Greif nach den Sternen von Cat_in_the_web (Bryan + Ray) ================================================================================ Kapitel 9: Ein neuer Lebensabschnitt ------------------------------------ Titel: Greif nach den Sternen Kapitel: 9/9 Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Beyblade Pairing: Bryan + Ray Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Beyblade. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Herzlichen Dank an Angel_Yuki und ---Loki--- für eure Kommentare! -------------------------------------------------- Greif nach den Sternen von Cat in the web Kapitel 9: Ein neuer Lebensabschnitt Am darauffolgenden Wochenende zogen Bryan und Ray gemeinsam los. Ray hatte von Sara die Adresse eines Immobilienhändlers erhalten, der auf Luxuswohnungen spezialisiert war. Da Ray eine berühmte Persönlichkeit und zudem noch Millionär war, musste seine künftige Wohnung einen hohen Sicherheitsstandard vorweisen können. Ein ganz normales Haus mit Garten, wie Ray es sich zuerst vorgestellt hatte, würde nicht ausreichen. Zu groß war das Risiko von Einbrechern, Entführern oder auch einfach nur Gruppen von Fans, die ihm keine Ruhe lassen würden. Ray sah dies auch durchaus ein, hatte er doch schon ausreichend Erfahrung mit seinen Fans gesammelt. Er war auch keineswegs abgeneigt, eine Luxusimmobilie zu kaufen, hatte er sich doch schon längst an einen hohen Lebensstandard gewöhnt. Die Frage war nur welche? Herr Winter, der Immobilienhändler, hatte ihn und Bryan in seinem Büro Platz nehmen lassen und legte ihnen nun fünf Akten mit verschiedenen Immobilien vor. In allen befanden sich die typischen Informationen über die jeweilige Immobilie, wie zum Beispiel Grundstücksgröße, Zimmeranzahl und vieles mehr, sowie unzählige Fotos von der Außenfassade und den Innenräumen. Bryan betrachtete die fünf Akten vor ihnen auf dem Tisch. „Ist das nicht ein bisschen wenig?“, fragte er. „In der Tat“, stimmte ihm Herr Winter zu und lächelte fast entschuldigend. „Star City ist eine aufstrebende Metropole, und seit ein paar Jahren herrscht ein regelrechter Kaufrausch auf dem Immobilienmarkt. Trotzdem sind die Preise recht moderat geblieben, da es im Interesse der Stadt ist, möglichst vielen Leuten ein neues Zuhause anzubieten. Investoren, Firmen, aber auch Arbeitnehmer aus allen Branchen sind in Star City willkommen. Leider kann das Angebot mit der Nachfrage kaum noch mithalten, und der Magistrat unserer Stadt hat strenge Auflagen für Neubaugebiete, damit unser schönes Stadtbild erhalten bleibt. Daher kommen die Baufirmen nur langsam voran.“ Ray hörte nur mit einem halben Ohr zu. Er hatte sich die Akten vorgenommen. Drei davon legte er schon nach wenigen Minuten wieder zurück. Die Häuser darin waren in einem modernen aber in Rays Augen unästhetischen Stil erbaut worden. Er konnte sich nicht vorstellen, in einem solchen Haus zu wohnen. Die vierte Akte zeigte ein schönes aber sehr heruntergekommenes altes Fachwerkhaus mit einem verwilderten Garten. Obwohl offensichtlich lange niemand mehr darin gewohnt hatte, fand Ray, dass es sehr gemütlich wirkte. Es war allerdings schon auf dem Foto zu sehen, dass man sehr viel Arbeit hineinstecken musste. Wie viel Arbeit fand Ray schnell heraus. In der Akte wurde darauf hingewiesen, dass das Haus abgerissen werden musste, da es einsturzgefährdet war. Es würde jedoch kein Problem sein, eine Baugenehmigung für das Grundstück zu erhalten, welches in einer hervorragenden Wohngegend lag. Nun, Ray wollte nicht bauen, also landete auch diese Akte wieder auf dem Tisch. Die fünfte Akte hielt Bryan in den Händen. Er betrachtete den Inhalt mit hochgezogenen Augenbrauen, dann reichte er sie Ray mit einem amüsierten Grinsen. Ray nahm die Akte und warf einen Blick auf das darin enthaltene Immobilienangebot. Fast sofort legte er die Akte auf den Tisch zu den anderen. Er wollte ganz sicher nicht in eine Luxussuite in einer Wohnanlage für betreutes Wohnen im Alter ziehen. „Ich nehme an, nichts davon findet Ihr Gefallen?“, erkundigte sich Herr Winter. Er sah nicht überrascht aus, als Ray dies bestätigte. „Häuser mit Garten sind zurzeit sehr rar, aber ich habe hier noch etwas, das Ihnen vielleicht zusagen könnte, Herr Kon.“ Herr Winter trat kurz zu einem Schrank und holte eine wesentlich dickere Akte aus ihm hervor, die er zum Tisch brachte. Auf der Akte stand in großer Schrift ‚Star Tower’. „Wird am Star Tower nicht immer noch gebaut?“, fragte Ray. „Sie haben also schon von diesem Gebäude gehört?“ Herr Winter war sichtlich erfreut darüber. „Die Bauarbeiten sind inzwischen abgeschlossen worden. Der Star Tower steht in einem der besten Wohngebiete der Stadt. Man hat praktisch von jeder Wohnung aus einen wunderschönen Blick aufs Meer, und es ist auch nicht weit bis zum Strand oder zur Innenstadt. Die Lage ist sehr zentral und trotzdem ruhig. Jede Etage des Gebäudes beinhaltet eine Wohnung mit hohem Standard. Außerdem befinden sich im unteren Teil des Gebäudes ein Drei-Sterne-Restaurant sowie ein Fitnessstudio und im Keller eine Tiefgarage. Selbstverständlich wird das gesamte Gebäude von einem Sicherheitsdienst kontrolliert, und es hat sogar eine eigene Lobby mit Pförtnern, die ebenfalls zum Sicherheitsdienst gehören und rund um die Uhr anwesend sind.“ Bevor Herr Winter damit fortfahren konnte, die Vorzüge des Star Towers zu loben, warf Bryan eine Bemerkung ein: „Und doch stehen die meisten Wohnungen leer. Nach dem was ich hörte, läuft der Verkauf nur sehr schleppend. Gibt es dafür eine Erklärung?“ Herr Winter zögerte kurz, beschloss aber dann, seinen Kunden reinen Wein einzuschenken: „Es liegt nicht am Star Tower selbst, das Gebäude ist fehlerlos und hält, was es verspricht. Aber die Werbekampagne für den Star Tower pries das Gebäude als Wohnort der Reichen und Berühmten an. Da der Star Tower nur Luxuswohnungen beinhaltet, stimmt das mit dem Reich auf jeden Fall, doch Berühmtheiten hat der Star Tower bisher nicht aufzuweisen. Es gibt eine Menge Interessenten für die Wohnungen, aber alle halten sich zurück und warten darauf, dass die berühmten Personen einziehen, die ihnen die Werbung so voreilig versprochen hat.“ Bryan, selbst in der Werbebranche tätig, konnte ein amüsiert-abfälliges Schnauben nicht unterdrücken. „Die Werbefirma, die den Auftrag für den Star Tower erhalten hat, muss einen ziemlichen Wind um Berühmtheiten als mögliche Nachbarn gemacht haben, wenn das die Reaktion ist, die sie bei den Interessenten erhalten haben.