20 Jahre später von Weissquell (Die nächste Generation) ================================================================================ Kapitel 8: Neue Sorgen ---------------------- Es dauert fast eine ganze Stunde, ehe in der Mensa wieder Ruhe eingekehrt ist. Yami, Keiko und Itaru machen sich daran zu gehen. In der letzten Stunde haben viele Schüler Yami zu seinem Sieg gratuliert und sich dafür bedankt, sie endlich von diesem tyrannischen Flurdienst befreit zu haben. So viel wohlwollende Aufmerksamkeit ist dem jungen Mann schon beinah unangenehm. "Ich fasse es immer noch nicht!", meint Itaru während sie das Gebäude verlassen, "Du hast den Kerl tatsächlich in seine Schranken gewiesen. Aber ich verstehe immer noch nicht wie du das angestellt hast." "Na ja, "Meint Yami verlegen, "im Grunde musste ich doch nur dafür sorgen, dass er sein Selbstvertrauen verliert und nervös wird. All die Zuschauer haben dann den Rest erledigt. Mir war plötzlich klar, was für ein schrecklicher Heuchler er eigentlich ist. Irgendwie kann er einem sogar leid tun." Verwundert schaut Itaru seinen Freund an. "Mag ja vielleicht sein. Aber das erklärt noch immer nicht, warum du so geschickt mit diesen Bierdeckeln bist. Auch wenn er nervös geworden ist, woher konntest du wissen, dass du auf jeden Fall diese Dinger fangen würdest? Hättest du nur einmal daneben gegriffen, währe deine ganze Strategie nach hinten losgegangen. Ich wusste gar nicht, dass du das so gut kannst." Nachdenklich schaut Yami zu Boden. "Ich weiß es nicht. Irgendwie wusste ich, dass ich es schaffen würde." Ja, woher kann er das so gut? Diese Frage beschäftigt ihn schon eine ganze Weile. Und woher hat er plötzlich den Mut gefunden, Emura entgegenzutreten? Noch vor einer Woche währe ihm das nicht im Traum eingefallen. Außerdem währe er niemals von selbst auf all die Worte gekommen, die er ihm an den Kopf geworfen hat. Doch vorhin war es ihm, als wenn er ganz genau gewusst hätte, was er zu sagen hatte. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Irgendwie ist ihm die Sache nicht ganz geheuer. Besser er sagt seinen Freunden erst mal nichts davon. Sie würden sich nur unnötig Sorgen machen und im Augenblick, hat er ja selbst noch keine Erklärung dafür, also ist es wohl besser das erst mal für sich zu behalten. "Na ja, jedenfalls wird der Kerl jetzt nie wieder den Aufpasser markieren", meint Keiko, "Die Blamage von heute wird er nicht so einfach wegstecken. Kein Mensch wird ihn mehr ernst nehmen. Ihm wird gar nichts anderes übrigbleiben als den Dienst zu quittieren. Das hast du wirklich prima gemacht, Yami!" Langsam schlendern die drei die Straße hinunter. Auf einmal sehen sie vor sich eine größere Menschenansammlung. Neugierig kommen sie näher. Nun bemerken sie, dass sich all die Menschen vor einem neueröffneten Spielladen der Kaiba Corporation drängen. "Was ist denn hier los?", fragt Yami einen Passanten. "Hast du das noch nicht gehört?", kommt die Rückfrage, "Kaiba Corp eröffnet überall in der Stadt neue Spielwahrengeschäfte. Und was man so hört, sollen die Preise die reinsten Schnäppchen sein. Das kann man sich doch nicht entgehen lassen!" "Eine neue Spielwarenkette", murmelt Yami, "Das wird Papa aber gar nicht gefallen. Wir sollten lieber schnell nach hause." Die beiden anderen nicken und hastig machen sie sich auf den Weg zu dem