A new generation von -Raven- ================================================================================ Kapitel 16: Phase 16: Project "Pyjama Party" -------------------------------------------- Phase 16: Project „Pyjama-Party“ OBERSCHULE NORD, NEO-TOKYO 4 Tia hatte ernsthafte Bedenken gehabt, nach diesen Ereignissen noch einmal in der Schule aufzutauchen, aber andererseits war es ganz und gar nicht ihre Art, vor etwas davonzulaufen. Also hatte sie die Zähne zusammengebissen und war am nächsten Tag wie immer mit David zur Schule gegangen. Notfalls konnte sie die pubertierenden Idioten ja einfach ignorieren. Abgesehen davon verbesserte der Gedanke an Rileys bevorstehende Entlassung aus dem NERV- Krankenhaus ihre Laune erheblich. Vor der Tür des Klassenzimmers berührte David zaghaft ihren Ellenbogen. „Irgendwie ist mir nicht ganz wohl dabei.“ Sie seufzte. „Mir auch nicht, Dave. Aber sie können ja wohl nicht schlimmer sein als der letzte Engel, oder?“ Gemeinsam betraten sie die Klasse. Natürlich mussten die Idioten tuscheln und Gerüchte verbreiten, wie immer. Tia tat, was sie sich vorgenommen hatte: sie ignorierte ihre Klassenkameraden einfach. Unbeeindruckt ließ sie sich an ihrem Platz nieder und packte ihren Computer, ihren Notizblock und den Kugelschreiber aus. Hurra, Geschichte. Seufzend rief sie die entsprechende Datei in ihrem Computer auf. Hoffentlich besprachen sie heute mal etwas Interessantes. Aha. Für heute war also der Russischjapanische Krieg vorgesehen. Zur Abwechslung doch mal Gewalt und Gemetzel. Vermutlich hatte der Lehrer wieder ein paar besonders hübsche und detailgetreue Bilddateien vorbereitet. Typisch menschlich, eben. Ein Schatten fiel auf ihren Tisch, und Tia hob den Kopf, bereit, eine Konfrontation durchzustehen. „Ohayo gozaimasu, Tia“, begrüßte Hitomi sie freundlich. „Ohayo, Hitomi.“ Die Soldatin traute dem Braten ganz und gar nicht; Hitomi war zu jedem freundlich oder versuchte es zumindest. Galt das auch für wildgewordene Pyrokinetikerinnen? Das mit dem Freundschaftsangebot konnte sie wohl jetzt vergessen. Aber es war schön gewesen, wenigstens eine Weile so zu tun, als könne sie ein normales Leben führen... „Wie geht es dir?“ „Ich lebe.“ Demonstrativ begann Tia, in ihrer Tasche herumzuwühlen, doch Hitomi ließ sich auf der Tischkante nieder, statt sich abwimmeln zu lassen. „Es war mutig von dir, dich mit Nobu anzulegen.“ „Von wegen. Wenn man eine Organisation wie NERV im Rücken hat...“ „Kommandant Ikari war aber sehr daran gelegen, wirklich die Wahrheit herauszufinden. Er hätte wohl nicht auf Nobus Entlassung bestanden, wenn es so vorgefallen wäre, wie Nobu es erzählt hat.“ „Hitomi... Es tut mir leid, dass du da hineingezogen worden bist. Ich war einfach nur wütend, weil ich mir so einen Mist immer und immer wieder anhören muss.“ Die Klassensprecherin schwieg einen Moment, bevor sie leise sagte: „Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muß, Tia-san.“ Da haben wir es doch: '-san' statt '-chan', eine verlegene Entschuldigung... Wie aus dem Lehrbuch. „Es ist in Ordnung, Hitomi. Vergiss es einfach. Es... Ich verstehe das.“ Erst, als das andere Mädchen ihr einen verwirrten Blick zuwarf, dämmerte es Tia, dass sie da möglicherweise doch etwas falsch verstanden hatte. „Ich finde es nicht okay. Ich hätte etwas sagen müssen. Immerhin bist du meine Freundin.“ Diese unglaublich treuherzig hervorgebrachte Aussage traf Tia härter, als jede Beleidigung es vermocht hätte. „...