A new generation von -Raven- ================================================================================ Kapitel 19: Phase 19: When the lightning strikes ------------------------------------------------ Phase 19: When the lightning strikes Als sie wieder wach wurde, saß Riley an ihrem Bett; er hielt noch immer ihre Hand, obwohl er inzwischen eingeschlafen war. Sie hatte ihn eigentlich nicht wecken wollen, doch als sie vorsichtig ihre Hand aus seiner zog, wachte er augenblicklich auf. „Guten Morgen“, wünschte sie ihm leise. „Guten Morgen. Alles klar?“ „Hast du das Kennzeichen des Engels notiert, der mich überfahren hat?“ „Takuro.“ „Ja, ich erinnere mich...“ Er sah sie besorgt an, hielt sich aber klugerweise mit Kommentaren jeglicher Art zurück. „Möchtest du frühstücken?“, fragte er statt dessen. „Nein. Ich glaube, ich kann jetzt nichts essen. Aber... könnte ich einen Tee bekommen?“ Das war also der Tag, an dem sie aus freien Stücken um einen Tee bat... die Apokalypse musste unmittelbar bevorstehen. „Natürlich.“ Er verließ das Zimmer; eigentlich hatte sie vorgehabt, sich aufzusetzen, doch sie schaffte es kaum, die Augen offenzuhalten. Ihre Lider waren schwer wie Blei, und alles verschwamm... Kraftlos ließ sie sich zurücksinken und war bereits wieder eingeschlafen, als Riley mit dem Tee zurückkam. Lächelnd betrachtete Riley seine Kollegin; anders als in der Nacht war ihr Schlaf nun tief und ruhig. Vielleicht konnte er es jetzt riskieren, sie kurz alleine zu lassen, um die Sache mit Kelly zu klären. Leise verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht war er auch nicht mehr besonders fit und schon gar nicht bereit für die ernsthafte Grundsatzdiskussion mit Misato, die nun unweigerlich folgen würde. „Riley, komm bitte ins Wohnzimmer.“ Er nahm auf dem Sofa Platz und bereitete sich innerlich auf eine furchtbare Standpauke vor. Misato musterte ihn forschend. „Was ist gestern Abend passiert?“ „Tia hat ein bisschen zu viel getrunken. Das ist alles.“ „Natürlich. Deswegen ist sie auch schreiend weggelaufen.“ „Sie ist im Moment etwas... überreizt. Sie hat... na ja... sie hat ihre Periode.“ „Und warum wolltest du mich nicht zu ihr lassen?“ Das war allerdings eine höfliche Untertreibung; Riley hatte sich zwischen Tia und die Tür gestellt und Misato mit Aussagen wie „Raus!“ und „Lass’ sie in Ruhe!“ hinaus komplimentiert. „Wie ich schon sagte: es ging ihr nicht besonders. Im Übrigen wäre ich dir sehr dankbar, wenn du sie schlafen lassen würdest. Sie braucht noch Ruhe.“ Die Subkommandantin zögerte. „Riley... War da was mit Takuro? Hat er sich danebenbenommen?“ „Darf ich jetzt bitte duschen gehen? Ich habe noch was zu erledigen.“ Erstaunlicherweise akzeptierte Misato den Themenwechsel widerspruchslos. „Ja, natürlich. Wolltest du nachher zu Kelly?“ „Ja. Wir haben noch etwas zu besprechen.“ „Soll ich dich zum Hotel fahren?“ Ihre plötzliche Freundlichkeit weckte sein Misstrauen, aber andererseits hatte sie gelegentlich solche Anwandlungen. „Ja, das wäre sehr nett von dir.“ „Kein Problem“, erwiderte sie eine Spur zu fröhlich. PALACE HOTEL, NEO-TOKYO 4 Nervös strich Riley sich eine noch vom Duschen feuchte, blauschwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und sah erneut auf seine Armbanduhr. Vor etwa zehn Minuten hatte er den snobistischen Hotelangestellten am Empfang gebeten, Kelly zu benachrichtigen, und bis jetzt war sie immer noch nicht aufgetaucht. Gerade als er zu hoffen begann, dass sie gar nicht mehr mit ihm sprechen wollte, umarmte ihn jemand von hinten. „Da bist du ja, Sweetheart!