami ab, dann fuhr er fort zu berichten: "Die Disco gehört einer Frau namens Asuki Musak, und das Café wird von einem Mann namens Wilfried Hartmut geführt. Beide sind Hehler, die von der Polizei auch schon erwischt und strafrechtlich verurteilt wurden. Wobei es beim Café Dope wohl so aussieht, als hätte der Hehler sich seit einiger Zeit ganz aus dem Geschäft zurückgezogen. Die Sache mit dem Nachtclub ist interessant. Der Eigentümer heißt Duke Devlin. Der Typ steht schwer im Verdacht, ein Hehler zu sein, aber die Polizei hat noch nie genügend Beweise gegen ihn gehabt, um ein strafrechtliches Verfahren gegen ihn einleiten zu können." "Mit anderen Worten, sie wissen, dass er ein Hehler ist, er ist aber zu clever für sie." "Genau." Kaiba lehnte sich bequem in seinem Bürostuhl zurück, bevor er Yami einen fragenden Blick zuwarf. "Ist das alles, oder hast du noch mehr für mich?" "Ich habe meine Suche nach dem Dieb und dem Hacker im Internet gestartet, aber bei so wenig Basiswissen über die Beiden wird es schwer werden, etwas herauszufinden. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass sie von meiner Suche erfahren werden. Wenn man die Hacker-Szene nach jemand bestimmten durchforstet, spricht sich das sehr schnell rum. Ich werde die Sache nicht geheim halten können, zumindest nicht, wenn ich die Suche ernsthaft betreiben soll." "Tu, was du tun musst. Es spielt keine große Rolle, ob der Dieb von unserer Suche nach ihm erfährt. Er kann meinetwegen ruhig wissen, dass wir ihm auf den Fersen sind. Vielleicht wird er ja nervös, und wer nervös ist, hält sich entweder fern oder macht Fehler." Kaiba griff nach einer Mappe auf seinem Schreibtisch und hielt sie hoch, so dass Yami sehen konnte, um was es sich handelte. Auf der Mappe stand `Sicherheitssystem Kunsthalle, Marik Ashum´. "Diese Mappe enthält einige Verbesserungsvorschläge für das Sicherheitssystem in der Kunsthalle." erklärte Kaiba und warf die Mappe Yami zu, der sie geschickt auffing, "Gib sie an das entsprechende Team weiter, sie sollen sich darum kümmern. Wir müssen diese Pegasus-Figur besser bewachen. Der Dieb hat es auf sie abgesehen." "Ich kümmere mich drum. Sonst noch was?" Als Kaiba den Kopf schüttelte, stand Yami auf und verließ das Büro, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. *** Es war später Nachmittag, und der Nachtclub Nightshades hatte um diese Zeit noch geschlossen. Trotzdem war er nicht verlassen, wie sonst um diese Zeit. Im Büro im hinteren Teil des Clubs saßen Duke, Joey und Malik zusammen und besprachen den fehlgeschlagenen Einbruch vom gestrigen Abend. Duke hielt sich größtenteils raus aus der Diskussion, er war schließlich nur der Hehler, der die Ware dem Auftraggeber übergeben würde. Den Diebstahl überließ er ganz Joey. "Also abgemacht." sagte Joey gerade zu Malik, "Ich werde heute Nacht in die Kunsthalle einbrechen, und du wirst mich mit deinen Hacker-Künsten unterstützen." Malik nickte zustimmend. "Denk aber dran, dass ich nicht in der Lage bin, das ganze System zu beeinflussen. Ich kann nur einzelne Systeme lahm legen, wie ich es gestern auch getan habe." "Meint ihr zwei wirklich, dass es eine gute Idee ist, so kurz nach einem Fehlschlag schon wieder einzubrechen? Die Typen sind jetzt gewarnt und werden entsprechende Maßnahmen ergreifen." mischte sich Duke ein. "Es ist besser, ich versuche es so bald wie möglich erneut." antwortete Joey, "Es dürfte niemand damit rechnen, dass ich es gleich wieder versuche, und die Sicherheit kann in so kurzer Zeit noch nicht sehr verschärft werden. Wenn ich den Typen von der Sicherheit zu viel Zeit lasse, bauen sie bestimmt zusätzliche Überraschungen in ihr Sicherheitssystem ein, und das System ist ohnehin schon verdammt gut." "Ich denke, da hat Joey ganz Recht. Das System stammt von KSS, und der Firmenpräsident Kaiba gilt als Perfektionist. Nachdem er Joey beim Einbruch erwischt hat, wird er das System mit Sicherheit verbessern." sagte Malik, "Außerdem wäre da noch was anderes. Ich bin von einem befreundeten Hacker informiert worden, dass da jemand Informationen sucht über einen Dieb und einen Hacker. Ich denke, dass das die Leute von KSS sind, die nach Joey und mir suchen. Gestern Abend hat jemand ein Suchprogramm auf mich angesetzt, während ich mich ins Sicherheitssystem der Kunsthalle gehackt habe. Das Programm sollte meinen Standort herausfinden. Ich konnte es erfolgreich abschütteln, aber dass ich in Domino City war, als ich in ihr System hackte, dürften sie auf jeden Fall herausgefunden haben. Wir sollten diesen Diebstahl so schnell wie möglich hinter uns bringen, und uns dann eine Weile ruhig verhalten." "Einverstanden. Dann startet die Sache wie besprochen heute Nacht." Joey grinste zufrieden. Er sah nicht im Mindesten besorgt aus. Duke brachte die Sache auf einen Punkt: "Macht, was ihr wollt, aber lasst euch bloß nicht erwischen." *** Eine halbe Stunde nach Mitternacht stand Joey in der Nähe der Kunsthalle bei der Telefonzelle, von der aus er schon beim letzten Mal Malik angerufen hatte. Auch jetzt telefonierte er mit Malik. Er musste wissen, wie weit Malik gekommen war, da er keine Möglichkeit hatte, ihn während des Einbruchs zu kontaktieren. Sicher, er hätte ein Handy mitnehmen können, aber das wäre nutzlos gewesen. Allein die Vorstellung, wie das Handy klingelte, während er sich gerade vor einem Wachmann versteckte, jagte Joey einen Schauder über den Rücken. Auf die Art erwischt zu werden, wäre nicht gerade professionell. Außerdem konnten Anrufe zurückverfolgt werden, und er wollte nicht irgendwann verhaftet werden, nur weil jemand seine Telefongespräche verfolgt hatte. Da waren Telefonzellen doch die bessere Alternative. "Ich habe ins System gehackt und einige Sicherheitssysteme lahm gelegt, auch die Laser um die Pegasus-Figur sind aus." hörte er Malik sagen. "Na, das ist doch bestens." freute sich Joey. "Joey, da ist allerdings irgendwas seltsam." begann Malik zögernd, "Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube fast, ich bin bemerkt worden. Es gibt da einige seltsame Aktivitäten im System, aber ich fürchte, dass ich Alarm auslöse, wenn ich das weiter verfolge. Trotzdem, ich habe das ungute Gefühl, du läufst in eine Falle." "So, so. Da ist also doch jemand schlauer als erwartet." sagte Joey nachdenklich. "Vielleicht solltest du die Sache abbrechen." schlug Malik vor. "Nein. Ich gehe rein." entschied Joey. Malik seufzte. "Stur wie immer." "Hab` ein wenig Vertrauen in mich, und mach` dir nicht so viele Sorgen." beruhigte ihn Joey, "Ich weiß, was ich tue, und ich kann gut auf mich aufpassen." "Versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tust." verlangte Malik. Joey lachte. "Also gut, versprochen." "Gut. Du schuldest mir nämlich noch das Geld für diesen Job." Und mit diesen Worten legte Malik auf. Joey schüttelte amüsiert den Kopf, doch dann wurde er wieder ernst. Es wurde Zeit, seiner Arbeit nachzugehen. Er trat in die Schatten der Häuser und holte seine Maske hervor. Nachdem er sie aufgesetzt hatte, eilte er los. Er nahm Malik`s Warnung keineswegs auf die leichte Schulter. Sein Freund wusste, wovon er sprach, und wenn er sagte, dass da was nicht stimmte, dann war es auch so. Joey erreichte das Gebäude, in dem die Kunsthalle untergebracht war, und begann, an dem Gebäude hinauf zu klettern. Das war recht einfach, denn die Wände waren genau wie beim städtischen Museum nicht glatt, sondern wiesen überall Kanten, Verzierungen und andere Haltemöglichkeiten auf. Der Architekt hatte sich Mühe gegeben, und ein sehr ästhetisches Gebäude geschaffen, doch es war ein Kinderspiel für einen Dieb wie ihn, hinauf zu klettern. Die Kunsthalle nahm das Erdgeschoss sowie den ersten Stock des Gebäudes ein, doch Joey kletterte weiter. Er hatte nicht vor, wie gestern direkt in die Kunsthalle einzusteigen. Er hatte bereits geplant, diesmal den längeren Weg zu nehmen. Normalerweise war der längere Weg auch der gefährlichere, aber diese Situation war nicht normal. Er war bereits einmal gescheitert, und der zweite Versuch war immer mit einem höheren Risiko verbunden. Deshalb hatte Joey sich entschlossen, einen Weg in die Kunsthalle zu suchen, den ein Dieb normalerweise nicht nahm, wenn er einbrach. Er stieg erst in das Gebäude ein, als er den fünften Stock erreichte. Alles war dunkel und ruhig. Leise schlich er die Gänge und Treppen hinunter. Dabei lauschte er bei jedem Stockwerk. Im dritten Stockwerk fand er das, wonach er unbewusst gesucht hatte. Hinter der Tür war ein Murmeln zu hören, dann Schritte. Joey eilte schnell wieder die Treppe hinauf und wartete dort. Die Tür zum dritten Stock öffnete sich, und ein Mann mit einer etwas wilden, dreifarbigen Frisur steckte seinen Kopf ins Treppenhaus. "Wo steckt Kaiba?" fragte er. "Er wollte sich etwas umsehen, Herr Muto." antwortete eine andere Stimme. Joey zuckte leicht zusammen, als er den Mann sah, der die Treppe hinauf kam und sich zu diesem Muto in den dritten Stock begab. Er war offenbar ein Wachmann, und wäre Joey weiter die Treppe hinunter gegangen, wäre er ihm genau in die Arme gerannt. Er hatte noch mal Glück gehabt! Doch was interessant war, war die Tatsache, dass Kaiba hier war, und das um diese Zeit. Es war also tatsächlich eine Falle. Aber wie hatte Kaiba gewusst, dass er heute Nacht kommen würde? Nun, weiter machen oder nicht weiter machen, das war jetzt die wichtigere Frage. Auf Joey`s Gesicht schlich sich ein Grinsen. Er würde es versuchen! Wenn er die Pegasus-Figur unter der Nase von Seto Kaiba und seinen Leuten wegschnappte, wäre das bestimmt ein großer Spaß! Joey schlich ohne weitere Zwischenfälle bis in die Kunsthalle. Auf dem Weg dorthin entdeckte er, dass auch im zweiten Stock weitere Männer waren. Jetzt verbarg er sich auf der Galerie und nahm die Kunsthalle genau in Augenschein. Seltsamerweise hielt sich in der Kunsthalle überhaupt niemand auf. Zuerst kam Joey das seltsam vor, aber dann warf er einen Blick durch eines der Fenster nach draußen. Und dort entdeckte er, was er gesucht hatte! Vor der Kunsthalle in den Büschen verbargen sich einige Wächter. Ihre Aufmerksamkeit galt allerdings weniger der Kunsthalle als vielmehr dem Gebäude an sich und der Umgebung. Anscheinend warteten sie darauf, dass er kam. Sie hatten keine Ahnung, dass er bereits in der Kunsthalle war. Joey beglückwünschte sich, dass er den Weg über den fünften Stock genommen hatte, und dabei nicht gesehen worden war. Entweder waren auf der anderen Seite des Gebäudes keine Wachen, oder sie hatten ihn nicht gesehen. Vorsichtig genug war er ja gewesen. Joey wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Kunsthalle und der darin befindlichen Pegasus-Figur zu. Ein Blick durch seine Spezialbrille verriet ihm, dass Malik Erfolg gehabt hatte. Das Lasernetz um die Figur war verschwunden. Joey setzte sich in eine Ecke der Kunsthalle und begann, ein paar Sachen aus seiner Gürteltasche zu holen, unter anderem einen Beutel aus schwarzem Nylon, in dem er die Figur transportieren wollte. Und außerdem musste er eine kleine Ablenkung vorbereiten, damit er mit der Figur auch entkommen konnte. Zum Glück war er immer sehr gut vorbereitet. Wenige Minuten später verließ Joey die Kunsthalle mit der Pegasus-Figur, die er in ein Tuch gewickelt und in den Beutel gesteckt hatte. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** Hintergrundinfo zu: Duke Devlin Alter: 25 Jahre Status: Nachtclubbesitzer, Hehler Genau wie Joey hat auch Duke sein Handwerk, nämlich die Hehlerei, von seinem Vater gelernt. Aber seine Eltern haben sich irgendwann aus dem Staub gemacht, was Duke allerdings nicht so sonderlich störte. Er hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihnen. Duke ist sehr clever und hatte großen Erfolg als Hehler, was auch daran gelegen hat, dass er eine Menge von Kunstgegenständen versteht. Sein Vater betrieb zur Tarnung seines wahren Geschäfts, der Hehlerei, einen Antiquitätenladen. Von dem Geld, das Duke mit der Hehlerei verdiente, kaufte er sich den Nachtclub `Nightshades´ und betreibt ihn seither mit großem Erfolg. Er verdient so viel Geld damit, dass er die Hehlerei fast aufgegeben hat. Nur wenn einer seiner reichen Kunden, zumeist Kunstsammler, einen Auftrag hat, wird er noch aktiv und vermittelt Joey den Job. Ganz ohne etwas Aufregung wäre sein Leben auch zu langweilig, wie Duke immer meint. Malik Ishtar Alter: 25 Jahre Status: Barkeeper, Hacker Malik kam als kleiner Junge mit seinen Eltern und seiner großen Schwester Isis aus Ägypten nach Domino City. Die Eltern starben bei einem Autounfall, und die Geschwister kamen in ein Waisenhaus. Als Isis volljährig wurde, bekam sie das Sorgerecht für ihren kleinen Bruder Malik und verließ mit ihm das Waisenhaus. Beide suchten sich schnell Jobs, um sich über Wasser halten zu können. Malik bekam einen Job im Nachtclub Nightshades, wo er zum Barkeeper ausgebildet wurde. Auf Grund seines exotischen Aussehens ist er bei der Kundschaft sehr beliebt, obwohl es noch keinem der Gäste gelungen ist, Malik wirklich für sich zu interessieren. Nebenbei arbeitet Malik als Hacker. Das Wissen hat er sich selbst angeeignet oder hat es sich von anderen Hackern beibringen lassen. Kapitel 3: Ausgetrickst! ------------------------ Titel: Der Meisterdieb Teil: 3/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 Warnung: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich habe ja gesagt, es geht schnell weiter. Danke für eure Kommentare! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 3: Ausgetrickst! Joey wusste, er musste sich beeilen. Selbst wenn das Verschwinden der Pegasus-Figur nicht so bald entdeckt werden würde, hatte er nicht viel Zeit. Seine Ablenkung würde bald in Aktion treten. Joey eilte die Treppe hinauf in den vierten Stock. Er wäre ja viel lieber in einem der tiefer gelegenen Stockwerke geblieben und von dort nach draußen geklettert, aber im dritten Stockwerk lag der Kontrollraum und im Zweiten hatte er ebenfalls Personen bemerkt. Wenn der Alarm losging, würden die Wachmänner aus dem dritten und zweiten Stockwerk kommen und zur Kunsthalle hinunter rennen. Das Erdgeschoß sowie der erste Stock enthielten die Kunsthalle, und von dort zu flüchten, war einfach zu offensichtlich, immerhin waren Wachmänner vor der Halle postiert. Daher blieb Joey nichts anderes übrig, als weiter nach oben zu gehen. Joey erreichte das vierte Stockwerk und verließ das Treppenhaus. Er verzichtete darauf, in den fünften Stock zu gehen, wo er eines der Fenster bereits geöffnet hatte. Je weniger Zeit er brauchte, um zum Boden zu klettern, desto besser. Joey betrat ein Büro, dessen Fenster zur Rückseite des Gebäudes ging, und sah nach draußen. Auch hier entdeckte er einen Wachmann, der versuchte, sich in den Schatten zu verbergen. Joey schnaubte abfällig. Wachmänner waren nicht besonders gut darin, sich zu verstecken. Allerdings war Joey erleichtert darüber, dass er beim Hochklettern und Einsteigen in das Gebäude nicht gesehen worden war. Wahrscheinlich waren die Wachmänner da noch nicht auf ihren Posten außerhalb des Gebäudes gewesen. Er hatte großes Glück gehabt. Doch jetzt ging es darum, diesen Ort wieder zu verlassen. Joey öffnete das Fenster und sah nach draußen. Wenn seine Ablenkung ihren Zweck erfüllte, würden die Wachmänner für ein paar Momente ihre Posten verlassen und zur Vorderseite des Gebäudes laufen, wo die Fenster zur Kunsthalle waren. In dieser Zeit musste er bis zum Boden kommen und das offene Gelände verlassen, weg von der Kunsthalle in die dunklen Straßen hinein. Die Zeit war knapp bemessen, wenn man bedachte, dass er hier im vierten Stock war. Aber es gab eine Möglichkeit, den Boden schneller zu erreichen, viel schneller. Joey kramte aus seiner Gürteltasche ein schwarzes Nylonseil hervor. Es war so dünn, dass es kaum Platz wegnahm, man hätte es auch als Schnur bezeichnen können. Trotzdem war es sehr reißfest und mehrere Meter lang. Es würde vom vierten Stock aus fast bis zum Boden reichen und Joey das Abwärtsklettern extrem erleichtern. Joey befestigte das eine Ende des Seils an der Heizung und zerrte daran. Nachdem er zufrieden festgestellt hatte, dass das Seil gut befestigt war, öffnete er das Fenster einen kleinen Spalt. Noch würde er das Seil nicht hinauswerfen, es könnte gesehen werden. Aber sobald seine Ablenkung losging und der Wachmann von der Rückseite des Gebäudes zur Kunsthalle lief, würde er daran hinunter klettern. Nur Schade, dass er das Seil zurücklassen musste, aber das war nicht zu ändern. Das seine Flucht erfolgreich war, war das Wichtigste. Joey warf einen Blick auf seine Uhr. Gleich würde es soweit sein... Und dann hörte Joey etwas, das er jetzt gar nicht hören wollte. Durch die geöffnete Tür erklangen Schritte auf dem Gang, und sie waren sehr nah. Joey hechtete hinter die Deckung des Schreibtisches und verfluchte sich für seine Unachtsamkeit. Warum hatte er die Tür des Büros nicht zugemacht?! Er hatte die Tür halb offen stehen lassen. Das musste doch jemandem auffallen, wenn alle anderen Türen zu waren! Aber jetzt war es zu spät! Er konnte nur hoffen, dass die Person, die den Gang entlang kam, denken würde, derjenige, der hier arbeitete, hätte die Tür offen gelassen, als er nach Hause ging. Die Schritte verhielten vor der halbgeöffneten Tür. Joey hielt den Atem an. Die Tür quietschte ein wenig, als sie weiter geöffnet wurde. In der Türöffnung erschien Seto Kaiba und ließ seine Blicke durch den Raum gleiten. Alles schien in Ordnung zu sein. Er wandte sich wieder um. Joey in seinem Versteck wollte schon aufatmen, als Kaiba sich plötzlich wieder umdrehte und zum Fenster starrte. Joey folgte dem Blick von Kaiba und glaubte für einen Moment, sein Herz würde stehen bleiben! Auf dem Boden vor der Heizung lag das schwarze Nylonseil, dicht zusammengerollt, so dass es eigentlich nur ein kleiner Fleck am Boden war, der nicht unbedingt weiter aufgefallen wäre. Allerdings war das eine Ende ja schon an der Heizung befestigt, und dadurch fiel es sehr wohl auf. Kaiba blickte irritiert auf den Boden vor der Heizung. Er hatte zuerst geglaubt, dort wäre nur ein dunkler Fleck, vielleicht ein heruntergefallenes Stück Plastik oder so, aber dann hatte er gesehen, dass davon eine Schnur ausging, die an der Heizung befestigt war. Das konnte kein Fleck oder Abfallschnipsel mehr sein. Was hatte ein Seil hier zu suchen? Und jetzt, wo Kaiba genauer hinsah, fiel ihm auch auf, dass das Fenster nur angelehnt war. Alle seine Sinne gingen auf Alarmposition, als er vorsichtig weiter in den Raum vordrang. Joey wusste, er konnte Kaiba jetzt nicht mehr täuschen, er musste handeln. Sein Körper spannte sich zum Sprung... Doch bevor Joey springen konnte, geschah etwas anderes. Ein lauter Knall ertönte aus der Richtung der Kunsthalle. Ein Alarm ging los, und dann folgte ein zweiter Knall. Es klang fast wie Pistolenschüsse, nur lauter. Kaiba wirbelte herum und sah zur Tür. Das war der Augenblick, auf den Joey gewartet hatte! Er sprang vorwärts und stieß gegen Kaiba, womit er ihn ins Taumeln brachte. Er packte den überraschten Mann und stieß ihn hinaus auf den Gang. Joey konnte es sich nicht verkneifen, Kaiba zum Abschied noch einen klatschenden Schlag auf sein Hinterteil zu verpassen, als dieser auf den Gang hinaus taumelte. "Süßer Po!" rief er frech. Dann schlug er blitzschnell die Türe zu und verriegelte sie. Nur einen Sekundenbruchteil später erzitterte die Tür unter dem Ansturm eines wütenden Seto Kaiba, der versuchte, sie mit Gewalt aufzubrechen. Doch die Tür war stabiler als sie aussah. Joey war bereits am Fenster und blickte hinaus. Er sah gerade noch den Wachmann um die Ecke des Gebäudes außer Sicht rennen. Er riss das Fenster auf und warf das Seil hinunter. Den Nylonbeutel mit der Pegasus-Figur auf den Rücken geschnallt, ließ er sich am Seil hinunter. Er hatte kaum den Boden berührt, als er aus dem Büro im vierten Stock ein lautes Krachen hörte, wie wenn die Tür eingetreten wurde. Joey warf einen Blick nach oben und sah, wie sich eine Gestalt aus dem Fenster lehnte. Blaue Augen schauten wütend zu ihm hinunter. Joey salutierte spöttisch und rannte dann so schnell er konnte in die Dunkelheit der umgebenden Straßen hinein. Er hatte es geschafft! Er war der Größte! Seto Kaiba sah der entfliehenden schwarz gekleideten Gestalt wütend hinterher, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst. Doch dann entspannten sich seine Gesichtszüge wieder, und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Hätte Joey dieses Lächeln gesehen, wäre er sicher noch viel schneller gerannt. *** Sobald Joey sicher war, dass niemand ihn verfolgte, zog er sich seine Maske vom Kopf und machte sich auf zum Nachtclub Nightshades. Er wollte die Pegasus-Figur so schnell wie möglich loswerden. Für ihn war sie besonders heiße Ware, denn Seto Kaiba kannte sein Gesicht von seinem ersten Versuch, die Figur zu stehlen, und er würde sich denken können, dass es sich beim zweiten Mal um denselben Dieb gehandelt hatte. Zwar kannte Kaiba weder seinen Namen noch seine Adresse, aber das Schicksal hatte mitunter einen ziemlich seltsamen Sinn für Humor, und Joey wollte nichts riskieren. Das fehlte ihm gerade noch, Kaiba durch Zufall über den Weg zu laufen, eventuell noch mit der Pegasus-Figur unter dem Arm. Nein, bei Duke war das gute Stück viel besser aufgehoben. Außerdem wartete der Kunde von Duke bereits sehnsüchtig auf die Lieferung. Während Joey durch die Straßen lief, lachte er leise vor sich hin. Er fühlte sich einfach großartig! Er hatte seine Schlappe vom ersten Mal wieder gut gemacht und dem neuen Sicherheitssystem von KSS ein Schnippchen geschlagen, und das Beste war: er hatte den Firmenpräsidenten Seto Kaiba persönlich an der Nase herumgeführt! Warum das so wichtig war, wusste Joey selbst nicht zu sagen, aber irgendwie war das etwas Besonderes. Diese wunderschönen blauen Augen, die mit zorniger Intensität nur auf ihn gerichtet waren, und die Gewissheit, dass Kaiba ihm nichts anhaben konnte - das war ein berauschendes Gefühl! Joey kicherte und schüttelte über sich selbst den Kopf. Er fühlte sich doch nicht etwa zu Kaiba hingezogen? Zugegeben, der Mann war äußerst attraktiv. Joey hatte nicht das Geringste gegen die Beziehung zwischen zwei Männern, tatsächlich wäre das nicht das erste Mal für ihn, und Kaiba wäre eigentlich genau sein Typ. Aber Kaiba war nun mal Kaiba, Präsident von KSS und stinkreich, umgeben von einer Aura aus Selbstsicherheit und Arroganz. Unerreichbar für jemanden mit einem sozialen Hintergrund wie Joey. Er war realistisch genug, um das zu wissen. Trotzdem... ihn zu ärgern machte Spaß! Joey erreichte den Nachtclub eine gute dreiviertel Stunde später und ging zum Hinereingang. Er war immer noch in seiner Einbruchskleidung und wollte daher nicht durch den Club gehen. Er ging direkt zu Duke`s Büro und trat ein. Duke erwartete ihn bereits. "Nun, deinem Grinsen nach zu urteilen, hattest du Erfolg." kommentierte sein Freund. "Klar doch." antwortete Joey, holte die Pegasus-Figur aus seinem Beutel und stellte sie auf den Schreibtisch vor Duke. Dann setzte er sich bequem in den Besuchersessel. "Das hättest du sehen sollen, Duke!" prahlte er, "Seto Kaiba und seine Leute waren tatsächlich in der Kunsthalle, aber ich habe sie überlistet! Nicht einmal Kaiba persönlich konnte mich aufhalten! Ich habe ihn ausgetrickst!" Duke nahm die Figur in die Hand und betrachtete sie lächelnd. Doch der zufriedene Ausdruck hielt nicht lange. Das Lächeln verschwand, und ein Stirnrunzeln war zu sehen. Duke stand auf und trat mit der Figur zum Schrank an der Wand. Dort nahm er eine Lupe aus einer Schublade und besah sich die Figur genauer. Joey war inzwischen verstummt und beobachtete Duke bei seinen Untersuchungen der Figur. Irgendetwas stimmte nicht, das konnte selbst er erkennen. Duke legte die Lupe wieder beiseite und fuhr mit den Fingern über den Fuß der Figur. Plötzlich hob er sie über seinen Kopf und warf sie mit Wucht zu Boden! Die Figur zerbrach beim Aufprall. Joey sprang auf: "Duke! Was machst du denn?!" Aber Duke schenkte ihm keine Beachtung, sondern zerstreute mit einem Fuß den Scherbenhaufen als suchte er etwas. Und dann fand er dieses etwas und zertrat es mit der Ferse. Ein knirschendes Geräusch war zu hören. Duke sah auf, und in seinen grünen Augen lag ein Ausdruck von Unmut und Sorge. "Diese Figur war eine Fälschung, und im Inneren war ein Sender versteckt. Du hast zwar Kaiba`s Sicherheitssystem überlistet, Joey, aber er hat dich trotzdem reingelegt. Du musst sofort verschwinden, es könnte sein, dass jemand das Signal des Senders bereits bis hierher verfolgt hat. Ich lasse währenddessen diesen Scherbenhaufen verschwinden." Joey schluckte und nickte. "Es tut mir leid, Duke." Duke winkte ab und lächelte halbherzig. "Ist schon gut. Jetzt verschwinde erstmal. Nimm den Weg durch den Tunnel. Und vergiss nicht: du musst Malik trotzdem bezahlen, auch wenn der Job schief ging." Joey seufzte und nickte nochmals. Diesen Job konnte er abschreiben, aber das war nicht Malik`s Schuld. Der Hacker hatte seine Arbeit getan und sich seine Bezahlung dafür verdient. Aber zuerst musste Joey schleunigst aus dem Nachtclub verschwinden. Er rannte jedoch nicht zu den Ausgängen, sondern in den Keller des Nachtclubs. Dort gab es einen geheimen Gang, einen Tunnel, der sich hinter einer Schrankwand verbarg. Er führte direkt in den Keller des Nachbarhauses, das ebenfalls Duke gehörte. Dessen Hintertür führte in eine andere Gasse als die des Nachtclubs. Wieder einmal verschwand Joey in den Schatten der Nacht. *** Ein Mercedes fuhr durch die nächtlichen Straßen. Am Steuer saß Seto Kaiba. Der Präsident von KSS warf einen schnellen Blick zum Beifahrersitz, auf dem Yami saß, einen Laptop auf seinem Schoß, dessen Bildschirm eine Straßenkarte von Domino City zeigte. "Und, hast du ihn gefunden?" fragte Kaiba. "Ja. Oder zumindest habe ich den Ort gefunden, wo er sich eine Zeit lang aufgehalten hat. Es ist der Nachtclub Nightshades." antwortete Yami, "Leider ist das Signal unseres Senders verstummt. Entweder wird es durch irgendetwas abgeschirmt, oder sie haben den Sender gefunden und zerstört." "Es sieht so aus, als entkommt Ihnen der Dieb erneut, Seto. Und er hat das Sicherheitssystem zum zweiten Mal umgangen." bemerkte eine Stimme von der Rückbank. Marik Ashum hatte sich bequem in die Polster gelehnt und grinste, als er den kalten Blick sah, den ihm Kaiba über den Rückspiegel zuwarf. Die leichte Anspielung auf das Versagen seines Sicherheitssystems ärgerte Kaiba sehr, das wusste Marik, und er wusste auch, dass Kaiba es nicht mochte, mit seinem Vornamen angesprochen zu werden. Selbst seine engsten Freunde, und zu denen gehörte Marik sicher nicht, nannten ihn Kaiba und nicht Seto. "Sobald die Updates am Sicherheitssystem vollständig installiert sind, wird so etwas nicht mehr vorkommen, Marik." sagte Kaiba steif, "Der Dieb konnte nur deshalb eindringen, weil die Installation noch nicht vollständig war. Glücklicherweise war ein Team meiner Firma sowie ich selbst gerade anwesend, als der Hacker das System angriff. Dadurch waren wir vorgewarnt, als der Dieb kam." "Trotzdem ist er entwischt." Eigentlich war es Marik egal, dass der Dieb entkommen war. Die echte Pegasus-Figur war weiterhin in seinem Besitz, und das Sicherheitssystem wurde gerade verbessert, um noch effektiver zu sein. Aber es machte ihm Spaß, Kaiba zu ärgern. "Dieser Dieb hat einige Tricks drauf, aber das geht nicht ewig gut." knurrte Kaiba. Marik entschied sich, zu schweigen, anstatt Kaiba weiter zu ärgern. Immerhin war der Abend bisher recht amüsant gewesen, zumindest aus seiner Sicht. Ein Team von KSS, begleitet von Yami und Kaiba, war zu ihm gekommen, um das Sicherheitssystem zu verbessern. Dabei waren die Hackeraktivitäten entdeckt worden. Kaiba hatte sofort reagiert und Wachmänner los gesandt, die das Gebäude überwachen sollten. Aber allem Anschein nach war es bereits zu spät gewesen. Der Dieb musste bereits im Gebäude gewesen sein, und er entkam auch wieder. Allerdings hatte Kaiba mit dieser Möglichkeit gerechnet, wie ihm Marik anerkennend zugestehen musste. Eine Imitation der Pegasus-Figur, die Marik besessen hatte, war aus ihrer Kiste im Lager geholt und mit einem Sender präpariert worden. Und während die echte Figur im Tresor in Sicherheit war, stahl der Dieb die Imitation. Marik musste dem Dieb allerdings ebenfalls Anerkennung zollen. Das Ablenkungsmanöver in der Kunsthalle war ausgezeichnet gewesen. Eine simple selbst gebastelte Vorrichtung, bestehend aus zwei Knallfröschen und einer Rauchbombe, die mit einem kleinen Zeitzünder ausgestattet gewesen waren, hatte genug Verwirrung gestiftet, um das gesamte Sicherheitspersonal abzulenken, aber keinerlei Schaden angerichtet. Nun fuhren Kaiba, Yami und er selbst zu dem Ort, von dem der Sender das letzte Mal ein Signal gesandt hatte. Begleitet von zwei Polizisten, die in einem zivilen Fahrzeug und in ziviler Kleidung anstatt in Polizeiwagen und Uniform hinter ihnen herfuhren. Nun, zumindest die Verbindung zwischen Kunsthalle und Polizeistation hatte einwandfrei funktioniert, wie das Auftauchen der Polizisten bewiesen hatte. Nur wenige Minuten später parkten sie vor dem Nachtclub. Kaiba, Yami und Marik stiegen aus dem Mercedes. Die beiden Polizisten gesellten sich zu ihnen. Es handelte sich um Tristan und Tea, die heute Nachtschicht in der Polizeistation gehabt hatten. Sie waren von Yami angerufen worden, kurz nachdem der Alarm in der Kunsthalle losging, und als sie von der Situation erfuhren, hielten sie es für besser, auf Uniform und Streifenwagen zu verzichten. Jetzt waren sie froh darüber. In einem Stadtviertel wie diesem schlossen sich viele Münder automatisch, wenn ein Polizist auftauchte, was Ermittlungen natürlich enorm erschwerte. Sie betraten den Nachtclub Nightshades. Es war einiges los, und zu Marik`s Überraschung waren die Gäste nicht der Pöbel, den er in diesem Stadtviertel erwartet hätte. Tatsächlich waren die meisten Leute hier sehr gut gekleidet und schienen keine Geldprobleme zu haben. Einige schienen Geschäftsleute zu sein, die das Abenteuer suchten und daher in diesen Nachtclub gekommen waren. Nun, es sprach für die Qualität des Clubs, dass er diese Art von Gästen anzog. Während sie sich der Bar näherten, ließ Marik seine Blicke neugierig umherschweifen. Der Club war geschickt beleuchtet, so dass es je nach Stimmung der Gäste sowohl hell erleuchtete Plätze als auch dunkle Nischen gab. In den dunkleren Ecken ging es recht rege zu. Marik grinste, als er die Paare sah, die sich hungrig küssten. Es waren nicht nur Hetero-Paare, da waren auch viele gleichgeschlechtliche Pärchen bei der Sache. Das gefiel ihm. Er hatte die gesellschaftlichen Normen, die alle Bereiche umfassten, immer als Zwang empfunden, und war dankbar dafür, dass sie sich mit der Zeit gelockert hatten. Sie erreichten die Bar, und Tristan zeigte einem der bulligen Aufpasser, die im Club verteilt herumstanden, seine Polizeimarke. Eine kurze Diskussion setzte ein, während der Tristan deutlich zu verstehen gab, dass er den Chef des Nachtclubs jetzt sprechen wollte und nicht später. Marik schenkte dem Gespräch nur kurz Beachtung und ließ seine Blicke dann weiter umherirren. Er langweilte sich rasch. So reich und berühmt wie er war, konnte er sich jeden Luxus leisten, aber nichts konnte seine Aufmerksamkeit über eine längere Zeit fesseln. Die Jagd nach diesem Dieb war nur eine weitere amüsante Ablenkung für ihn, sonst nichts. Doch dann traf sein Blick auf ein Wesen, das seinen Blick gefangen hielt. Marik hob überrascht die Brauen. Damit hatte er ganz sicher nicht gerechnet. An der Bar, nur ein paar Meter von ihm entfernt, stand ein junger Mann und mixte Drinks für die Gäste. Es war ein Ägypter wie er selbst, das erkannte Marik sofort. Was ihn jedoch in Erstaunen versetzte, war die Ähnlichkeit zwischen ihm und diesem Mann. Es war fast als wären sie Brüder. Aber Marik wusste genau, dass er ein Einzelkind war und keine Verwandten hatte, zumindest nicht in diesem jungen Alter. Es war wirklich mehr als ungewöhnlich: die gleiche gebräunte Haut, die gleichen blonden Haare, die gleichen amethystfarbenen Augen. Aber es gab auch Unterschiede. Der Fremde hinter der Bar war ein wenig schmaler vom Körperbau her, er wirkte fast ein wenig feminin. Die Haare zeigten nicht dieselbe ein wenig wilde Frisur, die Marik bevorzugte, und die Augen sahen die Leute freundlich an, während Marik meistens einen Blick von überlegener Arroganz zeigte. Doch die Ähnlichkeit zwischen ihnen war unverkennbar. Er musste diesen Barkeeper kennen lernen! Das Öffnen einer Tür lenkte Marik`s Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse in seiner unmittelbaren Nähe. Ein Mann war erschienen, der sich als Duke Devlin vorstellte, der Eigentümer des Nachtclubs. Die Unterhaltung mit ihm war ergebnislos. Der Nachtclubbesitzer hörte Tristan zwar aufmerksam zu und war sehr höflich, doch seine Antwort war wie bereits erwartet nicht gerade hilfreich: "Ich bedaure, Inspektor Taylor, aber ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen. Dies ist ein Nachtclub, und ich kümmere mich ausschließlich um meine eigenen Geschäfte. So lange keiner meiner Gäste Ärger macht, können sie machen, was sie wollen. Gegen illegales Handeln in meinen Geschäftsräumen würde ich natürlich vorgehen, aber mir ist nichts aufgefallen." "Tatsächlich?" mischte sich Yami ein. Er konnte sich die sarkastische Bemerkung nicht verkneifen, immerhin kannte er die Polizeiakte über Duke Devlin, auch wenn ihm nie jemand etwas nachweisen konnte. Duke richtete den intensiven Blick seiner grünen Augen auf den Chefprogrammierer von KSS, und Yami hatte plötzlich das Gefühl, als würde er unter einem Laser liegen. Das war der Blick, den eine Katze einer Maus gab, mit der sie spielte. Doch Duke`s Stimme blieb weiterhin gleich bleibend freundlich und neutral: "Natürlich. Illegale Geschäfte in meinem Club könnten mich meine Lizenz für das Betreiben dieses Nachtclubs kosten. Ich verdiene hiermit immerhin meinen Lebensunterhalt und biete Arbeitsplätze, die gerade in diesem Teil der Stadt dringend notwendig sind. Das würde ich nicht so einfach riskieren. Aber sie können gerne mein Personal fragen, ob es etwas gesehen hat." "Vielleicht dürfen wir uns auch in den privaten Räumlichkeiten des Clubs umsehen?" versuchte Tristan einen Vorstoß, doch Duke lächelte nur glatt und antwortete: "In diesem Fall muss ich Sie bitten, sich einen Durchsuchungsbefehl zu besorgen. Eine Durchsuchung meiner Räumlichkeiten würde ein schlechtes Licht auf meinen Club werfen. Die Leute würden es erfahren und denken, ich sei in kriminelle Machenschaften verwickelt. Ich bedaure, Inspektor Taylor, aber ohne Durchsuchungsbefehl läuft nichts." Tristan musste sich geschlagen geben. Er wusste, er bekam keinen Durchsuchungsbefehl für den Club. Der bloße Verdacht, dass hier ein Dieb gewesen war, reichte für so etwas natürlich nicht aus, und das wusste auch Duke. "Wenn das alles war, meine Herren, würde ich mich gerne wieder der Arbeit in meinem Club widmen." Duke sah fragend in die Runde, wobei sein Blick ein wenig länger auf Yami verweilte. Einen Moment lang trafen sich ihre Augen, jadegrün und rubinrot, und ein angenehmer Schauer ran über Yami`s Rücken. Es war fast so, als ob ihn der andere herausfordern wollte. Doch der Moment ging vorbei. "Danke, das wäre alles, Herr Devlin." sagte Tristan. Duke verabschiedete sich und verschwand wieder in seinem Büro. Tristan seufzte, als der Nachtclubbesitzer verschwunden war. "Ein aalglatter Typ. Da kann ich ohne Beweise nichts machen." kommentierte er bedauernd. "Es ist zumindest nichts passiert, da der Dieb nicht die echte Pegasus-Figur gestohlen hat." meinte Tea, "Da wir hier nichts mehr erreichen können, sollten wir wieder gehen." Die anderen stimmten ihr zu, nur Marik schüttelte den Kopf. "Gehen Sie nur ohne mich. Ich bleibe noch hier." "Das ist nicht gerade die feinste Gegend, Marik, und ich warte nicht auf Sie." warnte ihn Kaiba, dessen Laune nicht gerade besser geworden war, nachdem ihm der Dieb wieder entwischt war. "Gehen Sie ruhig, Kaiba. Ich werde mir ein Taxi nehmen, wenn ich nach Hause will." Marik wandte sich ab und steuerte zielstrebig auf den Teil der Bar zu, wo der junge Mann arbeitete, den er gesehen hatte. Er beachtete die überraschten und neugierigen Blicke nicht, die sein Auftauchen bei den Leuten auslöste, aber er konnte das Getuschel um ihn herum hören: "Schau mal, ist das nicht Marik Ashum, das Modell?" "Er könnte es sein. Wow!" "Er sieht wirklich aus wie Malik." Marik lächelte. Er sah aus wie Malik? Dabei musste es sich um den Barkeeper handeln, der ihm so verblüffend ähnlich sah. Sogar der Name war fast gleich, welch ein Zufall. Marik ließ sich auf einen der Barhocker direkt bei dem jungen Mann nieder. Als Malik den Kopf hob, um seinen neuen Kunden zu fragen, was er wollte, blickte er direkt in Augen von der gleichen Farbe wie die seinen, die ihn mit dem Blick eines Raubtieres musterten. Malik wusste, wen er vor sich hatte, und es verschlug ihn für einen Moment die Sprache. Doch er riss sich zusammen und fragte: "Sie wünschen, Sir?" "Gin Tonic." antwortete Marik, ohne auch nur für eine Sekunde den Blick von Malik zu nehmen. Unter der Intensität dieses Blickes versagte Malik`s Stimme, und er nickte nur. Er griff nach den Utensilien, um den Drink zu mixen, und fühlte während der ganzen Zeit, wie Marik`s Blick auf ihm lastete als hätte er Substanz. Malik schluckte nervös, doch gleichzeitig fühlte er ein seltsames Gefühl von Spannung in seinem Körper erwachen, und ein angenehmes Frösteln lief über seine Haut. ,Ich glaub`, ich brauche selbst einen Drink.' dachte er. In einem anderen Teil der Bar saß Mai Valentine und nippte an ihrem eigenen Drink, einer Pina Colada. Sie war halb dienstlich hier und halb zum Vergnügen. Dieser Nachtclub war einer der Besten der Stadt, auch wenn er in einer heruntergekommenen Gegend lag, und hier konnte man immer gute Neuigkeiten erfahren, der neueste Klatsch, die neuesten Gerüchte, die meistens sogar der Wahrheit entsprachen. Ihr Blick wanderte über die Köpfe der Leute und blieb dann an einer bestimmten Gruppe hängen. Überrascht hob sie eine Augenbraue. Na hallo, was machten denn Inspektor Taylor und Seto Kaiba hier? Und das in Begleitung von Yami Muto, dem Chefprogrammierer von Kaiba`s Firma, und der Kollegin von Tristan. Mai ließ ihre Augen freizügig über die zierliche Gestalt der Polizistin wandern. Tea Gardener war ihr Name, ein hübsches Mädchen, und der Minirock, den sie jetzt trug, stand ihr sehr viel besser als ihre Uniform. Wie schade, dass sie dabei war, zusammen mit ihren Begleitern den Club zu verlassen. Mai hatte nicht viel übrig für Männer, aber Frauen waren eine andere Sache, und Tea war genau ihr Typ. Aber leider schloss sich gerade die Eingangstüre hinter Tea und ihren Begleitern. Mai zuckte mit den Achseln und erhob sich von ihrem Platz. Es wurde Zeit, sich ein wenig umzuhören. Vielleicht konnte sie ja in Erfahrung bringen, was diese Gruppe hier gewollt hatte. *** Tristan unterdrückte ein Gähnen und setzte sich bequemer in den Sessel. Er war immer noch müde von seiner Nachtschicht, obwohl er inzwischen den Schlaf hatte nachholen können. Es war Nachmittag, und er war wieder im Dienst. Allerdings war er nicht in seinem Büro in der Polizeistation, sondern im Büro von Seto Kaiba. Über den misslungenen Diebstahl in der Kunsthalle in der vorangegangenen Nacht war nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Zwar waren die Medien durchaus auf den Alarm in der Kunsthalle aufmerksam geworden, doch als sie nachfragten, hatte Marik Ashum gesagt, es hätte sich um einen Probealarm gehandelt, um das verbesserte Sicherheitssystem zu testen, das gestern Abend installiert wurde. Die Medien waren nicht ganz überzeugt, mussten sich aber damit zufrieden geben. Was wirklich geschehen war, wussten nur die Leute von KSS, Marik Ashum, die Polizei und der Dieb sowie sein Hacker-Freund. Man hätte doch meinen können, dass Kaiba damit zufrieden wäre, immerhin gab es keinen weiteren Skandal, der den Ruf seiner Firma gefährden könnte. Doch der Präsident von KSS war alles andere als zufrieden. Allein die Tatsache, dass es ein Dieb geschafft hatte, eines seiner Sicherheitssysteme zu umgehen, ließ Kaiba keine Ruhe mehr. Und das war auch der Grund, warum Tristan jetzt in Kaiba`s Büro war. Kaiba hatte ihn herbestellt, nachdem er von Yami erfahren hatte, dass er der Polizist war, der im Einbruchsdezernat die meiste Erfahrung mit den Fällen hatte, die den so genannten goldenen Dieb betrafen. Tristan saß nun zusammen mit Kaiba, Yami und Ryou in Kaiba`s Büro und beneidete seine Kollegin Tea, die heute frei hatte und erst Morgen wieder zum Dienst erscheinen würde. Aber wahrscheinlich fühlte er sich nur deshalb so unwohl, weil er mit Yami in einem Zimmer war. Der Anblick von Yami und der Klang seiner Stimme brachten alte Erinnerungen hoch. Ihre Trennung war noch nicht sehr lange her, und es versetzte Tristan einen kleinen Stich im Herzen, seinem Ex-Liebsten so nahe zu sein. Er konnte sehen, dass es Yami nicht anders erging. Der Chefprogrammierer von KSS mied seinen Blick. Tristan seufzte leise und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kaiba zu. "Du willst also den goldenen Dieb fangen." sagte er zu ihm. Er hatte Kaiba und Ryou kennen gelernt, als er noch mit Yami zusammen gewesen war. Es war eine weitere Erinnerung an alte Zeiten. "Darf ich dich fragen, warum du plötzlich die Arbeit der Polizei machen willst?" "Nun, die Polizei scheint nicht sonderlich erfolgreich in ihrer Arbeit zu sein, zumindest was diesen dreisten Dieb angeht." erwiderte Kaiba, und Tristan`s Augen verengten sich ein wenig bei diesen Worten. "Dieser Dieb hat allein in der letzten Woche drei Mal meine Sicherheitssysteme umgehen können. Davor hat er auch schon Sicherheitssysteme von meiner Firma umgangen. KSS hat den höchsten Sicherheitsstandard weltweit. Ich kann es mir nicht leisten, dass ein Dieb den guten Ruf meiner Firma ruiniert." "Sicherheitssysteme von KSS sind auch vorher schon von anderen Meisterdieben umgangen worden." wandte Tristan ein, "Was ist an diesen Fällen so besonders?" "Es ist immer derselbe Dieb! Der so genannte goldene Dieb! Es besteht zwar keine hundertprozentige Sicherheit diesbezüglich, aber ich bin überzeugt davon. Ich habe mir die Einbrüche der letzten drei Jahre angesehen, in denen Sicherheitssysteme meiner Firma überwunden worden sind, und mehrere dieser Fälle sind dem goldenen Dieb zugeordnet worden. Es sind also nicht nur die letzten drei Einbrüche von ihm gewesen, es kam schon öfter vor." Kaiba`s Stimme klang kalt, aber ein scharfer Unterton war aus ihr heraus zu hören. Tristan unterdrückte ein erneutes Seufzen, aber diesmal war nicht Yami der Grund dafür. Wenn Kaiba sich etwas in den Kopf setzte, wollte er es auch durchführen. Niemand wagte, es ihm ins Gesicht zu sagen, aber es war allgemein bekannt, dass er sturer sein konnte als ein Esel. Tristan wusste, dass Kaiba etwas unternehmen würde, ob nun mit Unterstützung der Polizei oder ohne sie. Es war besser, er ließ ihn dabei nicht allein. Immerhin war er der Polizist, der am Vertrautesten mit der Vorgehensweise des goldenen Diebes war. Außerdem würde die Polizei schlecht dastehen, wenn Kaiba den Dieb tatsächlich ganz alleine fing. "Also gut." willigte er ein, "Hast du schon eine Idee?" Ryou ergriff das Wort: "Nach dem, was wir über diesen Dieb wissen, stiehlt er Kunstobjekte im Auftrag von reichen Kunstsammlern, die diese Kunstgegenstände unbedingt für ihre Sammlung haben wollen, obwohl sie nicht zu kaufen sind. Deshalb haben wir uns gedacht, dass wir einen solchen Auftrag an den goldenen Dieb erteilen werden, und ihn so in eine Falle locken. Natürlich unter Verwendung einer falschen Identität." "Ich besitze einen bei Sammlern sehr begehrten Kunstgegenstand, und zwar den ,Drachen mit den blauen Augen'." fuhr Kaiba fort, "Es handelte sich dabei um die Figur eines Drachen, der aus einem einzigen Stück Bergkristall gearbeitet wurde. Jedes Detail ist sorgsam ausgearbeitet, und die Augen des Drachen sind Saphire, daher stammt auch der Name der Figur. Sie ist ein wenig kleiner als ein Fußball und befindet sich in meiner Villa. Der ,Drache mit den blauen Augen' ist der perfekte Lockvogel für diesen Dieb." Jetzt mischte sich Yami ein: "Das Sicherheitssystem von Kaiba`s Villa ist einzigartig. Es wurde speziell für die Villa entwickelt, und es schlägt nicht nur Alarm, wenn eingebrochen wird, sondern es ist auch mit Fallen ausgerüstet, um den Dieb zu fangen. Um es zu überwinden, muss man die Pläne des Sicherheitssystems haben. Diese Pläne existieren ausschließlich in digitaler Form in Kaiba`s zweiten Computer hier im Büro. Dieser Computer hat keinen Zugang zum Internet, weil er praktisch nur zur Archivierung genutzt wird, sie sind also auch unerreichbar für einen Hacker. Ohne diese Pläne muss der Dieb scheitern." "Kein schlechter Plan," gestand Tristan, "aber es gibt ein Problem. Meine Nachforschungen haben ergeben, dass die Aufträge an diesen Dieb an einen Hehler gehen, der sie dann weiterleitet. Dieser Hehler wird seine Kunden überprüfen, bevor er etwas unternimmt. Ich weiß genug über die Vorgehensweise des goldenen Diebes, um solch einen Auftrag an die richtige Adresse weiterleiten zu können. Aber wenn die falsche Identität, die ihr als Auftraggeber ausgebt, der Überprüfung des Hehlers nicht standhält, scheitern wir gleich am Anfang." "Sie wird standhalten, verlass dich drauf." versprach Kaiba, "Ich habe bereits einen entsprechenden Strohmann, den ich als Auftraggeber ausgeben werde. Der Mann heißt Mark Edwings und kauft im Auftrag von wohlhabenden Personen Kunst auf der ganzen Welt. Auch ich bin einer seiner Kunden. Und da es ihm finanziell zurzeit nicht so gut geht, wird er sich sicher einverstanden erklären, wenn ich mir gegen eine kleine Belohnung seine Identität ausborge." Tristan nickte. "Na gut. Lasst uns alles vorbereiten. Der Auftrag wird als Datei in einen so genannten blinden Briefkasten auf einem Server geladen, von wo aus er in den kriminellen Untergrund weitergeleitet wird. Die Datei verfolgen zu wollen oder mit einem Spionageprogramm auszustatten, ist übrigens zwecklos. Die Polizei hat das alles schon versucht und versucht es auch weiterhin, aber bisher ergebnislos. Außerdem wechselt diese Art von blindem Briefkasten immer wieder ihre Position im Internet." "Blinder Briefkasten?" wunderte sich Ryou, "Warum heißt das so?" "Weil niemand von außerhalb die Identität des Absenders oder des Empfängers feststellen kann. Die Dateien werden nach einem Code sortiert und weitergeleitet. Nicht einmal die Betreiber dieser Art von Briefkästen wissen, von wem die Datei kommt oder an wen sie geht. Sie richten sich nur nach dem Code. Trotzdem werden die Dateien gründlich nach Viren oder anderen Programmen abgesucht. Verdächtige Dateien werden sofort gelöscht. Dadurch kann es zwar vorkommen, dass Botschaften den Empfänger nicht erreichen, aber dafür ist es sehr schwer, diese Art von Briefkästen zu zerstören. Und versucht man, ohne den Code eine solche Datei zu öffnen, zerstört sie sich selbst." erklärte Tristan. "Tja, wir leben in modernen Zeiten." kommentierte Yami. "Hast du eigentlich einen Verdacht, wer der Hehler ist, der dem goldenen Dieb seine Aufträge zukommen lässt?" "Nun, es gibt da einen Verdächtigen, aber es gibt keine Beweise gegen ihn." antwortete Tristan. "Lass mich mal raten: Duke Devlin. Hab` ich Recht?" Tristan warf Yami einen scharfen Blick zu. "Du hast dich in den Polizeicomputer gehackt, um alle Informationen, die den goldenen Dieb betreffen, abzurufen, hab` ich Recht?" Yami lächelte ihn nur unschuldig an. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** Hintergrundinfo zu: Yami Muto Alter: 26 Jahre Status: Chefprogrammierer bei Kaiba Security Systems (KSS) Yami ging zusammen mit Ryou und Kaiba zur Schule, aber als er Informatik studierte, verlor er die Beiden aus den Augen. Er studierte mit großem Erfolg und bewarb sich bei KSS als Programmierer. Dort begegnete er auch Kaiba wieder, der ja Präsident und Eigentümer dieser Firma ist. Auf Grund seiner Fähigkeiten stieg er sehr schnell zum Chefprogrammierer und Kaiba`s rechter Hand auf. Es gibt natürlich entsprechenden Tratsch in der Firma, er sei nur so weit gekommen, weil er mit Kaiba befreundet ist. Andererseits weiß jeder, dass Yami tatsächlich der beste Programmierer ist, den KSS zu bieten hat, was dem Getuschel die Spitze nimmt. Yami lebt zusammen mit seinem kleinen Bruder Yugi in einem großen Appartement. Eine zeitlang war er mit dem Polizisten Tristan Taylor in einer festen Beziehung, aber die Beiden trennten sich vor kurzem (nachzulesen im ersten Kapitel dieser Fanfic). Tristan Taylor Alter: 26 Jahre Rang: Inspektor bei der Polizei, Einbruchsdezernat Tristan ist Polizist im Einbruchsdezernat und hat eine Partnerin namens Tea Gardener. Die Beiden sind allerdings nur beruflich zusammen, nicht privat. Tristan war bis vor kurzem noch mit Yami in einer festen Beziehung, aber diese hat nicht gehalten, und jetzt ist er wieder Single. Beruflich ist Tristan sehr erfolgreich, nur einen Fall hat er bisher nicht knacken können: es ist ihm bisher nicht gelungen, den goldenen Dieb zu verhaften. Allerdings kennt er alle Fälle, die diesem Dieb zugeschrieben werden. Er ist sozusagen ein Experte für den goldenen Dieb, auch wenn selbst die Polizei wenig über diesen weiß. Kapitel 4: Der Drache mit den blauen Augen ------------------------------------------ Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 4/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich bedanke mich bei all denen, die sich bisher die Mühe gemacht haben, meine Fanfic zu kommentieren: Anukia, Inuyasha177251, Rijan, Caith20, Schwertheini, The_Lonely_Storm und Rin-san! Sollte ich jetzt jemanden nicht erwähnt haben, so entschuldige ich mich. Es vergeht ja immer ein wenig Zeit bis zur Freischaltung des neuen Kapitels, da kann es vorkommen, das jemand ein Kommentar für ein altes Kapitel schreibt, das nächste Kapitel aber bereits gepostet ist. -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 4: Der Drache mit den blauen Augen Es waren einige Tage vergangen, seit Joey versucht hatte, die Pegasus-Figur aus der Kunsthalle zu stehlen. Es kam selten vor, dass er versagte. Aber diesmal musste er seine Niederlage eingestehen. Duke hatte den Auftrag, die Pegasus-Figur zu stehlen, zurückgegeben. Es war ihm zu riskant, es nach zwei Fehlschlägen noch mal zu versuchen, und Joey musste ihm widerwillig zustimmen. Ein Meisterdieb zu sein, bedeutete nicht nur, erfolgreich zu sein, sondern auch, das Risiko richtig einzuschätzen und sich nicht fangen zu lassen. Es ein zweites Mal zu versuchen, war bereits sehr riskant gewesen, aber ein drittes Mal kam nicht in Frage. Es war etwa 10 Uhr abends, als Joey im Nachtclub Nightshades auftauchte. Er war seit der Sache mit der Pegasus-Fälschung nicht mehr hier gewesen, aber jetzt hatte er sich lange genug versteckt. Und Duke hatte ihm bei einem ihrer Telefonate mitgeteilt, dass sich seit jenem Abend keine Polizisten mehr hatten blicken lassen. Wie immer um diese Zeit begann der Club sich mit all den Nachtschwärmern der Stadt zu füllen, aber trotz der vielen Personen fiel Joey eine besonders große Gruppe an der Bar auf, hinter der Malik als Barkeeper zu arbeiten pflegte. Joey blieb stehen und sah genauer hin. Für einen Moment dachte er, er sähe doppelt! Doch dann erkannte er, wer der Mann auf dem Barhocker vor Malik war. Richtig, Duke hatte ihm voller Stolz am Telefon erzählt, dass das berühmte Modell und Eigentümer der Kunsthalle, Marik Ashum, seit jenem Abend zur Stammkundschaft des Nachtclubs gehörte. Marik saß inmitten einer Schar von Verehrern beiderlei Geschlechts, die bereit zu sein schienen, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, er musste nur befehlen. Aber Marik schenkte ihnen nur wenig Beachtung, dafür dem Barkeeper umso mehr. Offenbar hatte Marik großes Interesse an Malik, was Joey ihm nicht verdenken konnte. Die beiden sahen fast aus wie Zwillingsbrüder. Das war schon ein sehr seltsamer Zufall. Andererseits, hieß es nicht, dass jeder Mensch irgendwo auf der Welt einen Doppelgänger von sich selbst hatte? Joey zuckte mit den Schultern und ging weiter. Er trat durch die Tür, die in den Personalbereich führte, und ging direkt zu Duke`s Büro. "Hallo, Joey." begrüßte ihn Duke, als er eintrat. "Hi, Duke. Wie ich gesehen habe, hat Malik einen ganz besonderen Verehrer." "Ich hab dir doch gesagt Marik ist ein neuer Stammkunde. Ihm gefällt der Club." meinte Duke und blätterte durch ein paar Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch lagen. "Ich hatte eher das Gefühl, ihm gefällt weniger der Club, als vielmehr der Barkeeper." bemerkte Joey. Duke hob den Kopf und erwiderte das Grinsen von Joey. "Ja, das auch. Das ist einer der Gründe, warum ich Malik eingestellt habe. Ein Typ mit seinem Aussehen ist wie geschaffen für das Nachtleben in dieser Stadt." Joey nahm in dem Sessel gegenüber von Duke Platz und seufzte. "Ich langweile mich. Gibt`s nicht irgendwelche Neuigkeiten, die du mir unbedingt erzählen musst?" "In der Tat, die gibt es. Ich habe einen neuen Auftrag für dich." sagte Duke. Bevor Joey jedoch irgendwas sagen konnte, hob er die Hand, um ihn zu stoppen, und fuhr fort: "Aber die Sache hat anscheinend einen großen Haken." Joey hob fragend eine Augenbraue, und Duke erklärte: "Jemand will, dass du ihm den ,Drachen mit den blauen Augen' bringst, das ist eine Drachen-Figur, etwas kleiner als ein Fußball. Sie ist ganz aus Bergkristall, und die Augen sind zwei Saphire. Dieser Drache befindet sich im Besitz von Seto Kaiba, und zwar in seiner Villa, einem der bestgesicherten Orte der Welt." "Nun ja, Kaiba jetzt schon wieder eins auszuwischen, ist sicherlich riskant. Ich hörte, er kann sehr nachtragend sein. Und das das Sicherheitssystem seiner Villa fantastisch ist, bezweifle ich nicht." meinte Joey, "Aber ich bin immerhin ein Meisterdieb. Es gibt kein Sicherheitssystem, das nicht irgendwie umgangen werden kann." "Es ist weniger das Sicherheitssystem der Villa, das mich beunruhigt. Es ist der Auftraggeber für diesen Diebstahl." Duke machte eine dramatische Pause, und Joey warf ihm einen gespielt verärgerten Blick zu. "Na, jetzt rück schon raus damit." sagte der Dieb. "Na ja, bei meinen normalen Routine-Überprüfungen meiner Kunden stellte sich heraus, dass der Auftraggeber ein Mann namens Mark Edwings ist, ein Kunsthändler, der im Auftrag von Kunstliebhabern durch die ganze Welt reist. Dieser Mann ist noch nie selbst kriminell gewesen, hat also noch nie zu solchen Methoden gegriffen wie geklaute Ware zu kaufen oder zu verkaufen. Das hat mich misstrauisch gemacht, und da habe ich ein wenig tiefer gegraben, tatsächlich sogar sehr viel tiefer." Auf Duke`s Gesicht schlich sich erneut ein Grinsen. "Ich bin mir noch nicht völlig sicher, aber es sieht ganz so aus, als hätte Seto Kaiba diesen Mann als Strohmann benutzt, um dich zu beauftragen, seinen eigenen Drachen zu stehlen. Und das bedeutet, es ist eine Falle." Joey lachte auf. "Soviel dazu, wie nachtragend Kaiba sein kann. Er ist wohl ziemlich sauer auf mich. Der Gedanke gefällt mir irgendwie." Noch immer amüsiert strich er sich ein paar Haarsträhnen zurück, die ihm ins Gesicht gefallen waren. Dann sah er auf, und in seinen Augen war ein schelmisches Funkeln zu sehen. "Duke, ich will diesen Drachen jetzt auf jeden Fall stehlen!" "Ja, das dachte ich mir schon." Duke war genauso amüsiert wie Joey über diese Sache, aber er ermahnte ihn: "Denk dran, ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich werde weitere Nachforschungen anstellen. Wenn es tatsächlich eine Falle von Kaiba ist, finde ich das raus. Außerdem werde ich dich mit den Bauplänen seiner Villa versorgen, irgendwo finde ich die bestimmt. Das Archiv der Städteplaner oder der Architektenverband wird sie sicher haben. Aber das Sicherheitssystem der Villa wird ein Problem werden. Ich weiß nicht, was er installiert hat, und da es seine Firma war, die es eingebaut hat, weiß auch niemand außerhalb von KSS über das System bescheid." "Ich werde Malik fragen, ob er weiß, wie ich an Infos über dieses Sicherheitssystem rankomme." meinte Joey, "Er kennt sich mit diesem technischen Kram bestens aus und hat bestimmt eine Idee." *** Zwei Tage später, an einem ziemlich bewölkten Vormittag, hielt ein Wagen der örtlichen Telefongesellschaft vor dem Bürogebäude von KSS. Der Fahrer war ein blasser Mann mit Sommersprossen und roten Haaren, der in den blauen Overall der Telefongesellschaft gekleidet war. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und stieg dann hinten im Laderaum wieder ein. Dort war einiges an technischem Gerät untergebracht, aber es hockten auch zwei weitere Personen im Laderaum. Der eine war Malik, der andere Joey. Auch sie trugen den blauen Overall der Telefongesellschaft und zusätzlich noch blaue Kappen auf dem Kopf. Außerdem hatten beide ihre blonden Haare schwarz getönt. Der rothaarige Typ setzte sich zu Malik. "Ich hoffe nur, das geht gut, Malik. Ihr wollt wirklich nichts stehlen oder sabotieren, sondern nur ein paar Infos besorgen?" fragte er nervös. "Oh, Sam, nun mach dir nicht in die Hosen." erwiderte Malik, "Wir werden keinen Schaden anrichten. Wir kopieren bloß eine für uns wichtige Information in Kaiba`s Büro. Er wird gar nicht merken, dass wir da waren." Sam hielt die Hände in einer Geste des Friedens vor sich. "Wollte mich nur noch mal vergewissern, Malik. Immerhin hab ich in deinem Auftrag die Telefonleitungen abgehört und sabotiert, so dass KSS ein Störungsteam angefordert hat. Und ich hab den Termin für die Untersuchung so gelegt, dass Kaiba zu der Zeit nicht in seinem Büro sein sollte, sondern in einer Besprechung. Außerdem schmuggel ich euch zwei als meine Kollegen in sein Büro. Aber wenn das auffliegen sollte, bin ich dran, und daher..." "Quatsch, Sam, wir werden nicht auffliegen!" unterbrach ihn Joey, "Außerdem wirst du gut bezahlt für die Sache hier. Und du arbeitest doch sowieso nur noch diese Woche bei der Telefongesellschaft. Selbst wenn Kaiba was merkt, bist du in einer Woche über alle Berge. Aber er wird nichts merken, verlass dich drauf." "Wenn ich meine Kündigung nicht schon vor Monaten eingereicht hätte, hätte ich den Job auch nicht angenommen." Sam lächelte, als seine Gedanken in die Zukunft eilten. "In einer Woche bin ich weg und im Ausland bei meiner schönen Braut. Dann fange ich mit ihr zusammen ein neues Leben an." ,Und ich verliere damit meinen Kontakt in der Telefongesellschaft.' dachte Malik seufzend. Laut sagte er: "Lasst uns loslegen." Er wollte nicht schon wieder hören, wie Sam ihm von seiner ausländischen Freundin vorschwärmte, die er in Kürze heiraten würde. Sie schnappten sich ihre Geräte und gingen auf das Gebäude zu. Während des kurzen Fußmarsches besah sich Malik die Wolken am Himmel. "Hoffentlich regnet es nicht." flüsterte er Joey zu, "Unsre Haartönung ist nicht wasserfest." "Lässt sich nicht ändern. Wir mussten uns irgendwie tarnen." flüsterte Joey zurück, "Die Empfangshalle des Gebäudes wird videoüberwacht, und Kaiba hat mich schon mal gesehen." Sie betraten die Empfangshalle im Erdgeschoß. Sam meldete sie am Empfang an, und sie erhielten ihre Besucherausweise, dann wurden sie zum Fahrstuhl gesandt, um hinauf zu Kaiba`s Büro zu fahren. Die Lifttüren schlossen sich hinter ihnen und öffneten sich nur wenig später wieder. Joey trat hinter Sam und Malik aus dem Fahrstuhl und wäre fast stehen geblieben, als er die Person erblickte, die den Gang entlang kam. Seto Kaiba schritt schnell auf den Fahrstuhl zu, einen Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf seinem Gesicht. Er war aufgehalten worden und kam nun zu spät zu einer Besprechung mit seinen Abteilungsleitern, die ohne Zweifel bereits im Konferenzraum saßen und sich darüber unterhielten, dass ihr junger Firmenpräsident seine Pflichten offenbar nicht ernst genug nahm, da er zu spät zu einer Besprechung mit ihnen kam. Die Aussicht mit ein paar überheblichen alten Männern den Vormittag zu verbringen, die glaubten, sie hätten allein durch ihr Alter einen Vorteil ihm gegenüber, hatte seine Laune rapide verschlechtert. Er nickte dem Störungsteam der Telefongesellschaft kurz zu, als er an ihnen vorbei ging, schenkte ihnen aber ansonsten keine Beachtung. Ryou war bereits vom Empfang über ihr Eintreffen informiert worden. Es wurde auch Zeit, dass diese Männer hier aufkreuzten. Kaiba hatte sie schon gestern Mittag angefordert, da sein Telefon nicht mehr richtig funktionierte. Aber aus irgendeinem Grund hatte sich das Team erst für heute angemeldet. Als Kaiba den Fahrstuhl betrat, machte er sich eine gedankliche Notiz, der Telefongesellschaft mitzuteilen, dass es sich eine solch große und bedeutende Firma wie Kaiba Security Systems nicht leisten konnte, dass eines ihrer Telefone ausfiel, und sie beim nächsten Mal schneller reagieren sollten. Dann lehnte er sich gegen die Wand des Fahrstuhls und versuchte, sich für ein paar Sekunden zu entspannen, zumindest so lange, bis der Fahrstuhl sein Ziel erreichte und er sich um seine Abteilungsleiter kümmern musste. Kurz bevor sich die Fahrstuhltüren schlossen, hob er noch einmal den Kopf und glaubte für einen Moment, in zwei bekannte braune Augen zu blicken. Aber der Mann von der Telefongesellschaft, der ihn anscheinend beobachtet hatte, drehte sofort wieder den Kopf weg. Kaiba schüttelte über sich selbst den Kopf. Das war sicher nur Einbildung gewesen. Der Mann hatte schwarze Haare, nicht blonde. Warum dachte er nur so häufig an diesen frechen Dieb? Währenddessen folgte der besagte Dieb Malik und Sam den Gang entlang zu Kaiba`s Büro. Oh Mann, das war knapp gewesen! Er hätte sich nicht nach Kaiba umdrehen dürfen. Als sich ihre Augen für einen Moment begegnet waren, hatte er schon befürchtet, erkannt worden zu sein. Aber offenbar war das nicht der Fall. Glücklicherweise war Kaiba mit seinen Gedanken offenbar ganz woanders gewesen. Joey fühlte Erleichterung darüber, gleichzeitig aber auch Unzufriedenheit. Hatte Kaiba ihn wirklich schon vergessen? Nun, er würde dafür sorgen, dass sich Kaiba wieder an ihn erinnerte. Und das er ihn diesmal nicht so schnell wieder vergaß. Sie betraten das Vorzimmer von Kaiba`s Büro. An einem Schreibtisch saß der Sekretär von Kaiba, das Namensschild an der Tür wies ihn als Ryou Bakura aus. Joey`s Mundwinkel zuckten, als er den hübschen jungen Mann sah. Er konnte nicht widerstehen und ließ seine Blicke über die Gestalt des anderen gleiten, so viel er davon hinter dem großen Schreibtisch halt sehen konnte. Es gab nur sehr wenige männliche Sekretäre, der Beruf wurde in der Mehrzahl von Frauen ausgeübt. Und die Firmenchefs, von denen er bisher gehört hatte, schienen auch alle ein hübsches weibliches Wesen hinter dem Schreibtisch ihres Vorzimmers zu bevorzugen. Kaiba gehörte aber offenbar nicht dazu, und Joey fragte sich, ob dahinter ein bestimmter Grund steckte. Er warf einen Blick zu Sam und Malik und stellte amüsiert fest, dass auch sie ihre Blicke anerkennend über Ryou Bakura gleiten ließen. "Guten Tag!" sagte Sam zu dem Sekretär hinter dem Schreibtisch, "Wir sollen uns um die Störung des Telefons kümmern." "Guten Tag. Der Empfang hat Sie bereits angemeldet. Folgen Sie mir bitte in das Büro." erwiderte Ryou lächelnd und schickte sich an, aufzustehen, um sie zu begleiten. Aber Sam lehnte sich mit einem freundlichen Lächeln über den Schreibtisch und sagte: "Ich bräuchte ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit, um Ihnen ein paar Fragen zur Art der Störung zu stellen. Wir müssen herausfinden, ob es am Telefon oder der Leitung liegt. Meine Kollegen werden inzwischen schon mal Telefon und Leitung einer Routineüberprüfung unterziehen." Sam winkte Malik und Joey, und die Beiden verschwanden in Kaiba`s Büro. Ryou zögerte einen Moment, wandte seine Aufmerksamkeit dann aber Sam zu. Eigentlich sollten Fremde nicht in einem der Büros allein gelassen werden, aber alle Computer waren durch Passwörter geschützt, und etwas wirklich Kostbares oder Unersetzliches gab es in den Büros nicht, oder es befand sich unter Verschluss. Außerdem waren das Leute von der Telefongesellschaft, und nicht irgendwelche Fremden. Es konnte also nichts passieren. *** Malik und Joey betraten Kaiba`s Büro. Außer ihnen war niemand hier, was nicht weiter verwunderlich war, da Kaiba ja in einer Besprechung war. Obwohl das Büro recht groß war, war es äußerst spartanisch eingerichtet. Ein riesiger Schreibtisch, eine Schrankwand, ein paar Sitzgelegenheiten, das war es schon. Malik schüttelte den Kopf. Man könnte doch annehmen, dass Kaiba es sich ein wenig gemütlicher an seinem Arbeitsplatz machen würde, wo er doch Geld wie Heu hatte. Der Ägypter ging zum Schreibtisch. Dort stand ein Computer, der zwar nicht gerade das neueste Modell war, aber nach Malik`s Informationen das enthalten müsste, was sie suchten. Er hob seine schwarze Tasche von der Schulter und entnahm ihr seinen Laptop. Dann machte er sich daran, diesen mit dem Computer zu verbinden. Joey beobachtete ihn, während er sich selbst im Büro umsah. "Sag mal, Malik, wenn das, was wir suchen, in einem Computer ist, warum konntest du nicht einfach reinhacken?" Malik warf Joey einen verärgerten Blick zu. "Du hast wieder mal nicht zugehört, als ich es dir gesagt habe, nicht wahr?" "Was gesagt?" Malik seufzte und erklärte erneut: "In einem Bericht über KSS stand drin, dass sie die Pläne für ihre Sicherheitssysteme in Computern archivieren, die keinen Anschluss ans Internet haben, sie sind höchstens an ein internes Netzwerk angeschlossen, wenn überhaupt. Also ist ein Hacken von außerhalb nicht möglich. Deswegen schließe ich jetzt meinen Laptop an diesen Computer an. Und bevor du fragst: ja, ich brauche meinen Laptop. Da sind die Programme zum Knacken von Passwörtern und anderen Sicherheitsprogrammen drauf." "Oh." sagte Joey, während er die Schubladen von Kaiba`s Schreibtisch aufzog. Die meisten enthielten nur Büromaterial, aber eine war abgeschlossen. Joey zückte seinen Dietrich. "Und woher wissen wir, dass wir auf der Festplatte von diesem Computer finden werden, was wir suchen?" "Wissen wir gar nicht." erwiderte Malik, "Aber irgendwo müssen wir ja mal anfangen zu suchen. Außerdem hat Kaiba nur zwei Computer, an denen er arbeitet. Dieses schon etwas ältere Modell ohne Internetzugang und sein hochmoderner Laptop, den er nie aus den Augen lässt. Und der Laptop dient bestimmt nicht dazu, Pläne zu archivieren." Joey fühlte mehr das Klicken des Schlosses in seinen Fingerspitzen, als dass er es tatsächlich hörte. Er öffnete die Schublade. Darin lagen ein paar Chipkarten, mit denen man durch das Sicherheitssystem des Gebäudes kam. Wie nachlässig von Kaiba, diese Karten in seinem Schreibtisch aufzubewahren. So etwas gehörte in einen Tresor. Joey sah die Chipkarten durch und nahm sich dann eine mit dem höchsten Sicherheitslevel. Damit konnte er jede Tür in diesem Gebäude öffnen, zumindest so lange, bis das Verschwinden der Chipkarte bemerkt wurde. Joey verschloss die Schublade wieder. "Wie weit bist du?" fragte er Malik. "Einen Moment noch. Das Passwort ist nicht von schlechten Eltern. Aber trotzdem ist die Sicherheit an diesem Computer recht nachlässig." antwortete der Ägypter. "Anscheinend hat Kaiba nicht damit gerechnet, dass jemand in sein Büro eindringen könnte." meinte Joey und steckte die Chipkarte in eine Tasche seines Overalls. "Ich hab`s." sagte Malik plötzlich. Konzentriert sah er auf den Bildschirm seines Laptops. Schnell flogen seine Finger über die Tastatur. Dann lächelte er strahlend. "Kaiba ist ein Ordnungsfanatiker, wie mir scheint. Sein Archivierungssystem ist total simpel. Kein Problem, die Pläne zu finden. Aha, da sind sie schon. Einen Moment, ich kopiere die Dateien." Ein paar Sekunden war nichts zu hören außer das Surren der Computer und das Atmen der zwei Männer, dann erklang erneut das Klicken der Tastatur. Marik trennte die beiden Computer wieder und schaltete sie aus. Dann steckte er seinen Laptop zurück in die Tasche. "So, ich habe die Pläne. Auftrag erfüllt." sagte er. Bevor Joey etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür einen Spalt, verharrte dann aber wieder in ihrer Position. Sie konnten hören, wie Sam irgendwelches Zeug über Leitungen und Elektrosmog daher redete. Offenbar versuchte er, ihnen etwas Zeit zu verschaffen, bevor Kaiba`s Sekretär die Tür ganz öffnen konnte. "Das ist durchaus interessant, Herr Smith. Aber würden Sie mich bitte vorbei lassen? Über eine Untersuchung des Elektrosmogs in diesem Gebäude entscheide nicht ich, und ich glaube nicht, dass ein Aufenthalt in Herrn Kaiba`s Büro gleich einen gesundheitlichen Schaden verursachen wird." Die Stimme von Ryou klang freundlich, doch man konnte eine winzige Spur von Erschöpfung aus ihr heraus hören. Ryou und Sam betraten das Büro, und Joey teilte ihnen mit, dass das Problem nicht an den Leitungen liegen könne, sie hätten nichts gefunden. Sam glaubte ihm das sofort, immerhin war er selbst für die Störungen von Kaiba`s Telefon verantwortlich. Er überprüfte das Telefon, tat so als repariere er etwas daran und teilte dann Ryou mit, das das Problem behoben und alles wieder in Ordnung sei. Ryou unterschrieb einen Zettel, mit dem Sam der Telefongesellschaft nachweisen würde, dass er tatsächlich bei KSS gewesen war, und verabschiedete sie dann. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber Joey und Malik hatten das Gefühl, er war froh, sie loszuwerden. "Was hast du ihm denn die ganze Zeit erzählt?" fragte Malik Sam. "Och, nur ein bisschen Aufklärungsarbeit in Hinblick auf Elektrosmog." meinte Sam grinsend. Nur ein paar Minuten später gaben sie am Empfang im Erdgeschoß ihre Besucherausweise ab und traten vor die Tür. "Oh Scheiße!" sagte Malik und starrte wütend in den grauen Himmel. Es hatte angefangen zu regnen. "Tja, wir hätten uns die Haare natürlich auch richtig färben können, anstatt sie nur zu tönen. Aber ich mag meine natürliche Haarfarbe lieber." kommentierte Joey, "Was ist mit dir?" "Da stimme ich dir absolut zu. Ich bin kein Freund von schwarzen Haaren." knurrte Malik schlecht gelaunt. "Lass das bloß nicht Duke hören." sagte Joey, während die Drei durch den Regen zum Wagen liefen. Glücklicherweise waren es nur ein paar Meter. *** Zwei Nächte später war Joey wieder als Dieb unterwegs. Er hatte die Pläne des Sicherheitssystems von Kaiba`s Villa genau studiert, und er musste der Firma KSS wirklich Respekt zollen. Selbst mit den Plänen war es kein Kinderspiel, dieses Sicherheitssystem zu umgehen. Joey hatte Stunden gebraucht, um sich für einen Weg in die Villa zu entscheiden und seine Ausrüstung für diesen Einbruch zusammen zu stellen. Jetzt saß er im Geäst eines Baumes im Garten einer Nachbarvilla, deren Sicherheitssystem, zumindest was den Garten anging, ziemlich schwach war, und beobachtete durch ein Nachtsichtfernglas die Wachmänner, die nachts im Garten von Kaiba`s Villa ihre Runden gingen. Glücklicherweise waren es nur wenige Männer, da Kaiba seinen elektronischen Sicherheitssystemen mehr traute als der menschlichen Wachsamkeit. Nun, da hatte er sicherlich Recht, wie Joey fand. Diese Kerle waren auch nicht wachsamer als andere Nachtwächter. Joey ließ die Hand mit dem Fernglas sinken und befestigte das kleine Gerät wieder an seinem Gürtel. Es wurde Zeit, sich auf den Weg zu machen. Es war kurz nach ein Uhr, also mitten in der Nacht, und zumindest im Inneren der Villa sollten jetzt alle Personen tief und fest schlafen, schließlich war Morgen ein neuer Arbeitstag. Joey bewegte sich auf dem Geäst des Baumes bis über die mehr als zwei Meter hohe Mauer, die die Grundstücke voneinander trennte. Er befestigte eine dünne schwarze Schnur an einem besonders starken Ast und ließ sich daran zu Boden gleiten. Obwohl die Schnur so dünn war, konnte sie sein Gewicht spielend tragen. Dann verbarg er die herabhängende Schnur so gut wie möglich zwischen den Blättern eines nahen Busches. Wenn einer der Wachmänner tatsächlich diese Ecke des Gartens durchsuchen sollte, würde er die Schnur entdecken, die sich aus dem Busch hinaus zu dem Ast, an dem sie befestigt war, erhob. Aber das war unwahrscheinlich, und Joey musste an seinen Rückweg denken. Es war nicht gerade einfach, eine über zwei Meter hohe und fast völlig glatte Mauer zu erklimmen, und außerdem lag auf der Mauerkrone ein Draht, der jede Berührung, die über einem gewissen Gewicht lag, sofort weitermeldete. Daher war Joey äußerst dankbar für die Bäume im Garten von Kaiba`s Nachbar, deren Geäst sich über die Mauer streckte. Das war sehr unvorsichtig, was die Sicherheit anbelangte, aber für ihn war es ein Segen. Joey setzte seine Spezialbrille auf und schlich durch den Garten. Mit Hilfe der Brille umging er die im Garten verteilten Laserstrahlen, die sich wie Stolperdrähte über die Wege und auch Wiesen erstreckten und jeden Eindringling melden würden, der sie berührte. Er erreichte die Tür, die in die Garage von Kaiba führte, und machte sich daran, ihr Sicherheitssystem auszuschalten und sie zu öffnen. Da Joey genau wusste, wie die Tür gesichert war, war es relativ einfach, trotzdem brauchte er viele kostbare Minuten, um das Sicherheitssystem zu umgehen. Schließlich öffnete er die Tür und verschwand im Inneren der Garage. Nur wenige Sekunden, nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, kam ein Wachmann auf seiner Runde an der Garage vorbei. Doch er bemerkte nichts. Joey nahm sich hinter der Tür kurz Zeit, sein Werkzeug wieder ordentlich in eine seiner Gürteltaschen zu verpacken. Auf Grund der Menge an Werkzeug, das er diesmal hatte mitnehmen müssen, trug er mehrere Taschen an seinem Gürtel. Die Garage hatte einen direkten Zugang zur Villa, der nicht so gut gesichert war wie die anderen Zugänge. Aber das lag wohl daran, dass die Garage an sich schon gesichert worden war. Vor allem das automatische Tor, durch das die Autos fuhren, war selbst nach Joey`s Meinung ohne die erforderliche Berechtigung kaum zu öffnen, es sei denn man sprengte es auf. Als Joey sich umdrehte, um in die Villa einzudringen, verhielt er mitten in seinen Bewegungen und hätte fast sogar noch vor Bewunderung gepfiffen. Kein Wunder, dass Kaiba das Garagentor so gut gesichert hatte! In der Garagenhalle, die mehrere Parkplätze umfasste, standen fünf Luxuskarossen, von denen Joey nicht einmal zu träumen wagte! Der Mercedes war noch das Einfachste seiner Autos und sicher nichts so außergewöhnliches. Daneben stand eine schwarze und äußerst teuer aussehende Limousine. Weiter hinten standen ein Lamborghini und ein Jaguar. Aber das Glanzstück war sicher der Oldtimer, der im hintersten Teil der Garage stand und trotz seines ohne Zweifel hohen Alters brandneu aussah. Joey hatte keine Zweifel, dass das Teil immer noch fahren konnte. Mit einiger Mühe riss sich der Dieb von dem Anblick los und verließ die Garage. Joey rief sich den Bauplan der Villa, der ihm von Duke besorgt worden war, ins Gedächtnis und schritt rasch durch die Gänge des riesigen Hauses. Es gab im Inneren der Villa nur noch wenige Sicherheitssysteme, auf die er achten musste, schließlich wäre es für die Bewohner des Hauses höchst unkomfortabel, wenn sie den Alarm aus Versehen auslösen würden, nur weil sie nachts mal auf die Toilette mussten. Lediglich an einigen Stellen befanden sich ein paar unsichtbare Laserschranken, die er mit Hilfe seiner Spezialbrille umging. Die Sicherheitssysteme im Haus sicherten in erster Linie die Kunstgegenstände, die Kaiba gesammelt hatte. Joey betrachtete die Kunstwerke, an denen er vorbeikam. Er hatte schon größere und beeindruckendere Kunstsammlungen gesehen als die von Kaiba, aber Kaiba hatte Geschmack, das musste er ihm zugestehen. Was Joey auffiel, war die bemerkenswerte Anzahl von Drachen, die ein zentrales Thema von Kaiba`s Sammlung zu sein schienen. Ob es nun Gemälde oder Kunstobjekte waren, die Meisten hatten etwas mit Drachen zu tun. Kaiba schien eine Schwäche für dieses Fabelwesen zu haben. Auf dem Weg zu dem Raum, der den ,Drachen mit den blauen Augen' enthielt, kam Joey an einer Tür vorbei, die laut den Plänen zum Schlafzimmer von Kaiba führen sollte. Joey zögerte, doch dann siegte seine Neugier. Vorsichtig und langsam drückte er den Türgriff herunter und öffnete die Tür gerade soweit, dass er hineinsehen konnte. Die Vorhänge vor dem großen Fenster, das den Blick auf den Garten freigab, waren nicht zugezogen, so dass von draußen etwas Mondlicht hereinkam, gerade genug, um den Raum gut erkennen zu können. Genau wie Kaiba`s Büro war auch dieser Raum eher sparsam eingerichtet, trotz seiner Größe. Ein riesiger Schrank, ein Schreibtisch, eine Kommode sowie ein großes Bett standen in dem Zimmer. An der Wand hing ein beeindruckendes Gemälde, das eine farbenprächtige Schlacht zwischen zwei gigantischen weißen Drachen zeigte, doch dafür interessierte sich Joey nicht. Ihn interessierte nur die Gestalt, die schlafend im Bett lag. Joey grinste, als ihm eine Idee kam. Aber dazu würde er später kommen, wenn er wieder auf dem Rückweg war. Vorsichtig schloss er die Tür wieder und schlich weiter den Gang hinunter. Kurz bevor er den Raum erreichte, in dem sich sein Ziel befand, stoppte er an einer Wand und bewegte den dortigen Wandbehang zur Seite. Dahinter befand sich ein in die Wand eingebauter Sicherungskasten, der sich nur mit einer Chipkarte der Firma KSS öffnen ließ. Joey lächelte in sich hinein und holte die Chipkarte hervor, die er in Kaiba`s Büro hatte mitgehen lassen. Er hatte damals nicht gewusst, dass er sie auch für Kaiba`s Villa gebrauchen konnte, doch jetzt war er froh darüber, dass er seine Finger nicht von der Karte gelassen hatte. Er hätte das Schloss sicher auch so aufbekommen können, aber auf diese Art war es viel einfacher. Joey steckte die Karte in den elektronischen Leseschlitz des Schlosses. Ein kleines Licht flackerte auf, als das Gerät überprüfte, ob diese Karte die entsprechende Berechtigung enthielt, damit sich das Schloss öffnete. Die Chipkarte, die Joey besaß, hatte den höchsten Sicherheitslevel und enthielt somit auch die entsprechende Berechtigung. Das Schloss gab einen Summton von sich, der Joey zusammenzucken ließ, bevor es sich öffnete. Joey sah sich schnell um, ob irgendjemand was gehört hatte, doch als alles ruhig blieb, machte er sich erneut an die Arbeit. Er schnitt ein paar Drähte durch und betätigte einige der Schalter im Kasten. Ein paar Lichter flackerten auf, andere erloschen. Als Joey einen bestimmten Draht durchschnitt, gab es für einen Moment sogar ein paar Funken, doch es war harmlos und richtete keinen Schaden an. Zumindest nicht, was den Dieb anging. Im Sicherheitssystem selbst stellten einige Systeme ihre Arbeit ein oder fielen einfach aus. Aber der Defekt wurde nicht weitergemeldet, da der entsprechende Schaltkreis ebenfalls der Manipulation des Diebes zum Opfer gefallen war. Joey wusste eine ganze Menge über Sicherheitssysteme und deren Funktionsweise und konnte dieses Wissen in der Praxis auch anwenden, ansonsten wäre er sicher kein Meisterdieb. Er verschloss die kleine Tür wieder und grinste in sich hinein, als er sich das Gesicht von Kaiba vorstellte, wenn dieser herauszufinden versuchte, wie der Dieb den Sicherungskasten geöffnet hatte, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Joey betrat den Raum, in dem sich sein Ziel befand. Ein paar Sekunden lang blieb er stehen und betrachtete den ,Drachen mit den blauen Augen'. Es war ein wunderschönes Kunstwerk. Der Bergkristall schimmerte geheimnisvoll im Mondlicht, das durch die Fenster fiel, und die blauen Saphire, die die Augen des Fabelwesens darstellten, schienen einen Ausdruck von Weisheit und Stärke in sich zu tragen. Jedes noch so winzige Detail war sorgsam in den Kristall eingeschnitzt worden. Es war kein Wunder, dass Kaiba dieses Meisterwerk in seine Sammlung aufgenommen und in einem eigenen Raum auf ein Podest gestellt hatte. Man musste kein Fan von Drachen sein, um die Ästhetik dieses Kunstwerks zu erkennen. Joey überprüfte mit seiner Spezialbrille, ob das Lasernetz, welches den Drachen geschützt hatte, wirklich ausgeschaltet war, und steckte dann seine Brille zufrieden weg. Vorsichtig trat er an das Podest heran und streckte die Hände aus, um den Drachen vom Podest zu nehmen. Dieser Moment war sehr kritisch. Sollte er einen Fehler gemacht haben, als er die Sicherheitssysteme manipulierte, würde der Alarm losgehen, sobald der Drache vom Podest entfernt wurde. Aber die Arbeit eines Diebes war immer mit einem Risiko verbunden, und je wertvoller das Ziel des Diebstahls, umso höher das Risiko. Joey würde sich nicht abschrecken lassen. Er legte die Hände um den Leib des Drachen und hob die kleine Statur von ihrem Podest. Kein Alarm schrillte los, keine Wachmänner kamen herbei gerannt. Natürlich konnte es sich um einen stummen Alarm handeln, der nur in einem bestimmten Raum der Villa zu hören war, aber daran glaubte Joey nicht. Er gestand ein, dass das Sicherheitssystem dieser Villa das Beste war, dass er je gesehen hatte, doch er kannte auch seine eigenen Fähigkeiten. Ihm war kein Fehler unterlaufen. Joey wickelte den Drachen sorgfältig in ein weiches Tuch ein und steckte ihn dann in einen schwarzen Nylonbeutel. Mit dem Beutel in der Hand verließ er den Raum und schlich den Gang zurück. Im Vorbeigehen warf er der Schlafzimmertür von Kaiba einen amüsierten Blick zu. Jetzt würde er die Idee umsetzen, die ihm vorhin bei seinem Besuch in Kaiba`s Schlafzimmer gekommen war. Joey eilte den Gang hinunter bis zu einer Fensternische, wo eine Vase stand, die einen Strauß roter Rosen enthielt. Er nahm sich eine der Rosen und eilte zurück zur Schlafzimmertür. Vorsichtig öffnete er sie und spähte hinein. Kaiba schlief immer noch tief und fest. Leise betrat Joey den Raum und blieb neben Kaiba`s Bett stehen. Dort legte er die Rose ein Stück von Kaiba`s Gesicht entfernt auf das Kopfkissen. Dann verließ er den Raum wieder so leise wie er gekommen war. Joey brauchte für den Rückweg weniger Zeit als für den Weg hinaus, da er sich nun besser orientieren konnte und genau wusste, wo die Fallen des Sicherheitssystems waren. Schon bald erreichte er die Mauer und zog sich an der Schnur hinauf in das Geäst über der Mauer. Auf dem Ast entfernte er die Schnur wieder und steckte sie ein, bevor er sich mit seiner Beute davon machte. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** Hintergrundinfo zu: Ryou Bakura Alter: 25 Jahre Status: Sekretär von Seto Kaiba Ryou ging zusammen mit Kaiba und Yami zur Schule, aber später verlor er die Beiden aus den Augen. Er wurde Sekretär und bewarb sich bei KSS auf eine freigewordene Stelle. Der Personalchef von KSS war zu dieser Zeit bereits reichlich verzweifelt, da der Firmenpräsident Kaiba es nie lange mit einer Sekretärin aushielt. Sein Verschleiß an Sekretärinnen war enorm, da er es hasste, wenn sie mit ihm flirteten, was jede Sekretärin stets versuchte, er war immerhin einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt. Auf der anderen Seite hielten es auch nicht alle Sekretärinnen mit ihm aus, da Kaiba recht kühl sein konnte und stets Perfektion erwartete. Kaiba verlangte für die Wiederbesetzung der Stelle einen Mann, und Ryou war der einzige Sekretär, der sich beworben hatte. Außerdem waren seine Zeugnisse exzellent, daher erschien er dem Personalchef wie ein Geschenk des Himmels und bekam den Job. Ryou hat keine Probleme im Umgang mit Kaiba. Er arbeitet sorgfältig, und seiner Aufmerksamkeit entgeht kaum etwas. Außerdem kam er schon früher mit Kaiba`s Persönlichkeit gut zurecht und wusste bereits, was ihn in dieser Hinsicht erwartete. Marik Ashum Alter: 26 Jahre Status: Fotomodell, Kunstsammler und -händler Marik stammt aus einer reichen ägyptischen Familie und wuchs in Kairo auf. Er besuchte die besten Schulen und studierte im Ausland eine Weile Kunst, schloss das Studium aber nicht ab. Stattdessen wurde er in einer Szene-Diskothek von einem Talentsucher entdeckt. Marik startete eine Karriere als Fotomodell. Auf Grund seiner ungewöhnlichen Haar- und Augenfarbe, kombiniert mit seiner gebräunten Haut, gilt er als einzigartige exotische Schönheit in der Modewelt. Seine Karriere ging vom ersten Tag an steil aufwärts, obwohl er schnell den Ruf hatte, exzentrisch zu sein. Anders als andere männliche Modells konnte Marik sich schon bald seine Jobs aus einem breiten Angebot aussuchen und verdient Spitzengagen. Seine Familie war von seiner Berufswahl allerdings wenig angetan. Sein Vater, ein sehr strenger Mann, verlangte von seinem Sohn schließlich, dass er sein Leben als Modell aufgeben und in den Kreis der Familie zurückkehren sollte. Allerdings hatten sich Marik und sein Vater nie gut verstanden, und Marik dachte gar nicht daran, den folgsamen Sohn zu spielen. Die Drohung seines Vaters, ihm den Geldhahn zuzudrehen und ihn zu enterben, ließ ihn völlig kalt. Marik lebte längst von seinem eigenen Geld, und er verdiente mehr als genug. Zudem vertrat er schon immer völlig andere Ansichten als sein Vater. Seiner Mutter, die sowohl von ihrem Mann als auch von ihrem Sohn geachtet und geliebt wird, gelang es schließlich, ihren Mann soweit zu beruhigen, dass dieser Marik nicht enterbte, denn Marik war sein einziges Kind. Aber er verbot seinem Sohn, das Haus der Familie je wieder zu betreten. Marik war das nur Recht. Er zog nach Domino City und erweiterte seine Geschäfte. Inzwischen verdient er Millionen, nicht nur als Fotomodell, sondern auch mit den Marketing-Produkten zu seiner Person und als Kunsthändler. Kapitel 5: Die Herausforderung ------------------------------ Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 5/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Duke + Joey / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich bedanke mich bei allen, die das letzte Kapitel meiner Fanfic kommentiert haben: Sakura-Kira, Rin-san, Schwertheini, The_Lonely_Storm, Inuyasha177251 und Jono! All den Lesern, die bei Animexx nicht angemeldet sind und daher hier keine Kommentare schreiben können, sei gesagt, dass ich einige meiner Fanfics auch auf Fanfiktion.de poste, und dort braucht man nicht angemeldet zu sein, um Kommentare schreiben zu können. Ich würde mich freuen, wenn ihr diese Möglichkeit nutzen würdet. -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 5: Die Herausforderung Es war drei Uhr morgens, als Joey den Nachtclub Nightshades betrat. Trotz der späten oder besser gesagt frühen Stunde war der Club noch immer gut besucht. Duke war ein Nachtmensch, und sein Club hatte die ganze Nacht auf. Joey hatte sich die Zeit genommen, sich umzuziehen, denn in seiner schwarzen Arbeitskleidung, die er während seiner Diebstähle anhatte, würde er nur unangenehm auffallen. Das fehlte gerade noch, dass ein Polizist einer Personenbeschreibung des goldenen Diebes nachging und die Spur zum Nachtclub führte. Joey durchquerte den Nachtclub, trat durch die Tür in den hinteren Bereich und ging zu Dukes Büro. Er klopfte an und trat ein. Duke saß entspannt in seinem Sessel und hatte seine Füße auf den Schreibtisch gelegt. Als er Joey erblickte, wurde das Lächeln auf seinem Gesicht noch breiter. "Hallo, Joey. Na, wie ist es gelaufen?" Joey stellte den Nylonbeutel, in dem die kleine Drachenstatur verpackt war, auf Dukes Schreibtisch. "Hi, Duke. Es hätte gar nicht besser laufen können. Zugegeben, wenn ich die Pläne von der Villa und dem Sicherheitssystem nicht gehabt hätte, wäre das verdammt schwer geworden. Aber ich hab`s geschafft." Joey ließ sich stolz in den Besuchersessel gegenüber von Duke fallen. Duke nahm die Füße von seinem Schreibtisch, zog ein Paar Lederhandschuhe an und öffnete den Nylonbeutel, um sich den ,Drachen mit den blauen Augen' selbst einmal anzusehen. Beeindruckt packte er ihn danach wieder ein. "Ein herrliches Stück", kommentierte er, dann grinste er breit und sagte: "Da wird sich Kaiba aber höllisch ärgern, vor allen Dingen, da er selbst der Auftraggeber für diesen Diebstahl gewesen ist. Es war tatsächlich eine Falle, Joey." Joey brach in schallendes Gelächter aus, und Duke wartete grinsend, bis sich sein Freund soweit wieder beruhigt hatte, dass er fortfahren konnte: "Nun, was tun wir mit dem Drachen? Ich würde ja gerne vorschlagen, ihn Kaiba zurückzugeben, aber wenn wir das machen und uns von ihm bezahlen lassen, besteht die Gefahr, dass die Polizei die Spur zu mir zurückverfolgt, und dann sind wir dran. Immerhin ist das eine Falle für uns beide. Wir könnten das gute Stück natürlich auch auf dem Schwarzmarkt anbieten." "Das will ich Kaiba nicht antun", sagte Joey lachend. "Er würde seinen Drachen nie wieder sehen, wenn wir ihn auf dem Schwarzmarkt als heiße Ware verkaufen würden. Oh nein, so gemein bin ich nicht. Außerdem habe ich eine viel bessere Idee." Joey beugte sich verschwörerisch, aber mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, zu Duke und erläuterte ihm seine Idee. Diesmal war es an Duke, in schallendes Gelächter auszubrechen, und er reichte den Beutel mit dem Drachen an Joey zurück. Und Joey verließ den Nachtclub mit dem Drachen, um seine Idee in die Tat umzusetzen. *** Sanft flutete das Sonnenlicht des frühen Morgens durch die Fenster in Kaibas Schlafzimmer. Aus dem großzügig angelegten Garten vor dem Fenster war das Zwitschern von Vögeln zu hören. Die schlafende Gestalt im Bett begann sich zu regen. Kaiba bevorzugte es, vom ersten Sonnenlicht geweckt zu werden, anstatt von seinem Wecker. Diese Art aufzuwachen war weit angenehmer als das störende Piepen eines elektronischen Gerätes. Langsam öffnete er die Augen, und sein verschlafener Blick fiel auf etwas, das vor seinem Gesicht auf seinem Kopfkissen lag. Eine Rose. Hm... wie seltsam. Wie kam denn eine Rose auf sein Kopfkissen? Kaiba war schlagartig hellwach! Blitzschnell setzte er sich in seinem Bett auf und starrte für einen Moment die Rose an, bevor er die Bettdecke zurückschlug und aus seinem Bett sprang. Es war ohne Zweifel heute Nacht, als er geschlafen hatte, jemand in seinem Schlafzimmer gewesen. Entweder war das hier ein Scherz seines kleinen Bruders Mokuba, was Kaiba aber nicht glaubte, oder aber... Kaiba wagte es nicht, den Gedanken weiter zu verfolgen. Er griff nach seinem seidenen Morgenmantel und zog ihn sich über, während er aus seinem Zimmer stürmte und den Gang entlang rannte. Am Ende des Ganges riss er eine Tür auf und stürmte in das dahinter liegende Zimmer. Er hatte gerade drei Schritte in den Raum getan, als er wie angewurzelt stehen blieb. Das Podest in der Mitte des Zimmers war leer. Der ,Drache mit den blauen Augen' war verschwunden! *** Kaiba stürzte wutentbrannt in seine Firma, gefolgt von einem ganzen Rattenschwanz von Personen, die von ihm informiert worden waren und alle etwa zur selben Zeit in seiner Firma eingetroffen waren wie er selbst. Dicht hinter ihm war sein kleiner Bruder Mokuba, der von der ganzen Aufregung in ihrer Villa heute Morgen geweckt worden war und natürlich darauf bestanden hatte, mitkommen zu dürfen. Gleich darauf folgten Yami und sein Bruder Yugi, der ebenfalls aus Neugier seinem großen Bruder gefolgt war. Ryou bildete zusammen mit den Polizisten Tristan und Tea das Schlusslicht der kleinen Parade, die durch die Gänge des Firmengebäudes stürmte. Yami mit seinen langen Beinen hatte am wenigsten Schwierigkeiten, mit dem wutschnaubenden Kaiba Schritt zu halten. "Beruhige dich, Kaiba. Es ist darüber doch noch gar nichts nach außen gedrungen. Du bezahlst einfach diesen Hehler und erhältst den Drachen zurück. Und dann werden wir diese unangenehme Sache einfach vergessen. Niemand wird es je erfahren", versuchte Yami seinen Freund zu beruhigen. "Aber wir müssen den Tatort untersuchen", mischte sich Tristan ein. "Ich will endlich die Polizeistation informieren und die Spurensuche zum Tatort schicken. Vielleicht finden wir ja einen Hinweis auf den Dieb." "Ich weiß, wer der Dieb ist!", schnauzte Kaiba wütend über seine Schulter zurück. "Aber wir brauchen Beweise", erinnerte ihn Tea. Sie war von ihrem Partner Tristan über alles informiert worden. Kaiba stürmte in sein Büro und blieb dann plötzlich stehen. Erstaunt starrte er auf seinen Schreibtisch. Die anderen drängten durch die Tür in sein Büro und stellten sich in einem Halbkreis um ihn herum. Fragende Blicke und überrascht hochgezogene Augenbrauen richteten sich auf Kaibas Schreibtisch. Dort stand ein kleines Paket, dass mit einer bunten Schleife zugebunden war, wie man sie bei einem Geschenk verwenden würde. Auf einer kleinen Karte stand in großen Buchstaben der Name Kaiba. "Ryou!", sagte Kaiba so laut, dass Ryou zusammen zuckte. "Wie kommt das hierher?!" "Ich weiß nicht, Kaiba. Gestern Abend war es jedenfalls noch nicht hier", antwortete Ryou. "Vielleicht ist es von einer Verehrerin hier aus der Firma", meinte Yami. Kaiba trat an seinen Schreibtisch, entfernte die Schleife und öffnete das Paket. Er hob den Deckel, und seine Augen weiteten sich ungläubig, als er den Inhalt sah. "Seto? Was ist da drin?", fragte Mokuba, als sich sein Bruder nicht rührte. Kaiba griff vorsichtig mit beiden Händen in das Paket und hob eine kleine Figur heraus, die fast so groß wie ein Fußball und ganz aus Bergkristall war, bis auf zwei kleine Saphire. Sorgsam stellte er den ,Drachen mit den blauen Augen' neben das Paket auf den Schreibtisch. Dann griff er erneut in das Paket und entnahm ihm einen zusammen gefalteten Zettel. Er faltete ihn auseinander und las vor: "Wenn Sie das nächste Mal einen Dieb fangen wollen, Herr Kaiba, rate ich Ihnen, sich entweder eine intelligentere Falle oder ein besseres Sicherheitssystem auszudenken." Als er geendet hatte, war es im Büro so still, dass man das Fallen einer Stecknadel hätte hören können, und wahrscheinlich wäre es einem so laut wie Donnergrollen vorgekommen. Die anwesenden Personen standen mit betretenen Gesichtern da, mit Ausnahme von Kaiba, dessen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst waren und dessen Augen vor Zorn Blitze zu versenden schienen. Schließlich räusperte sich Ryou und fragte: "Wie konnte dieser Dieb sowohl das Sicherheitssystem der Villa als auch das unseres Firmengebäudes so einfach umgehen?" "Er muss Insider-Informationen gehabt haben", sagte Yami. "Anders kann ich mir das nicht erklären." Kaiba runzelte nachdenklich die Stirn. "Dieses Bürogebäude hat keine normalen Schlösser, sondern elektronische Schlösser, die sich nur mit speziellen Chipkarten öffnen lassen. Da fällt mir ein, auch die Sicherungskästen des Sicherheitssystems in meiner Villa werden mit einer solchen Chipkarte geöffnet. Der Dieb hat einen dieser Kästen geöffnet und das Sicherheitssystem manipuliert, aber ein gewaltsames Öffnen war nicht feststellbar." "Vielleicht hat er eine solche Karte nachgemacht?", schlug Tristan vor. "Diese Chipkarten sind nicht fälschungssicher." Kaiba schüttelte den Kopf. "Die Chipkarten von KSS sind eine Spezialentwicklung meiner Firma. Es sind verschiedene Sicherheitslevel in die Karten und das System einprogrammiert. Je nachdem, was für eine Karte man hat, hat man nur Zugang zu bestimmten Sektionen, die für den Sicherheitslevel der Karte freigegeben sind. Für das Sicherheitssystem meiner Villa braucht man eine Karte mit dem höchsten Sicherheitslevel. Und Karten mit diesem Level sind absolut fälschungssicher." "Tatsächlich?" Tristan klang zweifelnd. "Darf ich eine solche Karte mal sehen?" "Ja, ich habe eine in meinem Schreibtisch." Kaiba drehte sich um und schloss eine Schublade seines Schreibtisches auf, dann zog er eine handvoll Chipkarten hervor und ging sie durch. Aber er fand nicht, was er suchte. Er zog die Schublade weiter auf und durchsuchte ihren Inhalt, dann ging er die Karten in seiner Hand erneut durch. Schließlich hob er den Kopf. Seine Stimme klang leicht geschockt, als er sagte: "Die Karte ist nicht da. Die Chipkarte mit dem höchsten Sicherheitslevel fehlt." Tristan nickte grimmig. "Vielleicht war der Dieb irgendwann vor seinem Einbruch hier und hat sie gestohlen. Das würde erklären, warum er so leicht in das Bürogebäude gekommen ist. Ich schlage vor, dass du die Chipkarten in Zukunft an einem wesentlich sichereren Ort aufbewahrst." Kaibas Wangen röteten sich ein wenig bei seinen Worten. Tristan hatte völlig Recht, das war ein schwerer Fehler gewesen, und Kaiba war peinlich berührt, dass dieser Fehler ausgerechnet ihm passiert war. "Ich möchte, dass sowohl meine Villa als auch das Firmengebäude genau überprüft werden. Vielleicht hat der Dieb ja brauchbare Spuren hinterlassen. Aber bitte geht dabei diskret vor. Wenn die Öffentlichkeit Wind von den Geschehnissen bekommt, wären sowohl ich als auch meine Firma blamiert", sagte Kaiba und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Tea holte einen kleinen Plastikbeutel aus ihrer Tasche und nahm den Zettel mit der Botschaft des Diebes vorsichtig mit Hilfe ihres Taschentuches auf, um ihn in den Beutel zu stecken. "Vielleicht finden sich ja brauchbare Fingerabdrücke auf dem Zettel. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass der Dieb einen solchen Fehler macht, aber man weiß ja nie." "Wir haben doch auch noch die Spur, die zu diesem Duke Devlin führt", bemerkte Ryou, doch Tristan schüttelte dazu den Kopf und sagte: "Was Devlin angeht, sind wir keinen Schritt weiter. Wir können ihm nichts beweisen, weil keine Bezahlung für den Diebstahl an ihn erfolgt ist." Dann wandte er sich an Kaiba und sagte: "Wir werden jetzt deine Villa untersuchen. Keine Sorge, wir gehen so diskret wie möglich vor." Damit verabschiedeten sich Tristan und Tea und verließen das Büro. "Yami, Ryou, überprüft die Sicherheitssysteme sowohl von der Villa als auch von diesem Gebäude. Ich will, dass die Systeme vollständig überarbeitet werden. Außerdem erfolgt ab sofort zusätzlich eine Personenüberprüfung, wenn Chipkarten mit dem höchsten Sicherheitslevel verwendet werden. So lange dieser Dieb eine dieser Karten besitzt, will ich nicht riskieren, dass er hier noch mal rein und raus marschieren kann, wie es ihm gefällt." Dann wandte sich Kaiba an Mokuba und Yugi. "Ihr zwei, kein Wort über diese Sache, oder ich drehe euch persönlich den Hals um." Mokuba und Yugi schluckten und nickten schnell. Zusammen mit Ryou und Yami verließen sie das Büro. Kaiba blieb allein zurück. Er betrachtete nachdenklich die Drachen-Figur vor ihm, während er an jenen dreisten Dieb dachte, der es wagte, ihn herauszufordern. In Kaibas kalten blauen Augen loderte ein wütendes Feuer, als er an die Demütigung dachte, die sein Stolz durch diesen Dieb erleiden musste. Doch im Kontrast dazu verzogen sich seine Lippen zu einem anerkennenden Lächeln. Er hatte schon lange keine wirklich lohnenden Herausforderungen mehr gehabt, doch sein Gefühl sagte ihm, dass der Preis dieser Herausforderung die Mühen wert sein würde. *** Es war schon später Nachmittag, als Tristan einen Blick auf die Uhr an der Wand der Polizeistation warf und die Akte, die vor ihm auf seinem Schreibtisch lag, zuklappte. Müde stand er auf und streckte seine schweren Glieder. "Komm, Tea, lass uns Schluss machen", sagte er zu seiner Partnerin, die an ihrem eigenen Schreibtisch ihm gegenüber saß. "Wir haben bereits Feierabend, und wir kommen sowieso nicht weiter." "Leider hast du Recht", erwiderte Tea und stand auf. "Der Dieb hat praktisch kaum Spuren in Kaibas Villa hinterlassen. Und auch keine auf dem Zettel oder dem Paket. Keine Fingerabdrücke, keine Fußabdrücke, nichts. Der Typ ist der reinste Geist. Ich frage mich langsam, ob wir ihn jemals erwischen werden." "Geister schneiden nicht die Kabel in den Sicherungskästen von Alarmanlagen durch. Irgendwann macht dieser Dieb einen Fehler, und dann haben wir ihn. Immerhin scheint er langsam übermütig zu werden, nach der Sache, die er sich mit Kaiba erlaubt hat." Tristan konnte sich ein kleines schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Kaiba war so ein Perfektionist, da tat ihm der Dämpfer vielleicht mal ganz gut. Auch Tea lächelte amüsiert. "Das wird noch ein Nachspiel haben. Diese Schlappe lässt Kaiba bestimmt nicht auf sich sitzen." Gemeinsam gingen sie zum Ausgang. Sie hatten die Polizeistation gerade verlassen, als eine weibliche Stimme rief: "Oh, hallo, Inspektor Taylor, Frau Gardener. Sie sind genau diejenigen, die ich suche!" "Oh mein Gott", murmelte Tristan, doch dann riss er sich zusammen und sagte: "Frau Valentine, welch eine Überraschung, Sie hier zu sehen. Womit können wir Ihnen helfen?" Tristan hoffte nur, dass Mai nicht etwa irgendwas über die Sache mit dem ,Drachen mit den blauen Augen' herausgefunden hatte. Da der Drache wieder da war, und Kaiba, der ein wichtiger und einflussreicher Bürger war, wünschte, dass die Sache diskret behandelt wurde, hatte man die Öffentlichkeit nicht informiert. Wenn Mai jetzt darüber berichtete, würde Kaiba explodieren vor Wut. Der Image-Verlust für seine Firma wäre eine Katastrophe! ,Bitte lass sie hier sein wegen eines Einbruchsdeliktes in ihrer eigenen Wohnung!', betete Tristan stumm. Mai lächelte freundlich, wobei sie ihr Hauptaugenmerk auf Tea richtete. "Ich wollte eigentlich nur fragen, woher Sie Seto Kaiba kennen. Wissen Sie, ich sah Sie beide mit ihm und seinem Chefprogrammierer letztens in einem Nachtclub, dem Nightshades. Verzeihen Sie mir meine Neugier, aber das wird doch nicht etwa dienstlich gewesen sein?" Tristan blieb äußerlich völlig ruhig und gelassen, innerlich jedoch war er einem Nervenzusammenbruch nahe. ,Oh Mann, sie war da und hat uns gesehen?! Verdammt, was sag ich ihr jetzt?! Diese Frau ist der reinste Bluthund! Wenn sie einmal eine Fährte aufgenommen hat, lässt sie nicht mehr locker! Sie hätte Polizistin werden sollen!', dachte Tristan, doch dann überlegte er sich den letzten Satz doch noch einmal. Wenn Mai Polizistin geworden wäre, hätte er sie vermutlich den ganzen Tag um sich herum gehabt, und um ehrlich zu sein, diese Frau machte ihn nervös. Tea fühlte sich in Mais Gegenwart kein bisschen nervös, doch sie merkte, dass ihr Partner in Erklärungsnöte kam, daher eilte sie ihm zu Hilfe. "Wenn Sie uns gesehen haben, haben Sie sicher auch bemerkt, dass wir unsere Uniform nicht anhatten. Wir waren privat dort, um uns den Club einfach mal anzusehen. Wir haben gehört, dass dort viele Geschäftsleute hingehen, um sich zu amüsieren, obwohl das Viertel, in dem der Club liegt, etwas heruntergekommen ist. Herrn Kaiba und Herrn Muto haben wir dort auch getroffen, und mein Kollege und Herr Muto kennen sich persönlich." "Ganz recht", stimmte ihr Tristan erleichtert zu. "Aha, vielen Dank für die Auskunft", sagte Mai. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass hier was nicht stimmte, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Andererseits war Inspektor Taylor ohnehin immer sehr zögerlich, wenn es darum ging, Informationen an die Presse weiterzugeben. Aber vielleicht konnte man ja auf andere Art an Infos kommen, oder zumindest die Beziehungen zur Polizei ein wenig verbessern. Mai war sich durchaus bewusst, dass Tristan Taylor eine gewisse Abneigung gegen die Presse im Allgemeinen und sie selbst im Besonderen hegte. "Sie scheinen Dienstschluss zu haben. Vielleicht möchten Sie mit mir in das Café am Ende der Straße gehen? Der Kaffee und das Gebäck dort sind ausgezeichnet." "Ich bedaure, aber leider habe ich bereits anderweitig Verpflichtungen", log Tristan. Das fehlte ihm gerade noch, mit Mai im Café zu sitzen. Jedes Mal, wenn er zu lange mit ihr zusammen war, hatte sie am Ende doch Informationen von ihm, die er ihr gar nicht geben wollte. "Aber ich komme gerne mit", hörte Tristan Tea zu seinem Schrecken sagen. "Allerdings nur unter einer Bedingung", fuhr die zierliche Polizistin fort. Mai hob amüsiert eine Augenbraue. "Und die wäre?" "Alle Themen, die auch nur entfernt mit unseren beiden Berufen zu tun haben, werden nicht angesprochen. Ich habe Dienstschluss und will mich von meiner Arbeit erholen", verkündete Tea. Sie hoffte, dass Mai auf den Handel einging. Sie hatte inzwischen schon einiges von ihren Kollegen über Mai gehört, und die Reporterin schien eine starke selbstbewusste Frau zu sein. Tea stellte fest, dass sie mehr und mehr fasziniert war von der blonden Frau, und sie wollte gern mehr über Mai wissen. Mai überlegte nicht lange. Tea Gardener war ein zierliches hübsches Geschöpf und sah sehr nett aus. Außerdem war auch Mai nicht im Dienst, es war nur Zufall, dass sie an der Polizeistation vorbei kam. Sie war unterwegs zu dem kleinen Café, von dem sie gesprochen hatte. Und alleine dort zu sitzen machte eigentlich auch nicht gerade viel Spaß. "Einverstanden", willigte sie ein. "Kein Wort über unsere Berufe." "Ähm, Tea, kann ich dich kurz mal sprechen?", fragte Tristan und zog seine Kollegin am Ärmel ein paar Meter weiter. Dann beugte er sich zu ihr und flüsterte leise, aber mit eindringlicher Stimme: "Bist du verrückt? Sie ist der reinste Vampir, wenn es um Infos geht. Du merkst es gar nicht, und schwuppdiwupp, schon hast du ihr mehr erzählt, als du eigentlich sagen wolltest." Tea sah ihn belustigt an. "Tristan, ich verspreche dir, dass ich ihr nichts von unserer Arbeit erzähle. Nun beruhige dich und genieß deine Freizeit. Ich werde dasselbe tun." "Aber...", setzte Tristan an, doch Tea unterbrach ihn. In einem Tonfall, der zwar freundlich war, jedoch klar machte, dass es keine Diskussion geben würde, sagte sie: "Tristan, ich kann auf mich selbst aufpassen." Tristan seufzte und gab sich geschlagen. "Ja, okay, ich hab` verstanden. Dann amüsier dich gut." "Bis Morgen", verabschiedete sich Tea lächelnd und ging dann zu Mai zurück, die das Ganze amüsiert beobachtet hatte. Sich unterhaltend, spazierten die zwei jungen Frauen Seite an Seite die Straße hinunter. *** Es war kurz nach zwanzig Uhr, und der Nachtclub Nightshades hatte gerade erst geöffnet. Joey hockte mit einem Drink in der Hand auf einem Barhocker und lehnte seinen Rücken an die Wand hinter ihm, während er seine Blicke durch den Club gleiten ließ. So früh am Abend war kaum etwas los, die Mehrzahl der Stammgäste würde erst so um zweiundzwanzig Uhr im Club auftauchen. Sein Blick blieb an der Bar hängen, an der Malik seiner Arbeit als Barkeeper nachging, und er beobachtete interessiert die Szene, die sich dort abspielte. Marik Ashum war pünktlich zur Öffnung des Clubs hier gewesen und redete nun eifrig auf Malik ein. Er schien irgendetwas von dem Barkeeper, der ihm so ähnlich war, zu wollen. Malik schüttelte leicht den Kopf und erwiderte etwas. Joey fragte sich, ob er seinem Freund zu Hilfe kommen sollte, aber eigentlich sah es nicht so aus, als wäre Malik die Nähe von Marik unangenehm, denn er lächelte ihn an. Marik beugte sich ein wenig über die Bar und flüsterte etwas in Maliks Ohr. Malik errötete und zögerte einen Moment. Er ließ seinen Blick kurz durch den fast leeren Raum schweifen, dann blickte er wieder zu Marik. Schließlich nickte er, und die Röte in seinen Wangen verstärkte sich noch etwas. Marik lächelte triumphierend und stand auf, während Malik hinter der Bar hervor kam. Das männliche Modell nahm die Hand des Barkeepers und zog ihn sanft in seine Arme. Zögernd erwiderte Malik die Umarmung, und sie tanzten eng umschlungen vor der Bar zu den sanften Klängen der Musik, die aus den in den Wänden verborgenen Lautsprechern kam. Joey beobachtete lächelnd, wie Marik seine Hände über Maliks Rücken gleiten ließ. Sein Freund schien die Aufmerksamkeiten des anderen zu genießen, denn er legte den Kopf auf die Schulter seines Tanzpartners und schloss genießerisch die Augen. Seit dem Vorfall in der Kunsthalle, der Marik zu diesem Nachtclub geführt hatte, kam er häufig her, immer zu den Zeiten, wo Malik Dienst hatte, und die Beiden schienen sich inzwischen sehr gut zu kennen. Joey hatte schon oft beobachtet, wie Leute versuchten, Malik für sich zu gewinnen, aber bisher hatte er alle abgewiesen. Doch bei Marik lag die Sache offensichtlich ganz anders. Während Joey den Beiden zusah, fühlte er etwas wie Traurigkeit durch sich hindurchfluten. Fast beneidete er Malik, weil dieser jemanden gefunden hatte, mit dem er seine Zeit verbringen konnte, und das offenbar auch liebend gern tat. Allerdings war Joey nicht neidisch wegen Marik. Der Mann, der ihn interessierte, sollte anders sein. Braunes Haar und blaue Augen, so blau wie der kostbarste Saphir und so tief und unergründlich wie das Meer... Joey schreckte aus seinen Träumereien hoch als er erkannte, wessen Bild sich vor seinem geistigen Auge geformt hatte. Er schüttelte ein wenig den Kopf, wie um das Bild in seinen Gedanken zu verdrängen, aber es gelang ihm nicht. Ein unbestimmtes Gefühl, fast ein wenig wie Sehnsucht, hatte sich in seinem Herzen festgesetzt, und jeder Versuch, es zu verdrängen, scheiterte. Hartnäckig, wenn auch leise, formulierte dieses Gefühl seinen Wunsch, und schließlich gab Joey seufzend nach. Er stand auf, brachte sein Glas zur Bar zurück und verließ den Club. *** Eine Stunde später saß Joey in dem Baum, dessen Äste ihm auch schon in der gestrigen Nacht ermöglicht hatten, über die Mauer zu kommen, die Kaibas Grundstück umgab. Joey kletterte in Kaibas Garten hinab und fragte sich selbst immer wieder, was er hier eigentlich tat. Es war absolut idiotisch, noch einmal in Kaibas Villa einzudringen, und das auch noch so kurz nach einem Einbruch. Außerdem hatte er seine Ausrüstung nicht dabei. Er trug lediglich durch Zufall dunkle Kleidung und hatte aus Gewohnheit dünne Lederhandschuhe dabei gehabt, die er übergestreift hatte. Doch die Maske und sein Werkzeug fehlten. Aber dieses Gefühl von Sehnsucht in seinem Inneren trieb ihn an. Joey schlich durch den Garten zur Villa. Seiner Erfahrung nach waren Wachmänner kurz nach einem Einbruch entweder besonders wachsam, obwohl es dann längst zu spät war, oder sie waren besonders nachlässig, weil sie nicht mehr mit einem Einbruch rechneten. Kaibas Wachmänner schienen zur letzten Kategorie zu gehören. Joey erspähte zwei von ihnen an einer Ecke, wie sie sich unterhielten. Nun, zumindest sahen sie ein wenig niedergeschlagen aus, weil einem Dieb der Einbruch gelungen war. Joey hatte sich die Sicherheitspläne für die Villa ganz genau eingeprägt. Und dieses Wissen kam ihm nun erneut zugute. Geschickt umging er alle Fallen und wanderte um die Villa herum. Joey hatte nicht unbedingt vor, in die Villa einzudringen. Im Inneren des Gebäudes waren noch mehr Fallen als im Garten. Aber er wollte sehen, ob er Kaiba nicht irgendwo entdecken konnte. Welcher Teufel ihn ritt, hier einzudringen, nur um Kaiba zu sehen, dass konnte Joey selbst nicht sagen. Er fühlte sich einfach danach. Und Joey hatte schon immer mehr nach seinen Gefühlen gehandelt als nach seinem Verstand. Leise schlich er an der Wand entlang, als er Stimmen hörte. Sie kamen von einem offenen Fenster in seiner Nähe. Es waren die Stimmen von zwei jungen Männern. Vorsichtig schlich Joey unter das Fenster und lauschte. "...benimmt sich fast wie ein Besessener", hörte er jemanden sagen. "Dabei ist der Drache wieder da, wo er hingehört." "Nun, es war ein harter Schlag für ihn und seine Firma", antwortete ein anderer. "Yami leistet auch Überstunden, um neue Sicherheitssysteme zu entwickeln." "Ich bin mir gar nicht sicher, ob es die Sicherheitssysteme sind, wegen denen dein Bruder und Seto Überstunden machen, Yugi. Ich hab eher den Eindruck, dass es allein um diesen goldenen Dieb geht." "Kaiba war stocksauer heute Morgen. Du hast ja sein Gesicht gesehen, Mokuba. Aber ist ja auch kein Wunder. Dieser Dieb hat KSS ganz schön blamiert, auch wenn die Öffentlichkeit davon nichts erfahren hat." Mokuba also, hm? Das war der kleine Bruder von Seto Kaiba, soviel wusste Joey. Und der andere war vermutlich der kleine Bruder von diesem Yami Muto, dem Chefprogrammierer von KSS. Offenbar waren sie dabei gewesen, als Kaiba seine kleine Überraschung in seinem Büro fand. Joey grinste breit. Er hätte ja zu gerne Kaibas Gesicht gesehen, als er das Paket öffnete und seinen verloren geglaubten ,Drachen mit den blauen Augen' heraus nahm. Ein Kichern war zu hören, dann sagte Mokuba: "Der Dieb hat einen Fehler gemacht." Bei diesen Worten zuckte Joey zusammen. Er konnte sich nicht erinnern, einen Fehler gemacht zu haben. "Er hat den Stolz meines Bruders verletzt", fuhr Mokuba fort. "Seto wird nicht ruhen, bis er ihn dafür am Kragen gepackt hat. Ich fürchte, die Legende vom goldenen Dieb wird bald ein abruptes Ende finden." Ach, das war es. Nun, das würde kein Problem für ihn sein. Joey lächelte selbstsicher. Kaibas verletzter Stolz würde ihn nicht aufhalten. Der Präsident von KSS gewöhnte sich besser daran, dass Joey seine Sicherheitssysteme umging, denn das würde noch öfter vorkommen. Joey schlich weiter. Hinter sich hörte er die zwei jungen Männer miteinander scherzen, aber ihre Stimmen wurden immer leiser, je weiter er sich entfernte. Schließlich war Joey dort angekommen, wo das Schlafzimmerfenster von Seto Kaiba sein musste. Er sah sich um. Dieser Teil des Gartens war von allen Blicken von außerhalb des Grundstückes abgeschirmt, und auch Wachmänner waren nirgends zu sehen. Die Hauswand war mit wildem Wein bewachsen, der sich an dafür angebrachten Stangen hinaufschlängelte. Joey erblickte ein kleines Fenster weiter oben an der Wand, das offen stand. Geschickt kletterte er hinauf. Je näher er dem Fenster kam, desto deutlicher war das Geräusch von fließendem Wasser zu hören. Vermutlich handelte es sich um das Badezimmer von Kaiba, da es direkt neben seinem Schlafzimmer lag. Joeys Vermutung wurde bestätigt, als er weit genug nach oben geklettert war, um einen Blick hindurch zu werfen. Joey fühlte, wie sein Mund trocken wurde. Dem Fenster direkt gegenüber stand Seto Kaiba - und er duschte! Joey ließ seine Augen über