Raven von pink-mink (Kyrie Eleyson) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Und es begab sich, dass die einzige Tochter des Königspaares von Gontwana sich in einen Sklaven verliebte. Es geschah vor vielen tausend Jahren. Die Prinzessin Phoenix wanderte eines Herbsttages durch die Hallen ihres Heimatschlosses, als sie dem Sklaven Santi begegnete. Santi war einer der Kunstsklaven die vom König gekauft worden waren, um die Fressken und Reliefs der Hallen zu erneuern, denn Phoenix war einem König versprochen und die Hochzeit sollte bald stattfinden. Als die Prinzessin unter den Gerüsten der Arbeiter entlangging, trafen sich die Blicke der beiden zum ersten Mal. Santi hatte bereits von der Schönheit der Prinzessin gehört, aber sie selbst zu sehen war für ihn wie die Befreiung aus seinen Ketten. Sie sah ihn mit Augen an, die heller strahlten als die Sonne und ihre von sanften Farben durchsetzten Haare bewegten sich leicht in einem nicht vorhandenen Wind. Ihr Auftreten war sanft und sicher und er verlor sofort sein Herz an sie. In Phoenixs Augen war Santi ein Juwel in der Dunkelheit, sein Gesicht, obwohl es von den Peitschen der Sklaventreiber zerrissen war, strahlte ihr mehr Sympathie und Ehrlichkeit entgegen, als sie jemals von einem Menschen erhalten hatte. So begann die verhängnissvolle Affaire zwischen dem ungleichen Paar, die schon wenige Tage später ein jähes Ende fand und schwere Konsequenzen nach sich zog. Als Verlobte und zudem Magierin der Göttin, hatte sie dem Gesetz nach keusch zu bleiben bis sie heiratete, doch die Liebe der beiden zu einander war stärker als jedes Gesetz. Als Phoenixs Vater, der König, davon erfuhr, verfluchte, verwünschte und verhängte er über seine Tochter und ihren Sklaven das Todesurteil. Doch er hatte Erbarmen mit seiner wunderschönen Tochter und er jagte die beiden mit einigen Stunden Vorsprung in die Wälder Gontwanas, ehe er die Jäger und ihre Bestien nach ihnen hetzte. Schon bald hatten die Bestien die Liebenden eingeholt und umzingelten sie, bereit, bei dem ersten Zeichen von Flucht zuzufassen und ihre Körper zu zerreissen um die Herzen als Beweis zurückzutragen. Als die erste Kreatur zum Sprung ansetzte, schrie Phoenix voll Verzweiflung an die Göttin, sie möge Hife schicken, nicht für sich sondern für Santi, dem keine Schuld traf. Die Göttin war gerührt von der grenzenlosen und selbstlosen Liebe der Prinzessin zu Santi, so dass sie die beiden in einem leuchtenden Feuer verschlang und davontrug. Als die beiden wieder zu sich kamen, befanden sie sich auf einem fremden Planeten, auf dem nichts existierte als nackter Erdboden, der die Farbe von Elfenbein besaß und einem einzigen großen Baum, unter dem sie geruht hatten. Da erschien die Göttin vor ihnen und velieh Phoenix die Kraft diesen Planeten urbar und lebensfähig zu gestallten. Santi und Phoenix benannten den Planeten Ivory, nach seiner Farbe und Phoenix begann ihre neue Magie wirken zu lassen. Sie vewandt die Kräfte der vier Elemente: Erde, Luft, Feuer und Wasser und sie erschuf eine Welt nach ihren Wünschen, eine friedvolle Welt, die die Göttin mit Leben in der Luft, dem Wasser und auf der Erde anfüllte. Phoenix und Santi waren glücklich, sie konnten nun zusammen sein ohne Tod und Verfolgung zu fürchten und sie beschlossen Ivory auch mit menschlichen Leben zu füllen. Derweil geschah es auf ihrem einstigen Heimatplaneten, dass die Bestien voller Zorn und Wut über ihre verpasste Chance, voll blindem Hass ein Dorf überfielen und zwei junge Menschen töteten um ihre Herzen zu ihren Herren zu tragen. Als diese die Herzen dem Königspaar als Beweis für die erfolgreiche Jagd vorlegten, verfiel die Königin Mutter dem Wahnsinn. Ausser sich vor Trauer ergriff sie die blutenden Herzen und zerkratzte sich mit spitzen Fingern das Gesicht, ehe sie sich mit einem Dolch das Leben nahm. Der König, den der vermeindliche Verlust der Tochter, obwohl er sie selbst verurteilt hatte, schwer schmerzte und das Herz zerriss, taumelte zum Fenster und stürzte sich in die Fluten des Burggrabens, wo er in dem tiefen Eisblau des Wassers den Tod fand. So sagt man sich, dass die Seelen der Eltern durch die Gnade der Göttin durch die Zeit hin in die Nähe ihrer Tochter gebracht wurden, denn ab dieser Nacht schienen plötzlich zwei Monde über dem Planeten Ivory. Ein eisblauer Mond und ein Mond der von blutroten Flecken und Striemen übersäht ist. Die Monate zogen über Ivory hineg und Phoenix gebar in Santis Armen ihre Nachkommen. Sie schenkte vier wunderbaren Geschöpfen das Leben, von denen sie wusste dass sie einst noch mächtiger werden würden als sie selbst. Ihren Erstgeborenen, den einzigen Sohn, nannten sie Spark. Sein Haar war bereits bei der Geburt schwarz wie die Nacht und brach das Licht, wenn es darauf fiel, in einem sanften Rot. Und seine Augen glühten rot wie die Glut des wärmenden Feuers. Ihrer ältesten Tochter gab Phoenix den Namen Leaf. Ihr Haar verschwand mit dem Grün des Waldes, von so einem gleichen Farbton war es. Und ihre rehbraunen Augen strahlten eine berechnende Kühle aus. Ihr zweites Mädchen benannte Santi nach dem rätselhaften Glimmern in ihren gelben Augen, das schien als würde sie endlose Geheimnisse hinter einer Wolkendecke verbergen. Und so taufte er sie Cloud. Ihre Haare waren schon bei der Geburt länger als die der anderen Geschwister und schimmerten in einem jungfäulichen Weiß. Das zarteste und jüngste Mädchen der Vierlinge benannten sie beide nach den zarten Nebeltropfen die morgens an den graziösen Netzen der Spinnen hingen und so hörte sie auf den Namen Misty. Ihre eisblauen Augen waren verletzlich und ängstlich und verhangen wie das Meer an einem Regentag. Und ihr blaues Haar fiel ihr in großen Locken über die Schultern. Die Familie lebte viele Jahre lang in perfekter Harmonie, bis die Göttin Phoenix und Santi zu sich in das Jenseits rief, als Preis dafür dass sie ihnen derart große Macht verliehen hatte. Aber Phoenix sorgte sich um ihre Kinder und bat die Göttin ihre Macht auf die Kinder aufteilen zu dürfen. Die Göttin erlaubte es ihr, und so schuf Santi aus den Elementen ebenbürdige Partner für ihre Kinder, damit sie nicht allein sein mussten. Spark erhielt eine Gefährtin, die das Feuer gebar und nahm sie zur Frau. Leaf erhielt einen Gefährten, den die Wurzeln der Bäume für sie formten und sie nahm ihn zum Mann. Cloud erhielt einen Partner, den der Wind aus den Wolken gestalltete und sie nahm ihn zum Mann. Misty erhielt einen Partner, der aus den Tiefen des Meeres zu ihr aufstieg und sie nahm ihn zum Mann. Schließlich teilte Phoenix ihre Macht in vier gleichgroße Stücke auf und verlieh sie ihren Kindern, so wie sie ihnen gerecht wurden. Spark wurde das Elemet Feuer und die zugehörige Magie verliehen, die ihn zum Beschützer seiner Schwestern machte und ihn alles beherrschen lies, was mit den Flammen zu tun hatte. Leaf wurde das Elemet Erde und die zugehörige Magie verliehen, die sie alles beherrschen lies, was mit der Erde und den Pflanzen zu tun hatte und sie bekam die Fähigkeit sich in alles Getier zu verwandeln das auf der Erde wandelte. Cloud wurde das Elemet Luft und die zughörige Macht verliehen, die sie alles beherrschen lies, was mit dem Wind zu tun hatte und sie bekam die Fähigkeit sich in alles Getier zu verwandeln das sich in der Luft bewegte. Misty wurde das Elemet Wasser und die zugehörige Macht verliehen, die sie alles beherrschen lies, was mit dem Wasser zu tun hatte und sie bekam die Fähigkeit sich in alles Getier zu verwandeln das sich im Wasser bewegte. Zusammen bekamen die Geschwister von ihren Eltern aufgetragen, Sorge um das Wohl des Planeten zu tragen und sich in ihren Aufgaben zu ergänzen. Nachdem alles geschehen war, gingen Santi und Phoenix zu dem Baum zurück unter dem sie ihren ersten Atemzug auf Ivory getan hatten. Zuerst rief die Göttin Phoenix zu sich ins Jenseits und während ihr Körper ihre Seele aushauchte und zu Boden sank, umklammerte Santi die Hand seiner Geliebten bis die Göttin auch ihn rief. Ihre leeren Körper wurden zu Stein, sich selbst im Tode noch haltend und verbunden und wurden ein Mahnmal für ihre Kinder. Wieder zogen die Jahre durchs Land und die Geschwister erfüllten ihre Aufgaben gewissenhaft und zu voller Zufriedenheit der Göttin, bis das Unfassbare geschah und Ivory in tiefen Hass und undruchringliche Dunkelheit tauchte. Der Planet zerfiel in vier unterschiedliche Königreiche und viele tausend Jahre später lagen sie im Krieg. Die Legende besagt, das Spark eines Nachts seine eigene Schwester Misty erschlug. Er handelte voller Missgunst und Neid auf seine jüngste Schwester, die so viel mehr Macht erhalten hatte als er, denn sie konnte sich in die Getiere des Meeres verwandeln, wohingegen er die Magie sich zu verwandeln nicht erhalten hatte. Ausserdem fürchtete er dass seine wehrlose und zurückhaltende Schwester mit Hilfe ihres Elementes,das seine vernichten könne. Als Leaf und Cloud ihren Bruder blutverschmiert über der Leiche ihrer Schwester fanden, bestand für Leaf kein Zweifel dass Spark und seine Nachkommen getötet werden müssten. Nur Cloud entfand auch Mitleid