Luciana Bradley und der Orden des Phönix von Picadelly ================================================================================ Kapitel 19: Die Mega Super XXL Geheimwaffe ------------------------------------------ Die Mega Super XXL Geheimwaffe   Dutzende von kleinen, länglichen Kerzen, die alle paar Sekunden die Farbe und Form änderten und außer dem kleinen Feuer am Docht noch kleine Sprühfunken absonderten, waren, zu einer Siebzehn angeordnet, auf einen riesenhaften Schokokuchen gesteckt worden. Diesen hatte ihr Molly Weasley feierlich überreicht, sobald sie den Raum betreten hatte.      „Ich wusste nicht, welchen Kuchen du gerne gehabt hättest, aber da dachte ich mir, Schokolade mag doch jeder“, hatte sie dann gesagt, Luciana zu einem Platz am Ende des langen Tisches der Küche geführt und diese wahre Schokobombe vor ihr abgestellt. Nun saß sie, etwas verunsichert, an ihrem Platz, wurde von allen Anwesenden erwartungsvoll angestarrt und wusste nicht so recht, was man nun von ihr erwartete.      „Du musst die Kerzen schon auspusten, mit einem Mal!“, rief der Zauberer, mit dem violetten Zylinder und nickte Richtung Kuchen. Oh Gott, so viele Kerzen und das mit ihrem angeschlagenen Lungenvolumen … Luciana atmete einmal tief ein und schaffte es daraufhin wahrhaftig in einem Zug alle Kerzen auszublasen. Und wofür war jetzt der Applaus? Daraufhin wurde ihr, zu allem Überfluss, Reih um, zur Gratulation, die Hand geschüttelt. Nur Snape hatte sich nicht von seinem Platz erhoben und von diesem seltsamen Moody bekam sie nur ein knappes Kopfnicken und nicht einmal die Aufmerksamkeit seiner beiden Augen.      „Werden bei den Muggeln Geburtstage nicht mit einem Kuchen gefeiert?“ Diese Frage, gestellt in einem hochinteressierten Tonfall, kam von dem Weasley Oberhaupt, der sich rasch einen Platz neben ihr genommen hatte und von seiner Frau ein Stück Kuchen auf einen Teller geladen bekam (nein, eigentlich von Mrs Weasleys Zauberstab, der neben ihr in der Luft stand, den Kuchen in Stücke teilte und diese auf Tellern schweben ließ).      „Ehm … naja, ich denke doch. Aber Gabriel meint, es sei sinnlos, jedes Jahr seines Lebens einen Tag zu feiern, der einen nur an den ‚stetig wachsenden, körperlichen Verfall‘ erinnert … deshalb hält er auch nichts vom Gratulieren – er meint Gratulation wäre ein Zeichen von Anerkennung  und es sei nicht anerkennungswürdig, seiner Mutter als Säugling aus der … ehm, also, geboren worden zu sein.“      Luciana schob sich ein Stück Kuchen in den Mund, der wirklich köstlich war und packte dann einen Aktenordner aus ihrer Tasche auf den Tisch.      „Sehr interessanter Standpunkt“, meinte Weasley mit nachdenklicher Stimme.      „Wo wir grad bei deinem Paten sind …“, Remus hatte sich zu Wort gemeldet und kramte nun unter dem Tisch herum. „Hier, das soll ich dir von Johnny geben.“ Er schob ihr, sichtbar widerstrebend, eine sehr große Flasche entgegen. „Er hat zwar etwas davon gesagt, du bräuchtest das um uns … ‚Funzeln‘ zu ertragen, aber ich vermute, es ist als Geburtstagsgeschenk gedacht.“      Luciana bekam große Augen.      „Uuuuuuuhhh!“, rief sie begeistert, schnappte sich das Riesenglasding, in dem eine fast schwarze Flüssigkeit hin und her schwappte und knuddelte es an sich, als sei es etwas furchtbar Süßes und Pelziges. Diese, oder eine ähnliche Reaktion, schien Remus erwartet zu haben, denn er schien sich verpflichtet zu fühlen, noch etwas hinten an zu hängen: „Nicht alles auf einmal und wehe du trinkst das Zeug unter der Woche!