“ Aus einem Reflex heraus umarmte die EVA-Pilotin die Japanerin, über sich selbst verwundert und den durch ihre Handlung verursachten Aufruhr im Klassenraum ignorierend. Sie fand keine Worte, die gepasst hätten... „Danke“, flüsterte sie schließlich. Danke für alles. Für dein gutes Herz... für deine Freundlichkeit. Danke, dass du trotz allem meine Freundin sein willst. Trotzdem gab es da noch eine Frage, die sie stellen musste... einfach, um sicherzugehen. „Hast du... jetzt Angst vor mir, Hitomi?“ „Nein. Warum denn?“ Die Antwort kam so spontan und offen, dass sie nur ehrlich gemeint sein konnte. „Du bist deswegen doch kein anderer Mensch. Du bist, wie du bist – und ich hatte doch vorher auch keine Angst vor dir.“ Erneut spürte Tia diesen in letzter Zeit so vertrauten Kloß im Hals und dieses verräterische Brennen in den Augen. Wenn ich nicht aufpasse, mutiere ich noch zur Heulsuse. Statt etwas dümmlich-sentimentales von sich zu geben, räusperte sie sich. „Damit scheinst du leider ziemlich allein zu sein. Sieh sie dir doch an: sie scheinen nur darauf zu warten, dass ich die Vorhänge in Brand setze.“ „Du musst ihnen einfach etwas Zeit geben, sich daran zu gewöhnen. Sie sind nicht dumm... Na ja, die meisten zumindest nicht“, fügte die Klassensprecherin mit einem Seitenblick auf Nonaka hinzu. Unwillkürlich musste Tia lachen; Hitomis hintergründiger Humor verblüffte sie immer wieder. Offenbar war an dem Sprichwort mit den tief gründenden stillen Wassern durchaus etwas dran... „Ich wollte dich noch etwas fragen, Tia-chan.“ Etwas verunsichert sah die Dunkelhaarige auf ihre Hände. „Ja?“ Was kommt denn jetzt? „Ich gebe am Freitag eine Party. Ich fände es schön, wenn du dabei wärst.“ Tia ließ völlig verblüfft ihren Kugelschreiber fallen; das war das erste Mal, dass sie von jemand Gleichaltrigem zu einer Party eingeladen wurde. Streng genommen war es die erste richtige Party, zu der sie eingeladen wurde; die wüsten Aktionen mit den Mitgliedern ihrer Einheit konnte man wohl nicht als Party zählen, Davids Exzesse fanden nun einmal zufällig in der gemeinsamen Wohnung statt, und die Geburtstagsfeiern waren Pflichtveranstaltungen. „Eine... Party.“ „Es wird nur eine kleine Pyjamaparty. Megumi, Yuri, Sakura, Noriko und Miyuki werden auch da sein.“ „Bist du sicher? Auch, wenn ich dabei bin?“ „Wenn nicht, machen wir beide uns einen gemütlichen Abend.“ Hitomi berührte schüchtern Tias Arm. „Es ist mir wichtig, dass du dabei bist.“ Eine Pyjamaparty? Reden über Jungs, Ausprobieren von Make-up, schlechte Gruselgeschichten, hirnlose Spielchen à la ‚Wahrheit oder Pflicht‘? Eine Mädchenparty wie in diesen schlechten amerikanischen Serien? Tia atmete tief durch – und nickte dann. „Wenn du dir wirklich sicher bist...“ „Natürlich bin ich mir sicher“, erklärte Hitomi energisch. „Du wirst sehen, es wird bestimmt lustig!“ WOHNUNG DER FAMILIE SUZUHARA, NEO-TOKYO 4 Als ob es nicht seltsam genug gewesen wäre, dass Tia sich bereit erklärt hatte, an einer Mädchenparty teilzunehmen: sie half Hitomi nun auch noch, das Ganze vorzubereiten. Sie war direkt nach der Schule mit der Klassensprecherin nach Hause gegangen, um zu kochen, Dekorationen anzubringen, Videos auszusuchen und so weiter. Misato war natürlich hocherfreut gewesen, während David ausgesprochen abwegige Vermutungen über die Aktivitäten des Abends geäußert hatte – was ihm zielsicher den Zorn der Kommandantin eingebracht hatte. Nun, den Balkon mit der Zahnbürste zu schrubben war auch eine Art, den Freitagabend zu verbringen... Ein wenig schadenfroh war Tia schon ob des Schicksals ihres Kollegen. Vielleicht tat ihm der