Diebesg(l)ut von Muraki_Kazutaka (Oder: Andersartigkeit ist relativ!) ================================================================================ Kapitel 3: 3: Süchtige und Flashbacks -------------------------------------- Kapitel 3: Süchtige und Flashbacks "Tsuzuki" Haucht sein Liebhaber, streicht ihm sanft über die Wange, zieht sich vorsichtig aus ihm zurück. Der Angesprochene lächelt leicht, schiebt Muraki von sich runter. "Du wirst schwer...", begründet er, kuschelt sich dann an ihn. "Sorry..." lächelt dieser zurück, setzt ihm einen Kuss auf die Stirn und schließt dann die Augen. "Muraki...?" "Hm?" "Was....empfindest du für mich...?" Leise schleichen sich Tränen in Tsuzukis Augen, er ist froh dass Muraki sie nicht sehen kann. "Hm....das hab ich dir schon so oft gesagt....ich liebe dich...Tsuzuki...und was ist mit dir?" Muraki öffnet die Augen wieder und sieht die Tränen, wie sie sich aus den Augenwinkeln stehlen. Sanft streicht er sie weg. "Ich weiß es nicht...da ist was, aber...ich weiß nicht...ist es...Liebe?" Seine Stimme zittert, seine Tränen bahnen sich weiter ihren Weg. "Ssshhhh....ist doch alles in Ordnung...ruh dich ein wenig aus.." Wieder streicht Muraki ihm die Tränen aus dem Gesicht, Tsuzuki nickt nur und schmiegt sich enger an ihn. Nach ein paar Rückenstreichel-Einheiten schläft er ein. .......................................................... Heute Nacht bin ich runter gefallen Und immer noch nicht angekommen Die Liebe ist tot Sie wohnt hier nicht mehr Die Liebe ist tot Gibt's schon lange nicht mehr Weck mich auf Muss eingeschlafen sein Weck mich auf Das kann es doch nicht sein Dann liegst du neben mir Und du sagst mir Du hast nur schlecht geträumt Alles wird wieder gut Ich bin noch da Meine Liebe ist noch längst nicht tot Noch längst nicht tot Heute habe ich alles verloren Ich schau dir in die Augen Und ich seh' : nichts Die Liebe ist tot Das musste ja kommen Die Liebe ist tot Und es war einmal Weck mich auf Muss eingeschlafen sein Weck mich auf Das kann es doch nicht sein Dann liegst du neben mir Und du sagst mir Du hast nur schlecht geträumt Alles wird wieder gut Ich bin noch da Meine Liebe ist noch längst nicht tot Noch längst nicht tot Heute Nacht bin ich runter gefallen... ...................................................... Muraki steht auf, als er sich sicher ist, dass Tsuzuki tief und fest schläft und zieht sich an. Dann deckt er ihn zu, schreibt einen kleinen Zettel und legt ihn neben das Bett. "Sayonara, Koibito...." seine Stimme ist sehr leise, ebenso leise verlässt er das kleine Zimmer und geht nach unten, in den Schankraum. "Mein Gefährte ist noch oben, bitte machen sie ihm ein Frühstück....aber lassen sie ihn bloß schlafen!" Er kramt das Amulett aus seinem Mantel und legt es dem Wirt in die Hand. Dessen glasige Augen werden noch eine Spur glasiger, er nimmt wohl an, dass es sehr wertvoll ist. Jedenfalls sieht Muraki aus, als wolle er sich nur äußerst ungern davon trennen (alles Show..