“ Das Weasley Oberhaupt versuchte, seitdem das Geschenk zum Besitzer gelangt war, einen Blick auf das große dunkelgrüne Etikett zu erhaschen.      „Oh, ist das von Muggeln hergestellt?“, fragte er und in seinen Augen war ein begeistertes Glitzern erschienen.      „Jaaahaaa, so könnte man das sagen. Das ist Ossenkämper!“ Mh, diese Antwort schien ihn nicht wirklich befriedigt zu haben. „Kennen Sie Jägermeister?“, fragte Luciana und Mr Weasley verneinte dies kopfschüttelnd. Dann stellte sie die Flasche vor ihm auf dem Tisch ab, mit einem lauten Dumpf. Mr Weasley nahm den Ossenkämper genau unter die Lupe.      „Das scheint etwas Alkoholisches zu sein“, murmelte er.      „Nur zu, machen Sie ihn auf! Und bei der Gelegenheit könnten sie gleich ein paar Pinnchen ordern.“      Remus holte rechts neben Mr Weasley einmal tief Luft und vergrub sein Gesicht in beide Hände. In den nächsten paar Minuten flitzte Mr Weasley von der Küchenzeile zum Tisch und wieder zurück, schüttete etwa ein Dutzend Gläser ein (die zwei Liter Flasche war nicht mal zur Hälfte geleert, was Luciana nur noch mehr entzückte) und verteilte diese am ganzen Tisch. Drei Anwesende lehnten ab, darunter, oh welch ein Wunder, Snape. Luciana hob ihr eigenes Pinnchen in die Höhe.      „Auf eine gute Zusammenarbeit!“ Damit exte sie den Inhalt hinunter und schüttete sich gleich den nächsten ein.      „‘Betrunken, wenn sie eine Praline nur schief anschaut‘, interessant“, ließ Snape darauf in Richtung Remus los und hob eine Augenbraue. Remus wandte sich schnell ab und verwickelte seine Sitznachbarin in ein Gespräch.      In dieser Zeit schaute Luciana in die Runde, nahm einen Kugelschreiber zur Hand, schlug den Ordner auf und notierte sich:   Sitzung P.O., am 31.10.1995, 19:02   Anwesende Mitglieder:   Albus Dumbledore Severus Snape Sirius Black        „Wie heißt Professor McGonagall mit Vornamen?”, flüsterte sie Weasley ins Ohr. Dieser hatte lediglich an seinem Getränk genippt und war wohl eher darauf aus, es in seine Einzelteile zu zerlegen, als es wirklich zu trinken, dann schaute er auf die geschriebenen Worte auf ihrem Papier.      „Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, die Namen aufzuschreiben, man weiß nie, wer sowas in die Hände bekommen kann.“ Sein freundliches Gesicht hatte einen besorgten Ausdruck angenommen.      „Keine Angst, ich werde das nach der Sitzung versiegeln, dann kann das niemand mehr lesen, der nicht dazu befugt ist.“ Darauf sah er ein wenig beruhigter aus, aber nicht gänzlich überzeugt. „Das geht nicht anders, die Protokolle muss ich zu meinem Paten schicken, er ist da ziemlich penibel, was Papierkram angeht – ich glaub, dass hatte er auch mit Professor Dumbledore besprochen.“ Ah, das schien das Zauberwort gewesen zu sein.   Minerva McGonagall Mundungus Fletcher Hestia Jones Molly Weasley Arthur Weasley Remus Lupin        “Und Tonks?”      “Nymphadora. Nenn sie nur nicht so, das mag sie nicht.“ Luciana schielte zu der jungen Frau hinüber, die sich über irgendetwas amüsierte, was ihr Sitznachbar, Remus, gerade zu ihr gesagt hatte. Heute trug sie oranges Haar.   Nümphadora Tonks   „Was ist denn das für ein ulkiger Buchstabe?“, fragte Mr Weasley, deutete mit seinem Finger auf das ‚Ü‘ und hinterließ dabei einen Schokofleck auf der Seite. Super, das würde sie nachher noch einmal abschreiben dürfen. Gabriel hasste vollgeschmierte Zettel. Luciana strich den Namen und schrieb ihn noch einmal.   