Greif nach den Sternen von Cat_in_the_web (Bryan + Ray) ================================================================================ Kapitel 1: Das Wiedersehen -------------------------- Titel: Greif nach den Sternen Kapitel: 1/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Beyblade Einstufung: PG Pairing: Bryan + Ray Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Beyblade. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Kommentar: Die Bladebreakers sind inzwischen erwachsen, und Ray Kon ist ein bekanntes Fotomodell geworden. Als er einen neuen Werbevertrag abschließen will, trifft er Bryan wieder. Die Idee zu dieser Fanfic kam mir, nachdem ich einmal zu oft "The fabulous life of..." auf MTV gesehen hatte. -------------------------------------------------- Greif nach den Sternen von Cat in the web Kapitel 1: Das Wiedersehen Vor dem 5-Sterne-Hotel "Vier Jahreszeiten" stand eine große Menschenmenge. Viele Teenager aber auch Erwachsene standen hinter den von dem Hotelpersonal aufgebauten Absperrungen und blickten erwartungsvoll die Straße hinauf und hinab. Auch die Presse war anwesend. Sicherheitspersonal, sowohl das des Hotels als auch zusätzlich angeheuerte Leute, beobachtete die Menge um zu verhindern, dass sich jemand an den Absperrungen vorbei schlich, womöglich noch in das Hotel. Der Manager des Hotels, Herr Polanski, stand besorgt neben dem Eingang. Es wurde ein sehr wichtiger und berühmter Gast erwartet. Eigentlich sollte sein Eintreffen hier zumindest am Anfang noch ein Geheimnis bleiben, aber irgendjemand vom Personal musste geplaudert haben. Jedenfalls hatten die Medien plötzlich darüber berichtet, welch bekannte Persönlichkeit im Hotel "Vier Jahreszeiten" absteigen würde und auch wann. Und von da an hatte das Hotelpersonal keine Ruhe mehr gehabt. Unzählige Leute waren gekommen und hatten sich im Hotel umgesehen, wahrscheinlich um das Gelände zu erkunden und später, wenn der berühmte Gast da war, unbemerkt hereinzuschleichen, wie Polanski vermutete. Die Rezeption hatte alle Hände voll zu tun mit der vielen Fanpost, die abgegeben worden war. Polanski konnte es kaum glauben, dass jemand so beliebt sein konnte, vor allem, da es sich doch nicht um einen Filmstar oder einen Sänger handelte. Aber nachdem er einen kleinen Zusammenstoß mit einer Horde weiblicher Fans hatte, die allein bei dem Gedanken, dass ihr Schwarm hier wohnen würde, vor Begeisterung gekreischt hatten und fast in Ohnmacht flogen, beschloss der Manager, die Sicherheitsvorkehrungen drastisch zu erhöhen. Und außerdem würde er dem Schwätzer, der seinen Mund nicht halten konnte, umgehend kündigen, wenn er jemals herausfand, wer das gewesen war. "Oh mein Gott, da kommt er!" schrie plötzlich jemand. Von einem Augenblick zum anderen nahm die Geräuschkulisse gewaltig zu. Hatten sich all die Fans zuerst noch ganz normal miteinander unterhalten, schrien sie jetzt fast schon ohrenbetäubend. Zumindest kam es Polanski so vor, als er seine Krawatte zurecht rückte und noch ein letztes Mal den Sitz seines Anzugs überprüfte. Dabei behielt er die Geschehnisse um ihn herum genau im Auge. Ein berühmter Gast war immer eine gute Werbung für ein Hotel, besonders wenn er später sagte, dass es ihm dort gefallen hatte. Aber es war auch eine Menge Arbeit. Eine schwarze Limousine fuhr die Straße hinab und hielt vor dem Hotel. Ein Angestellter des Hotels öffnete die Tür. Ein junger Mann stieg aus. Einen Moment lang blieb er stehen, im Blitzlichtgewitter der Fotografen und seiner Fans, bevor sich die hochgewachsene schlanke Gestalt mit fast schon katzenhafter Anmut in Bewegung setzte. Polanski betrachtete den Mann vor ihm interessiert, der solche Begeisterung bei den Leuten hervorrief. Er war ohne Zweifel höchst attraktiv. Ein sanftes Lächeln lag auf den hübschen, fast ein wenig femininen Gesichtszügen. Goldfarbene Augen schienen selbst auf ein paar Meter Entfernung noch mit einem inneren Licht zu leuchten, welches die Blicke auf sich zog. Die Haut war ohne jeden Makel. Seidig glänzendes schwarzes Haar umrahmte das Gesicht und war zu einem Zopf gebunden, der von einem weißen Tuch umschlungen war, wie um das Haar zu schützen. Der Zopf reichte den ganzen Rücken hinunter, und Polanski fragte sich, wie der junge Mann wohl mit offenen Haaren aussehen würde. Der Anblick wäre sicher fantastisch. Auch die Kleidung war gut gewählt. Das Seidenhemd im chinesischen Stil betonte die exotische Ausstrahlung des jungen Mannes, während es gleichzeitig einen schlanken durchtrainierten Körper erahnen ließ, der aber auch nicht zu muskulös war. Der junge Mann wirkte sportlich, aber er war kein Muskelberg. Eine enge Hose umschmeichelte Beine, für