Ist was, Liebling? von Cat_in_the_web (Robert + Tyson) ================================================================================ Kapitel 5: Tischmanieren und ein gestresster Franzose ----------------------------------------------------- Titel: Ist was, Liebling? Teil: 5/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Beyblade Rating: P12 Slash Pairing: Robert + Tyson Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Beyblade. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Ich möchte mich bei all denen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben, diese Fanfic bisher zu kommentieren: Vicky, lady_j, Angel-Juna, anni_ta, Kasandra, Goldmaus, Dranza-chan und nai-chan! -------------------------------------------------- Ist was, Liebling? von Cat in the web Kapitel 5: Tischmanieren und ein gestresster Franzose Nachdem die Begrüßung vorbei war, bewegte sich die Gruppe der Blader einschließlich Robert's Eltern zum Schloss. In der Eingangshalle wurden sie bereits von Bediensteten erwartet, die ihnen ihr Gepäck abnahmen und sie zu ihren Zimmern führten. Robert's Mutter hatte ihrem Sohn verkündet, dass sich seine Eltern mit ihm und Tyson nach dem Abendessen im Teesalon zusammensetzen würden, um sich besser kennen zu lernen. Sowohl Robert als auch Tyson graute es bereits davor. Der Butler, der sich als Alexander von Wern vorstellte, hatte die Zimmer für die Blader vorbereiten lassen. Eine kleine Unzulänglichkeit musste er jedoch eingestehen. Im Schloss gab es nicht genug Schlafzimmer für alle Blader, so dass sie sich je zu zweit ein Schlafzimmer und das darin befindliche große Bett teilen mussten. Von dieser Sache waren nur Robert und Tyson ausgenommen! Obwohl diese beiden verheiratet waren, bekamen sie zwei Schlafzimmer nebeneinander, die allerdings eine Verbindungstür hatten, so dass man von einem Zimmer direkt in das andere gehen konnte. Na ja, und da es einundzwanzig Blader waren, gab es einen, der ein Einzelzimmer bekommen konnte. "Anscheinend muss man hier verheiratet sein, um ein Schlafzimmer für sich alleine zu bekommen." frotzelte Eddy, allerdings so leise, dass ihn der Butler Alexander, der einen etwas versnobten Eindruck machte, nicht hören konnte. Der Rest der Blader teilte sich schnell auf die verbliebenen Zimmer auf. Mariah und Emily bekamen als einzige Frauen unter den Bladern ein Zimmer für sich. Enrico und Oliver gingen ebenfalls zusammen in ein Zimmer, desgleichen Max und Kenny sowie Michael und Eddy. Ian und Kevin, die sich seit der Party sehr gut leiden konnten, wollten auch zusammen in ein Zimmer. Das nutzten Gary und Spencer, um eine Zimmergenossenschaft zu bilden, da sie beide eher ruhige Typen waren und sich ein wenig Ruhe vor ihren jüngeren Teamkollegen erhofften. Lee und Ray teilten sich auch ein Zimmer. Streit gab es zwischen Kai und Johnny, die beide das Einzelzimmer für sich wollten. Aber wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich ein Dritter, und dieser Dritte war in diesem Fall Steve, der sich in dem Einzelzimmer breit machte, bevor Kai und Johnny mit streiten fertig waren (was sowieso nie geschehen wäre). Bevor die beiden Streithähne sich auf Steve stürzen konnten, schritt Tala ein und drohte ihnen, dass sie sich ein Zimmer teilen müssten, wenn sie nicht sofort mit streiten aufhörten. Diese Drohung ließ sie augenblicklich verstummen, und Tala teilte die restlichen zwei Zimmer auf. Bryan und Kai teilten