um ihren Bruder, der in tiefe Trauer und Reue über seine Tat versunken war, weshalb sie Leaf von einem zweiten Mord abzuhalten versuchte. Und so zerfiel die Einheit der Geschwister und sie und ihre Nachfahren verbanden sich ihrer elementaren Zugehörigkeit nach in vier Königreichen. Cloud nahm Spark und seine Nachkommen unter ihre Schutz um ihn weiter vor Leaf zu beschützen, die sich Mistys Nachkommen angenommen hatte und Spark in rasendem Amok nach dem Leben trachtete. Durch eine Tochter von Leaf erfuhr Cloud schließlich dass Leaf in Wirklichkeit die Schuld an der Tragödie um Misty und Spark trug. Sie hatte Spark diese Gedanken und Paranoia eingeredet, weil sie sich so die Macht über das Wasser und das Feuer versprochen hatte, so wahnsinnig war sie danach die Mächtigste zu werden. Cloud durchfuhr wilder Schmerz als sie an die Ungerechtigkeiten dachte die Misty und Spark wiederfahren waren und so zo sie gegen Leaf in den Krieg. Die Göttin weinte bittere Tränen als sie sah wie sich die Geschwister entfremdet hatten und zürnte über den Egoismus vom Leaf dass sie sie verfluchte. Ihre Nachkommen sollten keine Männer mehr zeugen, sodass ihr Geschlecht versiegen möge. Aber durch ihre Tränen war die Göttin erschöpft und ihre Magie versiegte unerwartet und plötzlich nachdem sie den Fluch ausgesprochen hatte, zuviel Magie hatte sie an den Planeten und Phoenix vergeben. Leaf erkannte dass die Göttin sie nun nicht noch mehr strafen konnte und sie stahl Männer aus den Nachkommen von Misty um ihre Linie zu erhalten. Viele tausend Jahre später erinnern nur noch die Legenden an die Geschichte der Geschwister, und doch befinden sich die Königreiche der Luft und der Erde in einem erbitterten Krieg gegeneinander. Die Macht des jeweiligen Elementes wurde von Generation zu Generation immer an die Nachkommen des Königspaares weitergegeben und sie verstärkten sich auf wundersame Weise von Regent zu Regent. Die mächtigste Magierin der jetzigen Zeit war zweifelsohne Eagle, die amtierende Königin des Luft-Königreiches, gefolgt von ihrer jüngsten Schwester Kestrel, die in Gestallt und Erscheinen der jüngsten Tochter Phoenixs, Misty glich und ihrem Bruder Raven, dem sanften und freundlichen Prinz des Reiches. Nur etwas weniger mächtig, aber dafür um ein vielfaches grausamer und gefühlloser war die Königin des Erdreiches, Jaspis. Genau wie ihre Urmutter Leaf trachtete sie danach alle Element-Mächte auf sich zu vereinigen und dafür bereit war alle königlichen Häupter der anderen Reiche von ihren Leibern abzutrennen. Noch immer befand sich das Feuerreich unter dem Schutz von Eagle und ihrer Familei, wohingegen Mistys Nachkommen noch unter dem Einfluss von Leafs Nachfahrin Jaspis lagen um sich der männlichen Kinder zu bemächtigen. Nach Jahren des grauenvollen Mordens setzte Eagle alles auf eine Karte um Jaspis zu stürtzen und ihr Terror Regime zu beenden. Doch ihr sorgfältig geplanter Überraschungsangriff wurde aus den eigenen Reihen veraten und ihre Schwester Kestrel bei dem Sturm auf das Königreich der Erde gefangen genommen. Jaspis drohte damit die Prinzessin Kestrel zu töten, sollte sich ihr älterer Bruder Raven nicht freiwillig als Pfand für sie anbieten. Raven, der seine Schwester abgöttisch liebte und alles für sie tun würde, so wusste Jaspis, war derjenige nach dem es sie des Nächtens verlangte und sie wünschte ihn sich als gehörigen Sklaven. Seine gelben Augen und das schlohweisse Haar wie loud es einst besessen hatte raubten ihr den Verstand und mehr als alles andere sehnte sie sich danach ihn zu besitzen. Raven erklärte sich bereit sich selbst auszuliefern und ignorierte das Flehen seiner großen Schwester Eagle nicht zu gehen, die zu ahnen schien was ihm drohen würde. Die beiden verfeindeten Großmächte standen sich auf dem Schlachtfeld gegenüber als der Tausch stattfinden sollte. Unterhändler brachten Raven und Kestrel bis in die Mitte der Schneise die beide Armeen voneinander trennten und sollten den jeweils anderen in Entfang nehmen um sie sicher auf die andere Seite zu befördern. Raven hatte Eagle das versprechen abgenommen nichts zu unternehmen und alles geschehen zu lassen um Kestrel nicht zu gefährden, auch wenn es ihr schwerfallen würde, aber womit er snicht gerechnet hatte war Kestrels Reaktion. Als sie realisierte was passieren würde brach eine unglaubliche Macht aus ihr heraus die von der Sorge um ihren geliebten Bruder und der Verzweiflung dass die Blutfehde zwischen den Völkern der Elemet neu geschürrt würde gespeißt wurde. Diese unvermittelte Macht riss Raven, ohne dass er etwas unternehmen konnte, von dem Planeten Ivory weg in einen Strudel von Raum und Zeit. So fand er sich in einer ihm völlig fremden Welt wieder, geschwächt von dem kräftezehrenden Kampf gegen den Strudel und der Sorge was mit seinen Geschwistern passiert war.... Kapitel 2: A Surprising Initiation ---------------------------------- "Bye Circe, treibs nicht zu wild!" Der Angesprochene drehte sich auf den Stufen vor der Kanzlei nochmal um und behielt seine Zigarette im Mund. "Mit wem denn, John, mit wem denn!" Lachte er laut und schallend und sein Kumpel erwiederte es ebenso wiehernd, riss nochmal den Arm hoch und spurtete schließlich zur Haltestelle um den Bus noch zu erwischen. Mit einem zufriedenen Lächeln versuchte Circe erneut seine Kippe anzustecken, aber das Feuerzeug war leer. Er zuckte mit den Schultern und nahm es als Omen auf,... Das Elfte diese Woche, aber endlich mit dieser Sucht aufzuhören konnte er dann doch nicht. Er packte sich seine Aktentasche unter den Arm, schlug den Kragen seines Tweedmantels hoch und stiefelte durch den feuchten Herbstabend los in Richtung seiner Wohnung. Der Weg führte ihn zwangsläufug an zwei oder drei Kiosken vorbei an denen verführerische Zigarettenlogos und Reklameleuchten prankten, aber er blieb standhaft. Als ihm langweilig wurde nahm er eine der Aktenkopien aus der Tasche und begann sie im Gehen zu lesen. Er hatte komplizierte Fälle eh immer besser an der frischen Luft gelöst, warum sollte es diesmal nicht auch klappen? Diese Fähigkeit hatte Circe schon einige neidische Blicke eingefahren, das und die Tatsachen dass: - er der jüngste, jemals an dieser Anwaltskanzlei angestellte Mitarbeiter war - er bekannt dafür war auch in jedem noch so schwierigen und auswegslosen Fall ein verborgenes Nadelöhr zufinden - er deswegen die Uneingeschränkte Freundschaft des Seniorchefes besaß - er eines der besten Büros hatte - er trotz seines Alters sehr gut bezahlt wurde und er sogar sein Luxusapartement von der Kanzlei bezahlt bekam. Mit einem Grinsen dachte er an das Getuschel der Sekretärinen von wegen Vetternwirtschaft oder "gewissen Diensten" der Chef-Gattin gegenüber, er wusste selbst das er sich alles hart und schwer erkämpft hatte, das genügte um ihn gutgelaunt durch den Alltag stolzieren zu lassen. Und dann waren das noch die "Fossilien", die Anwälte die noch aus der Anfangszeit der Kanzlei stammten und die die ebenso antiken Vorstellungen, wie sich ein Anwalt zu benehmen hatte, immernoch am Leben erhielten. Für die war Circe Harmann ein Dorn im Auge, ein gewaltiger sogar, denn mit seinem langen Haar das er immer in einem Pferdeschwanz trug, den Nadelstreifenanzügen die er über einem normalen Shirt immer offen trug und seiner Angewohnheit laute Pop-Musik in seinem Zimmer zu hören, verstieß er gegen jede Moral und schadete ihrer Ansicht nach dem Ansehen der Kanzlei. Gott sei Dank war sein Chef nicht so ein Trottel wie die anderen, dachte er gutgelaunt, dieser betrachtete Circe als einen ungeschliffenen Diamenten in seiner Sammlung, der endlich auch junge Kundschaft heranschaffen und sie für sich einnehmen konnte. So in seine Gedanken vertieft übersah er fast die Szene die sich zu seiner Rechten abspielte, aber auch nur fast. Im letzten Moment, ehe er die kleine Nische zwischen zwei Häusern passiert hätte, sah er hastige Bewegungen aus dem Augenwinkel und blieb überrascht stehen um genauer hinzusehen. Er musste ein paar Mal blinzeln ehe sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten und dann noch einige Male um zu begreifen dass das was er sah nicht eine Einbildung war. In einer Ecke der Nische standen zwei weiße Gestallten, die ihn ebenfalls zu mustern schienen. Oder besser, eine stand und die andere hing. Circe stand Auge in Auge einer schneeweissen Katze gegenüber, die einen schneeweißen Vogel in ihrem Maul hatte. Nein, kein normaler Vogel, ein weißer Rabe! Verbesserte Circe sich selbst als ihm die Situation klarer wurde. Im Maul der Katze hing an einem Flügel ein weißer Rabe, der ihn heftig atmend, das konnte er an seiner Brust erkennen, und mit seltsam gelben Augen ansah. Der Blick wirkte emotionslos, wenn man das bei einem Tier überhaupt zu sagen vermochte, als würde er vor den Zähnen des Raubtieres kapitulieren und sein Ende akzeptieren. Die Katze, deren Blick fast ebenso menschlich schien wie der des Raben, starrte ihn fast wütend über die Störung an und brummte drohend, ihr Fell sträubte sich und ihre überraschend blauen Augen, wie man sie nur bei neugeborenen Katzen findet, begannen