Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 4: Der Feind meines Feindes ist mein Freund --------------------------------------------------- Disclaimer: Nichts ist Mein, nur ein paar Gedanken. Warnung: Ganz viele Killer treiben ihr Unwesen. Widmung: Ai_no_Hikari Der Feind meines Feindes ist mein Freund Michiko wohnt komfortabel. Umgeben von Grün ist das Gebäude ein Hochsicherheitstrakt. Nur, dass hier das Eindringen verhindert werden soll. Aber so ganz ohne Aufwand verlässt auch niemand das Grundstück. Schon gar nicht die Chefin. Fast zeitgleich mit ihrem Klopfsignal öffnet Kyoko die Zimmertür. "Genug gefaulenzt, Lazy. Die Chefin hat gleich eine Besprechung in der City. Tom und Jerry fahren mit ihr. Wir folgen im BMW." "Waffen"? "Bedeckt halten. Ach, und ordentlich anziehen. Wir zwei gehen mit rein." Sie grinst. Habe ich laut gestöhnt? Der Manga war gut, das Sofa bequem... und dann noch umziehen müssen. "Lederhose o.k.?" "Besser nicht, meine Schöne. Michiko scheint Eindruck schinden zu wollen. Tom und Jerry hat sie auch edlen Zwirn befohlen, obwohl sie nur im Benz warten. Und jetzt beeil Dich, Baby." Sie flegelt sich auf mein Sofa und schaut mir zu. Ziehe die Trainingshose und das Tanktop aus und gehe ins Bad. Kurz danach der erste Schrank. Linke Seite nur Schubladen auf Schienen, sehr praktisch. Packe mir das längere Messer, das ich links an den Unterarm schnalle, und das Stiefelmesser. Aus dem zweiten Schrank eine schwarze Hose. Kenne das Material nicht, ist aber weich und strapazierfähig, kann ich tragen. Seidenoberteil, Wildlederjacke, kurze Stiefel. Alles in schwarz. Kyoko hält den Daumen hoch. Sie hat sich für schwarz mit leuchtendem Dunkelblau entschieden und garantiert für ihre 9 mm Parabellum. Unten hat der Chauffeur meinen BMW vorgefahren und sitzt schon im Benz. Michiko winkt nur kurz aus dem Fond. Wir steigen in den BMW. Der Benz rollt an, der schwarze PS-Protz schnurrt hinterher. Ich liebe Autofahren. Jetzt Gas geben, am besten viele Kurven, am besten ohne Beifahrer, ohne Ziel, das Limit nur vom Tank bestimmt. "Ich hätte Lust, mal wieder tanzen zu gehen, Baby. Was ist, sollen wir heute Abend losziehen? Wir beide, ganz in Leder. Wir machen die Kerle verrückt und die Weiber eifersüchtig - oder umgekehrt. Rrrr." "Nenn mich nicht immer Baby. Und jetzt nimm die Hand da weg. Ich fahre." "Was ist denn nun? Gegen wir heute Abend los, Party machen?" Ich nicke. Ist einfacher. Dann ist Ruhe. Blicke zum Benz, Blicke auf die Straße, alles automatisiert. Der größte Teil meines Arbeitsspeichers rasselt wieder die alten, noch nicht gelösten Aufgaben herunter. Wie kann ich mich aus ihrer Umklammerung lösen, ohne Michiko in Gefahr zu bringen? Wieder und wieder Aufzählen von Fakten. Habe mich einfach verkalkuliert. Dachte, unsere Sache im Knast wäre abgeschlossen. Fehler. Grober Fehler. Rauszukriegen, wo man mich finden kann, ist bei ihren Infoquellen kein Problem gewesen. War auf einmal da. Michiko brauchte Bodyguards. Hatte Schwierigkeiten. Kyoko war zur richtigen Zeit zur Stelle. Mindestens drei von ihren Leuten sind permanent im Haus. Bewachen Michiko und sind eine latente Bedrohung. Was heißt latent? Kyoko war deutlich: "Du gehörst mir, solange ich Dich will. Als Kämpferin an meiner Seite, für den Spaß im Bett. Noch bist Du eiskalt, aber das wird sich ändern, warte ab. Versuch erst gar nicht, mich auszutricksen. Du willst doch nicht, dass Michiko