The Gravity of Life von Polarstern (Yami x Yugi?) ================================================================================ Kapitel 17: Eiszeit ------------------- Vorexamen gut bestanden!!! ^_______^ Und nun back again mit Kapitelchen 17 ^.^ Viel Spaß beim Lesen! Achja.. damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Da einige beim letzten Kapitel der Ansicht waren, die Kussszene und das ganze Drumherum würde viel zu schnell kommen und nicht zum Gesamtzusammenhang passen, wollte ich darauf hinweisen, dass dies schon lange so geplant war! Das hat absolut nichts damit zu tun, dass ich unter Stress geschrieben habe oder mich gar beeilen wollte, diese FF schnell vorwärts zu preschen! Das war schon voll und ganz beabsichtigt und ist nach meiner Sicht auch kein OOC für Yami. Aber auf die Szene werde ich auch später noch mal genauer eingehen... wie auf viele Andere auch, zu denen noch offene Fragen anstehen... Gehörte musikalische Inspiration: KAT-TUN mit „Gold“ (Ballad Version) so wie einiges anderes vom J-Pop! * nicht so auf Rock steht* Und James Blunt mit „Wise man“ *g* Eiszeit „Mhhm...“, nuschele ich verschlafen und kuschele mich stärker unter die so schön angenehm warme Decke. Es vergehen einige Minuten, in denen ich versuche, wieder tiefer in den Schlaf zu finden, doch eine fremde Macht scheint mir dies nicht zu gönnen. Irgendetwas zieht mir die Ruhe aus dem Körper, lässt mich ständig wacher werden. Müde blinzele ich mit den Augen, kann aber zunächst nur erkennen, dass es bereits hell im Raum ist. Der Wecker hat nicht geklingelt? Das bedeutet, wir haben Wochenende... Also ist es noch nicht die Zeit zum Aufstehen... Was hat mich überhaupt jetzt schon geweckt? Da! Da ist etwas an meinem Fuß! Wuah, es kitzelt! Im Reflex ziehe ich diesen blitzschnell zurück, um mir dann neugierig die Augen zu reiben. Die Müdigkeit sitzt noch immer schwer in meinen Knochen und hält mich träge. Moment mal... Das hier... ist doch überhaupt gar nicht mein Zimmer – und auch nicht mein Bett! Genau das scheint einen Schlüsseleffekt in mir wach zu rufen, denn schlagartig werde ich mir wieder den gesamten Ereignissen des letzten Abends bewusst. Die Party, meine Flucht, mein Auftauchen bei Yami, mein Geständnis ihm gegenüber – und schon ist er wieder da – der stechende Schmerz in meiner Brust. Oder war dies alles vielleicht nur ein Traum...? Hoffnung erreicht meinen Kopf. Vielleicht war ja der gesamte Abend ein einziger Alptraum? Anzu hat mich nicht geküsst... Den mit Yami gab es auch nicht... Er weiß noch überhaupt nichts von meinen Gefühlen und mir stehen noch sämtliche Chancen offen? Wenn das tatsächlich so wäre, bedeutet das ja – Ich muss auf Jonouchis Party irgendwo eingeschlafen sein! Als hätte mir das Schicksal gewaltigen Strich durch die Rechnung machen wollen, taucht just in diesem Moment eine schwarz-rosafarben gemischte, nur allzu bekannte Hundeschnauze an meinem Bettrand auf. Kacys kühle, feuchte Hundenase schnuppert an meinem Arm und wendet sich direkt daraufhin wieder meinen Beinen zu – denn ohne Zweifel muss sie mich soeben geweckt haben – und erkundet mich, als hätten wir uns noch nie zuvor getroffen. Moment. Stopp. Wie zur Überprüfung, ob ich auch wirklich in einem Bett liege, starre ich seitlich an mir herab. Ein dunkelrotes Laken. Passend dazu türkis mit rot gemusterte Bettwäsche – kenne ich nicht – fremde Wände... und jetzt auch noch Kacy?? Nein!! Mir bleibt der nächste Luftzug in der Lunge stecken, als ich realisiere, was dies bedeuten muss. Mit pochendem Herzen wechsele ich im Zeitlupentempo meine Position, da ich bisher auf der Seite lag und es so nicht gereicht hätte, den Kopf allein zu wenden. Ich muss unbedingt die linke Seite neben mir checken! Tatsächlich. Für eine Sekunde setzt mein Herzschlag aus, meine Augen weiten sich ungläubig und völlig fassungslos, als ich ihn bereits im nächsten Bruchteil einer Sekunde schon unscharf aus den Augenwinkeln erkennen kann. Oh. mein. Gott. Ich will mich weiter drehen, doch ein Gewicht über der Decke auf meiner Taille erschwert mir die Bewegung. So bleibe ich kurzerhand auf dem Bauch liegen. Schnell ein kontrollierender Blick, welcher mich noch weiter erschreckt und verunsichert. Yami liegt trotz eines viel Platz bietenden Doppelbetts unmittelbar neben mir, ebenfalls auf der Seite, sein Gesicht zu mir gedreht und sein rechter Arm von außen um mich gelegt. Als wolle er mich festhalten und so an einer Flucht hindern. Wie... bei allen Göttern bin ich bloß hierher gekommen?? War es Yami selbst? Nachdem ich an seinem Küchentisch eingeschlafen war? Ahnt er denn nicht, was er mir damit antut?! Er weiß doch jetzt... was er mir bedeutet... dass er so viel mehr für mich ist. Und trotzdem... holt er mich zu sich ins Bett... und... und... Schnell beiße ich mir auf die Lippen, um nicht schon wieder anzufangen zu heulen. Denn erneut sitzt so ein fester Kloß in meiner Kehle. Du bist nicht wie ich, doch das ändert nicht, dass du bei mir bist und ich zuseh' wie du schläfst Stattdessen wandert mein Blick zurück zu seinem wirklich hübschen Gesicht. Um auf Nummer sicher zu gehen lausche ich für einen Moment seinen gleichmäßigen, tiefen Atemzügen. Die Augen sind fest geschlossen, er macht einen absolut friedlich und erschöpft schlafenden Eindruck, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Dabei fällt ihm eine freche, goldene Haarsträhne übers Gesicht, welche ihn nicht im Geringsten zu stören scheint. Er bietet ja so ein schrecklich süßes Bild. Diese feinen Gesichtszüge so entspannt zu sehen, so weit entfernt von der Realität. Trotzdem... stimmt irgendetwas an diesem makellosen Gesicht nicht... eine innere Stimme flüstert mir zu, genauer hinzusehen. Ich habe das unbegründete Gefühl, als würde der Schein trügen... Ich lehne mich ein Stückchen weiter zu ihm vor. Jetzt im Schlaf... sieht er verletzlich aus. Ja... beinahe hilflos. Feine Falten auf der Stirn und der Hauch eines verzerrten Mundwinkels sprechen im gesamten Gesichtsausdruck eine deutliche Sprache. Eine Geheimsprache, welche ich hin und wieder schon öfter habe im Unterricht durchscheinen sehen. Und zwar nur ich. Für alle Anderen ist Herr Athem der selbstsichere, starke Lehrer. Ich fand es schon immer unheimlich, wenn ich erkennen konnte, wenn ihn etwas verunsicherte, er sich unwohl dort vorne fühlte, während der Rest des Kurses heiter über irgendeinen seiner Sprüche lachen konnte. Sprüche unter einer Maske von ihm, die er verdammt gut zu spielen weiß. Yami ist eine schwer durchschaubare Person, er hüllt sich oft in Schweigen oder undeutbare Gesten, lässt niemanden klar wie durch einen Spiegel in sein Innerstes hineinblicken. Doch mich kann er nicht täuschen... So verrückt es auch klingen mag. Aber es ist, als würde ich ihn schon jahrelang kennen... Und jetzt offenbart er mir ohne sein Wissen eines ganz deutlich: Ihn quält etwas. Yami wirkt im Ganzen ziemlich... unglücklich... und bedrückt. Ob das wohl schon war, bevor ich überhaupt aufgetaucht bin? Ich hatte absolut kein Auge dafür, als dass ich so etwas hätte erkennen können... Erst jetzt, rückblickend wird mir klar, wir sehr ich doch unter dem Einfluss des Alkohols gestanden hatte. Der dumpfe Schleier ist nun völlig verschwunden. Ich habe letzte Nacht rein gar nicht nachgedacht – habe nur mich selbst gesehen. Oder.... Ich schlucke. Atme dann tief aus. Ob es wohl wegen der Sache gestern überhaupt ist? Bin ich vielleicht der Grund...? Ich glaube kaum, dass ihn so ein Liebesgeständnis völlig kalt lassen kann. Nein, ihn nicht. Auch wenn er auf Andere oft emotionsarm und unnahbar wirkt... Ich weiß, dass er ganz anders ist. Ich seh' zurück und fühl' mich schwer, weil gerade angefangen hat, was du nicht willst und ich zu sehr Ich bin der Regen und du bist das Meer Ich habe die ganze Zeit nur an mich gedacht... Nur meine Seite gesehen, wie mit Scheuklappen... nicht einen Gedanken habe ich daran verschwendet, wie es ihm wohl geht. Er hat sich zwar gestern nichts anmerken lassen... Aber so mit Gefühlen umzugehen ist immerhin seine Art. Ich hatte in meinem blinden Schmerz geglaubt, ich wäre ihm egal... Auch wenn er mich nicht liebt... Aber damit habe ich ihm sehr Unrecht getan. Sonst hätte mich Yami schon längst vor die Tür gesetzt... Ein Gedanke zieht an mir vorbei. Meinte er dies etwa mit seiner Aussage über die Brücke gestern Abend? Ich muss auf jeden Fall noch mal über alles mit ihm reden. In Ruhe, unter vier