Das Zepter des Ra von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Neues aus Ägypten ----------------------------- Als die Gruppe der Vier wenige Minuten später das Büro des Schulleiters betrat, blickte der alte Zauberer neugierig auf. Anhand der leicht angespannten Mienen der drei Jugendlichen sowie des besorgten Blicks in Remus’ Augen konnte Professor Dumbledore sich schon denken, daß etwas von großer Wichtigkeit vorgefallen war. Daher forderte er seine Besucher mit einer Geste auf, Platz zu nehmen und ihm zu berichten, weswegen es Remus für nötig erachtet hatte, daß Harry und seine zwei Freunde den Unterricht bei Professor Sprout verpaßten. Es war Harry, der es übernahm, dem Schulleiter von den Ereignissen der vergangenen Stunden zu erzählen. Der schwarzhaarige Gryffindor begann damit, die Stunde in „Pflege magischer Geschöpfe“ zu umreißen, wobei er auch erwähnte, daß Firenze und Bane schon während des Hinweges zu Sphigeons Lichtung einen ungewöhnlich nervösen Eindruck gemacht hätten. Auch wenn die Zentauren schon von Natur aus mysteriös handelten und oftmals in Rätseln sprachen, so war Harry doch sofort aufgefallen, daß sowohl Firenze als auch Bane dieses Mal viel mehr auf der Hut gewesen waren als je zuvor. Weder Remus noch Professor Dumbledore kommentierten diese Beobachtung des Gryffindors, die durch ein Nicken von Hermine und Ron bestätigt wurde. Auch ihnen war die Nervosität der beiden Zentauren aufgefallen. Doch die Blicke der beiden Professoren nahmen einen eindeutig besorgten Ausdruck an, bevor der Schulleiter Harry fortzufahren hieß. Der junge Gryffindor folgte der Aufforderung und berichtete kurz über die Stunde, welche sie in Sphigeons Gesellschaft verbracht hatten. Dabei erwähnte er auch die kurze Konversation zwischen dem Sphinx und Yuugi, wobei Harry jedoch zugeben mußte, daß er den Inhalt des Gesprächs nicht wiedergeben konnte, da nicht einmal Hermines Übersetzungszauber gewirkt hatte. Der Ausdruck von Unmut, welcher bei der Erwähnung ihres vermeintlichen Fehlers über Hermines Gesicht flog, ließ Professor Dumbledore schmunzeln und er beruhigte die Gryffindor. „An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen darüber machen, daß dein Zauber nicht wirkte, Hermine. Yuugi ist ein Experte für alte Sprachen wie die Ägyptens, während Sphingen wie Sphigeon oftmals ein sehr hohes Alter erreichen und daher vielerlei verschiedene Sprachen sprechen. Daher nehme ich an, daß die Beiden sich in einem altägyptischen Dialekt unterhalten haben, welcher zu speziell für den Übersetzungszauber war. Es war für Sphigeon sicher eine äußerst angenehme Überraschung, jemanden zu treffen, der die Laute seines Heimatlandes zu sprechen weiß. Es war ein glücklicher Zufall, daß Hagrid gerade dieses Schuljahr Nachricht davon erhielt, daß ein Sphinx auf seiner Route in seine Heimat bei uns vorbeiziehen würde...und ebenso, daß Sphigeon meine Bitte gewährte, in Hagrids Unterreicht mitzuwirken. Wie ich sehe, hat er großen Eindruck auf euch gemacht.“ Dies konnten weder Harry, noch Ron oder Hermine abstreiten. Sphigeon hatte eine ziemliche Präsenz; eine Aura von Weisheit und Stärke, welche sie bis dahin bei keinem anderen magischen Wesen wahrgenommen hatten. Man hatte dem Sphinx seine Jahrtausende an Erfahrung nicht nur angesehen; sie war auch in jeder seiner Bewegungen und Worte spürbar geworden. Harry war der erste unter den drei Freunden, welcher die Erinnerung an diesen – erfreulichen – Teil ihrer Stunde in „Pflege magischer Geschöpfe“ abschüttelte, um auf das darauffolgende Geschehen zu sprechen zu kommen. Professor Dumbledore und Remus hörten dem Gryffindor aufmerksam zu, als er von der unvermuteten Attacke des Rudel Bicornes erzählte, die noch Unterstützung von etwa einem halben Dutzend Dementoren erhielt. Remus wurde leicht bleich, als er von der Gefahr erfuhr, in der sich Hagrids Klasse befunden hatte – denn sowohl Bicornes als auch Dementoren waren schon allein genommen eine sehr ernstzunehmende Bedrohung. Doch gemeinsam erhöhte sich ihr Gefahrenpotential noch um ein Vielfaches. Es kam daher schon einem kleinen Wunder gleich, daß die Jugendlichen diesem Angriff heil entgangen waren. Als Remus diese Meinung kundtat, nickte Hermine heftig, während es diesmal Ron war, der einwarf: „Das haben wir auch nur jenen seltsamen Schattenkreaturen zu verdanken, Professor. Ich habe keine Ahnung, wer sich in diesen Schatten verbarg oder warum sie uns zu Hilfe kamen, doch ohne ihre Unterstützung wäre dieser Überfall für uns sicher sehr viel schlechter ausgegangen.“ „Schattenkreaturen?“ Während der Alarm in Remus’ Zügen bei Rons Worten weiter zunahm, erschien ein nachdenkliches Licht in Professor Dumbledores hellblauen Augen. Der Schulleiter lehnte sich in seinem Sessel vor und verschränkte die Hände auf seinem mächtigen Schreibtisch, während er die drei jungen Gryffindor über den Rand seiner Halbmondbrille interessiert ansah. „Erzählt uns bitte mehr über jene Schattenkreaturen“, bat der weise Zauberer dann. „Wie Ron schon sagte, haben wir keine Ahnung, wer jene Wesen waren, da sie völlig in Schatten eingehüllt waren, die man mit den Augen nicht durchdringen konnte“, begann nunmehr Hermine zu berichten. „Doch sie tauchten stets dann aus dem Dunkel des Gebüschs oder der Bäume auf, wenn einer der Schüler in Gefahr war. Zum ersten Mal erschienen sie gleich in dem Moment, indem die Bicornes angriffen. Viele unserer Mitschüler waren von deren Anblick so verängstigt, daß sie nicht daran dachten, sich zu verteidigen...daher möchte ich behaupten, daß die Tatsache, daß wir Schüler alle unverletzt blieben, nur darauf zurückzuführen ist, daß neben Hagrid, Firenze und Bane jene Schattenwesen für eine effektive Verteidigung sorgten, bis sich alle Schüler soweit wieder gefaßt hatten, daß wir uns auch selbst zu verteidigen begannen.“ Harry unterbrach die nachdenkliche Stille, welche sich nach Hermines ernsten Worten gebildet hatte. „Wie ’Mine schon sagte, schafften wir es mit der Unterstützung dieser Fremden, uns gegen die Bicornes zu behaupten – bis die Dementoren auftauchten. Dann gab es kurze Zeit eine neue Panik, da Pfeile gegen die Dementoren nicht viel ausrichten können. Ron, Hermine und ich sowie einige andere Schüler schafften es schließlich, unsere Patronii zu rufen – doch ich hatte ehrlich gesagt nicht viel Hoffnung, daß wir damit auf Dauer etwas ausrichten konnten.“ Harry verzog leicht das Gesicht bei der Erinnerung an die eisige Präsenz der Dementoren, die ihn wieder den Tod seiner Mutter hatte miterleben lassen, während Schatten seine smaragdgrünen Augen verdunkelten. Remus’ Hand auf seinem Arm ließ den Gryffindor aufblicken und er schüttelte den Kopf, um sich von dieser Erinnerung zu befreien. Dann erzählte er weiter. „Ich zählte etwa ein halbes Dutzend Dementoren, welche zu spüren schienen, daß unsere Patronii auf Dauer nicht stark genug sein würden, denn sie wichen zwar ein wenig zurück, verschwanden jedoch nicht gänzlich. Bis plötzlich aus dem Nichts erneut Hilfe auftauchte. Das Wesen...