^^~). Ohne die Reaktion des Wirts abzuwarten verlässt Selbiger den Raum und begibt sich auf einen Streifzug durch die Geschäfte der Stadt. (sprich: er geht shoppen...) Am frühen Morgen des nächsten Tages... Tsuzuki wacht auf. Verschlafen wälzt er sich auf die andere Seite, legt den Arm um jemanden, der gar nicht da ist. Schlagartig ist er hellwach. Wie auf Knopfdruck sitzt er aufrecht im Bett. Und der Schmerz ist auch noch da. Er lässt ein leises ,Argh...' von sich, reibt sich den Hintern und schaut sich um. Mit einem gequälten Ächzen krabbelt er aus dem Bett und schlurft durch das Zimmer, schaut in jede Ecke. Er ist nicht da. Mit einem weiteren Ächzen zieht er sich Shorts und Hose an, ordnet seine Haare, geht dann runter in den Raum. Es mieft zwar immer noch, allerdings sind jetzt nur noch Leute da, die auf der geistigen Wolke Sieben sind. Genauer: Leute im Vollrausch. Aber nicht viele, deswegen ist es auch sehr still. Müde blinzelt er durch die Zigarettenqualmfetzen, versucht rauszubekommen wo noch mal dieser verdammte Tresen ist. Die Kellertür wird geöffnet, knallt Tsuzuki ziemlich hart in den Rücken. "Argh....!" "Ups...", brummelt eine raue Stimme und eine enorme Masse Fett wabbelt an ihm vorbei. "Ihnen auch 'nen guten Morgen..." Eine weitere Stelle, die ihm nun wehtut, aber Tsuzuki ist viel zu müde um sich noch groß darüber aufzuregen. Der Wirt stellt das Fass hinter dem Tresen ab und schaut ihn aus halb zugekniffenen Augen an. Als Zeichen seiner Konzentration sind seine Lippen zusammengepresst und eine Zungenspitze schiebt sich ab und an mal durch. "Der...große Mann in Weiß...hat gesagt ich soll ihnen Frühstück machen..." "Muraki?" Die Beschreibung passt genau auf ebengenannten Mann, schließlich ist er der Einzige hier, der seine Klamotten auch bei Matsch blendend weiß halten kann (es lebe Klorix!*gg*) und dessen Kopf die Einsneunzig-Marke knapp überschreitet. (Muraki is ca. 1,92....frag nich woher ich das weiß...) "Seinen Namen hat er nicht gesagt. Er gab mir eine angemessene Bezahlung für diesen Dienst. Also. Was wollen sie?" Tsuzuki setzt sich an den Tresen und sieht den Wirt aus großen Augen an. "Früh...Frühstück...?" Ein leicht ungläubiger Ausdruck liegt in seinen Augen. "Ähm....Brot, Käse, Fleisch, Milch...Zucker. Und ein Ei wenn sie's auftreiben können...." Er lächelt entschuldigend und der Wirt verschwindet. Kurz darauf zieht er einen jungen Burschen am Ohr herein. Murmelt ihm etwas ins Ohr und schubst ihn dann zur Tür raus. "Hat...mein Begleiter sonst noch irgendetwas gesagt...?" "Nein...aber er sah aus, als wolle er einige Besorgungen machen." Der Wirt ist ungemein gesprächig, das beunruhigt Tsuzuki ein wenig, aber vor allem die Tatsache, dass Muraki ihm keine Nachricht hinterlassen hat. "Ich geh noch mal hoch ins Zimmer, vielleicht liegt im Bett irgendein Zettel oder so...", murmelt er zu sich, der Wirt scheint aber sehr gut hören zu können. "Schlafen sie zusammen in einem Bett?" Ein neugieriger Blick, eine fragende Miene und eine interessierte Haltung. Eindeutig, der Wirt wartet auf Klatsch. Amüsiert beobachtet Tsuzuki ihn kurz, beschließt dann, das Spiel mitzuspielen. "Müssen wir wohl...man kann ja nicht auf dem Boden schlafen...und sie wissen ja, das Bett ist ziemlich....begrenzt..." Die Augen des Wirts werden ein wenig größer, und Tsuzuki muss sich arg beherrschen um nicht breit zu grinsen. "Wie, sie schlafen...ohne Kleidung? In einem Bett?" "Ja, es ist eng, wir liegen fast aufeinander..." Bamm! Diese Andeutung sitzt. Der Wirt läuft rötlich an, geht wortlos in den Keller zurück