Greif nach den Sternen von Cat_in_the_web (Bryan + Ray) ================================================================================ Kapitel 2: Der Zwischenfall --------------------------- Titel: Greif nach den Sternen Kapitel: 2/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Beyblade Einstufung: PG Pairing: Bryan + Ray Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Beyblade. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Das hier sollte ursprünglich ein One-Shot werden, aber noch bevor ich den ersten Teil zu Ende geschrieben hatte, wusste ich bereits, dass es doch länger werden würde als geplant. Praktisch alle meine Fanfics werden länger als ich es geplant habe. -------------------------------------------------- Greif nach den Sternen von Cat in the web Kapitel 2: Der Zwischenfall Die Party begann um 19 Uhr. Ray war um halb acht am Anwesen von Herrn Aaron. Nachdem er dem Pförtner am Tor seine Einladung gezeigt hatte, brachte ihn die Limousine seines Hotels bis vor die Tür der Villa, die im Zentrum eines parkähnlichen Gartens lag. Ray sandte den Chauffeur zurück zum Hotel. Wenn er abgeholt werden wollte, würde ein Anruf genügen, selbst wenn es mitten in der Nacht war. Der Türsteher verbeugte sich respektvoll, als er ihn einließ, und wies ihm den Weg. Ray trat im hinteren Teil der Villa in einen großen Raum. Überall standen Männer und Frauen in vornehmer Kleidung, kostbare Anzüge und Abendkleider mit Juwelen. Ray's Armani-Anzug passte perfekt in das Bild. Ray wanderte freundlich lächelnd durch den Saal, als wenn er genau wüsste, wo er hin wollte. In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung. Er musste den Gastgeber als Erstes begrüßen, aber wer von den Herren war Aaron? Vielleicht fand er ja Sara, seine Managerin wusste es mit Sicherheit. Glücklicherweise fand Sara ihn. Lächelnd baute sie sich vor ihm auf. "Hallo, Ray. Ich freue mich, dass du es geschafft hast, herzukommen." sagte sie, dann fügte sie leiser hinzu: "Komm mit, ich stelle dich dem Gastgeber, Herrn Aaron, vor. Guter Auftritt übrigens, ein paar der anwesenden Damen sind vor Entzücken fast in Ohnmacht gefallen, als sie dich durch die Tür kommen sahen." Ray ging neben Sara her, während sie im Schlenderschritt durch den Saal wanderten. "Ich habe mir die Aufträge angesehen, die du mir heute Mittag gegeben hast. Ich werde alle annehmen. Morgen schicke ich dir die Verträge unterschrieben in dein Büro." erwiderte er ebenso leise. Sara nickte und lächelte. "Sehr gut. Und hier ist auch schon der Gastgeber." Sie wandte sich an einen grauhaarigen Herrn, der eine aristokratisch wirkende Aura ausstrahlte. Trotz der vielen Falten im Gesicht funkelten die braunen Augen mit gutem Humor und schienen ihm einen Teil seiner Jugend zurück zu geben. Herr Aaron begrüßte Ray mit einem festen Händedruck und schon bald unterhielten sie sich über Beyblades und das Turnier, das am heutigen Nachmittag stattfand. *** Es war kurz nach 23 Uhr, als Ray in den Garten trat und sich ein Versteck suchte. Anders konnte er den vielen Leuten auf der Party nicht entkommen. Und er brauchte dringend eine Pause. Nachdem er den Gastgeber begrüßt hatte, waren unzählige Leute auf ihn zugekommen, um sich mit ihm zu unterhalten. Fast alle hatten immer das Gleiche wissen wollen, nämlich wie es denn so war, ein berühmtes Modell und ein weltbekannter Beyblader zu sein. Viele hatten ihn gebeten, von seinen Beyblade-Turnieren zu erzählen, als er noch Mitglied der Bladebreakers war. Und höflich wie Ray war, hatte er alle Fragen charmant beantwortet. Sein Charme hatte ihm nur noch mehr Aufmerksamkeit eingebracht, und in Ray war das Verlangen nach etwas Ruhe und Frieden gewachsen. Aber er konnte den Leuten schlecht sagen, sie sollten sich zum Teufel scheren, das wäre äußerst grob und schädlich für sein Ansehen gewesen. Schließlich war es ihm gelungen, sich davon zu schleichen, und jetzt war er im hinteren Teil des Gartens bei einem kleinen Gartenteich, geschützt vor neugierigen Blicken durch einen großen Baum. Ray setzte sich erleichtert auf eine Bank in der Nähe des Teiches. Er hoffte bloß, es würde ihn niemand suchen kommen. Vielleicht war es an der Zeit, nach Hause zu gehen. Es war immerhin schon spät. Ein Mann lehnte am Stamm des großen Baumes. Ray hatte ihn nicht gesehen. Blasslila Augen