die sowohl Männer als auch Frauen einiges gegeben hätten, wenn es nur ihre wären. Als der Mann den Eingang erreichte, trat Polanski vor und verbeugte sich leicht. "Willkommen im Hotel Vier Jahreszeiten, Herr Kon. Ich bin der Hotelmanager, Gerhard Polanski, und werde Sie zu Ihrer Suite begleiten." Polanski ging voran, froh darüber, dem Trubel entkommen zu können. Sein Gast blieb an der Tür nochmals stehen, lächelte die Menge an und winkte ihnen zu, bevor er im Inneren des Hotels verschwand. Der Jubel der Fans erreichte dank dieser Geste für einen Moment einen neuen Höhepunkt. *** Nachdem sie die Suite erreichten und sich der Hotelmanager verabschiedet hatte, ließ sich Ray Kon erschöpft in einen der Sessel fallen. Es war eine anstrengende Reise gewesen. Zuerst der Flug, dann der Trubel am Flughafen, als man ihn erkannte, und schließlich die Fahrt mit der Limousine hierher. Nun, zumindest in der Limousine hatte er sich eine Weile ausruhen können, bevor die Öffentlichkeit ihn erneut mit gierigen Blicken verschlang. Oh, er liebte sein Leben durchaus und auch all die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, aber er wusste auch, dass die Medien, die ihn ständig zu beobachten schienen, jeden Ausrutscher in der Öffentlichkeit gnadenlos zerreisen würden. Es war anstrengend, stets perfekt zu wirken. Ray lächelte und ließ seinen Blick durch die luxuriös ausgestattete Suite gleiten. Er hatte es weit gebracht in seinem Leben. Zuerst Mitglied im Beyblade-Weltchampion-Team Bladebreakers und einer der besten Blader weltweit, und später dann sein Weg zu einem der berühmtesten und beliebtesten Fotomodelle überhaupt. Ray hatte sich damals gar nichts dabei gedacht, als er zum ersten Mal zusammen mit den anderen Bladebreakern für einen Kalender vor der Kamera posiert hatte. Aber es hatte Spaß gemacht, und der Kalender war ein Bombenerfolg gewesen. Trotzdem hatten die anderen Bladebreaker im nächsten Jahr keine Zeit gehabt, wieder einen Kalender zu machen, also hatte Ray ihn allein gemacht. Und der Erfolg war noch größer gewesen als im Jahr davor. Von da an waren immer wieder Firmen an die BBA, die ihn damals noch managte, herangetreten, die Werbefotos mit ihm machen wollten. Auch die anderen Bladebreaker hatten am Anfang Werbung gemacht, doch ihr Interesse war nicht so groß gewesen. Lediglich Ray hatte immer Interesse bekundet, und da er auf Fotos sehr gut wirkte, war er gerne genommen worden. Das Interesse an ihm war immer mehr gewachsen, je älter er wurde, und als er volljährig war, hatte er selbst mit den Firmen verhandelt, unterstützt von seiner Managerin, Sara Wittmann, die ihm half, in der Flut von Arbeitsangeboten nicht die Übersicht zu verlieren. Seine Karriere war rasant angestiegen, obwohl männliche Modells für gewöhnlich nicht so beliebt waren wie weibliche und weniger verdienten als diese. Aber Ray war die Ausnahme von der Regel. Jetzt war er 23 Jahre alt und Millionär. Ray erhob sich und inspizierte seine Suite. Ein großes Wohnzimmer, ein Esszimmer, ein schönes Schlafzimmer mit einem King-Size-Bett und ein wirklich großes Bad. Zu der Suite gehörte auch ein persönlicher Butler, der sich um seine Wünsche kümmern würde. Der Inhalt seiner Koffer, die er schon vorher ins Hotel hatte senden lassen, war bereits von seinem Butler in den Schränken im Schlafzimmer verstaut worden. Ray reckte sich und beschloss, dass es Zeit für ein entspannendes Bad war. Morgen würde er sich mit dem Beauftragten einer großen Firma treffen, die ihn für eine Werbekampagne haben wollte. Die Firma namens Motor Wheels stellte Autos und Motorräder her und war bereit, einige Millionen zu zahlen, damit er einen Vertrag mit ihnen unterschrieb. Es wäre sein bisher größter Vertrag, und da sein Körper sein Kapital war, sollte er gut und erholt aussehen. *** In einem Bürogebäude der Firma Motor Wheels im 20. Stock machte eine Sekretärin endlich Feierabend. Sie packte ihre Sachen zusammen und warf einen letzten prüfenden Blick auf die Tür, die in das Büro ihres Chefs führte. Obwohl es schon halb sechs war und somit weit nach Dienstende, arbeitete er immer noch. Die Sekretärin zuckte mit den Schultern. Das ergab sich wohl, wenn man der Vizechef der Werbeabteilung war. Es war nur schade, dass ihr Chef nie Zeit zu haben schien, er war attraktiv und hatte ein Spitzengehalt, aber leider schien er ein Workaholic zu sein. Nun ja, wer diese Position in so jungen Jahren erreichte, musste das wohl auch sein. Die Sekretärin ergriff ihre Tasche und ging zum Aufzug. Morgen musste sie unbedingt pünktlich an der Arbeit sein. Nicht, dass sie das sonst nicht auch war, aber Morgen kam Ray Kon, das berühmte Fotomodell, und das wollte