gefährlich zu funkeln. Aber etwas an dem Blick des Rabens hielt Circe gefangen, er fühlte wie Mitleid in ihm für das Tier aufstieg. Es war etwas besonderes dass es nicht verdiente so ein Ende zu finden. Ausserdem hasste er Katzen und seine Tierliebe tad ein übrigens. Er stellte entschieden seine Aktentasche ab, krempelte die Ärmel zurück und ging mit schnellen Schritten und ohne zu zögern auf die jetzt fauchende Katze zu. Mit seinen durchtrainierten und leicht gebückten Körper versperrte er dem Tier den Weg wenn es mitsamt seiner Beute entkommen wollte und er merkte das Angst in der Katze aufstieg. Schließlich schlug sie mit scharfen Krallen nach seinem Arm und ergriff die Flucht - ohne den Raben. Erleichtert seufzend, dass das Vieh ihn nicht erwischt hatte und freiwillig Leine gezogen hatte, bügte sich Circe über den Raben und musterte ihn lange. Das Tier atmete immer noch schwer und sein Flügel hing lahm von seiner Seite, Blut verschmierte die ansonsten schneeweißen Federn, schien aber bereits zu gerinnen. Es musterte Circe ebenfalls, jedenfalls starrte es ihn reglos mit dem gleichen Blick wie zuvor an und wehrte sich nicht als Circe ihn vorsichtig hochhob und dabei achtete seinen Flügel nicht noch mehr zu verletzen. Nicht ohne Umstände hob er am Ausgang der Nische seine Tasche wieder auf, klemmte sie unter seinen Arm und trug den Raben umsichtig vor sich her. Etwas später in seiner Wohnung angekommen und wieder Auge in Auge mit dem Raben, der mittlerweile in einem mit einem Handtuch ausgepolsterten Schuhkarton saß, wurde Circe erst richtig bewusst wie abstrus das ganze war. Er hatte einen Raben geretttet. So weit so gut. Aber er bildete sich doch wirklich ein dass der Vogel etwas menschliches an sich hatte. Verstört kratzte er sich am Hinterkopf und musterte den Raben weiter. Das Tier hatte indessen aufgehört zu keuchen und atmete ruhig und gleichmäßig. Es hatte keinen Ton von sich gegeben als Circe notdürftig einen Verband am Flügel angebracht hatte, nachdem er erfahren hatte, dass kein Tierarzt zu erreichen war. Es hatte lediglich kurz den Verband begutachtet, den Flügel bewegt und seltsam zufrieden gewirkt. Als Circe sich das ins Gedächtnis rief seuftze er so laut, dass der Rabe erschrocken zusammenzuckte. "Tut mir leid Junge, wollte dich nicht schocken!" Lachte er laut und sprach zu dem Raben als wäre er tatsächlich ein Mensch. Immernoch lachend ging er in die großzügige Küche, nahm eine Schüssel aus dem Regal und füllte sie mit Wasser damit das Tier Nachts etwas zu drinken hatte, sollte es Durst bekommen. Circe wusste allerdings nicht, was er dem Raben zum Fressen geben sollte, doch ein kurzer Abstecher im Internet eröffnete ihm das Raben Allesfresser waren. Er ging zum Kühlschrank aber ein Blick genügte um zu wissen, dass Oliven in Knoblauch-Öl oder französischer Brie der schon leichte Schimmelkulturen aufwies, nicht das richtige für seinen Gast waren. Mit einem Schulterzucken ging er zurück in das Esszimmer wo der Karton stand und legte die Hände in die Hüften als er wieder zu dem Raben sprach. "Tja Junge, nichts zum beissen zuhause, musst wohl oder übel bis morgen aushalten bis ich dich zu einem Tierarzt bringe, der hat sicher was! Jetzt ist erst mal Sense, Zapfenstreich!" Er blickte sich noch einmal im Zimmer um, um sich zu vergewissern, dass wenn der Rabe des Nachts einen Streifzug machen würde, er nichts wichtiges in seinen Schnabel bekommen würde. Aber seine Sorge erwies sich als unangebracht, das Zimmer war trotz seiner Exklusivität vollgestopft mit unordentlichen Aktenbergen, Taschentüchern, Notizen, Büchern, Essenskartons auf denen chinesische, italienische oder andere Werbung zu entziffern war und allerlei anderem Unrat, dass es sich der Rabe wohl zweimal überlegen würde in dieses Chaos hinabzusteigen,... Circe drehte sich ein letztes Mal zu dem Tier um und musterte es scharf. "Wenn du da verloren gehts werd ich dich nicht suchen, klar! Die Putzfrau kommt erst wieder in drei Wochen!" Langsam wird es Zeit eine regelmäßigere Hilfe zu engagieren dachte er nebenbei, oder selber afzuräumen, fügte er hinzu und bahnte sich einen Weg ins Badezimmer. Das war wenigstens sauber, genauso wie sein Schlafzimmer und Büro in einem, die einzigen Räume bei denen er absoluten Wert auf Sauberkeit legte. Bereits ein Gähnen unterdrückend putzte er sich die Zähne, zog sich aus und stieg in eine Pyjama-Hose, die ihm seine Großmutter geschenkt hatte, in der Hoffnung, er könnte so seine Nicht-existente Freundin beindrucken. Er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben seine Großmutter davon zu überzeugen dass er glücklicher Single war, aber die alte Dame meinte es schließlich nur gut mit ihm, immerhin war er der letzte lebende Verwandte den sie hatte. Den schlechten Gedanken beiseite schiebend trollte er sich in sein Schlafzimmer, und legte sich ins Bett. Er las sich noch kurz seine Akten und Notizen durch, um sie sich für den übermorgigen Arbeitstag einzuprägen und freute sich spitzbübisch um seinen freien Tag den er morgen hatte. Schließlich legte Circe auch diese Areit zur Seite, schaute auf seinen Funkwecker, der im sagte dass es sehr spät war und war eingeschlafen ehe er es bemerkte. Er bekam schon nicht mehr mit wie sich seine Tür öffnete und eine schlanke Gestallt hindurchschlüpfte. ... Am nächsten Morgen wachte er durch das Gefühl, dass ihn jemand anstarrte, im Rücken auf und fuhr im Bett herum. Auf dem Boden neben dem Bett kniete, in perfekter Körperhaltung, ein Junge, nein, eigentlich schon ein junger Mann und schien geduldig gewartet zu haben bis er aufwachte. Das alleine war schon Schock genug um Circe erstarren zu lassen, aber dass ihm der Typ auf eine grausam verrückte Weise vertraut vorkam war es noch mehr. Der Junge vor seinem Bett hatte schneeweises Haar und gelbe Augen die an Bernstein erinnerte. Circe wusste dass denn das war der Lieblingsstein seiner Großmutter. Und zudem fiel ihn nebenbei auf, dass er eine seiner Pyjamahosen trug. Mit offenem Mund und Augen so groß wie Suppentellern, starrte er den Jungen an, der sich nicht rührte. Fast glaubte er schon er würde immernoch schlafen, als sein Gegenüber sich unerwartet verbeugte und langsam und überdeutlich anfing zu sprechen. "Ich wünsche einen guten Morgen. Ich möchte mich für ihre großzügige Hilfe bedanken, mein Verhalten am gestrigen Abend war ungehobelt und unhöflich. Bitte verzeihen sie!" Dabei hielt er den Kopf gesenkt und starrte auf einen Punkt auf dem Parkett. Circe hatte sich einigermaßen von seinem Schrecken erholt und schlug die Decke zurück um seine Beine aus dem Bett zu schwingen, aber er blieb sitzen. "Für welche Hilfe? Wovon redest du und wie zum Geier kommst du hier,..." Er stockte. Geier hatte ihn auf eine Idee gebracht. Eine dumme Idee. Eine dumme und unmögliche Idee! Ohne Vorwarnung stürzte er aus dem Bett und raste ins Esszimmer. Aber wie um seine Gedanken zu bestätigen war der Karton leer. Verzweifelt suchte er den ganzen Raum ab und fand nebenbei den Füller den er so lange gesucht hatte. Aber schließlich musste er einsehen, dass es keine andere Möglichkeit gab. Langsam, vorsichtig, tief und gleichmäßig einatmend um sich zu beruhigen und leicht zitternd, als wäre er beschwippst, ging er zurück ins Schlafzimmer, in dem sich der Junge nicht vom Fleck bewegt hatte. Circe hob langsam den Arm und deutete erst auf den Jungen, dann unbestimmt über seine Schulter ins Esszimmer, ehe er sprach. "Du,... du bist... der Rabe von gestern, oder?" Er betete, dass der Junge ihn auslachen und ihm verraten würde dass er gestern Nacht die Haustür unverschlossen gelassen hatte, so dass er ohne Umstände hereinspazieren hatte können und dass der Rabe gerupft und ausgenommen im Ofen vor sich hin brutzelte, ehe er ihn ihm als Henkersmahlzeit vorsetzten würde, um ihn anschließend mit einem Kopfschuß niederzustrecken, aber die Antwort donnerte so endgültig auf ihn ein, dass er es einsehen musste, vorallem als er die blutende Wunde am linken Oberarm des Jungen sah. "Ja, ich bin Raven. Nochmals Danke für ihre Hilfe!" Kapitel 3: The Second Shape --------------------------- "OK, ganz ruhig alter Junge,... gaaanz ruhig!" Keuchte Circe über das Waschbecken seines Bades gebeugt. Sein Gesicht war klatschnass und der Wasserhahn lief noch weil er, in der Hoffnung er würde dadurch aufwachen, sich kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht hatte. Aber es hatte nichts geholfen, er war immer noch wach. Oder schlief er doch noch? Kaltes Wasser würde in einem Traum schließlich nichts bringen. Aber nein, er wusste es selbst gut genug dass er nicht mehr schlief. Circe musste nur in den Spiegel schauen um sein eigenes erschreckendes Spiegelbild zu sehen, damit es ihm endgültig klar wurde. "Du bist Anwalt! Es ist dein verdammter Job Menschen uvoreingenommen zuzuhören!" Ja, klar, aber diese Menschen behaupteten in der Regel auch nicht sich von einem Raben in einen Jungen verwandelt zu haben! Circe fühlte sich unwohl. Sein Kopf begann leise aber stetig zu hämmern und vor seinen Augen tanzten silberne Sternchen. Er musste sich an dem Waschbecken