Shackles von winterspross ================================================================================ Kapitel 2: 02: Kokain --------------------- Hier ist Teil 2, immer noch zoeS gewidmet. Enjoy reading. +lächel+ ~~ 02: Kokain Die Planken der Taube knarrten, als er leichtfüßig auf sie sprang. Das Schiff schwebte einige Zentimeter über dem sandigen Boden, auf dem Saturday es sozusagen geparkt hatte. Bald würde es wieder in Richtung heimatliche Gefilde davon schweben, der Wind stand günstig. Saturday brauchte nur noch den schweren Anker zu lichten, der sich einen halben Meter tief in das Erdreich gegraben hatte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, es war Mittag. Ein guter Moment, um nach der Ware zu sehen. Das Schiff schien zwar von außen nicht groß zu sein, doch unter Deck war es warm und gemütlich. Es gab mehrere kleine Kabinen, in denen Saturday sechs Tage die Woche vor sich hin döste oder seinen verqueren Gedanken nachhing. Nur ein Raum war der Ware vorbehalten und genau dorthin war der Dealer jetzt unterwegs. Das Zimmer lag ganz am Ende des kurzen Ganges, der die einzelnen Räume miteinander verband und war durch mehrere Schlösser und einen schweren Balken geschützt. Noch heute war Saturday dem Erbauer dieses seltsamen Raumes unendlich dankbar. So musste er nicht permanent auf seine Schätze aufpassen und konnte ab und an auch einmal das Schiff verlassen, um ,Besorgungen' zu machen, wie er es liebevoll nannte. Die Schlösser öffnete er mit Hilfe von unzähligen Schlüsseln, die er aus seinen Manteltaschen zu Tage förderte. Dann hob er den Riegel an und öffnete die schwere Eisentür. Von drinnen drängte sich ihm stickige, verbrauchte Luft entgegen, denn das fast immer verschlossene Zimmer hatte keine Fenster. Einige Kerzen erhellten den Raum. Eine riesige Matratze nahm die Hälfte des Zimmers ein, die andere wurde durch einen kleinen Schreibtisch und mehrere Kisten ausgefüllt. Auf einer der Holzkisten saß ein Junge, der in einem in Leder eingebundenem Buch las... Als Saturday den Raum betrat, sah er erstaunt auf, begann zu lächeln, erhob sich und lief dann in kurzen, trippelnden Schritten auf den Mann zu. Doch den letzten Meter bis zur Tür schaffte er nicht. Er wurde von der Eisenkette, die um seinen Hals gewunden war, wie ein stürmischer Kettenhund zurückgerissen und blieb hustend und keuchend am Boden liegen. Langsam kam Saturday auf ihn zu. "Du wirst es wohl nie lernen", stellte er kopfschüttelnd fest und reichte dem Kleinen die rechte Hand, damit er aufstehen konnte. Vorsichtig strich er über die Halswunde, die die Kette dem Jungen zugefügt hatte. Kleine Blutstropfen quollen aus ihr hervor und blieben an seinen Fingern haften. Ein süßlicher Geruch machte sich im Raum breit. Zögernd hob Saturday die schlanke Hand zum Mund und leckte die Finger ab. Sofort fuhr ein Zittern durch seinen Körper. Die Wände begannen zu zerfließen. ...Probiere sie niemals. Lass andere daran verrecken... Die Stimme seines Vaters hallte lästig durch seine Gedanken, wie immer, wenn er etwas Verbotenes tat. Doch in diesem Fall hatte sein Alter Unrecht. Shackles war nicht böse. Nein, Shackles war die ultimative Droge ohne eine einzige Nebenwirkung. Der blonde Junge sah seinen Kerkermeister mit einer Mischung aus Verwirrung und seltsamer Zuneigung an. "Ich hab schon gedacht, du kommst heute gar nicht mehr", stellte er fest und hustete. "Hast du was zu essen mitgebracht?" Saturday sah ihn ausdruckslos an. Der Rausch war aus seinen Augen gewichen. "Komm mit nach oben, dann bekommst du was." "Und wie soll ich das machen?" Anklagend zerrte der Junge an seinen Halsfesseln. Als Saturday sie öffnete, lächelte er. ~~ Das Schiff schwebte auf den Wellen und