sich ein Zimmer, während es Tala auf sich nahm, mit dem temperamentvollen Schotten in einem Bett zu schlafen. "Komm ja nicht auf dumme Ideen, Tala, sonst reiße ich dir die Eier ab. Dann kannst du bei den Weibern nächtigen." drohte ihm Johnny, während er an ihm vorbei in ihr Zimmer marschierte. Tala rollte nur genervt mit den Augen. "Für dumme Ideen scheinst mir eher du zuständig zu sein, McGregor. Nach dem, was ich hörte, warst du derjenige, der als Erster die Idee hatte, nur in Unterwäsche durch das Kaufhaus zu rennen." Das brachte Johnny erneut erfolgreich zum Verstummen. *** Robert stand am Fenster seines Zimmers und sah hinaus. Von seinem Fenster aus konnte er zum Ufer des Sees sehen, dort wo Lilienstadt lag und auch der Kai, an dem die Fähre andockte, wenn sie vom Schloss zum Festland fuhr. Und dort standen jede Menge Leute, hauptsächlich Reporter, wie ihm von seinen Eltern mitgeteilt wurde. Das Schloss stand eindeutig unter Belagerung. Ein Klopfen an der Verbindungstür riss ihn aus seinen Gedanken. Die Tür öffnete sich, als er sich umdrehte, und Tyson steckte seinen Kopf ins Zimmer. "Robert?" fragte der jüngere Blader ungewöhnlich schüchtern. Robert unterdrückte ein Lächeln. Es war nicht standesgemäß für seinen Rang, gar zu viele Emotionen zu zeigen, aber Tyson sah einfach niedlich aus, wie er seinen Kopf durch den Türspalt steckte und ihn aus großen Augen fragend ansah. ,Andererseits könnte ich ruhig ein wenig häufiger Lächeln.' dachte Robert. ,Es würde meinem Ruf gewiss nicht schaden.' "Tritt ruhig ein, Tyson." forderte er den Jüngeren auf. "Dieses Schloss ist groß. Die Decke befindet sich mindestens drei Meter über mir." sagte Tyson ein wenig verlegen. "Das ist noch gar nichts. In den Festsälen dieses Schlosses kann die Decke noch höher über dem Boden sein. Es gibt sogar einen Saal hier, der bis hinauf zur Decke des nächsten Stockwerkes geht, und ich meine nicht die Eingangshalle." meinte Robert ein wenig abwesend und setzte sich auf die Bettkante des großen Himmelbettes, das an einer Wand stand. "Aha." Tyson rieb sich mit einer Hand den Hinterkopf und lächelte Robert breit an. Robert wusste genug über Tyson's Verhaltensweisen, um zu erkennen, dass dies ein Signal für Verlegenheit war. Daher fügte er hinzu: "Lass dich nicht einschüchtern von bloßen Räumlichkeiten. Dies ist nur ein Schloss von vielen. Stell es dir einfach als großes Haus vor." "Ist gut." sagte Tyson, doch es klang nicht so ganz überzeugt. Robert klopfte mit einer Hand auffordernd neben sich auf das Bett, und Tyson setzte sich neben ihn. Der Jüngere ließ seine Hände über den kostbaren Stoff der Decke gleiten, die über dem Bett lag, dann glitt sein Blick unruhig über den Raum. Überall waren Gemälde und Kunstgegenstände oder wertvolles Porzellan. Alles in diesem Schloss schien wertvoll zu sein. Selbst die Decken waren mit Bildern bemalt, die den Himmel, Engel oder auch Szenen aus der griechischen Mythologie zeigten. Da hatte Robert's Schloss Tyson doch besser gefallen. Dort sah alles alt und ehrwürdig aus, aber nicht so kostbar und zerbrechlich wie hier. Robert bemerkte die Unruhe von Tyson. Ohne lange nachzudenken, hob er Tyson auf seinen Schoß. Der Japaner versteifte sich zuerst ein wenig, doch dann seufzte er und schmiegte sich an Robert. Die Anspannung wich aus seinem Körper, und er wurde merklich ruhiger. "Es ist nur ein großes Haus, Tyson." murmelte Robert, und Tyson nickte. In diesem