sie um nichts in der Welt verpassen. Das Büro des Vizechefs der Werbeabteilung von Motor Wheels war zweckmäßig, aber qualitativ hochwertig eingerichtet. An dem riesigen Schreibtisch aus poliertem Holz saß ein Mann in einem beigefarbenen Anzug. Gerade setzte er seine Unterschrift unter ein Dokument, dann schloss er mit einem erleichterten Seufzen die Mappe. Endlich, das letzte Dokument für diesen Tag. Wenn sein Vorgesetzter Sergenson, der eigentliche Chef der Werbeabteilung, nicht so ein inkompetenter Trottel wäre, hätte er wesentlich weniger zu tun. Andererseits wäre er dann nicht so schnell zum Vizechef aufgestiegen, denn Sergenson brauchte einen fähigen Mann an seiner Seite, und Sergenson hatte entschieden, dass er dafür der Richtige war. Bryan Kuznetsov lehnte sich erschöpft in seinen Sessel zurück und fuhr sich mit einer Hand durch sein blasslila Haar. Augen in derselben Farbe blickten müde auf eine rote Mappe auf seinem Schreibtisch, die ein wenig abseits von seiner anderen Arbeit lag. Er nahm sie in die Hand und öffnete sie. Gleich zuoberst auf den Unterlagen lag ein Foto, das einen jungen Mann zeigte. Goldfarbene Augen und langes schwarzes Haar, das ungebändigt um den schlanken Körper floss. Bryan erinnerte sich nur zu gut daran, auch ohne dass er ein Foto von ihm sah. Nur blickten die Augen damals nicht freundlich wie auf dem Foto, sondern entschlossen und sogar ein wenig wütend. Und das lange schwarze Haar floss damals nicht sanft um das Gesicht und den Körper, sondern war von den Windattacken von Bryan's Bitbeast Falborg aufgepeitscht worden. Ray Kon war sein Gegner bei den Beyblade-Weltmeisterschaften in Russland gewesen und hatte ihn besiegt. Aber es waren Jahre seit damals vergangen. Jetzt war Ray kein Teenager mehr, sondern ein erwachsener und wunderschöner Mann. Und Bryan hatte das Beybladen aufgegeben und eine Karriere als Werbefachmann angestrebt. Ein Grinsen schlich sich auf Bryan's Gesicht. Karriere hatte er gemacht, das stimmte, aber wenn man es genau nahm, hatte Ray ihn wieder geschlagen. Denn Ray war das begehrteste männliche Modell der Welt und ein Millionär, und das überstieg wohl, was sich Bryan aufgebaut hatte. Aber das machte Bryan nichts aus. Er konnte sich über seinen Lebenslauf nicht beschweren. Bryan würde Ray Morgen wiedersehen. Sergenson kümmerte sich kaum noch um die Abteilung, was bei der Idiotie des Mannes auch ganz gut war, daher würde Bryan mit Ray über einen Werbevertrag verhandeln. Der Gedanke erfüllte Bryan sowohl mit Freude als auch mit Unruhe. Auf der einen Seite freute er sich darauf, einen ehrenhaften Blader und würdigen Gegner aus seiner Vergangenheit wieder zu sehen, auf der anderen Seite hatte Ray ihn bestimmt nicht in guter Erinnerung. Ihr Kampf im Beyblade-Stadium war äußerst brutal gewesen, und das war Bryan's Schuld. Nun ja, eigentlich die von Voltaire und Boris Balkov, die ihm befohlen hatten, so unfair zu kämpfen, aber was geschehen war, war geschehen. Die Frage war nur, wie würde Ray reagieren, wenn er ihm Morgen wieder begegnete? Bryan schloss die Mappe wieder und stand auf. Er verließ sein Büro und fuhr mit dem Aufzug in die Tiefgarage des Gebäudes. Dort stand sein schwarz lackierter Porsche. Es war Zeit, nach Hause zu fahren und sich auszuruhen. Morgen war ein wichtiger Tag. Der Werbevertrag mit Ray war einer der größten und wichtigsten Werbeverträge, den seine Firma je geplant hatte, und dementsprechend gut wäre es für seine Karriere, wenn er ihn erfolgreich abschließen könnte. *** Es war der nächste Morgen. Ray überprüfte noch ein letztes Mal sein Aussehen in einem Spiegel, während die Limousine, die ihm sein Hotel zur Verfügung gestellt hatte, in die Tiefgarage des Bürogebäudes von Motor Wheels einfuhr. Ein Blick aus den getönten Scheiben, die neugierige Blicke ins Wageninnere verhinderten, zeigte ihm, dass er bereits erwartet wurde. Ein Mann und eine Frau waren in die Tiefgarage gesandt worden, um ihn zu empfangen. Normalerweise kam jeder Besucher durch die Empfangshalle des Gebäudes, aber da es Ray bei seinem Bekanntheitsgrad kaum möglich gewesen wäre, die Tür des Gebäudes zu erreichen, ohne dass er von Leuten, die ihn auf der Straße erkannten, aufgehalten wurde, hatte man sich geeinigt, dass es besser war, wenn er über die Garage das Gebäude betrat. Mit einem freundlichen gut geübten Lächeln auf den Lippen stieg Ray aus der Limousine. Das Lächeln der Frau wurde noch eine Spur breiter, und eine leichte Röte stieg in ihre Wangen. Ray hatte diese Reaktion schon häufiger bei Frauen, die ihm begegneten, gesehen. Sie stellte sich ihm als Frau Anna Schmidt vor, die Sekretärin des Chefs sowie des Vizechefs der Werbeabteilung. Der