Uchiha-WG von Chi_desu (...das is einfach nur total gestört...) ================================================================================ Kapitel 18: Overkill -------------------- "Itachi… ich tue sowas sicher nicht oft, aber als dein jüngerer Bruder und Oberhaupt deines Clans frage ich dich: willst du das hier ernsthaft durchziehen?" Die Uchiha Brüder waren in feine Kimonos gehüllt und Itachi bürstete sich gerade die Haare. In einer knappen Stunde sollte hochoffiziell die Trauung stattfinden und bei dieser Nachricht waren nicht wenige Dorfbewohner quasi aus den Latschen gekippt – unter anderem auch Tsunade. Trotzdem hatte sie sich letzten Endes entschlossen, die Vermählung durchzuführen und schon jetzt, eine Stunde vorher, war draußen im Uchiha Viertel die Hölle los. Es war nicht unbedingt die klügste Entscheidung gewesen, die Sasuke je gefällt hatte. Er hatte beschlossen, die Zeremonie hier im Viertel durchführen zu lassen, weil er gehofft hatte, in der gespenstischen Umgebung würden sich nicht so viele Schaulustige blicken lassen. Falsch gedacht. Offenbar hatte die Nachricht, dass der große Itachi, das einstige Wunderkind und der ehemalige Geächtete heiraten würde, fast das ganze Dorf mobilisiert. Und das wuselte nun geschäftig draußen auf dem Gelände herum, als sei dies eine Touristenattraktion. Nun, daran ließ sich nichts mehr ändern. Würdevoll zupfte Itachi sich die Haare zurecht, die er zur Feier des Tages offen tragen wollte, und erwiderte: "Ich würde wirklich alles tun, um nicht wieder bei denen mitmachen zu müssen. Alles." "War's denn so schlimm?" Eine wabernde Wolke finsterer Stimmung umgab den Älteren und er sagte düster: "Schlimmer." "Denkst du denn wirklich, dass Cousin Shisui sich dadurch aufhalten lässt?" "Shisui ist ne alte Dramaqueen. Ohne diese Hochzeit zieht er nicht ab. Aber wenn ich die alte Schabracke eheliche, wird er in sein Taschentuch heulen und sich auf den Weg nach Hause machen", sagte Itachi im Brustton der Überzeugung. "Du bist dir aber im Klaren darüber, dass du aus der Nummer hinterher nicht mehr so einfach rauskommst, oder?" "Gesetz ist Gesetz, ich weiß. Mit etwas Glück erlebt die alte Schachtel ihren nächsten Geburtstag nicht mehr. Die muss ja mindestens hundert sein." Er wuschelte nochmal in seinem Haar herum und so langsam drängte sich Sasuke der Eindruck auf, dass Itachi zumindest Spaß am dress-up hatte. "Nun denn… versuchen wir, den letzten Rest an Würde, den unser Clan noch hat, zu bewahren und diese Sache möglichst ohne peinliche Zwischenfälle hinter uns zu bringen." Es klopfte an der Tür und Sakura steckte den Kopf in den Raum. "Ach, hier seid ihr. Da draußen ist ja fast kein Durchkommen. Ich wusste nicht mal, dass es im Dorf so viele Leute gibt." Itachi hob den Kopf und sah Sakura verzweifelt an. "Und die werden alle mitansehen, wie ich dieses Fossil heirate." "Mach dir nicht's draus, Itachi-kun." Sakura versuchte ihr Bestes, um ihn zu trösten. Sie war als einzige eingeweiht in die Hintergründe der Trauung und die Brüder waren ihr zu ewigem Dank verpflichtet, weil sie sich die Mühe gemacht hatte, sich mit Chiyo zusammenzusetzen und diese Hochzeit zu planen. "Wieso konntest du mich nicht mit ihr verheiraten, Otouto?", schluchzte Itachi. "Da hätte ich wenigstens immer was Leckeres zum Essen gehabt." "Weil sie MIR gehört", fauchte Sasuke. Itachi hob schniefend den Kopf und dabei klimperte der Ohrring, den er sich extra für die Trauung organisiert hatte. Sakura ächzte. "Jungs… der Uchiha Clan in allen Ehren, aber findet ihr nicht… dass… naja…" Sie druckste herum und die Brüder blickten sie verständnislos an. "Dass das der totale Fächer-Overkill ist?" Zugegeben, Sasuke hatte in einem Anflug