20 Jahre später von Weissquell (Die nächste Generation) ================================================================================ Kapitel 6: Die Herausforderung ------------------------------ "Was, du hast deinen Eltern noch nichts davon erzählt?", fragt Itaru verwundert. "Ich dachte mir, ich warte lieber bis ich mir ein starkes Deck gebaut habe und mal ein paar Duelle gewonnen habe", erklärt Yami munter, "Was meint ihr was die dann für Augen machen werden!" Gemächlich schlendern die drei über den Schulflur auf dem Weg zur Mensa. "Keine schlechte Idee", bestätigt Keiko, "Und wann willst du dir das Deck bauen?" "Eigentlich wollte ich das heute Abend machen", sagt Yami, "Wollt ihr mir nicht dabei helfen? Ich könnte ein paar gute Ratschläge von dir brauchen, Keiko" "Na klar!", meint Keiko begeistert, doch dann wird ihre Miene wieder ernst, "Nein, tut mir leid, heute Abend geht es nicht. Allwöchentliches Familienabendessen!", sie seufzt, "Mein Vater meint, da in unserer Familie ständig irgendjemand irgendwo unterwegs ist, bekommen wir uns kaum noch zu sehen und deshalb hat er einen Abend in der Woche eingeführt wo wir alle gemeinsam Abendessen. Anwesenheit für Familienmitglieder ist Pflicht. Paps rastet aus wenn ich da nicht erscheine." "Ach so!", enttäuscht schaut Yami sie an. "Und ich habe von dem Spiel eh keine große Ahnung", fügt Itaru hinzu, "Ich werde dir dann auch keine große Hilfe sein." "Aber morgen vielleicht!", versucht Keiko ihn zu beschwichtigen, "Morgen hab ich Zeit. Was hältst du davon, wenn wir morgen Abend bei dir übernachten und dann dein Deck zusammenstellen?" Sofort hellt sich Yamis Miene auf: "Klar! Solange kann ich nun auch noch warten. Dann morgen Abend also." Hoch richtet Itaru sich auf: "Und dann wirst du es allen zeigen, nicht wahr Yami. Ich kann es schon deutlich vor mir sehen: Yami Muto, der König der Spiele!" Großräumig gestikuliert er dabei und bemerkt aber nicht, dass ein paar hinterlistige Augen ihn aufmerksam beobachten. "Na wenn das nicht schon wieder Yami Muto und die anderen beiden Großmäuler sind!", ertönt es nun hinter ihnen. Die drei fahren herum. Vor ihnen steht wieder Emura und seine Kollegen vom Flurdienst. "Hatten wir euch nicht gerade erst gestern ermahnt, nicht wieder gegen die Schulordnung zu verstoßen? Ich denke ich hatte euch gesagt, was beim nächsten Mal passiert." "Was willst du schon wieder, Emura?", fragt Itaru gereizt, "Was für einen Verstoß spinnt ihr euch denn diesmal zusammen?" Grimmig funkelt ihn der große Junge an: "Pass gefälligst auf deinen Ton auf, Klugscheißer! Bei euch brauch man sich gar nichts ausdenken. Es genügt völlig euch im Auge zu behalten. Das Geschreie auf dem Flur ist verboten, klar? Also reiß deine Klappe nicht so weit auf!" "Geschreie?", fragt Itaru ungläubig, "Euch fällt auch wirklich immer wieder was Neues ein. Wer schreit denn hier bitte?" "Na du doch!", meint einer der anderen beiden, "Yami Muto, der König der Spiele? Das ich nicht lache!" Nun beugt sich auch der dritte hämisch zu Yami herunter, der unsicher vor dem groben Gesicht zurückweicht. "Na Kleiner? Du und König der Spiele? Wusste gar nicht, dass du unter die Komiker gegangen bist." "Es reicht!", ruft Emura seine Kollegen scharf zur Ordnung, worauf hin die beiden sogleich gehorchen. Dann wendet er sich wieder an Itaru: "Ich hatte dir gesagt, was euch beim nächsten Verstoß blüht. Aber offenbart wollt ihr es unbedingt auf die harte Tour lernen." "Was soll das, Emura?", mischt sich nun auch Keiko ein, "Du suchst doch bloß Streit. Diese ganze Flugdienst-Sache ist doch bloß ein Vorwand um dich ungestraft austoben zu können, du mieser, kleiner Sadist! Und dabei ist es dir doch völlig egal was die Regeln besagen." Kaum hat sie den Satz beendet, als sie eine schallende Ohrfeige trifft. Irritiert und ungläubig hält sie sich die Wange. "Was weißt du denn schon, du kleine