um Tsuzukis Frühstück zu holen. Dieser geht etwas aufgeheitert nach oben und durchsucht das Zimmer nach einem kleinen Zettel. Er findet ihn schließlich auf einem kleinen Tisch neben dem Bett. Auf dem steht: ,Morgen Koi, bin unterwegs, bisschen einkaufen, du weißt schon...hab den Wirt bestochen, damit du was ordentliches zu Futtern kriegst. Und leg dich nach dem Essen wieder hin, ich hab ne Überraschung für dich' Eine Unterschrift ist nicht drauf, aber schon die Schrift lässt darauf schließen, dass Murakis Finger die Feder führten. Warum? Nur Ärzte haben diese Sauklaue. (bewiesene Tatsache! *nick*) Ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht. Muraki würde niemals wortlos verschwinden, weil er genau weiß, dass sich sein ,Koi' dann Sorgen um ihn macht. Immer noch lächelnd faltet er den Zettel, steckt ihn in eine Hosentasche und geht wieder runter. Er kommt beinahe zeitgleich mit dem jungen Burschen von vorhin an, den der Wirt losgescheucht hat. Er rennt Tsuzuki beinahe über den Haufen, in seinen Händen ein Ei haltend. "Immer sachte...er bringt dich schon nicht um...und wenn er's versuchen sollte dann kriegt er's mit mir zu tun." "Oh, wird er nicht. Er peitscht mich nur aus..." Der Junge grinst und geht dann ebenfalls runter in den Keller. Kurz darauf kommt der Wirt wieder mit einem Korb und dem jungen Burschen im Schlepptau. Der Junge bekommt etwas Brot in die erwartungsvoll geöffneten Hände gedrückt und wirt dann mit einem kräftigen Arschtritt aus der Tür befördert. "Meinen sie nicht, dass sie ein wenig hart mit ihm umgehen?" "Nein, Tagelöhner verdienen es nicht anders...und ich wüsste nicht, was sie das angeht!" "Schon gut, ich wollte ihnen nicht zu nahe treten. Was ist mit dem Frühstück?" "Kommt gleich, setzen sie sich erst mal." Der fette Finger der Rumkugel ist auf einen Tisch nahe des Tresens gerichtet. Tsuzuki nickt und nimmt dort Platz, sieht sich mehr gelangweilt als interessiert die Einrichtung an. Plötzlich geht die schwere Holztür mit einem erbärmlichen Quietschen auf und er muss sich die Hand vor die Augen halten um überhaupt etwas zu sehen. Draußen scheint es Mittag zu sein, denn die Sonne steht im Zenit. Die Fenster im Gasthaus sind zu dreckig, als dass da ein Lichtstrahl durchkommen könnte. Die Person tritt ein und schließt die Tür hinter sich. Der Wirt sieht ihn und ruft daraufhin: "Das ist der Mann, der mir die Sache mit dem Frühstück aufgehalst hat!" Selbiger erschreckt sich ein wenig, hat die wenigen Personen im Raum offenbar nicht gesehen. "Guten Morgen auch, Herr Wirt..." "Muraki?" "Tsuzuki? Wo sitzt du? Is ziemlich duster hier drin..." "Am Tisch vorm Tresen, du spürstes wenn du mit den Schuhen fast am Boden festklebst." Muraki lässt ein kurzes Räuspern hören und tastet sich mit den Schuhen voran. "Setz dich!" Tsuzuki zieht mit Schwung am Mantel , Muraki verliert das Gleichgewicht, rudert mit den Armen und reißt Tsuzuki dann doch mit zu Boden. "Sorry....das wollt ich nich...." "Sicher." Beide grinsen sich an. Der Wirt, durch den Lärm aufgeschreckt, kommt herbeigeschwabbelt. "Was passiert?" Dann sieht er die beiden auf dem Boden (aufeinander natürlich) liegen -und rollt ganz schnell wieder hinter seinen Tresen. Mit hochrotem Kopf. "So bitte, ihr Frühstück!" Ein wenig zittrig, seine