Denkzettel mal ganz gut... Ein wenig befangen hatte sie Hitomis Zuhause betreten; zwar wusste sie aus Lehrbüchern, wie man sich in der Wohnung eines Japaners korrekt verhielt, doch das hier war ihre erste Erfahrung in „freier Wildbahn“. Ihre Freundin hatte sich alle Mühe gegeben, ihr die Situation zu erleichtern: plaudernd und scherzend hatte sie die Soldatin in der Wohnung herumgeführt. Bei dieser Gelegenheit hatte sie auch Hitomis Eltern kennengelernt, die entgegen Hitomis Informationen noch zu Hause waren – und überrascht feststellen müssen, dass sowohl Toji als auch Hikari Suzuhara Klassenkameraden ihrer Mutter Asuka gewesen waren. Toji äußerte sich in ausgesprochen bitteren Worten über das EVA-Projekt; als er aufstand und in der Küche verschwand, sah Tia, dass sein linkes Bein durch eine Prothese ersetzt worden war. „Nimm es nicht persönlich, Tia“, sagte Hikari Suzuhara leise. „Er hat nichts gegen dich. Es ist nur... es hat damals einen schlimmen Unfall gegeben, und Toji wurde schwer verletzt.“ „Ich... verstehe.“ Unter diesen Umständen überraschte Tia die Verbitterung des Mannes nicht. „Bitte nimm ihm seine Unhöflichkeit nicht übel. Du bist hier jederzeit herzlich willkommen. Aber bitte erzähl, wie geht es deiner Mutter?“ Hitomi räusperte sich verlegen. „Mutter, bitte...“ Ihrer Freundin einen raschen, beruhigenden Blick zuwerfend, schluckte Tia hart. „Meine Mutter ist tot, Suzuhara-san. Sie starb bei dem großen Bombenangriff im Jahr `31.“ „...“ Schockiert sah Hikari sie an. „Asuka ist...? Oh Tia, das tut mir leid...“ Noch ehe der Sergeant ausweichen konnte, fand sie sich in einer herzlichen Umarmung wieder. „Es muss sehr schwer für dich sein... Bitte, fühl dich hier wie zuhause.“ Es musste ein gutes Gefühl sein, eine so liebevolle Mutter wie Hikari zu haben... und trotzdem war Tia froh, als sie und Toji sich verabschiedeten und wie geplant zu ihren Verwandten nach Kobe aufbrachen. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, als Hitomi schon begann, sich zu entschuldigen. „Es tut mir leid, Tia-chan... Ich wusste nicht, dass sie deine Mutter kannten. Und es tut mir auch leid, dass mein Vater sich aufgeführt hat wie der letzte Mensch... und...“ „Hey. Es ist okay. Ich kann deinen Vater verstehen. Und deine Mutter ist sehr lieb.“ Schuldbewusst sah die Klassensprecherin die Rothaarige an. „Bitte... nicht traurig sein...“ „Nein... es ist interessant, zu erfahren, wie meine Mutter früher war. Eigentlich habe ich sie kaum gekannt. Es war, als hätte deine Mutter von einer Fremden erzählt...“ Nachdenklich schüttelte Tia den Kopf. Sie würde später darüber nachdenken, vielleicht weitere Gespräche mit dem Ehepaar Suzuhara führen... aber heute hatte sie eine Mission. „Was muß noch vorbereitet werden?“ Hitomi schien etwas verunsichert ob der raschen Art zu sein, mit der Tia das Thema beiseite schob, reichte ihr jedoch eine quietschbunte Lichterkette mit Katzenmotiven. Sehr geschmackvoll... „Du bist größer als ich... könntest du sie vielleicht anbringen?“ Während die Soldatin in einer anatomisch nahezu unmöglichen, verrenkten Haltung auf der Leiter balancierte, um die Scheußlichkeit unter der Decke zu befestigen, fiel ihr noch etwas ein. „Was haben die anderen eigentlich gesagt?“ „Oh, Megumi hat beinahe in den Tisch gebissen. Die anderen haben es recht gelassen aufgenommen.“ „Also brauche ich nicht mit einem Killerkommando zu rechnen?“ „Nein. Höchstens mit ein paar dummen Fragen. Aber das bekommen wir auch noch hin.“ „Wenn du meinst...