beobachteten Ray, als er sich auf der Bank erholte. Bryan hatte Ray schon den ganzen Abend heimlich beobachtet. Er war überrascht gewesen, als er Ray auf der Party von Aaron sah. Er selbst war hier, weil Aaron eine Einladung an seine wichtigsten Geschäftspartner gesandt hatte, zu denen auch Motor Wheels gehörte. Und da Sergenson, der sich normalerweise solche Einladungen sofort unter den Nagel riss, nicht da war, und auch sonst niemand von der Führungsspitze gehen konnte, es aber für wichtig gehalten wurde, Präsenz zu zeigen, war Bryan eben gegangen. Mit Ray's Erscheinen hatte er aber nicht gerechnet. Neugierig hatte er Ray beobachtet, war aber nicht zu ihm gegangen. Da mit Ray's Auftauchen das Interesse am Beybladen in den anderen Gästen erwacht war, hatte man sich auch daran erinnert, dass Bryan Kuznetsov einst ein sehr guter Blader gewesen war, und so war auch er auf seine Vergangenheit als Blader angesprochen worden. Bryan hatte höflich geantwortet und sich um Freundlichkeit bemüht, was ihm auch gelungen war. Aber er war überhaupt nicht glücklich über die Fragen gewesen, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Seine Zeit in der Abbey und das Training unter Boris Balkov waren äußerst schmerzhafte Erinnerungen, und er hatte lange gebraucht, die Folgen dieses Trainings zu überwinden. Er bladete immer noch ab und zu, und sein Bitbeast Falborg war noch immer in seinem Besitz, aber seine Vergangenheit als Blader war keine Gute gewesen. Und wie er insgeheim befürchtet hatte, hatte irgend so eine ältere Dame prompt in den Saal posaunt: "Wurde Herr Kon nicht bei einer Weltmeisterschaft einmal sehr schwer verletzt? Ich glaube, es war in Russland, oder? Mein Sohn erzählte mal irgendwas davon." Glücklicherweise hatte sich niemand an den Namen von Ray's damaligem Gegner erinnern können. Das hätte Bryan noch gefehlt! Auf einer Party, wo Ray Kon der erklärte Publikumsliebling war, den bösen Buben spielen zu müssen! Nein, danke! Daher hatte er sich in den Garten verzogen, um ein wenig allein zu sein. Er hatte bereits daran gedacht, nach Hause zu fahren, als Ray auftauchte. Er hatte Bryan nicht gesehen, und dieser verhielt sich ganz still. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, sich Ray einmal ungestört ansehen zu können. Ray hatte sich verändert, und das wie erwartet zum Besseren. Als Teenager war er bereits gut aussehend gewesen, sein Körper hielt ein Versprechen von kommender Schönheit in sich und flüsterte es denen zu, die es sehen konnten. Wie eine Knospe, die bereits von der Schönheit der Blüte erzählte. Bryan war damals schon in der Lage gewesen, es zu sehen, aber in Balkov Abbey war körperliche Schönheit das Letzte gewesen, was für ihn wichtig gewesen wäre. Die Leistung als Blader hatte für ihn gezählt, und er hatte Ray's Aussehen keine Bedeutung beigemessen. Er hatte nicht einmal besonders viel von seinen Fähigkeiten im Beybladen gehalten. Vielleicht hatte er ihn unterschätzt, weil er gedacht hatte, ein hübscher Junge könne kein guter Blader sein? Wer weiß, jedenfalls hatte Ray ihm seine Fähigkeiten als Blader bewiesen, in dem er ihn besiegte. Und Bryan war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass man ihn in der Abbey belogen hatte. Es gab viele Wege zum Sieg, nicht nur den, zu hassen und alles vernichten zu wollen. Er hatte Jahre gebraucht, aber er hatte es geschafft, sich vollständig von den Lehren und dem Training von Biovolt zu befreien und war nun Vizechef der Werbeabteilung einer großen Firma. Indirekt hatte er das wohl Ray zu verdanken. Wenn Ray ihn nicht besiegt hätte, hätte er sich vielleicht nicht von Biovolt's Einfluss befreien können. Bryan ließ seine Blicke über Ray's Gestalt wandern, und das mit einem gewissen Gefallen, wie er sich selbst eingestehen musste. Ray's Körper hatte das Versprechen von einst gehalten, er war wirklich zu einer Schönheit gereift. Und der maßgeschneiderte Anzug saß perfekt an jeder sanften Kurve seines Körpers, ohne dabei zu viel zu enthüllen. Das lange seidig-schwarze Haar fiel den ganzen Rücken hinunter und war zu einem Zopf geflochten worden. Aber Ray's Trumpfkarte waren unbestreitbar seine ausdrucksstarken goldenen Augen. All dies ergab zusammen eine exotische Aura, die Ray einhüllte und die Blicke auf ihn lenkte, wo immer er auch hingehen würde. Es