Toshua II - reversal von Chingya (epilog up!!) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Stunden saß ich schon hier. Zumindest kam es mir wie Stunden vor, wie lange es wirklich war, wollte ich nicht wissen. Mein altes Zimmer wirkte dunkel. Alles war leer geräumt. Mein Zimmer. Die Wohnung meiner Mutter. Ich saß in einer Ecke, schaute dem Regen dabei zu, wie er stetig gegen die Fensterscheibe prasselte. Ich lächelte leicht. Das Wetter passte hervorragend zu meiner Stimmung und noch viel besser zu diesem Tag. Eigentlich war er ja absehbar gewesen, aber dennoch traf er mich wie ein Schlag. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich nicht weinen konnte. Alles in mir schrie danach, aber es ging nicht. Wieso nicht? War ich kalt geworden? Hatten mich die letzten 5 Monate zu einem Menschen gemacht, der keine Gefühle mehr zeigen konnte? " Toshua?", hörte ich Eric an die Zimmertür klopfen, ehe er sie leise öffnete und dann eintrat. Sein Gesicht zeigte unendliches Mitleid. Ich wollte dieses Mitleid nicht. Es ließ mich nur noch mehr an mir selber zweifeln, an meinen Gefühlen. " Ich hab dich gesucht", kam er langsam auf mich zu und hockte sich vor mich hin. Er versuchte etwas zu lächeln. " Willst du alleine sein? Ich meine, ich kann es verstehen, wenn das der Fall sein sollte." Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte trotz allem zu lächeln. " Dein Flug geht in drei Stunden." Eric setzte sich fast unauffällig neben mich, folgte meinem Blick, der wieder zur Fensterscheibe glitt. Mein Flug. Ich wollte heute wieder zurück nach Japan fliegen und somit zu den anderen, die ich seit fast einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte. Ich war in den letzten Monaten so beschäftigt gewesen, dass ich sie glatt vergessen hatte, wenn Toshiya und Kyo sich nicht gemeldet hätten. Kyo. Wie es ihm wohl ging? " Ich weiß nicht, ob ich jetzt fliegen soll", lehnte ich mich zurück. " Du solltest gerade jetzt gehen. Du warst lange genug da und die ganzen Dinge hier in Deutschland sind erledigt." Eric hatte zwar leise gesprochen, doch seine Stimme war fest gewesen, so, als dulde er keinen Widerstand. " Hast du dich schon zu Hause angemeldet?" Wieder schüttelte ich nur den Kopf. Das hatte ich vollkommen vergessen. " Und was ist, wenn sie nicht da sein werden. Kyo wird nicht erfreut sein, wenn du in der Nacht allein durch Tokyo fährst." Und ich werde es auch nicht sein, dachte ich mir. Die Angst im Dunkeln hatte ich noch immer nicht überwunden, genauso wenig wie die Albträume von meiner Vergewaltigung. Manchmal in den letzten Monaten erinnerte ich mich gerne an die Zeit zurück, als ich in Kyos Armen eingeschlafen war und schlafen konnte ohne von meiner Vergangenheit verfolgt zu werden. " Sie werden da sein. Und wenn nicht, dann werde ich meinem Vater einen Besuch abstatten. Er weiß sicher noch nichts von allem." " Wollen wir gehen?", stand Eric auf. " Es ist schon spät und die letzten Sachen sind alle schon im Kofferraum verstaut." Eine Weile schaute ich weiter zum Fenster ehe ich Eric ansah und dann aufstand. Zusammen verließen wir das Zimmer. An der Haustür nahm ich meine Jacke an mich. " Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mein Leben in Deutschland hiermit beendet sein soll.", flüsterte ich und warf einen Blick zurück in den dunklen Flur. Es würde das letzte Mal sein, dass ich hier sein würde. " Na, ganz beendet wird es doch hoffentlich nicht sein. Was ist denn mit mir?", meinte Eric gespielt beleidigt, obwohl es ihm schwer fiel. Genauso schwer fiel es mir diese Brise guter Laune aufzunehmen. Ich war zurzeit einfach nicht empfänglich für positive Gefühle. " Nun, komm", nahm Eric mich bei der Hand und führte mich aus der Wohnung. Hinter uns schloss er die Haustür ab und es kam mir vor, als würde ein Kapitel meines Lebens auch einfach so geschlossen werden, obwohl ich es nie gewollt hatte. Man hatte mir diesen Weg aufgezwungen, mich nicht einmal gefragt. " Meldest du dich, wenn du angekommen bist?", legte Eric meine Koffer auf das Gepäckband. Wir standen beide auf dem Airport. In 30 Minuten würde meine Maschine fliegen, über London. " Ich denke daran." Ich nahm Eric in den Arm. " Mach es gut und vergiss mich nicht. Vielleicht schaffst du es ja auch mal nach Japan." " Ich werde es ganz sicher mal schaffen, schließlich möchte ich deinen Bruder mal kennen lernen.", drückte Eric mich. Ich würde ihn vermissen und gleichzeitig würde ich irgendwie froh sein, Deutschland verlassen zu können. Vielleicht, so hoffte ich, würde die Schwere in meinem Herzen wenigstens etwas verschwinden auch, wenn ich nicht recht daran glaubte. Ein letztes Mal winkte ich Eric noch zu, bevor ich durch das Gate schritt und somit das Flugzeug betrat. Es war recht voll und erinnerte mich an meinen ersten Flug nach Japan. Alles kam mir wieder so vor, als würde ich ein vollkommen neues Leben beginnen. Ich nahm meinen Sitzplatz am Fenster ein und schaute beim Abfliegen ein letztes Mal auf den Frankfurter Flughafen. Den Flug von London nach Tokyo verschlief ich mehr oder weniger. Ich hatte seit Wochen nicht mehr ruhig schlafen können. In den Träumen durchlief ich immer wieder Dinge, an die ich nicht erinnert werden wollte. Als das Flugzeug in Tokyo landete, nahm ich meine Sachen an mich und folgte der Menschenmenge aus dem Flugzeug und dem Flughafengebäude heraus, nachdem ich meinen Koffer wieder an mich genommen hatte. Draußen atmete ich einmal tief durch und schaute mich um. Auf eine bestimmte Art und Weise hatte ich das Land vermisst, aber andererseits hatte ich Angst davor, was mir nach 5 Monaten noch bevorstand. Ich ging einige Schritte und kramte dabei mein Handy aus der kleinen Umhängetasche. Ich kämpfte mit mir wen ich nun anrufen sollte. Nach ewigem Hin und Her entschied ich mich für Koji. Mit ihm würde ich erst einmal reden und mir dabei Gedanken machen, wie ich Kyo gegenübertreten würde. Langsam suchte ich die Telefonnummer von ihm im Verzeichnis. Er war sicher schon zu Hause, also versuchte ich es erst da. Lange klingelte es und ich war schon davor aufzulegen, als Koji sich endlich meldete. " Moshi, moshi." " Koji? Ich bin es, Toshua." " Toshua? Du hast dich ja lange nicht mehr gemeldet." Koji klang etwas verschlafen. " Hab ich dich gestört?", setzte ich mich auf eine Bank, die in der Nähe stand. " Nein, schon gut. Ich hatte nur kurz die Augen zugemacht. Kann ich dir bei was helfen?" " Kannst du mich vom Flughafen abholen?" Kurz war es ruhig am anderen Ende. " Was ist mit deinem Bruder?" " Ich... ach, ich... Kannst du mich abholen? Bitte." " Welcher Flughafen?", seufzte Koji. " Narita Airport. " " Okay. Ich mache mich auf den Weg." Mein Vater legte auf und ich tat es ihm nach. Eigentlich hätte ich mir auch ein Taxi nehmen können, aber die Großstadt flößte mir einfach zu viel Angst ein. Ob sich das jemals ändern würde? Lange saß ich da. Mummelte mich in meine Jacke ein und beobachtete die Leute, die an mir vorüber gingen. Trotz der späten Uhrzeit von fast 23:30 Uhr war reger Betrieb am Flughafen. Meine Arbeitsstelle hatte erst vor 3 Tagen angerufen und mir versichert, dass ich in ein paar Tagen weiterarbeiten könnte, wenn ich mich in der Lage dazu fühlen sollte. Ich hatte natürlich zugesagt, denn ich war mir sicher, dass ich jetzt, nach allem, etwas Ablenkung gebrauchen könnte. Am Liebsten wollte ich über die letzten Monate nicht mehr nachdenken. Aber wäre es fair, wäre es fair gegenüber meiner Mutter? Irgendwann musste ich halb weggedöst sein, denn ich erwachte, als mich jemand sanft an der Schulter schüttelte. " Toshua?", vernahm ich die Stimme meines Vaters und schaute dann direkt in seine Augen. Er lächelte leicht, wobei er sich neben mir auf der Bank nieder ließ. " Danke, dass du gekommen bist.", strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. " Schon gut. Lass uns fahren. Es ist etwas kühl hier draußen." Ich spürte die kühle Luft gar nicht richtig. Wahrscheinlich war ich einfach so müde, dass ich gar nichts mehr richtig realisierte. So merkte ich auch nicht wirklich, wie wir bei Koji zu Hause ankamen. Ich war nur noch froh, dass ich im Gästezimmer auf dem Bett liegen und schlafen konnte. Über alles andere wollte ich mir später Gedanken machen und vor Allem über eins: Kyo! Okay, also soviel zum Thema. KEINE Fortsetzung. Ich hatte lange überlegt und hab mir dann gedacht, dass mich es selber interessieren würde, wie es weiter geht. Zudem hab ich hoffentlich einige mit der Fortsetzung glücklich gemacht, besonders meinen größten Fan :-). Wie gut die Fortsetzung ankommt werde ich sehen. Ich hoffe einfach mal, dass die Resonanz gut sein wird. Feedback? Man liest sich. Sayonara stoffel Kapitel 1: Hevioso ------------------ Ein lautes Grollen holte mich aus dem Schlaf. Müde blinzelte ich einige Male ehe ich die Augen öffnete und mich in dem dunklen Gästezimmer meines Vaters wieder fand. Ein weiteres Mal ertönten die merkwürdigen Geräusche und darauf folgte ein helles Aufblitzen. Es schien draußen zu Gewittern. Ich schaute zum Fenster hinüber und musste an meine erste Nacht hier denken. An dem Tag, als ich Kyo kennen lernte sowie den Rest der Band. Wärme breitete sich in meinem Inneren aus, weil ich die Erinnerungen in mir wach rief. Mühsam erhob ich mich vom Bett und lief langsamen zum Fenster hinüber. Da es noch nicht zu regnen begonnen hatte, öffnete ich. Gleich stieg mir der Geruch von dem aufkommenden Nass in die Nase. Es roch herrlich. Nachdem die ersten Tropfen fielen, entschied ich mich, mich auf den Balkon zu setzen, um das Spektakel von dort zu betrachten. Somit schloss ich das Fenster wieder und griff nach meiner Wolljacke, die gleich oben in meiner Reisetasche lag. Dabei fiel mein Blick auf die Uhr, welche auf dem Nachtschränkchen stand. " 4 Uhr.", flüsterte ich. Lange hatte ich nicht geschlafen. Schon seit Langem hatte ich nicht mehr wirklich gut geschlafen und ich sehnte mich regelrecht nach Kyo, da ich wusste, dass ich bei ihm diese Ruhe finden konnte. In mir herrschte im Augenblick einfach das totale Chaos. Ich wusste nicht so recht wohin mit all den Geschehnissen um mich herum, und ich konnte mich nur schwer jemanden anvertrauen und mit ihm über meine Mutter reden. Doch wollte ich das überhaupt? Reden? Auf dem Balkon setzte ich mich auf einen der Klappstühle und schaute zu, wie der Regen in feinen Fäden auf die Welt hinunter fiel. Der Duft von nassem Gehölz stieg mir in die Nase. Ich schloss die Augen und dachte an den letzten strömenden Regen, den ich hier, in Japan, miterlebt hatte. Der Regen in Deutschland war für mich einfach etwas vollkommen anderes. Ich war und bin immer noch stets der Meinung, dass es einfach anders riecht und, dass die Stimmung, die dabei aufkommt eine völlig andere ist. Ich musste bei dem angenehmen Plätschern, welches der Regen verursachte, eingeschlafen sein. " Hey.", hörte ich jemanden neben mir sagen. Langsam öffnete ich meine Augen. Die warme Augustsonne schien mir ins Gesicht und dann erblickte ich Koji, der vor mir hockte. " Du bist wohl hier eingeschlafen, was!? Hast du dir den Regen heute Nacht angeschaut?", lächelte er und half mir auf. Meine Glieder waren steif von der Position, die ich im Stuhl eingenommen hatte. Mich ausgiebig streckend, antwortete ich auf Kojis Frage. " Ich konnte nicht schlafen, also hab ich es genossen mal wieder ein Gewitter mitzuerleben." " Hast du Hunger?", drehte er sich um, während er sich auf den Weg in die Küche machte und ich ihm nach einem kurzen Moment folgte. " Ich könnte einen Kaffee vertragen." Ich gähnte einmal ausgiebig. " Und eine Dusche, denke ich." Gesagt, getan. 5 Minuten später stand ich unter dem warmen Wasserstrahl der Dusche und versuchte wach zu werden. Nach der Dusche zog ich mir meine verschlissene Jeans an und ein schwarzes, langärmeliges Oberteil. Koji saß am Küchentisch und las Zeitung, als ich die Küche betrat. Ich setzte mich schweigend dazu und goss mir was von dem Kaffee ein. " Ich möchte ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber mich würde es ja schon interessieren, warum du scheinbar so mir nichts dir nichts nach Japan aufgebrochen bist und jetzt hier vor mir sitzt.", legte mein Vater die Zeitung zur Seite, lehnte sich leicht nach vorne und schaute mich abwartend ab. " Ich weiß nicht wieso ich mich nicht gemeldet habe. Eigentlich wollte ich ja auch noch gar nicht so wirklich hier sein. Eric hatte nur gemeint, dass es besser wäre, wenn ich wieder zurück fliege.", trank ich einen Schluck, schaute dabei nicht auf. Ich wollte nicht in Kojis Augen sehen und mich dann noch schlechter fühlen, wie ich mich gerade bei dem Gespräch sowieso schon fühlte. " Wie geht es deiner Mutter?" " Nicht gut.", presste ich heraus. Dabei schloss ich meine Augen, versuchte ruhig zu bleiben. Wieso konnte ich nicht einfach mal frei heraus sagen, was mit meiner Mutter wirklich war? Ich wollte doch so sehr, dass die Last leichter werden würde, die ich mit mir herumschleppte. " Du warst lange weg. Immerhin 5 Monate..." " Ich weiß und es tut mir leid, aber es ging nicht anders. Kyo ist sicher enttäuscht von mir, dass... ich mich nie selber gemeldet habe. Aber ich hatte so viel um die Ohren und... und, als Mutter gestorben ist, da musste ich erst einmal zu mir finden..." " Toshua?" Vater legte eine Hand auf meine, die noch immer die Kaffeetasse fest umklammert hielt. Seine Stimme klang leicht brüchig, fast geschockt. " Wieso hast du nichts gesagt... wieso hast du nicht angerufen, als deine Mutter verstorben ist?" Ich konnte nur den Kopf schütteln. Kein Wort kam mehr aus meinem Mund, so als würde irgendetwas meine Gedanken, meinen Kopf blockieren. Koji kam um den Tisch, zog mich dann von dem Stuhl hoch und nahm mich in den Arm, als wolle er mich trösten. Doch ich saß nur steif da. Ich verstand mich nicht selber nicht mehr. Wieso konnte ich einfach nicht weinen, wieso verdammt nicht... es tat doch so weh... ich hatte das Gefühl zu sterben, so sehr schmerzte mein Herz. Ich löste mich von meinem Vater mit einem: " Ich muss Eric anrufen." Tief durchatmend verließ ich die Küche, spürte regelrecht Kojis fragenden Blick auf meinem Rücken und ich konnte nicht verübeln, dass er jetzt irritiert war. Ich schnappte mir das Telefon, das im Flur auf der Kommode stand und ging dann zurück in mein Zimmer. Dort ließ ich hinter mir die Tür ins Schloss fallen, wählte auf dem Weg zum Fensterbrett, auf dem ich mich nieder ließ, die Nummer von Eric. " Ja?", meldete dieser sich schon nach dem zweiten Klingeln. " Ich dachte schon fast, du wärst noch auf der Arbeit." " Toshua! Und, gut angekommen?" " Mein Vater hat mich vom Flughafen abgeholt.", flüsterte ich schon fast. " Hast du Kyo schon gesehen?" " Nein...Ich bin noch nicht bereit. Er wird meine Entscheidung, die ich getroffen habe, nicht verstehen." Ich hörte Eric am anderen Ende einmal tief durchatmen. " Weiß dein Vater es?" " Ich hab es ihm gerade gesagt." " Und?" " Ich will nicht darüber sprechen, Eric." " Geht klar!", kam prompt die Antwort. " Geht es dir gut?" Erics Frage war so leise gestellt, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen. " Den Umständen entsprechend. Ich brauch erst einmal Zeit für mich... und Kyo." " Du musst dennoch noch mal bei der Versicherung deiner Mutter anrufen, die haben sich schon wieder per Brief gemeldet, dass irgendwas nicht klar ist. Angeblich." Ich seufzte. Lange hielt ich den ganzen Stress mit diesem Papierkram nicht mehr aus. Ich wollte nicht mehr von einem Amt zum nächsten rennen und jedem erzählen müssen, dass meine Mutter gestorben ist. Eric und ich sprachen letztendlich nur noch über belanglose Dinge, wie mir schien. Er versuchte wahrscheinlich mich so von allem etwas abzulenken, damit ich wieder nach vorne sah. Zumindest hatte es ein wenig am Ende Erfolg, denn ich fühlte mich besser, nach dem Gespräch. Mit einem weichen Lächeln legte ich den Telefonhörer wieder auf die Ladestation im Flur. Irgendwie wünschte ich mir Eric nach Japan. Seine Anwesenheit würde mir sicherlich einiges leichter machen. Aber ich musste nun lernen, mit der Erinnerung klar zu kommen und da half es mir nicht, wenn ich einen Babysitter hatte. Ich war bis jetzt immer ganz gut allein zu Recht gekommen. Leute, die mir unter die Arme griffen, hatte ich noch nie akzeptiert und es würde sich nach dem Tod meiner Mutter gewiss auch nicht ändern. Mir hatte früher auch keiner geholfen, wenn ich Probleme und Sorgen hatte, wieso also jetzt? Jetzt brauchte ich erst Recht keine Hilfe. " Was hast du jetzt vor?", holte mein Vater mich aus meinen Gedanken. Er stand im Türrahmen des Wohnzimmers und lächelte aufmunternd. Genau das, was ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte. " Weiß nicht.", ignorierte ich die Mitleidstour. " Ich werde den Tag heute ruhig angehen lassen und mir morgen eine Wohnung suchen." " Was ist mit Kyo? Du kannst sicher weiter bei ihm wohnen." " Ich brauche Abstand und das vor allem vor Kyo. Mit ihm in einer Wohnung zu wohnen... das kann ich jetzt nicht.", verschränkte ich meine Arme. Koji seufzte. " Du machst dir das Leben selber schwer." " Nein. Ihr macht es mir schwer. Ich hätte es dir nicht erzählen sollen. Verschont mich bloß mit jeglichem Mitleid.", machte ich kehrt und ging in mein Zimmer zurück. Dass Koji noch nach mir rief, ignorierte ich einfach, ließ die Tür ins Schloss fallen. " Fuck!", legte ich mich auf das Bett. Ich hätte bleiben sollen, wo ich gewesen war. Jetzt war es zu spät. Ich war hier und musste mich meinem Leben stellen. Zum zweiten -und sicher auch nicht letztem- Mal. Ich war wohl auf meinem Bett eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, war es dunkel im Zimmer. Ich richtete mich auf und rieb meine Augen ehe ich mich erhob. Langsam schlich ich zum Lichtschalter hinüber, um das Licht einzuschalten. Nur eine Sekunde darauf, bereute ich es schon, als das grelle Licht mir in die Augen stach. Mich langsam an die Helligkeit gewöhnend, ging ich auf meine Reisetasche zu und fing an nach etwas zu suchen. Lange musste ich jedoch nicht danach kramen. Meine Zeichenmappe war noch immer mein Ein und Alles. Sie hatte nicht viele neue Zeichnungen dazu gewonnen. Dafür eine ganz Besondere. Langsam öffnete ich die Mappe und strich vorsichtig über die Kohlezeichnung, die gleich oben auf lag. Sie zeigte Kyo, wie er schlief. Es war meine letzte Erinnerung an ihn gewesen, als ich damals gegangen war. Als er so friedlich im Schlafzimmer auf dem Bett gelegen hatte, nach unserer wunderschönen Nacht. An dem Abend, an dem das Bild entstanden war, war meine Mutter gestorben und gleichzeitig hatte ich mich beim Malen für eine Weile von Kyo verabschiedet. Auf meine Art und Weise. Eine Art und Weise, die wohl nur ich verstand. Ich legte die Mappe zur Seite und holte dann ein neues weißes Blatt aus meinem Block, nahm die Kohlestifte an mich. Ehe ich mich jedoch damit zum Fensterbrett begab, um mich darauf nieder zu lassen, griff ich noch nach meinen mp3-Player, um the69eyes an zu machen. Bei dieser Band fielen mir meist einfach die besten Bildmotive ein. Und ohne groß nachzudenken, fing ich somit an zu zeichnen. Dabei merkte ich kaum, wie die Zeit verging. Erst, als ich gähnte, warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war 23 Uhr und mein Magen knurrte. Koji hatte sich die ganze Zeit nicht einmal blicken lassen. Dafür machte ich mich auf den Weg in die Küche. Auf den Weg dorthin fand ich meinen Vater im Wohnzimmer über ein paar Akten gebeugt. Workaholic! " Du arbeitest noch immer so viel, oder?", lehnte ich mich an den Türrahmen der Tür, die von der Küche ins Wohnzimmer führte. Ich war immer noch verwundert, wie westlich mein Vater eigentlich wohnte. " Manche Dinge erledigen sich halt nicht von selbst.", blickte dieser kurz auf. " Nein, leider nicht.", drehte ich mich um und widmete mich dem Essen machen. Da ich mir nur ein Brot schmierte, war ich recht schnell fertig und ließ mich dann mit dem Essen neben meinem Vater auf das Sofa sinken. Eine Weile herrschte Schweigen, bis Koji sich seufzend zurück lehnte. " Du willst nicht darüber reden, oder?", schaute er mich an. Ich hielt seinen Blick stand, wobei ich ein klares: " Nein!", äußerte. Damit waren für mich die Fronten geklärt und ich war auch froh, dass mein Vater nicht weiter darauf einging. Es war wirklich besser so. Nicht nur für ihn, sondern auch für mich. yap, das war´s mal wieder. sorry, dass das kapi so kurz is, aber ich verspreche, dass das nächste viiiiiiiiel länger werden wird. ich hab ja jetzt nix mehr mit schule am hut, als kann ich die zeit ausgiebig zum story schreiben verwenden. nen dicken fetten dank an alle kommi schreiber. freut mich, dass die resonanz so groß is. ( wieso erinnert mich das wort resonanz gerade an diru und konzi?...egal) würde mich auf jeden fall auf feedback freuen!!! man liest sich baibai stoffel p.s. an mantelkralle: *knuddel* danke für´s betalesen Kapitel 2: That's what it is, don't be afraid of ------------------------------------------------ Mein, für mich, offiziell erster Tag, begann damit, dass ich mir eine Wohnung suchte. Koji war schon recht früh zur Arbeit gefahren. Somit war ich allein in der Wohnung. Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt hatte, duschte ich. Bei einem Spaziergang durch die Stadt nahm ich mir vor, noch schnell bei einem Tabakladen vorbei zu gehen und einige Zeitungen mitzunehmen. Ich war immerhin auf Wohnungssuche. Ich wusste, von meinem letzten Aufenthalt in Japan, dass es schwer war in Tokyo eine Wohnung zu finden, aber ich hatte Hoffnung, dass ich dennoch fündig werden würde. Nachdem ich die Zeitungen mitgenommen hatte, machte ich noch einen Abstecher zu einem Sushiladen, da mein Magen knurrte. Ich musste etwas darüber grinsen und es tat gut, dass ich nach all den Wochen und Monaten wieder etwas für mich war, nur für mich. Ich brauchte diesen Abstand. Die ganze Zeit hatten mich jegliche Leute genervt, ich musste von einem Amt zum nächsten Rennen, um meine Mutter ,abzumelden'. Hätte Eric mir nicht geholfen, wäre ich wohl das ein oder andere Mal wirklich ausgerastet. Als ich mein Sushi hatte, ging ich wieder zurück nach Hause. Dass mein Vater schon wieder da war, glaubte ich eher weniger. Er schien in der letzten Zeit wieder recht viel zu tun zu haben und ich freute mich, dass es in der Firma so gut lief. Mir fehlte mein Job und deshalb würde ich heute noch anrufen und meinem Chef mitteilen, dass ich mich wieder befähigt fühlte zu arbeiten. Abwechslung hatte mir schon immer gut getan und ich wusste aus Erfahrung, dass komplizierte Lebenslagen so mit der Zeit leichter wurden. Zuhause angekommen, schloss ich die Tür auf. Wie schon sooft, fehlte mir Fly, die mich sonst immer an der Tür begrüßte. Laut Toshiya sollte es meiner Hundedame jedoch recht gut gehen. Fly musste das ein oder andere Mal mit ihnen unterwegs gewesen sein, denn es existierten Bilder, wo immer irgendein Mitglied Dir en grey's mit Fly zu sehen war. Das Bild von Kyo und ihr lag in meinem Zeichenhefter. Einige Male wollte ich es schon zeichnen, hörte aber immer wieder auf, wenn ich nur einen Stift in die Hand nahm. Vielleicht sollte es ja etwas bedeuten, dass ich das Bild nicht malen konnte. Ich machte mich, nachdem ich meine Schuhe losgeworden war, auf den Weg in die Küche. Dort setzte ich mich auf einen der Stühle, packte das Sushi aus und begann die Zeitungen auf Anzeigen zu durchforsten. Die Zeit verging rasend und ich hatte gerade mal 3 Wohnungen gefunden, die mir zusagten, als mein Blick auf eine spezielle Anzeige fiel. Die Wohnung kannte ich doch. Das war genau dieselbe, in die ich einziehen wollte, bevor ich mich entschied bei Kyo zu wohnen. Ich konnte es kaum glauben. Entschlossen, den Vermieter sofort anzurufen, sprang ich auf, nahm noch eine Sushirolle mit und ging das Telefon holen. Wenn die Sache so einfach war, dann würde ich zugreifen. Die Wohnung war wirklich toll gewesen. Totchi und ich hatten sie uns zusammen angeschaut und ich war einfach nur sprachlos gewesen. Der Preis war angenehm gewesen und für mich allein reichte die Quadratmeteranzahl alle Male aus. Gerade die Hand nach dem Telefon greifend, fing es an zu klingeln. Vor Schreck schnellte meine Hand ans Herz. Der Ton dieses Telefons würde mich noch ins Grab bringen. Das Telefon anstarrend, überlegte ich fieberhaft, ob ich rangehen sollte. Vielleicht war es wichtig. Aber auf der anderen Seite: wenn ich nicht da wäre, dann hätte derjenige Koji auch nicht erreicht. Außerdem hatte ich wahrlich keine Lust, Kyo an der Strippe zu haben. Somit wartete ich mit klopfendem Herzen bis es aufgehört hatte zu klingeln, noch ehe der Anrufbeantworter anging. Die Stille, die den Raum darauf füllte, war ungewöhnlich beängstigend. Ich atmete noch einmal tief durch und nahm dann das Telefon an mich. Mit dem Hörer bewaffnet, ging ich zurück in die Küche und rief den Vermieter an. Zu meinem Glück war die Wohnung tatsächlich noch frei und der Vermieter war erfreut zu hören, dass ich sie mir noch mal anschauen wollte. Also machten wir einen Termin für den nächsten Tag aus. Ich hoffte, dass alles glatt gehen würde und schrieb auf den Rand der Zeitung die Uhrzeit und das Datum vom Folgetag auf. Dann verabschiedete ich mich. Ich war mir sicher, dass, wenn ich die Wohnung morgen bekommen würde, dann würde ich sofort losziehen und meine Sachen von Kyo holen. Wie genau ich das anstellen wollte, darüber wollte ich mir im Augenblick noch keine ernsthaften Gedanken machen. Letztendlich hatte ich ja noch nichts in der Hand und die Unterkunft bei Koji tat es auch für eine Weile. Noch die anderen Vermieter anrufend, machte ich mir einen Kaffee. Den einen oder anderen der Anbietenden konnte ich nicht erreichen, also würde ich es später noch einmal versuchen müssen. Na ja, wenn es weiter nichts war. Gegen 18 Uhr kam Koji nach Hause. Ich war gerade dabei die Zeitungen zusammen zu packen, als er in der Küche erschien. " Abend!", blieb er im Türrahmen stehen. " Abend.", grüßte ich zurück, faltete die Zeitungen zusammen. " Wie war dein Tag?", mein Vater sah erschöpft aus. Müde rieb er sich die Augen, lächelte aber. " Ich hab mich etwas nach einer Wohnung umgehört. Scheint diesmal ganz gut auszusehen. Kannst du dich noch an die Wohnung erinnern, in welche ich damals erst einziehen wollte?" Koji nickte und ging zur Kaffeemaschine hinüber, um sich einen Kaffee zu nehmen. "Die in der Nähe von Shinjuku?" " Ja. Ich hab heute da angerufen. Sie ist immer noch frei." " Und?", drehte Koji sich zu mir um, lehnte sich an die Arbeitsplatte. " Nimmst du sie?" " Ich denke, ich wäre wirklich blöd, wenn ich es nicht täte. Die Lage ist bombastisch, die Wohnung selbst ist toll und der Preis stimmt.", setzte ich mich auf einen der Stühle. Mir entging jedoch Kojis zweifelnder Blick nicht. " Okay! Los, raus damit. Was passt dir nicht?" " Was ist mit Kyo!? Willst du meinen Sohn einfach so, mir nichts dir nichts, stehen lassen? Er hat ein Gespräch wirklich verdient. Meinst du nicht?" Ich seufzte, lehnte mich zurück. " Er wird sein Gespräch schon bekommen. Aber nicht jetzt. Entweder er akzeptiert meine Entscheidung oder er muss damit leben, es nicht zu können." Koji schüttelte den Kopf, lachte kurz auf. " Wie kann man so kaltherzig sein?", schaute er mich böse an. " Weißt du, was du ihm antust? Ich dachte, dass du ihn liebst." " Ich hab nie behauptet, dass es nicht so wäre." " Dann verstehe ich nicht, was du da tust." " Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es irgendjemand überhaupt versteht.", meinte ich nur und stand auf, nahm die Zeitungen mit mir. Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, donnerte Kojis Stimme hinter mir her. " Bleib gefälligst hier!! Du bist noch immer meine Tochter und ich hab sehr wohl das Recht dir meine Meinung zu sagen. Behandle mich nicht wie den letzten Dreck. Ich bin dein Vater. Verdammt!" Ich blieb im Türrahmen stehen, drehte mich um. Ich war wütend. Wirklich, so hatte selbst meine Mutter noch nie mit mir gesprochen, auch, wenn wir schon so einige Meinungsverschiedenheiten hatten. " Nur, weil du mein Vater bist, kannst du mir nicht vorschreiben, wie ich mein Leben leben soll. Scheiß auf Kyo, es interessiert mich nicht, was er dazu sagen wird!", schrie ich zurück. Sollten sie mich endlich in Ruhe lassen. " Du hast dich doch in meiner ganzen Kindheit auch nicht um mich gekümmert. Wieso sollte ich jetzt akzeptieren, dass du was zu sagen hast? Lass mich bloß in Ruhe- Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!!!", brüllte ich, machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür hinter mir zu, nachdem ich das Zimmer betreten hatte. Drinnen begann ich meine Sachen zusammen zu packen, alles in die Taschen zu stopfen. " Toshua!", kam mein Vater ins Zimmer. " Was gedenkst du jetzt zu erreichen? Willst du einfach abhauen?" " Ja, genau das werde ich tun. Das wird vermutlich das Beste sein.", schaute ich nicht auf, packte weiter. " Das ist Irrsinn. Du kannst doch nicht wegen einem Streit weglaufen.", kam er näher. Man merkte, dass er versuchte ruhig zu bleiben, doch seine Stimme bebte. " Es ist schon mehr als ein Streit, Koji.", blickte ich ihn kurz an, ehe ich meinen Zeichenhefter an mich nahm und einpackte. " Ich hätte niemals in euer Leben treten sollen- und schon gar nicht in Kyos." Die Sachen gepackt, nahm ich alles an mich und ging zur Haustür. " Tu das nicht, Toshua. Es ist wirklich keine Lösung." " Vielleicht nicht für dich, aber es ist meine Lösung.", sagte ich nur und warf die Reisetasche über die Schulter. Ich schaute Koji noch einmal an, der völlig aufgelöst da stand. " Tut mir leid.", flüsterte ich, drehte mich um und verließ die Wohnung. Hinter mir fiel die Tür krachend ins Schloss. " Kuso!", fluchte ich und spürte, wie Reue in mir aufstieg. ,Nein!', sagte ich mir. Ich würde ganz gewiss nicht nachgeben. Ich musste erst einmal weg von hier. Schnellen Schrittes, ging ich die Treppen hinunter, rannte schon förmlich. Draußen angekommen, schaute ich mich um. Und jetzt? Wo sollte ich nun hin? Erst einmal würde ich nach Tokyo fahren. Mit diesem Ziel machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Tasche wurde mir schon nach einigen Metern zu schwer, aber dennoch war ich nicht gewillt stehen zu bleiben. Stillstand war das Schlimmste, was einem im Leben passieren konnte und mein Leben war dabei genau das zu tun... stillzustehen. Im Zug nach Tokyo schaute ich aus dem Fenster, überlegte, was ich nun tun würde. Der Streit zwischen Koji und mir lief immer wieder vor meinem geistigen Auge ab. Sicher war ich hart zu ihm gewesen. Er wollte ja immerhin nur verstehen, was los war. Aber ich war nicht in der Lage auch nur irgendjemanden zu verstehen zu geben, was für ein Chaos in mir herrschte. Ich brauchte Zeit für mich, musste mich sammeln und das konnte ich ganz sicher nicht, wenn irgendjemand versuchte mir in meine Entscheidungen reinzureden. Was auch immer passieren würde in der Zukunft, ich war mir sicher, dass, egal wer es war, jemand mich irgendwann verstehen würde. Doch jetzt war noch nicht die Zeit dafür. Als der Zug nach einer halben Ewigkeit in Tokyo hielt, machte ich mich sofort auf den Weg den Bahnhof zu verlassen. Die Menschenmassen taten gerade gut daran mich zu erdrücken. Ich wünschte mir regelrecht die Ruhe wieder, die ich hatte, wenn ich stundenlang am Totenbett meiner Mutter gesessen und ihrem flachen Atem gelauscht hatte. Vom Bahnhof aus machte ich mich auf den Weg zu einem kleinen Park, setzte mich auf eine Bank und war froh, dass ich die schwere Reisetasche abstellen konnte. Mich sammelnd, lehnte ich mich zurück, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. So hatte ich mir meine Ankunft in Japan wahrlich nicht vorgestellt. Ich hatte gehofft, dass Koji mich verstehen würde. Dass er verstand, dass ich erst einmal Ruhe für mich selbst haben musste. Schließlich hatte ich Monate damit zu kämpfen gehabt, zu verstehen, dass meine Mutter sterben würde. Als ich in Deutschland ankam und mich auf dem Weg ins Krankenhaus machte, hatte ich noch Hoffnung gehabt, dass alles schlimmer aussehen würde, als es war. Doch mir wurde recht schnell vor Augen geführt, wie schlecht es wirklich um meine Mutter stand. Ich musste regelrecht miterleben, wie das Herz meiner Mutter öfters stehen blieb. All die Fragen der Ärzte, ob ich mir sicher war, dass sie meine Mutter wieder beleben sollten. Und immer wieder hatte ich zugestimmt, wollte sie nicht aufgeben, auch wenn der Krebs sich schon durch ihren halben Körper gefressen hatte, das Gehirn geschädigt hatte. Wieso hatte meine Mutter nie etwas gesagt? Die Ärzte meinten doch, dass sie schon Jahre davon wusste. Ich hasste sie dafür. Dafür, dass sie mich angelogen hatte, dass sie mich einfach nach Japan hatte gehen lassen ohne ein Wort darüber zu verlieren. Einen Tag vor ihrem Tod hatte ich sie angeschrieen, ihr Vorwürfe gemacht, dass sie nie für mich da gewesen war, immer nur ihre Karriere im Kopf gehabt und ihre Tochter wie den letzten Dreck behandelt hatte. Ich hatte sie niedergemacht, hatte ihr ihre schlechten Eigenschaften vorgehalten, als würde sie nur solche besitzen, hatte meiner Wut über ihr Schweigen endlich Luft gemacht. Am nächsten Morgen war sie gestorben. Ohne Vorwarnung, ohne ein Wort des Abschieds. " Ich hasse dich!", flüsterte ich. Wie konnte sie mir das nur antun? Ich spürte, wie sich mein Herz verkrampfte, ich den Drang hatte die Wut und Verzweiflung heraus zu schreien, aber es ging nicht. Kein weiteres Wort kam über meine Lippen, keine einzige Träne verließ meine Augen. Ich rappelte mich wieder von der Bank auf, schaute mich um. Eine Weile beobachtete ich die Leute, bevor ich nach meinem Handy griff. Ich musste mir eine Unterkunft für die Nacht suchen. Im Adressbuch suchte ich nach Shos Handynummer, schaute auf diese, als ich sie gefunden hatte. Ich zögerte. Ich rang mit mir, ob ich hier wirklich das Richtige tat. Vielleicht sollte ich mir doch lieber ein Hotelzimmer suchen. Was, wenn ich mit Sho als Wahl genauso falsch lag, wie mit meinem Vater. Ich hatte wirklich nicht die Lust, dass mir noch jemand vorhielt, was ich zu tun und zu denken hatte. Doch der Gedanke an ein Hotelzimmer behagte mir noch weniger. Somit rief ich letztlich doch Sho an und hoffte, dass er zuhause war. " Yoshiwara.", meldete Sho sich, erst nach den sechsten Klingeln. " Sho? Ich bin's, Toshua.", hatte ich Mühe zu reden. Ich war mir noch immer nicht so sicher, ob ich richtig handelte. " Toshua! Schön dich zu hören. Bist du wieder zurück?" Sho war wirklich erfreut meine Stimme zu hören. " So in etwa. Anou... ich wollte eigentlich nur fragen, ob du noch ein Bett frei hast." Sho sagte erst nichts. " Sicher... wieso nicht? Willst... willst du nicht zu Kyo fahren?" " Okay, dann komm ich vorbei. Arbeitest du noch?", ignorierte ich seine Frage einfach. " Ja, hab gerade Pause. Du hast also echt Glück gehabt. Wann kommst du vorbei? Dann gebe ich dir den Schlüssel, muss nämlich noch bis 22 Uhr arbeiten." " Ist in Ordnung. Ich bin in der Nähe. Bis dann." " Baibai.", legte Sho auf. Mir war klar, dass er Fragen hatte, aber ich hoffte, dass Sho nicht fragen würde. Das Handy wieder zurück in die Tasche packend, nahm ich meine Tasche wieder an mich, machte mich auf den Weg zurück zum Bahnhof. Ich war nur einige Stationen vom Narita Airport entfernt. Somit war ich auch nach kürzester Zeit da. Die Treppen des Lotsencenters hinaufsteigend, hatte ich das Gefühl, dass meine Schulter schon taub, vom Gewicht der Tasche, war. Kurz vor dem Raum des Lotsencenters wurde ich von einem Security aufgehalten, der meinen Ausweis forderte. Stöhnend ließ ich die schwere Reisetasche zu Boden sinken und begann dann nach meinem Portemonnaie zu kramen, wo sich mein Zugangsausweis befand. Seit dem 11.September 2001 waren die Zugangsberechtigungs-Gesetze verschärft worden. Der Security nickte, als ich ihm den Ausweis reichte. Danach unterschrieb ich, dass ich da war und konnte dann das Center einen Stockwerk höher betreten. Ich hatte Mühe die schwere Stahltür zu öffnen und hätte dabei beinahe meine Tasche fallen lassen, doch ich schaffte es. Das Center war voll. Ich fühlte mich sofort wohl, als ich die bekannten Gesichter sah. Einige meiner Kollegen begrüßten mich, als sie mich sahen. Ich grüßte nickend zurück, ließ dann beim Eingang meine Tasche stehen. Mit einem Blick durch den großen Raum voll mit Monitoren, suchte ich nach Sho. Er saß weiter hinten neben Mie, meiner zweiten Lotsenkollegin. Zu dritt waren wir für den östlichen Bereich Japans zuständig. Ich schritt auf die beiden zu und warf einen Blick über Shos Schulter auf den Bildschirm. Es war nicht gerade viel los. " Na, Langeweile?", machte ich mich bemerkbar. Sho drehte sich ruckartig um und lächelte dann, als er mich sah. " Toshua!!! Schön dich zu sehen.", umarmte er mich. " Nein, es ist wahrlich nichts los. Die Rushhour ist seit einer Stunde vorüber." " Das begründet deine Pause vorhin.", zog ich mir einen Stuhl heran und setzte mich zwischen Sho und Mie. Sie begrüßte mich ebenfalls und wandte sich dann wieder dem Monitor und Piloten zu. " Ich hätte nicht gedacht, dass du so unverhofft auftauchst.", meinte Sho zu meiner Linken, während er die Flugstreifen beschrieb. " Ich bin schon seit ein paar Tagen wieder da." " Und da suchst du jetzt eine Unterkunft!?" " Ich war bei meinem Vater in Kyoto gewesen, bis ich den Drang verspürte dort wieder zu verschwinden.", schaute ich mich im Center um. " Ich liege wohl richtig, wenn ich sage, dass ich besser nicht nachfragen werde." "Liegst du.", nickte ich und Sho lächelte. " Gut. Willst du gleich in meine Wohnung oder möchtest du noch ein bisschen hier bleiben." " Mmh, ich denke ich warte bis du Schluss hast. Ich hab das alles hier etwas vermisst.", lehnte ich mich zurück, beobachtete, wie die beiden ihre Arbeit verrichteten. " Kann ich mir vorstellen.", war alles was Sho sagte und ich war ihm auch unheimlich dankbar, dass er mir keine Fragen stellte. Die Zeit bis zu Shos Dienstschluss verging reichlich schnell, zu meiner Verwunderung. Zusammen machten wir uns dann auf den Weg zu ihm. Die ganze Zeit über sprachen wir kein Wort. Sho schaute zwar gelegentlich zu mir hinüber, als ich im Auto neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, doch ich ignorierte die fragenden Blicke von der rechten Seite. Erst als wir angekommen waren und ich mich erschöpft auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder ließ, sagte auch Sho wieder was. " Du kannst im Wohnzimmer schlafen. Ich hab morgen frei, also wunder dich nicht, wenn ich etwas länger schlafe.", drückte er mir ein Glas Wasser in die Hand. " Geht klar." Mir war alles recht, solange ich keine Fragen gestellt bekam, doch ich musste nicht lange darauf warten, bis Sho dann doch loslegte. " Wieso kommst du zu mir. Was ist mit Kyo?" Ich schaute Sho, der neben mir auf der Couch saß, daraufhin genervt an. " Keine Kyo-Fragen?" Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. Ich schüttelte den Kopf und schaute dann aus dem Fenster. Draußen herrschte pure Dunkelheit. Es war immerhin auch schon fast 23 Uhr. " Okay, akzeptiert. Dann geh ich mal davon aus, dass ich allgemein keine Fragen stellen soll?" Wieder schüttelte ich den Kopf, blickte dann zu Sho, der auf das Glas in seinen Hände blickte. " Sho, ich..." " Schon gut. Ich hab kein Problem damit. Aber du weißt, dass du zu mir kommen kannst, wenn dich etwas bedrückt!" " Sicher." " Gut. Dann schlage ich mal vor, dass wir jetzt ins Bett gehen.", stand er auf, stellte sein Glas auf den Wohnzimmertisch. " Guter Vorschlag.", stimmte ich zu. " Ich mache nur gute Vorschläge.", grinste Sho, machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. " Du solltest dich nicht übernehmen. Wer hoch steigt, fällt auch tief.", rief ich ihm nach. " Dann kann ich nur hoffen, dass ich weich lande, oder?", kam er wieder mit einer Bettdecke und einem Kissen in der Hand. Ich stellte mein Glas neben seines und nahm ihm dann das Bettzeug ab, um das Sofa herzurichten. Sho half mir dabei. Dann gingen wir beide nacheinander ins Bad. Als ich wieder raus kam, saß Sho im Wohnzimmer auf dem provisorisch hergerichteten Bett und starrte aus dem Fenster. " An was denkst du?", schlich ich mich von hinten an und legte über die Rückenlehne des Sofas meine Arme um ihn. " Es ist so, als wärst du gar nicht weg gewesen, aber dennoch hast du dich verändert." " Menschen verändern sich, Sho. So ist der Lauf der Dinge.", ließ ich ihn los, ging ums Sofa herum, um mich neben ihn fallen zu lassen. " Ich will nicht, dass sich alles ändert.", meinte er nach einer Weile leise. " Stillstand heißt Tod. Keiner sollte stehen bleiben.", kuschelte ich mich in die warme Daunendecke. Sho schaute mich an und lächelte leicht. " Wir haben dich wirklich vermisst.", strich er mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr, ließ seine Hand auf meiner Wange ruhen. Ich erwiderte seinen Blick, legte dann meine Hand auf seine. " Ich bin wieder da." " Ich weiß.", flüsterte Sho, rutschte näher. Ich zuckte kurz zusammen, als ich plötzlich seine Lippen auf den meinen spürte. Doch ehe ich reagieren konnte, waren sie auch schon wieder fort. " Sho?", fragte ich irritiert. Wieso tat er das? Was war los? " Nichts.", meinte er auf meine unausgesprochene Frage hin, lehnte sich zurück und schaute betreten auf seine Hände, die nun mit dem Saum des Kissens spielten. " Hey.", rückte ich näher, was mich schon etwas Mut kostete. Anderen Menschen nahe zu sein, war noch immer nicht so ganz meine Stärke, auch, wenn es sich nach der Beziehung mit Kyo schon sehr gebessert hatte. Ich zog Sho am Oberarm zu mir, nahm ihn in die Arme. Dieser vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. " Ihr habt mir auch gefehlt.", meinte ich nach langem Schweigen. Sho nickte, machte so deutlich, dass er mich verstanden hatte. Eine halbe Ewigkeit saßen wir da, bis mir die Augen zufielen und ich in einem festen Schlaf versank. Langsam erwachte ich aus meinem Schlaf. Mein Rücken schmerzte, als ich mich regte. Zudem war mir höllisch warm. Verschlafen öffnete ich meine Augen und stöhnte, als mein Blick genau auf die Sonne traf, die zum Fenster hinein schien. Sofort kniff ich die Augen wieder zusammen und wollte schützend meinen Arm darüber legen, als ich spürte, dass etwas schwer darauf lag. Ich wandte meinen Kopf in diese Richtung und startete den zweiten Versuch meine Augen zu öffnen. Mein Blick fiel auf einen schwarzen Haarschopf. " Sho.", kam es von meinen Lippen gehaucht. Er lag dicht an mich gekuschelt, was die Wärme begründete. Sein Kopf lag auf meinem Arm, während sein Arm um meine Taille geschlungen war. Der Anblick schnürte mir im ersten Moment regelrecht die Luftzufuhr ab. Ich zwang mich zur Ruhe, versuchte nicht an der Nähe des anderen zu ersticken. Nach einigen Minuten gelang es mir auch etwas befreiter zu atmen. Ich schluckte schwer. Diese Art von Anfällen hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr gehabt. Ich hatte Angst, dass sie wieder stärker und häufiger werden würden. Sho regte sich kurz, wachte aber nicht auf. Es sah niedlich aus, wie er so da lag, aber ich spürte, dass es nicht dasselbe war, wie bei Kyo. Seine Haare lagen kreuz und quer, verdeckten teilweise sein hübsches Gesicht. Ich erinnerte mich an Kyos Eifersuchtsszenen bezüglich Sho. Wenn ich meinen Freund neben mir länger betrachtete, dann konnte ich es sogar etwas nachvollziehen. Dennoch war es wirklich von Anfang an unbegründet gewesen. Ich hatte nie etwas von Sho gewollt und umgekehrt genauso. Oder? Sho wollte doch etwas von Toshiya. Apropos Toshiya! Ob sich was zwischen den beiden anbahnte? Totchi hatte zwar das ein oder andere Mal erwähnt, dass er und Sho was unternommen hatten, doch es klang eher weniger so, als ob er was Ernsteres mit ihm hätte. Gedankenversunken strich ich Sho einige Haare aus dem Gesicht. Sehnte mich aber tief in meinem Inneren nach Kyo. Doch es war vorbei. Ich würde es nie wieder zu lassen, dass Kyo und ich uns so nahe kommen würden. " Es ist besser so.", flüsterte ich. Ich könnte es nicht ertragen. Eine Weile beobachtete ich noch dieses friedlich schlafende Gesicht, als ich bemerkte, wie Shos Hand sich an meiner Taille bewegte, kurz darauf schlug er verschlafen die Augen auf. Ich lächelte leicht und fühlte mich seit Langem mal wieder etwas erleichtert und, glücklich würde ich nicht sagen, aber vielleicht wohl. " Morgen.", meinte Sho verschlafen. Ich schaute ihn nur an. " Haben wir echt zusammen auf dieser Couch geschlafen?", rieb er sich über die Augen. " Wenn ich meinem Rücken glauben schenken darf, dann schon.", zog ich meinen Arm unter Sho hervor und streckte mich, so gut es ging. Sho tat es mir gleich, gähnte ausgiebig. " Oh, man. Ich bin leicht geplättet." " Kannst ja noch etwas schlafen. Aber ich hab noch einen Termin mit einem Vermieter und der ist in nicht mal mehr anderthalb Stunden.", richtete ich mich auf und streckte mich noch einmal kräftig. Dann stand ich auf, blickte auf Sho hinunter, der sich ins Kissen kuschelte. "Tu das, geh zu deinem Vermieter. Ich werde schlafen.", nuschelte er. " Werd ich auch.", ging ich Richtung Bad. Dort warf ich einen Blick in den Spiegel. Ich sah nicht unbedingt erholt aus, aber ich fühlte mich nicht mehr ganz so erschöpft wie am Vortag und die Tage davor. Den Wasserhahn aufdrehend, wusch ich mir mein Gesicht und putzte mir die Zähne bevor ich mich unter die Dusche stellte und versuchte mich so wach zu bekommen. Es zeigte zu meiner Verwunderung auch Wirkung. Nach der Dusche zog ich mich an, tapste dann in die Küche, um etwas zu essen und zu trinken. Als ich mit Allem dann soweit fertig war, hatte ich noch 45 Minuten Zeit. Das würde ich gut schaffen, stellte ich fest. Im Flur zog ich mir die Schuhe an und schnappte mir eine leichte Jacke. Sho schlief schon wieder, also störte ich ihn nicht und nahm einen Zweitschlüssel mit. Draußen empfing mich ein angenehmer Wind. Ich genoss die warmen Sonnenstrahlen und machte mich auf den Weg zu meinem Termin. Etwas früher kam ich dort an. Der Vermieter war schon da und freute sich, dass ich gekommen war. Da ich die Wohnung schon kannte, ging die Besichtigung recht flott und ich sagte ebenso schnell zu. Den Vertrag in der Hand und bereit den nächsten Schritt zu tun, fuhr ich zurück zu Shos Wohnung. Als ich dort ankam, war Sho endlich aufgestanden. Er kam gerade, nur mit einem Handtuch bekleidet, aus dem Bad und trocknete sich die nassen Haare ab. " Du bist schon zurück?", wandte er sich Richtung Schlafzimmer, verschwand dort, um sich anzuziehen. " Schon ist gut.", rief ich ihm zu, als ich in die Küche ging, um mir etwas zum Trinken aus dem Kühlschrank zu holen. " Ich war immerhin fast 3 Stunden weg.", trank ich etwas aus der Flasche. " Ich hätte gedacht, dass es länger dauert. Und, hat es dir zugesagt?", tauchte er ebenfalls in der Küche auf, nahm sich auch etwas zum Trinken aus dem Kühlschrank und dann zwei Gläser aus dem Schrank. Eines stellte er mir hin, schien wohl nicht gerade begeistert zu sein, dass ich aus der Flasche trank. " Ja, ich habe unterschrieben. Kann die Wohnung sofort haben.", goss ich was von der Flasche in mein Glas. " Klingt gut. Wann willst du einziehen?" Ich sah ganz deutlich Shos skeptischen Blick und mir war klar, dass ihm eine ganz bestimmte Frage auf der Zunge brannte. Und er wusste nicht wie unheimlich dankbar ich ihm war, dass er sie nicht aussprach. " Ich werde nachher meine Sachen und Fly von Kyo holen." Sho nickte nur und stellte sein leeres Wasserglas neben die Spüle. Dann machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich blieb, wo ich war ehe ich ihm zwei Minuten später folgte. " Wenn du Hilfe brauchst, dann sag Bescheid.", schaute Sho auf, als er dabei war, das Sofa in ihrem ehemaligen Zustand zurück zu verwandeln. " Ich denke dran.", lehnte ich mich über die Rückenlehne der Couch. " Aber ich werde das schon alleine schaffen." " Wie du willst.", meinte Sho, schaute dabei nicht auf. Ich versuchte zu ignorieren, dass Shos Handlungen regelrecht Unmissverständnis ausdrückten. " Sho." " Ja?", er hielt in seiner Bewegung inne und richtete seinen Blick auf mich. " Arigatou." " Kein Problem. Ich hab gesagt, dass ich für dich da bin und das nicht nur ein Mal." Ich nickte. " Auch danke, dass du keine Fragen stellst.", fügte ich kurz an. Diesmal nickte Sho, ehe er begann weiter das Bettzeug zusammen zu packen. Dann brachte er es zurück ins Schlafzimmer, während ich mich auf dem Sofa niederließ. Gegen Abend machte ich mich auf den Weg zu Kyo. Alles was ich dabei hatte, war der Zweitschlüssel und eine kleine Tasche, wo ich die wichtigsten Dinge hineinpacken wollte. Eine Reisetasche hatte ich ja noch bei Kyo. Zudem war mir mehr als klar, dass ich jetzt sowieso nicht alles auf der Stelle mitnehmen konnte. Schließlich hatte ich einige Monate bei meinem Bruder gelebt und da hatte sich auch einiges von meinem Kram angesammelt. Kurz vor Kyos Wohnblock merkte ich, wie Nervosität in mir aufkam und ich den Drang hatte, kehrt zu machen. Mein Herz pochte fest gegen meinen Brustkorb und ich spürte, dass meine Hände feucht waren, als ich den Schlüssel in das Schloss der Haustür steckte. Tief durchatmend, mich zur Ruhe zwingend, öffnete ich die Tür. Ich war regelrecht erleichtert, als ich merkte, dass abgeschlossen war und betrat langsam Kyos Loft. Ich war etwas enttäuscht, dass Fly mir nicht entgegen kam. " Mist!", fluchte ich. Hatte er sie also mal wieder mitgenommen. Ich schloss die Haustür hinter mir und ging dann schnurstracks auf mein Zimmer zu. Es hatte sich nichts verändert und ich fand alles so vor, wie ich es verlassen hatte. Schnell packte ich die wichtigsten Dinge zusammen, wie meine the69eyes CD's und Klamotten. Sachen, die ich fast täglich brauchte. Ich hatte gerade die letzten Dinge in meiner Reisetasche verstaut und war dabei sie über meine Schulter zu schwingen, als ich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. Gleich darauf vernahm ich Toshiyas Stimme. Er lachte wegen etwas, was anscheinend Kyo gesagt hatte. Ich verstand sie nicht recht. Mein Herz schien auszusetzen und ich betete, dass sie mich nicht bemerken würde. Doch kaum hatte ich das gedacht, wurde mir klar, dass es schwachsinnig war so etwas auch nur ansatzweise zu denken. " Wieso war nicht abgeschlossen?", hatte Kyo schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Außerdem hörte ich Fly bellen, so, wie sie es immer tat, wenn ich in der Nähe war, sie mich aber nirgendwo sah. Ich atmete noch einmal tief durch, schnappte dann meine Sachen und stellte mich. Ich war gerade auf den Flur getreten, als Fly auf mich zu gerannt kam. " Sitz!", befahl ich gleich, da ich keinesfalls umgerissen werden wollte. " Toshua?", schaute Kyo mich verwirrt an. " Kyo.", meinte ich nur und ging auf die Tür zu. Mein einziger Gedanke war, so schnell wie möglich zu verschwinden. Ich merkte deutlich die fragenden Blicke von Toshiya und ihm. " Seit wann bist du wieder da?", wurde Kyos Blick gleich fester, als hätte er verstanden, was ich vorhatte. " Seit ein paar Tagen.", schaute ich ihn nicht an. Warf einen kurzen Blick zu Toshiya, der sprachlos schien, mich zu sehen. Und das war schon eine Glanzleistung, ihn sprachlos zu bekommen. " Schön, dass Madame sich auch mal meldet. Was hast du vor?", kam er auf mich zu, blieb kurz vor mir stehen. Ich sah deutlich in seinen Augen, dass er gekränkt und wütend auf mich war. " Ich werde in meine eigene Wohnung ziehen.", schluckte ich und merkte, dass es mir recht schwer fiel, eisern zu bleiben. " Das hast du jetzt einfach so entschieden, ja? Hab ich kein Recht das auch mal zu erfahren?", wurde Kyo lauter. Es war wieder eine dieser typischen Streitigkeiten zwischen uns. Und mir war jetzt schon klar, wo es hinführen würde. " Es ist mein Leben. Ich kann tun was mir beliebt.", wollte ich an Kyo vorbei gehen. Am Handgelenk zurückgezogen, landete ich mit dem Rücken an der Wand. Meine Reisetasche fiel dabei zu Boden. Kurz verzog ich mein Gesicht, als der Schmerz bei dem Aufprall durch meinen Rücken fuhr. " Du wirst jetzt nicht gehen! Ich will eine Erklärung. Immerhin bin ich ein Teil von deinem Leben. Oder hast du das vergessen?", drängte er mich gegen die Wand. Mein Handgelenk schmerzte, als er es fester umfasste. Er wusste ganz genau, dass ich diese Art von Berührung hasste, dass sie mir Angst einjagte. Umso wütender war ich, dass er es trotzdem tat. " Du bist schon seit einer Weile nicht mehr Bestandteil meines Lebens. Warst es auch nie, also lass mich in Ruhe!", kam es ohne großes Nachdenken über meine Lippen und ich bereute es sofort diese Worte gesagt zu haben, als ich Kyos Gesicht sah. Seine großen dunklen Augen schauten mich an, der Schmerz schien förmlich in sein Gesicht geschrieben, als wäre sein Herz gerade in tausend Stücke zersprungen. Geschockt ließ er mein Handgelenk los, trat einen Schritt zurück. Dann wandte er sich um und ging aufs Wohnzimmer zu. " Kyo, ich..." " Verschwinde!!!", brüllte er auf einmal, dass nicht nur ich, sondern auch Toshiya zusammen zuckte. " Ich will dich nicht mehr sehen!", schlug er die Tür hinter sich zu. Ich schluckte schwer, hatte Mühe nicht auf der Stelle zusammen zu sacken. Vorsichtig blickte ich zu Toshiya, der völlig erstarrt zur Wohnzimmertür blickte. Ich nahm meine Reisetasche wieder an mich, rief nach Fly, die sofort neben mich trat. Als ich auf die Tür zutrat, schaute Toshiya mich enttäuscht an. " Wieso? Wieso tust du das?", kam es leise über seine Lippen. Seine Stimme zitterte förmlich. " Ich habe meine Gründe.", antwortete ich kalt, war froh, dass sich die Barriere wieder um meinem Herzen aufbaute. " Es war von Anfang an ein Fehler gewesen mich mit ihm einzulassen. Er ist mit Bruder... so etwas kann niemals gut gehen und...", weiter kam ich nicht, da Toshiya mir eine schallende Ohrfeige verpasste. Geschockt schaute ich ihn an. Tränen standen in seinen Augen. " Du bist so falsch, das hätte ich dir niemals zugetraut. Kyo liebt dich über alles... du Miststück.", zischte Toshiya. " Es ist wirklich besser du gehst." Ich nickte nur, schnappte Flys Leine und schmiss den Zweitschlüssel Toshiya vor die Füße. Brauchen würde ich ihn eh nicht mehr. Dann ließ ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen. Das eben Geschehene realisierend, blieb ich vor der Tür stehen, schaute vor mich hin. " Kyo...", flüsterte ich. Was hatte ich getan! Und dann spürte ich, wie mir seit Langem wieder Tränen über die Wangen liefen. Trotzig die Tränen aus dem Gesicht wischend, rannte ich die Stufen im Treppenhaus hinunter. Ich würde jetzt nicht weinen. Nicht wegen ihm und noch weniger wegen meinem Handeln. Fly folgte mir auf den Fuß. Draußen angekommen machte ich mich auf den Weg zu Sho. Den ganzen Weg über ließ ich das Treffen mit Kyo Revue passieren. So hatte ich mir es wahrlich nicht vorgestellt. " Es tut mir leid, Kyo.", kam ich bei Sho an. " Aber du wirst es irgendwann verstehen." Ich warf einen Blick zu Fly, die mich nicht anschaute. " Ich bin es nicht wert angeschaut zu werden... ich weiß.", flüsterte ich ihr zu, ehe ich die Haustür aufschloss. Sho schien nicht da zu sein. Ich legte meine Sachen zu meiner anderen Reisetasche im Wohnzimmer und setzte mich dann auf das Sofa. Fly blieb im Flur liegen. Ich schnaubte. War ja klar, dass sie nicht zu mir kommen würde. Manchmal glaubte ich, dass sie ganz genau verstand, was um sie herum geschah. Ich ließ mich gegen die Rückenlehne fallen, legte meinen Kopf auf diese und schloss meine Augen. Wieder und wieder sah ich Kyos Blick, hörte seine Worte, die ich nur zu gut verstehen konnte. Hasse mich, ja, hasse mich, Kyo. Ich habe es auch nicht anders verdient. Tränen liefen mir über die Wangen. Doch diesmal wischte ich sie nicht weg... joa, das war das nächste kapi gewesen. etwas länger. bin nicht ganz so zufrieden, aber zumindest kommt jetzt handlung rein. einmal ganz dolles *knuddel* an mantelkralle, meiner betaleserin. sie ist echt eine bereicherung für mich. ein großes dankeschön auch an die kommischreiber. hoffe, dass das nächste kapi von toshua II auch einiger maßen schneller kommt als sonst. feedback? man liest sich. sayonara stoffel Kapitel 3: High-altitude flight ------------------------------- Ich hatte gerade Mittagspause. Meine Tasche an mich nehmend, flitzte ich die Treppen des Lotsencenters hinunter. Mein Magen knurrte verdächtig penetrant und ich konnte nur noch an Essen denken. Ich schob eine Doppelschicht und war schon 18 Stunden am arbeiten. Aber zu allererst einmal hatte ich zwei Stunden frei, bevor ich die letzten 4 Dienststunden antreten würde. Draußen empfing mich eine heiße Wand aus dicker schwüler Luft. Es war mittlerweile Anfang September. Ich war recht schnell, wie geplant, bei Sho ausgezogen, in meine eigenen 4 Wände. Das hatte ich gebraucht und es tat mir gut, auch mal für mich allein zu sein. Keine fragenden Blicke mehr. Ich konnte endlich wieder zu mir selbst finden, über alles ausgiebig nachdenken. Mir tat meine Handlung bezüglich Kyo auf eine gewisse Art und Weise leid, aber ich bereute meine Entscheidung nicht. Sicher hätte ich mich auch anders von ihm trennen können, aber ob so oder so, trennen mussten wir uns. Das war mir klar. Auch, wenn ich Kyo noch immer liebte, war es doch besser, wenn wir unsere Beziehung beendeten. Wir waren eben Geschwister und ich war zudem keineswegs bereit noch einmal einen geliebten Menschen zu verlieren, da ging ich lieber auf Distanz. Toshiya hatte sich damals noch am selben Abend bei mir entschuldigt. Ich hatte heulend auf dem Balkon gesessen und der Musik im Radio gelauscht, als er plötzlich vor mir stand. Ohne etwas zu sagen, hatte er mich in den Arm genommen. Ich war erst völlig perplex gewesen, erwiderte seine Umarmung jedoch. Darauf war eine ellenlange Entschuldigung seitens Totchi gefolgt. Er hatte auch nicht nur ein Mal verlauten lassen, dass er meine Entscheidung nicht verstünde, aber er wusste ebenso, dass ich meine Meinung nicht ändern würde. Durch Sho wusste ich, dass Dir en grey gerade auf Standing- Tour waren und zwar noch einen ganzen Monat. Sho und Toshiya telefonierten regelmäßig, zusammen waren sie jedoch nicht. Aus einem Gespräch mit Sho war einmal hervorgegangen, dass es wohl einfach nicht mit ihnen funktioniert hatte. Mit meinem Vater hatte ich mich noch immer nicht vertragen. Er war mehr als wütend auf mich. Jetzt, wo ich auch noch mit Kyo Schluss gemacht hatte, schien ich das Fass erst Recht zum Überlaufen gebracht zu haben. Kyo schien es im Übrigen auch nicht besonders gut zu gehen. Er sprach mit Niemandem, schotte sich ab und Koji gab mir die Schuld daran. Aber es würden bessere Zeiten kommen für Kyo, so aussichtslos es auch für ihn schien. In einem kleinen Café nahm ich mir einen Cappuccino mit und etwas zum Essen, um mich im nahe gelegenen Park etwas auszuruhen. Dort setzte ich mich in den Schatten eines Baumes, lehnte mich zurück und genoss - zur Abwechslung einmal - den sonnigen Tag. Die Leute beobachtend, nippte ich an meinem Pappbecher. Hier begegnete man meistens nicht so vielen Menschen, dennoch war er immer gut besucht, das wusste ich. Ich nahm gerade einen weiteren Schluck, als ich jemanden auf mich zukommen sah. Ich blinzelte, versuchte die Person einzuordnen und erst, als sie vor mir zum Stehen kam, fiel der Groschen. " Hey, Toshua." " Hallo, Nana. So allein?", antwortete ich und schaute zu Dies Verlobten auf. " Ich war gerade bei einer Freundin und bin jetzt auf dem Weg nach Hause. Ist mein freier Tag heute." Nana hockte sich runter zu mir und lächelte. " Und du? Frei oder Mittagspause?" " Letzteres. Ich habe eine Doppelschicht eingelegt und brauche mal etwas Sonne." " Stimmt, bei euch gibt es nicht gerade viel davon. Wie geht es dir sonst?", fragte sie, sich neben mich an den Baum setzend. " Ganz gut soweit. Die Arbeit tut mir ganz gut. Hin und wieder brauche ich diese geistige Forderung." Nana nickte, schaute einfach geradeaus. Man sah ihr an, dass sie etwas Bestimmtes sagen wollte. Ich musste auch nicht lange darauf warten. " Ich habe von Die gehört, dass du dich von Kyo getrennt hast. Wieso?" Auch jetzt schaute sie mich nicht an. Vor was hatte sie Angst? " Es war eine gute Entscheidung." " Liebst du ihn denn nicht mehr?" Nanas Stimme war leise, kaum zu hören. " Ich liebe ihn mehr denn je.", war alles was ich sagte und wollte einfach nicht weiter über dieses Thema reden. " Kyo ist momentan wie ausgewechselt. Er versteht dich wohl einfach nicht." " Er wird es irgendwann verstehen." Sie seufzte. " Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass du diejenige sein würdest, die die Beziehung beendet." " Ich auch nicht.", schaute ich gen Himmel. Ich wusste nicht wieso, aber Nana machte es mir oft ein Leichtes über Dinge zu sprechen, die ich sonst gerne mit mir selbst aushandelte. " Aber mit mir und Kyo wäre es auf Dauer nicht gut gegangen. Wir sind Geschwister und das alleine wird immer ein Problem darstellen. Wenn nicht heute oder morgen, dann irgendwann später, aber der Tag wäre sicher irgendwann gekommen." Zum ersten Mal seit unserem Gespräch wandte Nana sich mir zu. " Toshua, schau mich an." Ich zögerte kurz, tat es aber dann. " Du glaubst nicht wirklich was du da sagst, oder? Von wegen Geschwister! Das hattet ihr auch vorher gewusst. Was ist der wirkliche Grund? Willst du dir hier nur selber etwas beweisen oder versteckst du dich vor irgendetwas?" Ihr Blick war ernst und entschlossen. Ich entwand mich und streifte mit den Augen wieder durch den Park, beobachtete die Menschen ohne Nana zu antworten. " Okay, schon verstanden.", seufzte sie. Lange saßen wir noch nebeneinander und schwiegen. Irgendwann musste ich jedoch zurück zur Arbeit. Somit entschuldigte ich mich und stand auf. " Ich muss los. Die Pflicht ruft.", nahm ich meine Tasche an mich. " Mmh, ich werde dann auch gehen. Melde dich mal.", lächelte Nana wieder. " Werde ich bei Zeiten.", erwiderte ich das Lächeln. " Gut.", wandte Nana sich ab. Ich wollte gerade die andere Richtung einschlagen, als Nana noch mal nach mir rief. " Toshua!" Ich drehte mich um und sah Nana auf mich zugehen. " Du solltest vielleicht wirklich mal anrufen und es erklären.", drückte sie mir einen Zettel mit einer Telefonnummer in die Hand. Mit Kyos Telefonnummer. Eine Weile starrte ich auf diese Ziffern. Wieso tat sie das? Doch ehe ich fragen konnte, war Nana schon weg. Zurück auf meiner Arbeit wartete Mie auf mich. In der ersten Schicht hatte ich mit Sho gearbeitet, für die Zweite war sie eingeteilt. Die letzten vier Stunden gingen schnell vorüber und ich freute mich schon auf mein Bett. Ich nahm mir vor, an diesem Tag wirklich gar nichts mehr zu machen außer Fly bei Sho abzuholen, denn irgendjemand musste sich ja heute um sie kümmern. Somit machte ich einen Abstecher zu seiner Wohnung, wo er anscheinend schon gewartet hatte. " Ich dachte fast, dass du dein Bett dem Hund vorziehen würdest.", stand er an den Türrahmen gelehnt. " War drauf und dran gewesen.", betrat ich die Wohnung und wurde dort auch sofort von meiner Hündin begrüßt. "Hey, Süße.", streichelte ich sie und griff darauf nach der Leine. "Ich danke dir." " Kein Problem. Wozu sind Freunde da?", winkte Sho ab. "Hast du Samstag was vor?" "Noch nicht, wieso?" Sho grinste und hielt mir plötzlich zwei Tickets vor die Nase. " Eine ganz bekannte Indie- Band spielt in einem Club, hier in Tokyo. Interesse?" " Ist jetzt nicht dein Ernst?", schaute ich ihn ungläubig an. " Na ja, doch. Ich dachte mir, dass du etwas Abwechslung gebrauchen könntest, besonders jetzt nach der Doppelschicht. Zudem solltest du mal abschalten und wieder etwas Spaß haben." Das Ganze klang recht verlockend, also sagte ich zu. Sho freute sich riesig über meine Zusage und nahm mich überschwänglich in die Arme, was ich mit Mühe über mich ergehen ließ. Die nächsten Tage verbrachte ich mal wieder hauptsächlich mit arbeiten und hoffte, dass der Samstag näher rücken würde. Ich hatte wirklich etwas Abwechslung nötig, denn seit dem Gespräch mit Nana starrte ich daheim unverwandt das Telefon an und trug innerlich einen harten Kampf aus: Kyo anrufen? Ja oder nein? Ich tat es nicht. Es würde sowieso nur wieder alles im Streit enden und darauf hatte ich keine Lust. Auch, wenn ich noch so gerne seine Stimme hören wollte. Am Samstagabend stand Sho schon überpünktlich vor meiner Tür. Mit seinem Auto machten wir uns auf den Weg zum Club. Eine Masse an Leuten erwartete uns, die alle in diesen einen Club wollten. Uns blieb keine andere Wahl, als uns auch in die lange Schlange einzureihen. " Spielt nur eine Band heute Abend?", nahm ich Sho die Karten aus der Hand, der schon dabei war sie zu malträtieren. "Nein, es spielen noch 3 andere." " Hier steht nicht mal drauf wer überhaupt spielt.", drehte und wendete ich die Karten auf der Suche nach den Bandnamen. "Lass dich überraschen.", legte er einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. "So liebesbedürftig?", lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. "Irgendwie schon." Wir kamen nur schleichend den Eingangstüren näher. Umso erleichterter war ich, als wir etwa eine Stunde später die Türschwellen übertreten konnten. Es war innen jetzt schon sehr voll und draußen warteten locker noch mal so viele Leute. "Komm!", nahm Sho mich an die Hand und lotste uns durch die Menge. Ich wusste ja nicht wo er hin wollte, aber mit ein wenig Zärtlichkeit hätte es denselben Effekt gehabt. Er schleifte mich etwas zu grob durch die ganzen Leute und ich befürchtete einen Crash. "Warte doch mal.", riss ich mich los, als ich beinahe meine Tasche verloren hätte und blieb abrupt stehen. Dabei achtete ich nicht auf die Leute, die nach uns kamen und prompt spürte ich jemanden, der in mich hineinlief. Um Gleichgewicht ringend, fühlte ich zwei Arme, welche sich unerwartet um meine Hüfte legten, ehe ich vorne über Bekanntschaft mit dem Boden hätte machen können. "Woah, ganz vorsichtig.", hörte ich eine tiefe Stimme nahe an meinem Ohr. Mein Herz setzte kurz aus, um doppelt so schnell weiter zu schlagen. Mich vom ersten Schrecken erholend, löste ich mich aus der Umarmung des Fremden und drehte mich zu ihm um. Braune Augen schauten mich leicht belustigend an. "Alles okay?", fragte er mich, strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Fasziniert von dem Mann vor mir, brachte ich kein Wort über die Lippen. Er war um etwas größer als ich, sicher um die 1,70m. Sein Gesicht war noch sehr jungenhaft, weshalb ich ihn Anfang 20 schätzte. Das Besondere waren seine braunen Augen. Solch ein Braun hatte ich noch nie gesehen. "Hey...", spürte ich eine warme Hand an meiner Schulter. Sho. Er stand neben mir und schien sich zu fragen, was mich aufhielt. "Wo bleibst du denn?" " Ich... ich komme gleich.", versuchte ich mein Herz zu beruhigen. " Wir hatten gerade einen kleinen Unfall.", meldete sich der Mann vor uns wieder zu Wort. "Ich bin Hiroto." Er streckte seine Hand aus, die Sho annahm. "Sho. Und das ist Toshua.", drückte er bei den Worten kurz meine Schulter. "Geht es dir wirklich gut?" Hiroto kam einen Schritt auf mich zu, was mich automatisch einen Schritt zurück machen ließ. "Mir geht es gut, danke. Ich war nur ziemlich erschrocken.", schaute ich zu ihm auf. Hiroto erwiderte meinen Blick, wobei mir ein Schauer über den Rücken jagte. Gleichzeitig kam mir der Blick vertraut vor, ich konnte ihn aber auf die Schnelle nicht einordnen. Ein dunkelhaariger Mann tauchte hinter Hiroto auf, flüsterte ihm etwas ins Ohr. "Ich muss dann mal wieder. Man sieht sich. Seit ihr noch lange heute hier?", lächelte Hiroto mich an, schaute dann zu Sho. "Sicher.", antwortete dieser. Hiroto verbeugte sich kurz und verschwand dann in der Menge. Sho zog mich wieder mit sich, keineswegs sanfter als zuvor. Was hatte ich auch anderes erwartet? Bei einem Tisch mit vier Stühlen angekommen, ließ er meine Hand wieder los. Instinktiv rieb ich mir diese und schaute Sho zu, wie er sich auf einem der Stühle niederließ. " Was ist? Willst du dich nicht setzen?", schaute er mich fragend an. " Doch.", meinte ich und legte meine Tasche auf einen Stuhl ab, setzte mich meinem Freund gegenüber. Der kleine Club füllte sich nach und nach, mehr und mehr. Ich war wirklich