“ „In der Tat“, stimmte Herr Winter zu. „Und sie stecken jetzt auch ziemlich in der Klemme wegen dem schleppenden Verkauf.“ „Natürlich könnten sich ihre Probleme in Luft auflösen, wenn Herr Kon in das Gebäude einzieht“, bemerkte Bryan fast beiläufig. Herr Winter beschloss, alle Zurückhaltung fallen zu lassen und ganz ehrlich zu sein: „Davon ist auszugehen. Daher wäre es sogar möglich, dass ich für Herrn Kon, falls er denn eine Wohnung im Star Tower kaufen will, einen Rabatt mit dem Verkäufer aushandeln kann. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Herren. Die Wohnungen im Star Tower sind jeden Cent wert, der dafür bezahlt wird. Aber die Verkäufer wären sicher geehrt, wenn Herr Kon eine ihrer Wohnungen auswählen würde.“ Ray lächelte dünn. Er kannte den „Prominentenrabatt“, den er oder auch andere Berühmtheiten häufig bekamen, nur zu gut. Es war in den Augen der Leute einfach eine gute Werbung, wenn beliebte Prominente bei ihnen kauften. Selbst wenn man dadurch ein wenig Geld verlor, kam es durch andere Kunden, die ihren Vorbildern nacheifern wollten, schnell wieder rein. So war es auch bei Herrn Winter. Er bekam für jede verkaufte Wohnung eine Provision gezahlt, die einen bestimmten Prozentsatz des Verkaufspreises ausmachte. Verkaufte er die Wohnung an Ray billiger, verminderte sich auch seine Provision. Aber andererseits würden sich die Wohnungen im Star Tower vermutlich viel besser verkaufen als vorher, wodurch er wieder einen Vorteil haben würde, da er mehr Wohnungen verkaufen konnte. Ray schlug die Akte über den Star Tower auf. Sie war untergliedert in mehrere Teile. Der erste Teil beschäftigte sich mit ganz allgemeinen Daten über das Gebäude sowie die Garage und die Dienste, die angeboten wurden, wie zum Beispiel der Sicherheitsdienst, aber auch ein Reinigungsdienst. Im zweiten Teil wurden die Etagenwohnungen angeboten. Die Raumaufteilung war bei allen großzügig, und die Wohnungen waren hell und freundlich. Der dritte Teil der Akte beschäftigte sich mit dem Penthouse, welches über zwei Etagen ging. Die untere Etage war aufgeteilt wie die anderen Wohnungen, doch die zweite Etage bestand aus einem großen Raum sowie einer großen und einer kleineren Dachterrasse. Ray gefiel, was er in der Akte sah. Zumindest bis sein Blick auf den Preis fiel, erst da musste er einmal schlucken. Dreieinhalb Millionen Euro, das war keine Kleinigkeit. Andererseits war er ein Millionär, und sein Vermögen überstieg den Preis für das Penthouse und dessen Unterhaltskosten bei weitem. Und mit der Aussicht auf eine Schauspielkarriere würde sein Vermögen noch weiter wachsen. Unbemerkt von ihm war Bryan aufgestanden und hatte sich hinter ihn gestellt, um über seine Schulter zu sehen. „Hübsch“, kommentierte er die Fotos in der Akte, und sein warmer Atem strich dabei über Rays Ohr. Ray musste einen angenehmen Schauder unterdrücken, immerhin waren sie nicht allein, doch Bryan bemerkte das leichte Zittern trotzdem und lächelte. „Was hältst du davon?“, fragte er. „Ich würde mir den Star Tower gerne ansehen“, antwortete Ray. Herr Winter war nur zu gerne bereit, diesem Wunsch nachzukommen. Er wies seine Sekretärin an, beim Pförtnerdienst des Star Tower Bescheid zu sagen, dass er mit Kunden vorbei kommen würde, und schon wenige Minuten später fuhr er in seinem grauen Bentley voraus, während Ray und Bryan in der Limousine, die Ray von seinem Hotel zur Verfügung gestellt wurde, hinterher fuhren. Ray fand, dass der Star Tower aus der Nähe noch beeindruckender war als aus der Ferne. Die Fassade war mit einem sandfarbenen marmorierten Stein verkleidet, der glatt poliert war, und die Ecken des Hochhauses waren abgerundet worden. Dies verlieh dem Star Tower eine erhabene aber auch freundliche Ausstrahlung. Sie traten durch die gläsernen Türen des Eingangsportals in die Lobby, einen großen Raum, dessen Boden mit Marmor verkleidet war. An der Decke hing ein Kronleuchter, und der Pförtner saß hinter einem Tresen aus poliertem Eichenholz. Zimmerpalmen waren in großen Kübeln im Raum verteilt, und es waren mehrere kleine Sitzecken mit bequemen Ledersesseln zu sehen. Alles in allem sah der Raum aus wie das Foyer eines Luxushotels im europäischen Stil. Ray gefiel es auf Anhieb. Auch Bryan war beeindruckt, aber ihm fielen noch andere Sachen auf als Ray. Er bewunderte, wie geschickt die Sicherheitskameras an den Wänden versteckt worden waren, fast unsichtbar, so dass er eine davon erst beim zweiten Mal hinsehen überhaupt entdeckt hatte. Auch die beiden Sicherheitsleute fielen ihm auf, die langsam am Rand des Raumes ihres Weges gingen. Fast hätte man sie in ihren eleganten Anzügen für Bewohner des Star Towers halten können, aber Bryan war sich sicher, dass diese beiden keine Millionäre waren. Ihre dunkelblauen Anzüge waren exakt gleich, und sie waren viel zu durchtrainiert, um den ganzen Tag lang im Chefsessel einer Firma zu sitzen. Diese Art von Muskeln bekam man nicht vom Akten wälzen. Herr Winter begrüßte den Pförtner, der ihm zuvorkommend einen ganzen Bund Karten reichte, die alle ungefähr so groß wie Kreditkarten waren und den Schriftzug des Star Towers sowie eine Nummer trugen. Die Schlösser im Star Tower waren elektronisch und funktionierten nicht mit gewöhnlichen Schlüsseln, sondern mit diesen Karten. Herr Winter führte Ray und Bryan zu den Aufzügen, die sich am anderen Ende des Raumes befanden. „Die Aufzüge funktionieren ebenfalls mit diesen Karten“, erklärte er. „Die unteren Stockwerke, die keine Wohnungen enthalten, sondern Dienstleistungen anbieten wie zum Beispiel das Restaurant sind für alle Leute frei zugänglich. Aber nur wer die entsprechende Karte hat, kommt mit einem Aufzug direkt auf die Etage seiner Wohnung. Besucher müssen sich beim Pförtner anmelden. Das soll aber nicht heißen, dass der Aufzug direkt in die Wohnung führt. Davor ist ein Flur, von dem man auch noch das Treppenhaus erreichen kann. Dies ist wegen der Sicherheitsbestimmungen für eventuelle Notfälle erforderlich. Aber Sie müssen keinen unangemeldeten Besuch befürchten, Herr Kon. Der Sicherheitsdienst kontrolliert das Treppenhaus sehr strikt. Möchten Sie sich gleich das Penthouse ansehen? Es hat als einzige Wohnung einen eigenen Aufzug, der nicht von anderen benutzt werden kann.