war kein Wunder, dass er eine Karriere als Modell begonnen und es so weit gebracht hatte. Bryan beugte sich ein wenig weiter vor, um einen Blick auf Ray's Gesicht erhaschen zu können, und verlagerte dabei das Gewicht seines rechten Fußes ein wenig. Ein kleiner Zweig zerbrach unter dem Fuß. Von dem Knacken aufgeschreckt, drehte Ray sich um. "Wer ist da?" Jetzt wo er entdeckt war, trat Bryan von dem Baum weg und zur Bank. "Guten Abend, Ray." "Bryan." sagte Ray überrascht, und fuhr dann fort: "Guten Abend. Ich wusste nicht, dass du auch auf der Party von Herrn Aaron bist." "Meine Firma macht Geschäfte mit Herrn Aaron. Ich bin nur hier als Vertreter der Firma. Darf ich fragen, wieso du hier bist? Ich denke nicht, dass du Herrn Aaron vorher kanntest, oder?" Bryan setzte sich neben Ray auf die Bank. "Er gab meiner Managerin eine Einladung, um mich kennen zu lernen. Vielleicht bekomme ich einen Auftrag von seiner Firma Bey-Champ." erzählte Ray. Bryan war ihm so nah, aber er fühlte keine Angst oder gar Zorn gegen den einstigen Demolition Boy. Im Gegenteil, er nutzte die Gelegenheit, sich Bryan nochmals genau anzusehen. Bryan hatte sich so stark verändert. Aus dem wilden Kämpfer war ein Geschäftsmann geworden. Aber er hatte immer noch eine gefährliche Aura um sich herum, die Ray an frühere Zeiten erinnerte. Und das kostbare Seidenhemd mit dem lässig darüber getragenen teuren Jackett verbarg nichts von seiner eindrucksvollen Gestalt. Die Seide schmiegte sich praktisch an die muskulöse Brust von Bryan und enthüllte so mehr als sie den Blicken entzog. Ray fragte sich, wie Bryan sich wohl bei einem Fotoshooting machen würde. Der Ex-Demolition Boy hatte etwas an sich, das sowohl gefährlich als auch anziehend wirkte. ,Wie wenn man mit dem Feuer spielt.' dachte Ray. "Die Firma Bey-Champ ist mir bekannt. Das wäre bestimmt ein schöner Auftrag für dich, Werbung für diese Firma zu machen." Bryan sah den leicht abwesenden Ausdruck in Ray's Augen, und ihm entging nicht, dass er von seinem einstigen Beyblade-Gegner gemustert wurde. ,Checkt er mich aus?' überlegte Bryan amüsiert. Bryan's Worte holten Ray's Gedanken in die Realität zurück. "Ja, das würde mir gefallen, aber ich habe auch so genug zu tun. Ich habe bereits weitere Aufträge vorliegen, und ich hoffe natürlich auf den Vertrag mit deiner Firma." "Das ist ja Morgen so weit. Wir sehen uns wie vereinbart um 14 Uhr in meinem Büro." meinte Bryan. Beide schwiegen eine Weile, und Ray stellte fest, dass die Stille ihn nicht belastete. Es fühlte sich gut an, einfach nur hier zu sitzen und die Stille zusammen mit Bryan zu genießen. Auch Bryan gefiel das. Es gab nur wenige Menschen, deren Gesellschaft er genoss, und er stellte gerade fest, dass Ray einer dieser Menschen war. Aber der Wunsch, Ray's Stimme zu hören, wuchs in seinem Inneren, bis er sich schließlich erneut an Ray wandte und ihm Fragen über sein Leben stellte, nur um ihn reden zu hören. Ray erzählte ihm von seiner Tätigkeit als Modell und von den anderen Bladebreakers. Fragen, die ihn auf der Party gestört hatten, beantwortete er Bryan sehr gerne. Er wusste, der andere Blader würde ihn viel besser verstehen als die Gäste, die vom Bladen kaum Ahnung hatten. Die Zeit verging, und die Turmuhr einer Kirche irgendwo in der Nähe schlug Mitternacht. Ray stand auf. "Ich sollte jetzt besser gehen. Ich bin immer noch müde von dem Flug." Er griff nach seinem Handy. Bryan legte eine Hand auf seinen Arm. "Wen willst du um diese Zeit anrufen?" "Das Hotel. Die schicken mir dann eine Limousine, die mich abholt." erklärte Ray. Bryan schüttelte den Kopf. "Steck es wieder weg. Ich fahre dich nach Hause. Ich will jetzt auch gehen, da kann ich dich mitnehmen." Bryan schwenkte einen Schlüsselbund um seinen Zeigefinger. "Immerhin habe ich einen Führerschein." neckte er. Ray zog einen Schmollmund, aber seine Augen funkelten amüsiert. "Ich auch, Bryan. Und sogar ein eigenes Auto. Es ist nur nicht hier." Sie gingen zusammen zurück zum Haus, um sich von Herrn Aaron zu verabschieden. Bryan bemerkte, dass Ray wieder alle Blicke auf sich zog, und musste grinsen. Wenn sie Ray jetzt schon beeindruckend fanden, hätten sie ihn mal beim Beybladen sehen sollen. Bryan konnte sich noch gut erinnern, wie stolz und unnahbar Ray damals ausgesehen hatte. ,Je schwerer der Kampf, desto