Mann hieß Edward Ried und war offenbar nur als eine Art Ehrengarde für seinen Empfang abgestellt worden. Auch er lächelte freundlich, aber Ray sah den Neid in seinen Augen, auch wenn er diesen gut verbergen konnte. Ray ließ sich nichts anmerken, aber innerlich stimmte ihn das ein wenig traurig. Es gab häufig Leute, die ihn beneideten und eifersüchtig auf seinen Erfolg waren, ihn umschmeichelten und gleichzeitig hinter seinem Rücken schlecht über ihn redeten. Das war eine der Schattenseiten, wenn man berühmt war, aber damit musste man halt klar kommen. Nach der Begrüßung fuhren sie im Aufzug zum Büro des Vizechefs der Werbeabteilung. Frau Schmidt erklärte Ray wortreich, dass der Chef der Werbeabteilung, Sergenson, schon seit einiger Zeit in Urlaub war, und daher nicht wusste, dass die Bosse der Firma diesen Vertrag mit ihm in Auftrag gegeben hatten. Aber er könne versichert sein, dass der Vizechef der Werbeabteilung, Herr Kuznetsov, sehr fähig war und der Vertrag bei ihm in besten Händen. Ray lächelte zu all dem und nickte bestätigend mit dem Kopf. Als sie vor dem Büro ankamen, verabschiedete sich Herr Ried höflich. Wie sich Ray schon gedacht hatte, war dieser Mann eine Art Ehrengarde für ihn gewesen und hatte ansonsten nichts mit seinem Vertrag zu tun. Frau Schmidt klopfte gegen die Tür des Büros, bevor sie sie öffnete und posaunte: "Herr Kuznetsov, Herr Kon ist eingetroffen!" Dann trat sie beiseite, um Ray vorbei zu lassen, wobei sie ihn strahlend anlächelte, bevor sie die Tür hinter ihm wieder schloss und sich zurück zu ihrem Schreibtisch im Vorzimmer begab. Ach, es war wirklich zu schade, dass sie nicht im Büro sein konnte, während ihr Chef und Ray Kon miteinander den Vertrag besprachen. Frau Schmidt stützte den Kopf auf die Hände und gab sich ihren Tagträumen hin, die erfüllt waren von einem verführerisch lächelnden Ray, der sie in seine Hotelsuite einlud. *** "Guten Morgen, Herr Kuznetsov." sagte Ray und ging auf den Schreibtisch zu. Der Mann hinter dem Schreibtisch stand auf, um ihn zu begrüßen. "Guten Morgen, Herr Kon. Ich freue mich, Sie wieder zu sehen." sagte er und streckte Ray die Hand entgegen. ,Wieder zu sehen?' dachte Ray überrascht, während er die Hand ergriff und den festen Händedruck erwiderte. Er sah sein Gegenüber interessiert an. Hochgewachsen, sogar ein klein wenig größer als er, eine schlanke muskulöse Gestalt, wieder ein wenig breiter in den Schultern als er selbst, blasslila Haare und kühl blickende Augen in derselben Farbe, die alles verbergen konnten, was dieser Mann dachte. Ray riss überrascht die Augen auf. "Bryan?!" "Ja. Es ist lange her,..." Ein kurzes Zögern, dann fügte Bryan hinzu: "...Ray." Wachsam beobachtete er die Reaktion des einstigen Mitglieds der Bladebreakers. Diese Angelegenheit war heikel. Falls Ray ihm die Sache von damals immer noch nachtrug, konnte es sein, dass er sich weigerte, den Werbevertrag mit ihm zu besprechen, vielleicht sogar überhaupt keinen Vertrag mit der Firma, für die er arbeitete, abschließen wollte. Und Bryan würde das dem Firmenrat erklären müssen. Das würde gar nicht gut für seine Karriere sein. Ray war mehr als überrascht, Bryan zu sehen. Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, was wohl aus den Demolition Boys geworden war, aber er hatte auch nie angenommen, dass er einem von ihnen wieder begegnen würde. Und dann auch noch Bryan, dem Gegner, der ihn während ihres Beybattle so schwer verletzt hatte. Doch das war Vergangenheit. Was zählte, war das Hier und Jetzt. Ray's Gesichtsausdruck wandelte sich von Überraschung zu höflicher Distanziertheit. "Ja, es ist wirklich lange her, Bryan. Ich wusste nicht, dass dein Nachname Kuznetsov lautet, daher war ich so überrascht, dich hier zu sehen." Bryan sah, wie die Höflichkeit sich wie eine Maske über Ray's Gesichtszüge legte, um seine wahren Gefühle zu verbergen, und er fühlte sich fast ein wenig... ja, was fühlte er eigentlich? Ein wenig Enttäuschung... oder etwa Reue? Bryan riss sich zusammen und verbannte die Gefühle in den hintersten Winkel seines Seins. Er war froh, dass Ray nicht auf dem Absatz kehrt gemacht hatte, als er ihn erkannte. Wichtig war jetzt nur der Werbevertrag. Bryan merkte plötzlich, dass er Ray's Hand noch immer in einem festen Griff hielt und ließ sie mit einem leicht verlegenen Lächeln los. "Bitte setz dich doch." "Danke." Ray nahm Platz, und auch Bryan setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, gegenüber von Ray. "Wie du ja bereits weißt, möchte meine Firma Motor Wheels einen Werbevertrag mit dir abschließen." begann Bryan, "Dieser Werbevertrag umfasst eine bestimmte Anzahl von Fotoshootings für Werbeanzeigen in Zeitschriften