verwundert, dass so viele Leute hineinpassten und es scheinbar einfach kein Ende nahm. Den Blick über die vielen verschiedenen Leute schweifen lassend, erwischte ich mich, wie ich nach Hiroto Ausschau hielt. Fand ihn aber nicht. Enttäuscht ließ ich mich wieder in meinen Stuhl sinken. " Was ist los?" Sho lehnte sich vor und zündete sich eine Zigarette an. Während er genüsslich daran zog, war ich diesmal diejenige, die die Eintrittskarten malträtierte. " Toshua?", kam es diesmal eindringlicher von Sho. " Mir geht es gut.", schaute ich kurz zu ihm ehe ich wieder unbewusst nach Hiroto schaute. " Da hat dir aber jemand tierisch den Kopf verdreht.", kam es neckend gegenüber von mir. " Wie?" Sho grinste breit. " Na, dieser Hiroto. Du suchst ihn, oder?" " N... Nein. Wie kommst du darauf?" Oh je. Nun lachte Sho. " Oh oh, Toshua. Gönne dir doch auch mal eine Auszeit. Kyo ist nicht hier und ihr seid auch nicht mehr zusammen. Zudem gibt es unzählige gut aussehende Männer hier." " Für dich vielleicht.", schmunzelte ich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Abend noch recht interessant werden würde. " Ja, wieso nicht. Der Eine oder Andere vielleicht.", grinste er und schaute einem Kerl ungehemmt auf den Hintern, als dieser an unserem Tisch vorbeispazierte. " Sho!", meinte ich entrüstet, verpasste ihm eine Kopfnuss. " Was? Der war ja Zucker!", zog er eine Schnute. " Ich bin von Idioten umgeben.", schüttelte ich nur den Kopf und stützte mich dann lachend auf dem Tisch ab. Eine Weile genoss ich die positive Stimmung zwischen und um uns, bis Sho mich nach den Getränken fragte. Ich bat um eine Bacardi- Cola und schaute ihm dann nach, wie er zur Bar ging. Shos Idee her zu kommen war wirklich großartig gewesen, daran hatte ich nichts aus zusetzen. Ich nahm mir vor heute einfach mal alles zu vergessen und den Abend zu genießen. Kyo hatte hier nichts verloren. Und wer wusste es denn, vielleicht half mir der Tag die ganze Sache besser zu meistern. Doch zu allererst nahm ich mir vor diesen Hiroto zu finden. Die erste Band kam auf die Bühne, als Sho mit den Getränken zurückkam. Sofort schwoll die Stimmung in dem Club an und der Bass dröhnte durch Wände und Boden. Gute anderthalb Stunden und 2 Bands später gab es eine kurze Pause. Sho und ich nutzen sie, um entweder auf die Toilette zu gehen oder Nachschub an Getränken zu holen. Ich nahm ersteren Weg und schlängelte mich dafür durch die Massen an Menschen. Bei den Klos angekommen, fluchte ich innerlich. Die Schlange stand bis draußen. Weiber. Mein Blick fiel auf die Männertoilette daneben. Sie war so gut wie leer. Mmh, was hatte ich zu verlieren? Ohne auf die Blicke der anderen zu achten, machte ich mich auf den Weg ins Männerklo. Drinnen schauten mich fünf Augenpaare mit einer Mischung aus Entgeisterung und grausiger Faszination an. Ich grinste nur und verschwand in einer der Kabinen. Dabei spürte ich deutlich, wie mir die Blicke folgten. Als ich wieder aus der Kabine kam, erkannte ich einen der Männer wieder. Es war Hiroto. Er schüttelte nur den Kopf, als sich unsere Blicke begegneten, sagte dann etwas zu dem Dunkelhaarigen neben sich. Ich ließ mich nicht weiter stören, wusch mir die Hände und winkte Hiroto noch beim Verlassen der Toilette zu. Der Weg zum Tisch erwies sich als einfacher. Dort angekommen, saß Sho schon wieder da. Lachend ließ ich mich auf meinen Stuhl sinken. Sho schaute mich nur irritiert an. " Hab ich was verpasst?" " Hab gerade Hiroto auf der Toilette getroffen.", gab ich grinsend von mir und nahm einen Schluck vom Caipirinhia. " Und?", schien er erst nicht verstanden zu haben, doch dann sprang der Funke. " Warte... auf der... Toilette?" Ich nickte lediglich und genoss Shos schockierten Blick. " Du warst doch nicht etwa bei den Männern..." " Mmh, doch. Mir war es bei uns zu voll." " Toshua, ich glaube, du solltest weniger trinken.", angelte er nach meinem Glas und zog es zu sich. " Lass das mal meine Sorge sein. Ich bin noch vollkommen bei Verstand, falls du das meinst. Ich habe es außerdem schon öfters gemacht. Kein Grund sich Sorgen zu machen.", nahm ich mein Glas wieder an mich. " Sorry, aber ich mache mir gerade etwas Sorgen. Diese Art kenne ich einfach nicht von dir." " Dann lernst du sie jetzt kennen." " Was heißt das? Gibt es noch 'ne Steigerung?", schaute Sho flehend, hoffte, dass ich nicht ,ja' sagen würde. " Kommt drauf an.", sagte ich amüsiert. " Lass dich überraschen." " Ich hasse Überraschungen.", meinte er nur. Ich lachte kurz auf, nahm einen Schluck aus meinem Glas und schaute zur Bühne, wo die Umräumarbeiten längst beendet waren und die nächste Band erschien. Kaum hatte die erste Person die Bühne betreten, hatte ich Mühe mich vor Schreck nicht zu verschlucken. " Ich fasse es nicht.", kam es von Sho. " Weißt du Sho.", kam es leise von mir. " Ich glaube, ich mag auch keine Überraschungen." Auf der Bühne versammelte sich nun auch der Rest der Band und gesellte sich zu Hiroto. Die restlichen vier Gesichter kamen mir keineswegs unbekannt vor, hatte ich sie doch eben erst auf der Herrentoilette gesehen. Nicht noch einer aus dieser Branche. Ich schien verflucht zu sein. " Hey!!", begrüßte der Vokalist die Menge. " Wir sind alice nine." Die Masse grölte. Auf einmal schien es, als wären die Leute alle nur wegen ihnen gekommen. " H.A.N.A.B.I.", brüllte der Sänger in das Mikro und gleich darauf fing Hiroto an zu spielen. Wie gespannt beobachtete ich den Auftritt. Die Band war die Wucht. So etwas hatte ich heute einfach nicht erwartet. Hin und wieder warf ich einen Blick zu Sho. Er war nicht minder überrascht Hiroto auf der Bühne stehen zu sehen. Irgendwann stand ich dann auf, stellte mich zu der Masse an Leuten und rockte mit. Jetzt würde ich erst Recht nach Hiroto suchen. Ich dachte mir, dass es noch so einiges zu bereden gab. Sho tauchte neben mir auf, lächelte mich an. Ich musste zugeben, dass ich im Gegensatz zum Rest um mich herum, nichts von der Band wusste. Aber mir gefiel, was ich hörte und es ließ mich für eine halbe Stunde alles um mich herum vergessen, mich in die Musik eintauchen. Gegen Mitternacht saßen Sho und ich wieder an unserem Tisch. Wir hatten schon reichlich getrunken und waren uns sicher, dass wir nach Hause laufen würden. Der Abend würde hier so oder so noch nicht enden. Sho erzählte mir gerade ausführlich von sich und Toshiya, als ein Glas vor meiner Nase abgestellt wurde. " Für dich.", flüsterte eine Stimme in mein Ohr. Ruckartig drehte ich meinen Kopf zur Seite und schaute in fast schwarze Augen. Hiroto. Ich lächelte, als ich ihn erkannte, was er unweigerlich erwiderte. Dann warf er einen Blick zu Sho. Seinen Blick folgend, fiel mir auf, dass Hiroto nicht allein da war. Neben Sho stand ein blond - schwarzhaariger Mann. Ich schätzte ihn nicht viel älter als Hiroto. Seine blauen Augen blickten freundlich und hatten diesen neugierig- interessierten Blick. " Können wir uns zu euch setzen?", fragte Hiroto. Alles was ich konnte, war nicken. Gleich darauf setzen sich die beiden jeweils links und rechts von mir. Nur zu deutlich konnte ich Hirotos Blick auf mir spüren. Er musterte mich regelrecht, was mir doch schon etwas unangenehm war. Um mich von diesen Blicken abzulenken, schaute ich zu seinen Freund, der sich Sho vorstellte. " Ich bin Saga.", reichte er ihm die Hand. Sho nahm sie an, erwiderte die Begrüßung. " Du bist Sho, nicht?" Erstaunt hob sich eine meiner Augenbrauen. Hatte sich das mit mir und Sho also schon rum gesprochen. Ohne jemanden anzuschauen, wusste ich auch, wem wir das zu verdanken hatten. " Teilst du deine Bekanntschaften immer so schnell mit anderen?", wandte ich mich wieder Hiroto zu. Dieser schmunzelte und lächelte. " Kommt auf die Bekanntschaft an. Man trifft nicht jeden Tag eine Frau, die ungehemmt auf Männertoiletten geht." " Nun... es hatte sich eben gerade angeboten. Zudem war es ja nicht das erste Mal.", erwiderte ich sein Lächeln. Hiroto war ein wirklich gut aussehender Mann, war nett und hatte irgendetwas an sich, was mich allerlei Hemmungen verlieren ließ. Doch am meisten hatten es mir diese Augen angetan. Sie erinnerten mich an irgendwas, aber ich wollte einfach nicht darauf kommen, was es war. " Eine von den forschen Frauen, ja?", nahm er einfach einen Schluck von der Pina Colada, die er eigentlich mir mitgebracht hatte. Gespielt empört schaute ich ihn an. Doch Hiroto grinste nur, hielt mir das Glas entgegen. " Bitte!" Ich nahm es ihm ab. Dabei berührten sich unsere Hände und seinen Blick nach zu urteilen, war es mehr als geplant gewesen. Zu viert unterhielten wir uns noch die ganze Nacht. Wir erfuhren einiges darüber, wie sich alice nine gegründet haben und mit dem plötzlichen Ruhm klarkamen. Zudem erzählte Saga etwas von den anderen Bandmitgliedern, die sich, bis auf ihr Sänger, gar nicht am Tisch blicken ließen. Sho erzählte als Gegenzug ausgiebig von dem Beruf des Fluglotsen und darüber, wie wir uns kennen gelernt hatten. Ich war überrascht, wie befreit Sho doch erzählen konnte, was sicher nicht unweigerlich an der Trinkerei lag. Auch ich merkte den Alkohol deutlich. Mir machte es schon lange nichts mehr aus, wenn Hiroto mich anfasste, seine Finger mit meinen verschränkte. Ich genoss es sogar. Es war ja immerhin auch schon eine ganze Weile her, dass ich etwas Zuneigung bekommen hatte. Irgendwann verschwanden Sho und Saga von unserem Tisch. Wann genau das war, wusste ich nicht, da Hiroto und ich in ein Gespräch vertieft waren. Was ich aber wusste war, dass ich Sho den Abend sicher nicht wieder sehen würde. " Als ich dich heute zum ersten Mal mit Sho gesehen habe, dachte ich, dass er dein Freund sei." Hiroto trank sein sechstes Bier, während ich immer noch fleißig Pina Colada schlürfte. Ich war selbst verwundert, dass mir das Zeug noch nicht zum Halse raushing. " Wir verstehen uns nur gut. Außerdem würde Sho niemals mein Freund sein.", lächelte ich und spielte mit seinen Fingern. " Einer vom anderen Ufer?", fragte er eigentlich nur rhetorisch, dennoch nickte ich. " Dann gibt es noch Chancen?" Ich musste etwas schlucken bei den Worten. So direkt hatte mich noch keiner gefragt. In seine dunklen Iriden blicken, musste ich lächeln. " Chancen? Kommt darauf an bei wem. Bei Sho oder bei mir?" " Mmh.", rutschte Hiroto ein Stück näher. " Ich weiß ja nicht wie du das siehst, aber...", nur zu deutlich spürte ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Er roch so gut. Leicht süßlich, angenehm wärmend. "... ich dachte da eher an... ." Sanft berührten seine Lippen meine. Zuerst völlig verwirrt, erwiderte ich den Kuss. Dieser Kuss war anders als die anderen, die ich je bekommen hatte, aber nicht weniger schön. Hiroto legte eine Hand in meinen Nacken, zog mich näher an sich. Ich stand, den Kuss nicht unterbrechend, auf und setzte mich auf seinen Schoß. Gleich darauf spürte ich eine stützende Hand an meiner Hüfte, die mich noch ein Stück näher an den warmen Körper Hirotos brachte. Zwischenzeitlich fragte ich mich, was ich hier tat, fragte mich, ob es richtig war, aber dennoch war es wunderbares Gefühl. Somit ließ ich mich auf das Spiel ein, wenigstens ein Mal wollte ich alles um mich herum vergessen, wollte Kyo für einige Stunden aus meinem Kopf verbannen. Nur einmal. Warme Sonnenstrahlen holten mich sanft aus meinem Schlaf. Ich murrte leise und kuschelte mich näher an das wärmende Etwas unter mir, lauschte dem Herzschlag an meinem Ohr. Wieder stieg mir der angenehme süßliche Geruch in die Nase. Ich versuchte ihn einzuordnen und musste unweigerlich feststellen, dass er nicht zu Kyo gehörte. Ruckartig war ich wach. Ich öffnete meine Augen und fand mich in einem fremden Zimmer wieder. Wo war ich? Eine Hand, an meiner Taille, brachte mich dazu, den Blick vom Zimmer auf die Person, die halb unter mir lag, zu richten. Das erste was ich sah, war ein friedlich schlafendes Gesicht. Die blonden Haare fielen Hiroto teilweise ins Gesicht. Schlagartig kam mir die vergangene Nacht wieder in den Sinn. Wir waren irgendwann zu ihm gegangen, was nicht gerade ohne Zwischenfälle von Statten gegangen war. Ich war schon verwundert über mich, dass ich das alles zugelassen hatte. Kyo war eigentlich immer der Einzige gewesen, der mich anfassen durfte, der mich zumindest SO anfassen durfte. Was war los mit mir in letzter Zeit? Ich war doch nicht mehr ich selbst. So etwas würde ich nie tun. Dennoch musste ich zugeben, dass ich es nicht bereute. Hiroto war wirklich zärtlich gewesen. Lange hatte ich mich nicht mehr so frei gefühlt. Die Gedanken an meine Mutter waren weg gewesen. Kyo und Koji hatte es gar nicht mehr gegeben. Und wenn es nur wenige Stunden gewesen waren. " Morgen.", spürte ich eine warme Hand an meiner Wange, die mich aus meinen Gedanken holte. Ich schaute auf Hiroto hinunter. " Morgen.", flüsterte ich zurück. " Du guckst so traurig.", strich er mir einige Strähnen aus dem Gesicht. " Bereust du es?" " Nein, nein.", kam es unverwandt. " Ich bereue es nicht. Ich... es ist nur so komisch. Normalerweise tue ich so was nicht." " So was?" Hiroto schaute fragend, fuhr mit seinen Fingern sachte über meinen Hals. " Na ja, mit fremden Männern mitgehen. Mich ihnen hinzugeben. Das ist eigentlich nicht meine Art.", erwiderte ich seinen Blick. Als ich ihn so ansah, fiel mir auch plötzlich ein, woran mich diese dunklen Iriden erinnerten. Hirotos Augen waren den Kyos so ähnlich. " Hey.", stützte er sich mit seinen Ellenbogen ab, kam mit seinem Gesicht ein Stück näher. "Ich fand es schön und, wenn du das hier beenden willst, dann ist es okay. Ich muss nur ehrlich gestehen, dass ich es wirklich schade fände." Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Nein, ich würde es nicht hier enden lassen. Das war meine Chance ein eigenes Leben aufzubauen. Eines ohne meinen Bruder. Ohne weitere Worte beugte ich mich zu Hiroto hinunter, küsste ihn innig und merkte nicht, dass ich unweigerlich meinem Schicksal in die Arme lief, obwohl ich es doch eigentlich hatte abwenden wollen. **** okay, ich gebe es zu, diesmal hat es verdammt lange gedauert mit dem neuen kapi. aber ich komme echt zu nix hier. werd mich ranhalten, dass das nächste kapi dieses mal schneller nachrückt. vielen lieben dank an dieser stelle an meine liebe betaleserin und an alle kommischreiber. freu mich echt über jegliche art von feedback. juti, bis zum nächsten kapi. baibai chingya Kapitel 4: undecided -------------------- "A wounded heart will fade away the love is destroying you, in full bloom with the flowers JEALOUS Since that day I didn't know what to about him for some reason my heart has rejected (him) His form is changing, far away but all too close Should I wear a mask, so I can hide my face drawn with tension when I'm with him my heart lost in my body will someday leave me I'll bloom as the poison flower and become the flower that blooms again A wounded heart will fade away the love is destroying you, in full bloom with the flowers I'll bloom as the poison flower and become the flower that blooms again I can't laugh like I used to, I'm not the same person who loved him. I only held that crumbling man once that February night, I can't forget the 'you' that I loved A wounded heart will fade away the love is destroying you, in full bloom with the flowers" [ * ] Langsam verklungen die letzten Töne des Klaviers und somit auch die Stimme meines Bruders. Mein Atem ging schwer, mein Herz schlug heftig gegen meine Brust. Mit den Tränen kämpfend, krallte ich meine Finger in die kahle Wand hinter mir. Doch vergebens. Ich presste meine Augenlider fester zusammen, schlucke angestrengt. Wieder erklang von Drinnen das Klavier, wieder begann Kyo dieses Lied zu singen, als müsse er üben, um den Text auswendig zu können. Ich legte meine Arme schützend um mich und öffnete langsam meine Augen. Eine Träne schlich sich dabei aus meinem Augenwinkel, benetzte meine Wange. Mein Blick wanderte durch den dunklen Flur des Gebäudes. Die Uhr an der Wand, etwas weiter weg von mir zeigte, dass bereits 21 Uhr durch war. " Schon eine Stunde." Seit einer Stunde stand ich hier. Ich war nach der Arbeit hier her gekommen, hatte mir vorgenommen gehabt mit Kyo zu reden, unter vier Augen, wenn ich schon nicht den Mut fand einfach mal ein Telefon in die Hand zu nehmen und ihn anzurufen. Doch nun stand ich hier, lauschte seiner Stimme. Lauschte dem Lied, das er damals auf dem Konzert gesungen hatte, auf welchem ich das erste und letzte Mal gewesen war. Ich erinnerte mich an seinen Blick, als ich im Backstagebereich aufgetaucht war. Er war so glücklich gewesen, dass ich da gewesen war. Und ich erst. Die Zeit mit Kyo war eine der schönsten meines Lebens gewesen. Doch diese war vorbei. Alles hatte sich geändert. Ich stieß mich von der Wand ab und tat eine paar Schritte, schaute auf die Tür, die zum Proberaum von Dir en grey führte, die mich von Kyo trennte. Ich wusste, dass er dort mit Kaoru allein drinnen war. Ich hatte sie bei meiner Ankunft dort hineingehen sehen. Zum Glück hatten sie mich nicht bemerkt. Ich hätte nicht gewusst, was ich hätte tun soll, wäre es so gewesen. Ein Seufzen entfloh meinen Lippen. Kurz fuhr ich mir mit den Händen über das Gesicht, warf einen überlegenden Blick gen Decke. Was sollte ich jetzt tun? Einfach hineinspazieren und ihn auffordern mit mir zu reden? Nein. Das konnte ich nicht tun. Nach unserem zufälligen Treffen vor drei Tagen, konnte ich ihm nicht so einfach begegnen. Ich war am Freitag mit Hiroto unterwegs gewesen, nachdem er mich am frühen Abend von der Arbeit abgeholt hatte. Wir hatten beschlossen nach einem kurzen Einkaufsbummel bei mir zu Hause etwas zu kochen. Doch dazu war es nicht gekommen. Mitten auf der Straße hatte mein Bruder plötzlich vor mir gestanden und mich enttäuscht, sowie anklagend angesehen. Deutlich hatte ich seinen Blick zu meiner Hand bemerkt, die in Hirotos geruht hatte. In diesem Moment hatte ich mir gewünscht, dass ein Loch unter mir aufgehen möge, doch dieses Glück wurde mir verwehrt. Kyo hatte nur den Kopf geschüttelt und hatte kehrt gemacht. Er verschwand so schnell in der Menge, dass ich kurz das Gefühl gehabt hatte, alles wäre nur ein Tagtraum gewesen. Ich hatte mich daraufhin Hals über Kopf von Hiroto losgerissen und war Kyo hinterher gerannt. Ich rannte, drängte mich durch die Menschenmassen, fast als würde es um mein Leben gehen. Als ich einige Blocks weiter, an einer Straße, zum Stehen kam, kam ich auch wieder zu mir. Ich schaute mich um. Kyo war nirgends zu sehen. Ich fragte mich, was ich da gerade getan hatte. Hatte ich Hiroto wirklich stehen lassen um Kyo zu folgen? Ja, das hatte ich. Hiroto war am Abend auch nicht mehr bei mir aufgetaucht, geschweige denn ans Telefon gegangen. Was mich auch nicht weiter gewundert hatte. Schließlich war ich später noch lange mit Fly draußen gewesen, hatte Stunden lang Runden durch Tokyos Straßen gedreht, nachdem ich zu Hause angekommen war. Hiroto hatte mir erst am Vortag auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er mit der Band in Yokohama sei und erst gegen Ende der Woche wiederkommen würde. So manches Mal hatte ich in den letzten drei Monaten das Gefühl gehabt, dass sich mit der Beziehung zwischen Hiroto und mir, alles wiederholen würde. Als wäre ich dazu verdammt das, was ich mit Kyo erlebt hatte, noch einmal zu durchleben. All die Konzerte, das ewige Unterwegssein seinerseits und das eigentlich völlig skurile Leben das man eben führte, war man mit einer bekannten Person zusammen. In Hirotos Gegenwart war nur eines anders. Ich hatte das Gefühl trotz allem, dass er oft unterwegs war, eingeengt zu sein, unter Kontrolle zu stehen. Woran immer das auch lag. Dabei war Hiroto ein wirklich liebevoller Mann, hatte Verständnis für meine Macken und Verständnis dafür, dass ich ihm einfach nie etwas von mir erzählte. Dass ich ihn kaum an mich heran ließ und dafür, dass sich unsere eine Nacht von damals bisher nur ein Mal wiederholt hatte. Ein weiteres Mal schaute ich die Holztür vor mir an. Kyos Gesang war schon lange verstummt, hatte Platz gemacht für Kaorus Stimme. Sie schienen über irgendwas zu diskutieren, da man hin und wieder Kyo hörte, der etwas aufgebracht schien. Doch dann wurde es ruhig. Stille hüllte mich ein. Die Stille um mich herum, die Stille im Raum. Ich tat einige Schritte rückwärts und ging dann den Flur hinunter. Diese Ruhe kam mir so vertraut vor, dass sie mir Angst einjagte. Der Weg zum Fahrstuhl kam mir elend lang vor, wie ein nie enden wollender Pfad des Schicksals. Und kaum das ich den Lift erreicht und den Knopf gedrückt hatte, schlug das Schicksal wieder einmal zu. Ich hörte, wie eine Tür nicht weit von mir geöffnet wurde und dann vernahm ich Kyos und Kaorus Stimmen. Mit dem Zufallen der Tür hinter den beiden, kam auch der Fahrstuhl. Der Gong ertönte und gleich darauf verstummten auch die beiden Stimmen. Ich spürte deutlich die Blicke der beiden auf mir ruhen. Sie taten weh. Mich zur Ruhe zwingend, warf ich einen kurzen Blick zu den beiden Männern. Kyo schaute völlig fassungslos, erwiderte meinen Blick fragend. Ich wandte mich ab, konnte dem seinen nicht standhalten. Ich hatte das Gefühl, er könnte mir bis in mein Innerstes schauen. Als wäre ich ein offen dargelegtes Buch, was ich aber nicht sein wollte. Ich betrat den Fahrstuhl und betätigte den Knopf für das Erdgeschoss. Nur einige Sekunden später schlossen sich die Türen vor mir. Ich hörte Kyo, der nach mir rief. Als ich zu Hause ankam, sprang mir gleich Fly entgegen. Ich lächelte leicht und schnappte die Leine. " Sorry, Kleine. Ich bin heut spät dran, ich weiß." Mit dem Hund verließ ich nochmals meine Wohnung und ließ den Hund ihren wohlverdienten Spaziergang durch den Park machen. Es war recht leer. Ein kurzer Blick nach oben verriet mir auch wieso. Dunkle Wolken zogen sich zusammen. Ein mächtiges Gewitter schien im Anmarsch und tatsächlich ließ es auch gar nicht lange auf sich warten. Gute 10 Minuten später spürte ich die ersten Regentropfen auf meiner Haut. " Fly!", rief ich meine Hündin zurück. Als sie bei mir ankam, nahm ich sie an die Leine, trat den Weg nach Hause an. Unterwegs begann es heftig zu regnen, was mich klitschnass ankommen ließ. Ich lachte, als sich Fly auf das große Handtuch warf, das ich ihr hingelegt hatte, und sich darauf hin und her wälzte. Ich für meinen Teil verschwand im Bad und gönnte mir eine warme Dusche. Ich seufzte wohlig, als das warme Wasser über meinen Körper lief. Ich schloss meine Augen, genoss die wohlige Wärme, die mich einhüllte. Fast völlig weggetreten starb ich fast tausend Tode, als das Telefon mich auf penetrante Weise in die Realität zurückholte. Schnell stellte ich das Wasser aus, nahm ein großes Handtuch an mich und wickelte mich, auf den Weg ins Wohnzimmer darin ein. " Moshi moshi!", meldete ich mich und ließ mich aufs Sofa plumpsen. " Hey, Süße.", hörte ich Hirotos Stimme. "Wie geht es dir?" " Ganz gut. Bin gerade mit Fly in einen entsetzlichen Regen gekommen.", schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Es tat irgendwie gut seine Stimme zu hören. " Klingt ja aufregend. Hier könnte es auch mal regnen, die Hitze staut sich. Sind gerade wieder im Hotel angekommen und da dachte ich, dass ich mich mal melde." " Lieb von dir." " Was hast du heute so gemacht?" " War arbeiten. Ich hatte heute etwas länger zu tun." Auf keinen Fall wollte ich ihm von Kyo erzählen. Ich war damals dankbar gewesen, dass Hiroto nach unserem zufälligen Aufeinandertreffen mit meinem Bruder nicht weiter nachgefragt hatte, aber gleichzeitig war mir klar gewesen, dass ich ihn mit der Handlung verletzt hatte. " Du arbeitest definitiv zu viel." " Das sagt der Richtige.", meinte ich leicht entrüstet. " Ja, aber bei mir lässt sich das nicht vermeiden. Du hast dagegen eine feste Stundenwoche, die du meiner Meinung nach ganz schön überstrapazierst. Du solltest dir mal frei nehmen, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen." Wenn du wüsstest, dass ich gerade deswegen arbeite, um nicht auf andere Gedanken zu kommen. Arbeit war für mich schon immer die beste Methode, um mich abzulenken, um den ganzen anderen Kram um mich herum auszuschalten. " Ich werde mich zurücknehmen.", antwortete ich leise und lümmelte mich in den Berg von Kissen und Decken auf meiner Couch. " Wann kommst du genau wieder?" Hiroto lachte kurz liebevoll auf. " Vermisst du mich etwa?", meinte er dann leise mit viel Gefühl. Einen Moment musste ich wirklich darüber nachdenken, ob ich ihn vermisste und dann musste ich feststellen, dass es wirklich in gewisser Weise so war. " Hai, ich vermisse dich.", meinte ich leise. " Wir haben uns eine Weile nicht gesehen." " Stimmt." Hirotos Stimme war auf einmal völlig emotionslos und hart. War es wegen Kyo? Hatte er sich an den Abend erinnert? Es war immerhin das letzte Mal gewesen, dass wir uns gesehen hatten, ehe ich ihn stehengelassen hatte. " Es... es tut mir leid.", kam es über meine Lippen noch bevor ich darüber nachdenken konnte. " Schon gut.", warf er ein. " Ich will es gar nicht wissen. Du erzählst es mir sowieso nicht, oder?" Den Grund wieso ich Kyo hinterher gelaufen war? " Nein.", war die klare Antwort. Ich konnte förmlich sein Gesicht vor mir sehen, wie er versuchte verständnisvoll zu gucken, obwohl es ihn schmerzte von mir abgewiesen zu werden. " Hiroto, ich..." " Es ist okay, Tosh.", unterbrach er mich. " Ich will es nicht wissen, hörst du?!" Mein Mund öffnete sich, ich wollte zustimmen, wollte ihm sagen, dass es ,okay' war, doch ich bekam nichts heraus. Es war ganz und gar nicht okay. Was tat ich hier? Was tat ich mit ihm? " Hiroto?", kam es heiser. " Hai?" " Arigatô." " Gern geschehen." Ich nickte, mehr für mich. " Willst du auflegen?", fragte er mich. Seine Stimme war völlig ruhig, klang keineswegs verletzt oder anklagend. " Ja." " Okay. Ich melde mich die Woche noch mal." " Hai." " Bye." " Tschüss..." Kaum hatte ich mich verabschiedet, hatte Hiroto aufgelegt. Hätte ich nicht schon gelegen, hätte ich mich spätestens jetzt nach hinten fallen lassen. " Shit!", vergrub ich mein Gesicht in den Kissen, wobei das Telefon auf den Boden fiel, einen dumpfen Laut dabei von sich gab. Mein Gesicht hinter dem Kissen verbergend, ließ ich das Telefongespräch Revue passieren, ging den Tag noch einmal durch und musste dabei feststellen, dass er es mal wieder ganz und gar nicht wert gewesen war dafür aufzustehen. "Argh!!", sprang ich auf. " Das darf alles einfach nicht wahr sein.", wetterte ich. Konnte bitte einmal in meinem Leben etwas so verlaufen, das es mir zusagte? Fly, die noch bis eben friedlich zwischen der Tür vom Wohnzimmer zum Flur geschlafen hatte, schaute irritiert auf, drehte den Kopf leicht. " Ich weiß, ich weiß.", meinte ich zu ihr und stieg über sie hinüber, kraulte sie dabei hinterm Ohr. " Versuch die Menschen erst gar nicht zu verstehen.", fügte ich noch hinzu und ging in die Küche. Dort machte ich mir einen Tee und ein kleines Abendbrot. Mein Blick blieb auf dem gesamten morgendlichen Inhalt meines Postkastens hängen, der auf der Arbeitsplatte lag. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, alles durchzusehen. Ich stellte die Teetasse zur Seite und nahm die Briefe an mich. An sich wieder nur Rechnungen über Rechnungen. Was sonst? Es geht immer nur ums Geld, aber der letzte Brief ließ mich stutzig werden. " Eric?", war ich verwundert, als ich seine Handschrift erkannte. " Was kannst du denn Wichtiges wollen?" Ich drehte den Umschlag um und öffnete ihn etwas unsanft. Ein Wunder, dass der Brief dabei heile blieb. Dann zog ich die zusammengefalteten Blätter heraus und begann zu lesen. Anfangs standen dort die typischen Höflichkeitsfloskeln, doch dann stockte ich und las verwundert die Zeilen noch einmal. " Was?" Eric hatte vor nächste Woche nach Tokyo zu kommen. "Boah, das ist jetzt nicht dein Ernst, mein Lieber." Noch einmal las ich, doch es schien sein voller Ernst zu sein. Er hatte sogar schon den Flug gebucht. Er würde nächsten Montag hier ankommen. "Das glaub ich jetzt nicht.", ließ ich mich total geplättet auf einen der Stühle am Tisch sinken. Ich hatte gerade das Gefühl zu träumen. Lief denn heute alles schief? Ich atmete ein Mal tief ein und erhob mich dann, ging ins Wohnzimmer, um das Telefon zu holen. Na, das sollte Eric mir mal genauer erklären. Doch kaum hatte ich das Telefon in der Hand, fing es an zu klingeln. Ich erschrak kurz, wobei ich fast den Hörer fallen gelassen hätte, konnte mich aber gerade noch so fangen. " Moshi moshi." " Du wolltest anrufen.", war alles, was mir entgegen kam. Erst musste ich überlegen, wem diese Stimme gehörte, aber mir fiel es recht schnell wieder ein. "Shit!" "Oh, ja. Du bist zwei Tage über deiner Zeit. Was machst du den ganzen Tag, dass du dir nicht mal ein versprochenes Telefonat merken kannst?" Toshiyas Stimme klang leicht entrüstet, was mich kurz auflachen ließ. " Bin heute erst spät nach Hause und war gerade dabei etwas zu Abend zu essen.", ging ich zurück in die Küche. "Zudem, wenn es nach euch allen gehen würde, dann würde ich nur am Telefon hängen, was ich ohnehin schon dauernd tue. Ich kann nicht immer alle Leute anrufen." Ich klemmte mir den Telefonhörer zwischen Schulter und Kopf und versuchte dabei das Gemüse klein zu schneiden. " Habe ich da gerade etwas Anklagendes in deiner Stimme gehört?" Ich konnte förmlich Totchis Grinsen vor mir sehen. " Ja, schon. Sho jammert auch immer rum, ganz zu schweigen von Eric." " Das nenn ich Schicksal, Süße." " Ja, ja. Mach nur weiter so. Wie geht es euch?" Toshiya wusste, dass ich die Frage immer stellte. Meist kam sie doch eher zum Schluss. " Gut. Wir haben im Moment eine kleine Ruhephase. Wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm." " Also alles wie immer." " So ungefähr.", seine Stimme klang leicht belegt. Kurz kehrte Schweigen ein, bis Totchi es von sich aus wieder brach. Diesmal schien seine Stimme eher anklagend. " Du warst heute im Tonstudio." " Was?" Woher wusste er? " Kyo war eben da gewesen. Er hat davon erzählt. Was wolltest du denn da?" Toshiya schien darüber völlig verwundert. " Ich... ich wollte mit Kyo reden. Aber ich hab es mal wieder vermasselt." " Toshua." Ich hörte ihn kaum, weshalb ich nun das Messer aus der Hand legte und die Möhren Möhren sein ließ, um den Hörer nun richtig in die Hand zu nehmen. " Du tust ihm weh, wenn du so was machst. Du kannst nicht einfach dort aufkreuzen, dich mal eben blicken lassen und dann ohne ein Wort verschwinden." " Es ist nun mal nicht so leicht.", wurde ich etwas lauter. " Wieso versteht mich einfach keiner?" " Es geht nicht darum, dass dich keiner versteht, das ist nämlich gar nicht wahr un..." " Natürlich ist es wahr.", unterbrach ich ihn einfach. " Und es geht hauptsächlich darum. Alle können mich nur anklagen und auf mir rumhacken, anstatt mich zu verstehen." " Du redest ja auch nicht. Wieso sagst du uns nicht einfach, wieso du so entschieden hast? Du gehst einfach davon aus, dass wir es hinnehmen ohne Wenn und Aber." Ich antwortete nicht darauf, starrte auf den Tisch vor mir. Totchi hatte ja Recht, aber ich war eben noch nicht bereit dazu. Ich war ja gerade mal in der Lage mein Leben zu leben ohne an die Monate in Deutschland zu denken. Endlich schien sich alles wieder zu normalisieren." " Toshua?", fragte er zaghaft. " Hai." Ich hatte Mühe allein dieses Wort über meine Lippen zu bringen. " Es tut mir leid. Ich wollte mich nicht schon wieder mit dir streiten." " Es ist okay. Du hast ja Recht. Aber ihr müsst mir Zeit geben und mich nicht laufend bedrängen." " Ich weiß. Und ich verspreche dir, dass zumindest ich es versuche... zukünftig." " Arigatô." " Ist sonst noch was passiert? Irgendetwas Weltbewegendes?", wechselte Toshiya gekonnt das Thema mit einer Euphorie, dass ich leicht lächeln musste. " Eric hat mir geschrieben. Er kommt Montag hierher." " Oh." Jetzt musste ich grinsen. Mit dieser Neuigkeit war Toshiya wohl genauso überrumpelt wie ich. " Er hat mir das auch nur in einem Brief geschrieben. Hab ihn gerade geöffnet." " Und, denkst du, du kannst ihn in deinen vollen Terminkalender einplanen?" " Ich muss. Er landet Montag um 15 Uhr am Narita.", las ich dabei noch Mal Erics Zeilen. " Und?", wusste er ganz genau, dass es noch nicht alles war. " Toto?" " Oh, man. Wenn du schon so kommst." " Begleite mich." " Wie bitte? Nein." " Biiiiiiiitte, ich tue alles für dich.", bettelte ich. Ich wollte nicht allein zum Flughafen. Zudem wäre es eine tolle Möglichkeit für uns, dass wir uns nach einer ganzen Weile wieder sahen. " Wirklich alles?" " Ja, verdammt. Solange es nichts Perverses ist.", klang ich leicht genervt. Konnte er nicht einfach mal ,ja' sagen ohne vorher ein riesiges Trara zu machen? " Totchi nun mach schon. Sag zu." " Okay, aber unter einer Bedingung." Seine Stimme klang fest. "Du redest mit Kyo. Unter vier Augen." Ich überlegte kurz, sagte dann aber zu. Ich musste ja so oder so mit meinem Bruder sprechen. Ewig konnte ich ihm eh nicht aus dem Weg gehen. Er hatte ein Recht darauf das mit Hiroto zu erfahren. Schließlich hatte ich nicht vor Hiroto zu verlassen. " Dann hole ich dich Montag von der Arbeit ab und wir kämpfen uns dann durch die Massen des Narita Airports.", verabschiedete sich Totchi nur einige Minuten später. Und so war es auch. Es war Montag, 15 Uhr auf die Minute und zu zweit arbeiteten wir uns durch den Flughafen. Erics Maschine landete auch noch am letzten Gate. Somit mussten wir den ganzen Flughafen durchqueren. " Wieso hab ich ihn am Telefon nicht davon abgehalten?", fragte ich mich laut, als wir vor den Arrivals standen, wo Eric demnächst aus einem der Gates treten müsste. " Weil du dich vielleicht freust ihn wieder zu sehen?", grinste Totchi, kniff mir in die Seite. " Hey, Finger weg, sonst hetze ich Fly auf dich. Stänkere gefälligst jemand anderen.", drohte ich ihm. " Den da, willst du auf mich hetzen?", zeigte er auf den weißen Schäferhund, der friedlich neben mir saß und brav wartete. " Fly hat mich viel zu gern, als dass sie mir was tun würde." " Ja, weil du ihr immer was mitbringst. Würdest du sie nicht so mästen, dann sähe die ganze Sache anders aus." " Gewusst wie." " Tze.", streichelte ich Fly. " Glaub mal nicht, dass sie sich das lange gefallen lässt." Ich grinste ihn an, worauf er mich wieder pieksen wollte, doch ich wich gekonnt aus. " Lass das. Ich warne dich.", ging ich einen Schritt zurück, als Totchi gefährlich nahe kam. " Na, wo ist dein Wachhund jetzt?" Ich schaute zu Fly, die uns nur regungslos beobachtete. " Das gibt Diät!", meinte ich zu ihr, worauf Totchi mir wieder in die Rippen piekste. " Nein, Schluss jetzt!", hielt ich seinen Arm fest. " Wieso denn? Jetzt, wo es beginnt Spaß zu machen.", piekste er wieder, diesmal mit der anderen Hand. " Aah...Toto... nicht!!", machte ich noch einen Schritt zurück, wobei ich wieder einen flüchtigen Blick zu Fly warf, um zu sehen, ob sie noch dasaß. Dabei fiel mein Blick auch auf einen hoch gewachsenen Mann, der mich freundlich anlächelte. " Eric!" Ich strahlte, als ich ihn sah und rannte ihm förmlich in die Arme. " Eric.", meinte ich wieder, als wir uns umarmten. " Da bin ich. Ich hab dich vermisst.", fuhr er mir durch meine langen Haare, vergrub seine Nase in ihnen. " Und ich dich erst." Ich löste die Umarmung und schaute mir meinen Freund genauer an. Er schien müde vom Flug, aber er sah einfach nur gut aus. " Ich bin froh darüber, dass du da bist und das schon nach so kurzer Zeit, in der ich hier bin." " Ich hatte es dir versprochen. Und außerdem hab ich gerade drei Wochen Urlaub. Wieso sie nicht bei meiner besten Freundin verbringen?", gab er mir einen Kuss auf die Wange. " Ähm!", räusperte sich wer neben uns. Toshiya. Den hatte ich völlig vergessen. " Gomen.", schaute ich ihn entschuldigend an und nahm ihn dann an die Hand, zog ihn neben mich. " Eric, das ist Toshiya. Ich hab dir doch schon so viel von ihm erzählt.", stellte ich ihn vor. " Ah, meine Konkurrenz aus Japan.", lächelte Eric und reichte Totchi dann die Hand zur Begrüßung nach typischer europäischer Manier. " Schön, dass ich dich mal kennen lerne." " Gleichfalls.", erwiderte Toshiya und schien überrascht, dass Eric ebenfalls so gut Japanisch konnte. Doch nicht nur ich bemerkte es, sondern auch Eric, weshalb er noch ein: " Ich hab Japanisch an der Uni gelernt. Als Abendkurs.", hinzufügte. Nach unserer Begrüßung gingen wir gemeinsam zu Toshiyas Auto. Die beiden Männer unterhielten sich dabei prächtig. Zumindest musste ich mir in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Denn da hatten sich ganz dem Anschein nach zwei gesucht und gefunden. *** [*] dir en grey - jealous -reverse yeah!!! ich glaubs nich. der nächste teil von toshua is hochgeladen. ich hab ja selber nich mehr dran gedacht. ich hab ewig rumüberlegt und bin echt froh, das das kapi fertig ist und es mir auch noch zusagt. vielen lieben dank an die kommischreiber, wieder an dieser stelle, und dank auch an mantelkralle, meiner betaleserin. würd mich weiterhin über feedback freuen. man liest sich. baibai chingya Kapitel 5: Dare ---------------  Dare Kreise, Linien, Ornamente. Mein Bleistift wanderte ziellos über das Stück weißen Papiers. Es war kein richtiges Bild in meinem Kopf, das ich hätte zu Blatt bringen können. Mein Kopf schien leer. Ich fühlte mich wie vor einer Prüfung, bei der man zuvor alles gelernt hatte und nun am eigentlichen Wissen nichts mehr da war. Ein weiteres Ornament zeichnend, verzog ich leicht mein Gesicht, denn eigentlich konnte ich meinen Zustand dem vor einer Prüfung gleichstellen. Vor dem Proberaum von Dir en grey sitzend, wartete ich darauf, dass sie endlich Schluss machten. Schließlich hatte ich nicht vor hier zu übernachten. Der Gedanke, dass ich gleich Kyo gegenüber stehen würde und ihn um ein Gespräch bat, behagte mir nicht sonderlich. Doch was das tat und was nicht, spielte hier keine Rolle. Ich hatte Toshiya versprochen mit meinem Bruder zu reden. Er hatte mich taktischer Weise auch jeden Tag an mein Versprechen erinnert, damit ich es bloß nicht vergessen würde. Jetzt saß ich hier, nachdem ich an meinem heutigen freien Tag beschlossen hatte, ihn für eine Aussprache zu nutzen. Den anderen hatte ich davon nichts erzählt. Und da Eric heute Morgen sowieso mit Hiroto und dessen Band mitgefahren war, konnte nicht mal mein bester Freund mir irgendwelche Fragen stellen. Ich ließ meine Hand, mit dem Bleistift, sinken, warf einen nachdenklichen Blick auf die Tür, die zum Proberaum führte. Schon seit einer guten halben Stunde hatte kein Instrument mehr gespielt. Man hörte lediglich hier und da ein paar Stimmen. Ich hoffte, dass sich das Warten nicht als all zu lang herausstellen würde und widmete mich wieder meinem Blatt. Gerade in dem Moment ging die Tür vom Proberaum auf. Ich sprang vor Schreck hoch und starrte auf die Person, die den Raum verlassen hatte. Daisuke schaute mich irritiert an, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. „Hi.