beeindruckender der Blader.' dachte er. Sie verließen die Villa, und Bryan führte Ray zu seinem Wagen. "Ich bin beeindruckt." sagte Ray, und er war es wirklich. Der Wagen, ein schwarz lackierter Porsche, passte perfekt zu Bryan. Ein BMW oder Mercedes, den man vielleicht eher mit einem erfolgreichen Geschäftsmann in Verbindung gebracht hätte, hätte nicht zu dem einst sehr gefährlichen Blader gepasst. Bryan ließ den Motor an, und der Wagen verschwand in der Nacht. *** Es war der Nachmittag des nächsten Tages, und Ray war in der Limousine unterwegs zum Gebäude von Motor Wheels, um den Vertrag zu unterschreiben. Er hatte den Vormittag damit verbracht, im Fitness-Center seines Hotels zu trainieren. Die erste Stunde ging das auch sehr gut, da um diese Zeit normalerweise kaum jemand dort war. Aber nachdem es sich herum gesprochen hatte, dass er dort trainierte, waren immer mehr Leute dort aufgetaucht. Unter dem Vorwand, trainieren zu wollen, hatten sie sich an Ray rangemacht. Er war immer wieder gestört worden, bis es ihm zu dumm wurde. Glaubten die Leute wirklich, er würde ihre Absichten nicht durchschauen? Die meisten Leute im Fitness-Center hatten keine Ahnung gehabt, wie man die dortigen Geräte benutzt. Sie hatten bloß die Bekanntschaft mit einer berühmten Person gesucht. Und es hätte jede Berühmtheit getan, es hätte gar nicht Ray sein müssen. Er war halt nur derjenige, der erreichbar war. Ray hatte sich schließlich nach einer weiteren Stunde in seine Suite zurückgezogen, um sich seiner Körperpflege zu widmen. Als Modell musste man in dieser Hinsicht schon auf sich achten. Jetzt fuhr die Limousine endlich in die Tiefgarage von Motor Wheels ein. Wie auch gestern wurde er von Frau Schmidt erwartet. Der Mann, der sie gestern begleitet hatte, war jedoch nicht zu sehen. Frau Schmidt freute sich sichtlich, als er sie mit ihrem Namen begrüßte, ohne dass er nachfragen musste, wie sie hieß. Sie begleitete ihn nach oben in das Vorzimmer von Bryan. "Bedauerlicherweise ist Herr Kuznetsov noch nicht aus einer Besprechung im Hause zurück. Sie können aber versichert sein, dass er schnellstmöglich hier sein wird, um den Vertrag mit Ihnen abzuschließen, Herr Kon." teilte ihm Frau Schmidt mit, "Wenn Sie so lange in seinem Büro Platz nehmen möchten..." "Das wird nicht nötig sein, Anna. Ich werde mich persönlich um Herrn Kon kümmern." ertönte eine Stimme hinter ihnen. Frau Schmidt und Ray drehten sich um. In der Tür stand ein dicker älterer Herr mit Glatze und grinste sie fröhlich an. Ray warf Frau Schmidt einen schnellen Blick zu und sah, wie sich die Augen der Sekretärin leicht weiteten und ihr Lächeln eine Spur schrumpfte. Offenbar war das Auftauchen dieses Mannes weder geplant noch willkommen. Der Mann ging auf Ray zu und streckte seine Hand zur Begrüßung aus. "Willkommen, Herr Kon. Mein Name ist Sergenson. Ich bin der Leiter der Werbeabteilung von Motor Wheels." "Sehr erfreut." Ray ergriff die Hand und drückte sie nur kurz. Dieser Mann war ihm unangenehm. Er sah ihn irgendwie gierig an, und das gefiel Ray ganz und gar nicht. Er kannte solche Blicke von manchen seiner Fans, und sie lösten in Ray den Wunsch nach einem Leibwächter aus, nach einer ganzen Horde Leibwächter. "Bitte kommen Sie mit mir in mein Büro. Ich habe alle Unterlagen dort." Sergenson wandte sich der Tür zu und ging Ray voran. Während Ray ihm folgte, fragte er: "Verzeihung, aber was ist mit Herrn Kuznetsov? Ich habe gestern noch im Detail alles mit ihm besprochen." "Herr Kuznetsov wird von Frau Schmidt informiert werden, dass ich die Angelegenheit in die Hand nehme. Eine Berühmtheit wie Sie sollte immer mit dem Chef verhandeln, meinen Sie nicht auch?" Sergenson ließ Ray keine Zeit, darauf zu antworten. Er ging schnell weiter, öffnete eine Tür und führte Ray in ein extrem großes Büro. Die Ausstattung war vom Feinsten. Ein riesiger Schreibtisch dominierte den Raum. In einem Teil des Raumes befand sich eine kleine Bar mit einer Sitzecke aus schwarzem Leder. An der Wand hingen teure Kunstdrucke. Sergenson führte Ray zu der Sitzecke und wies mit einer Hand auf die kleine Couch. "Setzen Sie sich doch. Einen Drink?" Bevor Ray antworten konnte, war Sergenson bereits zur Bar gegangen. Ray seufzte unhörbar und ließ ihn gewähren. Wenn dieser Mann unbedingt etwas trinken wollte, nun gut. Er