“ Harry stockte kurz, da er nicht so recht wußte, wie er das Wesen beschreiben sollte, welches inmitten der Schüler erschienen war und ihnen mit seinem Gesang neue Kraft verlieh. „Es sah aus wie...wie eine Elfe“, meinte der schwarzhaarige junge Mann und blickte auf seine zwei Freunde, um eine Bestätigung seiner Worte zu erhalten. Ron nickte, während Hermine präzisierte: „Eine Elfe in einem dunkelgrünen Gewand und langen blonden Haaren. Und sie war...“, nun zögerte auch Hermine, was Ron veranlaßte, einzuwerfen: „Blau.“ „Blau?“, entfuhr es Remus, während Professor Dumbledores Augenbraue fragend nach oben wanderte. Harry nickte erneut. „Ja, ihre Haut war seltsamerweise blau. Wie auch immer. Die Elfe begann kurz darauf zu singen und Energie strömte wie Licht von ihr aus. Diese Wellen an Energie stärkten die uns verbliebenen Patronii, so daß die Dementoren schließlich zurückgedrängt und zur Flucht getrieben wurden. Zwei von den Dementoren wurden jedoch bei dem Kontakt mit einem Patronus in einem Lichtblitz vernichtet...so etwas hatte ich bis dahin nicht für möglich gehalten.“ „Ein Patronus, der stark genug ist, einen Dementor zu vernichten!“ Remus war sichtlich geschockt von den Nachrichten, die er gerade vernommen hatte. Auch der Schulleiter wirkte für einen Augenblick überrascht, doch dann senkte sich erneut ein nachdenklicher Ausdruck über seine Züge. „Das sind wirklich spannende Neuigkeiten“, meinte der weise Zauberer langsam, während er sich über seinen langen, weißen Bart strich. „Es ist nicht allgemein bekannt, doch die Bündelung guter Energie kann einen Dementor vernichten. Dazu ist jedoch sehr viel Kraft und positives Denken nötig, was erklärt, warum diese Tat bis jetzt nur in sehr wenigen, uralten Büchern dokumentiert ist und von kaum einer Hexe oder einem Zauberer erfolgreich durchgeführt werden konnte.“ Der Schulleiter blickte Harry, Ron und Hermine mit einem aufmunternden Zwinkern in den Augen an und setzte hinzu: „Ihr wart Zeugen eines historisch zu nennenden Ereignisses, meine jungen Freunde. Wer auch immer jene geheimnisvollen Fremden waren, sie verfügen augenscheinlich über große Macht. Ich bin froh, daß sie euch heute behilflich waren.“ „Professor“, meldete sich Hermine erneut zu Wort. „Ich habe neulich im „Tagespropheten“ einen Bericht über einen Überfall von Todessern auf eine Muggelfamilie in London gelesen, bei dem ebenfalls eine unbekannte Gruppe von Zauberern eingeschritten ist, um der Familie zu helfen. Könnte es nicht sein, daß es sich dabei um dieselbe Gruppe handelt, welche uns heute Beistand leistete?“ Professor Dumbledore wechselte einen Blick mit Remus, welcher meinte: „Es ist durchaus möglich, Hermine. Auch die Todesser, die von den Auroren vernommen wurden, sprachen von Wesen, die völlig in Schatten gehüllt waren, so daß man ihre Identität nicht erkennen konnte. Und da diese Gruppe Zauberer sowohl den Muggeln als auch heute euch gegen schwarze Magie geholfen hat, steht zu hoffen, daß wir vielleicht neue Verbündete in ihnen erlangen können. Ich wüßte nur zu gern, warum sie so geheimnisvoll agieren...“, Remus’ Stimme verklang kurz, bevor er sich an den Schulleiter wandte: „Ob wir versuchen sollten, einen Kontakt mit ihnen herzustellen, Albus?“ Professor Dumbledore blieb eine geraume Weile still, während er sich die Neuigkeiten nochmals durch den Kopf gehen ließ. Es galt zu bedenken, daß sie bis jetzt nur sehr, sehr wenig über die geheimnisvolle Gruppe hatten in Erfahrung bringen können, welche mittlerweile schon zweimal zu ihren Gunsten eingegriffen hatte. Und Remus hatte schon Recht damit, daß sie derart mächtige Verbündete in ihrem Kampf gegen Voldemort gut gebrauchen konnten. Doch der Schulleiter war vorsichtig, denn es war immerhin nicht auszuschließen, daß es sich bei den Aktionen nur um einen Trick von Voldemort handelte, um Mitglieder des Phönixordens hervorzulocken. Professor Dumbledore seufzte schließlich leise auf und hob den Kopf. Vier fragende Augenpaare sahen ihn an und der alte Zauberer fühlte wieder einmal die schwere Last der Verantwortung auf seinen Schultern liegen, welche er nunmehr schon so lange trug. Doch gerade diese Verantwortung veranlaßte ihn, erst mehr in Erfahrung bringen zu wollen, bevor er der neuaufgetauchten Partei in diesem Kampf einen Platz im Phönixorden anbot. Daher meinte Dumbledore schließlich: „Es ist noch zu früh, zu entscheiden, ob diese Leute auf unserer Seite stehen. Es sieht bis jetzt danach aus, doch sollten wir nicht unvorsichtig und übereilt handeln, sondern erst weitere Informationen sammeln. Ich werde versuchen, mehr in Erfahrung zu bringen. Bis dahin, seid auf der Hut und erzählt mir, wenn euch etwas über die Fremden zu Ohren kommt“, wandte sich der Schulleiter an das Gryffindor-Trio. Die drei Freunde nickten, zuerst ein wenig enttäuscht von der Vorsicht des Schulleiters. Doch sie konnten verstehen, daß man gerade in gefährlichen Zeiten wie diesen vorsichtig sein mußte, wem man vertraute. Und auch wenn die drei Gryffindor den geheimnisvollen Fremden nach den Ereignissen des heutigen Tages instinktiv vertrauten, so war es doch sicher klug, sich erst weitere Informationen zu beschaffen, bevor man an die Gruppe herantrat. Während Harry und seine Freunde Professor Dumbledore und Remus von ihren Erlebnissen im Verbotenen Wald erzählten, hatte sich Yuugi nach einem kurzen Besuch in der Krankenstation von Hogwarths in seine Räume zurückgezogen. Madame Pomfrey hatte die Verletzung, welche ihm das Bicorne zugefügt hatte, wieder geheilt und so zeugte nur noch Yuugis am Arm zerfetzter Mantel von dem Abenteuer. In seinen Räumlichkeiten angekommen, hob Horus von Yuugis Schulter, wo er bis dahin gesessen und alles um sich herum aufmerksam verfolgt hatte, ab und flog zu der Stange, welche plötzlich erschienen war, als Yuugi mit Horus aus der Winkelgasse zurückgekehrt war. Der junge Mann mit dem dreifarbigen Haar hatte dies als eine weitere Besonderheit der Zaubererwelt akzeptiert. Yuugi stellte seinen Laptop, den er wieder aus Hagrids Hütte geholt hatte, sowie die Tasche mit den Nachrichten von seinen Freunden auf dem Tisch ab und zog dann seinen Mantel aus. Stirnrunzelnd betrachtete er den zerfetzten Ärmel des Kleidungsstücks und grummelte leise vor sich hin. „Das war mein Lieblingsmantel.“ Im nächsten Augenblick schlangen sich starke Arme um seine Taille und Yami meinte, indem er seinen Kopf auf Yuugis Schulter ablegte: „Der Mantel ist nur von materiellem Wert, Aibou. Er kann repariert oder ersetzt werden. Viel wichtiger ist mir deine Gesundheit, Yuugi. Auch wenn du sagtest, daß die Verletzung durch diese seltsame Kreatur nur oberflächlich war, so war die Krankenschwester doch anscheinend nicht ganz so optimistisch wie du in ihrer Einschätzung.