Fremde Welten (#1) von Purple_Moon (Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.) ================================================================================ Kapitel 16: Das Erwachen von Exodia ----------------------------------- Kapitel 16: Das Erwachen von Exodia Yami erwachte aus einem Schlaf tiefster Erschöpfung. Er brauchte eine Weile, um sich zu orientieren. Vage kam die Erinnerung an die letzte Katastrophe in sein Bewusstsein. [Oh nein! Inzwischen hat Frau Morikawa bestimmt mit Großvater geredet...] Er hatte sich gewünscht, die Sache vorher erklären zu können. Jetzt war der alte Mann bestimmt schlecht auf ihn zu sprechen. Was mochte die Frau ihm gesagt haben? Herr Mutou, ihr Enkelsohn hat sich schon wieder mit einem Mitschüler geprügelt, so langsam sollte Ihnen das zu denken geben...? Yami bemerkte, dass er noch all seine Sachen trug, bis auf die Schuhe. Er konnte sich auch gar nicht erinnern, sich hingelegt zu haben, nur noch daran, dass er in die Limousine gestiegen war. Und wie spät war es? Oh, super, schon sieben Uhr abends durch. Wenigstens fühlte er sich jetzt ausgeschlafener. Aber er hatte noch kein bisschen Englisch geübt und auch die Vokabeln nicht fertig abgeschrieben. Besser, er brachte das gleich hinter sich. Aber erst gab es noch etwas anderes zu klären. Großvater schloss gerade den Laden ab, als Yami hinzukam. Sugoroku drehte sich mit einem Lächeln um. "Ah, da bist du ja endlich. Na, ausgeschlafen?" "Ja..." Yami kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Sag mal... da hat nicht zufällig jemand angerufen...?" "Ach, du meinst deine Englischlehrerin?" "Urgh!" [Verflucht! Ich wünschte, ich hätte es ihm vorher...] "Kaiba hat mir schon berichtet, was da vorgefallen ist, obwohl er natürlich nicht selbst dabei war," winkte Großvater ab. "Ich habe so den Eindruck, dass du mit diesem einen Mitschüler nicht gut auskommst." "Das war Bakura, der Geist den Millenniumsrings. Im Duell mit ihm wurde Yugi ins Reich der Schatten geschickt. Wir sind echt nicht gerade befreundet..." Yami erzählte ihm von dem Vorfall aus seiner Sicht, während er dem Alten in die Küche folgte. Sugoroku hörte zu, dabei setzte er Tee auf und begann, das Abendessen zu machen. Er beobachtete amüsiert, wie Yami versuchte, ihm zu helfen, indem er das benötigte Geschirr aus den Schränken zusammensuchte - was eine Weile dauerte, aber er ließ ihn machen. "Frau Morikawa hat vorgeschlagen, dass ich dich ein bisschen an die kurze Leine nehme," bemerkte der alte Mann. "Sie meint, dass ich dich vielleicht in einen Sportverein schicken sollte, wo du deine Aggressionen abbauen kannst. Oder du machst bei einer der Sport AGs deiner Schule mit." "Ich hätte noch ne bessere Idee, um Agressionen abzubauen," murmelte Yami. Großvater hatte noch erstaunlich gute Ohren. "Ach, das trifft sich gut, Kaiba wollte gegen acht mal nach dir sehen." Er grinste viel sagend. "Aber vor dem Vergnügen musst du dich um deine Vokabeln kümmern. Wie ich hörte, haben deine Leistungen in dem Fach nachgelassen." "Sehr witzig. Das liegt daran, dass es Yugis Leistungen waren." "Dafür bist du wohl in Mathe sehr gut geworden. Deine Lehrerin fand es ganz toll, dass ich dir so viel beigebracht habe." "Oh, ja... ich habe ihr gesagt, du hättest mir das alles beigebracht, da du ja