Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 20: Abschiedsschmerz ---------------------------- Disclaimer : Projekt Weiß - Brainstorming mit Kitty - tough Warnung : hart und dark Erklärung : Drama formt am besten! Widmung : Den grandiosen WK-Schreibern - den hardcore Fans Abschiedsschmerz Sachte setze ich einen Fuß vor den anderen. Mir ist der Boden nicht geheuer. Misstrauen - zu spät. Ganz klar nehme ich meine Umgebung wahr. Ich kann sie sehen. Geräusche dringen nur gedämpft durch. Fühlen? Fehlanzeige. Mein Körper ist auf Sparflamme geschaltet. Mein Gedanken ruhen, wenn sie nicht anfallartig rasen. Aber dann setzt sofort wieder der Verteidigungsmechanismus ein. Das System fährt runter. Auf fast Null. Ganz tief in mir ist nur noch diese unbestimmte Sehnsucht. Nach diesem Menschen. Nach Ruhe. Nach Sicherheit. Leise öffne ich die Tür. Bin vor seinem Bett. Er schläft, atmet gleichmäßig. Seine breite Brust hebt und senkt sich. Ich möchte ihr dabei zusehen. Diese ganze verdammte Nacht lang. Er öffnet seine Augen. Sie schauen erschreckt. Sein ganzes Gesicht wirkt so... Er springt auf. Spricht mit mir. Nimmt meinen Körper in die Arme. Ich höre nur Worte. "Sai, was ist los? Warum stehst Du hier? Du zitterst ja. Kein Wunder, Du bist eiskalt. Komm, setz Dich aufs Bett. Ich wickele die Decke um Dich. Nein, warte bitte. Setz Dich. Ja, so ist gut. Deine Haare sind nass. Warum? Sai, bitte Sai, antworte. Warum sind Deine Haare so nass?" Meine Haare? Nass? Ach ja. " Ich... habe... geduscht." Das war mühsam. Will nicht mehr sprechen. Will, dass mein Körper sich warm zittert. Hier. Bei ihm. Aber ohne Sprechen. Leise höre ich ihn wispern. Dann ist da noch eine zweite Stimme. Lauter, leicht heiser. Die kenne ich auch. Ist in Ordnung. Außerdem ist er dabei. Ganz dicht ist sein Gesicht vor meinem. Drängend seine Blicke. Seine schönen Augen. Schau nicht so traurig, Ken. Jetzt ein anderes Gesicht. Ganz anders. Diese Augen haben keinen Ausdruck. "Gut, dass Du mich gerufen hast. Sie steht völlig neben sich. Ihre Hand ist auch voll Blut. Wir müssen ihr die Jacke ausziehen." Meine Hand soll voll Blut sein? Ja. Da ist die Stichwunde am Arm aufgegangen. Der Einsatz in der alten Fabrik. Der Typ, der Ken von hinten anging. Der mit den beiden Messern. Messer. Sind aus Stahl. Kalt, scharf, ziehen rote Spuren nach sich. Farfarello mag Messer. Ich im Moment nicht so sehr. Aber es kann mir egal sein. "Mach einen Druckverband. Die Wunde ist ziemlich tief. Ich halte sie solange. Sai, lass ihn den Arm verbinden. Wo warst Du nur? Sprich doch mit mir. Schuldig, ihr Shirt ist so feucht. Verdammt, wer war das?" Mein Bauch wird kalt. Sie haben mein Tanktop hochgeschoben. Noch mal. "Wer war das?" Langsam schaue ich auf meine Rippen. Der Drache ist umgeben von Schnitten. Wer das war? Ich sehe ihn nur an. "Ken, lass sie in Ruhe. Ich muss mich konzentrieren. Das muss Crawford sehen." Crawford. Wann war das noch mal? Er hat mich in sein Büro gerufen. "Setz Dich Sai. Auch einen Kaffee? Michiko hat mich informiert, dass sie ihre übliche Europareise machen will. Gerade zurzeit wäre es unklug, wenn sie ihre Gewohnheiten ändern würde. Sie ist eine entschlossenen Frau und couragiert obendrein. Aber natürlich lasse ich sie nicht ohne Schutz nach ,Good old Europe'. Ich habe es mir nicht leichtgemacht, ihre Begleitung auszuwählen. Ich habe mich für Kyoko entschieden. Sie wird Tom und Jerry mitnehmen. Die sind ein eingespieltes Team, während ich Dich hier im Ernstfall an der Seite von Schuldig und Ken brauche. Wir haben eine ruhige Phase, also gebe ich Kyoko und Dir ein paar