Spielgeschäft, dass Yamis Vater leitet. Gerade als sie ankommen, sehen sie wie die Eingangstür aufgeht und ein Typ im vornehmen Anzug heraustritt. Nun dreht er sich noch einmal um und sagt: "Sie sollten sich das noch einmal gut überlegen. Die Zukunft des Spielhandels in dieser Stadt gehört Kaiba Corp und wenn sie das nicht einsehen, könnten sie das eines Tages noch bereuen!" Dann steigt er steif in das elegante Auto vor dem Laden und braust davon. Eilig betreten Yami und seine Freunde den Laden. Im inneren finden sie Yamis Vater vor. Er lehnt mit verschränkten Armen an seiner Verkaufstheke und starrt finster vor sich hin. "Hallo Papa! Was ist denn los?", fragt Yami aufgeregt. Yugi hebt den Blick und schaut seinen Sohn streng an: "Wo bist du gewesen? Die Schule ist schon längst vorbei. Deine Mutter und ich haben uns Sorgen gemacht." Schuldbewusst schaut Yami zu Boden: "Tut mir leid! Uns ist etwas dazwischen gekommen." "Ja, da war nämlich so ein Typ, der sich wieder mit Yami anlegen wollte", erzählt Itaru eifrig, "Aber das ist ihm diesmal gar nicht gut bekommen!" Yugi hebt die Brauen: "Was? Du hast dich doch wohl nicht etwa mit jemanden geschlagen?" Hastig mischt sich Yami ein: "Nein, nein! Itaru übertreibt. Es ist wirklich nichts passiert. Es gab nur wieder eine kleine Meinungsverschiedenheit. Aber diesmal haben mir ein paar von den größeren Schülern geholfen, also ist die ganze Sache noch glimpflich ausgegangen. Allerdings hat uns das Ganze ein bisschen aufgehalten. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen!" Kritisch mustert Yugi seinen Sohn. Das entschuldigende Lächeln soll offenbar deutlich machen, dass alles in Ordnung ist. Trotzdem glaubt er ihm nicht. Die leicht geschwollene Unterlippe seines Sohnes spricht eine andere Sprache. Irgendetwas ist vorgefallen und er will ihm nicht sagen was. Yugi ist unsicher. Soll er seinen Sohn darauf ansprechen, oder lieber so tun, als ob er ihm diese kleine Lüge abkaufen würde? Aber was kann seinen Sohn dazu veranlassen, seinen Vater anzulügen? Was auch immer es ist, es muss ihm sehr wichtig sein, sonst würde er es niemals tun. Er seufzt leicht. Also schön, er wird so tun, als ob er nichts ahnt. Er vertraut seinem Sohn. Wenn er meint, dass der richtige Moment gekommen ist, wird er schon selbst davon erzählen. "Na gut, wenn du das sagst", entgegnet Yugi nun, "Geh besser gleich nach oben. Deine Mutter wartet schon mit dem Essen." Doch Yami geht noch etwas anderes durch den Kopf. "Wer war denn der Typ, der eben aus dem Laden gekommen ist? Er sah so ärgerlich aus. Was wollte der denn?" Yugi seufzt. "Das war ein Mitarbeiter der Kaiba Corporation. Sie wollen unseren Spielladen kaufen." "Was?", entfährt es Yami und den anderen, "Aber was will Kaiba denn mit unserem Laden?" "Ich weiß es nicht", gibt Yugi nachdenklich zu, "Ich bin aus Kaiba noch nie wirklich schlau geworden. Jedenfalls habe ich dem Mann gesagt, dass ich auf keinen Fall verkaufe und darüber war er anscheinend nicht sehr erfreut." "Richtig so!", meint Yami aufgeregt, "Du kannst doch schließlich nicht einfach den Laden verkaufen, den dir dein Großvater vererbt hat." Yugi lächelt seinen Sohn sanft an: "Nein, du hast recht. Das kann ich nicht. Und du kannst mir glauben, dass es niemals soweit kommen wird." "Es sei denn, die neue Kaiba-Spielekette fängt die ganzen Kunden