Stimme. Beide grinsen noch breiter, setzen sich wieder an den Tisch. "Was ist denn mit ihnen, ist ihnen nicht gut?", fragt Muraki in einem Tonfall, als hätte der Wirt gerade eben einen Traum gehabt oder so etwas in der Art. "Ahaha....alles in Ordnung..." Er kommt mit einem großen Tablett hinter dem Tisch hervor, mit gesenktem Kopf stellt er es auf dem Tisch ab. Etwas Milch schwappt über den Rand des Kruges. "Wasn, kein Kaffee? Trinkst du keinen, Asato?", jammert Muraki enttäuscht, nachdem er die Sachen auf dem Tablett ausführlich inspiziert hat. "Ne sorry...ich sauf zwar wie ein Loch, aber auf Kaffee hab ich morgens keinen Nerv..." "Ach was, kein Problem....ich hab immer Kaffeepulver dabei, so kann ich immer sicher sein, meinen Kaffee zu kriegen" Triumphierend hält er eine Dose löslichen Kaffees hoch. Tsuzuki klatscht anerkennend, was Muraki noch breiter grinsen lässt. "Sagmal...hattest du nich was geschrieben von wegen du würdest mir was mitbringen?" "OH! Oh, na sicher doch! Das war keine leere Versprechung!" Mit diesen Worten sucht er ein wenig in seinem Mantel herum, steht kurz auf und setzt sich wieder, nachdem er das gefunden hat, was er suchte. "Hier!" Breit und triumphierend grinsend hält er ihm einen Packen gefalteten Stoffes hin. (Betaleser: "Wo hatter den denn untergebracht...?" Sklave: "Multidimensionaler Mantel..."*Terry Pratchett-Fan sei*) Tsuzuki nimmt ihn unsicher lächelnd entgegen und sieht dann zu Muraki. "Isses was perverses?", fragt er vorsichtshalber, sein gegenüber schüttelt den Kopf. Nicht wissend, ob er nun überrascht oder enttäuscht sein soll, faltet Tsuzuki den Stoff auf. Nach mühevoller Faltarbeit kommt ein blaugrüner Kimono zum Vorschein, mit einem breiten roten und einem schmaleren schwarzen Band. Der Beschenkte pfeift, doch damit der Überraschung nicht genug. Sein Gönner greift noch einmal in seinen Mantel und zieht etwas längliches heraus. Ein Fächer, in einem dunklen Blutrot. Er gibt ihn Tsuzuki, der ihn breit lächelnd entgegennimmt und gleich anfängt sich damit Luft zuzufächeln. "Naaaa....sag schon, wie gefällts dir?" "Heiß! Wann darf ich dir um den Hals fallen?" "Immer" Kaum spricht Muraki das Wort, legt Tsuzuki den Kimono weg und springt seinen Koibito an, reißt ihn glatt noch mal zu Boden. "Daaankeee!", quietscht er und kuschelt sich an Muraki. Dieser grinst nur und erwidert die Umarmung, bzw. Umklammerung. "So, is gut jetz...ich hab Hunger...", meint Muraki grinsend, nachdem er sein Magenknurren mehr als einmal gehört hat. "Hehe...wir haben schließlich gestern Abend genug ,getrieben'..." "Matratzensport kann so schön sein...aber jetzt müssen wir die verbrannten Kalorien wieder reinholen, meinste net?" Beide grinsen wieder wie die Honigkuchenpferde und machen sich gemeinsam über das wohlverdiente Frühstück her. ~~Flashback~~ Tsuzuki hatte sich in der neuaufgebauten Bücherei des Enma-Cho ein Buch ausgeliehen, nachdem er sich die Zutrittserlaubnis mittels Inu-Chibi-Blick erbettelt hatte. Es hatte ihn schon lange interessiert, auch wenn er zugegebenermaßen nicht oft las. Von einer verlorenen Seele verfasst, die über siebenhundert Jahre im Diesseits verweilt hatte, aber nie vom Jou-Cho ausfindig gemacht werden konnte. Dementsprechend waren auch die Kenntnisse und so dachte