“ Tia war sich da nicht so sicher, aber sie wollte Hitomi nicht ständig widersprechen. Vielleicht war ja tatsächlich ausnahmsweise einmal Optimismus angebracht. Einige Stunden später, als die Party bereits in vollem Gange war, bat Hitomi die EVA- Pilotin, ihr kurz in der Küche zu helfen. Das war natürlich nur ein Vorwand, um allein mit ihr sprechen zu können. „Und?“, erkundigte die Klassensprecherin sich besorgt. „Wie fühlst du dich?“ „Gut“, musste Tia zu ihrem eigenen Erstaunen zugeben. Sie hatte das schlimmste befürchtet: entweder Ausgrenzung, gezwungene Höflichkeit... oder dass das ganze zu einer Art Freakshow ausarten würde. Nichts davon war eingetroffen. „Es ist... lustig.“ Noriko platzte herein und machte damit jedes vertrauliche Gespräch unmöglich. „Megumi will unbedingt Wahrheit oder Pflicht spielen. Was meint ihr?“ Tia grinste schief; genau das hatte sie befürchtet. Aber wenn sie nicht vor einem Engel davonlief, konnte sie jetzt nicht wegen einem Partyspiel damit anfangen. Zuerst waren die Fragen noch recht harmlos. „Hast du schon mal einen Jungen geküsst?“ „Wann war das?“ „Bist du verliebt?“ Gerade als Tia anfing, sich zu entspannen, sprach Megumi sie an. „Tia? Wahrheit oder Pflicht?“ Da ‚Pflicht‘ vermutlich darin bestehen würde, einen Trottel wie Iwasaki anzurufen und ihm ein Liebesgeständnis zu machen... „Wahrheit“, entschied sie seufzend. „Bist du in Riley Thornton verliebt?“ „WIE BITTE?“ Tia hätte sich vor Lachen beinahe an ihrer Cola verschluckt. „Nein. Wieso?“ „Ach komm, uns kannst du es doch erzählen!“ „Wir sind Kollegen. Das ist alles.“ „Tatsächlich?“, hakte Yuri nach. „Na schön, wir verstehen uns ganz gut. Mehr aber auch nicht.“ Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Was war bloß mit ihr los? Es ging hier um Riley, um Mister „Ich vergesse permanent die Zahnpastatube zuzudrehen und rede im Schlaf“. Was für eine Frage! Das schrie eindeutig nach Rache. „Yuri. Wahrheit oder Pflicht?“ „Ähem... Wahrheit.“ „Na gut. Wo wir schon mal dabei sind: was war das eigentlich am Montag mit Tamono in der Besenkammer?“ Noch später sahen sie sich uralte, lächerliche Horrorfilme an und probierten dabei verschiedene Schönheits-Tipps aus diversen Mädchenzeitschriften aus. Miyuki sah mit ihrer Gurken-Tonerde-Maske wesentlich erschreckender aus als das sogenannte ‚Monster‘ in dem Film „Das Ding aus dem Sumpf“, Sakuras Haare standen nach dem Einsatz von Lockenwicklern zu Berge wie nach einem Stromschlag, und Tia betrachtete zweifelnd ihre giftgrün lackierten Fingernägel. „Ich weiß ja nicht...“ „Was ist denn?“, erkundigte Noriko sich. „Das ist jetzt der letzte Schrei!“ Von Megumi kam ein Quietschen, da sie aus Versehen in die Schale mit den Tonerderesten gegriffen hatte. „Stimmt. Er ist nicht zu überhören.“ Sowohl Tia als auch Noriko mussten lachen, was Megumi mit einem beleidigten Blick quittierte – das reizte ihre Mitschülerinnen allerdings nur noch mehr zum Lachen. Schließlich gab Megumi auf und lachte mit – wohl das Beste, was sie in dieser Situation tun konnte. Nach „Das Ding aus dem Sumpf“ kam es noch schlimmer: „Blair Witch Project“, ein Film von 1999. Tia hielt ihn zuerst für eine Komödie, bis sie die Hülle mit der Inhaltsangabe in die Finger bekam. „Das nennen die Horror?“, erkundigte sie sich ungläubig und pflückte mit spitzen Fingern eine verirrte Gurkenscheibe aus ihrem Haar. „Also, ich finde es total gruselig!“, meinte Miyuki schaudernd. „Gruselig?! DAS da?