Es fehlt ein Stück von Cat_in_the_web ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Es fehlt ein Stück Kapitel: 1/1 Autorin: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Beyblade Einstufung: PG Genre: Songfic, Darkfic, Drama Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Beyblade. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Der Liedtext ist "Haltet die Welt an" von Glashaus. Kommentar: Robert besucht Johnny, aber es ist nicht alles so, wie es zuerst scheint. Meine allererste Songfic. Ich hörte diesen schönen Text, und wollte es einfach mal ausprobieren. Lest selbst. -------------------------------------------------- Es fehlt ein Stück von Cat in the web Langsam schritt Robert den schmalen Weg entlang, seinem Ziel entgegen. Es war nun schon so lange her, fast fünf Jahre, um genau zu sein. Er war jetzt erwachsen, erfolgreich und von Adel, ein geachtetes Mitglied der High Society. Sein Leben verlief perfekt, auch wenn er nicht mehr so viel bladen konnte wie früher. Und seine Freunde nicht mehr so häufig sehen konnte. Aber auch die anderen hatten Verpflichtungen, sie alle konnten sich nicht mehr so häufig sehen wie früher, als sie noch das Team der Majestics gebildet hatten. Aber ab und zu vermisste er seine Freunde. Und am meisten vermisste er Johnny. *** Seitdem du weg bist, ist so manches okay, dafür, dass es korrekt ist, tut es aber ganz schön weh. Ich bin wirklich gesegnet, hatte Glück, und vieles ist super wie es ist, bis auf die Lücke, die nicht schließt. Es ist ein perfekter Kreis von 280 Grad. Der rettende Beweis, den ich leider grad nicht hab. Es ist der Sinn des Lebens, den keiner mir verrät. Man muss wirklich kein Genie sein, um zu merken, dass was fehlt. *** Robert's Gedanken schweiften zurück in vergangene Zeiten, als er noch mit seinen Freunden gebladet hatte. Damals hatten sie viel Zeit miteinander verbracht, und das nicht nur, um zu bladen. Sie waren zusammen verreist, hatten in den Villen von Oliver oder Enrico übernachtet, waren unter der Führung von Johnny durch Schottland gewandert oder entspannten sich in Robert's Schloss. Und während all der Zeit war Johnny ihm immer am nächsten gewesen. Der energetische Rotschopf, der sich so häufig nicht seinem Rang entsprechend benahm, hatte Robert durch sein Auftreten immer wieder irritiert, war aber genauso eine Quelle des Amüsements für ihn gewesen. Es war irgendwie nicht dasselbe, wenn Johnny nicht da war. Und so hatte er dem temperamentvollen Schotten vieles durchgehen lassen, was er anderen nie erlaubt hätte. *** Bei Gott, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an, es fehlt ein Stück, sie soll stehen. Und die Welt dreht sich weiter, und dass sie sich weiterdreht, ist für mich nicht zu begreifen, merkt sie nicht, dass einer fehlt. Haltet die Welt an, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an, sie soll stehen. *** Robert blieb einen Moment stehen und stützte sich mit einer Hand an einem Baum ab, während er die Augen schloss, um sich seinen Erinnerungen hinzugeben. Er sah Johnny auf dem Tennisplatz seines Schlosses, wie er Enrico praktisch vom Platz fegte. Der Italiener hatte Johnny zu einem Match herausgefordert, und er hatte haushoch verloren. Robert schüttelte leicht den Kopf. Enrico hätte es besser wissen müssen. Niemand konnte es mit Johnny aufnehmen, wenn es um Sport ging. Seine Energie schien unerschöpflich zu sein. Das hatte er auch damals bewiesen, als Enrico sie auf seine Yacht eingeladen hatte. Oliver hatte Johnny zum Wettschwimmen herausgefordert. Der Schotte war noch Runde um Runde um die Yacht geschwommen, als der Franzose seine Niederlage längst eingestanden hatte und erschöpft zurück an Bord geklettert war. Eine andere Erinnerung folgte. Johnny beim Schachspielen mit ihm. Robert lächelte, als er vor seinem geistigen Auge sah, wie Johnny frustriert seine Stirn gegen die Tischplatte schlug, nachdem er drei Runden in Folge verloren hatte. Doch der Schotte war viel zu stur, um aufzugeben. Johnny griff nach den Figuren und stellte sie wieder auf, damit sie ein neues Spiel beginnen konnten. Und er verkündete entschlossen, aber mit einem fröhlichen Grinsen, dass er Robert diesmal schlagen würde. Das war eine Eigenschaft von Johnny, die Robert immer bewundert hatte. Johnny gab