Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? von Cat_in_the_web (Seto Kaiba + Joey Wheeler) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Titel: Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil: 5/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Rating: PG-14 (zumindest für's letzte Kapitel geplant) Pairing: Seto Kaiba / Joey Wheeler Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. ---------------------------------------------------- Ich hasse dich - oder vielleicht doch nicht? Teil 5 "Hey, Kaiba?" Joey kam die plötzliche Stille merkwürdig vor. Und warum schaute Kaiba denn jetzt so interessiert aus dem Fenster? Da draußen sah man doch nichts außer dunkle Straßen und Häuser. Neugierig rückte er näher. "Was gibt's, Hündchen?" Kaiba versuchte, sein Gesicht wieder in die ausdruckslose Maske zu verwandeln, die ihm immer schon gute Dienste geleistet hatte. Zumindest seiner Stimme konnte man glücklicherweise nichts anmerken, sein Ton war so gleichgültig als ginge ihn die ganze Welt nichts an. Joey rückte noch ein wenig näher und stützte sich kurz vor Kaiba mit beiden Händen auf dem Polster ab. Dann beugte er sich vor und wollte um Kaiba herum einen Blick auf dessen Gesicht werfen, als sich der Wagen unerwartet in eine Kurve legte! Joey verlor den Halt und fiel nach vorne! Kaiba sah die Bewegung aus den Augenwinkeln und drehte sich genau in diesem Moment wieder zu Joey um. Prompt fiel Joey in Kaiba's Arme, sein Gesicht gegen dessen Brust gedrückt. Kaiba versuchte, ihn aufzufangen, was damit endete, dass sein Arm sich in einer Umarmung um Joey legte, während die Hand an seinem anderen Arm mit einer Hand von Joey zusammenstieß. Ihre Finger verschränkten sich ineinander. Die beiden saßen wie erstarrt! Keiner rührte sich. Kaiba's mühsam wiedergefundene Selbstkontrolle war erneut zum Teufel, wie man unschwer an seinem geröteten Gesicht erkennen konnte. Joey's Gesicht war kaum zu sehen, da es in Kaiba's Hemd vergraben war, aber nach den paar Stellen, die man noch sehen konnte, zu urteilen, konnte seine knallrote Gesichtsfarbe jede Tomate beschämen. Die Schrecksekunden über den kleinen Unfall hielten nicht lange an. Joey richtete sich schnell auf, und ebenso schnell entlies Kaiba ihn aus seiner Umarmung. "Oh, das... das tut mir leid, Kaiba." stotterte Joey verlegen, ohne Kaiba dabei anzusehen. Statt dessen musterte er interessiert den Boden zu seinen Füßen. Interessant, die Limousine war mit dunkelblauem Teppich ausgelegt. "Ist schon gut, Joey." antwortete Kaiba mit einer für ihn völlig uncharakteristisch sanften Stimme. Er blickte konzentriert aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Gebäude. Sieh einer an, er hatte gar nicht gewusst, dass die Firma Kinoma Technologie hier ein Lagerhaus hatte. Joey und Kaiba wurde mit einem Mal bewusst, dass sie beide etwas vergessen hatten. Sie hielten einander immer noch an den Händen fest. Nebeneinander auf den weichen Lederpolstern sitzend, der blonde Kopf gesenkt, der dunkelhaarige Kopf dem Fenster zugewandt, wusste keiner von beiden so recht, was er jetzt tun sollte. Eigentlich wäre es doch eine einfache Sache gewesen, die Hand des anderen loszulassen, und dann wieder doch nicht. Es war doch eigentlich gar nicht angebracht, dass gerade diese zwei so gegensätzlichen Jungen miteinander händchenhaltend im Wagen saßen, und es wäre doch nur logisch, die Hände voneinander zu lösen, oder? Aber irgendwie erschien die kleine Kraftanstrengung, die dafür nötig gewesen wäre, viel zu schwer. Und irgendwie fühlte sich die Wärme der anderen Hand gut an. Und wenn sich etwas gut anfühlt, ist es doch logisch, es so zu belassen wie es ist, oder? Weder Kaiba noch Joey rührte sich. Sie hingen ihren eigenen Gedanken nach, Hände haltend im Innern von Kaiba's Limousine. Joey blickte auf den blauen Teppichboden unter seinen Füßen. ,Kaiba mag anscheinend blau, sein Hemd und sein