und anderen Werbeträgern, eine Anzahl von Werbefilmen sowie öffentliche Auftritte von dir im Namen der Firma. Die Dauer des Werbevertrags umfasst drei Jahre. Deine Pflichten, falls du annimmst, sind genau festgelegt, so dass du keine Probleme haben wirst, noch andere Werbeverträge nebenbei abzuschließen oder anderen Aufträgen nachzukommen. Die einzige Einschränkung in dieser Hinsicht ist, dass du keine andere Werbung für Fahrzeuge machst, sondern während der Vertragsdauer nur für unsere Fahrzeuge sowie das Zubehör, das wir ebenfalls herstellen, wirbst." Bryan griff nach einer in Leder gebundenen Mappe und reichte sie Ray. "Hier ist der Vertrag mit den Bedingungen. Dir wurde bereits ein Exemplar vorab zugesandt, damit du es prüfen kannst. Selbstverständlich kannst du den Vertrag nochmals nachprüfen. Es ist genau der Gleiche, den du erhalten hast." Ray nahm die Mappe entgegen und schlug sie auf. Er hatte die Kopie, die ihm vorab zugesandt worden war, bereits ausführlich geprüft sowie von seiner Managerin prüfen lassen. Und wenn ihm die Bedingungen nicht zugesagt hätten, wäre er gar nicht her gekommen, sondern hätte der Firma eine Absage erteilt. Aber der Werbevertrag war sehr gut, es wäre sein bisher größter Auftrag. Außerdem gab ihm der Vertrag die Möglichkeit, weitere Aufträge von anderen Firmen anzunehmen, auch wenn er ansonsten über drei Jahre gebunden war. Aber es gab trotz all dem noch die eine oder andere Frage zu klären. "Bryan, nicht alle meine Verpflichtungen für Motor Wheels sind zeitlich festgelegt. Ich sehe durchaus ein, dass es über einen Zeitraum von drei Jahren nicht möglich ist, alles vorab zu planen, aber was ist, wenn ich einen Auftrag einer anderen Firma annehme, und stelle dann fest, dieser überschneidet sich mit einem Auftrag von Motor Wheels, der mir später mitgeteilt wird?" "Natürlich können nicht alle Termine festgelegt werden. Über einen Zeitraum von drei Jahren ist das nicht möglich, und man muss ja auch eine gewisse Flexibilität waren. Unvorhergesehenes kann immer passieren." Bryan lehnte sich bequem in seinem ledernen Bürostuhl zurück. "Selbstverständlich werden alle Termine mit dir im Vorfeld abgestimmt werden. Wenn du einmal sagst, du kannst an einem Termin nicht, weil du bereits etwas anderes vorhast, dann wird eben ein neuer Termin ausgemacht. Es kann sogar sein, dass die Sache, falls sie selbst an eine bestimmte Zeit gebunden sein sollte, dann eben nicht stattfindet oder auch ohne dich. Auch dies wurde im Vertrag geregelt. Dir entstehen keine Nachteile, wenn du einen Termin begründet absagen musst." Ray entging das kleine Wort ,begründet' im letzten Satz nicht. Aber in dieser Hinsicht stimmte er mit der Firma überein. Er konnte schließlich keine Arbeitstermine absagen, nur weil er gerade keine Lust hatte. Daher war eine Begründung in solchen Fällen nötig. Er nickte und stellte weitere Fragen, die Bryan alle zufrieden stellend beantwortete. Die nächsten zwei Stunden vergingen mit Diskussionen über den Vertrag und seine Bedingungen sowie mit Verhandlungen über Nebenbestimmungen und natürlich die Bezahlung. Ray und Bryan notierten sich beide die Änderungswünsche sowie Ergänzungen zum Vertrag. Ray stellte fest, dass Bryan ein sehr geschickter Verhandlungspartner war. Der einstige Demolition Boy, der so hart in der Abbey trainiert und behandelt worden war, war ein kompetenter Geschäftsmann geworden. Von dem eiskalten hasserfüllten Beyblade-Soldaten, zu dem ihn Biovolt vor vielen Jahren machen wollte, war nichts mehr zu sehen. Lediglich eine gewisse Kälte in den Augen und das Verbergen seiner Gefühle hinter einer Maske aus bestens kontrollierter Höflichkeit verrieten Ray den Kämpfer von früher. Die Verhandlungen waren beendet. Ray signalisierte Bryan seine Bereitschaft, den Vertrag zu unterschreiben, und Bryan versprach, die Änderungen zu berücksichtigen und ihm den überarbeiteten Vertrag so schnell wie möglich vorzulegen. Bryan geleitete ihn zur Tür, eine Verabschiedung, ein Händedruck, und Ray verließ lächelnd das Büro. Bryan wies seine Sekretärin an, ihn zurück zu seiner Limousine zu begleiten, bevor er die Tür wieder schloss. Ray wollte zuerst höflich ablehnen, aber als er sah, mit wie viel Begeisterung Frau Schmidt aufsprang, ließ er es bleiben. Auf dem Weg zur Garage betrieben sie ein wenig Small Talk, und als Ray in seiner Limousine davon fuhr, verließ Frau Schmidt die Garage wieder mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht. Wenn ihre Freundinnen von dieser Begegnung erfuhren, würden sie grün vor Neid werden. Ray ließ sich währenddessen zurück zum Hotel fahren. Auch er war höchst zufrieden. Der Werbevertrag war ausgesprochen lohnend. 