The Balance of Creation von Autumn (TYKA u. a.) ================================================================================ Kapitel 10: Erinnerungen (1) ---------------------------- So, da bin ich wieder! Danke für die Kommis! ^_______^ In diesem Kapitel geht es also um das frühere Leben der Jungs in Eden. Das (1) im Titel meint nicht den ersten Teil, sondern einfach, dass ich noch mal irgendwann ein Erinnerungskapitel schreiben werde, zwischen beiden können aber mehrere andere Teile liegen! Und nun viel Spaß beim Lesen! Kapitel 10: Erinnerungen (1) Ein aufregender und ereignisreicher Tag neigte sich seinem Ende zu. Ian, Spencer und Bryan waren ins Hotel zurückgekehrt, während Hiro bei seinem Bruderherz im Dojo geblieben war. Claude und Miguel hatten ihre eigene Unterkunft aufgesucht, Kai hatte sich in seinem Zimmer verschanzt und Max in seinem Bett eingegraben. Ray und die beiden Geschwister blieben im Gegensatz dazu noch bis ca. elf Uhr wach und gingen erst danach schlafen. "Ototo....ich weiß nicht, ob ich dir eine Hilfe sein kann, aber ich will es wenigstens versuchen. Wenn es irgend möglich ist, möchte ich derjenige sein, der Brooklyn zurückholt. Mir ist klar, dass das verrückt ist, da ich keinerlei magische Kräfte besitze, aber wenn du mich unterstützt, kann ich ihn vielleicht durch meine Liebe erreichen....Klingt das albern?" "Nein, Hiro. Es klingt vielmehr nach einer mutigen Entscheidung, die typisch für meinen großen Bruder ist. Wenn sich etwas dem Gift des Hasses in Brooklyns Herz entgegenstellen kann, dann sind es aufrichtige und tief empfundene Gefühle. Was immer noch auf uns zukommt, es wird nicht einfach sein - aber wir haben ein Ziel vor Augen, nämlich, Hades zu vernichten und unsere Freunde zurückzugewinnen. Wir schaffen das!" "Diese Zuversicht ist typisch für dich! Aber darf ich dich etwas fragen?" "Ja?" "Warum....bist du mit Kai so hart umgesprungen?" "Du hast es hart gefunden?" "Hm....eigentlich eher ungewöhnlich für dich. Natürlich kenne ich diese Seite an dir, aber ich hätte nie gedacht, dass du sie auch einmal vor anderen als mir durchblicken lässt." "Ich erzähle dir sicher nichts Neues, wenn ich dir sage, dass Kai mir viel bedeutet, nicht wahr? Aber auch Kai ist nicht unfehlbar - und dass er sich bei dieser Angelegenheit so gleichgültig verhält, geht mir einfach gegen den Strich! Es kann ihm doch nicht egal sein, was mit Tala passiert ist, der immerhin sein Freund ist! Es kann ihm nicht egal sein, was mit Ray und mir ist, wenn wir kämpfen! Vielleicht...." Hier wurde seine Stimme leise und zögernd. "....vielleicht bin ich wirklich nicht wichtig für ihn....aber selbst wenn er mich nur als Kollegen betrachtet, könnte man doch ein bisschen menschliche Regung erwarten? Während einem Beyblade-Turnier ist er auch anders, freier, offener, leidenschaftlicher....in solchen Momenten spürt man das verborgene Feuer in ihm....Ich wünschte....ich könnte dieses Feuer weiter schüren....bis...." "....bis sein Herz für dich entflammt ist?" Tyson errötete und drehte sich verlegen weg. "Vor dir kann man einfach nichts verheimlichen! Das ist wirklich furchtbar!" "Ich bin dein älterer Bruder. Es gehört zu meinem Job, alles herauszufinden!" "Ach du meine Güte...." Sie trennten sich lachend und der 19jährige kuschelte sich nach einer ausgiebigen Dusche genüsslich unter die Decke. Er war