“, quietschte Kelly begeistert. Offenbar würde es doch schwieriger werden, als er gedacht hatte; sie war ihm noch nicht einmal mehr böse. Sanft löste er sich von ihr. „Kelly“, begann er ernst, „wir müssen reden.“ Weitere zehn Minuten später war aus dem sonst eigentlich recht netten Mädchen eine tobende, vor Wut sprühende Furie geworden. „Ist es wegen ihr? Wegen dieser magersüchtigen, überspannten Schlampe?“ Riley atmete tief durch und beschwor sich selbst, ruhig zu bleiben. „Ich weiß nicht, von wem du redest.“ NATÜRLICH wusste er es, aber so konnte er sich wenigstens einen Ansatzpunkt schaffen, um Kellys Gemeinheiten abzublocken. „Na, von dieser... wie war doch ihr Name? Langley!“ „Tia ist weder magersüchtig noch überspannt, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du sie nicht mit derart beleidigenden Ausdrücken wie ‚Schlampe‘ belegen würdest.“ „Dieses rothaarige Miststück...“ „Das reicht jetzt, Kelly! Es ist nicht wegen Tia – es ist wegen dir. Du bist... einfach niemand, den ich lange in meiner Nähe haben möchte.“ Er kam sich vor wie ein Untier, etwas derartiges so hart zu sagen... aber es entsprach der Wahrheit. Klar, Kelly hatte ihm rein optisch damals gut gefallen... aber da hatten sie ja auch noch nicht miteinander geredet. Und seit er Tia kannte, hatten sich seine Ansichten und Ansprüche im Bezug auf Mädchen gravierend verändert. „...“ Kelly starrte ihn für einen Moment sprachlos an; Tränen schimmerten in ihren Augen. „Du... du elender Mistkerl! Dann geh doch zu deiner Schlampe!“ Beinahe dankbar dafür, dass sie es ihm so einfach machte, wandte Riley sich ab. Wenn sie nur geweint hätte, wäre er wohl Gefahr gelaufen, Mitleid zu empfinden... so fühlte er nichts als Verachtung. Wortlos verließ er das das Hotel, ohne auf die Beleidigungen seiner Niemals- so- richtig- Freundin zu achten. Misato wartete bereits auf dem Parkplatz. „War es schlimm?“, erkundigte sie sich mitfühlend. „Nicht schlimmer als sonst“, erklärte er. Irgendwie fühlte er sich sogar befreit – bis er den Mann mit der dunkel getönten Brille auf dem Beifahrersitz bemerkte. „...“ „Oh“, meinte Misato entschuldigend, „ich dachte, es wäre ganz gut, wenn Dr. Nagisa sich mal mit Tia unterhält. Er ist Psychologe und hat sich auf Jugendliche mit telekinetischen Fähigkeiten spezialisiert.“ „Klar. Davon gibt es ja auch so viele“, bemerkte Riley zynisch. Misato warf ihm einen bösen Blick zu. „Steig jetzt bitte ein, damit wir nach Hause fahren können.“ „Danke, aber ich gehe zu Fuß.“ Er wandte sich ab. Misato riss die Fahrertür auf, lief hinter ihm her und hielt ihn zurück. „Was soll das?“, zischte sie wütend. „Du benimmst dich unmöglich!“ „Lass’ ihn nicht zu Tia.“ „WIE BITTE?“ „Wenn du ihn zu Tia lässt, kann ich für nichts mehr garantieren.“ „Wie meinst du das?“ „Sie wird total durchdrehen. Und das zu Recht.“ „Was hat das zu bedeuten?“ „Frag Dr. Nagisa.“ Damit schüttelte er ihre Hand, die noch immer auf seiner Schulter lag, ab und machte sich auf den Weg zur nahegelegenen Straßenbahnhaltestelle. MISATO KATSURAGIS PENTHOUSE „Herein“, rief Tia verschlafen. Misato steckte vorsichtig den Kopf ins Zimmer. „ Na, wie fühlst du dich?“ „Es ging mir schon mal besser.“ Sie gähnte und streckte sich ausgiebig. „Tia, ich habe jemanden mitgebracht, der gerne mit dir sprechen möchte.“ „Oh...“ „Keine Sorge, du kannst ruhig liegen bleiben, wenn dir danach ist.