Ägypten als Hobby hast und die Ägypter schon viele der Rechnungen kannten... Ich kann leider nicht mit diesen neuzeitlichen Geräten umgehen, die man im Unterricht benutzt..." Großvater musste lachen. "Pharao, es ist wirklich schade, dass wir uns vorher nie unterhalten haben. Das ist echt erfrischend." Yami seufzte. "Nur schade, dass dafür Yugi ins Reich der Schatten verbannt wurde. Ich hole mal eben mein Schulzeug und kümmere mich um meine Aufgaben." "Tu das, das Essen dauert noch etwas." Sugoroku amüsierte sich. Der Pharao sagte schon *mein* Schulzeug. Yami holte Yugis Schultasche und fing an, die Vokabeln weiter abzuschreiben, mit denen er in der Sportstunde begonnen hatte. Zum Glück hatte die Klasse in Englisch sonst nichts aufbekommen, da morgen die letzte Stunde vor der Klausur war. Frau Morikawa wollte noch ein paar Übungen mit den Schülern machen und erwartete, dass sie die Zeit, die sie sonst für Hausaufgaben benutzt hätten, zum Lernen einsetzten. Aber da Yami den halben Tag verschlafen hatte, würde er wohl kaum dazu kommen. Er musste noch ein paar Mathehausaufgaben machen, und auch in den anderen Fächern hatte er Hausaufgaben. Zwar hatte er Physik und Biologie Dienstags nicht, aber zumindest Physik Mittwochs. Das hieß, er musste das heute erledigen, denn morgen war Pegasus' Party, und was dann vom Tag übrig war, musste er nutzen, um für die Klausur zu lernen. Ganz toll. Ob Yugi auch so wenig Freizeit hatte? *** Yugi und seine Begleiter hatten Spuren von Drachen vor einem Höhleneingang entdeckt. Mad und die anderen landeten mit dem Speerdrachen als Erste und untersuchten die Spuren. "Sie sind von ganz frischem Schnee bedeckt, und in letzter Zeit scheint es hier nicht viel geschneit zu haben. Also muss vor kurzem ein Drache hier gelandet sein, vielleicht auch mehrere. Ah, da in der Höhle sind Fußspuren..." Der Speerdrache nahm seine Mini-Gestalt an, so dass auch Schattensturm Platz zum Landen hatte. Eine Sekunde später hockte er auf Blackys Schulter wie ein Rabe. Die Magier, Freed und Yugi betraten die Höhle. In der Tat gab es Fußspuren von zwei Personen. In dem Licht, das Mad erschaffen hatte, konnten sie das Funkeln von Kristallen an den Wänden sehen und staunten bei dem Anblick. Appi sprang voraus, um die Mineralien zu berühren. "Boah, voll krass! Dark, meinst du, man könnte sie für magische Zwecke benutzen? Oder als Verzierung eines Zaubersta-aaaaah!" Der Junge hatte den Rand des Loches übersehen, weil die Lichtkugel noch nicht bis dahin vorgedrungen war. Er fand sich in einer Schwebekugel wieder, so dass er nicht tiefer als einen halben Meter fiel. Dark holte ihn auf sichereren Grund zurück. "Ähä... das war knapp," grinste Appi verlegen. "Zu knapp," kommentierte Dark. "Wenn du weißt, dass du möglicherweise auf feindlichem Gebiet bist, darfst du nicht so drauflos rennen!" Der junge senkte übertrieben beschämt das Gesicht. "Jawohl, Meister." Darks Augen zuckten unwillig. "Appi. Du kannst mich nicht einfach zu deinem Meister ernennen." Er seufzte, als er sah, wie Freeds Jüngster zusammenzuckte. "Aber was soll's, ich habe nichts Besseres zu tun, ich muss ja nur die Welt retten." Mit ernstem Gesicht packte er mit der Hand, die nicht seinen Zauberstab hielt, Appis Schulter. "Ich erwarte, dass du an deinen telepathischen Kräften