erschöpft und schlummerte bald ein, doch seine Gedanken waren alles andere als untätig. Diese Nacht brachte allen vier Auserwählten ein und denselben Traum....einen Traum über ihr früheres Leben.... ~~ TRAUMRÜCKBLENDE ~~ Zaubermeister Diomedes schlüpfte in seine festlichste Robe, in seiner Hand hielt er seinen vergoldeten Schamanenstab und sein wallendes weißes Haupthaar fiel einer Mähne gleich auf seine Schultern hinab (ein bisschen wie bei Albus Dumbledore aus "Harry Potter"). Er schritt die Stufen zu seinem Gemach hinunter und betrat von dort den sog. Dritten Innenhof des Tempels von Eden, wo er das Amt des Hohepriesters ausübte. Im Sand und Staub des Hofes trainierten seine vier besten Schüler gerade den Schwertkampf, allerdings nur mit Holzwaffen, um die Verletzungsgefahr zu verringern. Sie waren dreizehn Jahre alt und heute war ein besonderer Tag für die Jungen: Die Schutzgottheiten der Welt der Wächter hatten sie zu den Nachfolgern der verstorbenen Prinzen der vier Elemente bestimmt und die Zeremonie der Verbindung zwischen Hüter und Geschöpf sollte in dieser Stunde stattfinden. "Schluss mit dem Training! Es ist Zeit, dass ihr euch für das Fest umzieht! Götter warten nicht gern - und ich auch nicht! Hopphopp, nicht trödeln!" Diomedes trieb die "Meute" vollzählig ins Innere des Tempels zurück, wo ein paar andere Priester darauf warteten, die rituellen Waschungen vorzunehmen und die Burschen in die Zeremoniegewänder zu kleiden. Wenig später standen Suzaku, Seiryuu, Byakko und Genbu in goldbestickten Seidenroben vor ihrem weisen Lehrmeister, verbeugten sich artig und ließen sich von ihm zu den Sänften führen, mit denen man sich zur Geweihten Lichtung bringen lassen würde, dem Knotenpunkt Edens, an dem die Grenzen der vier Königreiche zusammenliefen und wo der Heilige Baum seine Zweige gen Himmel streckte. Diomedes ging bescheiden zu Fuß, seine Schützlinge kletterten in die Sänften, die jeweils von sechs Männern getragen wurden, alle aus dem entsprechenden Land, das die Jungen eines Tages regieren würden. Der Zug setzte sich in Bewegung und erreichte schließlich die Geweihte Lichtung. Links und rechts wurde der Weg von allen Wächtern Edens flankiert, Alte und Junge, Männer, Frauen und Kinder, selbst Welpen, Küken, Fohlen und andere Altersstufen von den verschiedensten magischen Kreaturen hatten sich hier versammelt. Vor dem Heiligen Baum ragten majestätisch, stolz und respekteinflößend die vier Schutzgottheiten auf: Dranzer der Phönix, der Repräsentant des Südens und Herrscher des Feuers; Dragoon der Drache, der Repräsentant des Ostens und Herrscher des Windes; Drigger der Tiger, der Repräsentant des Nordens und Herrscher der Erde und Draciel die Schildkröte, der Repräsentant des Westens und Herrscher des Wassers. Die zukünftigen Prinzen näherten sich umsichtig und versanken in ehrerbietigen Reverenzen, als sie sich diesen mächtigen und weisen Geschöpfen gegenübersahen. **Suzaku**, wandte sich Dranzer an den Dreizehnjährigen, **Lege deine Hand in meine Kralle. Hab Vertrauen, dir geschieht nichts. Ich stelle lediglich die Verbindung zwischen uns her. Dieses Band zwischen uns wird erst aufgelöst werden, wenn du stirbst. Wird die Verbindung nicht rechtzeitig durchtrennt, wird bei deinem Tod auch mein Körper vernichtet. Vergiss das bitte nicht und begib dich niemals leichtsinnig in Gefahr.