Moment trat eine Gestalt durch die Verbindungstür und sagte: "Robert, weißt du, wo Tyson ist? In seinem Zimmer ist er ni-..." Oliver brach ab und blieb abrupt in der Tür stehen, als er Tyson auf Robert's Schoß sah. Dann lächelte er und bemerkte: "Oh, Verzeihung. Störe ich?" Tyson glitt verlegen von Robert's Schoß hinunter. Robert warf Oliver einen verärgerten Blick zu und tadelte: "Es ziemt sich, anzuklopfen, bevor man einen Raum betritt." "Ich habe angeklopft, aber niemand hat mir geantwortet." verteidigte sich Oliver. "Unter diesen Umständen wäre es sittsam gewesen, die privaten Räumlichkeiten eines anderen nicht zu betreten." konterte Robert. Oliver erkannte, dass er diese Diskussion nur verlieren konnte, und beschloss, das Thema besser zu wechseln. "Ich bin nur hier, weil ich Tyson etwas über Tischmanieren erzählen will, bevor es zum Abendessen mit deinen Eltern geht." "Aber ich weiß doch genau, wie man sich benimmt. Ich habe doch schon mit euch gegessen." sagte Tyson leicht empört. Sowohl Robert als auch Oliver ignorierten jedoch seine Worte. Immerhin hatten sie heute Mittag erst das Vergnügen gehabt, seine Tischmanieren zu beobachten. Robert schob Tyson sanft in Richtung Oliver und sagte: "Ich hole dich dann in deinem Zimmer ab, wenn wir zum Abendessen gehen." Oliver schnappte sich Tyson, zog ihn hinter sich her in das nebenan liegende Schlafzimmer und bugsierte ihn auf einen Stuhl. Und dann begann der Unterricht: "Also, Tyson, als Erstes achte immer auf deine Sitzhaltung. Man sitzt aufrecht auf seinem Stuhl, etwa eine handbreit vom Tisch entfernt. Die Arme, vor allem die Ellbogen, sollten beim Essen am Körper angelehnt sein, sonst störst du deinen Tischnachbarn. Die Hände legt man höchstens bis zu den Handgelenken auf den Tisch. Man darf sich mit den Unterarmen leicht auf dem Tisch abstützen, aber wenn man das Besteck während des Essens hält, dürfen auch die Handgelenke den Tisch nicht mehr berühren. Auf keinen Fall stützt du den Ellbogen auf den Tisch, verstanden?!" Tyson nickte gehorsam, während er sich bemühte, sich alles zu merken. Er wollte während des Essens nicht wie ein Trottel dastehen. "Das Messer wird immer in der rechten Hand gehalten, die Gabel in der Linken. Wenn Suppe serviert wird, auf keinen Fall pusten, um sie abzukühlen. So was ist unfein. Und wenn ich hören sollte, wie du Schlürfgeräusche beim Essen der Suppe von dir gibst, ertränke ich dich in der Suppenschüssel! Das wäre zwar von mir auch kein feines Benehmen, aber immer noch besser als irgendwelche ekelhaften Schlürfgeräusche." Oliver marschierte vor Tyson auf und ab, die Hände auf dem Rücken und einen Ausdruck von Konzentration auf dem Gesicht. Tyson folgte ihm mit seinen Blicken. "Wenn du aus irgendeinem Grund das Besteck zur Seite legen willst, etwa um etwas zu trinken, dann legst du zuerst die Gabel auf eine freie Stelle des Tellers, so dass sie nicht in den Speisen liegt. Dann legst du das Messer dazu, und zwar so, dass sich Messer und Gabel an den Spitzen kreuzen. Die Messerspitze kommt dabei in der Gabelmulde zu liegen. Wenn du Messer und Gabel parallel auf den Teller legst, bedeutet das, dass du das Essen beendet hast. Es gibt so etwas wie eine Bestecksprache, die über das eben Gesagte hinausgeht, aber dir das jetzt beizubringen, würde dein Gehirn überlasten." Oliver warf Tyson einen prüfenden Blick zu, und dieser nickte nur. Der Franzose hatte den Eindruck, Tyson's Gehirn war