festkrallen um nicht umzukippen. Als er wieder einigermaßen fest auf seinen Beinen stand kamm ihm sein Fußboden für einen kurzen Moment warm und pulsierend vor. Doch das Gefühl kam so schnell wie es gekommen war und er stand im Licht seiner teuren Designer-Lampe vor seinem großen Spiegel an den teuren Marmorfliesen. Noch etwas benommen ging er zurück in sein Schlafzimmer, wo Raven immer noch auf dem Boden kniete, stumm, beharrlich und wartend. Tief durchatmend setzte sich Circe wieder auf die Bettkante, beugte sich vornüber und schloss für einen kurzen Moment die Augen ehe er sprach. "Also. Du bist der Rabe." "Ja." "Und du heißt Raven." "Ja." "Du... bist der Rabe." "Ja." Die Antwort kam so klar und präzise wie die ersten beiden Male und brachten Circe fast um den Verstand. "Beruhig dich Circe, beruhig dich...." Murmelte er, dass Raven es nicht hören konnte und fuhr fort. "Gut, dann anders. Wie kann es sein, dass du ein magisches Wesen bist, denn das musst du wohl sein. Wenn du jetzt ein Mensch bist und vorher ein Rabe!" "Das ist eine lange Geschichte." Entgegnete Raven ruhig und Circe nickte nur. "Etwas anderes habe ich nicht erwartet. Ausserdem habe ich Zeit!" Nach einem nicht kurzen Monolog Ravens, den Circe nur unterbrach wenn ihm etwas unklar war, endete er und sah Circe unverwandt an. Der saß immer noch vornüber gebeugt auf der Bettkante und hatte sein Kinn in eine Hand gestützt, den Blick auf seine Zehen gerichtet und dachte nach. Er kannte jetzt alle details über den Planeten Ivory, die Vertreibung von Phoenix und Santi, die Blutfehde zwischen den Königreichen der Luft und der Erde, und wie Raven in seine Welt geschleudert worden war. Trotzdem schwieg er. Raven sah ihn weiter an, stillschweigend und abwartend und als Circe sich unvermittelt aufrichtete zuckte er leicht zusammen. Circe registrierte es und war irgendwie amüsiert darüber, dass Raven unter seiner ruhigen Fassade anscheinend mindestens so angespannt war wie er selbst. "Ich bin Anwalt. Ich muss unvoreingenommen sein." Sprach er langsam und bedacht und Raven nickte. "Dann glaubt ihr mir?" "Als erstes: Duz mich. Du sitzt in meinen Pyjama-Hosen in meinem Schlafzimmer. Da finde ich ein "sie" irgendwie unpassend." Er lächelte leicht. "Zweitens. Ich kann nicht sicher sagen ob ich dir diese fantastische Geschichte abkaufe. Es ist 5 Uhr morgens, an meinem einzigen Freien Tag diesen Monat und ein Junge sitzt mir gegenüber der behauptet sich in einen Raben verwandeln zu können." "Sie... Und glaubst mir also nicht." Raven wandte leicht den Blick ab und seine Schultern sanken unmerklich. "Ich möchte es sehen!" Forderte Circe und zwang Raven mit einem Blick ihn anzusehen. Ein Kunde der ihm nicht in die Augen sehen konnte, log. Das war eine der obersten Regeln in seinem Job. Raven sah ihm nicht in die Augen. "Du hast also gelogen." Bemerkte er einfach und war überrascht dass er darüber nicht erleichtert war. Irgendetwas ihn ihm schien Raven geglaubt zu haben. Dieser blickte ihn daraufhin zum ersten Mal mit einer Gesicht an, das Circe den Atmen verschlug. Raven starrte ihn verletzt und erbost an, seine Stirn legte sich angespannt in Falten und seine Schultern strafften sich. "Ich lüge nicht!" Sagte er scharf und Circe wusste dass er es wirklich nicht tat. Trotzdem lies er nicht locker. "Dann tu es und versuch nicht davon abzulenken!" "Gut!" Zischte Raven und stand auf. Circe registrierte dass er sehr groß und schlank war, ehe er seine Augen schließen musste. Grelles Licht hüllte Raven plötzlich ein als er einige unverständliche Worte vor sich her murmelte. Als das Licht nicht mehr durch Circes Lider schien und es dunkel blieb, riskierte er einen vorsichtigen Blick durch seine Finger, die er schützend vor seine Augen geschlagen hatte. Raven war verschwunden. An seiner Stelle saß der weiße Rabe, missmutig dreinblickend und leicht nach Atem ringend, wie er es getan hatte als Circe ihn fand. Unvermittelt öffnete der Rabe den Schnabel und fing an zu sprechen. "Und, zufrieden?" Unverwandt starrte Circe auf das Tier und konnte nur betäubt nicken, keinen Ton bekam er heraus. Erneut blendete ihn das Licht als Raven sich zurückverwandelte. Nun deutlich nach Luft schnappend stand der Mensch Raven nun vor Circe, leicht zittrig auf den Beinen. "Überzeugt?" Fragte er erneut und Circe brachte nur ein stotterndes "Ja" zustande. Ein zweites Mal nickte Raven ehe er vor dem Bett hintüber fiel. Schockiert schoß Circe vom Bett hoch und beugte sich über Raven. Schweiß stand ihm auf der Stirn und er hielt sich krampfhaft seinen linken Oberarm. Als Circe genauer hinsah, sickerte langsam dunkelrotes Blut durch Ravens Finger, dort, wo die Wunde war die die Katze ihm geschlagen hatte. "Die... Luft." Brachte Raven neben Circes Ohr hervor und er sah ihm überrascht in die Augen. Er hatte gedacht er wäre gänzlich ohnmächtig. "Was?" "Die Luft. Sie ist hier... so schlecht. Macht... mich krank." Nun brach er wirklich zusammen und seine Stirn fühlte sich unter Circes Händen ungesund heiß an. Unsicher blickte er sich in seinem Schlafzimmer um als könne aus jeder Ecke Hilfe kommen, aber es kam keine. Verunsichert fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare, ehe er kurzentschlossen Raven unter den Schultern und Beinen nahm und ihn ins Wohnzimmer trug. Auf dem Sofa lies er ihn vorsichtig wieder ab und hastete eilig in die Lüche, um kaltes Wasser in eine Schüssel laufen zu lassen. Er erinnerte sich seltsamer Weise an seine Kindheit die er bei seiner Großmutter verbracht hatte. Wenn er krank war hatte sie ihm kalte Lappen auf die Stirn gelegt, mit viel Essig. Als er sie einmal gefragt hatte warum sie Essig unter das Wasser mischen würde hatte sie sanft lächelnd geantwortet dass er Essig das Fieber aus seinem Körper ziehen würde und der geruch einem zusätzlich wach hielt. Er entschied dass Essig in diesem Fall auch nicht schaden würde und fand eine angebrochene Flasche in seinem Brotschrank. Mit der Schüssel und einem weichen Tuch ging er ins Wohnzimmer zurück und achtete nicht auf die überschwappende Flüssigkeit die sich über dem Korkboden verteilte. Raven lag immer noch schwer atmend auf dem Sofa wie er ihn verlassen hatte. Circe tauchte das Tuch in das Wasser und tupfte Raven unbeholfen den Schweiß von der Stirn, ehe er es ihm darauf legte. Er fühlte sich etwas unwohl, aber es war besser so als nichts getan zu haben. Dann fiel sein Blick wieder auf seinen Oberarm und er merkte erschrocken dass die Wunde nicht aufgehört hatte zu bluten. Der erste Verband musste durch Ravens Verwandlung abgegangen sein. Also ging er an seinen Apothekerschrank und nahm eine kleine Flasche Jod und eine Mullbinde heraus. Umsichtig lockerte er Ravens Griff um seinen Oberarm und tupfte das Blut ab, damit er die Wunde sehen konnte. Anscheinend war sie größer geworden. Mit schnellen Griffen desinfizierte er sie und legte einen neuen Verband an, was ihm seltsam einfach fiel. Dann war er fertig. Mit seiner Arbeit und seiner Kunst. Also wartete er. Es dauerte lange ehe Raven wieder die Augen aufschlug und sich verwirrt umsah. Er richtete sich auf und das Tuch fiel ihm von der Stirn. Überrascht hob er es auf, roch daran und rümpfte die Nase. Dann sah er Circe, der ihm in einem Sessel gegenüber gesessen und gewartet hatte. "Besser? Ich hab auch nochmal deinen Arm verbunden." Wortlos sah ihn Raven noch einen Augenblick an, ehe er den verband begutachtete. Dann sah er wieder zu Circe. "Danke." "Kein Problem." Lächelte er und zum ersten Mal lächelte Raven zurück. "Ich bin übrigens Circe. Willkommen in Tokyo!" Kapitel 4: A helping Hand ------------------------- "Ich bin übrigens Circe. Willkommen in Tokyo!" Mit noch etwas glasigen Augen sah in Raven für einen Moment an und nickte dann. "Ich weiß. Das hatte ich bisher auch mitbekommen, wenn es auch das einzige war." Seufzend lies sich Raven wieder auf die Couch zurücksinken und schloss die Augen, Circe setzte sich auf den niedrigen Wohnzimmertisch und blickte ihn überrascht an. "Und woher weißt du das?" "5 Tage bin ich schon in dieser Stadt, seit ich nach dem Zeittripp in irgendeinem Park aufgewacht bin. Anfangs konnte ich noch als Mensch durch die Straßen laufen, weil ich mir einige Kleider von Wäscheleinen stibizt habe. Aber dann musste ich mich in einen Raben verwandeln weil ich von irgendwelchen Männern in einer Gasse überfallen worden bin." Antwortete er leise mit geschlossenen Augen und zusammengezogenen Augenbrauen. "Und kurz darauf hat mich diese Katze erwischt. Ich war so schwach dass ich nicht mehr rechtzeitig abhauen konnte." Endete er und für einige Zeit war es still im Raum. "Dass du in Tokyo bist war das einzige was du in der ganzen Zeit herausgefunden hast?" Giftig sah ihn Raven von der Seite an und Circe musste unwillkürlich grinsen. "Es ist kein Zuckerschlecken aus einer Welt in eine andere katapultiert zu werden. Ich kann heilfroh sein dass ich euch verstehen kann, da kann ich nicht noch Ansprüche stellen. Und, doch, ich weiß dass die Aktienkurse unerhört fallen, das es eine Schande ist dass die Nachbarin einer Frau unehelich schwanger geworden