** "Jawohl, Dranzer." Er umfasste vorsichtig eine der riesigen Krallen und Flammen hüllten die beiden ein. Dragoon nickte und drehte sich zu seinem Auserwählten. **Seiryuu....ich habe Dranzers Worten nichts hinzuzufügen. Was für Suzaku gilt, gilt für euch alle. Wir haben uns für euch entschieden, da wir in euch das nötige Potential erkannt haben. In euch steckt die Kraft, zu jungen Männern heranzureifen, die schöner, stärker und klüger sind als alle anderen. Ihr werdet gute Herrscher sein, wenn ihr unsere Gebote achtet und das Gleichgewicht der Schöpfung bewahrt, die all das zusammenhält was lebt und atmet. Gib mir deine Hand.** Seiryuu gehorchte und auch Byakko und Genbu mussten den Pakt mit ihren Göttern eingehen. Danach übergab jede Kreatur ihrem Hüter ein wunderschönes Schwert. Diomedes trat hinzu, verbeugte sich und segnete die Waffen mit geheimnisvollen Zauberformeln. Anschließend rief er der aufgeregt und gespannt wartenden Menge zu: "Es ist vollbracht! Dies sind die neuen Prinzen der vier Elemente!" Das Volk applaudierte und die Tiere ließen zustimmende Schreie oder Brüllen hören. Als nächstes wurden die frischgebackenen Regenten zu ihren Palästen geleitet, wo sie von nun an mit ihren Familien leben und arbeiten sollten. Die Vögel huben an zu singen, das Rauschen eines Baches vermischte sich mit ihrem Frohlocken, der Wind säuselte in den Zweigen der Bäume und die warmen Strahlen der Sonne schienen wohlwollend auf alle herab. Diomedes lächelte zufrieden. "Ich bin stolz auf euch, meine Schüler....sehr stolz." °oOo° Zehn Jahre später °oOo° Wächter Sol, seines Zeichens der Hüter des Greifs Apollon, Feuermagier und die rechte Hand von Prinz Suzaku, eilte mit ausgreifenden Schritten durch den Palast seines Gebieters. Er gelangte rasch zum Schlafgemach, scheuchte die beiden diensthabenden Wachposten zur Seite und stürmte voller Missbilligung in das Zimmer seines Herrn. Wie erwartet schlief er noch. "Euer Gnaden! Wacht sofort auf, das ist kein Tag zum Verschlafen!" Er zog dem Träumenden die Decke weg und als dieser gähnend danach tastete, schrie er aus Leibeskräften: "EUER HOHEIT MÖGEN ENDLICH ZU SICH KOMMEN!!!!" Suzaku fuhr auf und musterte seinen Obersten Berater in höchstem Grade verärgert. Sol baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf und wollte den Grund seines Eindringens erklären, als seinem Gegenüber der Kragen platzte. "HAST DU SIE NOCH ALLE?!?!?! ES IST BESSER WAS WICHTIGES ODER DU BIST TOT!!!!!" "Ich erbitte Eure Verzeihung", erwiderte der Blauhaarige ungerührt von diesem Wutausbruch, "....aber Eure Freunde sind eingetroffen. Ihr erinnert Euch doch gewiss daran, dass heute das alljährliche Sonnenwendfest stattfindet, das in Eurem Reich gefeiert wird?" "....Natürlich, was für eine Frage! Meine Freunde sind also hier, sagst du? Ist....ist Seiryuu dabei?" "Gehört er nicht auch zu Euren Freunden, Herr?" erkundigte sich Sol mit einem scheinheiligen Grinsen, wusste er doch, dass Suzaku romantische Gefühle für den Hüter Dragoons hegte. Der Prinz warf ihm einen niederschmetternden Blick zu und antwortete nicht. Er schickte den anderen hinaus und schlüpfte in die traditionelle Wächterrobe. Die seine unterschied sich von der gewöhnlicher Hüter eigentlich nur darin, dass die dazugehörige Hose nicht schwarz sondern weiß und der Überwurf außerdem etwas aufwändiger bestickt war. Er