Tage frei. Sie kann ihre Angelegenheiten regeln und Du kannst Dich von Michiko verabschieden." Großzügig vom Leader. Scheint großzügig zu sein, wenn seine Leute es sich verdient haben. Jetzt höre ich Crawfords Stimme. Ziemlich nah. Ist er auch hier bei ihm? Eine Brille wird mit dem Finger zurückgeschoben. Ein Räuspern. "Ja, ich hab's gesehen. Am Hals. Im Nacken auch. Abdrücke von Zähnen. Ken, das wird nie wieder passieren. Du hast mein Wort. Schuldig und ich, wir sorgen für Ordnung. Sie hat meine letzte Warnung anscheinend schnell wieder vergessen." "Selbst Farfarello hat sie nie gemocht, Crawford." Farfarello. Ich darf nicht vergessen, mich bei ihm zu bedanken. Sein Training hat mir das Leben gerettet. Neulich, als ich mit Schuldig unterwegs war. Im Hinterhof. Ein Kampf gegen Zuhälter. Schuldig hat auf meinen Sieg gewettet. ,Deine Jungs gegen meine Kleine hier'. War schwer. Vier Kerle gegen mich. Und Schuldig hat einem noch einen Basie zugeworfen. Um es spannender zu machen. Sagte hinterher, mein Sieg sei für ihn so sicher gewesen, wie ,die Bank von England'. Hat mich irgendwie gefreut. Ist halt ein Halunke. Tief in mir muss ich ein bisschen grinsen. "Sie ist tough genug. Sie erholt sich schon. Schuldig und Ken, kümmert Euch um sie, bis sie wieder ansprechbar ist. Sie soll sich ausruhen. Um den Rest kümmern wir uns dann später." Der Rest. Kyoko. Sie wollte eine Aussprache vor ihrem Abflug. Zum Abschied. Für Michiko fuhr ich zu ihr. Wollte deren Sicherheit noch einmal selber checken. Die abgedrehte Halbchinesin hatte Alles vor, nur keine Aussprache. Sie will mich. Noch immer. Je weniger ich ihre Berührungen ertrage, desto mehr will sie mich. Das hat sie mir klargemacht. In meine Haut geritzt. Mit ihren Nägeln gekrallt. Und, dass sie von Crawford gelernt hat. "Hey Löwin, wegtauchen ist nicht. Ich kann es verhindern. Ich weiß jetzt, wie es geht. Ich habe gut zugesehen, als er Dich mit Schuldig zusammen in die Mangel genommen hat. Nein, die Hände kriegst Du nicht los. Da kannst Du zerren, wie Du willst. Du bist immer in meiner Gewalt, kapier das endlich, Du Idiotin." Idiotin hat sie gesagt. Langsam steigt Wut in mir hoch. Ich bin eine Idiotin, okay. Aber ich lebe immer noch. "Schuldig schau, ihre Augen." "Ja, da ist sie wieder. Hallo Sai, willkommen bei Ken im Bett. Wir machen hier gerade ne wilde Party." Müde bin ich, erschöpft, aber ich sehe, dass er irgendwie erleichtert wirkt. "Ruh Dich aus. Bleib hier bei Ken. Morgen reden wir dann in Ruhe über den Vorfall. Mit Crawford." "Nein, jetzt." "Okay, vielleicht besser. Dann kriegst Du vielleicht eher eine Mütze voll Schlaf. Und ich auch." Gähnend schickt er ein Signal. Kurz darauf ist der Leader da. "Crawford, ich muss sie töten. Und irgendwie muss Michiko geschützt werden." "Sai. Das habe ich mir mit Schuldig schon längst überlegt. Er geht das Problem frontal an. Er wird Kyoko persönlich das übersteigerte Interesse an Dir austreiben." Fragend schaue ich rüber zu Mastermind. Das übliche Grinsen mit einer Mundhälfte wirkt nicht fröhlich. "Wenn sie wieder im Lande ist, werde ich mich mit ihr beschäftigen. Ich werde sie bitter bereuen lassem, dass sie Dich so zugerichtet hat. Schmerzvoll wird die Lektion sein, aber lehrreich. Schließlich wollen wir zusammen noch viel Spaß haben, nicht wahr Ken?" Im Einschlafen sehe ich noch einmal Schuldigs Gesicht. Wenn einer mein Problem lösen kann, dann er. Mich überrascht ein wohltuendes Gefühl. Ken als Freund, Mastermind als Kumpel. Irgendwie gut. Alles hat auch ein Gutes - selbst das Drama! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)