“ Damit spielte der ehemalige Pharao auf die Äußerung von Madame Pomfrey an, welche beim Anblick der verschorften Kratzspuren nicht sehr glücklich ausgesehen hatte und zu Yuugi gesagt hatte, daß aus dieser relativ geringfügigen Wunde ohne qualifizierte Betreuung rasch etwas Bedenklicheres hätte entstehen können. Zum Beispiel eine Blutvergiftung. Yami strich mit behutsamen Fingern über die Stelle an Yuugis rechtem Unteram, wo noch vor einer Viertelstunde die Haut durch tiefe Kratzspuren aufgerissen gewesen war und festigte unwillkürlich seine Umarmung. Yuugi war bei der federleichten Berührung seines Seelenpartners zusammengeschauert und lehnte sich vertrauensvoll an Yami. Dann drehte er sich herum und schenkte dem ehemaligen Pharao einen sanften Kuß, bevor er erneut auf den Mantel schaute, den er noch immer in der Hand hielt. „Mein Lieblingsmantel“, schmollte er. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Hikari war wie der eines kleinen Kindes, dessen Spielzeug kaputt gegangen war – und brachte Yami damit wie erhofft zum Lachen. Yuugi hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, wie er seinen Seelenpartner wieder aufheitern konnte, egal, worum es sich drehte. Und er nutzte dazu jede Gelegenheit, denn Yami fühlte sich schnell schuldig, wenn Yuugi etwas zustieß oder der Hikari etwas nicht bekam, was ihm nach der Meinung des ehemaligen Pharaos zustand. So war es dem jungen Mann auch jetzt wieder gelungen, das Thema seiner Verletzung dadurch abzuschließen, daß er seine Affinität zu seinem langen Mantel übertrieb. Schmunzelnd nahm Yuugis dunkle Hälfte ihm das Kleidungsstück aus der Hand und meinte: „Ich schenke dir einen neuen, Hikari.“ Violette Augen strahlten auf und richteten sich erwartungsfroh auf Yami. „Versprochen?“ Yamis amüsiertes Lächeln wurde eindeutig liebevoll, als er in die sanften Augen seiner lichten Seelenhälfte blickte und bestätigte: „Versprochen.“ „Danke, Yami!“ Yuugi schlang die Arme um Yami und schmiegte sich eng an den Pharao. Dieser erwiderte die Umarmung und hüllte Yuugi gleichzeitig über ihr Seelenband in ein Gefühl endloser Zuneigung. //Ich liebe dich, Aibou.// /Ich liebe dich auch, Yami. Und ich liebe deine Fürsorge, auch wenn du es manchmal ein wenig übertreibst./ //Verlang nicht von mir, das zu bedauern, Yuugi. Das könnte ich nicht. Du bist für mich das Wichtigste auf der Welt...ohne dich wäre meine Existenz sinnlos.// /So wie die meine ohne dich. Und ich gebe zu...daß ich an deiner Stelle wohl nicht anders reagieren würde./ Ein mentales Lächeln war die Antwort auf dieses Zugeständnis Yuugis, begleitet von einem Gefühl tiefster Dankbarkeit. Yami erinnerte sich noch an recht wenig aus seinem ersten Leben, so daß er nicht wußte, ob er damals von seiner Familie geliebt wurde. Daher war für ihn Yuugis Vertrauen und Freundschaft, sowie später seine schrankenlose Liebe ein äußerst wertvolles Geschenk, welches er in seinem Herzen bewahrte und mit all seiner Kraft zu erwidern suchte. Für ein paar Minuten standen die zwei Seelenpartner schweigend aneinandergelehnt da, bevor Yami schließlich seine Umarmung lockerte, Yuugi einen Kuß auf die Stirn drückte und dann zurücktrat. Yuugi lächelte warm, bevor er nach der Tasche griff, welche Horus gebracht hatte. Der junge Mann ließ sich neben Yami auf dem Sofa nieder und öffnete die Tasche, um ihre gesamte Post herauszuholen. Das kleine Kästchen mit dem Logo der Kaiba-Corporation setzte Yuugi vorerst vorsichtig auf dem Tisch ab, um sich dem Rest der Briefe zuzuwenden. Für einen Augenblick sahen sich Yami und er etwas entgeistert an, da sie wirklich eine Fülle von Briefen vor sich hatten. Dann huschte ein Lächeln über Yamis ernste Züge und er meinte: „Wo willst du anfangen, Aibou? Wir haben anscheinend die große Auswahl.“ Yuugi betrachtete den Stapel an Post mit einem Kopfschütteln und deutete dann auf den versiegelten Brief vom Ägyptischen Museum. „Ich denke, wir sehen uns erst die offizielle Post an, Yami, bevor wir uns in die Berichte unserer Freunde vertiefen.“ Als Reaktion auf Yuugis Entscheidung griff Yami nach dem entsprechenden Brief und öffnete ihn. Der ehemalige Herrscher überflog die Zeilen kurz, bevor er den Brief an Yuugi weiterreichte und meinte: „Die amtliche Einladung, auf die wir gewartet haben, Aibou. Anscheinend sollst du am wirklich den Streit schlichten, den Bakura durch seine Bemerkung über die Schmuckgegenstände provoziert hat.“ Yuugis Gesicht überflog ein Lächeln, als er die etwas gestelzten Formulierungen las, welche ihn für das kommende Wochenende in das Ägyptische Museum in Kairo einluden. Wie Yami schon gesagt hatte, wurde er als Experte für altägyptische Dialekte und Schriften gebeten, die Hieroglyphen auf den betreffenden Schmuckgegenständen neu zu übersetzen, um den Streit zwischen Bakura und dem Fremdenführer des Museums beizulegen. Aufblickend meinte der junge Mann: „Nächstes Wochenende also. Gut, damit haben wir noch genug Zeit, um eine kurze Auszeit vom Unterricht bei Onkel Albus zu erbitten. Ich wollte die kommenden Stunden sowieso mit etwas mehr Beteiligung der Schüler gestalten; das trifft sich somit ganz gut.“ „Wir sollten die Zeit auch nutzen, um mit Ishizu und Malik über das zu sprechen, was wir bisher über die Schatten-Chroniken herausgefunden haben, Hikari. Und vielleicht weiß Ishizu inzwischen auch mehr über die Bedeutung ihrer Visionen.“ Yuugi nickte zustimmend. „Ein etwas längerer Aufenthalt also. Vielleicht können wir schon morgen oder übermorgen aufbrechen, dann sind wir für die Stunde am Montag wieder zurück. Ich werde nachher versuchen, mit Onkel Albus darüber zu sprechen. Doch laß uns jetzt die anderen Briefe lesen; ich bin neugierig, was unseren Freunden alles während unserer Abwesenheit passiert ist.“ Da Yami dieses Gefühl teilte, arbeiteten sich die beiden Seelenpartner nach und nach durch den Stapel an Briefen, welche ihre Freunde ihnen geschickt hatten. Jou, Anzu und Honda berichteten vor allem von alltäglichen Erlebnissen. Während Anzu die von ihr schon als Kind erträumte Tanzausbildung begonnen hatte, war Jou in die Fußstapfen seines Vaters getreten und studierte an der Universität von Domino Architektur. Honda hingegen hatte es nach Tokyo verschlagen, wo er an der Universität Sportwissenschaft belegt hatte; er wollte später einmal ein Studio für Kampfsport eröffnen, dies jedoch durch eine Ausbildung absichern. Yuugi und Yami waren stolz auf die Fortschritte, welche ihre drei ältesten Freunde in ihren Fächern machten, amüsierten sich jedoch auch köstlich über die Eskapaden, von denen besonders Honda und Jou berichteten. Die Beiden würden sich – zum Glück – niemals ändern. Yuugi schmunzelte noch immer über einer Passage in Jous Brief, als er plötzlich über ihr Seelenband leichte Beunruhigung von Yami zu ihm fließen spürte. Aufblickend richtete der junge Mann seine volle Aufmerksamkeit auf seine dunkle Hälfte und runzelte die Stirn, als er anhand der Schrift auf dem Brief, welchen Yami in der Hand hielt, erkannte, daß dieser von Ishizu stammte. „Schlechte Neuigkeiten?