Es fehlt ein Stück von Cat_in_the_web ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Titel: Es fehlt ein Stück Kapitel: 2/2 Autorin: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Beyblade Einstufung: PG Genre: Darkfic, Drama Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Beyblade. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Eigentlich sollte diese Fanfic nur ein Kapitel haben, aber dann fand ich, hier fehlt noch eine Sichtweise. -------------------------------------------------- Es fehlt ein Stück von Cat in the web Kapitel 2 Der Wind, der über einen der ältesten Friedhöfe von Glasgow wehte, trug schon ein wenig von der Kühle des herannahenden Herbstes mit sich, doch der Tag war immer noch sonnig und warm. Sonnenlicht fiel aus einem fast wolkenlosen blauen Himmel hernieder, tanzte durch die Wipfel der majestätisch emporragenden alten Bäume und ließ die vielen Blumen in ihrer schönsten Farbenpracht aufleuchten. Es war ein wirklich schöner Tag, und er stand in einem solch herben Kontrast zu dem, was die Menschen, die an diesem Ort versammelt waren, fühlten. Die Männer und Frauen in ihrer schwarzen Trauerkleidung schenkten der Schönheit des Friedhofs keinen Blick. Stumm standen sie um das frische Grab herum, in das bereits der Sarg gesenkt worden war. Der Pfarrer sprach die letzten Segensworte, dann trat einer nach dem anderen aus der Trauergesellschaft vor, warf einen letzten Blumengruß auf den Sargdeckel und wandte sich danach mit traurigen Augen ab. Als der Letzte von ihnen sich von dem Grab abwandte, verließ die Trauergemeinde gemeinsam den alten Friedhof, um zum Familiensitz der McGregors zu gehen, wo sich die Trauernden zusammensetzen würden, um gemeinsam zu Essen, bevor sie ein letztes Mal der Familie des Verstorbenen ihr Beileid aussprechen und nach Hause gehen würden. Oliver Les Demondes blieb stehen und sah ein letztes Mal zurück. Es war solch ein schöner Tag. Und dieser Friedhof solch ein ruhiger und schöner Ort, fast schon mehr ein Park als ein Friedhof. Wie seltsam ihm das jetzt erschien. Sollte es nicht eher regnen? Sollte der Friedhof nicht eher trist und bedrohlich wirken, ein Ort von Tod und Leid? Immerhin wurde hier heute Johnny McGregor begraben, ein guter Freund, der viel zu jung bei einem Unfall gestorben war. Hier waren so viele Leute versammelt, die alle unter seinem Verlust litten und die so viele Tränen wegen seines Todes vergossen hatten, und doch... Die Welt schien das nicht zu interessieren. Sie strahlte in vollendeter Schönheit als wäre nichts passiert. Doch Oliver konnte sich nicht daran erfreuen. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass er Johnny niemals wieder sehen würde, dass er seine Stimme niemals mehr hören würde, dass einer seiner besten Freunde einfach fort war - für immer. Eine Hand ergriff die seine und erinnerte Oliver daran, dass er nicht der Einzige war, der unter dem Verlust zu leiden hatte. Enrico stand neben ihm und sah ihn aus traurigen Augen an. Doch Oliver rührte sich nicht vom Fleck. Die Trauer, die er empfand, schien ihn versteinern zu wollen mit ihrem Schmerz. Der Wind frischte ein wenig auf, als er über das Grab von Johnny McGregor wehte, dann kam er direkt auf Oliver und Enrico zu. Sanft wehte der Wind um die beiden jungen Männer herum, spielte mit ihren Haaren und strich mit unsichtbaren geisterhaften Händen über ihre blassen Wangen, als wollte er jede Erinnerung an die Tränenspuren wegwischen, die sich dort vor kurzem noch befunden hatten. Und es war fast so als flüsterte eine Stimme im sanften Rauschen des Windes: ,Seid nicht mehr traurig. Ich werde euch auch vermissen. Aber ich will nicht, dass ihr traurig seid.' Weder Oliver noch Enrico hörten die Stimme im Rauschen des Windes, noch fühlten sie die geisterhaften Hände, doch als sich Oliver zu Enrico umwandte und ihn zaghaft anlächelte, erwiderte dieser das Lächeln und drückte tröstend Oliver's Hand mit seiner eigenen. Sie wussten nicht warum, aber irgendwie war ihnen jetzt etwas leichter ums Herz. Und es war doch gut zu wissen, dass ihr Freund Johnny an solch einem schönen Ort seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Hand in Hand verließen die beiden den Friedhof, und der Wind schien sie ein Stück zu begleiten. Erst am schmiedeeisernen Tor des Friedhofs verließ sie der Wind, doch Oliver und Enrico schenkten der plötzlichen Windstille keine Beachtung. Zu sehr waren sie in ihren Erinnerungen von einst versunken, als das Team der Majestics noch vollständig war, und auf ihren Gesichtern lag ein trauriges Lächeln. Der Wind hatte am Ausgang des Friedhofs kehrt gemacht und eilte zurück zu dem frischen Grab, wo nur noch zwei Männer der Friedhofsverwaltung standen. Sanft eilte der Wind einen Baum in der Nähe des frischen Grabes hinauf, wo er sich in einer Astgabelung zusammenrollte und schließlich einschlief. Zurück blieb nur die Seele des erst kürzlich Verstorbenen, die er mit sich getragen hatte. Johnny McGregor lächelte traurig, genauso traurig wie seine beiden Freunde, die den Friedhof nun verlassen hatten, doch kein Lebender würde Johnny's Lächeln je wieder sehen. Unter ihm und ein paar Meter von dem Baum entfernt, in dessen Schutz seine Seele ruhte, begannen die beiden Männer der Friedhofsverwaltung damit, sein Grab mit Erde zu füllen. Die Zeit verging. Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten und Monate zu Jahren. Und die Seele von Johnny verharrte auf dem Friedhof und wartete geduldig. Zeit hatte für ihn keine wirkliche Bedeutung mehr. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang konnten Stunden oder auch nur ein Augenblick vergehen, je nachdem, wie viel Aufmerksamkeit Johnny seiner Umgebung schenkte. Häufig versank er in seinen Erinnerungen, dachte an seine Familie, seine Freunde, an glückliche Tage in seinem vergangenen Leben, und wenn seine Seele wieder aus ihren Erinnerungen erwachte, konnten Tage oder sogar Wochen verstrichen sein. Für seine unsterbliche Seele spielte es keine Rolle mehr. Seine Existenz war nicht mehr vergänglich, sie war ewig. Manchmal besuchten Leute Johnny's Grab, seine Familie und seine Freunde. Johnny erwachte stets aus seinen Träumen, wenn sie kamen. Sanft wie der Wind gesellte er sich zu ihnen, hörte ihnen zu, sprach zu ihnen, strich mit geisterhaften Händen über Wangen und Haar. Und obwohl kein Lebender seine Existenz wahrnahm, gingen viele mit einem Lächeln wieder fort, selbst wenn dieses Lächeln traurig war, so war ihnen doch immer etwas leichter ums Herz. Manchmal begegnete Johnny anderen Seelen, deren sterbliche Hülle auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet worden war. Nie blieben diese Seelen lange. Bald schon waren sie fort, folgten dem Ruf, den auch Johnny immer wieder hörte, den Ruf ins Jenseits, zum ewigen Frieden. Doch Johnny folgte dem Ruf nicht. Er wartete. Er hatte gesagt, er würde warten. Und er würde sein Wort halten. Genau wie er, dem er diese Worte gesagt hatte, immer sein Wort hielt. Er würde kommen, und dann würde Johnny hier sein. Und deshalb wartete Johnny, und die Jahre kamen und gingen. Es war ein wunderschöner Tag. Das Sonnenlicht spielte in den Wipfeln der Bäume und ließ die Blumen auf dem Friedhof in ihrer schönsten Farbenpracht aufleuchten. Johnny's Seele ruhte im Schutz des mächtigen alten Baumes, der sich ein paar Meter neben seinem Grab erhob. Es war sein Lieblingsplatz. Das Rauschen des Windes in dem weiten Geäst lullte ihn ein wie ein sanftes Wiegenlied. Hier versank er in seinen Erinnerungen und träumte von seinem Leben. Es war das Kreischen des schmiedeeisernen Tores, das ihn aus seinen Erinnerungen holte. Schritte erklangen auf den Wegen, die sich dem Ort näherten, an dem Johnny ruhte. Und dann erklang die Stimme, auf die Johnny gewartet hatte: "Hallo, Johnny. Verzeih mir, dass du so lange warten musstest." Johnny lächelte glücklich, als er die tiefe samtene Stimme hörte, nach deren Klang er sich so lange gesehnt hatte. Er glitt von dem Baum und eilte hinab zu seinem Grab, wo die Person stand, auf die er all die Jahre gewartet hatte. Eine sanfte Brise umwehte Robert, als Johnny ihn umarmte. ,Das macht nichts, Robert. Jetzt bist du ja hier.' Robert stellte den Strauß weißer Rosen, den er mitgebracht hatte, in eine Vase und auf das Grab, und dann fing er an zu erzählen, von seinem Leben, von den letzten Jahren, und dass er Johnny sehr vermisste. Johnny hörte aufmerksam zu. Er saß nahe bei Robert und beobachtete ihn lächelnd. ,Ich habe dich auch vermisst.' Nach einer Weile verstummte Robert. Er kniete sich hin und ließ seine Hand über den Namen auf Johnny's Grabplatte streichen. "Ich muss leider schon Morgen wieder zurück nach Deutschland." ,Das macht nichts. Ich habe auf dich gewartet, und du bist gekommen. Das ist alles, was zählt.' "Aber mach dir keine Sorgen, du wirst nicht noch einmal so lange auf mich warten müssen. Das nächste Mal komme ich dich mit Oliver und Enrico besuchen." ,Ich freue mich, dass ihr mein Grab wieder besuchen werdet, doch ich werde nicht länger hier sein. Jetzt, wo alles getan ist in dieser Welt, werde ich weitergehen, Robert. Ich werde euch vermissen, dich, Oliver, Enrico und all die anderen, die ich liebe. Aber wir sehen uns wieder, in einer anderen Welt, okay?' "Also bis bald, Johnny." ,Lebewohl, Robert. Und sei mir bitte nicht böse, aber ich nehme ein kleines Stück von deinem Herzen mit mir, ja? Ich gebe es dir zurück, wenn wir uns wieder sehen.' *** ENDE *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)