von Nostalgie das ein oder andere Clanlogo angebracht, aber so viele waren es doch gar nicht, oder? Sie hatten natürlich den Clanfächer beide auf dem Rücken ihrer schwarzen Seidenkimonos. Logisch. Dann trug Sasuke eine Halskette mit dem Fächer, eine Armbanduhr, deren Zeiger auf einem Ziffernblatt mit Fächermotiv tickten, selbstredend auch die Uchiha Unterwäsche™, auf der sich auf weißem Hintergrund kleine blau-rote Fächer tummelten und er hatte sich eine kleine Silberkette an eine Haarsträhne geflochten, an deren Ende natürlich auch das Clanlogo hing. Itachi trug ebenfalls die Uchiha Unterwäsche – übrigens eine Information, auf die Sasuke gut und gerne hätte verzichten können, insbesondere da mit ihr auch die noch viel weniger erwünschte Information kam, dass Itachi es für gewöhnlich bevorzugte, ganz ohne Unterwäsche aus dem Haus zu gehen – sowie eine Art Halsband mit dem Fächer vorne drauf und natürlich den Ohrring mit dem baumelnden Clanlogo, der Sakura aufgefallen war. Itachi zupfte an seinem Ohrring und dabei klimperten kleine, silberne Fächer an seinem Armband. "Meinst du, wir haben es übertrieben?", fragte er. "Äh… nur ein ganz kleines Bisschen", murmelte sie. "Leg das Armband ab. Das Halsband auch. Den Ohrring kannst du meinetwegen behalten. Und Sasuke-" "Soll ich die Uchiha Boxershorts auch ausziehen?", erkundigte Itachi sich. "Och, ich weiß nicht. Müsste ich sehen um das beurteilen zu können." Itachi war drauf und dran, sich seines Kimonos zu entledigen, aber Sasuke kreischte dazwischen: "NEIN!" Und der passende Grund schoss ihm ein paar Sekunden später: "Sonst müssen wir mit dem Ankleiden von vorne anfangen!" Itachi gab es auf und zupfte stattdessen an seinem Armband, um es zu lösen. "Menno", schmollte Sakura. Sie betrachtete Sasuke von oben bis unten und sagte rigoros: "Nimm die Armbanduhr ab. Das in deinen Haaren steht dir zugegebenermaßen, aber es sieht nicht so sonderlich männlich aus. Das solltest du nicht in der Öffentlichkeit tragen." "Aber es klimpert", merkte Sasuke an. "Und außerdem hab ich Stunden gebraucht, um es da reinzufummeln. Jetzt trag ich es auch." Itachi war inzwischen schon wieder damit beschäftigt, sein Aussehen im Spiegel zu kontrollieren. Er betrachtete sich von allen Seiten, tupfte sich hie und da etwas Make-up ins Gesicht und kniff sich in die Wangen. Sasuke entschied sich, dieses Bild als eine weitere Erinnerung abzuheften, die er lieber verdrängen wollte. "Wir sollten dann langsam losgehen", schlug Sakura vor. "Die Menge lässt uns sicher nicht so einfach durch. Vor allem seht ihr zwei, trotz der Sache mit den Fächern, heute extrem gut aus. Wenn wir die Tür aufmachen, achtet etwas darauf, dass eure Fans euch nicht zu Boden reißen." "Ich schlage vor, wir nehmen die Abkürzung über die Hausdächer", schlug Itachi vor, der gerade dabei war, sich mit einer Pinzette die Augenbrauen zurechtzuzupfen. "Dann vermeiden wir den Aufstand der Fangirls und legen noch dazu nen coolen Auftritt hin." "Einverstanden." Der Wind pfiff den drei einsamen Gestalten auf dem Dach des Uchiha Schreins verhängnisvoll um die Nase und ließ das offene Haar des älteren der Uchiha Brüder sehr stylish wehen. Sasukes silberner Haarschmuck klimperte ebenso im Wind wie Itachis Fächer-Ohrring. Sakura stand daneben und kam sich neben den beiden coolen Uchiha Brüdern, die sich ihrer Ausstrahlung noch nicht einmal bewusst zu sein schienen, ziemlich unscheinbar vor. Itachi blickte besorgt runter auf die Menge. "Es sind ganz schön viele gekommen." "In diesem Dorf lässt sich einfach kein Geheimnis bewahren", bemerkte Sasuke. "Und du willst das wirklich durchziehen, Nii-san?" "Ich muss", seufzte Itachi und versuchte mit einer Hand seine wehenden