“, begrüßte ich ihn. Brach die Stille, die zwischen uns auf zu kommen drohte. „Was machst du denn hier?“, kam er auf mich zu, blieb kurz vor mir stehen. „Warten.“ Die nickte. „Auf Toshiya? Du hättest doch reinkommen können.“ „Nein, ich warte nicht auf Toshiya.“, schaute ich auf meine Füße. „Willst du mit ihm reden?“, klang Dies Stimme plötzlich ernster. „Was?“, verstand ich nicht. „Mit Kyo. Du willst doch dann sicher mit ihm reden. Ich meine, du sitzt doch nicht hier aus purer Langeweile im Flur.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Ganz so schlimm ist es mit mir dann doch nicht gekommen.“, erwiderte ich trocken. „Man hat dich lange nicht zu Gesicht bekommen.“ Die versenkte seine Hände in seinen Hosentaschen. „Mmh, war viel arbeiten. Aber so wie ich Toshiya kenne, hat er doch sicher so einiges erzählt.“ „Sicher.“, grinste er. „Dein bester Freund aus Deutschland ist zu Besuch?!“, kam die rhetorische Frage. „Jap.“, ich lächelte sichtlich erfreut über diese Sache. „Auch, wenn ich nicht viel von ihm habe.“ „Wieso? Macht er einen auf Alleingang und erkundet Japan?“ „Allein würde ich ihn sicher nicht durch das Land streifen lassen. Nein, ich arbeite halt viel und er ist zudem laufend mit Hiroto…“ Dies Augenbraue wanderte nach oben, als ich den Satz abbrach. Ob Kyo den anderen etwas von Hiroto erzählt hatte? „Hiroto?“, kam prompt die Frage. Hatte mein Bruder also nichts gesagt. „Vergiss es.“, winkte ich ab, fuhr mir nervös durch die Haare. „Wo wolltest du eigentlich hin?“ „Oh.“, ihm schien jetzt auch aufzufallen, dass er noch etwas vor gehabt hatte. „Ich wollte schnell ein paar neue Saiten aus dem Auto holen. Mir ist bei der Probe eine gerissen.“ „Dann solltest du das mal tun.“ Er nickte und verschwand dann, ohne ein weiteres Wort, in Richtung Fahrstuhl, mit dem er die Etage verließ. Als er weg war, rutschte ich langsam an der Wand, hinter mir, hinunter, auf den Boden. Meine Hand, die den Block hielt, zitterte bei dem Versuch, die aufkommenden Gefühle zu verdrängen. Es war jetzt nicht an der Zeit Dinge zu bereuen. Ich würde das jetzt durchziehen. Auch, wenn alles in mir danach schrie abzuhauen, es sein zu lassen. Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken, starrte an die weiße Decke über mir. Die Augen kurz schließend, versuchte ich mich zu sammeln. „Kyo, was machst du nur mit mir?“, flüsterte ich, atmete noch einmal tief durch und begann wieder belanglose Dinge auf mein Papier zu bringen. Es war gegen 19 Uhr, als Dir en grey beschlossen für heute die Probe zu beenden. Während des Wartens war nicht nur Die vom Auto wiedergekommen, auch Toshiya hatte es auf den Flur verschlagen. Dieser war mehr als überrascht gewesen mich zu sehen, wusste aber sofort was mein Anliegen war. Er hatte dementsprechend keine weiteren Fragen gestellt, mir einfach nur Glück gewünscht. Für was auch immer. Jetzt traten Kaoru und Shinya durch die Tür. Ich verstaute nur stumm meine Sache in die Umhängetasche, nickte ihnen zur Begrüßung. Nach den beiden erschien Toshiya. „Du solltest reingehen, am besten erwischt du ihn jetzt.“, meinte er, als er vor mir zum Stehen kam. Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken an Kyo. Ich war nervös. Meine schweißnassen Hände an der Jeans abwischend, schluckte ich tief. „Ich hab das Gefühl, dass es eine schlechte Wette war.“, war alles was ich noch sagte bevor ich in die Höhle des Löwen ging.. Es war das erste Mal, dass ich den Proberaum betrat. Überall standen Instrumente, lagen Stapel von Notenblättern und standen Wasserflaschen herum. Shinyas Drums befanden sich leicht erhöht, daneben, an der Wand gelehnt, eine Reihe von Bassgitarren. Ich wandte meinen Blick davon ab und schaute nach rechts. Mein Bruder stand, mit dem Rücken zu mir, neben Daisuke, an einem Tisch und redete. Über was drang nicht zu mir. Ich war viel zu nervös um mich auch nur auf eines ihrer Worte konzentrieren zu können. Um sie nicht zu stören, blieb ich mitten im Raum stehen, schaute mich noch ein wenig um. Der Raum war größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Neben Kyo, auf dem Tisch, lag sein Mikro. Der Mirkrofononständer befand sich in einer Ecke, als würde er nicht gebraucht. Plakate an der Wand erhielten meine Aufmerksamkeit. Es waren Tourplakate. Japan, Korea, Europa… „Toshua!“, hörte ich Die sagen, machte mich somit wieder darauf aufmerksam, dass ich noch immer mit den anderen in diesem Raum stand, auf Kyo wartete. Dieser schaute mich emotionslos an, als er mich sah. Ich ignorierte seinen Blick, wandte mich Die zu. „Seid ihr fertig?“ Meine Frage klang ein wenig ungehalten, vielleicht genervt. „Ja.“, nickte Die und griff nach seiner Tasche. „Ich lass euch dann alleine.“ Mit diesen Worten war er durch die Tür verschwunden. Kyo drehte mir wieder den Rücken zu, ignorierte mich eiskalt. Ich versuchte die Wut, bezüglich seines Verhaltens, runter zu schlucken und legte meine Tasche auf dem Sofa ab. Minuten vergingen, in denen mein Bruder, mich weiter ignorierend, auf die Blätter vor sich starrte und ich mich im Proberaum umsah. Irgendwann wurde mir das alles zu dumm. Ich war sicher nicht her gekommen, hatte ewig gewartet, nur um jetzt hier wie eine Doofe rum zu stehen. „Kyo!“, meinte ich somit genervt. Er reagierte nicht. War ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. „KYO!“, rief ich lauter, konnte nicht verhindern, dass meine Stimme mehr als gereizt klang. Und es zeigte Wirkung, wenn auch nur wenig. Einen Moment drehte er sich zu mir um, schaute mich emotionslos an bevor das Spiel von vorne begann. Aber nicht mit mir! „Verdammt! Jetzt hör auf mich zu ignorieren und schau mich an!“ Ich merkte, dass ich schon jetzt sehr rasch meine Beherrschung verlor. Mein Bruder seufzte und wandte sich mir zu. Die Arme vor seiner Brust verschränkt, blickte er mich mit seinen braunen Iriden an. Sein Blick zeigte mir klar und deutlich wie enttäuscht er von all den Dingen war, die ich ihm angetan hatte und ihm immer noch antat. Allein dieser eine Blick von ihm war in der Lage meine Meinung zu ändern. Doch ich blieb eisern. So wie es jetzt war, war es besser so. Vor allem für ihn. „Ich denke, wir sollten reden.“, durchbrach ich die Stille, die aufgekommen war. „Ich bin dir eine Erklärung schuldig.“ Von der anfänglichen Wut war nichts mehr übrig. Aber ich wusste, dass sie noch ganz tief in mir, einfach da, war. Eine falsche Handlung, ein falsches Wort von meinem Bruder und ich würde endgültig die Geduld verlieren. Dabei war Kyo immer derjenige von uns beiden gewesen, dem es schnell zu viel wurde. Vielleicht hatte Totchi damals doch Recht gehabt, als er meinte, dass Kyo und ich uns ähnlicher seien, als manch einer dachte. Kyo machte sich vom Tisch los und kam zu mir herüber, ließ sich wortlos auf dem Sofa nieder ehe er sich die Zigaretten aus seiner kleinen schwarzen Tasche griff und sich eine ansteckte. Seine Beine überschlagend und sich nach hinten lehnend, schaute er mich wieder an. Ich versuchte den Blick zu erwidern, hielt aber nicht stand. Zu viele Vorwürfe waren in seinen dunklen Augen zu sehen. Somit setzte ich mich seitlich auf einen der Stühle um mich herum, versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihm klar zu machen, wie es demnächst wohl mit uns weiter gehen würde. Mein Blick wanderte ziellos im Raum umher, als wären da irgendwo die passenden Worte zu finden. Was war nur los mit mir? Ich hatte mir doch vorher alles so schön zurecht gelegt, war alle meine Argumente durchgegangen. Und jetzt?! Jetzt war alles wie gelöscht. Nichts war mehr da, irgendwie greifbar. Einmal tief durchatmend, wagte ich einen Blick zu meinem Bruder. Er schaute mich zwar an, zeigte ansonsten aber keine Regung. Er schien zu warten, dass ich endlich sagte, was ich zu sagen hatte. „ Ich will eigentlich nicht lange um den heißen Brei herum reden.“, begann ich endlich. Und mir war schon jetzt klar, dass es ein einseitiges Gespräch werden würde. „Ich denke, dass es besser ist, wenn wir unsere Beziehung auf einer Bruder– Schwester– Ebene belassen… ich hab viel darüber nachgedacht, als ich in Deutschland war und bin zu dem Entschluss gekommen, dass… es so besser für uns beide ist.“ Ich schluckte. Um meine Nervosität, die in mir hochkam, zu verstecken, zog ich meine Beine an, schlang meine Arme um diese und hoffte, dass das Zittern aufhören würde. Jedes einzelne Wort war eine große Lüge. Jedes einzelne. „Es hat so keine Zukunft. Das musst du einsehen.“ Doch Kyo sagte nichts, schaute mich nur weiterhin an. „Kyo, ich liebe Hiroto.“ Meine Stimme zitterte. Ich glaubte selbst nicht, was ich da gerade gesagt hatte. Ich saß hier der Liebe meines Lebens gegenüber und log ihr gnadenlos ins Gesicht. „Das mit ihm ist einfach etwas völlig anderes… da… ist nicht dieser Gedanke, dass er mein Bruder ist. Alles ist lockerer.“ Jedes Wort tat so weh. Was tat ich hier? Kyo reagierte noch immer nicht, schaute mich weiterhin nur an. Wieso, verdammt, wehrte er sich nicht? Wieso nicht? Wo war sein Kampfgeist geblieben? Liebte er mich denn nicht mehr, dass es sich für ihn nicht lohnte um mich zu kämpfen? „Er ist das, was ich immer wollte.“ Lüge! Noch so eine große Lüge. Doch ich konnte nicht aufhören, machte immer weiter, mit der Hoffnung, die Distanz zwischen Kyo und mir zu erreichen, die ich für sinnvoll hielt. „Ich bin glücklich mit Hiroto.“ Vergib mir! Erst jetzt regte mein Bruder sich, auch wenn er nur den Blick nach unten senkte. Die Zigarette in seiner Hand war längst runter gebrannt. Ich ließ ihm einen Moment nachzudenken und hoffte, dass er antworten würde. Doch nichts geschah. „Kyo, sag was!“, richtete ich mich auf. „Tu nicht so, als wäre dir das alles scheiß egal!“ „…“ „Wieso tust du das? Ich hab ebenso ein Recht darauf zu erfahren, was du davon hältst, oder?“, schrie ich ihm entgegen. Sein Schweigen schmerzte. Mir war klar, dass ich ihm weitaus mehr wehtat, als er mir, aber das hatte ich auch nicht verdient. Wo war der Kyo, der immer auf sein Recht pochte, der nichts einfach so hinnahm? „Mach mich nicht schwach, Kyo!“, sprang ich auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Er zuckte kurz, hielt den Blick aber weiterhin gesenkt. Ich merkte, wie Tränen sich in mir hoch kämpften. Ich hielt dagegen. „Bin ich dir so egal? Bedeute ich dir so wenig, dass ich dir nicht mal ein einziges Wort wert bin?“ Wut und Enttäuschung waren meine einzigen Empfindungen in diesem Augenblick. „Du bist solch ein Arsch!“, schrie ich. Dabei war ich diejenige, die man hätte beschimpfen sollen. Ich ließ meinen Bruder doch glauben, dass ich ihn nur benutzt hatte. Da Kyo nichts mehr sagte, schnappte ich mir wütend meine Tasche. „Mich für Hiroto zu entscheiden, war wirklich besser.“, war alles, was ich noch sagte und hoffte, dass mein Bruder wenigstens doch noch reagieren würde, aber alles blieb wie es war. Ich nickte mir bestätigend zu und marschierte dann mit großen Schritten aus dem Raum, schmiss die Tür mit einem lauten Krachen hinter mir ins Schloss, um mich dann heulend auf die Knie sinken zu lassen. Alles brach auf einmal aus mir heraus. Schluchzend verfluchte ich mich hundertmal selbst. Ich war solch ein Miststück! Kyo würde nie wieder auch nur ein Wort mit mir reden. Dabei liebte ich ihn doch. Ich wollte niemanden außer ihm. Die Tränen zurück drängend, verbat ich mir jegliche Schwäche. Ich war selbst Schuld an allem. Schließlich wollte ich es so, oder? Mich wieder aufrichtend, erschrak ich mich fürchterlich, als ich den Rest von Dir en grey, gegenüber von mir, an der Wand stehen sah. Totchi kam zu mir herüber, als er sah, dass ich die Anwesenheit der anderen bemerkt hatte. Wortlos hockte er sich vor mich, nahm mich in den Arm. Einen Moment ließ ich diese Nähe zu ehe ich ihn von mir drückte und aufstand. Ohne ein weiteres Wort schnappte ich mir wieder meine Tasche und ging zurück in den Proberaum. Ich wollte meine Antwort. Egal wie! Nachdem ich eingetreten war, schaute ich zum Sofa, doch Kyo saß nicht mehr dort. Dafür stand er wieder über die Notenblätter gebeugt. Seine ganze Haltung war in sich eingesunken und wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie der kleine Körper leicht bebte. Weinte er etwa? Ich war wie versteinert, als ich das sah. Jedes Wort, was ich gesagt hatte, tat mir auf einmal so unendlich Leid. Ich wollte am liebsten alles rückgängig machen, ihn in den Arm nehmen und sagen wie sehr ich ihn liebte. Doch ich konnte mich nicht bewegen, starrte auf das Elend vor mir. Mich zur Vernunft rufend, machte ich einen Schritt auf Kyo zu, als er plötzlich laut anfing zu weinen und auf seine Knie sank. Sein Wimmern zerriss mir das Herz. Ohne weiter nachzudenken, ging ich mit großen Schritten auf ihn zu und schlang von hinten die Arme um ihn. Ein Schauer durchfuhr mich, als sich unsere Körper berührten. Einen Moment war ich versucht in Erinnerungen abzuschweifen, als Kyos sich schüttelnder Körper mich in die Wirklichkeit zurückholte. Ich drückte meine Arme fester um seinen Körper, vergrub mein Gesicht in seinem Nacken und sog den vertrauten Geruch in mir auf. Doch mir blieb nicht viel Zeit die Nähe zu genießen, denn Kyo stieß mich plötzlich von sich und sprang auf. Ich schaute vom Boden zu ihm auf. In seinen Augen standen Tränen. „Verschwinde!“, zischte er. „Ich will dich nie wieder sehen.“ „Kyo, bitte!“, rappelte ich mich auf. „Lass uns richtig darüber reden. Du gibst uns beiden nicht mal die Chance es ausgiebig-“ „Geh!“, klang seine Stimme fest, schien keinen Widerspruch zu dulden. „Kyo!“ „Verzieh dich!“, schrie er aus vollem Leibe, warf mit der halbvollen Wasserflasche nach mir, die auf dem Stuhl neben ihm gestanden hatte. Ich wich aus, schaute ihn an. Soweit war es also gekommen. Bravo, Toshua! Da hast du es. Bist du jetzt glücklich? „Geh mir aus den Augen!“, forderte Kyo noch einmal. Mir wurde langsam bewusst, dass das alles nichts mehr brachte. „Wenn du das so willst.“, griff ich meine Tasche zu meinen Füßen und schaute noch ein letztes Mal zu meinem Bruder. Sein Blick war wütend und mir war klar, dass er kurz davor auszurasten, wenn ich den Raum nicht bald verlassen würde. „Raus!“, zischte er, als ich mich immer noch nicht bewegte. „Komm mir nie wieder unter die Augen.“ Ich nickte, wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Es war genug gesagt. Zumindest von mir. Ich hatte mit meinen Worten schon genug Schaden angerichtet. Genug für einen Tag und wohlmöglich auch für den Rest meines Lebens. Als ich aus dem Raum kam, standen die restlichen Member noch immer vor der Tür. Enttäuschte Gesichter blickten mir entgegen. Ich ging jedoch nicht weiter darauf ein, denn ich wollte einfach nur noch für mich alleine sein. Somit machte ich kehrt und ging zum Fahrstuhl, um das Stockwerk zu verlassen und nach Hause zu fahren. Doch kaum hatte ich den Fahrstuhl betreten und wartete, dass die Türen sich schlossen, sprintete noch Toshiya rein. Er blieb vor mir stehen, während sich hinter ihm die Türen schlossen. „Was hast du zu ihm gesagt? Wieso… wieso weint er?“, kam gleich seine Anklage. „Die Wahrheit.“ Wir schauten uns an. „So lange ich ihn kenne, hab ich ihn noch nie weinen sehen. Was hast du gesagt?“ Irgendwie machte ich hier jeden wütend. Totchi war mehr als enttäuscht von mir. Ich weiß nicht, was er sich von dem Gespräch zwischen Kyo und mir erhofft hatte, aber es war mehr als offensichtlich, dass es nicht gerade nach seinen Vorstellungen gelaufen war. „Das geht dich nichts an.“, blockte ich ab. „Das lass ich nicht gelten!“, donnerte Totchi, schlug gegen die Fahrstuhlwand und brachte dann den Fahrstuhl zum Halten. Ich konnte nicht leugnen, dass ich Panik bekam, als das Teil zwischen zwei Stockwerken stoppte. „Toshiya, mach das rückgängig.“, bettelte ich. „Erst, wenn du mir sagst, was du ihm da drinnen alles an den Kopf geworfen hast.“, stellte er sich vor die Knöpfe, als ich versuchte daran zu kommen. „Was ändert das denn? Es ist jetzt alles gesagt und ich werde meine Meinung sicher nicht ändern.“, erwiderte ich Totchis Blick, um ihn dann zur Seite zu schieben, damit der Fahrstuhl weiterfahren konnte. Doch weit kamen wir nicht, denn Toshiya betätigte gleich darauf wieder den Knopf für den Nothalt. „Toshua! Weich mir nicht aus!“, drängte er mich einen Schritt nach hinten, damit ich nicht wieder dazu kam, den Fahrstuhl weiterfahren zu lassen. „Sag mir einfach, was du gesagt hast.“ „Dass ich Hiroto liebe und ich endlich glücklich mit ihm bin! Zufrieden?“, machte ich einen Schritt zur Seite, um Totchi zu entkommen, doch er war schneller und stellte sich wieder vor mich. „Wieso lügst du? Du liebst Kyo über alles. Wieso bist du nicht in der Lage ihm zu sagen, wie es wirklich ist?“ „Ich hab ihm gesagt wie es wirklich ist. Ich liebe Hiroto. Bekommt ihr das mal endlich alle in eure Schädel rein? Hört auf mich bekehren zu wollen. Das bringt sowieso nichts. Das ist MEIN Leben, verdammt, und ich werde es mit Hiroto teilen und nicht mit meinem Bruder. Hörst du, NICHT mit meinem Bruder. Akzeptier das!“ Ich schubste Toshiya grob zur Seite und ließ den Fahrstuhl wieder weiterfahren. Diesmal tat er nichts, um mich aufzuhalten. Als die Türen sich öffneten, ließ ich ihn stehen und drehte mich nicht noch einmal zu ihm um. Ich war so wütend und geladen, als ich zu Hause ankam, dass Fly mir gar nicht erst entgegen lief. Sie wusste, dass es einer der Momente war, wo man mich am besten in Ruhe ließ. Mich auf meine Couch werfend, starrte ich die Decke an und ließ alles Revue passieren. Solange bis es mir zu blöd wurde, ich nicht mehr an all das denken wollte. Ich schaltete laut Musik an und schnappte mir meinen Zeichenblock, verdrängte somit die Gedanken an meinen Bruder und redete mir stattdessen ein, dass es mir jetzt besser ging. Redete mir die Dinge schön. Und für eine Weile funktionierte das auch. Irgendwann schlief ich ein. In meinen Träumen durchlebte ich immer wieder qualvolle Momente. Sah mich in hunderten Varianten sterben, bis mich eine sanfte Berührung aus dem Schlaf holte. Ruckartig riss ich meine Augen auf, starrte in das trübe Licht der Lampe vor mir. „Hey, Süße!“, hörte ich es neben mir flüstern. Ich drehte mich zu der Stimme um und erblickte zwei braune Augen, die mich fragend anblickten. „Hiroto.“, kam es über meine Lippen gehaucht, als meine Stimme mir den Dienst versagte. „Wir sind wieder zurück.“ Er lächelte, schaute mich einen Moment an. „Ich hatte gedacht, dass du schon im Bett liegst.“ „Ich muss auf der Couch eingeschlafen sein.“ Müde fuhr ich mir über die Augen, schaute mich dann in meinem Wohnzimmer um. „Wo ist Eric?“ „Er ist noch mit Fly raus. Ist alles okay mit dir? Du siehst blass aus.“ Besorgt strich er mir einige schwarze Strähnen aus dem Gesicht. Alles was ich konnte war zu nicken, auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Mir ging es ganz und gar nicht gut. Ein Blick in Hirotos Augen und ich musste wieder an meinen Bruder denken. Mich von der Couch erhebend, legte ich meinen Zeichenblock auf den Tisch. „Wie war euer Tag?“ „Ganz lustig. Die anderen sind alle ganz hingerissen von Eric. Wir hatten so einen Spaß!“, strahlte Hiroto. Manchmal glaubte ich, dass seine euphorische und einfühlsame Art das waren, was ich an ihm als Menschen schätzte. Er konnte irgendwie tun was er wollte, er wirkte einfach immer gelassen und engte mich nicht ein. Nicht, dass Kyo das getan hätte. Aber Hiroto bedeutete mir auf eine andere Art etwas. Allerdings eine, die sich schwer beschreiben ließ. „Du bist so still. Sicher, dass es dir gut geht?“ „Ja… ja. Ich hab nur nachgedacht.“, überspielte ich es mit einem Lächeln und ging in die Küche, wo ich mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nahm. Im gleichen Moment hörte ich, wie jemand die Haustür aufschloss. Eric. Dieser stand auch nur einen Moment später in der Küchentür und musterte mich. Die Flasche Wasser in der Hand drehend, blickte ich ihm fragend entgegen. Mir war klar, dass er mir etwas sagen wollte. „Du hast mit ihm gesprochen.“, stellte er auch prompt in den Raum. „Wie?“ „Mit Kyo. Du hast mit ihm gesprochen.“ Eric verschränkte seine Arme vor der Brust. „Wie kommst du darauf?“ Um mir nichts anmerken zu lassen, drehte ich mich zur Arbeitsfläche, um dann ein Glas aus dem Schrank zu nehmen. „Ich sehe es dir an. Du hast geweint, deine Augen sind ganz geschwollen.“ Eric kam auf mich zu, blieb neben mir stehen, während ich etwas Wasser ins Glas kippte. „Was ist dabei herausgekommen?“, flüsterte er. Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht darüber reden wollte. Stattdessen nahm ich einen Schluck aus dem Glas. „Lass das.“, nahm er mir das Glas aus der Hand. „Gegen mich hast du sowieso keine Chance, das weißt du.“ Und wie ich das wusste. Eric kannte mich nur zu gut. Er wusste immer ganz genau wenn es mir schlecht ging und wann ich versuchte ihm etwas zu verheimlichen. Ich drehte mich zu ihm um und erwiderte seinen Blick. „Hiroto ist da, lass uns nicht jetzt darüber reden.“ „Er ist auf dem Balkon. Eine rauchen. Nun sag schon.“, drängte Eric. „Ich… er will mich nicht mehr sehen.“ Eric schnaubte. „Welche Lüge hast du ihm denn diesmal aufgetischt?“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll und mir war bewusst, dass mein bester Freund mehr als enttäuscht von mir war. „Ich hab ihm erzählt, dass ich Hiroto liebe.“ Wieso wollte hier nur jeder wissen, was ich Kyo gesagt hatte? Mir fiel das alles so schon nicht leicht. Musste man mich denn immer wieder daran erinnern? „Du hast echt ’n Rad ab.“, schüttelte er den Kopf. „Eric, bitte lass uns-“ Ich brach ab, als ich plötzlich Hiroto hinter Eric auftauchen sah. Um nicht weiter mit Eric reden zu müssen, nahm ich die Chance wahr, schnappte mir mein Glas Wasser und ging zu Hiroto hinüber. „Ich bin müde.“, sagte ich leise, nahm seine Hand in meine, um ihm zu verdeutlichen, dass ich jetzt gerne ins Bett gehen würde. Mir waren Erics Blicke im Nacken nur allzu bewusst. Aber es war mir egal. Alles war mir egal. Ich würde weiterhin das tun, was ich für das Beste hielt. Keiner wäre zu diesem Zeitpunkt auch nur in der Lage gewesen mir ins Gewissen zu reden. Die Anzeige von meinem Funkwecker sprang auf 3 Uhr. Seufzend zog ich meine Decke übers Gesicht, versuchte noch etwas Schlaf zu finden. Seit Stunden lag ich wach, starrte auf die Uhr, während Hiroto neben mir lag und fest schlief. Nachdem wir ins Bett gegangen waren, hatte keiner mehr etwas gesagt. Hiroto hatte mich nicht weiter auf meinen scheinbar so offensichtlichen Zustand angesprochen. Ich war ihm unendlich dankbar dafür. Er stellte keine Fragen. Dennoch, ein Blick in seine Augen und man konnte nur allzu deutlich den fragenden Ausdruck darin sehen. Wenn man es genau nahm, dann wusste er nichts über mich. Immer versuchte ich ihm auszuweichen. Und das gelang mir auch jedes Mal gekonnt, denn Hiroto war nicht der Typ Mensch, der dann noch weiter nachhakte. Er versuchte es zu akzeptieren, wenn ich nicht reden wollte. Doch so sah es nur von Außen aus. Mir war nur zu klar, dass er Fragen hatte. Fragen, die irgendwann beantwortet werden wollten und sollten! Und vor diesem Tag graute mir. Ich wusste schon jetzt, dass es mir schwer fallen würde ihm die Wahrheit zu sagen. Ihm zu sagen wie sehr ich meinen Bruder liebte und wie viel Liebe ich Hiroto entgegen brachte, im Vergleich zu dem. Langsam drehte ich mich zu Hiroto um. Sein Gesicht war völlig entspannt. Wie ein schlafender Engel lag er da. Ich hatte ihn überhaupt nicht verdient, tat ihm nur weh. Genauso, wie ich all den anderen Menschen um mich herum wehtat. „Du solltest eigentlich nicht hier liegen.“, hauchte ich, strich durch seine weichen Haare. „Du hast so viel mehr verdient als jemanden wie mich.“ Kurz küsste ich seine vollen Lippen, betrachtete dann wieder das Gesicht vor mir. „Wieso kannst du nicht Kyo sein?“ Wieder küsste ich ihn, genoss den Moment, als sich unsere Lippen berührten. Stellte mir vor es wären Kyos Lippen, die ich liebkoste. Eine Träne, die meine Wange hinunter lief, holte mich in die Realität zurück. Ruckartig richtete ich mich auf, wischte sie mir trotzig aus dem Gesicht. „Ich werde nicht nachgeben, Kyo. Niemals!“, flüsterte ich entschlossen in die Dunkelheit ehe ich mich aus dem warmen Bett erhob und dann leise das Schlafzimmer verließ. Ich würde sowieso nicht schlafen können. Wieso also noch weiter im Bett liegen und die Uhr anstarren. Auf den Weg in die Küche ging ich am Wohnzimmer vorbei. Fly lag in der Tür und schaute mich an, als sie mich kommen hörte. „Schlaf weiter!“, wollte ich, dass sie liegen blieb. Nicht weiter auf den Hund eingehend, wollte ich mich weiter auf den Weg in die Küche begeben, als ich plötzlich Stimmen vernahm. Eric! Aber, da war nicht nur Erics Stimme. Eine andere, mir nicht unbekannte Stimme war noch zu hören. Neugierig ging ich ins Wohnzimmer, wo Eric zurzeit schlief. Ich entdeckte ihn auf dem Balkon. Er saß mit dem Rücken zu mir und neben ihm Toshiya. Was um alles in der Welt machte Totchi 3 Uhr morgens in meiner Wohnung? Und das auch noch mit Eric. Völlig baff schüttelte ich meinen Kopf. Konnte es nicht glauben. Aber das war noch nichts gegen das was ich sah, als ich ein wenig abseits von beiden noch eine Person erblickte. Meine Knie gaben nach, als ich diese Person erkannte. Ich fühlte mich hintergangen. Was sollte das? Wieso machte Eric das? Ich dachte er würde mir soviel Ehrlichkeit entgegen bringen, dass er mir nicht unbedingt verheimlichen musste, dass er sich mit Toshiya traf und… mit Sho! **************** boah, ich kann es selber kaum glauben. nach langem langem warten endlich das neue kapi von toshua II. nochmal sorry, dass es so endlos lange gedauert hat, aber es gab im endspurt viele dinge, weshalb es jetzt erst hochgeladen wurde. dennoch vielen lieben dank an meine treue leserschaft, den kommischreibern sowie mantelkralle,und ich hoffe, dass ihr mir treu bleibt. würde mich weiterhin auf feedback freuen^^... bis dahin. man liest sich. baibai chingya Kapitel 6: Can you feel life...? -------------------------------- Stetig vernahm ich das Ticken der Uhr, an der Wand hinter mir, vernahm die Stimmen, die vom Balkon her zu mir drangen. Meine Augen hielt ich geschlossen, redete mir ein, dass das alles nicht der Realität entspreche. Ich fühlte mich von meinen Freunden dermaßen verraten. Meine Wut und Enttäuschung schluckte ich runter ehe sich meine Lider langsam wieder öffneten. Nichts hatte sich geändert. Der gleiche Anblick wie zuvor. Toshiya saß noch immer mit dem Rücken zu mir, während er sich gerade eine Zigarette anzündete. Eric befand sich neben ihm, hielt den Kopf gesenkt, nickte ab und zu. Und Sho? Sho lehnte seitlich am Geländer und redete. Es war jedoch zu leise, um etwas Konkretes raushören zu können. Ich war versucht zu ihnen zu gehen, sie zur Rede zu stellen, als ich Kyos und meinen Namen in dem Wirrwarr aus Worten hörte. Noch einen Moment belauschte ich sie und warf dabei ab und zu einen Blick in Richtung Schlafzimmer, um sicher zu sein, dass Hiroto noch schlief. Würde er wach werden, käme er vielleicht auf die Idee mich zu suchen und das wiederum würde die anderen Drei aufmerksam machen. Nicht unbedingt eine Sache, die ich provozieren wollte. Gerade hatte ich mich vergewissert, dass es im Schlafzimmer noch still war, wollte meinen Blick wieder zum Balkon richten, als ich plötzlich Shos überraschten Blick bemerkte. Er hatte sich anscheinend, als ich mich kurz umgedreht hatte, an Toshiya und Eric gewandt und mich dabei im dunklen Wohnzimmer entdeckt. „Toshua…“, sagte er ruhig. Die anderen drehten sich überrascht um. Verwirrung war in ihren Gesichtern zu sehen. Gleichzeitig fühlten sie sich wohl mehr als ertappt. „Shit!“, hörte ich noch Toshiya sagen. Alles klar. Für mich waren diese Aussage und die Blicke genug um zu verstehen, dass hier etwas hinter meinem Rücken lief, was jetzt unfreiwilliger Weise aufgeflogen war. Eric sprang auf, stolperte fast, als er die Schwelle zum Balkon hinter sich ließ und somit auf mich zulief. Sho kam hinterher. Doch das konnten sie mal ganz schnell vergessen. So leicht machte ich es ihnen ganz bestimmt nicht. Zudem war mir jetzt erst recht nicht mehr danach auch nur ein Wort mit den Dreien zu wechseln. Die Enttäuschung saß viel zu tief in mir. Eric wusste ganz genau, dass ich solche Taten missbilligte und als Vertrauensbruch ansah. „Toshua, bevor d…“, war Eric mit wenigen Schritten fast bei mir angekommen. „Behalt’s für dich!“, zischte ich, ließ ihn gar nicht erst weiter zu Wort kommen. Er blieb stehen. Sho, dahinter, tat es ihm gleich. Ihre Blicke durchbohrten mich regelrecht. Sie schienen abzuwarten, was ich als nächstes tun würde. Toshiya dagegen befand sich noch immer auf dem Balkon. Mit dem Rücken zum Geschehen rauchend, beugte er sich leicht über das Balkongerüst. Mir war klar, dass er nach der Aktion mit Kyo wohl noch immer sauer auf mich war. Schön, war ich jetzt nämlich auch auf ihn. Aber so richtig! Noch ein Mal zu Sho schauend, drehte ich mich um. Eric ignorierte ich geflissentlich. Mir war bewusst, dass ich ihm damit Strafe genug entgegen brachte. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Wohnzimmer. „Bitte, TOSHUA…!