An Angel's Story von KilmaMora (Ein Jahr) ================================================================================ Kapitel 32: Ruhelosigkeit ------------------------- Asch-kenn-dorr^^ kehren wir wieder zu annehmbaren Kapitel-Titeln zurück... ansonsten: Die Charas sind soweit komplett, die Story geht weiter^^ "Shinichi! Hey, Shinichi!" Shinichi? War er hier? Ran erwachte sofort und schnellte mit dem Oberkörper hoch. Dann sah sie sich suchend um. Kein Shinichi weit und breit zu sehen... "Shinichi? Kommst du jetzt da runter? Wir wollen weiter!" Ran sah nach unten. Yuuki hatte sie geweckt. Dann erinnerte sie sich. Sie hatten sie Shinichi genannt. Seitdem war die junge Frau für sie Shinichi. Sie seufzte einmal kurz, dann kletterte sie vom Dach und begab sich wieder hinten in den Lagerraum. Aiko folgte ihr. "Das war echt komisch, wie du da eingeschlafen hast...", meinte sie, als sich die Türen geschlossen hatten. "Wie meinen sie das?" Das interessierte sie jetzt. Warum sollte sie nicht normal einschlafen? "Ich verstehe, dass sich das komisch anhört, aber du bist ausgeschlafen gewesen. Allerdings hast du tief und fest geschlafen, das war mehr als ein Nickehrchen..." Eine Spur von Sorge schwang in ihrer Stimme mit. "Die habe ich, seit ich bei denen im Kerker gesessen habe..." Ran drehte ihren Kopf weg. Irgendwie war das ja auch seltsam mit ihren Schlafgewohnheiten. Aiko machte große Augen. Kerker, Verlies... ja, so etwas interessierte Reporter immer sehr. Ohne die nächste Frage abzuwarten, erzählte die Kämpferin weiter. "Ich wurde mit einigen Freunden und meiner Mutter gefangen genommen, insgesamt waren wir Fünf Personen. Einer war ein Verräter, er war mein Freund..." "Warum hat er sie verraten, wenn er ihr Freund war?" Aiko unterbrach Ran sofort, als diese zögerte, Fortzufahren. Ran sah diese Person vor ihr genau an. Sie hatte zugestimmt, sich von ihr ausfragen zu lassen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, so viel sagen zu müssen... Sie überlegte. Wie viel würde sie noch verraten? Nun, es gab auch Sachen, die sie erfahren durften. Allerdings musste sie aufpassen, damit sie nichts ausplauderte... Das meiste ging ineinander über... sie durfte sich nicht in den Erzählungen verlieren... Ran schüttelte den Kopf. "Weiß nicht. Auf jeden Fall kamen wir dann in eine Zelle. Zuerst wurde meine Mutter gefoltert, ich weiß nicht, wie sie das gemacht haben. Später kam ich dann dran..." Bei dieser Erinnerung schnürte es Ran fast die Kehle zu. Die Folter... Akemi meinte zwar, dass sie Mittel genommen hätte, die nicht so schlimm waren wie die Originalen, aber trotzdem... die hatten wirklich überall Spritzen reingesetzt... Sie schüttelte sich kurz. "Willst du erst woanders weitererzählen?", fragte Aiko. Nickend antwortete Ran ihrer Gesprächspartnerin. Dieses Verhör war ihr zwar auch unangenehm, aber es wurde wenigstens nicht ganz so sehr auf die Psyche gepresst. Außerdem fehlten die Spritzen, was das ganze abrundete. Sie schwiegen erst einmal. Ran versank wieder in ihre Gedanken. Und auch, wenn sich Shinichi manchmal wieder zu Wort meldete, konzentrierte sie sich doch auf jemand anderem: Rotauge. Warum hatte er ihr so einen Umhang gegeben? Er war ein Feind dieser Organisation gewesen, so viel stand fest. Vermouth hatte gesagt, dass er ein guter Kämpfer war, der viele Tricks auf Lager hatte. Aber er soll grausam gewesen sein? Eigentlich hatte er eher einen friedlichen Eindruck bei ihr hinterlassen... obwohl... als er bei der Detektei gewesen war, da hatte er alles andere als friedlich ausgesehen... Warum hatte er ihr eigentlich wirklich den Umhang geschenkt? Wenn es nur die Kälte gewesen wäre, hätte er genauso gut gehen können und darauf warten können, dass sie rein geht. Aber... was hatte er noch mal gesagt? "Aber du musst ihn verstecken und du darfst niemandem davon erzählen, denn dann wissen manche, dass wir uns schon begegnet sind. Und das kann leider tödlich enden. Also musst du aufpassen!" "Der Umhang ist kein gewöhnlicher. Du kannst ihn ruhig benutzen, wenn du in Gefahr bist. Aber bedenke immer: Wenn andere ihn sehen, kann es schon zu spät sein. Dann werden sie dich suchen und finden. Frag besser nicht, was dann passiert. Auf jeden Fall kann ich dann für nichts garantieren. Aber wenn du denkst, dass es auf keinen Fall schlimmer kommen kann, ist dieser Mantel immer eine gute Wahl." Hatte er ihr den Mantel wirklich nur gegeben, damit