jetzt schon überlastet, aber er hoffte, dass er sich irrte. "Deine Serviette faltest du zu einem Rechteck und legst sie auf deinen Schoß, aber erst, wenn der Gastgeber, also Robert's Vater, dies mit seiner Serviette tut, nicht vorher. Er eröffnet so das Essen. Vor dem Trinken tupft man sich die Lippen ab, um hässliche Speise- oder Fettränder an den Gläsern zu vermeiden. Nach dem Essen wird sie erneut gefaltet und neben den Teller gelegt. Legst du die Serviette auf den Teller oder sogar in die Essensreste, erdrossle ich dich nachher mit einer der Servietten. Und glaub mir, das geht! Die Servietten hier sind aus Stoff und nicht aus Papier." Oliver sandte Tyson einen Blick wie ein Dolchstoß, und dieser zuckte zurück. Oliver wandte sich schnell ab, um sein Lächeln zu verbergen. "Je nachdem, was uns an Speisen serviert wird, kann es sein, dass links neben unseren Tellern Fingerschalen stehen. Solche Fingerschalen serviert man zu Speisen, die mit den Fingern gegessen werden, wie zum Beispiel Krebse oder Austern. Diese kleinen Schalen sind mit Wasser gefüllt und häufig noch mit einer Zitronenscheibe verziert. Darin säubert man seine Finger. Außerdem liegt daneben noch eine Extra-Serviette, mit der man sich die Finger abtrocknet." Oliver blieb vor Tyson stehen und lächelte ihn strahlend an. "Ansonsten wäre noch zu erwähnen, dass du nicht trinkst, bevor der Gastgeber, also Robert's Vater, zum ersten Schluck aufgefordert hat. Das wäre erst mal alles. Jetzt können wir der Katastrophe gelassen entgegen sehen." Tyson's Schultern sackten nach unten, und er blickte Oliver anklagend an. "Na, du hast ja nicht viel Vertrauen in mich." "Vergiss nicht, Tyson, ich habe dich schon öfter beim Essen gesehen." erwiderte Oliver, und sein Lächeln sah bei der Erinnerung daran ein wenig wehmütig aus. *** Emily und Mariah hatten sich unterdessen in ihrem Zimmer häuslich niedergelassen. Den beiden Frauen gefiel es sehr gut, in einem richtigen Schloss untergebracht worden zu sein. Dass sie sich ein Himmelbett teilen mussten, das in der Mitte des Raumes stand, störte sie nicht. Das Bett war groß und bot mehr als genug Platz für sie beide. Während Emily ihre Wäsche im Schrank verstaute, sah sie, wie Mariah sich streckte und dabei eine Hand gegen ihren Rücken presste. Ihr Gesicht zeigte einen leicht schmerzverzerrten Ausdruck. Auch sonst war sie seit einiger Zeit unnatürlich still. Emily schloss den Schrank und rückte mit der Hand ihre Brille zurecht, während sie Mariah prüfend musterte. "Mariah, geht es dir nicht gut?" fragte sie. Mariah lächelte sie beruhigend an. "Ach, es ist gar nichts, Emily. Ich hab' nur meine Monatsblutung bekommen, und jetzt hab' ich ein wenig Rückenschmerzen." gestand sie. "Ich habe Schmerztabletten dabei. Du kannst welche von mir haben." bot Emily an. "Danke, aber ich habe schon welche von meinen eigenen Tabletten genommen. Es dauert halt nur eine Weile, bis sie wirken." "Mach den Rücken frei, und leg dich auf's Bett." "Bitte?" Mariah sah Emily verständnislos an. Doch das weibliche Mitglied der AllStarz beachtete sie gar nicht mehr, sondern kramte in ihrer Kosmetiktasche. Dann hielt sie triumphierend eine Tube in die Höhe. "Aha! Ich wusste doch, ich habe das eingepackt!" "Und was genau ist das?" fragte Mariah. "Eine Salbe, die wärmend wirkt und die Muskeln entspannt. Damit werde ich deinen Rücken massieren. Vertrau mir, das hilft und wird die Wirkung des Schmerzmittels