Augen und ohne auch nur einen Tropfen Alkohol. Vielleicht... könnten wir ja eine Art Freundschaft aufbauen. Ich brauche ihn einfach in meiner Nähe. Immer wenn er bei mir war, fühlte sich alles ganz anders an. Ich konnte den Alltag vergessen... Es gab nur uns Zwei. Mein Herz beginnt schon bei der bloßen Vorstellung, ihn für immer aus meinem Leben streichen zu müssen, schmerzvoll zu bluten. Ich drehe den Kopf ein wenig weiter bis zu meiner Taille – oder nun dank meiner Drehung eher gesagt zu meinem Rücken – und beobachte für einen Moment seinen Arm. Er liegt schützend über mir – als wäre er genau in dieser Position auch eingeschlafen. Wie lange wir hier überhaupt schon liegen? Wie spät es wohl ist? Andererseits – spielt das überhaupt eine Rolle, wenn ich hier bei ihm liege? In seiner unmittelbaren Nähe.. und ein so göttliches Wesen in seinem Schlaf beobachten kann? Ich seufze. Warum musste mir das passieren... diese Gefühle zu ausgerechnet diesem jungen Mann... Warum habe ich mir das angetan? Mein Leben verlief zwar nicht gerade herausstechend toll... Ich war niemals irgendein angesehener Mensch, viele in meiner Stufe nehmen gar keine Notiz von mir... wissen überhaupt nicht, dass es mich gibt. Ich bin klein, ruhig, schüchtern und überdenke jede meiner Handlungen mehrmals, bevor ich sie ausführe. Zumindest meistens. Lange Zeit hatte ich keine richtigen Freunde, die einzige, die nett zu mir gewesen war und mit der ich mich hin und wieder beschäftigt hatte, war meine Kindergartenfreundin Anzu Mazaki gewesen. Ich wurde sogar vor beinahe zwei Jahren noch nicht gerade selten von Älteren verprügelt und meines Taschengeldes beraubt. Doch seit ich einem dieser Täter – Katsuya Jonouchi – mal aus einer selbigen Lage geholfen hatte, änderte dieser seine Meinung über mich. Tjaa, dies war der Anfang einer allerbesten Freundschaft, auf welche weitere folgen sollten. Ich lächele in mich hinein. Seitdem verlief mein Leben völlig zu meiner Zufriedenheit. Warum zum Teufel musste sich dann schlagartig alles verändern...?! Ich war so lang allein und es war alles ganz in Ordnung, ganz okay und dann kamst du Bis zum dem Tag, an dem der neue Physikreferendar an unserer Schule aufkreuzte... Und nun liege ich hier... neben ihm... im selben Bett. Warum überhaupt? Wie kann ich das dulden, nach all dem, was gestern geschehen ist? Wieso habe ich mich nicht schon längst seinem Griff entwunden und mich aus der Wohnung geschlichen? Er schläft tief und fest... Wie er wohl reagieren würde, wenn er allein aufwacht..? Was würde er über mich denken? Wie sollte ich mich dann bloß verhalten, wenn ich ihn das nächste Mal in der Schule treffe? Ich kann mich immerhin nicht vor ihm verstecken... Wir treffen zwangsweise in der Schule aufeinander. Du bist noch längst nicht wach, ich war's die ganze Nacht und hab' mich still gefragt, was du tust, wenn ich jetzt geh' Ich muss also mit ihm reden. Wir müssen offen klären, wie es überhaupt weitergehen soll... Ich möchte ihn nicht verlieren... Denn offenbar ist er strikt gegen eine heimliche Beziehung... Nur.... warum hat er mich dann überhaupt geküsst? Damit hat doch alles erst angefangen... Ich seh' zurück und fühl' mich schwer, weil gerade angefangen hat, was du nicht willst und ich zu sehr Ich bin der Regen und du bist das Meer Eine Bewegung in meinem Augenwinkel. Ich schiele zur Seite und erkenne Yamis Kopf, welcher sich minimal regt. Dann raschelt die Decke unter seinen Beinbewegungen und auch sein Arm auf meiner Hüfte wird zurückgezogen. Er wacht auf. Muss das denn schon sein...? Ich weiß überhaupt nicht, wie ich ihm gegenüber treten soll... Ich liege immerhin in seinem Bett... bin in seiner Wohnung. Ein mulmiges Gefühl klettert in mir empor, mein Herzschlag steigt an. Gleich öffnet er seine Augen... und wird sich ebenfalls an den gesamten Ablauf des letzten Abends erinnern. Kann es denn kein Mittel geben, mit welchem ich ihn, ähnlich wie Deo, einsprühen könnte... und damit sämtliche frische Erinnerungen auslöschen? Nervös lächele ich ihn an, als sich seine für einen Mann ausgesprochen langen und hübschen, dichten Wimpern anheben und seine tiefrote Iris zum Vorschein bringen. Sein erster Blick, welcher mich trifft, besteht aus einer Mischung aus Unverständnis und Verwirrung – welche sich innerhalb weniger Sekunden wieder von selbst aufhebt. Übrig bleibt ein fester Blick – beinahe anklagend, als wolle er mir vorwerfen, was ich in seinem Bett zu suchen hätte. Wenn ich das selbst mal wüsste!! „Gu...guten Morgen!“, stammele ich vor mich her. Ich betrachte ihn einfach nur mit unsicherem Blick, völlig überfordert, wie ich mich ihm ab jetzt bloß gegenüber verhalten soll... Hoffentlich spricht er mich nicht mehr auf Gestern an... Ich möchte zwar mit ihm reden... Aber jetzt nicht. Nein, nicht so unvorbereitet. Zu meinem Glück scheint Yami noch zu müde oder am frühen Morgen noch nicht so wissbegierig zu sein, denn er hält seine Lippen geschlossen. Nicht einmal ein Guten-Morgen-Gruß entkommt ihm. Er starrt mich einfach an. Und umso länger er es tut... umso vorwurfsvoller wirkt es auf mich. Die Schuldgefühle schlagen erneut zu. Er liegt auf der Seite, den Oberkörper leicht angehoben und die Arme vor sich auf der Matratze verschränkt. Die Sonne schickt ihre Strahlen durch die Spalten der Jalousie und auch die wenigen Vögel, welche nicht in den Süden geflogen sind, zwitschern leise durchs gekippte Fenster. Draußen ist die Welt wieder in Ordnung. Doch in mir nicht... gar nichts ist in Ordnung. Aber es wird Zeit, dass ich einen Schritt in diese Richtung einschlage. Ich räuspere mich, kann seinen Blick nicht länger auf mir ertragen. „Ich... ich weiß zwar nicht, wie ich hier gelandet bin... Aber ich erinnere mich dafür an alles andere... Vor allem aber an mein Benehmen.. Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, wie ich mich gestern verhalten habe. Und damit meine ich wirklich alles... Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich habe mich für mein Alter wirklich peinlich verhalten... Ich möchte mich... für den ganzen Stress, den ich Ihnen bereitet habe, entschuldigen...“ Weiteres lässt mein Hals nicht mehr zu. Der Knoten beim Sprechen wurde größer und größer.... Ich habe viel zu große Angst vor diesem Gespräch... vor den endgültigen Fakten... vor seinen Ansichten... vor der Wahrheit... Doch das musste nun raus, ich konnte nicht länger so tun, als wäre nie etwas Außergewöhnliches zwischen uns geschehen. „Es ist okay. Es ist schließlich niemand zu Schaden gekommen... Aber wir sollten nun aufstehen. Kacy streicht mir schon wie ein ausgehungerter Wolf durch die Wohnung...“, wechselt er das Thema und dreht sich zu seinem Nachttischschränkchen herum. „Es ist schon spät“, ergänzt er in der nächsten Sekunde emotionslos und ich habe viel mehr das Gefühl, als hätte ich ihn nach dem aktuellen Wetter gefragt, statt das Thema anzuschneiden, welches momentan am stärksten auf meiner Seele lastet. Niemand zu Schaden gekommen?? Wie blind ist er? Enttäuscht und frustriert beiße ich mir auf die Lippen. Das war keinesfalls die Antwort, welche ich hören wollte... Doch ehe ich einhaken und protestieren kann, schwingt mein Gegenüber auch schon seine Beine aus dem Bett, reckt sich kurz genüsslich und verschwindet auch schon mit eleganten, langen Schritten aus dem Schlafzimmer. Völlig abgeblockt... Tief atme ich durch. Was das wohl heißen soll...? Was denkt er sich dabei?? Was fühlt er gerade, wenn er sich so unmittelbar in meiner Gegenwart befindet?? Ich, der Junge, welcher ihm gestern ein Liebesgeständnis machte... Nachdem sämtliche, ehemalige Versuche, ihn zu vergessen fehlschlugen... Die Gefühle für diesen jungen Mann waren einfach zu stark...Die Gefühle, von welchen dieser bereits wusste... Eine einsame Träne kullert meine Wange hinab. Die Enttäuschung schmeckt so herb und bitter... Ich hab gedacht ich kann es schaffen es zu lassen, doch es geht nicht Hab's 'n bisschen übertrieben, dich zu lieben - doch es geht nicht Nichts unversucht gelassen, dich zu hassen - doch es geht nicht, es geht nicht (*) Warum, warum behandelt er mich so!? Das ist doch überhaupt nicht seine Art... Ich möchte nicht länger hier bleiben, wenn er mich so behandelt! So habe ich mir meinen einzigen Zufluchtsort nicht vorgestellt! Der Tag ist angebrochen, draußen scheint es trocken zu sein... Ich habe keinen Grund, mich hier länger aufzuhalten! Und doch... eine starke innere Kraft zieht mich hier an wie einen Magneten! Ich möchte nicht vor Yami weglaufen... die Situation so lassen, wie sie ist... Ich möchte unbedingt offen mit ihm reden! Nur so kann ich mich jemals wieder mit ihm verstehen. Da muss ich es in Kauf nehmen, barfuß über die glühenden Herdplatten zu gehen und das offene Gespräch suchen. Vorher möchte ich hier nicht weg! Ehe ich mich versehe sitze ich auch schon mit Yami Athem an einem gedeckten Frühstückstisch. Zuvor hatten wir einen beschriebenen Zettel auf diesem gefunden, welcher der Unterschrift nach eindeutig von Mirai stammte. Yami allein hatte die Nachricht darauf unter Anstrengung seiner Augen versucht zu lesen, in dem er sich das Papier ungewöhnlich nahe vors Gesicht hielt. Kein Zweifel, dass er schlechte Augen hat... Anschließend hatte er ihn zerknüllt und in den Mülleimer verfrachtet. Auf meine Frage hin, ob die beiden Frauen bereits gegangen wären, bejahte er bloß und ließ sich wortkarg und verbissen auf einen der Stühle fallen. Ich bin mir sicher, diese Nachricht beinhaltete mehr als ein einfaches „Ich bin schon weg, es könnte heute Abend spät werden.