Haare zu bändigen. "Aber bevor ich meinem Junggesellendasein für immer lebwohl sage, muss ich noch eine letzte Sache erledigen." Fragend schaute Sasuke zu seinem Bruder auf. "Und die wäre?" Itachi packte Sasuke, beugte seinen Oberkörper mit einer raschen Armbewegung nach hinten, drückte das Knie zwischen seine Beine und presste seine Lippen auf die seines Bruders. Sakura war so überrascht, dass sie erstmal gar nicht reagieren sondern nur zusehen konnte, wie Sasuke vergeblich versuchte, sich zu wehren und aufgrund von Sauerstoffmangel nach einer halben Minute leicht bläulich anlief. Dann zog Itachi seinen Bruder wieder in die Höhe, ließ ihn los und strich sich würdevoll durch das Haar. "Das war es wert, auch wenn mein Lipgloss jetzt verschmiert ist." "Du blöder…!", giftete Sasuke, wurde aber gleich von Itachi unterbrochen: "Ist es etwa verboten, meinem kleinen Bruder einen Abschiedskuss zu geben, bevor ich mich freiwillig in die Unterdrückung der Ehe begebe?" "Abschiedskuss? MIT ZUNGE?!", brüllte Sasuke und hatte Glück, dass unten so ein Lärm herrschte, dass keiner auf sie drei aufmerksam wurde. "Beruhige dich, Sasuke-kun", beschwichtigte Sakura ihn. Sasuke war schwer damit beschäftigt, sich mit dem Ärmel immer wieder über den Mund zu wischen und das war wahrscheinlich das einzige, was ihn davon abhielt, Itachi an die Gurgel zu gehen. "Lasst uns lieber runtergehen, Jungs." "Tun wir das", grollte Sasuke. "Bevor ich den Bräutigam noch vor der Zeremonie unter die Erde bringe!" Itachi seufzte sehr tief und sehr dramatisch. "Lebwohl, schönes Junggesellendasein." In einer nicht unspektakulären Rauchwolke tauchten der Bräutigam, sein Bruder und deren Freundin direkt vor dem Schrein auf und ein Raunen ging durch die Menge der Schaulustigen. Lautes Gemurmel ging durch die Reihen und Itachi zuckte erschrocken zusammen, als er etwas Helles zu seinen Füßen bemerkte. Erst auf den zweiten Blick stellte er fest, dass es seine Braut war, die sich einen festlichen Kimono, allerdings in eher blassen Farben, angezogen hatte. Sie blinzelte grinsend zu ihm hoch und er schauderte. Er konnte sich nicht helfen, an ihr sah der festliche Kimono eher aus wie ein Leichentuch. Tsunade bestaunte das ungleiche Paar erst mit offenem Mund, bis sie Itachis finsteren Blick auffing, sich räusperte und die Menge zur Ruhe aufforderte. "Dann wollen wir mal anfangen, oder?" Das Brautpaar wandte sich ihr zu. Itachi hätte schwören können, dass Chiyo ihm an den Arsch gegrabscht hatte. Eine Hochzeit in Konoha war eigentlich keine besonders spektakuläre Angelegenheit. Man machte sich zurecht, ging mit ein paar Zeugen zur Hokage oder einem ihrer Stellvertreter, hörte sich eine kleine, inspirierte Rede über Ehe oder gegenseitigen Respekt oder irgendeinen anderen Unsinn an, schwor einander vor den Zeugen, dass man sich bis zum Tode nicht trennen würde, besiegelte diesen Eid manchmal auch mit etwas Blut und unterschrieb dann im großen Verzeichnis des Dorfes. Mit dem letzten Schritt wurde die Hochzeit sozusagen offiziell und genau davor fürchtete Itachi sich. Ein Teil von ihm wünschte sich, Chiyo möge noch vorher tot umfallen, aber dann wäre er wieder beim Ausgangsproblem, nämlich Shisui. Eben jener stand mitten unter den Gästen und fiel befremdlicherweise trotz seines Akatsukimantels und seinen zwei Akatsukikollegen links und rechts neben sich überhaupt nicht auf. Alle Augen waren ja auch auf Itachi gerichtet. Und manche auf seinen kleinen Bruder, der in seinem Kimono tatsächlich hinreißend aussah. Itachi schnurrte unbewusst. Tsunade holte tief Luft und begann ihre sicherlich ergreifende Rede, von der Itachi allerdings nicht viel mitbekam. Er war zu sehr in Gedanken versunken und