ist und dass Kartoffeln zum dritten Mal dieses jahr teuerer wurden!" Circe lachte schallend auf und erntete daraufhin einen noch böseren Blick. "Das ist kein Spaß! Für mich steht eine Menge auf dem Spiel!" Fauchte Raven zornig und Circe beruhigte sich schnell. Mit einem schiefen Grinsen hob er beide Hände und entschuldigte sich. "Tut mir leid, das hab ich vergessen. Wirklich, tut mir leid!" Bestätigte er nach einem Augenrollen von Raven. Wieder ernst beugte er sich näher an die Couch. "OK. Nochmal, ich wollte dich nicht auf die Schippe nehmen. Also du bist nach dieser "Reise" heir aufgewacht und bist schließlich bei mir gelandet. Hast du irgendeine Vorstellung wie du wieder in deine Welt zurückkommst?" Während er Raven das fragte, überlegte Circe wie sich sein weltbild in weniegr als 2 Stunden völlig verändert hatte. Er hatte gesehen wie sich ein Mensch in ein Tier und wieder zurückverwandelt hatte und musste sich daraufhin klar machen dass es wohl auch andere Welten als die seine geben musste. Und das unglaublichste an dieser Geschichte war aber dass er selbst darin verwickelt war. Ravens Antwort riss ihn aus seinen Gedanken und er musste ihn bitten sie zu wiederholen. Ruhig und sachlich, nachdem seine Entrüstung abgeklungen war, wiederholte Raven was er gesagt hatte. "Das einzige was ich weiß ist, dass es schon vorher Angehörige unser Völker gab die hierher gereist sind. Aber niemand von ihnen ist jemals zurückgekommen. Als ich durch den Zeittunnel hierherkam, hörte ich eine Stimme, ich glaube es war Kestrel. Sie hat mir etwas zugerufen, aber ich konnte sie nicht ganz verstehen." Er stoppte kurz um sich ihre Worte wieder ins gedächtnis zu rufen und Circe sah ihn wartend an. "Sie sagte: Ich schicke dich an einen Ort an dem du sicher bist und Hilfe findest... Dann konnte ich sie nicht mehr verstehen. Und bevor ich aufwachte hörte ich noch: Du wirst wissen wenn du die richtige Frau gefunden hast. Das ist alles. ich weiß also nur dass ich nach einer Frau suchen muss." Bedrückt seufzte er wieder und setzte sich auf dem Sofa auf, die nackten Füße auf die Sitzfläche gelegt. Wieder sagte keiner der beiden ein Wort, bis Circe die Stille brach. "Und was ist mit deinem Arm? Du hast gesagt die Luft wäre Gift für dich." Raven nickte abwesend als sei er mit seinen Gedanken weit weg und Circe konnte sich nur zu gut bvorstellen wo er dabei war. "Mein Element ist die Luft, sie und mein Volk sind voneinander abhängig. In deiner Welt ist die Luft krank und voller Gift. Ich kann es mir nicht erklären, aber anscheinend schwächt sie meinen Körper wenn sie an mein Blut gerät. es war grausam, so eine kranke Luft habe ich noch nie erlebt..." Es war das erste Mal dass Circe hörte wie jemand über einfache Luft sprach als wäre sie ein Lebewesen, aber da Raven seinen Worten nach dem Luftelement angehörte schien es ihm möglich. "Oh Gott, in was steckst du da drinn, Circe?" Dachte er sich. Mit einem Kopfschütteln stand er auf und ging hinter dem Tisch auf und ab. "Gut, du kannst hierbleiben." Entschied er schließlich und riss Raven aus seinen Gedanken. "Was?" "Ich sagte du kannst hier bleiben. Meiner Meinung nach wird es nict viele andere Menschen hier in Tokyo geben die bereit wären sich auf deine Geschichte einzulassen." Er blieb stehen und musterte Raven, der ihm vom Sofa mit großen Augen entgegensah. "Da... Danke. Ich weiß gar nicht wie..." "Schon gut, umsonst bekommst du meine Hilfe eh nicht!" Unterbrach ihn Circe mit einem selbstgefälligen Grinsen. Augenblicklich erstarrte Raven und sackte in sich zusammen. "Und ich dachte es gäbe niemand anderen wie Jaspis..." Murmelte er leise und starrte auf seine Füße. Circe ging wieder auf und ab und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. "Danke dass du mir etwas derartiges zutraust!" Knurrte er trocken, lächelte aber trotzdem. Mit einem untertänigen Blick sah Raven ihn von unten an. "Was solltest du sonst wohl wollen?" "Du hilfst mir!" Circe kam um den Tisch auf ihn zu und setzte sich wieder auf seine KAnte, beugte sich zu Raven hinüber und machte eine ausweitende Handbewegung über den Raum. "Du hilfst mir bei der Hausarbeit undich werde dir helfen diese Frau zu finden. Ganz easy, immerhin hat Tokyo nur ein paar läppische Millionen Einwohner!" Flaxte er und fixierte Raven weiter. "Und ich werde dir helfen das ganze hier zu verstehen." "Was? Wie..." Fragend zog Raven die Augenbrauen zusammen. "Du hast gesagt du kannst froh sein unsere Sprache zu sprechen." "Ja." "Also kannst du unsere Schrift nicht verstehen, oder?" "Ja, nein, ich meine ich kann sie nicht lesen!" Leicht durcheinander was das alles sollte verhaspelte sich Raven und Circe musste noch breiter grinsen als eh schon. "Hör zu, ich hab einen Job. Einen ziemlich gut bezahlten zwar, aber auch verdammt zeitaufwendig. Ich denke wenn ich dir zeige wie du dich hier in Tokyo und überhaupt zurechtfindest, kannst du ab und an auch alleine suchen oder dich anderweitig beschäftigen während ich in der Kanzlei bin." Abwartend lehnte er sich leicht zurück und stützte die Arme hinter sich auf der Tischplatte ab. "Also, was meinst du? Eine Hand wäscht die andere. Ausserdem habe ich heute frei. Eigentlich hätte ich was anderes vor gehabt, aber hey! Man hat nicht jeden Tag einen Prinzen in seiner Wohnung!" Raven war immer noch still und schien nachzudenken. Schließlich verzog er sein Gesicht zu einem erleichterten und dankbaren Grinsen. "Gut, einverstanden! Wo sind Eimer und Besen?" Kapitel 5: Welcome to Tokyo --------------------------- "Na mal langsam mit den jungen Pferden!" Schraubte Circe Ravens plötzliche Begeisterung herunter. "Ab morgen hast du genug Zeit dich darum zu kümmern wie es hier aussieht. Das Dringenste und auch das Einzigste weswegen ich heute meinen einzigen freien Tag opfern werde, ist dass du eingekleidet wirst." Circes Blick wanderte unwillkürlich zu Ravens Beinen die in seinen Pyjamahosen steckten. Raven folgte seinem Blick und zupfte an dem Stoff. "Naja, wenn du was altes für mich hättest..." "Klappe. Ich häng an meinen Sachen. Und ich bin nicht scharf darauf dass du meine guten Klamotten irgendwo in Tokyo zurücklässt wenn du wieder überfallen werden solltest. Das kannst du dann mit deinen eigenen Sachen machen." Damit beendete er die Diskussion, schlug sich kurz auf die Oberschenkel und stand auf. Schweigend ging in die Küche und lies Wasser in eine Kanne laufen. "Kaffee? Immerhin ist es morgen." Fragte er über die Schulter durch die offene Tür ins Wohnzimmer und erhielt keine Antwort. Als er sich umdrehte um nochmal zu fragen stand Raven schon hinter ihm und starrte ihn fragend an. "Was bitte?" "Kaffee!" Demonstrativ hielt er die Büchse mit den Kaffeebohnen hoch und deutete auf die Kaffeemühle. "Was ist Kaffee? Kann man das essen?" Erstaunt musterte Cice ihn, wie er sich eine Bohne nahm und sie zwischen den Fingern drehte, daran roch und sie weiter ansah. "Das ist ein Getränk. Ziemlich stak, mit Koffein. Ein richtiger Wachmacher eben." Raven schüttelte den Kopf und begutachtete den Inhalt des Hängeschrankes aus dem Circe die Dose entnommen hatte. Er griff nach einer weiteren Blechdose und öffnete sie. Nach einen kurzen Blick auf das Etikett klärte Circe ihn über den Inhalt auf. "Das ist schwarzer Vanilletee. Auch stärker." "Tee ist in Ordnung. Wenn ich eine Tasse bekommen könnte?" Fragte Raven höflichst und verbeugte sich. "Lass das buckeln, ich setz schon welchen auf!" Circe schüttete das Wasser aus der Kanne in den Wasserkocher, drückte den Schalter und machte sich während es heiß wurde daran die Teekanne mit Filter und Tee zu befüllen. Erstaunt wandte Raven den Blick nicht von dem silberfarbenen Kocher und kam mit dem Gesicht immer näher darauf zu, je lauter das Geräusch des aufheizenden Wassers wurde. Als sich der Kocher schließlich plötzlich selbst mit einem lauten "Klick" ausschaltete fuhr Raven erschrocken zurück, nur um gleich darauf wieder ganz nah heranzukommen. Interessiert und vorichtig öffnete er den Deckel aus dem sofort heißer Wasserdampf stieg und weitete überrascht die Augen. Circe der das ganze Schauspiel von der Seite verfolgt hatte grinste sich breit eins ins Fäustchen. "Das ist ein Wasserkocher. Er heitzt automatisch das Wasser auf." "Er beherrscht das Wasser mit der Hilfe von Feuer? Ich dachte solche Kräfte besitzt ihr in eurer Welt nicht?" Entgegnete Raven überrumpelt. Circe lachte und schüttete das heiße Wasser in die Teekanne. Als er den Kocher wieder zurückgestellt hatte fuhr er fort. "Das ist keine Kraft oder Magie. Das ist einfacher Strom, oder Elektrizität. Sie wird in einem Kraftwerk mit verschiedenen Techniken produziert und dann über Leitungen in die Häuser geleitet. Und mit diesem Kabel," Er deutete mit dem Finger auf die Steckdose und das Kabel des Kochers. "...kommt sie dann direkt über die Steckdose in den Wasserkocher und heizt über die Heizspirale das Wasser auf. Durch den Strom betreiben wir viele Sachen auf der Welt. Fernseher, Lampen, Föhne, Hauswaren, CD-Player... Alles wird durch den Strom mit Energie versorgt, so dass es arbeiten kann." "So schafft ihr es also das