Schlampe!", ruft Emura erbost, "Ich mache die Regeln! Hier an dieser popligen Schule gibt es niemanden der mir das Wasser reichen kann, deshalb bin ich hier das Gesetz und ihr kleinen Würmer tut gefälligst das was ich euch sage!" "Was soll das?", ertönt auf einmal Yamis aufgebrachte Stimme, "Du hast kein Recht sie zu schlagen. Du bist ein hinterhältiger, mieser Kerl und verdienst es nicht hier die Aufsicht zu haben!" Ruckartig fährt Emura herum. Hochaufgerichtet und mit einem verächtlichen Grinsen schaut er auf Yami herab, dem plötzlich doch unwohl in seiner Haut wird. Er weiß selbst nicht was ihn veranlasst hat so selbstmörderisch für seine Freundin Partei zu ergreifen. "Schau an!", meint Emura geringschätzig, "Da hat wohl plötzlich jemand ein Rückgrat bekommen! Aber diese Flausen werde ich dir gleich wieder austreiben, Yami Muto! Du meinst ich hätte kein Recht Leute zu schlagen? Ich werde dir gleich zeigen, dass ich jedes Recht habe das ich will!" Mit diesen Worten holt er aus und verpasst Yami einen harten Schlag ins Gesicht so dass er zu Boden geht. "Yami!", ruft Keiko besorgt aus. "Yami, alles okay mit dir?", ruft nun auch Itaru. "Ruhe ihr Nieten!", donnert Emura, "Zu euch komme ich auch gleich. Ihr wollt eine Abreibung haben? Die könnt ihr bekommen!" Schon wendet er sich ihnen zu und es sieht ganz danach aus, dass es Itaru diesmal wirklich an den Kragen geht. Auf einmal ertönt eine ernste Stimme hinter ihnen: "Emura! Ich bin noch nicht fertig mit dir! Dreh dich gefälligst wieder um!" Verblüfft wendet Emura sich wieder der Stimme zu. Vor ihm steht Yami. Er hat eine blutende Unterlippe aber er steht aufrecht da und sein Blick ist finster. Mit einem herausfordernden Blick fixiert der den Flurdienst. Einen Augenblick lang ist Emura irritiert. Warum steht der Kerl noch? Warum wiedersetzt er sich noch immer, obwohl ihm klar sein sollte, dass er den Kürzeren ziehen wird? Nun ja, das wird er ihm austreiben. "Hast du noch nicht genug, Kleiner brauchst du unbedingt noch eine Abreibung?" Drohend kommt er auf ihn zu. Doch Yami verschränkt nur die Arme und schaut ihm entschlossen entgegen. "Du hältst dich für so stark, nicht wahr?", meint er ernst, "Du vergreifst dich gerne an Kleineren, oder? Verständlich, da brauchst du ja auch kleine Angst zu haben mal der Unterlegene zu sein. Du bist einfach nur ein riesiger Feigling, der sich gerne an Schwächeren vergreift. Aber das werde ich mir nicht länger gefallen lassen! Hörst du? Ich lasse nicht länger zu, dass du deine Macht so missbrauchst!" Emura starrt ihn verblüfft an, doch dann verzieht sich seine Mine zu einem spöttischen Grinsen. "Du bist wohl lebensmüde, Kleiner, was? Ich werde dich in winzige Teile brechen, mal sehen ob du dann noch so große Töne spuckst!" Schon will er auf Yami los gehen. "Halt!", dieser scharfe Ruf hält ihn jedoch unwillkürlich auf, "Ich schlage dir etwas vor, Emura!" Noch immer steht Yami mit verschränkten Armen da und funkelt seinen Gegenüber entschlossen an. Inzwischen hat sich bereits eine größere Menschenansammlung um die Szene gebildet. "Und was?", will Emura nun ungeduldig wissen. Gelassen erwidert Yami seinen Blick: "Ich schlage dir ein Spiel vor. Wenn du gewinnst, kannst du mit mir machen was du willst. Aber wenn ich gewinne, dann wirst du uns für immer in Ruhe lassen und deinen Dienst als Flurdienst quittieren!" Zunächst schaut der große Junge ziemlich ungläubig drein, dann bricht er in schallendes Lachen aus. "Du hast wohl eins zuviel auf den Kopf bekommen, Kleiner! Sagst du mir auch, warum ich mich darauf einlassen sollte?" "Ganz einfach!", meint Yami ruhig, "Fast die ganze Schule schaut zu. Willst du wirklich, dass sie von dir denken, du hättest vor einer Herausforderung gekniffen? Sollen sie wirklich von dir denken, dass dir die Herausforderung eines kleinen Jungen wie mir solche Angst macht, dass du es vorziehst ihr aus dem Weg zu