“ Ray entschied sich dafür, erst eine der anderen Luxussuiten anzusehen. Herr Winter entschied sich für eine im mittleren Bereich des Star Towers. Wie erwartet waren die Räume großzügig geschnitten und boten viel Platz. Die Wände waren in einem cremefarbenen weiß gehalten, und die Böden entweder mit Parkett oder Marmor ausgelegt. Die Zimmer waren nicht möbliert, lediglich Küche und Bad waren bereits vollständig vorhanden, beides war luxuriös und ließ keine Wünsche offen. Aber es war der Ausblick von den Fenstern, der Ray und Bryan gefangen nahm. Nach allen Seiten hatte man die herrlichste Sicht. Zur einen Seite erstreckte sich scheinbar endlos das Meer, zu einer anderen sah man zum Hafen, wo die Schiffe ein- und ausliefen. Auf der anderen Seite sah man kilometerlang am Strand entlang und über die Villen und Hotels hinweg, die dort standen. Und der Ausblick der vierten Seite über Star City war einfach fantastisch. Ray beschloss, sich nun das Penthouse anzusehen. Wenn der Ausblick von hier bereits so schön war, wie weit blickte man dann erst von ganz oben? Herr Winter zückte die spezielle Karte für das Penthouse und aktivierte den Aufzug. Als sie oben im Penthouse ankamen, war es zuerst nicht anders als bei den anderen Wohnungen im Star Tower auch. Die untere Etage des Penthouse sah genauso aus wie die anderen Wohnungen, allerdings mit einer Ausnahme. Eine elegant geschwungene breite Wendeltreppe mit kunstvollem schmiedeeisernem Geländer führte in die obere Etage. Als sie hinaufstiegen, betraten sie einen riesigen Raum mit großen Fenstern. Zwei große Türen führten auf die beiden Dachterrassen. Ray betrat die Größere der Terrassen zuerst. Die Aussicht war atemberaubend! Die Terrasse zeigte zum Meer, und Ray schien es als könne er endlos über die Wellen hinwegsehen. Es vergingen einige Minuten, in denen niemand etwas sagte, denn alle waren zu sehr damit beschäftigt, diese einmalige Aussicht zu genießen. Doch Herr Winter hatte noch eine Überraschung und drängte schließlich sanft darauf, dass man die kleinere Terrasse auch betreten sollte. Ray und Bryan folgten ihm schließlich auf die zweite Terrasse, die durch Mauern geschützt war und sogar einige kleine Bäume in großen Kübeln aufwies. Auch hier war die Aussicht, die diesmal über die Stadt hinweg ging, atemberaubend, aber Rays Blicke wurden von etwas ganz anderem auf der Terrasse angezogen. „Ist das ein Jacuzzi?“, hörte er Bryan hinter sich mit leichtem Unglauben in der Stimme fragen. „Allerdings“, antwortete Herr Winter stolz. „Diese Terrasse ist vor Blicken und dem Wind besser geschützt als die andere. Man könnte sie allerhöchstens von einem Hubschrauber aus einsehen. Und da das Klima in Star City gerade in den Sommermonaten herrlich warm ist, haben die Architekten sich diese kleine Besonderheit einfallen lassen.“ Rays Entscheidung war gefallen. Das Penthouse war eine zu gute Gelegenheit, um sie zu verpassen. Sie sahen sich noch ein wenig im Star Tower um, und Bryan stellte amüsiert fest, dass die Leute, die bereits im Gebäude wohnten oder arbeiteten, aufgeregt zu flüstern begannen, wo immer Ray auch auftauchte. Schließlich fuhren sie zurück in das Büro von Herrn Winter, wo Ray seine Entscheidung zum Kauf des Penthouses mitteilte. Herr Winter war hocherfreut und versprach, den Kaufvertrag sobald wie möglich fertig zu machen. Normalerweise hätte ihn Ray sofort unterschreiben können, und Herr Winter hätte sich um alles Notarielle gekümmert, doch Herr Winter wollte erst noch den Preisnachlass mit dem Verkäufer aushandeln. Er schien fest entschlossen, Ray einen finanziellen Vorteil zu verschaffen, und Ray hatte gewiss keine Einwände. Immerhin würde er das Penthouse auch noch nach seinem Geschmack einrichten müssen, und damit sah er schon jetzt eine ganze Menge Arbeit auf sich zukommen, auch wenn Herr Winter ihm eine Innenarchitektin empfahl, die ihm dabei helfen konnte. *** Ray sollte Recht behalten mit der Menge an Arbeit, die mit dem eigenen Zuhause auf ihn zukam. Allerdings erwies sich die Innenarchitektin, Frau Siek, als ein wahrer Glücksgriff. Nachdem der Kaufvertrag unterzeichnet und Ray offiziell Eigentümer des Penthouses war, übrigens tatsächlich mit einem Rabatt von 10%, besichtigte Frau Siek mit ihm zusammen sein neues Heim und fragte ihn ausführlich nach seinen Wünschen und Vorstellungen sowie nach seinen Vorlieben bei Farben und Materialien aus. Innerhalb kürzester Zeit besaß er ein gemütliches Schlafzimmer mit Kingsize-Bett und gleich daneben, erreichbar durch eine Verbindungstür, ein großes Ankleidezimmer. Die Ausstattung für die anderen Räume sollte in Kürze folgen, sobald sich Ray von den vorherigen Anstrengungen ein wenig erholt hatte. Frau Siek hatte ihn in den vorangegangenen Tagen durch unzählige Möbelhäuser und Schreinerwerkstätten geschleift, um genau die Möbel zu finden, die seinem Geschmack entsprachen. Und dann hatte sie noch die Lieferung und die Aufstellung der Möbel überwacht. Im Moment war sie ebenfalls im Penthouse und beaufsichtigte die Verlegung eines Teppichs. Ihre Energie schien unerschöpflich, und Ray war froh, der Empfehlung von Herrn Winter gefolgt zu sein. Er selbst bereitete seinen Umzug aus seinem Hotel in sein neues Zuhause vor. Herr Polanski, der Hotelmanager, verabschiedete Ray mit vielen netten Worten und stellte ihm ein letztes Mal eine der Hotellimousinen zur Verfügung. Auch andere waren nicht untätig geblieben. Sara hatte sich mit Aufträgen zurückgehalten, Ray jedoch die Termine für den Drehbeginn des Films mitgeteilt. Außerdem warnte sie ihn, dass mit Drehbeginn auch eine Presseerklärung der Filmstudios zu dem geplanten Film herausgegeben würde, in der die Schauspieler namentlich genannt wurden. Auch sein Name würde natürlich auf der Liste stehen, und es war damit zu rechnen, dass die Presse ihm Fragen zum Film stellen würde. Bryan war ebenfalls sehr aktiv und teilte Ray mit, dass noch vor Drehstart des Films eine Promotionparty für einen neuen Sportwagen von Motor Wheels organisiert wurde, an der er teilnehmen sollte. Zwei Tage vor der Promotionparty ging die Presseerklärung der Filmstudios durch die Medien, und Spekulationen darüber, ob das Modell Ray Kon wirklich als Schauspieler taugen würde, füllten die Klatschspalten der Zeitungen. Bei den Mitgliedern der High Society von