sich unser Blitzmerker, dass er mal schauen könnte, welches dieser in diesem Buch beschriebenen Wesen am ehesten auf Muraki zutreffen könnte. Er war gerade mal bei der Hälfte des Buches gewesen, Muraki natürlich noch nicht gefunden, da kam Terazuma und ärgerte ihn wieder. Es verlangte eine enorme Konzentration, Terazumas beißende Kommentare und sein tiefes spöttisches Lachen zu ignorieren und die hatte er im Moment absolut nicht. Es war schon anstrengend genug ein Buch zu lesen und verbissen auf einem Stift herumzukauen ohne zu sabbern oder ihn aus dem Mund fallen zu lassen. Also legte er knurrend das Buch weg und verlegte die ganze Sache nach draußen, wo der normalerweise rein verbale Clinch in einer handfesten Klopperei endete. Tsuzuki war ausnahmsweise mal Sieger, aber nur, weil er es absolut nicht abkonnte, wenn ihn jemand bei etwas Wichtigem störte. Und diese Sache mit Muraki war verdammt wichtig, nach der Meinung Tsuzukis jedenfalls. Terazuma schien jedoch der Ansicht gewesen zu sein, es gäbe nichts schöneres -und damit auch wichtigeres- als ihn zu Ärgern. Tsuzuki trug ein blaues Auge davon, das aber wegen seines Daseins als Shinigami innerhalb weniger Stunden wieder abheilte. Er hatte den Älteren mit seinem ganzen Gewicht am Boden festgepinnt (ich lieb dieses Wort) und ihn solange in seine hämisch grinsende Visage geschlagen, bis ihm das Lachen vergangen war. Dementsprechend sah der Wirt des Kogankokushungei auch aus. Blutend aus Mund und Nase, eine Menge blaue Flecken und eine große Bisswunde am Handgelenk, mit welchem er Tsuzuki abwehren wollte. Dummerweise hatte er nicht damit gerechnet, dass Tsuzuki sein halbes Gebiss inklusive Eckzähne darin versenken würde. Vor Wut brodelnd und mit einem Racheschwur auf den Lippen verschwand er wieder und ein paar Minuten später konnte man das wütende Geschrei von seiner Partnerin hören. Tsuzuki konnte sich natürlich jetzt auf gar nichts mehr konzentrieren und legte sich draußen unter die herrlichen Kirschbäume. Irgendwann musste er eingenickt sein, denn als er wieder aufwachte waren die Kirschblüten durch rot leuchtendes Herbstlaub ersetzt. Vielleicht hatte er, ohne es zu bemerken -wie so vieles- ins Diesseits gewechselt. Er sah sich ein wenig um, blieb aber liegen. Es lohnte sich schließlich nicht, aufzustehen und gleich wieder umzufallen, falls er Muraki sah (durchaus im Bereich des möglichen) und eine übertriebene Schockreaktion plante. Soooo schlimm war der Arzt eigentlich nicht....man musste sich nur an die kühle Art und den seltsamen Humor dieses Mannes gewöhnen, dann ließ es sich ganz gut mit ihm auskommen. Tsuzuki reagierte immer noch äußerst allergisch auf die Anwesenheit des Silberhaarigen, doch im Gegensatz zu früher nur noch zur Tarnung. Aber wenn nichts zu tun war und Muraki gerade mal einen seiner freien Tage -und es war schwer ihn an solchen Tagen zu finden- hatte, dann verabredeten sie sich meist und gingen spazieren. Tsuzuki hatte ein bisschen Angst, dass seine Kollegen ihn mit Muraki zusammen sehen würden. Schließlich hatte er ihn mal gehasst wie die Pest, aber nachdem er Muraki sein eigenes Messer in den Bauch gerammt (siehe folge 13 oder buch acht) und dieser scheinbar gestorben war, fing er an, seine kühle Art und sein wissendes, arrogantes