was passiert, oder?" Nein, Michiko ist mir teuer. Also muss ich.... Stopp. Solange ich Dich will. Das ist eine Möglichkeit. Werde also gern mit ihr weggehen. Unter Leute gehen, andere Menschen kennen lernen. Andere Frauen. Die direkte Lösung wäre mir lieber. Kühler Stahl zwischen Kyokos Rippen. Birgt aber doppelte Gefahr. Wie loyal sind ihre Leute? Tom und Jerry, die Unzertrennlichen, zum Beispiel. Kann Kyoko erst angreifen, wenn ich das einschätzen kann. Normal wäre, Boss tot, Nachfolge auskämpfen, fertig. Aber hier ist nichts normal. Ihre Leute reagieren sofort. Selbst bei bloßem Blickkontakt scheinen sie zu wissen, was erwartet wird. Verehrung oder Angst? Wenn ich das blicke, kann ich sie angreifen. Dann muss ich sie nur noch töten. Die zweite Ungewissheit. Der Benz rollt auf einen Firmenparkplatz. Meine Gedanken werden abgeschnitten. Unter dem Vordach steigen Tom und Michiko aus. Wir auch. Tom wird den BMW parken. Wir folgen Michiko. Wie immer, die große Halbchinesin rechts, ich links. Ein kleiner Konferenzraum. Jetzt wird es spannend. Ovaler Tisch, zwei Businesstypen, vier Kollegen von der Waffenzunft. Kollektiver Adrenalinflash. Wir sind direkt neben Michiko, bereit, sie hinter uns zu drücken, sie mit unseren Körpern zu decken. Ein dicklicher Opityp erhebt sich zur Begrüßung. Seine Leute haben schon relaxt, kommen mir bekannt vor... . Das Turnier, sie waren mit in der Loge. Richtig, der elegante Brillenträger mit den breiten Schultern, der Langhaarige. Hier im Licht flammendes Rot, fast orange, Stirnband. Der andere Verhandlungspartner steht auch schon. Er kommt um den Tisch herum, geleitet Michiko, platziert sie neben sich. Seine Leute sind deutlich angespannter. Ein blasser Typ, dunkelrote Haare, fransige Strähnen um schmales Gesicht. Der Größere wirkt schlaksig. Dunkelblondes, schulterlanges Haar, modische Sonnenbrille, lässige Gesten. Täuscht mich nicht. Spüre die Anspannung der beiden deutlich. Irgendwas stimmt hier nicht. Zwei Kollegen relaxt, zwei mit vibrierenden Nerven, was ist los? 'Keine Gefahr. Die mögen uns halt nicht leiden.' Stimme IN meinem Kopf? Leichter Schmerz, Stirngegend. Irritierend, habe sonst nie Kopfschmerzen. Stirnband grinst halb. Michiko nickt. Alles in Ordnung für sie. Wir setzten uns auch. Augen halb schließen, Geist voll öffnen, Wahrnehmung verdoppeln. Bin immer noch irritiert. Spüre keine direkte Gefahr, aber... schlechtes Karma, Abneigung, Misstrauen, im Zaum gehaltenen Wut. Wittere noch mal hinterher. Wer ist hier gegen wen? Halt, die ganzen bad vibrations... kommen nur von Dunkelrot und Dunkelblond. Auf der anderen Seite sind subtilere Emotionen, schwächer, beherrschter. Dort ist man... amüsiert? Der elegante Brillenträger und Stirnband lächeln ein Willkommen. Scheint ja doch noch interessant zu werden. Der Opityp spricht auf einmal. "Ich habe die Ehre, die wohl ungewöhnlichste Konferenz, die je in diesem Gebäude stattgefunden hat, zu eröffnen. Ich fasse mich kurz. Meine Erklärungen, die ich stellvertretend für die Herrschaften neben mir abgebe, sind für die Damen und Herren Leibwächter bestimmt. Sie müssen wissen, dass unsere Unternehmen oft gemeinsame Interessen pflegen. Und das überaus erfolgreich. In letzter Zeit haben sich unangenehme Vorfälle gehäuft. Industriespionage, massive Diebstähle, Anschläge, Bedrohung und Erpressung von Mitarbeitern nahmen nie gekannte Dimensionen an. In jedem Unternehmen hat es Verletzte