unterstützen." "Okay." willigte Mariah ein und zog ihr Oberteil aus. Dann legte sie sich bäuchlings auf das Bett. Emily setzte sich neben sie, drückte eine großzügige Portion der Salbe auf ihre Hände und begann mit der Massage. Mariah entwich ein Schnurren. Emily war sehr gut darin, jemanden zu massieren. *** Wenig später ging Lee durch den Gang, der die Zimmer der Blader verband. Er wollte sich ein wenig umsehen. Als er an der Tür der Frauen vorbei kam, glaubte er für einen Moment, ein Stöhnen aus dem Raum zu hören. Neugierig trat er näher. War das nicht Mariah's und Emily's Zimmer? Und dann hörte er plötzlich deutlich Mariah's Stimme durch die Tür dringen, wie sie genussvoll sagte (oder vielleicht wäre ,stöhnte' der bessere Ausdruck dafür): "Ooohhhh... Etwas tiefer bitte, Emily... Jaaaaa... Genau da! Aaaahhh..." Lee's Augen weiteten sich ungläubig. Das konnte doch nicht sein! Mariah's Stimme klang so verführerisch tief, so sehnsuchtsvoll, so... so... als ob sie zutiefst genießen würde, was Emily gerade tat. Hatten die beiden Frauen etwa SEX miteinander??? Lee's Gesicht lief bei diesem Gedanken knallrot an, und er ging eilig weiter. Mariah, die ihm so nahe stand wie eine kleine Schwester, und Emily vom Team der AllStarz - ein Paar? Er konnte es einfach nicht fassen! *** Mariah seufzte wohlig. "Vielen Dank, Emily. Die Salbe hat wirklich geholfen. Jetzt geht es mir schon viel besser." "Sehr gut. Dann sollten wir uns jetzt für das Abendessen ein wenig frisch machen." sagte Emily und schraubte die Tube wieder zu. Dann stand sie auf, um sich im Bad die Hände zu waschen. Sie klebten ein wenig von der Salbe. "Hast du was dagegen, wenn ich das Bad zuerst benutze?" "Aber nein. Geh nur." antwortete Mariah und streifte sich ihr Shirt wieder über. *** Um Punkt 19 Uhr wurden die Blader von Robert in den Speisesaal geführt, wo bereits eine lange Tafel festlich gedeckt worden war. Um mögliches Chaos zu umgehen, das entstehen würde, wenn die Blader überlegten, wer neben wem sitzen sollte, waren Tischkarten mit den Namen der Blader auf dem Tisch verteilt. Robert's Eltern waren bereits anwesend und begrüßten die Blader. Oliver nahm mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, dass einige Blader sich bereits an die Tafel setzten, bevor die Gastgeber sich gesetzt hatten. Nun, immerhin gehörte Tyson nicht dazu, allerdings nur deshalb nicht, weil Robert mit ihm bei seinen Eltern stand und ihn am Arm gepackt hatte. Als auch Robert's Eltern, Elisabeth und Wolfgang, sich an die Tafel setzten, nahm der Rest der Blader Platz. Oliver nahm zur Kenntnis, dass Elisabeth und Wolfgang sich jeweils an die Kopfenden gesetzt hatten. Robert und Tyson saßen bei Robert's Mutter, dann kamen die Bladebreakers, die AllStarz, die White Tigers, die Demolition Boys und schließlich am anderen Ende der Tafel der Rest der Majestics und Robert's Vater. Oliver zuckte leicht zusammen, als er beobachtete, wie Michael die Ellbogen auf den Tisch stützte, um den Kopf auf seine ineinander verschränkten Hände zu stützen, während er sich leicht vorbeugte, um Eddy zuzuhören, der ihm gegenüber saß. Oliver seufzte leise. Vielleicht war er einfach nur überkritisch, weil sie in einem Adelshaus zu Gast waren. Woher sollten die anderen Beyblade-Teams denn schon die Etikette kennen, die in der vornehmen Gesellschaft herrschte? Mal abgesehen von Kai, der das Vermögen seines Großvaters geerbt hatte, kamen sie doch alle aus