Lächeln zu vermissen. Da sich durch Toudas Flammen auch die Sache mit Murakis verhasstem Halbbruder Shido Saki erledigt hatte, war Muraki ihm dankbar gewesen. Das hatte er bei ihrem ersten Wiedersehen nach dem Fall auch deutlich gezeigt. "Ich versprech mich zu ändern", hatte er Tsuzuki ins Ohr geflüstert, nachdem er ihn ganz nah an sich gezogen hatte. Tsuzuki erwiderte seine Umarmung, vor ein paar Monaten hätte er den Arzt noch von sich gestoßen und ihn angeschrieen, aber da war auch noch alles anders gewesen. Jetzt war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er Muraki wirklich noch verachten konnte, wenn dieser wieder Morde begehen sollte. Tsuzuki lag unter den Bäumen und bemerkte, dass es nicht einmal mehr Kirschbäume waren, unter denen er sein Nickerchen gehalten hatte. Entweder hatten sie im Diesseits die Kirschbäume durch andere ersetzt oder er träumte. Langsam, beinahe vorsichtig stand er auf. Der Wind wehte kühl, aber gerade so dass er nicht fror. Die Gänsehaut blieb trotzdem nicht aus. Auch das Parlamentsgebäude, im Jenseits das Enma-Cho, war nicht da. Verwirrt schaute er sich um. In der Nähe schien ein See zu sein, denn er hörte das aufgeregte Geschnatter von Wasservögeln. Langsam ging er in Richtung Wasser und sah sich immer wieder wachsam um. Was er da im, beziehungsweise am Wasser sah, erschreckte ihn ziemlich. Da lag doch tatsächlich Muraki im seichten Wasser, halb ans Ufer geschwemmt und ziemlich bleich. Okay, bleich war er zwar sonst auch, aber jetzt sah er aus, als wäre er einmal mit Klorix gewaschen worden. Nicht nur einmal. Er gönnte sich einen leisen Aufschrei und hockte sich neben seinen so tot aussehenden Freund. Murakis Rücken hob und senkte sich entgegen aller Erwartungen gleichmäßig. Gleichmäßig aber schwach. Ein kleiner Blutfaden war am Mundwinkel zu sehen, Tsuzuki versuchte den Älteren aus dem Wasser zu ziehen. Für einen ziemlich vitalen Enddreißiger mit vollgesogenen Klamotten war Muraki dennoch ziemlich leicht und so schaffte es der junge Todesengel, seinen einstigen Erzfeind aus dem Wasser über den Sand aufs Gras zu zerren. Die Frage wo er denn hier überhaupt war, hatte sich zunächst vornehm im Hintergrund gehalten, doch jetzt überrannte sie Tsuzuki mit der Wucht eines Schnellzuges. Eins war sicher, in Japan waren sie nicht. Denn in ,great golden Nippon' gab es sicher keine an die zwanzig Augenpaare, die einen aus dem Wasser heraus neugierig anstarrten. Und einen so unheimlich in den Bann schlugen... Tsuzuki zwang sich wegzusehen. Nur zur Sicherheit schleifte er Muraki hinter sich her, bis er an seinem Baum angekommen war. Dort zog er ihn erst mal bis auf die Shorts und legte ihn seinen schwarzen Mantel wie eine Decke über. Die weißen Klamotten des Arztes hängte er über die Äste und testete danach, welche von seinen Kräften noch funktionierten. Nach ca. einer halben Stunde des Testens und des ,Frusriert-Aufseufzens' kam er zu dem Schluss, dass sich alle seine Kräfte verflüchtigt hatten, außer seine Feuertalismanmagie. Geknickt sammelte er Äste zusammen, schichtete sie auf einen mehr oder weniger Haufen und patschte zwei Feuer-Fudas drauf. Eins seiner im Moment unzählbar vielen Probleme war somit gelöst. Wie sie hier wieder rauskommen sollten, wusste er auch noch nicht, denn letztes Mal als ihm so etwas ähnliches passiert war, konnte er nicht aus eigener Kraft entfliehen sondern musste auf Hilfe und das Ende des Buches hoffen.