weg", mischt sich Itaru nun ungeniert ein. Kritisch mustert Yugi ihn nun: "Was meinst du damit?" "Hast du das denn noch nicht gehört?", fragt Yami, "Kaiba Corp eröffnet überall in der Stadt große Spielwarengeschäfte." "Und sie bieten die Ware zu Spottpreisen an", fügt Keiko hinzu, "Die Leute stehen regelrecht Schlange davor." Yugis Mine verfinstert sich: "Das gefällt mir nicht. Was hat das Ganze zu bedeuten?" Mit großen Augen schauen die drei jungen Leute ihn an. Als er das bemerkt hellt sich seine Mine wieder auf. "Aber das muss nicht eure Sorge sein!", meint er freundlich, "Um solche Dinge braucht ihr euch nicht zu kümmern. Geht ruhig nach oben. Wenn ihr wollt könnt ihr gerne mitessen." Zunächst zögernd, doch dann freundlich nickend verschwinden die drei nach oben. Kaum sind die drei außer Sicht wird Yugis Mine wieder ernst. Wenn ich nur wüsste was Kaiba vorhat. In letzter Zeit ist es so ruhig um ihn gewesen. Was plant er jetzt schon wieder? Nachdenklich kratzt sich Yugi am Kopf. Seto Kaiba, was hast du vor? Während sich sein Vater unten im Laden noch seine eigenen Gedanken macht, beschäftigt die drei auf der Treppe ein ganz anderes Problem. "Warum hast du deinem Vater nicht die Wahrheit gesagt?", will Itaru wissen, "Du hättest ihm doch ruhig sagen können, dass du dem Kerl die Leviten gelesen hast und das Ganze ohne einen einzigen Schlagabtausch." Yami schaut nachdenklich zur Seite: "Nein! Ich will nicht, dass meine Eltern davon erfahren." "Aber wieso denn nicht?", fragt Keiko erstaunt, "Sie währen bestimmt wahnsinnig stolz auf dich." "Das ist es nicht...", meint Yami zögernd, "Ich möchte sie nicht unnötig beunruhigen. Sie würden dann alles ganz genau wissen wollen und ich bin mir im Moment selbst noch nicht ganz sicher was das vorhin genau war." Verwundert schauen seine Freunde ihn an. Als Yami das bemerkt setzt er gleich wieder ein fröhliches Gesicht auf. "Keine Sorge, ich bin in Ordnung!", meint er munter, "Ich denke nur manchmal einfach zu viel nach, das ist alles." Skeptisch betrachten die beiden ihn. Schließlich meint Itaru: "Also das kannst du echt laut sagen, Kumpel." "Hat dir schon mal einer gesagt, dass du manchmal ziemlich eigenartig bist, Yami?", fragt Keiko irritiert. Groß schaut Yami sie an: "Findest du?" Abschätzend erwidert sie seinen Blick. "Ja, unbedingt!", grinst sie schließlich. "Was soll das heißen: Er hat abgelehnt?", aufgebracht starrt Kotaro Kaiba seinen Untergebenen an. "Wie ich sagte, Kaiba-sama, er hat unser Angebot entschieden abgelehnt." "Sie inkompetente Niete!", grollt Kaiba, "Haben sie ihm nicht klar gemacht um welche Summe es dabei ging?" "Selbstverständlich, Kaiba-sama. Aber er sagte, ganz gleich wie hoch der Preis auch währe, er würde niemals verkaufen. Er meinte, er hätte den Laden noch von seinem Großvater geerbt und würde sich allein schon aus persönlichen Gründen nicht von dem Geschäft trennen können, um keinen Preis der Welt." Mit finsterer Mine lehnt Kaiba sich in seinem Chefsessel zurück. "So ein Unsinn! Jeder Mensch hat seinen Preis. Man muss nur herausbekommen welcher das ist." Der erfolglose Angestellte wirkt etwas verlegen. "Wenn sie mir diese Bemerkung erlauben, Kaiba-sama, Ich glaube nicht, dass dieser Mann an Geld interessiert ist." "Wer hat sie nach ihrer Meinung gefragt?", erwidert Kaiba scharf, "Dieser Sturkopf glaubt vielleicht, dass