band sein langes graublaues Haar, das ihm bis zu den Hüften fiel, zu einem festen Zopf zusammen und lief zur Treppe, um seine Gäste zu begrüßen. Schon von weitem vernahm er die fröhlich klingende Stimme Genbus, die wie eine Quelle munter vor sich hin plätscherte. Byakkos ruhiger, sanfter Ton gesellte sich hinzu und alsbald auch die lebhafte, charmante Stimme Seiryuus, bei deren Klang der 23jährige ein starkes Herzklopfen verspürte. Als er die drei erreicht hatte, winkte er ihnen zu und lächelte erfreut. Der Prinz des Windes klopfte ihm derb auf die Schulter und grinste ihn an wie ein Honigkuchenpferd. "Und? Musste Sol dich erst aufwecken? Du hast noch geschlafen, nicht wahr??" Suzaku verdrehte in komischer Verzweiflung die Augen gen Himmel. "Hätte ich doch bloß nie diese dämliche Wette mit dir abgeschlossen!" "Wovon sprecht ihr?" wollte der Blonde wissen und sah neugierig von einem zum anderen. Der Wächter von Drigger ließ es sich angelegen sein, seinen Kameraden aufzuklären. "Seiryuu hat mit Suzaku gewettet, dass er am Tag des Sonnenwendfestes wieder nicht aus den Federn kommt - und offensichtlich ist dem so!" "Jetzt schmoll nicht, Phönix! Jedenfalls wirst du mir diesen Abend nicht entkommen! Jeder Tanz gehört diesmal mir!" "Und was glaubst du, werden meine Verehrerinnen und Verehrer dazu sagen?" "Denen bleibt nichts anderes übrig, als es hinzunehmen. Während der letzten Festlichkeiten bist du mir immer wieder entwischt, aber heute...." Er blickte Suzaku tief in die rubinroten Augen und seine nächsten Worte waren nicht mehr als ein Flüstern - ein sinnliches, verführerisches Flüstern: "....aber heute werde ich der einzige sein....den du in deinen Armen hältst!" Der Angesprochene schluckte seine Nervosität hinunter und trotz seiner leicht rosigen Wangen fand er rasch wieder zu seiner Selbstbeherrschung und seinem berühmt-berüchtigten Charme zurück, mit dem er so gut wie alles und jeden um den kleinen Finger wickeln konnte. Er vollführte einen eleganten Diener, ergriff die schöne Hand des Blauhaarigen und hauchte einen süßen Kuss darauf. "Ich gebe zu, dass ich die Wette verloren habe. Ich verneige mich gern vor so viel Anmut." Der andere errötete sichtbar und folgte verlegen dem Hüter von Draciel, der seinen Begleitern schon zum Schlossgarten vorausgeeilt war, nachdem er über den Inhalt der Wette Bescheid wusste. Byakko musterte den neben ihm einherschreitenden Feuerkrieger mit hochgezogenen Augenbrauen und einem amüsierten Schmunzeln. "WAS IST?!?!?!" "Gar nichts. Absolut gar nichts....wenn man davon absieht, dass du der größte Süßholzraspler von ganz Eden bist!" "Na und? Noch habe ich damit beachtlichen Erfolg! Ich bin noch keiner Frau begegnet, die mir hätte widerstehen können....und bei den Männern ist es genau das gleiche!" "Du interessierst dich doch ohnehin nicht für Frauen, warum also legst du so viel Wert darauf, auch ihnen zu gefallen?" "Wenn man versucht, den Männern zu gefallen, kann es eben passieren, dass man auch den Frauen gefällt. Wo liegt das Problem? Man soll die Liebe genießen und sich nicht für ein ganzes Leben binden! Mein Motto lautet: Tu, was du willst, und mit wem du willst, solange alle damit einverstanden sind!" "Casanova!" "Du bist nur sauer, weil du in Genbus alleiniger Gegenwart keinen vernünftigen Satz mehr herausbringst!" "Das ist überhaupt nicht wahr!" "Das ist wohl wahr! Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie verträumt und gedankenverloren du ihn manchmal ansiehst? Allein dein Gang verrät, dass du auf Wolke Sieben schwebst!" "Was?? Wie gehe ich denn??" "Schwingend, vergnügt, als würdest du durch ein Blumenmeer wandeln. Aber mach dir nichts draus. Die Liebe ist immer noch der beste Schmuck für einen attraktiven Mann. Beim Tanz heute abend werde ich jedenfalls wieder zahlreiche Herzen brechen!" "Halt mal die Luft an, du Don Juan! Du gehörst diesmal nur Seiryuu! Hast du denn bereits vergessen, dass du die Wette verloren hast, du Langschläfer? Das kommt davon, wenn man immer so spät ins Bett geht und auch noch ein Gläschen Wein trinkt!" "Willst du mir jetzt Vorträge über meinen Lebenswandel halten?" "Du meine Güte, nein! Es ist ein offenkundiger Charakterzug von Feuerwächtern, dass sie fast jeden Tag so leben als wäre es ihr letzter! Man preist eure Tugenden und man mokiert sich über eure Schwächen." "Jedes Element steht für bestimmte positive Eigenschaften wie auch für negative, denn niemand ist perfekt. Die Erdwächter, heißt es bei uns, sind furchtbar pedantisch, brauchen einen geregelten Tagesablauf und sind nicht sehr flexibel." Byakko musste lachen. "Ja - und die Feuerwächter sind hitzköpfige Temperamentsbolzen, die erst reden und dann denken. Was sagt man noch so? Ah....ihr seid stur und aggressiv." "Gibt es auch etwas Nettes?" "Hm....Feuerwächter sind leidenschaftlich, aufopferungsbereit und angeblich heißblütige Liebhaber!" "Angeblich?" "Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen, dies in der Praxis festzustellen!" "Verstehe. Nun, da du mehr zum Wasser tendierst, wird das wohl auch nie passieren!" Der Schwarzhaarige wurde ein wenig rot, begriff er doch, dass Suzaku damit erneut auf seine zärtliche Schwäche für Genbu anspielte und er musste den Drang niederkämpfen, seinen Freund für sein wissendes Grinsen zu erwürgen. Sie hatten die beiden anderen Prinzen eingeholt und mischten sich unter die übrigen Gäste, die bereits von Sol empfangen worden waren. Der Schlossgarten war mit Girlanden in den verschiedensten Rottönen geschmückt, man hatte eine lange Tafel mit raffinierten Speisen aufgebaut und eine Gruppe Musiker spielte ohne Unterlass beschwingte Melodien. "Wenn es dunkel wird, werden die Lampions und Fackeln angezündet." "Ja? Das verspricht eine romantische Atmosphäre, mein Freund." "Sicher. Möglicherweise kannst du deinem Schatz bei dieser Gelegenheit ein bisschen näher kommen." "Würdest du bitte endlich damit aufhören?! Ich gebe zu, dass ich mich zu Genbu hingezogen fühle, aber bei weitem nicht so stark wie du dich zu Seiryuu." "Soso." "Wieso habe ich den Eindruck, dass du mir das nicht glaubst?" "Hm....was erzählt man sich denn so von Wasserwächtern?" "Positiv ist ihre Ehrlichkeit und ihre Wahrheitsliebe. Man sagt, ihre Seelen seien so rein wie das Wasser selbst - sie können nicht lügen. Und sie sind überaus hilfsbereit und behalten selbst in Gefahrensituationen einen kühlen Kopf. Negativ? Sie können einem nicht zuhören und man hat ständig das Gefühl, der Gesprächspartner rinnt einem pausenlos durch die Finger. Und wenn sie jemanden nicht mögen, kann ihr Verhalten unter den Gefrierpunkt sinken." "Wie sieht es in der Liebe aus?" "Zwischen siedend heißem Wasser und Eiszapfen dürfte alles dabei sein." "Wofür