Diebesg(l)ut von Muraki_Kazutaka (Oder: Andersartigkeit ist relativ!) ================================================================================ Kapitel 1: 1:Ein Treffen auf Umwegen ------------------------------------ ~Diebesg(l)ut~ Kapitel 1:Ein Treffen auf Umwegen Er tut nichts. Er liegt da. Einfach nur da. Er ist im Passiven hängen geblieben. Kein einziger Muskel rührt sich. Kein Wunder, denn er hat das Licht gesehen. Genauer: Er ist tot. Mausetot, wie der Volksmund sagt. Unangenehme Situation, aber leider ist er nicht mehr in der Lage das zu ändern. Seine Glieder werden langsam starr, nach einer Weile kann man ihn tragen wie eine Eisfigur. Ihn kann man fallen lassen, er zerspringt ja nicht. Er liegt auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt. Eine hübsch tiefe Wunde ziert seine rechte Seite, sie ist lang und....naja...klaffend wäre vielleicht der passende Ausdruck. Jedenfalls schwimmt er sozusagen in einer Lache geronnenen Blutes. An seinen Unterarmen sind Verbrennungen zu sehen. Wahrscheinlich hat er bei einem Kampf die Arme schützend vor sich gehalten, hat dann aber mit einem sehr scharfen Gegenstand eine gewischt bekommen. Die Pupillen sind in einer seltsamen Mischung aus ungläubigem Staunen und fassungslosen Entsetzen geweitet. Vom Gesichtsausdruck wollen wir gar nicht erst sprechen. Wenn man sich dann so im Bereich um den Körper umsieht, bemerkt man vielleicht Fetzen. Nur Vielleicht, denn sie sind Grau. Da Steinboden bewiesenermaßen meistens auch Grau ist sieht man sie kaum. Nur der geübte Vom-Kampf-Übriggebliebene-Fetzen-und-Körper-Sucher bemerkt sie. Sie sind nicht von Interesse, also geht der Geheimnisvolle zurück zu der Leiche und untersucht sie näher. Ein schönes Amulett wird vorsichtig abgenommen. Hierbei ist zu Bemerken, dass unser äußerst vitaler Mann kein Leichenschänder ist. Er wird das vermutlich anders titulieren. Er tastet langsam an dem starren Körper entlang und findet etwas, was nicht dort sein sollte. Damit ist nicht die Wunde gemeint, bei der das durchaus auch zutreffen würde, sondern ein kleiner Goldbeutel, der auch noch gut gefüllt ist. Das lässt ihn stutzen, denn bei den meisten Toten existiert (neben dem Körper, doch manchmal nicht mal mehr das. In seltenen Fällen markieren seltsam qualmende Stiefel den Standort...) nur noch die Kleidung. Also wurde dieser Mann nur zum Spaß getötet. Vielleicht ist es auch ein Duell unter Magiern gewesen, von denen einer mit äußerst unfairen Mitteln gekämpft hat. Der Goldbeutel verschwindet auch in den Tiefen des Mantels, gesellt sich zu anderen seiner Art und fängt ein Gespräch mit dem für Münzen typischen klirrenden Akzent an. Einige Kupfer und -Silbermünzen tragen etwas zu dieser Konversation bei, indem sie mit einer dünnen Patina aus Staub, Schmutz und Blut aneinander schaben. Sie sehen also, im Mantel des Finders herrscht ein recht interessantes Eigenleben. Nicht dass sie wirklich leben. Wenn etwas in der Nähe von vielen, mehr oder weniger magischen Gegenständen gelagert wird, muss man damit rechnen, dass es vielleicht irgendwann zu atmen anfängt und sich bewegt. Nach ausgiebigem Durchsuchen findet er nichts mehr. Es hat lange gedauert, denn er durchsucht nicht nur die üblichen Stellen (die wo sich die Wertsachen oder anderes nützliches Zeugs angstvoll verbergen), sondern auch die, wo man nichts vermuten würde. Der Leser mag sich seine Gedanken darauf machen. Auch auf