“ Erleichtert zog Tia die Decke etwas höher; sie war zwar nicht besonders scharf darauf, von irgend jemandem in dieser angeschlagenen Verfassung gesehen zu werden, aber noch weniger wollte sie jetzt aufstehen. „Wer ist es denn?“ „Dr. Nagisa ist Experte für Telekinese, genauer gesagt für telekinetisch begabte Jugendliche.“ Der Name kam ihr vage bekannt vor, doch sie konnte ihn nicht wirklich zuordnen. Misatos Umschreibung klang allerdings schon obskur genug. „Ein Seelenklempner?“ „Tia, bitte...“ „Na schön“, gab sie widerwillig nach. Je weniger sie zu diskutieren versuchte, um so schneller würde es vorbei sein – hoffte sie jedenfalls. Ihr Einverständnis währte allerdings genau so lange, bis Dr. Nagisa den Raum betrat. Eine Welle kalten Entsetzens erfasste sie. Glühende, purpurrote Augen und ein gefühlloses Lachen... „Nein! Nicht er!“ Ihre Kraft erwachte schlagartig. Feuer pulsierte durch ihre Adern und suchte seinen Weg nach draußen... Sie sprang auf. Ein heißer Luftzug wehte durch das Zimmer, als Tias Kraft frei wurde. „TIAIEL! HÖR SOFORT DAMIT AUF!“ Misatos Versuch, die EVA- Pilotin aufzuhalten, scheiterte kläglich. Blaue Funken tanzten in Tias Haaren, als sie langsam das Zimmer verließ und Kaworu Nagisa folgte, der ins Badezimmer gestürmt war, um seine brennende Jacke zu löschen. Als er Tia bemerkte, versuchte er zu fliehen, doch es war bereits zu spät: sie stand zwischen ihm und der Wohnungstür. „Nein... Tut das nicht... Ich bin nicht hier, um zu kämpfen... Ich möchte mit Euch reden!“ Seine Schuhe fingen Feuer. Gleichzeitig brannte die Glühbirne der Flur-Lampe mit einem seltsam dumpfen Knall durch. Die Luft wurde stickig und flimmerte wie an einem besonders heißen Tag. Tia lächelte, als Nagisa hektisch versuchte, sich seiner Schuhe zu entledigen. „Elender Verräter.“ „Bitte hört mir zu! Erinnert Euch! Ihr seid wie ich!“ „Wohl kaum.“ VERNICHTE IHN! Das Verlangen zu töten wurde immer stärker. Die Flammen in ihrem Inneren loderten auf... „Nein.“ Eine kühle Decke schien sich über ihr Feuer zu legen und ihm seine Macht zu nehmen. Er! Aber er ist doch... Tia hätte die Blockade höchstwahrscheinlich abschütteln können, doch dazu war sie momentan zu überrascht; dann erst bemerkte sie Riley, der wohl gerade die Wohnung betreten hatte und nun hinter ihr stand. „Tu es nicht.“ Sie drehte sich halb zu ihm um, und er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Riley, er ist...“ „Ich weiß, was er ist“, unterbrach er sie ruhig. „Du... du weißt...?“ „Ja. Und deswegen möchte ich, dass du es nicht tust.“ „Ich verstehe nicht...“ „Es ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt.“ „Verdammt, Riley, er ist ein...“ „Er gehört mir.“ „WAS?“ „Er hat die Schuld am Tod meines Bruders.“ Sie sahen einander lange in die Augen; schließlich nickte Tia beinahe unmerklich. „Er gehört dir, und du bestimmst Zeit und Ort. Du hast die älteren Rechte.“ Die Wohnungstür fiel zu; Nagisa hatte sich während ihres stummen Dialogs an den beiden Teenagern vorbei geschlichen und die Flucht ergriffen. später „Ich kann ein solches Verhalten einfach nicht dulden!“ Tia lehnte sich in ihrem Sessel zurück und betrachtete Misato mit unbewegtem Gesichtsausdruck. „So läuft das nicht! Du kannst nicht einfach so irgendwelche Zivilisten anzünden!“ „Er ist ein Engel.“ „Werd‘ jetzt nicht auch noch unverschämt!“ „Sie hat Recht, Misato. Nagisa ist tatsächlich ein Engel.“ „Riley, geh auf dein Zimmer!“ „Aber...“ „SOFORT!“ Seine hellen Augen verengten sich, als er zuerst Misato und dann Tia ansah. Tia nickte knapp, und er verließ den Raum. „Ich weiß nicht, wie du es fertiggebracht hast, aber offenbar hast du sogar Riley mit deinem unmöglichen Verhalten angesteckt. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ „Ich kann nur wiederholen, was ich bereits gesagt habe: Kaworu Nagisa ist ein Engel. Ein Pattern Orange. Glaube ich zumindest, aber ich könnte mich natürlich irren.“ „Du bist dir also noch nicht einmal sicher, dass er ein Engel ist? Und dann greifst du ihn an?“ „Das habe ich nicht gesagt“, korrigierte Tia ruhig. „Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob er ein Pattern Orange oder ein Pattern Blau ist.“ Jetzt hatte Misato endgültig genug. „Weißt du, Tia, in deiner Akte steht zwar sinngemäß, dass du etwas überspannt bist, aber dass du derartig...“ „Dass ich derartig WAS, Misato?“ „Achte bitte auf deinen Ton, junge Dame. Ich habe dir bis jetzt einiges durchgehen lassen, weil du eine gute EVA- Pilotin bist, aber ich warne dich: das gibt dir keine diplomatische Immunität. Ich bin immer noch deine Vorgesetzte.“ „Manchmal frage ich mich wirklich, warum.“ „Was war das?“ „Du hast mich schon verstanden.“ Tia stand auf und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. „Setz‘ dich sofort wieder hin!“, donnerte Misato. Sie bemühte sich, ruhig zu wirken, doch tatsächlich hatte sie sich noch nie so hilflos gefühlt. „Nein.“ „Das ist ein Befehl!“ „Ich stehe lieber.“ „Gut. Wie du willst. Du hast eine Woche Hausarrest.“ Das Mädchen musterte sie kalt. „Wie erbärmlich. Du bist genau wie meine Mutter: wenn dir die Argumente ausgehen, lässt du einfach die Vorgesetzte raushängen.“ „Erbärmlich? Ich bin erbärmlich?“ „Ja.“ „Und du bist eine rotzfreche Göre, die sich einbildet, die Weisheit mit der Schöpfkelle gefressen zu haben! Und nicht nur das, du trinkst auch noch maßlos viel Alkohol und nimmst Drogen! Und so was schimpft sich EVA- Pilotin!“ „Erstens nehme ich keine Drogen...“ „Die Untersuchung deiner Blutwerte von gestern sagt etwas anderes. Wie erklärst du dir das?“ „Das war Takuros Schuld.“ „Natürlich!“, höhnte Misato. „Lass‘ mich ausreden! Zweitens brauchst ausgerechnet DU mir nichts über maßlosen Alkoholkonsum zu erzählen. Wer hängt denn schon morgens mit der Bierdose in der Hand in seinem Büro herum? Wenn ich deine Maßstäbe anlegen würde, müsste ich jetzt sagen: ‚Und so was nennt sich Subkommandantin‘. “ „Dein Benehmen ist absolut unmöglich! Allein schon diese Klamotten! Das ist doch mehr Luft als alles andere! Du läufst herum wie eine... wie eine schlechte Mischung aus Fidel Castro und Madonna in ihrer Anfangszeit!“ „Ach. Im Gegensatz zu mir hast DU natürlich einen exzellenten Geschmack, was Kleidung anbelangt.“ „Was willst du damit sagen?“ „Nichts. Ich finde es nur unpassend, dass du in Klamotten herumläufst, für die sogar ich schon zu alt bin.“ „Ich bin zu alt für meinen Kleidungsstil?“ „Exakt. Und daran ändern deine Verjüngungshormon – Pflaster auch nichts!“ „Moment mal! Es ist inzwischen völlig normal, dass man solche Hormone nimmt...“ „Es ist ja nicht nur deine Kleidung. Du kritisiert MEIN Verhalten? Beobachte dich mal.“ „Das reicht jetzt wirklich! Du hast den ganzen nächsten Monat Hausarrest! Keine Treffen mit deiner Clique, keine Experimente im Labor und kein Kampfsporttraining! Hast du mich verstanden?“ „Sicher. Du hast ja auch laut genug geschrien.“ Sie wandte sich ab. „Bist du fertig, oder fällt dir noch etwas ein?“ „Und ob. Du übernimmst außerdem sämtliche Hausarbeiten. Genügend Zeit hast du ja.