“, rief mein bester Freund mir noch nach. Ich überhörte es. Mir war es egal. Nicht heute und schon gar nicht um diese Uhrzeit würde ich mir anhören, was das Anliegen war mitten in der Nacht, hinter meinem Rücken, solch eine Zusammenkunft einzuberufen. Im Schlafzimmer schloss ich die Tür hinter mir. Seufzend lehnte ich mich mit dem Rücken dagegen, versuchte die Enttäuschung aus meinem Inneren zu verbannen. Aber es gelang mir nicht. Ein Blick zum Bett zeigte mir, dass Hiroto wirklich noch schlief. Seine Atemzüge gingen langsam und tief. Leise schlich ich zu ihm hinüber und hockte mich vors Bett. Hiroto war im Schlaf auf meine Seite gerutscht. Eine Sache, die so typisch für ihn war, wie die Tatsache, dass die Sonne jeden Morgen aufs Neue aufgehen würde. Ich lächelte innerlich kurz. Wenn wir morgens aufwachten, dann lag er stets, fast ganz, auf meiner Seite. Am Anfang unserer Beziehung hatte ich arge Probleme mit dieser Sache gehabt. Ich und meine Angst vor zu viel körperlicher Nähe. Doch mittlerweile ging es. Wenn ich auch von Zeit zu Zeit nachts aufwachte und dann aufstand um der Wärme des Körpers neben mir zu entfliehen, um mir Luft zu schaffen. Ich ließ mich auf meine Knie nieder und bettete meinen Kopf auf meinen verschränkten Armen, die auf dem Bett ruhten. In dieser Position beobachtete ich Hiroto, wie ich es früher auch oft bei Kyo gemacht hatte. Ein mühevolles Lächeln schlich sich auf meine Lippen, wenn ich ihn so sah. Hiroto war auf bestimmte Art und Weise ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ohne, dass er groß etwas hatte dafür tun müssen. In Gedanken fuhr meine Hand über das Laken. Immer wieder rief ich mir vergangene Tage vor Augen. Genoss es an meinen Bruder zu denken, an unsere einzige gemeinsame Nacht. Ich vermisste es, das musste ich mir eingestehen. Ich vermisste seine einfühlsame Art, die er zumeist nur mir gezeigt hatte. Seine Küsse und Berührungen. All das und noch Vieles mehr. Alles Erinnerungen, die tief in meinem Herzen schlummerten und wohl immer nur solche bleiben würden. Erinnerungen, welche sich nie wiederholen würden. Ich hatte alles verspielt und das aus purem Egoismus. Weil ich feige war und mich nicht meinen Gefühlen stellen wollte. Aus Angst wieder verletzt zu werden. Noch einen wichtigen Menschen in meinem Leben zu verlieren. Ich hasste mich dafür. Und obwohl mir dieser große Fehler, zwischen Kyo und mir einen Keil zu treiben, mehr als bewusst war, konnte ich nicht aufhören. Es war wie eine Sucht. Und, dass meine Freunde hinter meinem Rücken agierten, bestätigte mich nur noch darin weiter zu machen. Wem konnte ich schon noch vertrauen? Irgendwann würde sowieso der Tag kommen, wo ich allein dastand. Früher oder später würde es so sein. Es war doch so, oder? Ich musste irgendwann eingeschlafen sein. Denn als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich auf dem Bett, zugedeckt. Hirotos weicher Geruch stieg mir in die Nase. Einen Moment ließ ich die Augen noch geschlossen, kostete jede Minute in dem warmen Bett aus. Der Traum, den ich gehabt hatte, hallte bruchstückhaft in mir nach. Wieder nur eine Erinnerung. Der Tag, als Kyo mir seine Liebe gestand. Ein wohliges Gefühl durchströmte mich, wenn ich an seine Worte dachte, doch schon kurz darauf folgte ein bitterer Nachgeschmack, was mich dazu veranlasste nun doch meine Augen zu öffnen. Die Sonnenstrahlen fielen sanft ins Zimmer, zeichneten Silhouetten von Gegenständen an die Wand. Ich lag allein im Bett, die Zimmertür war geschlossen. Ich seufzte schwer, drehte mich vom Bauch auf den Rücken, starrte die Decke an. Das Erlebnis vergangener Nacht kam mir ins Gedächtnis. „Eric.“, flüsterte ich. Warum? Wieso hatten meine Jungs das getan? Ich verstand einfach nichts mehr. Alles um mich herum schien in ein einziges Chaos zu stürzen. Und ich merkte regelrecht, wie mir die Zügel aus der Hand glitten, ich die Kontrolle über mein Leben verlor. Das konnte ich einfach nicht zulassen. Mein Blick streifte die Leuchtanzeige des Weckers. Mittag war lange durch. Dennoch fühlte ich mich gerädert, völlig unausgeschlafen und übermüdet. Ich wollte noch nicht aufstehen. Hiroto war sicher schon weg. Alice nine hatten heute ein Interview. Und das war mir in gewisser Weise ganz recht. Denn umso länger unsere Beziehung ging, je mehr spürte ich, dass er wirklich nach Antworten verlangte. Antworten, die ich ihm irgendwann geben musste. Ob ich das wollte oder nicht. Doch bis dahin würde ich alles dafür tun, um es hinaus zu zögern. Musik drang an mein Ohr. Ich war wohl doch nicht ganz so allein wie ich es angenommen hatte. Ächzend und ein Gähnen unterdrückend, fand ich letztendlich doch irgendwie den Weg aus meinem Bett. Auf dem Weg zur Tür versuchte ich zu erraten um was für Musik es sich handelte. Ich hatte da ja so eine vage Vermutung und mich wunderte es auch nicht, dass sich diese bestätigte, als ich Tür öffnete, um durch diese das Zimmer zu verlassen. Meine Schlafshirt zu Recht zupfend nahm ich den kurzen Weg über den Flur ins Wohnzimmer. Immer dem Hämmern der Boxen entgegen. Das Lied endete, als ich das Zimmer betrat und Eric auf dem Sofa erblickte. Er saß mit dem Rücken zu mir, las eines meiner Musikmagazine, weshalb er meine Anwesenheit nicht bemerkte. Einen Moment vergaß ich bei dem Anblick die Ereignisse der letzten Nacht, lauschte Kyos Stimme, die in sanften Tönen, durch die Lautsprecher, an mein Ohr drang. Lange wehrte dieser Moment jedoch nicht, denn ich blieb nicht lange unbemerkt. Erics Augen trafen auf meine, als er sich beobachtet fühlend zu mir umdrehte. „Wach?“, fragte er mich. Ich ignorierte ihn, ging auf die Anlage zu, um die Musik aus zu machen. Mir war nur allzu bewusst was mein bester Freund mit dieser Wahl eines Musikinterpreten bezwecken wollte. Aber nicht mit mir. Resignierend nahm ich die CD heraus, legte eine andere ein. Alice nine. Danach drehte ich die Musik einfach laut auf. Was Eric konnte, das konnte ich auch. Ohne einen weiteren Blick zu Eric ging ich in die Küche, um mir etwas zu Essen zu machen und dort die Post, welche auf dem Tisch lag, durchzuschauen. Alles Rechnungen. Ich seufzte, immer nur das Gleiche. Mich mit meinem verspäteten Frühstück auf einen der Stühle am Tisch nieder lassend, öffnete ich jeden einzelnen Brief, und studierte sie, eher mit mäßigem Interesse. Im Hintergrund hörte ich wie Eric die Musik leiser drehte. Kaum eine Minute später stand er im Türrahmen. „Willst du mir jetzt ewig aus dem Weg gehen?“ Ich schaute nicht auf, öffnete den nächsten Brief, faltete den Inhalt auseinander. „Toshua, das ist lächerlich und das weißt du.“ Seine Stimme klang genervt. „Würdest du mich wenigstens mal anschauen?“ „Ich sehe keinen Anlass dazu.“, antwortete ich schnippisch, ließ meinen Blick weiter auf dem Brief in meiner Hand haften. „Was ist dein Problem? Ich kann mich immer noch mit den Leuten treffen mit denen ich will.“ Eric setzte sich gegenüber von mir. „Nun komm wieder runter.“, riss er mir fast den Brief aus der Hand. „Ich bin unten, falls es dir noch nicht aufgefallen ist und nun lass mich in Ruhe.“, schaute ich ihn böse an, nahm den Brief wieder an mich. „Das werde ich ganz gewiss nicht tun. Wir werden das jetzt klären, ob es dir passt oder nicht!“, erhob er seine Stimme, was mich nun doch den Brief zur Seite legen ließ um ihn anzuschauen. „Ich weiß nicht was es da zu klären gibt. Für mich war die Sache heute Nacht eindeutig gewesen.“ „Ach, welche Sache denn?“ Er lehnte sich zurück, verschränkte abwartend seine Arme vor der Brust. So kannte ich Eric selten. Normalerweise war er immer der ruhige Part von uns beiden, ließ sich so gut wie nie aus der Ruhe bringen und hatte immer einen Rat. „Ihr heckt irgendetwas hinter meinem Rücken aus - diese Sache.“ Ich lehnte mich ebenfalls zurück, aß etwas von dem Toast, das auf dem Teller vor mir, auf dem Tisch, lag. „Du leidest unter mittelschwerer Paranoia, wie? Wir haben uns lediglich getroffen. Das heißt, eigentlich haben Toshiya und ich uns getroffen und er hat Sho mitgebracht, wovon ich vorher auch nichts wusste!“ „Sicher doch. Verarsch mich nicht, Eric! Dafür kennen wir uns einfach zu lange.“, schnaubte ich. Ich glaubte kein Wort von dem was er mir sagte. „Euer Kaffeekränzchen hättet ihr nicht um eine andere Uhrzeit abhalten können, wie?! 3 Uhr morgens!! Komischer Zufall euch dann zu treffen, wenn ich eigentlich schon schlafe. Aber weißt du was mich an der ganzen Sache am meisten stört? Nicht nur, dass es mein bester Freund ist, der mich hintergeht, nein, es musste auch unbedingt in meiner Wohnung sein!“, wurde meine Stimme lauter, überschlug sich fast. Eric blickte mich ungerührt an, was mich nur noch wütender machte. „Weißt du was, Eric? Ich habe mich noch nie in einem Menschen so getäuscht wie in dir.“ Ich stand darauf auf, stellte den halbleeren Teller auf die Arbeitsplatte, um anschließend den Raum zu verlassen. „Du bist enttäuscht von mir, ja?“, rief Eric mir nach. „Ich bin nicht nur enttäuscht von dir… ich…, ach egal.“, rief ich zurück. Ich würde ihm nicht sagen wie rasend mich das alles machte, dass ich ihn schon fast dafür hasste. Dafür hatte ich einfach zu viel Angst auch noch dieses Band der Freundschaft zu zerstören. Dass Toshiya wohl kein Wort mehr mit mir sprach, war schon Strafe genug. Auch, wenn ich tief in mir wusste, dass auch er sich wieder dazu durchringen würde. „Nichts ist egal!“, kam er mir ins Wohnzimmer hinterher. „Du willst enttäuscht von mir sein? Dann solltest du mal wissen wie enttäuscht ich von dir bin! Ich hätte niemals gedacht, dass du so eiskalt sein könntest. Du bist so was von egoistisch geworden, verletzt die Menschen um dich herum, die dich schätzen und lieben. Vielleicht kann ich hin und wieder über deine Macken hinweg sehen, aber dein Verhalten gegenüber Kyo und Toshiya ist wirklich unterste Schublade!“ Sprachlos über Erics Ausbruch, wandte ich mich ihm zu, schaltete dann die Stereoanlage aus. „Wenn du so über mich denkst, dann weiß ich nicht was du noch hier willst.“, flüsterte ich verletzt. „Toshua, mein Gott! Schau dich doch an! Was aus dir geworden ist! Ist es das was du willst? Du machst dich völlig kaputt. Der Tod deiner Mutter kann doch nicht Grund dafür sein, dass du dein Leben wegwirfst.“ „Du hast doch keine Ahnung!“ Ein Zittern ging durch meinen Körper bei dem krampfhaften Versuch nicht zu weinen. Eric hatte ja Recht, aber ich konnte einfach nicht anders. „Hey!“, sagte er unerwartet leise, kam auf mich zu, um mich einfach in die Arme zu nehmen. Aber ich stieß ihn von mir, wollte jetzt nicht angefasst werden. „Lass mich! Lass mich einfach in Frieden mein Leben leben und meine eigenen Entscheidungen treffen.“ Ich hatte das Gefühl, dass meine Stimme mir jeden Moment den Dienst versagen würde. „Okay.“, vergrub er seine Hände in den Hosentaschen. „Dann akzeptiere aber auch, dass ich mich mit Toshiya und Sho treffe und somit ebenfalls meine eigenen Entscheidungen treffe.“ Mit diesen Worten ließ er mich im Wohnzimmer stehen, schnappte sich seine Jacke und Fly, um mit ihr schweigend die Wohnung zu verlassen. „Fuck!“, schrie ich laut. „Eric du kannst mich mal.“, kam es leise hinterher geflüstert. Sollte das alles der Preis dafür sein, dass ich die Beziehung zu meinem Bruder beenden wollte? War es das wirklich wert? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr, mein Kopf war plötzlich wie leer. Nur eines war mir nur zu deutlich klar, mein Leben hatte sich gerade festgefahren und alles was ich jetzt noch brauchte und suchte war der Notausgang. Die Kapuze meines Pullovers tiefer ins Gesicht ziehend, lief ich durch die Straßen. Der Regen prasselte seit Stunden auf den heißen Asphalt Tokyos, brachte nach Tagen etwas Abkühlung in diesen Hitzekessel. Ich war gerade auf den Weg nach Hause von der Arbeit. Sho hatte ich nicht gesehen, angeblich hatte er frei. Somit verbrachte ich den Arbeitstag mit Mie. Viel geredet hatten wir jedoch nicht, aber es machte mir nichts aus, denn das wär heute das Letzte gewesen auf was ich Lust gehabt hätte. Es war mir einfach viel zu viel durch den Kopf gegangen. Je mehr ich über das Gespräch zwischen Eric und mir gestern Morgen nachdachte, umso mehr bekam ich ein schlechtes Gewissen. Eric war gestern mit Fly nicht mehr nach Hause gekommen, was mich unruhig hatte schlafen lassen. Und, dass Hiroto angerufen hatte, um mir mitzuteilen, dass er erst am Mittag des nächsten Tages nach Hause kommen würde, hatte es auch nicht unbedingt besser gemacht. Aber vielleicht war es auch ganz gut so gewesen. Somit hatte ich Zeit gehabt über alles was passiert war nachzudenken. Mein Verhalten gegenüber den anderen schien mir jetzt klarer und ich verstand endlich so einiges. Am Bahnhof angekommen, stieg ich in einen der überfüllten Züge, suchte mir einen Platz, wo ich wenigstens etwas das Gefühl hatte für mich zu sein. Den nassen Pullover ausziehend, kam mir der Gedanke, dass Eric nun nur noch anderthalb Wochen hier sein würde. Die Zeit war gerannt und ich musste mir eingestehen, dass unsere gemeinsame Momente nicht gerade, toll verlaufen waren bisher. Der Großteil der miesen Stimmung war mir zu verdanken. Ich zupfte mein Shirt zurecht, nachdem ich mir den Pullover umgebunden hatte und kramte dann mein Handy heraus, um zu schauen, ob eine neue Nachricht von Hiroto drauf war. Doch nichts. Sonst hatte er sich immer gemeldet, wenn er etwas Luft bei der Arbeit hatte, aber seit seinem letzten Anruf war nichts mehr von ihm gekommen. Enttäuscht packte ich das Handy zurück. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Etwas sagte mir, dass sich zwischen Hiroto und mir etwas ändern würde, wenn er zurück war. An meiner Station angekommen, drängte ich mich durch die Massen Richtung Ausgang und war regelrecht erleichtert, als ich den Weg ans Tageslicht gefunden hatte. Es regnete noch immer in Strömen, aber diesmal zog ich mir den Pullover nicht wieder an, lief so den restlichen Weg nach Hause, ignorierte, dass meine Klamotten nahezu vollständig durchweichten. Zudem war der Weg nicht mehr allzu weit und der Regen tat dort gut, wo er auf meine Haut traf. Die Straße entlang laufend, blieb ich plötzlich stehen, als ich vor meiner Haustür Sho stehen sah. Er schien auf jemanden zu warten und mir war schon vorher klar, dass es Eric war, als er einige Sekunden später aus der Haustür zu ihm trat. Fly an seiner Seite, begrüßte Sho mit einem Schwanzwedeln. Kurz beschlich mich die Sehnsucht nach meinen Freunden. Früher war ich es gewesen, auf die Sho gewartet hatte. Nun musste ich einsehen, dass ich Platz machen musste für Eric. Überrascht hob ich eine Augenbraue, als Sho Eric zur Begrüßung küsste. Ich hatte ja scheinbar tierisch was verpasst. Die Gelegenheit nutze ich, um einfach über meinen Schatten zu springen und auf beide zu zugehen. Ich war noch nicht ganz bei ihnen, als sie mich bemerkten. Eric schaute beschämt weg, als er sich ertappt fühlte. Ich ignorierte es, erwiderte dagegen Shos Blick. Er blickte entschuldigend. Ich nickte ihnen zur Begrüßung kurz zu und drehte mich ohne weiteres zur Haustür. „Dein Vater wartet oben.“, hörte ich plötzlich Sho hinter mir sagen. Leicht zuckte ich zusammen, als ich das Wort ‚Vater’ hörte. Was wollte Koji denn von mir? Ich hatte ihn lange nicht mehr gesprochen, geschweige denn gesehen. Ich drehte mich noch mal zu den beiden Männern um, die mich wartend anblickten. „Gut.“, flüsterte ich, rief dann Fly zu mir heran, die ohne zu Zögern meinem Befehl folgte. Wenn Koji oben war, dann wollte ich jetzt nicht alleine sein. Fly würde mir genug Halt geben. Ich sah Erics enttäuschten Blick, als er merkte, dass ich meinen Hund wieder mit hochnehmen würde. Doch letztendlich warf er mir die Hundeleine zu, nuschelte noch ein: „Bis morgen Früh.“, ehe er mit Sho ins Auto stieg und wegfuhr. Danach machte ich auch endlich, dass ich aus dem Regen kam. Immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend, ließ ich die Stockwerke hinter mir, wollte nur noch nach oben und aus meinen nassen Sachen raus. Ich schloss die Tür auf und Fly sprintete an mir vorbei ins Wohnzimmer. Währenddessen schloss ich die Tür hinter mir, zog meine Schuhe aus und schmiss die Tasche auf die kleine Kommode neben mir, um auch anschließend den Pullover auf diese fallen zu lassen. Noch ein Mal tief durchatmend, begab ich mich dann ins Wohnzimmer, wo ich meinen Vater vermutete. Überrascht ihn dort nicht aufzufinden, drehte ich mich zu Fly um, welche wartend zu mir auf schaute. „Koji?“ Bock zu suchen hatte ich nun am allerwenigsten. Kurz in die Stille horchend, hörte ich dann Schritte. Er schien aus meinem Schlafzimmer zu kommen. „Ich hätte dich früher erwartet.“, stand Koji ein paar Sekunden später in der Tür. „Was machst du bitte in meinem Schlafzimmer?“, überging ich seinen Kommentar. „Ich habe dir nur etwas von deinem Bruder hingelegt.“, blieb er gelassen. „Das hättest du nicht im Wohnzimmer machen können?“ Verdammt, das Schlafzimmer war für mich ein persönlicher Bereich, da sollte nicht jeder einfach so reinspazieren. Allein der Gedanke, dass dort die Mappe mit meinen Zeichnungen von Kyo lag. Ich wollte gar nicht weiterdenken. „Es ist besser, wenn es da liegt, glaube mir. Wie war dein Tag?“, setzte er sich auf die Couch, lehnte sich zurück und schien zu warten, dass ich es ihm gleich tat. „Was willst du hier?“, verschränkte ich dagegen meine Arme, schaute ihn wartend an. „Ich wollte dich mal wieder zu Gesicht bekommen und mit dir reden.“ Er lächelte leicht, was mich etwas aus der Bahn warf. War er gar nicht mehr sauer auf mich, obwohl ich noch immer fest davon überzeugt zu sein schien, dass ich und Kyo, dass das nie wieder was werden würde?! Ich versuchte jedoch meine Fassade nicht bröckeln zu lassen. „Gesehen hast du mich und reden will ich nicht. Du kannst also getrost wieder gehen.“ „Ich will mich nicht mit dir streiten, also wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir einmal, nur einmal, entgegen kommst. Denkst du mir ist es leicht gefallen hier her zu kommen?“ Ich seufzte, setzte mich auf die Couch, mit gebürtigem Abstand zu Koji. „Ich hab dich nicht gebeten zu mir zu kommen.“ „Du bist meine Tochter, auch wenn du das vielleicht im Moment nicht hören willst. Ich mache mir Sorgen um dich. Deine Entscheidung, dich von Kyo zu trennen, werde ich dennoch in Frage stellen, da wirst du mich nicht umstimmen. Dennoch hätte ich gedacht, dass du dich mal melden würdest.“ Er schaute mich unverwandt an, während er mit mir sprach. Ich erwiderte seinen Blick nicht, strich eher in Gedanken über meine nasse Hose. „Magst du mir nicht erklären, was los ist?“, rutschte Koji ein Stück näher, legte seine Hand auf meine rechte. Ich schüttelte den Kopf. Er würde mich doch sowieso nicht verstehen. Keiner tat das, nicht mal mein bester Freund. „Gestern Abend war Kyo bei mir. Ich weiß, du willst das nicht hören, aber ich denke, dass du davon wissen solltest.“ Ich schaute kurz auf, als ich Kyos Namen hörte und irgendwie durchströmte mich dabei ein wohliges Gefühl. Koji ließ einen Moment der Ruhe einkehren ehe er weiter sprach. „Er wollte mir erst nicht von eurem Treffen erzählen. Letzten Endes hab ich es dann doch aus ihm heraus gezwungen. Toshua, er liebt dich noch immer über alles, egal was du ihm gesagt hast. Er war völlig aufgelöst, als er mit der Sprache rausgerückt ist. Niemals in den 29 Jahren habe ich ihn je so gesehen. Wieso gibst du euch nicht noch eine Chance?“ Kojis Daumen strich beruhigend über meinen Handrücken, bewirkte, dass ich schon fast weich wurde. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, in mein Zimmer gegangen, um mich dort einzuschließen, nur, um nicht über das hier reden zu müssen, mir nicht anhören zu müssen, wie es Kyo ging. All das ließ mich nur bereuen und dieses Gefühl mochte ich ganz und gar nicht leiden. „Ich kann nicht.“, kam es verzögert über meine Lippen. „Ist es wegen deiner Mutter?“ Ruckartig wandte sich mein Blick von meiner Hose auf Kojis tiefbraune Augen. „Was?“ „Ich weiß nicht in wieweit du ihren Tod mit alldem verbindest, aber meinst du nicht, dass gerade jetzt Kyos Nähe das Beste für dich wäre? Er könnte dir mehr Halt geben, als irgendwer anders.“ Sein Blick war einfühlsam und ehrlich. „Das ist nicht so einfach.“, wandte ich meinen Blick wieder ab, dem Regen, der sanft gegen das Fenster fiel, zu. „Ich liebe ihn, das ist mir klar, aber…“ „Du hast Angst?! Wovor?“, unterbrach Koji mich. Ein wenig war ich verwundert über die Situation, in welcher ich mich gerade befand. Noch vor ein paar Stunden war ich fest davon überzeugt gewesen, dass meine Entscheidung, die ich für mich getroffen hatte, unabwendbar war… und jetzt? Jetzt bekam ich regelrecht Zweifel allem gegenüber, sehnte mich mehr denn je nach Kyos Nähe, nach seinen schützenden Armen. „Ihn zu verlieren.“, flüsterte ich, zog meine Beine dabei an und schlang meine Arme schützend darum, musste somit Koji meine Hand entwenden. „Aber warum? Du liebst ihn doch und er dich. Kyo hätte keinen Grund dich zu verlassen.“ „Jetzt vielleicht nicht, aber irgendwann bestimmt. Wir sind Geschwister. Er wird nie das mit mir haben, was er mit einer anderen Frau haben könnte. Spätestens, wenn er das bemerkt, dann wird er mich verlassen.“ Tränen begannen in mir hoch zu kommen. Die Augen schließend, verdrängte ich sie. „Toshua, das ist nicht wahr. Meinst du nicht, Kyo sei das nicht von Anfang an bewusst gewesen? Bevor er die Beziehung angefangen hat?“ „Nein!“, rief ich plötzlich trotzig. Ich war verwirrt und wütend. Verwirrt darüber, was Koji mir erzählte und wegen meinen Gefühlen, die sich zu überschlagen schienen. Wütend, weil meine Mauer, die ich um mich herum aufgebaut hatte, zu bröckeln begann und somit meine Schwächen hervortreten ließ. Ich wollte jetzt nicht weinen, nicht vor meinem Vater. Ich wollte nicht nachgeben, einsehen, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Und dennoch kämpften sich die ersten Tränen hervor, liefen meine Wangen hinab. Um sie zu verbergen, versteckte ich mein Gesicht, zog meine Beine dabei noch weiter an meinen Oberkörper. Ich hörte Koji neben mir aufseufzen. „Hey!“, zog er mich unerwartet in seine Arme. Zu meiner eigenen Verwunderung, ließ ich es sogar zu, suchte regelrecht Halt. Lange saßen wir so da. Ich versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken, mir einzureden, dass ich keinen Grund zu weinen, mir nichts vorzuwerfen, hätte. Aber es klappte nicht, es kamen dafür immer mehr Tränen. Als ich das Gefühl hatte mich einigermaßen unter Kontrolle zu haben, löste ich mich wieder von meinem Vater, setzte mich in eine aufrechte Position, bevor ich mir die letzten Spuren des Weinens vom Gesicht wischte. „Was wirst du jetzt tun?“, hörte ich Koji neben mir leise fragen. „Nichts.“ „Versprichst du mir noch mal über alles nach zu denken.“ Ich nickte, spürte, wie er mir über den Kopf strich. „Vergiss nicht, ich bin für dich da und die anderen auch. Egal wie du dich entscheidest, ich werde es letztendlich hinnehmen und hoffe, dass ich es eines Tages verstehen werde.“ Schweigen erfüllte den Raum, in dem es dunkler geworden war. Der Tag ging langsam dem Ende zu. Genauso wie unser Gespräch. Ich wusste nicht, was ich Koji noch hätte sagen sollen. Von meiner Seite aus war alles gesagt worden. Genug für einen Tag, für die nächsten Wochen. Die Nacht würde ich jetzt noch weniger schlafen können. „Okay, ich werde dann mal wieder aufbrechen.“, erhob Koji sich schließlich. Auch er schien bemerkt zu haben, dass kein tiefer gehendes Gespräch mehr folgen würde. Ich schaute zu ihm auf, als er sich vor mich stellte. „Pass auf dich auf, ja.“, umarmte er mich, küsste mich auf die Stirn. Es war das erste Mal, dass er es tat und es fühlte sich angenehm an. Eine leichte Geborgenheit durchströmte mich. Das meine Mutter mich das letzte Mal so umarmt hatte, war lange her. Ich war 15 gewesen, hatte ein Schulturnier gewonnen. Danach hatte sie es nie wieder getan, war viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt gewesen und schien gar nicht bemerkt zu haben, wie wir uns immer mehr voneinander entfernt hatten. Irgendwann hatte ich auch aufgehört ihre Aufmerksamkeit zu suchen, hatte versucht es zu akzeptieren. Doch was mich an allem am meisten wunderte war, dass ich sie trotz allem immer geliebt habe, egal wie oft ich ihr vorgeworfen hatte, sie sei eine schlechte Mutter. Niemals hatte ich an ihrer Liebe zu mir gezweifelt. Fühlte mich dennoch von ihr verraten und hintergangen, weil sie mir nichts von ihrer Krankheit erzählt hatte, obwohl sie schon einige Jahre an Lungenkrebs erkrankt war. Ich konnte ihr Schweigen bis jetzt nicht verstehen und würde es wohl auch niemals können. Aber ich wusste, dass ich durch ihren Tod einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren hatte und nicht bereit war diese Gefühle noch ein weiteres Mal zu erleben. Da war ich nicht besonders erpicht drauf, konnte mir weitaus besseres vorstellen, auch, wenn es hieß, mich somit von Kyo zu trennen. Das Gefühl der Trennung schien mir tausend Mal angenehmer, als einen Menschen zu Grabe tragen zu müssen. Koji löste sich wieder von mir, schritt in den Flur. Ich folgte ihm nur kurze Zeit später, schaute ihm dabei zu, wie er sich die Schnürsenkel seiner Schuhe zuband. „Melde dich mal, wenn du wieder etwas mehr Luft hast.“, kam er noch ein Mal auf mich zu. „Okay.“, flüsterte ich, hatte das Gefühl, meine Stimme würde mir jeden Augenblick versagen. Darauf wandte Koji sich von mir ab, strich Fly noch mal über den Kopf und verließ dann mit einem leichten letzten Lächeln meine Wohnung. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, gaben meine Knie nach. Körper und Seele forderten ihren Tribut, ließen sich nicht mehr kontrollieren, weshalb ich weinend zur Seite wegsackte und meinen Kummer Platz machte. ********************** hallöchen!!! diesmal kommt das neue kapi wieder schneller^^...also kein langes warten. ich muss mich mal wieder bei allen lieben lesern und kommischreibern bedanken. danke, dass ihr immer noch dabei seid und mich mit eurem feedback unterstützt. eine lieben dank auch an mantelkralle. was würde ich ohne deine tatkräftige unterstützung tun? joa, die restlichen kapitel von toshua II sind jetzt endlich fertig. also kann ich schon mal ankündigen, dass es noch 3 weitere kapitel geben wird. aber bis dahin... man liest sich, ne? baibai chingya Kapitel 7: ... it hurts! ------------------------ ~*~ part one ~*~ Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und trank noch einen Schluck von dem Kaffee, den ich mir gerade eben genehmigt hatte. Meine Pause kam mir sehr gelegen, ich war sichtlich erleichtert darüber, denn ich konnte mich schon die ganze Schicht über kaum auf den Bildschirm und die Piloten konzentrieren. Immer wieder dachte ich an das Gespräch mit Koji am Vorabend. Nachdem ich noch lange auf dem Boden, im Flur gelegen hatte, war ich letztendlich zum Sofa, im Wohnzimmer, gewechselt. Geschlafen hatte ich die Nacht nicht, weshalb ich schon reichlich früh zur Arbeit aufgebrochen war. Jetzt saß ich hier, schaute durch die Glasscheibe, die den Haupt- vom Pausenraum trennte und beobachtete das rege Treiben draußen. Im Moment hatte ich auf wirklich gar nichts Lust. Ein Seufzen konnte ich nicht unterdrücken und legte den Kopf in den Nacken, genoss die kühle Luft, welche der Ventilator zu mir herüber blies. Die Augen schließend, summte ich eine Melodie, die mir in den Sinn kam. Ich wollte mich ablenken von den ganzen wirren Gedanken und Gefühlen, die in mir tobten. Hiroto hatte sich noch immer nicht gemeldet. Ich war beunruhigt. Nicht, weil ich Angst hatte, dass irgendetwas passiert sein könnte eher wegen dem, was mich erwarten würde, wenn er zurückkam. Ich sah auf die Uhr an der Wand. Noch 10 Minuten Pause. Heute kam mir alles elend lang vor. Nicht zum aushalten. Mein Blick glitt zu meiner Tasche. Darin lag die Nachricht von meinem Bruder. Eigentlich wusste ich nicht mal genau was es war, denn alles was ich heute Morgen auf meinem Bett vorgefunden hatte, war ein Briefumschlag gewesen, auf dem mein Name gestanden hat. Lange hatte ich den Umschlag angestarrt, immer wieder meinen Namen gelesen, den Kyo darauf geschrieben hatte. Aber ihn zu öffnen hatte ich mich bis jetzt nicht getraut. Irgendwie hatte ich Angst davor. Und wenn ich ehrlich war, dann war ich nicht einmal neugierig auf den Inhalt. Ich erhob mich vom Stuhl, stellte die fast leere Kaffeetasse auf die kleine Anrichte neben mir und zupfte dann an meiner Jeans herum. Die Arbeit rief, auch wenn ich nicht wirklich mit Enthusiasmus an die Sache heran ging. Aber im Moment war es das Einzige, was mich ablenken konnte, mehr oder weniger. Das musste ich zugeben. An der Tür blickte ich noch einmal zurück auf meine Tasche, blieb dann stehen. Nein, ich würde den Brief nicht öffnen, das würde nur noch mehr Ärger bringen! Die Arbeit lief den restlichen Tag eigentlich nur an mir vorbei. Ich tat alles irgendwie geistesabwesend, mechanisch, selbst das anschließende Nachhausegehen registrierte ich kaum. Zum ersten Mal waren mir all die vielen Leute um mich herum egal, die volle Bahn, das Gerede auf den Straßen. Ich hatte alle Gedanken abgeschalten, war es satt immer nur nachzudenken, mich von meinen Gefühlen übermannen zu lassen. Die Haustür aufschließend, sprang mir gleich Fly entgegen. Gerade griff ich mir die Leine, um mit ihr noch eine Runde zu drehen, als plötzlich Eric vor mir stand. „Sie war schon.“, meinte er leise, lächelte leicht. Es schien ihm schwer zu fallen unverkrampft und locker zu erscheinen. Ich nickte nur, ließ die Leine wieder auf die Kommode fallen, schloss jetzt erst die Tür hinter mir, um dann auch meine Tasche fallen zu lassen. Fly streichelte ich kurz zur Begrüßung über den Kopf und machte mich dann auf den Weg in die Küche. Ich musste erst einmal etwas Trinken und griff mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Dabei bemerkte ich nicht die Person, die am Tisch saß. Dementsprechend starb ich fast tausend Tode, als ich mich umdrehte. „Sho.“, hauchte ich, presste die Flasche an meine Brust. Mein Herz schlug schmerzhaft dagegen, machte es mir schwer zu atmen. Was um Himmels Willen tat er hier? Musste er nicht arbeiten oder wenigstens irgendetwas anderes? Von mir aus konnte er alles tun, nur nicht hier in meiner Wohnung rum sitzen. „Du bist spät.“, grüßte er mich schlicht. Ich erwiderte dies nur mit einem bösen Blick, drehte mich dann um, um ein Glas aus dem Schrank zu holen. Kaum hatte ich dieses auf der Arbeitsplatte abgestellt, erschien nun auch Eric in der Küche. „Wie war dein Tag?“, fragte er mich, tat als wäre zwischen uns nie was vorgefallen. Das machte mich wütend. Ich ignorierte ihn, goss mir etwas ein, um mich dann Sho zuzuwenden. Innerlich brodelte ich. „Was suchst du hier? Denkst du ich dulde dich nach allem noch hier?“, meinte ich schroff, hoffte ihn somit zu spüren zu geben, dass er nicht willkommen war. „Meinst du nicht, dass du dich langsam mal wieder beruhigen könntest?“, sprach er gleichgültig. „Du wagst es auch noch MIR Vorschriften zu machen? Ich fasse es ja wohl nicht!“, schrie ich ihn an. „Mach, dass du verschwindest, sonst vergesse ich mich. Ich will keinen von euch zweien sehen!“, knallte ich das Glas auf die Arbeitsplatte hinter mir. Sho stand auf, verdrehte dabei die Augen. Ohne einen weiteren Blick ging er zur Tür. „Du gehst nirgendwo hin.“ Eric griff nach seiner Hand, bedeutete ihm zu bleiben. „Und du hörst mir jetzt mal zu!“, wurde nun auch er laut, kam dabei auf mich zu, und blieb dann eine handbreit vor mir stehen. „Wenn du nicht sofort sagst, was konkret dein Problem ist, dann gibt’s aber echt langsam mal Ärger! Könnte sein, dass ICH mich dann vergesse!“ Ich war schockiert über Erics Wutausbruch. Er hatte mich noch nie so angeschrieen, egal was je gewesen war. „Du weißt ganz genau was los ist. Ihr heckt hier hinter meinem Rücken etwas aus und du weißt ganz genau, dass ich so was auf den Tod nicht ausstehen kann. Ihr scheint euch ja nicht mal einer Schuld bewusst zu sein und weißt du was? Ich bin enttäuscht, traurig finde ich das. Von mir aus macht nur weiter so, aber nicht mit mir.“ Zum Zeichen meiner Missgunst verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Traurig, ja? Soll ich dir mal sagen was ich traurig finde? Dein Verhalten. Das bist nicht mehr du, Toshua. Das hättest du früher niemals getan.“, erwiderte er meinen Blick. „Menschen ändern sich.“, war alles was ich darauf über die Lippen bekam. „Erzähl nicht solch einen Schwachsinn!“, fuhr er mich wieder an, wobei ich erschrocken zusammen zuckte. „Du verarschst hier den Mann den du liebst, redest dir irgendetwas ein, um einen Grund zu finden wieso du dich von ihm trennen willst. Und weil das anscheinend noch nicht reicht, lügst du Hiroto an.“ „Ich lüge ihn nicht an!“, schrie ich, merkte wie mir bei Erics Worten die Tränen kamen. „Ich habe ihn nie angelogen.“, konnte ich nur flüstern. „Er hat es aber, verdammt noch mal, verdient, dass du ihm die ganze Wahrheit sagst. Wieso bist du mit ihm zusammen, wenn du Kyo liebst!? Denkst du nicht, dass er das irgendwann mal raus findet? Wenn er das nicht schon getan hat.“ „Was heißt das?“ Wusste Hiroto davon? War er deshalb plötzlich so distanziert? Hatten die anderen ihm davon erzählt? Verwirrt schaute ich erst Sho, dann Eric an. „Nichts heißt das.“, meldete sich nun auch Sho mal zu Wort. „Du solltest aber vielleicht…“ „Halt die Klappe!“, fauchte ich ihn an. „Ich will nichts von dir hören!“ „Toshua, lass ihn.“, schlichtete mein bester Freund. „Wehe ihr habt ihm irgendetwas Bescheuertes gesagt, dann gnade euch Gott.“, drohte ich ihnen, hatte Mühe meine Tränen zurück zu halten. Ich wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn die beiden Hiroto irgendetwas erzählt hatten und er plötzlich wieder auf der Matte stehen würde. „Wir haben nichts gemacht, wir würden niemals…“ Das Klingeln des Telefons unterbrach Erics Wortschwall. Alle standen plötzlich wie erstarrt da, lauschten dem Klingeln. Doch dann erbarmte sich Eric und ging in den Flur, um abzunehmen. Erst hörte man gar nichts, doch dann vernahm ich kurz meinen Namen. Aber noch ehe ich mich in Bewegung setzen konnte, kam Eric schon wieder zurück, das Telefon in der Hand. „Hiroto.“, übergab er es mir. Ich zitterte leicht, als ich es entgegen nahm und spürte deutlich die Blicke der anderen beiden. Den Hörer ans Ohr gepresst, spürte ich plötzlich einen dicken Kloß in meinem Hals. Ich brachte kein Wort heraus, ich schien wie gelähmt. „Toshua?