“ Sie brach vor Lachen fast zusammen, als die Protagonisten – mal wieder – ziellos im Wald herumirrten. „Du hast wirklich eine komische Art von Humor“, bemerkte Megumi spitz. „Sie muss ja auch mit dir in eine Klasse gehen“, grinste Noriko. „Da kann sie ja gar nicht anders, als einen makaberen Humor zu entwickeln.“ Das war endgültig zu viel: brüllend vor Lachen kippten die schon etwas angetrunkenen Mädchen von der Couch bzw. den Sesseln und landeten auf dem Teppich. Miyuki und Sakura bekamen einen Lachkrampf, Megumi ertränkte ihr hyänisches Gelächter in einem weiteren Glas Sake und bewarf Noriko – verständlicherweise völlig ergebnislos – mit einer Hand voll Konfetti. Tia nutzte den allgemeinen Aufruhr, um auf den Balkon zu entwischen und ein Zigarette zu rauchen; die Dummheit der „Blair Witch“- Darsteller hielt sie nämlich im Kopf nicht mehr aus. Bereits wenig später gesellte Noriko sich zu ihr. „Was hast du?“, wollte sie wissen. „Hm?“, machte Tia überrascht. „Na ja... Warum bist du raus gegangen? Ist dir nicht gut? Oder... fühlst du dich mit uns nicht wohl?“ „Ich wollte eigentlich nur eine Zigarette rauchen. Außerdem kann ich diesen Film nicht mehr lange ertragen, ohne bösartige Kommentare abzugeben.“ „Oh.“ Noriko schien erleichtert zu sein. „Ich finde ihn auch nicht gruselig.“ Sie zögerte. „Hast du... eine Zigarette für mich?“ Tia zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Ich erzähle das normalerweise nicht, weil Megumi... Sie ist ja so ganz lieb, aber sie ist eine furchtbare Klatschtante...“ „Verstehe. Radio Tokyo“, bemerkte die EVA- Pilotin, als sie ihrer Klassenkameradin eine Zigarette gab. „Danke. Ja, genau so. Und wenn meine Eltern mitbekommen, dass ich rauche, bin ich so gut wie tot.“ „Hm.“ „Was sagen eigentlich deine Eltern dazu?“ Irgendwie schien 'Familie' das Thema das heutigen Tages zu sein... Langsam schüttelte sie den Kopf. „Meine Mutter ist tot. Einen Vater habe ich nicht. In dieser Richtung habe ich also keinen Stress.“ Betroffen legte Noriko eine Hand auf ihre „Das tut mir leid...“ „Ja, mir auch. Manchmal, jedenfalls. Aber man gewöhnt sich dran.“ Eine seltsame Situation... wie auch Hitomi schienen die anderen Mädchen hier wirklich zu meinen, was sie sagten... und Megumi war zwar nicht die hellste, aber auf ihre Weise genauso liebenswert wie der Rest der Gruppe. Wie auf ein geheimes Signal kamen die anderen nach draußen. „Ha! Ich wusste es!“ Megumi schien sehr zufrieden mit sich zu sein, als sie Noriko die Zigarette abluchste und einen tiefen Zug nahm. „Erwischt!“ Noriko streckte ihr ganz undamenhaft die Zunge heraus und eroberte das Suchtmittel zurück, es kichernd aus der Reichweite ihrer Freundin haltend. Rette sich, wer kann... eine typische Mädchenclique. Tia lächelte amüsiert, als sie der spielerischen Balgerei zusah. Vielleicht war die Entscheidung von Rileys Eltern, ihren Sohn eine normale, ungekürzte Schullaufbahn durchlaufen zu lassen, vernünftiger gewesen als Asukas Leistungsdruck. Wenn sie mehr Kontakt mit Gleichaltrigen gehabt hätte... „Untersteh‘ dich, jetzt depressiv zu werden!“, mahnte Miyuki empört und drückte ihr ein Glas Sake in die Hand. „Hatte ich nicht vor.“ „Dann ist es ja gut. Schließlich haben wir einen Grund, kräftig zu feiern.“ „Hm...?“ Das war ihr jetzt nicht ganz geheuer. „Sie hat recht – wir müssen schließlich feiern, dass du zu uns gefunden hast“, verkündete Yuri, Tia um den Hals fallend. „Und jetzt komm mit – wir wollen uns schmalzige Liebesfilme angucken.“ Widerspruchslos ließ Tia sich ins Wohnzimmer ziehen. Was auch immer kommen würde: dieser Abend würde ihr noch lange im Gedächtnis bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)