“, wollte Yuugi alarmiert wissen, indem er sich zu seinem Seelenpartner hinüberlehnte und versuchte, Ishizus Brief ebenfalls zu lesen. Yami sah auf und meinte nachdenklich: „Ich bin nicht ganz sicher, Hikari. Ishizu berichtet von seltsamen Vorkommnissen in Kairo. Einbrüche in gewisse Geschäfte und dergleichen. Außerdem haben Malik, Ryou und Bakura auf ihren Streifzügen durch Kairos Museen seltsame Leute dort herumstreichen sehen. Bakura ist diesen Personen ein paar Mal gefolgt, hat jedoch nicht viel herausfinden können, da er ihre Spur im Gedränge verlor. Bedenkt man Bakuras Erfahrung, finde ich dies ziemlich bedenklich...“ Yami schwieg für einen Augenblick und Yuugi lehnte sich zurück, um die Neuigkeiten für sich zu ordnen. Das hörte sich wirklich Alles sehr seltsam an und schürte auch in Yuugi ein Gefühl von Beunruhigung. „Hat Ishizu noch mehr geschrieben?“, fragte der junge Mann seinen Seelenpartner schließlich. “Sie hat den Verdacht, daß diese Ereignisse mit ihren Visionen in Zusammenhang stehen, will jedoch in diesem Brief zur Sicherheit nicht genauer werden. Sie bittet uns, für unseren Besuch mehr Zeit einzuplanen, damit wir über diese Vorkommnisse sprechen können“, erklärte Yami, nachdem er Ishizus Brief nochmals gelesen hatte. Yuugi hob eine Augenbraue. „Damit steht es fest. Ich werde nachher Onkel Albus bitten, mir ab morgen bis zum Wochenende frei zu geben. Wenn Ishizu so deutlich um Hilfe bittet, müssen die Geschehnisse in Kairo sie wirklich beunruhigen.“ Yami nickte zustimmend zu der Einschätzung seines Hikaris zur Lage ihrer Freunde in Ägypten, denn auch ihm war bewußt, daß Ishizu durchaus fähig war, Krisen allein oder mit der Unterstützung von Malik und Odeon zu bewältigen. Doch anscheinend wollte die junge Ägypterin auch die Meinung von Yuugi und seinem Seelenpartner haben, bevor einer von ihnen zur Tat schritt. Der ehemalige Pharao legte Ishizus Brief zu den anderen, die Yuugi und er schon gelesen hatten. Dabei fiel sein Blick auf das kleine Kästchen, welches Seto ihnen gesandt hatte und Yamis Neugier war erneut geweckt. Er nahm das Kästchen in die Hand und betrachtete es nunmehr genauer, da er herausfinden wollte, was der Chef der Kaiba-Corporation seinem Hikari geschickt hatte. Auch Yuugi musterte das Kästchen in Yamis Hand voller Interesse, als sein Seelenpartner dieses öffnete. In dem Kästchen lag etwas, was der junge Mann kurz darauf als Mikrochip erkannte. Dies wurde auch durch die Nachricht bestätigt, welche dem Chip beilag und in Setos charakteristischer Handschrift und Kürze abgefaßt war. Sie besagte nämlich, daß Yuugi den Chip mit seinem Laptop verbinden sollte, bevor er ihn startete. Alles Weitere würde er dann erfahren. Yuugi runzelte die Stirn, nachdem er die wenigen Zeilen gelesen hatte und seufzte dann tief auf. „Seto spricht mal wieder in Rätseln, Yami. Ich wünschte, er würde manchmal ein wenig genauer erläutern, was man mit den Sachen tun soll, welche er schickt. Nicht jeder ist ein Computergenie wie er. ‚Verbinde ihn mit deinem Laptop’ ist nicht gerade das, was ich unter einer Erläuterung verstehe“, grummelte der Hikari vor sich hin, stand jedoch gleichzeitig auf, um den spärlichen Anweisungen aus Setos Nachricht zu folgen. Der junge Mann mit dem dreifarbigen Haar trat zu seinem Laptop, den er vorher auf dem Tisch ganz in der Nähe abgelegt hatte und holte den tragbaren Computer aus seiner Hülle. Damit kehrte er zu Yami zurück, welcher ihm mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln entgegensah, da er den leichten Mißmut seiner lichten Hälfte nur zu gut verstand. Auch wenn der ehemalige Pharao durch Yuugis Erläuterungen mit den technischen Geräten der Neuzeit inzwischen gut zurechtkam, so war ihm dennoch bewußt, daß er deren Feinheiten wahrscheinlich nie verstehen würde. Nicht, daß es ihn interessiert hätte. Ebenso wie Yuugi beschränkte er das Ausmaß seiner Kenntnisse auf die praktische Anwendung. Yuugi stellte den Laptop auf dem Tisch vor dem Sofa, auf dem Yami saß, ab und musterte dann den Mikrochip genauer. Und erkannte, daß er diesen wahrscheinlich einfach nur an der Rückseite einstecken mußte. Gesagt, getan. Unter Yamis wachsamen Augen holte Yuugi tief Luft, bevor er seinen Laptop startete. Er wußte, daß Seto ihm nichts Gefährliches schicken würde, doch gingen dessen Kenntnisse in Computertechnologie weit über die seinen hinaus. Und es würde Yami und ihn bei ihrer Arbeit ziemlich behindern, sollte durch das, was der Chip beinhaltete, Yuugis Laptop abstürzen. Doch nichts Aufregendes geschah, während der Computer hochfuhr und Yuugi atmete erleichtert auf, stutzte jedoch schon im nächsten Augenblick, als auf dem Bildschirm das Logo der Kaiba-Corporation erschien. Anscheinend verband der Chip seinen Computer mit dem Netzwerk von Setos Firma, was Yuugi jedoch verwunderte, da er wußte, wie sehr sein älterer Freund auf die Sicherheit seines Netzwerkes bedacht war. Was wiederum nicht verwunderte, denn schon mehr als einmal hatten fremde Hacker versucht, sich in das System der Kaiba-Corporation einzuklinken, um das Netzwerk mit Viren zu zerstören oder Firmengeheimnisse zu stehlen. Während Yuugi sich noch fragte, wieso er auf einmal Zugriff auf Setos Cybernetz bekam, wandelte sich der Bildschirm erneut. Und was – oder vielmehr wer – nunmehr dort zu sehen war, entlockte Yuugi einen überraschten Ausruf. Doch der junge Mann fing sich rasch wieder und lächelte erfreut. „Noah! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen“, grüßte er den circa 15jährigen Jungen, welcher nun auf dem Bildschirm zu sehen war und Yami und ihn verschmitzt angrinste. „Hey Yuugi! Hey Yami!“, erwiderte er mit einem Winken. „Dann habt ihr also den Chip auch endlich bekommen. Ich dachte schon, Seto will mich ärgern und gibt ihn euch nicht.