sie nicht fror? Diese Warnungen... irgendwie passten die nicht... Hatte Rotauge gewusst, was auf sie zukommen würde? Aber wenn er es gewusst hatte... Warum hatte er es nicht verhindert? Warum? War er am Ende doch so einer wie dieser Krimi-Spinner? Wie hatte sie sich nur in so einen Typen verknallen können? Oder: Warum verknallte sie sich immer nur in Idioten? Nun, einer war eine Ausnahme gewesen: Tokago. Allerdings hatte er einen andern Mangel... Und auch er war tot... Wie viele mussten bisher sterben? Wie viele? Hunderte? Oder bereits Tausende? "Vielleicht sollten wir erst einmal auf deine Schlafprobleme eingehen?", unterbrach Aiko Ran erneut. Diese seufzte und richtete sich auf. "Wissen sie etwas über einen gewissen Mann... er hat ein rotes Auge und nennt sich Rotauge?" Sie musste einfach fragen! Vielleicht war ja etwas bekannt... "Meinen sie den Mörder Rotauge?" "Mörder?" Rotauge und ein Mörder? "Nun ja...", räumte die Reporterin ein. "Kein richtiger Mörder... Allerdings ist er sehr schießwütig. Umgebracht hat er noch keinen, jedenfalls kann man ihm keinen Mord anhängen. Seltsamerweise verschwanden aber manche seiner Opfer, die er niedergeschossen hatte. Ein System konnten wir bisher nicht erkennen..." Aiko schüttelte den Kopf. Ran schwieg. Rotauge, ein Mörder? Wie war ihre erste Begegnung abgelaufen... Hatte da nicht jemand geschrieen? Hatte sie nicht einen Schuss gehört? Hatte Rotauge schon viele Menschen auf dem Gewissen? "Aber..." Ran wollte widersprechen. "Er trat erst vor wenigen Tagen in Aktion. Vor zwei Tagen begann die Berichterstattung. Aber warum willst du widersprechen?" Das interessierte die Reporterin. Sollte Ran ihr etwas erzählen? Konnte sie ihr so weit vertrauen? Sie kannte Aiko nicht. War sie eine der Journalisten, die für eine Story alles tun würden? Oder nahm sie Rücksicht? Journalismus war ein grausamer Beruf. "Was werden sie bringen, wenn ich ihnen das verrate?" Diese Frage schien Aiko zu erstaunen. Ran hatte diese Frage aber stellen müssen. Es war etwas zu persönliches, als dass sie wollte, dass alles an die Öffentlichkeit gebracht wurde. "Nun, du hast nur für die Story mit dem Kampf zugesagt. Wenn das nichts miteinander zu tun hat, werden wir auch nichts bringen." Ran stöhnte. Das hatte doch alles miteinander zu tun! Warum musste nur alles in einem Zusammenhang stehen...? Alles hing zusammen? Warum hatte Ran nicht schon vorher daran gedacht? Sie erinnerte sich... Nicht nur Rotauge musste mit einbezogen werden, auch noch andere Personen! Tokagos Verhalten vorher. Tomoakis Verhalten ihr gegenüber. Shiho Miyano! Akemis Schwester! Warum hatte sie Ran belogen, als sie sie gefragt hatte? Eigentlich war es klar, aber irgendwie... es war ihr nicht so vorgekommen, als ob Shiho sie belogen hätte. Was sollte sie tun? Sie schwieg bis zum Abend. Aiko ließ sie in Ruhe, so dass Ran wenigstens nachdenken konnte. Sie rollte die ganzen Erlebnisse nach ihrem Selbstmordversuch noch einmal auf. Stück für Stück, Teil an Teil versuchte sie, das Puzzle zusammenzufügen. Aber es war unvollständig. Wenn ihre Mutter doch bei ihr wäre... oder Sonoko... oder Kazuha... Oder einer der anderen... Zum ersten Mal seit ihrer Flucht lies sie ihren Tränen freien Lauf. Sie fing einfach an zu heulen, als sie an sie dachte. Sie hatte seit ihrer Flucht viel zu wenig an sie gedacht... Das hatten sie nicht verdient! Sie sollten nicht in Vergessenheit geraten, das wäre einfach zu unfair! Wenn sie schon Unfairerweise sterben mussten, dann sollten sie wenigstens nicht vergessen werden! Später, als der Kleintransporter hielt, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Aiko streichelte sie. "Ich weiß nicht, was du durchgemacht hast. Aber versuch, dir allem klar zu werden. Es hilft nichts, wenn du dich selbst belügst. Egal, wie schwer es auch sein mag: Es gibt immer nur eine Wahrheit. Ich bin Reporter und habe mir zur Pflicht gemacht, die Wahrheit aufzudecken!" Das war zuviel für das seelisch kranke Mädchen. Den Rest des Tages verbrachte sie weinend im Lagerraum, bevor sie sich in ihren Umhang einkuschelte und einschlief. Sie konnte also auch nicht auf Rotauge hoffen... er steckte auch damit drin... und auf den Rest war eh nicht verlass! Gab es denn niemanden in der Welt, den sie vertrauen konnte? Irgendwen, der sie nicht ausnutzte? Mit diesen Gedanken schlief sie sehr schlecht. Asch-kenn-dorr... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)