Nachts die Lichter brennen als wäre es Tag?" Fragte Raven nach und berührte den Kocher vorsichtig. "Japp, das sind Lampen. Je nachdem welche Farbe das Glas der Glühbirnen hat, das sind die Dinger die außen herum sind, hat die Lampe eine andere Leuchtfarbe." Zum Zeichen dass er verstanden hatte, nickte Raven eifrig. Circe nahm zwei Tassen aus einem weiteren Regal, ebenso wie Zucker und zwei Löffel. Als der Tee durchgezogen war, nahm er den Filter aus der Kanne und füllte die Tassen. Eine davon drückte er Raven in die Hand, legte noch einen Löffel hinein und dirigierte ihn, selbst die andere Tasse und den Zucker in der Hand, ins Wohnzimmer zurück. "Hier, süßen musst du selbst." Raven nickte und nahm einen Löffel Zucker, rührte ihn auf und trank vorsichtig die heiße Flüssigkeit. "Tut mir leid dass ich dir nichts zum essen anbieten kann, aber in meinem Kühlschrank ist Ebbe. Wir müssen wohl oder übel später noch Lebensmittel einkaufen" Wieder nickte Raven nur und setzte seine Tasse ab. "Der ist sehr gut, danke." "Kein Problem." Circe wandte sich um und schaute auf seine Uhr am DVD-Player. "Am besten machen wir uns bald auf die Socken damit wir nichts übereilen müssen. ich leihe dir derweil was zum anziehen." "Danke." Während sie den Tee tranken sprachen sie kein Wort sondern hingen ihren eigenen Gedanken nach. Als sie fertig waren, nahm Circe die Tassen und Löffel und stellte sie in der Küche in die Spülmaschine, die er Raven auch noch erklärte. "So, ab ins Bad, ausgefertig machen..." Murmelte er leise und ging davon, Raven auf seinen Fersen. Sobald er im Bad den Wasserhahn aufdrehte, bombardierte ihn Raven mit Fragen wie die jetzt möglich sei und Circe weihte ihn in jedes Detail des Bades ein. Jeder Erklärung Circes hing er aufmerksam an den Lippen und Circe musste keine auch nur einmal wiederholen. Mit kindlicher Neugier probierte Raven Zahnbürste, -pasta und Dusche aus und schlüpfte später in die Kleider die Circe ihm lieh. Kritisch betrachteten Circe und Raven das Ergebnis im Spiegel. "Hmm, allzuviel kannst du mit meinen Sachen eh nicht anfangen, die sind viel zu groß, aber für ein paar Stunden wirds gehen." Raven versank nahezu in dem großen Shirt und Circe reichte ihm einen Gürtel damit die Hose nicht rutschen konnte. Mit einem weiteren Blick in den Spiegel packte Raven den Saum des Shirts und band es in einem großen Knoten an der rechten Seite zusammen. "Schon viel besser. Danke." Lächelte er Circe an, der mit einem Augenrollen und einem Seufzen über sein teures D&G Shirt aus dem Bad ging. Wenig später waren sie aus dem Treppenhaus auf der Straße angelangt. Die Herbstsonne strahlte noch tief aber dennoch warm über die wenigen Baumkronen und vielen Häuserdächern auf die beiden hinunter. Circe wandte sich gerade zu Raven hinüber um ihn etwas zu fragen, als ein verirrter Sonnenstrahl plörtlich direkt auf Ravens weißes Haar fiel. Fast geblendet blieb er auf der Straße stehen und starrte weter auf Ravens Haare, der erst einige Schritte später zu stehen kam und sich fragend zu Circe umdrehte. Als er erkannte auf was er starrte, fuhr Raven sich unangenehm berührt mit der Linken durch die Haare, worauf sie ihm noch etwas wilder vom Kopf standen. "Das ist einer der Gründe warum Jaspis mich unbedingt haben wollte." Das Licht brach sich golden und hellgelb schimmernd auf jeder Strähne wieder und hinterlies bei jeder Kopfbewegung eine Art Heiligenschein. Circe fing sich langsam wieder und schloss räuspernd zu Raven auf. Sich ertappt fühlend richtete er seinen Blick starr gerade aus und Raven musste unwillkürlich lächeln. Circe bemerkte es und sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis und einem Seufzen aus den Augenwinkeln an. "Naja, sowas sieht man hier nicht oft." "In meiner Welt auch nicht. Aber ich bin es gewohnt dass man mich deshalb anstarrt!" Grinste Raven noch breiter und schüttelte seinen Kopf, woraufhin seine Haare wild durcheinanderstoben und noch mehr alszuvor glänzten. "Jaja, lass das, die Leute könnten dich für eine Ampel halten!" Brummte Circe gutgelaunt und erntete einen fragenden Blick. "Eine Ampel? was ist denn das schon wieder?" Mit einem großen Seufzer lies Circe ergeben die Schulter sinken und erklärte Raven auf dem Weg ins Zentrum alle Fragen die er hatte. Kapitel 6: Shopping ------------------- Es dauerte nicht allzu lange bis die beiden von Circes etwas ausserhalb gelegenen Apartement im Zentrum angekommen waren. Trotz der relativ frühen Stunde herrschte geschäftiges Treiben udn die Straßen waren erfüllt vom Lärm vieler Menschen. Mit großen Augen alles in sich aufsaugend wandt Raven seinen Kopf unentwegt hin und her. "Ich dachte du wärst schon einige Tage hier gewesen?" Fragte Circe nach einiger Zeit und steuerte im gehen einen Designer-Laden an. "Ja, aber ich war nicht in dieser Gegend..." Erwiederte Raven kurz angebunden und verrenkte sich fast den Kopf als hinter ihnen ein Handy klingelte. Dutzende von Blicke hafteten sich auf ihn, doch Raven schien es nicht zu bemerken. Erstaunt rissen viele Passanten die Finger in Richtung auf Raven hoch und Circe registrierte dass sie auf seine Haare deuteten. Gelassen zog Circe ihn mit sich in den Laden. Das Getöne der Straße war hier nur noch als leises Rauschen hörbar und wurde fast gänzlich von Klassikmusik aus den ladeneigenen Lautsprechern überdeckt. Ziellos sah sich Raven in dem Geschäft um. "Was suchst du denn?" "Das Orchester." "Das ist Radio oder eine CD.." "Was bitte?" Mit einem erneuten Augenrollen schleifte er Raven in eine Ecke des Ladens und fing an, in den Ständern nach Größenangaben zu suchen. Ein chic gekleideter Angestellter kam aus dem hinteren Teil des Ladens auf sie zu. "Kann ich den Herren behilflich sein?" Sein Blick wanderte abschätzig über Ravens viel zu große Kleider. "Nein Danke, wi kommen zurecht." Antwortete Circe ohne den Mann anzusehen. "Wie sie wünschen." Mit einer leichten Verbeugung und einem letzten Blick auf Raven ging er zurück auf seinen Platz an der Kasse. Raven sah ihm eine Weile hinterher bis Circe ihn aus seinen Gedanken riss. "Jetzt steh nicht rum wie ein Ölgötze, sondern hilf mir mal!" Grummelte er und durchsuchte weiter den Ständer. Raven beugte sich zu ihm hin und begutachtete die Hosen in denen Circe gerade wühlte. "Und was soll ich tun?" "Bitte!" Seufzte Circe. "Schau dich um und such nach Sachen die dir gefallen." "Gut." Langsam schlenderte Raven unter dem Adlerblick des Verkäufers durch die wenigen Ständer und begutachtete die Teile. "Und, was gefunden?" Fragte Circe nach einiger Zeit und kam auf Raven zu. "Ich weiß nicht." "Wie du weißt nicht?" "Nun ja, ich musste mir nie meine Kleidung selbst aussuchen, mir wurden die Sachen immer geschneidert ohne dass ich großen Einfluss darauf hatte." Mit einer gehobenen Augenbraue sah Circe ihn an. "Du erwartest also dass ich dir deine Sachen aussuche, oder was?" Fragte er mit einem seltsam belustigten Unterton in der Stimme. Bestimmt schüttelte Raven den Kopf. "Nein. Aber ich hab dahingehend einfach keine Ahnung!" Überlegend schürzte Circe die Unterlippe, legte die Stirn in Falten und sah unbestimmt über den Raum. "OK, ich helf dir. Aber nur dieses eine Mal!" Fügte er ernst hinzu als er ein strahlendes Lächeln von Raven erhielt. "Also dann. Welche Größe hast du?" "Größen?" "Ja, Größen!" "Weiß ich nicht!" Antwortete Raven ohne Umschweife und Circe musste sich zurückhalten um sich nicht die Augen auszukratzen. Verzweifelt winkte er dem Verkäufer um auf sich aufmerksam zu machen. "Könnten sie bitte doch helfen?" An Raven gewandt nuschelte er leise: "Sag jetzt kein Wort, OK? Lass mich reden!" Wie ein geölter Blitz stand der Mann neben den beiden, sich genüßlich die Hände reibend dass er doch gebraucht wurde. "Wie kann ich ihnen denn dienen?" "Haben sie ein Maßband? Wir bräuchten die Kleidergrößen meines Kollegen hier." Er deutete auf Raven, der den Verkäufer jetzt freundlich anlächelte. Verwirrt sah er von einem zum anderen. "Ähm,... Sie wissen seine Größe nicht?" "Nein. Wissen sie, er ist ein entfernter Cousin und neu in dieser Stadt." Wollte Circe erklären aber der Mann fuhr ihm dazwischen. "Aber sie müssten doch trotzdem..." "Er stammt aus.... Norwegen." Entgegnete Circe mit einer kurzen Pause und hoffte nur Raven würde den Mund halten. "Wir haben einige Verständigungsschwierigkeiten und anscheinend unterscheiden sich die Kleidergrößen Europas und Asiens voneinander:" Anscheinend einigermaßen mit der Antwort zufrieden, nickte der Verkäufer. "Gut. Dann hole ich ein Maßband. Bitte gedulden sie sich einen Augenblick." Als der Mann abzog atmete Circe erleichtert auf. "Norwegen? Europa und Asien?" Fragte Raven erstaunt und Circe dehnte seine verspannten Schulterblätter. Erstaunlich wieviel man innerhalb weniger Stunden erleben konnte. Und erstaunlich wie sehr einen das stressen konnte. "Ein Land und zwei Kontinente. Ich hab zuhause einen atlas, denkannst du dir ansehen. Und jetzt Ruhe!" Der Verkäufer kam eiligst mit einem wehenden Maßband in der Hand wieder auf sie zu. "So, hier ist es schon. Wenn sie bitte so machen könnten?" Wandte er sich geschäftig