8 Millionen Euro für drei Jahre, na wenn das kein guter Gewinn war! Und nebenbei konnte er noch andere Aufgaben wahrnehmen. Und wo er gerade bei diesem Thema war, was stand denn als nächstes auf seiner Liste? Ray griff nach seinem Terminkalender und sah hinein. Ah ja, heute Mittag essen im Edelrestaurant Helena zusammen mit seiner Managerin Sara Wittmann. Und heute Nachmittag wurde sein Erscheinen bei einem regionalen Beyblade-Turnier der BBA erwartet. Zwar zahlte die BBA nicht gerade gut für sein Erscheinen, aber immerhin war er ein Mitglied der Bladebreakers gewesen, auch wenn das Team seit Jahren aufgelöst war. Die Bladebreakers waren eine Legende unter den Beybladern, und Ray verdankte dem Beybladen viel. Es war eine Ehrensache für ihn, dass er bei dem regionalen Turnier erschien. *** Edward Ried saß in seinem kleinen Büro und starrte die Wand gegenüber von seinem Schreibtisch an. Er war unzufrieden. Obwohl er Tag für Tag in der Werbeabteilung schuftete, hatte er das Gefühl, er kam nicht voran. Er war 38 Jahre alt und immer noch nur ein kleiner Angestellter im Getriebe. Ja, es gab sicher Leute in der Abteilung, denen es auch nicht anders ging als ihm, und es gab auch Leute, die besser waren als er. Aber er war immer loyal gewesen gegenüber dem Chef der Werbeabteilung, Sergenson. Und das war nicht immer leicht, denn der Mann war von Anfang an nicht besonders fähig gewesen, und mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Jetzt verschwand Sergenson häufig von der Bildfläche und übergab die Geschäfte Bryan Kuznetsov. Ried verzog wütend das Gesicht. Bryan Kuznetsov, gerade mal 24 Jahre alt, war der Vizechef der Werbeabteilung, aber so oft wie Sergenson fehlte, war er der eigentliche Chef hier. Zugegeben, Kuznetsov war talentiert, aber er war ein junger Spund, der es nur in so kurzer Zeit so weit gebracht hatte, weil Sergenson trotz seiner Inkompetenz Kuznetsov's Talente erkannt hatte und nun für sich nutzte. Kuznetsov leitete die Abteilung, und Sergenson steckte mindestens die Hälfte des Lobs dafür ein. Aber trotz Sergenson's Talent, sich mit fremden Federn, um genau zu sein Kuznetsov's Federn, zu schmücken, war die Firmenleitung inzwischen auf Kuznetsov aufmerksam geworden, und sie hielten ihn ebenfalls für sehr talentiert! Ried ballte wütend die Fäuste. Kuznetsov hatte zwar Ideen, aber er war nichts weiter als ein junger Emporkömmling. Ohne Sergenson hätte er den Sprung zum Vizechef niemals geschafft! Und jetzt würde er auch noch den Ruhm einstecken für den Werbevertrag mit Ray Kon. Dieses dumme Modell, das mit seinen langen Haaren aussah wie eine Frau! Das alles besaß, was sich Ried nur wünschen konnte! Ried wusste, dass er Ray Kon gegenüber ungerecht war, aber er konnte sich nicht helfen. Er beneidete Ray um sein Geld und sein gutes Aussehen. Wo immer dieser Mann hinkam, schien ihm die Welt zu Füßen zu liegen. Ried kämpfte seit Jahren um die Anerkennung von Sergenson, und was tat dieser untalentierte Idiot? Er setzte ihm Bryan Kuznetsov direkt vor die Nase, nur weil dieser sich bereits in seinen ersten zwei Jahren in der Firma fünf sehr erfolgreiche Werbungen ausgedacht und durchgeführt hatte. Und seitdem jede Aufgabe, die ihm übertragen wurde, erfolgreich ausgeführt hatte. Sergenson war immer fauler geworden und hatte die Leitung der Abteilung meistens Kuznetsov überlassen, während er sich auf irgendwelchen Dienstreisen amüsierte. Ried fragte sich, ob Sergenson überhaupt noch wusste, was in seiner Abteilung vorging. Zwar war Anna Schmidt sowohl die Sekretärin von Kuznetsov als auch von Sergenson und schrieb für beide Berichte, aber Ried bezweifelte, dass Sergenson diese überhaupt las. Der Mann war ein Idiot, aber ein Idiot, der gerne im Mittelpunkt stand und sich mit angesehenen Leuten umgab. Ried lächelte grimmig und griff nach dem Telefonhörer. Was würde Sergenson wohl sagen, wenn er von dem anstehenden Werbevertrag mit Ray Kon hörte? Er würde sich mit Sicherheit einmischen wollen, da Kon so berühmt war. Und das wiederum würde Kuznetsov bestimmt stören. *** Als die Limousine punkt 12 Uhr vor dem Eingang des Nobelrestaurant Helena hielt, drehten sich die Leute, die um diese Zeit noch unterwegs waren, bereits nach ihr um. Als Ray aus der Limousine stieg und die kurze Strecke zum Eingang hinter sich brachte, fingen die Leute an, aufgeregt miteinander zu reden. Im Foyer des Restaurants kam bereits der Manager auf ihn zu, um ihn persönlich zu begrüßen. Diskret führte er ihn am Rande des großen und mediterrane eingerichteten Saals entlang zu einer weiteren Tür. Doch wenn man ein berühmtes Modell durch einen Raum voller Gäste führt, verliert Diskretion schnell an