brauchte ja nur an seinem Glas zu nippen. Sergenson kam mit zwei Scotch auf Eis zu ihm zurück und reichte ihm ein Glas. Dann setzte er sich neben Ray auf die kleine Couch. Ray zog ein wenig die Brauen hoch. Es gab genug andere Sessel, warum setzte sich Sergenson genau neben ihn? Dieser Mann war ihm zu nah für seinen Geschmack. Sergenson ließ seine Blicke gierig über Ray's Gestalt gleiten. Das war also das berühmte Modell und einstiger Champion im Beybladen? Nicht schlecht, gar nicht schlecht. Wenn Ried ihn nicht angerufen hätte, wäre ihm dieser Appetithappen doch glatt durch die Lappen gegangen. Es war nicht so, dass er keine Berichte bekam, aber er las sie nicht. Vielleicht ein Fehler, wie sich Sergenson jetzt eingestand. Ray Kon war definitiv einen Bericht wert. Sergenson nahm einen Schluck von seinem Scotch und überlegte, wie er Ray am Besten dazu bringen konnte, in der Öffentlichkeit an seiner Seite aufzutreten. Am Besten in seinem Herrenclub. Die anderen Mitglieder würden staunen, wenn er mit Ray Kon an seinem Arm dort auftauchen würde. Und ihre Frauen würden ihm bestimmt ebenfalls mehr Aufmerksamkeit schenken, wenn er ein von ihnen begehrtes männliches Supermodell kannte. Und da war immer noch Ray Kon selbst. Einen solch attraktiven Mann sollte er sich nicht entgehen lassen. Ray wartete, bis Sergenson einen Schluck von seinem Scotch genommen hatte, und sagte dann: "Herr Kuznetsov und ich sind den Werbevertrag gestern durchgegangen. Es sollten noch ein paar kleine Änderungen vorgenommen werden, aber er versicherte mir, dass der Vertrag heute zum Unterschreiben bereit liegen würde." "Natürlich, natürlich. Aber es gibt da noch ein paar Sachen, die ich mit Ihnen diskutieren möchte. Warum kommen Sie nicht heute Abend mit in meinen Club? Dort lässt es sich in äußerst angenehmer Atmosphäre reden." Sergenson rutschte ein wenig näher an Ray heran. Hölle, was für eine exotische Augenfarbe dieser Mann hatte. Er nahm noch einen großen Schluck von seinem Scotch. "Ich bedaure, Herr Sergenson, aber ich habe auch noch andere geschäftliche und private Verpflichtungen. Ich möchte daher den Vertrag heute besprechen und wenn möglich abschließen." Ray nippte an seinem Scotch. Keinesfalls wollte er mit Sergenson zu irgendeinem Club gehen. Er wollte überhaupt nicht mit Sergenson irgendwohin gehen. "Ich könnte Ihnen einige Leute vorstellen, die für Ihre Karriere sehr nützlich sein könnten, Ray. Ich darf Sie doch Ray nennen? Mein Name ist Sven." Sergenson stellte sein Glas auf den Tisch und berührte dabei wie unbeabsichtigt Ray's Bein. "Ich bedaure nochmals, Herr Sergenson, aber mein Terminplan lässt so etwas nicht zu." Ray fand, dass sich Sergenson entschieden zu viele Freiheiten mit ihm heraus nahm. Trotzdem bemühte er sich um Höflichkeit. *** Bryan kam in das Vorzimmer zu seinem Büro geschossen, leicht außer Atem von seinem Lauf durch das Gebäude. Er verfluchte die Sitzung, in der er gewesen war. Wieso musste der Chef der Rechtsabteilung Ihrer Firma immer alles in die Länge ziehen? "Ist Ray schon da?" fragte er seine Sekretärin. Frau Schmidt sah überrascht von Ihrer Arbeit auf. Ihr Chef Kuznetsov nannte Herrn Kon beim Vornamen? "Herr Kuznetsov, Herr Kon war schon hier, aber Herr Sergenson ist aufgetaucht und hat ihn in sein Büro mitgenommen." Nun war es an Bryan, überrascht auszusehen. "Sergenson?" "Ja. Er kam heute Morgen, als Sie schon in der Sitzung waren, und verlangte die Unterlagen für den Werbevertrag mit Herrn Kon. Als Herr Kon dann kam, führte er ihn in sein Büro, und da müssten die Beiden immer noch sein." klärte seine Sekretärin ihn auf. Bryan runzelte die Stirn. Das gefiel ihm gar nicht. Woher hatte Sergenson gewusst, dass Ray hier sein würde? Der Mann las die Berichte nicht, die ihm ihre gemeinsame Sekretärin zukommen ließ, da war sich Bryan sicher. Sergenson mochte einst recht fähig gewesen sein, aber jetzt war er eher inkompetent und nur noch darauf bedacht, sich ins rechte Licht zu rücken, meistens auf Kosten anderer, wie Bryan aus eigener Erfahrung wusste. Und jetzt war Ray allein in einem Raum mit Sergenson? Verdammt! *** Inzwischen war Sergenson noch näher an Ray gerückt. Die Schönheit dieses Mannes war wirklich atemberaubend, und er hatte entschieden, dass er nicht auf solche Schönheit verzichten konnte. Seine Hände strichen über