Star City, die Einladungen zur Promotionparty von Motor Wheels erhalten hatten, begann es vor Aufregung zu summen wie in einem Bienenstock, stand doch auf der Einladung, dass Ray Kon Ehrengast auf der Party sein würde. Damen jeglichen Alters, selbst einige seit vielen Jahren glücklich verheiratete Damen, begannen damit, Kleider und Juwelen zurechtzulegen für den großen Abend, an dem sie Ray Kon kennen lernen konnten. Ehemänner hatten plötzlich keine Probleme mehr, ihre Frauen davon zu überzeugen, dass man sich unbedingt den neuen Sportwagen auf dieser Party ansehen müsse. Mehr als einer hatte allerdings den berechtigten Verdacht, dass seine Frau nicht der Sportwagen interessierte, wenn sie mit leuchtenden Augen von der Party sprach. Motor Wheels hatte für die Party ein Kongresszentrum angemietet, und dort fand sich am Abend der Party alles ein, was Rang und Namen in Star City hatte. Herren in Smokings und maßgeschneiderten Anzügen in Begleitung ihrer Ehefrauen, die edle Abendgarderobe und wertvollen Schmuck trugen, füllten alsbald den großen Saal, der für den Anlass entsprechend dekoriert worden war. Auf einer Tribüne im hinteren Teil des Saals standen hinter dem dortigen Rednerpult drei der Sportwagen, noch verdeckt von weißen Tüchern, und warteten auf ihre feierliche Enthüllung. Zwei weitere Sportwagen, ebenfalls noch verdeckt, warteten auf der rechten und linken Seite des Saals auf drehbaren Podesten. Freundlich lächelnde Hostessen achteten darauf, dass niemand versuchte, unter die Tücher zu sehen, und verteilten Informationsblätter mit den technischen Daten des Wagens. Ein Catering-Service bot den Gästen Getränke und kleine Appetithappen an. Die gesamte Chefetage von Motor Wheels hatte sich inzwischen unter die Gästeschar gemischt. In Kürze würde nun das Programm für den Abend starten. Direktor Hill ging mit sicheren Schritten durch die Menge auf die Tribüne zu. Es war seine Aufgabe, die Begrüßungsrede zu halten, doch bevor er damit begann, gab es noch etwas zu erledigen. Am Fuß der Tribüne fand er die gesuchte Person. Bryan sah in seinem maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug, den er zu solchen Gelegenheiten trug, eher wie einer der Gäste aus anstatt wie einer der Organisatoren dieses Abends, allerdings war dieser Eindruck auch erwünscht. Einer der führenden Angestellten von Motor Wheels musste den Erfolg der Firma schließlich auch nach außen hin repräsentieren. Herr Hill trat an die Seite von Bryan und teilte ihm in gedämpften Ton mit: „Herr Kuznetsov, ich möchte in zehn Minuten mit der Rede beginnen. Bitte bringen Sie Herrn Kon zum Tribünenaufgang, damit er sein Stichwort nicht verpasst.“ „Sehr gern“, antwortete Bryan und verschwand unauffällig durch einen der Seitenausgänge. Ray war noch vor den Gästen ins Kongresszentrum gekommen, um mit Bryan das Programm des heutigen Abends nochmals durchzusprechen. Nun wartete er in einem kleinen Raum, den man extra für ihn zu einer Art VIP-Lounge umfunktioniert hatte, auf seinen Auftritt. Bryan verzichtete darauf, anzuklopfen, sondern betrat den Raum leise und blieb in der Tür stehen, um einen Blick auf Ray zu erhaschen, ohne dass dieser sich seiner Gegenwart bewusst war. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Ray saß in einem Sessel, den Kopf zum Fenster gedreht, wodurch der Türbereich nicht mehr in seinem Sichtfeld lag. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und wirkte vollkommen entspannt. In dem jadegrünen Seidenhemd im chinesischen Stil mit prachtvoller Goldstickerei über einer schwarzen Hose und mit den schmalen schwarzen Slippern, in denen seine Füße so zierlich wie die einer Frau wirkten, sah er aus wie ein chinesischer Prinz aus einer Legende. Von Kopf bis Fuß war er in jenen glamourösen Schein gehüllt, der ihn als männliches Modell so berühmt gemacht hatte. Bryan war der Ansicht, dass es diese leicht androgyn wirkende Exotik war, die Ray bei Frauen und Männern so beliebt machte, auch wenn die meisten Männer das nie zugeben würden. Nun, Bryan hatte dieses Problem nicht. Er wusste ganz genau, was ihm an Ray gefiel. Ray spürte, wie er beobachtet wurde, und wandte den Kopf zur Tür. „Bryan, ich habe gar nicht gehört, wie du geklopft hast. Entschuldige, habe ich dich warten lassen?“ Bryan lächelte ein wenig reuig und schloss die Tür hinter sich. „Ich muss mich entschuldigen. Ich bin herein gekommen, ohne zu klopfen. Ich wollte unbedingt einen Blick auf dich erhaschen, ohne dass du es merkst.“ Ray erhob sich aus seinem Sessel. „Und haben sich deine Bemühungen gelohnt?“ „Sogar sehr.“ Bryan trat auf Ray zu und nahm ihn in die Arme. Für einen Moment küssten sie sich, nur ein kurzes Streicheln ihrer Lippen, dann ließen sie einander wieder los. „Direktor Hill fängt in wenigen Minuten mit der Eröffnungsrede an. Du musst dich bereit machen“, sagte Bryan. Ray nickte nur, und gemeinsam verließen sie das Zimmer, um ihre vorbestimmten Aufgaben für diesen Abend zu erfüllen. Hills Rede war glücklicherweise nicht lang. Nur etwa eine Viertelstunde lang redete er über die Neuentwicklung der Firma, lobte den Einfallsreichtum der Techniker und die Ästhetik des neuen Wagendesigns. Danach trat Ray auf die Tribüne, um selbst noch eine kleine von ihm und Bryan vorbereitete Rede zu halten. Bei seinem Erscheinen ging ein Raunen durch die Menge. Sein Aussehen verfehlte seine Wirkung nicht, und Bryan beobachtete amüsiert, dass selbst die Männer im Publikum anerkennende Blicke über Rays Gestalt wandern ließen. Rays Rede dauerte nur wenige Minuten, dann gab er die Tribüne frei für den eigentlichen Ehrengast, wie er sich ausdrückte. Die Hostessen im Saal sprangen vor und entfernten die Tücher von den Autos, und zumindest die Aufmerksamkeit der Männer im Saal wandte sich nun von Ray ab. Gleichzeitig rollten sich auf Knopfdruck mehrere Plakate an den Wänden des Saals auf, die alle den neuen Sportwagen in verschiedenen Farben und aus unterschiedlichen Perspektiven zeigten. Auch Ray war in unterschiedlicher Kleidung auf den Plakaten zu sehen. Diese Bilder waren Teil der Werbeaktion für den Wagen und würden ab Morgen in vielen Zeitschriften weltweit zu sehen sein. Nun war die Tribüne für die Besucher freigegeben, und die Männer scharten sich um die Vorführwagen und öffneten deren Türen, um sich alles genau anzusehen. Ein Techniker von Motor Wheels