“ Den letzten Satz beendete Noah mit einem übertriebenen Schmollen, welches Yuugi und seinen Seelenpartner einen amüsierten Blick tauschen ließ. Sie kannten die Kabbeleien zwischen Seto und seinem Stiefbruder zu gut, als daß sie sich täuschen ließen. Unter all den Sticheleien spürte nicht nur Yuugi eine tiefe Zuneigung zwischen ihnen und Mokuba. Letzterer war von Anfang an gegenüber dem Jungen mit dem türkisfarbenen Haar freundlich und aufgeschlossen gewesen – ganz im Gegensatz zu seinem älteren Bruder – doch schließlich hatte auch Seto brüderliche Gefühle für Noah entwickelt. Auch wenn er diese geschickt zu verbergen verstand und nicht offen artikulierte wie seine Liebe zu Mokuba. Dennoch wußten die Freunde der Kaiba-Brüder, daß Seto auch für Noah inzwischen viel riskieren würde, da er diesen mittlerweile ebenfalls zu seiner Familie zählte. „Es war nicht Setos Schuld, daß es so lange dauerte, Noah“, versuchte Yuugi dem Jüngeren zu erläutern. „Yami und ich befinden uns nur zur Zeit gerade nicht in Japan, sondern sind in Schottland. Und die Postwege zu der Schule, wo wir uns aufhalten, sind kompliziert, um es einmal vorsichtig auszudrücken.“ Noah legte den Kopf schräg und schien zu überlegen, dann meinte er: „Jou hat erzählt, daß ihr für eine geraume Weile in Europa bleiben werdet. Daher ist meine Erfindung auch eine gute Möglichkeit, trotzdem in Kontakt zu bleiben“, meinte der Junge mit sichtlichem Stolz. Yuugi lächelte und fragte: „Dann haben wir dir diesen Computerchip zu verdanken? Wir haben uns ehrlich gesagt schon gewundert, daß Seto uns plötzlich Geschenke sendet.“ Noah grinste bei Yuugis Worten und nickte dann. „Ja, der Chip ist meine neueste Erfindung. Mir war schrecklich langweilig, da Seto wegen seiner Geschäfte so wenig Zeit für mich hat und Mokuba mit der Schule viel zu tun hat. Da brauchte ich ein Projekt, das mich beschäftigt, bevor ich Seto den letzten Nerv raube und er mir vielleicht noch den Stecker rauszieht.“ Diese Worte entlockten den Seelenpartnern ein Schmunzeln, doch sie wußten, daß Noahs Hartnäckigkeit Seto manchmal wirklich an den Rand der Verzweiflung trieb. Doch der Jüngste der Kaiba-Brüder war oftmals einfach nur einsam, da er keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen konnte und daher auf die Zeit angewiesen war, welche seine Brüder für ihn aufbringen konnten. Es war kein Wunder, daß er versuchte, diesem Zustand abzuhelfen. Und Yuugi war nur zu gern bereit, sich mit dem etwas vorwitzigen, aber im Grunde gutherzigen Jungen hin und wieder zu unterhalten, wenn diesem danach war. Und der nachsichtige Ausdruck in Yamis karmesinroten Augen machte Yuugi klar, daß auch seine dunkle Hälfte nicht anders dachte. „Erklärst du uns, was es mit diesem Chip genau auf sich hat, Noah?“, wollte Yuugi wissen, wobei er sich bequem zurücklehnte, da er sich auf ein längeres Gespräch mit dem Jungen einstellte. Yami rutschte näher an seinen Hikari heran und Yuugi nahm dies zum Anlaß, seinen Kopf auf der breiten Schulter des ehemaligen Pharaos abzulegen. Dieser strich ihm daraufhin zärtlich durch das noch immer lange Haar, bevor er seinen Arm um Yuugis Taille schlang und beide ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf Noah richteten. Der Junge mit dem türkisfarbenen Haar blühte unter der ungeteilten Aufmerksamkeit der beiden Seelenpartner sichtlich auf und begann mit seiner Erklärung. „Der Chip gibt euch Zugang zu einem Teil des Cybernetzwerkes der Kaiba-Corporation. Nachdem Seto mir die Sicherheit des Netzwerks übertragen hatte, habe ich diese verstärkt. Jetzt kommt von außen keiner mehr hier rein, wenn er nicht die richtige Kennung und den Sicherheitscode hat. Ich habe sogar ein paar Duel Monster und ihre besonderen Fähigkeiten programmiert, die Setos Cybernetzwerk bewachen. Doch nachdem ich für die Netzsicherheit alles getan hatte, was möglich war, hatte ich wie gesagt Langeweile und habe – mit Setos Erlaubnis – einen Teil des Netzwerks zu einer Art Chatroom umfunktioniert. Jeder unserer Freunde hat inzwischen einen solchen Chip von Seto erhalten, nachdem ich diese programmiert hatte – und jetzt habt ihr, wann immer ihr wollt, Zugriff auf meinen Chatroom. Vorerst könnt ihr euch nur mit mir unterhalten, doch bald habe ich das System auch so weit, daß mehrere von euch gleichzeitig mit mir und anderen unserer Freunde sprechen können. Im Prinzip ist es wie in einem Internet-Chatroom, nur, daß wir uns gleichzeitig sehen und miteinander sprechen können und ihr euch nicht die Finger wundschreiben müßt, um Neuigkeiten auszutauschen.“ „Das war eine sehr kluge Idee, Noah“, zollte Yami dem Jüngeren gebührend Lob. „Deine Erfindung macht es für uns alle viel leichter, in Verbindung miteinander zu bleiben, egal, wo wir uns gerade aufhalten.“ „Ich bin sicher, Seto war stolz auf dich, daß du etwas Derartiges ganz allein zustande gebracht hast“, setzte Yuugi noch zu Yamis Worten hinzu und sah Noah verlegen zu Boden blicken. Als der Junge mit dem türkisfarbenen Haar wieder aufblickte, leuchtete es glücklich in seinen Augen, was Yuugi verdeutlichte, daß Seto wohl wirklich ein paar lobende Worte gefunden haben mußte. Oder wenigstens Noahs Projekt für seiner Zeit würdig befunden hatte. Ansonsten hätte der Älteste der Kaiba-Brüder sich sicher auch nicht breitschlagen lassen, die Computerchips zu versenden. Seto war wie gesagt sehr eigen, wenn es um seine Firma ging. Nachdem Noah den beiden Seelenpartnern noch etwas ausführlicher die Funktionen des Chips erläutert hatte, tauschten die Drei noch Neuigkeiten aus, denn Noah war – wie der Rest ihrer Freunde – sehr neugierig, was Yami und Yuugi alles so in Schottland erlebten. Während ihres Plauderns verging die Zeit wie im Fluge und so blickten die drei Freunde alle ein wenig erstaunt auf, als auf einmal inmitten von Yuugis Räumlichkeiten der Zauberer der Zeit erschien und den jungen Mann auf die Uhrzeit hinwies. Yuugis violette Augen weiteten sich erstaunt und er meinte mit einem Kopfschütteln: „Ich kriege wirklich langsam den Eindruck, daß mir hier mein Zeitgefühl abhanden kommt.“ Mit einem Lächeln bedankte er sich bei seinem Monster für die Erinnerung, woraufhin der Zauberer der Zeit wieder verschwand. Sich Noah zuwendend, meinte der Hikari: „Es tut mir leid, Noah, doch wir müssen unser Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen. Yami und ich haben in einer knappen halben Stunde unseren nächsten Unterricht abzuhalten und dafür muß ich noch ein paar Vorbereitungen treffen.“ Für einen Augenblick stand Noah leichte Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, doch als Yuugi ihm versprach, sich bald wieder zu melden, machte dieses Gefühl Akzeptanz Platz. Der Junge mit dem türkisfarbenen Haar verstand, daß seine Freunde noch anderweitige Pflichten hatten. Bevor er sich jedoch vorerst verabschiedete, fiel Noah noch etwas ein. „Was ich fast vergessen hätte, Yuugi“, sagte er, „beim ersten Mal hat euch die Programmierung meines Chips automatisch in das System eingewählt. Damit ihr auch weiterhin Zugang erhaltet, müssen Yami und du euch einen persönlichen Code ausdenken, den nur ihr beide kennt. Ich habe Seto versprochen, höchste Sicherheit gelten zu lassen – ihr wißt doch, daß das Cybernetz der Kaiba-Corporation ständig durch irgendwelche Hacker angegriffen wird, auch wenn diese null Chance haben, durch meine Sicherheitswälle zu kommen. Jedenfalls“, kam der Blauhaarige wieder zum Ausgangspunkt seiner Rede zurück, „braucht ihr wie gesagt einen Sicherheitscode. Gebt ihn gleich mal ein, damit ich ihn freigeben kann und er von den Schutzprogrammen akzeptiert wird.