“, fragte Hiroto am anderen Ende. Mein Zittern nahm zu, ich hatte Mühe mich zur Ruhe zu zwingen. Was war plötzlich mit mir los? Ich erkannte mich selbst nicht mehr. „Hai.“, krächzte ich. „Mmh, ich bin im Auto… wir… sind gerade kurz vor Tokyo. Also… wollte dich eigentlich nur fragen, ob wir uns nachher treffen können. Ich würde dich gegen 20 Uhr abholen.“ Er klang so gefasst. Und doch verriet mir etwas in seiner Stimme, dass etwas nicht stimmte. Mir war nur allzu klar was das war. Er wollte mit mir reden, ganz gewiss. Aber wollte ich das? Konnte ich das? „Bist du noch dran?“, kam leise die Frage, was mich aus meinem Gedankengang holte. Im Hintergrund hörte ich die anderen, welche sich über irgendetwas amüsierten. „Ja… Ja! ich bin noch dran.“ Ich scharrte mit den Füßen auf dem Boden herum. Gott, ich kam mir vor wie ein kleines schüchternes Mädchen. „Und, wie sieht es aus? Wenn du keine Zeit hast…?!“ „Was?“ Ich war auf einmal völlig aus dem Konzept. Fühlte mich beobachtet, weswegen ich den anderen nun den Rücken zudrehte. „Dass ich nachher vorbeikomme. Geht es dir gut? Du bist so… komisch.“ Ja, und du nicht, oder was? Mann, was erwartete er denn von mir. Dachte er vielleicht, dass mir sein seltsames Verhalten nicht aufgefallen sei? „Nein, alles okay.“, blockte ich ab. „Komm einfach vorbei.“ „In Ordnung. Wir sehen uns später.“ Seine Stimme war sehr leise geworden. „Okay.“, war alles was ich noch sagte, dann legte ich einfach auf. Eine Weile starrte ich noch das Telefon an ehe ich es einfach auf die Arbeitsplatte fallen ließ, um Beherrschung rang. Ich wollte ihn gar nicht sehen, schon gar nicht mit ihm reden. Alles was ich wollte, war, dass alles wieder wie am Anfang unserer Beziehung war. Da waren keine Zweifel von seiner Seite gewesen, die nur allzu deutlich in der letzten Zeit hervortraten. „Fuck!“ Ich fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht, versuchte aufkommende Tränen zu verdrängen. Seit wann war ich so unheimlich sensibel? Ich konnte zurzeit wegen jeder Kleinigkeit heulen. Alles ging mir gegen den Strich, nichts lief so, wie ich es mir vorstellte. „Tosh?“, legte sich eine warme Hand auf meine Schulter. Eric. „Lass mich!“ Heftig schlug ich sie weg, drehte mich ruckartig um, um dann in mein Schlafzimmer zu verschwinden. Ich wollte niemanden sehen oder hören bis ich nicht wieder auf den Boden der Tatsachen gekommen war. Wenn ich da nicht schon war. Vielleicht sollte ich lieber wieder ein paar Stockwerke höher steigen. In meinem Zimmer setzte ich mich aufs Bett, nahm meine Zeichenunterlagen zur Hand. Ich musste mich jetzt ablenken, immerhin hatte ich noch 4 Stunden bis Hiroto kommen würde. Eine lange Zeit in welcher ich an etwas anderes denken musste. Ziellos begann ich zu zeichnen. Irgendwas, egal… was. Irgendwann warf ich genervt den Zeichenblock fort. Nicht mal mehr das Malen konnte mich jetzt ablenken. Nicht zum aushalten. Einen Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich noch gut 1 Stunde hatte. Seufzend erhob mich von meinem Bett, um zum Fenster hinüber zu gehen. Im selben Moment klingelte es. „Tosh? Sho und ich gehen noch mal weg. Bis später!“, rief Eric vom Flur her. Ich antwortete nicht. Mir sollte es gleich sein, was sie taten. Sollten sie doch gehen. So konnte ich mir wenigstens so richtig die Decke auf den Kopf fallen lassen. Als die Haustür ins Schloss fiel, nahm ich an, dass die beiden nun gegangen waren. Für mich war dies das Zeichen aus meinem Zimmer zu kommen. Leise öffnete ich die Tür und fand tatsächlich eine leere Wohnung vor. Ich holte mein Glas aus der Küche und ging ins Wohnzimmer, wo ich Fly fand, die vor der Balkontür lag. „Rück mal“, sagte ich zu ihr, worauf sie gleich aufsprang und ich die Balkontür öffnen konnte. Draußen empfing mich eine belegte Luft. Der Himmel war wolkenverhangen, weshalb nicht mal ein bisschen Sonne auf die Erde fiel. Ich ging zum Geländer rüber, schaute ein wenig umher. Eigentlich wohnte ich schon eine Weile hier, aber so richtig hatte ich mir die Umgebung noch nicht von hier oben angeschaut. Ich schloss kurz meine Augen, ließ die Geräusche um mich herum wirken. Früher hatten Kyo und ich das öfters getan, abends, wenn wir zusammen auf dem Balkon seines Lofts gestanden hatten. Flys kalte Nase an meiner Hüfte holte mich zurück in die Gegenwart. Den Schwanz wedelnd stand sie neben mir, schaute mich erwartend an. „Was ist los?“ Gerade wollte ich mich zu ihr hinunter beugen, als ich unerwartet bekannte Stimmen von unten vernahm. Ich verharrte kurz in der Bewegung und beugte mich dann, neugierig geworden, ein Stück über das Geländer, als ich Eric lachen hörte. Dann sah ich ihn auch. Er stand noch immer mit Sho vor dem Haus, jedoch nicht allein. Toshiya war ebenfalls da, mit meinem Bruder im Schlepptau. Meine Augen weiteten sich halb überrascht, halb erschrocken. „Ich fasse es ja nicht.“, entfloh es mir. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Jetzt ging das auch noch weiter. Langsam interessierte es mich schon, was hier eigentlich gespielt wurde. Ich spürte, wie in mir wieder die Wut und Enttäuschung aufkam. Von wegen Eric hatte meinem Bruder nichts gesagt, das konnte er dem lieben Gott erzählen, aber gewiss nicht mir. Genervt wollte ich gerade den Balkon verlassen, um mir diese Zusammenkunft der Teufel nicht weiter ansehen zu müssen, als ich sah, wie unten ein Auto hielt. Mein Herz blieb stehen, als Hiroto ausstieg. „Nein!“, fasste ich mir an die Brust und machte, nach Luft schnappend, einen Schritt auf die Brüstung zu, schaute schockiert nach unten. „Das ist jetzt nicht wahr.“ Hiroto war viel zu früh. Doch nicht nur Hiroto stieg aus dem Wagen, sondern noch ein weiteres Bandmitglied von alice nine. Ich kannte diesen nur vom Sehen, hatte ich ihn damals kurz kennen gelernt, als ich Hiroto in dem Club das erste Mal getroffen hatte. Ich beobachtete, wie Sho auf die beiden zuging und sie begrüßte. Hiroto umarmte ihn überschwänglich und dann wurden auch die anderen vorgestellt. Ich musste schwer schlucken, als ich Kyo auf Hiroto zugehen sah. Mein Herz schlug rasend schnell gegen meine Brust, machte es mir schwer zu atmen, als sie sich die Hand reichten. Oh Gott, wenn Kyo in diesem Moment nur gewusst hätte wem er da die Hand schüttelte. Gelächter stieg zu mir empor, als Toshiya etwas sagte. Einen Moment beobachtete ich die Sechs noch, aber dann schien es, als würden Sho, Eric, Toshiya und Kyo langsam los wollen. Sollte es mir nur Recht sein. Kyo und Hiroto noch eine Minute weiter nebeneinander stehen gesehen, und ich wäre mich erschießen gegangen. Als Hiroto und sein Kumpel sich auf den Hausaufgang zu bewegten, trat ich ebenfalls von der Balkonbrüstung weg. Dabei verspürte ich das unangenehme Gefühl beobachtet zu werden. „Kyo.“, hauchte ich. Er hatte mich bemerkt. Doch noch ehe ich hätte irgendwie darauf reagieren können, hatte er sich wieder umgedreht, verschwand mit den anderen um den Häuserblock. Noch immer auf den Fleck starrend, wo Kyos Blick mich erfasst hatte, erschrak ich heftig, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Hiroto hatte ich ja völlig vergessen! Fly sprang auf und rannte schwanzwedelnd zur Tür, ich folgte langsamer. Meine Hand zitterte, als ich die Türklinke ergriff, um zu öffnen. „Konban wa!“, begrüßte Hiroto mich. Ich nickte nur, öffnete die Tür weiter, damit sie nicht wie zwei Deppen im Flur stehen mussten. „Wir sind wohl ein wenig früh.“, wandte sich mein Freund mir zu, entschuldigte sich. „Ich dachte du kommst allein.“, sprach ich gleich das aus, was mir als erstes auffiel. „Tut mir leid, dass ich mitgekommen bin, aber wir wollten dich fragen, ob du nicht vielleicht Lust hast mit uns nachher noch etwas weg zu gehen.“, trat sein Kumpel neben ihn, strich sich eine seiner dunkelbraunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Schon gut.“, winkte ich ab. „Lasst uns ins Wohnzimmer gehen.“ Die zwei Männer folgten mir, machten es sich dann auf der Couch bequem. Ich nahm den Sessel gegenüber. Eine Weile redeten wir hier und da mal was. Nichts Besonderes und ich hatte durchweg das Gefühl, dass dieses ganze Gerede nur ein Überspielen der Wahrheit war. Eigentlich war Hiroto und mir nur allzu klar, dass wir uns aussprechen mussten. Doch dazu würde es gewiss nicht allzu schnell kommen, was mich erleichtert Aufatmen ließ. So hatte ich noch die Möglichkeit vor dem entscheidenden Augenblick zu fliehen. Zu allem erfuhr ich, dass der Trip von alice nine gut verlaufen war und fast am Ende nannte mir man dann auch den Namen von dem zweiten Mann, der da auf meinem Sofa saß. Tora, Leader der Band. „Wir sollten langsam los, wenn wir heute noch weg wollen.“, unterbrach Tora irgendwann das Gespräch. „Und, kommst du mit?“, wandte Hiroto sich an mich. Ich zögerte. Eigentlich hatte ich morgen ja frei, dementsprechend stünde dem nichts im Weg. Die Blicke der beiden auf mir spürend, nickte ich letztendlich und erhob mich rasch. „Ich mach mich fertig.“ So ließ ich die zwei Männer allein im Wohnzimmer sitzen, kramte in meinem Kleiderschrank nach etwas passenden. Wurde auch recht schnell fündig. Eine zerrissene alte Jeans und ein schwarzes Oberteil. Aus der anderen Ecke meines Zimmers kramte ich meine schwarzen Stiefel heraus. Alles beisammen, schnappte ich mir alles um damit im Bad zu verschwinden. Mein Weg dorthin wurde jedoch unterbrochen, als ich Hiroto im Flur stehen sah. Seine braunen Augen blickten mich groß an ehe ich den Umschlag sah. Der Brief von Kyo. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, ging ich auf ihn zu, riss ihm förmlich das Briefgut aus der Hand. „Was soll das? Was machst du an meiner Tasche?“, fragte ich ihn enttäuscht. Denn ich war mir eigentlich mehr als sicher gewesen, dass ich den Brief in meiner Tasche verstaut hatte. „Geh dich fertig machen.“, war alles was er sagte und küsste mich, zu meiner Überraschung, auf die Stirn. Tora rief nach Hiroto und der ging zurück ins Wohnzimmer, derweil ich mich angesäuert auf ins Bad machte. Geduscht und angezogen, stand ich wenige Minuten später wieder im Flur, den Brief wieder in meiner Hand. Bevor ich zu den beiden ging, griff ich mir meine Tasche, steckte den Brief in diese. Dort hätte er auch meinetwegen ewig bleiben können. „Toshua?“, hörte ich Hiroto hinter mir fragen, als ich die Tasche gerade wieder geschlossen hatte. „Bist du startklar?“ „Ja, lasst uns los.“, drehte ich mich zu ihm, hängte mir meine Tasche um. Nachdem auch Tora in den Flur getreten war, machten wir uns in Toras Auto auf den Weg. Die Fahrt zum Club, wo wir mit dem Rest von alice nine den Abend verbringen wollten, verging schleichend. Noch nie war mir eine Fahrt von 15 Minuten so lange erschienen. Ich saß während der Fahrt auf den Beifahrersitz, neben Tora. Dennoch spürte ich den deutlich stechenden Blick von Hiroto, welcher hinter Tora saß. Meine Kehle schmerzte, wenn ich nur daran dachte, was mich heute Abend noch alles erwarten würde. Trotzdem, dass mir klar war, dass ein ernstes Gespräch zwischen meinem Freund und mir unausweichlich war, hatte ich die Hoffnung, dass eine Konversation dieser Art in der Gruppe untergehen könnte. Wie sagte man immer, die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit der Neugier auf den Rest von alice nine, folgte ich meinen beiden Begleitern in den gut besuchten Club. Wieso wunderte es mich nicht, dass wir ohne Anstehen hineinkamen? Zigarettenqualm und der Geruch von Alkohol schwappte mir entgegen, als wir tiefer in den Club vordrangen. Von Weitem erkannte ich an einem Tisch Saga, den Bassisten von alice nine. Nur ein Mal hatte ich ihn gesehen und mit ihm gesprochen. Und das war an dem Tag, wo ich die Ehre hatte, gemeinsam mit Sho, meinen jetzigen Freund kennen zu lernen. Wir gingen auf den Tisch zu, wo auch noch zwei weitere Personen saßen. Ich kannte sie nur vom Sehen. Schlagzeuger und Sänger der Band. Tora begrüßte die Jungs mit einem: „Hey, Guys!“, während Hiroto und ich vor dem Tisch zum Stehen kamen. „Ihr seid spät.“, meldete sich der Sänger, lächelte leicht. „Nein, ihr natürlich zu früh.“, konterte Hiroto. Ich lächelte und merkte dann die Blicke auf mir ruhen. „Wen haben wir denn da? Ist das deine ‚heimliche’ Freundin, Hiroto?“ Der Sänger strich sich eine seiner kurzen blonden Strähnen aus dem Gesicht, musterte mich mit höflichem Interesse. „Toshua“, stellte ich mich vor. „Nishimura Toshua.“, verbeugte ich mich leicht. „Ich bin Shou“, erwiderte er meine Begrüßung. Eines war mir jetzt schon klar, er war mir sehr sympathisch. Endlich setzten wir uns an den Tisch. „Magst du was trinken?“, raunte Hiroto mir ins Ohr. Ich nickte, sagte ihm, dass er mir irgendetwas mitbringen sollte. Dann war er auch schon aufgestanden, zur Bar verschwunden. Ich schaute ihm nicht nach, wandte meinen Blick eher zu den anderen Leuten am Tisch, worauf nun auch Schlagzeuger, Nao, und Bassist, Saga, sich vorstellten. Darauf verfielen wir kurzzeitig in eine Plauderrunde. Die Männer sprachen über ihre Arbeit, über eine Frau, die Nao vor ein paar Tagen kennen gelernt hatte, und fragten mich direkt, wie ich zwischen Hiroto und mir lief. Ich antwortete nur kurz angebunden und schwieg letztendlich, als Hiroto mit den Getränken zurück kam. „An der Bar ist die Hölle los“, setzte er sich seufzend neben mich, verteilte die Getränke. Ich griff nach meinem Kiba, nahm einen großen Schluck. Die folgende Zeit hörte ich den Männern nur zu, beobachtete die Leute im Club und hatte dabei einen besonders guten Blick zum Eingang. Doch, ob er noch so gut war, mochte ich bezweifeln, als ich sah, wer da den Club betrat. Dir en grey in voller Anzahl und dazu Sho sowie Eric. Ich schluckte schwer, als ich meinen Bruder sah. „Was ist?“, fragte Shou, der mir gegenüber saß und meinen abwesend- schockierten Blick bemerkte. Ich schüttelte lediglich meinen Kopf, wollte von Dir en grey plus Anhang ablenken. Doch zu spät, ganz alice nine bemerkten die neu eingetroffenen Besucher. „Wen haben wir denn da?!“, hörte ich Tora lachend sagen. „Hätte ja nicht gedacht, dass sie wirklich kommen würden.“ Bei diesen Worten wurde mein Herz schwer und mir fiel das Treffen der Männer wenige Stunden zuvor wieder ein. Hatten sie sich also über den heutigen Abend ausgetauscht. Wieso wunderte mich das mal wieder nicht? Ich ignorierte meinen Bruder und Kumpanen, widmete dafür meine volle Aufmerksamkeit meinem Getränk. Somit bemerkte ich auch nicht, wie Tora vom Tisch aufstand und zu dem von Dir en grey ging. Erst Saga holte mich wieder aus meiner Faszination gegenüber meinem Glas. „Du bist so ruhig. Alles okay?“ Ich schaute auf, sah dann kurz Hiroto an, der mit seinem Strohhalm im Caipirinha herumrührte. „Es ist nichts, war nur in Gedanken.“, blockte ich ab. Ganz sicher würde ich hier vor Hiroto nicht mit der Geschichte über meinen Bruder herausrücken. Saga schaute mich noch einen Moment zweifelnd an, bevor sein Blick auf die gegenüberliegende Seite des Clubs wanderte, wo der Tisch von Dir en grey sich befand. Mein Blick glitt ebenfalls dorthin. Wie, als hätte er meinen Blick bemerkt, hob Eric seinen Kopf, schaute mich fragend an. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gesehen und trank noch einen Schluck, lauschte dem Gespräch zwischen Shou und Nao. Doch lange blieb es nicht dabei, denn jemand schien meine Anwesenheit nicht einfach in Kategorie ‚nicht gesehen’ abzuschieben. „Ich bin überrascht dich hier zu sehen“, hörte ich Eric in mein Ohr sagen. „Ich bin gar nicht überrascht, dass du hier bist… in dieser… Gesellschaft“, antwortete ich schnippisch. Eric seufzte schwer und hockte sich dann neben mich. „Ich dachte, wir hätten das geklärt.“ „Nichts, Eric, hörst du, NICHTS haben wir GEKLÄRT!!“, schrie ich ihn an, was bei der Lautstärke der, hier gespielten, Musik aber kaum nennenswerte Wirkung hatte. Konnte er mich nicht endlich in Ruhe lassen? Wenn er meinte, dass er sich weiter so verhalten musste, dann bitte sehr, aber ohne mich! Mein bester Freund zuckte nicht mal mit der Wimper und blieb gelassen und irgendwie unbeeindruckt. „Willst du wegen deinem Bruder alles aufs Spiel setzen? Unsere Freundschaft, ja?“ Mittlerweile hatten wir die restlichen Anwesenden am Tisch als Zuschauer, was mich nur genervt mit den Augen rollen ließ. Zischend senkte ich die Lautstärke meiner Stimme. „Lass meinen Bruder aus dem Spiel. Es geht hier ums Prinzip, das du einfach nicht zu kapieren scheinst oder nicht willst, was weiß ich denn! Langsam solltest du mal überlegen wer hier unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen scheint“, hatte ich wirklich Mühe mich zu beherrschen. to be continue... ****************** ich halte mich heute mal ganz kurz: 1.) das kapitel is noch nich gebetat, wollte es aber hochladen, weil ne große nachfrage war 2.) sorry, für die verspätung, aber ich hatte die story schon komplett fertig, bis mein computer, unter anderem, die neuen kapis geschrottet hatte...ergo, darf ich jetzt alles neu schreiben, und das bei meinem zeitmangel 3.) vielen, vielen lieben dank an alle leser und kommischreiber für eure unterstützung 4.) dieses kapi is für DICH, meine maus 5.) bis zur nächsten hälfte dieses kapis^^...freu mich auf feedback bis dahin baibai*knuffz* chingya ****************************************************************************** ~*~ part two ~*~ Die Arme eng um den Oberkörper geschlungen, ließ ich meinen Hinterkopf gegen die kühle Wand sinken. Ich war vor den anderen geflüchtet, vor Eric und all den Leuten um mich herum. In erster Linie aber wohl vor mir selbst. Die Blicke, die auf mich gerichtet waren hatte ich nicht mehr ertragen können. Schließlich war ich aus dem Club gerannt, wollte einfach nur noch weg, so weit wie möglich. Jetzt saß ich hier auf einem kleinen Mauervorsprung, nur einige Meter vom Eingang des Clubs entfernt. Noch immer standen Leute draußen und wollten rein. Mir war es egal. Ich hatte heute sicher kein Bedürfnis mehr mich unter die Menschenmassen zu mischen. Ich seufzte tief, schloss kurz meine Augen. „Fuck!“, zischte ich, ließ leicht meinen Hinterkopf mit der Hauswand kollidieren, als sich begannen einige Tränen in meinen Augen zu sammeln. Wieso musste immer alles schief laufen? „Wieso, verdammt?“ Ich schluckte die Tränen herunter und warf einen Blick gen Himmel. Die Sterne funkelten in dieser Nacht besonders hell. „Was ’ne Ironie“, flüstere ich wütend. Immer wieder sah ich Hirotos Gesichtsausdruck vor meinen Augen, den irritierten Blick, als ich plötzlich aufsprang, ohne ein Wort meine Sachen genommen und den Club verlassen hatte. Doch nicht nur dieses Gesicht erschien mir so deutlich vor meinen Augen, auch das von Kyo. Er schien wohl ebenso überrascht gewesen zu sein. In diesem Moment war es für mich bedeutungslos gewesen, und auch jetzt noch. Nichts hatte sich geändert. „Kokoro wa kizutsuite iyasezu ni iro asete yuku ai wa kuzure yuku naka de hana to sakimidarete...“, entflohen mir die Worte, ‚Jealous’ von Dir en grey. So viele Erinnerungen hingen an diesem Lied. Mein erstes Konzert der Band, glückliche Stunden mit Kyo. Verlorene Stunden, verschenkte... Was hatte ich nur getan? Durch puren Egoismus hatte ich alles aufs Spiel gesetzt und den wichtigsten Menschen in meinem Herzen verloren. Und wieso? Nur aus Angst. Angst wieder etwas zu verlieren, irgendwann einzusehen, dass man in bestimmten Bereichen des Lebens einfach machtlos war und sich der eigenen Niederlage hingeben musste. Doch jetzt drohte mich der Schmerz um meinen Bruder noch mehr zu erdrücken, als diese Angst, die Furcht vor dem Zu Ende gehen. „Kare ni mayoi dashita [ano] hi kara nazeka kokoro ga kyozetsu shiteita. Kare no sugata ga enkeishite yuku tooku amari ni mo kin'in sugite.” Mein leiser Gesang hatte sich längst in ein ersticktes Flüstern verlaufen. Tränen fanden jetzt endlich ihren Weg über meine Wangen. Ich wollte nicht mehr die Unnahbare spielen, hatte es satt sämtliche Emotionen in mir im Keim zu ersticken. Alles was ich wollte, war Kyo wiederhaben. Wieder in seinen Armen zu liegen und die Wärme spüren. Ich wollte all das wieder haben, was ich in den letzten Monaten blind aufgegeben hatte ohne nachzudenken… ich wollte einfach wieder sein Lächeln sehen und spüren. Ich ließ den Kopf auf meine angezogenen Beine sinken und hauchte die letzten Zeilen des Liedes immer und immer wieder: „Kokoro wa kizutsuite iyasezu ni iro asete yuku ai wa kuzure yuku naka de hana to sakimidarete...“. Wieder und wieder rief ich mir sein Gesicht vor Augen, versuchte mich an seine warmen Arme zu erinnern, die sanften Küsse. Doch mit der bitteren Wahrheit, dass selbst diese kleinen Erinnerungen in Vergessenheit geraten waren, liefen immer mehr Tränen, erstarben im Stoff meiner Hose. Ich musste es einsehen, ich hatte verspielt… „Hier bist du also“, drang eine seichte Stimme an mein Ohr. Ich schaute gar nicht erst auf, wusste aber dass es Hiroto war. Er setzte sich neben mich, ich hielt meinen Kopf gesenkt. Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah, dass er sah wie verletzlich ich war. Doch das schien auch nicht nötig, denn ohne ein weiteres Wort, zog er mich in seine Arme, strich mir über den Oberarm. „Sssht…“, flüsterte er gegen meinen Kopf. „Das kriegen wir wieder hin.“ Ich schüttelte nur meinen Kopf. Nichts würde wieder gut werden. Nicht nach allem, was ich mir geleistet hatte. Hiroto seufzte tief, fasste mich unerwartet an den Schultern und drückte mich sanft gegen die Hauswand. „So…“, wischte er mir mit den Daumen die Tränen von den Wangen, schaute mir in die Augen, „…und jetzt reden wir, okay?“ Ich erwiderte seinen Blick nur kurz, schaute dann auf den Asphalt unter uns. Ich wollte jetzt nicht reden. Es lag doch auf der Hand wie dieses Gespräch verlaufen würde. Hiroto wollte endlich die Wahrheit wissen, über unsere Beziehung, über meine Gefühle zu ihm. Aber ich wollte jetzt nicht darüber nachdenken, lieber wollte ich noch ein wenig im Selbstmitleid versinken, mich hundert Mal gedanklich in den Hintern treten, dass ich das mit Kyo verbockt hatte. „Toshua, sieh mich an.“ Er hob mein Kinn an, sodass ich ihn unentwegt anschauen musste und, als hätte jemand darauf gewartet, liefen die nächsten Tränen meine Wangen hinunter. „Was ist nur los mit dir?“, meinte er sanft, versuchte ein leichtes Lächeln. „Ich kann nicht mehr“, kam es mir erstickt über die Lippen, während ich versuchte nicht laut aufzuschluchzen. „Lass den Kopf nicht hängen, Süße. Er wird es verstehen.“ Diesmal lächelte Hiroto richtig, küsste meine roten Wangen. „Er liebt dich und du ihn, das wird alles wieder.“ „Hiroto…“, verstand ich nicht. „Was?... Was denn?“ Er lachte kurz auf. „Woher ich das mit Kyo weiß?“ Ich nickte, wischte mir fahrig über das Gesicht. Ich verstand gar nichts mehr. Hatten Eric und Sho ihm doch etwas erzählt? „Es waren nicht Eric oder Sho, falls du das denkst“, schien er meine Frage im Gesicht ablesen zu können. „Ich hab’s von deinem Bruder selbst.“ „Aber…“, war ich jetzt völlig durch den Wind. Hatte ich etwas verpasst? Was wurde denn nun hier gespielt? „Warte!“, unterbrach Hiroto mich, ließ mich nicht einen Moment aus den Augen. „Kyo hat mich vor ein paar Wochen angerufen. Ich war völlig überrascht gewesen, woher er meine Nummer hatte und so… weshalb er gerade mich anruft… na ja... ich meine, er ist der Sänger von Dir en grey und nicht gerade eine unbekannte Persönlichkeit, sollte man meinen.“ Er grinste. Ich fand das alles ganz und gar nicht zum Lachen. „Na ja, er hat mir dann erzählt, dass er von einem Freund erfahren hat, dass wir zwei ein Paar seien. Bis dahin hatte ich echt immer noch nicht kapiert was das alles sollte, bis er mir von euch beiden erzählt hat… also… er hat mir mit Sicherheit nicht Alles erzählt, aber soviel, dass mir langsam einiges klar wurde. Plötzlich verstand ich deine verschwiegene Art, deine teilweise ablehnende Haltung, wenn du mehr über dich erzählen solltest. Ich habe danach lange nachgedacht… ich hatte schließlich viel Zeit dazu, weil ich mit alice nine unterwegs gewesen bin. Und, weißt du was ich eingesehen habe?“ Die ganze Zeit hatte ich mich nicht einmal geregt, doch nun schüttelte ich, beinahe ängstlich, den Kopf, schaute auf einen unbestimmten Punkt weit draußen in der Dunkelheit. „Ich habe endlich eingesehen, dass ich keinen Platz in eurer Liebe habe. Du und Kyo, ihr gehört zusammen. Auch wenn du das jetzt vielleicht noch nicht zulassen magst, aber es ist so, Toshua. Das sehe nicht nur ich so, sondern auch all die Menschen um dich herum, deine Freunde. Du bedeutest mir ziemlich viel, weißt du, und ich möchte, dass du glücklich bist. Dass du wieder die Toshua bist, wie dich deine Freunde kennen… und… vielleicht habe ich irgendwann auch mal das Glück diese Frau kennen zu lernen.“ Liebevoll strich er mir durch meine Haare. „Ich dachte du liebst mich.“, kam es mir beinahe trocken über die Lippen. Ich hatte es wirklich gedacht. Wieso gab er mich einfach auf? Wieso verließ er mich? „Das tue ich jetzt auch noch…“ „Du lügst!“, machte ich mich von ihm los, sprang von dem Mauervorsprung herunter, und stand mit verschränkten Armen, wie ein trotziges Kind, vor ihm. „Wenn du mich lieben würdest, dann würdest du bei mir bleiben!“, rief ich verletzt aus. „Nein, gerade weil ich dich liebe, verlasse ich dich. Ich stehe deinem Glück doch so nur im Weg. Schau mir nur einmal in die Augen und sag mir, dass du Kyo nicht liebst. Dann bleibe ich.“ „Das kann ich nicht“, kam es ohne Umschweife von mir zurück. Und ich konnte es wirklich nicht, jetzt nicht mehr. Hiroto nickte und lächelte dann, zu meiner Verwunderung, ehe er sich ebenfalls erhob, um mich wieder in seine Arme zu ziehen. „Sei nicht so stur, Süße. Lass diesmal deine Gefühle zu und geh zu Kyo. Er wartet nur auf dich, glaub mir.“ „Es… geht nicht“, versagte mir meine Stimme. Mein Herz schmerzte so sehr bei dem bloßem Gedanken an all das was hier passierte, beim Gedanken an meinen Bruder. „Wieso denn nicht?“ Hiroto verstärkte die Umarmung, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. „Ich hab ihm so wehgetan… er meinte, ich soll ihm nie mehr unter die Augen treten… ich… er wird mir das nie verzeihen.“ Ich spürte wie mir meine Knie nachgaben, als ein weiterer Heulkrampf mich erfasste und ich dabei aus Hirotos Armen glitt. Er bekam mich nicht rechtzeitig zu fassen, ich sank auf den Boden, fing mich noch mit den Händen ab. „Ich hab alles kaputt gemacht.“, schluchzte ich und schlug mit der flachen Hand auf den Gehweg. „Verdammt…“ „Hey!“, hockte er sich vor mich, strich mir die Haare hinters Ohr. „Jetzt mal nicht den Teufel an die Wand, ne. Wenn alles wirklich so vergebens wäre, hätte er dir dann die Briefe geschrieben?“ Überrascht schaute ich auf. Schockiert hätte es auch getroffen, wie ich Hiroto jetzt anblickte. „Der Brief heute Abend, also den, den ich in der Hand hatte… das war schon der zweite Brief.“ Der Zweite? Aber ich hatte gedacht… „Kyo hat ihn mir in die Hand gedrückt, als wir uns unten vor der Haustür trafen. Ich weiß, dass du uns gesehen hast. Nun, wir wussten alle, dass du auf dem Balkon stehst. Und bevor du jetzt enttäuscht von uns bist oder so was, es war okay, Toshua. Du hattest allen Grund da zu stehen. Wir konnten uns alle vorstellen was es für ein Gefühl für dich sein musste, dass ich vor deinem Bruder stehe und alle irgendwie… ich sag mal beteiligt waren.“ „Ich will nicht mehr…“, hauchte ich. „Ich will das alles nicht mehr hören, VERDAMMT!“, schrie ich verzweifelt. Ich hatte das alles so satt. Alle hatten sie hinter meinem Rücken irgendetwas gespielt. „Geh!“, schlug ich pausenlos mit den Fäusten gegen seinen Brustkorb. „Lasst mich endlich alle in Ruhe!“ „Toshua! Beruhig dich! Ey, ganz locker!“, fasste er meine Handgelenke. „Ihr habt mich alle nur angelogen.“, schluchzte ich. „Die ganze Zeit.“ „Das ist nicht wahr!“, hörte ich plötzlich eine zweite Stimme und Schritte, die näher kamen. Beim Aufblicken erkannte ich Toshiya. „Wir haben dich nicht einmal angelogen.“, hockte er sich ebenfalls zu mir runter. „Wieso? Wieso habt ihr das gemacht?“, fragte ich ihn gleich. „Was gemacht?“ „Alles, einfach alles!!“ Ich entriss Hiroto meine Hände und vergrub mein Gesicht in ihnen, wollte nicht zeigen wie sehr mich das alles mitnahm. „Wir hatten nie die Absicht dich in irgendeiner Weise zu hintergehen. Alles was wir wollten, war, dass du endlich einsiehst, dass Kyo und du zusammen gehören und du dich nicht weiter verlierst… wegen deiner Mutter und so.“ Mich wunderte es schon nicht mehr, dass alle nun auch darüber Bescheid wussten. Hier schien eh jeder über alles informiert zu sein. Ich richtete meinen Blick auf Toshiya, schaute ich ihn einfach nur an, versuchte zu begreifen was hier die ganze Zeit vor sich gegangen war. „Du solltest aufhören dir selbst wehzutun und somit alle anderen mit rein zu ziehen. Kannst du dir vorstellen wie sehr wir gelitten haben, wir sehr Kyo gelitten hat? Wir hatten so’ne Scheißangst um dich, weil wir dich einfach nicht wieder erkannt haben. Du warst nicht mehr die Toshua, die damals nach Deutschland geflogen ist. Alles was wir wieder fanden, war eine Frau, die umso vieles mehr verletzter und verbitterter war, als wir sie kennen gelernt haben. Da war kein Lebensfunke mehr in deinen Augen zu sehen, sondern nur noch Schmerz und Verlust. Und alles was du die ganze Zeit getan hast, war immer mehr davon um dich herum anzuhäufen, obwohl du gerade das von dir abwenden wolltest… und eigentlich hättest müssen. Wieso hast du mit keinem von uns gesprochen? Wieso hast du solch einen Keil zwischen Kyo und dich gejagt… eure Beziehung war doch das Kostbarste was ihr beide hattet!?“ Lange ließ ich diese Worte auf mich wirken, ging sie immer und immer wieder gedanklich durch und musste letzten Endes einsehen, dass so viel Wahrheit in ihnen steckte, dass die Menschen um mich herum mich so viel mehr verstanden hatten, als ich mich selber. „Toshiya…“, versuchte ich neue Tränen krampfhaft zu unterdrücken. „Was, Süße?“, hauchte er. „Kannst du… kannst du mich in den Arm nehmen?“ Ich wollte jetzt einfach nur Schutz spüren, wollte spüren, dass ich nicht ganz so allein war, wie ich mich in dem Moment fühlte. Dass da nicht die Leere war, die mein Herz einzunehmen drohte. „Sicher“, zog er mich sofort zu sich und ich ließ mich gegen ihn sinken, krallte meine Hand in seinen Nacken und fing bitterlich an zu weinen. „Wir sind alle immer für dich da, hörst du? Du bist nicht allein und du brauchst auch keine Angst haben, dass du es mal sein wirst. Dafür lieben wir dich alle viel zu sehr, vor allem Kyo. Vergiss das nie, ja?“ Ich konnte nur leicht nicken und rückte noch weiter an ihn heran. Jetzt saß ich hier. Gute 40 Minuten später, und zwar allein und immer noch vor dem Club. Mit Hiroto hatte ich mich noch ausgesprochen, nachdem Toshiya mit einem aufmunternden Lächeln wieder zurückgegangen war. Es schien als sei alles geklärt zwischen Hiroto und mir, aber ich hatte dennoch meine Zweifel, dass wirklich alles so in Ordnung war, wie er versucht hatte mich glauben zu lassen. Wenn man einen Menschen richtig liebte, dann war es sehr schwer loszulassen. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken daran, dass er mir mit einem Lächeln zu verstehen gegeben hatte, dass es vorbei war und ich endlich zu meinem Bruder zurückgehen sollte. Kyos Briefe in meinen Händen betrachtend, ließ ich mir die Worte von Toshiya und Hiroto nochmals durch den Kopf gehen. Ich hatte Angst vor dem was mich in den Umschlägen erwartete, Angst vor dem was jetzt kommen würde, würde ich den Club wieder betreten. Seufzend drehte ich den ersten Brief in meiner Hand, öffnete ihn dann zaghaft und zog mit leicht zitternden Fingern seinen Inhalt heraus. Erst konnte ich nichts Genaues erkennen, doch dann kam ein Foto zum Vorschein. Es war von dem Tag, als wir alle im Schnee spazieren waren. Wir hatten damals eine Passantin gebeten ein Foto von der ganzen Truppe zu machen. Ich hatte es nach dem Entwickeln nie gesehen, bis jetzt. Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf meine Lippen. Wir waren an dem Tag alle so glücklich gewesen. Kyo und ich waren glücklich. Lange starrte ich auf das Bild, betrachtete immer wieder Kyo, der mit strahlendem Gesicht in die Kamera grinste, noch ganz durchnässt von der Schneeballschlacht. Plötzlich waren alle Bilder und Emotionen von damals wieder da. Als wäre es gestern gewesen, konnte ich mich an jedes einzelne gesprochene Wort von ihm erinnern und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich drehte das Foto um, musste aber feststellen, dass nichts weiter zu sehen war, kein Gruß oder eine Notiz. Auch im Umschlag fand sich nichts. Ein klein wenig war ich enttäuscht, aber ich hatte noch die Hoffnung, dass in dem zweiten Umschlag etwas sein könnte. Somit nahm ich den anderen Brief, öffnete ihn ungeduldig. Wieder ein Foto. Ich wollte schon gefrustet schimpfen, als ich erkannte was da auf dem Bild zu sehen war. Kyo und ich, wie wir uns leidenschaftlich küssten. Es war im Backstagebereich eines Konzertes geschossen worden, was ich am Hintergrund erkannte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann dieser Schnappschuss entstanden war. Ich legte das Bild zur Seite, da fühlte ich, dass noch etwas im Umschlag war. Ich drehte ihn um und kippte den Inhalt in meine Hand aus. Verwundert blickte ich auf einen silbernen Ring. Ich hatte ihn vorher noch nie gesehen, konnte mich auch nicht erinnern, dass Kyo ihn je getragen hatte. Jetzt war ich erst recht verwirrt, wusste nicht, was ich davon zu halten hatte. Also nahm ich das Foto noch einmal in die Hand und drehte es um. Und tatsächlich, Kyos Schrift sprang mir gleich ins Auge. Begierig begann ich zu lesen. ‚Das Foto und den Ring wollte ich dir immer persönlich geben, bei deiner Rückkehr aus Deutschland. Ich wollte dir soviel sagen, aber das wird wohl nie mehr möglich sein. Es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist. Und es tut mir Leid für alles was ich getan habe, die Gründe weshalb du mich verlassen hast. Ich wollte nur, dass du diese beiden Dinge besitzt. Sollten sie doch immer dir gehören. Ich liebe dich.’ Ich blinzelte ein paar neuere Tränen weg und schob das Foto zurück in den Briefumschlag. Es war gar nicht so leicht den Schmerz zu verdrängen, der mir jetzt die Kehle zuschnürte. Die kurze Nachricht hatte mich wie ein Schlag ins Gesicht getroffen, der mich wieder zurück in die Realität holte. Allein, dass es Kyo gewesen war, der nun den ersten Schritt auf mich zu machte, mich seine Zeilen lesen ließ, hielt mir nur einmal mehr meine Fehler, meine Dummheit vor. Wieso, verdammt, gab er sich die Schuld für alles? Wieso versuchte er immer noch mich zu halten? Und wieso, nach allem, liebte er mich dennoch? Ich verstand das alles einfach nicht. Es wollte, verdammt noch mal, nicht in meinen Schädel rein. Ich hatte die Menschen um mich herum dermaßen verletzt und trotzdem hielten sie zu mir, versuchten mir wieder aufzuhelfen. Das hatte ich einfach nicht verdient, nicht solche Freunde und schon gar nicht einen Menschen, der mich aus ganzem Herzen liebte. Ich schluchzte leise, verstaute diese kostbaren Schätze in meiner Tasche, als ich merkte, dass ich wieder kurz vor einer Weinattacke stand. „Du bist ja immer noch hier draußen.“, stand Toshiya neben mir, als ich gerade meine Tasche gegriffen hatte und mich auf den Nachhauseweg begeben wollte. „Ja… ja, ich… ich wollte eigentlich gerade gehen.“, wischte ich mir hastig die Tränen aus dem Gesicht und legte mir den Gurt meiner Tasche um die Schulter. „Hast du wieder geweint?“, flüsterte Toto leise, zog mich in seine Arme. „Du sollst nicht mehr weinen, hörst du? Es wird wieder, du wirst schon sehen. Denn wir gehen beide jetzt da rein und dann vergessen wir alles, denn wir werden ordentlich einen drauf machen, ne.“ Toshiya löste bei den Worten die Umarmung und schaute mich an. Ich erwiderte zaghaft seinen Blick, hatte Mühe nicht weiter zu weinen. Somit lächelte ich leicht und nickte dann. Toshiya strahlte mich an, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und wischte mir die letzten Tränenspuren von den Wangen. „So, und jetzt komm!“ Ich folgte ihm, er zog mich sanft an der Hand mit sich. Doch kaum waren wir an der Tür, blieb ich abrupt stehen. Ich konnte das nicht. Einfach wieder da rein gehen und so tun, als wäre nichts geschehen? Nein, das würde mich völlig aus der Bahn werfen. „Was jetzt?“, drehte Toto sich mit fragendem Blick zu mir um. „Ich kann da nicht reingehen.“ „Oh, doch!! Du kannst da reingehen und das werde ich dir auch beweisen.“ Ohne weiter auf mich zu achten, ignorierte er meine Fluchtversuche und schleifte mich regelrecht hinter sich her. Im Inneren angekommen, schlug mir gleich eine zum Schneiden dicke Luft entgegen. Lautes Gelächter schallte in meinen Ohren, als Toshiya mich zu einem Tisch bugsierte. Ich stockte schockiert, als ich erkannte wohin er mich da zog, stemmte beide Beine panisch in den Boden, ging regelrecht in die Knie um keinen Schritt mehr machen zu müssen. „Vergiss es!“, riss ich mich von ihm los. Der war doch lebensmüde. „Jetzt hör aber auf. Du hast doch gerade noch was anderes gesagt!“ Toshiyas Blick war entschlossen, als er mich an den Schultern nahm. „Wir werden jetzt dahin gehen und du wirst brav mitkommen, verstanden? Mann, Toshua, du-“ „Das kannst du nicht von mir verlangen“, flehte ich ihn an, schaute an ihm vorbei zu dem Tisch, wo alice nine, Dir en grey, Sho und Eric saßen. Allesamt munter am Plaudern. „Ich bin doch bei dir und der Rest deiner Freunde auch. Versuch es wenigstens und wenn es nicht geht, dann verspreche ich dir, dass ich dich nach Hause fahre. Na, ist das ein Deal?“ Ich erwiderte Toshiyas Blick, vergewisserte mich, dass er das eben Gesagte auch wirklich ernst meinte, sonst wäre ich mit einem Affenzahn aus dem Club verschwunden. „Ich weiß nicht…“ „Na, los! Gib dir ’nen Ruck!“ Und ehe ich mich versah, standen wir vor dem gut besetzten Tisch. Ich sandte ein, nein hundert, Stoßgebete an den lieben Gott. „Da seid ihr ja wieder!“, begrüßte uns Hiroto, der uns zuerst bemerkte. „Jo, und bereit zu feiern.“, grinste Toto und setzte sich dann zu den anderen auf die Bank, um mich gleich darauf zu sich auf den Schoß zu ziehen. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust, als ich einen Blick in die Runde warf und an Kyos schwarzen Augen hängen blieb. Er schaute mich gar nicht an, redete mit Kaoru, dessen Hand auf Shinyas Oberschenkel ruhte. Ein wenig beruhigte mich der Anblick von dem jungen Pärchen. Er hatte etwas Vertrautes an sich. Doch ich kam gar nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn Toshiya und Saga verwickelten mich in ein Gespräch, zogen jede mögliche Aufmerksamkeit auf sich. Und ich fand letztendlich, dass es auch irgendwie gut war. So konnte ich nicht wieder in Selbstzweifel verfallen. Der Gedanke schnellstmöglich hier zu verschwinden war auch weg, als die Männer ein Trinkspiel starteten und ich mitmachte. Nur für diesen Abend wollte ich mal wieder ich sein… leben! Nur diesen einen Abend lang. Trotz Kyo. **** *schnauf* hier ist endlich der zweite teil vom achten kapitel. ich kann gar nich oft genug sagen wie leid es mir tut, dass ihr soooooooo lange drauf warten musstet. aber ich hatte zwischenzeitlich echt ne fette tiefphase was das schreiben angeht. aber jetzt is das kapitel endlich komplett und das nächste ist auch schon fertig. heißt, dass ihr also auf das vorletzte kapi nich mehr so lange warten müsst.^^ ein dickes dankeschön an all meine leser, die mir bis hierhin echt treu geblieben sind und mich mit diversen ens und kommis angespornt haben weiter zu schreiben.^^ ich wüsste nich was ich ohne euch tun würde... ein dickes danke auch an meine maus. du weißt, diese ff is nur für dich!!! hab dich lieb, süße. arigatô, an alle. und ich freu mich natürlich weiterhin über jegliches feedback, ne. baibai wünsch euch was. bis zum nächsten kapi. chingya Kapitel 8: Ninshiki nattoku --------------------------- Völlig übermüdet saß ich am Küchentisch, rührte mechanisch in meiner Tasse, die bis zum Rand mit Cappuccino gefüllt war. Der Abend mit Hiroto war gestern noch sehr lang geworden. Viel zu lang. Von meiner Tasse ablassend, warf ich einen Blick auf die Uhr. 9 Uhr. „Viel zu früh.“, murrte ich. Aber schlafen konnte ich trotzdem nicht mehr. Das Gespräch zwischen Hiroto und mir spukte in meinem Kopf herum. Ich fühlte mich komisch diesbezüglich. Ich war endlich wieder Single. Eigentlich sollte mich das positiv stimmen. Doch das tat es nicht. Und es würde auch so lange nicht so sein, wie ich es nicht geschafft hatte wieder alles mit Kyo und mir ins Lot zu rücken. Ich seufzte, begann wieder in meiner Tasse zu rühren. Wo war Eric, wenn man ihn brauchte? Gerade jetzt täte mir ein Gespräch mit ihm gut. Er hätte sicher einen sinnvollen Rat für mich. Den hatte er immer. Die ganze Nacht hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich meinem Bruder gegenüber treten könnte. Aber nichts schien mir das Richtige. Es war so viel passiert in der letzten Woche, dass mir keine meiner Handlungen gerecht genug erschien. Welche Worte waren schon passend genug um auszudrücken, was mit mir los gewesen war? Den Cappuccino löffelnd, zog ich die Zeitung von gestern zu mir. Ein wenig Ablenkung täte jetzt wahre Wunder. Doch schon nach den ersten Zeilen, schob ich sie wieder weg. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Stattdessen rührte ich zum x-ten Mal in meiner Tasse herum. Mein Gott! Das war einfach nicht zum Aushalten. Genervt ließ ich von meiner Tasse ab, lehnte mich zurück. Es musste doch eine Lösung geben. Und diese betrat einige Minuten später die Wohnung. Ich hörte wie Eric seine Sachen im Flur ablegte und dann Fly grüßte, die die ganze Nacht im Flur gelegen hatte. „Du bist schon wach?“, lehnte er am Türrahmen. Ich hob meinen Blick und nickte leicht verzögert. Einen Moment musterte er mich. „Du siehst fertig aus.“, stellte er fest. „Ach, nee.“, entgegnete ich ihm, griff nach meiner Tasse, um einen Schluck von dem mittlerweile kalten Cappuccino zu trinken. „Oh je, und schlechte Laune hat sie auch noch.“, verdrehte er die Augen, stieß sich vom Rahmen ab und kam auf mich zu um sich auf dem Stuhl gegenüber mir nieder zu lassen. Ich beobachtete ihn dabei. Eric sah glücklich aus, auch wenn er versuchte es ein wenig zurück zu stecken. „Schlechte Nacht gehabt?“ Alles was darauf von mir kam war ein genervter Blick. Hatte ich wirklich vor ein paar Minuten noch gedacht, dass es schön wäre, wenn Eric jetzt da ist? Okay, ich hatte mich geirrt. Es war ganz und gar nicht schön. Seine indirekte gute Laune nervte mich jetzt schon. „Oh man, wieso hab ich nur das Gefühl, dass dir mächtig was über die Leber gelaufen ist.“ Ich schaute über den Rand der Tasse hinweg, hob angenervt meine rechte Augenbraue. „Ich würde dich ja gerne fragen was bei dem Abend mit Hiroto herausgekommen ist, aber ich lass es lieber.“, lehnte er sich zurück, zog die Zeitung neben mir zu sich herüber. Einen Moment blickte ich ihn noch an, nahm dann einen weiteren Schluck. Das Schweigen das zwischen uns aufkam, wurde hin und wieder durch das Rascheln der Zeitung gestört, wenn Eric umblätterte. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass er nicht las. Es war nur einer seiner Taktiken um mich aus der Reserve zu locken. Und es klappte. „Hör auf und leg die Zeitung weg!“, knurrte ich, stellte die Tasse zurück auf den Tisch. „Du weißt genau, dass mich diese Tour stresst.“ „Aber sie wirkt immer wieder.“, grinste er, faltete die Zeitung zusammen, legte sie zurück ehe er sich nach vorne lehnte, mich direkt anschaute. „Nun rede schon. Insgeheim hast du doch nur auf den Moment gewartet.“ „Ach, hab ich das?“ „Ja!“ „Na, das sehe ich aber ganz anders.“, verschränkte ich beleidigt meine Arme vor der Brust. Eric lachte kurz auf. „Du bist einfach unverbesserlich. So langsam sollte ich dich kennen, meinst du nicht?“ Ich schaute nur böse, was Eric dazu brachte nun erst recht laut zu lachen. „Verarsch mich nicht!“, schnappte ich mir die Zeitung, warf sie nach ihm. Er hob abwehrend die Hände, lachte weiter. „Ich liebe es dich auf die Palme zu bringen.“ „Das ist mir nicht entgangen.“ „Na los, was ist passiert?“, beruhigte er sich langsam wieder. „Nichts ist passiert. Zumindest nichts, was nicht passieren sollte.“ „Dann bist du jetzt wieder solo?“, lächelte er zufrieden. „Dass dich das freut war mir klar.“, verdrehte ich die Augen. „Ich weiß. Schließlich hab ich ja auch ausgiebig darauf hingearbeitet.“ „Ja, mit Erfolg wie du jetzt siehst.“ „Jap!“, meinte er überschwänglich. „Ich bin ja soooooooo gut.“ „Idiot!“, schüttelte ich den Kopf, schnappte mir wieder meine Tasse, trank den Rest. Eric grinste breit. „Und nun? Ich hatte gedacht, dass du schon längst wieder in den Armen deines Bruders liegen würdest.“ „Wenn du mal denkst.“, schnaubte ich. „Wir sind heute ja mal so richtig zickig, was? Kannst wohl nicht ertragen, dass ich Recht gehabt hatte.“ Nicht schon wieder. Ja, klar. Er hatte Recht gehabt, was Kyo und mich betraf. Letztendlich hatte ich mich doch für meinen Bruder entschlossen und das ohne groß zu zögern. Wenn man bedachte, dass ich mir eigentlich vorgenommen hatte, einen überdimensionalen Bogen um meinen Bruder zu machen. „Und, gehst du zu ihm?“, blieb Eric eisern. Er würde wohl alles tun, um seinen Sieg hautnah und in Farbe zu erleben. „Wieso sollte ich das tun?“ So einfach würde ich ihm das dagegen jedoch nicht machen. „Weil du ihn liebst? Zudem wartet Kyo doch nur darauf.“ „Sicher doch.“, schüttelte ich den Kopf. „Er ist in Osaka, vergessen?“ „Ist er nicht.“, grinste Eric noch breiter. „Woher du das mal wieder weißt muss ich ja nicht fragen, oder? Hätte ich dich bloß nicht mit Toshiya bekannt gemacht.“ Und wie ich diese Sache bereute. Seit er Sho und Toshiya kannte, kam nur Blödsinn dabei heraus. Die Männer hatten es sich echt zur Aufgabe gemacht meine Entscheidungen auf den Kopf zu stellen. „Also ich finde es echt klasse von dir, dass du ihn mir vorgestellt hast.“ „Ja, sonst hättest du auch nicht Sho kennen gelernt und bla bla bla.“, winkte ich ab. Die Leier kannte ich langsam zu genüge. Eric lächelte glücklich. „Ich weiß nicht was du hast. Manchmal glaube ich wirklich du gönnst mir mein Glück nicht.“, meinte er leicht empört. „Eric, von mir aus kannst mit weiß ich wem rummachen. Als wenn mich das je gejuckt hätte.“ „Nicht? Na, dann.“, stänkerte er weiter. Also das nannte ich doch mal einen wunderschönen guten Morgen. „Reiz mich nicht.“, zischte ich, verengte warnend meine Augen. „Ich und dich reizen? Ich doch nicht, meine Liebe. Sieh lieber zu, dass du deinen süßen Hintern zu deinem Bruder bekommst.“ „Der wird da schon schnell genug hinkommen. Sag mir mal lieber wo du die Nacht wieder warst. Obwohl…sag es mir lieber nicht. Ich weiß schon.“ „Ach, weißt du das?“ „Bei Sho, wo sonst. Wenigstens ihr hatten euren Spaß.“, richtete ich mich auf, um eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu holen. „Joa, Spaß hatten wir. Soll dir übrigens schöne Grüße bestellen.“ Ich nickte nur, setzte mich wieder. Eric warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. „Wenn du dich jetzt fertig machst, dann kannst du Kyo noch zu Hause erreichen.“, schnappte er sich die Wasserflasche in meiner Hand und stellte sie einfach aus meiner Reichweite. „Hey, was soll das?“, protestierte ich, versuchte die Flasche zurück zu ergattern, doch Eric schob sie noch weiter weg. „Na los, beweg dich. Du willst sicher nen Rat von mir haben, oder? Schließlich sitzen wir doch nur deshalb hier.“, meinte er plötzlich etwas ernster. „Also hier hast du meinen Rat: Geh zu ihm. Jetzt und nicht erst irgendwann. Und lass einfach mal Taten sprechen. So wie ich dich kenne wirst du sowieso kein Wort herausbringen ohne dich in deinen Erklärungsversuchen maßlos zu verzetteln.“ Damit stand er auf, griff sich meine Wasserflasche und verschwand einfach. „Lass Taten sprechen.“, murmelte ich immer wieder vor mich hin, als ich eine gute halbe Stunde später unter der Dusche stand, das warme Wasser angenehm auf mich nieder prasseln ließ. „Du hast echt gut reden, Eric.“, seufzte ich. Wie sollte ich das denn anstellen? Wir redeten hier von mir und Kyo. Da war es nicht mit einen einfachen Geste getan. Mein Bruder wollte sicher eine Erklärung für meinen plötzlichen Sinneswandel. Aber wenn ich das so recht bedachte, dann wollte ich nicht darüber reden. Ich war es satt immer nur zu reden. War das Gespräch mit Hiroto gestern Abend nicht schon genug gewesen? Hatte ich nicht schon genug geredet? Aus der Dusche steigend, angelte ich nach dem großen Badehandtuch, um mich dann dick darin einzuwickeln. Was immer kommen würde, mir war klar, dass ich heute bei meinem Bruder vorbeigehen würde. Die Frage war nur, wann ich mich dazu durchringen konnte. Das dauerte jedoch nicht allzu lange, wie ich anfangs angenommen hatte. Nachdem ich mir Fly geschnappt hatte, schlug ich, nach einer extra großen Runde durch den Park, den Weg zu meinen Bruder ein. Dies war jetzt gute 10 Minuten her. Seitdem stand ich vor seiner Haustür, spielte hunderte von Szenen in meinen Kopf durch was ich tun oder sagen würde, wenn er die Tür öffnete. Ich blickte zu Fly, die brav neben mir saß und mich wartend anschaute. „Was soll ich bloß tun?“, fragte ich sie, worauf meine Hündin lediglich den Kopf leicht neigte, die Ohren aufstellte. Noch einmal seufzte ich schwer ehe mein Finger den Weg zur Klingel fand. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich das Läuten vernahm. Um meine Nervosität zu überspielen, zupfte ich noch einmal hier und da an meinem Oberteil. Fast zeitgleich wurde von der anderen Seite die Tür aufgezogen, was mich erschreckt aufblicken ließ. Kyo stand völlig überrascht da, in einer seiner abgewetzten Jeans und einem schwarzen T-Shirt. „Ach, nein.“, kam es über seine vollen Lippen. Ich ging nicht weiter darauf ein, machte frei heraus einen Schritt nach vorne, wobei er unweigerlich einen Schritt zurück in die Wohnung tat. Kaum hatte ich diese ebenfalls vollständig betreten, nahm ich sein Gesicht in meine Hände, küsste ihn verlangend. Kyo keuchte überrascht auf, wollte sich von mir lösen, doch ich ließ ihn nicht, presste meinen Lippen verlangender auf die seinen. Ein Kribbeln fuhr durch meinem Körper, als ich spürte wie Kyo nach kurzem Zögern den Kuss ebenso verlangend erwiderte, mich fest in seine Arme zog. „Warte…Tosh…“, unterbrach Kyo mit Mühe unseren Kuss. Schwer atmend löste er die Umarmung. Unbehagen machte sich in mir breit. Hatte ich vielleicht doch zu überstürzt gehandelt? Vielleicht hätten wir doch erst reden sollen. „Kyo, ich…“ „Ssht.“, machte er nur, legte mir sanft seine Fingerkuppen auf die Lippen, brachte mich somit zum Schweigen. Dann machte er einen Schritt an mir vorbei, schloss erst einmal die Wohnungstür, die wir durch meinen Angriff völlig vergessen hatten. Leise rastete das Schloss ein und brachte die Stille mit sich, die darauf über uns herein brach. Kyo blieb mit dem Rücken zu mir stehen, regte sich nicht. Ich fühlte mein Herz schwerer werden. Würde jetzt der Moment kommen, wo er mir sagen würde, dass er eine Beziehung nicht mehr wollte, anfing Fragen zu stellen, die ich nicht zu beantworten vermochte und auch nicht wollte? Fly saß neben Kyo, schaute ihn aufmerksam an ehe sie sich aufrichtete und ihm mit der Nase an die Hüfte stupste. Das schien ihn wieder zurück zu holen, denn er drehte sich darauf zu ihr, hockte sich hin. Alles was Fly tat, war mit den Schwanz zu wedeln. Das bedrückte Gefühl in mir verschwand, als Kyo sie anlächelte, begann hinter dem Ohr zu kraulen. „Sie hat dich vermisst.“, flüsterte ich, wollte die Zweisamkeit nicht stören. „Ich sie auch.“, richtete er sich auf. Das Lächeln zierte weiterhin sein Gesicht, als er sich mir zuwandte. Ich erwiderte dieses und ging dann ins Wohnzimmer. Kyo folgte mir mit Fly. Mich auf das Sofa niederlassend, schaute ich mich um. Es hatte sich nichts verändert, alles war noch so wie ich es in Erinnerung hatte. „Mich würde interessieren was dich plötzlich zu mir führt.“, setzte mein Bruder sich neben mich. Sein Blick war fragend. „Ich bin ein wenig irritiert, weißt du. Das alles passt einfach nicht zusammen.“ „Nicht?“, drehte ich mich, damit ich seitlich auf dem Sofa saß, ihn besser sehen konnte. Kyo schüttelte den Kopf. „Ich hätte gerne eine Erklärung.“ Die hätte ich von mir gerne auch. Ich verstand mein Verhalten doch selbst kaum. Alles was ich wusste war, dass ich unsere Beziehung nie hätte in Fragen stellen, beenden hätte sollen. „Die kann warten.“, meinte ich deshalb nur. Reden konnte wir auch ein anderes Mal, oder? Mich erhebend, setzte ich mich unverwandt rittlings auf Kyos Schoß. „Tosh, was…?“ „Später…lass uns später reden.“, hauchte ich bevor ich ihn wieder verlangend küsste. Kyos erwiderte zögernd, ließ sich letztendlich aber doch darauf ein. Ich erkannte mich selber nicht wieder. Eigentlich war ich in dieser Sache nie so forsch, machte den ersten Schritt. Aber es schien mir in diesem Moment das einzig Richtige. Vielleicht war es von Eric doch keine so schlechte Idee gewesen, was das ‚Taten sprechen lassen’ anging. Meine Hand fuhr über seinen Oberkörper, während er mich näher an sich zog, den Kuss intensivierte. Ein Seufzen entfloh mir, als wir sich nach so langer Zeit wieder unsere Zungen berührten, einen kleinen Tanz aufführten. Langsam wanderte meine Hand unter Kyos Shirt, wollte mehr von diesem Mann spüren, ihn näher sein. Viel zu lange war es her, dass wir uns so nahe waren. Kyos Hand fuhr meine Wirbelsäule entlang, strich dem Saum meines Oberteils entlang, um am Bauch darunter zu fahren. Ich drängte mich bei seinen Berührungen näher an ihn, wollte mehr davon, was mich den Kuss wilder werden ließ. Schwer atmend löste ich mich kurz von seinen Lippen, um ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen. Sein Blick haftete dabei an mir. Seine Augen waren glasig vor Lust, sein Brustkorb senkte und hob sich in schnellen Zügen. Ich lächelte ihn an, strich mit den Fingerkuppen seinen Hals entlang bis hin zum Bauch. Spürte jeden einzelnen Muskel, zeichnete sie nach ehe ich mich wieder vorbeugte und begann den Weg mit meinen Lippen zu verfolgen. Kyo keuchte auf, als meine Hand an seinem Hosenbund angekommen war, streckte sich meiner Hand leicht entgegen. Einen Moment zögerte ich, küsste wieder seine vollen Lippen, animierte seine Zunge mit mir zu spielen. Mir einen Ruck gebend, öffnete ich langsam seinen Gürtel, dann die unzähligen Knöpfe seiner Jeans. Ein unbeschreibliches Gefühl durchströmte mich, als meine Hand über sein leicht erregtes Glied fuhr, Kyo dabei stöhnend den Kopf zurück warf, seine Hand an meiner Hüfte fester in meine Haut grub. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem ging stoßweise als ich immer wieder über seine empfindliche Stelle fuhr. „Tosh…“, kam es heiser über seine bebenden Lippen. Ich küsste ihn, raubte ihm mehr von seinem Atem. Seine Augen weit aufreißend und kehlig aufstöhnend, drängte er sich, wie erwartet, noch mehr meiner Hand entgegen, als ich den Druck verstärkte, den Daumen über die Glans kreisen ließ. „Genieß es.“, hauchte ich ihm ins Ohr ehe ich begann ihn nun auch von den restlichen Kleidungsstücken zu befreien und ihn dann auf das Sofa zu drücken. Mich wieder auf seinen Schoß nieder lassend, strich ich über seine geröteten Wangen, seine leicht geöffneten Lippen. „Komm her!“, zog er mich sanft im Nacken zu sich, küsste mich verlangend. Eine Weile küssten wir uns innig, doch dann küsste ich mich wieder seinen Hals entlang bis zum Bauch, ließ meine Zunge seinen Bauchnabel umkreisen ehe es weiter hinab ging. Kyo war mehr als erregt, als ich die Innenseiten seiner Oberschenkel liebkoste und ich wollte ihn auch nicht weiter warten lassen, weshalb ich seine Erregung wieder in meine Hand nahm, sie sanft massierte. Einen letzten Blick zu Kyo werfend, der schwer atmend die Augen geschlossen hatte und seine Hand durch mein Haar gleiten ließ, fuhr ich darauf mit meiner Zunge über die Glans. Ich genoss es wie Kyo sich unter mir wandte, nach mehr bettelte und dabei immer wieder mein Name über seine Lippen kam. Lange hielt der Moment jedoch nicht, denn ehe ich mich versah, stöhnte er laut auf, verstärkte den Griff in meinen Haaren und stürzte über die Klippe. Laut nach Luft schnappend, lag er da. Ein Lächeln zierte seine Lippen, als er mich dabei beobachtete, wie ich mir mit der Zunge erst über die Unterlippe dann über die Oberlippe fuhr. Es war das erste Mal, dass ich so was gemacht hatte und ich musste zugeben, dass es gar nicht so schlimm war, wie ich es immer gedacht hatte. Allein Kyo dabei zu sehen und zu hören war es mir wert gewesen. „Hey.“, richtete er sich auf, strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht hinter das Ohr. „Alles okay?“ Ich nickte, nahm sein Gesicht in meine Hände, zog ihn zu mir. „Mir geht’s gut.“ Meine Lippen sanft auf seine legend, fühlte ich wie sein Atem noch immer schnell ging. Bettelnd um Einlass fuhr ich mit meiner Zunge seine Unterlippe nach und bekam ihn auch gleich. Sofort begann ein Kampf um die Vorherrschaft, die keiner so wirklich gewinnen wollte. Überrascht keuchte ich auf, als Kyo sich plötzlich mit mir erhob. Ich schlang instinktiv meine Beine um seine Hüften, küsste ihn weiter, wobei er uns gekonnt ins Schlafzimmer führte. Dort setzte er mich auf dem Bettrand ab, hockte sich dann vor mich. Seine dunklen Iriden blickten mich fragend und zugleich lustvoll an. Mein Blick wanderte über seinen muskulösen nackten Körper, nahm jede Einzelheit auf. Wie hatte ich so was nur von mir stoßen können? Langsam begann er mir meine Bluse aufzuknöpfen, brachte Stück um Stück Gleichstand in die Angelegenheit. Nachdem auch ich das letzte Stück Stoff eingebüßt hatte, krabbelte Kyo zu mir auf das Bett, auf welches ich mich gelegt hatte. Während er sich seitlich neben mich legte, strichen seine Hände über meinen Körper, jagte mir damit eine Gänsehaut über die Glieder. Immer wieder zog er Kreise über meinen Bauch, intensivierte die Berührung, ließ sie wieder schwächer werden. Ich drehte mich auch auf die Seite, als er die Innenseite meines Oberschenkels entlang fuhr, zog ihn zu einem weiteren Kuss an mich und vergrub dabei meine Hände in seine Haare. Ich spürte wie seine Hand höher wanderte und konnte ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken, als er unerwartet mit einem Finger in mich eindrang. „Kyo.“, hauchte ich, küsste ihn, als würde mein Leben davon abhängen. Seine Lippen liebkosten meinen Hals, mein Schlüsselbein, und alles was ich noch tun konnte war mich ihm hinzugeben. Ich kam ihm mit dem Becken entgegen, als er anfing seinen Finger zu bewegen, einen Zweiten hinzunahm. „Mehr.“ Heiser und mit Mühe kam es aus meinem Mund. Meine Lungen verlangten mehr und mehr nach Luft, während mein Herz nur so um die Wette schlug. Mir auf die Unterlippe beißend unterdrückte ich ein weiteres Stöhnen, als Kyo mich noch mehr reizte, seine Lippen sich dabei an meinem Hals regelrecht fest saugten. Lange hielt ich dieser Folter nicht stand, bäumte mich schließlich leicht auf, als ich zur Erlösung kam. Kyo zog sich kurz zurück, ließ mir Zeit zu Atem zu kommen. Und die Zeit brauchte ich auch, denn keine fünf Minuten später fand ich mich wieder unter Kyo. Wir küssten uns hemmungslos, ließen alle Gefühle für den anderen durch unsere Lippen gleiten. Ich spürte an meinen Oberschenkeln, dass Kyo wieder erregt war und ich konnte nicht leugnen, dass es mir anders ging. Unsere Haut klebte aneinander, machte mich halb wahnsinnig. Unkoordiniert fuhren meine Hände über sein Rücken. Unerwartet löste sich Kyo plötzlich von meinen Lippen, stützte sich mit den Ellebogen neben meinen Schultern ab. Seine Tiefen musterten mich, als würde er nach etwas suchen. Ich ließ ihm die Zeit jedoch nicht, wollte endlich wieder spüren wie es war mit ihm eins zu sein. Somit zog ich ihm mit der Hand im Nacken wieder zu mir herunter, reizte seine Zunge mit meiner, während ich zwischen uns griff, seine Erregung umfasste, um ihn letztendlich zu zeigen, dass ich nicht mehr warten wollte. Ich brach den Kuss ab, schloss genießend meine Augen als ich spürte wie er in mich eindrang. Das Gefühl war wunderschön und soviel anders als ich es in Erinnerung hatte. Unsere Hände wanderten ziellos über den Körper des anderen, wobei wir beide uns in Gedanken der Ewigkeit hingaben. Erschöpft lagen wir später aneinander gekuschelt unter der warmen Decke. Kyo war schon halb am schlafen. Ich strich dabei immer wieder durch seine Haare, sog den Duft ein, der von ihm ausging. Ich bereute zum ersten Mal seit langer Zeit nichts. Innerlich Eric für seinen Rat dankend, schloss ich nun ebenfalls meine Augen, genoss die Gefühle, die in mir nachhallten. Mir war klar, dass damit nicht alles zwischen Kyo und mir geklärt war, aber es war immerhin ein kleiner Grundstein gelegt. Reden konnten wir immer noch. Kapitel 9: Jewel or Stone? -------------------------- Eine unerträgliche Hitze, ließ mich im Halbschlaf die Decke zur Seite schieben. Ich hatte das Gefühl in dieser Wärme zu ersticken, weshalb ich letztendlich resigniert die Augen öffnete. Es war dunkel draußen und das Licht der Laternen, auf den Straßen, spendete nur wenig Licht. Ich lag noch immer neben Kyo in seinem Bett. Ich musste nicht zu ihm schauen, um das zu wissen. Plötzlich schossen mir die Erinnerungen von vor wenigen Stunden in den Kopf, was mich frustriert aufstöhnen ließ. „Scheiße!“, murmelte ich und richtete mich im Bett etwas auf, um anschließend die Beine über die Bettkante zu schwingen. Ich hätte wissen müssen, dass das keine gute Idee gewesen war. Vorhin kam mir alles noch richtig vor, doch nun spürte ich die Realität härter auf mich einwirken. Wie hatte ich auch nur eine Sekunde denken können, dass es der einzige Weg war? Denn das war es nicht – niemals gewesen. Es war nur eine meiner zig Varianten um kurzzeitig aus dem Chaos zu verschwinden und mir vorzugaukeln, dass es nach dieser Aktion besser sein würde. Nichts war besser, denn jetzt stand ich erst Recht in Erklärungsnot. Seufzend griff ich nach meinen Sachen, um mich notdürftig anzuziehen. Ich wagte es gar nicht einen Blick auf das Bett zu werfen, meinen Bruder dort friedlich schlafend zu erblicken. Mein Herz schmerzte so schon genug. „Ich bin echt zu bescheuert.“, flüsterte ich und schritt zum Fenster hinüber. Was sollte ich jetzt tun? Warten, bis Kyo aufwachte und mich einem unerträglichen Gespräch stellen oder lieber gleich die Biege machen, solange er noch schlief? Mir behagte keine der beiden Möglichkeiten. Wie unentschlossen war ich eigentlich? Tief in mir drinnen wusste ich doch was ich wollte. Und das war Kyo. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, in die dunkle Nacht hinaus, versuchte so mein Herz und meine Gedanken etwas zu beruhigen. Aber so sehr ich es auch versuchte, es klappte einfach nicht. In mir herrschte ein reines Durcheinander, was sich nicht ordnen lassen wollte. Und plötzlich vermisste ich die warmen Arme, die mich noch vor ein paar Stunden so unbefangen gehalten hatten, ohne auch nur ein Mal nach dem ‚Warum’ zu fragen. Verloren schlang ich meine Arme um mich, versuchte so etwas von der Wärme zurück zu ergattern. Denn irgendwo tief in mir drinnen konnte ich sie noch spüren. Vielleicht war ich doch noch nicht so kalt geworden, wie ich es gedacht hatte. Einen Moment blieb ich noch am Fenster stehen ehe ich mich umwandte und zur Tür schritt. Ich musste unbedingt irgendwo hin, wo ich nicht das Gefühl hatte, gleich durchzudrehen – wo die bloße Anwesenheit von meinem Bruder mir nicht die Luft zum Atmen nahm. Doch kaum hatte ich die Hand an der Türklinke, zuckte ich auch schon bei der tiefen Stimme zurück. „Was hast du vor?“, kam es ruhig von Kyo. Ich wagte nicht mich umzudrehen oder auch nur ein sterbendes Wörtchen zu sagen. „Willst du gehen? Einfach wieder so verschwinden, als wäre nichts passiert?“ Ich hörte wie er aufstand und auf mich zukam. Einen Blick über meine Schulter werfend, traf mich Kyos Blick, der mir Angst machte. Dieser Blick war entschlossen und ich war mir bewusst, dass ich hier nicht so einfach aus der Wohnung kommen würde. „Das werde ich nicht zulassen, Toshua. Nicht noch ein Mal.“, zischte er gefährlich. Ich merkte, wie ich vor Panik wieder wütend wurde, um die Emotionen in mir zu überspielen. „Ich glaube nicht, dass du in der Lage sein wirst mich von meiner Entscheidung abzubringen.“ Ohne ihn auch nur ein weiteres Mal anzuschauen, griff ich erneut nach der Türklinke und öffnete die Tür entschlossen. Ich war verwundert, dass Kyo mich nicht ein Mal davon abhielt, als ich durch diese trat und in den Flur ging. „Wenn du jetzt gehst…“, kam es warnend hinter mir. „Was dann?“, drehte ich mich um, bevor ich auch nur einen weiteren Schritt machte. „Willst du mir drohen, mich vor die Wahl stellen?“ „Wenn es sein muss.“, verschränkte er die Arme vor seiner Brust, schaute mich, zu meiner Überraschung, relativ gelassen an. „Du bist so was von dir eingenommen…“, schüttelte ich nur den Kopf. Ich wollte mich nicht mehr mit ihm streiten, aber es schien gar nicht anders möglich zu sein. Kyo lachte plötzlich kurz auf. „Ich und von mir eingenommen? Langsam glaube ich, dass du den Blick zur Realität verlierst.“ Sein letzter Satz wirkte, im Kontrast zu vorher, wieder ernst. „Ich hab keine Lust mehr auf diesen Scheiß. Ich hätte nicht herkommen sollen…es wäre besser gewesen.“, flüsterte ich und spürte, wie mein Herz zu schmerzen begann - mir erste Tränen in die Augen schossen, die ich nicht vor hatte zu vergießen. Sein Blick wurde auf einmal weicher, was mich verwirrte. Dieses Wechselbad der Emotionen, das hier ablief, verwirrte mich. „Komm her.“, streckte Kyo eine Hand nach mir aus, lächelte leicht. „Hör endlich auf vor etwas zu fliehen, das nicht da ist.“ Doch ich schüttelte lediglich den Kopf, ballte meine Hände zu Fäusten. Die Melancholie brach wieder auf mich herein, die Gedanken an meine Mutter und die Wut auf mich, dass ich ihr nicht helfen konnte. Er kam noch ein Schritt auf mich zu. „Toshua…Sieh mich an!“ Wieder schüttelte ich den Kopf, hielt meinen Kopf gesenkt und meine Augen fest geschlossen, um die ganzen Bilder aus meinem Kopf zu verbannen. Ich wollte stark sein - das Alles alleine hinbekommen. „Nun komm schon her.“, zogen mich unerwartet zwei Arme an Kyos warmen Körper. „Hör endlich auf dir einzureden, dass du alleine klarkommst. Denn das tust du nicht. Alles was es dir gebracht hat, ist, dass du dich nur noch mehr hinter deinem Schutzwall verkriechst.“ Seinen Worten lauschend, verkrampften sich meine Hände mehr und mehr, gruben sich die Fingernägel tiefer in meine Handballen. „Lass mich los!“, zischte ich, versuchte aus seinen Armen frei zu kommen. „Nein!“ Kyo verstärkte seine Umarmung. „Nicht, bevor wir nicht geredet haben. Danach kannst du, von mir aus, hier verschwinden. Aber ich hab ein Recht auf Antworten und das weißt du.“, meinte er entschlossen. Dann sollte also jetzt der Moment sein, wo ich Rede und Antwort stehen musste. Ich schluckte schwer, bewegte mich kein Stück in seinen Armen. Kyo nahm das wohl zur Annahme, dass ich mich nicht weiter wehren würde und löste leicht die Umarmung, um seine Hände vorsichtig an meine Wangen zu legen. „Und jetzt schau mich an.“, forderte er leise. Jedoch reagierte ich auch diesmal nicht, hielt die Augen weiterhin geschlossen. Ich wollte nicht seinem Blick begegnen. Denn mir war bewusst, dass ich dann die Fassung verlieren würde, die ganzen Gefühle auf mich einströmen würden. „Lass mich gehen.“, bat ich zitternd. „Ich kann nicht…nicht jetzt.“ Kyos Griff verstärkte sich plötzlich an meinen Wangen, was mich nun doch alarmierend die Augen öffnen und mich somit unweigerlich in seine dunklen Iriden blicken ließ. „Ich warne dich, halt mich nicht zum Narren.“, funkelten seine Augen bedrohlich. „Ich hab mich sehr in Geduld geübt, deine Stimmungsschwankungen ertragen und vorhin nicht weiter nachgefragt, als du hier so plötzlich aufgetaucht bist. Aber damit ist jetzt Schluss, Toshua! Hörst du? Ich bin es satt von dir wie eine Marionette benutzt zu werden. Und ich schwöre dir, ich lass dich hier nicht eher gehen, bis ich meine Antworten habe. Dabei ist mir langsam, verdammt noch mal, egal unter welchen Umständen ich diese bekommen werde.