öffnete die Motorhaube eines Wagens und stellte sich daneben, um eventuelle Fragen zur Technik zu beantworten. Natürlich nichts zu genaues, denn auch die Konkurrenz würde sich sicherlich für den Wagen interessieren. Bryan beobachtete amüsiert, wie es die Männer zu den Autos zog, die meisten Frauen dagegen in die Richtung von Ray. Er war bereits jetzt von einer Schar Verehrerinnen umgeben, und weitere Damen hatten sich zu kleinen Gesprächsgruppen in seiner Nähe zusammengefunden und warteten nur auf eine Gelegenheit, um selbst ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Bryan schritt durch den Saal um zu überprüfen, ob alles gemäß seiner Planung lief. Dabei achtete er jedoch darauf, sich nicht zu weit von Ray zu entfernen, so dass er ihn immer im Blickfeld haben konnte. Er war schließlich auch für die Sicherheit des zurzeit wichtigsten Werbeträgers von Motor Wheels zuständig. Und außerdem fühlte er sich nicht wohl bei dem Gedanken, Ray mit einer ganzen Meute Fans allein zu lassen. Unbemerkt von Bryan war Direktor Hill an seine Seite getreten. „Ich gratuliere Ihnen, Herr Kuznetsov. Es sieht ganz danach aus, dass dieser Abend ein voller Erfolg wird.“ Bryan ließ sich seine Überraschung über das unerwartete Auftauchen von Hill nicht anmerken und erwiderte: „Dieser Erfolg ist wohl vor allem Herrn Kon zu verdanken, aber Sie haben Recht. Der Abend läuft bisher wie geplant.“ Hill schmunzelte über Bryans Wortwahl. „Sie sind niemand, der Vorschusslorbeeren annimmt, wie mir scheint“, bemerkte er und bezog sich dabei auf das Wort ‚bisher’ in Bryans letztem Satz. „Ich bevorzuge es, zuerst Ergebnisse vorweisen zu können“, bestätigte Bryan ein wenig verhalten. Er war immer vorsichtig im Umgang mit Direktor Hill. Niemand innerhalb der Betriebsstrukturen von Motor Wheels hielt mehr Macht in seinen Händen als dieser Mann, und niemand konnte es sich daher leisten, ihn zu verärgern oder noch schlimmer, ihn zu enttäuschen. „Und das haben Sie ja auch geschafft. Herr Kon ist für die nächsten Jahre der wichtigste Werbeträger für unsere Firma.“ Hill klang sehr zufrieden. „Offen gesagt hatte ich meine Zweifel, dass Herr Kon doch noch für uns arbeiten würde, nachdem was passiert ist. Aber Sie haben es möglich gemacht. Und daher halte auch ich mein Wort ein. Sie sind seit heute offiziell der neue Leiter der Werbeabteilung. Morgen liegt Ihre Ernennung auf Ihrem Schreibtisch. Meine Glückwünsche, Herr Kuznetsov.“ „Danke.“ Bryan fehlten ein wenig die Worte, obwohl er gewusst hatte, dass es so kommen würde. Aber Hill schien sich nicht an seiner knappen Antwort zu stören. Er nickte ihm nur kurz zu und verschwand dann wieder in der Menge. Auch Bryan setzte seine Wanderung fort, und wenn sein Schritt ein wenig beschwingter war als vorher, so fiel dies doch niemandem auf. Für Ray war die Party harte Arbeit. Er hatte keinen Moment Ruhe vor den Gästen. Kaum entfernten sich einige seiner Gesprächspartner, wurden ihre frei gewordenen Plätze schon von neuen Personen besetzt, die sich mit Begeisterung in ein Gespräch mit ihm stürzten. Selbst als das Buffet eröffnet wurde, fand er kaum die Zeit, ein paar Happen zu essen. So ging das über Stunden hinweg. Seine Füße schmerzten schon vom vielen Stehen und Umherwandern, da er sich nicht setzen wollte, um nicht von seinen Fans eingekesselt zu werden, und sein Lächeln kam ihm vor wie auf seinem Gesicht festgefroren. Aber er war ein Modell, und als solches verfügte er über ein hohes Maß an Disziplin. Man brachte es nicht weit in diesem Beruf, wenn man über keine Selbstdisziplin verfügte. Trotzdem war Ray froh, als es Mitternacht war. Für ihn bedeutete es, dass er jetzt gehen konnte, denn die Party erreichte nun ihr Ende. Es war Bryan, der Ray half, sich von seinen in der Mehrzahl weiblichen Verehrern zu lösen, und ihn nach draußen begleitete. „Ich bringe dich nach Hause“, sagte er, und Ray war selten so froh gewesen, diese Worte von ihm zu hören. Als sie den Star Tower erreichten und Bryan seinen Wagen auf dem Parkplatz für Besucher geparkt hatte, fragte Ray: „Willst du noch mit hoch kommen? Wenn du natürlich zu müde bist, verstehe ich das.“ „Ich bin noch sehr munter. Ich hätte weniger Kaffee auf der Party trinken sollen. Außerdem habe ich den morgigen Vormittag frei, da ich bis Mitternacht die Party beaufsichtigt habe, ich kann also ausschlafen“, erwiderte Bryan. „Ich würde deine Wohnung gerne noch mal sehen. Sie ist jetzt vollständig eingerichtet, oder?“ „Ja. Frau Siek ist der reinste Wirbelwind an Energie und Tatkraft. In wenigen Tagen war alles erledigt. Falls du jemals Verwendung für eine Innenarchitektin hast, kann ich dir ihre Visitenkarte geben.“ Sie durchquerten die Lobby und nahmen den Privatlift zum Penthouse. Der Lift mündete in einem kleinen Raum, der als Flur zwischen dem Lift und der Wohnung diente. Er war gestaltet wie eine kleine Lobby mit einer bequemen Ledercouch und zwei Zimmerpalmen, die eine schöne Holztür mit elektronischem Schloss säumten. Die Tür zum Treppenhaus fiel dagegen kaum auf, denn sie war unauffällig in ihrer Gestaltung und hatte die gleiche Farbe wie die weißen Wände. Der Blick aus dem vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster hätte allerdings jede Besenkammer zu einem Prachtzimmer erhoben. Ray öffnete die Tür, und gemeinsam traten sie in seine Wohnung. Bryan sah sich neugierig um. Natürlich hatte sich der Zuschnitt der Wohnung nicht verändert, seit er sie zusammen mit Ray besichtigt hatte, doch nun, wo sie eingerichtet war und tatsächlich jemand hier wohnte, wirkten die Räume warm und gemütlich. Weiche Teppiche, Sitzgruppen um kleine und große Tische, Regale und Schränke an den Wänden, alles war von bester Qualität und sicherlich teuer, ohne jedoch protzig zu wirken. Die Kunstdrucke und Fotos an den Wänden setzten die letzten Farbakzente in die Räume, um das Bild perfekt zu machen. Bryan studierte zwei Fotografien an einer Wand etwas genauer. Die eine war ein Schwarzweiß-Foto von Ray, das ihn liegend auf einer weißen Couch zeigte. Daneben stand eine große Bodenvase, die mit einem riesigen Strauß Blumen gefüllt war. Direkt neben der schwarzweißen Fotografie hing dasselbe Bild noch mal in Farbe. Ray legte von hinten die Arme um Bryan und sah über seine Schulter. „Gefallen dir die Fotos? Sie sollten ursprünglich für die Werbekampagne eines Möbelhauses verwendet werden, aber dann hat man doch ein anderes Foto mit mir genommen. Ich fragte den Fotografen, ob ich diese beiden Bilder behalten darf. Jetzt hängen sie hier.