Nymphadora Tonks Dädalus Diggel  (für diesen Namen brauchte sie drei Anläufe und die Hilfe von Remus) Alastor Moody Luciana Bradley i.A. Gabriel Steinhardt   Die Gespräche verstummten, als Dumbledore von seinem Platz aufstand, die, wie er sagte, nicht ganz vollständige Runde willkommen hieß und dann das Wort an Snape weitergab. Dieser machte sich nicht die Mühe, sich zu erheben, lehnte sich jedoch ein Stück nach vorne und setzte eine äußerst wichtige Miene auf. Sirius Black, der diesmal nicht den Platz am Tischanfang neben Dumbledore eingenommen hatte (dort saß ihre Hauslehrerin), versank daraufhin in seinem Stuhl, verschränkte die Arme vor seiner Brust und schaute Snape finster an. Luciana hätte zu gerne gewusst, was da zwischen den beiden vorgefallen war – diese Antipathie war beinahe greifbar.      „Die Pläne des Dunklen Lords“, begann Snape mit erhobener Stimme, „in das Ministerium einzudringen, haben immer noch keine konkreten Züge angenommen. Seine Priorität scheint derzeit darauf zu liegen, weiterhin mit den Dementoren zu verhandeln, um sie gänzlich auf seiner Seite zu wissen. Insbesondere, um die noch gefangenen Todesser aus Askaban befreien zu können.“ Okay, da kam nichts mehr. Mh, kurzer Bericht. Luciana kritzelte auf ihrem Blatt ein paar Stichworte.      „Was nicht heißt“, Dumbledore hatte wieder das Wort ergriffen, „dass wir uns auf einer Vermutung ausruhen können. Die Tür muss weiterhin rund um die Uhr bewacht werden.“ Zustimmendes Gemurmel. Na super – sie kam sich vor, als hätte sie gerade den Fernseher eingeschaltet, mitten in eine angefangene Folge einer ihr unbekannten Serie, die schon in der vierten Staffel angelangt war. Sie verstand kein Wort von dem Ganzen hier. Seufzend hob sie ihre Hand.      „Ja, Luciana?“, sagte Dumbledore.      „Welche Tür muss warum bewacht werden?“, fragte sie, ihren Stift schreibbereit. Alle Aufmerksamkeit lag jetzt auf Dumbledore. Ja, lediglich Snape sah einfach nur genervt aus – ach ja, und Black angepisst.      „Voldemort will sich eine Waffe zu Eigen machen, die sich im Ministerium befindet. Deshalb bewachen die Ordensmitglieder, die Zugang zum Ministerium haben, diese Tür.“ Luciana schrieb schnell mit.      „Okay, und um was für eine Waffe handelt es sich?“, fragte sie dann und schaute von ihrem Aktenordner auf.      „Das braucht dich und deine Leute nicht zu interessieren.“ Diese, mehr geknurrten, als gesprochenen Worte, stammten von Moody. Sie hatte, schon seitdem sie angekommen war, das Gefühl gehabt, von seinem einen, seltsamen Auge dauerbeobachtet zu werden. Gabriel hatte schon angedeutete, dass es nicht leicht sein würde, in einer solch eingeschworenen Gemeinschaft Fuß zu fassen.      „Es ist eine Prophezeiung“, warf Remus schnell ein und betrachtete interessiert die Tischplatte vor sich. Luciana hatte gerade ihren Stift aufgesetzt, verharrte in ihrer Bewegung und schaute langsam wieder auf.      „Wie wäre es, Remus, magst du nicht noch austratschen, um wen es dabei geht?“ Moody hatte sich ein wenig über den Tisch gelehnt. Tonks, die zwischen den beiden saß, machte große Augen und lehnte sich so weit nach hinten, wie es nur möglich war, wohl um sich aus der Schussbahn zu entfernen.      „Wir waren uns einig mit dem Zusammenschluss, dann müssen wir auch alles, was wir wissen, weitergeben.“      „Alastor“, sagte Dumbledore und seine Stimme klang irgendwie gehalt- oder besser gesagt, machtvoller, „wir haben dieses Thema lang und ausführlich besprochen.“      Moody lehnte sich, alles andere als zufrieden, aber ohne weitere Widerworte, in seinem Stuhl zurück.      „Prophezeiung … so ein Nostradamus-Zeugs?“, fragte Luciana. Den belustigten Unterton in ihrer Stimme konnte sie nicht ganz verbergen.      „Nein, Luciana, Nostradamus war ein Muggel und ein Scharlatan, wenn man den Quellen der zeitgenössischen Hexe Ignatiusa Córnes Glauben schenken möchte“, wieder warf er ihr diesen Blick über seine Halbmondbrille zu. „Hierbei handelt es sich um eine wirkliche Prophezeiung, die hin und wieder, für einige wenige von uns, ausgesprochen werden. Diese werden im Zaubereiministerium gesammelt und aufbewahrt. Und diese Bestimmte gilt es mit allen, uns zur Verfügung stehenden Mitteln, vor Voldemort zu schützen.“      „Verstanden. Und da kann jeder einfach dran, oder wie sieht das aus?“      „Nein“, meldete sich Mr Weasley neben ihr zu Wort, schon ein wenig rot auf den Wangen, weil er vom visuellen Inspizieren des Likörs zum Probieren übergegangen war – das vierte Mal, wenn sie richtig mitgezählt hatte. „Die Prophezeiungen werden in der Mysteriumsabteilung gelagert und da kommt man nur rein, wenn man ein Unsäglicher ist oder … ja, oder Zaubereiminister.“ Die letzten Worte versah er mit säuerlichem Unterton.      „Aber es ist nicht unmöglich, ansonsten würden Sie diesen Raum doch nicht Rund um die Uhr bewachen?“      „Richtig, Voldemort hat schon immer seine Mittel und Wege gefunden“, schloss Dumbledore. Luciana machte sich ein paar Notizen.      „Haben Sie es schon mit einer Cruor Claustra versucht?“, fragte sie in die Runde. Die meisten Anwesenden schauten Luciana ahnungslos an, nur Snape und Dumbledore wechselten einen kurzen, wissenden Blick und zumindest Snape schaute sie danach an, als käme sie von einem anderen Planeten.      „Nein, Miss Bradley. Dieser Orden bedient sich nur im äußersten Notfall der Dunklen Künste“, sagte Snape.      „Ja, aber dann ist die Tür sowas von dicht, das spart doch Zeit und Nerven!“      „Und welche Person sollen wir, Ihrer Meinung nach, dafür ausbluten lassen?“, schnappte Snape harsch.      „Ich red‘ doch nicht vom Ausbluten, für sowas gibt es Blutkonserven … ist doch Blutmagie und keine Schwarze!“ Aber Snape schien sich gerade in diesem Thema nicht gerne belehren zu lassen … wie war das nochmal mit den vierzehn Jahren Dauerbewerbung auf den Posten der Verteidigung gegen die Dunklen Künste?      „Ah, also ist es nicht Sinn dieser Blutsperre, einen Durchgang im Austausch gegen Blut eines noch lebenden Organismus zu errichten?“      „Richtig, es geht dabei nämlich um die Anzahl noch intakter Blutkörperchen und die bekommt man en masse aus einer richtig gelagerten Konserve!“ Für den Orden war diese Diskussion wohl eine Art Tennismatch, wobei sich Luciana und Snape Argument für Argument quer über den Tisch zuwarfen, bis Dumbledore endlich eingriff, verkündete, dass der Orden bei der Methode der schlichten Wachschichten bleiben müsse (wohl auch, weil es sich angeblich als zu schwierig gestalten würde, ein einstündiges Ritual unter den Augen des Zaubereiministeriums durchzuführen) und dann zur Schichtverteilung überging. Hierzu konnte Luciana nichts beisteuern. Sie lehnte sich zurück, schüttete noch ein Pinnchen Ossenkämper nach (und ihrem Nachbarn ebenso, der auch gleich einen vorwurfsvollen Blick von seiner Frau bekam) und zündete sich eine Zigarette an.      „…wunderbar und Arthur übernimmt die Nachtschichten. Nein, Nachtschichten, nicht die Frühen, Dädalus, eine Reihe drunter. So, Luciana, Doktor Steinhardt hat dir einen Bericht mitgegeben?“ Oh, ihre Person war gefragt. Luciana setzte sich etwas aufrechter hin, blätterte kurz in ihren Akten und zog aus einem großen Briefumschlag einen Stapel bedruckte Blätter, die mit einer Klammer zusammengehalten wurden.      „Ja … das ist der vorläufige der letzten Wochen …“ Luciana hielt kurz inne, als Molly Weasley von ihrem Platz aufstand und in Richtung Küche lief.      „Lass dich von mir nicht stören, ich muss nur langsam das Abendbrot vorbereiten, wenn wir heute noch etwas essen wollen.“ Mmmhh, Essen … Luciana hatte mal wieder das Abendessen in der Schule versäumt und wo Mrs Weasley gerade davon anfing, sie war wirklich hungrig. Nicht ablenken lassen …      „Aufgrund des Arrangements zwischen Voldemort und dem Werwolf Fenrir Greyback“, trug sie die Notizen auf ihrem Zettel zusammen, die sie zwar überflogen, jedoch nicht eingängig studiert hatte, „hat die UOWV erfolgreich 81,7% der Mitglieder mit Beigabe von Veritaserum ins Verhör genommen und –„      „Wie viele Mitglieder habt ihr denn genau?“ Die Frage kam von der schwarzhaarigen Hexe, die Luciana schon beim letzten Mal kaum aufgefallen war. Hestia Jones, wenn sie sich richtig erinnerte.      „Die Genaue?“ Luciana wühlte wieder in ihrer Akte herum und ignorierte ein darauf zu vernehmendes, verächtliches Schnauben (welches nur von Snape gekommen sein konnte), „54.142.“      Erst war ein ohrenbetäubendes Scheppern aus der Küche zur hören, dann erschienen ein paar winzige, dunkelbraune Sprenkel auf dem Blatt vor ihrer Nase, wohl ein Teil des Likörs, den Mr Weasley eben wieder auf den Tisch gespuckt hatte, sie jetzt mit riesenhaften Augen anstarrte (wie fast alle anderen auch) und nur ein „VierundfünfzigTAUSEND?“ zustande brachte. Luciana nickte, deutete auf die Zahl, die schwarz auf weiß auf dem Papier gedruckt war. Sie wurde noch immer angestarrt, lediglich Dumbledore schien wenig beeindruckt (sicherlich hatte er mit Gabriel einige Insiderinfos ausgetauscht, andernfalls hätte sie sich von beiden Seiten keine Zustimmung einer Zusammenarbeit vorstellen können).      „Nun ja … also – ehm … Die Zaubererpopulation ist ja nicht grad die größte und in Irland gibt es auch mehr Schafe als Menschen …außerdem sprechen wir hier von ganz Europa, das sind ja einige Staaten“, sagte sie und lächelte etwas schief in die Runde.      „Vierundfünfzigtausend und Steinhardt hat achtzig Prozent vernommen … in ein paar Wochen?“, knurrte Moody skeptisch und schenkte ihr die Aufmerksamkeit gleich beider Augen.      „Hö? Achsooo, ja doch nicht einzeln!“ Luciana schüttelte amüsiert den Kopf bei dieser Vorstellung, „Bei uns gibt es zwei feste Daten im Monat, da sind fast alle in der Sangues Halle – naja und da das Ganze in einem Bunker liegt, haben wir eine recht aufwändige Lüftungsmaschinerie. Das heißt, man braucht nur ein wenig Veritaserum in Gasform beimischen-„      „Veritaserum in Gasform?“, rief Black geschockt.      „Ja“, antwortete Luciana schlicht und fragte sich allmählich, ob sie heute irgendwie undeutlich sprach.      „Der Trank in seiner Ursprungsform ist ja schon verboten!“, sagte er dann.      „Die Einverständniserklärung dafür unterschreiben die Mitglieder bei Vertragsschluss“, antwortete sie nur knapp.      „Und da hast du unterschrieben?!“, fuhr Black Remus an, der darauf mit den Achseln zuckte.      „Hat mehr Vor- als Nachteile“, meinte er dann zu seiner Verteidigung.      „Schön … also, Veritaserum beimischen, ein wenig warten und sowas in der Richtung – naja“, wieder blätterte sie die Papiere in ihrer Hand durch. „Ah, er hat dann wohl über die Anlage gefragt, ob jemand mit Voldemort gemeinsame Sache mache – Ergebnis: ein Aktiver, Werwolf, drei weitere standen von diesem unter dem Imperius. Ich soll Ihnen ausrichten-“      „Wer war dieses Mitglied?“ Diese Frage kam von Snape, der irgendwie ein wenig angesäuert ausschaute (also mehr als sonst). Vielleicht, weil sie gerade Informationen über den Schwarzen Führer ausplauderte, von denen er offenbar nichts gewusst hatte.      „Sophie Harris. Die andern werden aus Diskretionsgründen nicht aufgeführt … auf jeden Fall soll ich Ihnen ausrichten, dass die Zusammenarbeit mit dem Orden nur Vorstandsvorsitzungssache ist und deshalb nichts darüber bei Voldemort angekommen sein kann, es sei denn … wie bitte? Eh, ich les das mal wortwörtlich ‚(…) es sei denn, der fetttriefende Emo-Fürst der Finsternis ist zu seinem Herrchen petzen gegangen‘. Wer zum Teufel soll denn …“ Die hellgrell leuchtende Glühbirne sprang genau in diesem Moment in ihrem Hirn an, sie stockte bei diesen Worten und hob ihren Blick, sehr langsam, Richtung Snape, der aussah, als würde er aus einer Tonne Sprengstoff bestehen, während Sirius Black sich vor Lachen den Bauch hielt. „Ehm, tut mir leid, beim nächsten Mal überarbeite ich persönliche Kommentare“, versicherte sie hastig.      „Ich bitte darum.“ Dumbledore sah sie scharf ermahnend an.      „Wo war ich? Ah ja – auch wenn dies nicht unbedingt Ordensangelegenheiten sind, wie er sagt, Dolores Umbridge“, bei diesem Namen hatte Luciana vor allem die Aufmerksamkeit von Dumbledore, McGonagall, Snape, Black und Lupin, „hat vorletzte Woche eine große Bestellung schwarzmagischer Gegenstände aus Ungarn geordert. Dabei handle es sich zum Großteil um Folterhilfen und ein … Schwarznietenflohpulver?“ McGonagall sog scharf die Luft ein und starrte den Schulleiter an.      „Was ist Schwarznietenflohpulver?“, fragte Luciana in die Runde.      „Eine verbotene Substanz, die es dem Besitzer erlaubt, innerhalb eines Flohnetzwerkes Kamine abzuhören oder so umzuleiten, dass der Flohreisende nicht lebend an seinem Ziel angelangt“, antwortete Diggel und schaute Dumbledore betrübt an.      „Bitte sprechen Sie ihrem Paten für diese Auskunft meinen Dank aus. Wenn er noch mehr Quellen und Informationen hat, möge er diese bitte an den Orden weiterleiten.“ Luciana nickte und machte sich eine Notiz auf ihrem Zettel.      „Er schreibt dazu noch“, hakte Luciana ein, „dass er einen wirklich diskreten Auftragskiller kenne und dieser vorzügliche Arbeit leiste … ehm, die Werwölfe haben auch schon ein Gelddepot angelegt, um diesen im Falle einer Beseitigung von Umbridge zu -“      „Nein, Luciana“, fiel ihr Dumbledore ins Wort und irgendwie schienen ein paar Leute am Tisch ernsthaft enttäuscht bei dieser Absage zu sein – allen voran, und darüber musste Luciana sich wirklich wundern, ihre Hauslehrerin, die im nächsten Moment auch schon von ihrem Platz aufsprang.      „Ach du meine Güte, ich habe die Zeit ganz vergessen!“, rief sie, schnappte sich ihren Mantel (oh weia, sie trug normale, nicht-magische-Kleidung! Das fiel Luciana erst jetzt auf, wo sie stand – bei McGonagall sah das seltsam falsch aus). „Und die arme Pomona ist ganz alleine, solange Zeit musste sie noch nie den Posten des Schulleitungsvertreters übernehmen!“ Und schon war sie durch die Tür verschwunden. Ihr Beitrag bestand wohl nur aus Unterbrechungen …      „Das war es dann“, sagte Luciana, als abschließendes Wort und packte den Bericht wieder in den Umschlag. Mr Weasley berichtete daraufhin irgendetwas von seinem Sohn und das dieser noch immer keine Fortschritte in den Koboldverhandlungen gemacht habe, heute Abend jedoch ein vielversprechendes Treffen für weitere Gespräche angesetzt sei (was wohl auch der Grund war, wieso Zuckerschnäuzchen, zu Lucianas Bedauern, fehlte).      „Oh Albus, fast hätte ich es vergessen …“, warf Mrs Weasley ein, die eine riesige Auflaufform, mit Hilfe ihres Zauberstabs, in den Ofen schweben ließ. „Gibt es etwas Neues von Hagrid?