arbeitest. Yugi kann dir dabei helfen, auch wenn es dir nicht passt. Du wirst zwangsläufig über ihn stolpern, weil Blacky ihn unter seine Fittiche genommen hat. Und wisse: Er ist unser beider Bruder. Kannst du dich damit abfinden, werde ich dafür sorgen, dass du dich irgendwann wirklich Apokalyptischer Magier nennen darfst." Appi starrte ihn nach diesen Worten mit großen Augen an. Sein Blick huschte kurz zu Yugi, dann nahm sein Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an. "Ich werde mein Bestes tun, Meister!" Dark nickte ermutigend, teilweise zu sich selbst. [Warum hast du das getan?] wollte Yugi wissen. Dark ging nun den anderen voraus auf das Loch zu, um es sich näher anzusehen. Appi war wie ausgewechselt und hielt sich dicht hinter seinem neuen Lehrer. [Wenn wir da runter gehen und vielleicht auf einen mächtigen, beeindruckenden Hexer stoßen, dann will ich nicht, dass Appi einen Grund hat, sich für ihn zu begeistern. Es ist besser, wenn er an *mich* gebunden ist und *mir* nacheifert.] Das leuchtete ein, auch wenn keineswegs feststand, dass sie das nicht auf die ein oder andere Weise bereuen würden. Doch man konnte ja nie wissen, vielleicht konnte der junge Hüpfer noch ein starker Verbündeter werden. Mad trat zuerst an das Loch heran und kniete vorsichtig am Rand nieder. Mit einer Hand berührte er die Oberfläche der eisigen Rutsche. Sie konnten alle sehen, dass Mavas und Neos Fußspuren bei diesem Loch endeten, also lag es nahe, das sie hineingestürzt waren. Sollten sie ihnen einfach folgen? "Sie sind meine Söhne! Ich gehe da runter!" beschloss Freed. "Einen anderen Weg sehe ich hier nicht." "Lass mich vorgehen," bot Mad an. "Es ist Eis, mein Element." Er ließ sich über den Rand rutschen und verschwand in der Tiefe, sein Drache von seiner Schulter auffliegend. Blacky erschuf ein neues Licht, weil das andere Mad gefolgt war. Als von unten "Alles okay!" zu hören war, sprang Freed sofort hinterher. Dark hielt die restlichen Mitglieder der Gruppe zurück. "Ich gehe, aber ihr anderen wartet hier. Wenn ich euch *alles klar* zurufe, könnt ihr kommen. Und selbst dann müsst ihr auf alles gefasst sein." "Jawohl, Meister!" antwortete Appi prompt. Dark gönnte ihm ein Lächeln, ehe er sich an die Rutschpartie machte. Blacky, Appi und Yugi warteten gespannt. "Alles klar!" kam schließlich Darks Stimme aus dem Loch. "Merkt euch eins," sagte Blacky zu den beiden Jungen. "Wenn er nicht genau das ruft, was er angekündigt hat, dann stimmt etwas nicht. Wenn er *alles klar* rufen wollte, und es kommt dann aber etwa *ihr könnt kommen*, dann ist es ein Hinterhalt und man zwingt ihn, seine Freunde herbeizulocken. Wenn er aber sowas wie *hier unten sind lauter feindliche Monster* ruft, dann meint er es so." Appi und Yugi nickten wie aufmerksame Schüler. Zufrieden schickte Blacky erst den Blondschopf, dann seinen kleinen Schützling hinunter und ging selbst zuletzt, wobei Schattensturm zurückblieb. Die Rutschpartie war nicht ohne. Yugi gab es bald auf, seine Geschwindigkeit bremsen zu wollen. Am Ende wurde er von Mad und Dark aufgefangen, so dass er nicht auf die Steine krachte. Blacky jedoch war groß genug, um elegant auf den Füßen zu landen. Sie sahen sich um. Offenbar war es ein kürzlich benutzter Kerker, dessen Gittertür offen stand. Als sie