Erste Lektion: Liebe von abgemeldet (Nightmare // Gazette) ================================================================================ Kapitel 8: Trauer, Schmerz und Verzweiflung. Und doch gibt es keinen Schuldigen. -------------------------------------------------------------------------------- Disclaimer: nichts außer Idee mir Punkt So.. ist ein bisschen mehr Zeit vergangen, als ich eigentlich vorhatte für diesen Teil. Naja, fertig war ich schon seit Ewigkeiten damit, ich hatte nur Bedenken ihn hochzuladen. Ehrlich gesagt, habe ich diese Bedenken immer noch. Ich finde ihn nicht überragend. Würde mich aber troztdem freuen, wenn ihr mir wenigstens ein wenig Kritik da lassen würdet! ;_; Und ein rießengroßes DAAAAAAAAAAAAAANKEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!!! für die sage und schreibe 13 Kommentare!!! Ich hab mich wirklich gefreut, dass euch der Teil gefallen hat, weil er mir persönlich auch sehr am Herzen liegt!! (hehe.. ich schreibe gerne Stuss! LOL) Jetzt mal wieder ran an die Story, diesmal mit Reita und Uruha. Und.. es sollte traurig sein, nicht weinen, wenn es nicht wirklich rüberkommt... ;_; gomen ne~!! <(_ _)> +++ Reita: Ich liege oft stundenlang im Bett und denke über meine ganze beschissene Situation nach. Ich liege einfach nur da, starre an die Decke, greife danach, als wäre Aoi dort oben. Er ist es aber nicht, er ist noch nicht mal im Raum. Er ist bei ihm. Sie lieben sich dort wahrscheinlich, küssen sich leidenschaftlich. Kai macht all das mit ihm, wozu ich niemals in der Lage sein werde. Es tut weh daran zu denken, dass sie zusammen sind. Es tut weh sich das alles vorzustellen, wie sie sich küssen, lieben, einfach alles. Und am meisten weh tut es loszulassen. Ich weiß, dass ich gegen Kai keine Chance habe. Ich habe auch keine Lust gegen ihn anzukämpfen, ich weiß, dass ich verlieren würde. Ich habe die Tatsache, dass die Beiden jetzt ein Paar sind, auch wenn sie es nicht öffentlich preisgeben, akzeptiert, oder bin zumindest gerade dabei es zu tun. Wenn Uruha nicht wäre, hätte ich jetzt nicht so eine Einstellung. Ich weiß nicht, wieso er das alles macht, sich mit mir abmüht, mir immer wieder sagt, dass es Aoi ist, der glücklich sein soll, und ich solle auch ein wenig glücklich sein, dass er es ist. Ich wäre es, ich versuche es. Das meinte ich mit loslassen. Und es ist verdammt noch mal nicht einfach. Wie kann ich glücklich sein, wenn meine große Liebe in den Armen eines Anderen liegt? Wie kann ich glücklich sein, wenn nicht ich es bin, der von ihm geliebt wird? Ich würde am liebsten schreien, irgendetwas kurz und klein schlagen, nur um meiner Wut und meinem Frust freien Lauf zu lassen. ...Oder weinen wie ein kleines Kind, weil alles so verloren und trostlos scheint. Das ist mir einmal passiert und Uruha war da. Er hat nichts gesagt, mich einfach nur gehalten und weinen lassen. Ich kam mir so schwach vor... und das war ich auch. An dem Abend fühlte ich mich, als hätte man mir das Herz bei lebendigem Leib rausgerissen und wäre dann mit voller Freude darauf rumgetrampelt. Es tat so weh, so furchtbar weh. Und Uruha, für mich fast ein Fremder, hat mich verstanden. Er hat mich nicht belächelt oder mir simple Ratschläge gegeben, nein, er war einfach nur da, hat sich meinen Kummer angehört und hat mich getröstet. Ohne Worte. Und wenn er da ist, dann geht es mir besser. Er hat immer gute Laune und versucht mich damit anzustecken. Manchmal hat er sogar Erfolg damit. Ich renne dann zwar nicht grinsend durch die Gegend, wie er es tut, aber ich bin dann nicht mehr ganz so pessimistisch und vergesse Aoi für eine Weile, auch wenn es nur ein Nachmittag ist, und ich am Abend wieder an ihn denke. Es tut gut, nicht an ihn zu denken, den Tag mit einem Freund zu verbringen, über den du dich fragst, welche Drogen er nimmt, um so gute Laune zu haben. Ich mag Uruha. Wirklich. Ich wünschte, ich wäre in ihn verliebt... +++ "Moshimoshi?" Schlaftrunken antwortete Reita auf das Klingeln des Telefons. Es war schon nach ein Uhr