“ Außerdem... warum sollte Mirai ihrem Bruder den Frühstückstisch bereits fertig gedeckt hinterlassen?? Nach meinem bisherigen Wissensstand hat sie nie mehr als nötig für Yami getan. Ich erinnere mich noch zu gut daran, als ich die Spülmaschine nach dem gemeinsamen Essen der Kürbissuppe einräumte, da Yami ziemlich krank war. Sie hatte sogar gemeint, ich sollte das Geschirr doch liegen lassen... Nein, irgendetwas stimmt doch da nicht... „Wohnt denn Ihre Schwester nicht bei Ihnen?“, frage ich stattdessen interessiert. Immerhin kann ich schlecht mit der Tür ins Haus fallen. Und ein kleiner Themawechsel kommt mir gerade auch nicht ungelegen! „Bitte?“, ist die erste, irritierte Antwort. Anscheinend habe ich ihn dieses Mal aus einer Gedankenwelt gezerrt. So wiederhole ich meine Frage noch einmal. „Oh nein... Mirai wohnt schon lange bei ihrem Verlobten... Wusstest du das etwa nicht?“ „Nein“, schüttele ich den Kopf, „Sie war schon so oft hier, wenn ich auch da war... Sie waren auch häufig mit ihr unterwegs... da habe ich das ganz einfach so erschlossen, dass Sie zusammen wohnen.“ Ein kleinwenig geflunkert. Aber ich kann ja schlecht als Argument aufführen, dass beide in einem Eintrag im Telefonbuch auftauchen. „Wir sind oft zusammen unterwegs? Ganz und gar nicht... Es war anscheinend bloß Zufall, dass wir uns immer dann über den Weg liefen, wenn ich mit meiner Schwester losgezogen bin...“ Yami sieht beim Sprechen nicht auf oder gibt sich gar große Mühe, irgendwelche Satzteile durch Betonung herauszuheben. Seine Stimme ist monoton und trocken. Als würde er mit dem Tisch reden. So, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Völlig desinteressiert. „Sie kommt ansonsten nur hierher, wenn sie etwas braucht. Mirai hat viele ihrer Sachen und Kleidungsstücke hier, da es bei Mamoru nicht genug Platz gibt. Der wohnt nämlich eigentlich nur in einem Apartment. Meine ist da als Zwei-Zimmer-Wohnung schon richtig luxuriös gegen...“ „Ach so“, weiß ich daraufhin nur zu erwidern. Seine Art mit mir zu kommunizieren macht es mir nicht gerade leicht, mich auf irgendetwas zu beziehen oder weitere Fragen zu stellen. Seine Körpersprache, in welcher er sonst so begabt ist, bewirft mich mit einem deutlichen „Lass mich in Ruhe“. Schweigend bestreichen wir uns unsere Brote, ich habe viel mehr das Gefühl, als würde ich auf trocknes Leder beißen, statt die Pflaumenmarmelade zu probieren. Erst nachdem Yami seinen letzten Bissen geschluckt hat und seine Kaffeetasse ziellos und sinnlos mehrmals am Henkel um ihre eigene Achse gedreht hat, nimmt er wieder Blickkontakt mit mir auf. „Hast du eigentlich gut geschlafen?“ Nun wäre mir beinahe der Bissen im Hals stecken geblieben. Dabei war dies erst mein Zweiter überhaupt. Wenn ich etwas überhaupt nicht habe, dann ist es Appetit! Mein Magen fühlt sich wie zugeschnürt an... Ich hatte zuerst gedacht, mich beim bloßen Anblick von Essen haltlos übergeben zu müssen, so rumorte mein Bauch vor sich hin. Doch umso länger ich das Essen angesehen hatte, umso intensiver hatte mich mein Magen daran erinnert, dass er sehr wohl Hunger hatte. Immerhin habe ich gestern an Jous Buffet rein gar nichts angerührt... Ich hatte mich viel zu einsam gefühlt, als dass ich mit Freude hätte das Salatbuffet stürmen können. Ich habe lediglich getrunken. Irgendwie habe ich es so doch geschafft, mir ein Brot zu schmieren und einmal abzubeißen. Doch wie zur Hölle kommt dieser Mann nun auf dieses Thema? Vor allem jetzt... in dieser Situation... dieser erdrückenden Stimmung... „Öhm... es geht so... Eigentlich schon. Tief und traumlos... denke ich...“ „Gut. Das wollte ich bezwecken.“ „Bezwecken??“ „Ja... Die Tablette, die ich dir gab... hat gute Dienste geleistet.“ Ein Gedankenblitz durchzuckt mich. „Das war eine Schlaftablette?!“ „Sozusagen... Aber wenn du dich erinnerst, es war nur die Hälfte von einer. Ich bin mit der Dosierung lieber auf Nummer sicher gegangen. Ich weiß ja nicht, was du vorher so alles in dich hinein geschüttet hast... Medizin und Alkohol vertragen sich schließlich unheimlich schlecht.“ Und da ist es wieder – sein Lächeln. Zwar nur sehr schwach, aber es ist echt. Peinlich berührt richte ich meinen Blick auf den Tisch fest: „Ähm... N-nicht so viel...“ „Schon gut. Ich bin nicht dein Vater. Du bist ja alt genug um zu wissen, was du tust...“ Nicht mein Vater?? Der Begriff erwischt mich wie eine schallende Ohrfeige. Wäre ja noch schöner, wenn es so wäre!! Ich schlucke. Nein Yami... du sollst etwas ganz anderes für mich sein... Aber du bist... „Das nicht... Doch Sie sind mein Lehrer...“ Dieser setzt daraufhin seine Tasse von den Lippen und stellt sie mit einem dumpfen Schlag auf der Tischplatte ab. Seine Augen betrachten mich mit stechendem Blick. Ich fühle mich so durchbohrt, so klein und fehl am Platz. Es ist beinahe wie eine Erleichterung für mich, als er endlich den Mund für eine Antwort öffnet: „War ich der denn... letzte Nacht auch?“ Patsch. Jemand hat mir soeben den Boden unter den Füßen weggezogen und ich falle. Ein mentaler Sturz in die Tiefe. Ich suche händeringend um Halt, die Gedanken rasen durch meinen Kopf, doch nichts will anhalten. Was soll ich dazu noch sagen? Ich schnappe nach Luft, meine Hände verkrampfen sich in dem langen Shirt auf meinem Schoß. Ich reiße den Blick von ihm, richte ihn stattdessen auf den Teller vor mir. Was erwartet er jetzt von mir... Warum tut er mir solche Fragen immer an? Wieso bringt er mich in diese Situationen, in welchen ich so unendlich machtlos bin?? Meine Augen wandern zur Seite, finden zufällig den Schrank von gestern. Der Ort, an dem es passierte. Ich bereue es, ich bereue, dass ich mich jemals getraut habe!! Betreten schaue ich zurück auf meinen Schoß – auf meine feuchten Hände. „Nein...“, entkommt es mir kleinlaut und heiser. Meine Kehle schmerzt so extrem, ist so ausgetrocknet. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, wie Yami über mich bloß den Kopf schüttelt. „Yugi-“ „Es geht Ihnen darum, nicht wahr? Weil ich ihr Schü-“ „Das ist doch völlig irrelevant! Darüber diskutiere ich nicht!“ Bisher zurück gestaute Wut glimmt erneut in mir hoch. Wie kann er so ignorant sein!! Wie kann es ihm egal sein?? Lässt ihn die Situation zwischen uns denn so kalt?? Bedeute ich ihm denn gar nichts? Ihm liegt nichts an einer Klärung?! Wenn er so kaltherzig ist, dann brauche ich mich auch nicht weiter mit ihm abzugeben! Dazu renne ich ihm nicht weiter hinterher! „Gut! Wenn das so ist! Wenn ich nicht mit Ihnen reden kann... Dann verabschiede ich mich hiermit! Vielleicht ist für Sie dann damit alles geregelt – für mich jedenfalls nicht! Ich hätte gerne meine Anziehsachen wieder!“ Ein spitzer, diesmal böser Blick trifft mich – doch er prallt an mir ab. Yamis Lippen werden schmal, seine Gesichtszüge ebenfalls verärgert. Gut, jetzt empfinden wir beide wenigstens das Gleiche! „Yugi... Du verstehst nichts.... Ich bringe dir deine Kleidung.