“ Tia salutierte spöttisch und ging auf ihr Zimmer, ohne sich umzusehen. Misato seufzte; sie musste jetzt dringend mit Ritsuko sprechen. Sie hasste es, Tia mit Hausarrest zu bestrafen, aber sie wusste sich einfach nicht anders zu helfen. Mit einem verstohlenen Blick auf Pen-Pen, der den Streit mit wie immer übellaunigem Gesichtsausdruck beobachtet hatte, ging sie in die Küche, um sich ein Bier zu holen. „Es lebe der maßlose Alkoholkonsum!“ Als sie Pen-Pen zuprostete, warf ihr der Pinguin nur einen nahezu verächtlichen Blick zu und watschelte in Richtung von Tias Zimmer davon. „Dann eben nicht.“ Am nächsten Morgen – es war Sonntag – stand Tia demonstrativ um sechs Uhr morgens auf und putzte möglichst laut klappernd und scheppernd die beiden Badezimmer und die Küche. Misato steckte schlaftrunken den Kopf auf den Gang hinaus. „Was zur Hölle machst du da?“ Tia nahm Haltung an, salutierte und sagte kalt: „Ma’am, ich erfülle meine Aufgaben, Ma’am!“ Türenknallend zog sich die Subkommandantin wieder in ihr Zimmer zurück, was Tia dazu veranlasste, lautstark ‚Morning has broken‘ zu singen, während sie den Flur putzte. So leicht würde Misato sie nicht klein kriegen; in ihrer Ausbildungszeit beim Militär hatte sie vermutlich mehr geputzt und Kartoffeln geschält als die Subkommandantin in ihrem gesamten Leben. Dabei hatte sie auch gelernt, dass sich die Arbeit wesentlich leichter erledigen ließ, wenn man dabei sang; die wirklich schmutzigen Soldatenlieder würde sie allerdings erst im Laufe der nächsten Tage vortragen. Energisch hämmerte sie an Misatos Tür. „Haben Sie Schmutzwäsche, Ma’am?“ „Du willst doch wohl nicht um diese Zeit waschen!“ „Warum nicht? Bei den Wäschemengen?“ Misato reichte ihr schweigend ein Bündel Wäsche. „Danke, Ma’am.“ So leid es ihr tat – Riley würde ihr nächstes Opfer sein. Bei dem Krawall, den sie bis jetzt veranstaltet hatte, war er vermutlich sowieso schon wach. Trotz allem machte sie ihm das Zugeständnis, wesentlich sanfter an seine Zimmertür zu klopfen. „Herein.“ Er klang verschlafen – kein Wunder. Tia betrat das Zimmer. „Tut mir leid, dass ich dich so früh wecken muss, aber ich sammle gerade Schmutzwäsche. Hast du welche?“ „Es ist Sonntag!“ „Ja. Und Misato war der Meinung, mich für den Rest des Monats zur Hausarbeit verdonnern zu müssen.“ „Was?“ Seufzend ließ sie sich auf der Bettkante nieder und berichtete ihm von der hässlichen Szene am vorigen Abend. „Heavens...“ „Ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin, Riley. Aber sie hat angefangen!“ „Hm... Du würdest dich also nicht bei ihr entschuldigen?“ „Doch. Aber nur, wenn sie sich zuerst bei mir entschuldigt.“ Er sah sie nachdenklich an; zu ihrem Ärger spürte sie, dass sie rot wurde. „Riley, sie hat mich sinngemäß eine überspannte, rotzfreche Göre genannt. Und das war noch das harmloseste!“ „Ich verstehe, dass du sauer bist. Natürlich bist du zu weit gegangen, aber das wäre ich in dieser Situation auch. Auch wenn du dich vergessen hast: im Prinzip hast du recht.“ Er angelte nach seinem ordentlich über die Lehne seines Bürostuhls gehängtem T-Shirt vom Vortag. „Dann lass’ uns mal die Bude auf den Kopf stellen.“ „Ich verstehe nicht ganz...“ „Wir sind doch ein Team, oder?“ „Na ja... Schon.“ „Siehst du? Wer dich angreift, greift gleichzeitig Dave und mich an.“ „Das heißt?“ „Das heißt, dass wir beide jetzt das Wohnzimmer aufräumen.“ Er grinste spitzbübisch. „Du kennst nicht zufällig ein nettes Militärlied?“ „Doch. Aber wenn wir das singen, lässt sie uns sofort erschießen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)