gegeben, letztlich sogar Todesfälle. Wir wollen unsere Energien bündeln, um der Sache schnellstens Herr zu werden. Zunägst haben wir unsere unterschiedlichen Möglichkeiten genutzt, die Quelle des Übels zu orten. Sie liegt außerhalb unseres Landes und ist derzeit unangreifbar. Aber hier, vor Ort, können und werden wir mit den gleichen drastischen Mitteln zurück schlagen. Wenn möglich, die Attentäter komplett eliminieren. Und wir wollen unsere Angestellten und ihre Familien schützen. Niemand greift ungestraft unsere Häuser an." Sein gemütliches Äußeres täuscht also. Seine Stimme ist so knallhart wie seine Einstellung. "Wir haben uns diskret erkundigt, wer für diese Art Arbeit in Frage kommt. Mir wurde Mr. Crawford mit seinem Team sehr empfohlen. Tanaka-san hat auch ein Team seines Vertrauens gefunden. Sie Michiko, Teuerste, haben ihre Wahl ja schon länger getroffen." Seine Augen ruhen für ein kurzes Lächeln auf ihr, dann fixiert er wieder jeden der Kämpfer am Tisch. "Wir wissen nicht, wie lange wir ihre Dienste benötigen, aber Ihre Bezahlung ist exorbitant. Dafür erwarten wir absolute Spitzenleistung. Sie werden sich in den nächsten Stunden gegenseitig informieren. Über Waffen und Kampftechniken, Fähigkeiten oder was weiß ich. Bilden sie ein Team, wählen Sie einen Anführer. Wir sind im Nebenraum und gehen das Problem auf unsere Weise an. Getränke stehen auf der Anrichte bereit, Sie können beginnen." Drei Bosse verlassen den Raum und hinterlassen sechs Gesichter mit sehr unterschiedlichen Ausdrucksformen. Links, Crawford war der Name, leichtes Lächeln. Deutliches Grinsen vom Stirnband. Auf der rechten Seite, die Beunruhigten. Jetzt blankes Entsetzen, besonders von der Sonnenbrille. Dunkelrot hält sich besser, aber nur etwas. Und wir dazwischen... Kyokos Gesicht ist ein einziges Fragezeichen, meins wahrscheinlich auch. Warum hat mich Michiko nicht vorab informiert? Kann die Reaktion der beiden von rechts nicht verstehen. In dem Job Antipathien pflegen? Bei großzügiger Bezahlung? Wie sind die denn so weit nach oben gekommen? Abgefahren. Pragmatikern wie mir unverständlich. Für eine entsprechende Summe töte ich jeden... ausgenommen Kinder. Stirnband grinst noch breiter, noch schiefer. "Die können uns wirklich einfach nicht leiden. Dabei sind Braddy und ich doch so besonders liebenswerte Kerle." "Halt den Mund, Schuldig." Schuldig? Hat der Anzugträger gerade schuldig gesagt? Auf Deutsch? Und schon spricht er weiter. Leise lächelnd, kultiviert. Befehlsgewohnt. "Obwohl primitiv ausgedrückt, hat er jedoch nicht ganz unrecht. Mein Team und die Kollegen auf der anderen Seite des Tischs haben gelegentlich... verschiedene Interessen vertreten. Sie werden sich damit abfinden müssen, dass wir jetzt auf der gleichen Seite kämpfen, dass wir ein Team sind. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, heißt es ganz richtig. Söldner kämpfen nun mal an wechselnden Fronten. Ausschlaggebend ist nur die Höhe der Bezahlung. Wir dienen dem Kriegsherrn, der am Besten bezahlt." Das dunkelrote Fransenhaar springt auf. "Das genau ist der Unterschied zwischen unseren Teams. Weiß war nie eine Söldnertruppe. Wir haben immer auf der Seite der Gerechtigkeit gekämpft. Auch diesmal wurde die Entscheidung zu Gunsten der Gerechtigkeit gefällt und nicht wegen des Geldes." Crawford lächelt wieder ganz leicht. "Dann wäre das ja geklärt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)