dem Gang folgten, der daran anschloss, entdeckten sie ein verzweigtes Höhlensystem, in dem eine Zeitlang jemand gehaust haben musste. Bald war an den Wänden kein Eis mehr, sondern nur noch Stein. Sie folgten dem Weg, der am häufigsten benutzt aussah. Alle waren sich einig, lieber zusammenzubleiben. Sich aufteilen wäre in diesem Irrgarten unklug gewesen. Zu leicht konnte man einander verlieren. Und wenn hier wirklich noch etwas lauerte, wollten sie ihm gemeinsam begegnen. Die Luft war nicht mehr so kalt wie vorher, bald mussten sie sogar ihre Jacken ausziehen, weil es relativ warm wurde. Erstaunlicherweise hielt Appi sich mit Beschwerden zurück, dafür machte Mad keinen Hehl daraus, dass er es lieber kälter gehabt hätte. Sie kamen um eine Biegung und liefen in die nächste Fallgrube. Der Boden tat sich großflächig unter ihnen auf, so dass auch Freed, der momentan die Nachhut bildete, nicht mehr rechtzeitig zurückweichen konnte. Aufschreiend stürzten sie in die Tiefe. "Leute, habe ich erwähnt, dass ich es hasse, über Abgründen zu hängen?" Blacky sah nach unten und klammerte sich fester an Appis Beine. Appi klammerte sich an Darks rechte Hand, während Yugi sich am linken Bein des Schwarzen Magiers festhielt. Mit der linken Hand hatte Dark die von Mad gepackt, welcher von Freed festgehalten wurde. Der Krieger hatte sein Schwert in die Felswand gerammt, und das war alles, was sie daran hinderte, in den heiß blubbernden Pool da unten zu fallen, der von ihren Lichtkugeln leider sehr deutlich erhellt wurde. "Na großartig, ne Säurefallgrube," stöhnte Blacky. "Die gute Nachricht ist, dass es keine bodenlose ist. Die schlechte: Wir werden alle in unsere Bestandteile aufgelöst, wenn wir da reinfallen!" "Sehr ermutigend, Blacky," kommentierte Dark. "Lass dir lieber was einfallen!" "Genau, ihr seid Magier, könnt ihr nicht so eine Schwebekugel machen wie vorhin bei Appi?" fragte Yugi hoffnungsvoll. "Wir alle zusammen sind zu schwer, das würde wahrscheinlich nicht klappen," befürchtete Dark. Sie rutschten ein Stück tiefer, als die Felswand unter Freeds Klinge wegbröselte. "Waaah! Ich verspreche, ein geduldiger Schüler zu sein, wenn ich das überlebe!" kreischte Appi. "Mad, kannst du das Zeug gefrieren?" schlug Yugi vor. "Klar, wenn es weniger als kochen würde und ich beide Hände frei hätte und genug Zeit zur Verfügung stünde!" presste der Wassermagier hervor. "Das darf doch nicht wahr sein, keiner von euch kann was ausrichten?" entsetzte der stachelköpfige Junge sich. "Ich habe mich nichtmal von Yami und Seto verabschiedet!" "Freed, lass los," sagte Blacky von ganz unten. "Aber haltet euch alle aneinander fest." Der Krieger starrte zu ihm hinunter. "Bist du verrückt? Wir müssen es ja nicht noch drauf anlegen!" Doch in dem Moment löste sich sein Schwert ohnehin aus der Wand, und so wurde ihnen die Wahl abgenommen. Alle waren starr vor Schreck und klammerten sich aneinander, nur Blacky hielt mit einer Hand weiter Appis Bein fest und die andere unter sich. Ein schwarzes Loch tat sich auf und verschluckte die ganze Gruppe. *** Seto kam wie angekündigt gegen acht vorbei. Er fragte Yami pflichtschuldig Vokabeln ab und half ihm bei den übrigen Hausaufgaben. "Du solltest dich nicht so verrückt machen. Dann verhaust du eben mal eine Klausur." Der Kleinere sah