Trenchcoat sind auch blau. Aber kein blau, dass ich jemals gesehen habe, reicht an die Farbe seiner Augen heran... so ein wunderschönes Saphirblau... Hey, was denke ich denn da?!? Denk an was anderes, Joey, zum Beispiel an den Abend im Night Palace. Tristan, Yugi und Tea werden staunen, wenn sie davon hören. Nur schade, dass diese drei Blödmänner da waren, aber Kaiba hat mir ja geholfen, sogar gleich zweimal... Hoppla, ich wollte doch nicht daran denken. Denk an was anderes, Joey, zum Beispiel... zum Beispiel an... das Wetter! Es war doch eigentlich angenehm warm, als ich von zu Hause losging, dafür ist es jetzt aber ganz schön kühl geworden. Und angefangen zu regnen hat es auch. Das nächste Mal nehm' ich sicherheitshalber doch 'ne Jacke mit. Aber Kaiba hat mir ja seinen Trenchcoat gegeben, obwohl er dann selbst ohne Mantel im Regen stand. Das war echt nett von ihm, wie ungewöhnlich. Verflixt! Ich wollte doch an was anderes denken! Ich denk an... an... die Limousine! Ich fahre zum ersten Mal in einer Limousine. Sehr bequem und komfortabel, das muss ich echt sagen. So viel Leder und Holz. Na ja, Kaiba kann sich das leisten. Ich glaube, sein Hemd ist aus Seide. Es roch gut... nach Kaiba. Kaiba riecht gut. Aaargh! Sind wir denn nicht bald da?!?!!!' Kaiba blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Häuserreihen. ,Joey ist ungewöhnlich schweigsam. Normalerweise redet er viel mehr. Und gibt immer verbal Konter, er lässt sich nichts gefallen. Das mag ich auch so an ihm. Hey, was denke ich denn da?!? Denk an was anderes, Seto, zum Beispiel an den Abend im Night Palace. Furchtbar langweilig, außer einer guten Lasershow haben die nichts zu bieten. Na ja, die Tanzfläche ist auch recht beeindruckend, aber wenn ich hinuntergehe zum Tanzen, hab ich ja nie meine Ruhe. Dauernd werde ich angemacht. Wenigstens versucht niemand das Gleiche mit mir, was die drei Idioten heute mit Joey versucht haben. Was bildeten diese Idioten sich überhaupt ein?! Legen Hand an mein Hündchen! Moment Mal! Mein Hündchen?! Wo kam denn das her??? Reg dich nicht auf, Seto. Atme tief durch, und denk an was anderes. Zum Beispiel... zum Beispiel... an das Wetter! Der Wetterbericht hatte ja Regen für den Abend vorhergesagt. Ausnahmsweise haben sie sogar recht behalten. Joey hatte gar keine Jacke dabei. Typisch, hat den Wetterbericht wohl nicht gehört und ist einfach losmarschiert. Es ist ganz schön kühl geworden. Joey zitterte wie ein kleiner Hund, den man in den Regen hinausgelassen hatte. Sein Erstaunen, als ich ihm meinen Trenchcoat gab, war absolut sehenswert! Ist das ein Lächeln auf meinem Gesicht?!? Ich sollte doch mehr Selbstkontrolle haben! Okay, denk an was anderes, Seto! Hm, riecht es hier nicht leicht nach Reinigungsmitteln? Richtig, ich habe die Limousine vor kurzem reinigen lassen, daher kommt der Geruch. Vielleicht sollte ich ein Raumdeodorant für die Limousine kaufen. Welchen Duft sollte ich wählen? Apfel? Joey's Haare rochen nach Apfel... Apfelshampoo... Ob Mokuba etwas dagegen hätte, wenn ich einen Hund mit nach Hause bringen würde? Aaargh! Sind wir denn nicht bald da?!?!!!' Die Limousine hielt an. Doch keiner der beiden ließ sich in seinen Gedankengängen stören. Eine rote Ampel, ein Zebrastreifen, was auch immer den Stop verursacht hatte, war nicht wichtig. Es würde sicher gleich weitergehen. Die Wagentür des Fahrers öffnete und schloss sich wieder. Schritte näherten sich Joey's Tür. Die Jungen schreckten aus ihren Gedanken hoch. Waren sie etwa schon da? Das konnte doch unmöglich sein! Die Tür an Joey's Seite wurde geöffnet. Blitzschnell ließen die Jungen einander los. Das fehlte gerade noch, dass der Chauffeur sie beim Händchen halten erwischte! Beide fühlten Erleichterung, aus dieser ungewöhnlichen und seltsamen Situation heraus zu sein. Und doch... irgendwie vermissten beide die Wärme von der Hand des anderen. Der Chauffeur stand in Hab-Acht-Stellung