Mnhei'sahe von chryssantes ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Nach ihrer Rematerialisierung verlor Niya den Halt und sie stürzte zu Boden. Wellen des Schmerzes schlugen über ihr zusammen und schalteten ihr Bewußtsein für einige Augenblicke aus. Als Niya wieder zu sich kam, lag sie bereits auf einer weichen Unterlage. Sie fühlte sich matt und sehr schläfrig. Die Mitglieder des medizinischen Versorgungsteams befestigten über den Oberkörper der Centurion eine Art Brückendiagnoseeinheit und versorgten ihre Wunden. Niya sah mit Schrecken, daß ihre Uniform reichlich mit grünlichem Blut durchtränkt war. Während der Flucht war es ihr überhaupt nicht bewußt gewesen, irgendeine schwerwiegende Verletzung an ihrem Körper gehabt zu haben. Jetzt konnte sie sich auch ihr Schwächegefühl und die bleiernde Müdigkeit erklären! In ihrem Gedächtnis klaffte eine Lücke, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was in dem Zeitraum nach Absetzen des Funkspruches geschehen war. Eine junge, rothaarige Frau in der blau-schwarzen Uniform der Sternenflotte gab dem medizinischen Team gerade mehrere Anweisungen. 'Der Doktor.' stellte Niya bei sich fest. Die Ärztin hantierte mit einem medizinischem Meßgerät und hielt es einige Male über den Körper der verletzten Frau. Zuerst zweifelnd und am Ende grübelnd, presste sie ihre Stirn in Falten. Die Meßergebnisse schienen die Ärztin zu verwirren. Niya beobachtete, wie ihr Blut und sogar Teile ihres Gewebes mehreren Tests unterzogen wurden. Amüsiert sah sie den Bemühungen des medizinischen Personals zu, die versuchten, ihre Herkunft zu enträtseln. Ihre Tarnung war ziemlich gut. Es war nicht so einfach, hinter ihr Geheimnis zu kommen. Die rothaarige Ärztin war inzwischen aus ihrem unmittelbaren Blickfeld getreten. Niya spähte in die weitere Umgebung und entdeckte eine abseits stehende Gruppe von Offizieren, die anscheinend nicht dem Krankenstationsteam angehörten. Dafür sprachen auch ihre rot- und gelbschwarzen Uniformen. Die Ärztin unterhielt sich gerade mit ihnen. Mehr bekam die Centurion nicht zu sehen. Ein Pfleger drückte sie sanft aber energisch auf die Untersuchungsliege zurück und begann ihre Kopfwunden zu säubern. Stillschweigend ließ die junge Frau die Prozedur über sich ergehen. Glücklicherweise tat es nicht weh. Fast schon entspannt lag sie auf dem Rücken und starrte über sich die Zimmerdecke an. Der Anblick von menschlichen Gesichter, deren weiche Züge mit den raubvogelartigen der Romulaner nicht zu vergleichen waren, wirkte auf Niya eher befremdend als vertraut. Es waren im ganzen nur 11 Jahre gewesen, die sie auf Romulus verbracht hatte. Diese Jahre schienen ihre Persönlichkeit tiefer und nachhaltiger verändert zu haben, als sie es erst für möglich gehalten hatte. Niya fühlte sich auf diesem Föderationsschiff alles andere, aber nicht zu Hause. Im ersten Jahr ihres Einsatzes hatte sie eine für sich folgenschwere Begegnung gehabt, die sie dazu brachte, sich ihre heimlichen Wünsche einzugestehen und auszuleben. Unter den niedrigeren Diensträngen des romulanischen Militärs befand sich ein älterer terranischer Mann, der seinen Dienst bei der Flotte versah. Vor mehr als 15 Jahren war er zu den Romulanern übergelaufen und diente eine Zeit lang als gefundenes Fressen für die Propagandamaschienerie des Tal Shiar. Niya erfuhr nie seinen Namen. Auch wußte sie nicht, ob er seine Entscheidung je bereut hatte, als Überläufer und Verräter zu leben. War es jugendliche Dummheit oder einfach nur Mut, als er seine Wahl traf? Der Mann war mit seiner Entscheidung auf jeden Fall konsequent gewesen. Das war bei ihr eine ganz andere Geschichte. Durch ihre eigene Scheinidentität war es sehr einfach unter den Romulanern als Gleiche unter Gleichen zu leben. Sie war mit ihrer Rolle zu einer Einheit verschmolzen. Ihr Denken und Fühlen in romulanischen Normen war fast so wie die einer gebürtigen Romulanerin. Ihr gefiel das Leben auf Romulus. Es entsprach bei weitem mehr ihren eigenen Vorstellungen, als ein Leben in der Föderation und im Dienste von Starfleet. Die Erinnerungen an eine frühere Existenz verblassten zusehens mit den Jahren. Bereits nach kurzer Zeit wurde sie die Adjudantin von Admiral T'Sonn tr'Rhenthien. Ihr gefiel der Job und das ausgezeichnete Vorgesetzten-Untergebenen-Verhältnis und sie verehrte den Admiral. Durch ihn hatte Niya vor etwa 7 Jahren ihren späteren Mann kennen gelernt. Mit der Heirat fiel auch ihre Entscheidung, für immer auf Romulus zu bleiben. Alles schien perfekt zu sein, bis zu jenem Tag, als der Admiral sie über Tions Hinrichtung in Kenntnis setzte. Durch die kaltblütige