sich nicht einfach geschlagen. Seine Niederlagen im Schach waren ein Ansporn für ihn gewesen, es noch mal zu versuchen, und dabei war er immer besser geworden. Robert öffnete seufzend die Augen, und sein Lächeln verschwand. Das waren alles nur noch Erinnerungen. Diese Zeiten lagen lange zurück. Er setzte seinen Weg fort. *** Es ist nicht zu beschreiben, wie kalt und leer es ist. Ich versuche nicht zu zeigen, wie sehr ich dich vermiss. Meine Freunde tun ihr bestes, aber das Beste ist nicht gut genug, für das, was du mir warst, hat diese Welt kein Substitut. Dies ist ein Akt der Verzweiflung, ein stummer Schrei eines Menschen voller Leid, und seiner Wunde, die nicht heilt. Es ist ein letzter Kampf gegen das, woran es liegt, wie ein Vogel mit nur einem Flügel, der bestimmt nicht fliegt. *** Vielleicht war es seine Schuld gewesen, vielleicht hätte er den Kontakt zu seinen Freunden besser pflegen sollen. Seit seinem achtzehnten Geburtstag hatte er sich immer weniger um sie gekümmert. Ja, sie hatten alle Verpflichtungen, aber eigentlich konnte er nicht sagen, dass er zu wenig Zeit gehabt hätte. Er hätte sich die Zeit nehmen müssen. Aber stattdessen hatte er die Gelegenheiten einfach verstreichen lassen, immer mit dem beruhigenden Gedanken im Hinterkopf, dass er sich irgendwann anders die Zeit nehmen würde, nur halt nicht jetzt. Aber diese andere Zeit war nie gekommen, denn er hatte sich immer wieder um neue Dinge gekümmert, die seiner Meinung nach erledigt werden mussten. Und als Johnny einmal unangemeldet zu Besuch gekommen war, vielleicht weil er Sorgen gehabt hatte oder einfach, weil er Robert vermisste, hatte er ihn wieder nach Hause gesandt. Johnny hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber Robert hatte in seinen Augen gesehen, dass er verletzt gewesen war. Und daher hatte Robert ihm versprochen, dass er mit ihm telefonieren würde, sobald er wieder zu Hause war, und er würde ihm auch einen Brief schreiben. Ein Anruf, der viel zu kurz war, ein Brief, den er erst Monate später geschrieben und versandt hatte. Robert fühlte erneut sein schlechtes Gewissen. Kein Wunder, dass der Kontakt immer spärlicher geworden war. Es war seine eigene Schuld gewesen. *** Bei Gott, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an, es fehlt ein Stück, sie soll stehen. Und die Welt dreht sich weiter, und dass sie sich weiterdreht, ist für mich nicht zu begreifen, merkt sie nicht, dass einer fehlt. Haltet die Welt an, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an, sie soll stehen. *** Und dann war da vor fast fünf Jahren eine Einladung von Johnny gekommen. Er hatte alle seine Freunde eingeladen, nach Schottland zu kommen. Es sollte ein Geländemotorradrennen stattfinden, an dem auch Johnny selbst als Fahrer teilnehmen würde, und er wollte gern, dass seine Freunde unter den Zuschauern waren. Oliver und Enrico hatten sofort zugesagt. Robert jedoch hatte Johnny mitgeteilt, dass er Arbeit zu erledigen hätte, dass er aber versuchen würde, ein anderes Mal zu kommen. Aber zu dem Rennen würde er es nicht schaffen. War Johnny enttäuscht gewesen, als er seine Worte über das Telefon hörte? Vermutlich, doch der Stimme seines Freundes war nichts anzumerken gewesen. Er hatte lediglich gesagt, er würde auf Robert warten. Robert jedoch hatte danach ein furchtbar schlechtes Gewissen gehabt. Er hatte Johnny nun schon häufig auf später vertröstet, genau wie Oliver und Enrico. Es war nicht fair seinen Freunden gegenüber. Und außerdem wollte Robert gerade Johnny unbedingt einmal wieder sehen. Er konnte sich gut vorstellen, wie Johnny auf seinem Motorrad saß und über das Gelände raste, dicht gefolgt von den konkurrierenden Fahrern. Aber er war sich sicher, dass keiner Johnny einholen würde. Der Schotte mit seiner endlos erscheinenden Energie und seiner Entschlossenheit würde das Feld dominieren, da war sich Robert ganz sicher. Robert hatte damals beschlossen, seine Arbeit einfach liegen zu lassen und nach Schottland zu fliegen, um Johnny wieder zu sehen. Er würde den Vorschlag machen, dass Johnny, Oliver, Enrico und er selbst doch wieder mal einige Zeit gemeinsam verbringen könnten. Er hatte sogar in Erwägung gezogen, eine Woche in Schottland zu bleiben, um mit Johnny ein wenig an verlorener Zeit wieder gut zu