neben der Tür und verkündete: "Wir sind angekommen, Sir." Joey schreckte überrascht hoch. So schnell? Er hätte gewettet, dass sie gerade mal aus dem Industriegebiet raus waren, und jetzt standen sie schon vor seinem Zuhause! Joey stieg aus der Limousine und dankte dem Chauffeur. Über die Schulter sagte er: "Danke für's Heimfahren, Kaiba. Ich seh' dich morgen in der Schule." "Bis Morgen, Wheeler." hörte er Kaiba sagen, dann schloss der Chauffeur die Tür wieder und kehrte zum Fahrersitz zurück. Joey befand sich schon auf halbem Weg zur Eingangstür, als ihm einfiel, dass er immer noch Kaiba's Trenchcoat um seine Schultern gelegt hatte. Er blickte zurück zur Straße, doch er konnte nur noch die Rücklichter der Limousine um eine Ecke verschwinden sehen. *** Kaiba blickte auf die Polster, wo eine Minute zuvor noch Joey gesessen hatte. Wie seltsam, die Fahrt bis zu Joey's Zuhause war ihm wie eine Ewigkeit erschienen, aber als sie dann angekommen waren, erschien es ihm viel zu früh. So als wären sie erst wenige Minuten unterwegs gewesen. Kaiba seufzte und ließ sich in die Polster zurück sinken. Er war müde und wollte ins Bett. Hoffentlich war Mokuba pünktlich ins Bett gegangen, wie er es ihm gesagt hatte, und hatte nicht noch heimlich Videospiele gespielt. Wenn er nach Hause kam, würde auch sein Chauffeur endlich frei haben wie der Rest seines Personals. Er würde durch das dunkle Haus gehen, die leeren Gänge entlang bis zu den Schlafzimmern, kurz nachsehen, ob Mokuba brav schlief und dann in sein eigenes Zimmer gehen. Am nächsten Morgen würde er um halb sechs aufstehen, Frühstück machen, Mokuba wecken, ihn zur Schule bringen und selbst zur Schule gehen. Nach der Schule würde er dann gleich in die Firma fahren und bis zum Abend arbeiten. Wenn er Glück hatte, sah er Mokuba morgen Abend, und sie konnten sich eine kleine Weile unterhalten. Aber vielleicht hatte Mokuba auch etwas mit seinen Freunden vor, oder Kaiba musste wegen eines Notfalls länger in der Firma bleiben. Dann würden sie erst Übermorgen beim Frühstück wieder miteinander reden. Oh Gott, er vermisste Mokuba. Und, das konnte er nicht leugnen, er vermisste Joey. *** Joey war unbemerkt von seinem Vater in die Wohnung gelangt. Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer zeigte ihm, dass sein Vater auf der Couch eingeschlafen war, und nach der Anzahl leerer Bierflaschen zu urteilen, würde er auch nicht so schnell wieder aufwachen. Jetzt lag er auf seinem Bett und versuchte, endlich einzuschlafen. Das Problem war nur, er konnte einfach nicht schlafen. Dabei war er durchaus müde, sogar hundemüde! Abwesend rieb sich Joey mit einer Hand über den Bauch. Der Schlag, den er hatte einstecken müssen, hatte einen schönen blauen Fleck hinterlassen. Aber das war es nicht, was ihn wach hielt. An so was war er gewöhnt. Woran er nicht gewöhnt war, das hielt ihn wach. Und das war in diesem Fall die Erinnerung an einen gewissen Seto Kaiba, der ihn gerettet hatte, obwohl die Typen zu dritt gewesen waren! Ein Kaiba, der ihm seinen Trenchcoat gegeben hatte, obwohl es regnete! Der sogar gekichert hatte! Der ihn kurz im Arm gehalten hatte, als sie in der Limousine versehentlich zusammen stießen. Joey spürte, wie er erneut rot wurde, als er daran zurück dachte. Kaiba's Blick war immer so kalt, dass man meinen könnte, man hätte es mit einer Eisstatur zu tun. Dagegen war sein Körper so angenehm warm gewesen... Und er hatte so gut gerochen, irgendwie nach Tee und Herbstwald und baldigem Winter... Joey seufzte und gab auf. Er stand auf und ertastete sich vorsichtig im Dunkeln seinen Weg zu dem alten Stuhl in seinem Zimmer, dann ging er zum Bett zurück, in der Hand Kaiba's Trenchcoat. Er legte sich wieder hin und deckte sich zu. Den Trenchcoat legte er über die Decken neben sich und legte beide Arme darum. Dann vergrub er sein Gesicht im Futter des Trenchcoats. Es roch schwach nach Kaiba, und