“ Yuugi nickte zu Noahs Worten, bevor er kurz nachdachte und dann auf der Tastatur einen mehrstelligen Zahlencode eingab. Aus einem plötzlichen Gefühl heraus nutzte er danach noch ein wenig Schattenmagie, indem er sein Millenniumspuzzle aktivierte, um seinem Zahlencode noch eine magische Komponente zu geben. Dadurch wurde dieser Code praktisch einzigartig und schuf damit das höchste Level an Sicherheit für Setos Computernetz, welches Yuugi sich vorstellen konnte. Das zustimmende Nicken von Yami bedeutete ihm, daß seine dunkle Seelenhälfte den Code akzeptierte und sich ebenfalls eingeprägt hatte. Auch Noah war zufrieden mit Yuugis Paßwort und gab bereitwillig die Freigabe. Danach verabschiedete er sich von Yuugi und Yami, um sich weiter mit einigen seiner Projekte zu beschäftigen, bis wieder jemand Kontakt mit ihm aufnahm. Yuugi hingegen bereitete seine Unterlagen für seine zweite Unterrichtsstunde vor, bevor er sich schließlich mit Yami zum Geschichts-Klassenraum begab. Diesem hatte er dank Remus’ und Professor McGonagalls Hilfe eine gemütlichere Atmosphäre gegeben, was auch den Schülern sofort auffiel, als sie den Raum kurz vor Stundenbeginn betraten und Yuugi schon auf sie warten sahen. Mit großen Augen musterten sie ihren so völlig veränderten Geschichtsklassenraum, während sie ein wenig unschlüssig im vorderen Teil des Raumes stehenblieben. Dies war auch nicht weiter verwunderlich, denn ihre sonst üblichen Tische und Stühle waren verschwunden und hatten statt dessen in Vierergruppen angeordneten großen Sitzkissen weichen müssen. Dies gab dem ganzen Raum – ebenso wie die mit ägyptischen Motiven und Schriftzeichen bestickten Teppiche an allen Wänden sowie die verschiedensten Tier-Statuen, welche überall herumstanden – ein orientalisches, völlig fremdartiges Flair. Yuugi ließ seinen verwunderten Schülern ein wenig Zeit, damit sie sich an die Veränderungen, die er ihren Klassenraum unterzogen hatte, zu gewöhnen. Schließlich räusperte er sich jedoch, da er mit seiner Unterrichtsstunde beginnen wollte. „Findet euch zu Gruppen zusammen, welche jeweils aus einem Mitglied jedes Hauses bestehen“, bestimmte Yuugi mit einer auffordernden Geste zu den Sitzkissen, als sich ihm die fragenden Blicke der Jugendlichen zuwandten. Das darauf einsetzende Gewühl beobachtete der junge Japaner mit nachdenklichen Augen; er enthielt sich jedoch jeglichen Kommentars, als er bemerkte, wie sich zwar nach kurzem Zögern die Ravenclaws, Gryffindors und Hufflepuffs zu einzelnen Grüppchen zusammenfanden, die Slytherins jedoch weiterhin unter sich blieben. Yuugi hörte Yami in seinen Gedanken entnervt aufseufzen, bevor der ehemalige Pharao damit begann, wenig schmeichelhafte Dinge über das Verhalten der Jugendlichen ihres Hauses vor sich hinzumurmeln. Auch der Hikari fand, daß die Slytherins sich nicht ihrem Alter entsprechend verhielten und entschloß sich, diese daher auch dementsprechend zu behandeln. Mit einer auffordernden Handbewegung hieß er die aus Gryffindors, Hufflepuffs und Ravenclaws bestehenden Grüppchen Platz nehmen, hielt die Slytherins jedoch mit einem ruhigen Kommando auf, als diese sich ebenfalls setzen wollten. Während die meisten der Jugendlichen aus diesem Haus daraufhin leicht verlegen begannen, den Blick von Yuugis klaren Augen zu meiden, wurden einige von ihnen wütend ob dieser Demütigung und funkelten ihren Professor aufgebracht an. Bezeichnenderweise bestand diese Gruppe aus Theodore Nott und seinen Freunden, während Draco vollkommen gleichgültig angesichts der Situation wirkte und es nur anhand des leichten Glitzerns in seinen hellgrauen Augen deutlich wurde, daß er alles genau verfolgte. Yuugi ließ sich indessen nicht für eine Sekunde einschüchtern und begegnete den zornigen Blicken vollkommen gelassen. Er hob eine schmale Augenbraue und meinte: „Ich meine mich zu erinnern, daß ich gesagt hatte, ihr möget euch in Gruppen zu viert zusammenfinden und dabei jeweils ein Mitglied jedes Hauses Teil jener Gruppen sein. Was war daran mißzuverstehen?“ „Wieso sollten wir eurer Aufforderung folgen? Was sollte das schon bringen?“, fuhr Nott auf. Mit einem verächtlichen Blick auf die Ravenclaws, Gryffindors und Hufflepuffs fuhr er fort: „Ihr scheint nicht zu wissen, daß es die vier Häuser aus bestimmten Gründen gibt und Slytherins lieber unter Ihresgleichen bleiben. Seht Ihr nicht, daß..“ „Alles, was ich gerade sehe“, unterbrach Yuugi Theodore Notts Rede ruhig, aber bestimmt, „ist eine Gruppe von angeblich Erwachsenen, welche sich wie Kindergartenkinder benehmen, die nicht ihren Willen bekommen und deswegen schmollen. Fehlt eigentlich nur noch, daß ihr euch auf den Boden werft, mit den Füßen strampelt und einen Wutanfall bekommt, um dieses Bild perfekt zu machen“, endete Yuugi mit hörbarem Sarkasmus. Er mochte Notts überhebliche Art nicht nur ihm, sondern auch seinen Mitschülern gegenüber überhaupt nicht und nutzte daher die Gelegenheit dazu, dies auch deutlich werden zu lassen. Vereinzeltes Kichern wurde im Klassenraum hörbar, als die Gryffindors, Ravenclaws und Hufflepuffs sich bildlich vorstellten, was ihr junger Professor gerade beschrieben hatte. Selbst einige der Slytherin schienen für einen Moment Probleme zu haben, eine belustigte Reaktion zu verbergen. Yuugi meinte zu sehen, wie kurzzeitig auch Dracos Mundwinkel leicht zuckten, bevor die Züge des Blonden wieder zu einer Maske der Gleichgültigkeit erstarrten. Während Nott Yuugi mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte und sichtlich nach einer passenden Antwort auf dessen Worte suchte, rührte sich Draco plötzlich. Er löste sich aus der Gruppe seiner Hauskameraden und ging langsam durch den Klassenraum zu Harrys Gruppe, wo er sich elegant auf dem vierten, bis dahin noch freien, Sitzkissen niederließ, ohne den verblüfften Blicken, welche seine Handlung verfolgten, Beachtung zu schenken. Kühle rauchgraue Augen musterten Yuugi, um dessen Reaktion abzuschätzen, doch der junge Japaner nickte Draco nur kurz zu, bevor er sich wieder dem Rest der Slytherins zuwandte und abwartend eine Augenbraue hob. Daraufhin entwich Blaise ein kaum wahrnehmbares Seufzen und der Schwarzhaarige folgte dem Beispiel seines besten Freundes, indem er sich ebenfalls einer Gruppe seiner Mitschüler zuwandte. Die Wahl, die er traf, war ebenso unerwartet wie zuvor die Dracos, doch Blaise kommentierte Hermines leicht schockierten Blick, als er sich neben ihr auf das freie Sitzkissen sinken ließ, nur mit einem leichten Schulterzucken. Doch in seinen dunklen Augen schimmerte – ebenso wie in Dracos und vieler