hältst du Genbu?" "Er ist sehr schüchtern, aber äußerst liebenswert. Ein stilles, ruhiges Wasser." "Täusch dich bloß nicht!" "Was meinst du?" "Stille Wasser sind tief!" Byakko verschluckte sich vor Schreck an dem Stück Lachs, das er sich eben von der Tafel genommen hatte und schleuderte seinen fürchterlichsten Blick auf Suzaku, doch dieser war davon in keiner Weise beeindruckt. Nach und nach vervollständigte sich die Gesellschaft, Diomedes kam als letzter, wie gewöhnlich. Als der Abend sich auf Eden herabsenkte, wurde der herrliche Garten im Nu von Tausenden von leuchtenden Lampions und Fackeln erhellt und viele Paare fanden sich auf der Tanzfläche zusammen. Seiryuu forderte Suzaku auf und dieser ließ sich nicht lange bitten. Es stimmte, dass er seine Gunst im allgemeinen großzügig nach allen Seiten hin verteilte, doch seit sein Kamerad aus Kindertagen zu einem wunderschönen, tapferen und klugen Mann herangereift war, unbezähmbar, wild und frei wie der Wind, hatte er nur noch Augen für ihn. Ein tiefer, durchdringender Blick dieser braunen Topase genügte, um ihm den Schlaf zu rauben; ein Lächeln oder gar ein Lachen entschädigte ihn für die Mühsal des Tages; eine simple Berührung konnte sein Herz in Raserei versetzen und ihm während des Tanzes so nah zu sein, jagte Wellen der Erregung und der Sehnsucht durch ihn hindurch. Der feinsinnige Drachenhüter fühlte deutlich das Feuer in dem gesunden, geschmeidigen Körper, der ihn mit sicherem Griff führte, und es schien ihm, als verbrenne ihn diese leidenschaftliche, wunderbare Flamme von innen, ohne ihn zu verletzen. Er atmete tief ein, um möglichst all die Wärme, die der andere verströmte, in sich aufnehmen zu können und legte seinen Kopf an die kräftige Schulter. Der Wächter des Heiligen Phönix errötete und vergrub sein Gesicht sanft in der meerblauen Pracht. Er roch Seiryuus frischen kühlen Duft und drückte ihn fest an sich. Genbu und Byakko standen, mit Weinkelchen in Händen, ein wenig abseits, flüsterten sich irgendetwas zu und blickten ab und an vielsagend in Richtung des tanzenden Paares. Nach dem vierten Stück legte die Musik eine Pause ein und diese Chance nutzten die beiden Prinzen, um sich unauffällig von der Feierlichkeit zu entfernen - allerdings nicht so unauffällig, dass ihre Freunde es nicht bemerkt hätten. Und noch jemand sah es. Iras, der Hauptmann der Palastgarde des Hüters von Draciel. Er unterhielt sich gerade mit Boreas, der rechten Hand von Seiryuu, als er die zwei Schatten erkannte, die sich still und leise davonschlichen. Seine Miene verfinsterte sich und er nippte verärgert an seinem Wein. Was zum Teufel fand der Prinz des Windes nur an diesem Kerl?! Er verabschiedete sich von seinem Gegenüber und folgte ihnen. Boreas jedoch hatte die Situation erfasst und erwischte Iras noch am Hemdsärmel, bevor er im Dunkel der Bäume verschwand. "Lasst mich los!" "Was erdreistet Ihr Euch eigentlich?! Wenn Seiryuu-sama mit Suzaku-sama allein zu sein wünscht, haben wir das zu respektieren! Was ist bloß in Euch gefahren?!" "Was wisst Ihr denn schon! Ich ertrage es nicht, die beiden zusammen zu sehen!" Die Verzweiflung in seinen Augen schmetterte eine fürchterliche Erkenntnis in Boreas' Herz und es war ihm, als zerspringe es in tausend Stücke. "Ihr....liebt meinen Herrn?" stieß er mit bebender Stimme hervor. Iras wandte sich ab, doch seine