schaukelte sanft. Shackles lag auf den Planken und sonnte sich. Er freute sich über den Meergeruch und das Kreischen der Möwen, die die Taube auf dem Ozean ständig begleiteten. Eigentlich war es eine ziemlich dumme Idee, hier in der Sonne zu liegen, seine Haut verfärbte sich im Freien innerhalb kurzer Zeit rot. Doch da Saturday ihn nur einmal in der Woche aus seinem Zimmer ließ, musste er das ausnutzen. Früher, ganz zu Beginn seiner Gefangenschaft, hatte er öfter mit dem Gedanken gespielt, über Bord ins Meer zu springen und zu fliehen. Jetzt, faul geworden, lockte ihn die Aussicht auf den kalten Atlantik und aggressive Wasserbewohner nicht mehr besonders. Wieso sollte er auch fliehen? Der Dealer kümmerte sich doch wunderbar um ihn. Er war nach der Taube, dessen Heimat, Saturdays wertvollster Besitz und so wurde er auch behandelt.. Das war kein Zeichen von Zuneigung und der Junge wusste das. Der Grund für die mehr oder weniger liebevolle Versorgung war, dass sein Körper nur, wenn er zufrieden war, rauschgifthältige Endorphine produzierte, die sich dann in jeder Zelle seines Körpers in mehr oder weniger großer Konzentration ansammelten. Saturday wusste das und bot dem Jungen, obwohl er ihn sechs Tage die Woche wie einen Gefangenen eingesperrt hielt, alles, was er haben wollte. Er versorgte ihn mit feinem Essen, interessanten Büchern und Tonträgern. Der Preis für das alles war Shackles' Freiheit, doch im Gegensatz zu früher führte er jetzt ein gutes Leben. Seit Saturday ihn ,gefunden' hatte, war alles besser geworden und dass er jetzt der Besitz des Dealers war, gut, das war Schicksal. Die Halswunden nahm er hin, schließlich heilte die berauschende Substanz, die sich in jeder Zelle seines Körpers befand, Wunden in einigen Stunden. Genießend reckte er sich und setzte sich auf, als er das Geräusch von klappernden Tellern vernahm. Wahrscheinlich würde es Suppe geben. Langsam erhob sich der Junge, kletterte die Leiter hinunter und ging zur Küche. Er würde Saturday beim Kochen etwas zur Hand gehen. Manchmal erlaubte ihm der Mann dann, noch etwas länger auf dem Schiff herumzustreunen. Als er die Perlenvorhänge, die die Küche vom Gang abtrennten, wegschob, bestätigte sich sein Verdacht, was die Suppe betraf. Saturday drehte sich blitzschnell um, als der Junge den Raum betrat. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, der unerwartete Eindringling hatte ihn erschreckt. Verwundert bemerkte Shackles, dass der andere mit einer Pistole auf seinen Kopf zielte. Wie hatte er die nur so schnell ziehen können? "Was?", zischte Saturday und funkelte ihn an. "Ich will dir helfen." Vorsichtig zeigte der Junge auf ein Schneidbrett, auf dem sich Kartoffeln, Erbsen und Bohnen stapelten. Ein kurzes Zögern, Lucy verschwand in der Manteltasche des Mannes. "Gut." Langsam legte Saturday sein japanisches Küchenmesser auf den Tisch und ging hinaus. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte doch nur helfen wollen und jetzt blieb die ganze Arbeit an ihm hängen. Wertvollster Besitz, ach ja? Hiermit war wieder klar, wie es um die Prinzipien des Dealers bestellt war. Wütend warf Shackles eine Hand voll klein geschnittener Kartoffeln in die bereits kochende Suppe und wandte sich dann einigen Karotten zu. Mit linkischen Bewegungen zerteilte er das Gemüse und musste höllisch aufpassen, sich nicht die Finger... "Shit", entkam es ihm, als hellrotes Blut über den Küchentisch strömte. Er hatte sich den Daumen abgehackt. Verwundert betrachtete er das zuckende Stück Fleisch und die Wunde, die das Messer hinterlassen hatte. Dann kam der Schmerz und er begann zu schreien. ~~ Kommentare sind immer gerne gesehen. spross Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)