machen. Er hätte es besser wissen müssen. Verlorene Zeit war für immer verloren, es gab keinen Weg, sie nachzuholen. Er hatte Johnny angerufen und ihm seine Entscheidung mitgeteilt, und Robert konnte immer noch die Freude in Johnny's Stimme hören. Sein Freund hatte sich wirklich sehr gefreut und hatte ihm erneut gesagt, er würde auf ihn warten. Aber zwei Tage, bevor sein Flug nach Schottland ging, war ein Anruf gekommen. Aufgrund eines schweren Unfalls würde es kein Motorradrennen geben. Bei einem Trainingsrennen waren mehrere Fahrer verunglückt. Robert war daraufhin nicht nach Schottland geflogen. Das Flugzeug flog ohne ihn. Und er setzte für eine lange Zeit keinen Fuß mehr auf schottischen Boden, bis zum heutigen Tage. Jetzt war er hier. *** Es ist leicht zu erkennen und schwer zu ertragen, wie konnte man uns trennen? Mein Herz trägt deinen Namen. Es ist die alte Geschichte, wenn jemand stirbt, es fehlt ein Stück vom Puzzle, das so niemals fertig wird. Man sagt mir: halb so schlimm, es geht weiter wie du siehst. Um zu sehen, dass das nicht stimmt, braucht es keinen Detektiv. Ich kann meinen Zweck nicht erfüllen wie eine Kerze ohne Docht. Dieses Schiff geht langsam unter, merkt ihr nicht es hat ein Loch? *** Robert hatte lange gebraucht, um den Mut zu sammeln, doch noch nach Schottland zu kommen, um Johnny aufzusuchen. Enrico und Oliver waren schon ein paar Mal hier gewesen, doch Robert hatte einfach nicht herkommen können. Es war als hielte ihn die Vergangenheit gefangen und zeigte ihm erbarmungslos, was er hätte anders machen können, was er hätte besser machen können. Aber er war machtlos, etwas zu ändern. Heute jedoch würde er den Besuch machen, den er viel zu lange aufgeschoben hatte. Robert hielt den Strauß Rosen fester in der Hand, als er das schmiedeeiserne Tor erreichte. Dahinter war Johnny und wartete noch immer auf ihn. Die angerosteten Angeln des Tores kreischten, als er es öffnete. Er wusste, wo er Johnny finden würde, auch wenn er noch nie hier war. Oliver und Enrico hatten es ihm gesagt. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatte er ihn gefunden. "Hallo, Johnny. Verzeih mir, dass du so lange warten musstest." sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln. *** Bei Gott, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an, es fehlt ein Stück, sie soll stehen. Und die Welt dreht sich weiter, und dass sie sich weiterdreht, ist für mich nicht zu begreifen, merkt sie nicht, dass einer fehlt. Haltet die Welt an, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an, sie soll stehen. *** Robert stellte die weißen Rosen in eine Vase und fing an, ein wenig zu erzählen, von seinem Leben, von den letzten Jahren, und dass er Johnny sehr vermisste. Schließlich wurde es jedoch Zeit für ihn zu gehen. Er kniete sich hin und ließ seine Hand über die Inschrift auf der Steinplatte vor ihm gleiten. JONATHAN MCGREGOR war in kunstvollen Buchstaben in den schwarz-roten Marmor gemeißelt worden. "Ich muss leider schon Morgen wieder zurück nach Deutschland." sagte er, "Aber mach dir keine Sorgen, du wirst nicht noch einmal so lange auf mich warten müssen. Das nächste Mal komme ich dich mit Oliver und Enrico besuchen. Also bis bald, Johnny." Robert stand auf und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Erneut kreischte das schmiedeeiserne Tor, als er den Friedhof verließ. Robert hatte lange gebraucht, bis er den Schmerz über Johnny's Unfalltod bei dem Trainingsrennen überwunden hatte, und noch länger, um seine eigenen Schuldgefühle in den Griff zu bekommen, weil er Johnny so sehr vernachlässigt hatte. Doch jetzt, wo er Johnny's Grab besucht hatte, fühlte er sich ein wenig leichter ums Herz. Er vermisste seinen Freund noch immer, doch schon bald würde er ihn mit Oliver und Enrico zusammen erneut besuchen. Johnny würde nicht wieder fast fünf Jahre auf ihn warten müssen. Aber Robert konnte nicht leugnen, dass ihm etwas fehlte. Ein Stück von ihm war mit Johnny gestorben, ein Stück von seinem Herzen. *** ENDE *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Kann mir jemand sagen, warum es Autoren gibt, die Darkfics schreiben, nur damit sie danach deprimiert sind? (*schnüff*) Ich hoffe, es gefällt zumindest einigen Lesern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)