dreinblickend an Raven und deutete als Mittel der verständigung gleichzeitig unter Einsatz seines ganzen Körpers an, was Raven tun sollte. Binnen weniger Minuten hatte der Mann Ravens sämtliche Körpermaße aufgenommen und suchte bereits nach entsprechenden Kleidern. "Hier hätten wir etwas sehr exquisietes aus Seide." Er hielt ein eng geschnittenes Hemd hoch und hielt es Raven Probeweise vor den Körper, der den Vorgang nur skeptisch betrachtete. "Es ist nach einem aktuellen europäischen Schnitt gearbeitet, sie dürften sich also darin sehr wohlfühlen!" Grinste der Mann breit und einnehmend und Raven lächelte unsicher zurück. "Ich danke ihnen für ihre Zeit, aber wir kommen jetzt alleine zurecht. Danke!" Der Angestellte verbeugte sich tief und kehrte beschwingt an seinen Arbeitsplatz zurück. Raven hielt das Hemd auf Armeslänge von sich und begutachtete es. "Ja,ich glaube das gefällt mir!" Sagte er leise und wendete es. "Gut, such dir noch was anderes, eine Hose oder so und nimm es mit in die Umkleide." Forderte Circe ihn auf und Raven gehorchte. Mit einigen Teilen über dem Arm begab sich Raven in die Umkleide und Circe schaute sich nun seinerseits in dem Laden um. Eine edel gearbeitete Lederjacke erregte seine Aufmerksamkeit und vor einem Spiegel streifte er sie sich testweise über. Der Schnitt gefiel ihm und das Material war angenehm weich. Mit einem Schulterzucken beschloss er sie zu nehmen. "Und, wie siehts aus?" Fragte er durch den Vorhang der Kabine in der Raven war. "Hmmm." "Das ist keine Antwort." "Naja..." "Passt es?" "Ja, aber..." "Gefällt dir die Machart?" "Ja, aber..." "Na dann nimm was dir gefällt!" Seufzte er zum zigsten Mal an diesem Morgen. Wenig später kam Raven aus der Umkleide heraus und hängte die ware zurück die ihm nicht genügt hatte. Nach einem letzten Blick über die Auslagen gingen sie zur Kasse. Eifrig scannte der Verkäufer die waren ein und notierte sie sich noch auf einem Block. Ohne bei dem genannten Betrag das Gesicht zu verziehen, zückte Circe seinen Geldbeutel und reichte dem Verkäufer eine Kreditkarte. Interessiert betrachtete Raven das Schauspiel. Nachdem der Mann ihnen die Taschen überreicht hatte, verbeugte er sich tief und verabschiedete sich. "Haben sie vielen Dank und beehren sie uns wieder!" "Jaja,..." Murmelte Circe beim hinausgehen. Augenblicklich waren sie wieder vom Lärm und Gedränge der Straße umgeben. Mit etwas Anstrengung hielt sich Raven nah an Circes Schulter. "Was war das eben in dem Laden?" "Was?" Circe musste leicht gegen die Sonne und Ravens Haare anblinzeln als er sich im gehen zu ihm hinwandte. "Dieses Ding was du dem Verkäufer gegeben hast?" "Das? Das war eine Kreditkarte. Damit wird automatisch der Betrag für den Einkauf von meinem Konto abgebucht." "Also diese Yen die der Typ verlangt hat?" "Ja." Schweigend gingen sie schweigend einige Meter nebeneinander her, bis Raven die Stille brach. "Es ist mir unangenehm." Erstaunt sah ihn Circe an. "Was?" "Es ist mir unangenehm dass du für mich diese Dinge bezahlt hast." "Und?" Circe begriff nicht so recht auf was er hinauswollte. "Ich hab ja keine Ahnung ob das jetzt viel war was u eben gezahlt hast, aber ich weiß dass du dafür arbeiten musst. Du gibst also dein hart verdientes Geld für mich aus und ich kann mich nicht revanchieren..." Erklärte er mit ausladenden Handbewegungen und Circe steckte sich derweil eine Zigarette in den Mund. "Kannst du kochen?" Unterbrach er Raven in seinem Monolog der ihn daraufhin überrascht ansah. "Naja, etwas. Ich bin kein Meis..." "Und du hast zugestimmt mir bei meinem Hausrat zu helfen." "Ja, aber..." "Gut, dann wäre das geklärt!" Nuschelte er hinter seiner Zigarette und friemelte an dem Feuerzeug um sie anzustecken. Es war immer noch leer. Mit einer untertänigen Geste steckte er die Kippe zurück und ignorierte Ravens festen Blick. "Is was?" Fragte er von der Seite und erntete ein ärgerliches Schnauben von Raven. Er grinste breit und schob ihn zu einem weiteren Geschäft. "Zier dich nicht. Mein Job bringt für das was ich tue mehr als genug und es ist nicht so dass ich jeden Monat meinen ganzen Lohn verprasse. der ist gut angelegt und wirft eine menge zusätzlich ab, also halt die Klappe und lass einfach. So, und jetzt gehen wir Unterwäsche kaufen!" Unter erschrockenem Einwänden drängte er Raven laut lachend in den Laden. Einige Zeit später und mit weiteren Tüten bewaffnet vierliesen sie ihn wieder. "Und, war doch halb so schlimm!" Meinte Circe zufrieden und übersah Ravens rotes Gesicht. "Wenn du meinst..." Bis zum frühen Nachmittag waren beide vollbeladen mit Taschen und Tüten und Raven hatte so ziemlich alles was er brauchen würde. Mit der Zeit war er in der Wahl seiner Kleidung immer eigenständiger geworden und Circe konnte seinem Stil nur mit einem unsicherem Nicken zustimmen. Die Kleider die er auswählte verlagerten sich zunehmend von männlich in einen androgynen Stil aus bauchfreien Oberteilen, gewagt geschnittenen Pullovern und Designerhosen. Ein langer zartgrüner Mantel aus weichen Synteticleder mit weißen Kunstfell an Kragen und Ärmel hatte es ihm besonders angetan. Begeistert drehte und wendete er sich vor dem Spiegel und freute sich fast kindlich über die unzähligen Details des Mantels. Ohne mit der Wimper zu zucken bezahlte Circe alles und zusammen schleppten sie die Klamotten nach Hause. "Und das essen?" Fragte Raven im Gehen und begutachtete immer wieder den Inhalt der Taschen die er trug. "Holen wir später, jetzt erst mal alles zuhause abladen!" Zustimmend und zufrieden nickte Raven. "Kannst du mir jetzt dass mit diesen Autos erklären?" Bat er Circe von der Seite und wich geschickt einer Plastiktüte aus, die Circe anstatt einer Antwort nach ihm schwang. Lachend begab er sich wieder an seine Seite. "Schon gut, schon gut. Tut mir leid!" Entrüstet schnaubend warf ihm Circe einen bedeutungsschwangeren Blick zu. Lächelnd sah Raven wieder nach vorne und dann in den blauen Herbsthimmel über Tokyo. "Weißt du, langsam gefällt mir deine Welt!" Kapitel 7: The Afternoon ------------------------ "Houston, wir haben ein Problem." Mit den unzähligen Taschen beladen, die sie auf ihrem Shopping-Trip durch die City gefüllt hatten, standen Circe und Raven im Wohnzimmer von Circe´s Wohnung und sahen sich gegenseitig erschöpft an. "Normalerweise werde ich dafür bezahlt dass ich erst denke und dann entsprechend handele, aber weiß Gott, dass ich nichtmal einen Schlafplatz für dich habe, habe ich total verdrängt." "Ich wusste auch nicht, dass du kein weiteres Schlafzimmer hat, deswegen..." fügte Raven hinzu, dem es peinlich war, dass Circe sich allein die ganze Schuld gab, als dieser ihn unterbrach. "Dich trifft ja jetzt wirklich keine Schuld, also ganz ruhig. Es ist ja nicht so, dass ich keinen Platz habe, ich habe nur keinen Platz der geeignet und sauber genug wäre, dass du dich darin einrichten könntest." Seufzend lehnte er seine Taschen gegen den Tisch und fuhr sich mit der Hand durch Haar. "Das Zimmer hier rechts steht zwar frei, aber du hast ja gesehen wie es dadrin aussieht und ich denke nicht dass wir das heute noch geregelt bekommen und vorallem werden wir kein Bett für dich auftreiben können." "Und selbst wenn, würde das auch wieder Geld kosten!" Raven machte eine ablehnende Handbewegung und entledigte sich ebenfalls seiner Taschen. "Du hast heute soviel für mich gekauft, ich weiß nicht wie und ob ich dir das jemals zurückzahl..." "Fang nicht wieder damit an, ich hab dir schon gesagt dass das in Ordnung geht, es dauert schon seine Zeit ehe ich am Hungertuch nagen muss. Gut." Nocheinmal kratze sich Circe am Kopf und fing dann an, an der Couch herumzuzerren. Raven beäugte ihn neugierig und als Circe ihn dazu aufforderte, ging er einmal halb um die Couch herum, so dass er hinter der Lehne stand und Circe die Sitzfläche zu einer doch recht komfortablen Liege ausklappen konnte. "Ich dachte du hättest kein Bett?" fragte Raven und setzte sich auf die Kante der Schlafcouch. "Als Bett ist das ganze eigentlich auch nicht gedacht, es ist nur ein Provisorium auf dem es sich nicht sonderlich gut schläft." Er bemerkte Ravens fragenden Blick. "Eine Notlösung wenn überraschender Besuch kommt. Eigentlich recht passend." schmunzelte er und ging in sein Schlafzimmer, um aus dem Schrank ein Kissen und eine Decke zu holen. Als er zurückkam, saß Raven in der Mitte der Liege, wippte probeweise auf und ab um die Matratze zu testen und sprang sofort auf, als er Circe sah. "Lass nur, du musst eh die ersten Nachte darauf schlafen, also mach es dir bequem." Circe reichte Raven Kissen und Decke und machte sich auf um sein "Abstellzimmer" zu inspizieren. Doch weiter als bis in den Türrahmen kam er nicht, das Chaos war doch zu abschreckend. "Hmm, ich werde versuchen heut noch jemanden zu finden, der das Zimmer freiräumt, die nächsten Tage werd ich keine Zeit haben. Und danach sorge ich dafür, dass es ein Gesicht bekommt." "Wie willst du einem Raum ein Gesicht geben?" fragte Raven unmittelbar hinter ihm und ein weiteres Mal zuckte Circe überrascht zusammen, weil er ihn nicht hatte hören können. "Das ist nur eine