insbesondere eine Frage geisterte ihm vehement im Kopf herum: Ob mich irgendwer zur Rechenschaft zieht, wenn ich die Alte heute Nacht vergifte? Ich meine, die macht's doch eh nicht mehr lange… Die Rede ging erstaunlich schnell vorüber und zum ersten Mal wünschte sich Itachi, Tsunade hätte etwas mehr zu sagen gehabt. Er überlegte fieberhaft, ob es nicht noch einen anderen Weg aus diesem Schlamassel gab. Vielleicht wäre es doch besser, in den böser-Itachi-Modus zu verfallen und kurzerhand ein gutes Dutzend Leute abzumurksen. Das würde ihn zwar mit einem Fußtritt aus dem Dorf katapultieren, aber dann hätte er wenigstens nicht die alte Funzel an der Backe. Dafür allerdings Shisui. Mist. "Ich schwöre, dass ich dir, Itachi Uchiha, auf ewig treu sein werde", rezitierte Chiyo jetzt diesen komischen Schwur und Itachi brach der Schweiß aus. Hilfesuchend blickte er seinen Bruder an, der hatte aber allenfalls einen Ausdruck von Schadenfreude im Gesicht. Als er Itachis Blick bemerkte, entfaltete er einen Fächer und wedelte sich damit Luft zu. Na warte, dachte Itachi bitter, nach der Zeremonie steck ich dir den Fächer dahin, wo's weh tut… Jemand stupste ihn an und er wurde aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Alles starrte ihn erwartungsvoll an und ihm wurde klar, dass er an der Reihe war, seinen Schwur zu leisten. Itachi öffnete den Mund, aber nichts kam raus. Und der Moment markierte das Ende von dem, was eigentlich eine würdevolle Zeremonie hätte sein sollen. Unter den Zuschauern brüllte plötzlich jemand: "EINSPRUCH!!!" Die Menge machte etwas Platz und gab den Blick frei auf – wen auch sonst? – Shisui. "Ich lasse nicht zu, dass du sie heiratest!" Sasuke patschte sich mit einer Hand vor die Stirn. "Du hast gesagt, wenn ich heirate, lässt du mich in Frieden!", giftete Itachi, der seine Bedenken gleich wieder vergaß bei der Aussicht, doch noch zu den Akatsuki zurück zu müssen. "Wer ist denn das?", fragte Tsunade ein wenig verwirrt. Shisui schrie über die Köpfe der Schaulustigen hinweg: "Itachi-chan! Mir ist gerade etwas klar geworden!" "Itachi… chan…?", wiederholte Sakura, die anscheinend nicht recht wusste, ob sie belustigt oder verzweifelt sein sollte. "Ich wusste es!", keifte Sasuke. "In unserer Familie ist es einfach nicht möglich, irgendetwas ohne peinliche Zwischenfälle hinter sich zu bringen!" "Itachi!", rief Shisui, der jetzt wild entschlossen aussah. "Ich hätte es früher sagen sollen! Ich will nicht, dass du heiratest! Ich… ich… ich liebe dich doch!" "WAS?!", ächzte Itachi. Chiyo taumelte, sichtlich erschüttert. Sakura schüttelte bloß den Kopf, Tsunade seufzte tief und Sasuke… ja, Sasuke fragte sich, ob sein Vater ihm verschwiegen hatte, dass Geisteskrankheit in der Familie lag. "Itachi-chan! Ich möchte nicht, dass du die Alte heiratest! Ich liebe dich! Ich brauche dich! Ich will dich!" "Aber… wir sind Cousins!", erhob Itachi Einspruch. "Aber dass wir zwei Brüder sind stört dich nicht oder wie?", krakeelte Sasuke. Tsunade war offensichtlich nicht unbedingt der Blitzmerker des Tages, weil sie ziemlich unintelligent fragte: "Cousin?! Moment mal! Heißt das, das da ist ein Uchiha?!" "Das würde jedenfalls seine Sharingan erklären", bemerkte Kakashi trocken, von dessen Anwesenheit bisher überhaupt kein Mensch Notiz genommen hatte. Shisui schluchzte: "Ich wollte dich doch nur zu den Akatsuki holen, weil du mir so gefehlt hast! Aber du brauchst sie nicht zu heiraten, ich werde dich in Ruhe lassen! Ich will doch nur, dass du glücklich bist!" "Cousin Shisui", flüsterte Itachi sichtlich gerührt. "Cousin Itachi", hauchte Shisui. Schwarzes Uchiha Haar wehte im Wind, als Itachi und Shisui aufeinander zu rannten und sich in die Arme fielen. Shisui