“ Und damit rückt er den Stuhl ab und verschwindet aus der Küche. Ich verstehe nichts?? Wie wäre es denn mal, du würdest es mir erklären!! Aufgebracht stehe auch ich auf, rausche an diversen Schränken vorbei und möchte schnellmöglich diese Wohnung verlassen, als ein leises ‚Flapp’ meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gerade habe ich die Küchentür erreicht und drehe mich verwirrt über dieses Geräusch zurück. Tatsächlich – es liegen plötzlich einige Blätter beschriebenes Papier auf den weißen Fliesen. Sie müssen durch den Windzug meines schnellen Schrittes aus einer der Ablagen geflattert sein. Grummelnd kehre ich zurück, um die verursachte Unordnung zu vertuschen. Ohne irgendwelche Hintergedanken in Yamis Privatleben herumzuschnüffeln – denn der kann mir nun wirklich gestohlen bleiben – werfe ich unbewusst doch flüchtige Blicke über die bedruckten Zeilen. Die Neugierde drängelt sich einfach in den Vordergrund. Rechnungen. Zwei Stück. Nichts Besonderes also... Und dahinter... kurze, schmale Zettel.... Kontoauszüge!! Yugi, leg sie weg! Das ist nun wirklich privat! – Die innere Stimme meines Gewissens. Nur ein flüchtiger Blick... ich möchte wissen, was er als Referendar so verdient! Noch einmal kurz lausche ich, nur um zu vermeiden, dass er plötzlich hinter mir auftaucht und lasse meine Augen dann interessiert über die Zeilen fliegen. Wir werden sowieso bald nichts mehr miteinander zu tun haben... Ich beiße mir auf die Lippen. Er war immerhin auch nicht gerade fair mir gegenüber... Das muss es sein, sein Gehalt. Jeden Monat derselbe Betrag, welcher ihm gutgeschrieben wird. Wirklich nicht viel... Daneben noch einige unregelmäßige Abbuchungen von Supermärkten und – Moment... ein Dauerauftrag in seine Heimatstadt? Er überweist monatlich Geld nach Ägypten?? Rasch kontrolliere ich die anderen Zettel. Und dann auch noch so viel... 37.000 Yen jeden Monat! (**) Ob er seinen Eltern etwas schickt? Nein, der Name ist ein völlig Anderer – der einer Frau. Es würde mich doch sehr wundern, wenn seine Mutter nicht auch Athem heißen würde... und warum sollte er ihr Geld schicken?? Schritte im Flur, er kommt aus dem Waschkeller zurück. Schnell verfrachte ich alles dorthin zurück, woher ich denke, dass es heraus gefallen sein muss. Vorwurfsvoll drückt er mir Hose und Pullover in den Arm. „Hier. Sogar getrocknet. Meine Schwester muss auch dafür heute früh gesorgt haben.“ „Uhm“, entkommt es mir, während ich die Sachen an mich presse. Ich schaue auf den kleinen Wäschehaufen, welchen er mir lieblos zugesteckt hatte. Nicht mal vernünftig geredet hat er mit mir... Ich bin ja so enttäuscht von ihm!! Schweren Herzens wechsele ich noch eilig im Badezimmer meine Kleidung und verlasse die Wohnung fluchtartig. Kaum draußen, fließen bereits die ersten, krampfhaft unterdrückten Tränen. Wie kann er nur so gemein sein... Hat er denn nicht gemerkt, dass es mir ehrlich leid tut?? Dass ich es akzeptieren würde, wenn er keine Beziehung möchte, aus welchen Gründen auch immer? Mir würde eine Freundschaft allein doch schon reichen... Mit tief schwerem, schwarzen Herzen trotte ich heimwärts. Großvater ist zum Glück nicht zu Hause, so kann ich ohne aufgehalten zu werden direkt in mein Zimmer flüchten. Und so allein in unserem Haus sein.. und nachdenken. Oder besser doch nicht... das habe ich nämlich bereits genug und tut bloß unnötig weh. Wahrscheinlich ist Ablenkung durch Fernsehen oder ein paar Videospiele doch vorerst das beste Heilmittel. Ich bin gerade mitten im Spiel, als das Telefon klingelt. Jetzt nicht in der Stimmung mit irgendjemandem zu sprechen, ignoriere ich den nervigen Klingelton. Bis der Anrufer es allerdings kurz darauf ein zweites Mal probiert... und ein Drittes... Geschlagen pausiere ich das Game und greife zum Hörer, als mir ein kalter Schauer über den Rücken jagt. Nein... was will der denn.... warum schon... Ich will sämtliche jüngsten Ereignisse nicht schon wieder ausbuddeln... Andererseits... bin ich ihm Rede und Antwort schuldig. Ich schlucke noch einmal und beruhige mich selbst. „Hey Jonouchi!“, begrüße ich meinen besten Freund möglichst fröhlich klingend, als sei nie etwas gewesen. „Hallo Yugi!“, holt mich allerdings seine ernste Stimme direkt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Na, wie geht’s dir? Hast du dir einen Kater eingefangen?“, lache ich leicht nervös. „Das wollte ich eigentlich eher dich fragen. Bist ja gestern ziemlich schnell verschwunden...“ Ich schlucke. Okay... er ist sauer. Das hat mir noch gefehlt... Aber er kennt die Hintergründe doch gar nicht! Ich glaube nicht, dass Anzu ihm irgendwas erzählt haben wird... „Ähm... also... Ich wollte eigentlich gar nicht gehen... wirklich nicht...“ „Du wolltest nicht gehen?! Weißt du, was du uns allen für einen Schrecken eingejagt hast, als du plötzlich verschwunden warst? Niemand hatte dich gesehen und jede Suchaktion blieb erfolglos! Bis Honda irgendwann merkte, dass auch deine Jacke fehlt... Den Rucksack zumindest hast du ja liegen lassen. Weißt du, wie oft ich versucht habe, dich auf dem Handy zu erreichen? Und das lag schön unberührt in besagter Tasche in meinem Flur!“ Angespannt ziehe ich kleine Kreise mit der Hand über meine Bettdecke, auf welche ich mich zum Telefonieren gesetzt habe. Jaaah... er hat Recht... er hat allen Grund, wütend auf mich zu sein... Aber ich wollte das alles doch gar nicht!! „Es ist wegen... Ich habe....“ Mutlos breche ich ab. Ich kann nicht darüber sprechen. Bilder tauchen vor meinen Augen auf, eine Gänsehaut kriecht meine Arme hinauf. Ich kann das doch jetzt nicht einfach erzählen... Ich kann unsere gemeinsame Freundin doch nicht einfach vor ihm in den Dreck ziehen... Irgendwo ist es wenn dann immer noch eine Sache nur zwischen ihr und mir.. Auch wenn Jou und ich beste Freunde sind... geht es ihn im Grunde nichts an. „Yugi? Stimmt etwas nicht?“ Ein tiefer Seufzer. „Wirklich... ich bin enttäuscht von dir. Du hättest mir ruhig sagen können, dass dich die Party langweilt! Zumindest hättest du dich verabschieden können!“ Abwehrend springe ich auf und umklammere das Telefon fester. „Das ist nicht wahr!!“, mein Gewissen straft mich Lügen – denn zweifellos hatte ich mich auf der Feier unwohl gefühlt, so ergänze ich eilig „Zumindest... bin ich deswegen nicht weggelaufen...“ „Warum dann? Du machst mich stutzig, Alter... Du schleichst dich doch sonst nicht einfach weg! Was also ist in dich gefahren?!“ Nun endlich hat seine Stimme von vorwurfsvoll auf besorgt gewechselt. Anscheinend ist die erste Welle des Dampfablassens vorüber. Doch mir fällt es so schwer, es ihm zu erklären! Es fühlt sich so falsch an, Anzu zu verraten!! „Jou... tut mir leid... Ich kann nicht...“ „Yugi! Du erzählst mir jetzt sofort, was da los ist!! Gab es Ärger gestern Abend? Hat dich jemand von meinen Gästen bedroht??“ „Nein...“, wispere ich und muss mich gewaltig zusammenreißen. „Dann sag es mir! Es war meine Party, und da habe ich noch dazu als bester Freund gleich doppeltes Recht zu erfahren, was bei dir nicht stimmt!“ „Das geht nicht... schon gar nicht am Telefon....“ „Gut! Dann bin ich in einer Viertelstunde bei dir! Rühr’ dich nicht vom Fleck, Kumpel!“ „Nein!! Jonouchi!!“, kontere ich panisch. Doch es ist zu spät. „Aufgelegt...“, murmele ich vor mich her. Tatsächlich dauert es gerade mal Zehn Minuten, da sitzt Jou auch schon neben mir auf dem Bett. Und einige gute Worte und Überredungskünste meines besten Freundes später schütte ich ihm auch schon mein Herz aus. Zumindest Ansatzweise, denn über den Vorfall mit Anzu rede ich unheimlich ungern und die Worte finden nur stockend und vereinzelnd den Weg aus meinem Mund, nachdem Jou mehrmals hat nachbohren müssen. Mit einem quizshowreifen Verfahren gewinnt mein Kumpel direkt beim ersten Rateversuch den Hauptpreis, in dem er mir sagen kann, bei wem ich die Nacht über Zuflucht gesucht habe. Das Erzählen fällt mir nach und nach immer leichter, denn Jonouchi hört mir zu und nimmt mich ernst – auch wenn er nebenbei immer wieder über seine plagenden Kopfschmerzen jammert. Ich spüre, wie sich die Last wenigstens minimal verkleinert, seine Gesellschaft tut mir richtig gut. So kommt es auch, dass ich letztendlich doch noch mehr erzähle, als ich eigentlich ursprünglich gewollt hatte. Und schon weiß Jonouchi von meinem Kussversuch und der anschließend ziemlich daneben gegangenen Liebeserklärung. Ich kann nicht sagen wieso... und heimlich schäme ich mich dafür... aber ich hatte auch riesengroße Angst davor, ihm alles zu erzählen. Dass er nicht zu mir halten würde... dass er sämtliche Vorkommnisse als meine eigene Schuld abstempeln würde... Und das, obwohl wir schon so lange befreundet sind und ich im Grunde doch weiß, dass ich auf ihn zählen kann! Nachdem ich geendet habe sitzt mein Freund mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen und offenem Mund neben mir. „Und du verarschst mich jetzt echt nicht, Alter?