Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 33: Interlude - Widerstreit ----------------------------------- Disclaimer : Projekt Weiß und tough Erklärung : Killer haben Gefühle Warnung : tut ihnen nicht gut Widmung : kissos Interlude – Widerstreit Sie genießt meine Berührungen, schwelgt anscheinend noch in der Erinnerung. Sie scheint so klar in ihren Empfindungen, so eindeutig… so anders. Als sie mich gestern sah, noch an meinen BMW gelehnt, hätte alles geschehen können. Aber es war… anders. Eigentlich hatte ich keine Erwartung, nur das unbestimmte Gefühl, ihr etwas schuldig zu sein. Und so stand ich reglos, überließ ihr das Weitere. Hoffte inständig, dass sie mir nicht quietschend oder heulend eine Szene macht. Wollte mit ihr essen gehen, vielleicht. Oder in eine Bar, ihr einfach beim Plaudern zusehen, oder so…. Aber sie… zögerte nur unmerklich. Kam zielstrebig auf mich zu, mit ihren kleinen, beschwingten Schritten und schaute mir kurz ins Gesicht. „Sai.“ Mein Name klang wie eine Bestätigung. Und dann legte sie ihre Stirn gegen meine Brust, als wäre sie zu Hause. Ich muss in dem Moment komplett erstarrt sein. Es lag so viel… Vertrauen in dieser Geste. Unabdingbares Vertrauen. Vollkommen verwirrend für mich…. Aber dann legten sich meine Arme ganz automatisch um ihre Taille und zogen sie näher. Und für eine kurze, verhuschte Sekunde habe ich das Gefühl genossen. Ihr Anschmiegen, die Umgebung vergessend, nichts weiter beachtend als die Sicherheit meiner Umarmung. Es war… rührend? Und dann war ich sofort wieder in der Realität, registrierte die Reaktionen ihrer Kollegen. Das Stutzen, Wundern, Abchecken, Sortieren…. Sah das Schwanken zwischen Verachtung und Neid. Wollte ihnen kein Schauspiel liefern. Nicht auf Kimikos Kosten. Und schob sie vorsichtig einen halben Schritt zurück. „Du hast einen Wunsch frei. Wo möchtest Du essen gehen?“ Sie nannte eines der angesagten Restaurants, für das man normalerweise Tage vorher reservieren muss. Aber das war nicht das Problem. Wozu gibt es Handy? Das Problem… liegt jetzt hier. „Hast Du Dir schon mal was so sehr gewünscht, dass es weh tut?“ Anscheinend hat sie auch eine intensive Phase der Grübelei. Und die Antwort wäre ja, wenn ich ihr antworten würde. Aber das hätte keinen Sinn, denn ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich die Wünscherei eingestellt habe. Als Spinnerei abgetan. Im Bewusstsein, genug Schmerz zu empfinden, auch so. „Wieso?“ Gegenfragen sind unhöflich, aber taktisch ungeheuer wertvoll. „Weil ich mir jeden Tag gewünscht habe, dass Du genau dort stehst… vor dem Eingang, an Deinen BMW gelehnt, auf mich wartend. Und ich habe jeden Abend die Lider zusammen gekniffen und gezwinkert… und gehofft, dass Du wirklich da bist. So deutlich hatte ich dieses Bild vor Augen.“ Sie rollt sich auf die Seite, schaut mir ins Gesicht. „Ich weiß nicht warum, aber ich wäre wieder in den Hafen gegangen, um Dich zu suchen, trotz der schrecklichen Typen, die ich dort gesehen habe. Es wäre mir egal gewesen, wie gefährlich das sein kann. Und es ist mir völlig unklar, warum ich weiß, dass ich Dich im Hafen wohl eher finden könnte als hier.“ „Vergiss es einfach. Es ist nicht wichtig.“ Nichts ist wirklich wichtig. Nicht für sie und nicht für mich. Ich lebe doch nur noch irgendwie dem Ende entgegen. Immer auf dem Sprung. Getrieben durch Leute wie Crawford. Durch eine Verkettung von Ereignissen, die beschissener nicht ablaufen konnten. Von geborgter Zeit…. Ein plötzlicher, gewaltsamer Tod ist mir sicher. Heute, morgen, vielleicht ein bisschen später. Gefahr für alle, die dann mit mir sind. Wenn sich das Loch bildet, durch das ich dieses Leben verlasse, tun sich Strudel auf. Unberechenbar in ihrem Sog. Dann will ich Unschuldige wie Kimiko nicht in meiner Nähe wissen. Und das mit dem Hafen muss ich ihr auch austreiben. Da hat sie nichts verloren. Kyoko würde sich abrollen vor Lachen, wenn sich das Frischfleisch schon freiwillig selber in ihr Schlachthaus liefert. Kimiko sieht jünger aus als sie ist. Beste Voraussetzung für ne Karriere als Nutte. „Sai. Woran denkst Du? Du hast ganz böse Augen, Du machst mir Angst….“ Ich schaue böse? Das will ich nicht. Nicht bei ihr. Ich umfasse ihren Körper und ziehe sie hoch, ganz fest in meine Arme. „Sch….“ Es ist angenehm, sie so im Arm zu halten. Ihre Wärme tut gut. Ihre Augen scheinen ständig zu fragen, was das Leben jetzt wohl Schönes bringen mag. Und im Augenblick verbindet sie ihre positive Einstellung wohl mit mir. Schmeichelhaft, ohne Wenn und Aber. Wie gern würde ich sie einfach nur verwöhnen. Ihre Freude erleben. Und ihr so eine nette Mischung bieten… aus Weihnachtsmann, guter Fee und Märchenprinz. Aber nichts da. Schluss mit der unnötigen Sentimentalität. Ich bringe sie nur in Gefahr. Sie und mich. Diese Grübelei führt zu nichts. Macht mich nur mürbe. Zieht mir zu viel Energie ab. Und die brauche ich zurzeit für mich. Standortbestimmung ist angesagt. Verhältnisse müssen neu geklärt werden. Crawford ist noch nicht durch, Schuldig nicht und Kyoko erst recht nicht. Da reise ich lieber mit leichtem Gepäck und binde mir nicht noch einen Klotz ans Bein. Und sie ist Ballast. Ein niedlicher… und überaus anziehender. Unwillkürlich habe ich meine Berührungen wohl zärtlicher werden lassen. Sie biegt sich genießerisch meinen Händen entgegen. Ihr angenehmer Eigenduft spricht von erlebtem Vergnügen… und macht Lust auf mehr. Und genau das wird jetzt passieren. Ohne Grübelei, ohne Bedauern, ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Morgen ist früh genug, ihr den Abschied zu geben. Jetzt gebe ich ihr, was wir beide wollen. Jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)