Joey seufzte wieder. Er würde sich morgen Gedanken über sein Verhalten machen. Heute Abend war er fiel zu müde dazu. Innerhalb weniger Minuten war er eingeschlafen und träumte vom kommenden Winter und vom Meer und von zwei saphirblauen Augen. *** In einem der besten Stadtviertel, weit weg von Joey's eher ärmlichem Zuhause, stand eine große Villa in völliger Dunkelheit. Die vielen Gänge und die meisten Zimmer lagen verlassen da, lediglich in zwei Räumen konnte man tiefe Atemzüge vernehmen. Man konnte zu der festen Überzeugung gelangen, dass beide Bewohner des riesigen Hauses längst schliefen. Nun, in Mokuba's Fall war das auch korrekt. Doch sein großer Bruder Seto Kaiba fand keine Ruhe. Er lag auf dem Rücken in dem riesigen Bett zwischen den Seidenlaken und starrte regungslos an die Decke. Er hätte gern geschlafen, doch seine Gedanken waren viel zu beschäftigt mit einem gewissen Hündchen mit goldenen Haaren und warmen braunen Augen. Kaiba's Gedanken wanderten zurück zum Night Palace, wo er Joey auf der Tanzfläche gesehen hatte, wie er von diesen drei Idioten bedrängt worden war. Er fühlte noch immer Wut in sich aufsteigen, wenn er daran dachte, aber sie war nicht mehr so stark wie vorher. Warum wurde er überhaupt so wütend darüber? Und später, als er vor dem Night Palace gestanden hatte und sah, wie Joey in der Seitenstraße verschwand und die drei Idioten ihm folgten. Er wusste, dass das nichts Gutes bedeutete, also war er ihnen gefolgt. Er konnte doch nicht zulassen, dass irgendjemand von diesen drei Typen zusammengeschlagen wurde und vielleicht noch Schlimmeres. Er war nicht so herzlos, und es war bestimmt nicht, weil es gerade Joey war, der in Gefahr schwebte. Trotzdem erklärte das nicht, was er empfunden hatte, als er sah, wie die drei Typen auf Joey einschlugen. Diese Wut, die so anders gewesen war als die, die er vorher im Night Palace empfunden hatte. Eine eiskalte Wut, die eine gefährliche Ruhe mit sich brachte. Er wünschte fast, er hätte den drei Typen noch mehr weh getan. Aber sie waren lächerliche Kämpfer gewesen, und Kaiba hatte mehr Kontrolle über sich. Eine Kontrolle, die Joey allerdings zum Platzen gebracht hatte. Kaiba konnte sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal gekichert oder gar gelacht hatte. Und das alles nur wegen eines Blicks auf ein menschliches Hündchen mit einem Ausdruck absoluten Staunens auf seinem Gesicht. Bei der Erinnerung schlich sich wieder ein Lächeln auf Kaiba's Gesicht, und es tat gut! Und dann der körperliche Kontakt im Auto. Sicher, es war nur ein Zufall gewesen. Joey, tollpatschig wie er war, hatte den Halt verloren. Aber es hatte sich so seltsam gut angefühlt! Joey's Wärme zu fühlen, wie er seinen Kopf, wenn auch unbeabsichtigt, gegen Kaiba's Brust gepresst hatte, sein warmer Atem, der durch das Seidenhemd auf der Haut zu spüren war, und der Duft von seinen goldenen Haaren, die unmittelbar vor Kaiba's Gesicht gewesen waren, als dieser auf Joey hinabsah. Ob dieses Haar so weich und seidig war, wie es aussah? Kaiba seufzte tief. Was war nur mit ihm los? Er hatte sich noch nie so sehr von einer anderen Person ablenken lassen. Schon gar nicht von diesem Hündchen namens Joey Wheeler, das ständig kläffend über das Schulgelände sprang. Aber jetzt lag er hier und konnte nicht schlafen, weil seine Gedanken dauernd zu Joey zurück kehrten! Und er vermisste ihn!!! Er verstand sich langsam selbst nicht mehr! Kaiba drehte sich auf die Seite, zog eines der Federkissen in einer Umarmung an seine Brust und vergrub sein Gesicht darin. Morgen würde er den kleinen Kläffer Joey in der Schule sehen. Mit diesem Gedanken im Kopf schlief er endlich ein und träumte von einem kleinen Hund mit goldfarbenem Fell, der bellend über eine Sommerwiese auf ihn zurannte. Seine warmen braunen Augen lachten ihn glücklich an. ------------------------ Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)