ziemlich einfachen Verhältnissen. Immerhin legten alle die Servietten auf ihren Schoß. Oliver beobachtete, wie einige der Blader bereits aus ihren Gläsern tranken, bevor der Gastgeber das getan hatte, und wandte sich leicht schaudernd ab. Normalerweise war er nicht so empfindlich, aber heute stand einiges auf dem Spiel, zum Beispiel Robert's Ehe und sein Ansehen innerhalb seiner Familie. Oliver wandte sich lächelnd Wolfgang zu und schickte in Gedanken ein kurzes Stoßgebet in den Himmel, dass alles gut verlaufen würde. Der erste Gang wurde serviert, eine Gemüsecremesuppe. Oliver bemerkte erleichtert, dass alle warteten, bis jeder seine Suppe hatte, bevor sie mit dem Essen begannen, auch wenn einige die Löffel schon in der Hand hielten. Wolfgang ließ sich zum Glück keine Zeit, nachdem die Suppe allen serviert worden war. Er wünschte einen guten Appetit und begann. Oliver bemerkte, dass nicht gerade wenige vorsichtig auf die Suppe pusteten, um sie abzukühlen. Ihm wurde klar, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er nur Tyson über Tischmanieren aufgeklärt hatte. Er hätte Tyson und alle anderen Blader, mit Ausnahme der Majestics natürlich, in einen Raum schleppen und dort seinen Vortrag halten sollen. Jetzt war es zu spät. Der zweite Gang kam, ein Krebsgericht, zu dem auch kleine Fingerschalen aus Porzellan mit einer Zitronenscheibe im Wasser serviert wurden. Ian, der schräg gegenüber von Oliver saß, betrachtete ratlos die Fingerschale. Offensichtlich hatte er so was noch nie gesehen. Schließlich zuckte er mit den Achseln, nahm die Fingerschale in eine Hand und trank sie aus! Oliver wurde bleich. Er setzte schnell ein gekünsteltes Lächeln auf und wandte sich an Wolfgang. "Wie war eigentlich Ihr Ausflug nach London in diesem Frühjahr? Ich hörte, das Wetter sei sehr angenehm gewesen." versuchte er Wolfgang abzulenken. "Nun, es hat zumindest nicht geregnet. Aber das hätte auch nichts geschadet. Meine Frau verbringt ihre Zeit in London ohnehin die meiste Zeit über mit Einkäufen." antwortete Wolfgang. Sein Gesichtsausdruck blieb höflich-neutral, doch seine Augen zeigten deutlich Belustigung. Er hatte sehr wohl mitbekommen, was Ian getan hatte, und er wusste auch, dass Oliver ihn nur abzulenken versuchte. Der Franzose kannte sich bestens mit Etikette bei Tisch aus. Er war schließlich ein Meisterkoch und besaß mehrere Restaurants. Ein Dienstmädchen trat freundlich lächelnd neben Ian und goss wieder Wasser in seine Fingerschale. Dabei beugte sie sich so weit vor, dass sie Ian unauffällig etwas ins Ohr flüstern konnte. Ian wurde leicht rot, als er über die wahre Bedeutung der Fingerschalen aufgeklärt wurde. Doch das Dienstmädchen ließ sich nichts anmerken und verschwand so diskret wie möglich wieder. Oliver machte sich eine gedankliche Notiz, Robert's Eltern gegenüber das Personal lobend zu erwähnen. Der zweite Gang ging mehr oder weniger holprig über die Bühne. Die Blader hatten teilweise keine Ahnung, wie dieses Gericht überhaupt gegessen wurde, aber einige von ihnen waren schlau genug, denen auf die Finger zu schauen, die wussten, wie es ging. Das Beispiel machte schnell die Runde, und auch die Fingerschalen wurden am Schluss ihrer Bestimmung gemäß verwendet. Oliver entspannte sich leicht. Er hätte es besser wissen müssen. Die Stimmung am Tisch war inzwischen gestiegen. Die Blader unterhielten sich, und sie wurden dabei immer lauter. Als Mariah quer durch den