Bedeutung. Bald drehten sich die Köpfe der anwesenden Gäste, und aufgeregtes Getuschel setzte ein. Einige Leute erhoben sich sogar, um auf ihn zuzugehen. Doch bevor sie ihn erreichten, führte ihn der Manager durch die Tür, die er hinter ihnen verschloss. Dann ging es weiter zu einem privaten Speisezimmer. Dort wartete bereits eine hübsche Frau mit kurzen blonden Haaren und grünen Augen. Sara Wittmann war 48 Jahre alt und Chefin einer Modellagentur. Außerdem arbeitete sie als Managerin für eine handvoll Modells, die den Sprung zu einer großen Karriere geschafft hatten. Und Ray war einer derjenigen, die sie betreute. Der Manager des Restaurants zog sich diskret zurück, während Ray und Sara sich herzlich begrüßten. "Nun, Ray, wie war dein Gespräch mit diesem Kuznetsov von Motor Wheels?" fragte Sara neugierig. "Es lief alles sehr gut." antwortete Ray, "So wie die Dinge stehen, sollte ich den Vertrag in Kürze unterzeichnen können." "Das freut mich zu hören." sagte Sara zufrieden, und Ray verbiss sich ein Grinsen. Natürlich freute es Sara, immerhin bekam sie für jeden Auftrag, der über sie vermittelt wurde, eine Provision gezahlt. Und sie war sehr gut darin, deshalb bekam Ray auch seine meisten Aufträge über sie. Nachdem sie ihr Essen ausgewählt und dem Kellner ihre Wahl mitgeteilt hatten, kam Sara zum geschäftlichen Teil. "Ich habe einige lukrative Aufträge in dieser Stadt für dich an Land gezogen, Ray. Mehrere Fotoshootings und ein Werbefilm-Auftrag stehen in Aussicht. Und da es sich inzwischen herum gesprochen haben dürfte, dass du in dieser Stadt bist, werde ich wohl bald noch mehr Aufträge für dich haben." "Das klingt gut. Und was wären das für Aufträge?" "Ein Fotoshooting für Werbeanzeigen von Fruchtsäften und ein anderes für ein Herrendeo, beides kleine Aufträge, jeder nur ein paar Stunden Arbeit. Wird aber großzügig bezahlt. Und ein großer Auftrag für Designer-Herrenbekleidung, unter anderem auch Katalogfotos. Den solltest du auf jeden Fall annehmen, Ray." Ray nickte. "Gib mir die Unterlagen mit, dann sehe ich es mir genauer an. Was ist mit dem Werbefilm?" "Jeans!" posaunte Sara stolz. Ray blinzelte nur verständnislos. "Jeans?" Sara runzelte gespielt missbilligend die Stirn. "Du wirst doch wohl jene Hose aus Baumwolle kennen, die Männer und Frauen fast jeden Alters so gerne tragen?" "Und da will mich jemand für eine Fernsehwerbung?" "Ja, und das ist eins der besten Angebote!" Sara lächelte strahlend. "Ich habe ihre Pläne für die Werbung gesehen. Sie wollen mehrere Werbefilme mit dir drehen, drei Stück an der Zahl. Und das Konzept ist gut! Sie werden dich sexy in Szene setzten, du wirst schon sehen. Nimm an, und nicht nur der Beliebtheitsgrad der Jeans wird steigen. Ist ein wenig mehr Arbeit für dich, aber es wird gut bezahlt." Sie reichte Ray mehrere Mappen über den Tisch. "Die Oberste ist die Sache mit der Jeans." Ray blätterte rasch durch die Mappe, bis er zum Konzept des ersten Werbefilms kam. Interessiert las er weiter. Beim zweiten Konzept hoben sich seine Brauen, beim Dritten lachte er ungläubig auf. "Ich trage in allen Werbefilmen nicht mehr als eine Jeans, und zumindest in einem davon auch erst am Ende." "Sexy, ich hab's dir ja gesagt." Sara ließ ihre Blicke grinsend über Ray's wohlgeformten Körper gleiten. "Ich bin ohnehin der Meinung, dass du zu wenig von dir zeigst." Ray's Blick fiel auf die Bezahlung. "20.000,- Euro pro Film? Das ist recht gut." Sara verdrehte die Augen. "Das ist großartig, wenn man bedenkt, dass jeder dieser kleinen Werbefilme an einem Tag abgedreht sein kann! Und diese Filmchen werden nicht nur für die Jeans werben, sondern auch für dich. Also nimm ja an, Junge, das ist nicht nur mein Rat als deine Managerin, sondern auch als deine Freundin." Der Kellner brachte das Essen, Lachsfilet im Sesammantel für Sara und Hummer mit Pfifferlingen für Ray. Die Beiden schwiegen einen Moment, doch als der Kellner wieder verschwunden war und sie zu essen begonnen hatten, ergriff Sara erneut das Wort: "Heute Abend ist eine Party bei Herrn Aaron, dem Eigentümer von Bey-Champ. Er hat alles in der Stadt eingeladen, was Rang und Namen hat, unter anderem auch mich. Und ich wiederum habe eine zusätzliche Einladung für dich mitbekommen. Ich möchte, dass du dahin gehst. Es ist immer gut, mit den richtigen Leuten gesehen zu werden." Ray ignorierte den letzten Satz, er selbst hielt nicht viel von Leuten, die nur deshalb mit anderen Leuten befreundet waren, weil es ihr eigenes Ansehen steigerte. Stattdessen konzentrierte er sich auf eine andere Information: "Bey-Champ, die Firma, die Beyblades und ihre Ersatzteile herstellt? Bisher hatte diese Firma nur einen kleinen Marktanteil." "Das