“ „Sie sind beeindruckend, vor allem im direkten Vergleich zueinander. Allerdings ist das Original noch viel beeindruckender.“ Mit diesen Worten drehte sich Bryan in Rays Armen um und erwiderte dessen Umarmung. Ray küsste Bryan, und er öffnete seinen Mund willig, als Bryans Zunge sanft Einlass verlangte. Ein paar Momente lang genoss er einfach nur Bryans Zärtlichkeiten, bis er schließlich den Kuss beendete und sich mit einem wohligen Seufzen an Bryan schmiegte. „Bryan, bleib heute Nacht bitte hier, ja?“, bat er. „Meine Wohnung ist schön, aber ich fühle mich immer noch ein wenig einsam hier. Hilf mir, dieses Gefühl zu überwinden. Würdest du das tun?“ „Es wäre mir eine Freude“, flüsterte Bryan in Rays Ohr, und sein Atem, der Rays Haut streifte, jagte heiße Schauer über den Rücken des Chinesen. „Ich liebe dich, Ray.“ Bei diesen Worten wurde Rays Umarmung noch ein wenig fester. Gemeinsam ließen sie sich auf der Couch nieder, ließen ihren Händen und Mündern freien Lauf und erkundeten mit Geduld und Zärtlichkeit das noch unbekannte Mysterium, das der Körper des jeweils anderen war. Doch schon einige Minuten später erhoben sie sich, und Ray führte Bryan in sein Schlafzimmer. Mit einem leisen Klicken schloss sich die Tür hinter ihnen, und es sollte bis in den späten Vormittag hinein dauern, bis sie sich wieder öffnete. *** Es waren jetzt schon sechs Wochen, in denen Bryan Ray nicht gesehen hatte. Sechs Wochen seit er Ray nach jener Nacht verlassen hatte, um zu seiner Arbeit zu gehen. Das sollte nicht heißen, er hätte nichts von ihm gehört. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, wartete an so manchem Abend ein blinkender Anrufbeantworter darauf, ihm seine Nachricht mitzuteilen, und diese Nachricht war immer von Ray. Es war großartig, Rays Stimme zu hören, wie er von den Dreharbeiten erzählte, zu denen er am Tag nach ihrer gemeinsam verbrachten Nacht aufgebrochen war. Die Sunshine Productions hatte Ray am Drehort einquartiert, da dieser zu weit von Star City entfernt lag, als dass Ray jeden Abend zurück zum Star Tower fahren konnte. Er hatte Bryan zwar seine Telefonnummer gegeben, doch Rays Arbeitszeiten waren so unregelmäßig, dass er selbst nie im Voraus wusste, wann er erreichbar war. Daher rief Bryan oft vergeblich an. Und Ray wollte Bryan nicht an der Arbeit mit einem Anruf stören. Bryan wünschte sich sehnlich, dass Ray ihn an der Arbeit stören würde. Wenn Ray doch nur nicht so rücksichtsvoll wäre, das war definitiv etwas, was er mit seinem Freund und Liebhaber besprechen musste, wenn er wieder in Star City war. Allerdings musste Bryan sich eingestehen, dass es nicht allein an Ray lag, wenn sie einander telefonisch nicht erreichen konnten. Denn auch Bryan machte zurzeit viele Überstunden und kam erst spät nach Hause. Ohne Ray an seiner Seite reizte es ihn nicht mehr, noch nach der Arbeit auszugehen, und die Aussicht, zuhause vor dem Fernseher zu sitzen bis es Schlafenszeit war, fand er eher erschreckend. Außerdem sprudelte er über vor Ideen für Werbekampagnen, die er mit Ray als Werbeträger starten wollte. Seine Sekretärin, Frau Schmidt, bezeichnete Ray bereits scherzhaft als Bryans persönliche Muse. Unrecht hatte sie damit nicht, wie Bryan zugab. Auch an diesem Abend kam Bryan wieder recht spät nach Hause. Er leerte seinen Briefkasten, ohne dem Inhalt Beachtung zu schenken. Seine Gedanken galten mehr einem späten Abendessen als seiner Post. Erst nachdem er gesättigt war, ließ er sich auf seiner Couch nieder und widmete sich seiner Post. Zwei Briefe waren gekommen, von denen jedoch einer, der lediglich Werbung enthielt, sofort im Müll landete. Es war der andere Brief, der Bryans volle Aufmerksamkeit für sich beanspruchte, und der Absender schaffte es sogar, dass sich der Herzschlag des Russen ein wenig beschleunigte. „R. Kon, Sunshine Productions“ – so stand es auf der Rückseite des Umschlags zu lesen. Hastig öffnete Bryan den Umschlag. Er enthielt einen Werbehandzettel für die Premiere des neuen Kinofilms „Eine tödliche Angelegenheit“ und eine handschriftliche Notiz von Ray, in dem er mitteilte, dass dies die Premiere seines Films sei und er wissen wollte, ob Bryan ihn zur Premiere begleiten möchte. Außerdem würde er in kürze wieder zurück sein, da der Film so gut wie fertig war. Bryans Müdigkeit war wie weggewischt. Es stand für ihn außer Frage, dass er Rays Angebot annehmen würde. Er freute sich darauf, diesen Film, der für Ray so wichtig war, mit ihm gemeinsam zu sehen. Aber noch wichtiger war ihm, dass Ray bald wieder in Star City sein würde. Bald würde er ihn wiedersehen und ihn in den Armen halten können. Es dauerte an diesem Abend lange, bis Bryan einschlafen konnte. Die ganze Zeit über galten seine Gedanken nur Ray. *** „Willkommen zurück!“ Sara rannte förmlich durch ihr Büro und fiel Ray um den Hals, als dieser den Raum betrat. „Du musst mir alles genau erzählen“, sagte sie, ergriff Ray am Arm und schob ihn in ihren Besuchersessel vor ihrem Schreibtisch, bevor sie selbst Platz nahm. Saras Enthusiasmus brachte Ray zum Lachen. „Du weißt doch alles. Du hast mich ein paar Mal während der Dreharbeiten besucht“, bemerkte er. „Spielverderber.“ Sara zog einen Schmollmund. „Es gibt doch bestimmt jede Menge Sachen, die ich bei meinen kurzen Besuchen nicht mitbekommen habe. Also erzähl schon was, irgendwas.“ Und Ray kam ihrer Aufforderung gefügig nach, erzählte von den Erlebnissen während des Drehs, von kleinen Fehlern und großen Pannen, und von den anderen Schauspielern, den Profis und den Statisten, von beeindruckenden Kulissen und den Leuten, die hinter den Kameras alles am Laufen hielten. Als Neuling im Filmgeschäft hatte sich Ray einfach für alles interessiert und war selbst dann beim Dreh dabei gewesen, wenn er für eine Szene nicht benötigt wurde. Er hatte sich dann einen Platz gesucht, wo er niemanden im Weg stand, und von dort aus alles beobachtet. Als er seinen Bericht beendete, leuchteten Saras Augen wie die eines Kindes unterm Weihnachtsbaum. Sie betreute einige prominente Leute, aber Schauspieler hatte sie nur ganz wenige unter ihren Fittichen, die ehrlich gesagt im Filmgeschäft bisher nicht allzu bekannt waren. Rays Karriere dagegen sah auch in diesem Bereich sehr vielversprechend aus. Als seine Managerin würde sie natürlich finanziell von seinem Erfolg profitieren, aber sie freute sich auch für ihn, weil sie ihn mochte. „Hast du während meiner Abwesenheit etwas von Bryan gehört?