gehen?" Unbehaglich schaut Emura sich um. Er hat recht, um sie herum steht eine große Menge Schüler und verfolgen mit großem Interesse wie die Auseinandersetzung dieser beiden ungleichen Gegner weitergehen wird. Emuras Blick verfinstert sich. Der kleine Scheißer hat recht. Wenn er ihn jetzt eine verpasst, werden die anderen denken, dass er zu feige war, um diese dreiste Herausforderung anzunehmen. Damit hat er ihn in eine richtige Zwickmühle gebracht. Aber das wird er ihm heimzahlen. Er wird es noch sein Leben lang bereuen ihm dieses Angebot gemacht zu haben! "Also schön, du kleiner Irrer, ich akzeptiere", grimmig funkelt er ihn an, "Du hast mein Wort. Ich wird euch in Ruhe lassen und den Flurdienst an den Nagel hängen, wenn ich verliere. Aber wenn ich dich besiegt habe, werde ich dir und deinen Freunden jeden einzelnen Knochen im Leib brechen, verstanden?" "Lass dich nicht darauf ein, Yami!", versucht Itaru seinen Freund zur Vernunft zu bringen, "Mit dem Kerl kannst du so nicht umspringen, der wird dich fertig machen!" "Zu spät!", ruft Emura, "Die Abmachung steht! Also was sagst du, du kleiner Verlierer?" Doch Yami zeigt sich davon kein bisschen beeindruckt. Noch immer erwidert er entschlossen Emuras Blick. "Es gilt!", sagt er trocken. Emura lacht spöttisch auf: "Und was für eine Art Spiel soll das nun sein?" "Das erfährst du noch früh genug!", meint Yami, "Wir treffen uns nach der Schule in der Mensa. Bis dahin habe ich alles vorbereitet. Aber ich sage dir gleich: Ich werde dich ganz sicher nicht gewinnen lassen!" Wieder lacht Emura auf. "Du bist ja heute ganz schön mutig, oder bist du einfach nur lebensmüde? Aber keine Sorge, ich werde da sein und dann mach ich dich fertig! Freu dich schon mal drauf!" "Wie du meinst", entgegnet Yami, "Aber sei pünktlich. Du weißt ja, dass es gegen die Schulordnung verstößt wenn man zu spät kommt." Wütend funkelt Emura ihn an, doch da so viele Leute um sie herum stehen, zieht er es vor im Augenblick nichts gegen diesen dreisten, kleinen Spinner zu unternehmen. Ärgerlich wendet er sich zum Gehen. "Bis später, du kleine Kröte! Und bring besser einen Sarg mit!" Dann ist er auch schon mit seinen beiden Kumpels um die nächste Ecke verschwunden. Nach ein paar irritierten Momenten zerstreut sich auch der Rest der Umstehenden. Keiko tritt nun an Yami heran. "Sag mal bist du übergeschnappt, Yami? Was hast du dir da bloß gerade bei gedacht. Mit Emura war noch nie zu spaßen, er wird dich auseinander nehmen." Yami schaut zu Boden: "Ich weiß doch. Aber ich konnte es doch nicht zulassen, dass er dich schlägt. Diesmal ist er zu weit gegangen. Irgendjemand muss ihn doch mal aufhalten." Itaru schaut seinen Freund fassungslos an: "Aber gestern sagtest du doch noch, dass nicht du dieser jemand sein wirst. Wie bist du denn jetzt bloß auf dieses schmale Brett gekommen, dich mit ihm anzulegen?" Nun schaut Yami auf. "Ich habe keine Ahnung!", gibt er zu, "Aber ich bin auf einmal so wütend geworden. Der Kerl kann doch nicht einfach machen was er will. Und ich weiß, dass ich ihn schlagen kann. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er nie wieder jemanden verletzen, das schwöre ich euch!" Zornig ballt er die Fäuste. Unsicher schauen seine Freunde ihn an. "Ist auch alles in Ordnung mit dir, Yami?", fragt Itaru, "Ich hab dich bisher noch nie so wütend gesehen." Yami wischt sich über die blutende Unterlippe. "Keine Sorge!", meint er, "Mir geht es gut. Aber um unser Spiel zu machen, brauche ich noch ein paar Sachen. Wir treffen uns nachher in der Mensa." Mit diesen Worten lässt er sie stehen. Völlig verblüfft schauen ihm die anderen beiden hinterher. "Was soll man dazu sagen?", fragt Itaru kopfschüttelnd. Auch Keiko ist von der plötzlichen Entschlossenheit ihres Freundes überrascht. "Oh Yami, ich hoffe du weißt was du tust!", sagt sie besorgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)