ist richtig, aber er will seine Beyblade-Firma vergrößern. Er verdient sein Geld hauptsächlich mit einer Import/Export-Firma, aber sein Interesse am Beybladen ist gestiegen, seit seine Enkelkinder nach dem Sport verrückt sind. Ich denke, er sucht einen geeigneten Werbeträger, und nachdem er erfahren hat, dass du in der Stadt bist, will er dich kennen lernen. Damit könntest du einen weiteren großen Auftrag an Land ziehen." Ray überlegte nicht lange. Eigentlich hatte er keine Lust, zu einer Party zu gehen und angestaunt zu werden, aber in seinem Beruf musste er sich immer wieder den Leuten zeigen. Wenn sein Bekanntheitsgrad sank oder auch seine Beliebtheit, hieß das weniger Aufträge. Außerdem stellte Bey-Champ qualitativ hochwertige Beyblades her, und ein Werbeauftrag von dieser Firma würde ihm gefallen. Auch wenn er nicht mehr aktiv an Beyblade-Turnieren teilnahm, er bladete immer noch, genau wie der Rest der Bladebreakers. Sie würden sich von ihren Beyblades und ihren Bitbeasts nicht trennen. "Okay, ich gehe hin." "Ausgezeichnet. Hier ist die Einladung. Und wenn du es einrichten kannst, komm bitte eine halbe Stunde zu spät. Ich möchte, dass möglichst viele Gäste bereits da sind, wenn dein Auftritt auf der Party kommt." "Ich werd' sehen, was ich machen kann." erwiderte Ray amüsiert. Sie unterhielten sich noch eine Weile, nachdem sie das Essen beendet hatten. Sara bestand darauf, zu bezahlen, und Ray wusste es besser, als ihr zu widersprechen. Als sie sich erhoben, um zu gehen, kam der Restaurantmanager zu ihnen. Unter häufigen Entschuldigungen bat er Ray, das Restaurant durch einen Hinterausgang zu verlassen. Vor dem Restaurant hatten sich Schaulustige und Reporter eingefunden, die den Eingang praktisch blockierten. Das Restaurantpersonal tat sein Bestes, damit die Menge draußen blieb, aber wenn Ray sich zeigte, würde er es wahrscheinlich nicht einmal bis zu seiner Limousine schaffen. Ray rief den Chauffeur über sein Handy an und bestellte ihn zum Hinterausgang. Ohne weiteren Zwischenfall brachte ihn die Limousine zurück zum Hotel. Er würde gerade noch genügend Zeit haben, sich ein wenig frisch zu machen, bevor er wieder los musste zu dem regionalen Turnier im Beybladen, dessen Ehrengast er heute Nachmittag sein würde. *** "Und der Gewinner unseres diesjährigen Turniers hier in Star City ist Jason Knight!!!" schrie AJ Trooper in sein Mikrofon. Herr Beaumont, der Vertreter der BBA in dieser Stadt und Organisator des Turniers, lachte fröhlich und klatschte begeistert Beifall. Ray tat es ihm gleich. Das Turnier hatte ihm gut gefallen. Es hatte ihm richtig in den Fingern gejuckt, Drigger hervorzuholen und mitzubladen. Aber das ging nicht, dieses Turnier war immerhin für die Kids gedacht, nicht für erwachsene Blader, die sich längst aus dem aktiven Sport zurückgezogen hatten. Unter dem Jubel der Menge überreichte Ray dem Gewinner den Pokal und gratulierte ihm. Später würde es noch einen kleinen Fototermin mit ihm und den vier Finalisten des Turniers geben. Jeder der Jungs würde ein Foto bekommen, das ihn mit Ray Kon, dem berühmten Star-Blader zeigen würde. Und ein Foto mit dem Gewinner, Herrn Beaumont und Ray für die Presse sollte auch noch gemacht werden. Nach dem Fototermin und einer Autogramm-Stunde von Ray, die ebenfalls von der BBA organisiert worden war, fuhr Ray zurück zu seinem Hotel. Er hatte noch knapp eine Stunde Zeit, sich für die Party bei Herrn Aaron fertig zu machen. Er duschte schnell und bestellte sich dann eine Kleinigkeit zu essen. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn er hungrig wie ein Wolf auf der Party erschien. Und dann gab es die schwerste Entscheidung zu treffen. Was sollte er anziehen? Für ihn als Modell war der äußere Eindruck sehr wichtig. Die chinesisch inspirierte Kleidung, die er beim Beyblade-Turnier anhatte, schien ihm nicht angebracht. Der Anzug, den er heute Vormittag bei Motor Wheels getragen hatte, war für eine Party nicht anspruchsvoll genug. Hm, nun gut, sein 3.000,- Euro teurer Armani-Anzug würde wohl passend sein. ------------------------ wird fortgesetzt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Star City ist ein bescheuerter Name für eine Stadt, ich weiß, ich weiß... Aber mir ist nichts anderes eingefallen. Auch die Gagen für die Werbeverträge und wie das so abläuft, habe ich mir einfach aus dem Ärmel geschüttelt, also bitte keine Vergleiche mit der Realität anstreben. Wer hier die Action vermisst, dem sei gleich vorab gesagt, dass zwar schon ein wenig passieren soll, aber es wird trotzdem eine meiner romantischeren Fanfics. Oder so habe ich es zumindest geplant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)