Verwirrte Gedanken von abgemeldet (Wer kein Licht in seinem Herzen trägt, verliert sich selbst in der Dunkelheit) ================================================================================ Prolog: -------- Sie wanderte leise durch die Gänge des großen Schlosses. Es war mitten in der Nacht, sie war allein. Ihre Freunde schliefen alle. Sie war die einzige, die noch wach war. Unzählige Gedanken hinderten sie an ihrem Schlaf, sie war sehr verwirrt. In der letzten Zeit hatten sich viele Dinge ereignet, alles hatte sich verändert. Sie sah die Welt mit völlig anderen Augen. In der Stille der tiefen Nacht klangen ihre Schritte laut und hohl. Sie wusste nicht, wohin sie ging, ihre Füße schienen sie zu führen. Schließlich kam sie zu einem großen Balkon. Nachdenklich lehnte sie sich gegen das Geländer und sah in die Tiefe. Verwirrt weiteten sich ihre Augen, sie hatte nicht gemerkt, dass sie so hoch gestiegen war. Überhaupt schien sie wie in Trance gewesen zu sein. Das letzte, woran sie sich noch erinnerte, war, dass sie in ihrem Schlafsack eingeschlafen war. Wie war sie in diesen abgelegenen Teil des Schlosses gekommen? Leise seufzte sie. Ihre Gedanken waren noch immer da, sie ließen sich nicht abschütteln. Über ihr und ihren Freunden hing eine schwierige Entscheidung. Sich selber retten oder aber einen ganzen Planeten? Für sie selbst war die Entscheidung bereits gefallen. Niemals könnte sie leben mit dem Gedanken, eine ganze Weltzivilisation auf dem Gewissen zu haben. Und doch musste sie auch an die kleinsten ihrer Gruppe denken. Die jüngsten waren nicht älter als 6 und brauchten noch ihre Eltern. Sie selbst hatte ihre Eltern bereits früh verloren und lebte nun bei Adoptiveltern. Nicht, dass sie sie nicht liebte oder von ihnen geliebt wurde. Aber es war schon anders als wenn es ihre wirklichen Eltern wären. Vielleicht fiel ihr die Entscheidung deswegen so leicht. Sie hatte erst kurz vor dem Ausflug die Wahrheit erfahren und war somit geradewegs in eine Lebenskrise gestürzt. Bis jetzt hatte sie die Gedanken in ihrem Kopf durch das Konzentrieren auf wichtigere Dinge noch unterdrücken können. Doch hier, in der dunklen abgeschiedenen Stille des Schlosses trat alles ins Freie. Ihre Verwirrung, ihre Zweifel. Ihre Angst... zum ersten Mal in ihrem jungen Leben verspürte sie dieses unheimliche Gefühl. Und sie mochte es nicht. Sie hasste es vielmehr. Was würde nun werden, wenn sie wieder zurück in ihre Welt kam? Würde sie einfach so weiter leben können? Oder würde sich alles ändern? Ihre Finger umklammerten das Geländer. Ihre Augen begannen zu zittern während sie in die Tiefe starrten und den weit entfernten Erdboden erst jetzt wirklich wahrnahmen. Sie befand sich wirklich sehr hoch. Die vielen Bäume waren nur winzig kleine Punkte, kaum zu erkennen. Durch ihre Anstrengung verschwammen sie allmählich mit der Dunkelheit der Nacht. Es wäre so einfach, diesem schrecklichen unbekannten Gefühl zu entkommen. Doch war es das wirklich wert? Ihr Atem ging schneller. Sie wollte das nicht mehr. Sie wollte nicht ständig an all diese Dinge denken. Sie wollte all das endlich vergessen. So wie im Schlaf... ein langer, langer Schlaf, der erholend und gleichzeitig wohltuend war... das war es, was sie sich wünschte. Ein Lächeln zog sich durch ihr Gesicht. Ja. Bald war es soweit. Sie würde vor diesem verhassten Gefühl fliehen und sich nicht länger von all den Gedanken quälen lassen. Gedankenverloren und ohne es zu merken öffnete sie ihre Jacke und ließ sie zu Boden gleiten. "Es gibt noch einen anderen Weg, der Angst zu entfliehen." Erschrocken fuhr sie herum. Sie war nicht allein auf diesem großen Balkon. Ihr Gegenüber lächelte sie an. "Ich weiß genau, was in dir gerade vorgeht. Du fragst dich, wer du wirklich bist und was nun, wo du die Wahrheit kennst, aus dir werden wird. Habe ich nicht recht? Du fürchtest dich vor der Zukunft." Sie wich ängstlich zurück, bis sie an das Geländer stieß. Der junge Mann lächelte beruhigend. "Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten. Ich will dir nichts tun. Ich möchte dir helfen. Damit du wieder lachen kannst. Und damit du nicht länger leiden musst. Ich verlange auch nichts von dir, nimm meine Hilfe einfach an. Du musst auch nichts dafür tun." Er ging langsam näher auf sie zu. Seine Stimme wurde leiser. "Vertrau mir einfach. Ich verspreche dir, du wirst dich nie wieder fürchten müssen. Vor nichts und vor niemandem. Du wirst wieder Jemand werden. Alles, was du dafür tun musst, ist, meine Hand zu nehmen. Vergiss all deine Sorgen und Ängste und leb in Frieden." Sie biss sich fest auf die Lippe. Da streckte der Mann seine Hand aus und blickte ihr tief in die Augen. "Komm mit mir..." Sie blickte zögernd auf seine angebotene Hand. Sie kannte diesen Mann nicht. Doch sich selber kannte sie auch nicht mehr. Wenn sie also sich selber vertrauen konnte, wieso nicht auch ihm? Langsam streckte sie ihre Hand aus und legte sie in seine. Ein triumphierendes Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit und er hielt ihre Hand fest. "Endlich..." Da überkam sie ein seltsames Gefühl. Angst vermischte sich mit Freude, Licht mit Dunkelheit, Verwirrung mit Wissen. Vor ihren Augen verschwamm alles, sie fühlte sich wie in einem großen Wirbel. Eine Träne stahl sich hervor und fiel lautlos und ungehört auf ihre Jacke. Dann... wurde ihr schwarz vor Augen und sie stürzte in eine tiefe Dunkelheit. Fortgesetzt in Kapitel I: Verwirrung Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)