20 Jahre später von Weissquell (Die nächste Generation) ================================================================================ Kapitel 5: Erinnerung an einen Freund ------------------------------------- "Hey Yami, willst du denn gar nicht mehr frühstücken?", ertönt der Ruf aus der Küche, doch Yami ist bereits an der Tür. "Keine Zeit Mama, ich muss zur Schule", kommt die Antwort. Erstaunt tritt Anzu Muto auf den Flur hinaus. "Na so was!", meint sie überrascht, "Wozu denn die Eile? Ist irgendetwas besonderes los?" Verschmitzt lächelt Yami seine Mutter an: "Nicht wirklich. Aber Itaru, Keiko und ich haben nachher noch was vor." "So!", kommt die interessierte Rückfrage, "Und was denn, wenn ich mal fragen darf?" "Das wird noch nicht verraten!", zwinkert Yami, "Ich erzähl's euch später. Jetzt muss ich aber los. Tschüss Mama!" Gerade will Anzu noch etwas erwidern, doch da ist ihr Sohn auch schon zur Tür hinaus. Leicht irritiert steht sie auf dem Flur. In diesem Moment erscheint jemand in der Tür zum Esszimmer. Auch Yugi wirft einen skeptischen Blick in Richtung der Haustür. "Was war denn das gerade?", fragt er verwundert, "Seit wann reißt sich unser Sohn denn so danach zur Schule zu gehen?" Anzu schüttelt leicht den Kopf. "Seltsam! Er ist schon seit gestern so aufgekratzt. Mir scheint, irgendetwas ist vorgefallen, dass er vor uns verheimlichen will. Ob es wieder Ärger in der Schule gegeben hat?" "Das glaube ich nicht", meint Yugi nachdenklich, "Dann wäre er doch nicht so glücklich. Aber du hast recht, irgendetwas ist passiert." Seufzend kehrt Anzu in die Küche zurück. "Ich will am besten gar nicht wissen, was los ist. Ich will mir nicht immer Sorgen um ihn machen müssen. Wenn er nur keinen Unsinn anstellt." "Yami doch nicht!", widerspricht Yugi, "Er ist ein vernünftiger Junge. Wenn es nach ihm geht, hält er sich aus Schwierigkeiten so weit wie möglich heraus." "Was ihn leider nicht davor bewahrt von anderen in Schwierigkeiten gebracht zu werden", gibt Anzu zurück, "Er erinnert mich sehr an dich früher. Du hattest es damals auch nicht leicht in der Schule, bis du das Millenniumspuzzle bekommen hast. Vielleicht solltest du doch mal mit ihm darüber reden, das muntert ihn vielleicht auf" Yugi seufzt leise. "Anzu bitte, du weißt was wir abgemacht hatten. Wir wollten nicht mehr über das Thema reden und unsere Kinder wollten wir völlig aus dieser Sache heraushalten. Auch Jonouchi und Honda waren der Meinung, dass unsere Kinder aufwachsen sollten, ohne etwas über die Existenz der Millenniumsgegenstände und das Reich der Schatten und die ganze unheimliche Geschichte die damit zusammen hängt zu wissen. Es ist besser für sie wenn sie in einer Welt leben wo sie von solchen Dingen verschont bleiben. Ich will nicht, dass sie all das durchmachen müssen, was wir damals gerade mit Mühe und Not überstanden haben." Er wendet sich ab, "Auch wenn das bedeutet, dass ich Yami niemals erzählen kann, wer der Mann war nach dem er benannt worden ist." Mitfühlend beobachtet Anzu ihren Ehemann. Dann tritt sie an ihn heran und legt behutsam ihre Arme um ihn. "Du vermisst ihn noch immer, hab ich recht?" Tief durchatmend legt Yugi seine Hand auf ihren Arm. "Ja", sagt er schließlich leise, "Ich vermisse ihn. Wir haben uns so lange so nahe gestanden. Wir wussten immer genau was der andere dachte und fühlte und ich habe so viel von ihm gelernt und ich verdanke ihm so viel. Er war einer meiner allerbesten Freunden. Ich kann ihn einfach nicht vergessen!" Anteilnehmend legt Anzu ihren Kopf auf seine Schultern. "Ich weiß! Ich vermisse ihn doch auch. Doch er ist nicht mehr da. Nachdem du ihn damals besiegt hattest ist er endlich ins Jenseits übergegangen und die Millenniumsgegenstände sind ebenfalls für alle Zeiten unerreichbar. Er wird nicht zurückkommen. Du musst das irgendwann akzeptieren. Und dadurch, dass du niemals mehr Duellmonsters spielen willst, änderst du auch nichts." "Das weiß ich!", meint Yugi bedrückt, "Aber jedes Mal wenn ich diese Karten benutze, muss ich wieder an ihn denken und an all das, was durch dieses Spiel geschehen ist. Ich bringe es einfach nicht mehr über mich, mich zu duellieren. Vielleicht bin ich ja irgendwann darüber hinweg." Vor seinem inneren Auge taucht das Gesicht seines Freundes auf. Ganz deutlich sieht er ihn vor sich. Das Gesicht ist sein eigenes, so wie er sich jetzt jeden Morgen im Spiegel sieht, aber diese Miene strahlt eine ungeheure Selbstsicherheit aus. Sie strotzt so vor Selbstvertrauen, Zuversicht und Überlegenheit und gleichzeitig drückt dieses Lächeln eine solche Freundschaft und tiefes Vertrauen in seine Freunde aus. Wie als Ermutigung hebt nun die Gestalt von seinem Freund den ausgestreckten Daumen als wollte sie sagen: Kopf hoch Yugi! Du schaffst das schon! Ich bin immer bei dir! Yugi seufzt. Aber er ist nicht mehr da und in sich fühlt er manchmal eine geradezu schmerzliche Leere. Atemu!, denkt er bei sich im Stillen, Warum musste das alles nur so kommen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)