ihn an, als hätte er zwei Köpfe. "Wie bitte? Es geht hier um Yugis Noten, Seto. Er ist für mich ins Reich der Schatten gegangen, wenn er nicht eingegriffen hätte, wäre ich jetzt dort. Das wäre mir zwar fast lieber, weil ich da keine Taschenrechner benutzen muss, aber so ist nun einmal die Rollenverteilung, und ich will mein Bestes tun, damit Yugi keinen schlechten Ruf hat, wenn er zurückkommt!" "Bin ich froh, wenn Mittwoch die Schule aus ist, dann ist der Stress vorbei," seufzte der Firmenchef. "Du machst dir zu viele Sorgen um die Schule, so ernst ist die nun auch wieder nicht." "Du hast ja auch deine Firma und brauchst keine guten Noten, die du mal irgendwo vorzeigen musst." "Und du hast mich, wo ist das Problem?" "Ich kann das nicht so locker sehen, Seto. Wahrscheinlich wäre Yugi mir nicht einmal böse, trotzdem will ich mich anstrengen." "Tja, das ist ehrenhaft. Übrigens, hast du was zum Anziehen für die Party morgen?" "Danach wollte ich dich schon fragen, gut, dass du mich dran erinnerst." Yami zog ihn an der Hand nach oben in Yugis Zimmer, und zusammen durchforsteten sie den Kleiderschrank. "Das kannst du ja voll vergessen," befand Seto. Ich lasse schnell meinen Schneider kommen, damit er Maß nimmt, dann sind die Sachen morgen fertig." "Was, du lässt den Schneider jetzt noch kommen?" "Sicher, er wird schließlich gut dafür bezahlt. Wenn wir morgen erst noch die Geschäfte abklappern müssen, schaffen wir es nicht. Tja, das hätte uns auch mal früher einfallen können..." Seto lächelte ein wenig verlegen, ein seltener Anblick. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief den Schneider an. Während sie auf ihn warteten, griff sich Yami plötzlich an den Hals, wo er immer noch die Millenniumskette trug. Er konnte mit dem Ding nicht recht umgehen, und auch jetzt zeigte es ihm nicht wirklich etwas, aber er hatte das ungute Gefühl, dass Yugi in Schwierigkeiten war. Hoffentlich passte Dark gut auf ihn auf. *** "Blacky... wo ist das hier?" begehrte Freed zu erfahren. "Keine Ahnung, ich habe das noch nie absichtlich auf mich selbst angewendet," grinste der Magier verlegen. "Wovon redest du?" knurrte der Krieger gereizt. "Ich hab uns aus dem Spiel entfernt, sozusagen," teilte Blacky den anderen mit. Die Freunde sahen sich um. Ihre Lichtkugeln waren noch bei ihnen, aber sie konnten kaum etwas gegen die allgemeine Schwärze ausrichten. Sie schwebten in einem Raum, in dem es keinen Boden zu geben schien, und hielten sich an den Händen, damit sie sich nicht verloren. Yugi wurde an das Weltall erinnert, er konnte ein paar helle Punkte sehen und Trümmerteile drifteten schwerelos vorbei. "Wie kommen wir wieder zurück?" "Ich hoffe nicht, dass wir dahin zurückkommen," warf Mad ein. "Na, wie kommen wir ins Reich der Schatten zurück?" verbesserte der Junge sich. "Vielleicht spuckt uns diese Sphäre irgendwann von selbst wieder aus," überlegte Appi. Er runzelte die Stirn. "Nur, wohin?" "Denk nach, Blacky," verlangte Dark. "Wenn wir uns zum Beispiel alle auf einen Ort konzentrieren, wo wir hinwollen, kommen wir dann dorthin?" "Ich hab's noch nie ausprobiert! Aber es wäre ja mal einen Versuch wert!" stimmte der Angesprochene zu. "An welchen Ort sollen wir denken? Einen, den auch Yugi kennt..." Alle überlegten, was das für ein Ort sein könnte, aber