“ Rays Frage brachte Saras Gedanken aus ihrer Traumwelt zurück in die Gegenwart. „Solltest du nicht eher Kontakt zu ihm haben?“, fragte sie gespielt unschuldig. „Er ist doch ein sehr guter Freund von dir, oder nicht?“ „Ja, schon“, antwortete Ray und wurde sogar ein wenig rot, wie Sara entzückt feststellte. „Aber die Drehzeiten waren so unterschiedlich, dass ich meistens nur auf seinen Anrufbeantworter gesprochen habe. Und er schien auch ziemlich viel zu arbeiten. Er war abends kaum zu Hause, vielleicht war er ausgegangen.“ Sara kommentierte Rays letzte Worte mit einem ungläubigen Blick. Bryan sollte ausgehen ohne Ray? Sie kannte ihn zwar nicht gut, aber das glaubte sie kaum. Laut sagte sie: „Herr Kuznetsov muss wie ein Ackergaul geschuftet haben, seit du die Stadt für den Dreh verlassen hast. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er sein Büro meistens erst spät am Abend verlässt. Er hat bereits einiges an Vorschlägen für Werbekampagnen mit dir eingereicht.“ Ray hob zweifelnd eine Augenbraue. „Und diese sichere Quelle ist?“ „Anna natürlich – ich meine Frau Schmidt. Sie ist eine ganz reizende Person. Ich nehme doch an, du erinnerst dich an sie.“ Ray nickte, er erinnerte sich gut an Frau Schmidt, die Sekretärin von Bryan. Und nach der Art zu schließen, wie Sara ihren Vornamen benutzte, hatte Sara häufiger Kontakt zu ihr. „Dann ist Bryan wohl noch in seinem Büro. Ich sollte besser nicht stören“, überlegte er laut. Im nächsten Moment setzte sich Sara kerzengerade in ihrem Sessel auf. „Unsinn“, sagte sie energisch. „Geh hin und besuch ihn, wenn du möchtest. Immerhin habt ihr jede Menge Werbekampagnen zu besprechen.“ „Aber ich dachte, die Vorschläge lägen dir bereits vor?“ „Nur ein paar Vorschläge, nichts konkretes“, log Sara. „Wir wollten nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden. Du kennst deinen Terminplan. Geh zu ihm und frag nach den Zeiträumen für seine geplanten Kampagnen. Alle anderen Angebote an dich können warten, bis die Termine mit Motor Wheels feststehen.“ „Na, wenn du meinst“, sagte Ray zögernd. „Allerdings meine ich das. Nun geh schon zu ihm. Husch, husch.“ Sara winkte ungeduldig mit einer Hand, jedoch lag ein freundliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Es hätte vielleicht wie ein Rauswurf gewirkt, aber Ray kannte Sara und ihre Eigenarten und wusste, dass sie ihn nur ermutigen wollte, Bryan zu besuchen. Er war kaum zur Tür hinaus, als Sara schon nach dem Telefonhörer griff und eine ihr inzwischen gut vertraute Nummer wählte. Es dauerte nur kurz, bis am anderen Ende jemand abhob. „Hallo, Anna, ich bin’s. Rat mal, wer gleich bei dir vorbeikommt, um Herrn Kuznetsov zu sehen… Ja, er ist seit heute wieder in der Stadt, und es sollte mich sehr wundern, wenn er euch nicht besuchen kommt.“ *** Als Ray bei Motor Wheels in seiner Limousine mit Fahrer, die er beim Service des Star Towers angemietet hatte, vorfuhr und sich beim Pförtner anmelden wollte, lächelte dieser nur freundlich und winkte ihn durch mit der Bemerkung, er sei bereits angekündigt worden. Ray war etwas überrascht, schlussfolgerte aber ganz richtig, dass Sara bei Frau Schmidt angerufen haben musste, die daraufhin dafür sorgte, dass er ohne Umstände das Firmengelände betreten konnte. Ray wies seinen Fahrer an, auf ihn zu warten, und begab sich in den Fahrstuhl. Er fühlte sich ein klein wenig unwohl, hier zu sein, denn es brachte unangenehme Gedanken an den Vorfall mit Sergenson zurück. Aber diese Gedanken verflogen schnell wieder, als er an Bryan dachte. Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem klingelnden Geräusch, und Ray betrat den Flur, der ihn zu Bryans Büro führen würde. Die Leute, die ihn sahen, grüßten ihn lächelnd, und Ray grüßte freundlich zurück. Er klopfte an die Tür des Vorzimmers zu Bryans Büro und trat ein. „Guten Tag, Frau Schmidt“, grüßte er. „Würden Sie mich bitte bei Bryan anmelden?“ „Hallo, Herr Kon. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Gehen Sie ruhig hinein“, antwortete Frau Schmidt, die von Rays Auftauchen nicht im Mindesten überrascht war. Immerhin war sie durch Sara vorgewarnt und genau wie Sara der Ansicht, dass Ray auf jeden Fall zu Bryan gehen würde. Ray klopfte an Bryans Tür und trat ein. Bryan saß an seinem Schreibtisch und studierte eine Akte. Ohne aufzusehen sagte er: „Haben Sie die Aufträge für die Werbeanzeige fertig, Frau Schmidt?“ „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, aber ich bin sicher, Frau Schmidt kümmert sich schon darum“, antwortete Ray. Bryans Kopf hob sich ruckartig, und als er Ray sah, stand er auf und eilte mit schnellen Schritten um seinen Schreibtisch herum. „Ich nehme an, du freust dich, mich zu sehen?“, fragte Ray kokett. Ohne eine verbale Antwort zu geben, zog ihn Bryan in eine Umarmung und in einen Kuss, der erst nach einer kleinen Ewigkeit enden sollte und sowohl ihn als auch Ray etwas atemlos zurückließ. „Ich halte das für ein Ja“, bemerkte Ray ein wenig träumerisch, während er das angenehme Prickeln in seinen Lippen genoss, das der Kuss verursacht hatte. „Allerdings ist das ein Ja“, stimmte Bryan zu und zog Ray in den nächsten Kuss. Es war immerhin eine lange Zeit gewesen, in der sie sich nicht gesehen hatten. Im Vorzimmer hatte Frau Schmidt währenddessen ihre Arbeit vergessen und starrte stattdessen die Tür zu Bryans Büro an, als wollte sie mit ihren Blicken allein Löcher in das Holz brennen. Aber leider zeigte sich die Tür davon völlig unbeeindruckt und offenbarte nichts von dem, was sich hinter ihr abspielte. Frau Schmidt fing an, sich zu fragen, was wohl die disziplinarrechtlichen Folgen für ihren Job wären, wenn sie eine kleine Spionagekamera in Bryans Büro anbrachte. Nach einiger Überlegung nahm Frau Schmidt mit einem leisen Seufzer Abschied von diesem ohnehin nur halb ernst gemeinten Gedanken – die möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen waren ihr doch zu riskant. *** Noch an diesem Abend lud Ray Bryan ins Restaurant im Star Tower ein, um ihm alles zu erzählen, was während der Dreharbeiten passiert war. Es war fast Mitternacht, als