“ „Neeeiiiin!! Ich wünschte, es wäre alles ein verdammter Alptraum!!“ „Mhhm...“, murmelt er bloß in sich hinein und es ist erst das zweite Mal in meinem Leben, dass ich Katsuya Jonouchi sprachlos erlebe. Also wenn du meinen Rat hören möchtest...“, beginnt er irgendwann wieder. „Ja möchte ich, bitte!“ „Athem kann warten... Oder sagen wirs so: Lass’ den vorerst in Ruhe... So wie du es schilderst würde sämtliches Reden alles nur schlimmer machen. Der Mann muss wahrscheinlich erst mit sich selbst ins Reine kommen... Also ignorier den, klar? Keine Besuche in der Pause am Lehrerzimmer!“ „Pfff!“, zische ich, „das hatte ich sowieso nicht vor...“, füge ich schnippisch dazu. Muss dann aber seufzen. „Er ist mir zwar wichtig, Jou... Aber ich werde nicht hinter ihm her kriechen...“ Schon gar nicht, weil ich viel zu viel Angst vor unserer nächsten Begegnung habe – füge ich gedanklich hinzu. „Richtig so!!“, lächelt er mich an und schlägt mir aufmunternd auf die Schulter, was aber nicht wirklich seinen Sinn erfüllt. Zum gleichen Zeitpunkt ahne ich bereits mit Herzklopfen, was als nächstes kommen wird. „Geh Anzu besuchen.“ Ich habe es gewusst. Mein Herz sinkt in die Hose. Mein größtes Angstthema... Ich will nicht... Habe Angst, dass sie sich erinnert.... Ich kann nicht zu ihr... Ich muss. Sie ist meine beste Freundin. Wenn ich sie nicht verlieren will, muss einer den ersten Schritt machen... und da hat Jou schon Recht. Sonst denkt sie womöglich noch, ich wäre sauer auf sie... Nein, wütend und böse sind die falschen Wörter... Viel mehr trifft enttäuscht zu. Stumm beiße ich mir auf die Lippen. „Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber glaub mir, sie wird weitaus mehr Angst vor dir haben, als du vor ihr...“ „Mhm... mag sein..“, muss ich leise murmelnd zustimmen. „Müsstest du doch gerade am besten wissen, wie man sich in der Täterrolle fühlt... Hast ja selbst son’ Mist bei Athem gebaut.“ Ahhhh!!! Er hat vollkommen Recht!! SO habe ich das ja noch gar nicht gesehen! Ich habe haargenau das Gleiche getan wie Anzu!! Ich gebe das weiter, wovor ich eigentlich geflüchtet bin!! Ich Riesenidiot!! Ich... ich habe mir einfach Yami geschnappt und ihn geküsst... ohne seine Erlaubnis zu haben... ganz einfach aus dem Grund... weil ich meine Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte... Und mit einem Schlag steht Anzu in einem ganz anderen Licht vor mir. Es muss ganz einfach über sie gekommen sein... schlichtweg durch die Anwesenheit des Anderen... und diese verlockende Nähe... Zusätzlich habe ich das bei Yami wohl nur durch meinen Alkoholspiegel fertig gebracht... sonst hätte ich mich doch nie getraut. Ich kann sie verstehen... Jaa, wir müssen dringend reden! Für heute empfinde ich dies allerdings nicht mehr als sonderlich sinnvoll. Mit stechenden Kopfschmerzen wird sie sicher nicht besonders gut über solch ernste Dinge sprechen können. So stelle ich es zumindest vor meinem Freund da, um ein wenig Zeit zu schinden. Ich brauche einfach noch ein paar Stunden für mich. Morgen dann werde ich sie in der Schule ansprechen, ob sie am Nachmittag Zeit hat. Nachdem ich mich von Jonouchi wieder verabschiedet habe, welcher auch nicht allzu lange bleiben konnte, da er noch das Ein oder Andere aufzuräumen hat, werfe ich mich schwerfällig auf mein Bett. Wie konnte ich so blind sein... Yami muss sich nun also genauso fühlen, wie ich in dem Moment, als ich von Jonouchis Party flüchtete. Er hat allen Grund, so abweisend zu mir zu sein. Ich muss mit ihm reden! Ich will mich entschuldigen!! Obwoooohl... zwischenzeitlich war er ja ziemlich neutral zu mir... Wenn ich mich jetzt wieder bei ihm melde, krieche ich ihm dann nicht doch hinterher? Bin ich in Begriff genau das zu tun, was Jonouchi mir soeben verboten hat...? Aaargh – es ist zum Haare raufen!! Die darauf folgende Woche vergeht. Wie mit Jonouchi besprochen hatte ich mir fest vorgenommen, direkt am Montag mit Anzu zu reden. Doch meine beste Freundin fehlte die letzten fünf Tage völlig, ließ kein Lebenszeichen von sich hören. Im Physikunterricht verlief alles normal – oder sollte ich besser sagen – unauffällig? Zumindest nach Außen hin. Denn als normal kann ich mein schreckliches Herzklopfen, den Kloß in meiner Kehle und dieses erstickende, beklemmende Gefühl nun doch nicht bezeichnen. Eine Mischung aus Schmerz, Angst und Schuld – gewürzt mit einer Priese Ärger auf mich und ihn – kämpfen in mir miteinander um die Oberhand – wobei sich die Angst als deutlicher Sieger herausstellt. Ich weiß absolut nicht, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten soll. Zur Zeit setze ich einfach eine Maske auf und schauspielere, wenn ich im Unterricht notgedrungen mit ihm zu tun habe. Das konnte ich schon immer gut. Selbst wenn ich den Mut hätte zusammenkratzen können, um mit Yami Athem alleine sprechen zu können, es wäre bisher noch keine Gelegenheit dazu gewesen. Und um den Ratschlag meines besten Freundes umzusetzen, habe ich unseren Referendaren ebenfalls bisher völlig sich selbst überlassen. Auch der kleinste Hoffnungsfunke, er würde vielleicht zu mir kommen und den Anfang machen, wurde im Laufe der Tage Dank der Realität erstickt. Mehrmals schon habe ich mit dem Gedanken gespielt, ihn etwa anzurufen. Seine Nummer habe ich nach unserem letzten Telefonat abgespeichert. Ich sitze zu Hause an meinem Schreibtisch. Eigentlich sollte ich eine Gedichtsinterpretation für meinen Japanischkurs schreiben, statt schon wieder an ihn zu denken. Doch er lässt mir keine Ruhe. Meine Unruhe quält mich – es quält mich! Es... das Ganze, in dem ich mich gerade befinde, meine momentane Situation. Heute ist immerhin schon der 31. Januar. Das Abitur rückt unaufhaltsam näher – hängt mir bereits als ein klebriger, schwarzer Schatten im Genick. Ich habe noch so viel aufzuarbeiten... Zeit ist nur noch bis zum 15. April. Ein Mittwoch – die Deadline. Ab dem darauf folgenden Montag beginnen bereits die ersten Prüfungen. Nächste Woche werden die individuellen Termine dafür veröffentlicht Zehn Wochen nur noch, dann ist meine Schulzeit um. Unbemerkt wandert mein Daumen zum Mund und ich beiße seitlich aufs Gelenk. Nicht mehr viel Zeit und ich werde Herrn Athem niemals wieder sehen... Ich will es so nicht enden lassen... Ich kann doch nicht einfach so mit ihm auseinander gehen... Der Gedanke, ihn einfach aus meinem Leben streichen zu müssen und ihn für immer aufzugeben ist unerträglich!! Es MUSS doch einfach einen Weg geben... er kann doch nicht einfach behaupten, er fühlt nichts für mich... das ist nicht wahr! Mein Blick gleitet zum Telefon, welches friedlich auf seiner Basis förmlich nur darauf zu warten scheint, dass ich es benutze. Schon einmal habe ich Athems Nummer gewählt... aber bereits nach dem zweiten Klingeln wieder hastig aufgelegt. Die Angst und die jüngsten Ereignisse sitzen doch noch zu tief, als dass ich mit ihm drüber sprechen könnte. Aber ich will doch unbedingt alles wieder ins Lot rücken... Ich kann mich sowieso nicht auf den Aufsatz vor mir konzentrieren. Wie von einer fremden Macht getrieben schiebe ich den Stuhl zurück und greife tatsächlich nach dem Telefon – und wähle. Woher der Mut so plötzlich kommt weiß ich auch nicht. Freizeichen. Ich warte einige Sekunden. Der Kloß in meiner Kehle schwillt an. Mein Bauch krampft sich zusammen, von Ton zu Ton kehrt die Nervosität immer schneller zurück. In Gedanken spiele ich ein hundertstes Mal durch, wie ich mich melden werde und wie ich mir vornehme zu beginnen. Ein Klicken in der Leitung – es wird abgehoben. Mit einem Schlag ist mir so, als hätte die Person am anderen Ende – welche noch nicht einmal dazu gekommen ist, ihren Namen zu nennen – nicht nur mit diesem Knopfdruck das Gespräch angenommen, sondern ebenfalls mein komplettes Gehirn gelöscht. Selbst mein eigener Name fehlt mir für den Bruchteil einer Sekunde. Panisch reiße ich den Hörer vom Ohr und drücke meinen Daumen so fest ich kann auf die rote Taste. „Scheiße....