küsste Itachi. Itachi küsste Shisui. Shisui fasste Itachi an den Hintern. Itachi und Shisui fingen an, vor aller Augen wild rumzuknutschen. "Hilfe…", krächzte Chiyo, die käseweiß im Gesicht geworden war. "Ich hasse mein Leben", wimmerte Sasuke. "HALTET ALLE DIE KLAPPE!!!", brüllte Tsunade über das Stimmengewirr hinweg. Weil eigentlich fast jeder ihr Temperament und ihre Schlagkraft kannte, wurde es totenstill im Uchiha Viertel. "Du!", fauchte sie und zeigte auf Shisui. "Nimm sofort deine Zunge aus seinem Hals! Und du", fügte sie mit einem Fingerzeig auf Itachi hinzu, "wirst mir das jetzt erklären! Ich dachte, du hättest alle Clanmitglieder getötet!" Itachi murmelte: "Naja, der is ja schon vorher abgehauen." "Als die anderen getötet wurden, war ich… äh… grad nicht da", erklärte Shisui. "Und jetzt möchte ich dich bitten, mich offiziell wieder im Dorf aufzunehmen. Damit ich mehr Zeit mit Itachi-chan verbringen kann." "WAS?!", kreischte Sasuke. Itachi wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Sakura tröstete Sasuke, der Rest der Versammelten schien dem ganzen eher unbeteiligt gegenüber zu stehen. Shisui war auch kein besonders auffälliges Mitglied des Clans gewesen und nach seinem Weggang war er ja bloß noch als Akatsuki Anführer aufgetreten, was aber außer den Akatsuki keiner wusste. In die etwas betretene Stille hinein sonderte Chiyo plötzlich ein gurgelndes Geräusch ab. Itachi hatte sie schon fast wieder vergessen. Er drehte sich zu ihr um, schaute zu ihr runter und sah noch, wie sich ihre knorrigen Hände an seinem Kimono festzukrallen versuchten. Sie röchelte, wollte irgendetwas sagen, schaffte es aber nicht mehr. Sie griff sich an die Brust, verdrehte die Augen und kippte nach hinten. Als Sakura zum Haus der Uchiha Familie kam, war die Haustür nur angelehnt. Das war ungewöhnlich, weil es erst gegen 11 Uhr vormittags war und die Bewohner um diese Zeit eigentlich gerade erst aufwachten oder noch schliefen. Sie schob die Tür auf und betrat zögernd das Haus. Momentan war man hier nicht sehr guter Dinge. Sie war eigentlich auch nur hier, um nach Sasuke zu sehen, der seit gestern verständlicherweise nicht mehr besonders guter Stimmung war. Sie kam in die Küche und zu ihrer Überraschung waren die Uchiha Brüder bereits wach. Nun, jedenfalls waren sie aufgestanden. Wie immer eigentlich saßen sie mit einer Tasse Kaffee wortlos am Tisch und starrten ins Nichts. Ein ungeübter Beobachter hätte meinen können, alles sei wie immer. Aber etwas war doch anders und zwar war das Sasuke. Sein Blick war nicht trüb und schläfrig wie sonst immer. Sondern finster. Er starrte an die Wand, als wäre diese das hassenswerteste Objekt auf Gottes Erdboden. Vorsichtig setzte Sakura sich zu ihm und fragte behutsam: "Sasuke? Alles in Ordnung bei dir?" "Natürlich. Alles bestens", antwortete er. "So siehst du aber nicht aus. Du hast Augenringe… hast du zu wenig geschlafen?" "Ich habe gar nicht geschlafen", antwortete er grimmig. "Ich kann verstehen, dass du… naja, wütend bist. Nach allem, was bei der Hochzeit passiert…" Sie hielt mitten im Satz inne, weil Sasuke nämlich endlich aufhörte, die Wand anzustarren, und ihr stattdessen einen Blick zuwarf, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Mit einem schiefen Lächeln sagte Sasuke zuckersüß: "Das Wort Hochzeit wird in diesem Haushalt nie mehr wieder in den Mund genommen. Klar?" "Glasklar", krächzte sie. Es war wirklich kein Wunder, dass er auf das Thema nicht gut zu sprechen war. Nachdem Shisui erst die Zeremonie gestört hatte, war Chiyo dann zusammengebrochen. Es hatte einen ziemlichen Tumult gegeben, Sakura und Tsunade hatten sich auf die arme alte Frau gestürzt und versucht, ihr zu helfen, aber