anderer der anwesenden Jugendlichen – erneut gewachsener Respekt gegenüber ihrem Geschichtsprofessor, der es so gelassen und dennoch eindrucksvoll verstand, sich gegen die ständigen, stillen Herausforderungen des Slytherin-Hauses durchzusetzen. Dies schien auch ein als Signal für den Rest der Slytherins zu gelten, welche nunmehr Einer nach dem Anderen dem Beispiel der beiden Jugendlichen folgten und sich noch freie Plätze suchten. Schließlich blieben nur noch Nott und seine Freunde übrig. Die Letzteren wurden unter den Blicken ihrer Mitschüler immer nervöser, sich sichtlich wünschend, sie könnten im Erdboden versinken. Nott hingegen funkelte Yuugi noch immer wütend an, als würde er glauben, er könne dem Älteren damit beeindrucken. Doch Yuugis klare, violette Augen blickten ungerührt zurück, mit einem Licht in ihren normalerweise sanften Tiefen, welches ein unbehagliches Gefühl in dem jungen Slytherin entstehen ließ. Er merkte immer deutlicher, daß sich Professor Mutou von ihm oder seinen Mitschülern nicht verunsichern oder gar einschüchtern ließ. Auch wenn er ein Muggel war, so schien er dennoch keine Furcht zu kennen. Vielmehr war da etwas in den ruhigen Augen des Älteren, das Nott wie schon bei ihrer ersten Begegnung im Hogwarths-Express einen Schauer über den Rücken laufen ließ, da er das plötzliche Gefühl nicht abschütteln konnte, daß der junge Mann vor ihm – wenn er denn dazu getrieben wurde – ein sehr gefährlicher Gegner sein konnte. Zum ersten Mal fuhr es Nott durch den Sinn, daß er sich gerade auf gefährlich glattes Eis begab, wenn er seinen ungewöhnlichen Professor so offensichtlich herausforderte. Dieser verbarg mehr in sich, als es der erste Eindruck zeigte. //Er beginnt zu verstehen, daß er dich mit seinem Verhalten nicht beeindrucken kann, Hikari//, merkte Yami mental an, da er wie seine lichte Hälfte den Ausdruck in Notts Augen zu deuten verstand. /Mag sein, Yami. Doch er ist noch lange nicht so weit, dies auch offen zuzugeben oder gar danach zu handeln/, entgegnete Yuugi mit einem stillen Seufzen, als das nachdenkliche Licht aus Notts Augen wieder verschwand und der vorherigen Abneigung Platz machte. //Es ist ein Anfang. Manche Leute brauchen länger, um die Wahrheit zu erkennen, Aibou.// /Ich hoffe, du hast Recht, Yami. Ich habe keine Lust, mich das ganze Jahr mit ihm herumzuärgern./ //Das wird nicht geschehen. Sollte der überhebliche junge Mann glauben, er könne auf Dauer so mit dir umspringen, werde ich eine Möglichkeit finden, ihn die Konsequenzen spüren zu lassen, Yuugi.// War Yamis Stimme auch völlig ruhig bei diesen Worten, so spürte Yuugi doch den entschlossenen Tonfall darin. Sowie den Beschützerinstinkt des ehemaligen Pharaos, der immer dann besonders stark zum Tragen kam, wenn Yuugi ungerecht behandelt wurde. Mit einem beruhigenden, jedoch auch dankbaren Gedanken an Yami schloß Yuugi ihr mentales Gespräch ab und schenkte dann Nott und seinen Freunden einen bezeichnenden Blick, welcher die vier Jugendlichen unwillkürlich die Köpfe einziehen ließ, bevor sie sich schnell einen Platz suchten. Auch wenn Yuugi nicht Professor Snapes bedrohliche, kühle Aura verströmte, so war dennoch spürbar gewesen, daß sich seine Geduld dem Ende zuneigte – und keiner der Schüler war gewillt, herauszufinden, was passieren würde, wenn dem jungen Japaner der Geduldsfaden riß. Der Ausdruck in seinen Augen versprach, daß dies keine schöne Angelegenheit sein würde. „Na endlich“, murmelte Yuugi leise vor sich hin und zählte in Gedanken langsam bis zehn, bevor er die Unterrichtsstunde eröffnete. Anscheinend verhielten sich jugendliche Zauberer ebenso pubertär wie Jungen und Mädchen ihres Alters, denen keine Magie gegeben war. Hallelujah. Indem er sich mit verschränkten Beinen auf einem weichen Kissen niederließ, welches ihn wieder auf Augenhöhe mit seinen Schülern brachte, meinte Yuugi: „Ok, dann laßt uns diese Stunde damit beginnen, daß wir die Inhalte der letzten Stunde rekapitulieren. Jeder von euch erzählt mir etwas, an das er sich von unserer Unterhaltung erinnert.“ Es dauerte nur wenige Sekunden, bevor sich die ersten Hände in die Luft reckten. Es waren vornehmlich Ravenclaws, deren Wissensdurst sie zu der Art von Schülern machte, welche für Lehrer ein Traum waren – fleißig und gut in der Mitarbeit. Aber auch Hermines Hand war natürlich wieder unter denen, die sich meldeten, ebenso wie einige andere Schüler aus ihrem Haus. Yuugi wählte nacheinander die Schüler aus und hörte aufmerksam zu, wenn sie berichteten, was sie sich von der letzten Stunde gemerkt hatten. Er erkannte rasch, daß die meisten von ihnen ihm wirklich bei seinen Erzählungen zugehört hatten, denn sie gaben oft auch Details wieder, welche man nicht so ohne weiteres in einem Lehrbuch fand. Der junge Mann belohnte die Schüler auch mit Punkten, wobei nach kurzer Zeit auffiel, daß er Unterschiede dabei machte, wie viele Punkte er vergab. Doch erst, als Yuugi, nachdem er Padma Patil aus Ravenclaw für ihre korrekte Wiedergabe der Aufgabe der Nilometer 10 Punkte gegeben hatte, den Bericht eines Slytherins mit nur 5 Punkten belohnte, kam es zu Unmutsäußerung. Bezeichnenderweise war es wiederum einer von Notts Freunden, der sich über die angebliche Benachteiligung der Slytherins beschwerte. Yuugi seufzte in sich hinein, ließ sich jedoch keine äußerliche Reaktion anmerken. Er hatte geahnt, daß es über kurz oder lang zu Fragen wegen seiner Bewertung kommen würde. Dann wandte er sich dem Slytherin zu, welcher kurz darauf unsicher wurde, als Yuugi, anstatt ihm zu antworten, ihn dazu aufforderte, selbst etwas über ihre letzte Geschichtsstunde beizusteuern. Unbehaglich wand sich der junge Mann unter dem erwartungsvollen Blick der violetten Augen seines Professors und mußte schließlich zugeben, daß er nichts wußte, was er erzählen könnte. „Nun, dies ist auch nicht weiter verwunderlich, Mr. Sorens, nicht wahr?“, versetzte Yuugi völlig gelassen, während er seinen Schüler nicht aus den Augen ließ. „Wenn man nicht am Unterricht teilnimmt, kann man ohne Nachfrage auch kaum etwas darüber erfahren, was dort besprochen wurde.