die Gefahr hin, dass sich bei manchen Menschen die Hirnwindungen schmerzvoll zusammenkrümmen und um Gnade flehen. "Da findet man endlich mal wieder einen Toten und was ist? Nichts als ein wenig Gold und ein Amulett, das nur gering magisch ist und mindestens 20 Gold und 3 Silber gekostet hat...", murrt er in sich hinein. Geübte Diebesfinger kramen das Amulett aus den scheinbar unendlichen Tiefen des Mantels, kalte graue Augen betrachten es prüfend. Leise murmelt er ein paar Worte, die ihn als Kenner ausweisen. "Hm...fein gearbeitet...murmum....halbes Pfund....mehr oder weniger....Manti-Steine......ca. 12 Gold und 5 Silber...." Um Sie aufzuklären: Manti-Steine leuchten von innen heraus, wenn in der Nähe irgendwelche magischen Aktivitäten stattfinden. Im Prinzip ist es ein recht nützliches Amulett, wenn man das Glühen früh genug bemerkt, um möglichem Ärger aus dem Weg zu gehen. Zumindest dem mit magischen Ursprung. 'Das wird sich bestimmt gut auf dem Markt in einer der größeren Städte verscherbeln lassen.' So lautet das Ergebnis der etwas längeren Gedankenkette des Anti-Leichenschänders. Er will in den Osten, wo die nächste große Stadt liegt. Um es für den Leser einfacher zu machen nennen wir seinen Namen. Er lautet Muraki. Muraki ist einer von den seltenen Dieben, die nicht nur alles was nicht Niet und -Nagelfest ist mitgehen lassen, sie nehmen auch die Nieten und Nägel mit. Aber er hat wenigstens gute Manieren. Er legt die starren Hände des Toten auf seine Brust, schließt die aufgerissenen Augen und schiebt seinen Unterkiefer in die richtige Position. Dann sucht er ein wenig herum, findet schließlich etwas einigermaßen passendes und legt es auf die Leiche. In Ermangelung einer Lilie muss eben eine Schattenklaue herhalten (eine Blume mit purpurnen, langen Blüten und schwarzen Pollen). Muraki rückt seinen Mantel zurecht, in dem es erneut klimpert, klackert, wispert und raschelt. Eigentlich hört man ihn schon von weitem, wenn er sich einem potentiellen Opfer nähert. Man denkt sich aber nichts dabei, denn auf den Märkten gibt es Leute, die genug geräuschvollen, nutzlos-wertlosen Schmuck dabeihaben, um eine mittelgroße Truhe damit zu füllen. Muraki dreht sich ein letztes mal zu ihm um, betet und bemerkt eine Tätowierung auf dem Handrücken. Zumindest eine Frage über ihn hat sich jetzt erledigt; nämlich was er von....Beruf machte. Er war Magier, wie er am Anfang vage vermutete. Dieses Exemplar von Magier hatte nach der Tätowierung zu urteilen hauptsächlich mit Wassermagie gearbeitet. Plötzlich hört er ein Knacksen. Es kommt von einem Fußknöchel beim Schleichen, wenn man nicht aufpasst. Er kennt sich damit aus. Der Fehler ist ihm in seiner Ausbildung zum Dieb öfter passiert, was den Prüfern natürlich nicht gefiel. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Sie haben richtig gelesen, Ausbildung (nach knapp zwei Wochen war er durch). Dieb ist ein Beruf, zwar nicht angesehen, aber definitiv ein Beruf. Das Knacksen ertönt wieder, daraufhin springt Muraki in den Schatten eines großen Felsens. Ein anderer Dieb schleicht sich an den Toten heran. Der andere untersucht den Magier und flucht dann verhalten. "Schon wieder war jemand.... schneller als ich so ein Mist aber auch..."die Stimme die Muraki da hört.....er findet sie unglaublich. Er tritt verwundert aus dem Schatten des Felsens heraus und starrt den Fremden an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)