es hatte nichts mehr genützt. Chiyo war am Tag ihrer Hochzeit an einem Herzinfarkt verstorben. Eventuell ausgelöst durch ein post-traumatisches Stresssyndrom, nachdem sie hatte zusehen müssen, wie ein gruseliger Fremder mit ihrem Bräutigam rumgemacht hatte. Der Ruf des Uchiha Clans hatte gestern einen derben Kratzer abbekommen. Zyniker hätten nun vielleicht gesagt, dass das nach allem, was so passiert war, auch keinen großen Unterschied mehr machte, aber für Sasuke war es eben wichtig. Aber der angeknackste Ruf des Clans war eventuell nicht einmal das größte Problem, das Sasuke um den Schlaf brachte. Was ihm vermutlich wirklich zusetzte, war - Jemand der schwarze Schlappen mit roten Wölkchen darauf trug, kam in die Küche geschlurft. Sein schwarzes Haar stand wild zu Berge – nun, wilder als sonst jedenfalls – und ganz in alter Uchiha Tradition wirkte er, als wäre er zwar aufgestanden, geistig aber immer noch nicht wach. Shisui kratzte sich am Hintern und krächzte ein heiseres: "Morgen", auf das er keine Antwort bekam. Er nahm sich wie selbstverständlich eine Tasse Kaffee und setzte sich neben Itachi an den Tisch, der, wenn er es denn überhaupt mitbekam, keine Reaktion zeigte. Nach seiner überraschenden Forderung gestern hatte Tsunade am Abend noch eine Konferenz mit den Ältesten einberufen und vermutlich aufgrund fehlenden Wissens über seine Aktivitäten als Akatsuki Oberhaupt hatte man entschieden, dass eigentlich nichts dagegen sprach, ihn wieder im Dorf aufzunehmen. Bedauerlichweise war das an eine Bedingung geknüpft, nämlich an die, dass in der ersten Zeit jemand auf ihn achtete. Praktischerweise hatte er ja zwei Familienmitglieder, deshalb hatte Tsunade kurzerhand beschlossen, Shisui zu Sasukes neuem Zwangsmitbewohner zu erklären. Seitdem stand Sasuke kurz vor dem Selbstmord. Sakura war wild entschlossen, ihren Freund wenigstens etwas aufzumuntern. "Sasuke-kun", sagte sie zärtlich und legte eine Hand auf seinen Arm. "Nimm das alles doch nicht so tragisch." "Nicht so tragisch?", fragte er. "Zwei Mitglieder der Uchiha Familie haben vor aller Augen die älteste Frau des Dorfes um die Ecke gebracht! Dieser Clan ist verflucht!" "Komm schon, Sasuke", sagte sie beruhigend. "Es hat bestimmt nichts mit dem Clan zu tun. Das hätte jedem passieren können." Er warf ihr einen Blick zu, als hätte sie den Verstand verloren, und sie relativierte ihre Aussage etwas: "Nun, vielleicht nicht so. Aber Chiyo war alt, früher oder später musste es ja soweit kommen. Keine Sorge, niemand wird das mit dem Uchiha Clan in Verbindung bringen." "Wollen wir wetten?" Sie verzog das Gesicht, weil sie wusste, sie würde diese Wette nicht gewinnen. Also lenkte sie das Gespräch in eine andere Richtung: "Dafür hat der Clan ein lange verloren geglaubtes Mitglied zurückgewonnen!" "Ja, das hat dem Clan wahrhaftig noch gefehlt. Noch ein Geisteskranker", erwiderte Sasuke. "Und nicht nur darf er dank Tsunade jetzt wieder im Dorf wohnen, nein, er wohnt bei UNS." "Sie meinte es nur gut, sie dachte, es würde dir nichts ausmachen." Sie beugte sich vor und senkte die Stimme: "Außerdem wird er Itachi von dir ablenken! Du hast doch gehört, was er gesagt hat!" DING! Sasukes Gesicht hellte sich schlagartig auf. Staunend schaute er seine Freundin an. Offenbar war ihm der Gedanke noch nicht gekommen. "Du hast Recht! Mein Gott, so habe ich das noch gar nicht gesehen!" "Siehst du?", strahlte sie. Aber Sasuke hörte sie schon nicht mehr. Mit einem leisen Summen stützte er den Kopf auf einen Arm und starrte, ganz in alter Uchiha Tradition, ins Nichts. Für die nächsten Stunden hatte sie zumindest verhindert, dass Sasuke sich etwas antun würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)