ehe sie sich auf einen einigen konnten, erschien ein Wirbel und warf sie in heißes Wasser. Unter ihnen bebte der Boden, es war dunkel. "Aaah, es ist die Säure!" schrie Appi panisch, bevor ihm auffiel, dass er sich nicht auflöste. "Das ist die Heiße Quelle der Burg," stellte Dark fest. "Naja, da sollten wir uns wohl nicht beschweren..." Es bebte erneut unter seinen Füßen. Das Wasser war unruhig, und Blacky hielt Yugi am Kragen über die Oberfläche. "Ein Erdbeben?" fragte er in die Runde. "Ich fürchte, es ist noch viel schlimmer," murmelte Dark, der die Augen in Konzentration geschlossen hatte. "Aber wir kommen zu spät..." "Ich weiß nicht, wovon du sprichst, aber eins ist sicher, wir müssen hier raus!" drängte Freed. Das war nicht so einfach, denn in einem Teich mit wackelndem Untergrund kam man schwer voran. Am Ufer wurde es auch nicht besser, aber sie nahmen so gut wie möglich die Beine in die Hand. Die Lichtkugeln waren immer noch da und leuchteten ihnen schwebend den Weg. "Raus aus der Burg!" schrie Dark. "Warnt jeden, dem ihr begegnet!" Blacky warf sich Yugi einfach über die Schulter und rannte los. Als Magier des Chaos hatte er offenbar die wenigsten Probleme damit. Freed indessen fluchte über seine Rüstung, deren Unterkleid nun auch noch voll Wasser war, aber er konnte sich nicht damit aufhalten, sie auszuziehen. Appi erwies sich als erstaunlich wendig, während er herunterfallenden Steinen auswich. Sie rannten einen Gang entlang, der hinter ihnen zusammenstürzte, und gelangten in die Haupthalle. Dark führte sie durch einen weiteren Gang Richtung Küche. Sie begegneten niemandem. Hoffentlich waren alle geflohen und in Sicherheit. Das Beben wurde schlimmer, als sie eine Kellertreppe hinuntereilten. Aber sie folgten Dark, ohne zu fragen. Er führte sie durch eine selten benutzte Tür, die aber offen stand. Anscheinend hatten die anderen Burgbewohner davon Gebrauch gemacht. In dem Raum, in den sie nun kamen, waren drei magische Kreise auf den Boden gemalt. Zwei leuchteten, einer war unbrauchbar, da sich in der Decke ein Loch aufgetan hatte und ein Gesteinsbrocken auf die Markierung gefallen war. "Das ist ein Notausgang, jeder Kreis kann nur von einer Person gleichzeitig benutzt werden. Freed, du gehst zuerst! Wir anderen sind Magier und können uns notfalls was anderes einfallen lassen!" rief Dark über das Getöse hinweg. "Appi, geh mit deinem Vater!" Mad war bereits dabei, seinen Schutzschild zu errichten, um sie vor weiteren fallenden Steinen zu schützen. Freed passte es nicht, vorausgeschickt zu werden, aber die Argumentation leuchtete ihm ein. Er wusste auch, dass Appi mitgeschickt wurde, weil Dark als sein Meister die Pflicht hatte, ihn zu beschützen, davon abgesehen war der hektische Junge keine große Hilfe, wenn er in Panik geriet. "Seid vorsichtig, wir wissen nicht, was euch am Ziel erwartet!" warnte Blacky. Freed und Appi stellten sich auf je einen der Kreise und wurden automatisch weggebeamt. Dark baute sich mit ausgebreiteten Armen auf, um Mads Schild zu übernehmen. "Jetzt du, Mad! Keine Widerrede, es eilt! Blacky, geh mit!" "Aber Yugi..." stammelte der größere Magier. "Geh, vertrau mir!" beharrte Dark. Sie hatten keine Zeit für Diskussionen, denn der Raum um sie herum wurde immer instabiler. Ein Riss entstand in dem zweiten