Schultern zitterten. "Ja." erwiderte er schließlich traurig und presste seine Lippen fest aufeinander, um seine Schluchzer zu unterdrücken. Der Lilahaarige schluckte schwer und umarmte Wolborgs Wächter von hinten. "Es tut mir so leid....Ich hatte keine Ahnung, wie Ihr fühlt....Verzeiht bitte...." Iras entspannte sich in der Umklammerung ein wenig und er drehte sich wieder zu Boreas um. "Entschuldigt, dass ich Euch so angefahren habe. Ich weiß, dass Ihr Seiryuu-sama treu ergeben seid. Außerdem habt Ihr recht, ich sollte ihnen nicht hinterherlaufen. Setzen wir lieber unsere Unterhaltung fort." Er kehrte zu ihrem Platz zurück und der Windkrieger eilte ihm nach, den eigenen Schmerz ignorierend, nun, da er die schreckliche Wahrheit in Erfahrung gebracht hatte. Iras liebte seinen Gebieter und betrachtete ihn lediglich als Vertrauten! Warum nur? Warum?! Suzaku und Seiryuu wanderten schweigend durch die nächtliche Anlage. Sie sahen sich nicht einmal an, sondern genossen einfach nur die unmittelbare Nähe des anderen. Sie gelangten zu einer kleinen Brücke, die vom Mondschein beschienen war und über einen Bach hinweg führte. Das leise Rauschen des Wassers, die Gerüche der Blumen um sie herum und das silberne Licht aus dem sternenbehangenen Himmel schufen eine ganz eigene, verzauberte Atmosphäre. Wise men say Only fools rush in But I can't help Falling in love with you Shall I stay? Would it be a sin If I can't help Falling in love with you Der Prinz des Feuers legte seltsam scheu seinen Arm um die Schultern des Blauhaarigen und wagte es immer noch nicht, irgendetwas zu sagen. Er hatte bereits viele Eroberungen gemacht und nie hatte er irgendwelche Schwierigkeiten damit, doch bei Seiryuu war plötzlich alles anders. Er hatte sich einen Rat von Sol erhofft und dieser hatte geantwortet: "Bei anderen Männern kommt Ihr schnell auf den Punkt, Herr, aber nicht beim Regenten des Windes. Weshalb? Nun, weil er der Richtige ist. Wenn man dem Richtigen begegnet ist, lässt einen alles im Stich - die zuverlässige Ruhe, die gewitzten, kühnen Sprüche, alles. Einst konntet Ihr mit charmanter Unaufrichtigkeit lieben. Jetzt, da Ihr wirklich liebt, könnt Ihr nur noch schlucken und stottern. Aber Ihr müsst nicht sprechen, solange Eure Augen Eure Gefühle in sich tragen." Suzaku ignorierte also seine Unsicherheit und drehte den anderen sacht zu sich herum. "Ich....möchte dir etwas sagen, Seiryuu....aber ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll. Es ist so neu für mich, nicht weiterzuwissen und mich in deiner Gegenwart wie ein kleiner Junge zu fühlen....ich...." Der Wächter des Heiligen Drachen musterte ihn stumm und abwartend. Eine leichte Brise wehte durch sein seidig schimmerndes Haar und der Glanz der Sterne spiegelte sich in seinen unergründlichen Augen wider. Das Licht des Mondes übergoss seine gebräunte Haut mit einem fast überirdischen Leuchten und die makellosen Züge des edlen Antlitzes wirkten wie aus Marmor gemeißelt. Die vollendete, reine, betörende Schönheit einer Statue - und doch tobte das Leben in ihr und ein freier, leidenschaftlicher Geist, stürmisch, widersprüchlich und faszinierend zugleich. Like a river flows Surely to the sea Darling so it goes Some things are meant to be Take my hand Take my whole life too For I can't help Falling in love with you Dem Graublauhaarigen wurden die Knie