Ray's Arm und sein Bein, fühlten den kostbaren Stoff seiner Kleider und die Wärme seiner Haut. Ray ging das entschieden zu weit. "Herr Sergenson, ich muss Sie auffordern, Ihre Hände von mir zu nehmen!" Sergenson kümmerte sich gar nicht um Ray's Protest und platzierte seine Hände, wo es ihm passte. "Mein lieber Ray, was Ihren Werbevertrag angeht, habe ich Ihnen ein gutes Angebot zu machen. Sie können weit mehr Geld bekommen als die 8 Millionen Euro. Ich biete Ihnen an, den Vertrag auf 9 Millionen zu erhöhen. Dafür sind Sie mir allerdings ein paar Gefälligkeiten in diesen drei Jahren schuldig." Ray's Augen blitzten vor Zorn, während er sich bemühte, Sergenson abzuwehren. "Ich verzichte, Sergenson. Lassen Sie mich los!" Er versuchte aufzustehen, aber Sergenson beugte sich so weit über ihn, dass es unmöglich wurde. So langsam mischte sich Angst in die Wut von Ray. Er war kein Schwächling, aber er war äußerst ungünstig zwischen der Couch und Sergenson's umfangreichen und schweren Körper eingeklemmt. Sergenson's Gier nach diesem Körper, der sich unter ihm wand, war nun deutlich auf seinem Gesicht zu sehen. Er ließ seine Hände über Ray's Körper gleiten, ohne sich um die Gegenwehr zu kümmern. Der junge Mann würde schon noch ja sagen, es ging immerhin um viel Geld. "Eine Millionen Euro zusätzlich, Ray, überleg dir das." flüsterte er mit einer Stimme, die heißer vor Lust war. Ray's Magen drehte sich praktisch um, als er die Begierde darin hörte. Er überlegte gerade, ob er auf seinen Stolz verzichten und um Hilfe rufen sollte, als die Tür des Büro's aufflog. "SERGENSON!!!" Sergenson richtete sich überrascht auf. Ray nutzte die Gelegenheit und erhob sich so schnell wie möglich von der Couch. In seiner Hast von Sergenson wegzukommen, fiel er von der Couch zuerst auf den Boden, bevor er sich aufrappelte und zur Tür lief, wo Bryan und seine Sekretärin standen. Frau Schmidt hatte eine Hand auf den Mund gepresst und starrte schockiert auf die Szene vor ihr. Bryan dagegen sah mehr als nur wütend aus. Sein Gesicht war eine eisige Maske kaum kontrollierter Wut, und die Augen brannten in einem unheiligen Feuer. Der Anblick erinnerte Ray daran, welchen Ruf als Beyblader Bryan einst besessen hatte. Bryan überzeugte sich mit einem Blick, dass Ray in Ordnung war. Die Kleidung von Ray war in Unordnung geraten, und er hatte einen wütenden und auch verstörten Ausdruck in den Augen, aber ansonsten schien er okay zu sein. Sie waren rechtzeitig genug gekommen, um schlimmeres zu verhindern. Bryan wandte sich Sergenson zu und sagte in einem gezwungen ruhigen Tonfall: "Herr Sergenson, der Vertrag mit Herrn Kon wurde gestern besprochen. Herr Kon sollte den Vertrag lediglich noch einmal lesen und unterschreiben." Sergenson hatte sich inzwischen wieder unter Kontrolle und blickte Bryan von der Couch her kühl an. "Ich habe Herrn Kon lediglich vorgeschlagen, noch eine Änderung vorzunehmen. Es wäre zu seinem finanziellen Vorteil gewesen." ,Typisch, dieser Mann glaubt, man könne mit Geld alles und jeden kaufen.' dachte Bryan, ,Warum geht er nicht auf den Straßenstrich und sucht sich da sein Vergnügen?' Laut sagte er: "Ich denke nicht, dass Herr Kon davon angetan ist. Die Verhandlungen kamen gestern zum Abschluss. Über das gesamte Werbeprojekt wurden Ihnen regelmäßig Berichte vorgelegt. Für weitere Verhandlungen besteht keine Notwendigkeit." Bryan's Stimme war so kalt wie ein arktischer Wind. "Allerdings besteht keine Notwendigkeit für weitere Verhandlungen! Ich werde keinen Vertrag mit dieser Firma abschließen!" rief Ray wütend, und Bryan glaubte, auch ein wenig Hysterie zu hören. Nicht weiter verwunderlich. Ray stürmte an ihm und Frau Schmidt vorbei, offenbar um das Gebäude zu verlassen. Welch dramatischer Abgang. Nur passte das Bryan überhaupt nicht. Verschwand Ray jetzt, verschwand mit großer Wahrscheinlichkeit auch jede Aussicht auf Abschluss des Werbevertrages mit ihm. Und das würde der Führungsspitze der Firma gar nicht gefallen. Sie setzten große Hoffnungen in Ray Kon als Werbeträger. Bryan wandte sich an Frau Schmidt, die sich inzwischen einigermaßen gefasst hatte und ihren gemeinsamen Chef Sergenson nun fast ebenso kalt musterte wie Bryan. "Frau Schmidt, bitte nehmen Sie die Vertragsunterlagen an sich." Dann eilte Bryan hinter Ray her. *** Ray stürmte über den