den nackten Körper von Kaiba gleiten und folgte mit seinen Blicken dem Wasser, das über die Haut des anderen ran. Das Risiko, hierher zu kommen, hatte sich ohne Zweifel gelohnt. Joey beneidete jeden einzelnen Wassertropfen. Der Körper von Kaiba war sportlich und muskulös, ähnlich seinem eigenen, und er hatte einen verdammt knackigen Hintern! Leider konnte Joey nicht mehr sehen, da Kaiba mit dem Rücken zu ihm stand, aber der Anblick war trotzdem beeindruckend. Für einen Moment vergaß Joey ganz wo er war und seufzte anerkennend. Und Kaiba hörte trotz des auf ihn fallenden Wassers das Geräusch! Sein Kopf fuhr herum und seine Augen weiteten sich ungläubig, als er Joeys Gesicht am Fenster sah. Für einen Moment dachte Joey, was für ein Trottel er doch war, sich bei so was erwischen zu lassen. Das war höchst unprofessionell gewesen. Aber irgendwie konnte er es nicht bereuen. Joey setzte sein frechstes Grinsen auf, stützte die Arme auf dem Fenstersims ab und fragte keck: "Hallo, schöner Mann, kommen Sie öfter in dieses Lokal?" Kaibas Augen, zuerst noch vor Überraschung weit aufgerissen, zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. "Wie gewagt von dir, hier noch mal aufzukreuzen. Ich könnte das Wachpersonal rufen und dich einsperren lassen." "Noch mal?", fragte Joey gespielt unschuldig. "Ich kann mich nicht daran erinnern, schon mal hier gewesen zu sein." "Anscheinend hast du ein sehr kurzes Gedächtnis, Dieb", knurrte Kaiba und warf einen Blick zu seinen Handtüchern. Sie hingen außerhalb seiner Reichweite. Um sie zu greifen, musste er an dem Dieb vorbei, aber das würde diesem eine wundervolle Aussicht auf seine Vorderseite bieten, und Kaiba war nicht bereit, diesem frechen Dieb noch mehr von sich zu zeigen. Mit dem Rücken zum Fenster stand er da und sandte dem Dieb über seine Schulter hinweg eisige Blicke. "Dieb? Ich bin verletzt", heuchelte Joey mit trauriger Miene. "Spanner würde ich ja verstehen, aber ansonsten bin ich nur über ein fremdes Grundstück spaziert. Wenn das hier Privatgrundstück ist, sollten Sie es vielleicht besser absperren. So ist es ja praktisch der breiten Öffentlichkeit zugänglich." Kaiba knirschte mit den Zähnen, als er die versteckten Beleidigungen hörte. Es war dem Dieb wieder gelungen, sein Sicherheitssystem zu überwinden! Er nahm sich definitiv zu viele Freiheiten heraus! Allerdings musste Kaiba sich eingestehen, dass dieser Kerl nicht nur verdammt dreist war, sondern auch noch unverschämt gut aussah. Während Kaiba die attraktiven Gesichtszüge musterte, die er auch damals in der Kunsthalle gesehen hatte, als er und der Dieb sich zum ersten Mal begegneten, nahm er plötzlich war, dass auch der Dieb ihn musterte. Und war das Anerkennung in seinem Blick? Kaiba wurde sich seiner Nacktheit plötzlich überdeutlich bewusst, und eine leichte Röte überzog seine Wangen. Joey entging nur wenig, und so bemerkte er auch das leichte Erröten von Kaiba. Wie niedlich! Es passte so gar nicht zu dem arroganten stinkreichen Firmenpräsidenten, aber die leichte Röte auf seinen Wangen stand Kaiba unheimlich gut! Joey lächelte süß und sagte: "Es besteht kein Grund für Verlegenheit. Seien Sie versichert, dass da nichts ist, dessen Sie sich schämen müssten - nicht bei dem Aussehen." Er zwinkerte Kaiba kokett zu. Bevor Kaiba noch eine Antwort darauf finden konnte, glaubte Joey, ein Geräusch zu hören. Ein rascher Blick in den Garten zeigte nichts, doch ein Gefühl von Unruhe machte sich in Joeys Magen breit - ein sicheres Zeichen dafür, dass es Zeit war zu gehen. Joeys Verstand hatte bereits während des Gesprächs mit Kaiba den besten Fluchtweg ausgearbeitet. Er wandte sich ein letztes Mal Kaiba zu: "Bedauerlicherweise muss ich gehen, aber ich hoffe, wir treffen uns noch mal unter günstigeren Voraussetzungen." "Ja, zum Beispiel wenn die Polizei dich in Handschellen abführt!", hörte Joey Kaiba noch rufen, aber da kletterte er bereits zum Boden zurück. Doch die Worte entlockten Joey ein Lächeln, und er murmelte zu sich selbst: "Ich hatte da eigentlich an was Schöneres gedacht." Dann verschwand er eilig von Kaibas Grundstück. Die Wachmänner, die von Kaiba über einen Eindringling im Garten informiert worden waren, konnten ihn nicht mehr finden. *** Eine weitere Stunde später saß Joey wieder im Nachtclub Nightshades an einem der Tische. Aber Ruhe fand er keine. Immer wieder tauchte das Bild eines nackten Seto Kaiba vor seinem geistigen Auge auf. Und sein von Hormonen getriebener Körper reagierte auf höchst unerfreuliche Weise darauf, zumindest war diese Reaktion im Moment nicht willkommen. Joey schlug peinlich berührt die Beine übereinander, damit niemand von den anderen Gästen im Club auf die leichte Wölbung im Schritt seiner Hose aufmerksam wurde. ,Denk an was anderes, Joey', ermahnte er sich in Gedanken selbst. ,Denk an irgendwas, was dich abkühlen dürfte. Zum Beispiel an diesen Polizisten, der dich immer verfolgt. Wie heißt er doch gleich... Inspektor Taylor? Richtig, Tristan Taylor. Und jetzt stell ihn dir nackt vor...' Das war vielleicht doch nicht ganz das Richtige, wie Joey erkennen musste, denn genau betrachtet, hatte Tristan nicht die schlechteste Figur. Joey seufzte. ,Nur nicht aufgeben, Joey!', machte er sich selbst Mut. ,Du findest schon was, das dich ablenkt.' Er ließ seine Blicke durch den Club gleiten. Sein Blick blieb an Malik hängen, der in einer Ecke seiner Bar stand und sich von Marik küssen ließ. Und was das für ein Kuss war! Filmreif! Anscheinend war ihre Beziehung in den zwei Stunden, wo er weg gewesen war, reichlich gewachsen! Allerdings half dieser Anblick Joey nicht weiter, ganz im Gegenteil. Joey stöhnte leise und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. ,Okay, Joey, du schaffst das schon', versuchte er es noch einmal. ,Denk an irgendwas, nur nicht an Kaiba, an einen leckeren fantastisch aussehenden Kaiba... Oh, verdammt!' Joey gab auf. So unauffällig wie möglich stand er auf und verschwand in den privaten Räumen des Clubs, zu denen eigentlich nur Duke und sein Personal Zugang hatten. Duke verließ gerade sein Büro, um in seinem Club nach dem Rechten zu sehen, als Joey auf ihn zukam. "Hallo, Duke", begrüßte ihn sein Freund. Seine Stimme klang seltsam heiser. "Na, Joey, wo hast du dich rumgetrieben?", fragte Duke. "Mir ist aufgefallen, dass du für eine Weile verschwunden warst." "Ja, ich bin zu Kaibas Villa gegangen und habe ihm einen erneuten Besuch abgestattet", erklärte Joey ohne Umschweife. Duke erstarrte für einen Moment und überlegte, ob Joey ihn auf den Arm nehmen wollte. Leider kannte er seinen Freund nur zu gut. "Bist du verrückt?!", schnauzte er ihn an. "Ich hoffe bloß, dass dich niemand gesehen hat!" "Niemand außer Kaiba", gestand Joey, und dann erzählte er Duke die ganze Geschichte, allerdings in möglichst knappen Worten. Dabei rückte er immer näher an Duke heran, bis er unmittelbar vor ihm stand. "Tja, und jetzt bin ich wieder hier", schloss er seine Geschichte ab und hob eine Hand, um seine Finger mit Dukes seidigen Haaren spielen zu lassen. "Und ich muss gestehen, Kaiba ist heiß genug, um einen Flächenbrand auszulösen." "Und du hast dich anstecken lassen und brennst nun." Duke lächelte amüsiert und musterte Joey von Kopf bis Fuß. Die Zeichen waren eindeutig. Duke trat noch näher an Joey heran, bis sich ihre Körper berührten, und drängte sein Bein sanft zwischen Joeys Beine. Ein leises Stöhnen entkam Joeys Mund, als Dukes Bein die Härte zwischen seinen eigenen Beinen berührte. "Soll ich löschen helfen?", fragte Duke mit verführerischer Stimme. "Aus diesem Grund bin ich hier", antwortete Joey und presste seine Lippen auf die seines Freundes. Duke öffnete seinen Mund leicht, und Joey folgte der Einladung und ließ seine Zunge die feucht-warme Höhle dahinter erkunden. Duke stöhnte auf, dann brach er den Kuss, nahm Joey bei der Hand und führte ihn eilig in die oberen Stockwerke seines Hauses, wo sein Schlafzimmer war. Es dauerte nicht lange, und lustvolle Laute drangen aus dem Raum, während Hände über nackte heiße Haut glitten und weiche zärtliche Lippen ihnen auf ihrem Weg folgten. Duke und Joey waren nur Freunde, beste Freunde, doch das hinderte sie nicht daran, ab und zu die intime Umarmung des anderen zu suchen, sei es zum Spaß oder um überschüssige Energien abzubauen. Und beide genossen ihre körperliche Vereinigung. Es dauerte eine Weile, bis seine Kunden den Nachtclubbesitzer wieder zu Gesicht bekamen. Als Duke seine Clubräume wieder betrat, war er glänzender Laune und scherzte fröhlich mit seinen Gästen. Joey dagegen schlief tief und fest in Dukes Bett, und Duke hatte nicht die Absicht, seinen Freund zu wecken, auch wenn das hieß, dass Joey bei ihm übernachten würde. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** Hintergrundinfo zu: Mokuba Kaiba Alter: 19 Jahre Status: kleiner Bruder von Seto Kaiba Mokuba lebt zusammen mit seinem großen Bruder Seto in der Kaiba-Villa. Er studiert Informatik und wird nach erfolgreich abgeschlossenem Studium der Vizepräsident von Kaiba Security Systems werden. Sein bester Freund ist Yugi Muto. Yugi Muto Alter: 20 Jahre Rang: kleiner Bruder von Yami Muto Yugi wohnt mit seinem großen Bruder Yami zusammen in einem großen Appartement. Er will ebenfalls Programmierer werden wie sein Bruder und studiert Informatik. Sein bester Freund ist Mokuba Kaiba. Kapitel 6: Ein unerwarteter Zeuge --------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 6/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Vielen Dank für eure lieben Kommentare! Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt euch auch wieder gut, denn ab diesem Kapitel nimmt die Story eine interessante Wendung. -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 6: Ein unerwarteter Zeuge Zwei Tage oder besser gesagt Nächte, nachdem Joey Kaiba in dessen Villa einen Besuch abgestattet hatte, schlich er erneut als Dieb durch die Schatten der Nacht. Er befand sich in einer Villa in einem der wohlhabenden Viertel der Stadt. Das Sicherheitssystem auszuschalten, war eine Kleinigkeit gewesen. Der Besitzer hätte besser ein System von KSS in seine Villa einbauen lassen, anstatt ein billiges Konkurrenzprodukt zu nehmen. Das hätte Joey zwar auch nicht aufgehalten, aber das jetzige System war ein Witz! Er hatte keine Minute gebraucht, um in die Villa einzubrechen! Jetzt bewegte er sich durch das Schlafzimmer. In seiner Hand hielt er eine kleine Taschenlampe, die gerade genug Licht spendete, damit er etwas sehen konnte, aber deren Lichtschein zu schwach war, um von der Straße aus durch die schweren Vorhänge vor den Fenstern gesehen zu werden. Die Villa gehörte Henry Hendersen, einem reichen Immobilienmakler. Seine Frau hatte sich vor kurzem von ihm scheiden lassen, da er ein unverbesserlicher Schürzenjäger war. Dafür interessierte sich Joey allerdings nicht im Geringsten. Was ihn mehr interessierte, war die Tatsache, dass er seiner Ex-Ehefrau ihren Brillantschmuck nicht ausgehändigt hatte. Sie war eine Stammkundin im Nightshades und hatte sich dort bitterlich über diese Tatsache beklagt. Joey war zufällig in der Nähe gewesen und hatte es gehört. Nun, der goldene Dieb lebte nicht allein von Auftragsdiebstählen, die Kunstobjekte betrafen. So viele Aufträge bekam er über Duke nämlich auch wieder nicht, schließlich waren nicht alle Kunstsammler auf dieser Welt kriminell, und nicht alle Kunstobjekte befanden sich in den Museen und Ausstellungen von Domino City. So ein Brillantschmuckset bestehend aus Halskette, Armband, Ring und Ohrringen konnte ihm ein hübsches Sümmchen einbringen. Joey fand sehr schnell, was er suchte. Hendersens Ex-Frau hatte erzählt, wo der Schmuck war, und als Joey den Schmuck tatsächlich an der beschriebenen Stelle fand, konnte er die Sorglosigkeit der Leute kaum fassen. Brillantschmuck im Wert von mehreren Tausend Euro wurde einfach in einer Schmuckschatulle auf dem Nachttisch aufbewahrt! Er beschwerte sich sicherlich nicht darüber, dass die Leute ihm die Arbeit als Dieb so leicht machten, aber sagte ihnen denn der gesunde Menschenverstand nicht schon, dass dieser Schmuck in einen Tresor gehörte und nicht auf den Nachttisch? Joey zuckte mit den Achseln. Es war nicht sein Problem. Er wickelte den Schmuck in ein schwarzes Seidentuch ein und verließ dann das Schlafzimmer. Das zusammen gerollte Tuch sorgsam in der Hand haltend, damit kein Stück des Schmucks heraus fallen konnte, ging er über die Treppe zurück in den ersten Stock des Hauses. Als er das Wohnzimmer betreten wollte, hielt er inne. Stimmen erklangen von dort, die Stimmen zweier Männer. Joey runzelte die Stirn. Eigentlich sollte Hendersen bei einer Wohltätigkeitsgala sein. Aber es war kurz vor Mitternacht, vielleicht war er bereits nach Hause gekommen. Es war nur Pech, dass Joeys Weg genau durch das Wohnzimmer führte. Er musste über die Galerie, die das Wohnzimmer umlief, in den hinteren Bereich des Hauses gelangen. Dort war er in das Haus eingedrungen, und dort wollte er auch wieder hinaus. Vielleicht schaffte er es ja noch über die Galerie, bevor Hendersen mit seinem Gast das Wohnzimmer betrat, falls er es überhaupt betrat. Joey trat lautlos auf die Galerie. Eine Treppe führte hinunter in das Wohnzimmer und eine weitere Treppe am anderen Ende der Galerie führte in den hinteren Teil des Hauses. Joey hatte über die Hälfte des Weges bereits hinter sich gebracht, als sich die Tür zum Wohnzimmer öffnete und Hendersen mit seinem Gast eintrat. Das Licht ging an und erleuchtete jeden Winkel des Zimmers. Joey ließ sich augenblicklich auf den Boden der Galerie fallen. Hinter dem Geländer der Galerie war er vor Blicken aus dem unteren Teil des Wohnzimmers geschützt. Joey dankte dem Architekten des Hauses dafür, dass er es toll fand, der Villa ein Wohnzimmer zu verpassen, dessen Zimmerdecke sich bis zum zweiten Stock des Hauses erhob, damit er eine Galerie im ersten Stock an der Wand entlang führen konnte. Wenn Hendersen ein normales Wohnzimmer gehabt hätte, wäre er jetzt erwischt worden und hätte flüchten müssen. Aber auch so war er noch nicht aus der Gefahrenzone heraus. Joey hörte, wie die zwei Männer sich hinsetzten und eine Unterhaltung begannen. Langsam kroch er auf dem Boden in Richtung der Treppe. Wenn er sie erreichte, konnte er das Zimmer verlassen und unbeobachtet verschwinden. Die Treppe war vom unteren Teil des Wohnzimmers nicht einsehbar. Er musste nur leise sein. Während er darauf achtete, dass die beiden Männer ihn nicht entdeckten, bewegte er sich immer weiter auf die Treppe zu. Doch dann hörte er etwas, was seine Konzentration brach. "Das Grundstück wird in Kürze verkauft sein, und in drei Monaten ist Baubeginn. Wenn das Kaufhaus erst Mal steht, wird niemand mehr die Leiche des Staatsanwaltes finden." Joey erstarrte mitten in seinen Bewegungen. ,Wie bitte?!', dachte er ungläubig. "Das freut mich zu hören, Henry", sagte der andere Mann. Seine Stimme klang irgendwie ein wenig geziert, wie die eines eingebildeten Neureichen oder eines eitlen Zuhälters. "Der alte Dunas hat mir ganz schöne Schwierigkeiten gemacht. Jetzt wo er tot ist, kann ich hoffentlich in Ruhe meinen Geschäften nachgehen." Dunas. Der Name war Joey ein Begriff. Dunas war Staatsanwalt und stand in dem Ruf, ein ganz scharfer Hund und absolut unbestechlich zu sein. Aber vor ungefähr einem Monat war der Mann spurlos verschwunden. Die Medien waren voll mit Berichten darüber. Nun, jetzt wusste Joey, was mit ihm passiert war. Allerdings war das ein Wissen, das er lieber nicht besessen hätte. Hendersen lachte. "Du hättest ihn schon viel früher erschießen lassen sollen. Warum hast du so lange gezögert? Er war überfällig!" "Ich weiß", antwortete der andere Mann. "Aber er war auch Staatsanwalt. Sein Verschwinden hätte mir große Probleme machen können. Allerdings sind diese Probleme jetzt das kleinere Übel. Nachdem er anfing, meinen Geschäften hinterher zu spionieren, konnte ich es mir nicht mehr leisten, ihn am Leben zu lassen." Joeys Instinkte schrieen ihn an, dass er sofort verschwinden sollte, so leise und so schnell wie nur möglich! Doch der Schock über das Gehörte und seine Neugier hielten ihn an Ort und Stelle fest. Der eine Mann war Henry Hendersen, das war sicher. Aber der andere Mann, wer war der andere Mann? Vorsichtig kroch Joey näher ans Geländer, um nach unten zu spähen. In der Mitte des Raumes stand eine Sitzgruppe. Hendersen, ein bulliger Mann mit dem Körperbau eines Bodybuilders, saß auf der kleinen Couch, und ihm gegenüber in einem der Sessel saß ein hochgewachsener schlanker Mann mit weißen Haaren, die ihm bis auf die Schultern fielen. Er trug einen Anzug aus rotem Samt, der an jedem anderen lächerlich ausgesehen hätte, doch an diesem Mann wirkte der Anzug seltsamerweise irgendwie passend. Der Mann saß mit dem Rücken zu Joey, doch dann drehte er den Kopf leicht zur Seite, und Joey konnte sein Gesicht nun im Profil sehen. Dem Dieb stockte der Atem, als er erkannte, wer da in dem Sessel saß. Maximilian Pegasus, der Chef der Pegasus-Gruppe, einer Verbrecherorganisation, die hier in Domino City beheimatet war und die in ihren Strukturen der Mafia in nichts nachstand. Ein eisiger Schauder lief Joeys Rücken hinunter. "Was waren denn das für Geschäfte?", fragte Hendersen, und als Pegasus eine Geste machte, als wenn er abwinken wollte, sagte Hendersen: "Ach, komm schon, Maximilian, das kann doch nicht schaden. Ich weiß schon so viel." "In der Tat, du weißt sehr viel." Pegasus überlegte einen Moment, dann fuhr er fort: "Ich erwarte in drei Wochen eine große Lieferung Drogen, die im Hafen von Domino City ankommen wird. Das Schiff ist schon unterwegs hierher. Dunas hat das rausbekommen, und deshalb musste er verschwinden. Genau wie du wusste er zu viel, mein Freund." Joeys Nackenhaare stellten sich auf, als er die letzten Worte von Pegasus hörte. Die Atmosphäre im Raum hatte sich verändert, es war ein Gefühl, als wäre die Temperatur um ein oder zwei Grad gefallen. Es war kaum wahrnehmbar, aber Joey hatte es bemerkt. Er sah Pegasus ruhig in seinem Sessel sitzen und hörte Hendersens schmieriges Lachen, und ein eisiges Gefühl kroch durch seinen Körper. Er wusste einfach, gleich würde etwas Schlimmes passieren! Als der Schuss fiel, zuckte Joey zusammen und schloss für einen Moment fest die Augen. Er hörte, wie Hendersens Lachen abrupt endete, das Geräusch eines schweren Körpers, der nach hinten geschleudert wurde, und dann hörte er nichts mehr außer seinem eigenen Atem. Fast zögernd öffnete er die Augen und blickte hinunter in den Raum. Pegasus war aufgestanden. In seiner Hand hielt er eine kleine Pistole, die man gut in einer Tasche oder auch seiner Hand verbergen konnte. Sein Blick war auf die Couch gerichtet, und auf dieser lag Hendersen, ein kleines Loch in der Stirn direkt zwischen seinen Augen, aus dem Blut über sein Gesicht floss. "Unsere geschäftlichen Beziehungen sind beendet, Henry", sagte Pegasus, und seine Stimme hatte einen gelangweilten Klang, als würde er nur einen beiläufigen Kommentar zum Wetter abgeben. Ohne sich weiter um die Leiche zu kümmern, verließ er das Zimmer. Joey lag still auf dem Boden und blickte auf die Leiche. Er zitterte leicht, und seine Gefühle waren völlig aufgewühlt. Es dauerte ein paar Minuten bis er sich soweit beruhigt hatte, dass er wieder klar denken konnte. Und dann wurde ihm bewusst, was für Konsequenzen es haben konnte, dass er Zeuge der Geschehnisse in dieser Nacht geworden war. Er musste hier weg! Wenn ihn hier jemand sah, würde er mehr Probleme bekommen, als er je als goldener Dieb gehabt hatte! Eventuell würde man ihm den Mord anhängen! Und selbst, wenn man das nicht tat, würde Pegasus kaum erfreut sein zu erfahren, dass es einen Zeugen gab! Er musste untertauchen, bis Gras über diese Sache gewachsen war! Hastig aber immer noch lautlos stand Joey auf und griff nach dem Seidentuch, in dem er den Brillantschmuck eingerollt hatte. Er würde Geld brauchen, um sich für einen möglichst langen Zeitraum versteckt halten zu können. Je länger er untertauchte, umso besser. Joey bewegte sich die Treppe hinunter in den hinteren Teil des Hauses, um von dort in die Schatten der Nacht zu entfliehen, die ihm so vertraut waren und die nun den größten Schutz für ihn versprachen. In seiner Eile bemerkte er nicht, wie ein glitzernder Gegenstand aus dem schwarzen Seidentuch in seiner Hand fiel und auf dem Boden der Galerie liegen blieb. Es war einer der Ohrringe, die zum Brillantschmuck gehörten. *** Die Leiche von Henry Hendersen wurde am nächsten Vormittag gefunden. Seine Ex-Frau war zu seiner Villa gekommen und hatte sich Zugang mit ihrem Schlüssel verschafft, um noch einmal zu versuchen, wieder in den Besitz ihres Brillantschmucks zu kommen. Schreiend war sie aus dem Haus geflüchtet, als sie die Leiche ihres ehemaligen Lebensgefährten fand. Eine Nachbarin hatte sich der hysterischen Frau angenommen und die Polizei verständigt. Die Polizei war sofort gekommen und hatte die ganze Villa abgesperrt. Neugierige und Reporter standen um die Absperrung herum in der Hoffnung, als Erste die neuesten Informationen zu erfahren. Auch Tristan und Tea waren anwesend, allerdings nur, um ihren Kollegen ein wenig mit der Spurensicherung am Tatort zu helfen. Sie gehörten schließlich zum Einbruchsdezernat der Polizei und nicht zur Mordkommission. Sie hatten gerade mit einigen anderen Polizisten den Garten gründlich nach Spuren abgesucht, als ein weiterer Polizist von der Mordkommission aus dem Haus kam und rief: "Hey, Tristan! Kannst du mal herkommen?" Tristan sah auf und erblickte seinen Freund Jack Nelson, der in der Eingangstür stand. Gefolgt von Tea ging er zu ihm rüber. "Was gibt es denn, Jack?" "Ich möchte, dass du dir am Tatort mal was ansiehst", antwortete Jack und führte Tristan und Tea in die Villa hinein. "Gerne, aber ist das hier nicht eher Sache der Mordkommission?", fragte Tristan, während sie durch die Eingangshalle schritten. "Es sieht ganz so aus, als wäre nicht nur ein Mord geschehen, sondern auch ein Diebstahl", erzählte Jack. "Frau Hendersen kam hierher, um ihren Brillantschmuck zu holen, den ihr Ex-Mann zurückbehalten hatte. Dabei fand sie seine Leiche. Wir haben nachgesehen, wo der Schmuck ist, aber konnten nichts finden. Der Schmuck muss aber hier im Haus gewesen sein. Auf der Galerie des Wohnzimmers fanden wir einen Ohrring. Er lag einfach auf dem Boden. Wir haben Frau Hendersen gefragt, und sie bestätigte, dass dieser Ohrring zu dem Schmuck gehört, den sie holen wollte. Aber der restliche Schmuck ist nicht auffindbar." "Ein Raubmord vielleicht?" "Wäre möglich. Aber so, wie die Sache sich für uns darstellt, denken wir, das Opfer kannte den Täter und ließ ihn selbst ins Haus hinein. Es gibt nirgends Spuren eines Kampfes. Wir haben den Eindruck, dass das Opfer sich nicht bedroht fühlte, seinen Tod also auch nicht kommen sah. Der Mörder hat wahrscheinlich sehr kaltblütig abgedrückt. Da passt es nicht, dass er danach so in Aufregung gerät, dass er einen Teil des Schmucks verliert. Außerdem fehlt nur der Schmuck, alle anderen Wertgegenstände scheinen noch da zu sein. Selbst eine äußerst wertvolle Uhr, die das Opfer sichtbar am Handgelenk trägt, wurde nicht mitgenommen." Sie betraten das Wohnzimmer. Die Leiche war bereits in einen Plastiksack verpackt und raus getragen worden, um zur Gerichtsmedizin abtransportiert zu werden. Doch auf der Couch waren noch deutlich die dunklen Blutspuren zu sehen. Die drei Polizisten gingen die Treppe hinauf auf die Galerie, und dort lag ein glitzernder Ohrring auf dem Boden. Tristan und Tea sahen sich die Stelle an und blickten sich dann aufmerksam um. "Es führen zwei Treppen und eine Tür von der Galerie. Eine Treppe geht in den unteren Bereich des Wohnzimmers. Wohin führen die beiden anderen Ausgänge?", fragte Tea. "Die Tür führt auf einen Gang, von dem man in die oberen Stockwerke kommt. Dort liegt auch das Schlafzimmer, wo der Schmuck aufbewahrt wurde. Die andere Treppe führt nach unten in Richtung Küche und Hinterausgang", antwortete Jack. Tea wandte sich an ihren Partner. "Ich gehe die Treppe runter Richtung Hinterausgang. Mal sehen, ob ich was finde." Tristan nickte nur und machte sich selbst an die Arbeit. Aufmerksam überprüfte er die Galerie und sah sich dann im oberen Bereich des Hauses um, wo das Schlafzimmer lag, aus dem der Schmuck anscheinend gestohlen worden war. Aber er konnte keine Spuren entdecken. Als er wieder auf die Galerie trat, war Tea schon wieder dort und unterhielt sich mit Jack. Tristan trat zu den Beiden. Tea sah ihren Partner ernst an. "Ich glaube, da war noch eine dritte Person hier. Jemand hat sich Zugang über eines der Fenster zum Haus verschafft und das Sicherheitssystem ausgeschaltet. Wir informieren besser die Kollegen von der Spurensicherung, dass ihre Arbeit noch nicht getan ist." *** Am Nachmittag lag Tristan und Tea ein vollständiger Bericht über den Vorfall in der Villa von Hendersen vor. Außerdem waren noch Informationen und Spekulationen hinzugekommen, die die Polizisten sehr beunruhigten. Es gab einen Hauptverdächtigen in diesem Mordfall, doch die Beweise gegen ihn reichten nicht aus. Selbst eine Hausdurchsuchung konnte auf dieser Beweisgrundlage nicht genehmigt werden. Die Polizei brauchte mehr Informationen, mehr Beweise, und vielleicht gab es sogar eine Möglichkeit, diese zu bekommen. Noch am selben Nachmittag kamen Tristan und Tea zu Kaiba ins Büro. Auch Yami und Ryou gesellten sich dazu. Dort klärte sie Tristan als Erstes über den Mord auf. "So, der alte Immobilienhai Hendersen ist also tot. Und was hat das mit mir und meiner Firma zu tun?", fragte Kaiba. "Es gab gestern Nacht in Hendersens Villa zwei Verbrechen. Den Mord und einen Einbruch. Wir nehmen an, dass der Einbrecher unser goldener Dieb gewesen ist. Die Vorgehensweise passt, und es ist uns bekannt, dass dieser Dieb nicht nur Kunstobjekte stiehlt", erklärte Tristan. "Und ihr denkt, der goldene Dieb hat etwas mit dem Mord zu tun?", fragte Ryou. Der Gedanke, dass der Dieb, der ihn so sehr beschäftigte, ein Mörder sein könnte, versetzte Kaiba einen Stich, und er bemerkte schärfer als beabsichtigt: "Wie ein Mörder kommt er mir aber nicht vor! Rotzfrech und ein Dieb, aber kein Mörder!" Die Anwesenden warfen Kaiba aufgrund seiner heftigen Reaktion erstaunte Blicke zu. Kaiba tadelte sich in Gedanken selbst für seine mangelnde Selbstbeherrschung. Aber er konnte einfach nicht glauben, dass dieser blonde Mann mit den fröhlichen braunen Augen und dem frechen Grinsen ein Mörder sein sollte. "Tristan und ich stimmen Kaiba zu", sagte Tea. "Hendersen war kein unbeschriebenes Blatt bei der Polizei. Er hat häufig für einen Mann namens Maximilian Pegasus gearbeitet. Er ist der Hauptverdächtige für diesen Mord, aber leider kann ihm noch nichts bewiesen werden." "Noch nicht?", fragte Yami nach, aber dann kam ihm die Erkenntnis: "Ihr glaubt, dass der Einbrecher den Mord gesehen hat!" "Wenn er Maximilian Pegasus bei einem Mord beobachtet hat, dann lebt er nicht mehr lang", sagte Kaiba, und seine Stimme klang gepresst. Dieser verdammte Dieb, konnte er nicht beim Einbruch in Museen und Ausstellungshallen bleiben?! Und warum machte er sich eigentlich Sorgen um einen Kriminellen? "Wer ist dieser Pegasus?", frage Ryou. Kaiba hatte besorgt geklungen, und Ryou wusste, dass eine Menge nötig war, damit sich Kaiba wegen jemandem Sorgen machte. "Maximilian Pegasus ist Gründer und Chef der Pegasus-Gruppe, der mächtigsten und einflussreichsten Verbrecherorganisation in Domino City", erklärte Tristan. "Diese Organisation hat ihre Finger in so ziemlich jedem dreckigen Geschäft: Drogen, Schmuggel, Prostitution, Entführung, Mord und wahrscheinlich noch andere Sachen, von denen wir nicht mal wissen. Trotzdem konnten wir ihm bisher nichts anhaben. Es sind immer nur die kleinen Fische, die ins Netz gehen. Die Beweise gegen Pegasus selbst reichen nie aus. Aber wenn wir einen Augenzeugen haben, der ihn bei einem Mord gesehen hat, könnten wir ihn endlich verhaften." "Aber Pegasus wird sich doch sicher nicht selbst die Hände schmutzig machen. Er könnte einen seiner Leute mit dem Mord beauftragt haben", wandte Ryou ein. "Diese Möglichkeit besteht natürlich", sagte Tea. "Aber Pegasus ist ein Mann, der dazu neigt, viele Angelegenheiten seiner Organisation selbst in die Hände zu nehmen, immerhin hat er sie auch selbst aufgebaut. Außerdem wurde er gesehen, wie er gestern Abend zusammen mit Hendersen eine Wohltätigkeitsveranstaltung verließ. Wir können ihm nur nicht beweisen, dass er auch mit Hendersen zu dessen Villa gefahren ist. Seiner Aussage nach hat Hendersen ihn lediglich bis zu einem Club gebracht, in dem er die ganze Nacht verbrachte. Und das Personal des Clubs schwört natürlich, dass das stimmt. Es sind alles Pegasus` Leute." "Wenn wir also den goldenen Dieb fangen und er tatsächlich der gesuchte Augenzeuge ist, könnte das Pegasus endlich in den Knast bringen", kommentierte Yami. "Aber wenn Pegasus erfährt, dass es einen Zeugen gibt, wird er alles daran setzen, diesen zu töten, bevor er aussagen kann", warf Kaiba ein. "Die Presse war am Tatort, und der Mord ist bereits in den Nachrichten. Wenn einer der Reporter erfahren haben sollte, dass da auch ein Diebstahl war, steht es spätestens Morgen in der Zeitung. Und dann weiß auch Pegasus bescheid. Denn er war es bestimmt nicht, der den Brillantschmuck aus Hendersens Villa gestohlen hat." Tristan rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. "Aber ich weiß nicht, wie viel die Medien über den Vorfall wissen. Vielleicht haben sie ja keine Ahnung von dem Diebstahl." "Auf eine Ahnung sollten wir uns in diesem Fall besser nicht verlassen", sagte Tea, holte ihr Handy hervor und tippte eine Nummer ein. "Ich weiß, wo ich nachfragen kann." "Wo willst du denn da nachfragen?" Tristan sah seine Partnerin an, doch bevor Tea ihm antworten konnte, wurde am anderen Ende der Leitung abgehoben, und Tea sagte freudig: "Hallo, Mai!" Tristan fiel vor Staunen fast von seinem Stuhl, aber vielleicht war ihm auch ein gehöriger Schrecken in die Glieder gefahren. Während Tea sich mit Mai über die Geschehnisse am Vormittag unterhielt, versuchte ihr Partner, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, in dem er wild mit den Händen in der Luft gestikulierte, wobei er einen Gesichtsausdruck zur Schau trug, der irgendwo zwischen Entsetzen und Aufregung angesiedelt war. Yami und Ryou pressten sich die Hände auf den Mund, um nicht loszulachen, während sie Tristan beobachteten, und selbst Kaiba musste lächeln. Offenbar wollte Tristan Tea zu verstehen geben, dass sie Mai ja nichts erzählen sollte, aber seine Partnerin ignorierte ihn einfach, und Tristan wollte nichts sagen, da Mai ihn über das Handy hören könnte. Schließlich beendete Tea ihr Telefonat, und nachdem sie ihr Handy wieder weggesteckt hatte, sagte sie: "Die Presse ist bestens informiert, sowohl über den Mord als auch über den Diebstahl! Hendersens Ex-Frau, die ihn gefunden hat, hat der Presse lang und breit alles erzählt, was sie wusste. Und sie hat besonders den Diebstahl des Brillantschmucks immer wieder hervorgehoben, der Tod ihres einstigen Gatten schien sie nicht unbedingt so zu interessieren. Sie hat der Presse auch erzählt, dass einer der Brillantohrringe auf der Galerie des Wohnzimmers gefunden wurde. Morgen steht es in allen Zeitungen der Stadt." "Pegasus wird gut informiert sein", kommentierte Tristan und sah seine Partnerin dann tadelnd an. "Du hast Frau Valentine zwar keine weiteren Informationen gegeben, aber sie wird bestimmt versuchen, dich darüber noch auszuquetschen." "Oh, Tristan, sei nicht so misstrauisch. Ich weiß schon, was ich tue", erwiderte Tea. "Außerdem hat Mai ihren Artikel längst geschrieben und abgegeben." Tristan rollte mit den Augen. "Pegasus wird bestens informiert sein, sobald er den Artikel liest." "Wenn wir den goldenen Dieb fangen wollen, müssen wir also schneller sein als Pegasus." Kaiba lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah die beiden Polizisten an. "Deshalb seid ihr doch hier, nicht wahr? Ihr wollt euch mit uns verbünden, damit wir gemeinsam diesen Dieb aufspüren und fangen." Tristan nickte. "Normalerweise würde die Polizei nicht auf die Hilfe von Außenstehenden zurückgreifen, aber du bist der Einzige, der je das Gesicht des goldenen Diebes gesehen hat, Kaiba. Falls Pegasus erfährt, dass Kaiba Security Systems den goldenen Dieb zusammen mit der Polizei jagt, wird er glauben, dass du lediglich das Ansehen deiner Firma wieder herstellen willst, indem du diesen Dieb ausschaltest. Und das ist ja auch korrekt. Wir bitten Kaiba Security Systems also offiziell um Mithilfe, um den Dieb zu fangen. Alle Aktionen, die dabei gefährlich werden könnten, übernimmt selbstverständlich die Polizei. Würdest du uns helfen?" "Ich werde helfen", antwortete Kaiba, und dann fügte er mit einem sadistischen Lächeln hinzu: "Aber ich tue das nicht aus der Güte meines Herzens heraus. Wenn ich diesen Dieb in die Finger bekommen sollte, wird er sich noch wünschen, Pegasus hätte ihn zuerst erwischt." Ein Schauder lief Ryous und Teas Rücken hinunter, und Tristan und Yami schluckten. Kaibas Lächeln sah Furcht einflößend aus. Man konnte fast Mitleid mit dem Dieb bekommen. *** Am nächsten Tag saß Pegasus beim Frühstück in seiner prächtigen Villa ein wenig außerhalb der Stadt. Es war ein wundervoller Morgen, und Pegasus hatte die Fenster seines Speisezimmers weit öffnen lassen, um die frische Luft genießen zu können. Während er noch frühstückte, brachte sein Butler ihm die Zeitung auf einem silbernen Tablett. Pegasus griff danach und grinste, als er die Schlagzeile gleich auf der ersten Seite sah. Er biss in seinen Toast und überflog den Artikel. Plötzlich stutzte er, und das Grinsen verschwand von seinem Gesicht. Er legte den Toast auf den Teller zurück und wandte seine ganze Aufmerksamkeit dem Artikel zu. Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Als er zu Ende gelesen hatte, ließ er die Zeitung sinken. Mit finsterem Gesichtsausdruck starrte er eine Weile ins Leere. Mit einer solchen Komplikation hatte er nicht gerechnet. Wenn tatsächlich ein Dieb in Hendersens Villa gewesen war, bestand die Möglichkeit, dass er gesehen worden war, als er den Mann erschoss. Es gab einige Indizien, die dafür sprachen. Der Ohrring war auf der Galerie des Wohnzimmers gefunden worden, und normalerweise verlor ein Einbrecher kein Diebesgut auf seiner Flucht, es sei denn, etwas hatte ihn erschreckt und somit aus der Ruhe gebracht. Zum Beispiel ein Mord. Und wenn es sich um einen Zeugen handelte, was hatte er gehört? Pegasus hatte sich mit Hendersen über Dinge unterhalten, die niemand außerhalb seiner Organisation erfahren dürfte! Es war natürlich auch möglich, dass der Dieb erst nach dem Mord in die Villa eingedrungen war und dann die Leiche fand. Aber Pegasus würde kein Risiko eingehen. Bevor er jedoch den Dieb und möglichen Zeugen eliminieren konnte, musste er ihn erst einmal aufspüren. Und da er nicht wusste, um wen es sich handelte, würde das nicht leicht werden. Pegasus überdachte sorgfältig die Möglichkeiten, die ihm offen standen. Er konnte seine eigenen Leute dafür einsetzen, aber dann würde es nicht lange dauern, und die Kriminellen dieser Stadt würden wissen, dass die Pegasus-Gruppe nach einem bestimmten Dieb suchte. Dadurch wäre der Dieb schnell gewarnt, und außerdem würde dies eventuell auch noch die Aufmerksamkeit der Polizei auf ihn und diesen Dieb lenken. Zwar würde die Polizei ohnehin nach dem Dieb suchen, aber er musste sich ja nicht auch noch verdächtig benehmen. Noch konnte die Polizei ihm nichts beweisen. Es war unnötig, ihr Misstrauen weiter anzustacheln. Also würde er freischaffende Kriminelle anheuern, die für den arbeiteten, der ihnen am meisten bezahlte. Auf diese Art würde er keine Aufmerksamkeit auf seine Organisation und damit auch auf sich selbst lenken. Diese Kriminellen würden den Dieb für ihn fangen und an seine Leute übergeben. Und dann würde er den Dieb spurlos verschwinden lassen - für immer! Pegasus lächelte grimmig. Er kannte genau die richtigen Personen für diesen Job. *** Es war später Nachmittag, als ein Mann, der aussah, als hätte er wesentlich mehr Muskeln als Hirn, in ein heruntergekommenes Gebäude stürzte und dabei rief: "Boss! Hey, Boss!" Auf einer zerschlissenen Couch, die Füße auf einen alten Couchtisch gelegt, saß ein muskulöser Mann. Er trug schwere schwarze Lederstiefel, Jeans und eine ärmellose schwarze Lederjacke. Um seine Handgelenke trug er mit Nieten besetzte schwarze Lederarmbänder, und sein blondes Haar wurde von einem um den Kopf geschlungenen Tuch verdeckt, das mit der U.S.-amerikanischen Flagge bedruckt war. Genervt verdrehte er seine blauen Augen, als er den Ruf hörte. Chef einer Straßengang zu sein, war ein echt harter Job. Man hatte keine Minute Ruhe vor seinen idiotischen Gefolgsleuten. Bandit Keith seufzte, stand auf und ging zur Tür, die er grob aufstieß. "Was gibt`s denn?!", brüllte er, verärgert über die Unterbrechung seines Müßigganges. Der Muskelmann, der nach ihm gerufen hatte, Charly war sein Name, kam zur Tür gestürzt und hielt ihm einen Briefumschlag hin. "Wir haben `nen Job, Boss!", keuchte er. "Wir sollen `nen Dieb fangen. Steht alles hier drin." Bandit Keith nahm den Briefumschlag und setzte sich wieder auf die Couch. Dann zog er ein beschriebenes Blatt und einen ausgeschnittenen Zeitungsartikel aus dem Umschlag hervor. Auf dem Blatt war der Auftrag für ihn und seine Gang beschrieben worden, der Artikel lag nur zur weiteren Information dabei. Keith lächelte erfreut, als er sah, welche Bezahlung er bei erfolgreicher Beendigung des Auftrages erhalten würde. Es stand nicht dabei, wer der Auftraggeber war, lediglich eine Telefonnummer für eine spätere Kontaktaufnahme war angegeben. Doch das störte Keith nicht im Geringsten. Auf diese Art bekam er öfter seine Aufträge, und er wurde stets bezahlt, das war die Hauptsache. "Charly, hol die anderen", befahl er. "Wie du selbst schon gesagt hast, wir müssen einen Dieb fangen." *** Zur gleichen Zeit saß in einem Appartement in einem ganz normalen Wohnviertel ein Mann vor seinem Computer. Obwohl es draußen noch hell war, waren die Vorhänge vor die Fenster gezogen worden, so dass der Raum fast im Dunkeln lag. Das einzige Licht stammte von einer Kerze, die auf einem Tisch in der Nähe brannte, und vom Bildschirm des Computers. Das Licht fiel auf das Gesicht des Mannes und auf den Schopf schneeweißer Haare, die wie eine Art wilde Löwenmähne bis zu seinen Schultern fielen. Dunkelbraune Augen blickten konzentriert auf den Bildschirm, während schlanke Finger über die Tastatur huschten. Klick, klick, klick. Die Enter-Taste wurde gedrückt. Das eingegebene Passwort wurde überprüft und der Zugriff auf eine sehr spezielle Website gewährt. Einen Moment lang summte das Modem auf, als es die Datenmenge übertrug. Dann erschien die Website auf dem Bildschirm. Die Webadresse und Passwörter für diese Website wurden nur an als äußerst fähig und vertrauenswürdig eingestufte Personen gegeben. Der Inhalt der Website war illegal. Hier trafen sich Hacker, Kopfgeldjäger und Kriminelle. Aber nicht etwa, um sich miteinander im Chat zu unterhalten. So etwas gab es hier nicht. Auf dieser Website wurden Aufträge vergeben, die sich hart an der Grenze der Legalität bewegten - und in den meisten Fällen diese bereits überschritten hatten. Der Mauszeiger huschte über den Bildschirm. Ein Klick und ein weiteres Fenster öffnete sich. Wieder ertönte das Klicken der Tastatur, als der Mann erneut ein Passwort eingab. Die Anzeige auf dem Bildschirm wechselte und zeigte nun die Informationen an, die nur für den Besitzer des Passwortes gedacht waren. Eine Datei lag zum Download bereit. Ein Befehl wurde eingegeben, und der Download begann. Gelangweilt wandte sich der Mann ab und stand auf. Er trug eine schwarze Lederhose, die sich eng an seine Beine schmiegte, und ein dunkelgrünes Seidenhemd. Aufgrund der dunklen Kleidung waren die Bewegungen seines Körpers im Halbdunkel des Raumes nur schwer zu erkennen, als er hinüber zu seinem CD-Player ging. Ein kurzer Druck auf eine Taste, und die Musik der Gruppe Linkin Park ertönte aus den Lautsprecherboxen, wenn auch nicht so laut, wie es der Mann gern gehabt hätte. Aber er wollte keinen Ärger mit seinen Nachbarn. Er ging zurück zu seinem Sessel vor dem Computer und schloss die Augen. So friedlich wie der Mann jetzt da saß und mit geschlossenen Augen der Musik lauschte, hätte sicher niemand vermutet, dass es sich bei diesem Mann um einen der gefährlichsten Kopfgeldjäger handelte, die es in Domino City gab. Er war bekannt unter dem Namen Bakura, jedoch wusste niemand, ob das jetzt sein Vorname, sein Nachname oder überhaupt sein richtiger Name war. Aber die Leute wussten, dass noch keiner es geschafft hatte, Bakura zu entkommen. Wenn er jemanden jagte, dann bekam er diese Person auch. Dass die Kopfgeldjagd in diesem Land in den meisten Fällen illegal war, störte Bakura dabei nicht. Gerade die illegalen Kopfgelder waren eine gute Einnahmequelle. Und was mit den Leuten passierte, nachdem er sie an seine Auftraggeber gegeben hatte, interessierte ihn nicht. Außerdem war es sowieso besser, so etwas nicht zu wissen. Ihn interessierte nur das Geld, das er für seinen Job bekam. Auf der Website, die Bakura aufgesucht hatte, wurden unter anderem die Kopfgelder veröffentlicht. Dort konnte man auch Aufträge für ganz bestimmte Personen hinterlassen, sofern man Zugang zu der Website hatte. Und einen solchen Auftrag, der nur für Bakura dort hinterlassen worden war, lud das Modem nun herunter. Geduldig wartete Bakura auf das Ende des Downloads. Abgelenkt durch die Musik bemerkte er nicht, dass der Download länger dauerte als das normalerweise der Fall war. Schließlich ertönte ein Piepen, welches das Ende des Downloads signalisierte. Bakura unterbrach die Verbindung zum Internet und öffnete die Datei. Wie erwartet handelte es sich um einen Auftrag für ihn. Er sollte einen Dieb aufspüren und einfangen. Sobald er ihn hatte, konnte er seinen Auftraggeber über eine Telefonnummer kontaktieren. Der Gefangene würde dann abgeholt werden. Eine zweite Datei enthielt als weitere Information einen eingescannten Zeitungsartikel. Sein Auftraggeber wollte anonym bleiben, doch als Bakura den Zeitungsartikel überflog, hatte er den Verdacht, dass er recht genau wusste, wer den Dieb haben wollte und warum. Nun, zumindest würde die Pegasus-Gruppe keine Schwierigkeiten haben, ihm das im Auftrag versprochene Kopfgeld auch zu bezahlen. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: So, hier taucht endlich der Geist des Millenniumsringes zum ersten Mal auf! Bitte den Kopfgeldjäger Bakura nicht mit Ryou Bakura, Kaibas süßem Sekretär, verwechseln! Ryou führt kein Doppelleben in dieser Fanfic, sondern es handelt sich um zwei Personen! Ich habe Tea und Mai in der Hintergrundinfo bisher noch gar nicht erwähnt, obwohl die Beiden seit dem ersten Kapitel dabei sind, aber das hole ich jetzt nach. Hintergrundinfo zu: Tea Gardener Alter: 24 Jahre Status: Polizistin Tea arbeitet im Einbruchsdezernat und ist die Partnerin von Tristan Taylor. Ruhig, freundlich und ausgeglichen ist sie sicher nicht das, was man sich unter einer typischen Polizistin des Einbruchsdezernates vorstellt. Wer sie sieht, denkt zuerst an eine Verkehrspolizistin. Aber der äußerliche Eindruck täuscht. Tea ist gut in ihrem Job. Früher einmal wollte Tea Tänzerin werden, aber dann entschied sie sich doch für den Job als Polizistin. Sie hat jedoch das Tanzen nicht aufgegeben und geht in ihrer Freizeit gerne in Tanzschulen oder Tanzclubs. Mai Valentine Alter: 26 Jahre Status: Reporterin Mai ist Reporterin bei der Zeitung "Domino News" und äußerst erfolgreich in ihrem Job. Mai ist sehr geschickt darin, den Leuten Informationen zu entlocken, die diese gar nicht geben wollten. Aus den Informationen der verschiedenen Leute setzt sie dann das korrekte Bild zusammen und schreibt ihre Artikel. Dabei enthüllt sie oft mehr Informationen, als die Polizei eigentlich an die Öffentlichkeit geben wollte. Das hat ihr einen gewissen Ruf bei der Polizei eingebracht, vor allem Inspektor Taylor vom Einbruchsdezernat hält lieber Abstand zu ihr. Mai ist sehr selbstsicher und liebt ihren Job als Reporterin. Wenn sie mal nicht arbeitet, geht sie am liebsten einkaufen oder in eine gute Bar. Sie bevorzugt übrigens das eigene Geschlecht, kurz gesagt sie ist lesbisch. Kapitel 7: Ein Katz und Maus-Spiel ---------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 7/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Warnung: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Vielen Dank an die lieben Kommentatoren des letzten Kapitels: The_Lonely_Storm, Kaiba-Kuchen, Rin-san, Schwertheini und Sakura-Kira! Falls ich jemanden vergessen haben sollte, tut es mir leid, aber mehr Leute standen unter den Kommentaren des letzten Kapitels noch nicht, als ich upgedatet habe. So, jetzt stehen auf Animexx genau so viele Kapitel wie auf Yaoi.de. Ab jetzt wird es länger dauern, bis die neuen Kapitel kommen, aber keine Sorge, ich schreibe weiter. -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 7: Ein Katz und Maus-Spiel Es war kurz vor 20 Uhr, also noch vor Öffnung des Nachtclubs Nightshades. Normalerweise herrschte um diese Zeit in Dukes Büro eine entspannte Atmosphäre, doch diesmal war es anders. Duke saß mit besorgtem Gesichtsausdruck an seinem Schreibtisch, eine Zeitung vor sich. Die Schlagzeile gleich auf der ersten Seite berichtete von dem Mord an Henry Hendersen sowie von einem Einbruch in seine Villa in der Nacht seiner Ermordung. Duke gegenüber saß Joey, und der sonst so fröhliche Dieb sah äußerst nervös aus. Nun, das war zu erwarten. Joey hatte ihm von den Ereignissen bei seinem letzten Diebstahl erzählt, und Duke hätte es gewundert, wenn Joey nicht nervös gewesen wäre. "Was hast du mit dem Brillantschmuck gemacht?", fragte Duke. "Ich habe ihn noch in der gleichen Nacht an einen Hehler verkauft, und zwar an Trevor. Er kennt mich kaum, nur gerade genug, um Geschäfte mit mir zu machen. Ich dachte, es wäre das Beste, den Schmuck schnell loszuwerden. Aber als ich Trevor den Schmuck zeigen wollte, fehlte einer der Ohrringe. Da habe ich nur die Kette, das Armband und den Ring an ihn verkauft. Den Ohrring habe ich noch. Ich nahm an, ich hätte den zweiten Ohrring irgendwo unterwegs verloren." Joey rutschte unruhig hin und her. Er wusste, es war ihm ein großer Fehler unterlaufen. Wenn der Ohrring auf der Galerie nicht gefunden worden wäre, hätte vielleicht nie jemand erfahren, dass ein Dieb in der Villa gewesen war. Man hätte vielleicht geglaubt, dass Hendersen den Brillantschmuck einer seiner zahlreichen Geliebten geschenkt hätte. Auf jeden Fall hätte man sich nicht groß drum gekümmert. Jetzt jedoch sah die Sache anders aus. Jetzt ging man von einem möglichen Zeugen in der Mordnacht aus, und Joey wusste, auch Pegasus las Zeitung. Duke seufzte. "Ich wünschte, du wärst zuerst zu mir gekommen. Wenn Pegasus oder die Polizei den Schmuck bei Trevor findet und ihn ausreichend unter Druck setzt, redet er. Er weiß zwar nicht viel, aber wahrscheinlich genug, um sie auf deine Spur zu bringen. Du solltest..." Weiter kam Duke nicht. Die Tür seines Büros wurde aufgerissen, und Malik stürmte herein. Der blonde Ägypter schlug die Tür wieder hinter sich zu und lehnte für einen Moment keuchend an der Wand. Offenbar hatte er es sehr eilig gehabt, hierher zu kommen. Auch Joey keuchte, allerdings aus anderen Gründen. "Du lieber Himmel, Malik! Ich hab fast `ne Herzattacke bekom-..." "Du musst sofort verschwinden!", unterbrach ihn Malik und wedelte aufgeregt mit einer Zeitung, die er in der Hand hielt. Es war die gleiche Zeitung, die vor Duke auf dem Schreibtisch lag. "Sie suchen bereits nach dir!" "Langsam, Malik!", befahl Duke mit erzwungener Ruhe. Panik würde ihnen nicht helfen. "Was ist passiert?" Malik atmete tief durch und berichtete: "Als ich den Artikel in der Zeitung gelesen habe, hatte ich so einen Verdacht, dass Joey darin verwickelt sein könnte. Ich meine, es ist ja typisch für ihn, in so einen Schlamassel zu geraten." Joey warf ihm einen leicht beleidigten Blick zu, und Duke unterdrückte ein Grinsen. Das Grinsen verging ihm allerdings, als Malik fortfuhr: "Deshalb habe ich mich auf die Website der Kopfgeldjäger gehackt und mich dort umgesehen. Unter dem allgemeinen Zeug war zwar nichts, aber dafür wurde ein Auftrag an einen Mann namens Bakura erteilt. Er soll einen Dieb fangen, der Brillantschmuck aus der Hendersen-Villa gestohlen hat. Ich konnte nicht alles lesen, weil der Download der Datei plötzlich begann, und ich erwischt worden wäre, wenn ich mich nicht zurückgezogen hätte, aber ich bin mir absolut sicher, jemand hat diesen Bakura beauftragt, den Dieb zu fangen, der in diesem Artikel erwähnt wird." Malik hielt die Zeitung hoch. "Das bist doch du gewesen, Joey, nicht wahr?" Joeys Gesicht verfinsterte sich. "Ja, ich war in der Villa. Aber ich habe Hendersen nicht ermordet." "Das habe ich auch nicht geglaubt", erwiderte Malik. "Joey, ich kenne Bakura, zumindest dem Namen nach. Er ist ein sehr erfolgreicher Kopfgeldjäger. Aber ich glaube nicht, dass er der Einzige ist, der dich jagen wird." Duke sah seinen Freund ernst an. "Du musst sofort verschwinden. Tauch unter, solange du nur kannst, und vermeide es auf jeden Fall, die Orte aufzusuchen, an denen du normalerweise deine Zeit verbringst. Vielleicht solltest du sogar die Stadt verlassen." Joey nickte grimmig. "Du hast Recht, Duke. Ich bleibe mit dir in Verbindung, aber sehen werden wir uns nicht. Die Stadt werde ich allerdings noch nicht verlassen. Es würde auffallen, wenn der goldene Dieb plötzlich nicht mehr da wäre, und außerdem kenne ich hier genügend Verstecke. Ich werde erst dann aus Domino City verschwinden, wenn ich zu der Ansicht komme, dass schon meine Anwesenheit in der Stadt zu gefährlich ist." "Viel Glück, Joey", sagte Duke. Er hoffte nur, seinem Freund würde nichts passieren, und sie würden diese Sache heil überstehen. Malik beobachtete niedergeschlagen, wie Joey aufstand und zur Tür ging. "Bist du wirklich Zeuge des Mordes gewesen?", fragte er traurig. Joey lächelte Malik im Vorbeigehen halbherzig an und tätschelte ihm den Kopf. "Je weniger du weißt, desto besser für dich, Malik." *** Um 20 Uhr öffnete der Nachtclub Nightshades seine Türen. Zu dieser Zeit war Joey bereits durch den Hinterausgang in der Nacht verschwunden. Malik hatte seinen Dienst an der Bar angetreten, doch er war nicht richtig bei der Sache. Zu groß war die Sorge um seinen Freund Joey, als dass er sich wirklich auf das Mixen von Getränken hätte konzentrieren können. Marik, der den Club kurz nach seiner Öffnung betreten hatte, war die Stimmung seines Freundes aufgefallen, und nun tat er sein Bestes, um Malik aufzuheitern. Dem reichen Ägypter war es nicht schwer gefallen, Maliks Dienstplan herauszufinden, und nun war er fast jeden Abend hier, wenn Malik Dienst hatte. Marik konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so um die Freundschaft von jemandem bemüht hatte. Normalerweise lagen ihm die Leute zu Füßen, und das langweilte ihn schnell. Doch Malik war anders, er war etwas besonderes, zumindest für Marik, und der Kunsthändler fühlte in sich den Wunsch, auch Malik möge so für ihn empfinden. Eine halbe Stunde nach seiner Öffnung betrat Yami den Club. Suchend sah er sich um. Da er den Besitzer des Nachtclubs, Duke Devlin, nicht entdecken konnte, musste er wohl in seinem Büro sein. Yami trat an die Bar, um den Barkeeper nach Duke zu fragen, und musste ein Grinsen unterdrücken, als er Marik Ashum an der Bar entdeckte, der mit dem Barkeeper, der ihm so verblüffend ähnlich sah, ganz offensichtlich flirtete. Yami stellte sich an das andere Ende der Bar und nickte Marik grüßend zu, der den stummen Gruß erwiderte. Malik kam zu ihm. "Was darf ich Ihnen bringen?", fragte er. "Duke Devlin, wenn`s geht", antwortete Yami. Malik hob eine Braue. "Mein Chef ist leider beschäftigt. Aber wenn Sie Fragen oder Beschwerden haben, nehme ich diese gerne entgegen und sehe, was ich für Sie tun kann." "Es geht um einen Freund oder zumindest Bekannten von Herrn Devlin, der sich in ziemlichen Schwierigkeiten befinden dürfte", sagte Yami. "Es ist mir nicht bekannt, dass sich einer von Herrn Devlins Freunden in Schwierigkeiten befindet. Können Sie mir sagen, um wen es sich handelt? Dann werde ich Herrn Devlin darüber unterrichten", log Malik. Er ließ sich nichts anmerken, aber Yamis Worte machten ihn nervös. Er wusste, dass Yami der Chefprogrammierer von KSS war, und er konnte sich denken, nach wem Yami fragte. Aber wie kam er darauf, hier im Nightshades nach ihm zu suchen? Es hatte nie mehr als Verdächtigungen gegen Duke gegeben. Yami unterdrückte ein Seufzen. Er hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde, aber er hatte es trotzdem versuchen wollen. Doch jetzt bezweifelte er, dass es eine gute Idee gewesen war, hierher zu kommen. Natürlich würde nie jemand zugeben, einen Dieb zu kennen. Aber er musste es zumindest probieren. Irgendwo mussten sie mit der Suche nach dem goldenen Dieb schließlich anfangen, und Tristan konnte nicht herkommen, denn einem Polizisten würden die Leute hier nichts sagen. Yami zog seine Trumpfkarte aus seiner Jackentasche hervor. Es handelte sich um ein Phantombild des Diebes, dass die Polizei mit Kaibas Hilfe erstellt hatte. Er hielt es Malik hin. "Ich rede von diesem Freund von Herrn Devlin." Maliks Augen weiteten sich leicht, als er das Bild sah. Es war nicht ganz so gut geraten, aber die Person darauf war eindeutig Joey. Malik musste sich anstrengen, damit ihm niemand seinen Schock ansah. Er zwang sich, Yami anzulächeln und mit ruhiger Stimme zu sagen: "Es kann schon sein, dass dieser Herr einmal hier war, aber bei der Menge an Kunden kann man sich nicht alle Gesichter merken. Und ich habe diesen Mann bestimmt noch nie in der Nähe von meinem Chef gesehen, tut mir leid." Yami musste Malik Respekt zollen. Bis auf ein leichtes Weiten der Augen hatte er sich nichts anmerken lassen, und die Lüge ging ihm glatt von den Lippen. Aber das Spielchen, das Malik hier mit ihm spielte, konnte man auch zu Zweit spielen. "Einige der Leute hier sagen aber was anderes. Nach deren Aussage haben sie diesen Mann schon häufiger im Gespräch mit Herrn Devlin gesehen", log Yami. "Aber wenn Herr Devlin jetzt keine Zeit hat, dann wird er halt offiziell zur Polizei gebeten werden, um in diesem Fall eine Aussage zu machen." Yami zuckte mit den Achseln, als wäre die ganze Sache für ihn nur eine Nebensächlichkeit, und wartete auf Maliks Reaktion. Er wurde nicht enttäuscht. "Warten Sie einen Moment. Ich sehe nach, ob Herr Devlin Zeit hat", sagte Malik und verschwand von der Bar, um Duke zu holen. Yami sah Malik hinterher und lächelte. Der erste Punkt ging an ihn. Doch er wusste, dass er mit Duke Devlin einen wesentlich härteren Gegner bekommen würde. Nur wenig später tauchte Malik wieder auf und ging zurück an seine Arbeit, ohne sich weiter um Yami zu kümmern. Ihm folgte Duke, der Yami mit einem Lächeln bedachte, das seine Augen nicht erreichte. Yami fühlte einen angenehmen Schauder seinen Rücken hinunter laufen, als er den Blick dieser jadegrünen Augen auf sich spürte. Er beobachtete, wie Duke auf ihn zuging, und verglich seine Bewegungen mit dem Anschleichen eines Raubtieres an seine Beute. Duke wirkte auf ihn wie eine Raubkatze, schön und gefährlich. Yami musste sich eingestehen, dass er bereits eine gewisse Faszination für Duke gefühlt hatte, als er ihm das erste Mal begegnet war. Ja, es war definitiv keine gute Idee gewesen, hierher zu kommen, und schon gar nicht, allein hierher zu kommen. Duke ließ sich elegant neben Yami auf einen der Barhocker nieder. "Guten Abend, Herr Muto. Wie kann ich Ihnen heute Abend helfen?" ,Nun, auf jeden Fall erinnert er sich an mich', dachte Yami. Laut sagte er: "Guten Abend, Herr Devlin. Ich suche diesen Mann hier. Nach meinen Informationen ist das ein Bekannter von Ihnen." Duke warf einen Blick auf das Phantombild von Joey. ,Sieht so aus, als kämen sie dir und mir langsam doch auf die Schliche, Joey', dachte er, doch er ließ sich nichts anmerken. "Nennen Sie mich doch bitte Duke, Herr Muto. So nennen mich alle meine Gäste. Das andere klingt so formell. Was diesen Mann angeht, so kann es schon sein, dass er einer meiner Kunden ist. Aber ich habe keine persönlichen Kontakte zu meiner Kundschaft. Hier gehen hunderte von Leuten ein und aus." Yami musste Duke Respekt zollen. Andere weniger kluge Männer hätten einfach geleugnet, diesen Mann je gesehen zu haben, doch Duke versteckte sich hinter der Menge seiner Gäste, anstatt direkt zu lügen. Selbst wenn bewiesen werden sollte, dass er mit dem Dieb Kontakt hatte, so konnte er immer sagen, dass es sich nur um einen der vielen Gäste seines Nachtclubs gehandelt hatte, ein rein oberflächlicher Kontakt und legal. "Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen? Dieser Mann befindet sich eventuell in großen Schwierigkeiten, und es wäre zu seinem eigenen Schutz besser, wenn er sich melden würde, entweder bei Inspektor Taylor von der Polizei oder bei Kaiba Security Systems. Oh, und Sie können mich Yami nennen, Duke." Duke tat so, als würde er hart nachdenken, bevor er sagte: "Es tut mir leid, Yami, aber ich kann mich nicht an diesen Mann erinnern. Aber wenn er in Konflikt mit dem Gesetz gekommen ist, wäre es mir auch lieber, er würde meinen Club nicht betreten, bevor das geklärt ist." So kam er nicht weiter, das wusste Yami. Duke war zu sehr daran gewöhnt, Fragen auszuweichen und klare Antworten zu umgehen. Aber vielleicht half ihm ja der direkte Weg weiter. "Reden wir Klartext, Duke. Dieser Mann ist Zeuge eines Mordes geworden, und jetzt ist sein Leben in Gefahr. Da er im Ruf steht, ein Freund von Ihnen zu sein, wäre es besser, Sie würden uns helfen, ihn zu finden. So können Sie helfen, sein Leben zu schützen." Yami wusste, das war ein wenig dick aufgetragen. Sie wussten nicht wirklich, ob dieser Dieb den Mord beobachtet hatte. Aber wenn es half, Dukes Zunge zu lösen, war es das wert. Dukes Gesichtsausdruck blieb neutral, doch in seinen Augen sah Yami Belustigung. Yami fühlte, wie seine Hoffnungen unter diesem Blick sanken, und Duke bestätigte dieses Gefühl mit seinen nächsten Worten: "Ich hoffe sehr, dass Sie oder die Polizei diesen Mann rechtzeitig finden werden, Yami. Ich möchte gewiss keinen meiner Gäste verlieren. Falls ich diesen Mann hier sehen sollte, werde ich ihn informieren. Aber sagen Sie, was hat KSS denn mit solch einer Sache zu tun? Ist das nicht Angelegenheit der Polizei?" "Die Polizei hat Herrn Kaiba um Hilfe gebeten, da er diesen Mann schon mal gesehen hat", beantwortete Yami Dukes Frage. Der Clubbesitzer betrachtete ihn noch immer mit Belustigung in seinen Augen, und Yami wusste, dass er aus Duke nichts rausbekommen würde. Mit einem Seufzer gab er auf. "Sollten Sie es sich doch anders überlegen, melden Sie sich bitte bei Inspektor Taylor oder bei Herrn Kaiba. Das Leben dieses Mannes ist nur dann sicher, wenn das Verbrechen aufgeklärt ist. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend." Yami stand auf und wollte gehen, als Duke ihn am Ärmel zurückhielt. "Falls ich diesen Mann doch sehen sollte, kann ich mich auch mit Ihnen in Verbindung setzen?" Yami sah ihn überrascht an. "Ja, sicher." "Könnte ich dann bitte Ihre Telefonnummer haben?", fragte Duke lächelnd. Yami griff in seine Jackentasche und reichte Duke seine Visitenkarte. "Bitte." "Danke", sagte Duke und nahm die Karte mit dem Lächeln einer Katze entgegen, die gerade den Kanarienvogel erwischt hatte. "Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend." Yami nickte und ging zum Ausgang. Er konnte spüren, wie sich Dukes Blicke in seinen Rücken bohrten, und es machte ihn nervös. Aber es war keine unangenehme Nervosität, es war mehr ein Kribbeln im Magen. Das Gefühl kam ihm vertraut vor. Er hatte ein ähnliches Gefühl verspürt, als er zum ersten Mal einem jungen Polizisten begegnet war, der ihm gerade einen Strafzettel wegen falschen Parkens an seinen Wagen heftete. Der Name des Polizisten war Tristan Taylor gewesen... Yami schüttelte leicht den Kopf. Das konnte ja wohl nicht sein! Das war bestimmt nicht dasselbe Gefühl, das er damals Tristan gegenüber empfunden hatte. Er versuchte, sich Tristan vorzustellen, seine braunen Augen, das braune ordentlich gekämmte Haar... Aber alles, was er vor seinem geistigen Auge sehen konnte, waren jadegrüne Augen mit einem Hauch von Belustigung darin und seidiges schwarzes Haar, das im Nacken zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammen gebunden war... Duke beobachtete, wie Yami sich seinen Weg durch die Gäste suchte, um zur Tür zu gelangen. Obwohl er nur Yamis Rücken sehen konnte, sah er in Gedanken noch immer deutlich die rubinroten Augen des anderen vor sich. Solch eine außergewöhnliche Augenfarbe... und schön noch dazu. Nachdenklich befingerte er die Visitenkarte, die Yami ihm gegeben hatte. Er konnte nicht leugnen, dass dieser Mann sein Interesse geweckt hatte. Duke sah zu, wie Yami den Club verließ, dann machte er sich auf den Weg zurück in sein Büro. So faszinierend Yami Muto auch war, er hatte noch Arbeit zu erledigen. Auf seinem Weg kam Duke an einer der Pflanzen vorbei, die im Club an verschiedenen Stellen aufgestellt waren. Es war fast schon ein richtiger Busch mit weit gefächerten Blättern, der ganz in der Nähe der Stelle stand, an der Duke sich mit Yami unterhalten hatte. Hätte Duke der Pflanze mehr Beachtung geschenkt, hätte er vielleicht gesehen, dass direkt daneben, von den Blättern der Pflanze halb verborgen, ein Mann an der Bar saß, den er vorher nicht gesehen hatte. Bakura setzte seinen Drink ab und sah Duke für einen Moment hinterher, bevor er erneut einen Schluck aus seinem Glas nahm. Das war ein äußerst interessantes Gespräch gewesen, das er hatte belauschen können. Es war also doch richtig gewesen, einer vagen Spur zu diesem Nachtclub zu folgen. Einen Moment fragte sich Bakura, ob er Duke folgen und ihn in seinem Büro ein wenig unter Druck setzen sollte, doch dann entschied er sich dagegen. Das würde nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf seine Suche nach diesem Dieb lenken. Es war besser, erst einmal in aller Stille Nachforschungen anzustellen, sonst entkam ihm seine Beute noch. Diesen Duke Devlin konnte er auch ein anderes Mal befragen, falls das notwendig werden sollte. Jetzt würde er erst einmal überprüfen, was Kaiba wusste. *** Nicht nur Bakura hatte die Spur des Diebes aufgenommen. In einem Haus in einem anderen Stadtteil waren dumpfe Schläge und schmerzhaftes Stöhnen sowie unterdrückte Schreie zu hören. Bandit Keith saß gelangweilt in einem Sessel und sah zu, wie seine Schläger einen Hehler namens Trevor bearbeiteten. Der Mann hatte den Fehler gemacht, sich nicht allzu kooperativ zu zeigen, als er nach seinen Geschäftspartnern gefragt wurde. Aber Keith wusste, dass er den richtigen Hehler vor sich hatte, wenn er an Informationen über den gesuchten Dieb kommen wollte. Der Hehler war im Besitz des Brillantschmuckes, der in der Zeitung erwähnt wurde und sogar auf einem kleinen Foto in einem der Berichte abgebildet gewesen war. Lediglich die Ohrringe fehlten, aber der Dieb hatte ja auch nur einen der Ohrringe erbeutet. Es war reiner Zufall, dass Keith den richtigen Hehler so schnell gefunden hatte. Er hatte gewusst, dass Trevor sich auf Schmuck spezialisiert hatte, daher war er hier als erstes aufgetaucht. Und er hatte Glück gehabt. Keith stand auf und gab seinen Leuten ein Zeichen. Sie hörten auf, den Hehler zu verprügeln, und machten ihrem Chef Platz. Lediglich zwei von ihnen hielten Trevor weiterhin bei den Armen gepackt und zwangen ihn, stehen zu bleiben. Der Hehler, ein dünner Mann von mindestens fünfzig Jahren, sah aus als könnte er jeden Moment zusammen brechen. "Also, ich denke doch, dass du jetzt ein wenig kooperativer sein wirst, Trevor", begann Keith mit einem bösartigen Lächeln, das dem Hehler einen angstvollen Schauder über den Rücken jagte. Keith hob die Hand, in der er den Brillantschmuck hielt, vor das Gesicht seines Opfers und fragte: "Wer ist der Dieb, der dir das hier verkauft hat?" Normalerweise hielt Trevor gar nichts davon, seine Geschäftspartner zu verraten, aber nach der Tracht Prügel beschloss er, lieber zu antworten: "Ein Dieb namens Joey hat ihn mir verkauft! Seinen Nachnamen oder seine Adresse kenne ich nicht, ehrlich! Wir machen nur selten Geschäfte miteinander!" "Und wie sieht dieser Joey aus?" "Ein Mann so etwa um die 25 Jahre, schlank und sportlich, blondes Haar und braune Augen!" "Wo kann ich ihn finden?" "Das weiß ich nicht!" Keith` Gesicht verdunkelte sich, und Trevor fügte schnell hinzu: "Aber ich habe gerüchteweise gehört, dass Seto Kaiba, der Chef von KSS, ebenfalls nach Informationen über ihn gesucht haben soll, und das ist noch gar nicht lange her!" Keith überlegte eine Weile. Er hatte auch gehört, dass dieser Geldsack Kaiba nach einem Dieb suchte, aber sollte das nicht der goldene Dieb sein? Der Dieb, den er suchte, und der berühmte goldene Dieb konnten doch wohl kaum dieselbe Person sein. Oder doch? Keith sah den Hehler warnend an. "Wenn du mich belügst, alter Knacker, kannst du dich von dieser Welt verabschieden!" "Keine Lüge, ich schwöre!", wimmerte Trevor angstvoll. Keith glaubte nicht, dass der Hehler ihn belog. Trevor war nicht für seinen Mut bekannt. Wenn es um seine eigene Haut ging, dann packte er aus, um sich zu retten. Daher hielten weder er noch seine Geschäftspartner einen engen Kontakt zueinander. Es entsprach also sicherlich der Wahrheit, wenn Trevor nicht mehr über diesen Dieb wusste. Er hatte nicht gerade viel erfahren, aber immerhin hatte er jetzt eine Personenbeschreibung und eine weitere Spur. Aber an Kaiba heranzukommen, würde alles andere als einfach sein. Keith seufzte leise, dann holte er plötzlich mit der geballten Faust aus und schickte Trevor damit ins Reich der Träume. Seine Leute ließen den bewusstlosen Hehler einfach zu Boden fallen, ohne sich weiter um den verletzten Mann zu kümmern. "Lasst uns abhauen. Hier erfahren wir nichts mehr", sagte Keith und verschwand mit seinen Leuten aus dem Mietshaus, in dem der Hehler seine Wohnung hatte. Den Brillantschmuck nahm er mit. Immerhin war der Schmuck wertvoll. Nur wenige Minuten später tauchte ein Streifenwagen mit zwei Polizisten vor dem Haus auf. Sie waren von besorgten Nachbarn informiert worden, die einen gewalttätigen Streit oder etwas in dieser Art in einer der Wohnungen im dritten Stock zu hören glaubten. Als die Beamten die Wohnung betraten, deren Tür offen stand, fanden sie einen bewusstlosen Mann, der offensichtlich schwer verprügelt worden war. Es dauerte nicht lange, und ein Notarzt sowie ein Krankenwagen erschienen vor dem Haus. *** Am nächsten Tag saß Tristan an seinem Schreibtisch und schielte immer wieder zur Uhr an der Wand. Tea, die ihren Schreibtisch ihm gegenüber hatte, beobachtete ihn amüsiert dabei. "Weißt du, Tristan, nur weil du die Uhr dauernd ansiehst, kommt unsere Mittagspause auch nicht schneller", bemerkte sie. Tristan seufzte und schob eine Akte von sich weg. "Ja, schon gut. Aber wenn ich mich noch lange durch Aktenstapel wühlen muss, drehe ich durch!" Tea lächelte mitfühlend. "Mir geht`s auch nicht anders. Als ich zur Polizei gegangen bin, habe ich auch nicht gedacht, dass ich so viel Zeit mit Schreibtischarbeit verbringen würde." Es klopfte an der Tür, und dann trat ein Kollege von ihnen in ihr Büro. "Hallo, Stefan", begrüßte Tea ihn freundlich, und auch Tristan freute sich sichtlich über diese Unterbrechung ihrer Arbeitsroutine. Stefan erwiderte die Begrüßung, doch sein Gesicht blieb ernst. "Ich habe was für euch in Bezug auf den Dieb, den ihr sucht", erzählte er, womit er Tristan und Teas Aufmerksamkeit vollständig auf sich lenkte. "Gestern Abend haben ein paar Männer einen Hehler namens Trevor in seiner Wohnung verprügelt. Der Hehler liegt jetzt im Krankenhaus. Er hat ausgesagt, dass diese Schläger einen Mann namens Joey suchen, den er flüchtig kennt. Aber er konnte ihnen den Aufenthaltsort nicht nennen, weil er ihn nicht weiß. Als wir ihm das Phantombild von dem Dieb gezeigt haben, hat er gesagt, das wäre der gesuchte Mann. Was er mit dem Dieb zu tun hatte, hat er uns nicht gesagt, aber wir haben eine Akte über Trevor. Dieser Hehler ist auf Schmuck spezialisiert, und wir nehmen an, der Dieb hat ihm den Brillantschmuck verkauft. Allerdings hat eine Hausdurchsuchung bei Trevor nichts gebracht. Der Schmuck war nicht da." "Joey also, ja? Jetzt haben wir zumindest schon mal den Vornamen", kommentierte Tristan. "Was ist mit den Schlägern?", fragte Tea. "Wir arbeiten noch dran. Im Moment ist einer von uns bei dem Hehler im Krankenhaus und geht die Sache mit ihm durch. Sollte nicht allzu lange dauern, die Schläger zu identifizieren. Ich sag euch bescheid, sobald wir was Neues haben", antwortete Stefan und verabschiedete sich wieder. "Bald werden wir wissen, wer genau unser goldener Dieb ist. Und wenn wir Glück haben, hat er auch den Mord gesehen und sagt aus." Tristan klang sehr zufrieden. "Vorausgesetzt natürlich, er überlebt lange genug, damit wir ihn finden und vor den Richter als Zeugen bringen können", sagte Tea. "Offenbar hat jemand die Jagdsaison auf ihn eröffnet, und damit meine ich nicht uns. Du freust dich zu früh, Tristan. Vor uns liegt ein ganz schönes Stück harter Arbeit." "Ich weiß, Tea. Aber du musst zugeben, dass wir in den letzten Tagen mit der Jagd auf den goldenen Dieb weiter gekommen sind als in all den Jahren zuvor. Jetzt haben wir endlich eine Personenbeschreibung und sogar seinen Vornamen, und damit eine gute Chance, ihm das Handwerk zu legen. Und wenn wir Glück haben, Pegasus gleich mit." *** "Dieses Sportzentrum stellt eine Bereicherung der Freizeiteinrichtungen unserer Stadt dar! Dank der großzügigen Spende von Herrn Kaiba, dem Präsidenten von Kaiba Security Systems, ist der Bau zügig vorangeschritten, so dass wir nun diese großartige Einrichtung zum Wohle unserer Körper nutzen können! Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass..." Kaiba unterdrückte ein Stöhnen. Der Bürgermeister fand bei seiner Lobeshymne wieder mal kein Ende. Und Kaiba langweilte sich schrecklich. Er saß in der Ehrenloge, und unmittelbar neben ihm erhob sich ein Podium mit Mikrofon, auf dem der Bürgermeister von Domino City stand und seine Rede zur Eröffnung des neuen Sportzentrums hielt. Es war ein Projekt, das dem Bürgermeister sehr am Herzen gelegen hatte, und das fast aus Geldmangel nicht fertig gestellt worden wäre. Kaiba hatte davon erfahren und dafür gesorgt, dass seine Firma eine große Summe für das Projekt spendete. Es war eine fabelhafte Gelegenheit für positive Publicity gewesen, aus diesem Grund war Kaiba mit seinem Sekretär Ryou auch zur Eröffnungsfeier gekommen, immerhin war er offiziell als Ehrengast geladen worden. Inzwischen bereute er seine Entscheidung fast schon. Aber selbst die längste Tortur geht mal zu Ende. Der Bürgermeister trat vom Podium zurück, und die Türen des Sportzentrums öffneten sich, um die Besucher hineinzulassen. Die Menschen drängten in das Gebäude, um sich alles anzusehen. Kaiba nutzte die Gelegenheit, um sich unauffällig vom Bürgermeister zu verabschieden. Der Pressetermin war inzwischen vorüber, und jetzt ging es den Leuten nur noch darum, sich zu amüsieren. Kaiba legte keinen Wert darauf, durch das Gebäude zu laufen und von den Massen fast erdrückt zu werden. Der Bürgermeister war etwas enttäuscht, dass sein wichtigster Sponsor das Weite suchen wollte, doch Kaiba täuschte Arbeit vor, und so ließ ihn der Mann schließlich ziehen. Kaiba sah auf seine Uhr. Es war kurz vor zwei, früher Nachmittag also. Er winkte Ryou an seine Seite und ging los. Sie würden jetzt zurück zur Firma fahren, und dann konnten sie noch einiges an Arbeit erledigen, bevor er in eine Vorstandssitzung seiner Firma musste. Zumindest hatte Kaiba es so geplant. Er ahnte ja nicht, dass er bereits beobachtet wurde von einer Person, die all seine Pläne durcheinander bringen würde. Im Schatten einer Wand, einigermaßen geschützt vor neugierigen Blicken, beobachtete Bakura, wie Kaiba sich mit seinem Sekretär einen Weg durch die Menge suchte. Es war nicht schwierig gewesen, Kaiba zu finden. Die Medien hatten über dieses Ereignis schon Tage vorher berichtet und auch erwähnt, wer die Ehrengäste sein würden. Nun musste Bakura nur noch einen günstigen Ort finden, um Kaiba ohne Zeugen ansprechen zu können. Während er den Präsidenten von KSS beobachtete, glitt sein Blick immer wieder zu dessen Sekretär. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und diesem Mann war verblüffend! Wenn Bakura es nicht besser wüsste, würde er fast annehmen, einen nahen Verwandten zu sehen! Aber Bakura war Waise und hatte keine Familienangehörigen mehr. Das wusste er genau. Trotzdem... dieser Mann faszinierte ihn. Es war nicht so, dass es keine Unterschiede gab. Bakura brauchte nur einen Blick auf den Sekretär zu werfen und ihm kamen die Worte ,unschuldig' und ,naiv' in den Sinn. Niemand, der noch bei klarem Verstand war, würde Bakura, den Kopfgeldjäger, als unschuldig und naiv bezeichnen! Für gewöhnlich machten Leute, die ihn sahen, lieber einen Bogen um ihn. Bakura ließ seinen Blick nochmals über den Sekretär gleiten und fand ein weiteres Wort, mit dem er diesen beschreiben würde. ,Niedlich', dachte er. Kaiba und Ryou hatten die Menge schließlich hinter sich gelassen. Ohne zu bemerken, dass sie verfolgt wurden, gingen sie zu einem Parkhaus in unmittelbarer Nähe des Sportzentrums. Auf dem dritten Parkdeck hatte Kaiba seinen Mercedes geparkt, mit dem er und Ryou auch hergekommen waren. Kaiba und Ryou hatten das erste Parkdeck fast durchquert, als plötzlich ein Mann vor ihnen zwischen den Autos hervortrat und ihnen den Weg versperrte. Beide blieben stehen. Kaiba hob überrascht die Augenbrauen, und Ryou starrte den Mann mit offenem Mund an. Er war fast ein genaues Ebenbild von Ryou, wenn man mal davon absah, dass er einen wesentlich gefährlicheren Eindruck machte. "Guten Tag, Herr Kaiba", sagte der Mann in einem leicht spöttischen Tonfall. "Ich möchte ein wenig Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Es dauert gewiss nicht lange." Kaibas Augen verengten sich zu Schlitzen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Dieser Mann war entschieden zu selbstsicher und arrogant. Und auf dem Parkdeck war außer ihnen keine Menschenseele zu sehen. "Ich habe keine Zeit für Sie", antwortete er und wollte schon an dem Fremden vorbeigehen, doch dieser hob die Hand. "Ich muss darauf bestehen, dass Sie sich Zeit nehmen", sagte der Fremde, und in seiner Stimme schwang diesmal kein Spott mit, sondern eine deutliche Warnung. "Sie scheinen Interesse an einer bestimmten Person zu haben, an der auch ich interessiert bin. Da sich unsere Interessen überschneiden, würde ich gern mehr darüber erfahren." "Genau wie ich!", ertönte eine neue Stimme, und Bandit Keith trat mit seinen Männern aus seinem Versteck. Innerhalb eines Augenblickes waren Kaiba, Ryou und Bakura von Keith` Schlägern umringt. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** Hintergrundinfo zu: Bakura Colins Alter: 26 Jahre Status: Kopfgeldjäger Bakura ist als Waise aufgewachsen. Er verbrachte mehrere Jahre in einem Waisenhaus, lief aber immer wieder davon. Daher hat er Erfahrung mit dem Leben auf der Straße. Er begegnete während seiner Zeit als Straßenkind einem alten Kopfgeldjäger namens Charles Milton, der gefallen an ihm fand und ihm kleinere Jobs gab, für die er ihn bezahlte. Sobald er achtzehn Jahre wurde, verließ Bakura das Waisenhaus und wurde zum Partner von Charles. Drei Jahre lang lernte Bakura an Charles` Seite alles, was ein Kopfgeldjäger wissen musste, doch dann wurde Charles bei einem ihrer Aufträge erschossen. Er hinterließ Bakura seinen gesamten Besitz, was aber zugegebenermaßen nicht gerade viel war. Bakura machte sich als Kopfgeldjäger selbstständig. Er schaffte es dank seiner Fähigkeiten und seiner Rücksichtslosigkeit, sich einen guten Namen als Kopfgeldjäger zu machen. Es ist ihm egal, wer sein Auftraggeber ist oder was die Gründe für den Auftrag sind, solange er gut bezahlt wird. Bisher hat Bakura sich nie erlaubt, Schwäche zu zeigen. Bakura mag es nicht, mit seinem Familiennamen angesprochen zu werden. Er bevorzugt es, wenn man ihn einfach nur Bakura ruft, selbst bei völlig Fremden. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt, aber die meisten Leute kennen seinen Familiennamen nicht einmal, daher nennen ihn alle nur Bakura, wobei viele nicht mal wissen, ob dies sein Vor- oder Nachname ist. Bandit Keith Alter: 29 Jahre Status: Boss einer Straßengang Bandit Keith wuchs in einem üblen Viertel von Domino City auf. Straßenkämpfe waren dort früher an der Tagesordnung, bevor es der Polizei schließlich gelang, das Viertel zu befriedigen. Keith lebt sein Leben nach dem Recht des Stärkeren. Er trat einer Gang bei und wurde schließlich ihr Anführer. Die Gang ist nicht groß, zurzeit umfasst sie nur acht Männer, aber sie sind alle gute Kämpfer und sehr stark. Daher wird die Gang häufig für Schlägerjobs angeheuert. Bandit Keith hat sich mit seinen Leuten einen guten Ruf in der Unterwelt erkämpft und kann gut davon leben. Obwohl er mehr auf Muskeln als auf Hirn setzt, ist er keineswegs dumm. Doch hat ihn sein Leben skrupellos werden lassen. Er kümmert sich um seine Gang, weil sie sein Kapital ist, und er nimmt jeden Job an, der nach gutem Geld aussieht. Was es für Jobs sind, interessiert ihn dabei nicht, genauso wenig wie die Frage, ob seine Leute dabei verletzt werden könnten. Für ihn zählt in erster Linie nur er selbst. Kapitel 8: Die Lage spitzt sich zu ---------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 8/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Warnung: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Meinen Dank für die tollen Kommentare für das letzte Kapitel an: Rin-san, Schwertheini, Inuyasha177251, Kaiba-Kuchen, Caith20 und Sakura-Kira! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 8: Die Lage spitzt sich zu Kaiba blieb völlig ruhig, während er sich umsah. Das sah nicht gut für Ryou und ihn aus. Zuerst tauchte dieser Typ auf, der fast aussah wie Ryou, und nun waren sie von ein paar Schlägern umrundet, die zwar aussahen, als hätten sie nicht viel Grips, aber dafür einiges an Muskeln. Kaiba hatte wenn möglich immer auf Leibwächter verzichtet. Er konnte sich selbst verteidigen, aber er wusste auch, dass das zu viele Gegner waren, selbst für ihn. Und dann war er ja auch in Begleitung von Ryou, und der hatte keine Ahnung vom Kämpfen. Verhandeln war wohl die klügere Taktik. Aber bevor Kaiba dazu kam, etwas zu sagen, ergriff der Fremde, der zuerst gekommen war, das Wort: "Was zur Hölle willst du hier mit deinen Lakaien?!" Der Anführer der Schläger lächelte arrogant. "Bakura, welch eine Überraschung, dich hier zu treffen. Wir haben uns lange nicht gesehen." Kaiba und Ryou richteten erstaunte Blicke auf den weißhaarigen Fremden, als sie seinen Namen hörten. Dieser Mann sah nicht nur Ryou extrem ähnlich, er wurde sogar bei dessen Nachnamen genannt. "Nicht lange genug, was mich betrifft, Keith!", fauchte Bakura angewidert. "Wie unhöflich. Ich bin nur hier, um Herrn Kaiba nach einem bestimmten Dieb zu fragen, den ich suche." Keith wandte sich an Kaiba. "Sie haben in letzter Zeit nach einem Dieb gesucht, und ich möchte den Grund wissen. Außerdem wäre es sehr ratsam, wenn Sie mir die Ergebnisse dieser Suche mitteilen würden." Falls Kaiba nervös war, ließ er sich nicht das Geringste anmerken. Arrogant wie immer hob er eine Augenbraue und fragte mit ruhiger fast gelangweilt klingender Stimme: "Und wenn ich das nicht tue?" Keith ließ drohend seine Fingerknöchel knacken und grinste Kaiba Unheil verkündend an. "Sie sind nicht der Einzige, der diesen Dieb haben will. Und ich enttäusche meine Auftraggeber nur ungern." Bakura runzelte verärgert die Stirn, als er das hörte. Keith war noch immer derselbe Idiot, er gab viel zu viele Informationen bekannt, die er besser für sich behalten hätte. Außerdem war es einfach dumm, einen der reichsten und auch einflussreichsten Männer der Stadt so offen zu bedrohen. Und Keith' Gang behinderte Bakura bei seiner eigenen Arbeit. Diese Schläger waren eine Komplikation, mit der er nicht gerechnet hatte. Doch das hieß keinesfalls, dass er unvorbereitet war. Bakura traf man niemals unvorbereitet bei einem seiner Aufträge an. Langsam und unmerklich ließ er seine Hand in seine Jackentasche gleiten. Keith' Blick glitt inzwischen zu Ryou hinüber, der wie erstarrt neben Kaiba stand. "Sieh einer an, der Kleine sieht wirklich aus wie Bakura. Ist das Ihr Sekretär, Herr Kaiba? Gibt es vielleicht einen tieferen Grund dafür, dass es sich dabei um einen hübschen jungen Mann handelt, anstatt um eine Frau?" Er grinste anstößig, während seine Schläger kicherten. "Es wäre doch wirklich schade, wenn dieses hübsche Gesicht verunstaltet würde." Ryou schluckte angstvoll, und Kaibas Augen verengten sich zu zornigen Schlitzen. Aber bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, trat Bakura in Aktion. Der Kopfgeldjäger sah keinen Sinn mehr darin, jetzt noch zu versuchen, Informationen aus Kaiba herauszubekommen. Die Anwesenheit der Schläger zerstörte seine eigenen Pläne. Einen Moment war Bakuras Hand noch in der Tasche seiner Jacke, im nächsten hatte er eine Rauchbombe aus der Tasche hervorgezogen und auf den Boden geworfen, die alles in dichten weißen Nebel zu hüllen begann. Bakura nutzte die Überraschung der Schläger und griff sofort an! Und er war ein Meister im Nahkampf! Bevor die Schläger von Keith' Gang auch nur registriert hatten, was passiert war, lagen zwei von ihnen bereits bewusstlos zu Bakuras Füßen. Auch Kaiba war überrascht worden, doch trotzdem reagierte er fast augenblicklich! "Lauf, Ryou!", rief er seinem Sekretär zu und stürzte sich auf Keith. Dieser Schläger war der Anführer der Gang, und für gewöhnlich verwirrte es die Untergebenen, wenn der Anführer ausgeschaltet war. Ein Tritt von Kaiba traf Keith in den Bauch. Der Gang-Boss krümmte sich mit einem Aufstöhnen zusammen und taumelte nach hinten. Kaiba wollte ihm den Rest geben, doch diesmal wich Keith gekonnt aus. Er war nicht umsonst der Boss seiner Leute. Auch wenn er Kaibas Angriff nicht erwartet hatte, er wusste, was zu tun war. Während Kaiba mit Keith kämpfte, stolperte Ryou durch den dichten Rauch auf der Suche nach einem sicheren Ausgang. Er hörte um sich herum Kampfgeräusche und wütende Rufe, doch er konnte kaum einen Schritt weit sehen. Zwei Gestalten taumelten plötzlich durch den Rauch und stießen ihn fast zu Boden! Ryou erkannte einen der Schläger und den Fremden namens Bakura, der ihm so ähnlich sah. Bakura holte aus und sein rechter Haken schickte seinen Gegner ins Land der Träume. Als der Schläger bewusstlos zu Boden ging, streifte er Ryou, der ins Taumeln geriet und gegen Bakura prallte. Bakura, der einen neuen Gegner vermutete, griff nach Ryou und holte mit der Faust aus! Ryou gab einen erschrockenen Schrei von sich und hob die Hände vor sein Gesicht, um sich zu schützen. Aber der Schlag kam nicht. Für einen Moment starrte Bakura in Ryous Gesicht. Dann stieß er ihn von sich. Der junge Mann konnte offenbar nicht kämpfen und war somit auch keine Gefahr für ihn. Plötzlich schrie eine Stimme: "Stehen bleiben! Polizei!" Bakura hob ruckartig den Kopf und starrte für einen Moment an Ryou vorbei in den sich nun doch langsam lichtenden Rauch. Dann wandte er sich um und verschwand in die andere Richtung. Innerhalb einer Sekunde war er aus Ryous Sicht verschwunden. Ryou hörte eilige Schritte von mehreren Personen, die sich schnell näherten. Und dann waren überall um ihn herum Polizisten und Sicherheitskräfte von KSS. Nach einer Weile hatte sich der Rauch so weit gelichtet, dass Ryou das Parkdeck wieder überblicken konnte. In einer Ecke, bewacht von Polizisten und Sicherheitskräften, standen die Gang-Mitglieder, unter ihnen auch Bandit Keith. Doch Ryou konnte nirgends den Mann entdecken, der ihm so ähnlich sah. Anscheinend war dieser Bakura im Schutz seiner Rauchbombe doch noch entkommen. Dafür entdeckte er Kaiba, der leicht hinkend auf ihn zukam. Ryou ging schnell auf seinen Freund zu. "Kaiba, alles in Ordnung?", fragte er besorgt. "Ja, alles okay", beruhigte Kaiba ihn. "Dir ist nichts passiert, Ryou?" "Nein, nein, mir geht's gut", antwortete Ryou. "Das freut mich zu hören", sagte eine bekannte Stimme. Kaiba und Ryou drehten sich um und sahen Tristan auf sich zukommen. Der Polizist musterte sie besorgt. "Tea und ich haben befürchtet, dass so etwas passieren würde. Als wir bei KSS anriefen, um dich zu warnen, warst du schon mit Ryou bei dieser Veranstaltung zur Eröffnung des Sportzentrums. Daher sind wir hierher gekommen. Und die Sicherheitskräfte deiner Firma haben sich ebenfalls auf den Weg gemacht. Das war ein Glück für euch. Es hätte auch anders ausgehen können." "Es ist aber noch mal gut gegangen, und ich werde dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt." Kaiba hatte zu seinem arroganten Selbst zurückgefunden. Er musterte die Schläger kalt, dann fiel ihm etwas auf. "Da war noch ein Mann, der Ryou ganz verblüffend ähnlich sah", sagte er zu Tristan. "Er hat sogar den gleichen Namen wie Ryou. Sein Name ist Bakura, aber er ist nicht unter den verhafteten Schlägern. Er gehört auch nicht zu ihnen. Er kam vor ihnen, und als sie auftauchten, warf er eine Rauchbombe." "Bakura? Abgesehen von Ryou kenne ich niemanden mit diesem Namen, aber vielleicht hat der Polizeicomputer was über ihn." Tristan runzelte nachdenklich die Stirn, dann schlug er vor: "Am Besten wir sehen uns hier noch mal um. Er kann noch nicht weit sein." Kaiba nickte und wandte sich dann an seinen Sekretär: "Ryou, du gehst zu meinem Wagen und wartest dort auf mich." Er reichte Ryou seine Autoschlüssel und ging mit Tristan davon. Ryou ging hinauf zum dritten Parkdeck, schloss Kaibas Mercedes auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. Den Autoschlüssel steckte er schon einmal ins Zündschloss. Er hoffte, dass Kaiba ihn nicht zu lange warten ließ. Nach allem, was er in diesem Parkhaus miterleben musste, gefiel es ihm hier nicht mehr sonderlich. Nun, Ryou musste nicht lange warten. Die Fahrertür wurde plötzlich aufgerissen, und bevor Ryou richtig wusste, wie ihm geschah, hatte Bakura ihn gepackt! Mit einer Hand hielt er die schmalen Handgelenke seines Opfers fest, die andere lag um Ryous Kehle. Warnend sah er den Mann in seinem Griff an und zischte: "Kein Wort! Wenn du dich ruhig verhältst, passiert dir auch nichts!" Ryou erstarrte in Bakuras Griff. Sein Herz schlug rasend schnell. Also hierher war der Mann geflüchtet, den Kaiba und die Polizei jetzt suchten. Aber Ryou hatte keine Möglichkeit, sie zu informieren oder sich zu verteidigen. Ryou verfluchte innerlich seine schmale Gestalt. Wäre er kräftiger gewesen, hätte er sich vielleicht wehren können. Vielleicht wäre dieser Bakura nicht mal auf die Idee gekommen, ihn anzugreifen, wenn er muskulöser und größer wäre. Aber so wie die Sache jetzt aussah, tat Ryou das einzig Richtige: er verhielt sich ruhig und wartete, ob sich eine Gelegenheit zur Flucht bieten würde. Bakura warf seinen Gefangenen noch einen letzten drohenden Blick zu, dann griff er über Ryous Schulter, um dessen Sicherheitsgurt zu befestigen. Er tat dies nicht, weil er sich um Ryous Sicherheit sorgte, sondern weil Ryous Bewegungsfreiheit auf diese Weise eingeschränkt wurde. Falls sein Gefangener irgendeinen Trick versuchen sollte, würde Bakura im Vorteil sein. Der Kopfgeldjäger selbst legte seinen Sicherheitsgurt nicht an. Er musste auf mögliche Komplikationen während seiner Flucht vorbereitet sein, und dafür brauchte er seine volle Bewegungsfreiheit. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf Bakuras Gesicht aus, als er bemerkte, dass der Autoschlüssel im Zündschloss steckte. Gut, das sparte ihm die Zeit, den Wagen kurz zu schließen. Er drehte den Schlüssel, und mit einem tiefen Brummen sprang der Motor des Mercedes an. Bakura trat aufs Gas, und der Wagen schnellte vorwärts. Sicher und schnell lenkte Bakura den Wagen über die Straße, die durch die einzelnen Parkdecks zum Ausgang aus dem Parkhaus führte. Ein Tumult brach aus, als er das erste Parkdeck durchquerte, wo Polizei und Sicherheitskräfte positioniert waren. Ryou glaubte, Kaiba zu sehen, der etwas rief und auf seinen vorbeirasenden Mercedes zulief, doch es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatten sie die Szene hinter sich gelassen und fuhren aus dem Parkhaus auf die Straße. Der Balken, der normalerweise den Ausgang des Parkhauses verschloss, stand weit offen, denn es war von der Stadt für den heutigen Tag angemietet worden, damit die Gäste zur Eröffnung des Sportzentrums kostenlos dort parken konnten. Eine Kontrolle, ob die Parkgebühr bezahlt worden war, musste daher heute nicht erfolgen. Bakura beschleunigte, und Ryou wurde zurück in die Polster gedrückt, als der Wagen vorschnellte. In einem Tempo, das innerhalb einer Ortschaft gewiss nicht mehr erlaubt war, schoss der Mercedes über die Straßen und um die Kurven. Erst als Bakura sicher war, dass niemand sie verfolgte, drosselte er das Tempo und fuhr in Richtung Industriegebiet. Dort angekommen fuhr er auf einen leeren Parkplatz hinter einer alten Lagerhalle und hielt an. Ryou beobachtete nervös, wie Bakura den Autoschlüssel an sich nahm, ausstieg und um den Mercedes herum ging. Als er auf Ryous Seite angelangt war, öffnete er die Beifahrertür und wies Ryou an: "Aussteigen!" Ryou gehorchte. Bakura schloss die Beifahrertür wieder und wandte sich dann wieder Ryou zu. Er stützte beide Hände rechts und links von dem jungen Mann gegen den Mercedes. Ryou befand sich zwischen Bakura und dem Mercedes, und da Bakuras Arme rechts und links von ihm waren, konnte er nirgendwohin ausweichen. Die Nähe des Mannes machte Ryou noch nervöser, und sein Herz fing heftig an zu schlagen. Das war genau die Reaktion, die sich Bakura erhofft hatte. Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete er, wie Ryous Atem sich leicht beschleunigte und sich ein dünner Schweißfilm auf seiner Haut bildete. Jetzt wurde es Zeit, seinem Gefangenen einige Fragen zu stellen. "Du bist Kaibas Sekretär, richtig?", begann Bakura. Seine Stimme klang emotionslos und kalt. "Ja", antwortete Ryou leise. Er war offensichtlich ziemlich eingeschüchtert von Bakura. "Dann weißt du sicher auch so einiges über seine Aktivitäten. Ich will wissen, warum er diesen Dieb sucht." Ryou war zwar eingeschüchtert, aber sein Verstand arbeitete ungeachtet seiner Furcht einwandfrei. Dieser Bakura wollte also von ihm Informationen über die Suche nach dem goldenen Dieb. Ryou überdachte blitzschnell seine Möglichkeiten. Er konnte sich weigern zu antworten oder so tun, als wisse er nichts, aber beides schien ihm nicht ratsam. Im ersteren Fall würde Bakura vielleicht Gewalt anwenden, und dass er als Kaibas Privatsekretär nichts über diese Sache wusste, würde er ihm sicher nicht glauben. Außerdem war es eigentlich ziemlich offensichtlich, weshalb Kaiba den Dieb suchte. Es würde also nichts schaden, wahrheitsgemäß zu antworten. "Der goldene Dieb wird von unserer Firma gesucht, weil er einer der wenigen Diebe ist, der die Sicherheitssysteme unserer Firma umgehen kann." "Ihr jagt ihn nur, weil er so was kann?" Bakura sah Ryou misstrauisch an. "KSS steht in dem Ruf, die besten Sicherheitssysteme der Welt zu produzieren, aber dieser Dieb ist bereits mehrfach in Gebäude eingebrochen, die durch unterschiedliche Sicherheitssysteme von KSS geschützt wurden. Damit gefährdet er den guten Ruf unserer Firma", erklärte Ryou. Nun, Bakura verstand nichts von den Problemen und Sorgen einer Firma, aber wenn er so darüber nachdachte, machte es durchaus Sinn. Wenn die Sicherheitssysteme von KSS einen schlechten Ruf bekamen, würden sie sich schlecht verkaufen, und damit würde der Umsatz zurückgehen. "Und was habt ihr an Informationen über diesen Dieb?" Ryou zögerte, und Bakura beugte sich drohend vor. "Spuck's aus!" "Ich weiß darüber selbst nicht genau bescheid", log Ryou. "Herr Kaiba arbeitet in dieser Sache eng mit der Polizei zusammen, und das Sammeln von Informationen erfolgt von unserer Seite aus über das Internet. Da ich Sekretär bin, aber kein Informatiker, bin ich in diese Suche nicht eingebunden. Die Daten werden der Polizei übergeben, da diese mehr Erfahrung hat, solche Daten auszuwerten." Er hoffte nur, dass Bakura die Lüge nicht durchschauen würde. Bakura starrte Ryou prüfend an. Lüge oder Wahrheit? Nach dem, was er so gehört hatte, war Kaiba nicht der Typ, der sich so einfach die Kontrolle aus der Hand nehmen ließ, aber das galt auch für die Polizei, wenn man versuchte, sich in ihre Arbeit einzumischen. Und einen Dieb zu fangen war ja wohl ganz eindeutig Sache der Polizei. Und selbst wenn Kaiba Informationen besaß, hieß das nicht zwangsläufig, dass sein Sekretär auch eingeweiht war. Bakura betrachtete seinen Gefangenen genauer. Der Sekretär sah ihm wirklich ähnlich, doch es umgab ihn eine Aura von Unschuld und Freundlichkeit. Fast wirkte er ein wenig feminin, der richtige Schmuck für ein Vorzimmer in einem Bürogebäude. Der Kleine tat bestimmt nicht mehr, als Briefe zu schreiben und Telefonate entgegen zu nehmen für den großen Boss. Mit der jetzigen Situation schien er völlig überfordert. Das feingeschnittene Gesicht war blass, und die Hände hatte er vor seiner Brust verschränkt, um ihr Zittern zu verbergen. Bakura tat es fast ein wenig Leid, den Kleinen so verängstigt zu haben, aber so etwas gehörte zu seinem Job, und er bereute nichts. Er hob den Blick und sah in Ryous Augen, die ihn unsicher und ängstlich anzuklagen schienen. Bakura fühlte, wie sich zum ersten Mal seit langer Zeit Schuldgefühle in ihm breit machten. Verdammt, soviel dazu, nichts zu bereuen! Bakura seufzte. Sollte er jetzt noch den Mord in der Hendersen-Villa ansprechen? Nein, er war sich ziemlich sicher, dass der Kleine tatsächlich nichts wusste. Wenn er etwas über den Dieb erfahren wollte, musste er entweder Kaiba fragen oder diesen Muto, der im Nachtclub gewesen war. Oder auch Devlin, den Eigentümer des Nachtclubs. Bakura sah Ryou an und brummte griesgrämig: "Hör auf zu zittern, Kleiner. Ich werd' dir schon nichts tun." Ryou hob ein wenig den Kopf, um Bakura einen scheuen Blick zuzuwerfen, und so etwas wie ein halbes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Gott, war der Kleine niedlich! Bevor Bakura klar wurde, was er da eigentlich tat, fragte er auch schon: "Wie heißt du denn, Kleiner?" "Ryou Bakura", antwortete Ryou. ,Bakura???', dachte Bakura erstaunt. Der Kleine hatte doch tatsächlich seinen Vornamen als Nachnamen. Nun, was machte das schon. Irgendwie gefiel es ihm sogar. Es hörte sich fast so an, als würde Ryou ihm gehören, doch Bakura hatte nie etwas besessen, das so unschuldig war wie dieser Kleine. Oder so verdammt niedlich! Aus einem Impuls heraus beugte sich Bakura vor und drückte einen leichten Kuss auf Ryous Lippen. Dann drückte er Ryou die Schlüssel des Mercedes in die Hand und sagte: "Mach's gut, Kleiner. Du kannst jetzt wieder nach Hause fahren." Ohne auf Ryous Reaktion zu warten, wandte sich Bakura ab und ging mit schnellen Schritten davon. Er konnte noch immer Ryous Lippen auf seinen eigenen fühlen, so weich wie Blütenblätter waren sie gewesen. Ryou sah Bakura hinterher, bis dieser um eine Ecke verschwunden war. Dann hob er zögernd eine Hand, um mit den Fingern über seine Lippen zu streichen. Sie schienen noch immer leicht zu prickeln von dem Kuss, den Bakura ihm gegeben hatte. Er war überrascht, dass ihn sein Entführer geküsst hatte. Aber noch überraschter war er darüber, wie angenehm sich der Kuss angefühlt hatte. Ryou ließ seine Hand wieder sinken und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Dann ging er um den Mercedes herum zur Fahrerseite und stieg ein. Es war besser, er fuhr sofort zurück zum Parkhaus. Kaiba machte sich sicher große Sorgen um ihn. Und es war anzunehmen, dass die Polizei bereits nach ihm suchte. *** Am späten Nachmittag waren Kaiba und Ryou wieder in Kaibas Büro, und sie waren nicht allein. Tristan und Tea waren zu einer Lagebesprechung vorbeigekommen, und auch Yami hatte sich zu ihnen gesellt. Tristan berichtete, was die Polizei bisher herausgefunden hatte: "Bandit Keith und seine Gang wurden anonym beauftragt, den Dieb zu fangen, der den Brillantschmuck aus der Hendersen-Villa gestohlen hat. Sobald sie ihn gehabt hätten, sollten sie eine Telefonnummer anrufen, und der Dieb wäre abgeholt worden. Auf der Polizeistation versucht man gerade herauszufinden, wer hinter dieser Telefonnummer steckt. Bandit Keith stieß durch puren Zufall auf den Hehler Trevor. Er wusste, dass dieser auf Schmuck spezialisiert ist, und er fand bei ihm tatsächlich den Brillantschmuck, mit Ausnahme der Ohrringe. Er zwang Trevor, ihm alles über den Dieb zu erzählen, was er wusste. Trevor wusste jedoch nicht viel über ihn, aber er erwähnte, dass Kaiba nach einem Dieb sucht. Für Keith war es der nächste Hinweis, also lauerte er Kaiba in dem Parkhaus auf, um ihn ebenfalls zu befragen." Yami hob kurz die Hand, um Tristan zu signalisieren, dass er eine Frage hatte. "Was ist mit diesem Hehler Trevor? Was hat er Bandit Keith erzählt?" "Trevor liegt im Krankenhaus. Er wurde von den Schlägern übel zusammen geschlagen. Aber er konnte immerhin unseren Dieb auf dem Phantombild identifizieren. Der Vorname des Diebes ist Joey. Mehr Informationen über ihn hatte Trevor allerdings auch nicht", antwortete Tristan. "Und was ist mit diesem Bakura, der ebenfalls im Parkhaus war?", fragte Ryou. Seit er Bakura begegnet war, ging ihm dieser Mann nicht mehr aus dem Kopf. Diesmal antwortete Tea: "Ich habe Nachforschungen über ihn angestellt. Es gibt eine Akte über ihn bei der Polizei. Sein vollständiger Name ist Bakura Colins, aber ich habe erfahren, dass er sich nur Bakura zu nennen pflegt und auch darauf besteht, nur mit seinem Vornamen angeredet zu werden. Er ist ein paar Mal wegen leichter Körperverletzung und wegen Verkehrsbehinderung aufgefallen, einmal wurde er verhaftet wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Er wurde aber stets wieder auf freien Fuß gesetzt. Das die Vergehen relativ geringfügig sind, ist eigentlich erstaunlich, wenn man weiß, dass es sich bei diesem Mann um einen der berüchtigtsten Kopfgeldjäger von Domino City handelt. Dieser Bakura gilt als sehr gefährlich, hat es aber bisher vermeiden können, in einen zu starken Konflikt mit dem Gesetz zu kommen." "Aber weder die Polizei noch sonst eine Behöre hat ein Kopfgeld auf den Dieb ausgesetzt", wandte Ryou ein. "Also müsste der Dieb doch völlig uninteressant für einen Kopfgeldjäger sein." Tristan schüttelte den Kopf. "So läuft die Sache nicht, Ryou. Wenn die Kopfgeldjäger nur nach den legalen Kopfgeldern vom Staat jagen würden, würden sie glatt verhungern. So viele Verbrecher gibt es nicht, auf die der Staat ein Kopfgeld aussetzt. Es gibt jedoch auch Kopfgelder, die von Leuten ausgesetzt werden, die Rache nehmen wollen oder auch aus anderen Gründen eine ganz bestimmte Person haben wollen. Das ist illegal, aber es gibt sie trotzdem. Die Informanten der Polizei geben uns bescheid, wenn sie etwas über ein solches Kopfgeld herausfinden können, aber in diesem Fall liegen uns keine Informationen vor. Wir gehen davon aus, dass Bakura gezielt angeworben wurde, um unseren Dieb zu fangen, genau wie Bandit Keith. Ein Kopfgeld auf den Dieb auszusetzen, wäre viel zu auffällig." Kaiba lehnte sich in seinem Sessel zurück und presste die Fingerspitzen seiner Hände in einer nachdenklichen Geste gegeneinander. "Wir sind also nicht mehr die Einzigen, die davon ausgehen, dass der Dieb den Mord gesehen haben muss." Eine kleine Stimme in seinem Kopf ermahnte ihn, dass er den Dieb ab jetzt bei seinem Namen, Joey, nennen sollte, dieser Name passte doch so gut zu den lebhaften braunen Augen des Mannes, doch er ignorierte sie und fuhr fort: "Pegasus hat schnell reagiert, aber er will sich mit seinen Leuten offenbar nicht selbst an der Suche nach dem Dieb beteiligen. Wahrscheinlich fürchtet er, zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und überlässt daher anderen die Drecksarbeit." Tristan nickte zustimmend. "Joey ist ein sehr wichtiger Zeuge, der gefunden werden muss. Bakura wird ihn sicher auch weiterhin jagen. Ich hätte Bakura gern auf die Fahndungsliste gesetzt, schon allein um ihn aus dem Verkehr zu ziehen, aber leider reichen die Beweise gegen ihn dafür nicht. Zwar hat Bakura deinen Mercedes geklaut und Ryou entführt, aber beide sind glücklicherweise innerhalb einer Stunde wieder wohlbehalten da gewesen. Es würde reichen, um Bakura vor den Richter zu bringen, aber nicht für einen Gefängnisaufenthalt. Bis zur Gerichtsverhandlung wäre er gegen Kaution auf freiem Fuß. Aber selbst wenn es uns gelingt, Bakura aus dem Verkehr zu ziehen, wissen wir doch nicht, wie viele Leute Pegasus angeheuert hat." "Es wäre am Besten, wir lassen Bakura weiter machen. Auf diese Art können wir ihn im Auge behalten und haben hoffentlich auch eine Chance einzugreifen, falls er Joey zu nahe kommen sollte. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass der Kopfgeldjäger nicht mehr weiß als wir. Aber vielleicht können wir Joey über ihn finden, wenn wir seine Aktivitäten überwachen können", sagte Tea. Kaiba runzelte die Stirn, stimmte dann aber widerwillig zu. "Nun gut, aber was ist mit diesem Bandit Keith. Soll der etwa auch weitermachen dürfen?" "Nein, um ihn und seine Leute brauchst du dir keine Sorgen zu machen", antwortete Tristan. "Die Beweise gegen die Gang sind erdrückend, und sie befinden sich alle im Gefängnis, das sie auch nicht so schnell wieder verlassen werden. Man hat bei der Durchsuchung ihres Unterschlupfes den Brillantschmuck gefunden. Außerdem hat der Hehler Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Trevor kommt zwar auch nicht ungeschoren davon, weil er zugegeben hat, den Schmuck von einem Dieb gekauft zu haben, aber er will den Schlägern seine derzeitige Situation heimzahlen. Ohne sie wären seine Geschäfte nicht aufgeflogen." "Und was machen wir jetzt?", fragte Yami. "Wir kennen zwar jetzt den Vornamen des Diebes und wissen, dass er tatsächlich in der Hendersen-Villa war, aber wir wissen nicht, wo er ist." "Wir haben keine Ahnung, wo der Dieb sich versteckt halten könnte", gestand Tristan seufzend. "Meiner Ansicht nach führt die einzige Spur zu Joey über Duke Devlin, aber der wird nicht mit der Polizei reden." "Dann werde ich heute Abend noch mal zu ihm in den Club gehen", sagte Yami, und er war selbst überrascht über das, was er da sagte, und darüber wie entschlossen seine Stimme klang. *** Yami betrat den Club eine halbe Stunde, nachdem er geöffnet hatte. Musik und Stimmengewirr erklangen im Raum, und exotische Düfte erfüllten die Luft. Yami musste zugeben, dass er beeindruckt war von der Atmosphäre, die in diesem Club erzeugt wurde. Das Ganze wirkte wie ein verruchter aber dennoch vornehmer Nachtclub aus einem guten Film. Die Leute aus den besseren gesellschaftlichen Schichten wurden davon angezogen wie die Motten vom Licht. In dem Club genossen sie einen Hauch von Gefahr und Verbotenem, ohne sich wirklich in Gefahr zu begeben. Dafür sorgten allein schon die bulligen Aufpasser, die in ihren Anzügen mit Jackett und Krawatte an den Wänden und Türen standen und über die Menge wachten. Yami sah sich suchend nach Duke Devlin um. Vielleicht war der Besitzer des Nachtclubs ja irgendwo im Club, vielleicht war er aber auch in seinem Büro. Nun, Yami würde es bald wissen. Während er durch die Menge schritt, drehten sich viele Köpfe nach ihm um, und die Blicke so mancher Frau und auch so manchen Mannes glitten wohlgefällig über den Körper des Neuankömmlings. Yami hatte sich Mühe gegeben bei der Auswahl seiner Kleidung. Er trug eine schwarze hautenge Lederhose, die seine langen Beine und seinen wohlgeformten Hintern betonte, und darüber ein blutrotes Seidenhemd, das sich sanft an jede Kurve seines durchtrainierten Oberkörpers schmiegte, und dessen obere drei Knöpfe offen gelassen worden waren, um einen Teil seiner muskulösen Brust zu zeigen. Schwarze Lederstiefel mit silbernen Schnallen an der Seite und ein silberner Anhänger in Form eines ägyptischen Ankh-Kreuzes, der an einer schwarzen Lederschnur um seinen Hals hing, vervollständigten seine Ausstattung. Seine Kleidung war keineswegs fehl am Platz. Die Besucher des Clubs trugen Kleidung, die vom seidenen Geschäftsanzug bis hin zur teuren Lederkluft reichte. Viele der Frauen, darunter auch die hübschen Animiermädchen des Clubs, die die einsamen männlichen Gäste unterhalten und zum Geld ausgeben verleiten sollten, trugen sexy Cocktailkleider oder Miniröcke mit knappen Oberteilen. Yami entdeckte Duke bereits nach ein paar Minuten. Der Clubbesitzer stand bei einer Gruppe von Männern, die nach ihren teuren Anzügen zu schließen erfolgreiche Geschäftsleute waren, und unterhielt sich mit ihnen. Yami zögerte einen Moment, doch dann straffte er seine Gestalt und ging langsam auf die Gruppe zu. Er war hierher gekommen, um Duke zu treffen und ihm vielleicht doch noch wertvolle Informationen über den Dieb zu entlocken. Er konnte sich von Dukes Aussehen oder seiner ohne Zweifel schillernden Persönlichkeit nicht ablenken lassen. Allerdings konnte Yami nicht verhindern, dass sein Herz anfing, aufgeregt zu klopfen, während er sich Duke langsam näherte. Er fühlte sich zurückversetzt in seine Schulzeit, wo er zum ersten Mal ein Mädchen gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen wollte. Aber das war natürlich Unsinn! Er war kein unerfahrener Junge mehr, und das vor ihm war kein harmloses Schulmädchen. Und er war auch nicht hier, um Duke um ein Date zu bitten, sondern er wollte Informationen! Doch obwohl Yami dies alles ganz genau wusste, hoffte ein kleiner irrationaler Teil in ihm, dass er sich diesmal keinen Korb holen würde, wenn er Duke ansprach. Duke langweilte sich furchtbar, auch wenn er sich nicht das Geringste anmerken ließ. Diese Gruppe von Börsenmaklern, die ihn in ein Gespräch verwickelt hatte, hatte doch tatsächlich nichts Besseres zu tun, als das ewige Auf und Ab der Börsenkurse mit ihm zu diskutieren. Konnte man das denn glauben?! Sie waren hier in einem Nachtclub, und anstatt ihre Arbeit zu diskutieren, sollten diese Männer sich lieber amüsieren und ihr Geld für teure Drinks ausgeben! Es wurde wirklich Zeit, dass die Bühnenshow anfing. Die sexy Tänzerinnen und Tänzer seines Clubs würden diese Männer sicher schnell auf andere Gedanken bringen. Duke bemerkte aus den Augenwinkeln, wie einige Leute um sie herum den Kopf drehten und dann ihre Freunde auf etwas zu seiner Rechten hinwiesen. Neugierig wie er war, veränderte Duke leicht seine Stellung, um in diese Richtung sehen zu können. Dukes Lächeln wurde breiter, als er die Person erkannte, die da auf ihn zukam. Yami Muto versprach mit Sicherheit eine interessantere Unterhaltung als diese alten Männer um ihn herum. Duke nutzte eine Pause im Gespräch, um sich höflich zu verabschieden, sehr zur Enttäuschung seiner Gäste. Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte er sich von der Gruppe ab und gab zwei Animiermädchen seines Clubs ein unauffälliges Zeichen, sich um diese Männer zu kümmern. Dann wandte er sich Yami zu, und ein anerkennendes Funkeln trat in seine Augen. Yami war ein attraktiver Mann, das war ihm bei ihrer ersten Begegnung bereits aufgefallen, aber jetzt sah er geradezu umwerfend aus! Wenn Duke nicht wüsste, dass er Chefprogrammierer bei KSS war, würde er ihm glatt einen Job in seinem Club anbieten. Sein neuester Gast zog die Blicke auf sich wie ein Magnet Eisenspäne. "Yami, ich bin erfreut, Sie wieder zu sehen", begrüßte er ihn, und seine Stimme klang fast wie das zufriedene Schnurren einer großen Katze. Yami fühlte erneut die Faszination aufkeimen, die er für diesen Mann empfand, und beschloss, zu seinem eigenen Schutz ihr Gespräch gleich auf den eigentlichen Zweck seines Hier seins zu bringen. Er wusste zwar selbst nicht, wovor er sich schützen musste, aber er wusste, dass die Nähe von Duke ihn verwirrte. Der Nachtclubbesitzer schlug ihn einfach zu sehr in seinen Bann. "Guten Abend, Duke. Ich werde Sie wohl leider in einer Sache enttäuschen müssen, ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier." "Tatsächlich nicht?", fragte Duke mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er ließ seinen Blick anerkennend über Yamis Körper gleiten, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, dies zu verheimlichen, und bemerkte: "Wie schade. Ich hatte anhand Ihrer informellen Kleidung gehofft, Sie wären gekommen um sich ein wenig zu amüsieren, vielleicht sogar mit mir." Yami konnte Dukes Blick fast körperlich fühlen, als er von seinem Gesicht über seine Brust zu seinen Beinen und wieder zurück glitt. Es war als würde er eine feurige Spur auf seinem Körper hinterlassen, und Yami musste sich zwingen, seinen Blick nicht zu senken, um nachzusehen, ob er Brandwunden davon getragen hatte. Er spürte, wie sich eine leichte Röte auf seinen Wangen verteilte, und er sah seine Ansichten über Duke wieder einmal bestätigt: dieser Mann konnte ihm gefährlich werden, sehr gefährlich sogar. Doch zwei konnten dieses Spiel spielen! Yami lächelte verführerisch und sagte mit samtweicher Stimme: "Ich bedaure, dass ich Sie enttäuschen muss, aber ich bin leider immer noch mit einer anderen Sache beschäftigt. Vielleicht komme ich auf Ihr großzügiges Angebot zurück, wenn sich diese andere Sache endlich erledigt hat." In Dukes Augen erschien wieder jenes belustigte Funkeln, das Yami auch gestern Abend schon gesehen hatte. Glaubte Yami wirklich, er konnte ihn, Duke, den Meister auf dem verbalen Parkett der Doppeldeutigkeiten, in seinem eigenen Spiel schlagen? Unwahrscheinlich, aber es wäre bestimmt reizvoll, es ihn versuchen zu lassen. "Diese andere Sache... ist das immer noch jener Mann, den Sie suchen? Ich hoffe, Sie werden bald Erfolg haben, damit wir uns anderen amüsanteren Dingen zuwenden können." ,Aber sicher hoffst du, dass ich Erfolg haben werde. Was sonst noch?', dachte Yami sarkastisch. Laut sagte er: "Es wäre besser für den Mann, den ich suche, wenn ich bald Erfolg haben würde. Und ich bin mir sicher, dass Sie mir dabei helfen können, Duke." Duke setzte sich langsam in Bewegung und gab Yami durch eine Geste zu verstehen, dass er an seiner Seite bleiben sollte. "Ich glaube, Yami, dieses Gespräch hatten wir erst gestern Abend, und ich habe Ihnen alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe." Sie blieben in einer ruhigen Ecke stehen, wo sie nicht belauscht werden konnten. "Warum wenden wir uns nicht anderen Dingen zu? Ich bin sicher, auch Sie müssen mal entspannen." Duke lehnte sich scheinbar entspannt an die Wand, ein wenig näher bei Yami, als es notwendig war. Ihre Körper berührten sich fast. Doch diesmal gelang es Duke nicht, Yami mit seiner Nähe zu verwirren. Stattdessen beugte sich Yami ein wenig vor, so dass er fast in Dukes Ohr flüstern konnte, und sagte leise: "Da haben Sie sicher Recht, doch während wir hier entspannen, wird der gesuchte Mann von einem sehr mächtigen Feind gejagt, und wenn es nach diesem Feind geht, endet die Jagd mit seinem Tod. Ich weiß einiges über Sie, Duke, und ich weiß auch, dass Sie bei dieser Suche helfen können. Sie könnten helfen, das Leben dieses Mannes zu retten." Yami spürte, wie Duke leicht erzitterte, als sein Atem über dessen Ohr strich, während er sprach, und er lächelte wissend. Er senkte seine Stimme zu einem noch dunkleren verführerischen Ton und flüsterte: "Ihr Freund heißt Joey, nicht wahr?" In Dukes Augen blitzte widerwillige Anerkennung auf. Dieser Punkt ging eindeutig an Yami. Er hatte ihn in eine Zwickmühle gebracht. Duke registrierte mit Sorge, dass Yami Joeys Vornamen kannte. Und wer wusste schon, wie viel er und die Polizei noch wussten? Vielleicht kannten sie seinen kompletten Namen. Dann würde es nicht mehr lange dauern, und sie würden einen Lebenslauf von Joey haben. Ein paar Befragungen im richtigen Personenkreis würden ans Licht bringen, dass Duke und Joey seit ihrer Kindheit beste Freunde waren. Und dann würde Duke sich nicht mehr damit rausreden können, dass er Joey nicht kannte, und dass dieser vermutlich nur einer seiner vielen Gäste hier im Nachtclub war. Andererseits, wenn die Polizei schon so weit wäre, hätte man ihn sicher auf die Polizeistation geholt, um ihn einige Fragen zu stellen. Das war jedoch nicht geschehen, zumindest noch nicht, und stattdessen war Yami wieder im Club aufgetaucht. Aber jedes Mal, wenn er auftauchte, wusste er mehr über Joey. Duke hätte am Liebsten über sich selbst den Kopf geschüttelt, gestattete sich aber nicht, etwas von seinen Gefühlen nach außen hin zu zeigen. Er hätte bereits gestern die Gefahr erkennen müssen, als Yami ihm das Phantombild von Joey zeigte. Aber er hatte nicht weiter darüber nachgedacht, nachdem Yami seinen Club wieder verlassen hatte. Stattdessen hatte er über Yami nachgedacht. Dieser Mann war gefährlich. Er faszinierte Duke so sehr, dass er darüber wichtige Details in seiner Umgebung übersah. Sehr gefährlich, in der Tat. Yami erkannte Dukes Zögern und beschloss, diese Lücke in seiner Verteidigung zu nutzen. "Joey mag ein außergewöhnlicher Dieb sein, doch er hat sich einen genauso außergewöhnlichen Feind geschaffen, der ihm nach dem Leben trachtet." Er sprach leise, jedoch mit Nachdruck. Und er hoffte, dass er Duke überzeugen konnte. "Wenn er jetzt keine Hilfe erhält, wird es schon sehr bald zu spät sein. Und ich bezweifle, dass es Ihnen gefallen wird, am Grab Ihres Freundes zu stehen, falls man seinen Leichnam überhaupt finden wird." Duke beobachtete Yami unter halbgesenkten Lidern hervor. Die Leute von KSS hatten ihre eigenen Gründe, nach Joey zu suchen. Er war immerhin ein Dieb, und sie wollten ihn aus dem Verkehr ziehen. Aber zumindest wollten Sie ihn nicht umbringen. Duke musste zugeben, dass Yami nicht Unrecht hatte. Joey hatte sich mit Pegasus einen mächtigen Feind geschaffen, zu mächtig für ihn allein. Und auch Duke war ihm gegen Pegasus keine große Hilfe. Ganz im Gegenteil, wenn Pegasus von der Verbindung zwischen ihm und Joey erfuhr, dann konnte es gut sein, dass auch Duke sich in einer äußerst unangenehmen und gefährlichen Situation wieder fand. Hilfe war dringend erforderlich, denn Pegasus würde nicht ruhen, bis er den einzigen Zeugen für seine Verbrechen ausgeschaltet hatte. Doch hier in Domino City war Pegasus der mächtigste Unterwelt-Boss. Niemand würde es wagen, sich gegen ihn zu erheben. Niemand außer der Polizei. Aber Joey war selbst ein Krimineller, und als der goldene Dieb sogar ziemlich bekannt. Er konnte nicht einfach zur Polizei gehen, es sei denn, er wollte freiwillig ins Gefängnis. Duke schloss für einen Moment die Augen, dann sah er Yami wieder mit jenem höflichen neutralen Lächeln an. "Was Sie sagen, macht durchaus Sinn, aber selbst wenn ich diesen Joey kenne, kenne ich doch Sie nicht und kann Ihnen daher auch nicht trauen." Diese Antwort kam der Wahrheit am nächsten, und mehr würde Duke nicht preisgeben. Und Yami verstand ihn. Doch anstatt aufzugeben und sich zurückzuziehen, wie er es gestern Abend getan hatte, lächelte er Duke an. "Dann lernen Sie mich doch kennen", schlug er ihm vor. Dukes Lächeln verlor seine Neutralität und wurde deutlich wärmer. "Das ist eine ausgezeichnete Idee, Yami. Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Er geht selbstverständlich aufs Haus." ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Als ich in diesem Kapitel geschrieben habe, dass im Nightshades auch Animiermädchen arbeiten, meine ich damit nicht zwangsläufig Prostituierte! Die Animiermädchen sind hübsche junge Damen, die sich zu Gästen setzen und sich mit ihnen unterhalten, damit diese sich nicht einsam fühlen. Sex gehört dabei nicht zu ihrem Angebot, sondern lediglich ihre charmante Gesellschaft. Dabei verleiten sie die Gäste dazu, Geld für Drinks auszugeben, und wenn sich der Gast gut unterhält, kommt er vielleicht auch wieder in den Club. Und es arbeiten sicher auch Animierjungen im Nightshades, die habe ich nur nicht extra erwähnt. An diesem Kapitel hat mir am meisten Spaß gemacht, das Wortduell zwischen Duke und Yami zu schreiben. Hach, ich liebe solche Wortgefechte, die nicht im Zorn geführt werden, sondern mit Finesse! Hintergrundinfo zu: Maximilian Pegasus Alter: 38 Jahre Status: Gründer und Boss der Pegasus-Gruppe (Verbrecherorganisation) Pegasus stammt eigentlich aus einem sehr guten Haus. Sein Vater machte an der Börse Millionen, und die Familie war daher recht angesehen. Doch wie das manchmal so ist, hinter der vornehmen Fassade bröckelte das Mauerwerk ganz gewaltig. Sein Vater war spielsüchtig und gab für seine Spielleidenschaft sehr viel Geld aus. Außerdem machte er sich der Steuerhinterziehung schuldig. Seine Mutter war eine Tänzerin in einer anrüchigen Bar gewesen, gab sich nach ihrer Heirat jedoch als ehemalige Tanzlehrerin aus, um den vornehmen Schein zu wahren. Leider war sie dem Alkohol verfallen und hoffnungslos vergnügungssüchtig. Beide interessierten sich nicht wirklich für ihren Sohn. Aufgrund des heimlichen Lebensstils seiner Eltern kam Pegasus schon früh in Kontakt mit mehr als zweifelhaften Personen. Für ihn war es ganz normal, ein Doppelleben zu führen zwischen vornehmer Gesellschaft und der halbseidenen Unterwelt. Schließlich ruinierte sein Vater die Familie mit seinen Spielschulden, außerdem kam ihm die Steuerfahndung auf die Spur, und er wanderte ins Gefängnis. Zugleich geriet seine Mutter bei einer ihrer heimlichen Vergnügungen an den falschen Mann und wurde Opfer eines Serienmörders. Pegasus war zu dieser Zeit bereits volljährig, und es gelang ihm nur mit großer Mühe, die vornehme Fassade seines Familiennamens aufrecht zu halten, die Polizei, Steuerfahndung und Schuldeneintreiber einzureißen versuchten. Als ihm von einem väterlichen Freund aus der Unterwelt der Vorschlag zur Zusammenarbeit gemacht wurde, um ihm wieder zu Geld zu verhelfen, nahm er das Angebot ohne Zögern an. Und von da an verdiente er sein Geld mit kriminellen Machenschaften. Pegasus gründete vor etwas mehr als zehn Jahren seine eigene Verbrecherorganisation, die er die Pegasus-Gruppe nannte. Ursprünglich hatte er noch zwei Partner, die fast genauso viel in der Organisation zu sagen hatten wie er. Aber sie fielen einer Autobombe zum Opfer, die Pegasus selbst in ihrer Limousine installierte, um die alleinige Kontrolle über seine Organisation zu haben. Innerhalb von zehn Jahren wurde er der mächtigste Unterwelt-Boss von Domino City. Ob illegales Glücksspiel, Prostitution, Drogen, Schmuggel, Entführung oder Mord, es gibt kaum etwas, wo die Pegasus-Gruppe nicht ihre Hände im Spiel hat. Polizei und Staatsanwaltschaft versuchen seit Jahren, diese Verbrecherorganisation zu zerschlagen, bisher mit nur geringem Erfolg. Pegasus hält die Kontrolle über seine Organisation fest in seinen Händen, und er ist sich nicht zu fein, manche Probleme auch selbst in die Hand zu nehmen, anstatt sie seinen Leuten zu überlassen. Kapitel 9: Der Handel der Staatsanwaltschaft -------------------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 9/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Es hat lange gedauert, ich weiß, aber ich habe wirklich nicht ganz so viel Zeit mehr. Na ja, jetzt ist zumindest das 9. Kapitel endlich da! Einen herzlichen Dank an alle Kommentarschreiber!!! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 9: Der Handel der Staatsanwaltschaft In einer der vielen dunklen Ecken des Clubs, die absichtlich schlecht beleuchtet wurden, um den vielen Pärchen ein wenig Privatsphäre bieten zu können, lehnte Malik an der Wand und seufzte leise, als er spürte, wie warme weiche Lippen sanft seinen Hals liebkosten. Marik hatte ihn zwischen sich und der Wand eingeklemmt und ließ seine Hände freizügig über Maliks Körper gleiten. Marik war in all seinen Beziehungen immer sehr dominant gewesen, aber Malik machte das nichts aus. Im Gegenteil, er genoss es, passiv zu bleiben und sich verwöhnen zu lassen. Ein kurzer Schmerz an seinem Hals ließ ihn den Atem scharf einziehen. Marik leckte leicht über die kleine Bisswunde, die er seiner neuesten Eroberung zugefügt hatte, und begann dann, leicht daran zu saugen. Malik kicherte und stieß Marik leicht in die Seite. "Hey, du kannst mir doch jetzt keinen Knutschfleck machen", flüsterte er ihm zu. Marik unterbrach seine Tätigkeit kurz und brummte lüstern: "Warum nicht? Sollen die anderen ruhig sehen, wie sehr ich dich begehre." Malik errötete leicht. "Ich bin im Dienst. Eigentlich dürfte ich mich gar nicht mit dir in eine dunkle Ecke verdrücken." "Darum mach dir mal keine Sorgen. Ich habe deinem Kollegen an der Bar ein großzügiges Trinkgeld zugesteckt, und daraufhin meinte er, wir sollten uns so lange Zeit lassen, wie wir wollen, er würde schon alles regeln", erwiderte Marik und fuhr mit seiner Tätigkeit fort. Malik gab sich geschlagen und ließ nun seinerseits seine Hände über Mariks Rücken gleiten. Er beobachtete über die Schulter seines neuen Liebsten hinweg die Gäste im hell erleuchteten Teil des Clubs, als er zwei Männer erblickte, deren friedliches nebeneinander ihn in Erstaunen versetzte. "Na so was!", entfuhr es ihm. "Was ist?", fragte Marik, allerdings hörte er sich nicht wirklich so an, als wäre er besonders interessiert an der Antwort. Noch immer beschäftigte er sich eifrig mit der Erkundung von Maliks Körper. "An einem der Tische sitzen Duke und Yami Muto von KSS, und sie scheinen sich gut miteinander zu unterhalten", sagte Malik, und leichte Verwunderung war aus seiner Stimme zu hören. Marik dagegen lachte nur leise auf, und der Laut sandte einen angenehmen Schauder Maliks Rücken hinunter. "Ich hatte mir schon gedacht, dass sich zwischen den beiden irgendwas entwickeln würde. Es gab solch interessante Spannungen zwischen ihnen, wann immer sie sich begegneten." "Die beiden haben sich doch noch gar nicht so oft getroffen. Woher willst du das wissen?", wandte Malik ein. "Oh, ich habe so was im Gefühl, genau wie ich im Gefühl habe, dass wir ein gutes Paar abgeben", erwiderte Marik. Bevor Malik etwas erwidern konnte, ließ er seine Hände unter dessen Shirt gleiten und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Malik stöhnte auf und vergaß die beiden anderen Männer. *** Sehr viel später in der Nacht verschwand Yami zusammen mit Duke hinter jener Tür, zu der normalerweise nur Duke und sein Personal Zugang hatten. Duke führte Yami in die oberen Stockwerke, wo seine Wohnung lag, um wie er sagte einen Kaffee mit ihm zu trinken. Yami wusste genau, dass sie einen Kaffee auch im Club hätten trinken können, doch er war weit entfernt davon, Dukes Vorschlag abzulehnen. Während Duke in seiner Küche verschwand, um den Kaffee zu kochen, holte Yami sein Handy hervor und rief in seiner eigenen Wohnung an. Er hatte den Verdacht, dass sein kleiner Bruder Yugi noch wach sein könnte, weil er auf ihn wartete. Sein Verdacht bestätigte sich, als der Hörer am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde, und Yugis Stimme erklang: "Hier Muto, guten Abend." "Yugi, ich komme heute Nacht wahrscheinlich nicht nach Hause. Warte also nicht auf mich, ja?", informierte Yami seinen kleinen Bruder. "Ist okay. Wo bist du denn?" "Bei einem guten Freund von mir." "Du hast einen neuen Liebhaber!", kam es keck als Antwort. "Yugi!", brauste Yami ein wenig peinlich berührt auf. Dann seufzte er und sagte: "So weit sind wir nicht. Geh du lieber ins Bett. Es ist spät." Vom anderen Ende der Leitung war ein Lachen zu hören. "Also gut, großer Bruder, ich gehe ins Bett und hoffe für dich, dass du dasselbe tun wirst, aber im Gegensatz zu mir nicht allein. Gute Nacht." Yami rollte mit den Augen, als er Yugis Worte hörte. "Gute Nacht." Er legte auf und steckte sein Handy weg. Duke hatte in der Tür zur Küche gestanden und amüsiert zugehört, auch wenn er nur Yamis Seite der Unterhaltung mitbekommen hatte. Nun trat er mit zwei gefüllten Kaffeetassen ins Zimmer und stellte Zucker und Milch dazu. Dann setzte er sich neben Yami auf die Ledercouch. "Das war dein kleiner Bruder, hm? Was hat er denn gesagt?", fragte er, während er sich ein wenig Zucker in den Kaffee tat. "Ach, nur die üblichen Scherze, die kleine Brüder so drauf haben", meinte Yami ausweichend und tat sich ein wenig Milch in den Kaffee. Er beobachtete, wie die Milch weiße Wolken in der fast schwarzen Flüssigkeit bildete, bevor sie den Kaffee hellbraun färbte. Aus irgendeinem Grund war er nervös, dabei war es nicht das erste Mal, dass er mit jemandem Kaffee trank. Aber andererseits, es war spät abends, er war in einer fremden Wohnung, und es war Duke, neben dem er saß. Und dieser Mann sorgte ohnehin für ein Kribbeln in seiner Magengegend wie er es nur früher bei Tristan gespürt hatte. Doch die Beziehung mit Tristan war Vergangenheit. Duke bemerkte, dass Yami nur Milch in seinen Kaffee nahm, aber keinen Zucker, während es bei ihm genau umgekehrt war. Sie schienen in so vielen Dingen das genaue Gegenteil zu sein, aber sie hatten auch herausgefunden, dass sie einiges gemeinsam hatten. Duke nahm einen Schluck von seinem Kaffee, dessen Bitterkeit von dem Zucker gedämpft wurde, und sagte dann: "Er hat wohl angenommen, dass du diese Nacht im Bett mit jemandem verbringst." Yami hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt, aber er beherrschte sich und erwiderte: "Ja, er hatte diese Vermutung." Das Kribbeln in seinem Bauch nahm an Stärke zu. Duke war so verdammt sexy! Vor allem dann, wenn er so unschuldig tat, während man genau erkennen konnte, dass er das gewiss nicht war. Duke stellte seine Kaffeetasse wieder zurück auf den Tisch, dann wandte er sich Yami zu und rückte näher an ihn heran. "Wollen wir diese Vermutung nicht wahr werden lassen?", fragte er leise, aber mit verführerischer Stimme, deren Klang Yamis Herzschlag beschleunigte. Yami stellte seine Kaffeetasse sorgsam auf den Tisch, darum bemüht, dass Duke das leichte Zittern seiner Hände nicht bemerkte. Gott, er war nervös wie ein Schuljunge vor seinem ersten Mal! Doch als er sich zu Duke umdrehte und in die grünen Augen blickte, die mit einem ihm wohlbekannten Feuer leuchteten, löste sich seine Nervosität einfach auf und ließ nur ein angenehm warmes Gefühl zurück. "Ich finde, das ist gar keine schlechte Idee", sagte Yami, und auch seine Stimme hatte nun einen leicht heiseren lustvollen Beiklang. Der Kaffee war vergessen, als die beiden Männer in einen endlos erscheinenden Kuss versanken. Hände glitten über den Körper des jeweils anderen und suchten schließlich ihren Weg unter die Kleidung in dem Versuch, dem anderen noch näher kommen zu können. Schon bald verschwanden die Männer im Schlafzimmer, und während der Kaffee auf dem Tisch langsam kalt wurde, nahm das Feuer der Begierde, das im Schlafzimmer von den Männern entfacht wurde, an Hitze immer mehr zu. *** Es war halb acht am nächsten Morgen, und die Angestellten von KSS kamen zur Arbeit. Während sie auf dem firmeneigenen Parkplatz ihre Autos parkten oder von der nahe gelegenen Bushaltestelle zum Firmengebäude gingen, schenkte keiner von ihnen dem schwarzen BMW mit den dunkel getönten Scheiben, der auf der anderen Straßenseite parkte, mehr als nur einen flüchtigen Blick. Der Wagen parkte schon seit einer guten Stunde dort. Durch die getönten Scheiben war nicht viel zu sehen, aber sie waren nicht vollständig undurchsichtig. Wer genau hinsah, konnte erkennen, dass auf dem Fahrersitz ein Mann saß, der den Eingang des Firmengebäudes von KSS im Auge behielt. Es handelte sich um Bakura, den Kopfgeldjäger. Was er hier eigentlich wollte, wusste Bakura selbst nicht so genau. Nach der gestrigen Pleite mit Kaiba hatte er heute Morgen einfach beschlossen, seinem Instinkt zu folgen, und sein Instinkt hatte ihn hierher geführt. Nach einer Stunde warten war Bakura allerdings zu der Ansicht gekommen, dass er seine Zeit verschwendete. Trotzdem konnte er nicht einfach wegfahren. Irgendetwas hielt ihn hier. Bakura gähnte gelangweilt. Während er uninteressiert die andere Straßenseite im Auge behielt, wippte sein Kopf auf und ab zum Rhythmus der Musik, die aus den Lautsprecherboxen in seinem Auto kam. Weitere Minuten vergingen, die Bakura viel zu lange erschienen. Schließlich reckte er sich, so gut es in seinem Auto eben ging, und griff nach dem Autoschlüssel. Er verschwendete wirklich seine Zeit. Was erhoffte er sich eigentlich davon, die Angestellten von KSS zu beobachten? Doch bevor er den Schlüssel im Zündschloss drehen konnte, erhaschte er aus den Augenwinkeln einen Blick auf schneeweiße Haare, die seinen eigenen so sehr glichen, und von einem Moment auf den anderen war Bakura hellwach. Ryou kam aus der Richtung der Bushaltestelle, wie jeden Morgen um kurz vor acht Uhr. Er grüßte die Angestellten, die den Gruß freundlich erwiderten, und blieb kurz stehen, um sich mit einer der Sekretärinnen aus der Rechtsabteilung von KSS zu unterhalten. Während der ganzen Zeit schenkte er dem schwarzen BMW auf der anderen Straßenseite keine Beachtung, und er war sich auch nicht des Augenpaares bewusst, das ihn aus dem Inneren des Wagens beobachtete. Bakura ließ die Fensterscheibe in der Tür hinunter gleiten, um Ryou besser sehen zu können. Das getönte Glas störte ihn nun. Aufmerksam folgte er jeder Bewegung von Ryou mit seinen Augen, bis dieser im Inneren des Gebäudes verschwand. Bakura ließ sich mit einem Seufzen zurück in seinen Sitz fallen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich vorgelehnt hatte, als er Ryou beobachtete. Was dachte er sich eigentlich dabei? Er kam auf diese Art doch nicht an Informationen über diesen Dieb heran. Sein Instinkt schien ihn getäuscht zu haben, oder war es vielleicht etwas ganz anderes gewesen? Bakura stellte fest, dass er kein Verlangen mehr fühlte, noch länger hier zu sein. Was immer ihn dazu bewogen hatte, hierher zu kommen, es war verschwunden, nachdem Ryou aufgetaucht war. Aber anstatt enttäuscht darüber zu sein, seine Zeit verschwendet zu haben, fühlte er sich seltsam zufrieden, als hätte er genau erreicht, was er wollte. Er hatte Ryou gesehen, und irgendwie war das genug. Bakura startete den Motor und lenkte seinen BMW auf die Straße. Er war zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht Informationen gewesen waren, die er hier suchte, sondern ein Teil von ihm hatte einfach Ryou sehen wollen. Bakura fragte sich, was mit ihm los war. Es war so ganz und gar nicht seine Art, die Nähe eines anderen zu suchen. *** Ryou hatte seine Arbeit erst vor einer halben Stunde angefangen, als das Interkom auf seinem Schreibtisch ein Klicken von sich gab, und Kaibas Stimme ertönte: "Ryou, komm bitte in mein Büro." Ryou betrat Kaibas Büro und stellte sich vor dessen Schreibtisch. "Was gibt es denn, Kaiba?" Kaiba bedeutete ihn, um den Schreibtisch herum zu gehen und sich an seine Seite zu stellen. "Schau dir mal an, was die Überwachungskamera am Eingang heute Morgen aufgenommen hat. Dem Pförtner ist ein schwarzer BMW aufgefallen, der auf der anderen Straßenseite parkte, aber niemand stieg aus. Der BMW parkte dort über eine Stunde lang. Am Ende ist es gelungen, ein Bild von dem Fahrer aufzunehmen, als dieser das getönte Seitenfenster herunter ließ." Ryou beugte sich leicht vor und sah über Kaibas Schulter hinweg auf dessen Computermonitor, auf dem die Bilder der Überwachungskamera zu sehen waren. "Ich glaube, ich kann mich an diesen Wagen erinnern. Als ich heute Morgen kam, parkte er auch noch da." Kaiba zoomte mit Hilfe eines entsprechenden Programms näher an den Wagen heran. Das Bild wurde zuerst stark verzerrt, bevor das Programm den Effekt der Vergrößerung ausglich und das Bild normalisierte. Ryou schnappte nach Luft, als er sah, wie in der Fensteröffnung des Wagens ein bekanntes Gesicht auftauchte. "Das ist der Kopfgeldjäger von gestern!", rief er. "Ganz recht", bestätigte Kaiba. "Er hat das Gebäude eine zeitlang beobachtet und ist kurz vor Acht wieder verschwunden. Ich frage mich nur, was er hier wollte." Da Ryou darauf auch keine Antwort wusste, schwieg er. Kaiba überlegte eine zeitlang, dann sagte er: "Ryou, ruf Yami zu mir." "Yami ist leider noch nicht da", antwortete Ryou. Er wusste das genau, weil Yami gestern einen Ordner bei ihm im Büro gelassen hatte, den er für seine Arbeit heute brauchte, und er hatte ihn noch nicht abgeholt. "Ach ja, der Kerl ist so ein Langschläfer", brummte Kaiba, und Ryou musste darüber lächeln. Kaiba war ein Frühaufsteher, der spätestens um acht Uhr in seinem Büro war. Yami dagegen schlief gerne etwas länger und kam frühestens um acht Uhr zur Arbeit, meistens sogar später. Da beide häufig die Arbeit zur gleichen Zeit verließen, was bedeutete, dass Kaiba meistens Überstunden machte, zog ihn Yami damit auf, ein Workaholic zu sein, während Kaiba konterte, dass er als Präsident der Firma nicht so faul sein konnte wie Yami. "Ich werde mal sehen, ob ich ihn aus dem Bett klingeln kann. Du kannst wieder an deine Arbeit gehen, Ryou", meinte Kaiba und griff nach dem Telefonhörer. Während Ryou aus seinem Büro verschwand, tippte Kaiba die Rufnummer von Yamis Handy ein und wartete. Es dauerte eine Weile, bis jemand am anderen Ende der Leitung abhob. *** Yami schlief entspannt neben Duke in dessen Bett, die Arme um seinen neuen Liebsten geschlungen, als irgendein aufdringliches Klingeln ihn aus seinem süßen Schlaf riss. Nun, eigentlich war es nicht irgendein aufdringliches Klingeln, sondern der Klingelton seines Handys, aber er war Yami mehr als unwillkommen. Vorsichtig löste er sich von Duke und grabschte vom Bett aus nach seiner Hose, die wie der Rest seiner Kleidung auf dem Boden um das Bett rum verstreut lag. Innerlich fluchend holte er das Handy aus seiner Hosentasche und ließ sich dann auf das Bett zurücksinken. "Wer stört?", fragte er müde. "Guten Morgen. Bist du endlich aufgewacht?", ertönte die Stimme von Kaiba am anderen Ende der Leitung. "Wie kann man so früh am Morgen schon so munter sein?" Yami verzog das Gesicht. Das konnte doch nicht normal sein. "Yami, ich setze dich darüber in Kenntnis, dass es bereits halb neun ist. Du solltest längst aufgestanden und an der Arbeit sein", informierte ihn Kaiba. Wie konnte man nur an einem Werktag um diese Zeit noch so müde sein? Das konnte doch nicht normal sein. "Ich habe noch etwas Zeit, und außerdem kann ich auch noch Überstunden abfeiern", verteidigte sich Yami. Hinter ihm bewegte sich Duke, dann spürte Yami, wie sich sein Liebhaber an ihn schmiegte. Er lächelte Duke an, und ihre Lippen berührten sich kurz in einem Guten-Morgen-Kuss. "Ich würde es aber bevorzugen, wenn du Ryou oder mich mindestens einen Tag vorher informieren würdest, wenn du Überstunden abfeiern willst", erwiderte Kaiba. "Aber lassen wir das jetzt. Ich wollte dich informieren, dass ich heute noch eine Besprechung mit Tristan und Tea plane. Ich denke, wir müssen unsere weitere Vorgehensweise ändern. Sie ist nicht effektiv genug, und wir brauchen endlich Erfolge. Heute Morgen lauerte dieser Kopfgeldjäger Bakura vor meinem Firmengebäude herum. Er hat zwar nichts getan und ist bald wieder verschwunden, aber ich kann meine Leute solch einer Gefährdung nicht länger aussetzen. Wir hatten Glück, dass Ryou gestern nichts passiert ist, aber wer weiß, wie viele Halunken Pegasus angeheuert hat, um nach unserem Dieb zu suchen." Duke hatte sich über Yami gebeugt und verteilte kleine Küsse auf seiner nackten Brust. Yami genoss seine Zärtlichkeiten und strich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar, doch als er Kaibas Neuigkeiten hörte, hielt er inne und fragte nach: "Bakura? Bist du dir sicher?" Duke stoppte und sah Yami an. Er konnte nicht hören, was Kaiba sagte, doch den Namen Bakura kannte er nur allzu gut. "Es war Bakura. Wir haben eine Videoaufzeichnung von ihm. Ryou hat ihn auch erkannt", antwortete Kaiba. "Es wäre nett, wenn du heute Nachmittag vorbeischauen würdest. Ich werde die Besprechung für 14 Uhr festlegen." "Okay, Kaiba. Ich werde da sein. Bis nachher." "Bis später, Yami." Kaiba legte auf, und Yami tat es ihm gleich. Nachdenklich starrte er einen Moment auf sein Handy, bevor er es zur Seite legte. Duke legte seine Arme auf Yamis Brust und stützte seinen Kopf darauf. "Was habt ihr gerade besprochen?", fragte er. "Ich hab dir doch erzählt, dass wir diesen Dieb suchen. Wir sind aber leider nicht die Einzigen", antwortete Yami und streckte eine Hand aus, um Dukes Wange zu streicheln. Duke schmiegte seine Wange an Yamis Hand und betrachtete ihn aus halbgeschlossenen Augen. "Ich hörte den Namen Bakura." Yami lächelte. Duke sah aus wie eine Katze, die seine Streicheleinheiten genoss, während sie gleichzeitig mit halbgeschlossenen Augen darauf lauerte, dass er ihr noch den einen oder anderen Leckerbissen zusteckte. "Bakura ist ein Kopfgeldjäger, der allem Anschein nach auf den gesuchten Dieb angesetzt wurde", erklärte er. Duke war diese Information nicht neu, das wusste er selbst. Doch anscheinend war schon einiges passiert, von dem er nichts wusste. Duke spürte, wie die Sorgen, die er sich um Joey machte, immer stärker wurden. Pegasus war ein tödlicher Gegner. Allein hatte Joey keine Chance. Und wenn Pegasus Joey aus dem Weg geschafft hatte, kam er vielleicht noch auf die Idee, dessen engste Freunde auch umzubringen, nur zur Sicherheit, falls Joey ihnen etwas über den Mord erzählt hatte. Und das war ja auch der Fall. Duke traf seine Entscheidung: "Yami? Ich werde euch helfen, solange Joey dabei nichts passiert." *** Am frühen Nachmittag in Kaibas Büro gab es eine interessante Zusammenkunft. Kaiba war natürlich da, genauso wie Ryou und Yami sowie die Polizisten Tristan und Tea. Überraschend für die meisten Anwesenden war, dass Yami in Begleitung zweier Männer kam, mit deren Teilnahme an der Besprechung keiner gerechnet hatte. Er wurde begleitet von Duke Devlin und Malik Ishtar. Duke und Malik beäugten die Polizisten misstrauisch, die die Blicke nicht weniger misstrauisch erwiderten. Yami stöhnte in Gedanken auf, ließ sich aber nichts anmerken. Es war wohl zu viel verlangt, dass die Polizisten ihre Bedenken gegen den Nachtclubbesitzer einfach so fallen ließen. Nun, Tristan hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, und nur weil Duke noch nie bei der Hehlerei erwischt worden war, hieß das nicht, dass die Verdachtsmomente gegen ihn aus der Welt geschafft waren. Wenn es etwas gab, was Polizisten nervte, dann waren das Leute, von denen sie genau wussten, dass sie kriminell waren, denen sie aber trotzdem nie etwas beweisen konnten. Yami trat mit einem leicht gezwungenen Lächeln zwischen die Gruppe. "Wenn ich vorstellen darf...", begann er, und dann stellte er die Anwesenden erst einmal mit Namen vor. Zumindest Ryou war Duke und Malik noch nicht bekannt. "Sie haben sich also doch entschlossen, uns zu helfen", begann Tristan und sah Duke durchdringend an. "Ich bin froh, das zu hören, aber darf ich fragen, woher der plötzliche Sinneswandel kommt?" Duke lächelte sein höfliches neutrales Lächeln und erwiderte: "Ich habe mich doch noch an den Herrn, den Sie suchen, erinnert. Es handelt sich um einen alten Jugendfreund von mir, und ich möchte nicht, dass ihm etwas geschieht." Die Ausrede war dürftig, aber Duke wusste, dass der Polizist seine Hilfe wollte und nicht weiterfragen würde. Er hatte Recht. Tristan wandte seine Aufmerksamkeit stattdessen Malik zu und fragte: "Und warum haben Sie Ihren Barkeeper dabei, Herr Devlin?" Warum Duke Malik hatte mitbringen wollen, war Yami zuerst auch ein Rätsel gewesen. Erst als Duke ihm gesagt hatte, dass Malik gut mit Computern umgehen konnte, hatte er begriffen. Er hatte Duke nicht zur Rede gestellt, aber er nahm an, dass es sich bei Malik um den Hacker handelte, der mit dem Dieb Joey zusammen gearbeitet hatte. Tristan bekam nur eine ausweichende Antwort von Duke: "Er gehört zu meinen Leuten und wird uns vielleicht nützlich sein. Immerhin kennt er als Barkeeper viele meiner Kunden persönlich." Tristan wusste, dass er sich mit diesen Auskünften zufrieden geben musste. Er konnte Duke nicht zwingen, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Aber er zögerte, in Gegenwart von Duke und Malik frei über ihre Pläne zu sprechen. Wie vertrauenswürdig waren die beiden? Was konnte er sagen, was wussten sie schon? Yami beschloss, es Tristan und auch den anderen leichter zu machen. "Ich habe Duke und Malik alles erklärt, was wir bisher unternommen haben. Wir sind diesem Joey nicht wirklich näher gekommen, daher hat Duke sich bereit erklärt, uns zu helfen, um ihn zu schützen." Kaiba sah Duke interessiert an. "Sie helfen uns, Ihren Freund zu fangen?" "Ich helfe Ihnen, ihn vor Pegasus zu beschützen. Ich habe jedoch kein Interesse daran, Ihnen zu helfen, ihn ins Gefängnis zu bringen", schränkte Duke ein. "Was das angeht, habe ich gute Neuigkeiten", sagte Tristan. "Die Mordkommission hat sich mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung gesetzt, um den Mord und den vermutlichen Zeugen mit ihnen zu besprechen. Pegasus wegen Mordes zu verhaften und damit der Pegasus-Gruppe einen schweren Schlag zuzufügen, ist dem Staatsanwalt wichtiger als alles andere. Deshalb ist die Staatsanwaltschaft bereit, sich auf einen Handel einzulassen. Wenn Joey gegen Pegasus aussagt und auch schwört, nie wieder straffällig zu werden, bekommt er Straffreiheit für alle seine bisher begangenen Straftaten. Das ist sehr großzügig, wenn man bedenkt, dass er der goldene Dieb ist, ein seit Jahren gesuchter Meisterdieb. Natürlich setzt dieser Handel auch voraus, dass er tatsächlich Zeuge des Mordes gewesen ist und Pegasus als Mörder identifizieren kann." Malik entspannte sich bei diesen Worten sichtlich, und auch Duke schien etwas lockerer zu werden. Der Nachtclubbesitzer strich sich kurz durch sein Haar und sagte: "Ich weiß, dass Joey den Mord gesehen hat, denn er hat es mir erzählt." Duke ignorierte die überraschten Blicke um sich herum und fuhr fort: "Ich weiß selbst nicht, wo Joey sich versteckt, aber er hat mich in der Zwischenzeit einmal angerufen. Ich habe ihm erzählt, dass Sie ihm Schutz versprechen, aber Joey glaubt der Polizei nicht." "Nicht weiter verwunderlich, er ist immerhin ein gesuchter Dieb", kommentierte Kaiba. "Wir werden ihn schon fangen müssen, um ihn schützen zu können." "Es gibt da noch ein Problem", ergriff nun Tea das Wort. "Es kann uns passieren, dass die Aussage eines Diebes nicht reichen wird, um Pegasus endgültig hinter Gitter zu bringen. Joey hat zwar den Mord gesehen, wie Herr Devlin sagt, aber er ist ein Dieb und damit kein vertrauenswürdiger Zeuge, was das Gericht angeht. Seine Aussage kann Pegasus zwar trotzdem sehr schaden, doch könnten seine Anwälte den Spieß umdrehen und einen Weg finden, Joey zum Hauptverdächtigen zu machen. Und dann stände Aussage gegen Aussage von zwei nach den Maßstäben des Gerichts nicht vertrauenswürdigen Personen. Joeys Aussage muss vor Gericht an Glaubwürdigkeit gewinnen, und das geschieht nur, wenn Pegasus selbst einen Fehler macht, den wir ihm nachweisen können." Eine Weile herrschte Schweigen. Kaiba rieb sich erschöpft über die Stirn. Sie steckten schon wieder in einer Sackgasse fest. Blieb nur zu hoffen, dass auch Pegasus' Leute nicht weiter waren als sie selbst. "Also gut, ich schlage vor, wir treffen uns Morgen um dieselbe Zeit wieder hier", sagte er schließlich. "In der Zwischenzeit versucht bitte jeder, so viele Informationen wie möglich über Joey und Maximilian Pegasus zu sammeln. Wir werden die Ergebnisse dann Morgen auswerten." Er wandte seinen Blick Duke zu. "Wie heißt Joey eigentlich mit vollem Namen?" Duke zögerte einen kurzen Moment, doch dann begriff er, dass es jetzt keine Rolle mehr spielte, ob sie Joeys Nachnamen kannten oder nicht. "Joey Wheeler", antwortete er, bevor er sich mit einem Nicken verabschiedete und gefolgt von Malik das Büro verließ. Der Rest folgte ihnen nach draußen. Kaiba lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah gedankenverloren vor sich hin. "Joey Wheeler", wiederholte er den Namen leise. *** Später am Nachmittag dieses Tages saß Tristan an seinem Schreibtisch in der Polizeistation und überlegte, wie er an Informationen über Joey Wheeler und Pegasus herankommen konnte. Nun gut, da gab es die Informationen, die die Polizei bereits über Pegasus und den goldenen Dieb gesammelt hatte, aber vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, an weitere Informationen heranzukommen. Tristan verließ sein Büro und ging zum Zellenblock der Polizeistation. Der wachhabende Polizist grüßte ihn freundlich: "Hallo, Tristan. Was führt dich denn ausgerechnet hierher?" Tristan nickte ihm freundlich zu. "Hi, Karlos. Ich möchte mit Bandit Keith reden." Karlos stand von seinem Schreibtisch auf und reckte sich. Dann griff er nach einem Schlüsselbund. "Das ist der Gang-Boss, der vor kurzem eingeliefert wurde, richtig? Was immer du mit ihm bereden willst, setz ihn nicht zu stark unter Druck. Die Anwälte dieser Kerle sind meistens ziemlich windige Typen und haben es gar nicht gerne, wenn Polizisten sich ihre Kunden zur Brust nehmen." "Ist mir klar." Tristan folgte Karlos, der ihn durch eine Metalltür führte und dann durch einen Gang, an dessen Wänden weitere Metalltüren waren. "Hm, Bandit Keith... Zelle Acht...", murmelte Karlos vor sich hin, dann blieb er vor einer Tür stehen, auf der in schwarzer Farbe eine Acht zu sehen war. Karlos hämmerte dagegen und schrie: "Hey, Bandit! Besuch!" Erst danach schloss er die Tür auf und trat zusammen mit Tristan ein. Im Inneren der kleinen Zelle lehnte er sich bequem gegen die wieder geschlossene Tür. Es war Vorschrift, dass ein Polizist mit einem Zelleninsassen nicht allein gelassen werden dürfte. Aus Sicherheitsgründen mussten mindestens zwei Polizisten anwesend sein. Tristan blieb mitten in der Zelle stehen und musterte Bandit Keith, der auf dem kleinen Bett, das an der Wand stand, lag und sie mit einem frechen Grinsen betrachtete. "Welch hoher Besuch in meiner bescheidenen Zelle", sagte der Gang-Boss. "Ich denke nicht, dass Sie in der Position sind, Witze zu machen, Bandit Keith. Ihre Lage ist recht ernst", erwiderte Tristan. "Hey, hey." Bandit hob wie in Abwehr die Hände, doch sein Grinsen verschwand nicht. "Bleiben Sie ruhig und entspannen Sie sich. Das tue ich hier ja auch." "Wenn es Ihnen in der Zelle so gut gefällt, können Sie gerne länger bleiben. Sehr viel länger und in einem sehr viel größeren Gebäude. Es nennt sich Staatsgefängnis." Tristan blickte Keith prüfend an und wurde nicht enttäuscht. Im Gesicht des Schlägers zuckte es kurz bei dieser Ankündigung, bevor sich wieder der scheinbar sorglose Ausdruck wie eine Maske über sein Gesicht legte. "Sie können natürlich auch kooperieren und dafür strafmildernde Umstände bekommen", fuhr Tristan fort. "Zum Beispiel könnten Sie uns sagen, was Sie über Ihren Auftraggeber wissen." "Gar nichts. Der Auftrag war anonym", antwortete Keith. "Aber es gab doch sicher eine Möglichkeit, wie Sie ihn kontaktieren konnten, sobald Sie den Auftrag erfüllt hätten", hakte Tristan nach. "Tja, vielleicht hätte er mit mir Kontakt aufgenommen." Keith zuckte mit den Schultern. "Wir werden es nie erfahren, denn jetzt sitze ich ja hier." Tristan versuchte es anders: "Wenn Sie kooperieren, sitzen Sie vielleicht nicht mehr lange hier. Strafmildernde Umstände..." Keith unterbrach Tristan mit einem abfälligen Schnauben und einem ebenso abfälligen Blick. "Glauben Sie wirklich, ich glaube an so einen Schwachsinn? Ich hab jemanden verprügelt, okay. Es war ja nicht gerade ein rechtschaffener Bürger unserer ach so schönen Stadt, den es erwischt hat. Ich hab einen Dieb gesucht, ja und? Auch nicht gerade ein Einwohner, auf den unsere Stadt Stolz sein kann, selbst wenn er tatsächlich der goldene Dieb sein sollte. Rechtschaffene Bürger sollten froh sein, wenn sie solche Typen loswerden. Mehr hab ich dazu nicht zu sagen." Keith schloss die Augen und ignorierte die Anwesenheit der Polizisten. Tristan warf Karlos einen fragenden Blick zu, doch sein Kollege schüttelte nur stumm den Kopf. Tristan musste ihm zustimmen, aus Bandit Keith würde er wohl nichts rausbekommen. Schläger wie er wurden im Dutzend vom Gericht abgefertigt. Ein paar Wochen im Knast, und er war wieder draußen. Er war trotz allem nur ein kleiner Fisch. Tristan wandte sich zum Gehen. Eine letzte Bemerkung konnte er sich jedoch nicht verkneifen: "Genießen Sie Ihren Aufenthalt im Gefängnis, Bandit Keith. Rechtschaffene Bürger werden sicher froh sein, dass Sie eine Weile hier sind." Keith erwiderte nichts, sondern ignorierte die Polizisten auch weiterhin. Die schwere Metalltür fiel ins Schloss, und Karlos verriegelte sie erneut, während Tristan sich ein wenig abwesend bei ihm bedankte. Er war mit den Gedanken schon wieder ganz woanders. Was machte Tea wohl zurzeit? ----------------------------------- Fortsetzung folgt... Kapitel 10: Informationen und Pläne ----------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 10/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe machen, meine Geschichte zu kommentieren: xxx_Aurora_xxx, Hiita, The_Lonely_Storm, Schwertheini, Tebi-chan, Nami--Maus und Naoko! Ich liebe es wirklich, eure Meinung zu hören! Sollte ich jetzt jemanden vergessen haben, hat derjenige seinen Kommentar abgegeben, nachdem ich dieses Kapitel hochgeladen habe. Tut mir Leid. Was Joey angeht, so wird es noch etwas dauern, bis er wieder in Erscheinung tritt. Sorry, aber sie müssen ihn erstmal finden. -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 10: Informationen und Pläne Tea war ebenfalls unterwegs in der Hoffnung, Informationen bekommen zu können, die über das hinausgingen, was in den Akten der Polizei stand. Obwohl sie dienstlich unterwegs war, trug sie zivile Kleidung. Ihre Uniform wäre zu auffällig gewesen. Die weiße Bluse sowie Jeans und Sandalen waren viel besser geeignet für das Treffen, zu dem sie unterwegs war. Da vorne war schon das Cafè, in dem sie ihre Kontaktperson treffen würde. Tea warf einen schnellen Blick in ihren kleinen Handspiegel, bevor sie ihn wieder in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Gut, ihr Aussehen war okay. Trotzdem fühlte Tea ein klein wenig Nervosität, als sie das Cafè betrat. Doch das verging, als sie Mais Stimme hörte: "Hallo, Tea! Hier drüben!" Tea begrüßte Mai und setzte sich ihr gegenüber an den kleinen Tisch. "Ich freue mich, dass du Zeit für mich hast." "Kein Problem." Mai lächelte Tea an. Die Polizistin sah wirklich süß aus. "Was war denn so dringend, dass du mich um ein Treffen gebeten hast? Oder wolltest du mich einfach wieder sehen?" Sie zwinkerte Tea zu. Tea errötete ein wenig. Flirtete Mai etwa mit ihr? Nun, das wäre nicht schlecht. Die Reporterin trug einen Minirock und ein eng anliegendes Top, und sie hatte eine umwerfende Figur. Sie sah eigentlich immer umwerfend aus, wenn Tea ihr begegnete. Tea errötete noch ein wenig mehr und riss sich zusammen. Sie war nicht hier, um mit Mai zu flirten. "Tatsächlich bin ich auf der Suche nach bestimmten Informationen, und ich wollte dich daher fragen, wie weit deine Informationsquellen reichen", sagte sie. Mai hatte die leichte Röte auf Teas Wangen bemerkt, und sie war höchst zufrieden mit dem Effekt, den sie auf die hübsche Polizistin hatte. Doch Teas Frage weckte ihren Instinkt als Reporterin. "Nun, es kommt darauf an, was für Informationen du suchst", antwortete sie. "Ich kenne eine große Anzahl an Leuten oder Orten, die für meinen Job als Reporterin brauchbare Informationen liefern können. Aber ob sie auch für die Polizei brauchbar sind..." Mai zuckte mit den Achseln und ließ den Satz unvollendet. Dann warf sie Tea einen intensiven Blick zu. "Aber für was brauchst du denn meine Informationsquellen?" Tea hatte gewusst, dass Mai danach fragen würde. Sie würde keine Informationen über die Reporterin erhalten können, ohne dass diese von der Sache mit dem goldenen Dieb erfuhr. Aber Tea war sicher, dass sie sich mit Mai einigen konnte. Spätestens wenn Pegasus verhaftet wurde, würde die Presse sowieso erfahren, dass der goldene Dieb ein Mordzeuge war. Aber solange Mai sich bereit erklärte, die Story erst zu veröffentlichen, wenn dieser Joey Wheeler in Sicherheit und Pegasus verhaftet war, war es in Ordnung. Und für eine solche Schlagzeile würde sich die Reporterin bestimmt zurückhalten können. Sie war immerhin ein Profi. Und ihre Mithilfe in dieser Sache konnte höchst wertvoll sein. Also begann Tea, ihre Freundin in die Pläne von Kaiba und der Polizei einzuweihen. *** Yamis Hände huschten über die Tastatur, während er seine Augen nicht vom Bildschirm seines Computers nahm. Noch einmal suchte er das Internet nach Informationen ab, diesmal allerdings nicht einfach nach dem goldenen Dieb, diese Informationen lagen ihm bereits vor. Nein, diesmal suchte er nach Informationen über Joey Wheeler und Maximilian Pegasus. Dabei scheute sich Yami keineswegs davor, in Systeme zu hacken, um private Daten abrufen zu können. Geburtsdaten, schulische Ausbildung, Werdegang - dies alles entfaltete sich auf dem Bildschirm und wurde von Yami sorgfältig abgespeichert. Dabei war es nicht weiter verwunderlich, dass er weit mehr Informationen über Pegasus fand als über Joey. Es war ein großer Unterschied, ob man aus einer wohlhabenden Familie stammte und im Rampenlicht stand, oder aber in den Straßen eines heruntergekommenen Stadtviertels aufgewachsen war und ein Leben im Schatten führte. Hinter Yami auf einem weiteren Stuhl in dessen Büro saß Duke und sprach in sein Handy. Er war nach der Besprechung bei Yami geblieben, da er ihm für seine Suche nach den Daten über Joey Informationen geben konnte, immerhin war er mit Joey aufgewachsen. Außerdem war es egal, von wo aus er seine eigene Suche durchführte, denn er holte seine Informationen mit Hilfe von Telefonaten ein. Duke hoffte, dass er Joeys Versteck aufspüren konnte, bevor Pegasus seinen Freund fand. Und das auch danach noch alles gut laufen würde. *** Auch Malik war unterwegs, um Informationen zu sammeln. Da Duke über Joey mehr wusste als er, und Yami im Hacken mindestens genauso gut war wie er selbst, überließ er ihnen die Suche nach Informationen im Internet. Er selbst hatte etwas anderes vor. Etwas unsicher stand er vor dem eindrucksvollen Hochhaus in einem der besten Geschäfts- und Wohnviertel der Stadt. Hier gab es die luxuriösesten Geschäfte, und nur reiche Leute konnten sich eine Wohnung in dieser Gegend leisten. Malik kam sich mehr als fehl am Platze vor. Etwas zögernd betrat er das Gebäude. Es war fast als betrete man ein Hotel, dabei wusste Malik, dass es sich hierbei um ein Wohnhaus handelte. Aber ein Wohnhaus, in dem es nur Luxuswohnungen gab. Malik trat zum Pförtner, der an einer Art Theke saß. "Womit kann ich Ihnen helfen, Sir?", fragte der Pförtner höflich. "Mein Name ist Malik Ishtar, und ich möchte zu Marik Ashum", antwortete Malik. Der Pförtner war ziemlich erstaunt, wie ähnlich der junge Mann vor ihm Marik Ashum war. Vielleicht war das ein Familienangehöriger? Aber vielleicht auch nur ein Fan, der sich zurecht gemacht hatte wie sein Idol. Marik hatte strikte Anweisung gegeben, nicht einfach jeden, der nach ihm fragte, zu ihm zu lassen. Seine Wohnung würde überquellen vor lauter Fans, wenn jeder in das Gebäude könnte. Daher fragte er Malik: "Sir, werden Sie von Herrn Ashum erwartet?" Malik erinnerte sich daran, dass Marik ihm mal gesagt hatte, nicht jeder käme zu ihm in die Wohnung. Und er hatte ihm seine persönliche Visitenkarte gegeben. "Damit du mich besuchen kommen kannst", hatte er gesagt. Malik holte die Karte hervor und zeigte sie dem Pförtner. "Er erwartet mich nicht, aber er meinte, ich könne vorbeikommen, wenn ich Lust hätte", antwortete er. Der Pförtner warf einen Blick auf die Karte und sagte: "Einen Moment bitte, Sir." Dann griff er zum Telefon. Kurz darauf hörte Malik ihn sagen: "Guten Tag, Sir. Hier ist ein Mann namens Malik Ishtar für Sie. ... Jawohl, Sir. Auf Wiederhören." Der Pförtner legte auf und lächelte Malik respektvoll an. "Bitte begeben Sie sich in den zweiundzwanzigsten Stock, Sir. Sie werden erwartet." Malik nickte und trat in den Aufzug. Er fühlte sich ein wenig unwohl dabei, Marik zu besuchen, was allerdings nur an seiner Umgebung lag. Er war in einem Waisenhaus aufgewachsen, in dem alles eher ärmlich gewesen war. Aber in diesem Gebäude war ja selbst der Fahrstuhl mit edlen Hölzern ausgekleidet, und an einer der Wände der großen Aufzugskabine stand sogar ein samtenes Sofa! Die Fahrt selbst dauerte nur wenige Sekunden, und als die Aufzugstüren sich öffneten, trat Malik auf den kurzen Gang, der zu einer großen hölzernen Tür führte. Abgesehen von den Aufzugstüren war es die einzige Tür in diesem Gang. Offenbar war das ganze Stockwerk ein einziges riesiges Appartement. Bevor Malik an der Tür klingeln konnte, öffnete sie sich, und Marik erschien. "Hallo, Malik. Ich freue mich, dass du mich besuchen kommst", sagte das männliche Modell mit einem fröhlichen Lächeln. "Komm rein." Malik erwiderte die Begrüßung und folgte Marik in dessen Appartement. Er kam sich furchtbar schäbig vor in seiner alten Jeans, den Turnschuhen und dem T-Shirt, das er trug. Marik trug eine bequeme Hose und ein Seidenhemd, und seine nackten Füße versanken fast in dem weichen sandfarbenen Teppich, der den Boden bedeckte. Das Appartement, zumindest soweit Malik bisher gesehen hatte, war luxuriös und teuer ausgestattet, und überall an den Wänden hingen Gemälde. Sobald Marik die Tür geschlossen hatte, trat er auf Malik zu und zog ihn in eine Umarmung. Er beobachtete, wie Maliks Blick auf einem großen Gemälde zu ruhen kam, welches eine Oase in der Wüste zeigte. "Gefällt es dir?", flüsterte er in Maliks Ohr. "Ich habe dieses Bild in Ägypten gefunden. Es ist fast zweihundert Jahre alt." Malik schmiegte sich an Marik, während er das Bild betrachtete. "Es ist sehr schön. Du handelst mit Kunst, Marik. Kennst du auch einen Maximilian Pegasus? Es heißt, dieser Mann wäre ein Kunstliebhaber." Marik warf ihm einen überraschten Blick zu. "Ich habe mit diesem Mann schon Geschäfte gemacht. Ja, er ist ein Kunstliebhaber, obwohl ich seinen Geschmack manchmal etwas kitschig finde. Aber warum fragst du nach ihm?" Malik atmete tief durch und drehte sich in Mariks Armen zu ihm um. Wenn er etwas über Pegasus in Erfahrung bringen wollte, würde er Marik wohl auch erzählen müssen, warum er das wollte. Duke und die anderen würden deshalb wahrscheinlich einen Aufstand machen, wenn sie es erfuhren, aber er vertraute Marik. *** Bakura war nicht gerade bester Laune, als er das Mietshaus betrat, in dem er wohnte. Er hatte den ganzen Tag damit verbracht, den Dieb zu suchen, und nichts gefunden. Der Junge war verdammt gut darin, sich zu verstecken. Vielleicht musste er sich doch diesen Nachtclubbesitzer Duke Devlin vornehmen. Seine Chancen, den Dieb bald zu finden, schrumpften langsam zusammen. Bakura musste diesem Dieb Respekt zollen. Normalerweise brauchte er nicht so lange, um eine sichere Spur zu finden. Aber dieser Dieb war äußerst vorsichtig. Als Bakura die Treppe zu seiner Wohnung hinaufgegangen war, erlebte er eine Überraschung, die ihn seinen Frust über die bisher ergebnislose Suche vergessen ließ. Vor seiner Tür hockte eine Gestalt auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt und die Arme auf die angezogenen Knie gestützt. Ryou hob den Kopf und blickte dem Kopfgeldjäger entgegen. Er war ein wenig nervös wegen diesem Treffen, doch er hatte es selbst so gewollt, und deshalb vor Bakuras Wohnungstür auf ihn gewartet. Um Bakura zu finden, hatte er Yami gebeten, in den Polizeicomputer zu hacken und alle Daten über den Kopfgeldjäger abzurufen. Natürlich hatte er Yami nicht gesagt, was er vorhatte, sondern ihm mitgeteilt, dass es besser war, wenn sie auch Informationen über ihre möglichen Gegenspieler hatten. Er wusste, dass weder Yami noch Kaiba mit diesem Treffen einverstanden gewesen wären. Doch Ryou wollte diesen mysteriösen Kopfgeldjäger unbedingt wieder sehen. Bakura ging zu seiner Wohnung und schloss seine Tür auf. Ryou erhob sich. Keiner von beiden sagte ein Wort. Als Bakura in seine Wohnung trat und die Tür wieder schließen wollte, räusperte sich Ryou vernehmlich. Bakura zögerte, dann stieß er einen frustrierten Seufzer aus. "Na gut, komm rein", knurrte er. Ryou trat in die abgedunkelte Wohnung, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. *** Kaiba arbeitete währenddessen in seinem Büro an seinem Laptop und wertete die Informationen aller Diebstähle aus, hinter denen man den goldenen Dieb vermutete. Er versuchte, ein Schema für Joeys Vorgehensweise zu erstellen, das detaillierter sein sollte als das der Polizei. Er musste zugeben, dass er immer mehr beeindruckt war von der Klugheit und Gerissenheit, die Joey an den Tag legte. Doch auch Pegasus war klug und gerissen. Kaiba wertete ebenfalls Verbrechen aus, hinter denen man als Drahtzieher Pegasus vermutete, und je mehr sich Kaiba mit diesem Mann beschäftigte, desto weniger mochte er ihn. Falls Pegasus Joey in die Hände bekommen sollte, bedeutete es das Ende für seinen goldenen Dieb. Aber Kaiba hatte nicht vor, dies geschehen zu lassen. Flink huschten seine Finger über die Tastatur, während sein konzentrierter Blick dem Bildschirm galt. *** Es war der nächste Morgen, und wieder trafen sich alle in Kaibas Büro. Tatsächlich waren zwei Personen mehr anwesend als gestern. Tristan musterte Mai Valentine, die seinen Blick amüsiert erwiderte, und er schien nicht zu wissen, ob er einen Wutanfall bekommen sollte oder nicht. Schließlich entschied er sich, doch besser ruhig und kontrolliert zu bleiben. "Warum hast du sie mitgebracht?", wandte er sich an Tea. "Sie ist eine Reporterin mit weit reichenden Informationsquellen und wird uns nützlich sein", antwortete Tea. "Tatsächlich konnte ich dank ihr schon einiges an Informationen über Pegasus und seine Organisation sammeln." Tristan wandte sich mit säuerlichem Gesichtsausdruck an Mai: "Ich hoffe doch, dass Ihnen klar ist, dass Sie über diese Sache nicht berichten können, zumindest nicht in naher Zukunft. Wenn diese Sache öffentlich wird, war unsere ganze Arbeit hier umsonst." "Ich bin mir dessen bewusst, Inspektor Taylor. Ihre nette Kollegin hat mich bereits darauf hingewiesen, und ich habe ihr versprochen, erst etwas über diese Sache zu schreiben, wenn die ganze Aktion abgeschlossen und Pegasus hoffentlich endlich hinter Gitter gebracht worden ist", erwiderte Mai ruhig. "Gut, wir werden Sie informieren, sobald wir den Fall abgeschlossen haben", sagte Tristan. Mai hob nun sichtlich amüsiert eine Augenbraue. "Ich bedaure, Inspektor Taylor, aber ich habe nicht vor, zu gehen. Ich werde hier bleiben und helfen, so gut ich kann. Ich sammle meine Informationen für meine Artikel nämlich lieber selbst. Und sollten Sie Erfolg haben, wird dieser Artikel sicher ein absoluter Hit werden." "Ich dachte, Sie wollten nichts darüber schreiben, bis der Fall abgeschlossen ist." "Das ist richtig, aber das bedeutet nicht, dass ich jetzt nach Hause gehe." "Mai hat mir garantiert, dass sie ihren Artikel erst schreiben wird, wenn diese Sache abgeschlossen ist. Und auch dann wird der Inhalt des Artikels mit mir abgesprochen werden, damit keine Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, die den Verlauf des Gerichtsverfahrens gefährden könnten, denn Pegasus muss ja auch noch dem Richter vorgeführt werden", sagte Tea. "Unter diesen Voraussetzungen ist Mai meiner Ansicht nach eine sehr willkommene Hilfe." "Ich stimme Tea zu", mischte sich Duke ein. "Mais Kontakte gehen über das hinaus, was ein Reporter normalerweise hat. Sie hat Informanten in jeder Gesellschaftsschicht." "Oh, und woher kennen Sie Frau Valentine, Herr Devlin?", fragte Tristan stirnrunzelnd. "Sie ist öfter mal Gast in meinem bescheidenen Club", antwortete Duke und schenkte Mai ein strahlendes Lächeln, welches von ihr ebenso strahlend erwidert wurde. "Also sind Sie auch einer Ihrer Informanten", vermutete Tristan. "Das würde ich nicht unbedingt sagen", wich Duke lächelnd aus. "Aber in meinem Club hört man sicher eine Menge Klatsch und Tratsch, wie das so ist, wenn die Leute zum Feiern zusammen kommen." Tristan gab sich seufzend geschlagen. Doch eine andere Sache gab es auch noch zu klären. Der Polizist deutete mit einem Nicken auf die zweite Person, die neu dazugekommen war. "Das erklärt allerdings nicht, was er hier macht." Marik Ashum lächelte den Inspektor in seiner typischen arroganten Art an. "Ich bin nicht nur ein Fotomodell, sondern auch ein Kunsthändler, wie Sie sehr wohl wissen, Inspektor Taylor. Und zu meinen Kunden gehört auch Maximilian Pegasus. Ich bin ihm schon öfter persönlich begegnet und weiß daher einiges über ihn." "Und Sie wissen sicherlich auch genau darüber Bescheid, warum wir uns hier versammelt haben?", fragte Tristan mit wachsendem Ärger. "Natürlich. Es wird sicher interessant werden, und ich werde Ihnen gerne nach besten Kräften helfen", bestätigte Marik Tristans Befürchtungen. Der Polizist warf Malik, der neben Marik stand, einen verärgerten Blick zu, und der Barkeeper lächelte verlegen. Marik legte beschützend den Arm um Maliks Schultern und zog seinen Freund näher an sich. Tristan seufzte und gab sich geschlagen. "Nun gut, da kann man wohl nichts machen. Aber ich hoffe wirklich, das ist die letzte Verstärkung durch zwei Außenstehende in dieser Angelegenheit. Es könnte durchaus gefährlich werden, und ich weiß wirklich nicht, wie ich es vor dem Polizeichef oder auch der Staatsanwaltschaft rechtfertigen soll, wenn jemand, der nicht zur Polizei gehört, verletzt werden sollte." "Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen, aber ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen", sagte Marik, und obwohl seine Stimme höflich wie immer klang, hatte Tristan das Gefühl, einen Hauch Spott darin zu hören. Er sah Marik warnend an, doch das Modell fuhr ungerührt fort: "Und ich bin sicher, dass auch Frau Valentine nicht so hilflos ist, wie Sie vielleicht von ihr glauben." "Sie haben ganz Recht, Herr Ashum. Zwar sind meine Waffen für gewöhnlich Stift und Papier, aber ich bin mir sicher, dass Inspektor Taylor bestätigen kann, wie spitz diese Waffen von Zeit zu Zeit sind", bemerkte Mai, und ihre Stimme klang ganz unpassend fröhlich. Tristan warf den beiden einen säuerlichen Blick zu. Er hatte jetzt keine Zweifel mehr daran, dass sich die beiden über ihn lustig machten. Ein Räuspern war zu hören, und alle Blicke wandten sich Kaiba zu, der hinter seinem Schreibtisch saß und sie mit seinen saphirblauen Augen wie mit Lasern zu durchbohren schien. "Wenn wir diese Sache jetzt geklärt haben, schlage ich vor, dass wir uns der Analyse der gesammelten Daten zuwenden. Ich darf daran erinnern, dass wir nicht zum Vergnügen hier sind." Kaiba betonte in seinem letzten Satz das Wort ,nicht' ein wenig mehr als nötig und sah dabei zu Marik. Dieser verstand die stumme Botschaft, lächelte jedoch nur amüsiert. Diese Sache versprach, interessant zu werden, und was kümmerte es Kaiba schon, aus welchen Gründen er ihnen helfen wollte? Auf jeden Fall würde er Zeit mit Malik verbringen können. Die Anwesenden setzten sich auf die Stühle, die um Kaibas Schreibtisch herum aufgestellt worden waren, und zwei Stunden lang wurde konzentriert gearbeitet und diskutiert. Es war einiges an Informationen zusammengekommen, das noch ausgewertet werden musste, und auch die von Kaiba erstellten Analysen der Vorgehensweisen von Joey und Pegasus wurden besprochen. Duke musste beim Durchsehen der Analyse, die Kaiba für Joey erstellt hatte, tief durchatmen. Kaiba lag in fast allen Punkten richtig, und es bewies Duke nur, was für ein gefährlicher Gegner Kaiba war. Er war froh, dass Kaiba nicht der Polizei angehörte, im Gegensatz zu Tristan, der fand, dass Kaiba ein ganz hervorragender Polizist wäre. Schließlich kam die Debatte zu einem Ende. "Also, wir sind uns in den folgenden Punkten wohl einig", begann Tea. "Erstens: Joey Wheeler muss eingefangen und in Schutzhaft genommen werden. Aber dafür müssen wir erst einmal wissen, wo er ist." "Ich denke, dass ich schon sehr bald wissen werde, wo er sich versteckt hält", sagte Duke. "Sobald ich die Bestätigung habe, informiere ich euch, und dann können wir ihn einfangen." Tea nickte und fuhr fort: "Zweitens: die von Pegasus beauftragten Männer, namentlich Bandit Keith und Bakura, dürfen sich nicht länger einmischen. Vielleicht sind sie nicht die Einzigen, die beauftragt wurden, aber wenn sie den Job nicht länger machen, verliert Pegasus bestimmt das Vertrauen in solche Leute. Die Frage ist allerdings, wie wir das anstellen wollen?" Tristan meldete sich zu Wort: "Bandit Keith ist nur ein kleiner Gang-Boss. Wenn er erfährt, dass Pegasus sein Auftraggeber ist, und dieser ihn nur deshalb angeworben hat, um einen Fehler zu bereinigen, den Pegasus selbst begangen hat, dann kann es gut sein, dass Keith die Sache zu heiß wird. Unter diesen Umständen wird er sicher bereit sein, einen kleinen Handel mit der Polizei abzuschließen, um seine Haut zu retten. Sobald Pegasus erfährt, dass Keith einen Handel mit der Polizei macht, wird er ihm nicht mehr trauen, egal was für ein Handel es ist. Und Keith wird die Stadt sicher sofort verlassen. Er ist nur sich selbst gegenüber loyal." "Dann wäre das wohl geklärt", sagte Yami. "Aber was ist mit dem Kopfgeldjäger? Wir haben nicht wirklich etwas gegen ihn in der Hand, also kann die Polizei auch keinen Handel mit ihm machen. Dieser Bakura müsste den Job von sich aus hinschmeißen, dann würde Pegasus ihm bestimmt nicht mehr trauen, aber es ist ja wohl eher zweifelhaft, dass er so was tut." "Überlasst Bakura bitte mir", meldete sich eine sanfte Stimme zu Wort. Die Anwesenden sahen Ryou überrascht an, und Tristan bemerkte: "Entschuldige, Ryou, aber Bakura ist kein Firmenangestellter, mit dem man solche Sachen bei einem Kaffee bereden kann. Dieser Kopfgeldjäger kann durchaus gefährlich werden." "Ich weiß. Ich bin ihm schon begegnet, erinnerst du dich?", erwiderte Ryou mit fester Stimme. "Und ich habe ihn vor kurzem in seiner Wohnung besucht." "WAS?!?!", schrieen Tristan, Kaiba und Yami gleichzeitig. Der Rest der Anwesenden war einfach nur sprachlos, bis auf Marik, der aber lediglich erstaunt eine Augenbraue hob. "Wie kommst du darauf, für so etwas deinen Arbeitsplatz zu verlassen, und woher hattest du überhaupt seine Adresse?!", fragte Kaiba streng. "Ich habe Informationen gesammelt, und die Adresse hat Yami mir besorgt", antwortete Ryou. Kaiba richtete einen wütenden Blick auf Yami, und dieser wandte schnell ein: "Hey! Dafür habe ich ihm die Adresse aber nicht gegeben!" "Yami wusste nicht, was ich vorhatte", kam Ryou seinem Freund zu Hilfe. "Es war meine Entscheidung, zu Bakura zu gehen, und er hat mir auch nichts getan, wirklich. Ich möchte mich noch einmal mit ihm Treffen, und er hat bereits zugestimmt. Ich werde ihn heute in der Mittagspause sehen." "Ich weiß nicht, Ryou. Das könnte gefährlich werden." Kaiba war von der Idee offensichtlich nicht sehr angetan, und damit stand er nicht allein. Auch die anderen tauschten ein paar sorgenvolle Blicke. Ryou seufzte. Sein sanftes Aussehen und ruhiges Verhalten weckte anscheinend in vielen Leuten den Beschützerinstinkt, doch er war durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Jetzt kam es darauf an, seine Freunde auch davon zu überzeugen. "Tea, hat Bakura schon mal jemanden verletzt oder angegriffen, der keine Gefahr für ihn darstellte?", fragte er die Polizistin. Tea schüttelte den Kopf. "Bakura gilt zwar als ein exzellenter Kämpfer und hat das auch schon unter Beweis gestellt, aber er provoziert keine Schlägereien. Er verwendet körperliche Gewalt, wenn er sie in Ausübung seines Berufs als Kopfgeldjäger braucht. Die Typen, von denen es aktenkundig ist, dass Bakura sich mit ihnen geschlagen hat, sind alle schon mal straffällig gewesen und hatten wohl mehr oder weniger direkt mit seinen Jobs zu tun." "Ich bin bei ihm in seiner Wohnung gewesen, und er hat sich einverstanden erklärt, sich heute mit mir zu treffen. Ich bin der Ansicht, dass wir diese Chance nutzen sollten", sagte Ryou mit Nachdruck. Er verschwieg seinen Freunden allerdings, dass Bakura über seinen Besuch nicht besonders erfreut gewesen war, und ihm schließlich gedroht hatte, ihn mit einem gezielten Tritt in seinen Hintern vor die Tür zu kicken, wenn er nicht gleich verschwinden würde. Aber Ryou hatte sich nicht einschüchtern lassen und auf einem neuerlichen Treffen bestanden. Und Bakura hatte ja gesagt. Ryou hoffte nur, dass er auch wirklich auftauchte. Kaiba und Tristan zögerten von den Anwesenden am Längsten, doch am Ende stimmten sie Ryou zu. Es war die schnellste Möglichkeit, an Bakura heranzukommen, und der Kopfgeldjäger war trotz seines gefährlichen Rufs nicht dafür bekannt, andere Personen ohne guten Grund anzugreifen. Und es war mehr als unwahrscheinlich, dass ausgerechnet der sanftmütige Ryou ihm einen solchen Grund liefern würde. "Wenn Pegasus das Vertrauen in seine Leute verloren hat, wird er Joey Wheeler persönlich erledigen wollen. Zumindest würde eine solche Vorgehensweise seinem Verhaltensmuster entsprechen", ergriff Tea wieder das Wort. "Befindet sich Joey Wheeler zu dieser Zeit in unseren Händen, können wir Pegasus mit ihm als Lockvogel in eine Falle locken und somit auf frischer Tat erwischen, natürlich ohne dass Joey etwas passiert. Pegasus hätte keine Möglichkeit mehr, sich herauszureden, und Joeys Aussage gegen ihn würde stark an Glaubwürdigkeit gewinnen, denn warum sollte Pegasus einen Dieb ermorden wollen, wenn dieser nicht tatsächlich etwas gesehen hat, dass ihn in Schwierigkeiten bringt? Der Kopf der Pegasus-Organisation würde endlich im Gefängnis landen." Sie diskutierten noch eine Weile, doch es gab eigentlich nichts mehr zu besprechen. Einer nach dem anderen verabschiedete sich, um sich seinen Geschäften zu widmen oder ihre eben besprochenen Pläne in die Tat umzusetzen. *** Tristan schloss die Tür seines Büros hinter sich, als er hinaus auf den Gang trat. Unter den Arm geklemmt trug er eine dicke Mappe mit sich herum, die alles enthielt, was die Polizei über Bandit Keith wusste. Gerade hatte er ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft hinter sich. Erfreulicherweise gab ihm diese freie Hand, was das weitere Vorgehen im Fall Bandit Keith anging. Wenn er also einen Handel mit Bandit Keith machen wollte, stand dem nichts im Wege. Die Staatsanwaltschaft war in letzter Zeit erfreulich kooperativ bei allem, was direkt oder indirekt mit dem Mord an Henry Hendersen zu tun hatte. Pegasus des Mordes an diesem Mann zu überführen, hatte bei der Staatsanwaltschaft oberste Priorität, und Bandit Keith war nur ein kleiner Krimineller. Tristan begrüßte Karlos, der wie schon bei seinem letzten Besuch auch heute Mittag wieder Wachdienst im Zellenblock hatte. Karlos führte ihn zu Zelle Acht und schloss die Tür auf. Nachdem er mit ihm eingetreten war, lehnte er sich an die Wand und beobachtete Bandit Keith, der auf seinem Bett saß und die Polizisten mit einem frechen Grinsen begrüßte. Karlos wusste, was Tristan vorhatte, und er war froh, Keith los zu werden. Der arrogante Gang-Boss ging ihm auf die Nerven. Tristan setzte sich auf den einzigen Stuhl in der Zelle, die Mappe auf seinem Schoss, und betrachtete Keith für eine Weile. Doch Keith ließ sich durch die intensive Musterung nicht einschüchtern und meinte nur spöttisch: "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich durch Ihren erneuten Besuch in meiner Zelle geehrt fühlen würde. Aber was verschafft mir denn das zweifelhafte Vergnügen Ihrer erneuten Anwesenheit?" "Nun, Herr Keith, es geht um einen Handel, über den Sie nachdenken sollten, bevor Sie ihn einfach ablehnen", antwortete Tristan. "Hey, Mann, ich habe doch schon nein gesagt. Ich verhandle nicht mit Bullen", sagte Keith verärgert. "Das sollten Sie aber, sonst wandern Sie nämlich für sehr viel länger in den Knast, als Sie glauben", warnte ihn Tristan. "Die Anklagen gegen Sie sind kein Pappenstiel: schwere Körperverletzung, Unterschlagung von Diebesgut, versuchte Entführung, eventuell sogar Verwicklung in einen Mord sowie einen geplanten Mord." "Hey, was reden Sie da?!" Bandit Keith war nun sichtlich beunruhigt. "Ich habe mich höchstens der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht, weil ich meine Jungs nicht aufgehalten habe, als sie den Hehler verprügelten. Aber so schwer verletzt war der Opa nun auch wieder nicht. Und was soll das Gerede von Entführung und Mord?" "Nun, fangen wir am Besten ganz vorne bei Ihren Straftaten an", sagte Tristan und lehnte sich bequem in dem Stuhl zurück. Seine Stimme klang fast so nebensächlich als wenn er nur das Wetter diskutieren würde. "Sie haben von einer unbekannten Person den Auftrag angenommen, eine andere Person zu finden und an Ihren Auftraggeber auszuliefern. Und dies ganz offensichtlich unabhängig davon, ob die gesuchte Person überhaupt damit einverstanden wäre. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass die gesuchte Person nicht einverstanden ist. So etwas nennt sich im polizeilichen Fachjargon Entführung. Als nächstes haben Sie Ihren Schlägern den Befehl gegeben, den Hehler zusammenzuschlagen, um an Informationen heranzukommen. Und das brauchen Sie erst gar nicht leugnen, Ihre Schläger würden sofort gegen Sie aussagen, um ihre eigene Haut zu retten. Dann haben Sie Diamantschmuck aus der Wohnung des Hehlers mitgehen lassen, von dem Sie wussten, dass er gestohlen war. Können Sie mir soweit folgen?" Bandit Keith funkelte Tristan wütend an. Von seiner vorherigen scheinbaren Gelassenheit war nichts mehr zu sehen. "Und was soll das mit dem Mord? Ich hab mit Morden nichts zu tun, das ist nicht mein Geschäft." "Bisher war das nicht Ihr Geschäft, richtig", stimmte Tristan zu. "Aber haben Sie sich wirklich nicht gefragt, was Ihr Auftraggeber von dem Dieb will, den Sie entführen und an ihn ausliefern sollten?" "Es ist sehr ungesund, seine Nase in die Geschäfte seiner Auftraggeber zu stecken. Ich liefere lediglich das von mir verlangte, alles andere geht mich nichts an", fauchte Bandit Keith. "Das ist sehr kurzsichtig von Ihnen, Herr Keith. Ist Ihnen nicht bewusst, dass Sie und Ihre Jungs mit drinhängen, wenn Sie eine Person gegen Ihren Willen an jemanden ausliefern, der diese Person danach umbringt?" Tristan wartete einen Moment, ob Keith etwas erwidern würde, aber als keine Antwort kam, fuhr er fort: "Sie würden dann wegen Beihilfe zum Mord angeklagt werden. Und selbst wenn Sie beweisen können, nichts davon gewusst zu haben, würden Sie nicht ungestraft bleiben. Und in diesem Fall gibt es mehrere Indizien dafür, dass Ihr Auftraggeber geplant hat, diesen Dieb zu ermorden. Es gibt Hinweise darauf, dass der gesuchte Dieb ein Mordzeuge ist, der nun ebenfalls zum Schweigen gebracht werden soll, genau wie das erste Opfer des Mörders. Ihr Auftraggeber ist ohne Zweifel jemand, der in den Mord verwickelt ist, und in dem er Sie beauftragt hat, den Mordzeugen an ihn auszuliefern, hat er Sie in den Mordfall mit hineingezogen." Tristan wusste, dass es gewagt war, Bandit Keith so viel zu erzählen, auch wenn dieser damit noch lange nicht über ihre eigentlichen Pläne Bescheid wusste. Aber er rechnete fest damit, dass Keith klug genug war zu erkennen, in welche Situation ihn dieser Auftrag gebracht hatte. Der Gang-Boss enttäuschte ihn nicht. "Machen Sie langsam, Taylor! Ich habe kein Interesse daran, für einen Mord in den Knast zu wandern, von dem ich nicht mal was gewusst habe!" Keith zögert einen Moment, dann schnaubte er wütend und sagte: "Okay, okay. Was für ein Handel ist das, den Sie machen möchten?" Tristan konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. "Oh, ganz einfach. Sie sagen uns alles, was Sie über den Auftrag wissen, einschließlich der Telefonnummer zur Kontaktaufnahme. Dafür lassen wir Sie laufen und lassen die Anzeigen gegen Sie fallen. Die Anzeige des Hehlers wegen schwerer Körperverletzung können wir zwar nicht fallen lassen, aber in diesem speziellen Fall könnten wir das einfach mal vergessen. Und sobald Sie aus dieser sicheren und gemütlichen Zelle draußen sind, verschwinden Sie am Besten für eine Weile aus der Stadt und verhalten sich ruhig. Zumindest würde ich Ihnen das empfehlen. Sollten Sie in den nächsten sechs Monaten nach Abschluss unseres kleinen Handels wieder straffällig werden, und wenn es auch nur eine Kleinigkeit sein sollte, dann wird sich die Staatsanwaltschaft auch wieder an die Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erinnern. Und ich denke nicht, dass der Hehler, den Ihre Jungs so schön zusammengeschlagen haben, diese Anzeige wieder zurückziehen wird. Dank Ihnen verbringt er nämlich eine schöne lange Zeit im Krankenhaus." Bandit Keith starrte Tristan lange und ziemlich böse an, doch der Polizist ließ sich nicht einschüchtern und gab den Blick in völliger Ruhe zurück. Schließlich war es Bandit Keith, der aufgab: "Okay. Ich bin einverstanden." Bald darauf verließ Bandit Keith die Polizeistation als freier Mann. Besonders glücklich war er allerdings nicht. Tristan hatte nach dem Handel noch erwähnt, dass die Polizei vermutete, dass Pegasus hinter dem Mord und dem Auftrag stecken könnte. Keith hatte das selbst schon vermutet, und er konnte sich denken, dass der Polizist dies nur erwähnt hatte, um ihn noch weiter zu verunsichern. Das Dumme an der Sache war, dass er damit Erfolg hatte. Pegasus war der mächtigste Unterweltboss in Domino City. Ihn zu verpfeifen, ob nun bewusst oder unbewusst, konnte äußerst unangenehme Folgen haben. Bandit Keith würde dem Ratschlag des Polizisten folgen und Domino City so schnell wie möglich verlassen. An seine Gang verschwendete er keinen Gedanken. Auf den Straßen war jeder sich selbst der Nächste. Bandit Keith holte sich Geld und was er sonst noch als brauchbar empfand aus dem Versteck seiner Bande und machte sich auf den Weg in die nächste große Stadt. Um dorthin zu gelangen, stahl er ein Motorrad, das auf der Straße geparkt war. Es würde ihn schnell bis zur nächsten Stadt bringen, und dann konnte er es auf dem Schwarzmarkt zu Geld machen. Er würde ein gutes Startkapital brauchen, bis er sich in einer neuen Stadt einen Namen als Schläger gemacht hatte. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... Kapitel 11: Der Kopfgeldjäger und der Sekretär ---------------------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 11/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / Bakura + Ryou / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich bedanke mich herzlich bei allen Leuten, die diese Story kommentieren, und ich hoffe, ihr werdet dies auch weiterhin tun! Vielen Dank! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 11: Der Kopfgeldjäger und der Sekretär Es war zwölf Uhr als Ryou wie so viele andere Angestellte auch Mittagspause machte. Aber im Gegensatz zu ihnen ging er nicht in die Kantine, sondern verließ das Firmengebäude und lief in einen nahe gelegenen Park, der um diese Zeit fast leer war. Am Springbrunnen im Zentrum des Parks wartete Bakura bereits auf ihn. Ryous Herz klopfte bis zum Hals, als er den Kopfgeldjäger sah. Er wusste nicht wieso, aber er freute sich einfach, Bakura zu sehen. "Guten Tag, Bakura!", rief er fröhlich und rannte die letzten paar Meter auf ihn zu. Missmutig wie eigentlich immer sah Bakura auf, doch seine Stimmung hob sich merklich, als er den anderen auf sich zulaufen sah. Sein plötzliches Stimmungshoch entlockte Bakura ein Stirnrunzeln. Seit wann hatte eine andere Person einen solchen Effekt auf ihn? Vor nicht einmal einer Minute hatte er sich selbst noch für einen Idioten gehalten, weil er sich bereit erklärt hatte, sich heute mit Ryou zu treffen und nun tatsächlich am Springbrunnen wartete, anstatt den kleinen Sekretär einfach sitzen zu lassen. Und jetzt freute er sich, ihn zu sehen. Als Ryou vor ihm stand, rang sich Bakura ein halbes Lächeln ab und sagte: "Hallo." Das war viel, wenn man bedachte, dass Bakura normalerweise zur Begrüßung nur nickte oder ein undefinierbares Brummen von sich gab. "Danke, dass du gekommen bist", sagte Ryou lächelnd. Seit ihrem gestrigen Treffen duzten sie sich, denn Bakura hatte die formelle Anrede durch Ryou zu diesem Zeitpunkt bereits als lästig empfunden und seinem unerwarteten Besucher dies auch zu verstehen gegeben. "Falls du vorhast, mich wieder über meinen Job und meinen Auftraggeber auszufragen, dann vergiss es gleich", warnte Bakura ohne Umschweife. "Nein, darüber weiß ich längst Bescheid", erwiderte Ryou, und Bakuras Augenbrauen hoben sich bei diesen Worten erstaunt. Die nächsten Worte von Ryou erstaunten ihn allerdings noch mehr: "Ich möchte dich bitten, dich von Pegasus' Auftrag zu trennen." Der Kleine wusste, dass der Auftrag von Pegasus stammte?! Nun, Bakura hatte das selbst auch vermutet, aber keinen direkten Beweis dafür gehabt. Kaiba musste eine ganze Menge über den gesuchten Dieb wissen, wenn selbst sein Sekretär über Bakuras Auftrag und seinen Auftraggeber Bescheid wusste. "Du bist ja sehr gerade heraus. Das gefällt mir", bemerkte Bakura. "Aber kannst du mir vielleicht auch mal sagen, wie ich meine Brötchen verdienen soll, wenn ich meine Aufträge einfach sausen lassen würde?" "Du könntest doch für Kaiba arbeiten", schlug Ryou vor. "Bitte?" Bakura verschlug es fast die Sprache. Wie kam der Kleine denn jetzt auf die Idee?! "Kaiba Security Systems ist eine Sicherheitsfirma. Wir können immer erfahrene Leute mit guten Kampfqualitäten brauchen, die wissen, was sie in gefährlichen Situationen zu tun haben. Nach der Akte über dich zu urteilen, bist du mehr als ausreichend qualifiziert." "Ihr habt eine Akte über mich?" "Wir haben ein paar Informationen über dich eingeholt", meinte Ryou nur. Das Yami in den Polizeicomputer gehackt und alle Daten über den Kopfgeldjäger abgerufen hatte, verschwieg er ihm lieber. "Nach diesen Daten zu urteilen, wärest du bestens geeignet für einen Job bei uns. Und die Sicherheitskräfte von KSS werden auch sehr gut bezahlt." Ryou erwärmte sich sichtlich für diese Idee. "Ich werde Kaiba fragen, ob er dir einen Job gibt. Was würdest du davon halten?" "Mach langsam, Kleiner." Bakura fühlte sich leicht überrumpelt. Er sollte sein freies ungezügeltes Leben aufgeben, um jeden Tag pünktlich um acht Uhr irgendwo aufzukreuzen? Der Kleine hatte verrückte Ideen! Zugegeben, die Kopfgeldjagd war wirklich nicht gerade ein toller Beruf, das Geld kam nur unregelmäßig herein, und die Polizei schaute einem ständig auf die Finger. Ein regelmäßiges Gehalt, solange es hoch genug war, wäre sicher nicht schlecht. Aber trotzdem... Bakura seufzte und fragte dann: "Hast du schon was gegessen, Kleiner?" "Nein, ich hatte noch keine Zeit dazu." Ryou sah Bakura hoffnungsvoll an. "Ich dachte, vielleicht könnten wir zusammen irgendwo eine Kleinigkeit essen?" "Kennst du Harrys Grillstube?" "Nein." "Dann lass uns mal hingehen. Es ist gar nicht weit von hier." *** Am Nachmittag klopfte es an der Tür zu Kaibas Büro, und Ryou trat ein. "Hallo, Kaiba. Hast du kurz Zeit für mich?", fragte er. Kaiba bedeutete Ryou mit einer Geste seiner Hand, sich in den Besuchersessel vor seinem Schreibtisch zu setzen. "Natürlich, Ryou. Was gibt es?" "Ich habe mich heute Mittag mit Bakura getroffen", sagte Ryou und zögerte dann, weil er nicht so recht wusste, wie er fortfahren sollte. Kaiba musste einen Moment überlegen. Sein Sekretär Ryou Bakura hatte sich mit Bakura getroffen? Doch dann fiel es ihm wieder ein! Der Kopfgeldjäger hatte den gleichen Namen wie Ryou. "Und was ist bei dem Gespräch herausgekommen?" "Nun, ich habe Bakura darum gebeten, davon abzusehen, Joey Wheeler zu fangen und an Pegasus zu übergeben. Er hat nicht zugesagt, aber auch nicht abgelehnt. So wie ich die Sache sehe, ist die Entscheidung noch offen. Ich habe Bakura angeboten, sich auf einen Job hier bei KSS zu bewerben. Meiner Ansicht nach ist er mehr als qualifiziert dafür. Und wir suchen doch immer nach qualifizierten Sicherheitskräften. Würdest du es in Erwägung ziehen, Bakura einen Job zu geben?" Ryou knetete nervös seine Hände. Kopfgeldjäger waren nicht unbedingt die Sorte Leute, die Kaiba in seiner Firma einstellte. Die meisten Kopfgeldjäger hatten ein beachtliches Vorstrafenregister. Kaiba lehnte sich in seinem Sessel zurück und presste die Fingerspitzen seiner Hände in einer nachdenklichen Geste gegeneinander. Er hatte die Akte des Kopfgeldjägers Bakura gelesen und musste zugeben, dass er beeindruckt gewesen war. Bakura war äußerst geschickt in seinem Job. Die Polizei hatte ihm bisher nichts Schwerwiegendes nachweisen können, und sein Vorstrafenregister war überraschend klein, wenn man bedachte, dass Bakura diesen Job seit einigen Jahren sehr erfolgreich machte. Gesetzlich gesehen stand einem Wechsel von Bakura aus diesem schattenhaften Gewerbe in ein legales Unternehmen nichts im Weg. Und Kaiba konnte fähige Sicherheitskräfte immer gebrauchen. Nach einer Weile sagte Kaiba: "Ich wäre unter einer Bedingung einverstanden, Bakura einzustellen. Wenn er zustimmt, Pegasus' Auftrag fallen zu lassen und alle Aktivitäten, die in Konflikt mit dem Gesetz stehen, einstellt, kann er hier bei KSS anfangen zu arbeiten. Stimmt er zu, muss er also auch seinen Job als Kopfgeldjäger aufgeben." Ryou holte tief Luft, denn er hatte unbewusst den Atem angehalten, während Kaiba über seinen Vorschlag nachgedacht hatte. Er konnte selbst nicht so ganz verstehen, warum es ihm so wichtig war, dass Bakura die Chance auf einen Job bei KSS bekam. Aber der Gedanke, Bakura vielleicht jeden Tag sehen zu können, wenn er zur Arbeit kam, gefiel ihm außerordentlich gut. Ryou hatte den starken Verdacht, dass er dabei war, sich in Bakura zu verlieben. Mit jedem Treffen zwischen ihm und dem Kopfgeldjäger fühlte er sich wohler in Bakuras Nähe. Und er konnte es kaum erwarten, bis er ihn wieder sah. Heute Abend hatten sie sich erneut verabredet. Kaiba und Ryou gingen die Informationen, die sie über Bakura hatten, nochmals gemeinsam durch und entwarfen dann ein Jobangebot für Bakura, welches ihm Ryou übergeben würde. *** Am Abend desselben Tages warf Ryou einen letzten Blick in seinen Spiegel, um sein Aussehen noch einmal zu beurteilen, bevor er sich mit Bakura traf. Dunkelblaue Jeans, die sich eng um seine Beine schmiegten, braune Wildlederstiefel und ein jadegrünes Seidenhemd hatte er nach langer Suche aus seinem Schrank hervor gekramt. Ryou war nie jemand gewesen, der sich häufig in Diskotheken oder Clubs herumgetrieben hatte, abgesehen von den paar Malen, wo Yami und Kaiba ihn mitgeschleift hatten. Daher war er sich nicht sicher gewesen, was er tragen sollte. Er wusste nicht, wohin Bakura und er heute Abend gehen würden, aber die Kleidung würde wohl für die meisten Orte in Ordnung sein. Ryou warf einen Blick auf die Uhr. Kurz vor acht. Jetzt konnte er sich auf den Weg machen. Er schnappte sich seine braune Wildlederjacke sowie die Mappe mit dem Jobangebot von KSS und verließ seine Wohnung. Er hatte mit Bakura vereinbart, dass dieser ihn um acht Uhr vor seiner Wohnung abholen würde. Bei dem Gedanken an Bakura breitete sich ein seltsames Gefühl in seinem Magen aus, und er spürte, wie er nervös wurde. Ryou schüttelte über sich selbst den Kopf. Er benahm sich wie ein Schuljunge bei seinem ersten Date. Doch das bewies nur, dass Bakura seinem Gefühlsleben definitiv gefährlich werden konnte. Er würde sich in Acht nehmen müssen, sonst würde er sich wirklich noch verlieben. Andererseits hatte er sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Ein Hupen riss Ryou aus seinen Überlegungen. Direkt vor ihm hielt Bakuras Wagen. Ryou stieg auf der Beifahrerseite ein. "Guten Abend, Bakura", begrüßte er den Kopfgeldjäger. "Hi, Ryou. Du siehst gut aus." Bakura musterte ihn anerkennend, und Ryou fühlte, wie er leicht rot wurde. "Danke. Du aber auch", sagte er schüchtern und spürte, wie sein Herz ein wenig schneller klopfte bei dem Anblick, der sich ihm bot. Bakura trug eine schwarze Lederhose mit schwarzen kniehohen Lederstiefeln, dazu ein dunkelrotes ärmelloses Top, das knapp über der Hose endete und einen kleinen Blick auf seinen muskulösen Bauch erlaubte. Darüber trug er eine dunkelblaue Lederjacke. Ryou war bereits aufgefallen, dass Bakura dunkle Farben, vor allem Schwarz, bevorzugte. Aber das störte ihn nicht im Geringsten, im Gegenteil. Die dunklen Farben passten gut zu dem Kopfgeldjäger. Ryou wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Bakura sagte: "Ich habe keine Pläne für heute Abend gemacht, weil ich nicht wusste, was du gerne tust, aber ich schlage vor, dass wir in einen Club gehen. Ich kenne einige wirklich Gute." Sein Blick fiel auf die Mappe, die Ryou in der Hand hielt. "Sag mal, hast du dir etwa Arbeit mitgebracht?", scherzte er. "Nein, um ehrlich zu sein habe ich dir Arbeit mitgebracht", antwortete Ryou mit einem Lächeln. Er hielt Bakura die Mappe hin. "Das ist ein Jobangebot von KSS für dich. Ein paar Sachen sind noch nicht ganz festgelegt, da weder Kaiba noch ich deine Fähigkeiten in vollem Maße kennen, aber Kaiba würde dich einstellen." Bakura betrachtete die Mappe in Ryous Hand, als wenn er nicht wisse, was er damit machen sollte. Tatsächlich war er sich wirklich nicht sicher, was er damit machen sollte. Als Bakura keine Anstalten machte, nach der Mappe zu greifen, bewegte Ryou seine Hand, die die Mappe hielt, noch ein Stückchen näher zu ihm hin in einer stummen Aufforderung, sie zu ergreifen. Bakura blickte auf und direkt in Ryous warme braune Augen, die ihn hoffnungsvoll ansahen. Der sonst so abgebrühte Kopfgeldjäger war nicht in der Lage, sich der stummen Bitte in diesen Augen zu entziehen. Ein wenig widerstrebend nahm er die Mappe entgegen und schlug sie auf. Zuerst noch ziemlich desinteressiert, aber nach einer Weile mit wachsendem Interesse, überflog er das Angebot, welches ihm von KSS gemacht wurde. Bakura musste gestehen, dass es kein schlechtes Angebot war. Er sollte als Sicherheitsmann für KSS arbeiten, ein Aufgabenfeld, welches sowohl Überwachung von wertvollen Objekten wie auch Personenschutz umfasste. Bakura hatte durchaus schon Erfahrung mit Personenschutz gesammelt. Mal ganz abgesehen von der Notwendigkeit, sich selbst zu verteidigen, und das auch ohne Waffen, hatte er ab und zu auch als Leibwächter gearbeitet, wenn die Kopfgeldjagd gerade Mal nicht so viel einbrachte und der Job gut bezahlt wurde. Auch die Bezahlung war nicht schlecht. Kaiba hatte ihm noch kein konkretes Angebot gemacht, aber aus den Unterlagen war ersichtlich, dass die Sicherheitsmänner nach ihren Leistungen in Kategorien eingeteilt wurden. Je höher die Fähigkeiten eingestuft wurden, desto höher auch das Gehalt. Bakura zweifelte nicht daran, dass er mit seinen Fähigkeiten in eine der höchsten Kategorien eingestuft werden würde. Während Bakura das Angebot studierte, verhielt sich Ryou ganz still. Er wollte Bakura nicht stören, aber gleichzeitig war er nervös, wie dessen Antwort wohl ausfallen würde. Wenn er nein sagte, was würde dann passieren? Irgendwann war die Sache mit dem goldenen Dieb erledigt, auf welche Weise die Sache auch immer ausgehen würde. Vielleicht verschwand Bakura dann einfach wieder aus Ryous Leben. Bei diesem Gedanken fühlte Ryou, wie seine Nervosität wuchs. Nach einer Weile hob Bakura den Kopf und begegnete den erwartungsvoll und ein wenig ängstlich blickenden Augen von Ryou. "Nun?", fragte Ryou, und in seiner Stimme schwang deutlich seine Nervosität mit. "Wie findest du das Angebot?" Er wollte Bakura mit seiner Frage nicht unter Druck setzen, doch die Antwort war ihm sehr wichtig. Bakura zögerte. Er blickte in Ryous ein wenig blasses Gesicht mit den großen unschuldigen Augen, die deutlich seine Gefühle widerspiegelten. Es war offensichtlich, dass Ryou sich wünschte, er würde den Job annehmen. Natürlich war ein Haken an der Sache dran, er musste seinen Job als Kopfgeldjäger und damit auch seinen Job für Pegasus aufgeben. Aber wäre dieser Haken nicht gewesen, wäre Bakura das Angebot auch ziemlich verdächtig vorgekommen. Auf der anderen Seite, was hatte er schon groß zu verlieren? Wenn es ihm bei KSS nicht gefiel, konnte er jederzeit kündigen. Und wenn er den Job annahm, konnte er Ryou jeden Tag sehen. Die Gesellschaft von Kaibas hübschem Sekretär gefiel ihm, und er hatte bereits festgestellt, dass er den Kleinen vermisste, wenn er nicht bei ihm war. Was hatte er schon zu verlieren? Nichts. Nun gut, er würde nicht mehr sein eigener Chef sein, sondern nach Kaibas Pfeife tanzen. Außerdem würde er feste Arbeitszeiten haben. Aber war das nicht das, was sich tausende von anderen Leuten erträumten? Ein fester Job mit einem guten Gehalt? Ach zum Teufel, er konnte es ja wenigstens mal ausprobieren! Pegasus' Wünsche scherten ihn eh einen Dreck! "Na gut, ich rede mit Kaiba. Ich kann das ja wenigstens mal ausprobieren. Wenn's mir gefällt, für KSS zu arbeiten, bleib ich dabei", sagte Bakura, klappte die Mappe zu und warf sie dann auf den Rücksitz seines Wagens. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ryous Gesicht sich vor Freude aufhellte, als hätte jemand in seinem Inneren einen speziellen Lichtschalter angeknipst. Der Kleine strahlte wie die Sonne höchstpersönlich, und Bakura fühlte, wie etwas in ihm weich wurde. Ryou war wirklich niedlich. "Und was ist mit dem Job von Pegasus?", fragte Ryou. Selbst seiner Stimme konnte man seine Freude über Bakuras Entscheidung anhören. "Der kann seinen Dreck selber wegmachen", war Bakuras Antwort. Er startete den Motor und fuhr los. "Ich nehme doch wohl richtig an, dass Pegasus wissen soll, dass ich nicht mehr für ihn arbeite?", vergewisserte er sich. "Ja. Das wäre sehr von Vorteil", bestätigte Ryou. "Gut", brummte Bakura. Nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, hatte er auch einen Plan entwickelt. Er fuhr mit Ryou zu einem Nachtclub. Es war nicht das Nightshades, sondern ein Club namens Toontown, dessen Inneres eine chaotische Mischung zwischen vornehmen Ballsaal und Neonlichtdiskothek war. Eigentlich war es nur sehr bedingt nach Bakuras Geschmack, doch für seine Pläne war es der perfekte Ort. Dieser Club gehörte Pegasus, was nur wenige wussten, und er würde über alles informiert werden, was sich hier abspielte. Bakura setzte sich mit Ryou für eine Weile an die Bar und zog ihn schließlich auf die Tanzfläche. Eng umschlungen tanzten sie zu der erfreulicherweise langsamen Musik. Ryou schmiegte sich an Bakura und lächelte selig, als er fühlte, wie die Arme des Kopfgeldjägers sich um ihn legten. Er fühlte sich, als könnte er ewig so weitertanzen. Ryou lehnte glücklich seinen Kopf an Bakuras Schulter und ließ sich von ihm über die Tanzfläche führen. Irgendwo im Inneren seines Bewusstseins begriff er, dass es zu spät war, sich vor Bakura in Acht zu nehmen. Er hatte sich längst in den gefährlichen Kopfgeldjäger verliebt. Bakura streichelte sanft über Ryous Rücken und lächelte, als er ein glückliches Seufzen von Ryou vernahm. Obwohl seine Aufmerksamkeit größtenteils auf Ryou gerichtet war, bemerkte er, wie am Rande der Tanzfläche zwei Kellner zu ihnen herüber sahen. Pegasus' Informanten, kein Zweifel. Zumindest einen von den beiden kannte er. Er hatte Ryou und ihn an der Bar bedient, und Bakura hatte sichergestellt, dass der Mann wusste, dass es sich bei Ryou um Kaibas Sekretär handelte. Bakura ließ eine seiner Hände tiefer gleiten, bis sie auf Ryous Po zu ruhen kam, wobei er dafür sorgte, dass die beiden Kellner seine Bewegungen genau sehen konnten. Als die Hand ihr Ziel erreichte, drückte er sanft zu. Von Ryou hörte er keinen Protest, im Gegenteil. Der Kleine verstärkte seinen Griff an Bakura sogar ein wenig. Bakura war mit Ryous Reaktion hochzufrieden, doch er ließ die Kellner nicht aus den Augen. Der Eine von ihnen flüsterte dem anderen etwas zu, woraufhin dieser nickte und davon ging. Bakura lächelte. Jetzt würde Pegasus bald von seiner neuen Liaison erfahren. Und da Kaiba und er anscheinend genau die gleiche Zielperson hatten, würde Bakura in seinen Augen nicht mehr vertrauenswürdig sein. Er würde sich jemand anderen für seinen Job suchen. Bakura wandte seine ganze Aufmerksamkeit wieder Ryou zu. Eine Weile vergnügten sie sich im Club, tanzten und unterhielten sich. Später am Abend fuhr Ryou mit Bakura zu dessen Wohnung. Die Wohnungstür war kaum hinter den beiden ins Schloss gefallen, als Bakura Ryou in seine Arme und in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Ryou öffnete willig seinen Mund für ihn, und Bakura erforschte die feuchtwarme Höhle. Ihre Zungen trafen aufeinander und verschlangen sich in einem zärtlichen Spiel. Bakuras Hände strichen über Ryous Oberkörper. Vergessen war der Auftrag von Pegasus, genauso wie Kaibas Jobangebot. Wichtig war nur noch dieses zauberhafte Geschöpf in seinen Armen. Bakura streifte die Wildlederjacke von Ryous Schultern und ließ sie zu Boden fallen. Hungrig küsste er seinen Weg von Ryous nun geröteten Lippen über dessen Hals weiter nach unten. Seine Finger öffneten die Knöpfe von Ryous Seidenhemd, sein Mund folgte seinen Fingern und küsste eine heiße Spur über die Stück für Stück entblößte Haut. Schließlich kniete er vor Ryou, und während er die weiche Haut von Ryous Bauch mit seinen Lippen liebkoste, glitten seine Hände zu Ryous Pobacken und massierten sie. Ryou legte den Kopf in den Nacken und stöhnte leise. Ein Pochen machte sich in seiner Hose bemerkbar und verlangte Aufmerksamkeit. Ryou wandte seinen Blick dem Mann zu, der vor ihm auf dem Boden kniete. "Bakura", flüsterte er. Bakura hob den Kopf, als er seinen Namen hörte. Ryous Augen blickten auf ihn herab, und ein uraltes Feuer brannte in ihren Tiefen. Mit einem verheißungsvollen Grinsen, das Ryou einen angenehmen Schauder über den Rücken jagte, stand er auf und hob diesen auf seine Arme. Dann verschwand er mit ihm in seinem Schlafzimmer. *** Bakura fluchte leise und zog kräftig an dem Löffel, der in der gelben gefrorenen Masse vor ihm feststeckte. Er hätte das Vanille-Eis früher aus dem Tiefkühlfach nehmen sollen, dann ließen sich die Kugeln jetzt auch leichter formen. Doch so gab sich das Eis höchst widerspenstig, als er versuchte, ordentliche Portionen mit einem Löffel zu formen. Während er sich weiter abmühte, überlegte er, dass er sich glücklich schätzen konnte, überhaupt Vanille-Eis im Haus zu haben, denn normalerweise war Bakura gar nicht so für süße Sachen zu haben. Es sei denn natürlich, die süße Sache hieß Ryou und lag zurzeit schlafend in Bakuras Bett. Und Ryou war auch der Grund, warum Bakura aufgestanden war und nun nackt in der Küche stand, um zwei Bananen-Flips zu machen! Ryou hatte ihm gestern Abend verraten, dass Bananen-Flips seine Lieblingseisbecher waren. Und als Bakura heute Morgen aufgewacht war und gesehen hatte, dass Ryou noch schlief, hatte er sich entschlossen, ihn mit einem solchen Eisbecher zu überraschen. Dass man nach dem Aufwachen eigentlich noch kein Eis aß, störte Bakura dabei überhaupt nicht. Während die Vormittagssonne langsam am Himmel höher wanderte, füllte der sonst so kalte Kopfgeldjäger zwei Teller mit Vanilleeis und klein geschnittenen Bananen. Sahne hatte er keine, und anstatt Schokoladensoße würde es wohl auch Ahornsirup tun. Hauptsache es schmeckte Ryou. Grummelnd griff Bakura nach den beiden Tellern. Man sollte doch meinen, nach einer Nacht mit heißem Sex würde er besser gelaunt sein, doch das war nicht der Fall. Bakura fragte sich mittlerweile wirklich, was er hier eigentlich tat. So langsam verwandelte er sich offenbar in einen Softie, und das alles wegen einem hübschen Gesicht! Und einem hübschen Körper... und einem süßen Lächeln... schokoladenfarbene Augen... Aaargh! Bakura verfluchte sich in Gedanken! Er war einer der erfolgreichsten und härtesten Kopfgeldjäger, die es in Domino City gab, und dann kam ein hübscher kleiner Sekretär daher, und er schmolz dahin! Von wegen hart! Bakura stapfte wütend auf sein Schlafzimmer zu. Wenn das seine Konkurrenz in diesem Gewerbe erfuhr, würden sie sich köstlich amüsieren. Natürlich würde es keiner wagen, Bakura ins Gesicht zu lachen, aber sein Ruf wäre geschädigt! Er musste etwas unternehmen, so ging es nicht weiter! Er interessierte sich nicht für Ryou! Er interessierte sich nicht für einen Job bei KSS! Und sobald Ryou aufwachte, würde er es ihm sagen! Auch wenn es dem Kleinen das Herz brach. Er war kein Typ für eine Beziehung! Er war wild und frei! Bakura stieß die angelehnte Tür seines Schlafzimmers mit seinem Fuß auf und trat entschlossen ein, einen verkniffenen Zug um den Mund. Doch als er das Bild sah, das sich ihm bot, verschwand der grimmige Ausdruck aus seinem Gesicht, und all seine Zweifel begingen Selbstmord, in dem sie sich aus dem Schlafzimmerfenster stürzten, durch dessen nur halbgeschlossene Vorhänge die Sonnenstrahlen direkt auf Bakuras Bett fielen. Das Licht umfloss Ryou, als wäre es Wasser, ließ seine weißen vom Schlaf zerzausten Haare aufleuchten und brachte seine blasse Haut zum schimmern. Ryou hatte sich halb erhoben und rieb sich müde mit einer Hand den Schlaf aus den Augen. Die Decke war von seinem Oberkörper geglitten, als er sich aufgesetzt hatte, und drapierte sich nun in einem schon erotisch zu nennenden Bild um seinen nackten Körper. Bakura stand mit einem verträumten Ausdruck in den Augen in der Tür und starrte lächelnd auf den zauberhaften jungen Mann in seinem Bett. Um ehrlich zu sein: er grinste wie ein Idiot. Ryou hob noch ein wenig verschlafen den Kopf. "Bakura?", murmelte er und sah sich suchend um. Als sein Blick den Kopfgeldjäger fand, verzogen sich seine Lippen zu einem fröhlichen Lächeln. Bakura setzte sich wieder in Bewegung. In einer für ihn ungewöhnlich heiteren Stimmung kroch er wieder zu Ryou ins Bett und reichte ihm einen der Teller. Die schlechte Laune, die er noch in der Küche gehabt hatte, war vergessen. "Ein Bananen-Flip! Wie lieb von dir! Danke!", strahlte Ryou ihn an und gab ihm einen zärtlichen Kuss, bevor er sich an ihn lehnte und es sich schmecken ließ. Aneinander gekuschelt begannen sie irgendwann, sich gegenseitig zu füttern, und Bakura kam im Stillen zu der Erkenntnis, dass Ryou das Beste war, was ihm seit einer Ewigkeit passiert war. Und das würde er nicht aufgeben. Sogar wenn das bedeutete, künftig pünktlich um acht Uhr morgens an der Arbeit zu sein. Solange er diesen Engel behalten konnte, war alles okay! *** Es war etwa zehn Uhr vormittags, und in Kaibas Büro herrschte ein ungewöhnlich lauter Geräuschpegel. Nun ja, eigentlich war es gar nicht so laut, doch Kaiba schloss bereits nach einigen Minuten seinen Laptop und warf einen verärgerten Blick auf die Leute, die sich in seinem Büro versammelt hatten. Tea und Mai saßen in zwei Besuchersesseln und unterhielten sich, wobei sie immer wieder kicherten wie zwei Schulmädchen. Tristan lehnte an der Wand und warf ab und zu einen etwas unbehaglichen Blick auf Mai, als ob sie jederzeit aufspringen und sich wie ein Psychopath auf ihn stürzen könnte. Offenbar hatte er seine negativen Ansichten über die Reporterin immer noch nicht überwunden. Malik und Marik standen in einer engen Umarmung in einer Ecke und tauschten verliebte Blicke, immer wieder unterbrochen von zärtlichen Küssen. Offenbar störten die beiden sich überhaupt nicht daran, dass sie hier nicht allein waren. Allerdings beachtete sie auch niemand von den anderen. Und Yami und Duke standen nebeneinander an einer der Wände und unterhielten sich. Kaiba fiel auf, wie vertraut sie miteinander zu sein schienen. Offenbar hatten Yamis Besuche im Nachtclub von Duke doch mehr Ergebnisse erbracht, als Yami ihm erzählt hatte, allerdings hatten diese Ergebnisse wohl nichts mit dem Dieb zu tun. Doch mit wem Yami sich in seiner privaten Zeit einließ, war nicht Kaibas Sache. Der Einzige, der noch fehlte, war Ryou, und das war ungewöhnlich. Normalerweise saß Ryou pünktlich um acht Uhr an seinem Platz im Vorzimmer von Kaibas Büro. Nun, Ryou hatte genug Überstunden, um sich erlauben zu können, einen Tag mal später zu kommen. Jedoch hatte er vorher nicht Bescheid gesagt, und das beunruhigte Kaiba ein wenig. Er überlegte gerade, ob er etwas sagen oder vielleicht bei Ryou anrufen sollte, als es an der Tür klopfte, und Ryou eintrat. Und er war nicht allein. Die Gespräche im Raum verstummten, und irgendjemand schnappte erschrocken nach Luft. Hinter Ryou trat Bakura in den Raum! Der ganz in schwarzes Leder gekleidete Kopfgeldjäger bot einen starken Kontrast zu dem freundlichen und in helle Farben gekleideten Sekretär von Kaiba. Während Ryou mit seinem Lächeln eine fast fröhliche Atmosphäre um sich herum verbreitete, strahlte Bakura eine düstere gefährlich wirkende Aura aus. Obwohl sie sich so ähnlich sahen, hätten die Unterschiede kaum größer sein können. Oder vielleicht fielen die Unterschiede zwischen ihnen gerade deshalb so stark auf, weil sie sich so ähnlich sahen. Kaiba musste gestehen, dass er für einen Augenblick genauso überrascht worden war wie die anderen Anwesenden, aber er fasste sich schnell wieder. Offenbar würde er heute noch die Gehaltsabteilung seiner Firma informieren müssen, dass er einen neuen Angestellten hatte. Zumindest konnten sie jetzt endlich anfangen. "Da wir nun vollzählig sind, schlage ich vor, alle setzen sich, damit wir mit dem Informationsaustausch anfangen können", sagte er. "Vollzählig? Es scheint mir doch eher so, als wenn wir einer zu viel wären." Marik sprach mit der für ihn typischen Arroganz, und das Lächeln, das er Bakura dabei schenkte, war nicht weniger überheblich. Bakura erwiderte das Lächeln mit einem fast raubtierhaften Grinsen und sagte mit nicht weniger Arroganz als Marik: "Du kannst gerne gehen, wenn es dir hier zu voll ist." Mariks Augen verengten sich eine Spur, doch im Gegensatz dazu wurde sein Lächeln breiter. Kaiba fühlte allein bei diesem Anblick, wie sich eine Migräne in seinem Kopf breit machte. Doch bevor Marik etwas erwidern konnte, das mit Sicherheit zu einem Wortgefecht zwischen ihm und Bakura geführt hätte, wurden die beiden Kontrahenten von Tristan unterbrochen: "Ich bin mir sicher, Herr Bakura Colins hat einen guten Grund, hier zu sein. Immerhin scheint Kaiba ja keinerlei Einwände gegen seine Anwesenheit hier zu haben. Ich muss allerdings gestehen, dass ich diesen Grund sehr gern erfahren würde." Seine Stimme machte deutlich, dass der letzte Satz keine Bitte war. "Ich arbeite demnächst für Kaiba Security Systems", antwortete Bakura. "Um genau zu sein ab heute", mischte sich Kaiba ein. Wenn Bakura bei dieser Besprechung dabei sein wollte, dann würde er noch heute seinen Arbeitsvertrag unterschreiben, dafür würde Kaiba sorgen. "Setzt euch jetzt bitte. Ich habe nicht den ganzen Tag nur für euch Zeit." Während alle ihre Plätze einnahmen, wandte Mai sich an Bakura und fragte: "Und was ist mit Pegasus' Auftrag?" Bakura schenkte ihr einen gelangweilten Blick, während er neben Ryou Platz nahm. "Ich arbeite immer nur für einen Auftraggeber. Auch Pegasus wird sich damit abfinden müssen." Tristan tauschte einen Blick mit Tea, doch bevor die Polizisten etwas sagen konnten, erhob Kaiba erneut seine Stimme: "Herr Colins arbeitet für mich und für sonst niemanden. Dies wurde vor kurzem von meiner Firma mit ihm vereinbart. Auf Grund seiner Erfahrungen, die er vor seiner Anstellung hier gesammelt hat, habe ich entschieden, dass er uns bei unserer Aufgabe sehr nützlich sein wird. Deshalb ist er hier." Nun, das entsprach zwar so nicht ganz der Wahrheit, doch Kaiba war zu dem Schluss gekommen, dass er auf diese Art alle Einwände gegen Bakuras Anwesenheit im Keim ersticken konnte. Und es schien auch zu funktionieren, denn niemand sagte etwas, obwohl ein paar misstrauische Blicke Bakura trafen. Kaiba selbst wusste nicht, ob er dem Kopfgeldjäger trauen konnte, doch darum würde er sich später kümmern. Jetzt hatte er anderes im Sinn. "Wenn das jetzt alles war, können wir sicherlich zum eigentlichen Grund unseres Treffens kommen." Bakura hob träge den Kopf. "Nur eine Kleinigkeit. Nennen Sie mich einfach nur Bakura, jede andere Art der Anrede kotzt mich an." Kaiba nickte knapp. Dann sagte er: "Der eigentliche Grund unseres Treffens ist der goldene Dieb. Hat jemand neue Informationen über ihn?" Duke hob lächelnd eine Hand und sagte: "Ich denke, ich habe Infos, die euch alle sehr interessieren werden." "Und was für Informationen sind das?", fragte Kaiba und hob dabei fragend eine Braue. Dukes Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als er an die Reaktionen dachte, die er gleich in diesem Raum erleben würde. Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen antwortete er: "Ich weiß, wo Joey ist." Er wurde nicht enttäuscht. "Was?!", fuhr Tristan auf, und auch Tea wäre vor Überraschung fast aufgesprungen. Die Polizei versuchte mit all ihren Mitteln, den Aufenthaltsort des Diebes zu finden, doch bisher hatten sie nicht eine Spur, wo er war. Nicht einmal seinen bisherigen Wohnort hatten sie ausmachen können. Es war als würde man einen Geist verfolgen. Mai, die als Reporterin ihre eigenen Informationsquellen hatte, die gewiss ebenso gut waren wie die der Polizei, sah höchst interessiert aus. Sie hatte schon immer gewusst, dass Duke Devlin eine gute Informationsquelle war, doch offenbar war es selbst ihr entgangen, wie gut diese Quelle tatsächlich war. Sie machte sich eine gedankliche Notiz, bei der künftigen Suche nach Informationen im halbseidenen oder kriminellen Milieu Duke mehr Beachtung zu schenken. Die Reporterin war nicht die Einzige, die Duke offenbar unterschätzt hatte. Bakura versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch für einen Moment huschte ein Schatten über sein Gesicht. Anscheinend hatte er damals im Nachtclub doch richtig gelegen. Dieser Duke Devlin wusste mehr, als er vorgab zu wissen, wesentlich mehr. Doch dann zuckte Bakura nur leicht mit den Schultern und warf Ryou einen warmen Blick zu. Jetzt, wo er die Seiten gewechselt hatte, konnte es ihm doch egal sein, dass er den Dieb nicht zuerst gefunden hatte. Die Information würde er nun auch so bekommen. Auf Yamis Gesicht lag ein überraschtes und erfreutes Lächeln. Er hatte nicht gewusst, dass Duke bereits Erfolg bei seiner Suche gehabt hatte, und um ehrlich zu sein störte es ihn ein wenig, dass Duke ihm nicht schon vor den anderen Bescheid gesagt hatte. Aber Yami vergab Duke diese Kleinigkeit sofort wieder. Je eher sie diesen Dieb hatten und die Sache mit Pegasus zum Abschluss bringen konnten, desto eher würde er mehr Zeit mit Duke verbringen können. Und dieser Gedanke löste ein angenehmes Prickeln in seiner Magengegend aus. Malik war nicht sonderlich überrascht über Dukes Worte, denn er kannte die Fähigkeiten und Kontakte seines Chefs zu genüge. Alles, was Duke wissen wollte, erfuhr er auch irgendwann. Für Marik war das Ganze einfach die nächste Runde in einem Spiel, welches er trotz des Gefahrenpotenzials höchst unterhaltsam fand. Und Ryou war einfach nur froh, dass sie jetzt einen wichtigen Schritt weiter waren. Kaiba konnte nicht leugnen, dass er bei dem Gedanken, diesem frechen Dieb bald zum Greifen nahe zu sein, eine gewisse Erregung verspürte. Er konnte sich nicht erinnern, wann sein Leben das letzte Mal so aufregend gewesen war. Er wollte diesen Dieb fangen - und er wollte ihn beschützen. Pegasus sollte nicht zerstören, was ihn, Seto Kaiba, so faszinieren konnte. Doch er ließ sich seine Gefühle nicht anmerken und sagte in dem für ihn typischen kalten Tonfall: "Dann hören Sie auf, uns hinzuhalten, Duke, und reden Sie. Wo ist dieser freche Dieb?" ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Einige von euch möchten unbedingt, dass Joey wieder auftaucht, und ich muss gestehen, er fehlt ja jetzt schon seit einer ganzen Weile, aber keine Sorge! Er ist bald wieder dabei. Also geduldet euch noch ein wenig. Kapitel 12: Das Versteck ------------------------ Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 12/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / Bakura + Ryou / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich bedanke mich bei Hiita, xxx_Aurora_xxx, angel2570, Schwertheini und Icemoon für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 12: Das Versteck Duke lächelte amüsiert in die Runde, während er die Aufmerksamkeit genoss, die ihm nun zuteil wurde. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass er in der Lage sein würde, Joeys Aufenthaltsort zu erfahren, nachdem es selbst der Polizei und dem Kopfgeldjäger Bakura nicht gelungen war, auch nur eine Spur des goldenen Diebes zu finden. Ehrlich gesagt war es Duke nicht ganz wohl in seiner Haut, Joey sozusagen ans Messer zu liefern, aber es war ihm auch klar, dass er kaum noch Möglichkeiten besaß. Würde er einfach nur abwarten, was geschehen würde, dann würde er vermutlich bald von Joeys Tod erfahren. Und das war inakzeptabel. Aber ganz so einfach würde er es den hier Anwesenden auch nicht machen. Das Lächeln auf Dukes Gesicht wurde eine Spur breiter. Sollten sie ruhig ein wenig zappeln. Mal sehen, wer zuerst die Geduld verlor. Vor allem Kaiba sah so aus, als würde er Duke am Liebsten packen und die Information aus ihm rausschütteln. Doch es war nicht Kaiba, der als Erster die Geduld mit Dukes Schweigen verlor, sondern Tea. "Bei allem nötigen Respekt, Herr Devlin, stoppen Sie gefälligst dieses Spielchen! Diese Sache ist zu ernst, als dass wir Zeit für so etwas hätten!", sagte die Polizistin, während sie genervt mit den Augen rollte. Männer konnten so kindisch sein. "Sagen Sie uns, was Sie wissen, damit wir anfangen können zu planen. Wir wollen Pegasus schließlich zuvorkommen." Duke hob beschwichtigend die Hände. "Nun gut. Joey hält sich in einer Bauruine im Industriegebiet versteckt. Seit er untergetaucht ist, hat er das Gebäude praktisch nicht mehr verlassen." Kaiba stützte die Ellbogen vor sich auf seinen Schreibtisch und presste die Finger in einer Geste der Nachdenklichkeit gegeneinander. "Eine Bauruine im Industriegebiet? Sie meinen wohl das Dombach-Shopping-Center. Der Investor des Projekts machte Pleite, kurz bevor das Gebäude fertig gestellt wurde, und es konnte kein anderer Geldgeber gefunden werden. Wenn Joey sich dort versteckt, hat er zwar ein Dach über den Kopf, aber andererseits ist dieser Ort ein viel zu offensichtliches und nicht sehr sicheres Versteck. Ein privater Security-Dienst durchsucht das Gebäude alle paar Wochen, damit sich dort keine Obdachlosen oder andere Leute ansiedeln. Er würde bemerkt werden." Duke zuckte mit den Achseln. "Ich war auch ein wenig überrascht über Joeys Wahl. Andererseits hat er zurzeit nicht sehr viele Wahlmöglichkeiten. Sich vor der Polizei im kriminellen Untergrund der Stadt zu verstecken, ist ziemlich einfach." Hier zuckten Tristan und Tea ein wenig zusammen, doch Duke beachtete das nicht und fuhr fort: "Aber sich vor einer Organisation wie der Pegasus-Gruppe, die den Untergrund beherrscht, zu verstecken, ist sehr viel schwerer. Pegasus und seine Leute scheren sich nicht darum, ob sie das Gesetz brechen, wenn sie jemanden suchen. Wo die Polizei einen Durchsuchungsbefehl und Beweise benötigt, da dringen sie mit Gewalt ein. Und während die meisten Kriminellen der Polizei gegenüber schweigen, würden viele wohl direkt zu Pegasus rennen, wenn sie wüssten, wo Joey ist, entweder aus Angst vor Pegasus' Zorn, wenn sie es nicht tun und er erfährt es, oder weil sie sich eine Belohnung erhoffen." "Wenn euch so viel am Leben dieses kleinen Diebes liegt, sollten wir uns besser beeilen und ihn so schnell wie möglich einfangen", mischte sich Bakura ein. "Wenn Duke erfahren konnte, wo sich der Dieb aufhält, dann wird auch Pegasus es bald erfahren. Und ich persönlich würde es gerne vermeiden, mit Pegasus' Leuten zusammen zu stoßen, denn dann würde der Gebrauch von Gewalt unumgänglich. Außerdem sind Pegasus' Leute mit Sicherheit im Besitz von Waffen." Mai drehte sich zu Bakura um und hob eine Augenbraue. "Ich bin überrascht, Bakura. Ich dachte eigentlich, die Anwendung von Gewalt oder der Gebrauch von Schusswaffen würde Ihnen nichts ausmachen." "Tut es auch nicht, Schätzchen", antwortete Bakura mit einem wölfischen Grinsen. "Aber jetzt, wo ich eingewilligt habe, einen Job von Kaiba anzunehmen, will ich nicht wegen schwerer Körperverletzung in den Knast wandern. Das macht sich nicht allzu gut in meinem Arbeitszeugnis." "Ich werde eine Sondereinheit zusammenstellen, die die Bauruine absperrt und durchsucht", entschied Tristan. "Wir werden den Dieb noch heute in Gewahrsam nehmen." "Nein, Tristan, das wirst du nicht tun", sagte Kaiba, und als Tristan protestieren wollte, hob er die Hand und fuhr schnell fort: "Lass mich bitte erst ausreden. Wenn ein Polizeiaufgebot die Ruine umstellt und durchsucht, weiß das spätestens Morgen die ganze Stadt, einschließlich Pegasus. Pegasus ist nicht dumm. Er wird sofort wissen, woher der Wind weht, und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, und egal welcher Art diese Gegenmaßnahmen auch sein werden, es wird mit Sicherheit unerfreulich für uns sein. Im Kampf gegen ihn müssen wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben, daher wird nicht die Polizei das Gebäude durchsuchen, sondern die Wachmänner meiner Firma, einschließlich mir selbst und jedem von euch, der mitkommen möchte." "Aber wird das nicht auch Verdacht erregen?", wandte Ryou ein. "Wir haben mit dem Dombach-Shopping-Center doch gar nichts zu schaffen, also werden sich die Leute fragen, warum unsere Männer es durchsuchen." "Wenn die Leute zu neugierig werden, kann ich darauf hinweisen, dass ich mir das Gebäude ansehen möchte, um zu prüfen, ob eine Investition sich lohnen würde", erwiderte Kaiba. "Immerhin sucht die Stadt schon seit Monaten jemanden, der sich für das Gebäude interessiert. Du wirst gleich im Anschluss an unsere Besprechung bei der Stadt anrufen, Ryou. Sobald sie dort erfahren, dass ich mir das Gebäude ansehen möchte, werden sie dir ohne Schwierigkeiten die Zutrittserlaubnis und die Baupläne geben. Aber weise jeden ab, der uns begleiten möchte. Wir können keinen Angestellten der Stadt bei der Sache gebrauchen, der Fremdenführer für uns spielen will. Heute Nachmittag um vier Uhr startet die Aktion hier in meiner Firma. Von hier aus fahren wir zu der Bauruine. Irgendwelche Einwände?" Tristan seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. "Tea und ich müssen die Sache noch mit unserem Chef besprechen, aber ich denke nicht, dass es Schwierigkeiten gibt. Wir haben in dieser Angelegenheit praktisch freie Hand. Und deine Vorgehensweise dürfte wohl die Beste sein, solange wir es nur mit dem Dieb zu tun haben und nicht mit Pegasus. Ich bin also einverstanden. Aber ich werde dafür sorgen, dass wir im Notfall Rückendeckung von der Polizeistation anfordern können, nur für alle Fälle." Kaiba nickte zustimmend, dann ließ er seine Blicke über die Anwesenden schweifen, bevor er sagte: "Ich wollte ja eigentlich jetzt fragen, wer von Ihnen dabei sein möchte, aber da Sie alle sehr neugierige Personen sind, nehme ich mal an, Sie wollen alle dabei sein. Denken Sie daran, sich unauffällige Kleidung anzuziehen, und wer um Punkt vier Uhr nicht hier ist, wird zurückgelassen. Ich denke, damit ist diese Besprechung beendet. Sie können jetzt gehen. Aber Sie, Bakura, bleiben bitte noch einen Moment hier." Alle erhoben sich von ihren Plätzen, mit Ausnahme von Kaiba und Bakura. Während die anderen den Raum verließen, um alles für den Nachmittag vorzubereiten, musterten sich die beiden Männer eindringlich. Bakura hatte schon einiges über Kaiba gehört, andererseits hatte jeder in Domino City schon von Kaiba gehört, immerhin war dieser Mann wirtschaftlich äußerst erfolgreich, gehörte zur High Society und tauchte immer wieder in den Zeitungen und Magazinen auf. Doch solche Berichte interessierten Bakura nicht. Was ihn interessierte, waren die persönlichen Fähigkeiten eines Mannes. Nach Bakuras Erfahrung waren die meisten reichen Leute ziemliche Weicheier, die sich nicht mehr zu helfen wussten, wenn man ihnen ihr Geld und ihre Leibwächter wegnahm. Aber je länger und intensiver er Kaiba musterte, desto mehr hatte er das Gefühl, es hier nicht mit einem Weichei zu tun zu haben. Kaiba erwiderte seinen Blick, ohne sich irgendwelche Unruhe oder Nervosität anmerken zu lassen. Kaibas eigener Blick war fest und stetig und musterte sein Gegenüber mit gleich bleibender Intensität. Und dies brachte ihm den Respekt von Bakura ein, auch wenn der Kopfgeldjäger dies nur widerwillig zugegeben hätte. Selbst in der Unterwelt von Domino City gab es nur wenige Leute, die Bakuras Blick standhalten konnten, doch Kaiba schien keine Schwierigkeiten damit zu haben. Schließlich hob Kaiba nonchalant eine Hand und fragte: "Sollen wir beginnen?" "Nur zu", erwiderte Bakura, und sein Mund verzog sich zu jenem wölfischen Grinsen, das schon mehr als einer Person einen Schauer der Angst über den Rücken gejagt hatte. Doch Kaiba blieb unbeeindruckt. Er holte Bakuras Arbeitsvertrag aus einer Schublade seines Schreibtisches und begann, die einzelnen Punkte zu erläutern, während er gleichzeitig nach den Erfahrungen des Kopfgeldjägers auf verschiedenen Gebieten wie zum Beispiel Personenschutz und Überwachung fragte. Eine knappe Stunde später verließ auch Bakura Kaibas Büro mit einer Ausfertigung seines nun unterschriebenen Arbeitsvertrages in der Hand. Er hatte eigentlich angenommen, dass er über den Arbeitsvertrag nicht besonders glücklich sein und ihn als Fessel empfinden würde, aber er musste mit ein wenig Überraschung feststellen, dass er ganz zufrieden war. Zumindest schien sein neuer Arbeitgeber kein Idiot zu sein. *** Es war Mittagszeit, und Pegasus, der gefürchtete Unterweltboss von Domino City, saß in seiner Villa und ließ sich das köstliche Menü schmecken, welches sein Koch für ihn zubereitet hatte. Doch während er noch beim Hauptgang war, klopfte es zaghaft an der Tür, und sein Butler trat ein und schritt auf ihn zu. Pegasus runzelte unwillig die Stirn. Er mochte keine Störungen beim Essen. "Ich bedaure, Sie belästigen zu müssen, Sir, aber die Informationen, die ich soeben erhalten habe, dulden keinen Aufschub", entschuldigte sich sein Butler. "Ach, tatsächlich?" Pegasus ließ sein Besteck sinken und wandte seine Aufmerksamkeit ganz seinem Butler zu. Der Mann war seit vielen Jahren in seinen Diensten, und er war auch ein vertrauenswürdiges Mitglied der Pegasus-Gruppe. Er würde ihn nicht ohne Grund stören. "Was gibt es denn so dringendes, das es nicht warten kann bis nach dem Dessert?" Der Butler war nicht besonders erfreut, dass er es war, der seinem Boss die schlechten Nachrichten mitteilen musste, aber da es nun mal so war, beschloss er, die Sache schnell hinter sich zu bringen: "Sir, unsere Leute haben vor kurzem erfahren, dass Bandit Keith die Stadt verlassen haben soll, nachdem er von der Polizei verhört worden ist. Seine Bande befindet sich jedoch immer noch in Haft. Es ist zu befürchten, dass Bandit Keith sich auf einen Handel mit der Polizei eingelassen hat, um frei zu kommen, aber es ist nicht bekannt, was das für ein Handel gewesen sein könnte." "Was?!" Pegasus war verärgert. Dieser Nichtsnutz Keith hatte offenbar versagt. Nun stellte sich die Frage, was er der Polizei erzählt hatte. Pegasus zweifelte nicht daran, dass Keith ihn verpfeifen würde, um seine eigene Haut zu retten. Glücklicherweise hatte er alle Spuren zu sich selbst verwischt, die Polizei konnte ihm also nicht nachweisen, dass er etwas mit Bandit Keith oder dessen Leuten zu tun hatte. Der Gedanke beruhigte Pegasus wieder ein wenig. Außerdem hatte er ja noch einen anderen beauftragt. Der Kopfgeldjäger würde sicher nicht so jämmerlich versagen wie Keith. "Und das ist leider noch nicht alles, Sir", fuhr sein Butler fort. "Der Kopfgeldjäger Bakura wurde in einem unserer Nachtclubs gesehen. Er befand sich in Begleitung des Sekretärs von Seto Kaiba, und das dortige Personal ist der Ansicht, dass die beiden sich von ihrem Verhalten her ausgesprochen nahe stehen müssen. Herr Kaiba hat aufgrund seiner Sicherheitsfirma viel mit der Polizei zu tun. Außerdem ist bekannt geworden, dass er sich ebenfalls sehr stark für den goldenen Dieb interessiert. Es ist zwar nicht sicher, ob Bakura auch Kontakt zu Kaiba selbst hat, jedoch ist zu befürchten, dass er kein so nützliches Werkzeug ist, wie wir gehofft haben." Pegasus legte sein Besteck endgültig zur Seite. Ihm war der Appetit vergangen. *** Das Industriegebiet von Domino City war die meiste Zeit des Tages über ein geschäftiger Ort, vorausgesetzt natürlich es handelte sich um einen Werktag und es war noch nicht zu spät am Nachmittag. An Wochenenden und nach Beendigung der regulären Arbeitszeit lag das Viertel fast schon wie ausgestorben da. Nur in wenigen Firmen, die sich hier angesiedelt hatten, gab es so etwas wie eine Spätschicht, die meisten Angestellten und Arbeiter verließen die Gegend spätestens um vier Uhr nachmittags. Daher begegnete die Autokarawane, die sich etwa eine halbe Stunde nach vier Uhr ihren Weg durch das Viertel suchte, kaum noch einer Menschenseele. Als Kaiba und seine Leute ihre Autos schließlich auf dem Platz an der Rückseite des Dombach-Shopping-Centers parkten, waren sie wirklich die letzten Menschen im Industriegebiet, oder so sah es zumindest aus. Kaiba, Yami und Ryou stiegen aus Kaibas Mercedes und wurden augenblicklich von zwanzig Wachleuten von KSS umringt, die in einem gesonderten Firmenwagen gekommen waren und nun auf Anweisungen von ihrem Boss warteten. Aber Kaiba hatte es anscheinend nicht eilig. Stattdessen wartete er ungewöhnlich geduldig darauf, dass sich auch der Rest ihrer Gruppe zu ihnen gesellte. Wie er bereits angenommen hatte, waren alle Personen, die an der heutigen Besprechung teilgenommen hatten, um Punkt vier Uhr in seiner Firma erschienen. Nachdem sich alle versammelt hatten, ergriff Mai als Erste das Wort: "Ist es nicht ein wenig auffällig, dass wir direkt zum Shopping-Center gefahren sind? Was, wenn er uns bemerkt hat?" "Autos, die im Industriegebiet unterwegs sind, sind kein ungewöhnlicher Anblick", antwortete Kaiba. "Aber eine so große Gruppe wie die unsere zu Fuß unterwegs in dieser Gegend wäre ungewöhnlich. Hier gibt es kaum Fußgänger. Die Leute kommen mit dem Auto oder dem Bus zur Arbeit und verschwinden wieder auf die gleiche Weise. Und hier auf der Rückseite des Centers zu parken, ist am besten für uns. Die Rückseite hat keine Fenster, das heißt er kann uns nicht sehen, vorausgesetzt er hält sich tatsächlich in diesem Gebäude auf." "Er ist hier", warf Duke ein. "Meine Informationen sind korrekt." "Hoffen wir das Beste", bemerkte Tristan, der wie Tea auch zivile Kleidung anstelle seiner Uniform trug. "Das ist die einzige heiße Spur, die wir bisher von unserem Dieb haben." "Genug geplaudert, fangen wir endlich an!", sagte Bakura, und aus seiner Stimme war seine Ungeduld heraus zu hören. Kaiba nickte zustimmend. "Gut. Sie alle verfügen über eine Kopie vom Grundriss des Gebäudes. Verlaufen Sie sich also bitte nicht. Meine Wachmänner werden sich in Zweiergruppen aufteilen und das Erdgeschoß durchsuchen sowie die Ein- und Ausgänge sichern, damit Joey nicht entkommt. Ich schlage vor, dass Sie sich ebenfalls in Teams von je zwei Personen aufteilen. Yami geht mit mir." Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da hatte Bakura Ryou bereits am Oberarm ergriffen und ihn zu sich hingezogen. Auch der Kunsthändler Marik hatte seinen Partner bereits ausgewählt und legte seinen Arm um Maliks Schultern. Tristan trat schnell aus der Reichweite von Mai und zu Duke, der ein wenig enttäuscht in die Richtung von Yami sah. Mai schenkte Tristan gar keine Beachtung, sondern nickte der neben ihr stehenden Tea lächelnd zu, die das Nicken erwiderte. Kaiba ließ seinen Blick kurz über die Teams gleiten, die sich zusammen gefunden hatten, und sagte: "Nachdem das geklärt ist, können wir beginnen. Ich hoffe aber eindringlich für den Erfolg dieser Sache, dass einige Leute nicht vergessen, wieso wir hier sind, während sie mit ihrem Partner allein sind." Je ein scharfer Blick wurde in Mariks und Bakuras Richtung gesandt, doch die beiden grinsten nur, ohne ihre Partner aus ihrer Umarmung zu entlassen. Kaiba holte einen Schlüsselbund aus seiner Tasche und öffnete das Schloss der Hintertür. Die Teams traten ein und hielten im Inneren des Gebäudes kurz inne, während sie sich umsahen. Sie standen in einer der hinteren Lagerhallen, von der mehrere Gänge wegführten. Die Wachmänner, die die Baupläne bereits studiert hatten, verschwanden bereits je zu zweit in einigen Gängen, lediglich zwei blieben zurück, um den Hinterausgang zu bewachen. Auch Kaiba verschwendete keine Zeit und schritt auf eine Treppe zu, dicht gefolgt von Yami. Eine Weile liefen sie Seite an Seite durch das Gebäude, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, um Joey nicht zu warnen. Es war ohne Zweifel ein großer Vorteil, dass sie keine Taschenlampen brauchten. Die riesigen Fenster des Centers sorgten fast überall in dem großen Gebäude für ausreichend Licht, doch gab es mehr als genug Stellen, wo das Licht nur schwach und die Schatten tief waren. Kaiba hoffte nur, dass sie Joey entdeckten, bevor er sie entdeckte. Er wollte auf keinen Fall, dass ihm dieser Dieb erneut entkam. Sie kamen zu einer Galerie, die sich entlang der Wände eines riesigen Innenhofs erstreckte, offenbar das Herzstück des Shopping-Centers. Das gläserne Dach erhellte die Halle, aber die Schatten in den Ecken und abzweigenden Gängen wirkten dafür noch dunkler. Kaiba wandte sich an Yami und flüsterte: "Wir teilen uns auf. Du gehst rechts entlang und ich links." "Ich halte das für keine so gute Idee. Wir sollten besser zusammen bleiben", wandte Yami leise ein. "Wir sind hier im obersten Stock der Einkaufszeile, und die Galerie läuft an den Wänden entlang bis ins Erdgeschoß hinunter. Wir können auf diese Art alles viel effizienter absuchen. Außerdem sind wir in Rufweite des anderen, und wir treffen nachher im Erdgeschoß wieder aufeinander", erwiderte Kaiba mit einer Spur Ungeduld in der Stimme. "Nun gut", willigte Yami ein und wandte sich nach rechts. Kaiba ging nach links und besah sich jeden Raum und jeden Gang, der an die Galerie grenzte. Dabei schüttelte er mehr als einmal missbilligend den Kopf. Was für eine verrückte Idee, ein solch großes Shopping-Center ins Industriegebiet von Domino City zu bauen. Diese Stadt hatte längst eine ausgezeichnete Einkaufsmeile in der Innenstadt. Kein Wunder, dass das Projekt gescheitert war. Wieder bog er in einen abzweigenden Gang ein. Auch dieser Gang war schlecht beleuchtet und seine Wände nicht verkleidet. Überall liefen Rohre und Kabel an den Wänden entlang. Je weiter er in den Gang vordrang, desto schlechter wurden die Lichtverhältnisse, doch Kaiba konnte sehen, dass sich der Gang weiter vorne wieder aufhellte. Offenbar war er in einer Art Verbindungsgang. Kaiba beschleunigte seine Schritte ein wenig, und als er den dunkelsten Teil des Ganges erreichte, schien plötzlich etwas aus den Schatten zu huschen! Kaiba wollte herum wirbeln, doch er fühlte ein Hindernis an seinem Fuß, von dem er hätte schwören können, dass es vorher noch nicht da war. Er spürte, wie er sein Gleichgewicht verlor und sein Körper nach vorne kippte, doch wie aus dem nichts schlangen sich zwei Arme um ihn und eine Stimme flüsterte hörbar amüsiert in sein Ohr: "Hoppla. Beinahe wäre was passiert." Der Fremde half ihm mit ein wenig mehr Schwung zurück in eine aufrechte Position als notwendig gewesen wäre, und Kaiba taumelte ein paar Schritte zurück, bis er sich wieder gefangen hatte. Dann starrte er mit einer Mischung aus Unglauben, Ärger, aber auch Erleichterung auf den Mann, der vor ihm stand. "Endlich habe ich dich gefunden, kleiner Dieb." Joey stand halb in den Schatten des Ganges, in denen er vor ein paar Sekunden noch verborgen gewesen war, die Hände hinter seinem Rücken haltend, in Jeans und ein dunkles T-Shirt gekleidet. Auf seinem Gesicht lag ein unschuldiges Lächeln, dessen Wirkung jedoch durch das amüsierte Funkeln in seinen Augen zunichte gemacht wurde. "Das ist aber keine sehr nette Begrüßung, wo du mich doch offenbar so sehnsüchtig gesucht hast. Irre ich mich, oder bist du in letzter Zeit wie besessen von mir, Seto?", fragte er in einem arglosen Tonfall. Kaibas Augen verengten sich für einen Moment, als er hörte, wie familiär ihn dieser freche Dieb ansprach. "Nenn mich nicht Seto", knurrte er verärgert, doch gleichzeitig spürte er mit dem Ärger auch ein anderes Gefühl durch seinen Körper rauschen, ein Gefühl, das sein Herz vor Erwartung schneller schlagen ließ. Dieser freche Joey Wheeler, sein goldener Dieb, war eine Beute, die es wert war, seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu erhalten. Und die Jagd trat nun in eine entscheidende Phase. Kaiba fühlte, wie das Adrenalin durch seinen Körper strömte. Er war schon lange nicht mehr so aufgeregt gewesen. Vorsichtig trat er einen kleinen Schritt näher. "Du solltest dich ergeben. Du steckst in mehr Schwierigkeiten, als du vermutlich ahnst", bemerkte er. "Tatsächlich?" Joeys Lächeln wurde noch breiter, während er seinen Blick nicht von Kaiba nahm. "Wäre das nicht eher ein Grund für einen Dieb, sich nicht zu ergeben?" "Wenn es nur wegen Diebstahls wäre, dann vielleicht, aber du weißt selbst, dass dies nicht mehr der einzige Grund ist." Wieder tat Kaiba einen kleinen Schritt vorwärts. "Zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, kann unangenehme Konsequenzen haben. Aber ich könnte dir da heraushelfen." Noch ein kleiner Schritt. "Es muss dir doch klar sein, dass Mordzeugen sehr gefährlich leben. Alleine machst du es nicht mehr lange." Joey stand ruhig da, noch immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Ach, und du und deine Freunde wollt mir also helfen, in dem ihr mich einsperrt? Na, herzlichen Dank." "Es ist nur zu deinem Besten", erwiderte Kaiba und sprang vor. Seine linke Hand ergriff blitzschnell Joeys linken Arm und zerrte ihn hinter dessen Rücken hervor, während er mit der rechten Hand an seinen Gürtel griff, wo er die Handschellen, die die Wachmänner von KSS benutzten, befestigt hatte. Doch zu seiner Überraschung griff er ins Leere! Joey war von Kaibas Bewegung nicht im Mindesten überrascht worden und reagierte augenblicklich. Mit einem kräftigen Ruck und einer gleichzeitigen seitlichen Drehung seines Körpers zerrte er seinen linken Arm zurück nach hinten und brachte Kaiba so dazu, nach vorne zu stolpern, da dieser seinen Arm nicht losließ. Gleichzeitig brachte Joey seinen rechten Arm nach vorne, und als Kaiba an dem Dieb vorbei stolperte, hörte er ein Klicken und spürte, wie sich kaltes Metall um sein linkes Handgelenk schloss. Kurz darauf kollidierte Kaiba unsanft mit der Wand des Ganges, und ein zweites Klicken war zu hören. Joey konnte seinen linken Arm mit einer geschickten Drehung aus Kaibas Griff befreien und sprang ein paar Schritte zurück. Kaiba wollte hinterher setzen, doch nach nur einem Schritt ging ein erneuter Ruck durch seinen Körper, als er von einem eisernen Griff um sein linkes Handgelenk zurückgehalten wurde. Ungläubig starrte Kaiba auf die Handschellen, deren eines Ende sich um sein linkes Handgelenk schloss, während das andere Ende sich um eines der dünneren Rohre an der Wand schloss. Das waren seine eigenen Handschellen! Seine freie Hand fuhr zu seiner Gürteltasche, wo der Schlüssel für die Handschellen sein musste, doch ein Lachen ließ ihn innehalten und aufsehen. Joey stand ein paar Schritte entfernt, außerhalb von Kaibas Reichweite, und von den Fingern seiner Hand, die er gut sichtbar vor sich hielt, baumelte der Schlüssel, den Kaiba gerade suchte. "Ich war so frei, mir deine Handschellen inklusive Schlüssel auszuborgen, als du vorhin so schön in meine Arme gefallen bist. Wobei ich zugeben muss, dass ich an diesem Beinahe-Sturz auch nicht so ganz unschuldig bin. Sorry, mein Fuß muss sich irgendwie vor deine Füße verirrt haben. Jedenfalls wünsche ich noch einen angenehmen Aufenthalt." Mit einer lässigen Handbewegung warf Joey den Schlüssel irgendwo hinter sich in die Schatten und beobachtete grinsend, wie der Ausdruck auf Kaibas Gesicht von ungläubig zu knallrot vor Wut wechselte. Mit einem Lachen, das er einfach nicht unterdrücken konnte, machte Joey kehrt und floh den Gang hinunter. Er wollte nicht hier sein, wenn Kaiba vor Wut explodierte, und das konnte nicht mehr lange dauern. Er sollte Recht behalten. "Yami!!!", brüllte Kaiba. "Komm auf der Stelle zu mir!!!" Kaibas Stimme hallte laut durch das Gebäude, und Yami machte fast einen kleinen Satz vor Überraschung, als die Stille, an die er sich gewöhnt hatte, von Kaibas Ruf unterbrochen wurde. Yami nahm an, dass Kaiba den Dieb gefunden hatte und nun Hilfe brauchte, denn sonst würde er sicher nicht jede Person im Gebäude auf sie aufmerksam machen, daher beeilte er sich, zu seinem Freund zu kommen. Glücklicherweise war er nicht allzu weit weg von Kaibas Standort, und er war ein schneller Läufer. Was er dann allerdings in dem Gang zu sehen bekam, in dem er Kaiba fand, war so erstaunlich, dass Yami zwei Mal hingucken musste, um es zu glauben. Oh ja, Kaiba hatte den Dieb offenbar als Erster gefunden, oder vielleicht war es auch umgekehrt gewesen. Auch wenn Yami keine Details dieses Treffens kannte, sah er genug, um sich alles zusammen reimen zu können. Und er lachte aus vollem Herzen! Kaiba fand seine Situation allerdings nicht amüsant, und seine Stimmung hob sich nicht gerade, als er von seinem Freund und Chefprogrammierer ausgelacht wurde. "Willst du einen neuen Job?!", tobte er und zerrte wütend an den Handschellen. "Such den Schlüssel! Er muss irgendwo da drüben liegen! Wenn ich diesen verflixten Dieb erwische, ist der Kerl dran! Der glaubt wohl, er wäre ein Komiker!" Yami unterdrückte sein Lachen so gut es eben ging und machte sich auf die Suche nach dem Schlüssel. Er brauchte nicht lange, um ihn zu finden, und innerhalb weniger Sekunden war Kaiba aus seiner misslichen Lage befreit. Sobald er frei war, beruhigte sich Kaiba wieder ein wenig. Er schnappte sich seine Handschellen und den Schlüssel und eilte ohne ein weiteres Wort an Yami vorbei, der seinem Freund mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht folgte. Der Dieb konnte noch nicht weit sein, und die Wachmänner von KSS bewachten alle Ausgänge. Währenddessen lief Joey so schnell er nur konnte einen weiteren Gang hinunter. Er wusste, dass Kaibas Geschrei alle anderen Personen in der Nähe alarmiert haben musste, und ohne Zweifel waren zumindest einige davon jetzt auf dem Weg hierher. Auch wenn es nur ein Zufall war, dass Joey Kaiba im Gebäude entdeckt hatte, so war er sich doch sicher, dass Kaiba nicht allein hier war. Normalerweise hätte Joey sich einfach leise davon geschlichen, sobald er eine andere Person im Gebäude bemerkte, aber in diesem Fall war der Mann schon zu nahe an ihm dran und seine Entdeckung nur noch eine Frage von Sekunden gewesen. Und das es sich bei diesem Mann um Seto Kaiba gehandelt hatte, machte ihm die Entscheidung leichter, nicht einfach nur davon zu rennen. Die Gelegenheit war zu gut, um sie einfach verstreichen zu lassen. Joey musste gegen einen erneuten Lachreiz ankämpfen, als er an die erst wenige Minuten zurückliegende Konfrontation mit Kaiba dachte. Wer dem Präsidenten von KSS begegnete, würde sicher nie vermuten, welches Temperament sich unter der kühlen Maske des erfolgreichen Geschäftsmannes verbarg. Joey war so beschäftigt mit seinen Gedanken über Kaiba, dass es pures Glück war, welches ihn an einer Kreuzung von zwei Gängen davor bewahrte, gefasst zu werden. Er hatte die plötzlich aus dem linken Gang eilende Gestalt weder gesehen noch gehört, und als der weißhaarige Mann plötzlich vor ihm auftauchte, konnte er nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Die beiden streiften einander und gerieten dadurch für einen Moment ins Taumeln, doch Joey nutzte seinen Schwung, um sich in den Gang zu seiner Rechten wegzuducken. Es war sein Glück, dass auch der Kopfgeldjäger Bakura ihn nicht bemerkt hatte, denn so war er genauso überrascht gewesen wie Joey und seine Reaktion den Bruchteil einer Sekunde zu langsam. Bakura griff nach der davoneilenden Gestalt, doch seine Finger streiften nur Joeys Schulter und konnten keinen Halt finden. Schon war der Dieb wieder verschwunden. "Bakura, alles in Ordnung?", fragte Ryou besorgt, der nun ebenfalls an der Kreuzung ankam. "Ja. Komm mit, er ist hier lang gelaufen", erwiderte Bakura und rannte hinter Joey her. Ryou folgte ihm so schnell er konnte. Joey hörte die schnellen Schritte seiner Verfolger hinter sich und fluchte in Gedanken. Jetzt wurde es ernst für ihn. Doch er hatte einen Vorteil gegenüber seinen Verfolgern. Er versteckte sich hier schon seit Tagen und hatte die Zeit genutzt, das Gebäude zu erkunden. Und er hatte bereits einen Plan. Wenn er richtig vermutete, waren die meisten Leute von Kaiba durch dessen Rufen hierher gelockt worden. Da er nicht wusste, um wie viele Personen es sich handelte, wollte er keine Flucht über die Gänge riskieren. Sollte er in einem dieser Gänge gestellt werden, hatte er keine Ausweichmöglichkeiten mehr und würde schnell überwältigt werden. Der einzige Ort, der ihm ausreichend Fluchtmöglichkeiten bot, war der riesige überdachte Innenhof, von dem unzählige Gänge abbogen. Es war riskant, denn ohne Zweifel würden einige von Kaibas Leuten ebenfalls im Innenhof auftauchen. Aber andererseits konnte er so sehen, wo sich seine Verfolger befanden und ihnen ausweichen. Joey erreichte den Innenhof und ließ seinen Blick schnell über die Umgebung gleiten. Er hatte Recht behalten, seine Verfolger waren keineswegs die Einzigen, die von Kaibas Geschrei angelockt worden waren. Aus einem anderen Gang ein paar Meter zu seiner Linken liefen zwei Frauen, eine Blondine und eine Brünette, die mit entschlossenen Gesichtern auf ihn zuhielten. Hinter sich hörte Joey erneut schnelle Schritte, was nur bedeuten konnte, dass seine zwei Verfolger den Innenhof nun ebenfalls erreicht hatten. Er lief noch schneller, sein Ziel mittlerweile klar vor Augen. Direkt an der anderen Seite des Innenhofs lagerten noch einige vergessene Betonplatten, und darüber erhob sich ein altes Gerüst aus Metallstangen bis zur Galerie im zweiten Stock. Joey wusste, dass das Gerüst noch stabil war, er hatte es während seiner Zeit hier genau überprüft und als Trainingsgerät für sportliche Übungen benutzt. Es würde sein Gewicht locker aushalten. Aus den Augenwinkeln sah er, wie aus einem weiteren Gang im ersten Stock zwei bekannte Gestalten auf die Galerie stürmten. Der Polizist, Tristan Taylor, schrie irgendwas von "Stehen bleiben!", und knapp hinter ihm lief Duke. Joey wunderte sich für einen Moment, was sein alter Freund hier tat, doch er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Erst musste er sich in Sicherheit bringen. Er sprang aus vollem Lauf auf einige der Betonplatten und von dort senkrecht in die Höhe. Mit beiden Händen ergriff er die unterste Stange des Gerüsts und zog sich in die Höhe. Von dort kletterte er behände und ohne auch nur einen Moment lang zu Zögern oder nach unten zu sehen weiter, bis er schließlich die Galerie im zweiten Stock erreichte. Unter sich hörte er jemanden fluchen und vermutete, dass es der weißhaarige Mann war, mit dem er zusammen gestoßen war. Mit einem triumphierenden Grinsen drehte er sich um und sah hinunter auf seine Verfolger. Der weißhaarige Mann stand auf den Betonplatten und sah wütend hinauf zu ihm. Er hatte es offenbar nicht geschafft oder es nicht riskiert, in die Höhe zu springen und die unterste Stange des Gerüsts zu ergreifen. Auf dem Boden hinter ihm stand ein ebenfalls weißhaariger Mann, der dem Ersten sehr ähnlich sah, aber sehr viel sanftmütiger wirkte. Die zwei Frauen liefen auf eine der Treppen zu, doch Joey wusste, dass sie ihn nie rechtzeitig erreichen würden, er war einfach zu weit entfernt von ihnen. Das gleiche galt für den Polizisten, der ebenfalls unterwegs zu einer der Treppen war, obwohl er wissen musste, dass es aussichtslos für ihn war. Er war einfach zu weit weg. Duke dagegen war auf der Galerie im ersten Stock stehen geblieben und sah zu ihm hoch. "Joey!", rief er ihm zu. "Gib lieber auf! Du steckst einfach in zu tiefen Schwierigkeiten!" "Das sagst ausgerechnet du mir?!", antwortete ihm Joey. "Gib niemals auf, und traue weder Polizei noch Anwälten, hast du mir mal gesagt! Anscheinend hättest du mich auch vor meinen Freunden warnen sollen, oder warum bist du hier?!" "Ich will nicht, dass dir was passiert!", erwiderte Duke. "Und wenn das heißt, dass ich helfen muss, dich zu fangen, tue ich auch das! Glaub mir, die Entscheidung fiel mir nicht leicht!" "Hören Sie auf Ihren Freund, Joey Wheeler, und kommen Sie freiwillig mit uns!", mischte sich nun auch Tristan ein, während er sich seinen Weg zum zweiten Stock suchte. "Ich würde es wirklich lieber sehen, Sie kooperieren mit uns, zu Ihrer eigenen Sicherheit! Aber wenn ich Sie in Handschellen abführen muss, tue ich auch das!" Joey hörte Tristan jedoch gar nicht richtig zu. Er fühlte sich verletzt von der Tatsache, dass sein bester Freund Duke offenbar mit der Polizei zusammen arbeitete, um ihn zu fangen, auch wenn dieser ihm auf diese Weise nur helfen wollte. Aber er hatte jetzt keine Zeit, dies mit Duke auszudiskutieren. Er dürfte den Vorteil, den er sich durch seine Klettertour erobert hatte, nicht verlieren. Er würde ein anderes Mal mit Duke reden, wenn sich die ganze Sache um Pegasus und den Mord wieder beruhigt hatte. Es wurde Zeit, sich ein neues Versteck zu suchen. Joey verneigte sich schwungvoll in Richtung seiner Verfolger und sagte: "Machen Sie sich bitte keine Sorgen um mich! Ich komme schon zurecht! Und nun, auf Wiedersehen, meine Damen und Herren! Sie haben sich große Mühe gegeben, aber mit dieser Leistung werden Sie mich nie zu fassen kriegen!" "Da bin ich anderer Meinung", sagte eine Stimme hinter Joey. Der blonde Dieb spannte die Muskeln an zur Flucht, doch es war schon zu spät. Ein Körper traf mit großer Wucht auf seinen Rücken und warf ihn auf den Boden der Galerie! Das Gewicht des anderen drückte ihn zu Boden, und bevor Joey sich von dem Aufprall erholen konnte, hatte der andere bereits seine Arme auf den Rücken gezogen und ihm Handschellen angelegt. Joey drehte den Kopf zur Seite und blickte den auf seinen Rücken sitzenden Kaiba mit einem schiefen Grinsen an. "Hallo, Seto. Du bist aber schnell wieder frei gekommen." Kaiba warf ihm einen scharfen Blick zu. "Nenn mich nicht Seto, und erinnere mich besser nie wieder an den Vorfall von vorhin. Ich kann dir jedenfalls garantieren, dass du nicht so schnell wieder frei sein wirst. Mir entkommst du nicht noch mal." Joeys Lippen verzogen sich nun zu einem schelmischen Lächeln, und er sandte Kaiba einen verführerischen Blick zu, als er erwiderte: "Soll ich das als Einladung verstehen? Nun, unter besseren Umständen würde ich vielleicht gar nicht entkommen wollen." Kaiba stockte für einen kurzen Moment der Atem, als er den einladenden Blick in den braunen Augen seines Gefangenen sah, und er spürte, wie sich seine Wangen rot zu färben drohten. Wütend über seinen Mangel an Selbstdisziplin presste er seine Lippen aufeinander und stand auf, um dann auch Joey auf die Beine zu helfen. Nicht einmal seinem langjährigen Freund Yami, der nun auf die beiden zutrat, fiel auf, wie bedachtsam er dabei mit Joey umging. Sich der durch die Handschellen eingeschränkten Bewegungsfreiheit von Joey bewusst, stützte er ihn beim Aufstehen, und seine Hand legte sich fest um Joeys Oberarm, als er ihn zum Ausgang des Gebäudes führte, aber nicht so fest, dass er Joey weh getan hätte. Tristan, der ja Polizist war, bot sich an, Joey von ihm zu übernehmen, doch Kaiba lehnte ab. Um nichts in der Welt hätte er diesen dreisten und doch so faszinierenden Dieb freiwillig aus seiner Obhut gegeben. Auf ihrem Weg zum Ausgang gesellten sich auch Marik und Malik zu ihrer Gruppe. Als Malik Joey sah, warf er ihm einen schuldbewussten und gleichzeitig entschuldigenden Blick zu. Marik dagegen lächelte bei dem Anblick. "Oh, wie ich sehe, haben Sie Ihre Beute erwischt, Herr Kaiba. Meinen Glückwunsch", gratulierte er. Dann wurde sein Lächeln noch ein wenig breiter, und er fügte hinzu: "Ich vermute, Ihr Schreien vorhin hatte etwas mit Herrn Wheeler zu tun?" Ohne auf die Frage einzugehen, sagte Kaiba: "Wenn Sie das gehört haben, Herr Ashum, wundert es mich, warum Sie und Ihr Begleiter nicht auch zum Innenhof gekommen sind. Darf ich fragen, wo Sie waren?" "Wir haben gesucht", antwortete Marik ausweichend, doch die Röte, die sich bei seinen Worten auf Maliks Gesicht ausbreitete, ließ in den Anwesenden einen anderen Verdacht aufkommen. "Ich möchte nicht wissen, was Sie gesucht haben", kommentierte Bakura nach einem Blick auf Maliks rotes Gesicht. Weder Marik noch Malik erwiderten darauf etwas, und die Gruppe setzte ihren Weg nach draußen fort. ----------------------------------- Fortsetzung folgt... Kapitel 13: Der Plan -------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 13/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / Bakura + Ryou / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich bedanke mich herzlich bei meinen fleißigen Kommentarschreibern: angel2570, xxx_Aurora_xxx, Icemoon, LorddesWestens, Hiita, sleifers_child, blacksnow, firekid und Blackflame! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 13: Der Plan Es waren drei Tage vergangen, seit Joey gefangen wurde. Drei Tage, in denen viel geschehen war. Eine Mappe mit Unterlagen in der Hand ging Tristan durch die Polizeistation, bis er vor einer Tür zum Stehen kam. In der Mappe befanden sich die Informationen zu dem Plan, den Tea, Kaiba, Yami, der Ex-Kopfgeldjäger Bakura und er ausgeheckt hatten. Und mit diesem Plan sollte Pegasus endgültig zu Fall gebracht werden. Doch wie alle Pläne, mit denen man viel erreichen wollte, war auch dieser Plan sehr riskant, aber darin lag ihre einzige Möglichkeit, Pegasus für immer aus dem Verkehr zu ziehen. Tristan benötigte nur noch die Zustimmung seines Vorgesetzten, um den Plan in Aktion treten zu lassen, und genau deshalb war er jetzt hier, vor diesem Büro. Er atmete tief ein, um seine Nerven zu beruhigen. Es würde nicht einfach sein, seinen Vorgesetzten von ihrem Plan zu überzeugen, und um ehrlich zu sein, hätte Tristan die ganze Sache am liebsten Tea überlassen, doch seine Kollegin hatte schneller gedacht als er und war gerade heute auf die Suche nach weiteren Informationen über Pegasus gegangen. Das Einzige, was er in ihrem gemeinsamen Büro noch vorgefunden hatte, war eine Nachricht von ihr, in der sie ihm viel Glück bei ihrem Vorgesetzten wünschte. Tristan verzog das Gesicht, als er daran dachte. Waren Polizisten nicht dafür da, ihrem Partner Rückendeckung zu geben? Na, herzlichen Dank auch, Tea. Widerstrebend hob Tristan seine Hand, um an die Tür zu klopfen. Auf dem Gang zu stehen, würde sein Problem nicht lösen. Er würde seinen Vorgesetzten überzeugen müssen, wenn der Fall ‚Pegasus’ erfolgreich zum Abschluss gebracht werden sollte. Eine tiefe Stimme sagte „Herein!“, und Tristan trat in das Büro, schloss die Tür wieder hinter sich und blieb dann vor dem Schreibtisch seines Vorgesetzten stehen. Der Mann dahinter hob den Kopf und musterte seinen Untergebenen einen Moment, bevor er mit einer Hand auf den Besucherstuhl wies. „Setzen Sie sich, Inspektor Taylor“, sagte Rashid Odeon, Leiter des Einbruchsdezernates. „Ich werde hier gleich fertig sein, dann habe ich Zeit für Sie.“ Damit wandte er sich wieder dem Bericht auf seinem Schreibtisch zu, um noch ein paar handschriftliche Anmerkungen einzufügen. Tristan nahm im Besucherstuhl Platz und wandte dann seine Aufmerksamkeit Odeon zu. Der Mann war ein erfahrener Polizist und leitete das Einbruchsdezernat von Domino City bereits seit ein paar Jahren. Und er war eine Erscheinung, die niemand so schnell vergaß. Nicht nur war Odeon ein ziemlich großer Mann, dessen Körper sich mit der Geschmeidigkeit und Kraft eines Raubtiers zu bewegen schien, er war darüber hinaus auch eine recht exotische Erscheinung hier in Domino City. Ursprünglich war Odeon einst als junger Mann aus Ägypten hierher gekommen. Der bronzene Farbton seiner Haut und die dunklen Augen verrieten seine Abstammung. Aber das Auffälligste an ihm war seine Frisur. Odeons Kopf war bis auf eine dicke Strähne schwarzer Haare an seinem Hinterkopf, die er zusammen gebunden hatte, kahl geschoren. Es war eine Frisur wie sie ein Priester aus dem einstigen längst untergegangenen Pharaonenreich getragen hätte. Doch während ein anderer Mann mit einer solchen Frisur eher lächerlich ausgesehen hätte, wirkte Odeon würdevoll und gefasst, fast so als wäre er wirklich ein hoher Priester des alten Ägyptens. Tristan erinnerte sich an ein Gerücht, das bei der Polizei die Runde machte und sich trotz fehlender Beweise hartnäckig behauptete. Angeblich war Odeon nur deshalb nicht nach Ägypten zurückgekehrt und hatte sich stattdessen hier in Domino City niedergelassen, weil er sich in einen anderen Mann verliebt hatte, und zwar in den jetzigen Leiter des Morddezernates, Rafael Bismarck. Aber wenn die beiden wirklich eine Beziehung miteinander hatten, dann waren sie äußerst diskret. Oder es war schon lange vorbei, so wie bei ihm und Yami. Tristan unterdrückte einen Seufzer und wartete auf den Stich in seinem Herzen, den dieser Gedanke seit ihrer Trennung immer wieder ausgelöst hatte, doch zu seiner Überraschung fühlte er keinen emotionalen Schmerz. Da war nichts außer einem Gefühl von Einsamkeit. Es war schwer, sich daran zu gewöhnen, die Abende wieder allein zu verbringen. Das Rascheln von Papier riss Tristan aus seinen Gedanken. Odeon legte den Bericht zur Seite und wandte ihm seine ganze Aufmerksamkeit zu. „Ich nehme an, dass Sie hier sind, um mich über Joey Wheeler zu informieren, Inspektor Taylor“, begann er, und dem Klang seiner Stimme war anzuhören, dass es mehr eine Feststellung war und keine Frage. „Als Wheeler verhaftet wurde, habe ich zugestimmt, dass seine Verhaftung geheim bleibt, um seine Sicherheit als einziger Zeuge in dem Hendersen-Mordfall nicht zu gefährden. Ich habe auch zugestimmt, dass er in der Obhut von Herrn Kaiba bleiben darf, da es der Mitarbeit seiner Firma zu verdanken ist, dass wir Wheeler jetzt haben. Aber wie soll es weiter gehen? Ich hörte, Ihre Partnerin und Sie hätten zusammen mit den Leuten von KSS bereits einen Plan ausgearbeitet.“ „So ist es, Sir“, erwiderte Tristan. „Wie Sie wissen, konnten wir dank der Informationen von Joey Wheeler die Leiche des ermordeten Staatsanwaltes Dunas finden. Außerdem überwacht die Drogenfahndung bereits den Hafen von Domino City und wartet nur darauf, dass die Drogenlieferung der Pegasus-Gruppe eingeht. Da die Staatsanwaltschaft bereits eine Mordanklage gegen Pegasus eingereicht hat, ist die Pegasus-Gruppe zwar alarmiert, aber da das Schiff laut Wheeler bereits unterwegs hierher ist, dürfte es zu spät für sie sein, um die Lieferung umzuleiten. Außerdem wissen sie vermutlich nicht, dass wir über die Drogenlieferung Bescheid wissen. Ihr Hauptaugenmerk gilt der Mordanklage, die ihr Boss am Hals hat, und dem Zeugen der Staatsanwaltschaft, über den wir die Öffentlichkeit im Dunkeln gelassen haben. Niemand kennt Wheelers Namen oder sein Gesicht.“ Odeon nickte zustimmend. „Niemand außer uns kennt die Identität des Zeugen, das ist richtig, aber es droht trotzdem Gefahr. Pegasus ist nicht im Gefängnis, um dort auf seinen Prozess zu warten. Seine Anwälte haben es in kürzester Zeit geschafft, ihn gegen Kaution wieder auf freien Fuß zu setzen. Er darf zwar die Stadt nicht verlassen, aber das wird er ohnehin nicht tun. Pegasus wird nach einer Möglichkeit suchen, unseren Zeugen zu eliminieren. Daher bin ich nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, Wheeler weiterhin in der Obhut von KSS zu lassen. Wenn Pegasus seinen Aufenthaltsort erfährt, ist nicht nur Wheeler in Gefahr, sondern die Familie Kaiba ebenfalls. Und dann gibt es noch das Problem der Glaubwürdigkeit unseres Mordzeugen. Ich glaube Wheeler, aber er ist nun mal ein Dieb. Ich kenne Pegasus’ Anwälte. Sie werden den Spieß umdrehen und behaupten, Wheeler hätte Hendersen erschossen, weil dieser ihn beim Einbruch ertappt hat. Und dann steht die Aussage eines Kriminellen gegen die eines anderen Kriminellen, beide nicht glaubwürdig in den Augen des Gerichts. Zwar kann man auch die Drogenlieferung als Beweis mit anführen, sobald die Drogenfahndung diese beschlagnahmt hat, aber so wie ich Pegasus einschätze, kann er auch bei dieser Sache den Kopf aus der Schlinge ziehen. Sein Ruf wird angeschlagen sein, aber es werden wieder nur seine Leute für ihn ins Gefängnis müssen, alles kleine Fische.“ Er sah Tristan scharf an. „Ich will diesmal den Hai zur Strecke bringen, Inspektor Taylor. Irgendwelche Vorschläge, wie das zu bewerkstelligen ist?“ Tristans Gesicht war seine Nervosität nicht anzumerken, aber er drückte seine Finger noch fester in die Mappe, die er hielt. Seine Stimme jedoch klang völlig ruhig, als er sprach: „Sir, meine Arbeitsgruppe, die aus meiner Partnerin, mir selbst und einigen Leuten unter der Führung von Seto Kaiba besteht, ist zu dem Schluss gekommen, dass es nur möglich ist, Pegasus dauerhaft aus dem Verkehr zu ziehen, wenn er auf frischer Tat erwischt wird, und zwar bei einem Mord.“ Odeon hob eine Braue, als er dies hörte, aber Tristan fuhr ungerührt fort: „Natürlich haben wir nicht vor, Pegasus Tag und Nacht zu bewachen in der wagen Hoffnung, dass er einen solch groben Fehler begeht. Das wäre Zeitverschwendung. Aber in der derzeitigen Situation, in der sich Pegasus befindet, ist es durchaus möglich, dass wir ihn dazu verleiten können, einen großen Fehler zu begehen, in dem wir absichtlich bestimmte Informationen an ihn durchsickern lassen. Pegasus weiß, dass er in der Klemme steckt und handeln muss. Die größte Gefahr für ihn ist im Moment Joey Wheeler. Er hat bereits versucht, sich seiner zu entledigen, aber die Leute, die er auf ihn angesetzt hat, haben versagt. Pegasus ist ein Perfektionist. Wenn die Leute, die er für einen Job bestimmt hat, versagen, überwacht er den zweiten Versuch für gewöhnlich selbst, und ich glaube nicht, dass er in diesem Fall aus seinem Verhaltensmuster ausbrechen wird, im Gegenteil! Für ihn steht viel auf dem Spiel, er wird die Angelegenheit persönlich bereinigen wollen, und wenn wir ihn dabei stellen können, kann er uns nicht mehr entkommen.“ Er reichte Odeon die Mappe, die er die ganze Zeit über krampfhaft festgehalten hatte. „In dieser Mappe ist der Plan mit allen Erläuterungen. Wenn Sie ihn sich bitte durchlesen würden, Sir. Ich halte ihn für Erfolg versprechend.“ Odeon nahm die Mappe entgegen, schlug sie auf und fing an zu lesen. Geduldig und ohne sichtbare Regung wartete Tristan darauf, dass sein Chef sich ein Bild von dem Plan und seiner möglichen Durchführung machte. Er hatte nicht gelogen als er sagte, dass er den Plan für Erfolg versprechend hielt, aber er war trotzdem riskant. Und wenn Odeon oder der Leiter der Mordkommission ihre Zustimmung nicht geben würden, würde der Plan nicht in die Tat umgesetzt werden, und Pegasus würde höchstwahrscheinlich entkommen. Die Minuten vergingen qualvoll langsam, doch schließlich, nach gut einer halben Stunde, legte Odeon die Mappe vor sich auf den Tisch und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tristan zu. „Dieses Vorhaben birgt viele Risiken“, kommentierte Oedon das eben Gelesene. „Eine Konfrontation zwischen Pegasus und Wheeler ist sehr gewagt. Wenn Wheeler etwas passiert, verlieren wir unseren wichtigsten Zeugen. Und wir hätten versagt. So paradox es klingen mag, die Polizei ist verantwortlich für die Sicherheit der Kriminellen, die sich in ihrem Gewahrsam befindet. Wir können ihn nicht einfach als Lockvogel verwenden.“ „Wheeler hat dem Plan zugestimmt“, wandte Tristan ein. „Er weiß, dass es die einzige Möglichkeit ist, sich Pegasus vom Hals zu schaffen. Pegasus ist ein Unterweltboss. Selbst wenn Wheeler nicht vor Gericht aussagen und ins Gefängnis gehen würde, würde Pegasus noch versuchen, ihn dort zu ermorden. Es finden sich mit Sicherheit einige Kriminelle im Gefängnis, die bereit sind, Joey selbst dort noch für Pegasus zu töten, vor allem, wenn er eine Belohnung in Aussicht stellt. Für Pegasus ist Joey eine zu große Bedrohung. Kein Mörder lässt einen Augenzeugen einfach so weiterleben.“ Odeon musste Tristan Recht geben. Pegasus würde nicht ruhen, solange Wheeler lebte. Eine Weile überdachte er den Plan, den ihm Tristan vorgelegt hatte, suchte nach Fehlern und anderen, weniger riskanten Möglichkeiten. Nach ein paar Minuten seufzte er und wandte sich wieder an Tristan: „Nun gut, Inspektor Taylor, ich werde mit Ihrem Plan zum Morddezernat gehen. Ich sehe auch keine andere Möglichkeit, und Pegasus ist uns schon zu oft entkommen. Wir können diese Gelegenheit nicht einfach verstreichen lassen. Meine Unterstützung haben Sie. Sobald die Zustimmung des Morddezernates ebenfalls vorliegt, können Sie Ihren Plan in die Tat umsetzen.“ Tristan lächelte erleichtert. „Danke, Sir.“ „Gehen Sie zurück an Ihre Arbeit, Inspektor. Ich werde Sie anrufen, sobald ich die Entscheidung des Morddezernates habe.“ Odeon beobachtete, wie Taylor sein Büro verließ, bevor er zum Telefonhörer griff und eine Nummer wählte. Er fragte sich, wie der Leiter des Morddezernates wohl auf diesen Plan reagieren würde. Ein Klicken war in der Leitung zu hören, und dann ertönte die Stimme seines Freundes. „Hallo, Rafael, ich bin’s. Hast du Zeit? Ich habe hier eine Sache betreffend den Hendersen-Fall, und ich muss das mit dir besprechen.“ *** Es war bereits spät am Abend, doch Seto Kaiba hatte sich noch nicht zur Ruhe begeben. Er saß, gekleidet in einen schwarzen Seidenpyjama, am Schreibtisch in seinem Schlafzimmer und beugte den Kopf über den Plan, den er zusammen mit Tristan und den anderen entwickelt hatte. Es dürfte nichts schief gehen, wenn sie Pegasus eine Falle stellten. Gerade überprüfte er nochmals einen besonders schwierigen Teil ihres Planes auf mögliche Fehler, als ein Rascheln hinter seinem Rücken erklang. Kaiba versuchte, das Geräusch einfach zu ignorieren. Es verstummte schnell wieder, doch nach einer kurzen Weile erklang es erneut. Kaiba rieb seine nackten Füße unter dem Schreibtisch aneinander und ignorierte das Geräusch weiterhin. Eine zeitlang schien diese Taktik zu funktionieren, dann erklang das Geräusch erneut, diesmal lauter und in Verbindung mit einem lauten Seufzer. Kaiba runzelte die Stirn und versuchte, sich auch weiterhin auf die Unterlagen vor ihm zu konzentrieren. Etwa eine Minute lang klappte dies auch, doch dann ertönte ein lautes Räuspern hinter Kaiba und brach seine Konzentration endgültig. Leicht verärgert, doch gleichzeitig auch amüsiert, drehte sich Kaiba zu dem Mann um, der auf seinem Bett lag, und fragte: „Was ist jetzt wieder?“ Joey Wheeler hatte es sich in dem riesigen Bett von Kaiba bequem gemacht, trug einen von Kaibas weißen Seidenpyjamas und schmollte vor sich hin. „Ich langweile mich. Ich bin es nicht gewöhnt, um diese Zeit schon im Bett zu sein. Es ist noch nicht mal Mitternacht. Und außerdem bin ich noch immer nicht überzeugt davon, dass dieser Plan, Pegasus eine Falle zu stellen, wirklich funktionieren wird.“ „Nicht jeder ist ein Nachtmensch wie du, Joey“, erwiderte Kaiba geduldig. „Und der Plan ist notwendig. Du bist eine zu große Gefahr für Pegasus. Solange er frei ist, wird er versuchen, sich deiner zu entledigen.“ Ein schwaches Grinsen zeigte sich auf Joeys Gesicht. „Was für eine nette Umschreibung für Mord. Allerdings bin ich nicht sicher, ob ich bei eurer Idee nicht draufgehen werde. Ihr wollt mich als Köder für Pegasus einsetzen. Aber wer sagt denn, dass ich nicht von Pegasus gefressen werde, bevor er gestoppt werden kann?“ „Ich sage das“, antwortete Kaiba mit fester Stimme. „Ich habe viel Zeit und Arbeit investiert, um dich zu fangen. Ich werde niemandem erlauben, mir die Früchte meiner Arbeit wegzunehmen. Bis auf weiteres bleibst du bei mir.“ „Oho! Du bist aber besitzergreifend“, kommentierte Joey, und diesmal zeigte sich jenes echte freche Grinsen auf seinem Gesicht, das ein Kribbeln in Kaibas Magengegend auslöste, wann immer er es sah. „Ist das der Grund, warum du mich nicht aus deiner Nähe lässt? Nicht, dass ich mich beschweren will, aber es ist doch schon ein wenig ungewöhnlich, dass ich nicht mal mein eigenes Zimmer bekomme, sondern hier in deinem Bett mit dir schlafe.“ „Ich denke, ich kenne dich inzwischen ausreichend, um zu wissen, dass du innerhalb von einer Stunde verschwunden bist, wenn ich dich allein in einem Zimmer meiner Villa lasse“, sagte Kaiba und warf Joey einen strengen Blick zu. „Du wirst mir nicht noch mal entwischen, Joey Wheeler. Und jetzt werden wir besser schlafen gehen, denn ich muss Morgen früh zur Arbeit, und du wirst mich begleiten.“ Kaiba stand auf und streckte sich, bevor er zu seinem Bett ging. Er konnte praktisch fühlen, wie Joeys Augen über seinen Körper glitten, und es verstärkte das Kitzeln in seinem Magen nur noch. Er schaltete das Licht aus und glitt unter die Decke. Kaum hatte er sich bequem auf seiner Seite des Bettes niedergelassen, spürte er eine Bewegung neben sich und kurz darauf die Wärme von Joeys Körper an seinem. Kaiba erstarrte, doch Joey tat nichts außer sich an seine Seite zu schmiegen und seinen Kopf mit einem leisen Seufzer auf Kaibas Schulter zu legen. Für ein paar Sekunden rang Kaiba mit sich, ob er Joey zurück auf seine Seite des Bettes schieben sollte, doch der warme Körper neben ihm fühlte sich gut an, und Joeys Haare so nahe an seinem Gesicht verströmten einen angenehmen Duft. Nach ein paar Minuten wurden Joeys Atemzüge ruhiger und gleichmäßiger, er war eingeschlafen. Kaiba jedoch lag noch eine Weile wach und fragte sich, wann es passiert war, dass die Faszination für diesen Dieb – nein, für diesen Mann – in ein tieferes Gefühl umgeschlagen war. Wann hatte er angefangen, mehr in Joey Wheeler zu sehen als eine Herausforderung? *** Weit entfernt von Kaibas Villa in einem nicht so vornehmen Teil der Stadt lag Ryou im Bett und starrte in die ihn umgebende Dunkelheit der Nacht. Es musste bald Mitternacht sein, und er musste Morgen wieder zur Arbeit, aber er konnte einfach nicht schlafen. Seufzend drehte er sich auf die Seite, um eine bequemere Position zu finden, doch irgendwie gelang es ihm nicht. Er drehte sich auf die andere Seite, vielleicht war das ja besser, und stieß dabei gegen den warmen Körper neben ihm. Ein erneuter Seufzer war zu hören, diesmal kam er jedoch nicht von Ryou, und dann ging die kleine Lampe auf dem Nachttisch an. Bakura setzte sich im Bett auf und sah auf den neben ihm liegenden Ryou hinunter. „Was ist denn los, Ryou? Du bist heute so unruhig“, sagte er. „Es tut mir Leid, Bakura. Es ist nur so, dass ich mir solche Sorgen wegen dem Verfahren gegen Pegasus mache“, erwiderte Ryou, während er müde zu seinem Freund aufsah. „Pegasus weiß von dem Zeugen, selbst wenn er nicht weiß, wo Joey ist. Und da die Gerichtsverhandlung gegen ihn immer näher rückt, wird er schon bald handeln.“ „Er muss handeln“, stimmte Bakura zu. „Ihm läuft die Zeit davon, und das weiß er. Aber wir haben einen Plan, und sobald dieser in die Tat umgesetzt ist, ist Pegasus nur noch einer von vielen Verbrechern, die im Staatsgefängnis verrotten.“ Ryou wollte es eigentlich nicht sagen, aber es ließ ihm keine Ruhe, er musste es aussprechen: „Und wenn unser Plan schief läuft? Wir können nicht wissen, was Pegasus plant oder tun wird. Wir können nur vermuten, wie er reagieren wird.“ „Pegasus hat nicht mehr allzu viele Möglichkeiten. Und selbst die Polizei hält den Plan für durchführbar. Außerdem habe ich auch daran mitgearbeitet, und ich habe eine Menge Erfahrung mit Typen wie Pegasus. Hab ein wenig Vertrauen, Ryou, es wird alles gut werden.“ Bakura ließ sich zurück aufs Bett sinken und zog Ryou in seine Arme. Dann schaltete er die Nachttischlampe wieder aus. „Du wirst schon sehen, in ein paar Tagen ist alles vorbei“, flüsterte er Ryou ins Ohr. Ryou lächelte und kuschelte sich an Bakura. Er war froh, dass er heute Nacht mit Bakura in dessen Wohnung schlief, anstatt allein in seiner eigenen, sonst hätte er wohl die ganze Nacht lang wach gelegen und sich Sorgen gemacht. Doch für diese Nacht waren seine Ängste beschwichtigt. Sein Körper entspannte sich, und innerhalb weniger Minuten war er fest eingeschlafen. Bakura schlief jedoch nicht so schnell ein. Entgegen dem, was er Ryou gesagt hatte, machte er sich große Sorgen. Er kannte Typen wie Pegasus und deren Vorgehensweise, er kannte sie sogar sehr gut. Und genau deshalb war er beunruhigt. Der Plan war gut, das stimmte, aber egal wie gut ein Plan war, es konnte immer etwas schief gehen. Bakura war Gefahr gewöhnt, doch Pegasus war mehr als nur ein einfacher Krimineller, er war der Boss einer Verbrecherorganisation. Wenn Pegasus von seinem üblichen Verhaltensmuster abwich, wenn er seine Vorgehensweise änderte, dann konnte sich sehr schnell eine gefährliche, wenn nicht gar tödliche Situation ergeben. Bakura hatte nicht die Absicht, bei dieser Sache zu sterben. Er wollte dieses neue Leben, das er seit einigen Tagen führte, mit Ryou an seiner Seite voll auskosten. Aber er wusste, dass er und auch Ryou erst ihre Ruhe finden würden, wenn das Problem mit Pegasus gelöst war. Bakura streichelte sanft mit einer Hand über Ryous Haare, während sich seine Gedanken um Pegasus, Joey und den Plan drehten. Selbst als die Glocke einer nahen Kirchturmuhr Mitternacht verkündete, lag er noch wach und dachte nach. *** Es war der Vormittag des nächsten Tages, und Joey langweilte sich schrecklich. Kaiba hatte ihn heute Morgen zu einer unmöglichen Uhrzeit aus dem Bett geworfen, nämlich um 6 Uhr morgens! Joey war ein Nachtmensch, normalerweise ging er erst weit nach Mitternacht ins Bett und stand vor Mittag nicht auf. Doch Kaiba zeigte sich unerbittlich. Alles Zetern und Klagen von Joey hatte nichts genützt, allerdings war er auch noch viel zu müde gewesen, um wirklich einen Zirkus zu veranstalten. So hatte ihn Kaiba ohne großen Widerstand zuerst zum Frühstück und dann in seine Firma schleifen können. Nun saß Joey in einem fensterlosen Raum, dessen Tür nur mit einem speziellen Kartenschlüssel geöffnet werden konnte, und wartete darauf, dass Kaiba ihn abholte. Kaiba selbst befand sich zurzeit in einer wichtigen Besprechung, zu der er Joey nicht hatte mitnehmen können. Daraufhin hatte er Joey in diesen Raum gesperrt und ihm gesagt, dass er spätestens zum Mittagessen wieder bei ihm sein würde. Joey blickte gelangweilt auf seine Armbanduhr. Noch eine halbe Stunde bis 12 Uhr Mittag, na großartig. Ein Klicken war plötzlich zu hören, und das rote Lämpchen am elektronischen Schloss der Tür erlosch. Stattdessen leuchtete ein grünes Licht auf, um zu zeigen, dass die Tür nun offen war. Joey sah erwartungsvoll auf, als sich die Tür öffnete, und sagte: „Na endlich, Kaiba, hat ja ewig gedauert!“ Doch die Person, die den Raum betrat und die Tür wieder hinter sich schloss, war nicht Kaiba. „Tut mir Leid, dich zu enttäuschen, aber Kaiba ist noch beschäftigt“, sagte Bakura, der ehemalige Kopfgeldjäger, der jetzt für Kaibas Firma arbeitete. „Na egal“, seufzte Joey. „Ich bin froh über jede Abwechslung. Ich langweile mich noch zu Tode in diesem Raum. Aber warum bist du hergekommen, Bakura?“ „Was denn? Darf ich dir nicht einfach nur Gesellschaft leisten?“, fragte Bakura grinsend. Doch der Dieb ließ sich nicht täuschen und musterte den einstigen Kopfgeldjäger misstrauisch. „Es ist nicht deine Art, einfach nur so bei mir vorbeizukommen.“ Bakura nickte anerkennend. „Du bist wenigstens kein Dummkopf wie die meisten anderen Diebe, die ich bisher kennen gelernt habe. Ich bin hier wegen der Falle, die Kaiba und die Polizei für Pegasus ausgeheckt haben. Ich möchte deine Meinung zu diesem Plan hören.“ „Was geht es dich an, wie ich mich dabei fühle?“, fragte Joey scheinbar desinteressiert. Doch innerlich war er angespannt. Bakura kannte den Plan, er hatte an seiner Entwicklung mitgearbeitet. Was wollte er noch von Joey? Bakuras Lippen verzogen sich zu einem wölfischen Grinsen, das nicht dazu beitrug, Joeys Sorgen zu lindern. „Es interessiert mich, weil du der Hauptfaktor in diesem Plan bist. Ohne dich funktioniert der Plan nicht. Also, wie fühlt man sich als Köder in der Falle?“ Joey verzog missmutig das Gesicht. „Na, wie werde ich mich dabei schon fühlen? Jedenfalls nicht besonders gut, das garantiere ich dir. Ich werde froh sein, wenn alles vorbei ist.“ Bakura sah ihn prüfend an. „Dann hast du alle Gedanken an Flucht also aufgegeben?“ „Flucht ist unmöglich geworden. Daran hätte ich denken sollen, bevor Pegasus von mir erfuhr.“ Joey sah für einen Moment nachdenklich zu Boden. „Vielleicht hätte ich die Stadt verlassen sollen gleich nachdem ich den Mord sah, aber jetzt ist es wohl zu spät. Weder Pegasus noch die Polizei würden mich jetzt noch entkommen lassen. Also mache ich das Beste aus der Situation. Wenn alles gut geht, muss ich vielleicht nicht mal ins Gefängnis.“ Bakura erwiderte nichts darauf und sah Joey einfach nur mit einem unlesbaren Ausdruck auf dem Gesicht an, doch als der Dieb nach einigen Momenten wieder seinen Blick hob, stand der Ex-Kopfgeldjäger auf. „Komm mit, Kleiner. Zeit fürs Mittagessen“, sagte er und wandte sich wieder der Tür zu. „Aber ich soll hier auf Kaiba warten“, wandte Joey überrascht ein. „Der hat mich hergeschickt, um dich zu holen“, erwiderte Bakura. Er hob den Kartenschlüssel in seiner Hand und winkte damit in Joeys Richtung. „Was glaubst du denn, von wem ich das Ding hier habe?“ *** Spät am Abend desselben Tages saß Pegasus in seinem Büro in einem seiner Nachtclubs und beobachtete über die Bildschirme der Überwachungskameras das Treiben in seinem Club. Es war einer von Pegasus’ Lieblingsorten. Es amüsierte ihn immer wieder aufs Neue, die wohlhabenden Leute in diesem anrüchigen Etablissement zu sehen. Die so genannten anständigen Bürger der Stadt, die sich auf der Suche nach Abenteuern und Sex bis in dieses Lokal wagten und hier ihr Geld, das sie mit legalen Geschäften verdient hatten, für Alkohol, Drogen und Prostituierte ausgaben. Die Doppelmoral dieser Menschen entzückte Pegasus, und was noch wichtiger war: er konnte ihre Schwächen nutzen, um noch mehr Geld und Einfluss zu gewinnen. Pegasus seufzte befriedigt, während sein Blick an den Bildschirmen haftete. Er hatte diese Entspannung dringend gebraucht. Seit die Polizei die Leiche von Staatsanwalt Dunas gefunden hatte, hatte er kaum noch Ruhe gehabt. Die Presse schrieb über nichts anderes mehr, und das Strafverfahren gegen ihn lief bereits. Man hatte ihn dank seiner Anwälte nicht bis zum Gerichtstermin in Untersuchungshaft genommen, aber es war ihm verboten worden, die Stadt zu verlassen. Pegasus verzog abschätzig seinen Mund. Als würde er, Maximilian Pegasus, die Flucht ergreifen. Er würde diese Stadt nicht verlassen, sie gehörte ja praktisch schon ihm. Die Staatsanwaltschaft hatte offenbar nicht genug Beweise gegen ihn, um ihn zu verurteilen, und seine Anwälte waren die Besten der Stadt. Das Einzige, was ihm Sorgen machte, war dieser angebliche Zeuge. Wie viel hatte dieser Dieb wirklich gesehen? Vermutlich gar nichts, denn jeder geistig gesunde Dieb, der ihn, den großen Pegasus, bei einem Mord beobachtet hätte, hätte sofort die Stadt verlassen. Der Dieb war entweder vor oder nach ihm in der Hendersen-Villa gewesen, er hatte ihn bestimmt nicht gesehen. Aber trotzdem… der Gedanke an diesen Dieb machte Pegasus Sorgen. Die Polizei hatte die Leiche von Dunas erstaunlicherweise gefunden, fast so als hätten sie gewusst, wo sie versteckt war. Und er hatte Hendersen gegenüber das Versteck des Leichnams erwähnt, bevor er ihn umgebracht hatte. Falls jemand das Gespräch belauscht haben sollte, würde dies erklären, warum man Dunas’ Leiche gefunden hatte. Pegasus griff nach seinem Weinglas und nahm einen großen Schluck, bevor er sich wieder den Bildschirmen zuwandte, um sich abzulenken. Dieses ganze Gerede von einem Zeugen war sicher nur ein Bluff, und zwar ein schlechter Bluff, denn dieser angebliche Zeuge war ja nur ein Dieb. Pegasus hatte die besten Anwälte, und die Polizei hatte nichts gegen ihn in der Hand. Alles würde in seinem Sinne verlaufen. Ein Klopfen ertönte an der Tür, und auf Pegasus’ Aufforderung hin betrat einer seiner Leute den Raum. „Sir, ein Mann namens Bakura ist hier und will Sie sprechen. Er sagt, er hätte was für Sie. Soll ich ihn abwimmeln?“, fragte der Mann. „Ja, ja, werft ihn raus“, murmelte Pegasus zerstreut, doch dann zuckte er zusammen und sandte einen scharfen Blick zu dem Mann. „Einen Moment! Sagtest du Bakura?“ „Allerdings!“, ertönte eine neue Stimme, und ein weißhaariger Mann in schwarzer Lederkleidung drängte sich durch die Tür in das Büro. „Hey, was fällt Ihnen ein?!“, empörte sich Pegasus’ Angestellter. „Sie können doch nicht einfach so hier reinstolzieren!“ „Lass gut sein“, mischte sich Pegasus ein. „Ich werde mir anhören, was Bakura zu sagen hat. Du kannst gehen.“ Er wartete, bis sein Mann verschwunden war, dann wandte er sich an seinen Besucher: „Welch eine Überraschung, dich hier zu sehen, Bakura. Ich hätte nicht gedacht, dass du mich aufsuchen würdest, nachdem du deine Arbeit als Kopfgeldjäger für einen regulären Job aufgegeben hast.“ Bakura ließ sich unaufgefordert in dem Besuchersessel vor Pegasus’ Schreibtisch nieder und blickte Pegasus ruhig an. „Ich habe zwar jetzt einen Job bei KSS, doch ich möchte die Arbeit aus meinem alten Job nicht gerne unvollendet lassen. Man sollte stets abschließen, was man begonnen hat, meinen Sie nicht auch, Herr Pegasus?“ „Das wäre sicherlich besser“, stimmte Pegasus zu. „Es könnte sonst passieren, dass einige Leute nicht zufrieden sind und etwas unfreundlich reagieren. Doch ich frage mich, welchen Job könnte der berühmt-berüchtigte Kopfgeldjäger Bakura nicht beendet haben, dass er die Notwendigkeit sieht, zu mir zu kommen?“ Bakuras Augen verengten sich ein wenig, während er Pegasus musterte, doch seine Stimme blieb ruhig, als er sagte: „Stoppen wir dieses sinnlose Spielchen, Pegasus, und kommen zur Sache. Ich kann Ihnen einen Dieb liefern, für den Sie sich bestimmt interessieren. Ihre derzeitigen Probleme könnten sich innerhalb kürzester Zeit in Luft auflösen, wenn dieser Dieb plötzlich verschwinden sollte. Ich liefere ihn, und Sie nehmen ihn in Empfang. Keine Zeugen, keine Verbindung zwischen uns. Ich bin sicher, das ist ganz in Ihrem Sinne.“ Pegasus schien für einen Moment zu erstarren, doch sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Hier war vielleicht die Chance, auf die er gewartet hatte, doch er musste vorsichtig sein, sehr vorsichtig. In seinem Gewerbe konnte man niemandem trauen, schon gar nicht einem Kopfgeldjäger. „Ein verlockendes Angebot, Bakura, aber etwas überraschend. Wolltest du nicht ein neues Leben anfangen?“ „Und das werde ich auch, mit Ihrer Hilfe“, erwiderte Bakura. „Das hier ist mein allerletzter Job als Kopfgeldjäger, danach arbeite ich nur noch für KSS. Und damit dies auch jeder meiner einstigen Kunden kapiert, brauche ich Sie. Ich helfe Ihnen, und Sie werden dafür mir helfen. Sie werden dafür sorgen, dass mich in Zukunft niemand mehr aufsucht, um sich meiner Dienste als Kopfgeldjäger zu bedienen. Und auch alle anderen Personen, mit denen ich einst geschäftliche Verbindungen hatte, sollen mich nicht mehr belästigen. Ich bin sicher, wenn der Chef der Pegasus-Gruppe verkündet, dass der Kopfgeldjäger Bakura nicht mehr zur Verfügung steht, wird niemand es wagen, sich nochmals an mich zu wenden. Und alle werden glauben, dass Sie mich aus persönlicher Rache aus den Reihen der Kopfgeldjäger fernhalten wollen, weil ich den letzten Job für Sie nicht beendet hätte. Niemand wird auf die Idee kommen, dass es sich um eine kleine Gegenleistung für genau diesen Job handelt.