weich. Sein Herz pochte so stark, dass ihm die Stimme den Dienst versagte und er kein Wort mehr hervorbrachte. Aber Seiryuus Lächeln verriet ihm, dass dies auch gar nicht mehr nötig war, denn in seinen rubinfarbenen brennenden Augen stand, deutlich zu lesen: "Ich liebe dich." Er wollte den in ihm wogenden Emotionen Ausdruck verleihen und öffnete die Lippen, doch zwei Finger, die sich zärtlich darauf legten, geboten ihm Schweigen. "Sag nichts mehr, Suzaku." flüsterte sein Gegenüber sanft. "Wir benötigen keine Worte mehr, mein Phönix. So lange haben wir nebeneinander gelebt, ohne zu dem zu stehen, was uns verbindet. Nun liegt das hinter uns....mein Liebster." Damit neigte er sich vor und ihre Lippen trafen sich in ihrem ersten, innigen Kuss. Zögernd berührte der sonst so direkte Feuerkrieger den süßen Mund, wagte erst nach und nach eine stärkere Liebkosung, bis er spürte, wie sein eigenes Verlangen rückhaltlos erwidert wurde. Er schlang seine Arme um Seiryuu und zog ihn an sich, überwältigt vom Zauber dieses Augenblicks voller Harmonie und Glück. Sein Herz war ruhelos gewesen, während es vom einen zum anderen sprang, doch jetzt empfand er endlich Frieden, Geborgenheit, Liebe. Als sie sich voneinander lösten, sahen sie einander wie gebannt an, bevor sie erneut in einer endlosen Umarmung versanken. Like a river flows Surely to the sea Darling so it goes Some things are meant to be Take my hand Take my whole life too For I can't help Falling in love with you For I can't help Falling in love with you Die Musik der Festgesellschaft klang hinaus in den lauen Abend und der Mond und die Sterne waren die einzigen Zeugen dieses langerwarteten Zusammenfindens.... ~~ ENDE DER TRAUMRÜCKBLENDE ~~ Kai schreckte hoch, als hätte er einen Alptraum gehabt. Eine schwere Süße hinderte seinen Verstand daran, logisch zu arbeiten und er versuchte angestrengt, die Erinnerungen in seinem Kopf zurückzudrängen, jedoch ohne Erfolg. Die Szene des Kusses wiederholte sich vor seinem geistigen Auge wie eine Filmsequenz und es war ihm, als könne er den Geschmack von Seiryuus sinnlichen Lippen auf den seinen genau wahrnehmen. Seltsam erschöpft ließ er sich ins Kissen fallen und starrte sich an der Decke fest. Wieder musste er an Tyson und dessen Worte denken: "Was schlägt eigentlich in deiner Brust, verdammt?! Ein Eisklumpen?! Kannst du so etwas Wichtiges nicht wenigstens ein einziges Mal mit dem Herzen entscheiden, anstatt mit dem Kopf?! Vor deinen Gefühlen davonlaufen, das ist es, was du kannst! Ich weiß, dass dein Leben von schweren Prüfungen geprägt ist - aber hast du denn wirklich gar nichts, dass du beschützen möchtest?! Gibt es nichts, was dir wertvoll und wichtig genug ist, um verteidigt zu werden?! Ich will kämpfen, um meine Familie und meine Freunde zu schützen! Auch ich hatte es nicht leicht und auch ich weiß, was Einsamkeit ist....aber im Gegensatz zu dir habe ich nicht aufgegeben!" Noch nie hatte der Jüngere es gewagt, so direkt mit ihm ins Gericht zu gehen! Nie hatte er ihm gegenüber so einen rüden Ton angeschlagen - und nie, musste er zugeben, hatte er stärker oder schöner gewirkt! Es drängte Kai, mehr über diese Seite von Tyson zu erfahren, die ihm so fremd war. Er hatte gesagt, auch er kenne die Bedeutung von Einsamkeit....Wie mochte seine Vergangenheit aussehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)