Flur zum Aufzug und drückte auf den Rufknopf. Er war furchtbar wütend und auch verstört über das Verhalten von Sergenson. Aber es war nicht nur das. Den Blick in Sergenson's Augen, als dieser ihn belästigte, hatte er auch schon in anderen Augen gesehen, die ihn betrachteten, oder besser gesagt seinen Körper betrachteten. Dieses Gefühl, dass ihn andere nur als ein hübsches Objekt sahen, anstatt als eine Person, war widerlich. Ja, er verdiente sein Geld hauptsächlich mit der exotischen Schönheit seines Körpers und seiner charismatischen Ausstrahlung, aber er verkaufte seinen Körper nicht! Er war doch keine Nutte! Trotzdem hatte er schon viele ähnliche Angebote bekommen, jedoch war niemand bisher so handgreiflich geworden wie Sergenson. Ray fühlte, wie sich Tränen der Frustration in seinen Augen sammelten. Er ballte wütend die Fäuste und nutzte seinen Zorn, um die Tränen zurückzudrängen. Das fehlte ihm noch, dass er in der Öffentlichkeit weinte, auf gar keinen Fall! Glücklicherweise kam die Kabine des Aufzugs endlich auf seiner Etage an. Ray trat ein und drückte den Knopf für die Tiefgarage, wo seine Limousine auf ihn wartete. Die Kabine war leer, wofür Ray dankbar war. Er nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen, und verbannte die Emotionen aus seinen Gesichtszügen. Die Türen des Aufzugs begannen, sich zu schließen, als zwei Hände sie plötzlich wieder aufdrängten! Durch den Widerstand beim Schließen öffneten sich die Türen wieder, und Bryan betrat die Kabine. Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen. Die Aufzugstüren schlossen sich wieder, und die Kabine setzte sich nach unten in Bewegung. Bryan musterte sein Gegenüber. Ray starrte mit einem kalten Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu ihm passte, auf eine Stelle am Boden des Aufzugs. Er weigerte sich, Bryan direkt anzusehen. Das Schweigen zwischen ihnen war unkomfortabel und belastete das Gemüt von beiden. Bryan räusperte sich, nur um die Stille zu zerstören, und sagte: "Ray, komm bitte wieder in mein Büro. Der Vertrag ist fertig. Er entspricht ganz unserem gestrigen Gespräch." "Nein, Bryan, ich komme nicht wieder mit nach oben." antwortete Ray mit fester Stimme, "Die Zusammenarbeit mit diesem Sergenson kommt für mich nicht in Frage." "Du kannst den Vertrag mit mir abschließen, Ray. Du musst Sergenson nicht mehr sehen." wandte Bryan ein. Ray hob den Blick vom Boden und sah Bryan nun doch an. "Kannst du mir garantieren, dass ich Sergenson, deinen Chef, nicht mehr sehen werde? Während der ganzen drei Jahre, über die der Vertrag gehen soll? Nein, das kannst du nicht, Bryan, und das wissen wir beide. Da er Chef der Werbeabteilung ist, hat er die Kontrolle über alle Werbeprojekte dieser Firma, und auch ich bin nach Abschluss des Vertrages ein solches Projekt. Noch dazu ein sehr wichtiges, um das sich der Chef bestimmt persönlich kümmern wird, vielleicht sogar muss, denn welches andere Projekt kostet schon 8 Millionen Euro?" Ray lächelte bitter. "Ich weigere mich, mit Sergenson zusammen zu arbeiten, daher werde ich den Vertrag nicht unterschreiben. Er wäre zwar sehr lukrativ gewesen, aber ich brauche ihn nicht wirklich." Bryan wusste darauf nichts zu sagen, denn Ray hatte Recht. Sergenson würde bestimmt darauf bestehen, immer wieder bei Werbeprojekten, die Ray betrafen, aufzutauchen, egal ob Fotoshootings oder öffentliche Auftritte. Dafür war die Geltungssucht des Mannes viel zu ausgeprägt. Sergenson wollte gesehen werden mit berühmten Leuten, weil dies auch sein Ansehen hob, und nachdem, was in seinem Büro passiert war, wollte er mehr von Ray als nur mit ihm gesehen werden. Im Grunde genommen konnte Ray diesen Mann anzeigen wegen sexueller Belästigung. Bryan stöhnte innerlich. So ein Skandal konnte das Ansehen der Firma ernsthaft gefährden. Einen Moment lang herrschte wieder Stille, doch dieser Moment reichte dem Aufzug, um den Keller zu erreichen. Die Türen öffneten sich und sowohl Ray als auch Bryan traten in die Tiefgarage, wo die Limousine bereits wartete. Bryan griff in seine Tasche und holte eine Visitenkarte hervor, die er Ray reichte. "Hier steht meine Telefonnummer drauf. Du kannst mich jederzeit in meinem Büro oder zu Hause anrufen, wenn du es dir anders überlegen solltest." Ray zögerte. "Das, was ich gesagt habe, gilt, Bryan. Mit