“      „Aber natürlich, das hatte ich schon ganz zu Anfang sagen wollen. Hagrid ist wieder in Großbritannien und wird wohl die nächsten Tage in Hogwarts eintreffen.“ Das schien die Leute am Tisch zu freuen, einige klatschen sogar in die Hände. Dumbledore schien ebenfalls froh darüber, allerdings schlich sich ein wenig Sorge in seinen Blick. Nun, wenn dieser Hagrid bald wieder in Hogwarts war, dann konnte Luciana es sich sparen, sich die Blöße geben zu müssen und wieder nachzuhaken, um wen es sich dabei handelte. Demnach beließ sie es dabei und packte ihren Ordner ein, während Dumbledore die Sitzung auflöste.      Diggel, Moody, Fletcher und Jones beeilten, sich so schnell wie möglich das Haus zu verlassen (nach ein paar Gesprächen, die sie in Fetzen mitbekam, mussten diese sofort weiter, Wache schieben, zu ihren Familien, oder auch ihrer normalen Arbeit nachgehen, die wohl in letzter Zeit durch den Orden hier und da vernachlässigt wurde). Die Pergamente, Pläne und Zettel, die sich in den letzten Stunden auf dem Tisch angehäuft hatten, wurden unter Mr Weasleys Anweisung geordnet und verschwanden in lederne Taschen oder in Schubladen der klobigen Küchenschränke (Black versiegelte diese magisch, nachdem sie darin verschwunden waren und Luciana wunderte sich ein wenig über diese unglaublichen Vorsichtsmaßnahmen, in diesem, ohnehin schon verdammt verbarrikadiertem Haus).      Teller und Besteck ersetzten die Plätze des Schreibkrams, die Sitzordnung verschob sich etwas weiter nach vorne, nachdem einige Mitglieder den Raum verlassen hatten und Luciana nahm sich den frei gewordenen Platz neben Remus (dem skeptischen und irgendwie angesäuerten Blick von Tonks begegnete sie mit einem freundlichen Lächeln – sie war an Remus nicht interessiert … mh, vielleicht sollte sie ihr das mal unter vier Augen sagen?) und hatte kaum ein paar Sekunden gesessen, als sie schon Snapes schnarrende Stimme vernahm.      „Sie brauchen es sich gar nicht erst gemütlich machen, wir werden unverzüglich abreisen!“      Snape war von seinem Platz aufgestanden und sah sie mit ungeduldigen, auffordernden Blick an.      „Ich kann doch sicher mit Professor Dumbledore zurück zum Schloss!“, erwiderte Luciana und schaute den Schulleiter hoffnungsvoll an.      „Tut mir leid, Luciana, mein Weg führt mich heute nicht direkt nach Hogwarts zurück.“      „Aber wir haben doch noch gar nichts gegessen!“      „Professor Snape bleibt nie zum Essen“, flüsterte Remus ihr zu.      „Kommen Sie jetzt, Miss Bradley!“ Snape sah von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger aus.      „Aber … aber es gibt doch Nudelauflauf!“ Luciana konnte Snapes Nasenflügel beben sehen, „ … mit Schinkenstückchen … und die hat Mrs Weasley vorm Backen noch angebraten, ich hab’s genau gesehen!“      „Sofort!“      „Aber ich hab Huuuunger …“, jammerte sie weiter, „ … und ich hatte noch kein Abendessen und jetzt gibt’s um die Uhrzeit in der Schule auch keins mehr …!“      „Ach komm schon, Severus, wo Miss Bradley doch heute Geburtstag hat“, lenkte Dumbledore ein und schenkte ihr ein Augenzwinkern.      Snape, der ein wenig fleckig im Gesicht geworden war, riss seinen Reiseumhang von seinen Schultern und warf diesen über die Stuhllehne seines Platzes, auf dem er eben noch gesessen hatte, dann, noch immer stehend, schoss sein Zeigefinger in ihre Richtung.      „Sie“, und damit deutete er auf Luciana, „werden sich noch morgen früh für die Apparierprüfung anmelden, damit das klar ist!“      Hosted by Animexx e.V. 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