“ Meine Augen weiteten sich erschrocken bei jedem weiteren Wort, das mein Bruder von sich gab. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Aber mir wurde sehr schnell klar, dass er es sehr ernst meinte, als er mich plötzlich grob am Oberarm packte und mich ins Schlafzimmer zurückschleifte, wo er mich unsanft auf das Bett zurückschubste. Dann ging er zurück zur Tür, um diese schwungvoll zurück ins Schloss fallen zu lassen. Er wusste, dass er mir somit meine letzte Chance nahm, mich zu wehren. Denn Fly war nun ausgesperrt und konnte mir nicht helfen, wenn ich sie rief. Panik kroch in mir hoch. So hatte ich meinen Bruder noch nie erlebt. Er schien mehr als wütend. Ich wollte mich gerade wieder vom Bett aufrichten, als Kyo sich zu mir umdrehte. „Wage es gar nicht dich da weg zu begeben.“, gab er warnend von sich, was mich unweigerlich zusammenzucken ließ. Verängstigt kroch ich weiter auf das Bett, um mich an die Wand, am Kopfende, zu lehnen und Schutzsuchend die Beine anzuziehen. Kyo blieb an der Tür stehen, fokussierte mich. „Ich würde allzu gerne wissen, was für Mist sich in deinem Kopf abspielt.“, verengte er seine Augen. „Scheint dir ja unheimlich Spaß zu machen deine Leute an der Nase herumzuführen.“ Meine Arme um die Beine legend, ließ ich meine Stirn auf den Knien nieder. „Das ist nicht wahr.“ „Ist es das nicht?“, lachte er kurz auf. „Das sehe ich aber ganz anders. Denn langsam komme ich mir ziemlich verarscht vor!“, wurde er lauter, was mich wieder zusammenzucken ließ. „Erst der plötzliche Auszug, dann die Sache mit Hiroto…nachdem du mir natürlich mehr als zu verstehen gegeben hast, wie sehr du ihn doch liebst…und jetzt kommst du wieder an. War er dir nicht gut genug? Oder hast du gedacht, nen schneller Fick mit deinem Bruder könnte nicht schaden? Weißt du was? Das hätte ich niemals von dir gedacht, dass du…“ „Hör auf!“, unterbrach ich ihn. „Das ist alles nicht wahr und das weißt du!“, liefen mir die Tränen über die Wangen. „ Ich habe dich nie benutzt!“, schluchzte ich. „Nicht? Davon habe ich die letzten Monate aber recht wenig gemerkt.“ „Kyo, bitte, du verstehst das alles falsch.“, richtete ich mich auf, um zu ihm zu gehen. Er sollte aufhören. Ja, ich hatte ihm wehgetan, sehr sogar. Aber musste er jetzt genauso hart zurückschlagen? „Nur eine weitere Bewegung!“, warnte er mich, als ich gerade aufstehen wollte. „Was soll das alles? Wieso bist du so?“, verstand ich gar nichts mehr. So hatte ich mir eine Aussprache ganz und gar nicht vorgestellt. „Ich denke, das weißt du ganz genau. Ist ein schönes Gefühl, so behandelt zu werden, oder? Wenn dir jemand bei lebendigem Leibe das Herz rausreißt?“ „Das war nie meine Absicht gewesen. Mir haben die letzten Monate genauso wehgetan.“ Er schüttelte darauf nur den Kopf. „Hör dich doch nur an. Du hast doch gar keine Ahnung was du angerichtet hast.“ „Ich hatte doch nur Angst noch einen wichtigen Menschen zu verlieren. Ich liebe dich doch, wieso…“ „Liebe, Liebe…“, unterbrach er mich. „Du weißt doch gar nicht was das ist. Wenn du mich lieben würdest, dann hättest du das alles niemals gemacht. Du wärst nämlich zu mir gekommen, hättest mit mir darüber geredet, anstatt mir so brutal ein Messer in den Rücken zu jagen. Und das ausgerechnet mit Hiroto.“ „Lass ihn aus dem Spiel!“, richtete ich mich nun vollendend auf. „Er hat mit meinen Entscheidungen nichts zu tun! Es war allein mein Fehler!“ „Fehler würde ich das nicht nennen. Denn einen Fehler, Toshua, kann man verzeihen. Aber das…das kann man nicht verzeihen.“ Ich spürte, wie mehr und mehr Tränen über mein Gesicht liefen, sich am Hals sammelten. „ Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Es tut mir alles so schrecklich leid und das weißt du. Und auch wenn du es nicht hören magst, aber ich liebe dich so sehr…so sehr, dass es schmerzt.“ „Es schmerzt noch gar nicht genug.“, verschränkte er die Arme vor der Brust. „Du hast gar keine Ahnung von dem, was ich in der letzten Zeit durchgemacht hab, nachdem du mir so galant den Boden unter den Füßen weggezogen hast. Aber weißt du was? Es wird mir eine Genugtuung sein dir zu zeigen wie das ist, das Wichtigste auf der Welt zu verlieren.“ Ohne große Vorwarnung knickten mir, bei diesen Worten, die Beine weg und ich landete verzweifelt auf den Knien, weinte hemmungslos. „Wieso tust du das nur? Wieso gibst du mir nicht mal die Chance alles wieder gut zu machen?“ Kein Wort kam darauf über Kyos Lippen, weshalb ich einfach weiter sprach, versuchte ihm endlich alles zu erklären, indem ich von ganz Vorne anfing. Es fiel mir schwer die Worte auszusprechen, alles in den Gedanken noch einmal zu durchleben. Aber es schien mir der einzige Weg, meinem Bruder zu besänftigen, ihm das zu geben, was er wollte. Nämlich die Wahrheit, ohne ein Detail auszulassen. Es schien mir wie eine Ewigkeit, als eine unbändige Ruhe eintrat, nachdem ich geendet hatte. Ich traute mich nicht ein Mal aufzuschauen oder mich auch nur anderweitig zu bewegen. Meine Tränen liefen als Einzige ungehemmt weiter über meine Wangen, die schon von dem salzigen Nass völlig brannten. Ich schluckte schwer, getraute mich fast nicht zu atmen, während ich noch immer vor meinem Bruder, mitten im Zimmer, kniete. Das plötzliche Aufgehen der Tür und wieder Zufallen, ließ mit einem Mal mein Herz aussetzen. Meinen Blick langsam hebend, bestätigte mir nur das was ich vermutet hatte. Kyo war einfach gegangen. „Nein!“, schrie ich, bevor ein weiterer Heulkrampf mich erfasste. „Geh nicht.“, kam es erstickt über meine bebenden Lippen. Wieso ließ er mich einfach ohne ein weiteres Wort stehen? Hatte ich jetzt nicht wenigstens auch ein Recht auf eine Antwort? Hemmungslos weinte ich, krümmte mich auf dem Boden zusammen und versuchte den tiefen Schmerz in mir Herr zu werden. Doch es hörte einfach nicht auf so weh zu tun. Es war, als würde mich der Verlust von innen auffressen, ganz langsam – Stück um Stück. „Kyo…“, flüsterte ich immer wieder. „Verlass mich nicht…bitte, verlass mich nicht.“ Die Augen schließend, sog ich stockend Luft in meine schmerzenden Lungen und spürte, wie alles um mich herum sich zu drehen begann ehe ich vor Erschöpfung auf dem Boden einschlief. Leise Stimmen drangen in mein Unterbewusstsein, als ich langsam wieder zu mir kam. Noch immer zitterte mein Körper leicht, weshalb ich die Decke, die über mir lag, näher an mich heranzog. Mein Hals brannte vom vielen Weinen und meine Glieder schienen ein einziger Schmerz zu sein. Wieder vernahm ich Stimmen, sie wirkten aufgebracht. Doch ich hatte nicht die Kraft meine Augen zu öffnen und nachzuschauen. Mir war alles egal. Egal wo ich mich befand oder wie es nun weitergehen würde. Ich wollte nichts mehr, außer von dieser Welt zu verschwinden. Denn nun hatte ich den mir wichtigsten Menschen doch verloren. Alles was ich versucht hatte zu verhindern, war ohne Umschweife eingetroffen. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, als Kyos Worte in meinem Kopf widerhallten - ‚ Es wird mir eine Genugtuung sein dir zu zeigen wie das ist, das Wichtigste auf der Welt zu verlieren.’ „Kyo…“, begann ich zu schluchzen und langsam liefen erneut Tränen meine Wangen hinunter. Ich zog meine Beine an und krümmte mich zu einem Minimum zusammen, versuchte mit Mühe einen erneuten Heulkrampf zu vermeiden. Die Decke über meinen Kopf ziehend, wollte ich mich verkriechen. Nichts und niemanden sehen oder hören. Nur allein sein und vor mich hinvegetieren. Das plötzliche Aufgehen der Tür, ließ mich zusammenfahren. Mein ganzer Körper war angespannt und ich versuchte ruhig zu bleiben, nicht zu verraten, dass ich wach war. „Tosh?“, kamen Schritte langsam näher. Toshiya. „Bist du wach?“ Das Bett gab unter seinem Gewicht nach, als er sich zu mir setzte. Ich hielt den Atem an, griff fester nach der Decke, um zu verhindern, dass er diese, auch nur ein Millimeter, von meinem Kopf ziehen konnte. Er sollte nicht sehen, dass ich wach war und schon gar nicht, dass ich weinte. „Ich weiß, dass du nicht reden magst.“ Toshiyas Stimme klang sanft und beruhigend. „Aber du kannst dich trotz allem nicht die ganze Zeit in Kyos Bett verkriechen. Kyos Bett. Erst jetzt nahm ich den Geruch der Bettwäsche wahr. Dass es mir vorher nicht aufgefallen war. Es haftete ja regelrecht Kyos Parfüm daran. „Hey.“, zog Toshiya vorsichtig an der Bettdecke. Ich war davon so überrascht, dass ich sie nicht mehr rechtzeitig zu fassen bekam. Sein Lächeln traf mich, als meine Augen seinen begegneten. „So ist es doch schon besser, oder? Ersticken ist nämlich nicht so ein schöner Tod, musst du wissen.“ Im Kontrast zu meinen Tränen, die noch immer stumm über mein Gesicht liefen, musste ich ob Toshiyas Worte schmunzeln. „Na los, komm schon her.“, breitete er seine Arme aus. Ich ließ mir das nicht zwei Mal sagen und schlang schon fast panisch meine Arme um ihn, um mein Gesicht in seiner Halsbeuge zu vergraben und dort meinem Kummer freien Lauf zu lassen. „Es tut so weh.“, schluchzte ich in seinen Armen. „Ich weiß. Kyo hat überreagiert.“, strich er mir tröstend durch die Haare. „Seine Reaktion war nicht fair.“ „Er hasst mich. Er wird nie wieder ein Wort mit mir sprechen wollen!“ Meine Stimme überschlug sich fast. „Toshua…Hey!“, drückte er mich leicht von sich, damit er mir in die Augen schauen konnte. Mir war es unangenehm seinem Blick zu begegnen. Seine Augen schienen sich förmlich in mich hinein zu bohren. „Du darfst jetzt nicht alles aufgeben, hast du gehört. Ihr habt beide Fehler gemacht und du musst zugeben, dass deine Fehler, von euch beiden, am größten waren. Kyo wird dir verzeihen, glaub mir. Ihm tut jetzt schon alles Leid, was er dir gesagt hat.“, strich er mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich würde dir so gerne glauben.“ Meine Stimme war nur ein leises Flüstern. „Dann tue es. Wo ist deine Stärke hin? Wo ist die Frau, die allen immer gezeigt hat wo es lang geht?“ „Ich hab alles zerstört…“ „Nun hör aber mal auf!“, erhob sich Toshiyas Stimme. Erschrocken blickte ich ihn an. „Du wirst jetzt erstmal aufhören zu weinen, okay?“ Ich nickte ergeben und wischte mir notdürftig die Tränen von den Wangen, schluckte den dicken Kloß im Hals herunter. „Gut so.“, lächelte Toshiya wieder. „Und nun gehen wir hier raus. Draußen wartet jemand auf dich.“ „Was?“ Wer sollte draußen warten? Kyo? Nein, ganz sicher nicht. Er würde ein Teufel tun, als mich auch nur ein weiteres Mal eines Blickes zu würdigen. „Nun komm schon.“, stand er auf und fasste nach meinem Oberarm, um mich mit etwas Kraft aus dem Bett zu ziehen. Auf meinen Beinen stehend, merkte ich die Kraftlosigkeit in meinem Körper. Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich wieder in mir zusammensacken würde, als ich einen Schritt tat. Toshiya schien das zu bemerken, weshalb er stützend einen Arm um meine Hüfte schlang und mit mir langsam den Weg Richtung Tür antrat. Als wir durch die Tür traten, kam mir gleich Fly entgegen. Ich streichelte ihr kurz über den Kopf ehe wir weiter zum Wohnzimmer gingen. Die ganze Wohnung wirkte unnatürlich ruhig, schon fast ausgestorben. Jeden weiteren Schritt, den ich in ihr machte, ließ mich mehr und mehr stocken. Erschrocken blieb ich im Türrahmen des Wohnzimmers stehen, als ich meinen Bruder allein im Raum erblickte. Er stand, mit dem Rücken zu uns, am Fenster. „Du brauchst keine Angst haben.“, flüsterte Toshiya mir zu, zog mich weiter. In dem Moment, wo er mich auf der Couch absetzte, drehte Kyo sich zu uns um. Ich wagte es nicht ihm ins Gesicht zu sehen, weshalb ich meinen Blick scheu auf den Boden richtete. Toshiya, der noch immer neben der Couch stand, seufzte schwer bevor er sich neben mich nieder ließ, tröstend seine Hände durch meine Haare fuhren. Schweigen hüllte den Raum. Keiner wagte es sich auch nur annähernd zu bewegen oder etwas zu sagen. Ich spürte Kyos musternden Blick auf mir ruhen. „Ich hätte das nicht sagen sollen.“, durchbrach seine Stimme unerwartet die Stille. „Es tut mir leid.“ Ich hob bei den Worten meinen Blick und entgegnete den dunklen Iriden, die ich so liebte. „Kyo.“, hauchte ich, versuchte weitere Tränen zu verdrängen. „Komm her.“, streckte er die Hand nach mir aus. Wie vorhin. Eine einfache Geste, doch sie bedeutete mir so viel. „Nun los!“, stupste Toshiya mich leicht in die Seite. „Geh schon.“ Einen Moment zögerte ich noch ehe ich mich dann doch aufrichtete und mit langsamen Schritten auf Kyo zuging, meine Hand in seine legte. Er lächelte mich an, hauchte mir einen Kuss auf die Hand und dann spürte ich wieder seine Wärme, als er mich in eine Umarmung zog. „Lass uns neu beginnen.“, zog Kyo mich näher. „Jetzt und hier.“ Ich nickte nur, brachte kein Wort über meine Lippen. Erleichterung durchflutete mich und ließ mich neue Hoffnung schöpfen. Hier, in den schützenden Armen des Menschen, den ich mein Leben anvertrauen wollte – hier, wollte ich meine Vergangenheit vergessen und mit ihm in die erlösende Zukunft ziehen. ********************************************************************************** es tut mir sooooooo~ leid...sorry, echt, dass ihr so lange auf ein neues kapi warten musstet. doch es kam irgendwie immer was dazwischen, entweder meine zwischenprüfung, arbeit oder nen kreatief. aber jetzt ist das kapi da und man kann eigentlich sagen, dass es das letzte von toshua ist. ich werd die tage noch nen epilog ranhängen, aber für mich is die ff hier eigentlich beendet. mmh, das kapi is noch nich beta-gelesen, aber auch das wird demnächst folgen. ich danke auf jedenfalls jeden einzelnen, der die story bis zum ende mitverfolgt hat. hätte nicht gedacht, dass nen zweiter teil anklang finden würde. nen dickes dankeschön auch an die lieben kommischreiber und an die leute, die mich mit ihren ens ermuntert haben weiter zu schreiben.^^ joa, das war's also. ich hoffe, dass ihr auch bei meiner neuen ff ' rest in peace& fly away'dran bleibt. ich werd die nächsten wochen das erste kapi hochladen. ich wünsch euch was, leute!!! haltet die ohren steif!! xD chingya Epilog: Wings&Hearts -------------------- Laute Gitarrenriffs, gepaart mit einer tiefen Männerstimme, hallten durch die Wohnung. Ich war gerade dabei etwas aufzuräumen, als Eric plötzlich an mir vorbeijumpte, auf das Sofa sprang und lauthals ‚I’m a rocker’ grölte. Ich schüttelte nur grinsend den Kopf und legte die Decke, von der Couch, zusammen. Eric nutze die Chance und zog mich zu sich hoch. „Nicht!“, lachte ich und wollte wieder runtergehen, doch mein bester Freund hielt mich fest. „Du machst jetzt mit! Seit wann weichst du aus, wenn Musik deiner Lieblingsband spielt?“ „Ich weiche nicht aus, sondern will hier Ordnung machen ehe Kyo wieder da ist.“ „Der kommt erst in einer Stunde. Nun mach schon. Wir hatten lange nicht mehr richtig Spaß.“, grinste er und wählte mit der Fernbedienung, in seiner Hand, das nächste Lied an. Ich verdrehte nur die Augen, als ich es erkannte. „You’ve got a perfect skin…“, sang Eric wieder mit, worauf ich kurze Zeit später mit einstieg. Ich wollte gar nicht wissen wie es für einen Außenstehenden ausgesehen haben musste, aber das war mir egal. Ich hatte Spaß und merkte wieder einmal wie gut mir die Musik von the69eyes tat. Die Band war mein Leben. So Vieles hatte ich mit ihrer Musik verarbeitet und an jedem Lied hang ein Stück Erinnerung. Als Kyo eine Stunde später nach Hause kam, hüllte sich die Wohnung in ein stilles Schweigen. Nichts wies mehr darauf hin, dass kürzlich ein kleines Konzert in seinen vier Wänden entbrannt war. Kyo hatte Toshiya im Schlepptau. Dir en grey wollten heute Abend nämlich noch ein letztes Mal den Ablauf für das morgige Konzert besprechen. Es würde das letzte Konzert dieser Tour sein und dies zeigte mir mal wieder nur allzu deutlich wie schnell die Zeit wieder vergangen war. Meine Wohnung hatte ich in letzten Wochen fast kaum von innen gesehen. Die meiste Zeit verbrachte ich nun wieder bei Kyo, ob er zu Hause war oder nicht. Allein seine Wohnung löste in mir eine unheimliche Ruhe und Geborgenheit aus, dass meine eigenen vier Wände dagegen völlig fremd erschienen. „Wann musst du los?“, kam Kyo zu mir, als ich in der Küche gerade dabei war mir ein wenig zu Essen zu machen. Über meine Schulter hinweg konnte ich Eric und Totchi ausmachen, die auf der Couch saßen und etwas zu bereden schienen. Übermorgen würde Eric wieder nach Hause fliegen. Dies stimmte mich wehmütig. Ich hatte mich in den letzten Wochen so sehr an Erics Anwesenheit gewöhnt, hier in Japan. Ihn wieder gehen zu lassen, würde mir schwer fallen. „Hey!“, legte mein Bruder sanft seine Arme um mich. „Wo bist du wieder mit deinen Gedanken?“ Ich seufzte schwer, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, nachdem ich mich zu ihm gewandt hatte. „Ich möchte nicht, dass Eric geht.“, flüsterte ich, genoss den warmen Atem, der meinen Nacken in regelmäßigen Abständen streifte. „Ich weiß.“, war alles was er erwiderte, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Mich langsam wieder aus seinen Armen lösend, warf ich noch einmal einen Blick auf die beiden Männer im Wohnzimmer. „In einer Stunde muss ich zur Arbeit. Sho wird mich fahren. Wir haben zusammen Dienst.“ Meine Stimme wirkte belegt in meinen Ohren, als ich versuchte die Tränen zu unterdrücken, welche sich in mir hoch zu kämpfen drohten. Mit Mühe schaffte ich sie runterzuschlucken. Jetzt wollte ich nicht weiter an Erics Abreise denken. Wir hatten morgen noch einen schönen Abend vor uns. Denn Dir en grey hatte die ganze Truppe zu ihrem letzten Konzert eingeladen. Sogar alice nine. würden kommen. Für mich bedeutete es sehr viel, dass Kyo Hiroto und Band von sich aus eingeladen hatte. Sicher nagte noch immer die Eifersucht an ihm, sobald das Thema Hiroto aufkam, aber er hatte mir dennoch verziehen, vertraute Hiroto sowie unserer eigenen Beziehung. Der letzte Abend in Gemeinschaft kam schneller als gewollt. Sho, Eric, Nana und ich standen vor der Halle, neben all den Fans, und warteten ebenso auf Einlass. Doch noch waren wir nicht vollzählig. Alice nine. fehlten und langsam machte ich mir so meine Sorgen, weshalb Sho schon genervt mit den Augen rollte. „Nun beruhige dich mal wieder, ne. Die werden schon auftauchen. Schließlich sind noch 10 Minuten Zeit bis zum Einlass.“ „Und…“, mischte Nana sich ein, „…du darfst nicht vergessen, dass sie berühmt sind. Die können hier nicht einfach mal durch die Masse spazieren.“ „Ja ja.“, murrte ich und spürte plötzlich wie ich von hinten in eine Umarmung gezogen wurde. „Hey, Honey!“, hörte ich Toshiyas Stimme an meinem Ohr flüstern. „Toshi...“, entfuhr es mir überrascht, wobei er mir erschrocken die Hand vor dem Mund hielt. „Nicht!“, verstärkte er die Umarmung, als ich mich umdrehen wollte. „Aufsehen erregen kann ich nicht gebrauchen. Ich wollte eigentlich auch nur Bescheid geben, dass alice nine. Backstage sind. Es wäre zu gefährlich gewesen, wenn sie hier unter die Leute gemusst hätten.“ Ich musste ein Lachen unterdrücken. Alice nine. durften nicht unter die Massen, aber Toshiya stolzierte ihr herum. „Was machst du hier draußen?“, flüsterte ich nach hinten, da ich mich noch immer nicht umdrehen konnte, denn Toshiyas Griff verhinderte dies weiterhin konsequent. „Dein Bruder wollte erst gehen, aber er ist noch nicht mit dem Soundcheck fertig. Ich soll dir ausrichten, dass er sich freuen würde dich, nach dem Konzert, hinter Bühne zu sehen.“ Ich nickte nur, tolerierte, dass Toshiya mir noch einen langen Kuss auf die Wange drückte ehe seine Arme verschwanden und er wieder galant in der Menge untertauchte. „Ganz schön lebensmüde der Kerl.“, murmelte Sho nur. Ich kam nicht weiter dazu etwas zu erwidern, da der Einlass losging und meine vollkommene Aufmerksamkeit auf sich zog. In der Halle tummelten sich mehr und mehr Leute. Wir standen relativ mittig, in der dritten Reihe, und ich hatte einen guten Blick auf die Bühne. Es war erst das zweite Mal, dass ich Dir en grey auf der Bühne sehen würde und ich spürte wieder das Kribbeln der Vorfreude in meinem Bauch. „Schau mal!“, stupste Nana mich an und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle links von uns. Ich brauchte einen kleinen Moment um auszumachen was sie meinte, aber dann erkannte ich Hiroto und den Rest von alice nine. In dem Moment drehte Tora sich zu uns um und winkte. Nana und ich erwiderten, während sich ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht schlich. Ja, dieser Abend würde toll werden, da hatte ich fast keinen Zweifel. Doch die zwei Stunden von Dir en greys Auftritt waren schneller herum, als gedacht. Die Massen strömten schon wieder aufgeregt redend nach draußen, während wir noch immer am selben Fleck standen und warteten, dass alice nine. zu uns stoßen würden. Kaum hatte sich die Masse etwas gelichtet, sahen wir sie auch schon auf uns zukommen. Wir umarmten uns zu Begrüßung, tauschten die Geschehnisse des Konzertes aus und merkten dabei nicht mal, dass wir irgendwann fast die letzten in der Halle waren. Erst ein Security, der auf uns zukam und uns darauf hinweisen wollte, dass wir doch bitte die Halle verlassen sollten, holte uns wieder in die Realität. Aber kaum hatte der Security seine Bitte ausgesprochen, entschuldigte er sich gleich wieder lächelnd als er alice nine. erkannte. Wir lachten alle amüsiert und versicherten dem Security, dass es nicht so schlimm wäre, da es ihm sichtlich peinlich zu sein schien, die Männer nicht erkannt zu haben. Mein Bauch schmerzte völlig, da ich noch immer krampfhaft versuchte mir das Lachen zu verkneifen. Lindernd, hielt ich meine Hand gegen den Bauch, versuchte wieder langsam zu Atem zu kommen. Aber das wurde mir schlagartig abgenommen, als ich plötzlich zwei warme Hände an meinen Wangen spürte und weiche Lippen, die sich sanft auf meine legten. Ich keuchte überrascht und legte dann meine Arme um den Hals meines Gegenübers, als ich Kyo erkannte. Genießend schloss ich meine Augen, erwiderte den Kuss, ließ ihn leidenschaftlicher werden bevor sich mein Bruder auch nur ein Stück zurückziehen konnte. Fordernd verschaffte ich mir Zugang in seinen Mund, begegnete ungehemmt seiner Zunge und spürte dabei wie sich sein Körper näher an mich drängte. „Kyo!“, hauchte ich gegen seine Lippen, mochte mich gar nicht von ihm trennen, aber langsam wurde mir die Luft zu knapp. „Ich liebe dich.“, hauchte ich feine Küsse auf sein Gesicht. Dieser lächelte sanft mit geschlossenen Augen und murrte enttäuscht als ich langsam wieder von ihm abließ. „Du bist gemein.“, schmollte er, worauf ich nur auflachen konnte. Manchmal konnte er wirklich zu niedlich sein. Erst jetzt fiel mir auf, dass er umgezogen war sowie der Rest von Dir en grey, der sich ebenfalls zu uns gesellt hatte. „Was machen wir jetzt?“, fragte Toshiya fröhlich in die versammelte Runde. Um uns herum wurde schon die Bühne abgebaut. „Ich weiß nicht was ihr macht, aber wir sind dann weg.“, griff Kyo nach meiner Hand und zog mich unerwartet hinter sich. „Was?“, hörte ich Kaoru noch fragen. „Das ist jetzt nicht wahr, oder? KYO!!!“, brüllte er uns nach. Aber meinem Bruder schien das herzlich wenig zu interessieren, denn er lachte nur und noch ehe ich mich versah befand ich mich vor dem Hinterausgang der Halle wieder. Die kühle Nachtluft umspielte mein Gesicht, als wir nach draußen traten. Das Zufallen der schweren Eisentür, hinter uns, ließ meinen Blick wieder zu meinen Bruder schweifen. „Was hast du vor?“ Ich konnte nicht leugnen, dass ich etwas verwirrt von dem Verhalten meines Bruders war. Dieser kam die paar Schritte zurück und lächelte beruhigend. Seine warme Hand, die sich in meinen Nacken legte, führte mich näher an ihn heran. „Lass dich überraschen.“, hauchte er gegen meine Lippen um sie dann kurz zu küssen. In meinem Bauch begann es zu kribbeln, als wir uns kurze Zeit später in Kyos Auto wieder fanden und dabei waren aus Tokyo raus zu fahren. Mir kam der Weg gleich vertraut vor. Wir waren ihn früher schon ein Mal gefahren als der Schnee die Landschaft unter sich bedeckt gehalten hatte. Mehr und mehr verschwanden die Lichter der Stadt hinter uns, während wir über die Landstraße fuhren. Irgendwann bog Kyo rechts in einen kleinen Waldweg ein um dort am Rand zu halten. „Komm.“, forderte er mich auf aus dem Auto zu steigen. Ich folgte dem zögernd, denn ich konnte nicht leugnen, dass mir etwas mulmig wurde mitten in der Nacht durch einen Wald zu laufen. Es war stockduster hier und selbst der Mond konnte nur einen kleinen Umriss der Gegend enthüllen. „Los, hab keine Angst.“ Kyo tauchte plötzlich neben mir auf und ließ mich zusammenzucken. Dann griff er wieder nach meiner Hand und führte mich einen kleinen Trampelpfad entlang. Schweigend versuchte ich mich an die Dunkelheit zu gewöhnen und erkannte den Ort erst wieder, als wir auf einer Lichtung zum Stehen kamen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als die Erinnerungen vom letzten Winter in mir aufstiegen. Ich roch wieder die kalte Luft, spürte den Schnee unter meinen Schuhen knirschen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier noch einmal stehen würde.“, murmelte ich, warf einen Blick in den Himmel. Der Mond stand frei und leuchtete als runde gelbe Scheibe am Firmament. Ich hörte unser Atem, schloss meine Augen und ließ mich für einen Moment fallen. „Der Ort ist so voller Erinnerung.“, hörte ich Kyo flüstern und vernahm leise Schritte, die auf mich zukamen. „Schöner Erinnerungen.“ Ich öffnete meine Augen und entgegnete den schwarzen Iriden meines Bruders. Er stand genau vor mir, erwiderte meinen Blick warm. Langsam streckte er seine Hand aus und griff vorsichtig nach der Kette an meinem Hals. Es klimperte leicht, als er den Anhänger unter meinem Shirt hervorholte. Der Ring, den ich von ihm bekommen hatte, befand sich ebenfalls an der Kette und spiegelte das Mondlicht wider. Ohne ein Wort zu verlieren, öffnete er die Kette und ließ den Ring in seine Handfläche gleiten. „Du solltest ihn nicht um den Hals tragen.“, betrachtete er den Ring, drehte ihn in seiner Hand ehe er nach meiner linken Hand griff und den Ring an meinen Ringfinger steckte. Ich schluckte schwer, denn ich wusste nicht was ich denken sollte. „Kyo, das ist der…“ „Ssh. Ich weiß.“, zog er mich an sich heran, vergrub seine Gesicht in meinem Nacken. „Ich weiß, dass wir niemals so zusammen sein können wie andere Paare. Aber ich will, dass du weißt wie sehr ich dich liebe, und dass du die Frau bist mit der ich mein restliches Leben verbringen will. Wir haben eine schwere Zeit hinter uns, aber ich bin der Meinung, dass diese Zeit uns noch mehr zusammengeschweißt hat. Ich werde dich nicht mehr gehen lassen, Toshua. Bleib bei mir.“ Ich spürte wie warme Tränen meinen Hals benetzten. Kyo weinte. Ich zog ihn näher an mich heran, hatte selber Mühe nicht zu weinen. Seine Worte und seinen Geste hatten mich so sehr berührt, dass ich kein weiteres Wort über meine Lippen brachte, als: „Niemals!“ Lange standen wir da, uns in den Armen haltend bis Kyo sich zu regen begann. Seine glasigen Augen schauten mich offen an, während seine Wangen noch immer feine Tränespuren zierten. „Ich liebe dich so sehr.“, flüsterte ich, zog ihn an seinem Shirt wieder zu mir und küsste ihn leidenschaftlich. Mir war allzu klar, dass ich diesen Mann genauso wenig wieder gehen lassen würde wie er mich. Ich wollte ab jetzt alles besser machen. Aber erst einmal würde dieser Abend ganz sicher nicht so schnell herumgehen. Ein lautes Klingeln ließ mich murrend aus dem Schlaf erwachen. Verdammt, was war das? „Scheiße.“, hörte ich nun auch Kyo neben mir erwachen. Erst hatte ich mühe mich zu Recht zu finden. Shit, wo waren wir? Aber dann fiel mir wieder alles ein. Wir lagen auf der Rückbank seines Autos, unter einer dünnen Wolldecke und was uns geweckt hatte, war mein Handy. Müde angelte ich nach meiner Tasche auf dem Beifahrersitz und versuchte mein Handy zu finden, das schon längst wieder aufgehört hatte so penetrant zu klingeln. „Was machst du?“, fühlte ich Kyos kühle Hand auf meinem nackten Rücken, als ich das Teil gerade zu fassen bekam. „Irgendwer hat angerufen.“ Ich warf einen Blick auf das Display. „Koji.“, las ich entnervt und warf das Handy dann wieder in meine Tasche um diese dann auf den Boden fallen zu lassen. „Der ruft auch später noch mal an.“ Kyo zog mich wieder zu sich unter die Decke und ich spürte wie er kurz zusammenzuckte als mein kühler Körper auf seinen warmen traf. „Wie spät ist es?“ Ich schaute auf meine Uhr: „8 Uhr. Das heißt, noch viel zu früh.“ Kyo stimmte mir leise zu, während ich mich wieder an ihn kuschelte. Ich wollte noch eine Weile unsere Zweisamkeit genießen. Wir mussten auch noch früh genug zurück in die Stadt. Und dies war gute 3 Stunden später. Wirklich zur Ruhe waren wir nicht mehr gekommen, denn zwischenzeitlich hatten noch ein paar mehr Leute angerufen – wie Toshiya, Eric und Kaoru, um nur ein paar zu nennen. „Man kann nicht mal getrost für ein paar Stunden verschwinden ohne gleich mit Telefonanrufen bombardiert zu werden.“, parkte Kyo den Wagen vor seiner Wohnung. „Sie haben uns halt vermisst. Zudem fährt Eric in 4 Stunden, ich sollte die Zeit noch mit ihm verbringen.“, legte ich beruhigend meine Hand auf seine. „Und was ist mit mir?“, fragte Kyo schmollend. Ich lachte kurz auf, küsste ihn und stieg dann aus dem Wagen. In der Wohnung angekommen, rief ich erst einmal Koji an. Kyo griff dagegen nach Flys Leine und ging eine Runde mit ihr. „Toshua?“, hörte ich die überraschte Stimme von meinem Vater. Es war lange her, dass wir miteinander gesprochen hatten. „Du hast angerufen.“, meinte ich angebunden. „Ja, ich wollte nur fragen, ob du später Zeit hättest. Ich muss etwas mit dir bereden und mit Kyo eigentlich auch. Also wenn ihr es beide irgendwie einrichten könntet.“ Kam es mir nur so vor oder klang Koji nervös? „Mmh, sicher. Ich werde es mit Kyo bereden, wenn er wieder da ist.“ „Gut. Ihr müsst nicht noch mal anrufen, ich bin abends zu Hause.“ „Geht klar.“, legte ich auf ohne einen Abschiedsgruß. Ich war etwas verwirrt. Wieso wollte Koji mit uns sprechen? Und was war so wichtig, dass Kyo und ich anwesend sein mussten? Diese Fragen stellte ich mir auch noch, als ich neben Kyo im Auto saß und gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Wir hatten gerade Eric zum Flughafen gebracht. Zu meiner Verwunderung hatte ich weniger geweint als gedacht. Dagegen war es Sho und Eric schwer gefallen sich zu trennen. Sie hatten sich hier wirklich gesucht und gefunden. Fast eine viertel Stunde hatten sie sich in den Armen gelegen, sich immer wieder geküsst, sich gegenseitig die Tränen aus dem Gesicht gewischt. Und dann war Eric durch das Gate getreten, hatte sich ein letztes Mal umgedreht – uns gewunken. Am Flughafen hatte ich Erics Abschied noch nicht so richtig realisiert, aber jetzt war das Gefühl der Sehnsucht da. Nun würde ich wieder ohne ihn durch den Alltag gehen. Aber eines hatte sich geändert, denn ich hatte Kyo wieder an meiner Seite und mit ihm würde das sicher alles leichter werden. „Wir sind da.“, holte dieser mich aus meinem Tagtraum. Wir hatten vor Kojis Wohnung gehalten. Es war immer ein ganz schönes Stück von Tokyo nach Kyoto, doch mit dem Auto ließ sich das ertragen. Langsam kroch ich die Treppen zu Kojis Wohnung hoch, mir Kyos Gegenwart im Rücken bewusst. Ich schluckte ein Mal schwer, als ich den Klingelknopf betätigte. Das letzte Mal, als ich hier war, hatte ich mir geschworen nicht so schnell wieder zu kommen. „Ihr seid doch gekommen.“, öffnete Koji die Tür und lächelte uns leicht an. „Schien ja wichtig.“, meinte Kyo nur und trat durch die Tür. Ich folgte unauffällig. „Ist es auch. Eigentlich war es dies von Anfang an.“, nuschelte er und verzog sich ins Wohnzimmer. Kyo warf mir nur einen fragenden Blick zu, welchen ich mit einem Schulterzucken beantwortete. Ich hatte absolut keine Ahnung was das alles hier sollte. Aber ich würde es wohl noch schneller herausbekommen, als mir lieb war. Mich auf die Couch, gegenüber von Koji, setzend, spürte ich wie mein Bruder sich neben mich niederließ. „Und.“, fiel Kyo gleich mit der Tür ins Haus. „Was ist jetzt so wichtig, dass ich die ganze Strecke von Tokyo hierher fahren musste.“ War Kyo gereizt? Aber wieso? Koji fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare ehe er aufstand und mit einem Packen Papiere zurückkam. „Ich hätte dir das schon längst zeigen sollen.“, reichte er mir die Blätter. Irritiert griff ich nach ihnen und warf einen Blick darauf. Ich verstand erst gar nichts. Das waren juristische Unterlagen und ich las immer wieder meinen Namen, den meiner Mutter, Kojis und auch Kyos. Dieser lehnte sich zu mir herüber und warf auch einen Blick in die Unterlagen. „Was ist das?“, fragte er Koji und sprach mir dabei aus der Seele. Ich verstand kein einziges Wort. „Das sind Adoptionspapiere von dir.“, meinte Koji leise und schaute mich dabei eindringlich an. „Von mir?“ Was? Ich hatte das Gefühl, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. „Ihr beide seid keine Halbgeschwister. Ihr seid nicht mal auf einer Blutlinie verwandt.“, hörte ich Koji noch sagen und dann spürte ich mein Herz für einen Moment aussetzen. ~ Ende ~ ***************************************************************************** jaaaaaaaa, es ist vollbracht. 'toshua II' ist hiermit beendet. ich hab lange an diesem epilog geschrieben, es zig mal gelöscht und von vorne begonnen, aber ich denke, dass ich die geschichte so getrost stehenlassen kann. viele haben sich ein positives ende gewünscht. ich hoffe, ich konnte das erfüllen, auch wenn es ein offenes ende ist.^^ aber wer meine geschichten kennt, der erwartet sicher schon nix anderes mehr. xD joa, wieder mal nicht gebetat. ihr könnt die fehler also behalten. wenn ich mal wieder mehr zeit habe, dann werd ich die beiden teile zu 'toshua' nochmal lesen. hier auf jeden fall ein dickes fettes "ARIGATOU!!!" an alle leser und kommischreiber. haltet die ohren steif.^^ wir lesen uns zu meiner neuen ff. wünsch euch was!!! baibai chingya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)