Geld für ihn keine Rolle spielt, doch ich frage mich, wie die Sache aussieht, wenn plötzlich die Kunden ausbleiben und er kein Geld mehr verdient um seine Familie zu versorgen." Würdevoll erhebt er sich und umrundet gemächlich seinen Schreibtisch. Seinen Untergebenen bedenkt er mit einem geringschätzigen Blick. "Wer ist dieser Typ? Finden sie alles über ihn heraus was sie können. Familie, Freunde, Bekannte, Vergangenheit... Ich will alles wissen. Währe doch wohl gelacht, wenn man diesen Kerl nicht davon überzeugen könnte, dass es das Beste währe zu verkaufen. Wie ist sein Name?" Ein wenig unbehaglich versucht der Mann dem stechenden Blick seines Vorgesetzten auszuweichen. "Nun, sein Name ist Yugi Muto. Wahrscheinlich haben sie schon einmal von ihm gehört." Kaibas Augen fliegen auf. "Yugi Muto!", wiederholt er, dann beginnt es hinter seiner Stirn zu arbeiten. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ausgerechnet dieser Kerl macht ihm jetzt Schwierigkeiten. Der Erzrivale seines Vaters. Der einzige Mensch, den sein Vater niemals besiegt hat. Gerade dieser Kerl steht ihm jetzt hier im Wege? Kotaro Kaiba ballt die Fäuste. Und das wo er so kurz vor seinem Ziel steht. Ihm war von vornherein klar, dass er die ungeheuerliche Forderung seines Vaters nur erfüllen kann, wenn es ihm gelingt ein Monopol auf den Spielevertrieb zu erlangen. Doch dazu muss er alle anderen Konkurrenten ausschalten. Oh, er ist fleißig gewesen in den letzten Tagen. Inzwischen gehören ihm fast sämtliche Spielläden der Stadt. Das hat zwar ein Vermögen gekostet, aber das war es wert. Wenn ihm danach ist, kann er die Geschäfte jederzeit schließen lassen. Und seine Strategie mit den verringerten Preisen scheint auch aufzugehen. Die Leute rennen ihm praktisch die Bude ein. Es könnte gar nicht besser laufen! Und nun das! Was fällt diesem Yugi Muto ein, sich ihm einfach so keck in den Weg zu stellen. Aber das wird er sich nicht gefallen lassen! Plötzlich kommt ihm ein Gedanke. Genau! Er wird diesem Yugi schon beikommen, das währe doch gelacht! Er wird seinen Laden bekommen, koste es was es wolle! Dadurch kann er nicht nur die Forderung seines Vaters erfüllen, sondern ihm auch beweisen, was er drauf hat. Er wird den ewigen Gegner seines Vaters klein kriegen und damit ein für alle Mal seinen Vater übertreffen! Ein schadenfrohes Lächeln legt sich um seinen Mund. Warte nur, Vater! Du wirst schon sehen. Ich werde vollbringen was dir nicht gelungen ist. Ich mache Yugi Muto fertig und dann wirst du nie wieder von mir behaupten können, ich währe unfähig. Ich werde dort Erfolg haben, wo du kläglich gescheitert bist. Das wird dir überhaupt nicht gefallen, aber ich bin einfach besser als du. Und dieser Yugi wird mir dabei helfen das zu beweisen! Nun wendet er sich wieder an seinen Angestellten: "Besorgen sie mir die Informationen die ich ihnen aufgetragen habe. Um diesen Yugi Muto werde ich mich selbst kümmern!" "Wie sie wünschen!", bestätigt der Mann. Dann verbeugt er sich und verlässt eilig das Büro. Selbstzufrieden grinst Kotaro Kaiba vor sich hin. Warte nur Yugi Muto, spätestens übermorgen wirst du mich darum anflehen deinen Laden zu kaufen. Und wenn du dich dennoch weigern solltest, gibt es noch andere Möglichkeiten an deine jämmerliche, kleine Bruchbude zu kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)