Ermordung ihres Mannes, wegen einer politischen Äußerung, hatte Niya ein Vorgeschmack dessen bekommen, wovor sie bisher immer ihre Augen verschlossen hatte und was im romulanischen Imperium gang und gäbe war: Verleumdungen, Denunziationen und Hinrichtungen. Ihr persönliches Glück wurde durch einen Reigen des Hasses und des Misstrauens, der weder vor dem Alter noch vor gesellschaftlichem Status haltmachte, zerstört. Tion hatte nicht die geringste Chance, als er in die Hände des Tal Shiar fiel. Niya war sich nun bewußt, dass sie die ganzen Jahre über stets ihre Augen vor den Schattenseiten dieser Gesellschaft verschlossen hatte. Was sie ursprünglich an der romulanischen Gesellschaft so faszinierte, war der tiefe Gemeinschaftssinn und die völlige Gleichberechtigung der beiden Geschlechter. Das waren Dinge, die sie auf ihrer Herkunftswelt schmerzlich vermisst hatte. Abrupt wurde die junge Frau aus ihren Gedanken gerissen. Jemand war an die Untersuchungsliege herangetreten und hatte sie angesprochen. "Können Sie mich verstehen?" Niya wandte ihren Kopf zur Seite, um dem Sprecher ins Gesicht zu sehen. Ein attraktiver, dunkelhaariger Mann in einer rot-schwarzen Uniform, sah sie forschend an. Die junge Frau nickte bestätigte. "Ich bin Commander William T. Riker, Erster Offizier der USS Enterprise. Wir haben Sie an Bord unseres Schiffes gebeamt, da Ihre Lebenszeichen laut unserer Sensoren nicht stabil waren. Unsere Ärztin behandelt Ihre Wunden. Nennen Sie mir Ihren Namen und Rang!" Einige Sekunden lang musterte Niya ihren Gegenüber. Dunkle Emotionen regten sich in ihr. Was sollte sie Riker erzählen? Die Wahrheit?! Wem von den Starfleetoffizieren interessierten schon ihre Gründe?! Man würde sie wegen Verrats vor ein Kriegsgericht stellen und für die nächsten Jahre in eine Rehabilitationskolonie oder in ein Gefängnis stecken. Auf eine nähere Bekanntschaft mit diesen Einrichtungen legte Niya nicht den geringsten Wert. Sie entschloss sich zu einem Gemisch aus Lüge und Wahrheit. "Mein Name ist..." hier stockte Niya für einen kurzen Augenblick, der von den Anwesenden nicht unbemerkt blieb, "Carrie Kent, Leutnant. Ich war mehrere Jahre lang als Undercoveragent auf Romulus stationiert. Die jüngsten Entwicklungen auf militärisch-politischer Ebene, zwangen mich meine Mission umgehend zu beenden und mich abzusetzen. Nähere Auskünfte über meine Person und meinen Auftrag kann ihnen Admiral Hanson erteilen." Im Hintergrund hatte irgendjemand überrascht die Luft eingezogen, als Niya ihren terranischen Namen und den Starfleetrang angegeben hatte. Die Agentin hatte innerlich für einen Augenblick gezittert, brachte sich aber wieder schnell unter Kontrolle. Will Riker blickte die junge Frau sehr nachdenklich an. "Wir werden Ihre Angaben natürlich überprüfen. Bis dahin sind sie zur Behandlung ihrer Verletzungen und zur Korrektur ihrer chirurgischen Veränderungen am besten in der Krankenstation aufgehoben." Der Erste Offizier zögerte einen Moment, bevor er sich wieder an die Agentin wandte. "Haben Sie uns irgend etwas über die jüngsten Geschehnisse auf der romulanischen Seite der Neutralen Zone mitzuteilen?" Gespannt blickten die etwas hinter Riker stehenden Führungsoffiziere zu der jungen Frau. Niyas Gesichtsmuskeln zuckten leicht. Mit Schmerz dachte sie an das zerstörte Schiff, an den Admiral, den sie verraten hatte und an ihren Partner Tion. Innerhalb eines Tages hatte sie alles verloren, alles was ihr je im bisherigen Leben etwas bedeutet hatte. Gewaltsam zwang sie sich Rikers Frage zufriedenstellend zu beantworten. "Ich erhielt aus sicherer Quelle die Information über eine bevorstehende militärische Invasion, die einen Außenposten oder eine Kolonie der Föderation in diesem Sektor betraf. Bei meinem Versuch mich rechtzeitig von Bord des Flagschiffes abzusetzen, wurde ich von einem Sicherheitsoffizier überrascht. Durch den folgenden Kampf und dem Schusswechsel wurden mehrere Systeme des Bordcomputer schwer beschädigt und es kam zu schwerwiegenden Fehlfunktionen in der Antriebssektion. Nur wenige Minuten später, als mein Beiboot bereits den Warbird verlassen hatte, explodierte das Schiff. Die Romulaner sind jetzt dadurch mit anderen Dingen beschäftigt. Ich halte eine bevorstehende Invasion zum jetzigen Zeitpunkt für ausgeschlossen." Commander Riker begnügte sich fürs erste mit dieser Antwort. Er gesellte sich wieder zu den anderen Kommandooffizieren. Niya lehnte sich wieder bequem zurück und schloss erschöpft die Augen. Ihr weiteres Schicksal lag ab jetzt völlig in der Hand von Admiral Hanson. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)