“ Pegasus dachte eine Weile über Bakuras Worte nach, und je mehr er das tat, desto besser gefiel ihm die Idee. Er hatte bisher keine Möglichkeit finden können, an diesen vermeintlichen Zeugen heranzukommen, aber nun bot sich jemand an, ihm zu bringen, was er haben wollte. Und Pegasus wusste, dass Bakura kein Aufschneider war. Der einstige Kopfgeldjäger stand nicht umsonst in dem Ruf, immer zu halten, was er versprach. Doch ein paar Kleinigkeiten waren noch zu klären: „Das ist ein sehr interessantes Angebot, Bakura. Aber woher soll ich wissen, ob du mir den richtigen Dieb bringst? Und wenn du es tust, wirst du nicht verdächtigt werden? Außerdem wäre es doch viel besser, wenn du selbst mir dieses kleine Problem vom Hals schaffen würdest. Das würde Zeit und Mühe sparen.“ „Ich bin kein Killer, sondern ich war ein Kopfgeldjäger. Ich werde keinen Mord begehen. Das ist Ihr Geschäft“, sagte Bakura bestimmt. „Und ich werde Ihnen den richtigen Dieb bringen, den Dieb, der als Zeuge vor Gericht gegen Sie aussagen soll. Er befindet sich zurzeit in der gemeinsamen Obhut von Polizei und KSS. Da ich jetzt ein Mitarbeiter von KSS bin, kann ich dem Dieb eine Möglichkeit zur Flucht verschaffen. Ich sorge dafür, dass er genau in Ihre Arme läuft. Und niemand wird mich verdächtigen. Der Dieb ist immerhin ein Meister seines Fachs, warum soll ihm also der Ausbruch nicht gelingen? Außerdem besitze ich das Vertrauen der Führungsspitze von KSS. Alle sind sich sicher, dass ich wirklich ein neues Leben beginnen will, und das stimmt ja auch.“ Pegasus hob lächelnd sein Weinglas, wie um Bakura zuzuprosten, und sagte: „Bakura, mein Junge, wir sind im Geschäft. Bring mir den Dieb, und ich kümmere mich persönlich um ihn. Es wird keine Zeugen geben außer dir und mir.“ Bakura grinste zufrieden. „Ausgezeichnet. Dann hören Sie jetzt gut zu, Pegasus, denn so sieht mein Plan aus…“ *** Weit entfernt in einem anderen Nachtclub mit wesentlich besserem Ruf trat Yami durch die Tür in den Teil des Clubs, der eigentlich nur Angestellten zugänglich war, und klopfte an Dukes Bürotür. Nachdem er das „Herein“ von drinnen gehört hatte, trat er ein. „Hallo, Duke“, begrüßte er seinen Freund. „Ich störe dich hoffentlich nicht?“ „Keineswegs, Yami. Ich freue mich, dich zu sehen“, antwortete Duke und legte einen Stapel Rechnungen, die er gerade überprüft hatte, beiseite. „Gibt es etwas Neues zu berichten?“ „Eigentlich wollte ich das dich fragen“, erwiderte Yami, während er sich Duke gegenüber setzte. „Unser Plan, Pegasus in eine Falle zu locken, wird in Kürze in Aktion treten. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich nervös bin.“ Duke lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete ein wenig abwesend den Kugelschreiber in seiner Hand. „Ich habe meine vertrauenswürdigsten Informationsquellen angezapft, aber ich habe noch nichts Neues gehört. Die Pegasus-Gruppe scheint sich völlig ruhig zu verhalten.“ Er seufzte, doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit Yami zu und lächelte ihn an. „Keine Sorge, es wird sicher alles nach unserem Plan verlaufen“, sagte er, doch er wusste selbst nicht so recht, ob er nun Yami beruhigen wollte oder sich selbst. ----------------------------------- Fortsetzung folgt… *** Anmerkung von Cat in the web: Ihr werdet mich wahrscheinlich für dieses Kapitel hassen... weil ich nicht gleich weitergeschrieben habe. Aber so ist das halt bei Fanfics, da muss man geduldig sein. Kapitel 14: Die Falle --------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 14/14 Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / Bakura + Ryou / Mai + Tea / Tristan + (Überraschung) Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Es hat länger gedauert als ich gedacht habe, aber dafür ist dieses Kapitel auch fast doppelt so lang wie die bisherigen. Ich bedanke mich bei all meinen Kommentarschreibern, die mir ihre Meinung über die Story mitgeteilt haben, und auch bei denen, die das hoffentlich auch künftig noch tun werden! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 14: Die Falle Ein neuer Tag brach an in Domino City. Das Morgenlicht durchflutete die Straßen der Stadt, umschmeichelte die Gebäude und suchte sich seinen Weg durch die Fenster ins Innere. In einem Wohnblock mit teuren Appartements fiel das Licht durch die großzügig bemessenen Fenster und erhellte das dahinter liegende Schlafzimmer. Die Wohnung gehörte Mai Valentine. Mai ließ nie die Jalousie herunter, wenn sie abends schlafen ging, denn sie liebte es, sich von der Sonne wecken zu lassen, und Spanner musste sie nicht fürchten, denn ihre Wohnung lag zu weit oben im Gebäude, und die Gardinen waren außerdem dicht genug gewebt, um jeden diesbezüglichen Versuch zunichte zu machen. Allerdings war es nicht Mai, die gerade auf dem großen Bett im Schlafzimmer saß, sondern eine etwas kleinere brünette Person, die jedoch ebenfalls weiblich war. Tea Gardener ließ das seidene Unterhemd über ihren Kopf gleiten, bis es sich über ihre kleinen wohlgeformten Brüste legte und den BH verdeckte. Der Saum des Hemdes berührte ihren Slip und kam zur Ruhe. Tea zupfte mit einem verträumten Lächeln auf dem Gesicht die Träger zurecht und lauschte auf das Geräusch fließenden Wassers, das von der Dusche im Badezimmer nebenan zu ihr herübertönte. Die Nacht mit Mai war fantastisch gewesen, und für eine Weile hatten beide Frauen ihre Arbeit und damit auch ihre aktuellen Sorgen einfach vergessen können. Doch dies währte nicht lange, und die Wirklichkeit holte sie wieder ein. Das Lächeln auf Teas Gesicht verschwand wieder, und sie seufzte. Bald würde die Falle für Pegasus zuschnappen, und wenn irgendwas schief gehen sollte, dann konnte es gut sein, dass jemand sein Leben verlor. Der Hauptkandidat dafür war Joey Wheeler. Tea wollte gewiss nicht, dass ihr Lockvogel starb, auch wenn er ein Dieb und somit ein Krimineller war. Das Rauschen der Dusche verstummte, und nach ein paar Minuten kam Mai in das Zimmer, bekleidet mit einem seidenen Morgenmantel, der sich an ihren Körper schmiegte und deutlich zeigte, dass sie nichts weiter trug als diesen dünnen Stoff. Sie lächelte Tea liebevoll an. „Sind das Sorgenfalten auf deiner Stirn, meine Liebe?“, fragte sie und strich zärtlich mit ihren Fingern über Teas Stirn. Die Geste ließ ein warmes Gefühl durch den Körper der Polizistin fließen. „Ich bin nur ein wenig angespannt“, antwortete Tea, ergriff Mais Hand und drückte einen Kuss auf ihre Finger. „Die nächsten Tage werden stressvoll sein.“ „Ohne Zweifel, aber es wird sich lohnen. Es wird alles gut gehen, und wenn erstmal alles vorbei ist, dann nehmen wir beide uns ein paar Tage Urlaub und fahren gemeinsam weg. Wie wäre das?“ Mai beugte sich herunter und gab ihrer Geliebten einen Kuss. Tea lächelte Mai an. „Das klingt wundervoll.“ *** Am Vormittag stand Joey an die Wand eines Korridors im Firmengebäude von KSS gelehnt und beobachtete Kaiba, der sich etwa fünfzig Meter weiter entfernt im Gang mit Yami unterhielt. Joey hatte sich nicht zu den beiden gesellen dürften, da sie ein wichtiges Gespräch über eine neue Sicherheitsanlage führten, die sich in der Entwicklung befand, und Kaiba legte keinen Wert darauf, einem Meisterdieb wie Joey Einblick in eine Neuentwicklung zu gewähren. Joey seufzte gelangweilt und fragte sich, ob er nur mal so zum Spaß plötzlich wegrennen sollte. Aber leider würden sich die Sicherheitsmänner der Firma ohne Zweifel sofort auf ihn stürzen, und Joey hatte keine Lust auf blaue Flecken und Prellungen. Einige dieser Typen, die ihn stets zu beobachten schienen, hatten die muskulösen und schweren Körper von Bodybuildern, und er wollte sich nicht unter einem solchen Fleischberg liegend wieder finden. Joey hing seinen eigenen Gedanken nach und beachtete die näher kommenden Schritte nicht, bis diese unmittelbar neben ihm verstummten. Als er aufsah, blickte er direkt in die harten braunen Augen von Bakura. Der ehemalige Kopfgeldjäger lehnte sich neben ihn an die Wand, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand sie hören konnte, begann er zu sprechen. Joey wirkte ein wenig unsicher bei Bakuras Worten, doch er hörte aufmerksam zu. Ein paar Mal erwiderte er etwas, er schien ein paar Einwände zu haben gegen das, was Bakura ihm sagte, doch schließlich nickte er, wenn auch ein wenig zögerlich. Bakura war mit Joeys Antwort sehr zufrieden. „Also abgemacht. Sei pünktlich“, sagte er zu ihm, und ohne auf eine Erwiderung zu warten, stieß er sich wieder von der Wand ab und ging in die Richtung von Kaiba und Yami. Joey blickte ihm einen Moment hinterher und beobachtete, wie er mit Kaiba und Yami ein paar Worte wechselte, bevor er um eine Ecke des Ganges verschwand. Bakura verließ das Gebäude durch einen Hinterausgang, der direkt zum Parkplatz führte, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Hier konnte er sicher sein, nicht belauscht zu werden. Er holte sein Handy hervor und wählte eine Nummer. Am anderen Ende wurde abgehoben, und eine ihm inzwischen wohlbekannte Stimme sagte: „Pegasus hier. Was gibt es?“ „Hier Bakura. Es läuft alles nach Plan“, antwortete Bakura, und seine Zufriedenheit war deutlich aus seinen Worten zu hören. „Heute Nachmittag um 17 Uhr bringe ich die Zielperson zu dem stillgelegten alten Werkshafen, wie vereinbart.“ „Ausgezeichnet, Bakura“, erwiderte Pegasus. „Du kannst sicher sein, dass ich da sein werde. Ich freue mich schon darauf, dem legendären goldenen Dieb zu begegnen.“ *** Am späten Nachmittag, es war bereits nach 16 Uhr, verließ Bakuras Wagen das Firmengelände von KSS. Bakura saß am Steuer, doch er war nicht allein. Neben ihm saß ein Mann, der einen etwas zu großen schwarzen Mantel trug, dessen Kragen hochgeschlagen war. Ein ebenfalls schwarzer Hut war tief in sein Gesicht hinuntergezogen worden, so dass die Identität des Mannes nicht zu erkennen war. Als der Wagen das Firmengelände hinter sich gelassen hatte, hob der Mann auf dem Beifahrersitz den Kopf. Blonde Haare umgaben ein blasses Gesicht mit warmen braunen Augen. Joey Wheeler warf nur einen kurzen Blick auf die Straße, die sie entlang fuhren, bevor er sich wieder auf seinem Sitz zusammen kauerte. Bald würde er es überstanden haben, das wusste er, doch er konnte nichts gegen die nervöse Spannung ausrichten, die ihn erfüllte und sich in seiner Magengegend zu konzentrieren schien. Bei all seinen Raubzügen als goldener Dieb war er nicht so nervös und unsicher gewesen wie jetzt. Irgendwie fühlte sich das, was er hier tat, nicht richtig an. *** In seinem Büro lehnte sich Kaiba in seinem Sessel zurück und betrachtete nachdenklich ein Diagramm auf dem Bildschirm seines Laptops. „Die Werte sind nicht zufrieden stellend“, entschied er. „Bei einem Ausfall des Generators würde das neue Sicherheitssystem für fast dreißig Sekunden ohne Energie und somit unbrauchbar sein. Wenn wir schon ein System mit autarker Stromquelle entwickeln, muss auch der Generator geschützt sein.“ Er drehte sich zu Yami um, der auf dem Besuchersessel saß. „Sag den Technikern, sie sollen eine Energiezelle einbauen, die bei einem Ausfall des Generators das System noch mindestens eine Stunde am Laufen hält. Außerdem muss irgendjemand beim Ausfall des Generators sofort darüber informiert werden, damit etwas unternommen wird, bevor das System nach Ablauf der Stunde vollständig zusammen bricht.“ Yami nickte zustimmend. „Ich arbeite bereits an einem Programm, welches den Generator überwachen und Unregelmäßigkeiten oder sogar einen Ausfall feststellen soll“, begann er, doch er kam nicht weiter. Die Tür des Büros wurde ohne Vorwarnung geöffnet, und Ryou kam herein. Ohne sie zuerst zu begrüßen oder sich für sein unerlaubtes Eindringen zu entschuldigen, trat er vor den Schreibtisch und sagte: „Bakura und Joey sind verschwunden.“ Kaiba und Yami wechselten einen Blick, bevor sie hastig aufstanden und das Büro verließen. Ryou folgte ihnen. *** In der Polizeistation saß Tristan an seinem Schreibtisch und studierte eine Akte, als sein Telefon klingelte. Er griff sofort nach dem Hörer. „Taylor, Einbruchsdezernat“, meldete er sich. Einen langen Moment lauschte er, bevor er nickte und „okay“ sagte. Offenbar reichte diese Bestätigung seinem Gesprächspartner, denn sofort danach wurde die Verbindung unterbrochen. Tristan sah für einen Moment etwas verärgert auf den Hörer, bevor er ihn zurücklegte. Offenbar passte es ihm nicht, dass sein Gesprächspartner so abrupt aufgelegt hatte, doch er hatte jetzt wichtigeres zu tun. „Das war Kaiba“, sagte er zu Tea, die ihm gegenüber saß und ihn beobachtete. „Joey ist verschwunden. Wir müssen los.“ Mit ernster Miene, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst, stand er auf und öffnete einen der Schränke im Büro. Dort drin lagen ihre Dienstwaffen und zwei kugelsichere Westen, die sie sich vor einer Weile in der Waffenkammer besorgt hatten. Weder Tristan noch Tea würden ein Risiko eingehen. Oder zumindest nicht mehr, als unvermeidlich war. *** Bakuras schwarzer BMW durchquerte die Innenstadt von Domino City, fuhr am Industriegebiet entlang und erreichte schließlich den Hafenbezirk der Stadt. Hier, wo sich ein breiter Fluss seinen Weg an der Stadt entlang suchte, lagen mehrere kleine Frachthäfen, die von einer Zeit erzählten, als Waren noch günstig mit Frachtschiffen über den Fluss in andere Städte gebracht wurden. Diese Zeiten waren jedoch schon lange vorbei, und nur wenige Häfen waren noch in Betrieb, zumeist ankerten die Boote von Hobbyseglern in ihrem Schutz. Die anderen Häfen waren geschlossen und sich selbst überlassen worden, da niemand mehr Verwendung für sie hatte. Der Werkshafen war der größte Hafen in Domino City und schon lange stillgelegt. Die riesigen Lagerhallen auf dem Gelände verfielen zusehends, und schon seit Jahren war kein Schiff mehr in diesem Hafen gesehen worden. Ein kleiner Kran am Hafenbecken, der einst genutzt worden war, um die schwere Fracht an Bord der Schiffe zu heben, war auf die Seite gestürzt, und seine Spitze hing nun über der Wasseroberfläche des Flusses. Bakura hielt kurz vor dem Eingang zum Hafen an und wandte sich an seinen Begleiter: „Ab hier bist du auf dich allein gestellt. Geh wie besprochen zum Ende des umgestürzten Krans am Hafen, dort wartet ein kleines Motorboot auf dich. Viel Glück.“ „Danke“, erwiderte Joey ein wenig abwesend, während er zum Hafen hinüber sah. Fast zögerlich löste er den Sicherheitsgurt und stieg aus. Er drehte sich noch einmal zu Bakura um und nickte ihm zu, bevor er sich in Richtung Hafen auf den Weg machte. Bakura beobachtete, wie Joey über den alten Zaun kletterte, der das Gelände des Hafens umgab, und aus seiner Sicht verschwand. Schnell warf er einen Blick auf seine Uhr. Er lag gut in der Zeit. Alles würde glatt laufen, er würde keinen Verdacht erregen. Mit einer heftigen Bewegung drehte Bakura den Zündschlüssel im Schloss und ließ den Motor seines Wagens aufheulen, als er beim Anfahren zu viel Gas gab. Obwohl alles Bestens lief, war er verärgert. Die Situation, in die er Joey gebracht hatte, gefiel ihm nicht, doch er wusste, es war die einzige Möglichkeit gewesen. Wenn Joey das Motorboot am Ende des Krans erreichte, würde er damit doch nicht mehr fliehen können, denn die Möglichkeit einer Flucht gab es nicht, zumindest jetzt nicht mehr. Stattdessen würde er Pegasus finden, oder besser gesagt: Pegasus würde ihn finden. Bakuras schwarzer BMW fuhr mit hoher Geschwindigkeit davon. *** Ein silbern lackierter Firmenwagen von KSS fuhr durch das Industriegebiet in Richtung Hafenbezirk. Während Ryou wie meistens auf der Rückbank saß, lenkte Yami den Wagen über die Straßen. Kaiba saß auf dem Beifahrersitz, eine Art flachen Monitor auf dem Schoß, nicht größer als ein Notizbuch. Auf dem Monitor war das Straßennetz von Domino City zu sehen und ein roter Punkt, der sich bewegte. Kaibas Aufmerksamkeit galt einzig und allein diesem Punkt. Er wurde erst aus seiner Konzentration gerissen, als Yami fragte: „Was sagt das Ortungsgerät, Kaiba?“ „Joey ist jetzt am stillgelegten Werkshafen“, erwiderte Kaiba. Yami atmete erleichtert auf. „Gut, ich hatte schon befürchtet, der Empfang könnte gestört sein. Immerhin haben wir die Wanze in Joeys Jacke eingenäht. Der Stoff hätte ein Problem sein können.“ „Sei nicht albern. Selbst wenn Joey im Kanalsystem der Stadt verschwinden würde, könnte das den Empfang zwischen dem Ortungsgerät und seiner Wanze nicht verhindern. KSS hat bei all seinen Geräten nur beste Qualität.“ Kaiba wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Monitor zu. „Beeil dich lieber mal ein wenig, sonst verschwindet unser Dieb noch auf Nimmerwiedersehen“, wies er Yami an. Der Wagen nahm an Geschwindigkeit zu, und Ryou wurde durch die plötzliche Beschleunigung in seinen Sitz gepresst. Nervös krallten sich seine Hände in die Sitzpolster. Mit Joey war auch Bakura verschwunden. Er hoffte nur, dass alles gut gehen würde, und dass die beiden bald wieder in der Sicherheit von KSS sein würden. Vom Fahrersitz her hörte er Yami sagen: „Wir sind fast da.“ *** Joey hatte den umgestürzten Kran erreicht. Das schwere Gerät von ca. 6 Meter Länge lag zur Hälfte auf dem Ufer, die andere Hälfte ragte wie ein Steg über die Wasseroberfläche. Der Fuß des Krans mit dem rostigen Kontrollhäuschen beschwerte die Landseite des Krans mehr als ausreichend, um es Joey zu ermöglichen, gefahrlos über den Kran zu seiner Spitze zu klettern. Es war genau wie Bakura gesagt hatte, doch entgegen dem, was Bakura noch gesagt hatte, wartete an der Spitze des Krans kein Boot auf ihn. Joey hielt inne und starrte verwundert auf das fließende Wasser unter ihm. Das war nicht wie besprochen. Wo war das Boot? Joeys Magen krampfte sich nervös zusammen. Ein Geräusch als wenn ein kleiner Stein von einem Schuh zur Seite gekickt wurde, erklang hinter Joey, und eine männliche, freundlich klingende Stimme ertönte: „Ich habe mir erlaubt, das Boot loszubinden. Es treibt sicher schon viele Kilometer von hier stromabwärts.“ Einen Moment erstarrte Joey, und die Angst umklammerte sein Herz mit eisigen Fingern, doch dann fasste er sich und drehte sich um. Hinter ihm am Ufer stand Pegasus in seinem maßgeschneiderten roten Anzug. Sein weißes Haar fiel ihm locker um die Schultern, und auf seinem Gesicht lag ein freundliches Lächeln. Wäre nicht die Pistole in seiner Hand gewesen, hätte man meinen können, er mache nur einen Spaziergang. Pegasus fuhr fort: „Es tut mir aufrichtig Leid, Ihre Pläne durchkreuzen zu müssen, aber ich kann Ihnen die Flucht nicht gestatten.“ Er hob die Waffe und zielte auf Joey. „Wie schade. Ich hätte Sie gerne näher kennen gelernt. Einen Mann wie den goldenen Dieb trifft man nicht alle Tage.“ Joeys Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er sah, wie Pegasus seine Waffe hob und hörte seine Worte, und eine Idee formte sich in seinem Kopf. Bevor er sie noch ganz durchdacht hatte, hörte er sich selbst auch schon sprechen, und die kühle Beherrschtheit seiner eigenen Stimme überraschte selbst ihn: „Wer sagt denn, dass wir uns nicht näher kennen lernen können? Wie Sie selbst gesagt haben, trifft man jemanden mit meinen Talenten nicht alle Tage. Ist es nicht Verschwendung, sich eines solchen Talentes nicht zu bedienen? Ich hörte, die Pegasus-Gruppe sucht immer nach guten Leuten, die sie gebrauchen kann.“ Pegasus hielt inne und schien kurz nachzudenken, doch dann schüttelte er bedauernd den Kopf, und es schien fast aufrichtig gemeint zu sein. „Sie haben ein bemerkenswertes Talent für Einbrüche, doch ich gehe anderen Geschäften nach. Und auch wenn eine Erweiterung meiner Tätigkeiten durchaus verlockend ist, sind Sie ein zu hohes Risiko.“ Er sah Joey direkt in die Augen, und ein eisiger Schauer lief dem Dieb über den Rücken, als er die Kälte in Pegasus’ Blick spürte. „Niemand hat mich je bei einem Mord beobachtet und überlebt, und das wird auch so bleiben“, fuhr Pegasus fort. „Es war äußerst unglücklich für Sie, an jenem Abend bei Hendersen einzubrechen und alles zu beobachten. Also sterben Sie wohl.“ Und Pegasus’ Finger krümmte sich um den Abzug seiner Waffe. Ein lauter Knall ertönte, als die Kugel abgefeuert wurde. Joey hatte keine Zeit, auszuweichen. Egal wie schnell seine Reflexe auch waren, diesmal war er nicht schnell genug. Er spürte einen wuchtigen Aufprall auf seiner Brust und fühlte, wie er von den Füßen gerissen wurde. Sein Brustkorb schmerzte mit einem Mal höllisch, und er erinnerte sich daran, was ihm dieser Polizist Tristan Taylor erzählt hatte: Pegasus zielte immer auf das Herz seiner Opfer, nicht auf den Kopf, wie dies erfahrene Profikiller tun würden. Joeys Körper kippte nach hinten über. Einen Moment lang sah er noch Pegasus’ lächelndes Gesicht und hinter diesem bemerkte er hektische Bewegungen von einer oder auch mehreren Personen, die vorher noch nicht zu sehen gewesen waren. Fast glaubte er zu hören, wie jemand seinen Namen rief, doch dann traf sein Körper auf dem Wasser auf und versank in den kalten nassen Fluten. Als Pegasus seine letzten Worte zu Joey sprach und auf ihn schoss, brach auf dem Gelände des alten Werkshafens die Hölle los! Aus ihren Verstecken in den verlassenen Hallen des Geländes tauchten unzählige Polizisten in kugelsicheren Westen und mit gezogenen Waffen auf und stürmten auf den überraschten Pegasus zu. Das Einsatzkommando, bestehend aus Polizisten der Mordkommission und der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, entwaffnete den größten Verbrecherboss von Domino City innerhalb weniger Sekunden und legte ihm Handschellen an. Außer ihnen waren noch drei Polizisten des Einbruchsdezernates anwesend, doch diese kümmerten sich nicht mehr um Pegasus, nachdem dieser unschädlich gemacht worden war. Tristan, Tea und ihr Chef Odeon hatten nun ganz andere Sorgen. Mit blassen Gesichtern eilten sie auf die Stelle zu, wo der goldene Dieb in den Fluten versunken war. Sie waren nicht die Einzigen. Kaiba, Yami und Ryou waren kurz vor dem Schuss am Werkshafen angekommen und hatten alles mit ansehen müssen. Niemand konnte Kaiba mehr aufhalten, als Pegasus auf Joey schoss. Laut Joeys Namen rufend eilte er ungeachtet der Gefahr auf den Fluss zu. Es waren erst wenige Sekunden vergangen, seit Joey in das Wasser gefallen war, und doch floss der Fluss bereits wieder ruhig über die Stelle, als wäre nie ein Körper in seinen Fluten verschwunden. Von Joey war nichts zu sehen. *** Weit entfernt in einem der vornehmsten Wohn- und Geschäftsviertel von Domino City saßen Marik und Malik in inniger Umarmung auf der weichen Designer-Ledercouch von Mariks Wohnung. Freimütig wanderten Mariks Lippen über die weiche Haut von Maliks Hals und weiter hinauf zu seinen Lippen. Ein kurzer Kuss folgte, den Marik gern vertieft hätte, doch Malik drehte fast unbewusst seinen Kopf zur Seite und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand, wie er es in der letzten Stunde bereits dutzende von Malen gemacht hatte. Marik seufzte leise. Sein Geliebter war offensichtlich abgelenkt. „Was ist denn los mit dir?“, flüsterte er sanft in Maliks Ohr. „Du bist so gar nicht bei der Sache. Hast du keine Lust?“ „Das ist es nicht“, versicherte Malik seinem Freund rasch. „Es ist nur so, dass ich mir furchtbare Sorgen um Joey mache. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört. Seit er verhaftet und in den Gewahrsam von KSS überstellt wurde, werden keine Informationen mehr an uns weitergegeben, weder von der Polizei noch von Kaiba und seinen Leuten. Nicht mal Duke weiß, was vor sich geht. Das ist ungerecht. Wir haben geholfen, ihn zu fangen, aber doch nur, damit ihm nichts passiert! Und jetzt hält man uns einfach von ihm fern und beantwortet keine Fragen mehr.“ Marik zog seinen Freund tröstend näher an sich. „Mach dir keine Sorgen, Malik. Es ist bestimmt alles in Ordnung mit Joey, schließlich will Kaiba seine neu entdeckte Liebe nicht verlieren“, versicherte er ihm. *** Ein ganzer Monat verging mit hektischer Aktivität! Maximilian Pegasus, einst ein geachteter Bürger der Stadt und nun als der Kopf der Pegasus-Organisation und meistgefürchteter Verbrecherboss von Domino City entlarvt, wurde vor Gericht gestellt. Der Medienrummel war entsprechend groß. Reporter von Zeitungen und vom Fernsehen belagerten praktisch das Gerichtsgebäude, für das die höchste Sicherheitsstufe galt. Der Prozess selbst war spektakulär! Nicht nur war Pegasus auf frischer Tat bei einem Verbrechen auf dem Gelände des alten Werkshafens von der Polizei verhaftet worden, sondern ihm wurden auch die Morde an Hendersen und dem Staatsanwalt Dunas angelastet. Außerdem war eine große Drogenlieferung von der Polizei abgefangen worden, die per Schiff nach Domino City gekommen war. Es gab eine Zeugenaussage, die Pegasus mit all diesen Taten in Zusammenhang brachte. Dieser Zeuge hatte nicht nur selbst gesehen, wie Pegasus Hendersen erschoss, er hatte auch gehört, wie Pegasus von der Drogenlieferung und der Ermordung des Staatsanwaltes sprach. Nur aufgrund dieser Aussage konnte der Leichnam von Dunas gefunden und endlich zu seiner letzten Ruhe auf einem Friedhof gebracht werden. Und der Zeuge war niemand anderes als der goldene Dieb! Die Medien standen Kopf, als sie von der Identität des Zeugen erfuhren. Doch niemand von ihnen bekam diesen berühmt-berüchtigten Mann zu Gesicht. Es war fast so, als würden die Reporter einen Geist suchen. Die Polizei behielt alle weiter gehenden Informationen über diesen Mann für sich. Das Einzige, was die Öffentlichkeit noch erfuhr, war, dass Pegasus verhaftet worden war, als er auf den goldenen Dieb geschossen hatte. Aufgrund der Beweislast gegen Pegasus endete der Prozess erstaunlich schnell. Pegasus wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Auch seine Anwälte, die Besten der Stadt, hatten ihn nicht mehr retten können. Die ersten Beweise hatten bereits zu einer Durchsuchung von allen Besitztümern von Pegasus geführt, einschließlich seiner Nachtclubs. Die weiteren Beweise, die die Polizei dabei fand, lösten eine Kettenreaktion aus. Viele Mitglieder der Pegasus-Organisation wurden verhaftet oder flohen aus der Stadt. Auch andere Verbrecher, die zwar nicht direkt mit der Pegasus-Organisation zu tun hatten, jedoch schon mit ihr zusammen gearbeitet hatten, fürchteten nun, entdeckt und verhaftet zu werden. Die Polizei und die Gerichte würden noch monatelang mit den Fällen beschäftigt sein, die die Zerschlagung der Pegasus-Organisation nach sich führen würde. Doch niemanden wäre es in den Sinn gekommen, sich über die stark gestiegene Arbeitsbelastung zu beklagen, ganz im Gegenteil. Staatsanwaltschaft und Polizeichef traten lächelnd vor die Kameras der Reporter, um ihre Stellungnahmen zu verkünden, und auch der Bürgermeister sonnte sich im Glanz einer „nun wesentlich sichereren Stadt“, wie er immer wieder bei jeder Gelegenheit verkündete. Auch Mai Valentine war mehr als nur zufrieden mit den Ereignissen. Sie war die am Besten informierte Reporterin der ganzen Stadt, was sich in ihren Berichten auch widerspiegelte. Das Einzige, was sie bedauerte, war, dass Polizei und Staatsanwaltschaft ihre Berichte kontrollierten und ihr strikt vorschrieben, zu welchem Zeitpunkt sie welche Informationen ihres Insiderwissens preisgeben dürfte. Doch Mai war es gewöhnt, mit diesen Gruppen um Informationen zu handeln, und so war dies nur ein kleiner Rückschlag für sie. Vor kurzem war das Urteil verkündet worden, und nun stand Mai vor dem Gerichtsgebäude und unterhielt sich mit Tea, während alle anderen Reporter sich im Inneren des Gerichts aufhielten und versuchten, einen Kommentar von Pegasus zu ergattern. „Willst du nicht reingehen zu den anderen Reportern?“, fragte Tea ihre Freundin. Doch Mai winkte ab. „Wozu? Ich habe alle Informationen, die ich brauche, und ich weiß aus Erfahrung, dass Pegasus nichts sagen wird. Seine Anwälte werden natürlich verkünden, dass sie in Berufung gehen werden, aber das ist völlig sinnlos. Die Beweislast gegen Pegasus ist erdrückend, und es werden in den nächsten Monaten bestimmt noch mehr Verbrechen ans Licht gebracht werden.“ Dann lächelte sie spitzbübisch und bemerkte: „Außerdem habe ich erstklassige Informanten und bereits jetzt praktisch Exklusivrechte an dieser Story. Und wenn wirklich noch etwas Unerwartetes im Gericht passieren sollte, kann ich die Info sicherlich aus Tristan herauskitzeln, sobald er kommt.“ Die beiden Frauen lachten bei dieser Vorstellung amüsiert. Während sie gemeinsam darauf warteten, dass sich Teas Kollege, der noch im Gerichtsgebäude war, zu ihnen gesellte, kam eine schwarze Limousine mit dunkel getönten Scheiben die Straße entlang gefahren und hielt neben ihnen an. Eines der Fenster im hinteren Bereich fuhr ein Stück nach unten, und Kaibas Gesicht erschien. Der Präsident von KSS blickte die Frauen ernst an. „Nun, wie ist es gelaufen?“, fragte er. „Es hätte gar nicht besser sein können“, antwortete Tea ihm mit einem Grinsen. „Pegasus muss für den Rest seines Lebens ins Gefängnis ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung. Seine Verbrecherorganisation ist so gut wie am Ende. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch die Letzten seiner Leute verhaftet haben.“ „Ich war etwas überrascht, dass Sie bei der Urteilsverkündung nicht anwesend waren, Herr Kaiba“, bemerkte Mai. „Ich verstehe ja, wenn einige der Beteiligten das Licht der Öffentlichkeit scheuen, aber Sie hätten im Gerichtssaal sein können, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen.“ „Ich ziehe es vor, alles über die Urteilsverkündung in Ruhe morgen in Ihrem Bericht in der Zeitung zu lesen. Ich bin sicher, Ihnen ist nichts in diesem spektakulären Prozess entgangen“, antwortete Kaiba galant. „Wir fahren übrigens jetzt für einige Zeit weg. Wir müssen unbedingt für ein paar Tage aus dieser Stadt raus und uns erholen.“ „Vergessen Sie nicht, dass Sie mir ein Exklusiv-Interview mit allen Beteiligten an dieser Sache versprochen haben“, warf Mai rasch ein. „Ich brauche das vor Ihrem Urlaub.“ „Kommen Sie morgen früh in mein Büro. Dann werden wir das auch noch erledigen“, erwiderte Kaiba. „Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch zu tun.“ Das Fenster der Limousine fuhr wieder nach oben, und der Wagen fuhr davon. Kaiba lehnte sich entspannt in die weichen Lederpolster zurück und fragte seinen Begleiter, der neben ihm saß: „Nun, wo willst du hinfahren, das Meer oder doch lieber die Einsamkeit der Berge?“ „Och, ich weiß nicht so recht“, antwortete dieser. „Aber eigentlich wäre ich gerne ein paar Tage allein mit dir.“ „Dann fahren wir in die Berge“, entschied Kaiba. „Ich habe dort ein kleines aber sehr komfortables Ferienhaus.“ Er rückte näher an seinen Begleiter und beugte sich ein wenig vor. „Weißt du eigentlich, dass du mir den Schreck meines Lebens eingejagt hast?“ Der andere sah ihn mit seinem typischen frechen Lächeln an, das Kaiba inzwischen so sehr mochte. „Wann? Als ich dich beklaute, oder als ich in die Falle ging, die du ausgelegt hattest?“, fragte er. „Dummkopf“, tadelte Kaiba, doch war aus seiner Stimme kein Ärger zu hören, sondern nur Zuneigung. Er überwand den letzten Abstand und küsste seinen Begleiter. Und Joey Wheeler war nur zu gerne bereit, den Kuss zu erwidern. Es dauerte eine Weile, bis sich die beiden wieder voneinander trennten. Doch dann sagte Joey mit einer durch den Kuss ein wenig atemlos klingenden Stimme: „Dummkopf? Es war doch deine Idee, Pegasus eine Falle mit mir als Köder zu stellen. Das war keine sehr angenehme Position, das möchte ich gleich mal klarstellen.“ „Für diese Sache kannst du dich bei unserem Ex-Kopfgeldjäger Bakura bedanken. Es war nicht meine sondern seine Idee, den Verräter zu spielen und so zu tun, als würde er dich in eine Falle locken und an Pegasus ausliefern“, entgegnete Kaiba. „Die Polizei wartete bereits am Werkshafen auf Pegasus, und als du dann auch noch aufgetaucht bist, war das Szenario perfekt. Was Pegasus zu dir gesagt hat und die Aufnahmen der Polizei davon haben deine Glaubwürdigkeit vor Gericht so untermauert, dass es keinen Zweifel an deiner Aussage mehr gab. Auf diese Art haben wir Pegasus für immer unschädlich machen können. Obwohl es zugegeben mit einigem Risiko verbunden war.“ „Einigem Risiko?“, wiederholte Joey und rollte mit den Augen. „Bei dir klingt das, als wenn du eine neue Geschäftsstrategie planst. Darf ich dich daran erinnern, dass ich mein Leben riskiert habe? Das Mikrofon, das mir die Polizei auf die Haut geklebt hat, um alles aufzuzeichnen, was gesagt wurde, hat die ganze Zeit fürchterlich gejuckt. Eine Wanze in das Futter meiner Jacke einzunähen, war bei dem Polizeiaufgebot eigentlich schon eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme. Die kugelsichere Weste, die ich getragen habe, war ausgesprochen unbequem. Und letzten Endes habe ich mir wegen der Kugel, die Pegasus auf mich abgefeuert hat, auch noch die Rippen geprellt und bin ganz nass geworden. Ich kann von Glück sagen, dass das Boot nicht mehr unter mir war, als ich fiel, denn wenn ich darauf gefallen wäre anstatt ins Wasser, hätte ich mir vermutlich das Kreuz gebrochen. Was sollte das mit dem Boot überhaupt?“ „Das Boot sollte eine Vorsichtsmaßnahme sein, falls du dich vom Ufer hättest zurückziehen müssen oder falls du eine Deckung gebraucht hättest. Es konnte ja keiner Wissen, dass Pegasus es losbinden würde, damit es davon treibt. Das Mikrofon hat die Aufzeichnung von Pegasus’ Worten in erstklassiger Qualität möglich gemacht, was deine Aussage vor Gericht über jeden Zweifel erhaben machte. Die Wanze war eine begründete Vorsichtsmaßnahme, falls Pegasus auf die Idee gekommen wäre, dich an einen anderen Ort zu bringen, ohne dass wir das hätten verhindern können. Und ohne die kugelsichere Weste wärst du mit Sicherheit tot“, erklärte Kaiba geduldig. „Übrigens sagte der Arzt, dass du Glück hattest, dass deine Rippen nicht gebrochen sind. Eine Prellung heilt schneller als ein Bruch.“ Joeys Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als er mit einer Hand seine Rippen massierte. „Es tat trotzdem ganz schön weh. Und es zwickt immer noch ab und zu“, klagte er. Kaiba lächelte sanft und rutschte wieder näher an Joey. „Dann komm her, ich küss’ es besser“, bot er an, und für den Rest der Fahrt hörte man keine Beschwerden mehr von Joey. *** Am nächsten Tag zur Mittagszeit verließen die Reporterin Mai Valentine und die Polizistin Tea Gardener das Firmengebäude von KSS. Mai rückte den Schulterriemen ihrer Tasche zurecht, in dem sich das Interview befand, welches ihr Kaiba gestern versprochen hatte. Sie war äußerst zufrieden. Dieses Interview würde ein Meilenstein in ihrer Karriere als Reporterin darstellen. Leider konnte sie aufgrund eines Verbotes der Staatsanwaltschaft nicht alle Informationen verwenden, über die sie verfügte. Mai seufzte bedauernd und wandte sich an Tea: „Eigentlich schade, dass ich die Identität bestimmter Personen in meinen Berichten nicht preisgeben darf. Das ist doch eigentlich eine verbotene Beschneidung der Pressefreiheit.“ „Wir haben uns darüber bereits unterhalten, Mai“, erwiderte Tea in einem warnenden Tonfall. „Joey hat von der Staatsanwaltschaft Straffreiheit zugesichert bekommen für seine Aussage unter der Bedingung, dass er selbst nicht wieder straffällig wird. Zu Joeys Schutz ist es außerdem notwendig, seine Identität geheim zu halten. Den goldenen Dieb gibt es von jetzt an nicht mehr. Es gibt nur noch Joey Wheeler, und wenn dieser Mann Grips hat, geht er ab jetzt ehrlicher Arbeit nach.“ „Ich denke, da braucht sich die Polizei keine Sorgen zu machen. Kaiba wird ihn nicht gehen lassen. Bei seinem Talent, Sicherheitssysteme zu umgehen, kann er sich als äußerst nützlich für KSS erweisen“, sagte Mai. „Es ist nur schade, dass ich künftig nicht mehr über den goldenen Dieb berichten kann. Jetzt wird er ewig eine mysteriöse Figur für die Leute bleiben.“ „Immerhin war das Ende seiner Diebeskarriere recht aufregend“, meinte Tea. „Und es scheint so, als hätte er die Aufmerksamkeit eines der begehrtesten Junggesellen der Stadt auf sich gelenkt. Kaiba lässt ihn ja nicht aus den Augen.“ Mai lachte. „Es scheint nur so? Glaub mir, Tea, die beiden sind ein Paar, genau wie wir.“ Sie beugte sich vor und gab ihrer Liebsten einen Kuss auf die Wange. „Lass uns was essen gehen. Ich kenne ein romantisches kleines Lokal, wo wir weder anderen Reportern noch deinen Kollegen von der Polizei begegnen werden. Dort können wir in Ruhe den guten Ausgang dieses Kriminalfalls feiern.“ Hand in Hand spazierten die beiden Frauen den Weg hinab, wo Mai ihren Wagen geparkt hatte. *** Ryou klappte den Ordner vor sich zu und rieb sich die Augen. Den ganzen Vormittag hatte er die Berichte durchgesehen und sie gegebenenfalls korrigiert. Gott sei Dank war diese Arbeit endlich beendet, und es war Zeit für die Mittagspause. Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür seines Büros, und Bakura trat ein. „Hey, Ryou, kommst du?“, fragte der einstige Kopfgeldjäger, der nun ein Mitglied der Sicherheitskräfte von KSS war. „Sofort“, antwortete Ryou, stand auf und griff nach seiner Jacke. „Wie war es auf dem Schießstand? Ich habe gehört, dass Walter, der Chef der Sicherheit, heute Vormittag deine Schießkünste testen wollte.“ „Es lief nicht schlecht“, meinte Bakura, aber er runzelte dabei die Stirn. „Ich bin mit meinem Ergebnis auf dem dritten Platz der Rangliste gelandet. Es gibt doch tatsächlich zwei Schützen, die besser sind als ich.“ „KSS stellt nur die besten Leute ein. Wenn du das bedenkst, dann ist der dritte Platz sehr gut.“ Doch Bakura schüttelte leicht den Kopf. „Ich gebe mich mit einem dritten Platz nicht zufrieden. Ich werde solange trainieren, bis ich der beste Wachmann von KSS bin. Das wirst du schon noch sehen, Ryou.“ „Das habe ich bereits gesehen“, erwiderte Ryou und küsste Bakura, bevor sie das Büro verließen. „Was ist mit dem Chef?“, fragte Bakura, während er an Ryous Seite ging. „Arbeitet dieser Workaholic etwa die Mittagspause durch?“ „Manchmal“, gestand Ryou lächelnd. „Aber heute hat Kaiba sich nach dem Interview mit Frau Valentine für ein paar Tage frei genommen. Er, Yami und Joey sind oben auf dem Dach. Dort ist ein Hubschrauberlandeplatz. Er will wohl in Urlaub fliegen.“ „Das ist eine wunderbare Idee. Nachdem diese schnüffelnde Reporterin heute Morgen bereits am Schießstand über mich herfiel, könnte ich auch ein paar freie Tage gebrauchen“, kommentierte Bakura. „Ich denke nicht, dass dies der Grund für seinen Urlaub ist. Ich glaube, er möchte wohl eher ein paar freie Tage mit Joey verbringen.“ Bakura blieb stehen, und Ryou drehte sich überrascht zu ihm um. „Was ist denn los, Bakura?“ „Ich kann’s nur nicht fassen, dass Kaiba diese Idee zuerst kam.“ Bakura trat auf Ryou zu und zog ihn in seine Arme. „Wie wäre es, wenn wir beide uns auch ein paar freie Tage gönnen? Walter meinte, bevor er meine Fähigkeiten nicht genau kennt, bekomme ich ohnehin nur reguläre Jobs. Und da Kaiba nicht da ist, hast du sicher auch nicht so viel zu tun.“ „Nun ja, eigentlich habe ich jetzt mehr zu tun, gerade weil er nicht da ist, aber ein paar freie Tage haben wir uns nach dieser Sache mit Pegasus sicherlich verdient“, sagte Ryou, der sich zusehends für diese Idee erwärmte. „Irgendwelche Ideen, wo wir hingehen könnten, um ganz ungestört zu sein?“ „Oh ja, eine ganze Menge“, erwiderte Bakura, und sein Grinsen jagte einen erwartungsvollen Schauder über Ryous Rücken. *** Auf dem Dach machte das Geräusch des Hubschraubers, der startbereit darauf wartete, dass Kaiba einstieg, ein Gespräch fast unmöglich. Doch Kaiba schrie trotzdem letzte Anweisungen in Yamis Ohr. Yami seufzte und antwortete ebenfalls schreiend: „Natürlich passe ich auf Mokuba auf! Ich muss sowieso nach Yugi sehen, und die beiden hängen ja ständig zusammen rum! Jetzt verschwinde endlich in deinen Urlaub! Joey wartet schon auf dich!“ Kaiba wandte sich ab und stieg in den Hubschrauber zu Joey. Yami verließ den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach. Vom Eingang in das Gebäude aus sah er zu, wie der Pilot mit seinen zwei Passagieren davonflog. Als der Hubschrauber nicht mehr zu sehen war, betrat Yami das Gebäude. Während er die Treppe hinab stieg, überlegte er, dass er sich eigentlich auch Freinehmen könnte, zumindest den heutigen Nachmittag. Kaiba war nicht da, um dagegen zu protestieren, und nach all den Aufregungen der letzten Wochen wollte er Duke gerne wieder sehen, mit dem er in letzter Zeit nur telefoniert hatte. Yami brauchte nur eine halbe Stunde, dann stand er vor dem Nachtclub Nightshades. Um diese Uhrzeit war der Nachtclub natürlich geschlossen, doch Yami hatte Duke über sein Kommen vorab telefonisch informiert und hatte somit keine Schwierigkeiten, hineinzukommen. Duke zog ihn praktisch durch die Tür und begrüßte ihn mit einem langen Kuss, dem Yami nur zu gern nachgab. Erst eine belustigte Stimme brachte die beiden auseinander: „Warum geht ihr zwei nicht hoch in Dukes Schlafzimmer und feiert dort euer Wiedersehen?“ Duke wandte den Kopf und antwortete: „Das würde ich vielleicht tun, wenn ich nicht befürchten würde, dass ihr beiden mir die Bar leer trinkt.“ Nun drehte sich auch Yami um und sah Marik und Malik an der Bar sitzen. „Ach, hallo, ich habe euch gar nicht gesehen“, sagte er, und seine Stimme klang noch immer ein wenig atemlos von dem Kuss. „Ja, das glauben wir dir“, antwortete Malik grinsend. Dann hielt er etwas hoch, das wie eine Modezeitschrift aussah. „Schau dir das mal an“, sagte er stolz. Mit Duke an seiner Seite trat Yami zur Bar und nahm die Zeitschrift entgegen. Es war tatsächlich eine Modezeitschrift, und auf dem Cover waren Marik und Malik zu sehen, beide in eleganter Freizeitkleidung. Malik lehnte an einem Ferrari und Marik stand neben ihm. Beide blickten den Betrachter vom Cover her an, Malik mit einem sanften Lächeln und Marik mit einem gefährlich-verführerischen Grinsen. Mit ihrem fast identischen Aussehen sahen sie beinahe aus wie zwei Versionen derselben Person, der eine ein Engel und der andere ein Dämon, doch beide ausgesprochen attraktiv. Yami musterte das Bild anerkennend. „Sehr beeindruckend. Wenn bekannt wird, dass einer von den beiden hier arbeitet, dürftest du eine ganze Menge neuer Kunden dazu gewinnen, Duke. Oder hat Malik seinen Job als Barkeeper geschmissen und eine Modelkarriere gestartet?“ „Noch hat Malik nicht gekündigt“, antwortete Duke und fügte dann mit einem etwas säuerlichen Lächeln hinzu: „Aber Marik arbeitet daran.“ „Ich will nur das Beste für ihn, also habe ich ihn zu diesem kleinen Job mit mir überredet. Wurde auch nicht schlecht bezahlt, obwohl Malik noch nie gemodelt hat. Jedenfalls war der Fotograf ganz begeistert, und meine eigene Modellagentur hat auch gleich nach ihm gefragt“, erzählte Marik und sah Malik dabei stolz und zugleich zärtlich an. „Demnächst wird er auch zu mir in mein Appartement ziehen.“ „Ich möchte dir aber wirklich nicht zur Last fallen, Marik“, wandte Malik schüchtern ein, doch Marik schüttelte nur den Kopf. „Wir hatten diese Diskussion schon, Malik. Du fällst mir nicht zur Last. Ich freue mich schon darauf, und wenn es nach mir ginge, wären deine Sachen längst in meiner Wohnung“, entgegnete er. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und stand auf. „Malik und ich müssen jetzt leider gehen“, sagte er zu Duke und Yami. „Wir haben für heute noch ein kleines Fotoshooting, und das fängt in einer Stunde an.“ „Deine Modellagentur hat Malik bereits in ihre Kartei aufgenommen?“, fragte Duke überrascht. „Ja. Noch sind es nur kleinere Jobs, und zwar mit mir zusammen, aber seine Karriere dürfte bald ins Rollen kommen. Ich werde allerdings dafür sorgen, dass wir trotzdem genug Zeit füreinander haben. Malik hat es schließlich als mein Freund nicht nötig, auf Kommando zu springen und sich überall zu zeigen. Der Modellstress würde nur zu Falten führen und uns ansonsten ja keine Zeit mehr füreinander lassen“, meinte Marik und umarmte Malik besitzergreifend, jedoch auch sehr liebevoll, und Malik schmiegte sich glücklich in seine Arme. Nachdem die beiden sich verabschiedet hatten, seufzte Duke wehmütig. „Da verschwindet mein bester Barkeeper, und ich kann nichts dagegen tun. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis ich mir Ersatz suchen muss“, kommentierte er. Nun war es an Yami, Duke in seine Arme zu ziehen. „Immerhin verschwindet er nicht aus deinem Leben, und ich wette, dass er auch wenn er berühmt und vermögend geworden ist, noch viel Zeit im Nightshades verbringen wird“, tröstete er. „Du hast Recht. Er und Marik werden herkommen, das wird sich herumsprechen, und die Leute werden in Scharen kommen. Die beste Werbung, die ich mir wünschen kann“, sagte Duke, und bei dem Gedanken an künftige Einnahmen hellte sich sein Gesicht bereits wieder auf. Er kuschelte sich in Yamis Umarmung und legte seinerseits die Arme um ihn. „Jetzt, wo Joey in Sicherheit ist und aufgrund des Deals mit der Staatsanwaltschaft auch nicht bestraft wird, kann ich endlich mal wieder entspannen.“ „Die Polizei macht dir wegen deiner Hehlerei für Joey aber keine Schwierigkeiten, oder?“, fragte Yami besorgt. Doch Duke winkte nur grinsend ab. „Die können mir das nicht nachweisen, weil Joey dafür ihr einziger Zeuge ist, und der verpfeift mich nicht. Außerdem habe ich die Hehlerei schon lange aufgegeben, es gab nur eine Ausnahme für Joey. Und da dieser seine Tätigkeit als goldener Dieb aufgegeben hat, bin ich nun ein absolut ehrlicher Bürger. Sogar meine Steuererklärung ist immer korrekt.“ „Da bin ich ehrlich erleichtert“, sagte Yami. „So muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen, dass mein Freund irgendwann doch noch im Gefängnis landet. Und jetzt, wo das geklärt ist, wie wäre es, wenn wir da weitermachen würden, wo wir von unseren beiden Fotomodellen unterbrochen worden sind?“ „Aber gerne doch.“ Der nächste Kuss dauerte entschieden länger als der Erste, und es blieb nicht nur dabei. *** Das Geräusch schnellen Tippens erfüllte das Büro von Tristan und Tea in der Polizeistation. Tristan war spät dran mit einem seiner Berichte und bemühte sich nun um eine schnelle Fertigstellung. Endlich war der letzte Absatz getippt, und Tristan konnte den Bericht ausdrucken. Während der Drucker leise ratternd die Seiten ausspuckte, lehnte sich Tristan mit einem erleichterten Seufzer in seinem Stuhl zurück. Jetzt musste er den Bericht nur noch bei seinem Kollegen Stefan abgeben, dann konnte er seine Mittagspause antreten. Mit einem leichten Anflug von Neid blickte er hinüber zu Teas leeren Stuhl. Seine Partnerin war klüger gewesen als er und hatte ein paar Tage Urlaub genommen. Aber sie hatte auch jemanden, mit dem sie ihre freie Zeit verbringen konnte. Tristan schauderte, als er daran dachte. Er hatte nichts dagegen, dass Tea mit einer Frau zusammen war, immerhin war er selbst bisexuell und lange mit Yami zusammen gewesen, aber warum Tea sich ausgerechnet für Mai Valentine entschieden hatte, würde ihm wohl ewig ein Rätsel bleiben. Aber wenigstens war sie nicht allein. Tristan seufzte erneut, als er den Blick durch sein Büro schweifen ließ. Sein leeres Büro oder sein leeres Appartement, beides erschien ihm nicht sonderlich verlockend. Vielleicht sollte er heute Abend im Nightshades vorbei schauen, da war bestimmt etwas los. Aber andererseits würde er dort vielleicht Yami und Duke zusammen sehen. Es war für Tristan kein Geheimnis, dass die beiden viel füreinander empfanden, und es versetzte ihm einen kleinen Stich im Herzen, wenn er daran dachte. Es war weniger die Tatsache, dass sein einstiger Liebhaber Yami so bald nachdem sie Schluss gemacht hatten jemand anderen gefunden hatte, die ihn schmerzte. Es war mehr die Einsamkeit seines plötzlichen Singlelebens, die ihm zu schaffen machte. Er freute sich für Yami, doch dessen neue Beziehung machte ihm auch bewusst, wie allein er nun wieder war. Ein Räuspern an der Tür riss ihn aus seinen trübseligen Gedanken. „Hey, Tristan, ist der Bericht inzwischen fertig?“ Tristan drehte sich zur Tür um. „Oh, hallo, Stefan. Ja, du kannst ihn gleich mitnehmen. Ich muss ihn nur noch unterschreiben.“ Er griff nach den Seiten, setzte seine Unterschrift auf das letzte Blatt und stand auf, um den Bericht an seinen Kollegen weiterzureichen. „Hast du eigentlich schon gehört, was mit Bandit Keith passiert ist?“, fragte Stefan, während er den Bericht entgegen nahm. „Dieser Gang-Boss, der in den Pegasus-Fall verwickelt war? Nein, was soll mit ihm sein?“ „Sie haben den Typen in einer anderen Stadt mit einem geklauten Motorrad erwischt und festgenommen. Offenbar hat er das Motorrad hier in unserer Stadt geklaut, um sich damit in eine andere Stadt abzusetzen. Unsere dortigen Kollegen haben ihn bei einer Routinekontrolle ertappt. Tja, Pech für ihn. Jetzt ist der Deal mit der Staatsanwaltschaft hinfällig, weil er nicht straffrei geblieben ist. Sie werden ihn nicht nur wegen Diebstahls vor Gericht stellen, sondern auch wegen der schweren Körperverletzung des Hehlers und noch einiger anderer Kleinigkeiten, die sich aus seiner Akte ergeben“, erzählte Stefan und konnte sich dabei ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Typen wie dieser Bandit Keith waren unverbesserlich und gehörten seiner Ansicht nach besser in den Knast, wo sie anständigen Bürgern nicht gefährlich werden konnten. Tristan rollte nur mit den Augen. „Meine Güte, dabei habe ich ihn noch gewarnt, bloß nichts anzustellen. Na ja, das ist sein Problem. Ich gehe jetzt was essen. Mach’s gut, Stefan.“ „Bis später“, erwiderte Stefan und verschwand mit dem Bericht. Tristan griff nach seiner Jacke und machte sich auf den Weg. Er war so in seine eigenen Gedanken versunken, dass er die Frau vor sich zu spät bemerkte. Offenbar ging es dieser Dame nicht anders, denn auch sie konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen, und so prallten die beiden auf einem der Gänge der Polizeistation zusammen. Die Frau taumelte überrascht ein paar Schritte nach hinten, und etwas fiel aus ihrer Hand auf den Boden. „Oh, bitte entschuldigen Sie vielmals. Ich hoffe, Sie haben sich nicht wehgetan“, entschuldigte sich Tristan besorgt. Dann fiel sein Blick auf das Gesicht der Frau, und sein einziger Gedanke war nur: ‚Wow!’ Die Frau richtete sich auf und lächelte Tristan an. Ihre gebräunte Haut hatte einen leichten Bronzeton und verriet ihre exotische Herkunft. Haselnussbraune Augen blickten Tristan freundlich an, und schwarzes Haar fiel seidig schimmernd über ihre Schultern. Sie trug ein beigefarbenes Kostüm, dessen eleganter Schnitt die weiblichen Kurven ihrer schlanken Figur betonte. „Es war auch meine Schuld. Ich habe nicht aufgepasst, wo ich hingehe“, sagte die Frau mit einer festen aber gleichzeitig auch sanften Stimme. Tristan bückte sich nach dem Gegenstand, den sie fallen gelassen hatte und hob ihn für sie auf. Es handelte sich um einen Personalausweis, und ein Blick darauf verriet Tristan den Namen seines Gegenübers. „Sie sind Isis Ishtar? Sie sind nicht zufällig verwandt mit Malik Ishtar, oder etwa doch?“ „Oh doch, das ist mein Bruder“, antwortete Isis. Sie sah sich den Polizisten vor sich genauer an. Sie hatte einen guten Kontakt zu ihrem kleinen Bruder, und in letzter Zeit hatte er ihr einiges zu erzählen gehabt. „Und Sie sind nicht zufällig Inspektor Taylor?“, fragte sie ein wenig unsicher. „Mein Bruder hat von Ihnen erzählt.“ Die Beschreibungen ihres Bruders waren nicht so genau gewesen, wenn es um die beiden Polizisten gegangen war, die er kennen gelernt hatte. Er hatte viel mehr von seinem Freund Marik Ashum erzählt. „Tristan Taylor, ganz Recht. Zu Ihren Diensten“, stellte sich Tristan mit einer galanten Verbeugung vor und reichte ihr ihren Personalausweis. „Ich hoffe, Ihr Bruder hat nur Gutes über mich erzählt, sonst werde ich ihn wohl verhaften müssen“, scherzte er. Isis nahm ihren Ausweis lachend und mit leicht geröteten Wangen entgegen. Ihr kleiner Bruder hatte ihr nicht erzählt, was für ein gutaussehender Gentleman dieser Polizist war. Sie würde Malik wohl noch mal etwas genauer befragen müssen. „Brauchen Sie Hilfe?“, erkundigte sich Tristan. „Wenn Sie wegen einer bestimmten Sache hier sind, werde ich Ihnen gerne behilflich sein, den zuständigen Beamten zu finden.“ „Vielen Dank, aber das hat sich schon erledigt“, antwortete Isis. „Mir wurde gestern der Personalausweis gestohlen, aber Ihre Kollegen haben den Dieb glücklicherweise noch am selben Tag verhaftet. Ich habe meinen Ausweis gerade wieder abgeholt. Und ich möchte Sie auch nicht von Ihrer Arbeit abhalten.“ Eigentlich hätte sie diesen Polizisten ganz gerne von der Arbeit abgehalten, denn Tristan wirkte sehr sympathisch auf sie, doch Isis wollte ihm nicht auf die Nerven gehen. „Das ist kein Problem. Ich habe gerade Mittagspause“, sagte Tristan, und einer plötzlichen inneren Eingebung folgend fragte er: „Sie sind wohl auch in Ihrer Mittagspause hier vorbeigekommen? Falls Sie noch nichts gegessen haben, vielleicht möchten Sie mich begleiten? Ich kenne ein wunderbares kleines Restaurant gleich hier um die Ecke.“ Seine Bemühungen wurden mit einem strahlenden Lächeln von Isis belohnt, bei dem sein Herz ein klein wenig schneller anfing zu schlagen. „Ich begleite Sie sehr gerne“, antwortete sie. Tristan reichte ihr galant seinen Arm, und gemeinsam verließen sie das Gebäude. *** Am späten Abend dieses Tages in den Bergen weit fort von Domino City lagen Kaiba und Joey entspannt in dem großen Doppelbett in Kaibas luxuriöser Berghütte und unterhielten sich über die vergangenen Geschehnisse und ihre Zukunft. „Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass du mich zu einem Sicherheitsexperten in deiner Firma machen willst“, sagte Joey und lachte dabei. „Das ist doch irgendwie total verrückt! Ein Meisterdieb als Designer für Alarmanlagen?“ „Ein ehemaliger Meisterdieb als Mitentwickler und Tester für Sicherheitssysteme“, korrigierte Kaiba. „Wenn du darüber nachdenkst, ist es doch eigentlich logisch. Wer kann besser Sicherheitssysteme testen und verbessern als ein Meisterdieb? Du erkennst alle Schwächen, die ein Sicherheitssystem hat. Und du bist der Einzige, dem es gelungen ist, meine Sicherheitssysteme zu überlisten – mehrfach.“ Bei diesem Wort verzog Kaiba kurz sein Gesicht zu einer Grimasse, doch seine Züge glätteten sich schnell wieder, als er den neben ihm liegenden Joey mit einem zärtlichen Lächeln bedachte. „Mit dir als Sicherheitsexperte von KSS werden die Systeme unschlagbar sein.“ Joey hob belustigt eine Augenbraue. „So gut wie unschlagbar, vielleicht“, gestand er ein. „Aber es wird immer wieder mal jemanden geben, der doch eine Lücke findet. Ich bin der beste Dieb in Domino City gewesen, aber ich bin nicht der einzige Meisterdieb auf dieser Welt.“ „Und wenn schon! Herausforderungen machen das Leben erst lebenswert“, erwiderte Kaiba. Dann drehte er sich um und schaltete das Licht aus. „Was soll das denn?“, fragte Joey mit einem deutlich jammernden Tonfall in seiner Stimme. „Es ist spät, und ich möchte morgen eine Wanderung mit dir machen“ antwortete Kaiba. „Also schlafen wir jetzt. Oder hast du etwa Angst im Dunkeln?“ „Natürlich nicht, aber ich bin überhaupt nicht müde“, protestierte Joey. „Mach die Augen zu und zähl Schäfchen“, schlug Kaiba ungerührt vor. Einen Augenblick war es still, dann spürte er neben sich eine Bewegung. Eine Hand strich über seinen Brustkorb, und Joey flüsterte in sein Ohr: „Ich hätte da eine bessere Idee.“ „Joey, was…“, begann Kaiba, wurde jedoch unterbrochen als Joeys Hand ihren Weg unter seinen Pyjama fand. Joeys Lippen fanden die von Kaiba, um jeglichen möglichen Protest an seiner Quelle zu ersticken, doch diese Vorsichtsmaßnahme wäre nicht nötig gewesen. Kaiba war weit davon entfernt zu protestieren. Er war auch weit davon entfernt in dieser Nacht noch viel Schlaf zu finden, doch das machte ihm nichts mehr aus. Dann würde die Wanderung morgen eben ausfallen. Er und Joey hatten ohnehin bessere Dinge zu tun. Für eine lange Zeit war in dem sonst stillen Haus zärtliches Flüstern und lustvolles Stöhnen zu hören. Erst als sich am Himmel die ersten Sonnenstrahlen zeigten, war es wieder ruhig im Haus, während Kaiba und Joey in inniger Umarmung süße Träume teilten. *** ENDE *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Ein kleiner Fehler ist mir in der Geschichte leider unterlaufen: Maliks Schwester heißt eigentlich Ishizu und nicht Isis, aber da sie nur am Ende in Erscheinung tritt, kann man das verschmerzen. Ich hätte es ja korrigiert, aber diesen Fehler habe ich bereits ganz am Anfang gemacht, wo Maliks Schwester kurz mal namentlich erwähnt wurde. Wem meine Geschichte gefallen hat, der sollte mal in meinen Steckbrief schauen, denn ich habe ein Buch geschrieben, welches vor kurzem veröffentlicht wurde (für spätere Leser: wenn ich das hier poste, haben wir Juni 2006). Nähere Infos zu meinem Buch findet ihr, wenn ihr auf meinen Nickname Cat in the web klickt, dann kommt ihr direkt zu meinem Steckbrief. Wem mein Schreibstil gefällt, hat vielleicht Lust, sich auch mal mein Buch anzuschauen. 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