Redewendung, im Grund heißt es, dass man es annehmlich herrichtet. Also ein Bett, Schrank, Tisch und andere Kleinigkeiten." Mit einem grimmigen Blickwandte er sich zu Raven um. "Und ja keine Beschwerden, ich werde die Sachen auch brauchen können, wenn wir dich in deine Welt zurückgebracht haben. Meine Großmutter wird sowieso ausflippen vor Glück wenn ich ihr sage, dass ich diese Müllhalde endlich beseite, das war ihr ewig ein Dorn im Auge." Befriedigt nickte er, ging zum Tisch zurück, nahm Ravens und seine Taschen und trug sie in sein Schlafzimmer. Dort bat er Raven die Kleider, die er für ihn gekauft hatte, auseinander zu suchen, während er in seinem Schrank ein Regal freiräumte und Raven anschließend aufforderte, die Kleidung dort einzuräumen. "Gut, der Anfang wäre gemacht, jetzt fehlen noch die Feinheiten. Zieh dich um, wir haben noch Zeit ehe die Geschäfte schließen, dann können wir was zum Essen und anderes besorgen." "Ich mache mich gleich fertig, Dankeschön." Raven verbeugte sich gewohnheitsgemäß, was Circe mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue und einemKopfschütteln quitierte, als er das Schlafzimmer verließ, um dem französischen Brie in seinem Kühlschrank das letzte Geleit zu erweisen. ... "Was soll das heissen, du verbietest mir Fleisch zu kaufen?!" Entrüstet stand Circe vor der Kühltheke, eine Hand auf dem gutgefüllten Einkaufswagen, den er vor sich herschob und starrte Raven ungläubig an. "Natürlich verbiete ich es dir nicht, aber ich bitte dich darum es nicht zu tun." Raven war die Situation sichtlich unangenehm. Zwar beharrte er mehr oder minder auf seiner Bitte, aber dem Menschen zu widersprechen, der ihn den ganzen Tag so gut behandelt hatte, bereitete ihm ein unheimlich schlechtes Gewissen. "Und warum nicht?" "Weil es in unserem Land der Sitte entspricht keine Verwandten zu verspeißen, oder Wesen, die unsere Verwandten sein könnten." "Ihr seid also Vegetarier." "Wenn du damit meinst dass wir keine Lebewesen töten um sie zu essen, dann ja." Circe schloß die Augen, runzelte die Stirn und massierte seinen Nasenrücken. "Isst du wenigstens Eier, Milch, Honig und sowas?" "Ja." "Na Gott sei Dank keine Veganer...." murmelte er leise und warf einen letzten, wehmütigen Blick auf die verlockenden Fleischauslagen. "Dieses Mal gebe ich dir nach, aber denk ja nicht, dass ich nicht trotzdem mit schöner Regelmäßigkeit meine Portion Fleisch hole. Und wenn es nur Auswärts ist." Er drehte sich zum Wagen um und schweigend liefen sie weiter an der kühlenden Wand entlang. Circe bemerkte sehr wohl, dass Rave plötzlich sehr schweigsam war. Noch wenige Minuten zuvor, ehe sie die Fleischtheke erreicht hatten, hatte Raven fast jedes Produkt in den Händen gehalten, an denen sie vorbeigekommen waren und hatte jedes begeistert betrachtet und sich erklären lassen. Aber nun lief er nur noch schweigend neben Circe her, blieb stehen wenn er stehen blieb, lief schneller wenn er schneller voranschritt und hatte seinen Blick fast unentwegt auf seine Schuhe gerichtet. Seufzend hielt Circe mitten im Gang an und überlegte sich noch, dass, wenn er für jedes Seufzen an diesem Tag einen Cent bekäme, er ein reicher Mann wäre und alle Ausgaben aus der Portokasse würde zahlen können. "Raven, schau mich an." Widerwillig hob er den Kopf und blickte Circe aus seinen Bernsteinaugen beschämt an. "Was ist los?" "Es tut mir leid dass ich dir vorschreibe was du essen sollst und was nicht, ich habe nicht nachgedacht ehe ich dich deswegen angefahren habe. Natürlich muss ich mich nach dir richten und nicht du nach mir." Eines musste Circe Raven eingestehen, so sehr ihn die Sache auch zu beschämen schien, er wandte den Blick nicht von Circe ab. "Mach dir deswegen keinen Kopf, ich werde nicht verhungern wenn ich nicht das auf dem Tisch habe was ich mir vorstelle. Wir hatten ausgehandelt dass du das Kochen übernimmst und wenn du mit Fleisch nichts anfangen kannst, dann zwinge ich dich auch nicht dazu." Er schob den Wagen zu Seite als er merkte, dass er den Weg blockierte und sprach dann weiter. "Es tut auch mir leid, dass ich dich so angefahren habe, aber du musst verstehen, dass ich ein bekennender Allesfresser bin und wenn es mich nach Fleisch gelüstet, dann besorge ich es mir auch. Allerdings werd ich in Zukunft versuchen das so unter den Hut zu bringen, dass es dich nicht stört." Er lächelnde Raven an und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Also beschwer dich ja nicht, wenn ich mir vom Lieferdienst etwas kommen lasse, was mal ein Fell hatte, klar?" Erleichtert nickte Raven. "Das ist vollkommen okay. Danke dass du mir nicht böse bist." Wieder verneigte er sich und einige Frauen reckten neugierig die Hälse um zu sehen, warum der junge Mann mit dem Regenbogenhaar sich vor einem anderen Mann verbeugte. "Ich hoffe du gewöhnst dir das ganz schnell ab, Raven." murrte Circe und ging mit dem Angesprochenen weiter, der schon wieder lächeln konnte. Insgesamt artete der Einkauf in eine ähnliche Orgie aus, wie der Klamottenkauf am Vormittag und Circe beschloss kurzfristig, sich die Einkäufe liefern zu lassen. Ravens unbändige Neugier und Begeisterung für all die kleinen Wunder, die er in dem Lebensmittelladen entdeckt hatte, machten zwar einen Großteil dessen ein, was in den Tüten landete, aber auch Notwendiges, wie Toilettenartikel für Raven und Utensilien mit denen das Kochen überhaupt erst möglich wurde, wie Pfannen, Messer und anderes Besteck, fanden ihren Weg hinein. Absolut erschöpft und doch auf sonderliche Weise aufgekratzt, von all den neuen Eindrücken die innerhalb weniger Stunden auf ihn eingestürmt waren, folgte Raven Circe auf dem kurzen Weg zur Wohnung und genoss das laue Lüftchen, dass sie umwehte. Er war viel zu müde um Circe nach weiteren Wundern zu fragen, die ihm gar nicht mehr so auffielen und Circe hatte nichts dagegen, den Weg in Stillschweigen zu gehen. Als sie an einer kleinen Apotheke vorbeikamen erinnerte sich Circe an Ravens Verletzung und wandte sich zu ihm. "Was macht eigentlich deine Wunde?" Es dauerte eine kleine Weile, ehe Raven verstand auf was er hinaus wollte und hob dann ein paar Mal seinen Arm, als würde er mit einem Flügel schlagen. "Sie schmerzt nicht mehr und als ich mich umgezogen hatte, sah ich auch kein Blut mehr. Ich weiß allerdings nicht ob dies so bleibt, wenn ich den Verband abnehme oder wechsle." "Dann nehmen wir besser noch etwas mit. Das Jod hat dir ja nicht geschadet, oder?" Als er Ravens verständnislosen Blick sah, verbesserte er sich. "Jod ist ein Mittel das gegen Verunreinigungen hilft, ein Desinfektionsmittel, was Krankheiten oder Infekten vorbeugt. Und das habe ich verwendet, um eventuellen Schmutz aus deiner Wunde zu bringen, falls einer drin gewesen wäre." Wieder einmal nickte Raven nur und stellte keine Fragen, was Circe daran erinnerte, dass er ihn später ausfragen würde, was er wirklich verstanden hatte. "Also dieses.... Jod von dem du sprichst scheint mir gut getan zu haben, jedenfalls ist es nicht schlimmer geworden." "Gut, dann nehme ich noch neue Verbände und eine neue Flasche mit, wer weiß wielange das alles dauert." Raven folgte ihm in das kleine Geschäft und mit einem Schlag erwachte Ravens Neugier erneut. Wie schon zuvor stürmte er mit tausend Fragen auf Circe ein, der sich bemühen musste seine Wünsche anständig vorzutragen um nichts falsches zu verlangen. Grummelig beantwortete er die Fragen, von denen er wenigstens einen Bruchteil wusste und war zutiefst dankbar, als der Besitzer der Apotheke Gefallen an Ravens Neugier zu finden schien und, erfreut über die Wissbegierde des Jungen, Auskunft gab. Erneut massierte er seine Nasenwurzelwährend er darauf wartete, dass die Mitarbeiterin die Sachen brachte und sah, als er seine Augen wieder aufmachte, einen Tabakladen gegenüber dem Fenster der Apotheke. Es war genau der Laden, in dessen Seitenstraße er Raven entdeckt hatte und dieses Mal hatte er auch noch offen. Eine zeitlang fixierte er die Ladenfassade und beobachtete die Kunden die aus und ein gingen, ehe er nach dem leeren Feuerzeug in seiner Tasche griff und es abwog. "Einen ganzen Tag Circe, fast einen ganzen Tag....." murmelte er in sein Kinn und betrachtete das rote Plastikfeuerzeug. Einen ganzen Tag schon hatte er keine Zigarette geraucht und seltsamerweise gelüstete es ihn auch nicht danach. Er merkte zwar dass es ihm schon etwas fehlte, aber er wusste dass es seine Gewohnheit war, die danach verlangte, nicht sein Geschmack. Und so warf er das Feuerzeug in den Mülleimer, genau in dem Moment, als die Angestellte zurückkam. Wieder ein Omen. Na Halleluja. Circe zahlte und nahm die Einkaufstüte an sich, ging zu Raven, der sich immernoch angeregt mit dem Besitzer unterhielt und machte ihm in einem passenden Moment klar, dass es Zeit wäre zu gehen. Raven dankte dem Mann auf seine gewohnte Art und Weise und erntete damit einen Knuff mit der Einkaufstüte. Wieder auf der Straße würdigte Circe dem Tabakladen keinen Blick und stiefelte zusammen mit einem beschwingten Prinzen den Weg zu seiner Wohnung entlang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)