nachts, morgen oder eher später an diesem Tag würde er wieder in die Schule gehen müssen, da war es selbstverständlich, dass er schon geschlafen hatte. "Reita? Es tut mir leid, dass ich so spät anrufe..." "Uruha? Was ist denn los? Ist was passiert?" Es war was passiert, Reita wusste nur noch nicht was. Uruha würde niemals um diese Uhrzeit noch anrufen, erst recht nicht wegen einer Kleinigkeit. "Ich habe dich bestimmt aufgeweckt, nicht wahr? Es tut mir leid! Ich hätte nicht anrufen sollen..."Je genauer Reita hinhörte, desto deutlicher wurden für ihn das Zittern in der Stimme und unterdrückte Schluchzer. "Nein, ich hab noch nicht geschlafen, mach dir keinen Kopf drum.", log er. Er war vor zwei Stunden ins Bett gegangen und auch prompt eingeschlafen. Der Traum von einem unbekannten Schönen und was daraus noch hätte werden können wurde jäh von dem Klingeln des Telefons unterbrochen. Aber das brauchte Uruha ja nicht wissen. "Ich weiß nicht, mit wem ich sonst darüber reden soll... Meine Eltern sind nicht da und ich... brauch jemandem zum Reden..." Während Uruha sprach wurde er immer leiser, seine Stimme war belegt, und an ihr hörte man, dass er schon geweint haben musste. Was aber war so schlimm, dass es den Sonnenschein die Beherrschung und vor allem seine gute Laune kostete? "Soll ich zu dir kommen?" Reita wusste, Uruha brauchte jemanden, so wie er jemanden gebraucht hatte als er am Boden war. Und Uruha war jetzt ganz weit unten, was auch immer ihn da runter gezogen hatte, es musste ihm ziemlich viel bedeutet haben. Wegen einem Hamster würde er bestimmt nicht um ein Uhr in der Nacht vollkommen aufgelöst anrufen. "Eto...das brauchst du nicht... ich komm schon zurecht. Ich will nur mit jemandem reden." Uruhas Worte waren so dünn wie das Eis auf einem See nach dem ersten Frost. Reita wusste, dass er nur in Bezug auf Klamotten sagte was er wollte, nicht ein einziges Mal hatten sie bisher über seine Gefühle geredet. Wenn er ihn auf seine Eltern ansprach, sagte er nur, dass sie nie da seien und damit war es für ihn auch erledigt. Er ging seinen eigenen Gefühlen aus dem Weg so gut es ging. Bis jetzt. "Ich bin in zehn Minuten bei dir. Mach keinen Blödsinn!" Reita war mit einem Bein schon aus dem Bett und in seiner Hose, strauchelte etwas, als er sich mit dem anderen in der Bettdecke verfing. Wahllos griff er sich ein Shirt aus dem Schrank, zog sich kurz vor der Haustüre seine Schuhe an und sprintete los. Was er seinen Eltern sagen sollte, wenn sie erfuhren, dass er unter der Woche bei einem Freund schlief, darüber machte er sich erst gar keine Gedanken. Seine Mutter würde er morgen in der Früh anrufen, um ihr alles zu erklären. +++ "Reita! Nein, du brauchst nicht..." Mit geöffnetem Mund saß Uruha auf seinem Bett und hörte dem Tuten am anderen Ende der Leitung zu, solange, bis er sich dessen bewusst wurde, dass der Blonde, mit dem er gerade eben noch telefonierte, wirklich tat was er gesagt hatte. Zehn Minuten später klingelte es auch wie versprochen an der Haustür. Vollkommen außer Atem stützte sich Reita mit seinen Händen an den Knien ab, nahm einen tiefen Atemzug nach dem anderen. Schweiß rann ihm übers Gesicht und er sah so aus, wie er sich fühlte - als ob er soeben in Rekordzeit einen Marathon gelaufen wäre. Neben der Erschöpfung stand auch Sorge in seinem Gesicht geschrieben. "Hi!", begrüßte er Uruha, der in der geöffneten Tür stand, völlig atemlos. "Zehn Minuten. Wie versprochen.", grinste er. "Ja." Uruha versuchte das Grinsen zu erwidern, was aber nicht mehr war, als ein trauriger Versuch. "Du hättest nicht kommen müssen...", fügte er mehr als nur leise an. Langsam erholte sich Reita von der kleinen Strapaze, sein Atem ging auch nicht mehr so schnell wie noch vor wenigen Augenblicken, so richtete er sich ein wenig gestärkt von seiner gebeugten Position wieder auf. "Ich weiß... aber ich möchte wenigstens einmal für dich da sein, wenn du jemanden brauchst..." Er ging einen Schritt auf Uruha zu, legte seine Hände auf dessen Schultern und lächelte ihn warm