Saal etwas zu Ray rüber rief, zuckte Oliver wieder mal zusammen. Und Mariah blieb nicht die Einzige. Ein Durcheinander von Stimmen erhob sich über den Tisch hinweg. Dazwischen hörte man Besteck klirren. Oliver beobachtete, wie ein Messer vom Tellerrand, auf den es gelegt wurde, abrutschte und die blütenweiße Tischdecke mit Soße verunreinigte. Irgendjemand trank geräuschvoll sein Glas leer. An mehreren Gläsern befanden sich Verunreinigungen, weil sich die Blader den Mund vorher nicht mit der Serviette abgetupft hatten. Jemand lachte und verschluckte sich dabei. Ein Husten und Keuchen war zu hören, während ein anderer dem Betroffenen auf den Rücken klopfte. Oliver schloss gequält die Augen. Seine feinen Sinne konnten die Eindrücke nicht länger ertragen. Doch aufstehen und gehen war unmöglich. Langsam kämpfte er sich durch sein Essen bis zum Nachtisch. Enrico, der ihm gegenüber saß, warf ihm einen besorgten Blick zu. Auch er hatte die Verstöße gegen die Etikette bemerkt, aber im Gegensatz zu Oliver machte ihm das nicht so viel aus. Er wusste jedoch, dass sein Freund in dieser Hinsicht empfindlich sein konnte. Als die Teller abgetragen wurden, sah Oliver, dass auf fast allen Tellern die Servietten lagen. Es war der Todesstoß für sein Gemüt. Die Blader wurden verabschiedet, und Oliver war einer der Ersten, die auf den Gang eilten. Draußen stützte er sich erschöpft mit einer Hand an der Wand ab. Dieses Essen war eine Katastrophe gewesen, und das an der Tafel eines Adelshauses! Er hoffte nur, dass wenigstens Tyson sich seinen Anweisungen gemäß Verhalten hatte, doch er hatte nicht die Kraft, das jetzt zu überprüfen, in dem er Robert fragte. Er war zu erschöpft. Jemand trat vor Oliver, und starke Arme zogen ihn an einen warmen fürsorglichen Körper. Oliver brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, dass es Enrico war. Sein Freund streichelte beruhigend über seinen Rücken. "Das war kein Essen, sondern ein Drama! Wenn es bei mir Zuhause oder auch in einem billigen Gasthof gewesen wäre, hätte es mir nichts ausgemacht, aber in einem Adelshaus?! Katastrophal!" jammerte Oliver. "Beruhige dich, Oliver. Jetzt ist es ja vorüber." versuchte Enrico zu trösten. In diesem Moment ging Gary an den Beiden vorbei, und ein Rülpsen war zu hören. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte! Oliver ging buchstäblich in die Luft! Keine fünfzehn Sekunden später sah man Gary um sein Leben laufen und hörte ihn rufen, dass er nichts dafür könne, er hätte einen empfindlichen Magen und würde daher ab und zu aufstoßen. Wenige Meter hinter ihm lief ein vor Wut tobender Oliver, und hinter diesem lief Enrico, der sich verzweifelt bemühte, Oliver wieder zu beruhigen. Wenn man bedachte, dass Gary Oliver um mehr als eine Haupteslänge überragte und auch doppelt so breit war, und der Blader aus dem Team der White Tiger trotzdem um sein Leben rannte, konnte man sich vielleicht vorstellen, wie wütend der zierliche Franzose sein musste. Es dauerte eine Weile, bis Enrico ihn beruhigen konnte. ------------------------ Fortsetzung folgt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Oliver war sicher nicht so kritisch, als er Tyson das erste Mal begegnete und ihn in sein Restaurant zum Essen einlud (in der 1. Staffel des Animes). Aber da die Blader jetzt zu Gast bei einer Adelsfamilie sind, habe ich ihn mal ein wenig kritischer sein lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)