“, flüstere ich unter Herzrasen. Ich kann nicht mit ihm reden... Ich kann mich nicht zusammenreißen... Um nicht weiter in lauter Hass auf mich selbst und mein Versagen zu versinken, forme ich schließlich an meinem anderen Plan weiter herum. Noch immer gilt ein Großteil meiner Unruhe und Angst meiner besten Freundin, mit welcher ich seit besagtem Ereignis nicht mehr gesprochen habe. Sie traut sich nicht mehr unter unsere Augen. Als ich mich am Dienstagnachmittag nach endlosen beruhigenden Worten an mich selbst dazu durchgerungen hatte, bei ihr anzurufen, hatte ich lediglich ihre Mutter am Apparat. Sie behauptete, Anzu würde gerade schlafen. Doch ich glaube ihr kein Wort... Und dass sie mich nicht darum bittet, später noch einmal anzurufen oder sich gar selbst anbietet, eine Nachricht zu überbringen, macht die ganze Sache nur noch verdächtiger. Ein etwas mulmiges Gefühl steigt auf – in wie weit sie ihre Mutter wohl eingeweiht hat...? Jedenfalls habe ich letztendlich ausrichten lassen, dass ich ihre Tochter gerne am Wochenende treffen möchte. Wenn Frau Mazaki es nicht vergessen hat weiterzuleiten, dann treffe ich mich Morgen um 16 Uhr mit Anzu in diesem Café bei ihr um die Ecke. Ein gemütliches Fleckchen am Rande Dominos, welches mir auf die Schnelle eingefallen war, um nicht zu ihr nach Hause kommen zu müssen. Ich glaube nicht, dass ich mich noch hätte überwinden können, auf diesen verdammten Klingelknopf zu drücken, wenn ich erst einmal davor gestanden hätte. Und so ist es Anzu sicher auch lieber, wenn ihre Mutter nicht noch die Hälfte mitbekommt. So ist es auch schnell soweit und ich bin auf dem Weg zum Treffpunkt. Irgendeine höhere Macht muss mich tatsächlich hassen, denn ausgerechnet Heute fällt die Straßenbahn, die ich geplant hatte zu nehmen, spontan aus. Ich muss im strömenden Regen zwanzig Minuten auf die Nächste warten und komme dementsprechend zu spät. Zur Sicherheit schicke ich unterwegs noch schnell eine SMS, um sie nicht glauben zu lassen, ich würde einfach nicht erscheinen – falls sie denn überhaupt da ist... Ich seufze. Mein Magen ist ein einziger Knoten. Angespannt umklammere ich meinen hellblauen Schirm fester. Der Regen zieht kleine Rinnsale an jeder Kante der wasserdichten Plane. ** Ich klappe den Schirm zusammen – schüttele diesen nochmals kurz aus und betrete dann den angenehm warmen, trockenen Innenraum. Kurz sehe ich mich um und erblicke auch schon die gesuchte junge Frau an einem etwas größeren Tisch mit jeweils zwei Bänken, welche eher für die doppelte Anzahl an Personen gedacht ist, statt lediglich für uns beide. Okay, Yugi. Nun ganz ruhig bleiben. Du bist gekommen, um mit ihr einiges zu klären – und um zu erklären. Wenn du später wieder nach Hause fährst, wird es dir besser gehen... Die Last muss endlich beiseite geschafft werden! Tief atme ich noch einmal durch, dann bin ich an ihrem Tisch angekommen. „Hi, Anzu-chan“, lächele ich möglichst freundlich und offen und lasse mich auf der Bank ihr gegenüber nieder. „Ha... Hallo Yugi...“ Ist die leise und schüchterne Antwort. Dabei sieht sie nicht hoch. Kritisch beiße ich mir auf die Zähne. Wie sollen wir das bloß schaffen... wie diesen riesigen Felsbrocken, welcher statt des Tisches genau zwischen uns zu stehen scheint, aus dem Weg räumen...? „Puh... Ganz schön nass draußen, was?“, versuche ich weiter irgendwie die Atmosphäre zwischen uns aufzulockern und ein Gespräch zu beginnen. Ich kann ja nicht mit der Tür ins Haus fallen. In der Tat kann ich nicht leugnen, dass sich – seit ich mich wieder in ihrer Gegenwart befinde – ein mulmiges und stickiges Gefühl wie eine Schlinge um mich windet. Uhhmm... wie fange ich bloß an... was sage ich ihr... Wie vermeide ich es, sie zu verletzen?? „Jaah, schon... Aber wir sind ja im Trocknen...“ Wenn Anzu vorgehabt hatte, weiter zu sprechen und den Anfang zu machen, hat sie gerade wohl einen reichlich ungünstigen Moment gewählt. „Guten Tag zusammen! Was kann ich euch denn bringen?“ Der Kellner, ein junger Mann, ist plötzlich neben uns aufgetaucht und zückt seinen Notizblock. Innerlich murre ich heimlich auf – ich kann es nicht leiden, wenn man uns so salopp behandelt. „Einen Kakao bitte“, murmele ich stattdessen nur und schaue aus dem Fenster. „Und ich hätte gerne einen Tee. Schwarzer Tee – ungesüßt bitte.“ Ohne es zu wollen ziehe ich bereits automatisch die Parallele zu Yami – die letzten zwei Worte wären garantiert nie aus seinem Mund gekommen. Ich beiße mir auf die Lippe. Jetzt ist nun wirklich nicht die Zeit, an ihn zu denken! „Du... also... Yugi... ich...“ Ihr Gesicht ist gesenkt, sämtliche braune Ponyfransen fallen ihr über die Augen, verwehren mir so jegliche Sicht in diese. Völlig angespannt und zugleich aufgelöst starrt sie auf die noch nicht vorhandene Teetasse vor sich auf den Tisch, ihre Hände dabei ineinander verknotet auf den Schoß gepresst. Sie ist noch viel, viel fertiger und nervöser als ich. Sie tut mir so leid... . Aaargh!! Was soll ich nur sagen! Was ist jetzt richtig und was falsch?? Ich versuche mich zu fassen, frage mein Bauchgefühl. Dieses übernimmt auch zum Glück nur wenige Augenblicke später die Steuerung über meinen Körper. Ich hole meine Hände aus den Haaren, lege sie ruhig vor mich auf die hölzerne Tischplatte. „Weißt du... Ich... ich will dir vorab nur sagen.... dass ich nicht sauer oder gar wütend auf dich bin, Anzu. Ehrlich nicht... Ich möchte einfach in Ruhe mit dir reden...“ Vielleicht ist dies so ein ganz guter Einstieg, wenn ich ihr ein wenig entgegen komme. Ich brauchte mir einfach nur vorzustellen, was ich am liebsten zu aller erst von Yami Athem hören würde. Einfach die Bestätigung, dass er keine Hassgefühle gegen mich hegt... „Bist... bist du nicht??“, entkommt es ihr überrascht. Anzu sieht auf, ihre dunkelblauen Augen treffen auf die Meinigen, scheinen etwas zu suchen. „Es tut mir ja so leid!! So wahnsinnig leid, Yugi!! Ich, ich weiß gar nicht, wie das überhaupt passieren konnte! Ich habe selbst erst realisiert was geschehen ist, als bereits alles schon vorbei war... als ich allein auf dem Boden lag! Bitte – ich hoffe, du kannst mir das jemals verzeihen! Das ist –“ „Ich verstehe dich schon... So verrückt es auch für dich klingen mag – aber ich kann dein Handeln nachvollziehen... Es war schließlich Alkohol im Spiel...“ Anzu schaut mich ungläubiger denn je an, als hätte ich ihr gerade gestanden, der Sohn eines Außerirdischen zu sein. Sie hat sich definitiv auf mehr Überzeugungsarbeit vorbereitet. Ich lächele leicht bitter. Tja... wenn du wüsstest wieso ich dich so gut verstehen kann... „Yugi du... Ich meine du kannst mir das wirklich verzeihen...? Einfach darüber hinwegsehen, dass ich dich...“ Der Kellner kommt mit unseren Getränken. Gottlob genau zur rechten Zeit, denn ich brauche dringend einige Sekunden um meine gerade wieder neu aufwirbelnden Gefühle zu ordnen. Denn soeben tauchte der Abend, welcher nun genau eine Woche zurück liegt, wieder völlig präsent vor meinem inneren Auge auf. Der Moment im Fernsehzimmer ... mein plötzlicher Sturz auf sie. Ich zwinge mich hier zu stoppen, probiere lieber von meinem heißen, schokoladigen Getränk. „Ja... kann ich... Du bist meine beste Freundin, Anzu. Ich möchte dich nicht verlieren. Und was geschehen ist, ist nun einmal passiert... Niemand auf der Welt kann es rückgängig machen... so sehr man es sich auch wünscht... Allerdings...“ Ich halte inne. Mein scheinbarer Mut, den ich zumindest ihr gegenüber vorspielen konnte – denn innerlich habe ich das Gefühl auf einer hauchdünnen Eisscholle zu sitzen, welche jede Sekunde zerbrechen könnte und mich so ins eiskalte Wasser zu stürzen – verlässt mich immer mehr. Jetzt kommt erst das Schwerste und zugleich Wichtigste überhaupt von unserem Gespräch. „Du meintest dabei... Also.. du hast zumindest gesagt... dass du...“ Mein Herz rast, der Stress drückt mir allmählich auf den Magen. Anzu scheint ebenfalls genau zu wissen, was mir so sehr auf der Zunge brennt – Schamesröte bedeckt ihre Wangen, ihr Kopf wendet sich von mir weg, hinein in den Raum und gibt so vor, die anderen Besucher des Cafés beobachten zu wollen. „Wenn ich dich richtig verstanden habe... Hast du.......“, ich knülle nervös die Serviette, „mehr als freundschaftliche Gefühle für mich... Über die würde ich gerne mit dir reden wollen...“ Und damit sind wir beim Thema, welches mich schon seit Monaten am stärksten bedrückt. Anzu bestätigt mir mit einem kurzen, aber eindeutigen Nicken und einem flüchtigen Laut, welcher nach einem unterdrückten Schluchzer klingt, ihre Liebe zu mir. „Du... du weißt, dass ich dich wirklich sehr gern habe, ja Anzu?! Aber... ich... kann deine Gefühle leider nicht erwidern...