Sergenson kann ich nicht arbeiten." "Nimm sie trotzdem." Ray nahm die Visitenkarte entgegen und verabschiedete sich dann. Bryan sah der Limousine nach, als sie verschwand, dann trat er wieder in den Aufzug, um in sein Büro zurückzukehren. Wenn Sergenson sich nur nicht eingemischt hätte! Dann hätte Ray den Vertrag unterschrieben und würde jetzt das erste Fotoshooting besprechen. Stattdessen musste er jetzt der Firmenführung erklären, dass der Vertrag vielleicht nicht abgeschlossen werden konnte. Welche Ausrede sollte er diesmal für Sergenson's Dummheit benutzen? Bryan seufzte und fuhr sich mit den Händen durch sein Haar. Er fragte sich, ob er Ray überhaupt wieder sehen würde. *** Bryan's und Sergenson's Sekretärin, Anna Schmidt, hatte sich mittlerweile wieder hinter ihren Schreibtisch gesetzt, nachdem sie die Vertragsunterlagen auf Bryan's Schreibtisch gelegt hatte. Sie war bitter enttäuscht von Sergenson's Verhalten. Allerdings war dies nicht das erste Mal. Dieser Mann hatte sich schon viele Fehler geleistet, doch die Belästigung von Ray Kon setzte dem Ganzen die Krone auf. Und nachdem Ray sein Büro verlassen hatte und Bryan hinter ihm her gerannt war, hatte dieser Bastard auch noch den Nerv, eine spöttische Bemerkung über überempfindliche junge Burschen zu machen, namentlich Ray Kon! Frau Schmidt war schleunigst selbst gegangen, bevor ihr der Kragen platzen konnte! Ihr Telefon klingelte, und Frau Schmidt griff mit einer resignierten Bewegung nach dem Hörer. "Firma Motor Wheels, Vorzimmer von Herrn Kuznetsov, Frau Schmidt am Apparat, guten Tag." rasselte sie routiniert herunter und versuchte dabei, freundlich zu klingen. "Guten Tag, Frau Schmidt, hier ist Hill. Ich möchte mich erkundigen, ob der Vertrag von Herrn Kon bereits unterschrieben wurde." ertönte eine Männerstimme. Frau Schmidt setzte sich vor Schreck kerzengerade auf. Oh Gott, das war Detlev Hill, der Direktor von Motor Wheels! Er war einer derjenigen in der Firmenführung gewesen, die Ray Kon als Werbeträger für die Firma ausgesucht hatten. Herr Hill war nicht unbedingt ein Beyblade-Fan, aber Frau Schmidt hatte gerüchteweise gehört, dass er im Firmenrat die Ansicht vertreten hatte, dass Ray Kon's Popularität in den nächsten Jahren noch erheblich steigen würde und er daher ein ausgezeichneter Werbeträger für die Firma sei. Dieser Mann legte sehr viel Wert auf den Abschluss dieses Vertrages! "Frau Schmidt, sind Sie noch dran?" fragte eine leicht amüsierte Stimme vom anderen Ende der Leitung. Frau Schmidt zuckte zusammen. Sie hatte vor lauter Schreck nicht geantwortet. Aber was sollte sie dem Direktor denn auch sagen? Frau Schmidt atmete tief durch, bevor sie begann: "Äh, Herr Hill, es gibt leider ein kleines Problem. Der Vertrag wurde noch nicht unterschrieben, aber wir arbeiten dran." "Mir wurde berichtet, dass sich Herr Kon gestern mit Herrn Kuznetsov über alle Details geeinigt hatte. Der Vertrag sollte nur noch unterschrieben werden. Ich bin sicher, dass eine Unterschrift nicht so lange dauert. Also, was ist dieses kleine Problem?" "Äh, nun, Herr Kon hat das Gebäude verlassen." "Bevor er unterschrieben hat? Das ist höchst seltsam, wo doch alles schon klar war, oder nicht?" Eine kurze Pause folgte, dann sagte Frau Schmidt kleinlaut: "Wir arbeiten an dem Problem, Herr Hill. Könnte ich Sie zurückrufen, sobald es geklärt ist?" Ein Seufzer war am anderen Ende der Leitung zu hören, dann sagte Hill: "Frau Schmidt, reden Sie Klartext. Jemand hat in der Werbeabteilung vermutlich Mist gebaut, und der Vertrag konnte daher noch nicht abgeschlossen werden, oder? Es würde mich zwar wundern, wenn Herr Kuznetsov einen Fehler gemacht hat, aber..." "Herr Hill, es war nicht der Fehler von Herrn Kuznetsov." wandte Frau Schmidt entschlossen ein. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn jemand für den Fehler eines anderen gerade stehen musste. "Wer war es dann? Die ganze Geschichte bitte, Frau Schmidt. Sonst muss ich den Chef und den Vizechef der Werbeabteilung wohl in mein Büro bitten." Frau Schmidt seufzte innerlich, dann begann sie, dem Direktor Bericht zu erstatten. Sie zweifelte nicht daran, dass Herr Hill bald einige Leute in sein Büro bitten würde, einschließlich ihrer selbst. ------------------------ wird fortgesetzt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)