(buch fünf oder sechs) Er setzte sich ans Feuer und beobachtete Muraki. Komisch wars ja schon, dass Muraki auf einmal so nett war, aber wie sagte man so schön, Wunder geschehen immer wieder. Einige Sachen waren ihm trotzdem noch nicht klar, zum Beispiel hatte Muraki auf einem ihrer Spaziergänge einen Satz losgelassen, der ihn ziemlich stutzig machte. "Du gehörst mir, Tsuzuki, vergiss das nie. Mir und keinem anderen, hörst du?", hatte er bedrohlich in sein Ohr gewispert. Tsuzuki bekam schon wieder ne Erpeltapete und rückte näher an Muraki heran um sich an ihm ein wenig zu wärmen. Über diesen Satz machte er sich jetzt auch keine Gedanken mehr, er war sich so halbwegs sicher, dass es einfach Murakis Art war ,Ich liebe dich!' zu sagen. Irgendwie, irgendwo, irgendwann in seinen unaufhörlich kreisenden Gedanken sank er zur Seite und ratzte neben Muraki weg. Als er wieder aufwachte war es stockduster um ihn herum und nur die Sterne spendeten ein kühles, bleiches Licht. Muraki wachte von Tsuzukis Gestrecke auf und zog ihn zu sich. "Na mein Süßer?", fragte er leise, sah in dabei mit diesem ernsten Blick an, der Tsuzuki immer so schwach machte. "Was isn passiert, Muraki, du hast im Wasser gelegen...hast du versucht, ob es mit Ertränken möglich is?!" "Hm? Wie?" die absolute Verpeilung hatte soeben einen neuen Namen bekommen - Muraki. "Vergiss es. Jetz mal im Ernst...wie kommst du hierher? Er zuckte mit den Schultern. Na toll, eine sehr aufschlussreiche Antwort. Tsuzuki musste nicht weiterfragen, denn wenn Muraki es nicht wusste oder es nicht sagen wollte hatten Ausquetschversuche eh keinen Sinn. "Und du?" Na geil, eine Gegenfrage. "Bin unter den Kirschbäumen eingeschlafen und hier wieder aufgewacht...ganz einfach." Dabei tippte er mit dem Finger gegen den Baum und auf den Boden, benutzte eine Art primitive Zeichensprache. Murakis linke Augenbraue zog sich ein Stück weit nach oben, irgendwie fühlte er sich leicht verarscht. Drum legte er seine Hand auf die Tsuzukis und drückte sie sanft auf den Boden. Tsuzuki sah ihn an, sein Gesicht kam dem des Arztes immer näher, doch leider kam die Störung dieser herrlich kitschigen Atmosphäre von ebenjenem. Er nieste, aber er hatte gute Reflexe und anstatt Tsuzuki anzuniesen verpasste er der Luft neben ihm eine ordentliche Ladung Bazillen. Danach schniefte er kurz und kramte sich ein triefnasses Taschentuch aus seinem Kittel, der da oben hing. Nicht, dass es wirklich etwas brachte, in ein nasses Taschentuch zu schnäuzen, aber das war nun mal eine von Murakis Angewohnheiten. Sich nach jedem Nieser die Nase zu putzen. So überflüssig wie kaum etwas anderes. Dadurch konnte er schließlich mindestens drei Minuten sparen, die er damit verbrachte, das Taschentuch zu finden, einen nicht unerheblichen Teil seiner Bazillen in die weiße Tempo-Superflausch-Wüste zu schicken und es danach wieder einzustecken -ordentlich gefaltet natürlich. "Und was machen wir jetz?" "Schadensbegrenzung.", meinte Muraki grinsend, "schaun wir einfach was wir aus dieser dämlichen Situation machen können^_____^" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)