an, das netteste Lächeln das Uruha seit langem bekam... und es war ehrlich. Nur das hatte es für ihn noch gebraucht um den angestauten Tränen freien Lauf zu lassen. Eine Bahn nach der anderen zog sich über das müde Gesicht, hinterließen glitzernde Spuren auf dem Weg in ihr Jenseits. Lautlos standen sich beide gegenüber, so, als ob ein Geräusch oder ein Wort beide umbrächte. Erst als Reita Uruha zu sich zog und beide Arme um ihn legte, durchbrachen leise Schluchzer die Stille. Uruha erwiderte die Umarmung, klammerte sich an Reita, wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm, so wie Reita sich einmal an ihn geklammert hatte. Was auch immer geschehen war, es nahm Uruha ziemlich mit. Noch nie hatte Reita jemanden so traurig, so verzweifelt gesehen. Noch nie hatte jemand etwas Aufmerksamkeit mehr gebraucht als Uruha jetzt. Behutsam strich er ihm über den Rücken, versuchte ihn zu besänftigen, ohne Worte zu trösten. Der einstige Sonnenschein lag jetzt weinend und schluchzend in seinen Armen, die Augen gerötet von den vielen Tränen. Langsam wurden sie weniger und die Schluchzer leiser. Erst jetzt wagte es Reita seiner Ahnungslosigkeit zu entkommen. "Verrätst du mir, was passiert ist?", fragte er leise. Auch wenn es vielleicht nicht das Beste war, so wollte er doch wissen, was geschehen war, dass seinen Freund dermaßen herunterzog, ihn zu einem zitternden Häufchen Elend machte. Es war sein Freund und er wollte nichts weiter, als ihm helfen. Wenn er Einblick in die Misere des Anderen bekam, konnte er überlegen, wie er das am Besten anstellte. "Masa...", flüsterte er an Reitas Brust, begleitet mit einem leisen Schluchzen. "...ist tot." Fragend sah Reita auf Uruha. Masa? Wer war er, dass dessen Tod Uruha so mitnahm? Er hatte ihm nie etwas von einem Masa erzählt. War es sein Bruder? Ein Freund? Sein Freund? Doch anstatt zu fragen, strich er ihm eine Strähne aus der Stirn. Uruha würde es ihm noch erzählen, er musste nur etwas warten. "Gestern ging es ihm noch gut.", fing Uruha leise an zu erklären, nachdem die lautesten Schluchzer geringer wurden. "Die ganzen letzten Tage ging es ihm gut. Und heute... heute wollte ich ihn wieder besuchen, aber er war nicht mehr da... Er lag nicht mehr auf seinem Zimmer." Uruha schluchzte leise auf, bevor er fortsetzte. "Sie haben gesagt, er wäre eingeschlafen. Für immer eingeschlafen. Ich konnte mich noch nicht mal von ihm verabschieden! Ich konnte ihm noch nicht mal sagen, wie dankbar ich ihm bin! Warum ist er gegangen? Warum...?" Immer wieder klagte er diese Frage, der nur durch das zurückgehaltene Schluchzen unterbrochen wurde. Er fühlte sich wie in einem schlechten Traum und würde er diese Worte noch ein paar Mal aufsagen, dann würde er aufwachen und alles wäre so wie vorher, niemand wäre tot und alle wären glücklich. Doch das würde nicht geschehen, dass wusste er und diese Erkenntnis tat weh, sie tat so unendlich weh. "Oh, Gott...", war alles was Reita darauf sagen konnte. Er wusste nicht wie es war, wenn eine geliebte Person starb, er konnte es nicht nachvollziehen. Er wusste noch nicht einmal wie es war, wenn ein Freund starb. Welche Verzweiflung und welche Ängste mussten es sein, die Uruha gerade durchlebte? Er wusste es nicht. Im Moment wusste er verdammt noch mal gar nichts. Wie sollte er jemandem helfen wenn er selbst hilflos war? Wie sollte er jemandem beistehen, wenn er gerade eben völlig alleine stand? Was sollte er Uruha geben, wenn alles was er im Moment hatte, Ratlosigkeit war? "Es gibt keinen Gott!", brach Uruha völlig unerwartet hervor. Klar, Wut und Frust kamen nach der Trauer. Und Uruha brauchte jetzt einen Schuldigen, an dem er es auslassen konnte. Auch wenn es keinen Schuldigen gab, so brauchte er jetzt ein Wort, ein Gegenstand an dem er es alles schuldig sprechen konnte. "Wenn es einen gäbe, dann hätte er mir Masa nicht weggenommen! Er war doch alles was ich hatte... wieso hat er ihn mir weggenommen? Wieso?" Verzweifelt klammerte er sich fester an Reitas Brust, vergrub sein Gesicht