“ Ich breche ab, lasse sie diesen heftigen Brocken zunächst einmal flüchtig verarbeiten. Ich fühle mich so beklommen, so schuldig... Ich tue ihr gerade so weh... aber ich habe keine andere Wahl... Alles Andere würde nur noch viel mehr schmerzen. Dabei will ich doch nur ehrlich sein Aber ist die Realität nicht doch das schärfste Messer? Noch immer kommt kein Ton von ihr, ihre Augen sind dunkel, voll von Traurigkeit und Enttäuschung. Meine Angst, sie wird nun jeden Moment anfangen zu weinen, wird größer. Was soll ich dann bloß tun...? Ihr bloß gut zusprechen? Aber was bloß für Worte wählen? Oder soll ich sie in den Arm nehmen? Würde sie dann nichts hinein interpretieren...? Ich beiße mir auf die Lippen. Ich kann sie komplett verstehen – leide vollständig mit ihr... Mir selbst geht es zur Zeit immerhin genauso. Ich habe auch wieder verdammte Hoffnung geschöpft, als Yami mich da vom Boden aufgehoben und in seinen Armen zur Küche getragen hatte... Ich kenne beide Seiten! Die des nicht Erwidernden... und die desjenigen mit dem gebrochenen Herzen... Warum reicht nicht eine Rolle... Warum bin genau ICH der Drehpunkt, auf den beides zutrifft?? Wütend balle ich meine Hände unter dem Tisch. Mir bleibt allerdings nicht lange Zeit um meinen eigenen Gedanken nachzuhängen, denn Anzu wartet auf Antwort. „Ich habe lange darüber nachgedacht, glaub mir! Habe oft durchgespielt, wie sich wohl eine Beziehung zwischen uns beiden anfühlen würde... Aber ich muss ehrlich sein... Alles was ich fühle ist Freundschaft... Auch wenn ich mir da vor einigen Monaten noch nicht ganz sicher war. Aber jetzt kann ich dir definitiv antworten. Denn... Ich bin auch verliebt... In jemand Anderen...“ Anzu hebt den Kopf, ihre tränenfeuchten Augen glitzern mich an – doch kein Tropfen rinnt aus ihren Augenwinkeln. Tapfer versteckt sie ihren Schmerz. Oh Anzu... „Seit einigen Monaten...? So lange denkst du schon über uns nach...? Warum hast du mir dann nie etwas gesagt.“ Ihr verständnisloser, trauriger Blick durchbohrt mich förmlich. Sie hat mich erwischt... Sie hat Recht, ich hätte schon längst auf sie zukommen können. Geschlagen senke ich den Kopf. Muss mir zunächst im Kopf selbst erstmal die Wortwahl zurechtbasteln. „Also... uhm... Es tut mir leid... Natürlich hätte ich schon früher zu dir kommen können... Ich hatte manchmal so die Ahnung, als ob du in mich...“, ich setze kurz ab, traue mich nicht, dieses Wort über die Lippen zu bekommen. „Aber ich war mir dann doch nicht ganz sicher! Und ich wollte dir keine falschen Tatsachen vorwerfen! Außerdem... kannte ich bis vor kurzem meine eigenen Gefühle noch nicht. Ich fühlte mich wie in einem Irrgarten von Gefühlen... ich wollte mich nicht verlaufen. Keine Entscheidung zu früh treffen und in eine Sackgasse rennen... Ich dachte eine Zeit lang auch, dass wir ein Paar werden könnten...“ Unruhig rühre ich in meinem Kakao. Dann umspielt ein nervöses Lächeln meine Lippen. „Aber dank ihm weiß ich nun, dass ich einfach meine tiefe Freundschaft zu dir mit..... Liebe verwechselt habe. Es tut mir wahnsinnig leid...“ Endlich traue ich mich einmal, das Kind doch beim Namen zu nennen. „Er...“, wiederholt Anzu bitter. „Ähm ja, es ist ein Er...“, bestätige ich. Habe allerdings nicht vor, ihr noch zu eröffnen, um wen genau es sich denn bei dieser mysteriösen Person handelt. Das wäre einfach zu viel für sie auf einmal... Irgendwann wird sie es sowieso erfahren. Verständnislos schüttelt sie jedoch einfach ihren Kopf und schaut mir das erste Mal nach - mir kommt es wie ein halbes Jahrtausend vor – endlich wieder in die Augen. „Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass du... Ich kenne dich nun schon aus dem Kindergarten, Yugi! Du hattest all die Jahre über nie die typischen Eigenschaften an dir, die auch nur im Geringsten hätten vermuten lassen, dass du mehr am eigenen Geschlecht interessiert bist... Ich meine, so was hätte ich doch als nahe stehende Freundin bemerken müssen.“ Hilflos zucke ich die Schultern. „Ich habe es doch nicht einmal selbst gemerkt oder wahr haben wollen... Tja, du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie schwer das für mich nun ist...“ Für einen Moment zögere ich. Anzu scheint alles relativ gut zu verarbeiten – immerhin hat sie sich bereits denken können, wie unser Gespräch hier verlaufen wird – und im Moment scheint sie bloß einfach interessiert an meinem Liebesleben zu sein. Soll ich ihr doch alles erzählen...? Soll ich mit ihr darüber sprechen, wie beschissen es ebenfalls bei mir läuft...? Es täte mir gut, auch mit ihr offen damit umgehen zu können. Mal eine andere Meinung zu hören, nicht immer nur Jonouchis und Hondas. Anzu ist ein Mädchen und damit ziemlich feinfühlig... Sie würde mir vielleicht ganz anders helfen können. Helfen? Was erhoffe ich mir denn überhaupt? Dass sie ihrer Konkurrenz hilft und gegen ihr Herz arbeitet...? Nein... Ich könnte Yami jetzt auch nicht beistehen, um mit jemand Anderes glücklich zu werden. Wenn er eine andere Liebe hat, würde ich es akzeptieren, aber er solle mich bitte damit verschonen mir vorzujammern, dass er ihn nicht bekommt... „Aber ich hoffe, dass du damit umgehen kannst, Anzu.“ Ich seufze schwer. „Was genau meinst du jetzt? Ich habe nichts gegen Homosexuelle, das solltest du wissen, Yugi. Jedoch... werde ich noch eine Weile brauchen um meine Gefühle zu verarbeiten. Ich hoffe, das kannst du verstehen. Ich... ich möchte dich unbedingt als einen guten Freund behalten! Also wenn ich demnächst irgendwie abweisend sein sollte, dann tut es mir leid! Es ist dann nicht gegen dich gerichtet... bitte denke bloß nicht ich verachte dich ab jetzt... Es ist dann bloß... Weil es so.... so schwer ist... dich in meiner Nähe zu haben.... und doch zu verlieren.“ Und dann ist es zu spät. Dicke Krokodilstränen rinnen aus ihren geschlossenen Augen die langen, dunklen Wimpern hinab. Hastig beuge ich mich vor, greife nach ihren Händen. Sämtliche Überlegungen von zuvor, wie ich bloß reagiere, sollte sie tatsächlich anfangen zu weinen, sind auf und davon. Aber ich brauch gar nicht nachdenken, denn mein Körper handelt wie von allein. Fest drücke ich ihre Hände und wärme sie mit den Meinigen. „Hey, du verlierst mich doch nicht! Ich weiß, wie schwer das nun ist... glaub mir, ich kann mich sehr sehr gut in dich hinein versetzen...“ Meine Stimme ist ruhig und klar. Verständnisvoll und gefasst rede ich auf sie ein. Ganz von allein hat mein Körper die Initiative ergriffen, verdrängt mein eigenes Leid und so werde ich völlig instinktiv zum stärkeren, tröstenden Part. „Aber wir werden doch genauso wie sonst auch immer noch viele Dinge gemeinsam unternehmen! Zusammen und auch mit den anderen Beiden unsere Freizeit verbringen! Spaß zusammen haben... uns gemeinsam austauschen... unsere jeweiligen Probleme anvertrauen... Wir haben ein tief vertrauensvolles Verhältnis zueinander... zwar werden wir kein Paar werden, aber das Leben geht doch weiter! Wir sollten nicht von verloren oder gar aufgeben sprechen! Wir brauchen doch unsere Freundschaft deswegen nicht über Bord zu werfen... Ich bin weiterhin noch genauso für dich da...“ Ermutigend lächele ich sie an – und Anzu lächelt zurück. Drückt meine Hand dann auch bestätigend. „Danke Yugi... Du weißt ja gar nicht, um wie viel mir es jetzt besser geht...“ „Oh doch – mir doch genauso!“ Wir beide lachen leicht und mein Gegenüber trocknet sich die Augen mit einem Taschentuch. „Und weißt du was? Auf unsere Freundschaft lade ich dich nun auf ein Eis ein! Ich könnte zumindest jetzt dringend eine Abkühlung gebrauchen, meinst du nicht auch?“, versuche ich sie aufzuheitern. Oftmals ist Ablenkung die beste Medizin. Und ich glaube genau die würde uns Beiden nun ziemlich gut tun... mein Bauch fühlt sich endlich wieder freier und entkrampfter an. Ich bin soo froh, es endlich hinter mich gebracht zu haben um mich wieder mit Anzu zu verstehen! „Uhm... na gut – okay! Ein Kleines mit Erdbeere hätte ich dann gerne. Bestellst du schon mal? Ich bin gleich wieder da, wollte mal zur Toilette...“ „Geht klar, bis gleich“, nicke ich ihr zu. Ich kann mir schon denken, was sie nun dort will. Wasser wirkt doch immer wieder Wunder... So winke ich unseren Kellner heran und gebe unsere Bestellung auf. Mir ist gerade ziemlich nach einem Vanille-Milchshake. „Da bin ich wieder.“ „Ging aber schnell“, begrüße ich sie lächelnd zurück. Sie sieht in der Tat schon viel besser aus, ihre Augen und Wangen sind längst nicht mehr so rot. Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Findest du? Na ja... Hast du schon bestellt?