“ Der Angesprochene wurde blaß, denn er hatte nicht angenommen, daß seinem Professor seine Abwesenheit aufgefallen war. Auch einige andere Schüler, alles Slytherins, wurden nun unruhig und versuchten, möglichst unauffällig zu wirken. Yuugi jedoch ließ sich nicht täuschen. Einen nach dem Anderen pickte er diejenigen Jugendlichen heraus, welche in seiner ersten Stunde gefehlt hatte und bedeutete ihnen, etwas von dem Inhalt seiner ersten Unterrichtsstunde zu erzählen. Keiner von ihnen konnte dies. Daher ‚belohnte’ Yuugi jeden von ihnen - bis auf Pansy Parkinson, die als Grund für ihr Fehlen eine plötzliche Krankheit ihrer Mutter angab und daher für ihr Unwissen nur 5 Minuspunkte bekam - mit 10 Minuspunkten. Dies löste Empörung bei den Slytherins aus, die dadurch plötzlich 45 Hauspunkte verloren hatten. Theodore Nott, welcher ebenfalls unter den Abwesenden der ersten Stunde gewesen war, ließ sich sogar dazu verleiten, Yuugi Favoritismus zu unterstellen. Diese Anschuldigung ließ ein gefährliches Licht in Yuugis Augen aufblitzen, was die Slytherins rasch wieder zum Schweigen brachte. Einige von ihnen betrachteten ihren Geschichtsprofessor jedoch mit unfreundlichen Blicken, da ihr Haus damit gleich zu Beginn des Schuljahres in den Rückstand geriet. Sie trösteten sich jedoch damit, daß sie in Zaubertränke bei Professor Snape bald wieder aufholen würden. „Nur, damit das gleich zu Beginn geklärt wird“, versetzte Yuugi nun mit deutlich kühlerer Stimme als zuvor, „ich bevorzuge weder ein Haus noch einen bestimmten Schüler eures Jahrgangs bei der Art, wie ich eure Leistungen bewerte. Jeder, der gut mitarbeitet, wird dementsprechende Punkte erhalten – ebenso wie derjenige, der unentschuldigt fehlt oder glaubt, er könne in meinem Unterricht eine ruhige Kugel schieben, entsprechende Benotungen bekommt. Ich verlange nicht, daß ihr euch für Ägypten so begeistert wie ich, doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, Mitarbeit und Verständnis ist nötig und daher nicht verhandelbar. Egal, ob nun Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw oder Hufflepuff – jeder Schüler und jede Schülerin wird von mir entsprechend der von ihr oder ihm erbrachten Leistung Punkte bekommen, welche zum Abschluß des Jahres dem Schulleiter als Note vorliegen werden.“ Auch wenn Yuugis Stimme völlig ruhig war, war der warnende Tonfall darin nicht zu überhören. Es wurde deutlich, daß er sehr ungehalten auf den Vorwurf reagierte, jemanden ungerechterweise zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Die Schüler erkannten, daß der sonst so freundliche und offene junge Mann auch ganz andere Töne anschlagen konnte, wenn er dazu provoziert wurde. Viele schlugen die Augen nieder oder wichen Yuugis Blick aus, als er jedem einzelnen der Jugendlichen gerade in die Augen sah, als er fortfuhr. „Die Rivalität zwischen euren vier Häusern mag ihre Vorteile haben, doch habe ich keinesfalls die Absicht, mich in die Querelen mit hineinziehen zu lassen. Ich wurde beim Sorting in das Slytherin-Haus eingeteilt, doch dies bedeutet nicht, daß ich ‚mein’ Haus bevorzugen oder benachteiligen werde. Als Professor bin ich vollkommen neutral in der Bewertung eurer Leistung, weswegen ich im Unterricht auch keine Hauspunkte verteilen werde, sondern Notenpunkte, welche nur dem betreffenden Schüler gelten.“ Diese Worte weckten die Aufmerksamkeit der Jugendlichen und viele runzelten fragend die Stirn. Yuugi bemerkte dies und erklärte: „Wie gesagt, die Punkte, welche ihr hier im Unterricht bekommt, sind auf den jeweiligen Schüler bezogen. Und die Unterschiede, die ich in der Bewertung vorhin machte, erklären sich aus dem Wissenshintergrund, den ihr hattet. Diejenigen, welche sich korrekt an Einzelheiten aus der letzten Stunde erinnern konnten, erhielten dafür je 5 Punkte. Miss Patil jedoch bekam daher 10 Punkte, da sie trotz ihrer Krankheit, welche ihr die Teilnahme letzte Woche unmöglich machte, den Inhalt der Stunde nachgearbeitet hat. Das war meiner Meinung nach eine Belohnung wert.“ Sich den Slytherins zuwendend, welche unentschuldigt gefehlt hatten, fuhr Yuugi fort: „Für die unbegründete und unentschuldigte Abwesenheit sowie die fehlende Nacharbeit für diese Stunde gibt es hingegen 10 Minuspunkte. Miss Parkinson bekommt 5 Minuspunkte, da die Krankheit ihrer Mutter ein Grund für ihr Fehlen darstellt, jedoch nicht für ihre mangelhafte Nacharbeit.“ Yuugis sachliche Erläuterung seiner Punkteverteilung ließ mehrere Schüler nach einigem Überlegen nicken, da sie die Gerechtigkeit dieser Handlung verstehen konnten. Selbst die Slytherins waren verstummt, leicht verdutzt über das veränderte Verhalten ihres Professors. Sie erkannten, daß sie Yuugi nicht zu weit treiben konnten, da er in diesem Fall nicht mit sich spaßen lassen würde. Und sie hatten durch seine Erläuterung auch herausgefunden, daß Häuser-Rivalitäten für ihn irrelevant für seine Bewertung jedes Einzelnen von ihnen war. Diese Einstellung war ihnen – und den Mitgliedern der anderen drei Häuser – völlig neu, da alle ihre anderen Professoren auf die eine oder andere Weise zu diesen Rivalitäten beitrugen, schon durch ihre eigene Vergangenheit als ehemalige Angehörige eines der Häuser. Daher war Yuugis Stellung unerwartet – und zuerst ein wenig irritierend, da er sich damit erneut gegen das vorherrschende System stellte. Es schien, als würde man ihn nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen können. Immer dann, wenn man glaubte, ihn zu durchschauen zu beginnen, tat oder sagte der junge Mann etwas, was alle Thesen wieder über den Haufen warf. Yuugi hatte die Stille nach Beendigung seiner Erklärung ein paar Minuten andauern lassen, um seine Worte einsinken zu lassen. Die Jugendlichen sollten gleich am Anfang verstehen, daß er nicht vorhatte, sich in irgendwelche Machtkämpfe der Häuser hineinziehen zu lassen. Dazu hatte er nun wirklich weder Zeit noch Lust; er wollte eigentlich nur Professor Dumbledore bei der Entzifferung der Schriftrollen helfen und währenddessen den Schülern die Kultur des Alten Ägypten ein wenig näher bringen. „Wenn damit nun alle Unklarheiten beseitigt sind“, meldete sich Yuugi nach einigen Minuten erneut zu Wort, „können wir ja mit dem Unterricht fortfahren. Oder hat noch jemand eine Frage, die er unbedingt stellen möchte, bevor wir dieses Thema abschließen?“ Niemand meldete sich und so konnte Yuugi endlich damit fortfahren, die Jugendlichen nach ihren Erinnerungen aus der ersten Stunde zu befragen. Nachdem er alle Schüler gehört hatte und ihnen entsprechend Punkte erteilt hatte, kam er schließlich auf das Thema der kommenden Stunden zu sprechen und erklärte dabei auch gleich seine ungewöhnliche Gruppenzusammenstellung. Wie er Yami schon zuvor gegenüber erwähnt hatte, wollte Yuugi die Schüler zu mehr Eigenbeteiligung ermuntern und hatte daher beschlossen, daß sie jeweils die Einführung zu einem Thema der kommenden Stunden übernehmen sollten. Und damit dabei alles gerecht ablief und niemand sich benachteiligt fühlen konnte, sollte jede Gruppe ein Mitglied jedes Hauses aufweisen. Dies hatte sich – wie sich gerade gezeigt hatte – als sehr vorausschauend erwiesen, auch wenn es Yuugi ein mentales Kopfschütteln abverlangte, wie verhärtet die Fronten zwischen den einzelnen vier Häusern, jedoch besonders zwischen den Slytherins und den anderen Häusern waren. Es machte die Aufgabe, welche ihm der Sprechende Hut zugeteilt hatte, nicht gerade einfacher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)