darin und fing wieder hemmungslos an zu ächzen und schluchzen. Was sollte Reita sagen? Er wusste es nicht? Ganz genau, er wusste es nicht. Er würde Uruha nichts wegnehmen, was ihm so kostbar war, wie es dieser Masa scheinbar gewesen sein musste. "Ich hasse ihn... ich hasse ihn...", murmelte Uruha zwischen Schluchzern. "Wen hasst du?", fragte Reita. Im selben Moment konnte er sich jedoch dafür schlagen gefragt zu haben. Natürlich war es Gott, den er hassen musste. Für ihn war er der Schuldige in der ganzen Sache. "Masa..." Verwirrt weitete Reita die Augen. Warum hasste er Masa? Warum hasste er den, über den er gerade trauerte? "Warum?" "Weil er mich verlassen hat. Er hat mir versprochen, dass er mich nie alleine lässt, egal was passiert. Und er hat es doch getan. Er hat mich alleine gelassen. Er hat sein Versprechen gebrochen. Jetzt habe ich niemanden mehr. Er wusste es. Er hat es die ganze Zeit gewusst. Und er hat es doch getan." Das versetzte Reita einen Stich. War er denn niemand? War er denn kein Freund? Wenn er kein Freund war, warum war er denn jetzt hier und hörte sich das alles an? Warum, wenn er niemand war, weinte Uruha an seiner Seite? "Du bist nicht allein." Reita hob Uruhas Gesicht ein wenig an, wischte ihm die die Tränen aus dem Gesicht und sah ihm tief in die vom Weinen geschwollenen Augen. "Du hast doch mich...", lächelte er ihn traurig an. "Reita..." Erneut bahnten sich Tränen über das gerötete Gesicht. ,Wenn ich dich doch nur hätte!' +++ Uruha: Mein Leben... ist nicht wirklich ein schönes Leben. Vor zwei Wochen mag es das wohl noch gewesen sein, da hat er noch gelebt. Aber jetzt... Ich habe meinen besten Freund verloren, den einzig wahren, den ich je hatte. An die Tatsache, dass ich meine Eltern so gut wie nie sehe habe ich mich mittlerweile gewöhnt, Masa war ja da und dann konnte ich sie vergessen, so wie sie es mit mir taten. Manchmal hat er sogar bei mir geschlafen, wenn meine Eltern gerade auf einer Geschäftsreise oder bis in die frühen Morgenstunden im Büro waren. Es hat mich nie gestört, dass sie weg waren, ich habe es gar nicht anders gekannt. Ich bin ohne sie groß geworden und werde ohne sie erwachsen. Nein, ich hasse meine Eltern nicht. Wie kann man jemanden hassen, den man nicht kennt? Eigentlich... sind sie mir egal. Das wichtigste in meinem Leben war Masa. Er war wie ein Bruder für mich. Er hat mich immer getröstet, wenn ich mal wieder wegen meinen Eltern geweint hab und hat mich zum Lachen gebracht. Jedes Mal, wenn ich darüber geheult hab, dass ich gerne Eltern hätte, wie jeder andere, hat er gesagt, dass keiner so eine heiße Nanny hat wie ich. Und dann haben wir Playstation gespielt, Eis gegessen und alles war wieder in Ordnung. Ich hab ihm auch von Reita erzählt. Das einzige, was er dazu gesagt hat, war, dass sich alles mit der Zeit entwickeln wird, dass er Aoi vergessen und vielleicht mich lieben wird. Er war so ein elendiger Optimist, dass es schon fast geschmerzt hat. Als er von seiner Krankheit erfahren hat, hat er auch gesagt ,Das wird schon wieder!'. Er hat immer den Starken gespielt und selber war er so schwach. Er hat es für mich getan. Er wusste, dass es nicht wieder wird und trotzdem hat er es gesagt, mir zu Liebe. Wieso hat Gott ihn mir weggenommen? Was hab ich getan, dass er mich so bestrafen musste? Wieso hat er mich verlassen? Er wusste doch, dass ich alleine bin und außer ihm niemanden hab, zu dem ich gehen kann. Er wusste es und er hat mich doch verlassen! Wenn Reita an diesem Abend nicht gekommen wäre... Ich hätte mir wahrscheinlich was angetan. Masa, meine Eltern, Reita... es wurde mir einfach zu viel. Ich bin in meinem Selbstmitleid versunken und Reita war da, hat mich aufgefangen. Ich weiß nicht, ob ich ihm dafür danken soll oder nicht. Ich weiß nur, dass ich jemanden brauche, der für mich da ist. Ich brauche Reita und er spürt es. Ich hätte nicht den Mut, ihm zu sagen, dass ich ihn bräuchte. Er weiß es selbst. Und er ist für mich da. +++ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)