sich die beiden in Rays Penthouse zurückzogen. Die Nacht war sommerlich warm, und beide waren von der Nähe ihres Liebsten so berauscht, dass sie nicht daran dachten, bereits ins Bett zu gehen, um zu schlafen. Stattdessen fand der Jacuzzi auf der kleinen Dachterrasse zum ersten aber bestimmt nicht letzten Mal Verwendung. Nackt nebeneinander im warmen Wasser sitzend mit einem atemberaubenden Blick über die Lichter der nächtlichen Stadt genossen die beiden ihre traute Zweisamkeit, tranken eine Flasche exzellenten Rotweins und widmeten sich lange und ausdauernd ihrer Liebe zueinander. *** Der lang erwartete Tag der Filmpremiere kam, und Menschenmassen säumten die Straße, die zum Filmpalast führte, dem größten Kino in Star City. Der neue Film „Eine tödliche Angelegenheit“ würde heute Abend einem ausgewählten Publikum gezeigt. Morgen würde er in Kinos im ganzen Land anlaufen, und eine Woche später dann auch in Kinos im Ausland gezeigt werden. Die eigentlichen Stars und Publikumsmagneten des Films waren natürlich die bereits bekannten Schauspieler, für die der Film nur ein weiterer Meilenstein in ihrer bereits beachtlichen Filmgeschichte war. Aber auch Ray Kon erhielt aufgrund seines Status als populäres Modell einiges an Beachtung. Es gab sogar Reporter, die behaupteten, seine Fangemeinde wäre fast ebenso groß wie die der eigentlichen Filmstars. Den hier versammelten Leuten waren solche Kommentare allerdings egal, sie wollten sich alle Prominenten ansehen, die zur Filmpremiere kamen, und es spielte eher eine untergeordnete Rolle, wer kommen würde, solange es ein Star war. Wie es sich für ein solches Ereignis gehörte, war ein roter Teppich ausgelegt worden, der von der Straße bis zum Eingang des Filmpalastes führte. An dessen Rändern, von Absperrungen und dem Sicherheitspersonal zurückgehalten, warteten Fans und Reporter. Im Inneren des Filmpalastes wartete das geladene Premierenpublikum beim Sektempfang auf die Schauspieler. Sobald das Premierenpublikum im Hauptsaal verschwand, würde man das Kino für die Leute öffnen, die sich schon Tage vorher eine Karte gekauft hatten. In allen Sälen des Kinos würde heute Abend nur ein einziger Film laufen – der Premierenfilm. Die ersten Limousinen fuhren vor, und der Lärm der Menschen schwoll an, als die ersten Schauspieler mit ihren Begleitern im Blitzlichtgewitter über den roten Teppich liefen. Die Reihe war vorher festgelegt worden und richtete sich nach Bekanntheitsgrad, Erfolg und danach, ob man in dem Film mitgespielt hatte oder nicht. Ray hatte es immerhin aufgrund seiner Rolle und seiner Beliebtheit unter die ersten Fünf geschafft und wartete nun nervös in einer der Limousinen auf seinen Auftritt. Er war allerdings bei weitem nicht so nervös wie Bryan, der zum wiederholten Male an der Seidenkrawatte seines maßgeschneiderten dunkelblauen Anzugs herumfingerte. „Bist du dir sicher, dass es okay ist, wenn ich mit dir über den roten Teppich gehe? Ich hätte auch mit Sara im Kino auf dich warten können“, begann Bryan wieder einmal. Ray wusste nicht, ob er lachen oder über Bryans Verhalten den Kopf schütteln sollte, daher tat er nichts von beidem, sondern ergriff Bryans Hände mit seinen eigenen und hielt sie fest. „Zum letzten Mal, Bryan, damit ist alles in Ordnung“, sagte er belustigt, wobei er sowohl den Gang über den roten Teppich als auch die Krawatte meinte. „Und ich erinnere mich, dass du vorhin noch ganz begeistert warst bei der Aussicht, mit mir über den roten Teppich zu gehen.“ Bryan lächelte verlegen. „Ich habe auch nie damit gerechnet, dass ich mal Lampenfieber haben würde. Weder als Blader noch als Chef der Werbeabteilung ist mir das je passiert.“ „Es wird alles gut gehen, und es wird einen Heidenspaß machen. Vertrau mir.“ Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, gab Ray Bryan einen filmreifen Kuss. Das schien die gewünschte Wirkung auf Bryan zu haben, denn dieser wirkte nun viel ruhiger, sah man von dem breiten Lächeln auf seinem Gesicht und dem plötzlichen Leuchten in seinen Augen mal ab. „Vermutlich achtet sowieso keiner wirklich auf mich, wenn ich neben dir stehe“, meinte Bryan und lehnte sich entspannt gegen die weiche Lederpolsterung seines Sitzes. Als ihre Limousine vor dem roten Teppich hielt, stieg Bryan als erster aus und half dann Ray aus dem Auto, indem er ihm seine Hand darbot. Was bei zwei gesunden jungen Männern durchaus hätte lächerlich wirken können, sah hier aufgrund von Rays wunderschöner androgyner Gestalt galant und zuvorkommend aus. Die Kameras klickten, ein Blitzlichtgewitter von professionellen Fotografen und Fans schlug los. Bryan hatte Recht, niemand achtete besonders auf ihn, alle konzentrierten sich auf Ray, was ihm selbst nur entgegen kam. In seiner chinesisch geprägten Kleidung aus kostbarer Seide mit kunstvoller Stickerei wirkte Ray wie ein exotischer Prinz, und die Leute ließen sich von seinem Anblick verzaubern und zum Träumen verleiten. Es war einer der Gründe, warum Ray für gewöhnlich auf Markenkleidung berühmter Designer verzichtete und stattdessen für kostbare handbestickte Kleidung aus seiner Heimat bezahlte. Diese Kleidung war ein Markenzeichen für ihn, und er sah darin einfach am Besten aus. Dies fanden offenbar auch die Zuschauer, denn sie jubelten Ray zu, bis er schließlich lächelnd und winkend mit Bryan an seiner Seite im Filmpalast verschwand. Erst später, als die Reporter das Bildmaterial von der Premiere auswerteten, sollten sie kommentieren, was für enge Freunde Ray Kon und Bryan Kuznetsov offenbar waren. Der Sektempfang war kurz, und zu Rays und Bryans Erleichterung zollte man ihnen nicht so viel Aufmerksamkeit wie den anderen Schauspielern, die vom Premierenpublikum umlagert wurden. Im größten Saal des Kinos waren Logen in die Wände eingelassen wie es in einigen alten Theatern der Fall ist, so dass spezielle Gäste für sich sein konnten. Diese Logen waren heute Abend für die Stars und ihre Begleiter reserviert, und es gelang Ray und Bryan, fast unbemerkt ihre Logenplätze einzunehmen. Und als Rays allererster Film anlief, der Film, der im Laufe seines Lebens nur einer von vielen sein sollte, in denen er mitspielte, griff Ray nach Bryans Hand. Warm und beruhigend war der Händedruck seines Liebsten, und beide fühlten das Glück in ihren vereinten Händen. *** ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)