“ Ich nicke und stütze meine rechte Wange auf meinen Arm. Bei genauerer Betrachtung fällt mir allerdings ihre noch immer verdächtig gefaltete Stirn auf. Sie beschäftigt eindeutig noch etwas. Haben wir denn noch etwas offen stehen lassen..? Wir beobachten uns einfach gegenseitig, während Anzu auf ihrer Bank hin und her rutscht und etwa eine Minute später doch mit der Frage herausrückt. „Sag mal.... Der, von dem du eben gesprochen hast.... ist das... Nein, anders. Würdest du mir sagen, wer er ist?“ Ich schlucke. Ihre erste Formulierung verrät alles. Sie weiß es. Sie hat es erkannt. „Nun also... eigentlich darfst du es wissen, jaah... Aber vielleicht überlegst du dir noch einmal, ob du es wirklich wissen möchtest...“, druckse ich rum, mich wie ein Wurm am Angelhaken um die Antwort windend. Ein lautes Klirren und Scheppern hinter uns. Nicht nur wir, sondern ebenfalls unsere Nachbartische drehen sich zu der Lärmquelle um. Eindeutig ist etwas Gläsernes zu Bruch gegangen. Und so ist es auch – nur in wenigen Metern Entfernung von unserem Tisch befindet sich ein Meer aus Scherben, pinkfarbenen Eiskugeln umschwemmt von einer gelben Soße. Das sieht so ziemlich nach unserer Bestellung aus. Dass der Kellner bei uns auch noch stolpern musste – irgendwie habe ich das Pech-Los gezogen, egal worum es bei mir im Leben auch geht. Sofort bückt sich der junge Mann um sein Malheur zu beheben. Neben dem zerlaufendem Eis tauchen schwarze Schuhe auf, schwarze Hose, die dunkelrote Kellnerschürze und hellbraune Hände heben vorsichtig die größeren Bruchstücke zurück auf das silberne Blechtablett – wohl der einzige Gegenstand, welcher nicht zu Schaden kam. Moment mal – dunkelhäutig?? Hatten wir vorhin nicht noch einen hellen Kellner? Überhaupt kommt mir die gesamte Statur dieses Mannes seltsam bekannt vor! Augenblicklich rasen meine Pupillen weiter nach oben über das weiße Oberhemd mit der schwarzen Weste, hin zum Hals und zum Kopf, welcher ein wenig durch den Schatten einer Zierpalme verdeckt wurde. Die Luft bleibt mir in der Lunge stecken. Was macht DER denn hier?? Was bei allen Göttern?? Meine Augen reißen sich auf – auch Anzu hat den jungen Referendaren unserer Schule längst erkannt, obwohl sie noch nie bei ihm Unterricht hatte. Doch außer uns scheint sich keiner näher für dieses Missgeschick zu interessieren, denn die anderen Gäste wenden sich bereits wieder ab und nehmen auch in der nächsten Sekunde wieder ihre Gespräche von zuvor auf. „Mamamia, so passen Sie doch auf!“ Einer der anderen Kellner mit einem stark italienischen Akzent kommt hinter der Theke mit einem Handfeger hervor geschossen. „Ich kümmere mich um das hier, besorgen Sie lieber einen feuchten Lappen!“ Yami nickt nur wie in Trance und kehrt auch in Windeseile mit besagtem Gegenstand zurück, bückt sich und will die Rest der klebrigen Masse vom Boden wischen. „Nein, nein, überlassen Sie das ruhig mir! Die Kundschaft wartet auf Entschuldigung! Das Eis ging an die beiden Teenager an Tisch neun! Sagen Sie ihnen, wir bringen gleich Neues“ Es ist das erste Mal, dass Yami Athem nun doch seinen Kopf anhebt und mir genau in die Augen sieht. Mir läuft ein eiskalter Schauer den Nacken und den gesamten Rücken hinab. Sein Blick ist nicht minder geschockt als der Meinige sein muss. Ich fühle mich nicht länger meiner eigenen Sinne mächtig, traue meinen Augen nicht mehr. Ich kann und will nun einfach nicht glauben, dass er hier arbeiten soll – doch seine Kleidung spricht eine eindeutige Sprache. Er kommt näher, versucht ein höfliches Lächeln aufzubringen. Ich habe das Gefühl, bloß ein Schauspieler in einer dieser unglaubwürdigen TV-Soaps zu sein, statt mitten in der Realität zu sitzen. „Das... das ist er, stimmts...?“, höre ich eine weibliche Stimme in mein rechtes Ohr flüstern. Ich antworte nicht, kann bloß starren. „Hi ihr beiden.“ Seine dunkle Stimme ist wie immer ruhig, geheimnisvoll und verrät, wie ich es schon so oft gegenüber Anderen beobachtet habe, keine seiner Emotionen. „G-Guten Tag“, höre ich Anzu stottern. „Hi....“, zu mehr reicht es bei mir nicht. Ich halte den Blick gesenkt. „Es tut mir leid, aber ihr müsstet noch einen kleinen Moment länger auf euer Eis warten... Ihr...“, er hängt, ich kann ihn geradezu nach Worten suchen spüren. Gott verdammt!! Was macht er überhaupt hier?? Warum arbeitet er ausgerechnet hier in Domino in einem Eiscafé?? Er kommt doch aus Sanjo, dort soll er auch bleiben, verflucht! Obwohl... Anzu wohnt an der äußersten Stadtgrenze. Die Brücke hinüber nach Sanjo ist nicht all zu weit... Angespannt beiße ich mir auf die Unterlippe. „Das macht doch wirklich nichts... Kann jedem Mal passieren! Sie haben das ja schließlich nicht mit Absicht gemacht... A-aber ich muss nun wirklich gehen. Es ist schon spät... Ich habe meiner Mutter noch versprochen, ihr im Haushalt zu helfen! Für mich also bitte kein neues Eis mehr, Herr... Athem, richtig?“ „Richtig“, antwortet dieser nur monoton. „A-Anzu!! Du willst doch nicht jetzt tatsächlich schon gehen!!“ Vergessen ist Yami und das blöde Eis – warum zur Hölle hat es Anzu nun plötzlich so eilig? Sie lügt doch das Blaue vom Himmel hinab! Ohne dass ich wirklich darauf achte, nehme ich aus den Augenwinkeln wahr, wie Yami unseren Tisch verlässt und zurück in Richtung Theke verschwindet. Ist es nur wegen ihm? Das bedeutet Anzu muss ihren – in ihren Augen – Konkurrenten, tatsächlich erkannt haben! Was glaubt sie jetzt bloß?? Dass ich von Yami wusste? Dass ich sie absichtlich hierher geführt habe?? Meine Freundin greift auch schon zu ihrer Handtasche und steht auf – ich springe rasch mit auf und halte sie an den Schultern fest. „Bitte bleib doch! Das ist ein Versehen, ich schwöre!! Ich bin genauso überrascht wie du!“ Sie sieht mich einfach nur entsetzt und verletzt zugleich an. Wenn ich sie so halte, spüre ich sie am gesamten Körper leicht zittern. „Ich weiß, Yugi, ich glaube dir doch! Aber... bitte versteh’ – ich kann das nicht!“ „Kannst was nicht?!“ „Hier bleiben! Wenn er... er hier ist! Wenn ihr euch seht.. und ich weiß, dass du.... dass du...“ Ein heftiges Schluchzen entkommt ihr. „Das ist nicht wahr!“ – was streite ich da eigentlich genau ab?? Ich weiß es nicht mal selbst, worauf ich mich gerade beziehe... Leugne ich etwa gerade vor ihr meine Gefühle für Yami? Ich weiß es nicht, der Satz kam aus einem Reflex heraus an die Oberfläche. „Ich bin doch mit dir hier! Mit keinem sonst!“ „Yugi... ich... ich... wir reden ein anderes Mal, ja? Ich brauche nun frische Luft und eine Pause!“ Sie reißt sich aus meinem Griff los. „Anzu!“ „Viel Glück mit ihm!! Wir sprechen uns Montag in der Schule!“ Noch einmal versucht sie zu lächeln, drückt mir völlig verstörten und perplexen Nervenbündel einen flüchtigen Kuss auf die Wange und stürmt dann eiligst aus dem Café. Soll ich ihr hinterher?? Sie braucht eine Pause – hallt es mir meinen Gehörgang noch entlang. Sie braucht Zeit für sich selbst, muss über unser Gespräch gründlich nachdenken. Yugi, du hast ihr gerade einen Korb gegeben, vergiss das nicht. Ich lehne mich nach hinten und schaue auf den Ausgang – Anzu ist schon längst außer Sichtweite. Beim Blick durch den Raum wird mir erst wieder bewusst, dass wir in einem Café sitzen – ich könnte ihr auch gar nicht einfach hinterher stürmen, ohne unsere Getränke bezahlt zu haben! Mein Blick wandert zurück zu unserem Tisch, von welchem ich aus den Augenwinkeln eine flüchtige Bewegung wahrgenommen habe. Ein Arm platziert ein kleines Tablett mit besagtem Vanille-Milchshake vor mir. „Hier, bitte sehr“, erkenne ich eindeutig seine Stimme und wage es nicht, an ihm hochzusehen. Wuah – hatte ich den denn nicht auch abbestellt...?? Mir ist gerade absolut nicht mehr danach, mich mit solch einer süßen Masse weiter voll zu stopfen! Toll, jetzt habe ich zwei Sachen hier bei mir stehen, welche ich nun absolut nicht gebrauchen kann. Ein Eis – und ihn. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ To be continued XD Eure Polarstern (*) „Regen und Meer“ von Juli ^___~ (**) 37000 Yen entsprechen ungefähr 250 Euro P.s.: 100 Punkte an die schlauen Füchse unter euch, die Yami (und mich XD) durchschaut haben! Wie ihr eben lesen konntet – es war keine Schmerztablette!! Einige hatten ja bereits auf Schlaf-/Beruhigungstablette getippt! ^__~ So wie Yugi drauf war, hat Yami natürlich anders gehandelt ^.^ Waren glaube ich aber eh bloß 2 oder 3, die in diese Richtung gedacht haben! Hab echt schmunzeln müssen! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)