Kreis und machte ihn unbrauchbar. Blacky wartete, bis Mad den anderen benutzt hatte, und trat dann selbst hinein. "Dark! Wag es nicht zu sterben! Und bring ja Yugi heile mit!" drohte der Blauhäutige, bevor seine Gestalt sich auflöste. Yugi sah den Schwarzen Magier fragend an. "Nicht in den Kreis gehen, Yugi," warnte dieser, und in der nächsten Sekunde brach der Boden unter dem magischen Symbol weg. "Ich hab dich extra hier behalten, weil es für dich am schwierigsten ist, die Kreise zu benutzen... Komm her, halt dich an mir fest!" Der Junge klammerte sich an Darks Hüfte, während der Raum um sie herum nur durch das Schutzfeld noch zusammengehalten wurde. Der Magier hob die Arme über seinen Kopf und ließ dabei den Schutzzauber fallen, stattdessen schleuderte er die Energie über sich. Yugi schrie auf, als sich unter ihnen die Steine lösten und in die Tiefe fielen. Doch er stürzte nicht, sondern stieg mit einem Lichtstrahl nach oben, während um ihn herum die Burg in sich zusammenbrach. Kurz darauf fühlte er kühle Nachtluft um sich herum und hörte... Flügelschläge? Dark griff nach ihm und zog ihn sicher in seine Arme. "Ich hab dir doch gesagt, meine Mutter ist ne Fee," grinste er. "Aber wenn du je jemandem hiervon erzählst, schneide ich dir die Zunge raus und verfüttere sie an die Drachen!" Yugi sah sich erstaunt um und stellte fest, dass der Magier plötzlich Flügel auf dem Rücken hatte. Er konnte sie dunkel vor dem nicht ganz schwarzen Nachthimmel erkennen. Aber so faszinierend und unerwartet das auch war, unter ihnen spielte sich etwas ab, das seine Aufmerksamkeit von den Schwingen seines Blutsbruders ablenkte. Die Burg der Magier war nur noch ein Trümmerfeld, und in einem seltsamen magischen Schimmer war zu erkennen, dass etwas sehr Großes daraus hervorbrach. Eine kompakte Gestalt zerstörte den halben Berg, während sie sich aus ihm befreite und sich dann gemächlich davon entfernte. Die Umrisse kamen Yugi bekannt vor... "Exodia," flüsterte Dark nahe an seinem Ohr. "Sie war unter der Burg in einem magischen Schlaf gefangen. Blacky und ich wären vielleicht stark genug gewesen, ein oder zwei der Siegel zu brechen, aber kaum alle fünf." "Was ist, wenn es mehrere Magier waren?" fragte Yugi. "Könnte sein," räumte Dark ein. "Trotzdem fällt mir keiner ein, der stark genug... Oh nein!" Auch dem kleineren Ebenbild des Pharaos fiel es wie Schuppen von den Augen. "Mava." *** Fortsetzung folgt. Anmerkung: Yugi spielt Blacky immer als Ritualmonster, aber es gibt ihn auch als Effektmonster. Er hat als solches die Fähigkeit, dass Monster, die er zerstört, aus dem Spiel entfernt werden, statt auf dem Friedhof zu landen. Auch er selbst wird aus dem Spiel entfernt, wenn er zerstört wird. Deshalb kann Blacky in meiner Geschichte diese seltsamen Dimensionssprünge. So, diese Folge wurde ja doch noch rechtzeitig fertig, so dass ich sie heute (Samstag den 16.) hochladen kann. Bin nämlich nächste Woche nicht da, also kommt #17, wenn ich sie fertig kriege, wieder regulär am darauf folgenden Montag (24.04.)... und ist dann hoffentlich Mittwoch online, was ich jedoch bezweifle. Vielleicht bin ich ja auch Samstag früh genug zurück, dass die Uni noch auf hat. Drückt mir die Daumen, dass die Bahn keine Probleme hat! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)